Rochus Wolff - Kommentare

Alle Kommentare von Rochus Wolff

  • 7 .5

    Die Rollen der beiden Protagonisten sind stets fragil und unklar, in der Handlung wirken sie oft eher mitgerissen und von sich selbst überrascht denn planvoll agierend. Und Gavras’ Inszenierung gibt dem ganzen noch deutliche Kontrapunkte.

    • 7
      über Rubber

      Das eigentlich bemerkenswerte an Quentin Dupieuxs Film 'Rubber', der seit Cannes in Europa und anderswo auf den Festivals herumgereicht wurde, ist nicht die zugegeben reichlich abgefahrene Handlungsprämisse vom mörderischen Pneu, der zwischendurch aus einem Swimmingpool gezogen werden muß – das ist zwar in sich schon originell und einigermaßen amüsant, nutzt sich aber im Laufe der nicht ganz neunzig Minuten schon ein wenig ab (und Dupieux war klug genug, den Film so knapp wie kurz zu lassen).

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      • 2

        Die Bilder von 'Snowblind' sind so mit völlig nutzlosen Details überladen, so daß sie auch dann schwammig und unscharf wirken, wenn sie es eigentlich nicht sind; dieses Gefühl einer schwammigen Leinwandoberfläche wird dadurch noch verstärkt, daß die digitale Postproduction zum Teil echte Schwächen zeigt, wenn etwa die Figuren über den Fußboden eher zu schweben und zu gleiten denn zu gehen scheinen. Auch wirken manche Szenen gerade aus dem langen Schußwechsel am Schluß, als seien sie aus einem Computerspiel einmontiert.

        • 2

          '30 Days of Night: Dark Days' stellt, mit seinen miserabel ausgerüsteten und vorbereiteten Kämpfer_innen, die durch völlig unlogische Handlungsentwicklungen hindurch sich nicht einmal die Zeit nehmen, ihre blutverkrustete Kleidung zu wechseln, vor allem seine eigene Trashigkeit aufs Podest – nur leider weder ironisch noch absichtlich.

          • 7 .5

            Die ruheständlerischen Alten, die es mit der Eleganz und Arroganz der größeren Erfahrung natürlich locker aus Hüfte und Handgelenk mit den frechen, jugendlichen Emporkömmlingen aufnehmen, haben jedenfalls alle die Gestalt bekannter Größen des Hollywoodkinos, und ihre Figuren erschließen sich nur vollständig, wenn man ihre vorherigen Rollen im Blick behält.

            • 2

              Man weiß bei „Jonah Hex“ von Jimmy Hayward eigentlich gar nicht so recht, wo man anfangen soll, sich aufzuregen. Der Film ist natürlich von den Anfängen seiner Entstehung an unter strengster Beobachtung einer nicht unbedingt freundlichen Menge von Fanboys und -girls gewesen. Wenn man sich das Endergebnis nun ansieht, dann muss man erst mal sagen: Das war viel Lärm um Nichts, aber leider nicht in Shakespeare'scher Qualität, ganz im Gegenteil. An diesem Film stimmt fast nichts, und selbst wer die Besetzung von Megan Fox als „Eye Candy“ begrüßt haben mag, wird bitterlich enttäuscht werden: Denn ihre Rolle in dem mit 81 Minuten eh schon bemerkenswert kurzen Film ist minimal, willkürlich eingefügt und im Wesentlichen: überflüssig.

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              • 6

                Mit „Insidious“ habe er, so sagte Wan bei der Vorstellung des Films auf dem Filmfestival im spanischen Sitges, wieder zu seinen Independent-Wurzeln zurückkehren und Filme nach seinen eigenen Vorstellungen machen wollen. Seinen neuen Film, entstanden nach einem Skript von Leigh Whannell, mit dem Wan schon bei zahlreichen seiner Projekte zusammengearbeitet hatte, verstehe er als Hommage an klassische Gruselfilme wie „Poltergeist“ oder „The Haunting“.

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                • 6

                  Louise sucht das Glück: In Dennis Gansels Film ist das Vampirdasein ein zerbrechliches Mitternachtsfest von Konsum und Frauensolidarität.

                  • 8

                    Der Film dreht das reichlich bekannte und oft verwurstete Backwoods-Szenario einmal komplett um und läßt eine Gruppe „College-Kids!“ (dies einer der im Film meistgeäußerten Ausdrücke, stets mit ziemlich genervtem Unterton), die zu viele schlechte Backwoods-Slasher gesehen habe, auf zwei ziemlich freundliche, nur oberflächlich wild aussehende Hillbillies stoßen, die Alan Tudyk und Tyler Labine mit großer Hingabe spielen.

                    • 4

                      "Zebraman 2" ist eine wüst den westlichen Erwartungen zuwiderlaufende Superheldengeschichte, bei der es bis kurz vor Schluß dauert, bis es richtig zur Sache geht.

                      • 6 .5

                        Eigentlich sind Leute, die Live Action Role Playing betreiben, ja ebenso wie Goths und Horrorfilmfans (um nur zwei äußerlich auf die meisten Menschen mindestens genauso bizarr wirkende Minderheiten zu benennen), ja äußerst ausgeglichene und friedliche Naturen. Insofern tut ihnen "The Wild Hunt" vielleicht etwas unrecht, der im Wesentlichen beschreibt, wie auf einem LARP-Wochenende aus dem Spiel sehr schmerzhafter Ernst wird.

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                        • 8 .5

                          Ein zärtlicher, sensibler, über weite Strecken fast meditativer Monsterfilm.

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                          • 7

                            Ein veritabler Samuraifilm ganz klassischer Machart – ein Remake von Eiichi Kudos "The Thirteen Assassins" (1963). Im ersten Drittel des Films werden Bündnisse geschmiedet und Vorbereitungen getroffen, und dann wird irgendwann gekämpft, gekämpft, gekämpft.

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                            • 3

                              Die High School, noch so ein amerikanischer Filmtopos, ist die Hölle, bzw. dort natürlich die Anderen. In der geläufigsten Tradition der Schulfilme sind es am Ende die Underdogs, die Außenseiter und Geeks, die doch die Oberhand behalten – moralisch natürlich sowieso. "The Final" spielt einmal eine andere Phantasie einigermaßen konsequent durch: Die brutale, auslöschende Rache der Unterdrückten an ihren Peinigern, und zwar nicht ungeplant und in einer emotionalen Ausnahmesituation wie in, zum Beispiel, "Carrie", sondern als kühl kalkulierte, wohlvorbereitete Abendveranstaltung.

                              • 7 .5

                                Das Skript von Stuart Morse übernimmt die Grundkonstellation des Originals: Die junge Autorin Jennifer Hills (Sarah Butler) hat sich eine Hütte an einem See gemietet, um in Ruhe an einem Buch schreiben zu können. Sie wird dort und anschließend mehrfach im Wald von einer Männergruppe um den Tankwart Johnny (Jeff Branson) vergewaltigt; anschließend stürzt sie in einen Fluss und wird von den Männern für tot gehalten. Einige Zeit später kehrt sie jedoch zurück und nimmt blutige Rache an den Tätern.

                                • 0 .5

                                  Ganz am Anfang von "The Dark Lurking" steht irgendwo zu lesen, bei dem Handlungsort handle es sich um eine Station für “Metaphysical Research”, aber wer hier einen Film von irgendwie metaphysischen Qualitäten erwartet, der liegt extrem schief gewickelt. Das steht da halt so, wie auf dem Cover auch als deutscher Verleihtitel "Alien vs Zombies" steht, obwohl das mit der Handlung nichts zu tun hat – allenfalls sehen die in schlechte Latex-Verkleidungen gesteckten Monsterstatisten entfernt Zombies und in wenigen Fällen Gigers Alien ähnlich – und hier auch nur Menschen gegen alles andere kämpfen.

                                  • 4 .5

                                    Wenn man will, kann man „Agnosia“ auch als Parabel über gesellschaftlichen Wandel und gar die Auflösung patriarchaler Ordnung lesen, in dem die vom Vater hergestellte und gesellschaftlich sanktionierte Erbfolge – der Nachfolger in der Arbeit wird zugleich Nachfolger im Amt des Familienoberhaupts – durch die Kraft des Krieges (als „Vater aller Dinge“) und den Einfluss der proletarischen Schichten angegriffen wird. Allerdings ist Miras Film weder so eindeutig lesbar noch findet er einen Weg, um seine eigene Bilderwelt zu beschränken und zu fokussieren.

                                    • 8 .5

                                      Confessions ist ein auch ästhetisch spannendes Vexierspiel über Rache und Moral, über menschliche Abgründe und den Wert von Leben. Und immer wenn man glaubt, Tetsuya Nakashima habe seine Figuren jetzt genug leiden lassen, dann setzt er noch eine weitere Ebene hinzu. Und noch eine. Bis die finale Punchline des Films noch einmal richtig fest dahin schlägt, wo es weh tut.

                                      • 2
                                        über Twelve

                                        Und mit den Drogen kommen die Tränen, die Waffen sowieso. Joel Schumachers moralische Tragödie von der Upper East Side bietet viel schöne Oberfläche.

                                        • 5 .5

                                          Brad Andersons „Vanishing on 7th Street“ reduziert zivilisatorische Notwendigkeiten auf die Beschaffung und Erzeugung von Licht. Paul (John Leguizamo) ist Filmvorführer in einem Kino, eines jener Multiplexe, wie es sie in amerikanischen Einkaufszentren zu Hunderten gibt. Gerade noch hat das Mädchen hinter der Getränketheke mit ihm geflirtet, da fällt auf einmal das Licht aus, alles wird dunkel – und alle Menschen sind mit einem Schlag verschwunden, nur ihre Kleider, Brillen, Schuhe, Schmuckstücke und künstlichen Gebisse lassen sie zurück.

                                          In Andersons Film ist es das Dunkel selbst, das Schrecken verbreitet und darstellt – das „Monster“ bekommt nicht nur keine feste Gestalt, es ist auch körperlos, nicht fassbar.

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                                          • 7

                                            Übernatürliche Kräfte sind in Berdejos Film am Werk, sie entstammen dem seltsamen Hügel, der direkt gegenüber des neuen Hauses liegt und von dem sich Louisa magisch angezogen fühlt. Von dort bekommt sie offenbar neue Kräfte und neues Selbstbewusstsein, und so wird auch ihre Motivation dafür verständlich, immer wieder dorthin zu gehen, auch nachdem ihr Vater schon misstrauisch geworden ist.

                                            • 6 .5

                                              Wir mögen unsere Rockstars allgemeingültig. Joann Sfar sucht gleichwohl mit den Mitteln der Fantastik nach dem Wesen des französischen Sängers Serge Gainsbourg.

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                                              • 7 .5

                                                Josh Appignanesis Film bietet Momente zum Fremdschämen in großer Zahl, und das ist natürlich Absicht, will er doch herausarbeiten, wie einschränkend reduzierte Formen von Identität sein können – und zugleich: wie wenig wir doch voneinander wissen, wie billig und kleinlich unsere Vorurteile voneinander sind. Das dürfte vor allem im Interesse von Omid Djalili sein, für den dieser Film natürlich ein Aufmerksamkeitsvehikel ist. Djalili ist in Großbritannien als Stand-Up-Comedian bekannt, seine Show hat es zwischendurch sogar einmal ins Nachtprogramm des WDR geschafft.

                                                • 7

                                                  Die Schauwerte des Films sind natürlich jene, mit denen das Publikum von Plakaten und Anzeigen herab ins Kino gelockt wird: „Sea, Sex, and Blood“. Und auch wenn der Geschlechtsakt in Piranha nicht on screen vollzogen wird, so wirkt der Film doch ein wenig wie ein Testlauf, um mal auszuprobieren, wie gut sich wohl das Pornographische fürs dreidimensionale Kino eignet.

                                                  • 8

                                                    'Vampires' ist ein Mockumentary, ein konsequent als Dokumentarfilm verkleideter Blick auf die (natürlich fiktionale) Vampirgesellschaft in Belgien am Beispiel zweier in einem Haus zusammenlebenden Vampirfamilien.

                                                    Vincent Lannoo läßt seinen Film mit einigen Texttafeln beginnen, die von den schwierigen und sogar tödlichen Versuchen berichten, diesen Film zu drehen – meistens wurde die Crew zum Hauptgericht der zu Portraitierenden. Nun aber sei man beim dritten Mal und unter großen Sicherheitsvorkehrungen endlich erfolgreich gewesen – und widme den Film gerne den bei seiner Entstehung Verstorbenen.

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