Roldur - Kommentare

Alle Kommentare von Roldur

  • 6

    Scarlett ist ein Wunderkind. Nach einer flotten Grabkammer-Raserei, erfahren wir, dass die junge Hauptdarstellerin Scarlett begeisterte Archäologin und Schatzsucherin ist. Dass diese hübsche Variante eines Indiana Jones (scheiß auf Lara Croft!) über den Film zu einem heftigen ADHS-Patienten ohne Medikation mutiert, damit hätte ich rechnen müssen. „Katakomben“ unternimmt mit uns eine Reise in die Eingeweide von Paris, auf der Suche nach dem Stein der Weisen. An der Seite von Adrenalin-Junkies und Geschichts-Nerds, werden wir also in die Katakomben von Paris geschmissen.
    „Katakomben“ besitzt vor allem eines: Ein höchst faszinierendes Setting. Die Reise ins Innere der Erde bringt so viel Potential mit sich, dass die Spannung gerade zu Beginn in ungeahnte höhen schlägt. Klar, auch ich habe das Found-Footage-Genre langsam wirklich satt, dennoch weiß „Katakomben“ wie man Interesse beim Zuschauer auslöst. Von alten Grabinschriften bis zu versteckten Gängen, verspricht Regisseur Dowdle („Devil“; „Quarantäne“) eine wackelige Mischung aus Horror-Flick und „Indiana Jones“. Die Sogwirkung, die der Film jedoch anfangs hat, gerät jedoch durch schlecht geschriebene Charaktere und klaffende Logiklücken schnell ins Wanken.
    Kameramann Benji ist ein charakterloser Schreihals, Scarlett ist ständig von allem faszniert und rennt haltlos in jede Gefahr und George will eigentlich nur nach Hause. Die Franzosen-Gang unter Papillon gewinnt erst durch ihren verlorenen Kollegen „Le Taupe“ an Hintergrund, wird jedoch gnadenlos als Jumpscare-Futter verschrotet. Letztlich muss man sich doch sehr stark auf die Mythologie hinter dem Film konzentrieren um sich nicht über die vielen Schwächen zu ärgern.
    In seinem Genre ist „Katakomben“ eigentlich ganz gelungen. Er bringt zwar die ganze Palette an Fehlern mit, die auch seine Kollegen haben, jedoch hat er mein Interesse geweckt. Wer sich noch durch lahme Jumpscares erschrecken lässt und über größere Schwächen hinwegsehen kann, der wird hiermit seine Zeit zumindest nicht verschwenden. „Katakomben“ hebt sich zumindest zeitweise vom Horror-Einerlei ab, allein das macht ihn mir sympathisch.

    „We need to go deeper.“ (höhöhö)

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    • 6

      Psychopathischer Killer mit SM-Maske und Puppen-Problem schlitzt barbusige Dummerchen in einem kleinen italienischen Dorf! Softporno trifft auf Giallo trifft auf Slasher-Prototyp. So oder so ähnlich könnte man „Torso“ beschreiben.
      Sergio Martino hatte wohl beim Dreh nur eine Hand frei. Gemächlich flaniert seine Kamera über die nackten Körper seiner Protagonistinnen. Das Casting scheint wohl unter dem Einfluss von viel Testosteron vorgenommen worden zu sein. Nach hervorragendem Schauspiel sieht das hier jedenfalls nicht aus.
      Die handelsübliche Slasher-Story beginnt also mit viel nackter Haut. Einige Studentinnen treffen sich in einem Haus um einen ausgelassenen Sommer zu verbringen, jedoch scheint ihnen etwas gefolgt zu sein. Mitsamt Giallo-typischen Lederhandschuhen und einer ausgefallenen Waffen, beobachtet der Maskenmann seine Opfer. Von Lesben-Gekuschel bis hin zu ekelhaft-verdrehten Kamerafahrten über eine blutig zugerichtete Leiche bietet „Torso“ unverblümte Sleaze-Unterhaltung. Martino hält sich stilistisch zwar eher in Richtung Giallo, opfert die Handlung aber einer unverschämt ehrlichen Titten- und Blutparade. Hier wird frei nach Herschell Gordon Lewis zersägt, gewürgt und danach alles fein säuberlich verpackt. Der Zuschauer wird in seiner fragwürdigen Beobachter-Position oft in eine unangenehme Ecke gedrängt, was mich mehrfach an William Lustigs „Maniac“ denken ließ.
      In seiner lahmarschigen ersten Hälfte bietet „Torso“ zwar hinreichend Futter für den unteren Körperbereich, kann aber in Sachen Spannung nur wenig begeistern. Erst in seinem ungewöhnlich langen Finale durchbricht „Torso“ seine bräsige Grundstimmung und feiert ein Feuewerk des schlechten Geschmacks ab. Der grobschlächtige Slasher/Giallo/Softporno-Hybrid macht Spaß nd weiß genau was er will, leider hilft das aber nicht durchgehend. Wer von der Intensität in den Sitz gedrückt werden will oder Fan von kunstvollen Kamerafahren à la Argento ist, muss woanders suchen. Wer aber Lust auf die Anfänge des Slasher-Genres hat und über Längen gerne hinwegsieht, der wird hier seinen Spaß haben.

      „Mehl, Milch und ääääh... Eier. Mehl ääääh... Milch und Eier!“

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      • 8 .5
        Roldur 17.02.2015, 12:23 Geändert 17.02.2015, 12:29

        Wir schreiben das Jahr 1964, die schwarze Bevölkerung kämpft um Gleichberechtigung und darf unter Martin Luther King Jr. Erstmals Erfolge verbuchen. Der Rassismus befindet sich in einem erbitterten Kampf, nicht auch noch seine letzten Bastionen zu verlieren. Als drei Bürgerrechtler am Mississippi verschwinden, verschlägt es Agent Ward (Willem Dafoe) und Agent Anderson (Gene Hackman) in die Kleinstadt Jessup. Eine Hochburg des Ku-Klux-Klan, hier stinkt die Intoleranz aus jeder noch so kleinen Ecke.
        Wunderbar in Szene gesetzt (Kameramann Peter Bizou gewann 1989 für „Mississippi Burning) den Oscar) zieht die Spannungskurve ab der ersten Minuten an. Die ungleichen Protagonisten versuchen verzweifelt ihren Fall aufzuklären, stoßen aber auf ein unüberwindbares Schweigen der Bevölkerung. Neben seiner intensiven Krimi-Story, wirft „Mississippi Burning“ interessante Fragen zum Thema Rassismus auf und zeichnet dabei ganz nebenbei ein erschreckendes Portrait einer kleinstädtischen Gesellschaft.
        Das Thema Hass ist allgegenwärtig und zieht sich durch den Film wie ein blutroter Faden. Diese Spirale der Gewalt zieht die Ermittler, wie auch den Zuschauer mit in einen tiefen Abgrund. „Mississippi Burning“ greift tatsächlich an die Wurzel des Hasses und ist durch seine bloßen Bilder schon eine verstörende Erfahrung.
        Die dichte Film-Noir Atmosphäre, Gene Hackmans großartiges Spiel und der treibende Saxophon-lastige Soundtrack von Trevor Jones, machen aus „ Mississippi Burning“ nicht nur einen intelligenten, wie auch erschreckenden Kommentar zum Thema Rassismus, sondern auch zu einem höchst intensiven Filmerlebnis. Wer sich in Filmen wie „Angel Heart“ (übrigens auch von Alan Parker)oder Serien wie „True Detective“ in den trostlosen Süden Amerikas verliebt hat, der kann sich mit diesem Thriller ohne Bedenken wieder in die Sümpfe des Mississippi-Deltas begeben, man wird nicht enttäuscht. Über altersbedingte Längen sollte man aber hinwegsehen können, denn dafür bekommt man eine hochinteressante Mischung aus Polit-Thriller und Gangsterfilm, die man trotz weniger Schwächen so noch nie gesehen hat.
        „It's ugly. This whole thing is so ugly. Have you any idea what it's like to live with all this? People look at us and only see bigots and racists. Hatred isn't something you're born with. It gets taught. At school, they said segregation what's said in the Bible... Genesis 9, Verse 27. At 7 years of age, you get told it enough times, you believe it. You believe the hatred. You live it... you breathe it. You marry it.“

        7
        • 8

          Ich liebe die Coen-Brüder. Ich liebe sie für ihre wunderbaren Komödien, für ihre leichtfüßigen Dramen und für ihre melancholische Ader. „The Man Who Wasn't There“ hat mir noch gefehlt. Die Geschichte um den zynischen Friseur wird in stylischem Film-Noir-Look erzählt und ist ein weiterer Meilenstein in der Filmographie des Regie-Duos.
          Der Friseur Ed Crane (Billy Bob Thornton) ist ein ruhiger Geselle. Er lässt sich nicht gerne auf langes Gelaber ein. Obwohl er es nicht so gerne zugeben möchte, ist er dennoch unzufrieden mit seiner Situation. So ein Leben unter der Fittiche seines geschwätzigen Kollegen (Michael Badalucco), kann ja auch nicht besonders angenehm sein. Als er von einem eigenartigen Geschäftsmann ein Angebot zu einem Trockenreiniger-Deal bekommt, wittert er seine große Chance. Fehlt nur noch das Geld. Da kommt ihm die Affäre seiner Frau mit ihrem Chef Big Dave (James Gandolfini) gerade recht.
          Die Coens bestechen wie immer durch ihre angenehme und ruhige Erzählweise. Skurrile Charaktere gibt es zwar zuhauf, aber nie wird jemand aufdringlich inszeniert. Wir bekommen die Grundlagen, die Meta-Ebene darf der Zuschauer selbst entdecken. Ed Crane ist ein seltsam emotionsloser Mann, der von einer beschissenen Situation in die nächste rutscht. Trotz seiner offensichtlichen Probleme mit Empathie, wird er dennoch nie uninteressant. Gerade durch seine Gleichgültigkeit wird er schnell zu einem Rätsel, welches man nur zu gerne lösen würde.
          Durch die perfekt eingefangene Atmosphäre und Thorntons schwer unterhaltsamen Off-Kommentar, fühlt sich „The Man Who Wasn't There“ an, wie ein waschechter Film Noir. Manche könnten mit dem langsamen Tempo Probleme haben, jedoch braucht der Film genau diese Zeit um seine ganze erzählerische Stärke zu entfalten. Das Ganze Ensemble funktioniert tadellos und verdichtet die einfache Handlung zu einem hochspannenden Film-Mix zwischen Charakterstudie, Comedy, verquertem „Whodunnit?“ und einem Drama. Genauso stelle ich mir zurückhaltende Unterhaltung vor, die ganz ohne großes Geprahle und übertriebenen Pathos funktioniert.
          Für Leute, die gerne mal von vorgekauten Gefühlen befreit werden wollen und Film als eine Art gemeinsames Werk zwischen Regisseur und Zuschauer sehen, sollte „The Man Who Wasn't There“ ein sehr erfrischendes Erlebnis werden. Und wer schon immer hören wollte, wie Monk die Heisenbergsche Unschärferelation erklärt, der sollte auch einen Blick wagen!

          „Life has dealt me some bum cards. Or maybe I just haven't played 'em right, I don't know.“

          10
          • 10

            Wenn Alejandro G. Iñárritu einen neuen Film macht, bin ich ohnehin erstmal gespannt. Nach Meisterwerken wie „Biutiful“ oder „Amores Perros“, stiegen die Erwartungen in astronomische Höhen. Seit der ersten Ankündigung von „Birdman“ war ich begeistert von der Idee und saugte jede noch so kleine Information dazu auf. Nach dem ersten Trailer war es um mich geschehen, ich könnte den Film nun entweder enttäuscht oder begeistert verlassen.
            Bei all' meinen Empfindungen gegenüber „Birdman“ kann ich dem Film mit einem Kommentar kaum gerecht werden. Ich bin knapp zwei Stunden in die Realität des Ex-Birdman-Darstellers Riggan eingetaucht und wurde danach unsanft wieder ausgespuckt. „Birdman“ spielt mit der Erwartungshaltung des Zuschauers, behandelt ihn wie einen Spielball und schafft es durchgängig zu überraschen.
            Die Geschichte über den ehemaligen Star Riggan, der verzweifelt versucht seine Karriere zu retten, ist in einer großen Plansequenz eingefangen. So wie Riggan sein Theaterstück inszeniert, fühlt sich auch der Film an wie ein intensives Kammerspiel. Die Optik stimmt zu jeder Sekunde, die Ausleuchtung ist wunderschön und zweckmäßig zugleich, die Sets sind eine wahre Augenweide. Iñárritu packt sein ganzes Können aufs Tablett und treibt seine Darsteller bis aufs Äußerste. Aber dabei bleibt „Birdman“ kein einfacher Oscar-Kracher, der stets gen Trophäe schielt, er schafft es ganz nebenbei so viel mehr zu sein. „Birdman“ ist schwarzhumorig, emotional, tieftraurig und höchst verstörend zugleich. Man bekommt einen unglaublich fesselnden Einblick in Showbusiness und was es heißt ein Star zu sein. Bist du ein Schauspieler oder nur ein Prominenter? Ein Künstler, oder bloß ein Gesicht?
            Michael Keaton erforscht seit Ewigkeiten endlich wieder ganz neue Sphären seiner schauspielerischen Agenda. Ganz gelassen nimmt er eine Hürde nach der Anderen und liefert eine realitätsnahe und herzergreifende Performance ab. Er gibt alles für die Rolle, wirkt dabei dennoch angenehm gelassen. Keaton gelingt die perfekte Balance zwischen Overacting und Teilnahmslosigkeit, er ist einfach glaubwürdig. Riggan ist Überlebensgroß und wird mir noch sehr lange im Gedächtnis bleiben. Weiterhin sollte man auch Edward Norton nicht außen vor lassen, denn er gibt hier locke seine beste Leistung seit „Fight Club“ zum Besten. Er fängt den arroganten Schauspieler Mike Shiner wunderbar energisch ein und verleiht ihm ebenfalls eine Dynamik, die weit über die Grenzen des Kinos hinausgeht.
            Nachdem Iñárritu es bereits mehrfach geschafft hat, mich tief zu berühren, hat er mit „Birdman“ noch weit mehr in mir ausgelöst. „Birdman“ ist eine Offenbarung für mich, eine virtuose Bewältigung einer hochinteressanten Geschichte, die mich noch lange beschäftigen wird. Wer „Birdman“ nicht gesehen hat ist selber Schuld. Mir kribbelt es schon in den Fingern erneut eine Kinokarte zu lösen um diese Erfahrung wieder machen zu dürfen. „Birdman“ ist Kino wie ich es mir wünsche und er scheint genau die Anerkennung zu bekommen, die er verdient.

            „You're doing this because you're scared to death, like the rest of us, that you don't matter. And you know what? You're right. You don't. It's not important. You're not important. Get used to it.“

            8
            • 5

              Das Arbeitstier Takashi Miike hat im Jahr 2013 „nur“ zwei Filme geschafft! Einer davon war „Wara No Tate“. Da ich am gestrigen Tage die Möglichkeit bekam diesen Film auf der großen Leinwand zu begutachten, gibt es hier ein paar warme Worte zu Takashi Miikes vor-vor-vor-vorletzten Film.
              Kunihide Kiyomaru (Tatsuya Fujiwara, „Battle Royale“) ist ein fieser Killer. Er tötete und belästigte ein 7-jähriges Mädchen und ist nach langer Haft wieder auf freiem Fuß. Nun soll er zur letzten Verhandlung gebracht werden, dumm nur, dass der Großvater des Mädchens eine Milliarde Yen auf seinen Kopf ausgesetzt hat. Nun ist es an einer kleinen Truppe an Polizisten sein Leben zu sichern und ihn heil zur Verhandlung zu bringen. Ein moralischer Konflikt und die Aussicht auf ein Blutbad entstehen.
              Anhand des Trailers und der durchaus interessanten Handlung, ging ich von einem schweißtreibenden und hämoglobinreichen Thriller aus. Auch wenn Miike oft eine platte psychologische Ebene kreiert, kann er dies oft mit seinem unverkennbaren Trash-Appeal ausgleichen. „Wara No Tate“ nimmt sich leider viel zu ernst und versagt in Sachen Charakterzeichnung und starken Spannungsaufbau viel zu oft. Miike streckt die Handlung auf 124 Minuten, obwohl man sie schon nach 90 hätte problemlos beenden können. Das Ganze wird angereichert mit diversen Logiklücken und gnadenlosem Overacting und man hat ein Trash-Fest-Deluxe, welches sich selber nicht als solches versteht.
              Wenn es um die Filme dieses Wahnsinnigen Yao geht, dann bin ich für fast alles zu haben. Das ehemalige Banden-Mitglied filmt vom Kinderfilm bis zu hartem Horror alles was in die Finger bekommt. Trotz einiger Längen hatte ich viel Spaß mit „Lesson of the Evil“, „Audition“ hat mich das Fürchten gelehrt, „Visitor Q“ hat mich tief verstört und „Ichi the Killer“ hat meinen innere Blutlust befriedigt. „Wara No Tate“ ist leider pures Mittelmaß. Ich empfinde keinen wirklichen Anstoß an dem Film, kann ihm jedoch außer wenigen Lichtblicken eher ein müdes Gähnen abgewinnen. Für die Intention einen Film gegen Selbstjustiz zu drehen und für einen tollen Fujiwara gibt es Pluspunkte, im Gesamten ist „Wara No Tate“ aber kein Film, dem man unbedingt sehen muss aber auch keiner über den man sich wirklich ärgern wird.

              "誰がコックを吸うためにこの愛を読み取り"

              2
              • 9

                Wie kann aus so einem Chaos ein solch bahnbrechendes Meisterwerk entstehen? Überflutungen, verzogene Schauspieler, wahnsinnige Regisseure und nahezu tödliche Schicksalsschläge. Die Produktion von „Apocalypse Now“ stand unter keinem guten Stern. Orson Welles scheiterte an der Verfilmung, nun wollte Francis Ford Coppola Joseph Conrads „Herz der Finsternis“ auf die Leinwand bringen. Mit dem Erfolg von „The Godfather I+II“ im Rücken ging es also ab in die Philippinen. Die Dokumentation von Coppolas Frau Eleanor, Fax Bahr und George Hickenlooper wirft einen genaueren Blick auf die heftigen Komplikationen während der Dreharbeiten zum (nach der Meinung des Autors) besten Kriegsfilm aller Zeiten.
                Peinlich genau fing Coppolas Frau das Szenario um die Entstehung des Films ein. Wir bekommen Einblicke in die Ansichten der Schauspieler, den kreative Prozess hinter den populärsten Szenen und einen sehr intimen Blick in das Innere von Francis Ford Coppolas Vision. Ein faszinierender Versuch der Erklärung eines psychedelischen Alptraums, eines Films der echtem Krieg gefährlich nahe zu kommen scheint und eine Produktionsphase, zu der Marlon Brandos berühmte Abschlussworte perfekt zu passen scheinen.
                Der direkte Blick auf den schmalen Grat zwischen echter Tortur und Kunst, ist manchmal schwer erträglich. Coppolas Frau zeigt ihren Mann mal von seiner zerbrechlichen, von seiner starken und von seiner wahnsinnigen Seite. Die große Wagnis für den Film zu bürgen und Teile der Finanzierung zu übernehmen zeugen von großem Mut und haben wohl nicht unmaßgeblich zur Außergewöhnlichkeit von „Apocalypse Now“ beigetragen.
                Man kann unmöglich in Worte fassen wie ambivalent „Apocalypse Now“ eigentlich ist und wie verschieden man den Film wahrnehmen kann, selbst Coppola war sich seiner wahren Intention wohl eher selten bewusst. In „Hearts of Darkness“ geht er nahezu nie von seinem Erfolg aus. Aber vielleicht musste genau diese Unruhe, diese tiefe Depression und dieses brutale Chaos zwischen wahren Kriegshandlungen im Umland und einem zerrütteten Hauptdarsteller, sein um „Apocalypse Now“ zu dem zu machen, was er letztlich geworden ist.
                „Hearts of Darkness“ ist hochspannend und entlarvend zugleich und macht erneut Lust sich in die rötlich-grünen Tiefen von Vietnam zu stürzen und sich erneut den Strapazen von „Apocalypse Now“ auszusetzen. Eine Doku, die einem Meisterwerk ein Denkmal setzt und selbst als unabhängiges Werk großartig funktioniert.

                "My greatest fear is to make a really shitty, embarrassing, pompous film on an important subject, and I am doing it. And I confront it. I acknowledge, I will tell you right straight from... the most sincere depths of my heart, the film will not be good."

                10
                • 4 .5

                  Nachdem ich Steve Carell in „Foxcatcher“ von seiner ernsten Seite erlebt hatte, wollte ich in einer abendlich-gutmütigen Stimmung wieder ein wenig mehr vom Wohlfühl-Carell sehen. Da klang der brandneue, auf Judith Viorsts bekanntem Kinderbuch basierende Film „Die Coopers – Schlimmer geht immer“ nach einer sehr guten, wenig anspruchsvollen Wahl.
                  Für Alexander läuft sehr viel, sehr oft, sehr schief. Kaum ist er aufgestanden tritt der Pechvogel in ein Fettnäpfchen nach dem anderen. Bei seiner Familie scheint alles perfekt zu laufen. Seine Mutter (Jennifer Garner) steht kurz vor einer Beförderung, der arbeitslose Vater (Steve Carell) bekommt ein Stellenangebot, die Schwester spielt Peter Pan und sein Bruder geht mit dem heißesten Mädel der Schule zur Prom. In einem Anfall jugendlicher Boshaftigkeit wünscht er sich in seiner Geburtstagsnacht einen Tag Pech für seine Familie. Zu seinem Leidwesen, scheint der Wunsch sogar in Erfüllung zu gehen...
                  Wenn man sich „Die Coopers“ anschaut, bekommt man eigentlich genau das was man erwartet. Eine generische Komödie, welche mit einer einfachen Message viele Kinderherzen höher schlagen lassen dürfte. Inszenatorisch wie im Gag-Bereich betritt Regisseur Miguel Artera ausgetretene Genre-Pfade und ist sehr bedacht niemandem auf die Füße zu treten. Dass „Die Coopers“ zwar nie richtig nervt und sein Herz am rechten Fleck hat, hilft da leider nicht über die wenig gelungenen Gags und die furchtbar öde Story hinweg.
                  Ob die Vorlage nun eine humortechnische Meisterleistung war, weiß ich nicht zu beurteilen. Dennoch verschenkt die Komödie wirklich Potential in Sachen Slapstick und rückt den eher unsympathischen Alexander in den Vordergrund. Während die Familie im Pech versinkt, gibt es also immer noch die luftige Feelgood-Vorahnung im Hintergrund. Selbst wenn jetzt etwas Schlimmes passiert, es wird die „verrückte“ Familie wieder zusammenschweißen und so hat alles Schlechte doch noch eine gute Seite.
                  Wäre „Die Coopers“ nicht so unlustig und seine Message so furchtbar konservativ, ich würde ihn mögen. Steve Carell macht seinen Job wie immer sehr gut, Jennifer Garner zieht (wie immer) 81 Minuten lang ein „Duckface“ und Artera zeigt mir, dass ich vielleicht doch irgendwann für solche Feelgood-Comedy nach Schema F zu alt werde. Letztlich kein Film der wirklich ärgert und der sich gut weggucken lässt, besonders gut macht ihn das aber noch lange nicht.

                  „It's not the first time I've seen your penis, Anthony!“

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                  • 7

                    Nach Jahren der Falschinformationen um Alan Turing und teilweise politischer Geheimhaltung, gibt es nun seit ein paar Jahren endlich die Möglichkeit Turing ein Biopic zu widmen. Mit Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle, inszeniert der Norweger Morten Tyldum (Headhunters) also jetzt die Geschichte um Alan Turing und die Entschlüsselung des Enigma-Codes.
                    Die historischen Momente im Bletchley-Park werden mithilfe von Rückblenden in Turings Schulzeit und ein Gespräch nach dem zweiten Weltkrieg erzählt. Die Geschichte beginnt mit einem Bewerbungsgespräch, welches Turings exzentrische Person eine wunderbare Bühne bietet.
                    Viel wurde gemeckert um die historische Korrektheit von „The Imitation Game“ und die Veränderung des Kontextes um Turings Maschine, aber ist das denn wirklich so schlimm? Klar, Tyldum dreht die Räder so, dass er ein intensives Drama inszenieren kann und rückt Turing viel mehr ins Zentrum. Jedoch war es an der Zeit seine Arbeit entsprechend zu ehren, nach der offiziellen, königlichen Begnadigung auch dringend nötig. Ob er nun der Exzentriker war, den Cumberbatch uns hier zeigt, ist dann nur zweitrangig.
                    Zunächst hatte ich Angst, dass Cumberbatch hier nur eine erneute „Sherlock“-Darstellung abliefern würde, bekam aber schnell unerwartete Nuancen zu Gesicht. Er stellt Turing zwar als einen Exzentriker war, dennoch ist seine innere Verletzlichkeit und sein Kampf mit den Konventionen der Außenwelt mehr als ersichtlich. Ob der echte Turing nun aufgeschlossener war oder nicht, ich habe mit Cumberbatch viel mitfühlen können.
                    Durch die exzellente und aufgeräumte Kameraarbeit, die großartigen Set-Pieces, den weichen und zurückhaltenden Schnitt und den mitreißenden Soundtrack, wird „The Imitation Game“ zwar zu keinem großen filmischen Experiment aber zu einem spannenden und hochwertigen Biopic. Es ist eine wahre Freude sich „The Imitation Game“ anzusehen. Langeweile kommt nie auf und Cumberbatch steckt viel Liebe in seine Figur. Bei all der technischen Exzellenz, die hier an den Tage gelegt wird, vergisst man schnell dass Tyldum seinen Film vielleicht etwas zu glatt gebügelt hat. Turings Homosexualität und deren Folgen werden eher als Randnotiz erwähnt, dennoch nicht außen vor gelassen. Ich hatte mir zwar etwas mehr Mut gewünscht, dennoch ist „The Imitation Game“ ein sehr gelungener Film geworden, in dem nichtmal Keira Knightley genervt hat und Cumberbatch erneut eine herzzerreißend gute Performance abgibt. Konventionell aber einfach gelungen. Was kann man sich da noch mehr wünschen?

                    „Do you know why people like violence? It is because it feels good. Humans find violence deeply satisfying. But remove the satisfaction, and the act becomes... hollow.“

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                    • 9

                      Mit toten Augen streift er durch die Turnhalle, inspiziert seine Geldanlage, seinen Weg die Welt zu beeindrucken. Ein verschlagener und dennoch gebrochener Mann, ein Ekelpaket und eine bemitleidenswerte Persönlichkeit.
                      Bennett Miller bringt die tragische Geschichte um John du Pont und die Schultz-Brothers auf die Leinwand. Bereits in „Capote“ erzeugte Miller mit seiner elegischen Trägheit eine ganz besondere Wirkung, der weit düsterere „Foxcatcher“ setzt dieses extrem hohe Niveau fort. Man muss Miller Art mögen, denn er inszeniert sein Biopic/Drama emotional sehr distanziert und erlaubt keine wirkliche Identifikation, was „Foxcatcher“ zu einem schweren Brocken machen kann.
                      Mit düsteren Farben und ruhiger Kamera schafft Miller die herbstliche Bühne für seine Tragödie. David und Mark Schultz geraten aufgrund guter Bezahlung in die Hände des John du Pont. Zunächst klingt für Mark alles nach einer guten Entscheidung, sehr bald entwickelt diese sich zu einem Alptraum.
                      Das entlegene Trainingscamp wird schnell zu einem psychischen und physischen Kampf zwischen Mark (Channing Tatum) und John (Steve Carell). Durch die extrem kalte Optik und die einnehmend guten Performances geht „Foxcatcher“ extrem an die Nieren und war für mich eine nervenzerfetzende Filmerfahrung. Durch Steve Carell erlangt John du Pont eine derart ambivalente und tragische Persönlichkeit, dass man manchmal seinen puren Anblick nicht ertragen kann. Er ist nicht einfach bösartig, er trifft einen Punkt, der mir schlicht den Boden unter den Füßen nahm. Eine Person, die für mich einfach nicht zu fassen war, die dennoch eine schräge Faszination in mir auslöste und mich sehr traurig machte. Ohne Tatum und Ruffalo, die übrigens beide auch großartig agieren, als Sympathieträger wäre „Foxcatcher“ ein nicht zu schluckender Brocken.
                      Während die heftige Schüler/Coach-Beziehung in „Whiplash“ hochenergetisch und bösartig verläuft, bietet „Foxcatcher“ das langsame und zutiefst verstörende Gegenstück. Ein beunruhigend tiefer Blick in eine Person, die man lieber nicht von so Nahem gesehen hätte.
                      Der säuselnde und unheimliche Soundtrack, die überlebensgroße Performance von Steve Carell und die großartige Bildsprache machen „Foxcatcher“ zu einer richtigen Erfahrung. Langsam aber sicher bohrt sich der Film in mein Nervenkostüm und lässt nicht los. Ich bin mir sicher, dass „Foxcatcher“ bei mir noch viel Nachhall haben wird.

                      „You're going to do great things, Mark.“

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                      • 2
                        Roldur 21.01.2015, 17:57 Geändert 21.01.2015, 18:08

                        „Die Iraker sind für ihn «Wilde», der Irak «Indianerland».“
                        - Tagesanzeiger

                        Einen Mann, dessen Grad an Verblendung so groß ist, kann man schwer auf Zelluloid bannen. Nach Chris Kyles unrühmlichen Tod und seinem Erfolg als Autor des Bestsellers „Sniper: 160 tödliche Treffer – Der beste Scharfschütze des US-Militärs packt aus“, wird es also höchste Zeit, dass Clint „Fucking“ Eastwood als überzeugter Republikaner und weltbekannter Stahlbrecher, ein eisenhartes Charakterdrama durch die Kinosäle flimmern lässt.
                        Man muss schon heftig Mut besitzen um einem Mann wie Chris Kyle ein Biopic zu spendieren. Wenn man sich dann trotzdem an das Material traut, dann muss man eine ordentliche Reflektionsgabe besitzen. Genau daran scheitert Clint Eastwoods neuestes Werk auf erschütternde Weise.

                        „Töte einen Menschen, und du bist ein Mörder.
                        Töte Millionen, und du bist ein Eroberer.
                        Töte alle, und du bist Gott.“

                        Vormals Rodeoreiter, findet sich Kyle schnell in Falludscha wieder. Spätestens nach den Ereignissen um 9/11 ist er voll mit dem Herzen dabei - Tod den Terroristen, Tod den Bösen, es lebe Amerika. Nachdem er ungeahnte Fertigkeiten in Sachen Genauigkeit und Ruhe in sich entdeckt, gehört Chris Kyle schnell zu den Top-Schützen des US-Militärs. Jeder will ihn an seiner Seite haben, die Soldaten fühlen sich mit ihm unverwundbar. Eine solche Rate an Tötungen (Frauen und Kinder eingeschlossen) hinterlässt natürlich Narben. Aber muss ich Mitleid mit einem Mann haben, der so viele das Leben gekostet hat? Rechtfertigt die „Rettung“ anderer Soldaten den Tod so vieler Menschen? Kyle wird „Kriegssüchtig“ und kann sein standesamtliches Leben nicht mehr fortführen, er ist zur Maschine geworden.
                        Vor allem bei Clint Eastwood ist es seit seinem Projekt „Flags of our Fathers“ und „Letters from Iwo Jima“ gruselig, dass er sich hier so sehr einer Seite verschreibt. Wenn auch reißbrettartig ist die Darstellung des Kyle ambivalent und fast schon menschlich. Eastwood bedient sich zwar vorgestanzter Kriegsfilm-Klischees aber Bradley Cooper macht Kyle letztlich zur fragwürdigen Identifikationsfigur.
                        Wäre Chris Kyle kein Massenmörder, dann würde ich die Sympathien die man hier für ihn entwickelt nicht infrage stellen. Das Schlimme ist, dass Eastwood bei jeder wirklich kontroversen Szene den Schwanz einzieht. Als Charakterdrama ist „American Sniper“ so zahm, dass man anfängt Chris Kyle lieb zu haben und das verfehlt des Sinn eines Anti-Kriegsfilms auf fast schon gruselige Art und Weise.
                        Immer wieder hat „American Sniper“ atemberaubend spannende Szenen zu bieten und immer wieder versucht er sich an der Charakterisierung seines „Helden“. Der geneigte Zuschauer dürfte aber in diversen Szenen schnell ins Stocken geraten, wenn er über die andere Seite der „Probleme“ von Kyle nachdenkt.
                        Das besorgniserregende und ungemein menschenverachtende Ende überschatten die tolle Inszenierung und das mittelmäßige Charakterdrama derartig, dass „American Sniper“ am Ende ein großes Ärgernis darstellt. Bradley Cooper spielt herausragend, verleiht Kyle aber dadurch eine besonders bedenkliche Note. Eastwood sollte lieber wieder Stühle beschmipfen oder mehr Zigarrilos rauchen, statt sich an der Verherrlichung von Massenmördern zu versuchen.

                        „Eine Träne zu trocknen ist ehrenvoller, als Ströme von Blut zu vergießen.“
                        - George Gordon Byron

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                          Jude Law sucht Nazigold im Schwarzen Meer. Kevin Macdonald (Der letzte König von Schottland) ist auf den Spuren von „Das Boot“ unterwegs und zwängt etwa ein Dutzend harte Kerle in einen Rostklumpen. Da ist Stress schon vorprogrammiert.

                          „Black Sea“ legt einen ordentlich Start hin und gibt dem Zuschauer ausreichend Beweggründe für die „Mission Nazigold“ (Wäre übrigens auch ein geiler Filmtitel gewesen). Ein U-Boot sei im Schwarzen Meer auf Grund gelaufen und durch natürliche Gegebenheiten konserviert – darauf mehrere Tonnen Gold. Für die Crew, welche alle mit Job-Problemen zu kämpfen haben, ist das der Weg ins Glück.

                          Die Truppe setzt sich aus Russen und Schotten zusammen. Alles extrem grummelige Kerle, mehr als genug Grund also es heftig krachen zu lassen. Ex-Knackis und geldgierige Banker kollidieren ja schließlich gern und nichts ist schlimmer als die Wut des „kleinen Mannes“.

                          „Black Sea“ schleppt die gleichen Probleme an, wie viele andere Survival-Filme. Er kommt einfach nicht ins Rollen. Die Handlung tröpfelt vor sich hin, während wir nette Kameraeinstellungen zu Gesicht bekommen. Kinematographie und Beleuchtung sind auf Top-Niveau, auch wenn das U-Boot nicht unbedingt taufrisch gerendert aussieht. Die Sets sind dynamisch und das schummerige Licht versprüht viel Atmosphäre. Nein, das eigentliche Problem sind deftige Logiklücken, schlecht geschriebene Charaktere und dick aufgetragener Pathos.

                          Wenn man manche Dialoge aus „Black Sea“ hört, dann möchte man sich das nächstbeste U-Boot schnappen und tief im Ozean versinken. Vollkommen unlogische Charakterwandlungen scheinen im Schwarzen Meerzur Tagesordnung zu gehören. Mal ist Jude Law ein wahrer Held, mal ist Ex-Knacki Frazer ein Arschloch – natürlich kann das im Minutentakt wechseln. Die Schauspieler geben sich zwar allesamt Mühe, können die eindeutigen Schwächen des Drehbuchs jedoch nicht mehr retten. Mit Jude Law, David Threlfall, Ben Mendelsohn und Michael Smiley hat man ja durchaus fähige Leute mit an Bord.
                          Gegen Ende steigert sich die Handlung zu einem immer dümmlicheren Gewusel aus Aufsteigen und Absinken, bis man das U-Boot einfach zerstört sehen will. Macdonald verpasst mehr als einmal die Chance, den Film zu einem passenden Zeitpunkt zu beenden. Man hat stetig das Gefühl, dass da unbedingt noch etwas ans Ende geklatscht werden musste. So zerfasern sich die menschlichen Konflikte immer weiter und werden durch kitschige Rückblenden und repetitive Phrasen schnell ermüdend.

                          „Black Sea“ ist kein ärgerlicher Film aber letztlich so uninteressant, dass ich ihn wohl schnell vergessen werde. Die Handlung ist konstruiert und die „psychologischen Spielchen“ enden fast immer in peinlichem Pathos. Es fehlt nur ein Brad Pitt, der mit einem „Sag meinen Kindern, dass ich sie liebe“-Schild durchs Bild läuft. Ein Film, den man im Fernsehprogramm vielleicht mehr genossen hätte, wäre vielleicht was für „Tele5“.

                          „Do it for your family. Do it for the baby.“

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                            Roldur 19.01.2015, 15:46 Geändert 19.01.2015, 16:50

                            Wenn man tief genug gräbt, dann findet man in den Innereien der Marvel-Schmiede sogar Kinderfilm-taugliche Comics. Disney krallt sich also frei nach dem „Guardians of the Galaxy“- Erfolgskonzept einen unbekannteren Comic namens „Big Hero 6“ und springt auf den Superhelden-Zug auf.
                            Baymax ist eigentlich eine Art Robo-Krankenschwester. Als jedoch der Bruder des Protagonisten Hiro in Schwierigkeiten gerät, muss Baymax es mit einem Bösewicht mit Kabuki-Maske aufnehmen. Dieser nutzt nämlich Hiros ureigene Erfindung um Unheil über „San Fransokyo“ zu bringen.
                            Das Disney-Erfolgsrezept greift bei mir wohl immer. Ich falle jedesmal auf den zuckersüßen Animationsstil herein, verliebe mich in die vielen, kleinen Details und lasse mich von der kunterbunten Optik berieseln. „Big Hero 6“ sieht klasse aus, hat mit San Fransokyo ein tolles Zukunfts-Szenario zu bieten und trifft mal wieder genau meinen Sinn für Humor. Das Zentrum des Films, Baymax selbst, hätte allein einen Marshmallow-Oscar verdient. Der aufblasbare Superheld ist tollpatschig und wunderbar liebenswert. Jeder einzelne Moment mit Baymax sorgt für Lacher und bietet perfekte Slapstick-Unterhaltung.
                            Mit der Zeit bildet sich aus der ursprünglichen Nerd-Gruppe um Hiros Bruder Tadashi, eine Art Kinder-Avengers. Damit schafft man die Grundlage für eine vermutlich längere Reihe aus Sequels, die mir jetzt schon etwas Kopfschmerzen bereitet. Klar, ich finde man sollte genau so einen Kinder-Superheldenfilm inszenieren, aber auch hier überwiegt gegen Ende die Action. Die Action ist natürlich flott inszeniert und macht Spaß, raubt dem Film aber streckenweise den kindlich-verspielten Charme anderer Disney-Produktionen.
                            Aber genug der Unkenrufe, mir hat „Baymax“ alias „Big Hero 6“ viel Spaß gemacht. Baymax ist der süßeste Marshmallow überhaupt und die Kinder-Avengers haben auch ihren Charme. Wer das Disney-Konzept noch nicht satt hat und dem Trailer witzig fand, der wird hier definitiv seine Freude dran haben! Prädikat: Besonders knuddelig! Balalalala!

                            "Imagine eating a sandwich, but everybody just thinks you're crazy"

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                              Es gibt einfach Typen, mit denen legt man sich nicht an. Man veranstaltet kein Armdrücken mit Arnold Schwarzenegger, man macht keinen Twerk-Wettbewerb mit Nicki Minaj und man tötet nicht den Hund von John Wick.
                              Der ehemalige Auftragskiller John Wick hat seine Frau verloren und erhält ihr letztes Geschenk in einer verspäteten Lieferung. Der kleine Welpe soll ihm über seine Trauerphase hinweghelfen. Dumm nur, dass Mafia-Balg Iosef unbedingt sein Auto haben will und deshalb sein Hund dran glauben muss. John Wick ist sauer und hat genug Blei für die gesamte russische Mafia.
                              Keanu Reeves Stunt-Double Chad Stahelski hat sich hier nicht die Mühe gemacht ein Drehbuch zu schreiben, er lässt einfach die Kanonen sprechen. „John Wick“ ist ein straighter, ultra-pathetischer Actioner mit extrem hohem Bodycount. Schicke Optik und ein verdammt cooler Keanu Reeves verbinden sich zu einem rasanten Action-Feuerwerk.
                              Stahelski macht aus seinem lächerlichen Story-Aufhänger einen todernsten und brachialen Actioner und versucht den lächerlichen Plot nicht einmal durch ernsthaftere Momente zu brechen. Hier wird einfach nur Keanu abgefeiert und wunderbar agile Schusswechsel dargeboten. Etwas zu hirnlos? Naja, Stahelski weiß wie man Action inszeniert und sorgt mit dem flotten Soundtrack auch für ordentlich Atmosphäre.
                              Für mich fällt „John Wick“ in eine Sparte mit Simpel-Actionfilmen wie „The Raid“ oder „Dredd“. Man begnügt sich mit einer sehr einfachen Story und zelebriert die Kunst der Körperzerschrotung. Dazu ist „John Wick“ noch sehr comichaft inszeniert und spielt immer wieder virtuos mit Reeves Badass-Image. Irgendwann ist Titelheld John so hochstilisiert worden, dass die Russen-Mafia vor ihm schlottert wie vor einem Halbgott.
                              Wer gerne den höchsten Bodycount seit „John Rambo“ oder den diversen Heroic-Bloodshed-Filmen sehen will, der sollte „John Wick“ dringend im Kino sehen. Keanu altert nicht, bricht gerne Genicke und trifft zwischen Augen und liebt seinen Hund. Wer braucht schon Story, wenn der Hauptcharakter so tierlieb ist? Ich weiß jedenfalls jetzt, wessen Hund ich niemals anrühren werde.
                              „People keep asking if I'm back and I haven't really had an answer, but yeah, I'm thinking I'm back.“

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                                Vergessen wir allesamt den fürchterlichen deutschen Zusatztitel „Die Rache ist sein“ und genießen den einfachen, prägnanten und doch so passenden Titel „Joe“. Tye Sheridan hat anscheinend ein Händchen für tolle Südstaaten-Dramen. Zuerst spielte er den kleinen Jungen im großartigen „Mud“ und jetzt Gary Jones im nicht weniger tollen „Joe“.
                                Garys Vater ist heftiger Alkoholiker, seine Familie hat kein Geld und sein Umfeld ist eine bösartig überzeichnete Version der amerikanischen Südstaaten. Es wird also höchste Zeit für ihn eine Arbeit zu suchen. So landet er bei Nicolas Cage alias Joe, der als professioneller Bäume-Vergifter seine Brötchen verdient. Joe ist wie der Film: Ein brodelnder Kessel aus Gewalt und Verwahrlosung, der ständig droht überzukochen und dennoch irgendwie sympathisch ist.
                                „Joe“ macht es sich in der Wahl seines Szenarios leicht und macht den verkommensten Teil des Mississippi zu Bühne für sein Charakterdrama. Da es sich um eine Romanverfilmung handelt, hätte man die Umgebung aber schlecht wechseln können.
                                Wir tauchen also ein in diesen ekelhaft-miefigen Mikrokosmos und starten wortwörtlich mit einem Schlag in die Fresse in Geschehen. Der Grundtenor von „Joe“ ist rau und authentisch und gewinnt vor allem durch die großartige Kameraarbeit, eine tollen Nic Cage und einen großartigen Gary Poulter an Atmosphäre. Vor allem der Obdachlose Poulter als alkoholkranker Vater Wade spielt mit Cage Wette. Von der Straße aufgelesen gibt er hier die mit Abstand beste Performance des Films ab. Niederträchtig, unglaublich finster und dennoch mitleiderregend. Bei den Darstellungen in „Joe“ hat man ohnehin oft das Gefühl, dass dort keinerlei Kamera zu sein scheint. Alles wirkt wie ein Blick in den Moloch aus Armut und Gewalt, eine abgenabelte Parallelwelt, aus der es vielleicht kein zurück gibt.
                                In tiefschwarzen Tönen zeichnet David Gordon Green (Ananas Express) ein modernes Märchen und bannt einen wahrlich ambivalenten Anti-Helden auf die Leinwand. Joe wird aus der Situation heraus zu einer Vaterfigur für Gary, dennoch ist er kein Vorbild. Joe ist ein gebrochener Mann, der immer öfter zum Spielball seiner Situation wird, eine Gratwanderung zwischen einem selbstbestimmten Mann und einem Verbrecher.
                                Die surreal-schlammige Stimmung, das beängstigend realitätsnahe Schauspiel des Gary Poulter und die angenehm zurückhaltende Darstellung von Nicolas Cage, machen „Joe“ zu einen wirklich gelungenen Drama. Der Film fühlt sich für mich wahrhaftig an, ein Projekt, bei dem jeder mit seiner ganzen Liebe dabei zu sein scheint. Bevor ich hier weiter in Lobgesängen untergehe, sollte man vielleicht noch den langsamen und etwas schleppenden Einstieg erwähnen, der ist aber in Anbetracht des großartigen Finales schnell vergessen. „Joe“ hat mich in seinen stärksten Momente tief berührt und das Ende wird mir noch sehr lange im Kopf herumschwirren.

                                „I don't know who I am, but I know what keeps me alive is restraint. Keeps me out of jail. Keeps me from hurting people. A mark of some fucked-up faith that there's a reason. A reason for all this. A reason in most moments I shouldn't do what I wanna do. Do as I'm told.“

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                                  Peter Berg, der kreative Kopf hinter Meisterwerken wie „Battleship“ oder „Hancock“, ließ 2013 sein oscarnominiertes Kriegsdrama „Lone Survivor“ auf den gemeinen Zuschauer los. Manche sprechen von „Black Hawk Down“ der 2010er Jahre oder von einem neuen „Saving Private Ryan“, alles keine guten Zeichen, wenn man mich fragt.
                                  Eine Gruppe von SEALs unter der Leitung von Mark Wahlberg gerät 2005 in einen Hinterhalt der Taliban und wurschtelt sich mühsam wieder aus dieser Situation heraus. Mit Emile Hirsch, Taylor Kitsch und Ben Foster hat man auch einen durchaus ansehnlichen Cast zu bieten.
                                  Es gibt Filme, die eine leichte Glorifizierung kriegerischer Handlungen innehaben, es gibt aber auch Filme, die einem das regelrecht ins Gesicht reiben. „Lone Survivor“ ist einer der Letzteren. Während man in „Apocalypse Now“ einer Reise ins Herz der Finsternis beiwohnt, wird „Lone Survivor“ mehr und mehr eine Reise ins Herz der Fremdscham.
                                  Angeblich handelt es sich hier ja um eine wahre Begebenheit, die Kritik bezieht sich also lediglich auf das Endprodukt. Während ich beim holprigen Einstieg noch halbwegs beruhigt dem kommenden Geschehen entgegensah, steigert Peter Berg seinen Film exponentiell in eine fürchterliche Kombination aus unreflektiertem Patriotismus und einer ekelhaften „Wir sind noch immer Büder“-Attitüde. Die SEALs fressen Kugeln wie die Fliegen scheiße, fallen von Bergen (zweimal), treffen aber dennoch durchgehend Taliban-Köpfe. Sind ja Brüder, das erhöht die Treffsicherheit. Die Menge an Afghanen, egal ob Taliban oder nicht, die hier ohne Hintergrund ins Gras beißt ist schlicht unvertretbar. In „Call of Dury“ oder „Battlefield“ würde man von einer guten „K/D“ sprechen, in einem „Kriegsfilm“ hat eine solche Darstellung nichts verloren.
                                  „Lone Survivor“ schert sich einen Dreck um Charakterzeichnung, nutzt nur jede Gelegenheit um kräftig die Flagge zu schwenken. Das Zusammentreffen mit den „Otto Normalafghanen“ im besetzten Dorf, ist auch nur eine weitere Ausrede für platte Heldenglorifizierung. Zunächst inszeniert man die Dorfbewohner wie zurückgebliebene Ureinwohner und dann darf ein Kind noch Mark Wahlbergs Hand nehmen. Ich kotze im Strahl.
                                  Ja, „Lone Survivor“ ist in Sachen Form, Optik und Sounddesign ein ziemlich Bringer. Jeder Schusswechsel ist spannend und die Make-Up-Effekte in Sachen Gekröse sind auch mehr als ansehnlich. Hilft aber letztendlich nicht viel. „Lone Survivor“ ist unterstes Propaganda-Kino und hat weniger eine Oscar-Nominierung verdient, als ich eine Auszeichnung als „Mr. Universum“. Einfach weitergehen, hier gibt es nichts zu sehen. Und ich wollte ein Pause von „Transformers“...

                                  „If I die I need you to make sure that Cindy knows how much I love her.“ (Igitt.)

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                                    Drei Mal ist göttlich. Jetzt sitze ich hier am Tresen und der Hochprozentige rinnt meine klamme Kehle hinunter. Ich sehe keinen Ausweg mehr. Die hemmungslose Verdammnis, der ich mich ausgesetzt habe, nimmt kein Ende. Die Grenzen des guten Geschmacks liegen meilenweit hinter mir. Mir bleibt nur das Vergessen und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Eine Zukunft ohne Maschinen, ohne Technik, ohne Explosionen und ohne Krieg, Werde ich diese Mission für mein Land beenden, oder bin ich längst dem Wahnsinn verfallen?
                                    Mit sind die Worte ausgegangen. Der Humor bleibt doof, die Action bleibt unübersichtlich. Die Langweile macht sich breit. Eine zähe, unbeschreibliche und fürchterlich repetitive Langeweile. Sentinel (Leonard Nimoy) kommt aus der Vergangenheit der „Autobots“ und macht deren Gegenwart unsicher. Er will irgendein Raum-Zeit-Tor öffnen und den Planeten „Cybertron“ zur Erde bringen. Scheiße für die Erde, gut für die großen Spielzeug-Männer aus dem All.
                                    Ja, „Transformers 3“ ist nicht so schlimm wie sein Vorgänger. Man hat Megan Fox durch Schlauchboot-Lippe Rosie Huntington-Whiteley ausgetauscht, wegen irgendwelcher Differenzen mit Michael Bay. Wird auch nicht wirklich thematisiert, ist ja auch egal. Es geht um enge Klamotten, glänzende Haut und jugendliche Begeisterung für ausgeprägte Rundungen und Autos.
                                    Ich bin überrollt von all' dieser Primitivität und ziehe mich verängstigt in mich zurück. Kann mir bei dieser Tortur noch irgendeine Substanz helfen, muss ich das alleine durchstehen? Von meiner ehemaligen Person ist wenig übrig. Was ist geblieben? Muss ich vollends zum Prolet werden um den Rest zu überstehen?
                                    Scheiß auf uralte Mächte, auf pseudo-bombige Action. Ich bin genervt. Gut, man lässt die rassistischen Witze weg, man hat aber hier auch weniger Raum dafür. Selbst Frances McDormand und John Malkovich wirken hier kotzlangweilig. Die dummen Witze weichen dafür dem unreflektierten Patriotismus.
                                    „Transformers 3“ ist fast genauso ätzend und öde wie Teil 1 und nur minimal besser als Teil 2. Langsam weicht der Ärger einer lähmenden Gleichgültigkeit. Ob das gut ist, das werde ich wohl später herausfinden. Es bleibt ein weiterer Teil. Dann habe ich das endlich hinter mir... Und danke „Optimus Prime“, was wäre unser Planet nur ohne deine Hilfe...

                                    „In any war, there are calms between the storms. There will be days when we lose faith, days when our allies turn against us. But the day will never come, that we forsake this planet and its people.“

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                                      Meine Ohren dröhnen, meine Netzhaut ist gerötet. Es gibt Schlachten, die sollte man nie geschlagen haben. Ich höre jetzt noch das laute Geschrei, die Explosionen. Mein Trommelfell ist nach langer Tortur zerborsten, es bleibt ein langer, gleichbleibender Ton. Wie weit will ich noch gehen? Wie viele Hirnzellen kann ich noch entbehren bevor sich die flüssige Pampe in mein Zimmer ergießt und meinem grausamen Dasein ein Ende bereitet. Gut, ich habe nicht mit viel angefangen. Wird man mein Martyrium ehren? Werde ich der Held sein, den sich die älteste Stadt Deutschlands wünscht? Was werde ich sagen können, nachdem ich mich durch Tage des Stumpfsinns gekämpft habe? Dank Michael Bay weiß ich es jetzt: Ich habe es für mein Land getan!
                                      Die gnadenlose Schrottplatz-Krachbumm-Comedy geht in die zweite Runde. Da bin ich natürlich wieder ganz vorne mit dabei. Diesmal mit noch mehr Logiklücken, noch dümmerem Humor, noch mehr Pathos und viel, viel Patriotismus. Habe ich schon die bedenklichen Rassen-Klischees erwähnt?
                                      Bereits nach zehn Minuten „Transformers – Die Rache“ wird klar: Ja, man kann Teil 1 noch unterbieten. Nachdem Sams Mutter Hasch-Kekse konsumiert hat, wird der Tiefpunkt des transformerschen Humors erreicht. Zumindest hoffe ich das, denn der hat schon gefährlich nahe an dem Niveau eines Friedberg/Seltzer-Streifens gekratzt. Das ist aber auch schnell überwunden, wenn die scharfe Blonde vom College unseren Protagonisten Sam (noch immer Shia LaBuff) mit einem Metall-Schwanz bedroht. Ich möchte nicht näher darauf eingehen wo der herkam. Aber ich habe jetzt Bilder im Kopf, die ich nie wieder loswerde. Danke Mr. Bay, vielen Dank.
                                      Während ich zeitweise noch die kreative Vielfalt der großen und kleinen „Autobots“ bewundere, baden meine Augen schon wieder in Explosionen. Nun kapiere ich auch, dass in diesem Teil wohl „Decepticon“-Daddy „The Fallen“ auf dem Weg zur Erde ist. Der ist übel sauer, weil „Megatron“ gescheitert ist und sucht jetzt irgendeine Energiequelle. Macht das Sinn? Das fehlende Verständnis könnte aber auch dem fortschreitenden Verfall meines Gehirns zu verdanken sein.
                                      In der ewigen Laufzeit habe ich dennoch so einiges gelernt. Ich habe zum Beispiel gelernt, wie man Action nicht inszenieren sollte. Bei einer BummBumm-Orgie solchen Ausmaßes, da verliert das Auge irgendwann das Geschehen. Man fängt an in eine Art Trance zu versinken und die Explosionen werden zu einer Orange-Blauen Masse. Vielleicht verabschiedet sich jetzt aber auch einfach meine Netzhaut, wer weiß das schon.
                                      „Transformers – Die Rache“ ist erneut nervtötend und absolut seelenlos. Ich bewundere die schiere Optik der verschiedenen „Autobots“ und habe an vereinzelten Action-Szenen etwas Spaß gehabt. Der Rest ist ein großer Haufen Bockmist von der übelsten Sorte. Das Militär ist geil, Amerika sowieso und viel Krach macht auch viel Bumm. Ich fürchte ich habe mich auf eine Reise ins Herz der Finsternis begeben, aus der es vielleicht kein Zurück gibt. Brace yourselves „Transformers: Dark of the Moon" is coming...

                                      „Sam, Sam, listen to me... When you go, he goes. I cannot live with a psychotic alien in my garage!“

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                                        Alle Jahre wieder muss man sich seinen Dämonen stellen. Etwa zum Release sah ich „Transformers“ und mochte ihn nicht. Da ich aber ein sehr vergesslicher Mensch bin startete ich nun meine Odysee ins „Transformes“-Universum und hoffe auf einen sanften Start. Das Gegenteil ist der Fall, mein Gehirn fängt jetzt schon an zu schmelzen. Kaum zu glauben, dass ich noch drei weitere Teile vor mir habe. Aber was tut man nicht alles um eine Grundlage zum Meckern zu haben...
                                        Sam Witwicky (Shia LaBeouf) ist ein einfacher Teenager mit Dauer-Erektion, der sich dummerweise in das heißeste Mädel der Schule verknallt hat. Mikaela (Megan Fox) steht aber auf schicke Karren und ohne schicke Karre scheint da nichts zu laufen. Es ist also an der Zeit sich einen Wagen zu besorgen – der ist dann dummerweise ein Außerirdischer, ein sogenannter „Autobot“. Dass sich die Bekanntschaft mit einem Außerirdischen als eine tolle Gelegenheit herausstellt bei Mikaela zu landen, das kapiert Sam aber erst viel später. Das ist aber auch nicht der essentielle Inhalt der Handlung. Eigentlich kämpfen die guten „Autobots“ gegen die bösen „Decepticons“ um die Menschheit zu retten, denn vor langer Zeit ist auf der Erde mal ein Würfel gelandet, den die Bösen unbedingt haben wollen...
                                        Nach einem halbwegs vertretbaren Start ins Geschehen geht es dann auch schnell mit dem Dünnschiss los. Währen die ersten 40 Minuten noch recht pfiffig und leicht selbstironisch (aber noch immer extrem dämlich) ablaufen, verliert sich „Transformers“ sehr schnell in fürchterlichen Pathos und grausamen Humor. Ein „Autobot“ darf John Turturro „anpissen“, ein fetter Hacker frisst Donuts, Shia verbirgt schwitzend seine Latte und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Denn wir sind bisher weder bei den Antagonisten noch der Action angelangt.
                                        Dass die Story unterste Schublade ist, das ist denke ich klar und das stört auch niemanden wirklich. Ur-Amerikanischer Heldenpathos trifft auf lächerlich-kindliche Pseudo-Wissenschaft, da bleibt kein Auge trocken. Die Handlung wirkt als hätte man einen Teenager mit ADHS und extrem viel Testosteron ans Drehbuch gesetzt und einen Werbefilmer auf den Regiestuhl.
                                        Michael Bay mag seine Explosionen, das dürfte inzwischen jedem klar sein. Nach der 300. Explosion kommt es aber langsam zu Ermüdungserscheinungen. Ich war schon längst genervt von dem Kleinkinder-Humor, dann wurde ich mit einer Materialschlacht sondergleichen beworfen. Wäre aber doch eigentlich nicht so schlimm, wenn die Antagonisten cool wären?
                                        Zunächst ist da niemand wirklich bemerkenswertes außer vielleicht „Megatron“, der Obermufti der Evil-Robots-Of-Doom-Clique. Dessen Repertoire aus Bösartigkeiten beschränkt sich auf Auftritte in beschissen inszenierten Action-Sequenzen und repetitive Sprüche. Wie cool kann ein Bösewicht sein, wenn er in etwa so schlagfertig ist, wie Marvels „Groot“ und nicht die Hälfte von dessen Charisma besitzt? „I AM MEGATRON“ - was besseres fällt einem nach 3000 Jahren im Kühlschrank nicht ein? Da haben Aufzieh-Actionfiguren bessere Sprüche auf Lager. „Megatron“ sollte dringend Nachhilfe bei einem gewissen Herrn aus der Steiermark nehmen.
                                        Am Ende ist „Transformers“ zwar recht kurzweilig aber dennoch extrem nervtötend und vergessenswert. Weder Shia LaBeouf noch die wandelnde Teenie-Wichsvorlage Megan Fox machen Lust auf mehr. Die folgenden Teile versprechen also echt viel Spaß! Die Punkte gibt’s für die schönen Effekte, die coole Main Theme und den mittelmäßigen Anfang.

                                        „Look, can you do me a favor-can you look out the window for a second? See my father? He's the guy in the green car? Let me tell you about a dream, a boy's dream, and a man's promise to that boy. He looked him in the eye and said "Son, I' gonna buy you a car, but I want you to bring me two-thousand dollars and three A's." OK, I got the two thousand and two A's. OK, here's the dream. Your B minus? Pfff! Dream gone. Kaput. Sir, just ask yourself... What would Jesus do?“

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                                          „The Equalizer“ ist nun also die erneute Zusammenarbeit zwischen Denzel Washington und Antoine Fuqua, für viele also Grund genug für Vorfreude. Ich habe „Training Day“ noch nicht gesehen und hab mich deshalb nur auf Denzel gefreut. Komisch, manchmal sprechen mich reaktionäre Action-Reißer an, manchmal nicht. Für „The Equalizer“ gilt Ersteres...
                                          Als eine junge Prostituierte (Chloe Moretz) verprügelt wird, da sieht Wal-Mart Angestellter und mutmaßlicher Ex-Agent rot. Da ist es ihm auch scheißegal ob er für seine Rache die halbe Russen-Mafia umnieten muss, denn er hat jetzt Blut geleckt. Seine mysteriöse Vergangenheit macht ihn zu einem 1A-Killer und die billigen Mafia-Abziehbildchen bieten auch tolle Zielscheiben. Es ist also an der Zeit durch ein Meer von Blut zu waten und dem Untertitel „Blutgericht im Baumarkt“ alle Ehre zu machen.
                                          Denzel Washington als dunkelhäutiger Agent 47 geht immer. Ob Denzel jetzt Bohrmaschinen durch Köpfe rammt, seine Wunden mit Honig heilt oder Korkenzieher zweckentfremdet, man verbringt mit ihm fast immer eine feucht-fröhliche Zeit. Egal wie blödsinnig „The Equalizer“ wird, egal wie nervig der Akzent des Antagonisten klingt, Denzel rettet die Show. Seine mannigfaltigen Fähigkeiten in der Zerstörung von Körpern werden von Antoine Fuqua einfach zu schön reißerisch inszeniert als dass ich da keinen Spaß haben könnte. Manchmal bin ich angetaner von der Ästhetisierung von Gewalt, als ich es gerne zugeben möchte.
                                          Wer bei Actionfilmen gerne mal sein moralisches Urteilsvermögen ausschaltet und Russen-Klischees verarbeiten kann, der kann sich auf einen blutroten Genre-Kracher gefasst machen. Sicher, „The Equalizer“ versetzt keine Berge, aber in seinem beschränkten Universum funktioniert er prächtig. Sei es die Coolness eines Denzel Washington, seien es die überraschend gut gefilmten Actionszenen, ich mag den Film und manchmal braucht man auch einfach viel stupides Geballer. Wer Lust auf genau so etwas hat, der sollte sein Gehirn an der Kasse abgeben und sich diesen routiniert gefilmten und äußerst brutalen Actionstreifen ansehen, er könnte damit einen spaßigen Abend verbringen.

                                          „Oh, it's about a guy who thinks he's a knight in shining armor. The only thing is, he lives in a world where knights don't exist anymore.“

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                                          • 6 .5

                                            Stephen Hawking sollte längst jedem ein Begriff sein. Der britische Physiker und Astrophysiker schrieb mehrere Bücher, welche weltweit Anerkennung erlangten und verfasste bedeutende Arbeiten zu schwarzen Löchern, der allgemeinen Relativitätstheorie und zur Kosmologie. Auch außerhalb von Physiker oder Kosmologen-Kreisen ist Hawking schon fast zu einer Art Popkultur-Ikone geworden. Aufgrund seiner verheerenden Muskelerkrankung ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) und seinem ohnehin interessanten Werdegang, war es also höchste Zeit für eine Verfilmung seiner Lebensgeschichte.
                                            James Marshs Film konzentriert sich nun aber wider erwarten eher auf das Leben seines Protagonisten, als auf seine Theorien, welche eher am Rande eine Rolle spielen. Feinfühlig wird die Liebe zwischen Stephen und seiner Frau Jane charakterisiert und butterweich ausgearbeitet. Durch die herausragende Darstellung von Eddie Redmayne erlebt man die heftigen Auswirkungen von Hawkings Krankheit mehr als hautnah. Gerade die gekonnte Inszenierung der Liebesgeschichte und der grandios aufspielende Redmayne retten den Film oft aus der Genre-Üblichen Bräsigkeit.
                                            „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ findet sich sehr oft in ausgetretenen Genre-Pfaden wieder und kratzt auch häufiger gefährlich nah an einer Romantisierung. Wenn man aber über die handelsübliche Inszenierung hinwegsieht, dann bleibt noch immer ein äußerst gut gespieltes und herzergreifendes Drama.
                                            Redmayne liefert eine so facettenreiche Darstellung ab, dass man sich über die Handlung richtig in Hawking verliebt. Er hat einen subtilen Witz, immer ein Lächeln auf den Lippen und selbst in den tragischsten Momenten eine gewisse Würde. Redmayne erhebt Hawking von dem Genius im Rollstuhl auf eine zutiefst menschliche Ebene, die dem Film wirklich gut bekommt und welche die Beziehung zwischen Jane und Stephen um einiges glaubwürdiger macht.
                                            Ich hatte mich auf 120 Minuten Oscar-hecheln eingestellt und ich würde dann doch irgendwie überrascht. Klar, James Marshs Film ist sicher kein Jahrhundertwerk, hat aber seinem Hauptdarsteller eine besonders leichtfüßige Note zu verdanken. Wer also über Genre-Klischees und etwas Kitsch hinwegsehen kann, der bekommt einen Einblick in Hawkings Leben, welcher es wirklich versteht wie man meine Tränendrüse richtig bedient. Vielleicht habe ich ein zu weiches Herz aber diesmal ist mir das egal – Was zählt ist, dass der Film mir gefallen hat.

                                            „There should be no boundaries to human endeavor. We are all different. However bad life may seem, there is always something you can do, and succeed at. While there's life, there is hope.“

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                                            • 6 .5
                                              Roldur 14.01.2015, 01:24 Geändert 14.01.2015, 01:25

                                              Was kommt dabei raus, wenn man populäre Märchen einfach wild miteinander mischt und ein Musical daraus macht? Das wäre dann wohl die Verfilmung des Broadway-Musicals „Into the Woods“, welche bald auch in Deutschland startet.
                                              Manche haben Angst vor dem Wald, manche lieben den Wald und wieder Andere müssen durch den Wald. Im Falle von Rotkäppchen, einem Bäcker, Jack und Cinderella gibt es mehr als genug dort zu finden. Verbindet doch all' diese Märchenfiguren ein Trip in den dunklen Wald. Warum also nicht ein Art „Best Of“ daraus spinnen?
                                              Um den unnötigen Ballast gleich loszuwerden, möchte ich mich zunächst auf die negativen Aspekte von „Into the Woods“ konzentrieren. Denn egal wie lieb ich den Film eigentlich habe, hat er zweifellos kleinere wie größere Macken. Da wäre zum einen die Lauflänge, die mehr als einmal die Handlung stagnieren lässt. Über 120 Minuten tun dem Film wirklich nicht gut und beschwören an falschen Stellen zu viel Langeweile herauf, das hätte man sicherlich besser lösen können. Da der Plot eindeutigen und unnötigen Ballast bietet, wäre das wohl keine Schwierigkeit gewesen.
                                              Die Handlung ist damit auch der größte Minuspunkt. Das wirre Zusammenflicken der verschiedenen Märchen wirkt oft etwas zu gewollt. Somit wirkt der Film mit fortschreitender Laufzeit immer zerfaserter und es wird immer seltener klar, wohin er eigentlich will. Aber ein echter Fan von gutem Kitsch kann darüber hinwegsehen, vielleicht sogar über die extrem kurze Screentime des geschminkten Johnny Depp als böse, bösen Wolf.
                                              Vergessen wir jetzt die Handlung, denn die wird im Folgenden entschuldigt. Der Cast rettet die häufigen Fehltritte und trällert mehr als vergnüglich einen Ohrwurm nach dem Anderen. Gut aufgelegt und herrlich spielfreudig, geben vor allem Meryl Streep, Chris Pine und Emily Blunt herzergreifend komische und liebenswürdige Performances. Vor allem bei Chris Pines Prinzen, der die schöne Cinderella sucht, war ich mehrfach über den spaßigen Wortwitz und die eingängigen Songs überrascht. Normalerweise interessiert man sich ja eher weniger für Disney-Prinzen. Dass Meryl Streep über jeden Zweifel erhaben ist, wird natürlich auch hier schnell wieder klar und dass die Rolle der Hexe wie die Faust aufs Auge passt, das sei mal dahingestellt. Emily Blunt als Bäckersfrau konnte ebenso für mehr als ein vergnügtes Schmunzeln meinerseits sorgen. Aber das ist kein Negativpunkt, lauthals lachen ist nicht so mein Ding.
                                              Die märchenhaften Hintergründe, die flotten Dialoge und die schönen Songs retten „Into the Woods“ aus der Langeweile und lassen die schwache Handlung in einem anderen Licht glänzen. Damit sei der Film jedem Musical oder auch Disney-Fan ans Herz gelegt. Wenn man zu einer der beiden Gruppen gehört, dann wird man sicher seinen Spaß haben.

                                              „You're not good, you're not bad, you're just nice. I'm not good, I'm not nice, I'm just right. I'm the witch. You're the world.“

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                                              • 6

                                                Die Zukunft ist düster im Jahr 2029. Die Cyborg-Agentin Motoko lebt in einer düsteren Welt, einer hochtechnologischen Welt, eine Welt in der die Menschheit droht zu verschwinden. Der Kampf zwischen Mensch und Maschine wird hier (anders als in Matrix) auf psychischer Ebene ausgetragen. Nach wie vielen Implantaten und anderen elektronischen Erweiterungen, ist der Mensch noch Mensch. Fragen, die sich Motoko stellen muss und dann macht der berüchtigte Hacker namens „Puppenspieler“ ihr noch das Leben schwer.
                                                „Ghost in the Shell“ weiß bereits in seinen ersten Minuten mit der toll gezeichneten Welt zu begeistern. Der exzellente Soundtrack untermalt die verregnete Szenerie perfekt und man fühlt sich in diesem „Blade Runner“-ähnlichen Szenario sofort heimisch. Die Zukunft ist voll mit Maschinen, Cyberspace und Intrigen und wird durch die vibrierende Farbgebung und den fast schon psychedelischen Soundtrack hervorragend visualisiert. Die teils Minutenlangen „Stadtgemälde“ haben eine solche Sogkraft, dass man sich einen ganzen Film in dieser Form vorstellen könnte.
                                                „Ghost in the Shell“ hätte auch in seinem Plot selbst genug zu bieten, weist dort aber letztlich einige Mängel auf. Egal wie spannend die eigentliche Geschichte anmuten mag, konnte sie mich nie so richtig packen. Zu langatmig die Inszenierung, vielleicht lag es auch an den kaltherzigen Anime-Gesichtern, ich wurde selten durch die Handlung bei der Stange gehalten.
                                                Auch wenn mich die Story rund um das Menschsein interessiert hat und der „Puppenspieler“ auch kein uninteressanter Antagonist ist, hat es mir letztendlich die Atmosphäre angetan. Düster-meditativ rauscht die Kamera durch die riesigen Komplexe und beschwört eine unvergleichliche Endzeit-Stimmung herauf. Da darf die Handlung noch so langweilig sein, wenn ich trotzdem gebannt auf die Hintergründe starre.
                                                Am Ende bleiben tolle Visuals und eine innovative und detailreiche Welt mit einem interessanten aber leicht unspannenden Plot. Atmosphärisch einfach genial und allein deswegen lohnt sich „Ghost in the Shell“. Wenn ich den jemals in einem Kino sehen sollte, dann könnte es mit Leichtigkeit zur Aufwertung kommen.

                                                „And can you offer me proof of your existence? How can you, when neither modern science nor philosophy can explain what life is?“

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                                                  über Threads

                                                  Meine Gedanken nach Mick Jacksons BBC-Film „Threads“ lassen sich schwer beschreiben. Ich habe selten in einem so tiefen Abgrund geblickt und hatte es so schwer den Weg hinaus zu finden. Klingt erst einmal leicht pathetisch, aber es passt genau. „Threads“ zeigt die ersten 15 Jahre nach einem atomaren Krieg. Der Film hat Bilder in mein Hirn gebrannt, die ich nie wieder vergessen werden. „Threads“ greift eiskalt zu und lässt nie wieder los.
                                                  Als die kleine Stadt Sheffield ins Jahr 1984 startet, ahnt noch keiner den Einschlag einer Atombombe. Nachrichtensendungen werden großflächig ignoriert, während der kalte Krieg droht warm zu werden. Über die ersten 30 Minuten lernen wir die verschiedenen Hauptcharaktere kennen und rätseln uns aus den diversen Schnipseln von Radiosendungen und Einblendungen ein Kriegsszenario zusammen. Dann eskaliert die Situation. Der Zuschauer wird zusammen mit den Hauptcharakteren in einen tiefschwarzen Schlund gerissen, der dem Horror-Genre alle Ehre machen würde, wäre das Szenario nur nicht so real.
                                                  Mit detailreich ausgestatteten Sets und kunstvoll gemalten Hintergründen, beschwört Jackson eine unvergleichliche Atmosphäre herauf. Man kann die Auswirkungen des Fallouts quasi riechen. Nachdem ein Blitz ganz Sheffield erhellt hat, folgt nur noch Schwärze. Ein zutiefst verstörendes Szenario aus Tod und verderben, getränkt in Blut und Staub.
                                                  Durch den pseudo-dokumentarischen Stil wird der Zuschauer immer wieder an die umliegenden Faktoren erinnert und lernt so nach und nach die ganze Situation kennen. Man kann die Post-Apokalypse kaum eindringlicher beschreiben. Man will das Martyrium der Protagonisten nicht miterleben, wird aber immer wieder an den Bildschirm gefesselt. Die grauenerregenden Folgen des Atomschlages setzen sich fest und rauben den Schlaf. Kaum ein Gruselfilm schafft es wirklich Furcht in mir auszulösen, „Threads“ hat mich bis ins Mark erschüttert.
                                                  Wenn die Körper langsam von Krebs und anderen Krankheiten zerfressen werden, die Nahrung zuneige geht, die Sonne sich verdunkelt und die Gewalt immer weiter eskaliert, dann hat man den Atomkrieg realer erlebt als man es jemals wollte. „Threads“ blickt dem Tod ins Auge und konfrontiert den Zuschauer auf die unerbittlichste Art und Weise mit dem puren Chaos. Ein Film der dem Namen „Anti-Kriegsfilm“ mehr als gerecht wird und hierzulande viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Ein Gesellschafts-Portrait in unserer dunkelsten Stunde, ein Monster von einem Film.

                                                  „In an urban society, everything connects. Each person's needs are fed by the skills of many others. Our lives are woven together in a fabric. But the connections that make society strong also make it vulnerable.“

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                                                  • 4
                                                    über Lucy

                                                    Luc Besson greift mal wieder ordentlich in die Trash-Kiste und kotzt „Lucy“ auf den Markt. Zunächst noch als eine Art Sci-Fi-Thriller vermarktet, stößt man als Zuschauer doch recht schnell auf den vermoderten Kern dieses Hirn-Matsches.
                                                    Nach einer durchzechten Nacht, mindestens fünf Liter Bier, mehreren Lines puren Kokains und mindestens drei weiteren halluzinogenen Substanzen entschied Luc Besson also sein neues Drehbuch zu verfassen. Das Hirn versucht verzweifelt mit diesem hochtoxischen Cocktail klarzukommen, während Luc Besson den pulpigsten Ultra-Trash seit dem neuen „Wicker Man“ aufs Papier rotzt. Diese total entstellte Kopfgeburt durfte ich mir heute zu Gemüte führen. Währe ich nicht so genervt, müsste ich Lucs Chuzpe schon fast Respekt zollen.
                                                    Hauptcharakter Lucy (Scarlett Johansson) wird unfreiwilligerweise von einem Mr. Jang (Choi Min-Sik) zum Drogentransport gezwungen. In diesem Sinne: Bauch auf – Designerdroge rein – ab ins Flugzeug. Als die Droge nun aber versehentlich in ihren Blutkreislauf gelangt schaltet diese nach und nach ihre Hirnkapazität frei. Es beginnt eine Odyssee des Bullshits von epischen Ausmaßen.
                                                    Während das Ganze anfangs noch Bodenständig wirkt, mutiert die Handlung immer mehr zu einem undefinierbaren Etwas. Von dümmlich bis absolut absurd, wird die Netzhaut mit den eigenartigsten Eindrücken bombardiert. Das Alles natürlich richtig schön pseudowissenschaftlich und gespickt mit klaffenden Logikkratern.
                                                    Johansson mutiert im Laufe der Handlung immer weiter zum Asperger mit Superkräften, während Wissenschaftler Morgan Freeman selbst mit seinen alteingesessenen Erklärungskünsten nichts ausrichten kann. Zu allem Überfluss ballert im Hintergrund noch Oldboy alias Choi Min-Sik herum. Eine wahre Orgie des schlechten Geschmacks. „Lucy“ vergreift sich nicht nur einmal im Ton, er badet in seiner eigenen Blödsinnigkeit. Das Kranke dabei? Er nimmt sich auch noch fürchterlich ernst.
                                                    Aufgrund meiner schieren Fassungslosigkeit und einer gewissen Bewunderung, dass man für so etwas Geld bekommt, hatte ich sogar ein kleines bisschen Spaß mit „Lucy“. Gewiss ist der Film eigentlich ganz furchtbar und ein gemeiner Stinkefinger an jeden Besson-Fan aber einen gewissen trash-Appeal kann man „Lucy“ nicht absprechen. Man sollte es gesehen haben um es zu glauben. Kann sein, dass „Lucy“ im Kreuzkonsum mit einigen Bewusstseinserweiternden Substanzen Spaß macht, ich bin grundsätzlich zu nüchtern für den Scheiß. Am Ende bleib ich genauso verwirrt zurück wie Morgan Freeman und Konsorten.

                                                    „We've codified our existence to bring it down to human size, to make it comprehensible, we've created a scale so we can forget its unfathomable scale.“

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