Roldur - Kommentare

Alle Kommentare von Roldur

  • 8

    Fast 20 Jahre nach seinem Vampir-Meisterwerk „Interview mit einem Vampir“ kehrt Neil Jordan also zu den Blutsaugern zurück. Mit Gemma Arterton und vor allem Sam Riley kann da wenig schiefgehen, oder?
    Eleanor (Saoirse Ronan) und Clara (Gemma Arterton) sind ein unsterbliches Tochter-Mutter-Gespann. Die Mutter verdient mit Prostitution ihr Geld, damit die beiden nicht auf der Straße landen. Zu allem Überfluss werden die beiden als einzige weibliche Vampire von der sogenannten „Bruderschaft“ verfolgt. Mehr als genug Ärger für einen interessanten Plot also.
    Auch wenn Jordans Vampire diesmal bei Licht das Haus verlassen können, versteht er es erneut das finster-morbide seiner Kreaturen herauszustellen. Er spielt virtuos mit der Küstenstadt als Szenario und beschwört regelmäßig Bilder von einer wahrhaft düsteren Kälte herauf.
    Dass die Handlung im Vampir-Genre schnell pathetisch gerät, das war mir im Vorhinein klar. Dass mir „Byzantium“ aber letztlich noch besser mundet als „Interview mit einem Vampir“, damit hatte ich nicht gerechnet.
    Die Geschichte und Eleanor und Clara ist wunderbar altmodisch und durchzogen von einer fast schon mystischen Atmosphäre. Die geringe Farbpalette, welche nur von Schwarz über Rot zu Grau zu reichen scheint, hat es mir wirklich angetan. Fast schon surreale Momente wechseln sich ab mit poetischen Landschaftsaufnahmen und einer wirklich beunruhigenden Darstellung der Unsterblichkeit. Eleanor als eine Art stumme Beobachterin, während die Welt an ihr Vorbeizieht. Natürlich ist das alles total trivial, aber es fühlt sich einfach richtig an.
    Es gehört viel Können dazu um in einem so toten Genre einen so lebendigen Film zu kreieren. Neil Jordan verpackt eine simple Geschichte in tolle Bilder und bedient die Genreklaviatur von Erotik bis zur Melancholie perfekt. Ich bin hingerissen. Nächstes mal darf man aber gerne den blonden Kerl weglassen.

    „Once upon a time, I was born. It is still a fact that the day you are born is the day you are most likely to be murdered. More human souls are killed by mothers' hands, than by the hands of strangers. My mother tried to murder me, but love confounded her.“

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    • 6

      Wäre ich ein großer Fan der Serie, ein großer Verteidiger großer Nerd-Universen oder ein großer Anhänger detaillierter Sci-Fi-Universen, dann wäre mit „Star Trek: Into Darkness“ vielleicht ein Dorn im Auge. Ich habe aber lediglich Abrams ersten „Star Trek“ gesehen, welcher mir überraschenderweise sehr gemundet hat. Es ist also an der Zeit einen der Blockbuster des Jahres 2013 zu sehen.
      Wenn ein 300 Jahre alter Mann mit diversen Mutationen von Peter Weller alias Robocop aufgetaut wird, dann weiß man, dass Cpt. Kirk und seine Crew Probleme haben werden. Wenn der Bösewicht dann noch von Benedict Cumberbathc verkörpert wird und sich Khan nennt, dann dürften bei manchen die Erwartungen in ungeahnte Höhen schnellen.
      „Star Trek: Into Darkness“ könnte man auch gut „Lens Flares – The Movie“ nennen. Ich weiß nicht ob mir das bisher weder bei „Super 8“ noch bei „Star Trek“ besonders auffiel, oder ob Abrams hier richtig übertrieben hat. Nicht dass mich das besonders stört, eine Erwähnung hat es aber trotzdem verdient.
      Ganz im Sinne der üblichen Blockbuster-Unterhaltung sieht der neue „Star Trek“ klasse aus, es explodiert viel und er hat richtig viel Fanservice zu bieten. Fanservice den ich als Nicht-Kenner sogar erkenne … hui. Bei der dünnen Handlung und dem eher blassen Cumberbatch könnte man nun erwarten, dass ich mich nicht unterhalten gefühlt habe. Das Gegenteil war der Fall.
      „Star Trek: Into Darkness“ fühlt sich teilweise zwar dumm wie Brot an und erreicht trotz viel versuchtem Wortwitz nie die Lässigkeit eines „Guardians of the Galaxy“, macht aber mit seiner anspruchslosen und flotten Popcorn-Unterhaltung wirklich Spaß. Er nimmt sich nicht einmal allzu ernst, was im Genre eher selten zu finden ist.
      Wenn man seine Ansprüche etwas runterschraubt und nicht allzu bewandert im Gebiet „Star Trek“ ist, kann man mit „Star Trek: Into Darkness“ eine wirklich nette Zeit haben. Der Film ist wie ein Kumpel, den kam eher selten sieht, nicht wirklich zu den hellsten Kerzen im Leuchter gehört, mit dem man aber einmal im Jahr ordentlich Spaß haben kann. Wer mal Lust auf Krachbumm und gut aufgelegte Parodien von Star-Trek Charakteren hat, der kann hier sein Hirn genauso angenehm ausschalten wie ich.

      „John Harrison was a fiction created the moment I was awoken by your Admiral Marcus to help him advance his cause, a smokescreen to conceal my true identity. My name is... KHAN.“

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      • 9
        Roldur 08.01.2015, 00:26 Geändert 08.01.2015, 12:42

        Wenn man regelmäßig Kritiken aus Übersee liest oder hört, dann wird man 2014 zweifellos auf „Whiplash“ gestoßen sein. Heißer Oscar-Anwärter und der erste große Kinofilm des Regie-Newcomers Damien Chazelle, das kann Einiges bedeuten. Ob das letztlich was Gutes bedeutet hat, das habe ich jetzt herausgefunden.
        Andrew (Miles Teller) ist ein ambitionierter, fast schon verbissener Schlagzeuger, der auf eine große Karriere hofft. Er will nicht „nur“ gut werden, er will zu den ganz Großen gehören, er will niemals vergessen werden. Umso größer wird seine Freude, als er unter Mr. Fletchers Instruktionen über sein Potential hinauswachsen darf. Dass seine Zeit unter Mr. Fletcher zu einem solchen Martyrium wird, das hätte wohl niemand erwartet.
        Mit schnellen Schnittmontagen und großartigem Sound wird „Whiplash“ seinem Namen mehr als gerecht. Hochspannend wird die Handlung in diesem Musikfilm nach vorne gepeitscht. An der Spitze spielen sich die beiden Hauptdarsteller an die Wand. J.K Simmons spuckt Lava und liefert hier die Performance seines Lebens ab. Der bösartige, strenge Mr. Fletcher ist nicht nur hochinteressant sondern ein wirklich lebendiger Charakter, der mir noch sehr lange im Gedächtnis bleiben wird. Ohne die Top-Performance der Darsteller wäre die Energie des Films wohl auf halber Strecke verloren gegangen, so bleibt bis zum Ende keine Verschnaufpause.
        „Whiplash“ ist der Schweiß auf der Stirn des Zuschauers, das Blut auf den Trommeln von Andrew, die dröhnenden Schlagzeug-Solos auf engem Raum. „Whiplash“ ist atmendes, elektrisierendes und intensives Kino, welches den Zuschauer bis zum Ende nicht loslässt.
        Normalerweise unterhalten mich Musikfilme auf eine eher ruhige Weise. „Whiplash“ ist der Thriller unter den Musikfilmen und ist damit wirklich ein Unikat in seinem Genre und war für mich eine wirklich große Überraschung. Wäre ich auf ein so schweißtreibendes Unterfangen eingestellt gewesen, dann hätte ich mir ein Handtuch bereitgelegt. Der Film ist kein Geheimtipp, sondern ein Muss. Er hält sich nicht an das altehrwürdige Oscar-Rezept, er erfindet neu, er perfektioniert und er unterhält auf höchstem Niveau.
        Man sollte sich diese Geschichte rund um das Streben nach Ruhm, unendlichen Ehrgeiz und die Unmöglichkeit des Erreichens von Perfektion unbedingt ansehen, um zu glauben wie gut das Ganze eigentlich funktioniert. Das ist Kino, mal sehen was das Jahr noch so zu bieten hat.

        „I'd rather die drunk, broke at 34 and have people at a dinner table talk about me than live to be rich and sober at 90 and nobody remembered who I was.“

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        • 4

          Kommt mit auf eine Reise in eines der schönsten Märchen unserer Zeit. Ein Märchen über die Liebe, Schönheit, Stockholm-Syndrom und Green-Screen-Studios. Wegen Léa Seydoux würde ich fast alles gucken, dass ich dafür durch so viel Langeweile waten müsste, darauf war ich nicht vorbereitet.
          Die französische Neuverfilmung des Märchens um „Die Schöne und das Biest“ bietet pastellfarbene Hintergründe, viel CGI und Vincent Cassel als behaarten Frosch. Eines aber vor allem: Leerlauf, lähmenden Leerlauf, ohne Entrinnen. Christophe Gans Romanze beginnt ohne Höhepunkte und kommt nahezu durchgehend ohne Höhepunkte aus, man möchte einfach nur einschlafen.
          Schnell hat man sich an den aufwendig gestalteten Sets sattgesehen, schnell war mir auch die attraktive Hauptdarstellerin egal. Irgendwann fiel mir sogar auf, dass ich die Handlung nicht im Ansatz mochte. War der Plot auch im Disney-Film so blöd? Ich versuche mich zu erinnern, hatte aber eine weniger dümmliche Handlung im Kopf. Ich könnte mich da aber durchaus irren.
          Was ich bei den ersten „The Hobbit“-Teilen nicht zu sehen vermochte, dominiert „Die Schöne und das Biest“ von Anfang an: Eine vermeintlich schöne Oberfläche aber ein seelenlos-uninspiriertes Gerüst. Es kann sein, dass sich Gans Verfilmung mehr an das originale Volksmärchen hält, das hat ihm aber augenscheinlich nicht gut getan.
          Man kann mich mit viel Kitsch zwar leicht hinterm' Ofen hervorlocken, dafür muss man aber schon Baz Luhrmann sein oder so etwas wie Spannung aufbauen können. Léa Seydoux geht zwar immer, aber ich möchte nicht, dass mir bei einem Film die Füße einschlafen. Vergessenswert, kitschig und repetitiv - „Die Schöne und das Biest“ ist sicherlich kein Totalausfall aber ein Langweiler allererster Güte.

          „Du sprichst wie jeder andere Mann. Das ist ein wenig enttäuschend.“

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          • 8 .5

            Bei Oscar-Nominees hat man es leider viel zu oft mit aufgeblasenem Betroffenheits-Kino oder dicken Geschichts-Epen zu tun. Dann kommt einfach mal ein Film wie „Nebraska“ daher. Ein zurückhaltendes, anrührendes Filmchen über das Alter und die damit verbundenen Komplikationen.

            Woody Grant bekommt einen dieser Briefe. „Sie haben 1.000.000 gewonnen, wenn...“, ein typischer Betrug, der leicht senile Woody aber glaubt an sein Glück und überredet seinen Sohn zu einem Road-Trip nach Lincoln, Nebraska. Was folgt ist eine wirre, skurrile und auch traurige Reise nach Lincoln, eine Gelegenheit für Selbstfindung zwischen Vater und Sohn, die Verarbeitung alter Probleme und ein altes Lebensziel endlich zu erfüllen.
            June Squibb, Bob Odenkirk, Will Forte und vor allem Bruce Dern spielen ihre Rollen auf eine wunderbar liebevolle und realitätsnahe Weise. Man kann mitfühlen, mitlachen und sich zurücklehnen ohne von Trauer erdrückt zu werden. „Nebraska“ hat viel von der Großartigkeit von Lynchs „The Straight Story“ und transportiert seine Message ohne viel Aufregung und mit viel Feingefühl. Eine Art Film, die ich bei den Coen-Brüdern stets zu schätzen weiß, die mich nie nervt und die fast immer ihr Ziel erreicht. Vielleicht ist mein Herz zu weich für diese Art Film aber ich war gerade durch Bruce Derns feinfühliges Schauspiel mehrfach zu Tränen gerührt, ist es nicht toll wenn ein Film so etwas schafft?
            Die Handlung rund um Gier, Hoffnung und Alkoholismus weiß genau wie man mit leisen Tönen viel erreichen kann und unterhält über fast 120 Minuten blendend. Die Schwarz-Weißen Bilder und der melancholische Soundtrack bieten die perfekte Bühne für tolles Schauspiel, skurrile Charakterzeichnung und zwischenmenschliche Abgründe. Wer schon immer wissen wollte, was mit liebenswerten Menschen passieren kann, der sei mit „Nebraska“ auch gut beraten.
            Ich habe Bruce Dern, Will Forte und auch June Squibb gerne zugehört, zugesehen und beigewohnt, ein wunderschönes Road-Movie, welches ich uneingeschränkt weiterempfehlen würde.

            Receptionist: „Does he have Alzheimer's?“
            David Grant: „No, he just believes what people tell him.“

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            • 1 .5

              Was genau der Stein des Anstoßes war, dass ich ernsthaft dieses Machwerk gesehen habe, weiß ich nicht genau. Ich mag den Stil von David Ayer eigentlich und von seinen aktuellen „Fury“ zumindest ansehnlich, mit Schwarzenegger in petto kann da wohl kaum was schief gehen. Doch, es kann. Wie sehr, das zeigen die durchlittenen 109 Minuten.
              Man nehme einen Haufen unsympathischer Muskelberge, unterstelle sie Arnie und alle sie auf diverse Bösewichte ballern. Ich dachte „The Expendables“ wäre an dümmlicher Prolo-Unterhaltung kaum zu unterbieten, wirkt aber gegen „Sabotage“ wie verkopftes Arthouse-Kino.
              Schwarzenegger hangelt sich verzweifelt durch ein Konglomerat an furchtbarem Drehbuch und peinlich-überdrehten Nebendarstellern, kann aber letztlich doch nichts retten. Skip Woods, der schon „A Good Day to Die Hard“ verbrochen hat, dem ist sowieso nicht zu helfen. Dass Ayer und Schwarzenegger bei diesem Drehbuch aber nichts in Frage gestellt haben, erscheint mir doch mehr als eigenartig.
              Hier werden hirnlähmende Männlichkeitsideale im Minutentakt von hochnotpeinlichen Macho-Dialogen abgelöst. Wenn die schwitzenden Testosteron-Berge nicht nervig genug sind, dann schafft es Kampf-Amazone Lizzy Murray diese noch zu toppen.
              „Sabotage“ ist so vergessenswert wie langweilig und schafft es nahezu nie Spannung aufzubauen. Die uninspirierte Action und die brutale, fast schon menschenverachtende Gewalt, lösen tiefste Ablehnung in mir aus. Explodierende Zivilisten, zerberstende Körper – normalerweise kein Problem für mein Splatter-Herz, aber „Sabotage“ hat nicht die geringste Rechtfertigung für seine ekelhafte Schaulust.
              Der Film ist niederträchtiges Kino mit Würgereiz-Garantie. Wer Lust auf einen Cocktail aus Langeweile, Ärger und Kopfschütteln hat, der sollte sich diesen Schandfleck auf Schwarzeneggers Filmographie zu Gemüte führen. Eigentlich höchst hassenswert aber für Arnies großes Bemühen, den Film wenigstens einen Millimeter aus der Scheiße zu ziehen, gibt es ein paar Sympathiepunkte.

              „Don't fucking scream at me! Look at you! With your fucking 48% body fat! And you, you scrawny little bastard! Fuck you guys!“

              5
              • 7 .5

                Es gibt Menschen, in deren Haut möchte man nicht stecken. Man möchte nichts James Franco im Felsspalt sein, keine Sandra Bullock im All und sicherlich kein Robert Redford auf hoher See. In „All is Lost“ ist wirklich alles verloren: Die Hoffnung, die Rettung und der letzte Proviant.
                Mit einem Monolog beginnend wird Robert Redford aufs Meer geworfen und schlittert von einem Unglück ins Nächste. Er ist der personifizierte Pechvogel, wird zum Spielball der Elemente.
                Total reduziert und bodenständig inszeniert J.C. Chandor diesen Survival-Trip und lässt wahrlich keine Pore trocken. Er lässt Robbie durch ein Martyrium sondergleichen wandern und macht dabei keinerlei Gefangene. Von auszehrender Langeweile bis hin zu schweißtreibender Spannung hat „All is Lost“ vieles zu bieten und schöpft ganz ohne Dialog ein weites Spektrum meiner Gefühle aus.
                Der Film ist ein Kammerspiel auf hoher See und dürfte mit seiner Zähigkeit und Konsequenz auch auf viele ausladend wirken. Mich haben die nass-kalten Bilder nachhaltig beeindruckt und mich mehrfach das fürchten gelehrt. Der Film begegnet seinem Hauptdarsteller mit einer so knallharten Unbarmherzigkeit, wie man sie so selten zu sehen bekommt. Der vom Alter gegerbte Redford passt perfekt in seine Rolle und schafft eine unangenehme Ambivalenz zwischen Sicherheit und absoluter Desillusionierung.
                Wenn nun also schon mehrere Stürme über das kleine Boot hinweg geweht sind und die Bretter durch die Wassermassen zerrissen wurden, dann verlernt man zu hoffen und es beginnt die Unsicherheit. Eine verstörende Unsicherheit wie vor einem Flugzeugunglück. Man kann nicht eingreifen und ist der Kälte des Films hilflos ausgesetzt. Durch die unendliche Konsequenz wird „All is Lost“ zwar sehr schwer konsumierbar, es greift aber ein Zahnrad perfekt ins Andere und entfesselt damit letztlich Urängste in mir.

                „(...)All is lost here, except for soul and body, that is, what's left of them, and a half day's ration. It's inexcusable really, I know that now. How it could have taken this long to admit that I'm not sure, but it did. I fought till the end.(...)“

                15
                • 6

                  Hätten Kriegsfilme den Anspruch ein möglichst fettes Actionfest abzufeiern, ja, dann wäre „Herz aus Stahl“ wirklich gut. Würde ich Exploitation-Filme auch in diesem Genre tolerieren, dann wäre der Film geiler Scheiß. So scheitert der Film entweder an meiner Spießigkeit oder an dem eigenen Anspruch ein echter Kriegsfilm zu sein.
                  Lt. Aldo Raine, Percy Jackson, Shane aus „The Walking Dead“ und Shia LaBeouf sitzen in einem Panzer und versuchen verzweifelt das Ideal eines männlichen Soldaten aufrechtzuerhalten. Hin– und hergerissen zwischen brutalen Gefechten und zerfetzten Kameraden stolpern sie durch den Krieg und werden mehr und mehr zur Parodie ihrer Selbst. Statt eines Abgesangs an kriegerische Männlichkeitsideal wird „Herz aus Stahl“ zu einer 08/15 Kriegshelden-Glorifizierung, da kann auch David Ayers schroff-reale Inszenierung nichts dran rütteln.
                  Was die Spannung angeht, ist „Herz aus Stahl“ eine echte Sause, da bleibt kein Auge trocken. Die Gefechte sind großartig inszeniert und der Sound bringt das Trommelfell ordentlich zum vibrieren. Wäre das hier ein Mercenary-Streifen aus den 80ern, der von Anfang an eine dumpfe Story verspricht, dann wäre ich wohl versöhnlicher gewesen. Immer wieder spult David Ayer auf stumpfsinnigste Art Kriegsfilm-Klischees ab und macht dabei keinerlei Gefangene.
                  Wenn man ignoriert, dass die Deutschen mal wieder als gesichtslose und brutale Masse dargestellt werden und dass aus den bösartigen Ami-Kriegsmaschinen letztendlich doch Helden werden, dann wird man hier seinen Spaß haben. Dabei wäre es doch so toll gewesen, hätte man den bösartigen Blick auf die Kriegsmaschinerie auf beiden Seiten beibehalten, Ayer hat wohl ein fehlendes Identifikationspotential befürchtet.
                  Es bleibt ein spannender und spektakulär aussehender Film, der in seiner eigentlichen Intention aber auf ganzer Linie scheitert. Da wäre bedeutend mehr drin gewesen. Man hätte vielleicht jemand Anderes ans Drehbuch lassen sollen. Wirklich, wirklich schade.

                  „I started this war killing Germans in Africa. Then France. Then Belgium. Now I'm killing Germans in Germany. It will end, soon. But before it does, a lot more people gotta die.“

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                  • 8

                    Es ist kalt und rau in Österreich, in den Alpen hört dich niemand schreien. Das weiß auch der Brenner-Bauer und treibt gemeinsam mit seinen Söhnen ein böses Spiel in seinem Dorf. Die Bewohner werden unterdrückt, getötet und vergewaltigt, keine ideale Wahl für den nächsten Skiurlaub. Es ist Zeit, dass jemand dort aufräumt und dafür scheint der Fotograf Greider (Sam Riley) die perfekte Wahl. Denn er hat mit dem Brenner-Bauern noch eine Rechnung offen.
                    „Das finstere Tal“ ist eine österreichisch/deutsche Koproduktion und basiert auf dem gleichnamigen Roman von Thomas Willmann. Schwierige Bedingungen aber die Genre-Mixtur aus Western und Heimatfilm mundet, und wie!
                    Die Bilder fühlen sich fast schon schwarz-weiß an und die Gewalt reißt eine Schneise in das „idyllische“ Dorfleben. Nach einem gewöhnungsbedürftigen aber hochatmosphärischen Einstieg wird „Das finstere Tal“ schnell zu einer unbarmherzigen Rachegeschichte. Sam Riley spielt selbst in einer fremden Sprache hervorragend und verleiht dem getriebenen Fotograf viel Gesicht für einen Racheengel.
                    Eisig kalt und roh fühlt sich der Film an und trifft trotz zurückhaltender Handlung direkt ins Schwarze. So muss eine Rache-Story erzählt werden, ohne viel Schmuck und ohne eine weinerliche Rechtfertigung mit viel Schwere und Melancholie. Böse und realitätsnah zerstört Regisseur Andreas Prochaska jede Hoffnung auf einen Lichtblick und inszeniert jede Szene stilsicher und wunderschön.
                    Es ist ein nahezu wohliges Gefühl eine so geradlinige Handlung, so exzellent serviert zu bekommen. So schnell wie die Reise in die frostigen Wälder Österreichs begonnen hat, so schnell ist sie leider auch wieder zu Ende, spannender geht kaum. Wenn man die Hoffnung in deutsche Genre-Filme verloren hat sollte man ein paar Bahnen in diesem Meer aus Blut wagen, es wird sich lohnen, ein Brett von einem Film.

                    „Die sind lange bei uns. Die Winter.“

                    10
                    • 8

                      Wenn Vergleiche mit Lynch vorgenommen werden und Regisseurin Frauke Finsterwalder ihren eigenen Film „Finsterworld“ nennt, dann darf man erst einmal misstrauisch werden. Ob sich das Misstrauen bei ihrem Debütfilm jedoch lohnt, das ist eine ganz andere Frage.
                      Im Prinzip möchte „Finsterworld“ nichts weiter als ein zeitgemäßes Gesellschaftsportrait abliefern. Dass man Optik und Figurenzeichnung irgendwo zwischen Wes Anderson und Jim Jarmusch ansiedeln kann, ist da definitiv kein Nachteil. Normal bin ich kein großer Fan von Vergleichen zwischen Regisseuren, dennoch lassen sich bei „Finsterworld“ eindeutige Inspirationen erkennen, die auf quicklebendige Art und Weise zu etwas Neuem zusammengefügt wurden. Klar, hier und da lässt sich ein Fünkchen Prätention erkennen, das ist aber vergleichsweise schnell vergessen.
                      Leichtfüßig zeichnet Finsterwalder ein feinfühliges Bild eines subjektiven Deutschlands. Repressiv, bürokratisch und identitätslos. Das von Christian Kracht verfasste Drehbuch verwebt die verschiedenen Handlungsstränge kunstvoll zu einem ansehnlichen Ganzen.
                      In seinen besten Momenten tänzelt „Finsterworld“ zwischen der Schwere eines Lynchs und der Skurrilität eines Anderson hin und her, ganz ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Zu gerne möchte man den Film in die Schublade des Pseudo-Verkopften Künstlerkinos stopfen, dafür ist er aber einfach zu ehrlich.
                      Zwar trifft „Finsterworld“ nicht immer den Zahn der Zeit, überzeugt aber durch tolle Dialoge und eine liebevoll verwobene Annäherung an den Geist unserer Gesellschaft. Das mag nicht jeder so sehen, das Tolle ist aber, dass man es so sehen kann. Es dürfen übrigens zukünftig mehr Filme mit Cat Stevens/Yusuf Islam schließen.

                      „Ich kann doch nicht nach Ruanda gehen und die Leute da Filmen, nur damit die Zuschauer darin bestätigt fühlen, dass es Anderen noch viel beschissener geht als einem selber.“

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                      • 4 .5

                        Alle Jahre wieder wird Europa mit einem neuen skandinavischen Krimi beglückt. Spätestens seit der Millenium-Trilogie müssen diese düster, brutal und melancholisch sein. Drei Attribute die erstmal nicht verkehrt sind.
                        Wir haben es hier also mit der Verfilmung eines Adler-Olsen Romans zu tun, der sich um Vergewaltigung und Mord dreht. Ein depressiv-cholerischer Cop und sein gediegener Kollege kümmern sich um diesen 20 Jahre alten Fall. Die einzige Zeugin verschwunden, die reichen Säcke halten dicht.
                        Eins Vorweg: „Schändung“ ist nicht unspannend und vor allem Nikolaj Lie Kaas macht seinen Job gewohnt gut, wäre da nicht der Rest. Es stellt sich schnell heraus, dass die Handlung von „Schändung“ auf einen Bierdeckel passen würde und man sich quasi bei jedem Düster-Thriller der letzten Jahre bedient. Ein konstruierter Moment jagt den nächsten und man kann regelrecht spüren wie gierig Regisseur Mikkel Norgaard Richtung Lisbeth Salander schielt.
                        Letztendlich hat der Film zwar routiniert düstere Bilder und grundsolide Darsteller, er ging mir aber einfach zu schnell auf die Nerven. Übertriebene Pathetik, eine überkonstruierte Handlung, viel zu viele Internats-Klischees und klaffende Logiklücken. Einem weiteren düsteren Thriller aus Dänemark kräht kein Hahn nach, zumindest nicht, wenn man das alles schonmal irgendwo gesehen hat.
                        Wer die letzten Jahre nicht nahezu jeden erwachsenen Krimi verpasst hat, dem wird „Schändung“ vielleicht gefallen. Alle anderen werden sich schnell verarscht fühlen und merken, dass hier doch nur ein laues Lüftchen weht. Hab' schon schlimmere Sneak-Previews erlebt, den ersten Teil „Erbarmen“ brauch' ich jetzt aber erstmal nicht mehr.

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                        • 1

                          Was passiert wenn man einem fundamental-christlichen Film aus dem Jahr 2000 ein Remake mit Nicolas Cage spendiert? Das Ergebnis darf man sich 104 Minuten in „Left Behind“ ansehen, eine Zeitspanne, die ich nie wieder zurückbekommen werde.
                          Man stopfe ein Flugzeug voll mit Sünder-Abziehbildchen, nehme Nicolas Cage als Pilot und lasse dann die Apokalypse ausbrechen. Schon haben wir die Zutaten für eine Katastrophe in Spielfilmlänge. Ja, man kann die Genre-Bezeichnung „Katastrophenfilm“ auch zu wörtlich nehmen.
                          Im Prinzip besteht die erste Hälfte des Films aus lahmen Dialogen gespickt mit Bibel-Zitaten und billiger Charakterzeichnung. Dann verschwinden irgendwann die Kinder und dann die Erwachsenen. Natürlich immer so wie es dramaturgisch zu passen scheint.
                          „Left Behind“ ist abgesehen von desaströser Schauspielerei und hunderten Fremdschäm-Dialogen, voll mit klaffenden Logiklöchern und grauenhaften Effekten. Schulbusse, die wohl stundenlang ohne Fahrer gefahren sind um dann von der Brücke zu fallen wenn Cages Tochter darunter steht. Oder Kleidungsstücke, welche vom Himmel fallen. Echte Christen werden vor der Apokalypse gerettet, klar, aber können echte Christen fliegen?
                          „Left Behind“ ist eine Gähn-Orgie epischen Ausmaßes und eine Beleidigung für alle Sinne. Selbst wenn der Hauch eines Spannungsmoment angekrochen kommt, versaut der uninspirierte Dudel-Soundtrack wieder alles.
                          Billige christliche Propaganda in denkbar unspannendem Gewand und einem Nicolas Cage, welcher nahezu die ganze Laufzeit sitzt. Er rastet nicht einmal aus, er sitzt nur rum. Er sitzt nur rum!
                          Niemand sollte diese 104 Minuten ertragen müssen. Der Punkt ist letztendlich nur ein Gnadenpunkt weil ich ein Herz für Steuerschuldner habe.

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                          • 2 .5
                            über Tokarev

                            Wenn „Phantom Kommando“ der alte, dümmlichere Bruder von „Taken“ ist, dann ist „Tokarev“ der zurückgebliebene Cousin. Dass Nicolas Cage viel Scheiße dreht war mir klar, ich dachte nur, dass es nach „Wicker Man“ kaum langweiliger werden kann.
                            Paul Maguire ist Ire und hat es geschafft aus dem dreckigen Geschäft der irischen Mafia auszusteigen. Er hat jetzt eine weiße Weste und ist liebender Familienvater. Als seine Tochter jedoch auf mysteriöse Weise verschwindet sieht er rot. Er lädt noch einmal seine Knarren durch und begibt sich auf einen blutigen Rachefeldzug.
                            „Tokarev“ ist langweilig und suhlt sich in Rachefilm-Klischees. Szene für Szene wird man mit Peinlichkeiten bombardiert, welche selbst Michael Bay aus seinen Filmen streichen würde. Paththetische Nahaufnahmen der Hände, dramatische Zeitlupen-Sequenzen, ein grausiger Soundtrack. Die Dialoge bieten dabei den Höhepunkt der niederen Unterhaltung, hier würden sich selbst Holzhammer-Dramaturgen wie Uwe Boll schämen. Bei all' den Totalausfällen bleibt natürlich auch nicht der heftigst reaktionäre Plot auf der Strecke, Danny Glover scheint nur aufzutauchen um Nic Cage moralisch zu unterstützen. So nach dem Motto:

                            „Du hast zwar 23 Leute gekillt aber ich lass' dich jetzt frei. Ist ja schließlich wegen deiner Tochter, ich verstehe das. Lass es aber in Zukunft bitte bleiben, ok?“

                            Dass Nicolas Cage bis auf 1-2 Ausraster agiert wie ein Holzklotz ist da noch das unspektakulärste, er wirkt schlicht gelangweilt und desinteressiert. Peter Stormare dagegen liefert eine lachhaft schlechte Performance als Ober-Ire im Rollstuhl ab, das muss man gesehen haben um es zu glauben. Dass Danny Glover wirkt als ober gleich einschläft ist dann nur eine Randnotiz.
                            „Tokarev“ ist fürchterlich zäh, reaktionär und billig in Szene gesetzt. Für bulliges Testo-Kino ist er zu lahm, für einen Exploitation-Reißer zu harmlos und für einen echten Thriller zu unspannend. Dass der Streifen ursprünglich fürs Kino produziert wurde wirkt da schon wie ein schlechter Witz.

                            „I want to find her. I want to find who took her, and...“

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                            • 6 .5

                              270 Minuten Kriegsdrama aus Deutschland. Da kann ohne Zweifel viel schiefgehen, ist doch gefühlt jeder zweite Deutsche Film entweder ein Krimi oder ein Weltkriegs-Drama. Es gibt Ausnahmen wie „Der Untergang“ oder „Sophie Scholl“, gehört „Unsere Mütter, Unsere Väter“ nun auch zu diesen Ausnahmen?
                              Bedingt. Die fünf Freunde Charlotte, Greta, Wilhelm, Friedhelm und Viktor kommen aus den unterschiedlichsten Umständen. Wilhelm und Friedhelm sind Brüder, beide müssen in den Krieg. Wilhelm ist überzeugter Kompanieleutnant und Friedhelm muss gezwungenermaßen mit. Viktor als Jude gerät schnell in die Fänge des Antisemitismus und Greta, Viktors Geliebte etabliert sich als Schlagersängerin. Dann wäre da noch Charlotte, welche im Lazarett arbeiten wird. Als der Krieg richtig anfängt, bricht für die fünf eine neue Zeit an.

                              Parallel werden die fünf Geschichten erzählt, die Wege der fünf Freunde verlieren sich und finden wieder zusammen. Optisch ist das Ganze auf enorm hohem Niveau und erinnert weniger an eine Fernseh- als eine Kinoproduktion. Das Schauspiel ist intensiv und die Spannung wird nahezu durchgängig gehalten, das Interesse habe ich fast nie verloren. Gerade Friedhelms (Tom Schilling) Geschichte ist vielschichtig und gerät abgründiger und mitreißender als gedacht. So funktioniert Kriegsdrama, würde das Niveau in jedem Bereich gehalten werden, dann wäre das ganz toll.

                              Natürlich muss man zunächst klären, dass die stark politisierte und teils heftig beeinflusste deutsche Jugend wohl kaum so sehr der heutigen Jugend geähnelt hat. Die Freunde geraten wie Spielbälle ins geschehen und treten öfter als nötig als ahnungslose Schäfchen auf, eine solche politische Neutralität scheint damals eher selten gewesen zu sein, da hat man wohl ein Auge zu viel zugedrückt. Etwas mehr Selbstreflexion wäre hier angebracht, dazu kommt die Darstellung der polnischen Heilsarmee, welche mehr als kritisch zu betrachten ist.

                              Abgesehen von Friedhelm, bieten die anderen Geschichten leicht klischeehafte Kriegsdrama-Hausmannskost, hat man alles schon gesehn, sieht aber klasse aus. Der Sound ist wuchtig, die dramatischen Pointen sitzen und schmecken vielleicht etwas staubig. „Unsere Mütter, Unsere Väter“ bedient sich sehr oft den bewährten Methoden des Betroffenheits-Kinos, kann das aber durch seine grandiose Machart und die tollen Darsteller trotzdem überzeugen. Allein die Story um Schlagersängerin Greta gerät oft ins Wanken, zu häufig scheint Katharina Schüttlers Schauspiel stark überzogen und unglaubwürdig affektiert.
                              Wenn man über stark konstruierte Handlungsstränge, einige historische Unzulänglichkeiten und einen gehörigen Griff in die Klischee-Kiste hinwegsehen kann, dann bekommt man so einiges für seine „geopferte“ Zeit. „Unsere Mütter, Unsere Väter“ hat die starke Friedhelm-Story, tolle Schauspieler und sieht zum anbeißen toll aus, die Miniserie ist ein ordentliches Kriegsdrama geworden und überrascht vielleicht sogar den ein oder anderen Kriegsfilm-Laien.

                              „One is left with the horrible feeling now that war settles nothing; that to win a war is as disastrous as to lose one.“ - Agatha Christie

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                                Manchmal reicht schon eine wunderschöne Idee um ein Meisterwerk zu schaffen. Die ewige Plansequenz in „Cocktail für eine Leiche“, die „fliegende“ Kamera in „Irreversibel“ oder der bildgewordene Wahnsinn in „Montana Sacra“. „Love Steaks“ hat wenige vorgegebene Szenen und entstand größtenteils improvisiert und ohne Drehbuch, sogar die Hotelangestellten waren echt. Man versucht also quasi in die Fußstapfen eines „00 Schneider“ zu treten und dann noch einen ernsten Film über Liebe, Ausgrenzung und Alkoholismus auf die Beine zu stellen. Liebesgeschichte, improvisierte Dialoge, Wellness-Hotel – klingt gewagt? Könnte aber auch echt was werden! So hab' ich mir das zumindest gedacht.
                                Clemens Pollozek ist neu im Wellness-Hotel, er ist Masseur. Er nimmt seinen Job sehr ernst und hat aufgrund seines Sprachfehlers und ehemalig hohem Übergewichts schon viel Häme ertragen müssen. Er wird in einem Abstellraum einquartiert und fängt an zu arbeiten. Lara Schmelzing, großartig: Lana Cooper, arbeitet in der Küche und verguckt sich schnell in den schüchternen Clemens. Es beginnt eine Liebesgeschichte in einem Mikrokosmos aus alten, eingeölten Männern und Frauen, Wein in Metallboxen, Meerblick und brennenden Boten.
                                Zunächst einmal möchte ich die tolle Musikauswahl und die ausdrucksstarken Bilder erwähnen, welche den Film optisch klar über sein sonstiges Niveau heben. Vielleicht bin ich aber auch nur sehr anfällig für Tiefenunschärfe, wer weiß. Ansonsten hätte der Film ein Drehbuch bitter nötig gehabt, für mich verkam er über weite Strecken zur echten Fremdscham-Orgie.
                                Klar, die Chemie zwischen Lara und Clemens stimmt, die beiden haben ihre herzerweichenden Momente. Bringt aber nichts, wenn Clemens Aussagen hauptsächlich fürchterliche Plattitüden sind und man ihn ohnehin die Hälfte der Zeit kaum versteht. Lara ist glaubwürdig und Lana Cooper macht ihre Sache wirklich gut, nur muss auch sie von Szenerie zu Szenerie stolpern und sich immer mehr der Ideenlosigkeit des Projektes ausliefern.
                                Die paar Grundpfeiler der Geschichte bieten einfach nicht genügen Material um die Handlung sinnvoll zu füllen, über große Teile des Films fühlt sich das etwa so an:

                                „Hey, wir haben noch 10 Minuten Drehzeit. Wollt ihr nicht noch irgendwas machen? Ganz egal was, Hauptsache es sieht echt künstlerisch aus, wir wollen zumindest auf dem Karlovy Vary was gewinnen.“

                                „Ok, ich nehm' dann mal das Stroh hier und wedel ein bisschen. Mein Charakter ist doch ein Öko, oder? Ich mach einfach mal.“

                                „Love Steaks“ ist ein unerträgliches hin und her, welches für mich einfach ganz selten funktioniert hat. Man kann eben durch äußere Umstände keine echte Natürlichkeit erreichen, ganz egal wie lieb die Akteure es meinen. „Irreversibel“ zeigt wie improvisierte Dialoge gehen, „Love Steaks“ produziert hier hauptsächlich Peinlichkeiten. Schade, ich hatte mich wirklich gefreut. Wer Lust hat auf Abziehbildchen und eine klischeehafte Handlung und eine geballte Ladung an dümmlichen Dialogen, der liegt hier richtig – ich sehe hier leider nicht die Revolution des deutschen Kinos. Lana Cooper kann aber gerne mehr machen, die hat den Film noch etwas nach oben gerettet. Auch der "Mumblecore" an sich ist für mich damit nicht gestorben, denn die Prämisse kann funktionieren.

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                                  über Harms

                                  Da haben sich Nikolai Müllerschön und Heiner Lauterbach zusammengesetzt und wollten frischen Wind ins Deutsche Genre-Kino bringen. Allein dieses Anliegen hat einen sanften Kuss auf die Wange verdient, im Falle von „Harms“ vielleicht auch einen schmierigen Schmatzer.
                                  Heiner Lauterbach ist Harms, harter Gangster mit weichem Kern. Mit Lederjacke und Hut, ständig eine Zigarette im Mundwinkel und schweigsam wie die ganz großen Vorbilder. Man nimmt Lauterbach den Gangster ab und er scheint wirklich mit Spaß bei der Sache zu sein, das hier war wirklich eine Herzensangelegenheit. Martin Brambach und Axel Prahl an seiner Seite sind ebenso überzeugend und in diesen Rollen erfrischend natürlich. Schauspielerisch kann man ohnehin kaum meckern, das wäre ja alles schön und gut. Wäre da nicht das Drehbuch.
                                  „Harms“ wäre so gerne so schroff und böse wie Nicolas Winding Refns „Pusher-Trilogie“, schafft das aber leider sehr selten. Das verwässerte Drehbuch und der flach Spannungsbogen zerstören nahezu jeden Anflug von Unterhaltsamkeit. Da hilft weder der deplatzierte Soundtrack noch die übertrieben brutalen Shoot-Out, hier fehlt Fingerspitzengefühl.
                                  Bei „Pusher“ bekam man ständig das unangenehme Gefühl in echte Abgründe zu schauen, „Harms“ wirkt dagegen wie eine müde Hommage, ein Augenzwinkern in Richtung Gangsterfilm. Dass das alles ganz lieb gemeint ist, die Aufnahmen handwerklich gekonnt in Szene gesetzt sind und jeder sich ganz dolle freut hier mitzumachen, ließ mich über viel Langeweile hinwegsehen, ändert aber auch nicht wirklich etwas.
                                  Am Ende bleibt „Harms“ ein netter Versuch, der kaum Eigendynamik besitzt und sich anfühlt wie schlecht zusammengeflickt, das Drehbuch treibt in dann fast ganz in Aus. Schade um die engagierte Schauspielkunst der Darsteller, hier wäre mehr drin gewesen. Ein Schritt in die richtige Richtung ist „Harms“ aber allemal.

                                  „Und jetzt sag bloß nicht „Ist das für mich?“, wie in irgend sonem' Kackfilm“

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                                    Nach meinem Zick-Zack durch Dario Argentos Filmographie stoße ich jetzt also auf sein Regiedebüt. Dass es sich hier um einen Giallo handelt erklärt sich von selbst, dass hier aber bereits so viel Argento zu erkennen ist, das hätte ich nicht erwartet.
                                    Da ich von Argentos frühen Filmen bisher nur „Die neunschwänzige Katze“ kannte, erwartete ich kaum stilistische Experimente, ich sollte mich irren. „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“, übrigens teils auch in Deutschland entstanden, beinhaltet bereits Argentos rasanten Schnitt, teils große expressionistische Farbflächen und eine aufdringliche Musikuntermalung. „Aufdringlich“ hier übrigens im besten Sinne des Wortes.
                                    Was beginnt wie eine stinknormale Serienkiller-Story, verliert sich schnell in einem Geflecht aus falschen Verdächtigungen und Giallo-typisch reißerischen Mordszenen. Man falte den Kragen seiner Lederjacke nach oben, ziehe schwarze Handschuhe und einen schwarzen Hut an und man ist der perfekte Giallo-Killer – das Rezept geht aber auf, manchmal sollen Klischees einfach bedient werden.
                                    Dass die Handlung im Prinzip weder Fisch noch Fleisch ist, das ist bei all der inszenatorischen Stilsicherheit schnell vergessen und wenn Killer mit einer verzerrten Stimme anrufen, dann haben sie bei mir sowieso ein Stein im Brett. Dazu kommen noch köstliche Kurzauftritte von Werner Peters und Mario Adorf und ich kann mich nicht mehr beschweren.
                                    „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“ sieht schnieke aus, trägt richtig schön dick auf und kann seine dünne Handlung gekonnt vertuschen. So kann das, so soll das und so muss das!

                                    „Bring out the perverts!“

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                                      Nachdem ich mir Argentos neuestes „Werk“ „Dracula 3D“ zu Gemüte geführt hatte, existierte eine unerträgliche Leere in mir. Was ist mit dem alten Italiener passiert, war er vielleicht schon immer so untalentiert? Habe ich mich bei „Suspiria“ und „Profondo Rosso“ einfach verguckt? Sein zweiter Spielfilm sollte mir nun also den Glauben an den Meister des Giallo zurückgeben. +
                                      „Il Gatto a Nove Code“ orientiert sich an einem Edgar Wallace-Roman und wurde hierzulande auch als Wallace-Film vermarktet. Der Film geht also eher in Richtung Krimi als Horror, was aber auch schon Argentos „Rosso“ nicht schadete.
                                      Und ja, was soll ich sagen, Argento konnte es wirklich mal. Ein Wunder, dass ich da überhaupt dran gezweifelt habe. Auch wenn seine „neunschwänzige Katze“ nicht an Meisterwerke wie „Suspiria“ heranreicht, weiß er vor allem durch seine bedrückende Stimmung zu überzeugen. Der blinde Franco Arno (Karl Malden) und Carlo Giordani (James Franciscus) lösen einen mysteriösen Kriminalfall um die Erforschung der sogenannten XYY-Chromosomen. Begleitet von Morricones genialem Soundtrack und wildem Schnitt, vergisst man auch schnell die leicht belanglose Handlung, welche immer wieder unnötige Haken schlägt. Ja, der Film hat seine schnarchigen Momente, ist aber ein mehr als ordentlicher Genre-Vertreter, welcher sich über weite Strecken angenehm altmodisch anfühlt und unglaublich viel Charme versprüht.
                                      Wenn sich der unsichtbare Killer irgendwann enthüllt, ist man vielleicht nicht besonders fasziniert aber überrascht ist man dennoch, denn das Gespann Wallace-Argento schafft es über den gesamten Filmen immer wieder falsche Hinweise zu streuen, allein dieses Rätselspiel macht Spaß. Wer sich also schon immer mal zu den Klängen von Morricone in einem düsteren Krimi begeben wollte und ein bisschen Trägheit ertragen kann, für den ist „Il Gatto a Nove Code“ genau das Richtige. Außerdem dürfte es sich hier um den harmlosesten Argento handeln, der weltweit kaum der Zensur unterlag – die weniger Gewalt-affinen Krimifans dürfte das freuen.

                                      „Do you know how many people are together right now making love this very second?“

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                                        Dass ich anfällig für Blödel-Komödien mit Seth Rogen bin, das ist mir nun schon lange klar. Dass „The Interview“ so ein Brüller geworden ist, das hatte ich nicht erwartet. Wer nach dem Medien-Rummel eine scharfsinnige Polit-Satire mit Franco und Rogen erwartet, der ist selbst Schuld. Also, Hirn aus und ab nach Nord Korea, denn da regiert wenigstens noch die Freiheit.
                                        Man muss die beiden einfach lieb haben. Franco und Rogen haben ihre Liebe nun schon in mehreren Filmen dokumentiert. Das zuckersüße Pärchen macht nun Party in Nordkorea, zusammen mit Kim Jong-Un. Der mag übrigens Katy Perry und fühlt sich von seinem Vater missverstanden, Kim lebt in einer traurigen Welt und sehnt sich einfach nur nach einem guten Freund.
                                        James Franco alias Dave Skylark bekommt also eine exklusive Interview-Zusage von Kim Jong-Un persönlich. Skylark ist zwar Klatsch-Reporter und eklig-schleimiger Moderator, Kim liebt dennoch seine Show, Zeit diese Gelegenheit zu nutzen. Beim Interview bleibt es aber nicht, Skylark soll Kim Jong-Un für die CIA töten, dumm gelaufen.
                                        Nach extrem viel Presse sind die Erwartungen an „The Interview“ wohl sehr hoch gewachsen, aber was denken die Leute von meinem Lieblings-Blödel-Duo? Der Humor von „The Interview“ dürfte bei Fans einschlagen und genau das liefern, was man schon von den etwas älteren Apatow-Filmen kennt. Strunzblöder Humor mit dem Herz am rechten Fleck, eine Ode an Pop-Songs, Teenie-Witzeleien und Blutfontänen – mein Gott, hier funktionieren sogar Furzwitzchen. „The Interview“ hat durch den großen „Medien-Skandal“ einfach die unrühmliche Position erhalten, dass man einen Schlag in die Magengrube Nordkoreas erwartet, dass er dem unmöglich gerecht werden kann wird natürlich schnell klar. Da man aber Witze machen darf worüber man auch immer will, dass hat auch schon „South Park“ zur Genüge bewiesen, warum also keine Blödel-Comedy über die Tötung eines Kim Jong-Un, ich hatte viel Spaß und habe viel gelacht. Unterm Strich bleibt eine unsubtile und laute Komödie, die viel Spaß machen kann, wenn man einen ähnlich dümmlichen Humor hat wie ich.

                                        „Do you ever feel like a plastic bag, drifting through the wind, wanting to start again?“

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                                          Da setzt man einfach so einen Metall-Helm auf, geht in einen isolierten Raum, Reggie Bannister kommt hinzu und schon ist man „Metal Man“!
                                          Kyle ist eigentlich nur ein süßer, attraktiver und freundlicher College-Boy, bis Reggie sein Leben versaut. Es ist scheiße mit Metall verwachsen zu sein. Er ist aber ein guter Junge, deshalb versucht er zumindest in Tony Starks Fußstapfen zu treten. Er hat die geballte Ladung an Homevideo-Qualität, Vorschul-FX und Pornodarstellern an seiner Seite, das kann ja nur gut werden.
                                          Als „Iron Man“ auf den Markt kam, ergriff „The Asylum“ die Gelegenheit und kaufte schnellstmöglich einen Billigst-Film mit ähnlichen Kostümen auf und schmiss diesen mit ähnlichem Titel auf den Markt. So weit, so „Asylum“. Gibt dann eben auch einige Blöde, die sowas gucken. Ich zum Beispiel. Siehe da: Er hat meine Erwartungen noch untertroffen.
                                          Man stelle sich die unmotiviertesten und undynamischsten Actionszenen vor, die es gibt, kombiniere sie mit grauenerregenden Darstellern und man hat die Spitze des Eisbergs. „Metal Man“ bietet zwar immer wieder, grade durch die furchtbare Synchro, wirklich lustige Zitate, dafür muss man sich aber auch durch gut 80 Minuten pure Langeweile kämpfen.
                                          „Metal Man“ ist schnell runtergenudelte Kacke, die wirklich an jeder Ecke lieblos wirkt. Die Optik sieht aus wie hingeschissen, die Kostüme sind wohl aus Tante Antjes Fastnachtshop und Hauptcharakter Kyle... ach, man kann die Kacke nicht in Worte fassen.
                                          „The Asylum“ betoniert seinen „guten“ Ruf erneut und haut einen „Mockbuster“ allerletzter Güte raus. Niemand sollte diese 84 Minuten gesehen haben, ich werde diese Minuten nie wieder bekommen. So fühlt es sich also an, wenn man seine Zeit so richtig verschwendet hat. Aber am Ende kommt die Einsicht: Wer sich ernsthaft eine „Asylum“-Produktion ansieht ist selbst Schuld.

                                          „Bist du 'n Metallfreak? Ich hab hier 'nen Dosenöffner!“

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                                            Für ein letztes Mal nach Mittelerde, mit dem Rücken an die Wand. Schulter an Schulter mit der tapferen Zwergen-Gruppe und ihrem furchtlosen Anführer Thorin Eichenschild. Während Teil 1 einen gemütliches Wiedersehen mit Mittelerde bot, zog Teil 2 die Zügel an und Teil 3 soll nun das große Finale formen. Schon „Smaugs Einöde“ wirkte auf mich zu herzlos, konnte mich aber dennoch packen, „Die Schlacht der Fünf Heere“ hat mich bereits auf halber Strecke verloren.
                                            Große Mittelerde-Kenner werden vielleicht noch mehr Fehler erkennen, also konzentriere ich mich zunächst auf das Filmerlebnis selbst. Eins vorweg: Ich war selten so enttäuscht.
                                            Das Finale der „Hobbit“-Trilogie wirkt gegen seinen großen Bruder, natürlich „Die Rückkehr des Königs“, wie ein Furz im Wind. Da hilft keine Materialschlacht und auch kein Fanservice. Ich bin weder besonders berührt noch gepackt. Gut, ich bin ganz nett unterhalten, aber war das der Kern von Jacksons „Herr der Ringe“-Trilogie. Bisher konnte ich selbst in Momenten des schlimmsten Pathos etwas Wärme finden, ich habe mich in Tolkiens Welt Zuhause gefühlt und war mit großem Interesse dabei. Wenn ich sehen muss, wie desinteressiert hier Peter Jackson, ein CGI-Scharmützel hinter des andere packt, dann blutet mein Herz. Manche haben diese Krankheit ja schon bei den ersten Teilen erkannt, das alte Style-over-Substance Problem. Da Teil 3 faktisch aber nahezu keine Substanz bietet, dann sehe auch ich rot.
                                            Was zunächst episch wirken soll, mag vielleicht auf dem Papier funktionieren. Man merkt geradezu wie man händeringend nach Sequenzen suchte um die Laufzeit irgendwie zu füllen. Vom großen Smaug-Kampf bis hin zur Konfrontation zwischen Thorin und Azog, nichts davon hat mich wirklich in seinen Bann gezogen. Wenn man die Haupthandlung bereits nach 30 Minuten beendet hat, dann sollte jedoch klar sein, dass es nun zu Rythmusproblemen kommen kann.
                                            Wenn in den stolzen 144 Minuten Laufzeit also ein Lückenfüller den nächsten jagte, habe ich das Geschehen irgendwann nur noch auf mich einprasseln lassen. Eine ernüchternde Erfahrung für mich und eine erschreckende Erfahrung für mein Fantasy-Herz.
                                            „Der Hobbit 3: Die Schlacht der Fünf Heere“ ist leider höchst vergessenswert geworden und kann sich nur mit viel Wohlwollen in die Mittelmäßigkeit retten. Gute Effekte reichen heute leider nicht mehr, wenn jeder zweite Videospiel-Trailer ähnlich aussieht wie eine Schlachten-Sequenz in „Der Hobbit“. In Anbetracht des Genres ist das „große Finale“ sicherlich gut konsumierbar, aber mir reicht das leider nicht.

                                            "One day I'll remember. Remember everything that happened: the good, the bad, those who survived... and those that did not."

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                                              Man kann Kevin Smith wirklich nicht vorwerfen, dass er nichts Neues ausprobieren würde. Nach seinem Abstecher ins Horror-Genre, versucht er sich jetzt am Body-Horror und verfilmt seine Antwort auf „The Human Centipede“. Was zunächst nur während Smith „Smodcast“ im Scherz entstand, wurde zum ausgewachsenen Filmprojekt. Hatte nicht jeder schon einmal die stechende Frage, wie ein Mensch denn als Walross aussehen würde? Diese Frage wird in „Tusk“ gleich auf mehreren Ebenen beantwortet.
                                              Wallace (Justin Long) und Teddy (Haley Joel Osment) sind Podcaster und damit sehr erfolgreich. Ihre fiese Kommentier-Show zieht die neuesten Internet-Trends durch den Dreck und macht vor Nichts nur Niemandem halt. So macht sich der frischgebackene Promi Wallace also auf den Weg nach Kanada um Kanadas Antwort auf das „Star Wars Kid“ zu ärgern, endet aber schneller als gedacht im Folterkeller des Howard Howe.
                                              Welche Frage sich mir zwangsläufig aufzwang, war natürlich: Was ist ekliger? Ein menschliches Walross oder ein menschlicher Tausendfüßler? Schwer zu beantworten. Dass „Tusk“ besser ist, steht aber außer Frage. Als wirklich gelungen kann man ihn aber leider auch nicht bezeichnen.
                                              Smith mitsamt Cast hatten großen Spaß bei der Sache, das merkt man dem Film eindeutig an. Der sehr prominente „Überraschungsschauspieler“ wurde auch wundervoll gegen seinen Typ gecastet und blödelt auf eine sympathisch-alberne Art und Weise herum. Abseits von ekligem Geschnodder, lustigen Dialogen und durchaus bösartigen Momenten, zieht sich der Film aber unnötig in die Länge und weiß oft nicht wohin er eigentlich will. Oft wirkt das Ganze wie ein Insider-Joke zwischen Smith und seinen Podcast-Zuhörern, der viele andere Zuschauer aussperrt. Dass diese krude Mischung aus Drama, Comedy und Torture-Porn oft ungelenk wirkt ist da eben eine unangenehme Folge.
                                              Wer jedoch etwas Geduld mitbringt, über Ungereimtheiten hinwegsehen kann und Smith Experimente abseits der Slacker-Comedy auch genießen kann, der sollte „Tusk“ eine Chance geben, denn ungewöhnlich ist er allemal. Zumindest ist „Tusk“ damit der beste „Human-Walrus“-Film, den es je gab.

                                              „Why?... Why? To answer the question which has plagued us, since we first crawled from this Earth and stood erect in the sun: Is man, indeed, a walrus at heart?“

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                                                „Captain Phillips“ oder auch: So muss Blockbuster-Kino aussehen!
                                                „Dieser Film beruht auf einer wahren Begebenheit“ ist ja mittlerweile Standard bei nahezu jedem Thriller. Dazu eine prominente Hauptrolle, ein renommierter Regisseur wie Paul Greengrass und fertig ist der Kassenschlager. Dass dabei meistens Spannung und und Charakterzeichnung auf der Strecke bleibt, gehört da meist' zum guten Ton. Schön, dass sich Greengrass hier ordentlich im Ton vergreift.
                                                Captain Richard Phillips ist erfahrener Kapitän und schippert nun schon seit Jahren durch die sieben Weltmeere. Als er 2009 die Maersk Alabama durch somalische Gewässer lenkt, wird sein Schiff von Piraten gekapert. Es folgt eine Zerreißprobe für ihn, die Piraten und letztendlich auch den Zuschauer.
                                                Was recht klischeehaft mit einem kurzen Einblick in Phillips Leben beginnt, wird auf hoher See schnell zur spannungsgeladenen Reise ins totale Chaos. Sobald die somalischen Piraten in Sichtkontakt kommen bleibt keine ruhige Minute mehr. Eine überraschend gut funktionierende Shaky-Cam und der treibende Soundtrack bieten die Bühne für Tom Hanks und Barkhad Abdi.
                                                Greengrass nimmt sich trotz dem atemberaubenden Spannungsaufbau Zeit und respektiert beide Seiten. So bekommen Piraten wie Crewmitglieder ein Gesicht und bleiben emotional auf einer Ebene. Vor allem Barkhad Abdi als verängstigter Piratencaptain stiehlt manchmal sogar dem grandiosen Tom Hanks die Show. Natürlich schafft er das nur selten, denn Hanks liefert hier eine wirklich überlebensgroße Performance ab.
                                                Die Lage eskaliert immer weiter und Phillips wie auch die Piraten verlieren die Kontrolle über die Situation und werden zum Spielball einer aussichtslosen Lage. Ich war über die 134 Minuten an meinen Stuhl gefesselt und regelmäßig mit den Nerven am Ende. So funktioniert Spannungskino und so sieht es aus, wenn man sich für alle Charaktere im Film Mühe gibt.
                                                Wer über zwei Stunden möglichst wenig Sauerstoff aufnehmen will, der sollte „Captain Phillips“ eine Chance geben, Ich habe jedenfalls mehr als einmal das Atmen vergessen.

                                                „Listen up, we have been boarded by armed pirates. If they find you, remember, you know this ship, they don't. Stick together and we'll be all right. Good luck.“

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                                                  Als Dokumentarfilmer und gebürtiger Schweizer, zeichnet sich Regisseur Alexandre O. Philippe z.B. verantwortlich für die beliebte Doku „The Poeple vs. George Lucas“. Nun geht es also ab ins Land der fleischfressenden Untoten, die die Popkultur heute mehr dominieren als jemals zuvor. Bei dem Thema klingelt nicht nur die Kasse, auch ich werde bei nahezu jedem Informationschnipsel hellhörig.
                                                  Als waschechter Zombiefilm-Fan hat man natürlich die meisten Genre-Klassiker gesehen, die wichtigsten Videospiele gespielt und die populärsten Bücher gelesen. Man hat sich über das PG-13 bei „World War Z“ geärgert und man würde Bruce Campbell als Präsident der USA wählen. Selbst der „Train Simulator“ bekommt ein Zombie-Addon – manche werden bei dieser Entwicklung ganz scharf, manche wünschen sich diesen „Underground-Flair“ des Zombie-Genres zurück.
                                                  „Doc of the Dead“ reißt in seinen 81 Minuten extrem viele Themen an und versucht einen groben Überblick über den gesamten popkulturellen Einfluss der Zombies zu geben. Eine detaillierte Studie über das Verhältnis der Menschen zum Zombie-Genre sollte man nicht erwarten, dafür will „Doc of the Dead“ einfach zu viel zur gleichen Zeit. Macht es trotzdem Spaß? Und wie!
                                                  Alexandre O. Philippe wartet mit vielen interessanten Interview-Partnern auf (Simon Pegg, Goerge A. Romero, Greg Nicotero, Robert Kirkman, Bruce Campbell usw.....) und hält den Zuschauer durch schnelle Schnitte und viele Filmschnipsel bei der Stange. Letztendlich bleibt „Doc of the Dead“ zwar an der Oberfläche, hat aber auch für Genre-Nerds nette Einblicke und Interviews zu bieten. Ich habe mit „Doc of the Dead“ 81 sehr kurzweilige Minuten verbracht und habe wieder ein bisschen unnützes Wissen mehr, es leben die Untoten! Wer also eine leicht konsumierbare Zombie-Doku will, der sollte das nächstbeste Gehirn schnappen und sich hinter seinen Bildschirm klemmen.

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                                                  • Das Video zu "Time to Dance" kenn ich jetzt schon seit Release und ich hab seitdem Bock auf Gyllenhaal als Psycho. Mein Wunsch wurde mit Nightcrawler erfüllt.

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