Shorty06 - Kommentare

Alle Kommentare von Shorty06

  • Was soll "meistgeliktesten" heißen?

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    • 8

      Der Herr der Ringe: Die Zwei Türme von Peter Jackson.
      Der Mittelteil der Trilogie. Die Gefährten sind getrennt worden und bahnen sich nun ihre jeweiligen Wege. Frodo und Sam wandern gen Mordor und Aragorn, Legolas und Gimli schließen sich den Menschen aus Rohan im Krieg gegen Sauron und Saruman an.
      Die Atmosphäre ist, ebenso wie im ersten Teil, brilliant eingefangen, wenn auch deutlich düsterer und dreckiger. Die Figur des Gollum rückt mehr in den Vordergrund und seine Szenen gehören zu den stärkeren des Films. Uns wird klar, dass er eine große Bedeutung in dieser Saga zu spielen hat.
      Erstaunlicherweise nehmen die Beziehungen zwischen den Charakteren in diesem Mittelteil der Trilogie eine wesentlich kleinere Rolle ein, als noch in "Die Gefährten". Zwar sehen wir, wie Frodo immer mehr vom Ring beeinflusst wird und wir erfahren mehr über Aragorn und Arwen, dennoch wurde der Fokus von Jackson eindeutig auf die Actionszenen gelegt. Und die haben es in sich! Der Kampf mit den Wölfen von Isengart, die Flutung Isengarts durch die Ents und der endgültige Höhepunkt in Helms Klamm. Dieser Kampf um Helms Klamm gehört definitiv zu den besten Massenschlachten, die je auf die Leinwand gebannt wurden.
      Filmisch ist der zweite Teil der Saga also über jeden Zweifel erhaben. Jacksons Bilder harmonieren wiedereinmal wunderbar mit dem großartigen Soundtrack.
      Dennoch hat diese Orientierung hin zum epochalen Action-Feuerwerk einen leicht-faden Beigeschmack, der es mir schwer macht, "Die Zwei Türme" so sehr zu mögen wie "Die Gefährten". Der Film berührt einfach nicht mehr auf emotionaler Ebene. Während ich beim Ende des ersten Teils wirklich gerührt war, blieb das bei diesem Teil leider aus.
      Die Zwei Türme ist dennoch ein toller Fantasy-Film, nur leider eben weniger nachhaltig als sein Vörgänger.

      • 10

        Der Herr der Ringe: Die Gefährten von Peter Jackson.
        Wie lange galt dieser Stoff als unverfilmbar? Doch dann kam Peter Jackson daher, bis dahin vorallem als Gore- und Trashregisseur bekannt, und erschuf einen der prägendsten und erfolgreichsten Filme der letzten Dekade. Und behielt dabei sogar seine Handschrift.
        In einer rund zweistündigen Exposition werden wir mit den Charakteren vertraut gemacht und auf Frodos Reise nach Mordor eingestimmt.
        Meiner Meinung nach, ist es nicht die Geschichte, die den Film zu etwas besonderem macht. Klar, der Herr der Ringe ist mit all seinen Kreaturen, den fiktionalen Sprachen und allgemein Mittelerde die Blaupause für Fantasy-Romane geworden. Doch im Endeffekt handelt es sich um eine Reise und um die grundlegendsten Werte des Zusammenlebens. Um Freundschaft und Moral.
        Nein, es ist die Inszenierung, die diesen Film zum Status des Meilensteins erhebt. Die Landschaftsaufnahmen Neuseelands hinterlassen in Verbindung mit den starken Computereffekten, die sich gut ins Gesamtbild einfügen, einfach einen großartigen Eindruck. Jackson handelt die Actionszenen rasant, aber dennoch gut ansehbar. Die Schlachten sind toll choreographiert, die Kamera mal weit entfernt, mal nah am Geschehen. Das Ganze ist allerdings mit einer derartigen Leichtigkeit gefilmt, dass man sich sehr gut in diese Welt verlieren kann und quasi im Film versinkt. So stellten sich bei mir, trotz der 3 Stunden Laufzeit, keine Längen ein.
        Die Schauspieler spielen grundsolide. Eine Sache, die erwähnt werden sollte ist der leicht ironische Unterton, der öfter mal, vorallem in der ersten Hälfte des Films, durchscheint. Trotz all der Ernsthaftigkeit und Seriösität, die der Film ausstrahlt, nimmt uns Jackson manchmal ein wenig auf den Arm. Dieses Comic Relief mag unangebracht erscheinen, liefert aber einige Verschnaufpausen.
        Und wenn der Film am Ende, nach einem furiosen Finale, auch noch berührt, dann kann man sagen: Hier wurde alles richtig gemacht. Ein Meilenstein.

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        • schöner Artikel, ich glaub ich bin ein kritischer :)

          • König der Fischer aber definitiv!

            • 7
              über Idioten

              Idioten von Lars Von Trier.
              Am Ende war es doch nur ein Experiment. Der dänische Meister zeigt uns hier in bester Dogma-Manier eine Gruppe von Menschen, die geistige Behinderungen vortäuschen und andere Leute so verarschen. Sie suchen ihren "inneren Idioten". Ob das ganze als Mittel die gesellschaftlichen Missstände aufzuzeigen, oder doch einfach nur als spaßiger Humbug verstanden wird, das sieht wohl jeder der Idioten anders. Doch jeder scheint sein Vergnügen beim Randalieren, Bürger verhöhnen und Rudelbumsen zu finden.
              Karen ist mittendrin. Sie ist neu in der Gruppe und ihr ist das alles nicht ganz geheuer. Behinderungen nachzuahmen ist Spott gegenüber den wirklich behinderten. Doch die Atmosphäre fasziniert die ständig traurig wirkende Frau. Das Gefühl einer Familie stellt sich ein. Ein Gefühl, das sie normalerweise nicht zu haben scheint.
              Als es aber schließlich darum geht, das ganze in gewohnter Umgebung fortzuführen, scheitert die Idee. Niemand bringt den Mut auf, niemand kann mi den Konsequenzen leben. Am Ende war es doch nur ein Experiment. Nur Karen ist bereit. Sie hat nichts mehr zu verlieren...
              Man sieht dem Film direkt seine Herkunft an. Lars Von Triers Handschrift ist unverkennbar. Doch umso überraschender war für mich am Ende der fehlende Schlag in die Magengrube, der doch Von Trier Filme so auszeichnet. Idioten ist überraschend human zu seinem Betrachter. Doch wirkt er im Endeffekt leider auch belangloser.
              Im Anbetracht auf das Ende stellt sich mir allerdings die Frage: Was ist ein Idiot? Ist es der Mensch, der durch Störungen Probleme in der Gesellschaft hat? Oder ist es der Mensch, der zu fixiert auf sich selbst ist, und so die Probleme der anderen nicht erkennt?

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              • Achso, Paris Hilton ist keine akzeptierte Schauspielerin, Pamela Anderson aber schon :D

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                • Die besten Filme aller Zeiten sind Rachefilme, von daher: Ich mag sie

                  • Sehr guter Film, aber dennoch bei weitem nicht Scorseses Meisterwerk

                    • 10
                      über Bruder

                      Bruder von Alexej Balabanow.
                      Ein großartiger russischer Gangsterfilm. Alexej Balabanow zeigt uns die Geschichte von Danila, einem sympathischen, bescheidenen Veteran aus dem Tschetschenien-Konflikt. Als Danila seinen Dienst abgeleistet hat, schickt ihn seine Mutter nach Sankt Petersburg zu seinem Bruder Viktor. Er soll ihm helfen einen Job zu besorgen, doch es stellt sich heraus, dass Viktor tief in der Kriminalität steckt. Danila versucht Probleme zu lösen...
                      Alexej Balabanow führt uns ins Russland der späten 90er. Werte wie Loyalität, Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit scheint es nicht mehr zu geben. Wir sehen die schöne Stadt Sankt Petersburg, die allerdings nicht mehr ganz so schön zu sein scheint wie zu Leningrad-Zeiten. Alles wirkt doch irgendwie verfallen. Das manifestiert sich auch in den Lebensbedingungen die wir zu sehen bekommen. Straßenhändler wie Nemiz, ein deutschstämmiger Russe den Danila kennenlernt, werden unterdrückt und müssen ihr Lager auf Friedhöfen aufschlagen.
                      Einzig und allein Danila ist der strahlende Held dieses Szenarios. Er ist ungebildet und recht einfälltig, doch er steht für seine Freunde und seine Familie ein. Er hilft ihnen in schweren Zeiten und bleibt loyal, auch wenn es die eigene Gefährdung bedeutet. Er bekommt nicht viel Dankbarkeit für seine Taten, doch er bleibt stark und verzeiht. Danila ist ein Symbol für die Mentalität der Sowjet Union. Das letzte Überbleibsel.
                      Balabanow setzt Musik exzessiv ein. Während Danila seinen Weg durch Petersburg macht, wir er immer begleitet von grandioser russischer Musik aus den späten 90ern, die perfekt zur Inszenierung passt.
                      Sergej Bodrow macht eine tolle Vorstellung in der Hauptrolle. Ein sehr charismatischer Schauspieler, der leider durch ein Unglück viel zu früh ums Leben kam.
                      Bruder ist einer der starken Filme des Post-sowjetischen Russlands.

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                      • 7

                        Wild at Heart von David Lynch.
                        Im Grunde einfach nur eine sehr schnulzige Liebesgeschichte. Aber auf David Lynch-Art.
                        Das Liebespaar Sailor und Lula ist auf der Flucht vor den Böswilligkeiten (sprich: Mordversuchen) von Lulas abgedrehter Gangster-Mutter. Auf ihrem Weg treffen sie viele schräge Persönlichkeiten, manche mehr, manche weniger gut gestimmt, die ihre Liebe auf eine Harte Probe stellen.
                        Wild at Heart ist ein Roadmovie, das vor Gewalt, Ficken, und lächerlicher Komik nur so strotzt. Einige Szenen sind einfach nur brachial gut gefilmt und werden lange im Gedächtnis bleiben, vorallem Willem Dafoe weiß zu überzeugen. Andere Szenen hingegen lassen jeglichen Zusammenhang zur eigentlichen Geschichte vermissen, und sind trotz dem surrealen Einflüssen irgendwie nicht beeindruckend, sondern einfach nur bescheuert.
                        Mir kam beim schauen das Gefühl auf, dass David Lynch eine ziemlich zerrüttete Beziehung zu Frauen hat. Bis auf Laura Derns Charakter Lula (und selbst sie nicht immer), kommen die Frauencharaktere allesamt richtig mies weg. Sie sind böse und unmoralisch, folgen keinen Prinzipien sondern sind immer auf den eigenen Vorteil bedacht.
                        Wild at Heart ist vollgestopft mit Symbolik und Referenzen (allen voran "The Wizard of Oz"), welche sich in den Dialogen des wunderbaren Hauptdarstellerpärchens wiederfinden. Nicolas Cage drückt seine Individualität (!) beim tragen einer Schlagenlederjacke und beim Trällern von Elvis-Songs aus. Laura Dern zeigt ihre Schönheit und lässt ihren Gefühlen freien Lauf. Die beiden harmonieren super und bilden eines der spannendsten Pärchen der Filmgeschichte.
                        Ich bezweifle, dass Wild at Heart einer von Lynchs besten Filmen ist, doch interessant und eigenwillig ist er allemal. Und schlussendlich darf Sailor sein "Love me tender" singen.

                        • mit L.A. Confidential konnte ich nichts anfangen. Chinatown war cool

                          • 8

                            Un Prophète von Jacques Audiard.
                            Der Aufstieg eines Niemands zum einflussreichen Gangster. The French way!
                            Un Prophète ist ein Gangster Epos, dessen große Stärke die Authentizität ist. Jacques Audiards Film hat zu Recht eine Menge Preise abgesahnt.
                            Wir werden bereits zu Beginn mit der Situation des Protagonisten konfrontiert. Malik, ein 19 jähriger Waise arabischer Abstammung muss eine Haftstrafe von 6 Jahren antreten. Weshalb er ins Gefängnis wandert, erfahren wir nicht. Wir erfahren überhaupt nichts über seine Geschichte, nur dass er nicht lesen kann und nun vor der schwersten Zeit seines noch jungen Lebens steht. Ein düsteres Kapitel wartet auf ihn. Doch Malik ist nicht dumm, er knüpft Beziehungen, lernt viel, und wird schon bald auf unfreiwillige Weise in den Zirkel der korsischen Gangster, unter der Führung von César, aufgenommen. Zunächst am unteren Ende der Nahrungskette, arbeitet er sich nach oben und spielt nach und nach die verfeindeten Gruppen der Korsen und Araber gegeneinander aus.
                            Un Prophète ist sehr beklemmend gefilmt. Nie bekommen wir Totalen gesehen, es werden uns stattdessen immer nur kleine Bildausschnitte gezeigt, so dass wir uns fühlen wie in einer Gefängniszelle. Die Dialoge sind großartig und die Schauspieler solide, vorallem Niels Arestrup und Tahar Rahim überzeugen als Gegenpole mit ambivalenten Herrscher-Untertan Verhältnis. Die wahrlich lange Laufzeit von 155 Minuten ist zwar wirklich nötig um diese Geschichte erzählen zu können, kleinere Längen machen sich allerdings doch bemerkbar.
                            Letztendlich ist Un Prophète einer der besseren europäischen Filme der letzten Jahre, und beweist dass Gangster-Epen auch ansprechend sein können, ohne zu glorifizieren.

                            • Dogville ist ein verdammtes Meisterwerk!

                              • 8

                                Ex Drummer von Koen Mortier.
                                Einer dieser verstörenden, dreckigen und äußerst provokativen Nischenfilme, die unter Filmliebhabern große Wellen schlagen und infolge Dessen oftmals hochgelobt, aber ebenso oft zu Unrecht verrissen werden. Eben ein sehr radikaler Film, der recht schwer zu verdauen ist.
                                Die Geschichte wird uns von Dries, einem gestandenen Ex-Drummer und erfolgreichen Buchautoren, erzählt. Eines Tages stehen drei vollkommen heruntergekommene Provinzassoziale "mit Handicap" vor seiner Tür und fragen ihn, ob er nicht Lust hätte mit ihnen eine Band für nur einen Auftritt zu gründen. Fasziniert von deren Degeneration und von perversem Voyeurismus erfüllt beschließt er, "seinen Turm zu verlassen" und sich auf eine Reise in die unterste Unterschicht Belgiens zu begeben. Es wird ein hässlicher Trip, begleitet von allen erdenklichen Flüssigkeiten und Perversionen, die die menschlichen Abgründe zu bieten haben. Eine Katastrophe ist unvermeidlich.
                                Die Figur des Dries ist dabei sehr ambivalent. Einerseits sympathisieren wir mit ihm, dem liebenden Ehemann und scheinbar einzigen Intellektuellen inmitten des sozialen Abschaums. Doch andererseits ist er eben doch ein selbstverliebter, arroganter Mistkerl, der sich nur aus Neugier in diese Welt begibt um dort gottgleich und selbstherrlich herumzustolzieren, und dann am Abend wieder in sein Designer-Loft über den Dächern von Oostend zurückzukehren. Gottgleich als Richter und als Erlöser.
                                Filmisch ist Ex Drummer sehr interessant. Bereits die Exposition der Figuren weckt, rückwärts laufend gedreht, das Interesse des Betrachters. Stilmittel wie personale Kameraführung, spiegelverkehrte Darstellung und Wackelkamera machen die erbärmlichen Szenarien ansehnlich. Die Schauspieler sind hervorragend, die Musik für Fans des Genres auch überraschend ansprechend.
                                Ex Drummer ist ein harter Streifen, der häufig schockiert und provoziert, dabei aber immer vor Symbolik nur so strotzt. Man möchte vieles überhaupt nicht sehen, kann aber auch nicht wegsehen.
                                Wie bei König Siam und seinen 51 Zentimetern. Wahrlich ein Horrortrip.

                                • 6

                                  The Expendables von Sylvester Stallone.
                                  Der Film liefert das was man erwartet: Eine hau-drauf Geschichte, in der ein paar hammerharte Söldner Scharen von Bösewichten eines totalitären Regimes auf einer südamerikanischen Insel auslöschen ohne mit der Wimper zu zucken. Dabei kommt natürlich auch das schwache Geschlecht nicht zu kurz, es muss ja jemand gerettet werden.
                                  Sylvester Stallone hat schon etwas großes auf die Beine gestellt. Einen solchen Action-All-Star Cast gab es vorher noch nicht gemeinsam auf der Leinwand zu bewundern. Doch nicht nur die Besetzung überzeugt. Stallones Regie ist alles andere als von schlechten Eltern. Einige Setpieces und Hintergründe sind wirklich beeinduckend anzuschauen. Gelegentlich wird der Zeitlupeneffekt etwas zu drastisch eingesetzt, und manche Schnitte während den Kämpfen sind einfach unnöttig und machen die Choreograohien nicht immer deutlich zu erkennen. Aber das sind dann doch eher kleine Mäkel. Die CG-Effekte sind überdeutlich als solche zu erkennen, aber das hat irgendwie Charme. Besonders hervorzuheben sind meiner Meinung nach Mickey Rourke und Dolph Lundgren, die wirklich solide Leistungen abliefern.
                                  Auch die Church-Szenen ist als Höhepunkt des Films zu nennen.
                                  The Expendables ist genau das, was man erwartet hat. Eine schöne Packung Old-School Action, die nicht zu seicht ist, und trotzdem immer mit einem zwinkernden Auge unterhält.

                                  • schade dass kickass nicht so erfolgreich war

                                    • 9

                                      Menschenfeind von Gaspar Noé.
                                      Moral... Moral ist was für die Reichen. Die Armen gehen leer aus. Gerechtigkeit...
                                      Gaspar Noé ist ohne Zweifel handwerklich eines der größten Regietalente Europas. Seul Contre Tous war der Film, der ihn endgültig auf die große internationale Bühne brachte. Auch wenn Menschenfeind im Grunde nichts neues beizutragen hat, so übermittelt der Film seine Botschaft doch in voller Überzeugung und ohne jede Skrupel. Menschenfeind ist einer dieser Filme, die sich wohl für eine lange Zeit, wenn nicht sogar für immer in mein Gehirn gebrannt haben.
                                      Im wirtschaftlich geschlauchten Frankreich der 80er Jahre erleben wir die Geschichte eines gescheiterten Schlachters.
                                      In einer grandiosen 5-minütigen Introsequenz erfahren wir die Hintergrundgeschichte eben dieses Schlachters. Im Alter von zwei Jahren stirbt sein Vater in einem deutschen Konzentrationslager, seine Mutter verlässt ihn. Im Alter von sechs Jahren wird ihm von einem Priester "im Namen Gottes" seine Unschuld geraubt. Mit vierzehn beginnt er eine Lehre zum Schlachter, um über die Runden zu kommen. Es läuft gut und er gründet seine eigene Fleischerei. Er heiratet eine Näherin und bekommt ein Kind, ein Mädchen. Es leidet unter Autismus. Die Mutter verlässt die beiden. Als das Mädchen seine erste Regelblutung bekommt läuft es verstört zu seinem Vater in die Metzgerei, wird dabei von einem Bauarbeiter belästigt. Als der Vater das Blut auf ihrer Unterhose sieht, geht er von Vergewaltigung aus. Er greift sich ein Messer und sticht in einem Wutrausch auf den nächsten Bauarbeiter ein. Der Unschuldige überlebt, der Schlachter muss ins Gefängnis, das Mädchen kommt ins Heim. Als der Schlachter viele Jahre später entlassen wird, versucht er sich eine neue Existenz aufzubauen. Doch es misslingt. Als 50-jähriger Mann ohne Perspektive bleiben ihm nur noch 300 Franc und ein Revolver.... Die Tragödie nimmt ihren Lauf.
                                      Gaspar Noé zeigt uns einen gebrochenen, zutiefst im Grundverhalten gestörten Menschen, der voller Hass alles und jedem die Schuld an seinem Scheitern gibt. Durch dauerhaften inneren Monolog erfahren wir die Gedanken des Schlachters. Wir können jeden seiner Gedankengänge nachvollziehen, seinen Handlungen folgen. Wir verstehen diesen Menschen. Beinahe identifizieren wir uns mit ihm. Und dennoch konnte ich nichts außer Hass und Verachtung für ihn empfinden. Ein kaputter Mensch.
                                      "Ich bin nur ein Schwanz. Und um erfolgreich zu sein, muss ich Löcher stopfen."
                                      Gaspar Noé unterlegt Kameraschnitte mit dem Geräusch eines Pistolenschusses. Unsere Reflexe werden geprüft, unsere Aufmerksamkeit verlangt. Bei jeder Nahaufnahme werden wir, der Betrachter, provoziert, genötigt sich das Trauerspiel anzutun. Und er filmt das Geschehen trotz geringen Budgets einfach gnadenlos gut. Philip Nahon brilliert in der Rolle des Schlachers, man bekommt es mit Mitleid, Angst und Hass zu tun.
                                      Vor dem letzten Akt, den letzten 15 Minuten, blendet Noé eine Warnung in roter Schrift auf schwarzem Hintergrund ein, begleitet von einem Sirenenklang. Es ist eine Warnung. Wir bekommen einen 30-sekündigen Countdown mit der Aufforderung den Kinosaal zu verlassen, oder die heimische Aufführung zu beenden. Und was wir danach zu sehen bekommen ist unbeschreiblich grausam, schmerzend, verzweifelnd...
                                      Noé lässt uns unseren Hass spüren. Er fordert uns heraus. Und er schlägt uns. Ein Arschtritt ins Gesicht.
                                      Als Johann Pachelbels Canon in D-Dur erklingt, scheint es fast zu einer Katharsis zu kommen. Ein unerwarteter Schimmer der Hoffnung. Mir kamen die Tränen.
                                      Doch es kommt anders.
                                      Menschenfeind ist Gaspar Noés Taxi Driver.

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                                        • 8

                                          Citizen Kane von Orson Welles.
                                          Der Mythos schlechthin. Für viele der beste Film aller Zeiten. Ich gehe nicht so weit, doch ich verstehe warum der 1941 gedrehte Streifen einer der wichtigsten Filme ist, die jemals gedreht wurden.
                                          Charles Foster Kane. Der Zeitungsmagnat, der aus ärmlichen Verhältnissen stammend alles verkörpert, was der amerikanische Geist zu bieten hat. Nach Erfolg streben, gleichzeitig aber das Gute für die Masse wollen. Im Endeffekt aber dennoch auf sich bezogen sein. Der Bürger Kane. Eine Person mit Ausstrahlung und Charisma, Erfolg in der Arbeit, Misserfolg in der Liebe. Der einsame Reiche. Der Bürger Kane.
                                          Orson Welles schuf Citizen Kane im Alter 26 Jahren. Er spielte die Hauptrolle, schrieb das Drehbuch mit, produzierte und führte die Regie. Es ist sein bezeichnendes Werk, und gleichzeitig sein filmisches Debüt. Und er leistete ganze Arbeit.
                                          Bereits die erste Szene des Films ist technisch fantastisch. Wir nähern uns dem Anwesen von Kane mit grandiosen Überblenden Stück für Stück, ohne das strikte Szenenwechsel stattfinden, die Konturen bleiben gleich. In einer späten Schlüsselszene des Films sehen wir Kane an einem Spiegelraum vorbeigehen. Einfach eine wunderbare Szene. Der Schnitt und die Kameraeinstellungen in Citizen Kane sind allgemein einfach sehr gut gelöst und der Zeit um einiges vorraus. Welles spielt die Hauptrolle ebenfalls außerordentlich gut, doch auch die anderen eher unbekannten Schauspieler machen ihre Arbeit solide.
                                          Doch leider hat Citizen Kane für mich auch einige kleinere Schwächen, weshalb ich den Film, trotz seiner Qualitäten, nicht als makelloses Meisterwerk ansehen kann. Das allgemeine Erzähltempo, so innovativ das Erzählen mit Rückblenden und mehrer Handlungsstränge damals auch war, ist einfach einen Tick zu langsam. Der zweistündige Film kam mir wie drei Stunden vor, wenn auch drei schöne Stunden. Und im Opern-Handlungsstrang findet sich für meinen Geschmack eine etwas zu starke Überspitzung der Figuren.
                                          Dennoch ist Citizen Kane ein Meilenstein der Filmgeschichte. Rosebud wird nicht vergessen.

                                          • 5

                                            Inside a Skinhead von Henry Bean.
                                            Ein Film, aus dem ich mit sehr gemischten Gefühlen gegangen bin. Die Grundidee des jüdischen Faschisten, der Rassismus propagiert und antisemitische Aussagen von sich gibt ist schonmal eine interessante. Doch an der Umsetzung krankt es meiner Meinung nach.
                                            Ryan Gosling spielt diese ambivalente Rolle gut, überzeugt aber leider nicht völlig. Die innere Zerrissenheit des Jungen ist das zentrale Thema des Stoffes. Jude sein? Nazi sein? Beides ein bisschen? Hitlergruß und Schma Israel?
                                            Aber diese Zerrissenheit, diese ungelenke Navigation zwischen den Fronten wird leider auch in der filmischen Darstellung deutlich. Er will zu viel, versucht zu sein was er nicht sein kann. Charakterzeichnung? Sozialdrama? Religionsfilm? Politthriller? Leider von allem etwas zu viel und gleichzeitig etwas zu wenig. Schade, das hätte was gutes werden können.

                                            • 8

                                              He got Game von Spike Lee.
                                              Spike Lee erschuf 1998 mit He got Game einen Film, der nicht leicht zu kategorisieren ist. Basketball spielt eine zentrale Rolle in diesem Film, doch Spiel des Lebens auf ein Sportdrama zu reduzieren würde dem Film nicht gerecht werden, er ist so viel mehr.
                                              Denzel Washington brilliert als abgewrackter aber smarter Gefängnisinsasse, dessen talentierter Sohn für ihn eine Chance auf vorzeitige Haftentlassung darstellt. Überraschend großartig spielt der NBA Profi Ray Allen als Jesus Shuttlesworth, der personifizierte, metaphorische Erlöser.
                                              Spike Lee verpackt Situationskritik an den Sportmedien, die Talente völlig überhypen und sie somit einem großen Druck aussetzen, familiäre Probleme, Gesellschaftskritik, Sport und Einsamkeit in seinen Film. Wunderbar photographiert und mit einem gewohnt tollen Soundtrack unterlegt zeigt Spike Lee hier wieder einmal sein außergewöhnliches Talent. Legenden des Basketballs standen hier in Nebenrollen zur Seite. Spike Lee dankt es mit einem Liebesbrief an den Sport und gibt seiner Community trotz aller Schwierigkeiten einen Schimmer der Hoffnung auf den Weg. 'Cause Jesus saves.

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                                                American Psycho von Mary Harron.
                                                Ein guter Film, der meiner Meinung nach allerdings nicht ganz geglückt ist, und so viel Potenzial verschenkt.
                                                Christian Bale liefert eine starke Performance als Patrick Bateman und ist eigentlich die ideale Besetzung, umso fragwürdiger, dass Leonardo DiCaprio eigentlich die erste Wahl war. Filmisch ist American Psycho solide, bietet allerdings keine wirklich großen Einfälle. Die Figur des Patrick Bateman ist dafür recht interessant und kein Prototyp des Wahnsinnigen.
                                                Die Handlung ist natürliche eine Parabel auf die amerikanische Gesellschaft der 80er Jahre, was vorallem in Bales letztem Monolog deutlich wird. Selbsterkenntnis ohne Katharsis.

                                                  • Milk-Plus all the way...

                                                    Down in the Korova-Milkbar it sharpens you up and gets you ready for some ultra-violence.

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