schmelquir - Kommentare

Alle Kommentare von schmelquir

  • 9
    schmelquir 21.04.2020, 22:23 Geändert 11.02.2021, 22:53

    "Apocalypse Now" - ein spiritueller Ritt in den Abgrund der menschlichen Seele. Schon bei der ersten Sichtung, damals war es die Redux-Version, hat mich der Film mitgenommen und wirklich beeindruckt. Dieses besondere Gefühl ist jedoch erst beim zweiten Mal mit dem Final Cut so richtig aufgegangen.

    Ein Albtraum - in der ersten Hälfte des Films kann man sich wenigsten durch die ikonischen Dialoge und Bilder von diesem Fakt ablenken, nämlich dass man sich auf einem unausweichlichen Kurs in den Abgrund und in die Hölle auf Erden befindet. Das Ende, natürlich getragen von dem unvergleichlichen Marlon Brando, ist dabei jedoch dann der Punkt, an dem man sich dem vollen Ausmaß des zerstörerischen Potenzials des Menschen gegenüber sieht. Der Wahnsinn des Krieges konfrontiert den Wahnsinn im Menschen. In kaum einem anderen Film ist diese Möglichkeit besser und intensiver dargestellt wie in diesem.

    Viel damit hat zu tun, dass der Film sich besonders seine Zeit nimmt diese Atmosphäre aufzubauen und wirklich einen allmählichen und unaufhaltbaren Abstieg in den Wahnsinn und keinen schnellen Sturz zeigt. Die Cinematographie vom herausragenden Vittorio Storaro hilft dabei natürlich. Die (alb-)traumhaften Farbkompositionen, die im Dunst und im Rauch den Schrecken verbergen und sich am Ende klären, um den Horror zu zeigen.

    "This is the End..." - Allein durch die Anfangsszene hat der Film seinen Platz in der Filmgeschichte schon verdient. Dann kommt noch das herausragende Schauspielerensemble dazu, mit Martin Sheen, Robert Duvall und natürlich "the one an' only" Marlon Brando. Außerdem die jungen Laurence Fishburn und Harrison Ford und viele weitere. Mehr muss man eigentlich zu diesem Aspekt auch nicht sagen.

    Ein Meisterwerk eines Albtraums ("The Horror"): 9/10

    6
    • 9 .5
      schmelquir 18.04.2020, 22:17 Geändert 07.12.2020, 21:03
      über Drive

      Ein Neo-Noir-Triller-Drama: ich glaub genauer als das kann man den Film auch überhaupt nicht einordnen. Mit einem Soundtrack aus den 80ern und einer wunderschön ruhigen, aber sehr intensive Kinematographie ist "Drive" ein visuelles Meisterwerk. Vielmehr als das hat es aber der sonst immer sehr stilfokusierte Nicolas Windin Refn auch geschafft einen Film zu machen, der dazu weit über diese rein visuelle Komponente hinaus geht.

      Die Geschichte von dem namenlosen "Driver" mit der Skorpionenjacke, die jetzt schon legendär ist und die eigentliche niemand ganz so tragen kann wie Ryan Gosling, ist unglaublich tiefgreifend, manchmal philosophisch, manchmal beinahe poetisch, aber nie arrogant oder prätentiös. Die Charakterisierung ist dabei so subtil und dadurch sehr schön geschrieben, liefert keine einfachen offensichtlichen Antworten und arbeitet sehr viel mit dem Innenleben des schweigsamen Protagonisten. Der Film versteht es hierbei einfach, seine Figuren so menschlich und authentisch wie nur möglich darzustellen. Besonders auffällig ist das wie gesagt beim Protagonisten "Driver".
      Die Geschichte kann man grundsätzlich als eine Weiterentwicklung der antiken, archetypischen Heldengeschichten ansehen. Nur wird hier der Heldenbegriff vollkommen auf den Kopf gestellt.

      A REAL HUMAN BEING AND A REAL HERO

      Das ist wahrscheinlich so der Leitspruch des Driver-Charakters. Er ist ein Held, aber ein vielschichtigerer, so wie ein Mensch nun einmal ist. Dabei behandelt der Film eine sehr verletzliche, fast eine ein bisschen weiblichere Version des archetypischen Helden, eingeleitet durch die rosafarbenen Schriftzüge der Opening-Credits und dem sehr gefühlvollen Soundtrack. Trotzdem steht auch er im Konflikt mit seiner Wut und der daraus entstehenden Gewalt (der Film ist nicht umsonst erst ab 18). Ryan Goslings Perfomance hilft dabei auch ungemein. Er porträtiert diese Figur sehr subtil im Detail und durch ein fast wortloses und dadurch umso herausragenderes Schauspiel. Er steht damit also nicht nur im Konflikt mit seinen Widersachern in der Welt, sondern auch mit sich selbst.

      Trotzdem ist der Film auch mehr als dieses sehr charakterzentralisierte Drama. Die Autojagden sind sehr gut und sehr intensiv gefilmt. Dazu stellen auch die oftmals zwar sehr kurzen, aber umso brutaleren Gewaltausbrüche und sehr blutigen Szenen einen wunderbaren Kontrast zu der sehr gefühlvollen Geschichte und Atmosphäre des Films (Bestes Beispiel ist die Szene im Aufzug). Dadurch wird er sehr spannend und auch sehr kurzweilig, teilweise sogar erschreckend und zeigt eine weitere Ebene des Charakters des "Drivers", eben nicht nur die feinfühlige, sondern auch die härtere und zügellosere Seite.
      Außerdem kann man hierbei nochmal und nicht oft genug die visuelle Brillanz des Films betonen, die Aussagekraft der einzelnen Bilder und die wunderschönen Aufnahmen.

      Ein Meisterwerk und nichts weniger als das: 9,5/10

      11
      • 8 .5
        schmelquir 10.04.2020, 00:01 Geändert 27.05.2020, 12:50

        "You Were Never Really Here" ist genau meine Art von Thriller: ein bildgewaltiger Albtraum.

        Eins schon mal vorab: dieser Film ist nicht für jeden. Es ist sehr schwierig den Film einigermaßen objektiv zu bewerten, weil er eben selbst auf eigene Gefahr sehr stark auf die subjektive Erfahrung des Zuschauers baut. Für manche kann er sehr leer und langweilig wirken, einfach weil sie keinen Zugang zu ihm finden können. Bei mir war jedenfalls genau das Gegenteil der Fall.

        Ich glaube, dass was jeder dem Film jedoch objektiv anerkennen sollte ist die unvergleichliche Schauspielleistung und Präsenz von Joaquin Phoenix. Er ist der, der den Film durch seinen Performance trägt. Auch ich muss zugeben, dass ohne ihn der Film auch nicht annähernd so viel hergeben würde. Phoenix ist einfach eine Klasse für sich und das zeigt er hier wieder einmal eindrucksvoll. Einfach einer der besten, wenn nicht der beste moderne Schauspieler.

        So jetzt zu dem schwierigeren Teil. Der Film ist auf keinen Fall ein Eineinhalbstündiger Vollgas-Thrill. Vor allem die ersten 20 Minuten laufen so ein bisschen vor sich hin und bereiten hauptsächlich vor und schaffen ein Grundstimmung. Trotzdem nachdem man den ganzen Film gesehen hat, machen die ersten 20 Minuten auch viel mehr Sinn und man merkt, dass es ohne sie auch nicht wirklich gegangen wäre. So kriegt der Film eine ständige Spannungskurve und wird immer intensiver und "Triller-hafter". Wo ich nach der ersten halben Stunde noch ein wenig skeptisch war, wohin der Film eigentlich will, war ich am Ende wirklich dabei und auch ein bisschen beeindruckt. Das Ende an sich ist wirklich ein Meisterstück, sehr gut geschrieben und inszeniert. Die Cinematographie ist dazu wunderschön, da gibt es nicht viel mehr zu sagen. Es gibt ein paar wirklich tolle Shots, die einem im Gedächtnis bleiben. Auch die Musik ist toll und in den jeweiligen Szenen super eingesetzt.

        Das Statement, dass der Film der Taxi-Driver des 21-Jahrhunderts begutachte ich persönlich doppelt kritisch, weil Taxi-Driver einer meiner absoluten Lieblingsfilme ist und einer, der von mir 10/10 Punkte bekommen hat, was insgesamt nur 9 Filme bis jetzt bei mir geschafft haben. Also grundsätzlich würde ich natürlich soweit niemals gehen. Dazu ist Taxi-Driver einfach zu gut und zu einmalig. Dennoch muss ich sagen, dass der Vergleich doch zu einem gewissen Ausmaß sehr treffend ist. Die Thematik, sogar die Inszenierung, wenn auch eindeutig moderner, ist sehr ähnlich. Die Geschichte gibt jedoch bei weitem nicht so viel her wie die von Taxi-Driver. Das kann man aber auch kaum erwarten.

        Am Ende ist es Joaquin Phoenix und die tolle Inszenierung des Films, die den Film wirklich sehr gut machen. Auch die Story ist tiefgründig und schön geschrieben, jedoch hätte der Film auch nicht viel länger dauern dürfen. Das würde sie auch nicht hergeben, vielleicht auch weil sie auf einer Kurzgeschichte basiert.

        Allgemein: Ein Thriller ganz nach meinem Geschmack: 8,5/10

        4
        • 8 .5

          Jetzt habe ich endlich "Porträt einer jungen Frau in Flammen" gesehen. Ich habe schon sehr viel gutes über den Film gehört, natürlich nicht zuletzt durch den überschwänglich positiven Review von Chris Stuckmann. Eins steht auf alle Fälle fest, nämlich dass dieser Film auf eine sehr spezielle Art und Weise einzigartig ist, so wie man es eigentlich sehr selten sieht.

          Dass der Film bei den Oscars nicht für die Kategorie "Best Cinematography" nominiert worden ist, ist eigentlich nicht viel weniger als ein Skandal. Aber wer schaut denn heutzutage nur noch auf die Oscars.... "Porträt einer jungen Frau in Flammen" ist genau das was der Titel schon vermuten lässt: ein Gemälde. Die Farben sind so intensiv, wie ich sie glaube ich noch kaum einem Film sie gesehen habe. Die Aufnahmen sind dazu wunderbar langsam, nehmen sich Zeit ihre Anmut zu offenbaren, teilweise fast schon wie Trance, trotzdem aber durch die Farbkomposition so lebendig und ziehen einen dadurch sofort in den Bann.

          Aber dabei bleibt es nicht. Er ist nicht einfach nur ein weiterer dieser visuell schönen, aber inhaltslosen Filme. Die Schauspielerinnen sind herausragend, und nichts weniger als das. Beide Performances der zwei Hauptdarstellerinnen sind grandios und holen einen direkt ab. Dabei hilft die Story natürlich, die nur sehr wenig auf Dialog baut, manchmal jedoch in den wichtigsten Szenen aber auch darin wunderbar überzeugen kann. Hauptsächlich baut der Film aber wie gesagt auf seine visuelle Komponente des Storytelling. Manchmal kann das schon vor allem zur Mitte hin anstrengend werden und teilweise wirkt es vielleicht sogar ein bisschen zu ausschweifend, wenn es darum geht schöne und ausdrucksvolle Bilder zu zeigen. Trotzdem war ich aber zu keinem Zeitpunkt gelangweilt. Und ehrlich gesagt kann man es dem Film auch nicht böse nehmen, weil die Aufnahmen einfach wirklich so wundervoll und atemberaubend sind.

          Die Geschichte und Liebesgeschichte ist allgemein sehr schön erzählt, nichts außergewöhnliches hierbei. Dafür sorgen jedoch die Schauspielleistungen, die die Story tragen und in höhere Sphären heben.

          So weit wie Herr Stuckmann gehe ich in meiner Bewertung nicht und würde ihn auch nicht als zweitbesten Film des unglaublich guten letzten Jahres einordnen. Nichtsdestotrotz ist das einer der schönsten Filme der letzten Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte. Kein Film für das breite Publikum, jedoch einer, der, wenn man sich auf ihn einlässt, mehr als nur überzeugen kann und sich in das Auge und Gedächtnis eines jeden Zuschauers brennt (Pun Intended).

          Sehr besonderes Kunstwerk aus Frankreich: 8,5/10

          3
          • 9 .5
            schmelquir 06.04.2020, 22:36 Geändert 14.05.2020, 11:08

            Es ist sehr schwierig "Il Conformista" in Worte zu fassen. Sobald man ein Drehbuch in die Form des Films verwandelt, ist es manchmal fast unmöglich dieses entstandene Werk und das Erlebnis wieder zurück in Worte zu übersetzen. Das zählt für manche Filme mehr als für andere. "Il Conformista" zählt eindeutig zu ersterem.

            Bernardo Bertolucci ist einer von diesen Filmemachern, die man in ihren Filmen jedesmal erkennen und ihre Einzigartigkeit genießen kann.
            "Il Conformista" ist ein sehr eigener, aber nicht absonderlicher Film. Das erste, was jedem sofort ins Auge fallen wird und wofür der Film auch bekannt ist, ist die unglaubliche visuelle Aussagekraft und die Schönheit der Szenen. Jeder Shot, jede Aufnahme sieht aus wie ein einzelnes Gemälde. Es wirkt fast so, als ob Bertolucci und Vittorio Storari diesen Film eher gemalt als gefilmt hätten.

            Was ich am Anfang gemeint habe, dass der Film sehr schwierig zu beschreiben ist, kommt daher, dass man ihn einfach keinem Genre, keiner einzelnen Stimmung oder nicht einmal einer ungefähren Richtung zuordnen kann. Philosophie, Poesie, Spannung, Moral, Romantik, Erotik, Kälte, Distanzierung, Politik, Ideologie, Täuschung, Grauen, Ambivalenz des Lebens .... Er umfasst so viel, viel zu viel, um alles in Worte zu fassen. Obwohl er natürlich mit Symbolen und Motiven arbeitet, verliert er sich nicht darin und verkünstelt sich nicht. Er schlägt einem seine Symbole, seine Aussagen, seine Motive nicht ins Gesicht und wirkt so nie prätentiös oder predigend. Er lässt so unglaublich viel Spielraum für den Zuschauer und schreibt ihm nicht vor, wie man diesen Film erleben soll oder gibt ihm keine einfache Lösung.
            Die Geschichte ist außerdem sehr intelligent und geschickt erzählt, so wie die nicht-linearen Szenen und Handlungsstränge in einander überfließen und angeordnet sind.

            Nun habe ich zumindest versucht einen Kommentar zu schreiben. Ich glaube nicht, dass es dem Film in irgendeiner Weise gerecht werden kann oder ihn annähernd beschrieben kann.
            Man muss ihn einfach erleben, ihn fühlen und für sich selbst entscheiden.

            Ein Werk, dass sich in mein Gedächtnis gebrannt hat: 9,5/10

            1
            • 9
              schmelquir 31.03.2020, 21:47 Geändert 31.03.2020, 21:47
              über Arrival

              Nach nochmaligen Anschauen ist der Film jetzt doch noch einmal ein bisschen mehr an mir gewachsen, was ich ehrlich gesagt nicht für möglich gehalten hätte, weil ich von ihm schon beim ersten Mal wirklich beeindruckt war.

              "Arrival" ist ein wahrer Schatz unter den Sci-Fi-Filmen des letzten Jahrzehnts. Wahrscheinlich weil er das Thema der Außerirdischen mit einer so neuen, originellen Art und Weise behandelt, wie man es von den übrigen Filmen, die sich mit Aliens und dergleichen beschäftigen, nicht gewohnt ist.
              Das Drehbuch und dessen Struktur ist meiner Meinung nach das, was den Film so besonders macht, so wie die Geschichte erzählt und die tatsächliche Natur der Situation und der Charaktere offenbart wird. Die Story ist eine, von welcher man als Sci-Fi-Fan nicht mehr verlangen kann. Denn wenn diese wunderschöne Geschichte mit der meisterlichen Kunst des Filmemachens von Villeneuve zusammen kommt, so wie er die Szenen einfängt und schneidet, dann entsteht etwas wirklich einzigartiges. Der Soundtrack ist dabei auch noch zu nennen, der den Film nicht nur untermalt, sondern erweitert. Schauspielerisch ist das von Amy Adams natürlich aller höchste Klasse. Die Effekte sind wunderschön, traumhaft und manchmal sogar fast träumerisch.

              Denis Villeneuve hat mit "Arrival" den nächsten Klassiker rausgehauen. Einfach unglaublich, was dieser Typ letztes Jahrzehnt geleistet hat. Jeder einzelne Film auf einem Level, auf dem sich nur wenige Regisseure bewegen können.

              Nachdenklicher Sci-Fi vom Feinsten: 9/10

              5
              • 8 .5
                schmelquir 29.03.2020, 00:16 Geändert 23.04.2020, 10:30

                Cosmic Horror, ein Genre, dass gerne mit seinem Bruder Sci-Fi-Horror verwechselt wird. In der Fachsprache nennt man ihn "Lovecraftian Horror" nach dem berühmten Autor H.P. Lovecraft. Es gibt sehr wenige Filme, die sich 100% diesem Genre überhaupt zuordnen lassen, weil es einfach unglaublich schwierig ist, diese Art von Geschichten in die visuelle Form eines Films zu bringen, da sie am leichtesten in der Literatur beschrieben werden kann.
                Ein zentrales Element dieser Art von Horror, das ihn auch vom weitläufigen Sci-Fi-Horror und von Filmreihen wie der Alien-Reihe abgrenzt, ist die Unvorstellbarkeit der fremden Kreaturen und dass dem Menschen seine Grenzen des Verstehens aufgezeigt werden. Es geht darum, Emotionen komplexester Art sehbar zu machen. In literarischer Form ist das relativ gut zu beschreiben ("Kreaturen, so unvorstellbar angsteinflößend, undefiniert im Horror, den sie hervorbringen..."). In visueller Form ist das schon eine ganz andere Herausforderung. Wie zeigt man das Unzeigbare und wie stellt man sich das Unvorstellbare vor? Vergleichbares findet man am besten und meisterlichsten glaube ich in Kubricks Meisterwerk "2001: A Space Odyssey", das zwar kein Horror ist, aber sich auch mit der Frage beschäftigt, was passiert wenn man hinter die vorstellbaren Grenzen des Menschen und darüber hinaus geht.

                So, genug Exposition, nun aber zum Film. Annihilation ist ein Film, der meiner Meinung nach, diese Art des Horrors bisher mit am besten umsetzt, visuell und im Storytelling. Bei den meisten Filmen, die versuchen diese Richtung einzuschlagen fehlt immer irgendetwas. Entweder ist die Idee des Films nicht abstrakt genug, die Effekte nicht passend oder die Geschichte einfach zu trivial und nach Schema F verlaufend.
                Bei Annihilation ist das aber meines Erachtens nicht der Fall. Über die Effekte und das Visuelle braucht man erst gar nicht groß reden. Vor allem das Ende ist atemberaubend, aber der ganze Film erfasst diese Idee, dass etwas einfach zu groß für das menschliche Verständnis ist, sehr gut. Wie gesagt, dass Ende ist dann die Explosion und hat mich wirklich sprachlos zurückgelassen, im guten Sinn.
                Der Cast des Films ist der seht gut, da gibt es eigentlich nichts zu beanstanden. Natalie Portman ist so wie fast immer wirklich herausragend.

                Eine Sache ist jedoch klar und sollte als Warnung gegeben werden für jeden, der ein Sci-Fi-Action Spektakel erwartet: Nein. Wer sehen will, wie Natalie Portman mit einer Lasergun Aliens erschießt, dann sollte man sich lieber an Filme wie die Alien-Reihe halten. Annihilation behandelt vielmehr Ideen, als primär ein durch Action aufzufallen. Ideen wie was macht jemanden wirklich Böse (im Bezug die außerirdische Kraft), biologische Prinzipien der Mutation und Duplikation (dazu gibt es ein super Youtube-Video btw "Annihilation - The Art of Self-Destruction") und natürlich die schon oben genannten Leitideen. Dadurch wird Annihilation zu einem Film, über den man wirklich Stunden lang diskutieren und seine eigenen Interpretationen und Ideen zum Geschehen teilen kann.

                Eins der eher wenigeren Probleme für mich war eine ein bisschen zu ausschweifende Nebenerzählung, die Portmans und Isaacs Figuren anging. Grundsätzlich steht dem nichts dagegen, weil es den Charakteren mehr Tiefe gibt und ich profunde Charaktere als essentiell für (fast) jeden Film egal welcher Art erachte. Manchmal wirkt das so wie in diesem Fall aber ein wenig fehl am Platz, besonders so wie es erzählt wird.

                Allgemein: einzigartiger Film und seltene Perle des Sci-Fi/Cosmic Horros: 8,5/10

                P.S.: Puh ... das ist ganz schön lang geworden. Da hat sich was aufgestaut :)

                5
                • 7 .5
                  schmelquir 27.03.2020, 22:53 Geändert 14.07.2020, 11:15

                  "Official Secrets" ist ein Film, der leider vollkommen unter dem Radar gelaufen ist und von der Vielzahl von guten Filmen letzten Jahres überrannt und von den Medien und Kritikern zurückgelassen wurde.

                  Der politische Thriller ist selten geworden bzw. der gute politische Thriller, vielleicht weil er sich in vielen Fällen oftmals zu einem Klischee entwickelt hat. Es tut gut zu sehen, dass mit Official Secrets wieder ein derartiger Thriller herausgekommen ist, der es versteht seine Charaktere aufzubauen, der es versteht sich nicht in Exposition zu verlieren, der es versteht gute Dialoge zu schreiben und eine Geschichte spannend und zuschauernah auf die Leinwand zu bringen. Dabei helfen natürlich die tollen Leistungen aller Schauspieler, aber auch das Drehbuch ist fast konstant einnehmend und packend. Es gibt ein, zwei Stelle, wo sich das Pacing vielleicht ein wenig lange anfühlen kann, das ist aber wahrscheinlich der Charakterbildung zuschulden, was letztendlich dann auch kein großes Problem für mich darstellt. Die Story an sich ist genau eine, für die dieses Genre geschaffen ist. Die Frage nach Recht und Gerechtigkeit, die in eine immer noch offenen und präsente Wunde mit Auswirkungen auf unser Leben selbst heute gelegt wird.

                  Keira Knightley gibt meiner Meinung nach eine unglaublich gute Performance ab, Ralph Fiennes natürlich auch, was aber eigentlich auch zu erwarten war ;) An sich technisch gesehen hat der Film den typischen Look eines Films mit einem solchen Thema, der kalte und graue Thriller-Look. Nichts besonderes also, aber auch nichts was einem Kopfschmerzen bereiten sollte. Manchmal schafft der Regisseur sogar ein paar wirklich visuell schöne und aussagekräftige Shots fürs Auge.

                  Ein Film, der mir wieder Hoffnung für den politischen Thriller gibt: 7,5/10

                  4
                  • 8 .5
                    schmelquir 27.03.2020, 15:33 Geändert 27.03.2020, 15:35

                    "Fahrraddiebe" von Vittorio de Sica ist ein absoluter Meilenstein des Neorealismus im Italien der Nachkriegszeit.
                    Der Film erzählt die Geschichte eines jungen Vaters, der endlich einen Job ergattert und deshalb ein Fahrrad benötigt, das ihm jedoch gestohlen wird, wodurch seine einzige Lebensgrundlage verlieren zu gehen droht.
                    Es ist eine bloße, kleine Geschichte über das Individuum und eine junge Familie der Zeit nach dem großen Krieg, über die Aussichtslosigkeit und Hoffnungslosigkeit der damaligen Lage in Italien und über die Verzweiflung vieler Menschen.
                    Was dabei entstanden ist, ist eine einfache, aber umso herzergreifendere Geschichte über Ungerechtigkeit und was aus ihr erwachsen kann.

                    Es ist ehrlich gesagt ein bisschen erschreckend, wie ein Meisterwerk und Meilenstein wie dieser Film eine so mäßige Durchschnittsbewertung haben kann und so viele Nutzer ihn als "Hassfilm" kategorisiert haben. Obwohl man vielleicht den Film als langweilig, ereignislos oder dergleichen empfinden kann, was sicherlich sein kann, weil das nun einmal halt eine der Eigenschaften des Neorealismus ist, nämlich Geschichten minimalen Ausmaßes zu erzählen, kann man dennoch die Signifikanz und emotionale Tiefe dieses Werkes nicht verkennen. Kurz: Wie kann man diesen Klassiker als Hassfilm einordnen oder ihn mit 0 (!) Punkten bewerten ? (0 Punkte sind doch Filme, bei denen absolut nichts stimmt und die eine Frechheit darstellen. Bei Fahraddiebe kann man doch wenigstens schon einmal die Cinematographie mit weit über 0 Punkten bewerten) Da bin ich tatsächlich sprachlos. Auch ich sehe ihn sicherlich nicht als den besten Film aller Zeiten oder auch nur irgendwo in der Nähe dieser Kategorie, jedoch ist das ja wohl eindeutig überzogen und unverhältnismäßig. Aber gut, jedem das Seine.

                    Ein wunderbares Werk und ein Zeitzeuge des Nachkriegszeit: 8,5/10

                    4
                    • 7 .5
                      schmelquir 26.03.2020, 00:49 Geändert 26.03.2020, 00:53

                      "Ex Machina" von Alex Garland ist eindeutig ein Werk von jemandem, der eine Vision und eine Leidenschaft für das Sci-Fi-Genre hat und diese auch so umsetzen will und damit einen wirklich guten Film geschaffen hat, der aber leider auch nicht ganz ohne Probleme blieb.

                      Die Grundidee und so wie der Film sein Hauptthema, der schon oft gesehenen und gehörten Frage nach der Menschlichkeit im Unmenschlichen, nämlich in Maschinen und die Frage nach der eigenen Identität anspricht, wird wunderbar subtil, langsam und immer steigernd behandelt und aufgebaut. Technisch gesehen ist der Film eine absolute Augenweide. CGI und Cinematographie sind wunderschön und perfekt in den Szenen eingesetzt und wirken niemals unecht oder gestellt. Dazu kommen die sehr guten Schauspielerleistungen von Oscar Isaac und Alicia Vikander, die ihrer Rolle eine ganz feine Subtilität gibt und so einem möglichen Klischeefall entgeht.
                      Ganz ohne Probleme bin ich jedoch auch nicht aus dem Film gegangen, was man an meiner Wertung ja sehen kann. Leider ist für mich genau der Hauptcharakter "Caleb" sehr blass geblieben und mit Abstand der größte Makel des Films. Domhnall Gleesons Performance, die nicht schlecht, aber eben auch nicht herausragend ist, kann der Figur bedauerlicherweise auch keine Tiefe geben. Besonders sind es jedoch bestimmte Charakterentwicklungen, die teilweise viel zu spontan, plötzlich und übereilt kommen und so dem Pacing des Films nicht sehr gut tun. So wird es leider schwer sich mit dem Protagonisten zu identifizieren, obwohl man doch aus seiner Sicht den Film erfährt, was schließlich ein gewisse Distanz aufbaut.

                      Technisch und thematisch einer der besten Sci-Fi-Filme seit langem, charaktertechnisch leider zu kurz geraten.

                      Trotzdem ein guter Sci-Fi-Film, der noch mehr Potential gehabt hätte: 7,5/10

                      3
                      • 8 .5

                        "Dead Man" von Jim Jarmusch kann man als einen absoluten Kunstfilm des Neo-Western-Genres bezeichnen. Poetisch, philosophisch und inszeniert und gefilmt wie wenn ein Maler ein Bild anfertigt.
                        Ein Film, der sich selbst eigentlich keine wirklichen Grenzen gesetzt hat und wunderbar skurril die Geschichte des jungen William Blake erzählt oder eher malt. Ein Kunstwerk, dass nicht arrogant von sich selbst protzen will oder von sich selbst eingenommen seine Brillanz nach draußen schreit, sondern sich einfach als eines zeigt und so jedem ein Erlebnis bieten wird.

                        Ein wahrer Kunstfilm: 8,5/10

                        2
                        • 8
                          schmelquir 12.03.2020, 00:41 Geändert 31.03.2020, 14:00

                          Es ist sehr erfrischend zu sehen wie gegenläufig zu der Neigung Hollywoods immer mehr Sequels, Prequels und Remakes herauszubringen es dennoch immer noch originelle Filmemacher gibt, die ihren eigenen Stil durchführen und mit neuen Storys hervorkommen.

                          "The Gentlemen" ist genau ein Film dieser Sorte. Ein originelles Drehbuch mit dem altbekanntem Stil von Guy Ritchie, der mit diesem Film wieder auf das Level kommt, auf dem er mit "Snatch" einmal war. Herausgekommen ist eine unvergleichbar lustige Actioncomedy mit wunderschönen Actionszenen, aber was noch viel wichtiger ist, mit einer Geschichte geschrieben mit sehr viel Grips und Kreativität. Die Witze und der Dialog sind so gestochen und direkt wie man es noch aus Snatch kennt, die teilweise aber fast noch besser treffen. Dazu kommen die grandiosen schauspielerischen Leistungen von Hugh Grant, der mich hier wirklich überrascht hat, natürlich Matthew McConaughey mit seiner unvergleichlichen Art von Coolness, Charlie Hunnam und besonders Colin Farrell, der zwar nur eine Nebenrolle hat, aber jede Sekunde, die er auf dem Screen ist, stiehlt.
                          Ich habe gut 20 Minuten gebraucht, um in den Film richtig hineinzukommen. Vielleicht ist das aber auch ein "Erstes-Mal-Anschauen-Ding" und verschwindet beim zweiten Mal. Das ist es aber auch eigentlich das, was den Film nochmal besser macht: die Unberechenbarkeit. Man sieht kaum einen Twist oder Szene kommen und in keinem Moment des Films kann man mit einer bestimmten Sicherheit sagen, was gleich passieren könnte.

                          Ein Film, wenn man einfach eine gute Zeit haben will: 8,5/10

                          5
                          • 9
                            schmelquir 10.03.2020, 00:03 Geändert 10.09.2020, 10:49

                            "The Last Black Man in San Francisco", ein Juwel eines Indiefilms und ein wahrlich besonderer Film, wie man ihm in dieser originellen Art und Weise nur selten über den Weg läuft.

                            “You don’t get to hate San Francisco. You don’t get to hate it unless you love it.”

                            Das allgemeine Thema und der Beweggrund des Films ist die Gentrifizierung mancher amerikanischer Städte, in diesem Fall das Schicksal von San Francisco. Dabei steht diese kalte Entwicklung des Aussterbens der Stadt und des Verlusts und der Verdrängung des speziellen Geistes San Franciscos dem künstlerischen Sinn entgegen, der durch die einheimischen und immer noch dort lebenden Menschen portraitiert wird und der versucht die Stadt am Leben zu halten. Im Kern ist der Film also vielmehr ein sehr persönliches Drama und eine Schicksalsgeschichte über Freundschaft und besonders aber über das verzweifelte Festhalten daran, was eigentlich schon vergangen ist, was man jedoch trotzdem nicht loslassen will und kann, weil es "Heimat" und schon lange zu einem Teil von einem selbst geworden ist. Ich glaube jeder kennt dieses spezielle Gefühl, egal ob es jetzt eine Stadt, ein Ort oder etwas viel Spezifischeres und Persönlicheres ist. Die Charaktere sind dadurch ein ganz wichtiger Punkt des Films und machen ihn zu einem wahren Drama gestützt von seinen herausragend geschriebenen Figuren. Das ist es, was diesen Film so besonders und unglaublich intim für jeden macht, der ihn anschaut.
                            Der Film präsentiert durch all diese Faktoren einen sehr tiefen und melancholischen Sinn von Aussichtslosigkeit, der den Persönlichkeiten der Charaktere entgegensteht, die nicht wahrhaben wollen, dass ihre Heimat langsam aber sicher aus ihren Händen gleitet. So wirkt es manchmal wie wenn die Personen in einem Traum leben, den sie sich selbst aufgebaut haben, um diesen Prozess nicht mit ansehen zu müssen. Dabei hilft aber eins besonders und wirkt dem allen entgegen, das nämlich was man einem nicht so einfach nehmen kann wie ein Haus vielleicht: Freundschaft.

                            Filmtechnisch gesehen fühlt sich der Film viel erwachsener und entwickelter an, als man es von einem Regisseur erwarten kann, der zum ersten Mal ein Feature macht. Er hat eine unglaublich künstlerische Ader, die weder gezwungenen, prätentiös oder arrogant wirkt, sondern viel eher den Film direkt komplettiert und ihm einen Grund und Boden gibt. Dabei hilft die Kameraarbeit, die in teilweise gebogenen und gewundenen, dann aber wieder sehr geradlinigen Winkeln das Geschehen und noch viel wichtiger das Gefühl der Situationen einfängt. Die Cinematographie, das Blocking, das Setting, die Dialoge und die Schauspieler sind einfach wundervoll. Der Soundtrack rundet den Film so noch wunderschön ab und gibt ihm einen nochmals besonderen, eigenen und lieblichen Touch.

                            Ein wahres Kunstwerk von einem Film: 9/10

                            5
                            • 8
                              schmelquir 06.03.2020, 14:41 Geändert 06.03.2020, 14:42

                              "Good Time" von den Safdie-Brothers ist so wie ihr aktuellster Film "Uncut Gems" ein sehr schneller und so auch sehr schnell gepacter Film ganz nach ihrem Stil. Auch hier lässt dich der Film kaum atmen und bietet 100 Minuten lang ein ständiges und Adrenalin gefülltes Erlebnis.
                              Trotzdem ist das beste am Film womögliche die hervorragende Leistung von Robert Pattinson, der in seiner Rolle hier wirklich aufgeht und sein wahres Potential so mal richtig beweist.
                              Auch visuell ist der Film eine Augenweide, wobei die Kamera oftmals wirklich großartig ist.

                              Starker und energiegeladener Thriller: 8/10

                              2
                              • 8 .5
                                schmelquir 24.02.2020, 22:15 Geändert 14.02.2021, 23:15

                                Nach dem von vielen als Meisterwerk gelobten "Hereditary", bringt Ari Aster mit "Midsommar" seinen erst zweiten Film heraus.

                                Ein Film der Extreme. Von sehr langen, meditativen Passagen über schockende, verstörenden Momente bis zu, ähnlich wie in "Hereditary", dem absoluten Wahnsinn. An der enormen Länge sieht man ja eigentlich schon, dass sich da ein Regisseur wirklich mal was vorgenommen hat, besonders bei einem Horrofilm, die, meistens jedenfalls, nicht an die Drei-Stunden-Marke herankommen.
                                Das besondere an diesem Film ist, anders als bei Hereditary, der ja vor allem mit Schatten und der Dunkelheit gespielt und so das Schreckliche meist verborgenen gehalten hat, dass er diesmal fast durchgängig bei offenem Tageslicht spielt. Dabei zeigt er die Grausamkeit, die Brutalität und den Wahnsinn ohne jeden Filter, ohne jeden Versuch etwas zu verbergen. Filmtechnisch gesehen ist dieser Film so wieder absolut höchste Klasse und einfach wunderbar (das heißt in diesem Kontext "erschreckend verstörend") gemacht. Bei manchen Szenen frage ich mich tatsächlich warum der Film ein USK 16 bekommen hat und nicht ab 18 ist, wenn ich mir diese übersensiblen Menschen anschaue, die diese Entscheidung oftmals fällen. Vor allem bei einer Szene, aber ihr werdet wahrscheinlich wissen welche ich meine, wenn ihr den Film gesehen habt. Ich beschwer mich aber eher weniger, weil ich selbst noch nicht einmal 18 bin, also...

                                Das alles kann natürlich auch vollkommen in die Hose gehen, vor allem wenn man den Spannungsfaktor berücksichtigt. Das war meiner Meinung nach überhaupt kein Problem. Ari Aster schafft es nämlich, trotz des Lichtes und der Offenheit, eine so unruhige und beunruhigende Welt zu erschaffen, sodass man jeden Moment auch in Phasen, in denen weniger direkt passiert, an die Story gefesselt ist. Das beiseite gelassen, muss ich jedoch auch sagen, dass es teilweise Szenen gibt, die ein wenig fehl am Platz oder zu lange wirken. Andere Szenen, die eben vor allem auf Charakterentwicklung und Kontext aus sind, ohne die Story direkt voran zu treiben, sind dabei aber gleichzeitig essentiell.
                                Dadurch hat der Film auch schon einen seiner Pluspunkte bekommen: die Protagonistin. Neben der genialen Schauspielleistung von Florence Pugh, ist der Charakter vor allem durch die ersten 20 Minuten des Films einfach so gut vorbereitet und aufgebaut worden, dass das den Film ungemein bereichert.
                                Bei den anderen Charakteren, die zum Teil auch ein wenig blass bleiben, habe ich jedoch so meine Schwierigkeiten: wie so oft in Horrorfilmen sind alle Beteiligten ziemlich naiv und, sorry, auch ziemlich dumm. Es gibt einfach genug Anzeichen auf das sich entfaltende Böse und kaum einer von den Hauptpersonen (!) reagiert wirklich, bis auf einen halbherzigen Versuch, auf den ich aus Spoilergründen nicht weiter eingehe;) Vielleicht ist das aber auch ein "Erstes-Mal-Sehen-Ding" von meiner Seite.

                                Trotzdem ein richtig starker, anspruchsvoller Horrorfilm: 8/10

                                Update: Nachdem ich nun endlich den Director's Cut gesehen habe, gibt es eine Aufwertung auf 8,5/10

                                3
                                • 1
                                  schmelquir 22.02.2020, 23:10 Geändert 10.04.2020, 14:43

                                  The Fanatic - brought to you by Limp Bizkit and John Travolta

                                  Der Sänger von Limp Bizkit und John Travolta präsentieren das Werk, das das unmögliche schafft: "The Room" herauszufordern. Tommy Wiseau, pass auf. Das hier ist fast so schlecht wie dein Meisterwerk... :)

                                  So knapp an der 10/10 vorbei, trotzdem auf alle Fälle ein Bravourstück: 1/10

                                  P.S.: Habe selten so gelacht wie bei diesem Film.

                                  1
                                  • 8 .5
                                    schmelquir 21.02.2020, 15:37 Geändert 22.02.2020, 13:11

                                    "Blindspotting" von Carlos López Estrada ist vielleicht einer der überschautesten Filme der letzten Jahre.

                                    So wie der Film das Thema Rassismus angeht, wobei man ja so einfach in eine klischeehafte Schiene abrutschen kann, ist meiner Meinung nach sehr originell und gut gemacht. Dabei verpasst er es auch nicht die offensichtliche Komplexität des Themas darzustellen und wählt eben nicht den einfacheren Weg der Welt rein in "Schwarz-Weiß", so wie man es gerne und oft bei sozial kontroversen Themen sieht.
                                    Außerdem ist der Film nicht nur einfach ein Durchschnittsdrama und weiß es neben der Ernsthaftigkeit, die dieses Thema natürlich verlangt, auch eine leichtere Note und damit auch einen optimistischeren Blick auf das Leben zu finden ohne die Tiefe der Thematik zu verlieren.

                                    Ein wirklich starker Film: 8,5/10

                                    4
                                    • 8 .5
                                      schmelquir 17.02.2020, 23:26 Geändert 17.02.2020, 23:27

                                      Ari Asters Debut-Film "Hereditary" ist ein zweistündiges, durchgehend aufreibendes Erlebnis, voll von Schrecken, die in ihrer Kernform beunruhigend nahe und real erscheinen.

                                      Es tut einfach gut einen Regisseur im Horror-Genre zu sehen, der 100% weiß, was er macht und was er machen will. Die Kunst, dem Zuschauer genau im richtigen Moment genau so viele Informationen visueller Form zu geben, wie er braucht, um dann wieder im richtigen Moment aus allen Vollen zu schöpfen und ihm genau das zu zeigen, was ihm die Momente davor noch vorenthalten wurde: das schafft Ari Aster wie kaum ein anderer. Anders gesagt sein Timing ist auf dem Punkt genau. Dieser Punkt wird durch seine Kameraarbeit und das Blocking der Szenen, also wie er das Setting aufbaut und mit der Kamera einfängt, nur noch verstärkt und macht diesen Effekt der Unsicherheit und dem ständigen Fragen und Rätseln immer extremer. Besonders das Blocking ist absolute weltklasse: der Schrecken lauert in den Ecken, wortwörtlich. Diese Entscheidung macht den Film gleich 10-mal unheimlicher und zu einem wahren Horror-Erlebnis.

                                      Zur Story: Was mich bei der Geschichte anspricht ist weniger der metaphysische und übernatürliche Teil, der den Film wahrscheinlich unberechenbarer und allgemein nochmal finsterer macht, über den man sich jedoch eindeutig auch streiten kann. Diese Art einer Horror-Geschichte hat man nämlich vielleicht in einer ähnlichen Art und Weise schon einmal gesehen. Vielmehr ist es für mich der Kern der Story, der einfach und ziemlich grundlegend ein Familiendrama ist, das so oder anders auch im wirklichen Leben passieren kann. Ein Familienleben kann durch Schicksalsschläge, einer dunklen Vergangenheiten und schlechter Beziehungen zu den eigenen Vorfahren in den Grundfesten zerrüttet werden. Und das macht den Film für mich viel realer und näher als er vielleicht eigentlich sein sollte.

                                      Ein großer und erfrischend verstörender Horror-Film: 8,5/10

                                      3
                                      • 7 .5
                                        schmelquir 10.02.2020, 20:16 Geändert 10.01.2021, 17:14

                                        "It Follows" von David Robert Mitchell im Stil der 80er-Horrorfilme ist für mich ein Beispiel, dass auch heute noch wirklich gute Horrorfilme gemacht werden können.

                                        Das liegt zum Großteil vor allem an der guten Grundidee, die tatsächlich sehr viel Potential hat und viel Spielraum gibt. So sind der erste und zweite Akt des Filmes eindeutig am stärksten. In beiden Teilen ist die Spannung greifbar und es ist teilweise wirklich nervenaufreibend, und das konstant und in so gut wie jeder Szene. Der unausweichliche Schrecken. Das, finde ich, ist mit das größte Kompliment, dass man einem Horrorfilm geben kann...
                                        Der Film bietet außerdem eine riesige Bandbreite an visuellen Metaphern und Details, die unauffällig und durch eine großartige Cinematographie vermittelt werden. Manchmal fehlt es dem Film dadurch ein wenig an erzählerischer Tiefe, wodurch es im Blick aufs Drehbuch ein paar kleinere Ungereimtheiten gibt (vgl. Eltern). Das tut aber nicht zu sehr weh, weil es tatsächlich nur kleine Details sind.

                                        Leider fällt für mich, wenn auch nur wenig, der Spannungsfaktor im dritten Akt ab, wohingegen das schlussendliche Ende, also die allerletzte Szene, komischerweise wieder sehr gut gelungen ist.

                                        Alles in allem aber ein ziemlich guter Horrorfilm: 7,5/10

                                        3
                                        • 8 .5
                                          schmelquir 31.01.2020, 22:57 Geändert 31.01.2020, 23:06

                                          "Everything I do is not going right"

                                          In "Uncut Gems" begibt sich Howard Ratner, gespielt von Adam Sandler, in eine ständige und nicht zu enden scheinende Abwärtsspirale durch seine Spielsucht, seine kriminellen Machenschaften und sein Verlangen, endlich den großen Gewinn zu erzielen. So bewegt er sich immer tiefer hinein in ein Netz aus dem es scheinbar kaum ein Entkommen ohne den totalen Verlust geben wird.

                                          Dieser Film ist ein Beispiel dafür, dass es möglich ist, einen Film mit einem sehr schnellen Pacing und ohne große Verschnaufpausen tatsächlich profund und mit einer substanziellen Tiefe zu schaffen. Obwohl der Film also sich sehr schnell fortbewegt, kommt die Charakterbildung überhaupt nicht zu kurz. Im Gegenteil. Der Fakt, dass Howard von einer misslichen Lage in die nächste hinein rutscht, manchmal nur durch sein eigenes Tun, manchmal durch eine unglückliche Aneinanderreihung unglücklicher Umstände, verschafft dem Film und dem Charakter "Howard Ratner" sogar viel mehr Inhalt und Tiefe. Auf der einen Seite will man mit dieser Person mitfühlen und auch, dass er seine Ziele erreicht, wobei man jedoch auf der anderen Seite sieht, dass wenn er diesmal einmal Glück hat, er danach sowieso sofort wieder zu wetten anfängt und so halt erst dann sein gewonnenes Geld verliert. Man glaubt nämlich eigentlich zu wissen, dass der beste Weg für ihn raus aus dieser ganzen Sache wäre. Und je extremer und absurder seine Entscheidungen werden, desto aufwühlender wird auch der Film. Er lässt dich einfach nicht atmen und das immer mehr über die komplette Dauer des Films hinweg.

                                          Es ist glaube ich mittlerweile fast nicht mehr nötig zu sagen, dass das Sandlers beste Karriereperformance ist. Wie er diese Figur nimmt und ihn authentisch herüberbringt, wodurch man sich dabei ertappt, mit dieser Person tatsächlich mitzufühlen, wobei er es jedoch auf der anderen Seite auch schafft diesen Wahnsinn, das Verlangen und die Gier, die nun einmal in ihm stecken, so perfekt auf die Leinwand zu bringen, ist beeindruckend.
                                          Der Dialog ist außerdem auch sehr interessant. Man versteht kaum ein Wort. Ständig schreien alle übereinander und durcheinander und niemand hört irgendjemandem zu. Das macht alles nur noch intensiver, kann aber natürlich auch über mehr als zwei Stunden hinweg anstrengend und ein wenig irritierend werden, was aber irgendwie dem Film auch in die Karten spielt.

                                          Ein sehr beeindruckender und fesselnder Film: 8,5/10

                                          1
                                          • 8 .5
                                            schmelquir 28.01.2020, 23:07 Geändert 29.11.2020, 00:58
                                            über Enemy

                                            "Enemy" von Denis Villeneuve ist vielleicht einer der verwirrendsten Filme überhaupt, jedoch ein wahres Meisterwerk, hat man einmal die Story und die Symbole entschlüsselt.

                                            Dieser Thriller ist für mich ein Beispiel für wahres Genie, wenn es rein darum geht, eine Story und eine Person geschickt in einen Kontext und in einen verschlüsselten Rahmen einzubauen und langsam, aber nur allmählich, durch kleine Enthüllungen die tatsächliche Natur der Geschichte preiszugeben, ein wahres Mysterium.

                                            Man kann natürlich darüber diskutieren, ob es jedoch genau diese, sehr verschlüsselte Erzählungsweise ist, die den Film schwer oder nur kaum zugänglich macht. Nach dem Motto: Das war einfach zu viel des Guten. Dadurch kann ein Film wie dieser gewiss langatmig wirken.
                                            Dies alles ist jedoch rein subjektives Bewerten, was sicherlich absolut essentiell bei Filmen ist. Wobei man den Film also subjektiv gesehen als "zu over the top" oder ähnliches ansehen kann, kommt man jedoch gleichzeitig nicht darüber hinaus, objektiv gesehen dessen Genie und visionäre Originalität festzustellen. So wie die Story in einander verwickelt und verbunden ist, ist unbestreitbar brillant gemacht, ungeachtet der subjektiven Wirkung.
                                            Auch was den Interpretationsspielraum angeht, ist der Film den Umständen entsprechend relativ klar: Es gibt eindeutig falsche wie richtige Ansätze. Er ist also nicht nur ein leere Hülle, die man füllen kann wie man gerade Lust dazu hat. Es gibt Hinweise, die bei mehrmaligen Sehen sogar teilweise ziemlich deutlich sind und die auch auf eine eindeutige Wahrheit in dem Film abspielen. (Dabei verweise ich besonders auf das dementsprechende Video von Chris Stuckmann auf YouTube, der, finde ich, in sehr weiten Teilen eine sehr gelungene Interpretation darlegt)

                                            Bei mir führt das alles allerdings zu keinerlei Kopfschmerzen, weil für mich, objektiv und auch subjektiv wenig an dem Film auszusetzen ist.

                                            Wenn ein Film (positive) Verwirrung in Person wäre, ist es dieser hier: 8,5/10

                                            7
                                            • 8 .5

                                              "Only God Forgives" ist eine überraschend profunde und symbolreiche Erzählung über Rache, Sünde und Vergebung und über die ästhetische Gewalt, die damit verbunden ist.

                                              Dies ist einer der Filme über den man stundenlang diskutieren könnte, was jetzt die Symbolik der einzelnen Personen und Charaktere angeht, was aus spoilertechnischen Gründen hier natürlich nicht geht.
                                              Obwohl der Film nicht ganz an die Brillanz Winding Refns vorausgehenden Films "Drive" herankommt, ist er auf seine eigene Art sehr besonders. Nach erneutem Anschauen ist nun für mich vieles klarer, weshalb ich meine Bewertung deutlich nach oben geschraubt habe. Was als erstes wie ein relativ überschaubarer Thriller aussah, dessen hauptsächliche Fähigkeit es ist, Gewalt in einer ästhetischen Art und Weise zu präsentieren, wurde mir jedoch die Intention des Films und besonders die Symboliken (Hände, Katana usw.) nach abermaligen Schauen sehr viel deutlicher. Dies ist wirklich ein Film, in den man, um ihn wirklich zu verstehen tiefer hineingehen und sich mit ihm tatsächlich auseinandersetzen muss. Dabei lässt der Film auch einigen Raum für individuelle Interpretationen, wobei es dabei trotzdem einige grundlegende und wichtige Fakten gibt, die auch als Grundlage für jede Interpretation angenommen werden sollten. Also kurz gesagt: Man kann nicht einfach alles mögliche hineinlesen. Der Film ist zwar sehr mysteriös, gibt aber eindeutige Hinweise, Zeichen und teils deutliche Symbole (besonders beim Charakter des Polizisten).

                                              Die Cinematographie und die Wahl und Fülle an Farben und deren Kompositionen sind wahrhaftig umwerfend und beeindruckend. Absolut ein kinematographisches Meisterwerk. Zur Story: Obwohl der Film eindeutig sehr schockierend sein kann und offensichtlich Gewalt als fundamentales Mittel annimmt, ist der Film doch sehr subtil in seiner Darbietung, wodurch natürlich die Szenen mit ausschweifender Gewalt noch markanter und erschüttender wirken. Aber vor allem wenn es um die Personen und deren Persönlichkeiten und Naturen geht, ist der Film doch durch viel Symbolik besonders nuanciert.

                                              Grundsätzlich ist "Only God Forgives" ein sehr künstlerischer Film, was man natürlich mögen muss. An manchen Stellen kann man ihn vielleicht sogar für ein bisschen selbst eingenommen oder prätentiös halten, obwohl es mir nicht wirklich so ging, da die Kunst wirklich sehr profund und tiefgründig durchdacht und nicht nur, wie so oft, rein oberflächlich oder visuell ist (dieses Gefühl hatte ich jedoch ein bisschen nach dem ersten Mal anschauen noch, nach dem zweiten Mal wie gesagt nicht mehr).

                                              Sehr künstlerischer und mysteriöser Thriller: 8,5/10

                                              5
                                              • 9
                                                schmelquir 28.01.2020, 18:38 Geändert 28.01.2020, 18:44

                                                "Paterson" von Jim Jarmusch ("Dead Man") ist ein wunderschöner Film über die Leidenschaften und Passionen der Leute und deren besondere und essentiell wichtige Bedeutsamkeit für jeden Einzelnen.

                                                Der Film hat eine unglaublich positive und nicht-naiv optimistische Einstellung zum Leben. Er thematisiert die kleinen Dinge, die uns zu dem machen, was wir sind, die kleinen Dinge, die nur für uns allein einzigartig sind und uns zu einer einzigartigen Person machen. Im Zentrum steht hierbei also die Individualität jedes Menschen.
                                                Er nimmt das Alltägliche und das Triviale und stellt es in den Mittelpunkt.

                                                So bewegt er sich einer wunderbar ruhigen und poetischen Langsamkeit durch das Leben des Gedichte-schreibenden Busfahrers Paterson. Damit ist der Film in einer manchmal traumhaften und meditativen Weise eine Erinnerung daran, diese, für uns persönlich besonderen Dinge und Leidenschaften, was auch immer sie sein mögen, zu pflegen und sie nicht in der Hektik des beruflichen und des alltäglichen Lebens aus dem Auge zu verlieren. Durch die schöne Ruhe der Bilder und die Authentizität der Dialoge und der Charaktere, von denen jeder für sich seine eigenen Freuden und Probleme hat, manche mehr von dem Einen, manche mehr vom Anderen, machen den Film so greifbar wie nur möglich und zu einem sehr privaten Erlebnis.

                                                Ein sehr persönlicher Film zum Abschalten: 9/10

                                                4
                                                • 9

                                                  "Wir denken zu viel und fühlen zu wenig. [...] Nur wer nicht geliebt wird hasst, nur wer nicht geliebt wird."

                                                  "Der Große Diktator" ist ein so vielseitiges Werk wie kaum eines jemals entwickelt. Charlie Chaplin ist ein Meister wenn es darum geht, Comedy mit Drama unter tiefgründigen Themen zu verbinden. Genau das schafft er in diesem Film wiedereinmal problemlos, jedoch kommt hier auch noch der satirischer Faktor mehr als nur in den Vordergrund, den er so mühelos und originell einbaut, besonders wenn man bedenkt, dass es gerade einmal 1940 und der Krieg noch voll im Gange war.
                                                  Zuerst ist der Film unglaublich lustig und der Humor ist teils subtil und manchmal in der guten alten Chaplin-Slapstick-Art. Dabei wird diesmal auch mehr Wert auf Dialoge und Ton im Vergleich zu seinen früheren Werken gelegt. Das ist besonders in der satirischen Darstellung Hitlers und seinen Reden zu erkennen.

                                                  Die Rede am Ende des Films ist mittlerweile legendär und noch immer in vielen, vielleicht zu vielen Themen aktuell und relevant.
                                                  Wenn das sonst immer stumme Genie das Wort erhebt, sollte man besonders genau zuhören.

                                                  Mein Lieblingsfilm von Mr. Chaplin: 9/10

                                                  3
                                                  • 10
                                                    schmelquir 20.01.2020, 22:37 Geändert 25.01.2020, 19:12

                                                    2001: A Space Odyssey - Stanley Kubrick

                                                    Eigentlich gibt es nicht viel über diesen Film zu sagen, weil so gut wie alles schon gesagt wurde. Und vielleicht sollte man auch nicht versuchen ihn bis aufs kleinste Detail zu analysieren und ihn in alle Kleinteile zu zerlegen, ja natürlich soll man über ihn reden und diskutieren, seine eigenen Interpretationen äußern, aber ihn primär einfach als Erlebnis und als Kunstwerk annehmen und nicht versuchen den letzten und einzig wahren Sinn hinter diesem Film zu finden, was wahrscheinlich auch nicht möglich ist. Man sollte vielleicht für sich selbst seine eigene Version dieses Films abspeichern, sein persönliches und subjektives Erleben dieses Films oder ihn für sich selbst deuten.

                                                    Für mich ist der Film so ziemlich der einzige über den ich (zumindest noch) keine große Interpretation oder Analyse abgeben kann, weil er mich jedes mal wieder umhaut. Er ist finde ich wie ein Bild, das Emotionen und Gefühle vermittelt, die man nicht wirklich in Worte fassen kann und selbst wenn man es versuchen würde, bliebe immer irgendetwas von diesem Gefühl auf der Strecke. Denn so wie der Film, braucht man keine tausend Worte, um dieses Meisterwerk zu erleben. Im Gegenteil, wenn man das versucht, nimmt es nur etwas von diesem Erlebnis weg.

                                                    Ein Meisterwerk unter Meisterwerken: 10/10

                                                    2