Roldur - Kommentare
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Alle Kommentare von Roldur
„The Iron Giant“ von Brad Bird („The Incredibles, „Ratatouille“) erschien 1999 und erzählt die Geschichte einer Freundschaft zwischen dem kleinen Jungen Hogarth und einem riesigen Roboter aus dem Weltall. Laut „The Worlds End“ dürfte ich aber nicht Roboter sagen, denn das impliziert ja, er sei ein Sklave... das ist der „Iron Giant“ sicherlich nicht.
Sputnik ist gerade von den Russen ins All geschossen worden und der kleine Hogarth wird in eine Zeit hineingeboren, in der das Wettrüsten der Supermächte alles zu sein scheint, was dem Alltag Wichtigkeit verleiht. Angst vor dem nuklearen Holocaust, blödsinnige „Duck and Cover“-Anleitungen und der Wettlauf im All. Dabei will Hogarth eigentlich nur ein Haustier, oder besser noch: Einen Freund. Da sich ein Eichhörnchen eher als Schwierigkeit herausstellt muss eben der liebenswürdige Gigant aus dem All herhalten. Ein etwa 100 Meter hoher Kampfroboter, der wohl sein Gedächtnis verloren hat.
„The Iron Giant“ ist damit für einen Kinderfilm überraschend politisch und schafft es trotzdem all' seine anspruchsvolleren Aspekte für Ältere interessant und für Jüngere verständlich zu verpacken. Der Film ist zugleich hoffnungsvoll und tragisch, denn er zeichnet ein wundervoll kindliches Bild einer äußerst konfliktschwangeren Zeit. Immer wieder vergessen wir den Fakt, dass der Gigant ein riesige Tötungsmaschine ist und entwickeln mit der Zeit immer mehr Sympathien für den von Vin Diesel kongenial gesprochenen Metall-Mann.
Es ist mehr als bedauernswert, dass ich diesen wunderschönen Animationsfilm als Kind verpasst habe. Beeindruckend in seiner Konsequenz, höchst sympathisch und nachvollziehbar in seinen Dialogen und ordentlich in Sachen Optik, sichert sich „The Iron Giant“ auf Anhieb einen Platz neben meinen liebsten Kinderfilmen. Unbedingt sehenswert – Neben „Where the Wild Things Are“ wohl einer der Kinderfilme, die mich wirklich zum Nachdenken bewegt haben und das muss ein Film erst einmal schaffen, denn Denken ist nun wirklich nicht meine Stärke. Warum sonst würde ich so viele Filme gucken? Ich könnte ja lesen oder... lernen?
„It's bad to kill. Guns kill. And you don't have to be a gun. You are what you choose to be. You choose. Choose.“
Das mit den Hipstern steht da nicht ernsthaft? Muss ich gleich mal checken :D. Klasse Liste!
Toller Text! Eine der bösesten Szenen der Filmgeschichte O.O !
Ricci und McAcoy, den MUSS ich sehn! Schöner Text :)
Der Bitch-Fight des Jahrhunderts! Klasse text, klasse Film! :)
Eine Zeichentrick-Serie, eine Real-Serie, mehrere Comic-Reihen – die 1989 gestartete Serie „Tales from the Crypt“ aka „Geschichten aus der Gruft“ hat in den 90ern enorm viel Output auf die Bildschirme und Papiere der Amerikaner geflutet. Darunter auch eine Film-Trilogie. Aufgrund des Räumungsverkauf einer lokalen Videothek, kam ich jetzt in den Genuss der ungeschnittenen Version von „Ritter der Dämonen“. Himmlherrgottnocheins – was ein trashiger Spaß!
Der kultige Titel-Soundtrack ertönt, mit wilden Kamerafahrten werden wir auf die Begegnung mit dem Crypt-Keeper vorbereitet. Dieser ist jetzt in Hollywood angelangt und präsentiert uns seinen ersten Film in Spielfilmlänge. Und los geht’s!
Nach einem rasanten Einstieg mitsamt Verfolgungsjagd und dicker Explosion lernen wir Brayker, cool zurückhaltend: William Sadler, kennen – er ist Ritter der Dämonen, Beschützer der Menschheit vor dem Bösen, ein Auserwählter. Als dann Billy Zane, alias „The Collector“, in ein verranztens Hotel eindringen will und dabei seine Dämonen-Armee loslässt, geht der Ärger erst so richtig los.
Die krude Mischung aus Bibel-Schund, bösen Dämonen, saftigem Splatter und coolen Dialogen macht „Ritter der Dämonen“ zu einem mehr als würdigen Kinofilm-Vertreter der „Tales from the Crypt“-Reihe. Der ganze Film fühlt sich einfach richtig an, er fühlt sich sympathisch an und kann seine ganzen kleinen Fehlern mit literweise Herzblut wieder ausgleichen. Außerdem scheint gerade Billy Zane als fieser Collector einen riesen Spaß zu haben!
Für Fans der „Tales from the Crypt“-Reihe und für Fans vom Horror-Comedy mehr als empfehlenswert.
„All right, I know what you're thinking. You give up your soul, you turn into a demon, you look like shit. Where's the payoff, right?“
Sam Raimi is back! Nach seiner „Spiderman“-Trilogie kehrt Raimi ins Horror-Genre zurück. Meiner bescheidenen Meinung nach: Mehr als erfolgreich!
Christine Brown (Alison Lohman) hat einen guten Job, einen wohlhabenden Freund (Justin Long) und scheint ein gutes Leben zu führen. Wie das aber im Horrorfilm so sein muss, kann das nicht lange gutgehen. Nicht nur, dass ihr Kollege Stu zwischen ihr und einer Beförderung steht, es kommen noch viel größere Probleme auf die zu. Um ihren Chef glücklich zu machen, verwehrt sie einer alten Dame einen weiteren Kredit und bringt diese damit auf die Straße. Womit Christine nicht rechnet, die alte Ms. Ganush hat sie mit einem üblen Zigeuner-Fluch belegt – dem Ziegen-Dämon namens Lamia. So weit, so bescheuert.
Den Fehler, „Drag Me to Hell“ als stinknormalen Horror-Schocker von der Stange anzusehen, habe ich von Anfang nicht begangen. Raimi liebt seinen Horror überspitzt, humorvoll, handgemachten Ekel-Effekten ( danke Greg Nicotero! ) und mit viel klassischem Grusel. Hier und da gibt es zwar auch CGI, das kann ich aber verschmerzen.
Durch seine ungewöhnlichen Kamerafahrten und den großartigen Einsatz von Musik, spürt man gleich zu Anfang, dass Raimi hier endlich wieder zu seinen Wurzeln zurückkehren durfte. Herrlich detailverliebt werden diverse Klischees abgearbeitet, dass ich mich fast wieder wie in der „Evil Dead“-Reihe fühle.
Mit kreativen Einfällen und galligem Humor, lädt Raimi ein auf eine Geisterbahnfahrt, die in der Zeit der Mockumentarys und Hochglanz-Horrorfilme, wie ein Blick in die Vergangenheit wirkt. Er ignoriert die Entwicklungen der letzten Jahre einfach, bereitet Jumpscares sanft vor und zollt mit diversen Schattenspielen auch vielen älteren Werken Tribut. Damit wird „Drag Me to Hell“ aber nie zu einer ideenlosen Hommage, sondern funktioniert auf eine herzliche, ursymapthische Weise tadellos.
Ich habe endlich wieder Blitze durch den Himmel zucken sehen, habe vermoderte Friedhöfe beobachten können und durfte mich vor einem bösartigen Ziegen-Dämon gruseln. Gut, gruselig war „Drag Me to Hell“ jetzt nicht wirklich, wer braucht aber bei so viel Spaß noch Grusel. „Evil Dead“ hat mich auch nie in Angst und Schrecken versetzt.
Klar, Alison Lohman kann keinen Bruce Campbell ersetzen, das muss sie aber auch nicht. Hier macht jeder Darsteller seine Arbeit ordentlich und handelt nur in den seltensten Situationen dümmlich. Die böse Hexe Ganush, ganz großartig: Lorna Raver, darf sogar in alter Raimi-Manier deftig verprügelt werden und natürlich auch eben soviel austeilen.
Wer mal wieder Lust hat auf eine Mischung aus klassischen Horror mit einer Prise Horror-Comedy und „Evil Dead II“ schon zu oft gesehen hat, der sollte hier dringend zugreifen. Macht euch gefasst auf bösartige Tücher, eklige Würmer-Kotze, das heftigste Nasenbluten aller Zeiten und Zigeuner-Geister - Ein Horrorfilm mit viel Herz, der genau das macht, was ich mir wünsche.
„You tricked me, you black-hearted who-o-o-o-o-ore! You b-i-i-i-i-i-i-i-itch!“ - Lamia
Paz de la Huerta, bekannt aus „Boardwalk Empire“, vielleicht noch „Enter the Void“. In Filmen wie Serien war es eine gute Wahl besagte „Schauspielerin“ nicht als Hauptrolle zu besetzen. In „Nurse 3-D“ darf sie als Serienkiller-Krankenschwester endlich Off-Stimme wie Hauptrolle mimen. Ich hoffte auf unterhaltsamen Trash, was ich bekam war ein 84 Minuten langer Beweis, dass man Paz de la Huerta niemals mehr in eienr Hauptrolle zu besetzen. Ganz selten spaßig, Scheiße von der übelsten Sorte.
Abby ist Krankenschwester und hat genug von Männern! Diese betrügenden, fiesen, rücksichtslosen Bastarde. Als Serienmörderin tut sie den Ehefrauen also nur einen Gefallen. Mehr Geld auf ihrem Konto durch das Erbe und ein Arschloch weniger in dieser Welt. Macht Sinn? Macht Sinn. Zumindest in Abbys Welt. Als sie die Mentorin der neuen Krankenschwester Danni, nicht ganz so schlimm wie Paz, Katrina Bowden, werden will, fangen die Komplikationen an. Danni ist wohl nicht ganz so scharf auf das Töten von Männern und Abby muss ihr fortan das Leben zur Hölle machen. Klingt nach spaßigem Quatsch mit ordentlich Blutgehalt. Letzteres stimmt zumindest teilweise.
Das größte Problem, gefolgt von vielen weiteren, ist die fürchterlich schlechte Paz de la Huerta. Mit ihrem schauspielerischen Talent auf dem Niveau einer semi-professionellen Pornodarstellerin, zerstört sie jeden Charme der Off-Stimme und vermag es sogar die Rolle einer „sexy“-Krankenschwestern unglaubwürdig und lächerlich rüberzubringen. Dabei bleibt's aber nicht: Die ersten 60 Minuten dümpeln so vor sich hin und dürften als der längste Bitch-Fight überhaupt in die Filmgeschichte eingehen. Der Regisseur Douglas Aarniokoski hat null Talent Frauen zu inszenieren und schafft es nicht einmal den sexistisch-klebrigen Charme eines Exploitation-Films aufzubauen. Ganz zu schweigen von der hanebüchenen Story, die eine Logiklücke hinter der anderen kreeiert. Das Schlimmste: Es macht etwa 60 Minuten keinen Spaß und wird gegen Ende wenigstens mittelmäßig.
Im Finale darf das Blut nun endlich in Strömen fließen, kann aber kaum vertuschen, dass hier bereits alle Sympathien verspielt wurden. So akzeptiert man das blutige Finale als Gegebenheit und kann sich vielleicht als Gore-Hound über den Ein- oder Anderen Schauwert freuen.
„Nurse 3-D“ ist ganz, ganz übler Mist, der Selbstironie suggeriert aber hauptsächlich durch außergewöhnliche Dummheit glänzt, muss man nicht gesehen haben, sollte man nicht gesehen haben. Ich geh' jetzt mal in eine ruhige Ecke weinen... Wer aber die schlechteste Off-Stimme aller Zeiten hören will, der sollte „Nurse 3-D“ mal sichten.
„So, here are your choices. We can gouge your cheating eyes out, or do we cut out your heart? That is, assuming you have one. Let's get rid of Mr. Weenie, so he can't cheat on Mrs. Whiny anymore. And, by the way, Mr. Weenie is looking very teeny right now.“
Eigentlich sollte man ja immer zuerst das Original sehen. Um mich aber wieder etwas schärfer auf den neuen Nolan-Film zu machen, musste seine dritte Langfilm-Arbeit herhalten – und die ist nun einmal ein Remake. Aufgrund der fehlenden Kenntnis des Originals bin ich diesmal also noch subjektiver als sonst.
„Insomnia-Schlaflos“ ist eine Auftragsarbeit, grade im Story-Gerüst fehlen also die Nolan-typischen Twists, die manchmal auch eher nerven als verzücken. Al Pacino spielt einen alternden Cop, der zusammen mit seinem Partner Kap einen Mordfall in Alaska aufklären muss. Ein alter Fall droht ihm auf die Pelle zu rücken und sein Partner plant mit der Internen zu kooperieren. Dass Pacino im dichten Nebel den Fehler seines Lebens begeht, trägt nicht unbedingt zu seiner guten Stimmung bei.
Durch das ungewöhnliche Setting im ständig taghellen Alaska und der damit verbundenen Schlaflosigkeit des Protagonisten, gerät man als Zuschauer immer wieder in fast schon ärgerlich spannende Situationen. Man möchte einfach so gerne ins Geschehen eingreifen und dem armen Pacino endlich den rettenden Kaffee bringen. Aber Pacino hier, Pacino da, man darf natürlich nicht Robin Williams als zurückhaltenden Psychopathen vergessen oder Hilary Swank als aufstrebende Polizistin. Sowieso rettet der außergewöhnlich gute Cast auch viele Längen der mittelmäßig interessanten Geschichte und lässt den Film mitsamt der sehr guten Kameraarbeit zu einem sehenswerten Erlebnis werden.
Atmosphärisch dicht und spannend erzählt, sowie durch ein großartiges Ensemble getragen, hat mich Nolans Frühwerk wieder auf den rechten Pfad zurückgebracht. Auch wenn nicht von ihm selbst geschrieben, ist Nolan durchaus fähig ordentliche und wenig selbstverliebte Thriller zu inszenieren. Nach dem Medienrummel um „Interstellar“ wird sein neuestes Werk zwar kaum zurückhaltend, dennoch ist nach dem mittelmäßigen „Inception“ und dem unterwältigenden „The Dark Knight Rises“ wieder mehr Hoffnung da. Wäre auch zu schade, ich zähle „The Dark Knight“ schließlich zu meinen Lieblingsfilmen.
Wer sich also mal wieder auf ausgetretene, aber dennoch spannende, Thriller-Pfade begeben will und nicht gleich wieder mit einem Über-Serienkiller mit einem 1000:1 Bodycount genervt werden will, der sollte sich „Insomnia“ mal geben, man wird seinen Spaß haben!
„You don't get it do you, Finch? You're my job. You're what I'm paid to do. You're about as mysterious to me as a blocked toilet is to a fucking plumber. Reasons for doing what you did? Who gives a fuck?“
Wir erinnern uns: Damals, vor langer, langer Zeit, im Jahre 2009 drehte der Norweger Tommy Wirkola einen Film namens „Dead Snow“. Martin und seine Kollegen machen einen Trip in die Berge und werden von General Herzog und seiner Nazi-Zombie-Armme drastisch dezimiert. Martin kommt davon, ihm fehlt lediglich ein Arm...
Frisch im Kankenhaus erwacht hat Martin gleich mehrere neue Probleme. Er hat seinen Arm wieder, noch besser, man hat seinen Arm mit General Herzogs Arm verwechselt. Dazu kommt, dass ihm der Mord an all' seinen Freunden angehangen wird. Ziemlich beschissene Ausgangslage für Martin, ziemlich geile Ausgangslage für „Dead Snow 2“, denn der Arm ist nur einer von vielen Geniestreichen in der Zombie-Landschaft.
Ohne zu viel zu verraten, „Dead Snow 2“ ist witziger, kreativer und sympathischer als sein Vorgänger. Er leidet noch immer an seinem gedrosselten Tempo, kann aber mit unfassbar vielen lustigen Einfällen punkten. Seit „Braindead“ habe ich keine Splatter-Orgie solchen Ausmaßes gesehen – wohlgemerkt: Zombie-Splatter-Orgie.
Untote Kommunisten gegen Untote Nazis, eine Gruppe Geeks aus Amerika, die sich „Zombie Quad“ schimpft, Martins Super-Arm, ein Pfarrer, der lauthals „Sieg Heil!“ schreit, weniger naheliegende Benutzungen von Mercedes-Sternen, kann sich mein Herz für Horror-Comedy mehr wünschen? Auf gar keinen Fall.
„Dead Snow 2“ macht vor nichts halt, hier hat der schwarze Humor wirklich keine Grenzen und das ist wirklich erfrischend. Nach „Hänsel und Gretel: Hexenjäger“ hatte man endlich wieder das Gefühl, dass Wirkola mit Herz und Seele dabei ist. Nazi-Zombie-Comedy, das kann der Mann einfach.
Wer also mal wieder einen wirklich lustigen Abend mit ordentlich Humor, Gewalt und markigen Sprüchen verbringen will, der sollte dringend „Dead Snow 2: Red vs. Dead“ sehen, es könnte sich lohnen. Ich jedenfalls bin mehr als positiv überrascht und Norwegen hat nach „Liliyhammer“ mal wieder ein Highlight geliefert. Man kann sich kaum schöner über Nazis lustig machen!
Die eine Hälfte wird den neuen Fincher nicht mögen: Zu aufgesetzt, auf intelligent getrimmt, zu geleckte Optik, zu... Ben Affleck. Die andere Hälfte wird den Film „megageil“, „super-anspruchsvoll“ oder „voll fies ey“ finden. Ich bin viel zu cool für eine der Hälften, denn ich fand „Gone Girl“ „nur“ großartig.
Man ist ein liebender Ehemann, alles läuft grandios und nirgends könnte man schöner wohnen als in Missouri. Plötzlich ist die Frau weg und hinterlässt nichts als Scherben, in vielerlei Hinsicht. So richtig dampft die Kacke aber erst, wenn die Ermittlungen in ungeahnte Richtungen verlaufen. Klingt konventionell? Ist es nicht. Wo denkt der geneigte Leser denn hin? Das ist schließlich ein waschechter David Fincher.
Es ist wirklich unheimlich schwierig über „Gone Girl“ zu schreiben und wenig zu verraten. Aber allein der Versuch ist es wert!
Für mich ist „Gone Girl“ vor allem unglaublich spannend, erdrückend und furchtbar fies. „Fies“ ist hier das Stichwort, denn Finchers Bestseller-Verfilmung kratzt schon am Genre Terrorfilm. Wenn er das nicht tut, dann bin ich ein Sensibelchen – darf ja jeder denken was er will.
Am Ende ist der Film nicht nur ein handelsüblicher Thriller mit diversen Überraschungen, er ist derbste Exploitation und dringt mehrfach in angenehm vertraute Schundfilm-Gefilde vor. Er nimmt sich nicht zu ernst, hat mehr als einen nervenzerfetzenden Moment und ist damit letztendlich viel gewitzter als man glauben mag.
Eigentlich mag ich ja Ben Affleck nicht besonders. Im Regiestuhl hat er mittlerweile mehrfach sein Können bewiesen, hat schöne selbstironische Auftritte in diversen Kevin Smith-Filmen und hat seit „Smokin' Aces“ auch häufiger ins filmische Gras gebissen. Mehr als genug Gründe ihm hier eine Chance zu geben. Und ja, er war richtig gut: Zurückhaltend, verängstigt, aggressiv, bodenständig – er liefert meiner Meinung nach seine beste Darstellung bisher ab. Sehr schön. Dennoch verblasst er hinter Rosamunde Pike, wie gut die gebürtige Engländerin hier war, kann ich ohne Spoiler nicht schildern. Ein Wort genügt: Fantastisch.
Auch wenn ich Einstiegsschwierigkeiten hatte, mir hat „Gone Girl“ richtig gut gefallen. Die Werbeclip-Ästhetik kann missfallen, man kann nach dem mäßigen Anfang einfach abschalten – aber das hat alle seinen Zweck und ich bin mehr und mehr der Begeisterung verfallen und habe mich schlussendlich in Rosamunde Pike verliebt. Unbedingt ansehen, es könnte sich lohnen! Natürlich auch wegen Neil Patrick Harris, der ist hier nämlich auch ganz toll.
„I can practice believing my husband loves me. But I could be wrong.“
Teil 2 mochte ich. Teil 1 war auch ganz nett. Teil 3 kann kommen :)
Hey, verfilmen wir einen Jugendbuch-Bestseller mit jungen, hübschen Darstellern und packen ein paar bekanntere Gesichter rein, um den Film so richtig erfolgreich zu machen. Als ultimativen Abturner lassen wir die beiden Hauptdarsteller auf dem Poster noch verträumt in die Ferne schauen. Mein Gott, wäre da nicht Jeff Bridges, hätte ich diesen Film vermutlich nie angeschaut.
„The Giver“ bedient sich großzügig bei „Fahrenheit 451“ und schafft eine zusammengeklaute, aber höchst interessante Dystopie, in der die Menschheit in einer Art erzwungenem Frieden lebt. Die Morgeninjektion, Pflicht für jeden Bürger, stiehlt die Fähigkeit Farben zu sehen, befreit den Mensch von jeglichen Emotionen. Das Wort „Liebe“ ist längst durch „präzisen Sprachgebrauch“ ausgeschaltet worden und wer nicht ins System passt wird „freigegeben“.
„The Giver“ ist schon seit jeher ein Herzensprojekt des Produzenten und Darstellers Jeff Bridges gewesen. Wie viel Liebe er gegenüber dem Projekt empfindet lässt sich auch gut an seiner zurückhaltende und liebenswerten Darstellung des „Giver“ sehen. Dagegen wirken Meryl Streep und diverse andere Darsteller, darunter auch Hauptdarsteller Brenton Thwaites, eher lustlos.
Das heißt aber keineswegs, dass „The Giver“ nicht funktioniert. Der Film profitiert enorm von seiner atmosphärischen Darstellung und der interessanten Umgebung, die gerade im Genre Jugendfilm ihresgleichen sucht. Natürlich fehlt auch hier die Romanze nicht, die ist aber recht ordentlich eingebaut, zwar vergessenswert, aber sie nervt nicht. Das ist in dem Genre schon die halbe Miete.
Wenn der „Giver“ und sein Schüler Jonas die Vergangenheit der Menschheit erforschen, bleibt das Ganze spannend und macht Lust auf mehr. Kurz gesagt, mich halt lange kein Jugendfilm so überrascht.
Nicht unbedingt der beste Sci-Fi der letzten Jahre, aber nett anzuschauen und spannend. Die übertrieben attraktiven Darsteller passen ausnahmsweise auch zur unangenehm geleckten Welt. Insgesamt ist „The Giver“ schlüssig und macht bis auf wenige Logiklücken nicht viel falsch.
Ich habe mich in den 97 Minuten nie gelangweilt und mich in dieser Welt voller Frieden immer fies eingeengt gefühlt. Hat letztendlich was von einem „Equilibrium“ mit weniger Action und Trash, wie man sieht kann das funktionieren. Wenn Bridges zukünftig seine Hände bei Jugendbuchverfilmungen im Spiel hat, werde ich sicherlich hellhörig.
„Everything is connected. Everything is balance. Where there is good, there is bad.“
Ja, eigentlich ist „Footloose“ kein wirklich guter Film. Er ist schmalzig, klischeehaft, hat Sarah Jessica Parker in einer Nebenrolle und im Endeffekt zu wenige Tanzeinlagen. Ist mir egal. Warum?
Irgendwie fahre ich auf genau diese Art von Schmalz total ab!
Bei einem Unfall unter Drogeneinfluss, starben einige Jahre zuvor zwei Jugendliche. Reverend Moore, grandios wie immer: John Lithgow, Vater einer der Jungen, nimmt seitdem das Gesetz in seine eiserne Hand. Tanzverbot, härtere Kontrollen – alles zum Wohle der Jugend.
Um die ganze Situation zu retten, muss nun also Kevin Bacon alias Ren McCormack aus Chicago herkommen und ordentlich das Tanzbein schwingen. Der tanzende Ché Guevara, ein Mann um die Provinz vor ihrem Spießertum zu bewahren – untermalt von 80er Synthie-Pop. Manche könnten kotzen, ich weine vor Freude.
Alles hier ist grandios dick aufgetragen, zu gegebener Zeit gibt’s sogar Glitter obendrauf. Spätestens nach 36 Minuten hatte mich „Footloose“, als Ren mitsamt Auto, Kippen und Bier zu „Never“ von den „Moving Pictures“ fast durchdreht. Grandiose Szene, grandioser Typ – zurecht Kult.
„Footloose“ hat einige Längen, sein Herz aber immer am rechten Fleck, der Film atmet die 80er und kann selbst überzogenen Bildern wie z.B. einer Bücherverbrennungs-Szene die nötige Liebenswürdigkeit verleihen.
Mitsamt Soundtrack, den großartigen Tanzeinlagen und saucoolem Bacon, Lithgow und letztendlich auch Chris Penn, hat sich „Footloose“ direkt in den „sehenswerten“ Bereich befördert. Wer sich also gerne mal einen guten Tanzfilm ansehen möchte, der sich nicht vor derben Zitaten aus „Rebel Without a Cause“ fürchtet, der sollte sich „Footloose“ dringend zu Gemüte führen, es könnte sich lohnen. Man sollte sich übrigens auch dringend Kevin Bacons Intro zu „The Tonight Show with Jimmy Fallon“ ansehen, was er hier anlässlich der 30-Jahr Feier von „Footloose“ veranstaltet, kann sich durchaus sehen lassen.
„From the oldest of times, people danced for a number of reasons. They danced in prayer... or so that their crops would be plentiful... or so their hunt would be good. And they danced to stay physically fit... and show their community spirit. And they danced to celebrate.“
Brett Ratner hat mir X-Men 3 versaut! Die erste „Hercules“-Verfilmung dieses Jahr mit Kellan Lutz, hat mir einen gemütlichen Sneak-Abend versaut! Kann das Ratners „Hercules“ mit Dwayne Johnson jetzt geradebiegen?
Nicht wirklich. Die Wunden sind zu tief. Aber mal im Ernst: „Hercules“ macht Spaß, die Action ist schön wuchtig inszeniert und „The Rock“ passt zu „Hercules“ wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge.
Der neue „Hercules“ versucht nicht wirklich episch zu sein, er gibt sich mit leicht eingedampftem Ausmaß zufrieden. Und wisst ihr was? Das funktioniert. Der Cast ist gut aufgelegt, wenn auch nicht talentiert und jeder hat sichtlich Spaß an der Sache – nur John Hurt wirkt etwas müde.
Wer sich also mit einer dümmlichen Handlung zufrieden gibt, die hier und da versucht etwas Meta zu sein und gerne die Physis eines Dwayne „The Rock“ Johnson in ordentlichen Action-Szenen sehen will, der sollte nicht zögern den neuen „Hercules“ zu sehen.
Ich könnte jetzt noch über Logiklücken lästern, den mäßig animierten Abspann kritisieren aber damit muss man rechen, wenn man sieht wer Regie geführt hat...
Ich bin positiv überrascht und habe mich für 98 Minuten nett unterhalten gefühlt. Kann man sich echt mal geben. Achja, Ian „Hot Rod“ McShane war wie immer das heimliche Highlight des Films!
Endlich darf ich „The Legend of Hercules“ zu den Akten schieben...
Amphiaraus:
„No matter how far you go, man cannot escape his fate. Who are you? Are you a murderer? Are you a mercenary who turns his back on the innocent? We believe in you! We have faith in you! Remember the deeds you have performed, the labors you have overcome! Are you only the legend, or are you truth behind the legend? Now, tell me, WHO ARE YOU?“
Hercules:
„I AM HERCULES!“
„Jedermann hat sich zu bemühen, sich den Menschen anzupassen“
Thomas Hobbes, „Leviathan“, 1651
Die eiserne Schlange windet sich durch den Ozean. Sie ist rostig und kreischt mit ihren Gelenken? Ihre Schreie sind lauter, als dass Ohr verträgt, ihre Bisse schneiden sich durch jedes Fleisch...
Lucien Castaing-Taylor und Verena Paravel laden zu großen Besichtigungstour auf die Moloch ein. Bewaffnet mit POV-Kameras, Fisheye-Optik und mehr als genug Ideen für abgedrehte Kamerapositionen, sehen wir einen handelsüblichen Fischkutter, so wie nie zuvor in unserem Leben.
Komplett ohne eine klassische Off-Stimme, macht das Regie-Duo „Leviathan“ zu einer 87 minütigen audiovisuellen Erfahrung. Wir hören jeden Tropfen im Hintergrund, wir können sogar das schlagen einer einsamen Flosse hören, aber die Sicherheit eines Erzählers bleibt uns verwehrt, wir sind ganz und gar dem Alptraum ausgeliefert.
Rein ins Gewässer, unter den Bug, raus aus dem Meer, hin zu den Möwen - „Leviathan“ lässt und keinerlei Verschnaufpause, wir müssen das ganze Ausmaß der Tötungsmaschinerie beobachten. Wir waten mit den Arbeiten durch Berge von Leichen, fließen mit dem blutigen Wasser ins Meer und hören den Wind um unsere Ohren rauschen.
„Leviathan“ schafft ein optisches Erlebnis wie nie zuvor und macht seinen Titel wahrlich zum Programm: Wir Menschen kratzen mit unserem Fischkutter an der Oberfläche des Meeres und sind der Leviathan für viele kleine Fische, das Meer, tiefer als es der Mensch erfassen mag, wartet nur auf die Gelegenheit Rache zu nehmen, denn irgendwo in den schwarz-grünen Tiefen, da lauert die biblische Riesenschlange. Nirgends ist Frieden, hier wirkt alles bedrohlich, was hier nicht reinpasst endet in der Dose.
Irgendwann sehen wir das Wasser nicht mehr fließen, sind an längeren Einstellungen festgefroren, schmecken eine Mischung aus Blut und Salz auf unserer Zunge und haben Angst, dass wir schon Algen ansetzen. „Leviathan“ schafft das Unmögliche und lässt uns Eins mit dem Schiff, Eins mit dem sterbenden Fisch werden, beschwört ein unangenehmes „Wir“-Gefühl herauf und zwingt ohne erhobenen Zeigefinger mehr als einmal zum Nachdenken. Wir haben hier den „Apocalypse Now“ der Veggie-Filme vor uns, einen Schlag in die Magengrube der hängen bleibt, wie eine Reise ins Herz der Finsternis.
Was Lucien Castaing-Taylor und Verena Paravel hier geschaffen haben, sind 87 Minuten wunderschöne Folter, die vielleicht längsten 1,5 Stunden meines Lebens, eine der kraftvollsten Bilderfluten, der ich je beiwohnen durfte. Krallt euch Taucherbrille und Schnorchel: „Leviathan“ ist ab jetzt Doku-Pflichtprogramm.
Nachdem Zemeckis die geniale „Back to the Future“-Trilogie kreiert hatte und mit Dramen wie Forrest Gump die Kinowelt berührte, stürzte er sich die nächsten Jahre erst einmal in die unsägliche MoCap-Technologie: „Beowulf“ war der Anfang vom Ende.
2012 durfte man sich also freuen, denn Zemeckis war wieder im Realfilm angelangt und „Flight“ sah richtig vielversprechend aus...
Der koksende und saufende Captain Whip Whitaker steigt in ein kaputtes Flugzeug und schafft es mit einer waghalsigen Landungsaktion nahezu die ganzen Passagiere zu retten. Sein Trinkproblem aber könnte ihn Job und Freiheit kosten.
„Flight“ startet unglaublich intensiv mit der Flugszene. Beeindruckend gefilmt, strahlt die ganze Szene eine Bedrohlichkeit aus, die man so selten gesehen hat. Meine Flugangst dürfte da noch ihr Übriges getan haben. Für uns ist Whip nun ein Held, fortan werden wir mit seinen Alkoholproblemen und den Ermittlungen gegen ihn konfrontiert.
Denzel Washington spielt seine Rolle hier ausgezeichnet, man nimmt ihm den gescheiterten Mann total ab und wünscht sich, dass all seine Probleme verschwinden. Woran es schließlich krankt ist der starke Spannungsabbau nach der Flugszene und diversen groben Sprüngen in der Charakterentwicklung. Manches ist schlicht nicht nachvollziehbar: Warum z.B. ist Co-Pilot Ken Evans plötzlich religiöser Fanatiker und warum hält er die Fresse?
Letztendlich driftet „Flight“ noch in eklige Gutmenschen-Messages ab und man hat 100 Minuten Langeweile nur für einen Denzel Washington ausgehalten, der hier irgendwie versucht noch das Drehbuch zu retten. Manch einer hat vielleicht noch nicht genug solcher Filme über Alkoholprobleme gesehen – dennoch, originell ist anders und wer am Anfang so viel verspricht, sollte zumindest ein bisschen was davon halten.
Wer aber über einige Klischees hinwegsehen kann und einen Scheiß auf Originalität gibt, der darf sich hier ruhig zwei Punkte mehr denken, denn Washingtons Performance ist wirklich sehenswert.
„I choose to drink! And I blame myself! I am happy to! And you know why? Because I choose to drink! I got an ex-wife and a son I never talk to! And you know why? Because I choose to drink!“
Man sollte hier auch "Perfect Sense" nicht vergessen. Großartiger Film. - Mir hats vor allem ihre Stimme angetan. Kenne wenige heutige Darstellerinen mit einer so einprägsamen und charakteristischen Stimme. Toll :3
Tom Schilling, Robert Stadlober – damals aufstrebende Jungschauspieler, gehören sie jetzt, knapp 10 Jahre später, zum deutschen Schauspieler-Inventar. Gerade Schilling darf in diesem Musik-Coming-of-Age-Film zeigen was er kann.
Frühe 80er Jahre, die neue deutsche Welle wartet nur darauf ins Rollen gebracht zu werden, das bleibt schließlich am jungen Musik-Fanatiker Harry hängen. Harry ist „Manager“ für eine Amateur-Band aus München namens „Apollo Schwabing“ und versucht diese mit einem Konzert mit „D.A.F“ als Headliner ganz groß rausbringen. Welche Schwierigkeiten das mit sich bringt porträtiert „Verschwende deine Jugend“ auf verspielt-sympathische Weise.
Geradezu unterschätzt mutet „Verschwende deine Jugend“ an, wenn man sich diverse Meinungen zum Film ansieht. Klar, man hat sich nicht wirklich viel Mühe für detaillierte Charakter-Biografien geben und auch der Handlungszeitraum spielt eine eher untergeordnete Rolle, wenn man Benjamin Quabecks Film aber als spaßigen Musikfilm ansieht, dann wird man hier wirklich Freude haben.
Immer wenn „hippe“ Kamera und Schnitt-Effekte drohen den Film in die Pseudo-Coolness zu ziehen, bringt Tom Schillings zurückhaltendes Spiel den Film zurück auf den Boden. Gerade das Schauspieler-Ensemble und die liebenswürdige Prämisse machen den Film zu einer wahren Freude.
Wie Quabeck es hier versteht die naive Liebe seiner Darsteller zur Musik auszuarbeiten macht wirklich was her. Harry ist für sein eigenes Festival alles aufzugeben – seine Band bedeutet im alles, schließlich ist er ja ihr Manager. Da ist der Job bei der Sparkasse auf einmal unwichtig, dafür klaut man auch gerne mal einen E-Bass.
Wer also über kleine Mängel und das ausgiebige Bedienen von Klischees hinwegsehen kann, wird mit „Verschwende deine Jugend“ schöne 96 Minuten verbringen und genau sowas braucht man manchmal.
„In Düsseldorf und Berlin tobte die Szene. Selbst Hannover und Limburg hatten ihre NDW-Helden. Nur das verschlafene Dorf aus dem ich komme, wusste nichts davon. Ich komme aus München. Die neue Devise war: Jeder kann Musik machen. Hauptsache es ist laut und originell.“
Nun habe ich also auch „True Detective“ hinter mir. Wie das aber bei guten Serien so ist, möchte ich jetzt am liebsten mein Gedächtnis löschen lassen. HBO hat mich erneut bei den Eiern – wie kann das nur so oft funktionieren?
Die beiden Detectives Cohle und Hart sind einem okkulten Mörder auf der Spur. Die beiden könnten ungleicher nicht sein: Marty Hart ist stolzer Familienvater, ein echter Amerikaner. Rust Cohle ein ehemaliger Undercover-Narco, vom Leben gezeichnet, von Nervenschäden geplagt...
Bereits zu Beginn hatte ich unfassbar hohe Erwartungen an die neue HBO-Serie. Zunächst einmal der Cast: Matthew McConaughey und Woody Harrelson – in einer Serie? Ja, ich hatte richtig gehört. Dazu noch Regiegrößen wie Cary Fukunaga mit an Bord. Das verspricht Großes...
Ich habe jetzt also knapp 8 Stunden am Mississippi verbracht. Ich habe das vermoderte Holz der verlassen Häuser gerochen, habe die Auswirkungen diverser Hurrikans gespürt. Ich habe die gespenstisch-nebligen Wälder betreten und das Feuer entfernter Raffinerien gerochen. Für 8 Stunden durfte ich einer 17 Jahre andauernden Hetzjagd beiwohnen.
Als der grandiose Vorspann über den Bildschirm flimmerte und „Far from any Road“ von „Handsome Family“ lief, wusste ich: Hier bin ich Zuhause, hier will ich bleiben – am Liebsten will ich hier nie wieder weg. Ich wurde von den genialen Bildkompositionen aufgesogen und war erst ganz wieder da, nachdem ich die letzte Szene der Serie sah. Die Nachwirkungen halten aber an.
„True Detective“ ist kein stinknormaler Krimi, keine 08/15 Buddy-Cop-Serie - „True Detective“ ist finster, zynisch und trotzdem extrem ruhig und melancholisch. Wer andauernde Action erwartet, der ist hier an der falschen Adresse.
Die komplette Handlung der beiden Hauptcharaktere Rust Cohle und Marty Hart ist mit Staffel 1 abgeschlossen. 8 Episoden scheinen wenig, aber dennoch fühle ich mich nach dieser einen Staffel wie nach manch vollwertiger Serie mit mehr als 60 Stunden. Das besondere an HBOs neuester Kreation ist an jeder Ecke zu finden: Sei es bei der Inszenierung, dem brillanten Bild ( Auf 35 Millimeter gedreht), dem grandiosen Soundtrack oder der atemberaubenden Leistung der beiden Hauptakteure. Ich erwarte an jeder Ecke eine verstörende Neuentdeckung und stelle weit über die Laufzeit Überlegungen über den Mörder von Dora Lange an. „True Detective“ ist eine Reise tief ins Herz der Finsternis und macht keinerlei Gefangene. Ich war selten so gespannt, habe in einer Serie selten so schöne Bilder gesehen und habe gerade Matthew McConaughey selten so gut gesehen. Ja, „True Detecitve“ ist für mich nach einer Staffel schon im Serien-Olymp angelangt. Hoffen wir, dass die neuen Hauptcharaktere in Staffel 2 da mithalten können. Ansonsten wandern Cohle und Hart einfach wieder im Player, denn die beiden werden mir jetzt ewig im Gedächtnis bleiben.
Und wieder habe ich mich in einer Serie verliebt – aber was soll ich machen, wenn hier erneut all' das befriedigt wurde wonach mein Geschmack verlangt? Unbedingt ansehen und an meiner Euphorie teilhaben. Außerdem ist gerade Rust Cohle wohl einer der coolsten Charaktere, die je für eine Serie kreiert wurden.
"I think human consciousness, is a tragic misstep in evolution. We became too self-aware, nature created an aspect of nature separate from itself, we are creatures that should not exist by natural law. We are things that labor under the illusion of having a self; an accretion of sensory, experience and feeling, programmed with total assurance that we are each somebody, when in fact everybody is nobody. Maybe the honorable thing for our species to do is deny our programming, stop reproducing, walk hand in hand into extinction, one last midnight - brothers and sisters opting out of a raw deal."
So, genug gewartet. Jetzt sind 9 Jahre vergangen seit dem ersten “Sin City”. Etwa 3 Jahre nach Release zuerst gesehen, war ich sofort verliebt und wünschte mir kaum eine Fortsetzung sehnlicher. Jetzt ist sie endlich da und ich darf wieder in die Schwarz/Weißen, verregneten und blutigen Gassen von Basin City blicken...
Gleich zu Anfang sehe ich wieder altbekannte Gesichter. Marv, der kantige Hühne – mein Lieblingscharakter aus Teil 1, Dwight – diesmal mit anderem Gesicht und die wunderhübsche Nancy Callahan. Schön, wieder hier zu sein. Schön, sich wieder dem unverblümten Chauvinismus eines Frank Miller hinzugeben und Rodriquez „Machete Kills“ zu vergessen. Zu schön um wahr zu sein.
Leider ist Basin City nicht mehr so adrett wie vor 9 Jahren. Der Überraschungseffekt ist weg, der 3D-Effekt ist öde, der Saxophon-Soundtrack wird recycled und die Geschichten sind teilweise etwas müde geraten. Der alte „Sin City“ hatte straffe, große und ansehnliche Brüste, der Neue hat Silikontitten – auf den ersten Blick schon ganz nett aber irgendwas stimmt hier nicht.
Gerade die Haupt-Storyline um die „Dame to kill for“ ist äußerst unglaubwürdig geraten. Eva Green ist für die Rolle der Femme Fatale wie geboren, dennoch ist die Handlung rund um Dwight und Eva eher spannungsarm. Lachhaft ist auch Josh Brolins Clive-Owen-Maske! Die Action konnte ich jedoch wirklich genießen, die Marv-Parts der Story sind spitze und Eva Green darf sich ruhig weiterhin in jedem ihrer Filme ausziehen – habe ich kein Problem mit, das ist zwar nicht sonderlich innovativ, hat sich aber als beliebt erwiesen.
Die Fortsetzung der Nancy Callahan-Geschichte klingt zunächst interessant, wird aber durch ihre Formelhaftigkeit und das dümmliche integrieren von Hartigans Geist entzaubert. Kann man sich durchaus mal angucken, bietet aber auch das schwächste Finale des Films.
Nun aber zum Plot rund um den Glückspilz Johnny, verkörpert von Joseph Gordon-Levitt. Hier fühlte ich mich so richtig in den alten „Sin City“ versetzt. Man ist wieder zurück im Morast, bei den Verlieren, dem Abschaum der Erde – in der Hölle ohne Farben. Johnny lernt ohne Vorahnung die richtig dunkle Seite Sin Citys kennen und die Stadt tritt mit lachender Fratze mehrfach nach. Mit einem böse-antiklimaktischem Ende und großartigen Dialogen ist diese Episode der Grund, warum man den neuen „Sin City“ sehen sollte. Prädikat: Besonders geiler Scheiß.
Wer also Lust hat wieder in die Stadt seiner Träume zurückzukehren und nicht die Qualität des genialen Vorgängers erwartet, könnte auch hier seinen Spaß haben. Die Optik ist zwar nicht mehr neu, sieht aber noch immer klasse aus, der Handlung ist etwas die Puste ausgegangen – aber Spaß macht der Film allemal und Poker-Johnny sollte man einmal in Aktion gesehen haben. So oder so werde ich jetzt die nächsten Tage wieder alles mit einer zynischen Off-Stimme kommentieren, leider fehlt der Schwarz/Weiß-Filter, schade.
„Sin City's where you go in with your eyes open, or you don't come out at all.”
Peter Parker: Die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft? Einst war das so. Mit Andrew Garfield als Spinnenmann und Marc Webb als Regisseur hat das Ganze nicht mehr so ganz seine Richtigkeit.
Der neue Spidey ist arrogant, egozentrisch und ein astreiner Unsympath. Liegt das an Garfields Schauspiel oder an dem fehlenden Sam Raimi? Jedenfalls hatte ich mit Tobey Maguire erstmal weniger Probleme. Garfields Spider-Man ist ein ziemliches Arschloch – und das passt nicht zur freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft.
Optisch ist Marc Webbs („500 Days of Summer“ ) „The Amazing Spider-Man“ wenig vorzuwerfen. Die Action ist zwar etwas unübersichtlich, wirkt aber dennoch dynamisch und hat ordentlich „Wumms“. Das waren dann aber auch die positiven Aspekte.
Man wählte hier mit dem Lizard einen von Spider-Mans uninteressantesten Antagonisten und selbst Rhys Ifans kann mit viel Mühe nichts aus der monströsen Echse rausholen. Dazu entwickelt sich der Film viel zu oft zur unerträglichen Teenie-Schmonzette. Billige Kuss-Szenen mit einer eindimensionalen Emma Stone als Gwen Stacy werden abgelöst von dümmlichen Fight-The-Bully-Sequenzen. Achja, ich hätte fast den unsäglich unpassenden Humor vergessen. Maguires Spidey war ein Outcast – Garfields wäre gerne ein Outcast, leider ist er schon ein schmieriger Eigenbrötler, dumm gelaufen.
Unterm Strich bleibt außer der Optik nicht mehr viel Positives übrig. „The Amazing Spider-Man“ erweist sich als äußerst unrhythmisch, unsympathisch und vor allem Eines: uninteressant.
„ Sorry, Dad. I can't, um, have cocoa right now, because I'm work... I'm doing this, um... I have, uh... cramps. I feel kinda pukey and... just emotional. I keep crying. It's brutal. You don't want to know.”
Mein Gott, zu den „Guardians“ wurde nu' ja wirklich viel gesagt. Ich bin selten überhypter in einem Film gegangen und wurde selten so zufrieden gestellt. James Gunn ist ein Held und zeigt auch bei Marvel wieder Talent. Vom Troma-Regisseur zum erfolgreichsten Kinostart seit „Das Bourne Ultimatum“ - wer hätte diesen Erfolg mehr verdient als James „Super“ Gunn?
„Guardians of the Galaxy“ ist vielmehr Space-Opera als Superhelden-Film und passt damit so gar nicht zum bisherigen Marvel-Kanon. Outlaw-Avengers? Nicht wirklich. Es ist sogar noch geiler.
Ich schmeiße also Starlords „Awesome Mix Vol. 1“ an und gebe mich total der Begeisterung hin. Ich könnte mich über den blassen Bad Guy beschweren, ich könnte klischeehafte Momente herauspicken... Ich könnte!
Mir können aber auch Raumschiffteile um die Ohren fliegen, während aus dem Radio „Spirit in the Sky“ pumpt und Rocket Racoon einen Brüller nach dem Anderen raushaut. Und ja, das macht weit mehr Spaß.
James Gunn bleibt seinen Wurzeln treu, lässt Michael Rooker als den blauen Kopfgeldjäger Yondu auftreten und Ärsche mit Pfeilen versohlen, er verschafft sogar Lloyd Kauman einen weiteren Cameo. Was will man mehr? - Wer genau guckt darf auch wieder Stan Lee bewundern.
„Guardians“ hat das Herz am richtigen Fleck, ist zum Brüllen komisch und bietet extrem spaßige und quietschbunte Action sowie einen geilen Soundtrack. Raumschlachten, Filmzitate an jeder Ecke, Dave Bautista als Drax, Vin „I am Groot“ Diesel und nichts wirkt aufgesetzt – es fühlt sich alles einfach... richtig an. Warum sitzt ihr also noch hier um und lest diesen Kommentar? Marvel braucht euer Geld , sonst kann Stan Lee bald weder Koks noch Nutten kaufen – und das kann man dem armen Kerl doch nicht antun und wenn nicht wegen Stan Lee sollte man zumindest wegen James Gunn ein total überteuertes Kino-Ticket lösen, denn dieser Film ist wirklich fürs Kino gemacht.
„Really? Well, on my planet, we have a legend about people like you. It's called Footloose. And in it, a great hero, named Kevin Bacon, teaches an entire city full of people with sticks up their butts that, dancing, well, is the greatest thing there is.“
In „Silent Hill“ versteckten sich ekelhafte Monster im Nebel, in „The Mist“ versteckten sich ekelhafte Tentakelmonster im Nebel – In „The Fog“ versteckten sich Lepra-Seemänner im Nebel? Geil!
Ich wollte ja unbedingt wieder Geister-Seemänner sehen, seit ich „Pirates of the Caribbean“ noch meinen Lieblingsfilm genannt habe. Jetzt kann ich gleichzeitig meine John Carpenter-Sammlung komplettieren und die Untoten Schwingen wieder die Säbel!
Irgendwo an der amerikanischen Küste liegt die Kleinstadt Antonio Bay. Mittlerweile 100 Jahre alt, ist eine Feier mehr als überfällig. Irgendwie scheint die Gründung aber nicht so abgelaufen zu sein, wie es die Einwohner gerne hätten. Wie und warum die „Elisabeth Dane“ mitsamt ihrer verschimmelnden Crew Antonio Bay dann heimsucht, verrate ich aber nicht, denn man sollte sich „The Fog“ anschauen.
Nicht, dass „The Fog“ jetzt zu den unheimlichsten Filmen Carpenters gehört, er schafft eher angenehmen Grusel. „The Fog“ versprüht mit seinen Klischees und seinem tollen Soundtrack aber eine so tolle 80s-Atmosphäre, dass man sich gleich wieder alle Horror-Klassiker anschauen will. Zumindest ging es mir so. Ich hab' mir sagen lassen, das wäre ganz normal.
Also, wenn ihr mal ein bisschen Geld zu viel habt, dann löst ein Ticket nach Antonio Bay, fürchtet euch vor den Händen im Nebel und lauscht der sexy Stimme der Radiomoderatorin im Leuchtturm – und wenn ihr eine alte Planke finden sollte, legt sie besser nicht auf eure Wertsachen.
Carpenter zwar nicht so super spannend wie sonst, aber wer braucht schon super spannend wenn er Lepra-Seemänner mit rot leuchtenden Augen haben kann?
„But it is told by the fishermen, and their fathers and grandfathers, that when the fog returns to Antonio Bay, the men at the bottom of the sea, out in the water by Spivey Point will rise up and search for the campfire that led them to their dark, icy death.“
Wenn zwei Jungs sich im zarten Alter von 11 Jahren auf dem Schulhof verprügeln, dann gibt das meist Ärger. Dieser Ärger wird dann häufig nicht nur zwischen den beiden Schlägern ausgetragen, sondern landet letztendlich bei den zuständigen Erziehungsberechtigten. Ob jetzt bei Prügeleien, Mobbing oder Fällen von Diebstahl, das hat jeder schon einmal in dieser oder einer ähnlichen Form erlebt. Ein Theaterstück darüber, wie diese Konflikte zwischen Eltern eigentlich aussehen, hat 2006 in München seine Uraufführung gehabt und war von der französischen Schriftstellerin Yasmina Reza verfasst worden – klar, dass da irgendwann eine Filmadaption kommen musste.
Jetzt hat sich also Roman Polanski dem Stoff angenommen, der schon mit „Macbeth“ vor langer Zeit zeigte, dass er es auch im Bereich der Theateradaptionen einfach drauf hat.
Die Handlung ist mehr oder weniger auf einen Raum beschränkt und zeigt 77 Minuten den Konflikt der vier Hauptcharaktere, gespielt von Jodie Foster, John C. Reilly, Kate Winslet und Christoph Waltz.
Was folgt ist eine intensives Portrait der menschlichen Reaktionen auf eine simplen Konflikt. Hört sich vielleicht etwas hochtrabend an, aber anders kann man Polanskis „Carnage“ wohl kaum beschreiben. Während die beiden Elternpaare zu Anfang noch ihre Maske der Freundlichkeit bewahren, zerfällt die Stimmung nach und nach durch den Einfluss von Genug Alkohol und endlosen Handy-Konversationen und man wartet regelrecht auf den großen Knall.
Die Besetzung hätte grandioser nicht sein können und jeder der Darsteller darf hier nahezu seine gesamte Bandbreite ausschöpfen: Vom netten Mitmenschen bis hin zum totalen Arschloch ist alles dabei – nicht einmal Christoph Waltz spielt hier seine Standard-Rolle, auch sein Charakter hat weit mehr tiefe als der eloquente Bösewicht aus Tarantinos jüngsten Filmen.
Am Ende schafft „Carnage“ nahezu durchgängig Spannung und ließ mich mehr als einmal über mein eigenes Verhalten in solch einer Situation grübeln. Ähnlich wie in „12 Angry Men“ wirkt sich die räumliche Begrenzung nur positiv auf die Handlung aus und man kann hier von einer wirklich großartigen Adaption sprechen – und das ohne das Stück gesehen zu haben, aber die Frechheit erlaube ich mir jetzt einfach mal.
Unbedingte Empfehlung an jeden Interessierten und ein erneuter Beweis für mich, dass ich definitiv mehr Polanski sehen sollte.
"Morally you're supposed to overcome your impulses, but there are times you don't want to overcome them."