Shorty06 - Kommentare

Alle Kommentare von Shorty06

  • Der Kerl hat doch seine ganz privaten Ernährungsberater und Fitness-Coaches und pipapo... Er wirds überleben. Und ich hoffe es wird wieder ein toller Film

    • 8
      über El Topo

      El Topo von Alejandro Jodorowsky.
      Ein extrem verschwurbelter Spaghetti-Western der surrealistischen Sorte.
      El Topo, "der Maulwurf", ist ein Desperado mit übermenschlichen Fähigkeiten. Er zieht mit seinem Sohn durch die Wüste und erledigt böse Jungs. Doch als er sich entscheidet, eine junge Frau mitzunehmen, nimmt alles einen merkwürdigen Lauf...
      Der chilenische Filmemacher Alejandro Jodorowsky beweist mit El Topo eindrucksvoll, dass sein Name für besondere Filme steht. Für "andere" Filme. Jodorowsky führt Regie, spielt die Hauptrolle, hat das Drehbuch beigesteuert und den Soundtrack eigenständig aufgenommen.
      El Topo ist also alleine auf seinem Mist gewachsen. Wunderbare Bilder ergeben gemischt mit seltsamer, aber doch recht eingängiger Musik einen zweistündigen Rausch, wie man ihn sonst nicht erlebt.
      Thematisch lassen sich extrem viele Bezüge zur Bibel, vorallem El Topo als Jesusfigur, aber auch andere mythologische Symbole finden. Doch ein Genuss ist El Topo bei weitem nicht, viele Szenen strengen den Zuschauer doch eher an.
      El Topo ist ein Film, den man sich nicht mehrere Male antun muss, jedoch mindestens einmal erlebt haben sollte. Etwas bitter ist der Beigeschmack allerdings, wenn Jodorowsky für seine durchaus brachialen Bilder schätzungsweise 20-30 Kaninchen sterben lässt, Vögel erschießt und ein Schaf bei lebendigem Leibe häutet und kreuzigt. Mit dem Tierschutz nahm man es 1970 in Mexiko wohl nicht so genau.
      Ziemlich krank, total verrückt, aber doch irgendwie beeindruckend und bedeutungsvoll.
      „Die meisten Regisseure machen Filme mit ihren Augen. Ich mache Filme mit meinen Eiern.“
      Oh Yeah...

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        • 10

          Black Swan von Darren Aronofsky.
          Bereits ab der ersten Szene hat Aronofsky mich auf seiner Seite gehabt. Dieser wundervolle Prolog hat die Karten auf den Tisch gelegt. Sofort war mir klar: Hier haben wir es mit etwas ganz großem zu tun. Dafür wurde Kino gemacht.
          Eine zauberhafte Natalie Portman dreht grazil ihre Pirouetten auf dem Schwanensee. Zuerst sehr fein und langsam, sehr bedächtig. Dann zieht das Tempo an. Ihre Drehungen werden schneller, sie bekommt Gesellschaft. Die Kamera gleitet an ihr vorbei, die Einstellungen sind großartig. Ihr Kostüm wandelt sich während den Drehungen. Die Effekte sind fantastisch. Accelerando peitscht die Musik. Dunkelheit.
          Der perfekte Beginn für diesen Film. Perfekt.
          Natalie Portman spielt eine, von krankem Ehrgeiz getriebene Ballerina, die behütet bei ihrer Mutter aufwächst und ihr Leben ganz dem Ballet hingibt. Sie soll die Hauptrolle in einer Inszenierung von Schwanensee spielen und dabei den weißen, sowie den schwarzen Schwan verkörpern. Der Druck scheint sie zu zerstören, ihr Drang nach Perfektion nimmt ungesunde Züge an.
          Der Film steht und fällt mit Natalie Portmans Performance als Nina. Und oh my... sie ist fabulös. Schon lange habe ich keine derart starke Leistung auf der Leinwand erlebt. Schöner und facettenreicher als eh und jeh. Und die Balletstunden haben sich ausgezahlt.
          Darren Aronofsky filmt Black Swan in seiner gewohnten technischen Brillianz, wie sie sonst kein zweiter beherrscht. Gekonnt vermischt er Tanzszenen mit Psycho-Horror und Schockelementen. Und dabei kommen die Charaktere nicht zu kurz. Oder besser: Der Charakter. Black Swan wird höchst subjektiv erzählt. Wir folgen Nina auf Schritt und Tritt, nehmen das Geschehen mit ihren Augen wahr. Und schnell wird uns klar, dass mit Nina etwas nicht stimmt. Oder mit uns?
          Darren Aronofsky war noch nie ein subtiler Regisseur. Seine Attacken kommen nicht mit feinen Nadelstichen, sondern mit dem Vorschlaghammer. Doch dieser Vorschlaghammer ist der schönste, den ich je gesehen habe. Noch nie tat es so gut, ausgeknockt zu werden. Selten bin ich zufriedener aus dem Kino gegangen.
          Ich bin sehr glücklich, dass unsere Generation die Kunstwerke von Darren Aronofsky bewundern darf. Black Swan ist sein neues Meisterwerk. "Ich war perfekt". Ja, in der Tat.

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          • Dogtooth ist der einzige dieser Filme, den ich gesehen habe xD

            Der war aber sehr gut

            • 5

              Ichi the Killer von Takashi Miike.
              Bereits vor einem halben Jahr wollte ich diesen Film sehen. Miike's "Audition" hat mir sehr gefallen, also machte ich mich an Ichi the Killer. Doch ungefähr bei der Hälfte habe ich den DVD Player ausgemacht. Zu heftig, zu übertrieben war das groteske Schauspiel in meinen Augen.
              Heute habe ich mir den ganzen Film angesehen. Es gehörte für mich wohl eine gehörige Portion Reflexion über das Gezeigte dazu, um durchzuhalten. Hat es sich gelohnt? Ich finde eher nicht.
              Miike (über)zeichnet eine Geschichte über die Yakuza und mischt dieses Szenario mit einem deftigen Schuss Sadomasochismus. Ichi ist eine sehr interessante Persönlichkeit, ebenso Kakihara. Beide ganz weit abseits von irgendwelchen Abziehbildern. Doch genau hier hat der Film meiner Meinung nach eine große Schwäche. Miike nutzt das Potential dieser Geschichte nicht aus. Statt uns die starken Figuren näher zu bringen, reißt er ihre Hintergründe leider nur ein wenig an. Viel zu oft verliert er sich in seinen wahnwitzigen und absurd-übertriebenen Splattereinlagen, welche den Magen nur so kreisen lassen.
              Das Ende lässt durchaus Raum für Interpretation, doch leider kümmert sich Miike nur selten um die wirklich wichtigen Fragen.
              So ist Ichi für mich ein recht mittelmäßiger Film, der schockiert und bei dem, ab und an, ein Fünkchen Großartigkeit durchscheint.
              Ich glaube Rainer Werner Fassbinder hat mal etwas in der Art gesagt: Für einen guten Film braucht es Schweiß, Blut und Sperma.
              Naja, fast.

              • 8

                Encounters at the End of the World von Werner Herzog.
                Eine dokumentarische Reise an den Südpol, das symbolische Ende der Welt. Bewaffnet mit einigen Kameras und einer gehörigen Portion Neugier, begibt sich Werner Herzog an die antarktische Forschungsstation McMurdo. Doch bereits zu Beginn stellt er unmissverständlich klar: Es sind nicht wirklich die Forschungsergebnisse, die ihn tangieren. Vielmehr interessieren ihn die Persönlichkeiten, die sich diese menschenfeindliche Umgebung für ihre Arbeit ausgesucht haben und ihre Beweggründe. Er will die Menschen ergründen, und ist sich auch nicht zu fein, die ein oder andere Skurillität anzuschneiden.
                Herzog hält seinen Aufenthalt in McMurdo, welches seiner Ansicht nach eher einer riesigen Baustelle ähnelt als einem Arbeitsplatz für Forscher und Naturfreunde, in wunderbaren Bildern fest. Das Filmmaterial gehört wirklich mit zu den schönsten Motiven, die bisher vom Südpol zu sehen waren.
                Die Lebensgeschichten der Forscher betrachtet er stets mit einem sehr ironischen Unterton, wahrt allerdings immer den Respekt für ihre Anstrengungen.
                So ist dem eigenartigen Deutschen eine faszinierende Dokumentation mit humoristischem Charakter und viel Herz gelungen. Äußerst sehenswert.

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                • 9

                  Pan's Labyrinth von Guillermo del Toro.
                  Ein starkes Historien-Märchen vom mexikanischen Fabelerzähler. Viel wurde bereits über El Laberinto del Fauno geschrieben, von allen Seiten kam das große Lob. Und ich muss sagen: Zu Recht. Endlich mal wieder ein Fantasy-Film, der nicht versucht alleine durch Schauwerte zu punkten, sondern die tollen, mitunter recht schonungslosen Bilder mit einer rührenden Geschichte untermauert.
                  Es geht um das junge Mädchen Ofélia (welch Symbolträchtiger Name!), das 1944 in Spanien bei ihrer verwitweten Mutter und deren neuem Mann, einem Partisanen jagenden, faschistischen General leben muss. Ofélia liebt Feen-Geschichten und verschlingt Märchenbücher geradezu. Und als die Zeiten schwer werden, und ihre schwangere Mutter erkrankt, beginnen die seltsamen Begebenheiten, die ihre Hoffnungen auf eine größere Bestimmung nähren.
                  Guillermo del Toro bleibt seinem Stil bei Pan's Labyrinth treu. Seine Vorliebe für allerlei Fabelwesen und Märchenkreaturen kommt hier voll zur Geltung. Einige von ihnen sind sehr scary und bereits relativ früh wird durch den sehr düsteren Stil deutlich, dass wir es hier eher mit einem Film für Erwachsene zu tun haben. Das historische Setting tut sein übriges.
                  Handwerklich ist Pan's Labyrinth wirklich toll gemacht. Die unterschiedlichen Handlungsstränge werden durch verschiedene Farbfilter gekennzeichnet und die Kameraarbeit ist wirklich großartig. Perspektivwechsel gehen durch sehr geschickte Überblendungen und Kamerafahrten von statten. Auch die Effekte sind super, und in den kurzen Schusswechsel-Szenen macht sich bemerkbar, dass del Toro zu den besseren Action-Regisseuren gehört, wenn er denn so will.
                  Doch all die handwerkliche Finesse ist nichts, wenn ein Film keine Gefühle im Betrachter weckt. Und genau hier ist Pan's Labyrinth sehr stark. Der wunderbare Schluss, welcher sehr gegensätzliche Interpretationsansätze zulässt, hat mich mit einem sehr wohligen Gefühl zurückgelassen, kann aber durchaus auch niederschmetternd aufgefasst werden.
                  Endlich mal wieder ein gelungenes Märchen. "Glaubst du an Feen?"

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                  • nach teil 3 kann es ja nur noch bergauf gehen. von daher, hätte ich nichts dagegen

                    • Hab davon bisher nur Eraderhead und Wild at Heart gesehen - ersterer war ein Meisterwerk, zweiterer ein ganz schöner Film

                      • 10

                        Lilja 4-ever von Lukas Moodysson.
                        Selten zuvor habe ich einen derart authentischen Film gesehen. Lukas Moodysson zeigt uns die tragische Lebensgeschichte eines jungen russischen Mädchens, deren Familie sie im Stich lässt und ihr Leben so in eine hoffnungslose Zukunft lenkt.
                        Lilja ist kein besonderes Mädchen. Sie ist wie tausend andere auch. Ein normale, sympathische Göre, die das schwere Schicksal hat, in einer heruntergekommenen Gegend aufwachsen zu müssen. Allein. Und sie muss tun, was sie tun muss. Um zu überleben.
                        Nur Walodja, ein kleiner Junge, steht ihr noch bei. Doch sie gerät an die falschen Leute, die ihre ausweglose Situation skrupellos ausnutzen. Leider ist auch das die ungeschönte Realität, wie sie in vielen Teilen der Welt, in unzähligen Fällen ihre Opfer verlangt.
                        Lukas Moodysson filmt diese Story in einer Art und Weise, wie sie besser nicht hätte sein können. Grobe, ungeschönte Bilder lassen uns mitfühlen. Man könnte fast meinen, Lars Von Trier sei hier am Werk.
                        Und so fühlt man sich auch nach dem Film. Man ist einfach nur fertig. Doch trotz allem Schmerz trägt der Film eine zutiefst lebens-bejaende Botschaft mit sich. Denn Lilja bleibt 4-ever.
                        "Das Leben ist beschissen."
                        "Nein ist es nicht, es ist das einzige was du hast. Dieses Leben ist das einzige was dir gehört."

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                        • 10

                          Enter the Void von Gaspar Noé.
                          Ich habe noch nie in meinem Leben irgendwelche Drogen zu mir genommen, und habe es weißgott auch nicht vor. Aber meine Vorstellung von einem Drogentrip sähe genau so aus. Was Gaspar Noé hier abfeuert ist unvergleichbar und in dieser Form noch nie gesehen. Von der ersten bis zur letzten Sekunde dieser 162 Minuten habe ich gebannt auf den Schirm gestarrt. Teilweise mit offenem Mund, teilweise mit übergroßen Augen, teilweise mit schmerzverzerrtem Gesicht, und teilweise entspannt mit völliger Gelassenheit im Sessel zurückgelehnt.
                          Enter the Void ist definitiv eines der intensivsten Erlebnisse, die ich jemals beim Anschauen eines Films verspührte, und brachte in mir ein breites Spektrum der Gefühle hervor.
                          Das Setting ist einfach perfekt. Noch nie wurde eine Stadt dermaßen gut in Szene gesetzt. In der Weltmetropole Tokyo angelegt, folgen wir einem Drogendealer und -konsument namens Oscar. Zunächst aus der 1st Person View, später aus der Sicht der dritten Person. Gaspar Noé filmt hier mit einer technischen Brillianz, die seinesgleichen Sucht. Die Kameraeinstellungen sind überwältigend, die visuellen Effekte überrollen den Zuschauer. Wir schweben quasi in allen erdenklichen Dimensionen durch Raum, Zeit und Gedanken.
                          Die Handlung ist nicht wirklich komplex, das ist nie die Intention von Noé, sondern sie besticht mit ihrer leichten Zugänglichkeit, und überzeugt mit einem kathartischen Ende, welches in vielerlei Hinsicht verschieden interpretiert werden kann.
                          Noé bringt uns seine Sicht auf das Leben nach dem Tod näher. Wiedergeburt um Wiedergeburt. Oder doch nicht?
                          Familendrama mit einer ordentlichen Portion Sex gesalzen und verpackt in eine wunderbare technische Umsetzung. Das relativ langsame Erzähltempo ist vielleicht der einzige Kritkpunkt, den man bringen könnte. Doch in seiner fast meditativen Wirkung könnte Enter the Void für mich auch 5 Stunden lang sein. Teilweise wird man gequält, doch am Ende verlässt man die Sichtung mit einem guten Gefühl.
                          Gaspar Noé untermauert mit seinem neusten Werk wieder den Status einer meiner Lieblingsregisseure zu sein.
                          Denn Enter the Void ist ein Manifest für den Film. Für mich das Opus Magnum, ein Beweis, dass das Medium Film in seiner Wirkung einfach überlegen ist.

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                            • Gut übersetzt fand ich ja:

                              Seul Contre Tous - Menschenfeind

                              von Gaspar Noe

                              • 9

                                Aufschneider von David Schalko.
                                Seit langem wurde ich nicht mehr so gut von einem deutschsprachigen Film unterhalten!
                                Ursprünglich als sechsteilige Fernsehserie konzipiert, wurde schließlich ein 180-minütiger Zweiteiler daraus.
                                Es geht um einen Pathologen, der erfolgreich im Beruf ist, jedoch im Alltagsleben total versagt. Er bekommt sein Familienleben einfach nicht auf die Reihe, seine Exfrau führt eine Beziehung mit dem verhassten Chirurgen-Kollegen, seine Tochter vögelt gegen seinen Willem mit seinem Praktikanten herum, seine Gehilfen klauen die Augen der toten Patienten und verkaufen sie im Internet, und ganz nebenbei entführt eine Mitarbeiterin eine Leiche. Hört sich schräg an? Aber sowas von!
                                Aufschneider ist einfach a hell lotta fun! Josef Hader spielt den Pathologen Fuhrman sehr grandios und die österreichische Mundart bringt das gewisse Etwas in die sehr gut pointierten Dialoge. Die Besetzung ist allgemein einfach toll gelungen. Der zweite Teil hält meiner Meinung nach nicht ganz mit dem fantastischen ersten Teil mit, komplettiert aber die Geschichte und hat auch einige sehr lustige Momente parat. Ganz große Empfehlung, das waren 180 Minuten, die sich gelohnt haben. Deutschsprachige Filme können doch lustig sein, auch wenn sie dafür wohl aus Österreich kommen müssen...

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                                • 7

                                  Das weiße Band von Michael Haneke.
                                  Von der Kritik zu großen Teilen hoch gelobt und in Cannes mit der goldenen Palme versehen. Der Ruf eilt dem Film also vorraus, und weil mir Funny Games von Michael Haneke sehr zusagte, beschloss ich, mir nun Das weiße Band anzusehen.
                                  1913 in einem ganz normalen, protestantischen Dorf in Norddeutschland. Ein Sommer, wie es ihn jedes Jahr gibt. Doch es geschehen merkwürdige Dinge. Menschen werden verletzt und sterben, die Kinder des Dorfes benehmen sich seltsam, und die Atmosphäre der sonst so harmonischen Dorfgemeinschaft verfinstert sich zunehmend.
                                  Das Szenario das Haneke zeichnet ist eines, das von Tradition, Obrigkeitshörigkeit und Puritarismus geprägt ist. Alles läuft in seinen geregelten und vorgeschriebenen Bahnen. Doch als die Situation aus dem Ruder läuft, und die Welt aus den Fugen gerät, findet sich eine breite Basis für eine aufkeimende Ideologie. Das geschieht in einem Dörfchen, von denen es unzählige gab. Es nimmt eine symbolische Stellung ein, das Präparat, welches Haneke zu sezieren gedenkt.
                                  Bereits die erste Szene Öffnet mit einem Knall, der uns Zuschauer aufmerksam auf das Geschehen macht. Doch bereits nach diesem Einstieg verliert der Film einiges an Fahrt. Schnell wird klar, dass Haneke "Das weiße Band" nicht als Unterhaltungsfilm angelegt hat. Vielmehr ist es eine wissenschaftliche Versuchsanordnung, welche eine Botschaft in sich trägt und den Zeitgeist des frühen 20.Jahrhunderts gut einfängt.
                                  Stilistisch ist das markante Schwarz-Weiß hervorzuheben. Haneke legt es als historisches Artefakt an. Wie wir uns ein deutsches Dorf 1913 vorstellen, so sieht es hier aus.
                                  Spannung kommt leider keine auf, Musikuntermalung gibt es keine zu hören, eine Katharsis fehlt ebenso. Dafür ist diese Gesellschaftsanalyse großartig gefilmt und die Schauspieler sind gut. Lasst euch mitnehmen, in eine Gesellschaft, die so noch nicht im Film gezeigt wurde.

                                  • The girl with the dragon tatoo kommt erst 2012? oh je..

                                    • Anne Hathaway wäre meine Wahl. Hübsch, sexy, und sympathisch

                                      • Iception! Mann, ist mir die Kinnlade runtergefallen, als sich die ganze Stadt plötzlich auf den Kopf gestellt hat!

                                        • 10

                                          Gruz 200 von Aleksej Balabanow
                                          Schonmal so richtig eins auf die Fresse bekommen, und nicht gewusst wofür? Ja, genau so fühlt man sich nach dem Ansehen dieses Films, wenn man denn auch nur irgendeinen Bezug zur Sowjetunion in seinem Leben vermerken kann.
                                          Schonmal so erschüttert gewesen, dass man nicht mehr weiß, wie das Leben weitergehen soll? Schonmal den Spiegel seiner eigenen Werte und Ideale in viele kleine Scherben zersplittern sehen? Realisieren, dass alles an was man geglaubt hat, total fürn Arsch ist?
                                          So ergeht es den meisten Charakteren in Alexej Balabanows Meisterwerk Gruz 200. Sofern sie denn mit dem Leben davonkommen.
                                          Gruz 200 (= Fracht 200) war die Bezeichnung für die Särge, in denen gefallene Soldaten des Afghanistan-Krieges nach Hause transportiert wurden. Nur selten am Stück, oftmals jedoch in, von Granaten oder Bomben zerfetzten, Einzelteilen.
                                          Sinnbildlich trägt Alexej Balabanow die von Korruption, Armut, Perspektivlosigkeit und daraus resultierender Verzweiflung zerfressene Sowjetunion mit seinem Film zu Grabe.
                                          Cargo 200, so die englische Übersetzung des Titels, spielt 1984, während der sowjetische Krieg in Afghanistan voll im Gange ist, in einer Stadt namens Leninsk.
                                          Wir durchleben die Geschichte mit Charakteren, die sehr gut angefertigte Repräsentationen der typischen Bevolkerungsgruppen der damaligen UDSSR sind.
                                          Als da wären: Der aufstrebende Jugendliche, der großes Geld mit krummen Dingern macht. Er ist erfolgreich, liebt Partys und sein T-Shirt mit großem "CCCP"-Aufdruck wirkt wie purer Zynismus, ist doch Geld seine einzige Motivation.
                                          Der gebildete Professor, der Atheismus an der Universität unterrichtet und scheinbar für jedes Problem eine moralische Antwort parat hat. Fest überzeugt vom Kommunismus und sich immer gewählt ausdrückend ist er unser Vorzeigebürger.
                                          Das junge, hübsche Mädchen aus guter Familie, das nur seinen Spaß haben will. Zur falschen Zeit am falschen Ort, wird das Geschehen für sie zum absoluten Albtraum.
                                          Der gläubige, aber dennoch harte Kerl, dessen Leben alles andere als einfach war und ihm einen Streich gespielt hat. Für seine Überzeugung und Loyalität wird er gestraft werden.
                                          Und das personifizierte Böse in Form eines korrupten, absolut psychopathischen Polizisten, gegen den Hannibal Lecter wirkt wie Mickey Mouse.
                                          Mit diesen Charakteren nimmt uns Alexej Balabanow mit auf einen authentischen Horrortrip durch Straßen, Gebäude und Städte, deren absolute Dekadenz wir in Mitteleuropa zum Glück noch nie zu Angesicht bekamen.
                                          Perfekt inszeniert, was sowohl Schauspielerleistungen, Bildkompositionen als auch den Soundtrack, der sich aus herrlich fröhlichen, und dadurch absolut zynischen russischen Popsongs zusammensetzt, wird der Untergang der Sowjetunion packend portraitiert.
                                          Und als die Katharsis einsetzt, ist bereits alles verloren.

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                                          • Naja, das mit Ellen Page kann ich nicht verstehen. Immerhin wird sie in Inception als äußerst telentierte Traum-Architektin dargestellt. Ich fand ihre Rolle gut.

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                                            • 9

                                              Antichrist von Lars Von Trier.
                                              So sieht also Selbsttherapie beim egozentrischen Dänen aus. Lars Von Trier war während des Drehs höchst depressiv, und wie kann man eine Depression besser bekämpfen, als mit dem Dreh eines Horrorfilms? Grauen und Splatter. Und doch so viel mehr als das. Sehr kontrovers, sehr schockierend, und sehr gut.
                                              Es geht um ein Ehepaar, dass sich nach dem Tod ihres gemeinsamen Sohnes in den Wald zurückzieht, um sich dort zu therapieren. Was natürlich anders endet als erhofft.
                                              Antichrist ist unterteilt in 4 Kapitel (Trauer, Schmerz, Verzweiflung, Die drei Bettler) plus Prolog und Epilog. Der einführende Prolog ist dabei wohl die ästhetischste Szene, die Von Trier jemals gefilmt hat, ganz weit weg von Dogma.
                                              Begleitet von Georg Friedrich Händels "Lascia ch'io pianga" sehen wir Willem Dafoe und Charlotte Gainsbourg in wundervoll sattem Schwarz-Weiß beim Liebesakt unter der Dusche. Währenddessen stürzt sich der kleine Sohn der beiden, vorher in die Kamera grinsend, aus dem Fenster und stirbt. Die Tragödie (oder in diesem Fall Komödie?!) nimmt ihren Lauf... und gipfelt in einer schier unerträglichen Entladung von Gewalt.
                                              Bemerkenswert sind dabei die sehr guten, und vorallem extrem mutigen Leistungen der Schauspieler Willem Dafoe und Charlotte Gainsbourg. Sie waren in der Lage die Gefühle der Charaktere exzellent zu vermitteln und gaben dabei vollsten Körpereinsatz. Das abtrennen und verletzen diverser Körperteile war schon heftig, und es gehört eine große Portion Selbstvertrauen dazu, sich für so etwas vor die Kamera zu begeben.
                                              Lars Von Trier schneidet mit Antichrist viele Themen an. Die überbordernde Auseinandersetzung mit Religiösität (Buch Genesis), Historie (Hexenverfolgung), Literatur (Göttliche Komödie) und der wahnwitzige Einsatz von Symbolismus (Eden; die drei Bettler, welche als Tiere in Erscheinung treten; Natur; Hexerei) machen es sehr schwierig sich auf eine Interpretation festzulegen.
                                              Doch eins ist sicher: Die intendierte Provokation des Publikums ist Lars Von Trier mit Porn- und Tortureporn-Elementen vollends gelungen. Er widmete diesen Film dem russischen Filmemacher Andrej Tarkovski, was im anbetracht dessen Werkes allerdings skurriler nicht anmuten könnte. Zwar verbindet die große Rolle der Natur Antichrist mit den Filmen Tarkovskis, allerdings sind Tarkovskis Filme immer höchst human, was man von Antichrist beim besten Willen nicht behaupten kann. Ein Schelm, wer hier wieder Provokation riecht.
                                              Dennoch ist Antichrist ein inszenatorisches Meisterwerk, das mich mit dem Vorschlaghammer erwischt hat. Gut gemacht, Lars.

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                                              • Love Exposure ist definitiv einer meiner Top5 all time. Sehr schön, dass der genannt wurde

                                                • 9

                                                  Dogtooth von Giorgos Lanthimos.
                                                  Wozu sind Eltern in der Lage, wenn sie ihre Kinder nicht loslassen können? Lanthimos zeigt uns in seinem Film, wie drei nahezu erwachsene Kinder ihr Leben eingesperrt in den eigenen vier Wänden (mit Garten und Pool) verbringen. Sie haben keine Namen und lernen die Sprache auf völlig andere Weise. So ist eine Autobahn ein sehr starker Wind, ein Zombie ist eine gelbe Blume, und das Meer ist ein Stuhl. Auch zwischenmenschliche Beziehungen, verbunden mit Sexualität wird den Kindern nicht beigebracht. Völlig abgeschottet von der Außenwelt leben die Kinder ihr tägliches Leben und lösen Aufgaben, die ihre Eltern ihnen stellen. Wer Erfolg hat, der darf die Abendunterhaltung bestimmen.
                                                  Dieses geordnete Leben gerät allerdings aus den Fugen, als Christina, eine Arbeiterin in der Fabrik des Vaters, zu Besuch kommt. Sie erklärt sich bereit, die langsam aufkeimende Sexualität des Sohnes zu befriedigen, beeinflusst allerdings auch die anderen Kinder. Langsam scheint die Älteste zu merken, dass ihr Leben kein normales ist. Doch erst wenn der Schneidezahn ausfällt, dann sind die Kinder in der Lage, hinaus in die weite und gefährliche Welt zu ziehen, so der Vater...
                                                  Bereits der Titel ist eine starke Metapher. Kynodontas, also Hundezahn. Und wahrlich, die Kinder führen ihr Leben wie Hunde. Sie werden vom Vater strikt erzogen, und bei Fehlverhalten gemaßregelt. Der Film steckt voller pechschwarzer Satire. So dürfen die Kinder nicht in die gefährliche Welt außerhalb des Zaunes, denn dort lauern die Katzen, die gefährlichsten Ungeheuer, die den älteren Bruder zerfleischt haben. In einer wahnwitzigen Sequenz werden die Kinder vom Vater aufgefordert zu bellen, wie es eben Hunde tun.
                                                  Die Eltern sind gezeichnet von starken Komplexen. Schlechter Einfluss, den die Außenwelt auf die Kinder haben könnte, ist ihre größte Sorge. Und wie alle totalitären Regimes, die um ihre Macht fürchten, flüchten sie sich in die Isolation.
                                                  Giorgos Lanthimos filmt seine zweite Regiearbeit wunderbar. In kühlen und ziemlich steril wirkenden Bildern fängt er die Stimmung des Szenarios perfekt ein. Musik wird kaum, wenn dann nur sehr spärlich, eingesetzt. Die Schauspieler sind es, die Kynodontas tragen. Tolle Leistungen, vorallem von den beiden Mädchen.
                                                  Beim Anbetracht des Endes war ich zunächst enttäuscht. Die obligatorische Auflösung fehlte, und der Schluss kam sehr plötzlich. Doch nach längerem Grübeln bin ich der Meinung, dass der Schluss perfekt gewählt ist. Er lässt Spielraum zur Interpretation und zur Spekulation.
                                                  Dogtooth ist ein wenig Höhlengleichnis, mit Gesellschaftskritik und einem Schuss Josef Fritzl. Und in seiner Ausführung großartig.

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                                                    Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs von Peter Jackson.
                                                    Das war sie also, die lange und beschwerliche Reise durch Mittelerde. Sie war lang, sie hat gezehrt, aber schlussendlich hat es sich doch gelohnt.
                                                    Jackson feuert im letzten Teil dieser Trilogie wiedereinmal ein inszenatorisches Feuerwerk der Extraklasse ab. Die Charaktere sind so sympathisch wie in "Die Gefährten", die Schlachten so brachial wie in "Die Zwei Türme".
                                                    Der, für Peter Jackson so typische, leicht ironische Humor ist zurückgekehrt, wenn auch natürlich seltener zu finden als im ersten Teil.
                                                    Doch leider merkt man dem Film seine Laufzeit doch sehr deutlich an. Man kann lange Filme durchaus sehr kurzweilig erscheinen lassen, doch hier scheint Peter Jackson mit langen Steadyshots und Zeitlupeneffekten ein deutliches Ausrufezeichen setzen zu wollen: Dies ist das Ende dieser epischen Geschichte! Und ihr sollt alle Zeuge davon sein! So kam es durchaus vor, dass ich mir trotz der wunderbaren Bilder, von denen jedes im Standbild ein Gemälde sein könnte, eine etwas straffere Erzählung gewünscht habe. Dies wirkte im ersten Teil, welcher mit einer unfassbaren Leichtigkeit daherkam, noch ganz anders.
                                                    Nichts desto trotz ist der dritte und letze Teil dieser Saga ein verdammt starker Film, dessen Dialoge sehr moraldurchtränkt und belehrend sind, und der die epische Geschichte um Mittelerde zu einem verdienten und angemessenen Ende führt. Als sich ganz Mittelerde vor den vier kleinen Hobbits verbeugt, standen mir die Tränen in den Augen.
                                                    Was am Ende bleibt, ist die Gewissheit, das wohl monumentalste Werk der Filmgeschichte mit all seinen Stärken und Schwächen miterleben zu dürfen und der wohl sympatischste Held aller Zeiten.
                                                    "Die letzten Seiten sind für dich, Sam." Ganz groß.

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