Rochus Wolff - Kommentare
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Alle Kommentare von Rochus Wolff
Schon die ersten Minuten von „The Disappearance of Alice Creed“ etablieren Thema und Stil des Films: Hier wird, ohne dass je ein Wort gesprochen wird, eine Entführung vorbereitet, planvoll, wohl organisiert, offenbar von langer Hand abgesprochen. Danny (Martin Compston) und Vic (Eddie Marsan) graben ein Loch im Wald, bereiten ein Zimmer mit Bett vor, legen Waffe, Handschellen und Knebel bereit. Etwas später wird Vic dann seinen Partner zurechtweisen, als dieser es etwas laxer angehen will: „We’re not amateurs!“
Vacancy ist alles andere als ein blutiger Slasher, im Gegenteil, es passiert im Grunde lange Zeit nichts, die Bedrohung findet primär in den Köpfen der Opfer (und der Zuschauer_innen) statt – das ist näher an einem Psychothriller wie "The Strangers" dran als an "Hoste"l, auf den er sich zu beziehen scheint.
Seit 1987 schon macht dieses Biest die Erde in mittlerweile vier Filmen zu seinem Jagdgebiet und ist sich dabei, das ist eigentlich recht erstaunlich, im Kern weitgehend treu geblieben: Der „Predator“, eigentlich ja nur: „Jäger“, den John McTiernan im ebenso genannten Film erstmals auf die Welt respektive Arnold Schwarzeneggers Söldnertruppe losließ, ist jenen Wesen, die jetzt unter Nimród Antals Regie auf die Leinwand kommen, immer noch sehr ähnlich.
Schon im Vorspann küssen sich zwei Teenager, es ist eine feuchte Angelegenheit bar aller romantischen Verklärung, dafür mit viel Hingabe und Zunge. Die Haut ist unrein, die Frisuren sind katastrophal, die Erektionen unwillkürlich. Jungs bleiben Jungs – der deutsche Verleihtitel trifft die lakonische Ironie des französischen Les beaux gosses (etwa "Die hübschen Kerle") nicht – ist in seiner unverfälschten Direktheit gnadenlos; fast schon dokumentarisch ehrlich werden hier Leiden und Hässlichkeit des Heranwachsens thematisiert und gezeigt, ohne dass dies allerdings je in depressiven Weltschmerz abkippen würde.
Die Verfilmung der Fernsehserie aus den 1980er Jahren bleibt ihrer Vorlage treu, ragt aber genau deshalb nur wenig aus der Masse ähnlicher Filme heraus.
Ich finde den Bewertungsbalken deutlich zu klein. Fand die Größe zuletzt eigentlich sehr handhabbar und angenehm.
Sólo quiero caminar, der in Deutschland als Las Bandidas – Kann Rache schön sein! von Sunfilm (amazon-Link) vertrieben wird, ist ein schönes Beispiel dafür, wie das spanische Kino mit Genreschablonen umzugehen weiß: sie elegant umtanzend nämlich. Hier nun haben wir es mit einem wohltuend sperrigen Rache-Heist-Drama zu tun, das sich eine ganze Weile Zeit läßt, bis es so richtig zur Sache kommt.
Shawn Levys Komödie (meiner Meinung nach die erste wirklich brauchbare, bei der er Regie geführt hat) schickt das Ehepaar Foster, Claire und Phil (Tina Fey und Steve Carell), auf eine Odyssee durch New York, die sich zwar als Actionkomödie tarnt (und als solche eher so-la-la funktioniert) – die Fosters werden mit einem anderen Paar verwechselt, welches anscheinend einen Mafiaboss zu erpressen versuchte -, de facto die beiden aber durch eine tour de force von Beziehungsmodellen schickt.
Wer? Braucht? Das?
Britische Street-Dance-Truppen kämpfen um die nationale Meisterschaft: Das ist gut gemachtes Tanzkino, trotz dreier Dimensionen ohne große Tiefen.
Renny Harlin ist eine etwas instabile Größe. Der Mann, seit gestern weiß ich auch, daß er Finne ist, macht großartige Actionfilme wie The Long Kiss Goodnight oder Over-the-Top-Streifen wie Die Hard 2, zeichnet verantwortlich für die Trashperle Deep Blue Sea, hat aber auch viele sehr, sehr zweitklassige Filme in die Welt gebracht.
12 Rounds, sein bisher jüngster Film, fällt irgendwo dazwischen: solides Actionkino, durchaus technisch auf der Höhe der Zeit, samt ewig unruhig schwimmender Kamera, Unschärfen und sehr viel Bumm, aber eben auch eigentlich herzlich egal und emotional uninteressant.
Um eine Wahrheit zumindest kommt man nicht herum: Ob man Gaspar Noés neuen Film Enter the Void nun leiden kann oder nicht, ihn zu sehen ist jedenfalls, in welche Richtung auch immer, eine ästhetische Grenzerfahrung, ein Zerren an sonst meist stillgelegten Nerven, eine Herausforderung und ein Ärgernis.
Was hat Liebe eigentlich mit unserem Körper zu tun? Daniel Sánchez Arévalo stellt in seinem Karussell des Begehrens zwischen Komödie und Tragödie lauter richtige Fragen.
Da versammeln sich unterschiedlich schwergewichtige Menschen (zwischen leicht übergewichtig und ernsthaft adipös) beim smarten Therapeuten Abel, weil sie schlanker, leichter werden wollen. Und Abel fordert sie als Erstes auf, sich ganz auszuziehen, geht auch mit gutem Beispiel voran. Nur wenige seiner prospektiven Patienten bleiben – diese aber, wir ahnen es, werden rasch mehr als nur ihren Körper freilegen.
Das Problem ist: Daß immer noch zu sehr Disney herauskommt, viel zu kinderfreundlich, viel zu glattgespült und viel zu vorhersehbar. Natürlich ist Prince Charming nicht der Prinz ihres Herzens, und natürlich wird Giselle (Amy Adams ist wie immer zauberhaft, aber das macht es hier eher noch schlimmer) alle Herzen ringsum erweichen und mit Liebe erfüllen. Etwas mehr Anarchie hätte diesem Film gut getan, echte Konflikte und derlei raue Realitäten.
In Transformers: Revenge of the Fallen spart sich Michael Bay jede Form von Exposition (und kann das natürlich, weil er die Kenntnis aller Umstände aus dem ersten Film bei den Fanboys voraussetzt), und das ist vielleicht einer der Gründe dafür, warum in deser Fortsetzung (der wohl zwingend eine weitere folgen wird) das Gleichgewicht in Richtung Spektakel kippt – es kennt keine Grenzen mehr.
Für "Les aventures extraordinaires d’Adèle Blanc-Sec" hätte noch ein wenig Ausdauer beim Skript dem Projekt womöglich ganz gut getan: Man sieht dem Film doch zu sehr an, dass seine Handlung aus mehreren Bänden der Comics von Jacques Tardi zusammengeklaubt wurde. Leichtigkeit erarbeitet sich der Film allenfalls dadurch, dass er Phantastisches ganz gewöhnlich behandelt, als sei es eigentlich nichts Besonderes, uralte Flugsaurier oder ägyptische Mumien wieder zum Leben zu erwecken.
Vincent Cassel ist in 'Sheitan' geradezu delirös. Gemeine Backwoods-Story außerhalb der üblichen Klischees.
Die Geschichte karikiert die klassischen Alien-Invasionsfilme der 1950er Jahre, indem sie zunächst einmal die Prämisse völlig umdreht. Handlungsort ist hier nämlich nicht die Erde, sondern der titelgebende “Planet 51″, bewohnt von (natürlich sehr niedlichen) grünen Aliens mit Fühlern, deren Lebensstil ziemlich genau dem entspricht, was man von einer amerikanischen Kleinstadt der 1950er erwarten würde – außer daß nahezu überall Kornkreis-Symbole auftauchen und die Mensche kleine Gigersche Aliens mit Säurenurin als Haustiere durch die Gegend zerren.
Mit seinen 59 Minuten ist der Film weise genug, seine Möglichkeiten und Inhalte nicht ins Unendliche auszudehnen, sondern bleibt kompakt, kurzweilig und interessant: Er beschränkt sich auf eine kleine Gruppe von Figuren und räumlich auf das Haus rund um einen Berliner Hinterhof; die Konzentration in Form und Inhalt verzichtet auf allen unnötigen Ballast.
„Dans ton sommeil“ ist am Psychologisieren eigentlich nicht gelegen; dafür ist der Film zu sehr als Genrefilm angelegt – eigentlich. Denn zugleich konterkariert er ohne großes Federlesen die Grundstrukturen, die dem Thrillergenre zu eigen sind.
Von Anfang an sind die Augen da, im Vorspann mit Splitscreen gar drei Paar gleichzeitig – da kündigt der Film seine eigene Struktur schon an, nur merkt man es noch nicht. Kratziges Filmmaterial bieten die Opening Credits, und mit der eingesetzten Type, der geteilten Leinwand und der Musik wird man flugs in die Filmwelt der 1970er Jahre versetzt, und das ist Absicht, und das ist erst der Anfang.
"Amer" ist der erste Langfilm von Hélène Cattet und Bruno Forzani, vom französischen Verleih gerne als „Neo-Giallo“ angekündigt. Er lässt mit jedem Atemzug der Protagonistin die Begeisterung der zwei Regisseure für den Giallo erkennen; "Amer" ist keine Hommage, er ist eine Liebeserklärung.
Wenn der Onkel die eigene Flamme verführt: Felix Van Groeningen erzählt komisch und traurig vom Erwachsenwerden unter Säufern.
Jackie Earle Haley ist als Freddy Krueger völlig unfürchterlich, was vermutlich weder so richtig an ihm liegt noch an der Maske, die allerdings seiner Mimik keine Chance läßt, ohne dem wirklich Schrecken hinzufügen zu können. Er entwickelt aber keinerlei wirkliches Schreckenspotential, keine Aura von Bedrohung oder tiefergehendem Bösen – er taucht auf, sagt Oneliner auf, die zwischen gewollt-schlüpfrig, halblustig und pseudobeängstigend changieren und klimpert ein bißchen mit den Fingerklingen.
Was als harmloser Segelturn unter Freunden beginnt, gerät rasch zu einer Geschichte unausweichlicher Schicksalhaftigkeit.
Mary & Max wirkt auf den ersten Blick wie ein amüsantes Märchen – was sicherlich zu allererst daran liegt, dass es sich um einen Trickfilm handelt, der vollständig mit Knetmasse modelliert wurde, ganz in der Tradition der Aardman Studios oder etwa des großartigen Coraline von Henry Selick; vor allem und spezifischer ist Mary & Max jedoch eine Weiterentwicklung, in Thema, Ton und Form, von Adam Elliots mit einem Oscar ausgezeichneten Animationskurzfilm Harvie Krumpet.
Auch darin ließ Elliot seinem im Titel genannten Protagonisten schon Krankheiten und bizarre Unfälle widerfahren; gestorben wird viel, und das Ende, so hoffnungslos es auch wirken mag, ist doch mit Lebenslust prall gefüllt. So ähnlich (vom Ende sei gleichwohl noch nichts verraten), aber noch subtiler findet man das auch in Mary & Max, das seine unmögliche Geschichte von unwahrscheinlichster Freundschaft im Gewand einer tiefschwarzen Komödie versteckt, die doch vor allem eines will: Die Vielfalt des Lebens feiern, vor allem in jenen Ecken, in denen abseitige Gedankententakel menschlichen Gehirnen zu entweichen scheinen.