Rochus Wolff - Kommentare

Alle Kommentare von Rochus Wolff

  • 7

    Aber was passiert mit Grenzbeamten, wenn die Mauern fallen? Dany Boons neuer Film „Nichts zu verzollen" stellt zwei sehr gegensätzliche Vertreter dieser Spezies an der französisch-belgischen Grenze einander gegenüber, die nicht nur mit der innereuropäischen Grenzöffnung im Januar 1993 klar kommen müssen, sondern auch miteinander. Daraus wird eine turbulente, aber nie überdrehte Komödie, die sich nicht auf die ganz einfachen Lösungen verlässt.

    • 6

      Das Grundkonzept von Hoodwinked! hat einen gewissen Charme: mit Rotkäppchen ein bekanntes Märchen zu nehmen und dann eine Kriminalgeschichte darum herum zu stricken, die völlig die Grenzen der althergebrachten Geschichte verläßt und stattdessen vor Spielereien mit anderen Märchen und popkulturellen Referenzen nur so strotzt.

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      • 2

        Insgesamt ziemlich müder Versuch, das Blaxploitation-Genre da zu parodieren, wo es das längst schon selbst erledigt hatte: In den übersteigerten Posen seiner männlichen Helden. So wirkt das gewollt unfertige, unvollkommene bald nicht mehr überraschend und frisch, sondern eben: gewollt. Dabei gibt es mindestens eine Szene (M&M's!!!), die an bizarrer Brillanz ihresgleichen sucht. Mehr davon hätte gut getan.

        • 3

          Regisseur Simon West ist an seinem Film zu desinteressiert, um aus all den Möglichkeiten des Films irgendetwas Neues zu machen. Allzu brav folgt er den Spuren des Originals, der Rest wird kräftig aufgewumst, aber mehr als durchschnittliches Ballerkino kommt dabei nicht heraus, schlecht computeranimierte Blutspritzer inklusive.

          • 8
            über Pina

            Da dem Film, der eigentlich mit Bausch zusammen gedreht werden sollte (und schon seit längerer Zeit in Planung war) nach ihrem plötzlichen Tod im Juni 2009 die Protagonistin abhanden gekommen war, hat Wenders stattdessen einen Film für Pina Bausch gemacht - weniger eine Dokumentation als eine Hommage, ein Film voll jener Bilder, für die man Pina Bausch - eine der herausragenden Gestalten des modernen Tanzes im 20. Jahrhundert - in Erinnerung behalten sollte.

            • 7 .5

              Kevin Williamson und Wes Craven kehren 15 Jahre nach den ersten Morden nach Woodsboro zurück. Sie lassen auch die jungen Protagonisten ihres neuen Films fortwährend von anderen Filmen sprechen, aber es geht dabei dann doch nicht mehr hauptsächlich um den ironischen und wissenden Blick auf die Regeln des Spiels.

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              • 6

                Der Film ist vor allen Dingen ein recht glücklich hingeworferner, sehr leichter Genremix, der Liebeskomödie und Actionverschwörungsfilm kombiniert, und wenn es daran etwas zu beklagen gibt, dann vor allem, daß Verfilmungen von Philip K. Dick-Geschichten doch viel zu oft am Ende in ein Jump-and-Run-Szenario münden, weil sie die Komplexität der Universen nicht anders in Bilder zu fassen verstehen.

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                • 3 .5
                  über Spurlos

                  'Sans laisser de traces' (in Deutschland als 'Spurlos' im Vertrieb) ist ein seltsamer Thriller, bei dem man über die wirklichen Motive selbst der Protagonisten lange im Unklaren bleibt, der sich auch ästhetisch konsequent einer distanzierten, geradezu kalten Haltung befleißigt, die es leider umso schwerer macht, mit dem Protagonisten mitzufiebern, sich auch nur Sorgen um ihn zu machen, das gefühlskalte Arsch.

                  • 7
                    über Catfish

                    „The kid’s pretty awesome. At least from Facebook.“ Ein Dokumentarfilm über gefälschte Identitäten und das richtige Leben dahinter.

                    • 8 .5

                      Eine Kleinfamilie (Mama, Papa, Teenagertochter) wird von drei Männern in ihrem frisch bezogenen Haus überfallen. Der Film ist unglaublich dicht und mit vergleichsweise wenigen Schnitten gemacht - die meisten Sequenzen sind offenbar mit einer Steadycam und minutenlang ohne Cut entstanden. Das saugt in die Story hinein, und das macht alles nur noch schlimmer.

                      • 8

                        [Was Bousman] hier zum eigentlichen Thema macht: den Konflikt zwischen „Mutter“ und Beth, zwischen zwei Frauen mit (dann manchmal überraschend doch nicht so sehr) gegensätzlichen Lebensentwürfen und Vorstellungen von Mütterlichkeit. An den Auseinandersetzungen zwischen diesen beiden Figuren entwickeln sich nämlich wesentlich mehr Konfliktlinien und interessante Plottwists als bei allen anderen Figuren – erst wenn diese beiden gegeneinander agieren, wird die Handlung, die sonst meist recht gradlinig, fast vorhersehbar verläuft, mehrschichtig und komplex, bevor am Ende für Momente alles offen zu sein scheint.

                        • 8 .5

                          Mit „Troll Hunter" ist André Øvredal ein bemerkenswerter Erstlingsfilm gelungen, der sich still und unauffällig gegen festgefahrene Genre-Konventionen stellt und gerade dadurch den Fantasy- und Monsterfilm für neue Zuschauergruppen öffnen könnte. „Troll Hunter" ist ein bezauberndes Stück nordischer Mythologie in ganz und gar modernem Kleid!

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                          • 3

                            Es ist ja schon eine Weile her, daß Joe Dante als Hoffnung des familienfreundlichen Schreckenskino hat gelten dürfen; man muß im Grunde bis zu den Gremlins-Filmen (1984, 1990) und zu Small Soldiers (1998) zurückgehen, um überhaupt Filme benennen zu können, mit denen er als Regisseur überzeugen konnte; danach kamen auch praktisch nur noch kleinere Arbeiten fürs Fernsehen. Mit The Hole möchte er nun offenbar in genau dieses Segment wieder hineinstoßen, daß er sich seinerzeit eröffnet hatte, und man kann dazu zweierlei sagen: Dies gelingt ihm, der Film aber, der will ihm nicht gelingen.

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                            • 6 .5

                              Landis macht aus dieser Geschichte ein ziemlich unterhaltsames Kostüm- und Ausstattungsabenteuer, in den blau-braun ausgeleuchteten engen Straßen und Behausungen der schottischen Stadt, noch spürbar präindustriell. Das ist schwärzlich angemalt, aber insgesamt eher unblutig. Dafür kombiniert Landis Versatzstücke der Gaunerkomödien (eine unfähige Polizei, hier: Militia, romantische Verstrickungen und sympathische Helden) elegant und durchaus unterhaltsam neu, aber das ganz aufregende Kinoabenteuer wird es dann eben doch nicht, den hübschen Gastauftritten von Tim Curry als Knox’ Widersacher Monro und von Christopher Lee zum Trotz.

                              • 6

                                Wer hätte gedacht, daß sich in Verbrechens- und Verbrechensbekämpfungskreisen so viele musische Talente verstecken? Der Killer als Sängerin, der Geheimagent spielt dazu Gitarre - und denkt doch zunächst einmal, der Mörder sei wohl der Gärtner. Das Wechselspiel der Intrige funktioniert hier tatsächlich recht gut, es wird getäuscht und laviert, daß es eine Freude ist.

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                                • 3

                                  [Es ist] eigentlich hinfällig, den Film an der Glaubwürdigkeit seiner Figuren oder der Handlung zu messen. „Hatchet II" ist Funsplatter: Da ist nichts ernst gemeint, da schaufeln sich die Opfer ihr Grab ohnehin selbst - Sex im Sumpf zum Beispiel ist schon eine ziemliche Dummheit. Und wenn Crowleys Beil auf Arm und Bein niedergeht, dann sprühen gleich Fontänen knallroter Flüssigkeit.

                                  • 9 .5

                                    'Kynodontas' ist ein ganz und gar eigener Film, der sein eigenes kleines, abgründiges Universum mit niemandem teilen muß: Bis in die Verästelungen der Sprache und des Lebens hinein treibt Regisseur Giorgos Lanthimos sein Spiel und versteckt die innere Dramatik gekonnt hinter unerträglich ruhigen Bildern.

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                                    • 7 .5

                                      'Paul' von Greg Mottola (der zuletzt 'Superbad' und 'Adventureland' gemacht hat) ist von den ersten Momenten an ein Nerdfilm, und damit spielt er nicht verschämt herum, das stellt er schon offen in seinen beiden Protagonisten aus: Graeme Willy und Clive Gollings verkörpern ihre eigene Zielgruppe nahezu perfekt mit ihren unvollkommenen Körpern, den jeden Trend ignorierenden Frisuren und geeky T-Shirts.

                                      • 8 .5

                                        Womit der Erstling von Regisseur Gustavo Hernández wuchern kann, ist der Effekt der formalen Selbstbeschränkung: eine unheimlich (und unheimliche) dichte Atmosphäre, die der Film schon nach kurzer Zeit aufbaut und dann bis zum Schluß aufrechterhält.

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                                        • 7

                                          Was wird also aus dem Jäger, wenn er das Böse mit dessen eigenen Mitteln jagt? 'I Saw The Devil' fragt danach mit großer Konsequenz. Man sieht hier einem Rachedrama von Shakespeare'schen Ausmaßen und Abgründen bei der Entfaltung zu, und dann wird es allerdings noch deutlich blutiger als selbst in ' 'Tis Pity She's a Whore' von Shakespeares Zeitgenosse John Ford.

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                                          • 1

                                            Der mühsame Aufhänger, der löchrige Plot und die stereotypen Figuren sind es natürlich nicht, die aus diesem Streifen interessante Abendunterhaltung zu machen vermöchten, auch der Hinweis auf die geradezu aristotelische Einheit des Erzählten (Raum, Zeit, etc.) hilft da nicht - es könnte eigentlich nur die Hingabe ans Schrottige hier zu Größe verhelfen. Indem er aber nicht sein will, was er ist, läßt sich 'Hybrid' nur selten ertragen.

                                            • 4

                                              Der Film beginnt mit einem einigermaßen undeutlich gehaltenen Setting - eine Stadt im möglicherweise nordamerikanischen Irgendwo. Die Zeiteinteilungen in Zwischentiteln ("The last week", "The last day") suggerieren einen Countdown, von dem die Protagonisten aber offenbar noch nichts wissen.

                                              • 8

                                                Die Zuschreibung von Bedeutung ist eines der zentralen Themen des Films, das sich unter der zunächst eigenartig zurückhaltenden Oberfläche verbergen. Dawn engagiert sich für eine Gruppe, die an Schulen für Enthaltsamkeit wirbt, ohne daß sie oder ihre Freunde wirklich etwas von Sexualität wüßten. Was Sexualität aber bedeutet oder bedeuten könnte, das ändert sich im Laufe des Films ebenso oft wie die Bewertung von Dawns besonderen (dem Film seinen Titel gebenden) Eigenschaften - sowohl durch sie selbst wie auch möglicherweise durch die Zuschauer_innen.

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                                                • 4

                                                  Für „Season of the Witch" hat „Nur noch 60 Sekunden"-Regisseur Dominic Sena all die üblichen Mittelalter-Abziehbilder mit einem kräftigen Schuss Fantasy abgeschmeckt und zu einem insgesamt eher faden Abenteuergebräu vermischt, das auch Hauptdarsteller Nicolas Cage nicht mehr ins solide Genremittelfeld hinüberretten kann.

                                                  • 5 .5

                                                    'Black Death' ist grimmiger als der durchschnittliche Fantasyfilm, auch wenn er schließlich mangels Komplexität nicht wirklich zur Reflektion über Religion, Gut und Böse und dergleichen taugt.