SKURRIL - Kommentare

Alle Kommentare von SKURRIL

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    Seid stolz auf mich, ich bin nach diesem Katastrophenfilm noch am Leben...
    Darf ich dem Regisseur als Zeichen meiner tiefen Anerkennung ins Gesicht scheißen?

    Mal ernsthaft: Ich habe mir heute mit "Soy Cuba" einen der besten Filme aller Zeiten angesehen und dann kam das... Ich bin betrübt, war ich doch begeistert, ich bin shockiert, war ich doch berührt, ich bin sauer, war ich doch fröhlich. Dieser Kontrast ist mir zu viel, da geb ich auf, Nein, DAS KANN VERDAMMT NOCHMAL NICHT EUER ERNST SEIN, RTL??!!
    Ihr vergewaltigt das Medium Film, zerstört jede Hoffnung auf Besserung, raubt mir jedes Toleranzpotential - ungelogen: Dieses Exkrement ist ein Anschlag auf meinen Verstand! Welcher Mensch ist schon so in seinem Delirium der Verblödung verschwunden, dass er das Drehbuch nach abgeschlossenem Lesen nicht zum Abputzen seines Allerwertesten benutzt? Welcher Mensch kann das ertragen, kann am Ende einer dieser Drehtage nach Hause gehen und sich halb ironisch halb idiotisch denken: "wow bin ich gut! Ich hab bei ner rtlproduktion zum Mord der Intelligenz beigetragen. WOOOHOOOOO" ? Dieses Machwerk als einen Haufen Scheisse zu bezeichnen, wäre noch ein äußerst sensibler Euphemismus und ich verweigere jegliches Wort, das zu einer besänftigten Wertung dient. Eine dokumentierte Regression der Menschheit!

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    • 8 .5

      Mein Einstieg in Pedro Almodovars Werk gelang mit „Mujeres al borde de un ataque de nervios“ geradezu perfekt. Mit viel Witz und Kreativität im Drehbuch gestaltet der Spanier eine Geschichte, in der es um Frauen und um ihre Probleme mit Männern geht, allen voran Pepa (Carmen Maura), eine schwangere Synchronsprecherin/Schauspielerin, die in Zeiten der Trennung von ihrem langjährigen, charmierenden Partner Ivan (Fernando Guillén) auf zwischenmenschliche Probleme aller Art trifft. Almodovar webt ein Netz voller Skurrilitäten, die mir bekanntlich sehr zusagen, das sofort eine eigene Handschrift offenbart: Gesättigte Farben, allgemeine Buntheit, Close-Ups, aberwitzige Situationen, den Hang zur Übertriebenheit. Insgesamt ist dieses Melodrama eindeutig lebensbejahend und frei von jeglicher Negativität, obwohl es von negativen Emotionen handelt. Vergleiche zu Buñuel sind hier nur ansatzweise angebracht, spielt Almodovar doch viel mehr mit berührender Situationskomik als mit subtiler Groteske. Dennoch gibt es einige Referenzen, wie beispielsweise der Close-Up auf Pepas Beine - eine der Obsessionen Buñuels. Carmen Maura verkörpert die Exzentrik und Verwirrtheit ihrer Figur unglaublich gut, hormongeladene Gefühlsausbrüche bringt sie ideal auf die Leinwand. Ebenso beachtlich ist Antonio Banderas Leistung, der mit seiner Rolle des stotternden Carlos zeigt, was in ihm steckt. Alle Charaktere bilden zusammen ein unvergleichbares Konstrukt überzogener Realität. Unglaubwürdig, aber authentisch. “I don`t want to imitate life in movies; I want to represent it. And in that representation, you use the colors you feel, and sometimes they are fake colors.” sagt Almodovar. Diese falschen Farben sind seine Welt, eine Welt, die ich gerne besuche und besuchen werde.

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      • 8

        Da schaut man sich Tarkovsky-, Kubrick-, Hitchcock-, Lynch-, Pasolinifilme an und dann so etwas. Man kann es nicht vergleichen und dennoch vergebe ich glatte 8 Punkte für diesen Trash, der immer absurder wird und mit seiner Absurdität immer besser. Selten wollte ich nach einem guten Film nicht mehr als einen Satz schreiben, der diesen hier aber wahrscheinlich nur auf etwas möglicherweise Untertriebenes reduziert hätte. „The Worlds End“ ist der beste Film von Edgar Wright, so viel steht für mich fest. Trashiger hätte ich nicht bedient, besser nicht unterhalten werden können. Wieder einmal hatte ich einen großen Vorteil, was die Erwartungshaltung anbelangt: Ich wusste rein gar nichts vom Inhalt, außer dass dies eine Art loser Abschluss der Cornetto-Trilogie sein würde, die ja außer dem Product Placement von Cornetto auch noch die beiden genialen Protagonisten Simon Pegg und Nick Frost mit sich bringt. Gerade mein Nichtwissen war ausschlaggebend für meine gnadenlose Überrumpelung. Ich glaube, niemand, der den Inhalt nicht kennt, würde das erwarten, was einen hier erwartet. Diesen Film genießt man außerdem nur wirklich, wenn man ihn in Orginalton ansieht, das muss den Leuten endlich klar werden und da wäre mein Appell auch an die Kinos bzw. die Verleiher, britische Komödien nicht nur durch die bloße Synchronisation zu schänden - auch Untertitel helfen bei Not. Das Freudenfest an Sprüchen, die grandiose Besetzung, die vollkommene Hyperbel des Schwachsinns: Sie haben die Chance, Kult zu werden.

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        • 10
          über Rabbits

          „And then, there it was.“
          „No, nothing.“
          „Well then, it must be very dark“
          „It was the man in the green coat“
          „I wonder who i will be“

          Inkohärenz, verschobene Synchronisation und Chronologie. David Lynchs „Rabbits“ ist eine neunteilige Antisitcom der befremdlichsten Art. Drei Hasen (Jack, Suzie und Jane) spielen in einer suggerierten Live-TV Show unter Gelächter, Applaus und Angst vor dem Unbekannten. Jegliche Kommunikation schlägt fehl, nur das gemeinsame Verharren in starrer Position vermag den Dreien verhelfen, aus der unglaublichen Atmosphäre zu entkommen, die ihr ebenso starrer Raum mit der obligatorischen Lynch-Lampe und der roten Couch im Zusammenspiel mit dem einmal mehr genialen Angelo Badalamenti erzeugt. Die irrealen Dialoge sind keine, sie täuschen eine gesellschaftliche Homogenität vor, die das sardonisch jubelnde Publikum erfrischt und den Zuschauer kalt erwischt. Die Helden, sie werden bei Erscheinen applaudiert, leben in einer schwachsinnigen Monotonie kreisender Neophilie und -phobie. Sie schauen sich einander an, sprechen dabei mit sich selbst über eine unbekannte Bedrohung und ohne, dass eine Konsequenz aus irgendeiner Aktion entsteht, lässt Lynch nur eines evolvieren: Ratlosigkeit. Eine Ratlosigkeit, die der Zuschauer mit den mysteriösen Hasen teilt, eine Ratlosigkeit, so ratlos und spannend, dass er sich nicht von der gespielten Wirklichkeit abwenden kann. Das Fehlen jeglicher Kontinuität ermöglicht einem kaum, das Gesehene zu reflektieren. Trotz dieser Diskontinuität ist ein Muster zu erkennen. Jeder der Drei bekommt eine eigene Episode gewidmet, in der er allein die Realität in einem langen, traumartigen Monolog zu beschreiben versucht. „Something is wrong! The dark crawls. Light blows out. Dark smiling teeth.“ sagt bzw. singt ein jeder zu Beginn. Währenddessen brennt an der Wand ein Feuer, eine vermutlich mächtige Instanz, die in anderer Form immer wieder kehrt. Die unnachahmliche Erzeugung dieses Befremden frisst sich weiter durch alle Episoden, hört nicht auf und erreicht in jenem absurden Moment, als ein ohrenbetäubendes Telefonläuten die vermeintliche Stille unterbricht, sein Maximum, was zugleich ein Minimum ist. Minimum, da die Last der beunruhigenden Stille endlich verfällt und die Hoffnung auf eine stringente Lösung, eine dramatische Konsequenz, eine nachvollziehbare Aktion besteht. Um den Zuschauer das noch munter unter die Nase zu reiben und ihn mit angesprochener, zweifelhaften Hoffnung zu füttern unterstreicht Lynch sein Genie mit einem absoluten Bruch in der Bildsprache: Alle Sequenzen spielten sich in einer unbewegten Totale ab, doch plötzlich wird das Telefon in einer Naheinstellung gezeigt - die Spannung ist kaum auszuhalten! Wie einfach der Mensch zu manipulieren und verwirren ist, wie leicht und naiv er alles glaubt, was ihm als real erscheint, das ist Lynchs Intention dieses Meisterwerks. Vielleicht steckt in jeder Angst ein Funken Wahrheit und wenn Jack Suzie und Jane erzählt, „I need to tell you something!“, ohne es zu tun, ist vielleicht dieses unbekannte Geheimnis der Auslöser aller Angst.

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          • 0 .5

            Sowohl der Film als auch die Punktevergabe ist für'n Arsch! ;)

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            • No! ist gut :) und Bunuel sowieso :D

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                • 10

                  Ana schaut mir in die Augen. Ich bin fassungslos. Ihr penetranter Blick löst so Verschiedenes in mir aus: Empathie, Sympathie, Angst, Verwirrung. Ihr Blick verkörpert eine unglaubliche Unschuld, gleichzeitig hat sie einen beeindruckenden Ausdruck seelischer Vollkommenheit, seelischer Reinheit, seelischer Reife. Trotz ihres Kindesalters nimmt man ihren großen Pupillen ab, das Ganze zu sehen, das Wichtige zu sehen und trotz ihrer Verspieltheit ist sie schon als Kind eine erwachsene Frau, die so vieles repräsentieren kann, wie die Vielfalt jedes einzelnen Blattes eines mächtigen Baumes. Doch Ana, die laut Regisseur Carlos Saura vom Tod besessen ist, ist sich ihrer Teilnaivität nicht bewusst, sehr wohl doch der zusammenhängenden Umstände. Für den Tod der krebskranken Mutter (Geraldine Chaplin, die Tochter von Charlie Chaplin) macht sie ihren Vater verantwortlich, weil sie weiß, wie schlecht er sie behandelt und betrügt. Sie will ihn vergiften und verwechselt, dass der Vater nicht wegen des verabreichten Pulvers stirbt, sondern an einem Herzinfarkt. Dadurch steht sie im Glauben, Macht über Leben und Tod zu besitzen und versucht auf eigene Faust, die Konsequenzen des Verfalls ihrer Familie neu zu bestimmen. Das tragische Verwaisen, die offensichtlichen Intrigen, der Kontrast zwischen frankophiler, verstummter Großmutter und singender Kinder, die unsinnige Kälte und scheinbare Fürsorglichkeit der Tante, die Wärme des Busenwunders Rosa, die fragile Mutter - Saura erschafft eine emotionale Aura voller beängstigender Realität, die sich im Film in surrealer Weise ausdrückt. „Cría Cuervos“ ist die lebendige Abrechnung mit Franco, wie ein Art Todesstoß für den damals im Sterben liegenden spanischen Diktator, dessen Herrschaft für den Zusammenfall der gesamten Gesellschaft verantwortlich war. „Cría Cuervos“, auf deutsch „Züchte Raben“, ist eine an unzähligen Metaphern und Symbolen angereichte Geschichte mit dem Ursprung eines spanischen Sprichworts: „Züchte Raben, und sie werden dir die Augen aushacken“. Ana ist so ein Rabe; ein Rabe, der seinen Hass, ausgelöst durch innere Einsamkeit und Sehnsucht, in eine greifbare Form bringen will, angetrieben von seinem Wille nach Gerechtigkeit und dem quälenden Schmerz, der ihn in eine fiktive Welt flüchten lässt. Dieser Eskapismus wird perfekt inszeniert, vollkommen flüssig und kohärent integriert. Er lässt uns der Stimme von Jeanettes „Porque te vas“ lauschen, in dem es übersetzt heißt: „Und wie jede Nacht werde ich weinen wie ein Kind, weil du fortgehst“ Die symbolischen Bilder lassen uns nach dem wahren Wesen der geheimnisvollen Blätter fragen, wir verfolgen aber weiter den alles andere in den Schatten stellenden Blick. Ein Blick, wie die strahlende Sonne; wie ein wachendes Auge. Ein Blick des Todes - und gleichzeitig des Lebens.

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                    • Hier das Musikvideo für Nine Inch Nails:

                      http://vimeo.com/70257842

                      Nice!

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                      • 8 .5

                        Bei manchen Filmen ist nicht das Was das Wichtigste, sondern das Wie. „Only God Forgives“, der inzwischen neunte Film des 42-jährigen Dänen Nicholas Winding Refn ist so ein Film. Und da sag ich gleich vorneweg etwas zum angesprochenem Wie: Aber wie!
                        Nicht die Story an sich ist das überzeugende Element, es ist Refns geniale Inszenierung, die die Handlung wie eine einzige Vision verschmelzen lässt und den Zuschauer in bombastischer Ästhetik an die Wand nagelt. Langsame Kamerafahrten durch enge, rot beleuchtete Gänge, entlang an beschatteten Wänden, fangen schleichende Gestalten ein, die so finster wie nur möglich die Räume begeistern. Das alles erinnert einmal mehr an David Lynch, aber wohlgemerkt ohne ein Plagiat zu sein. Ryan Gosling, der mir (, der ein absoluter Skeptiker war bis vor nicht all zu langer Zeit) immer besser gefällt in seinen neuen Rollen, spielt Julien still, aber explosiv, introvertiert, aber brutal, verträumt und desillusioniert. Seine Mutter, Kristin Scott Thomas, eine Art Dominanz-Milf (no!), die kranken Gefallen an ihren Söhnen und am verspritzen Blut bzw. ihrer Rachsucht empfindet und Lt. Chang (in Wirklichkeit: Vithaya Pansringarm), ein Richter und Henker, dessen Methoden ein wenig fragwürdig sind, bilden mit Julien das klassische Dreieck, um das die Geschichte gewoben ist. Cliff Martinez ist wie bei „Drive“ der Mann für den atemberaubenden Sound und er macht seinen Job so gut, dass mir einige Szenen, übrigens wunderschön eingefangen von Larry Smith, wahrscheinlich für immer im Gedächtnis bleiben werden, da ich ein audiovisuelle Faszination niemals vergesse. Allein die redundante Vision, in der Julien seine mysteriöse Freundin von der Couch aus beobachtet, ließ mich vor Gänsehaut erschaudern. Sie wird ein Grund sein, wieso ich den Film immer wieder sehen will. Doch nicht nur die Bildgewalt überzeugt mich aufs Ganze, denn das Blut der Agierenden zieht sich in den 89 Minuten wie ein roter Faden, parallel zu den dunkelroten Beleuchtungen hindurch. Dabei ist diese brachiale Brutalität enorm wichtig, da sie den nötigen Touch - oder besser Punch - in die Magengrube bewirkt. Allen Kritikern, die diese Gewalt auf eine Perversion oder gar Fetisch von Refn reduzieren, will ich noch einmal verdeutlichen, was ich schon in meiner „Clockwork Orange“-Kritik geschrieben habe: Ein Einfall eines Künstlers muss nicht zwingend ein Spiegelbild seiner eigenen Psyche sein. Deshalb sind Kommentare wie „Refn hat‘n kleinen Schwanz und holt sich Viagra durch Selbstverliebtheit und Arroganz“ (kein direktes Zitat, sondern eine vielfach vertretene Ansicht) vollkommen überflüssig. Ich kann weder kranke Züge erkennen, noch ist die Handlung ein Ausdruck von Refns Gewaltfantasien, egal wie intensiv seine Szenen sind. Diese würde ich ansatzweise mit Gaspar Noés „Irreversible“ vergleichen, der lustigerweise auch immer für seine Perversionen an den Pranger gestellt wird, bei dem die Verstörungskraft aber auch noch um ein Vielfaches höher ist. Refn ist ein Künstler, ein Künstler der genau weiß, wie man einfangende Atmosphäre kreiert und wie man mit ausgeklügelter Cadrage und Mise-en-scène Bildern Leben einhaucht. Es gibt ganz wenige Regisseure von Heute, die eine solche bildgewaltige Ästhetik evozieren können, ich würde noch Lars von Trier, Darren Aronofsky, die Coen Brothers, P.T. Anderson und den eben erwähnten Gaspar Noé anführen. Nach „Valhalla Rising“ und „Drive“ schenkt mir Refn jetzt schon den dritten Film hintereinander, der eine 9 als Bewertung erhält und ist dadurch bei mir ganz weit oben bei den zeitgenössischen Regisseuren - und das zu Recht.

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                            Ich habe ja schon in meinem Kommentar zu „The Holy Mountain“ von meiner Aufregung wegen Jodorowskys Anwesenheit geschrieben. Zwei Tage danach sah ich mir seinen ersten abendfüllenden Spielfilm „Fando Y Lis“ aus dem Jahre 1968 an, etwa drei Reihen hinter dem Regisseur selbst, der wieder eine interessante Einführung gab. Der Chilene drehte diesen Film in Mexiko und erhielt nach der skandalträchtigen Premiere eine Morddrohung vom mexikanischen Regisseur Emilio Fernández, den er dann später mit ein paar Flaschen Wein wieder besänftigten konnte. „Fando Y Lis“ ist eine Hommage an die surrealistischen Werke Buñuels und Dalís und strotzt nur so von genialen Einfällen unbeschreiblicher Bizarrheit. In einer wüsten, postapokalyptischen Region suchen Fando und Lis, die ab dem Rumpf abwärts gelähmt ist, nach dem Paradies (Tar). Dabei treffen sie auf die verschiedensten Menschen, die sich allesamt eigenartig verhalten. Für Jodorwsky war hier auch Franz Kafka ein großer Einfluss, er thematisiert das Labyrinth, aus dem man nicht mehr entkommen kann, egal in welche Richtung man geht. Sobald man sich auf die wirre Suche einlässt, deren Verlauf alles andere als stringent ist, wird einem ein großer Reichtum an Details offenbart, vielleicht noch ein wenig „unstrukturiert“ im Vergleich zu „Montana Sacra“, aber dennoch mehr als interessant. Er selbst kommentierte (er hatte den Film selbst seit Ewigkeiten nicht gesehen), dass er im Nachhinein etwas mehr rausgelassen hätte, um sich auf den Kern des Films zu konzentrieren: Die absolute Liebe. Nach dem Film bin ich zu Jodorowsky hingegangen und habe ihm meine Begeisterung für den Film/seine Filme erklärt, während er mir die Hand schüttelte. Er fragte erstaunt: „THIS movie???? Perfecto!“

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                            • The Immingrat und El Topo sehen wir gleichzeitig! Könnte man sich ja treffen... ;)

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                                Dass Alejandro Jodorowsky am ersten Sonntag des Internationalen Filmfests 2013 in München während „The Holy Mountain“ (1973) anwesend war und davor eine kleine, lustige Einleitung gab, war ein bedeutender und aufregender Moment für mich, der davor noch keinen seiner Filme sehen durfte, sich aber dessen Größe und Bedeutung bewusst war. Jodorowsky, so sagt er selbst, machte damals alles genau so, wie er es wollte und brauchte. Die Grundvorraussetzung dafür legte unvorstellbarer Weise John Lennon, der ihm eine Millionen Dollar für das nächste Projekt gab, als Ausdruck seiner Bewunderung für El Topo. Der gebürtige Chilene wollte einen Film machen, den der Zuschauer nicht beim Ersten mal verstehen kann. Einen Film, den man sich wie ein Lied immer wieder anhört, um es immer mehr zu lieben und besser verstehen zu können. Eine weitere Anekdote hatte er auch parat: Ein anscheinend riesiger Fan erzählte ihm einst, dass er erst nach 50 Sichtungen von „The Holy Mountain“ an sein eigenes Verständnis für zumindest ein paar Szenen geglaubt hätte. Zudem wollte der Kultregisseur alle Regeln und Konventionen brechen, die es im Film je gab. Das ist ihm mit diesem grandiosen Werk auch eindeutig gelungen. Ein künstlerischer Surrealismus, der manchmal an Dalís Malereien erinnert, bestimmt den gesamten Weg einer Truppe aus verschiedensten Menschen auf der Suche nach dem ewigem Leben. Die famose Bildgestaltung und Kameraarbeit gehört zu den besten filmischen Raffinessen, die ich je bewundern durfte. Jede Einstellung wird mit Symbolen überschüttet, vor lauter bildüberflutetnden Details fällt es einem schwer, sich für eine Betrachtung einer dieser zu entscheiden. Daher kann man den Film unmöglich nach dem einmaligen Sichten ganz verstehen bzw. sehen, außer man besitzt vielleicht zehn Augenpaare. Mit nackter Haut wird nicht gespart, mit Anspielungen jeglicher Art erst recht nicht und von Szenen, die mit gewaltiger Stimme nach Skandal kreischen, braucht man erst gar nicht beginnen, denn der gesamte Film ist eine provokante Ode an die Anarchie. Interessant ist, dass Jodorowsky trotz seiner offensichtlichen Blasphemie sehr wohl religiöse Subtexte mit einbaut. Allein, dass die Protagonisten auf einem spirituellen Trip (nicht nur das...) sind, und ähnlich wie bei „Ritter der Kokusnuß“ etwas Heiliges ersuchen, unterstreicht das. Im Endeffekt ist diese Suche, das Topos in Jodorowoskys Werk, auch das Einzige, was man wirklich als durchgehende Handlung bezeichnen kann. Das Ende hat mich übrigens in seiner Groteske auch an die „Ritter der Kokusnuß“ erinnert, aber das nur am Rande, weil es handelt sich hierbei vielmehr um ein einzigartiges, absichtlich verstörendes Werk, bei dem der Humor nicht zu kurz kommt, im Gegensatz zum lustigsten Film aller Zeiten, bei dem jegliche Seriosität auch aufgrund finanziellen Schwierigkeiten verbannt wurde. Manche Sequenzen in „The Holy Mountain“ waren so unglaublich genial bebildert und inszeniert, dass ich sie noch jetzt direkt vor Augen habe, einfach nur unbeschreiblich zum Beispiel, wie der eigentliche Protagonist, der an einen geisteskranken Jesus erinnert, in die Welt des Alchemisten eintaucht, einer sehr dubiosen, mysteriösen Filmgestalt. Genial ist auch der Einsatz vom Ton. Zuerst nimmt man an, dass alle Darsteller unfähig wären, eine Sprache zu sprechen, da sie sich durch Urlaute „verständigen“, später hört man Stimmen, sieht aber niemanden reden. Jodorowsky war ein Pantomime und das hat enormen Einfluss auf seine Erzählweise. Off-Texte nehmen überhand, die Schauspieler agieren viel mit Mimik und Gestik. Auch die Farben sind beeindruckend und betonen die wundervoll gestalteten Bilder. Auf der Suche der Protagonisten nach dem heiligen Berg ist man selbst als Zuschauer auf der Suche nach dem Sinn. Diese Parallelität ist eingefädelt in abstruse Einfälle, die sich oft mit der Geschichte Mexikos befassen, in einer derartigen Art und Weise bizarr und skandalös, dass „The Holy Mountain“ bis heute in der Reihe der avantgardistischen Filme einen hohen Stellenwert einnimmt. Damit führt er nach „La Cravate“, „Fando Y Lis“ und „El Topo“, zu denen noch weitere Kommentare folgen werden, seine eigene Anarchie als Auflehnung gegen die Realität und die Gesellschaft beeindruckend weiter.

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                                • 10

                                  Genauso wie bei „Shining“ habe ich die Romanvorlage nicht gelesen. Eine Verfilmung ist aber auch nicht für die Befriedigung des Autors da, sondern für die des Publikums. Und was Stanley Kubrick bei „Clockwork Orange“ an Perfektion und künstlerischer Virtuosität abliefert, ist einmal mehr schlichtweg phänomenal. Man redet bei seinen Werken weniger von Filmen im klassischen Sinn, es sind Kunstwerke, bis heute unerreicht in ihrer Exzellenz. Dass Kubrick sowohl als Regisseur, Drehbuchautor als auch Produzent agiert, bringt ihm die absolute Macht, genau das zu machen, was er sich vorstellt. Untermalt von Musik von Beethoven bzw. von genialen, elektronischen Aversionen klassischer Stücke von Walter Carlos begibt sich der Zuschauer in einen trance-ähnlichen Zustand synästhetischen Genusses. Die ungewöhnliche, teils weitwinklige Kamera, die oftmals durch großartige Untersichtperspektiven hervorsticht, die innovative Montage, die jegliche Konvention über den haufen wirft, der Einsatz von Zeitraffer und Zeitlupe, der hypnotisierende Soundtrack, die Farben, die Blicke der Schauspieler (übrigens sind alle Schauspieler mehr als genial), die erfundene Slangsprache, der Kontrast zwischen Gewalt und fröhlicher Musik, die Milchbar: Dies alles führt zu einem Einlass in eine Welt verträumter Ästhetik und beeindruckend realer Zukunfstvision. Die Jungen haben keinen Respekt vor den Alten, es herrscht Chaos statt „law and order“, eine spürbare Destruktivität von allen Seiten ist repräsentativ für das entstandene totalitäre System. Kriminellen soll durch Konditionierung jegliche Entscheidungsgewalt genommen werden, so dass sie weder zur Kriminialität noch zum tugendhaften Handeln gemäß einer gesellschaftlichen Moral fähig sind. Das führt zwar zu einer niedrigeren Gewaltbereitschaft aber zerstört den Menschen und seinen Verstand. Viele Kritiker sehen im Film eine extreme Gewaltverherrlichung. Das ist meiner Meinung nach geradezu der Beweis, dass Kubrick mit seinen Kunstwerken trotz aller Popularität und dem Erfolg bei der Masse, zu intelligent für diese ist. Eindeutig das gerade angesprochene System auf subtile Art und Weise angreifend, bezieht er gesellschaftskritische Stellung, nicht gewaltästhetisierende. Dass er Klassik, was der Zuschauer sofort mit Ruhe und Harmonie verbindet, bei den Szenen absoluter Brutalität einsetzt, ist vielmehr gleichzeitig ein Spiegel für den Zusehenden, als auch Teil der Kritik. Das ist unglaublich genial. Oft wird nur aufgrund einer ästhetisierenden Inszenierung gleich eine Verbundenheit zwischen Erschaffer und dargestelltem hergestellt. Ich verstehe die Leute nicht, die nicht unterscheiden können, ob der Regisseur hinter den Aktionen der Darsteller steht, oder ob er entweder das Publikum bedienen will oder eben dadurch Kritik ausübt. Und diese Kritik bezieht sich hier sowohl auf die Handlung, als auch auf die Gesellschaft im allgemeinen. Ein ähnliches Thema ist Tarantinos Gewaltdatstellung - diese ist nicht von Bedeutung im Sinne einer Kritik. Sie ist nicht ernst zu nehmen und bietet nichts weiter als Unterhaltungswert. Es mag sein, und es ist wahrscheinlich auch ganz sicher so, dass einige Hooligans oder gewaltaffine Menschen „Clockwork Orange“ bzw. Alex und seine Gang als „Vorbild“ nutzen, aber das fällt auf keinen Fall Kubrick oder dem Urheber der Handlung, Anthony Burgess, zu Lasten, da die Inspiration auf vollkommenen Unverständnis basiert und der Film dies niemals nur ansatzweise beabsichtigt. Dass es nun aber dazu kommt, ist für mich kein Argument für eine Kritik, vielmehr ein Ausdruck von der Dummheit der Gesellschaft. Da stellt sich auch die Frage, ob ein intelligenter Künstler überhaupt seine ganze Intelligenz in einem gewagten Werk verwenden kann, ohne gerade für diese, basierend auf ein offensichtliches Missverstehen, kritisiert zu werden. Natürlich gibt es noch einige weitere Anlaufstellen für die Empörung konservativer Anhänger. Man denke dabei an die große Freizügigkeit der Darsteller, die Schlange, das phallusartige Mordutensil oder an die tanzenden Söhne Gottes. Alex, ein junger egozentrischer Psychopath, der Gewalt Vernunft vorzieht und dessen Sinn im Leben aus der Zerstörungswut und ausschweifendem Hedonismus besteht, ist eine klassische tragische Figur, die immer tiefer fällt. Er verliert alles, was er überhaupt noch verlieren kann und wird vom Ausnutzenden zum Ausgenutzten. Sein Leben, repräsentativ für die orientierungslose Jugend, die es in den Augen des Systems zu bekämpfen gilt, wird zerstört und entmenschlicht. Geradezu ironisch ist der Fakt, dass ihm die Triebe nicht genommen werden können, der Verstand eben schon. So ist die letzte Einstellung vielleicht doch nicht von unwichtiger Bedeutung, sondern stellt die absolute Reduktion eines kranken, aber doch noch mehr gekränkten Menschen dar.

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                                  • 7 .5

                                    Was für ein Thriller! Dass sich hier wieder die Geister scheiden, lässt sich durch die Einzigartigkeit Refns visionären Stil erklären. Langsame, aber stetige Bewegung, vor allem durch grandiose Kamerafahrten evoziert, dialogarme Szenen, die einen befremdlichen Charakter aufweisen. John Turturro spielt atemberaubend gut, die Atmosphäre, die er und Refn aufbauen sind hervorragend. Natürlich gilt der erste Gedanke bei Rot und Hotelflur Mastermind David Lynch, das will ich garnicht abstreiten. Dennoch bleibt Refn Refn und nicht Möchtegern-Lynch und hat seine eigene Art diese Elemente in seine Inszenierung einzufügen. Hervorstechende Beispiele sind vor allem die eingeschobenen, angsteinflößenden Farbsequenzen, die sowohl als Vision als auch als paranoide Träume/Halluzinationen aufgefasst werden können. Super ist zudem die musikalische Untermalung von Brian Eno. Dieser düstere Psychothriller gehört in seinem Genre zu den Besten der 2000er und fesselte mich gespannt vor den Bildschirm, die nächste bildliche Ekstase erwartend und aus den stilsichersten Karten schöpfend. Refn, der Däne mit dem Faible für exzessive Gewalt ("Drive", "Valhalla Rising" und wahrscheinlich auch "Only God Forgives") verzichtet hier größtenteils auf physische Belastungen. Vielmehr greift er die Psyche des Zuschauers an und verdeutlicht, wie man eine bedrückende Intensität ohne ausschweifende Gewalt aufbaut. Mir war sofort klar, dass die meisten das Ende kritisieren würden, doch genau wegen dieser dubiosen, penetranten Konsequenz gefällt mir "Fear X". Müssen Geschichten ein Ende haben? Können Geschichten nicht auch

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                                    • 9 .5

                                      Nach wahrscheinlich zehn Jahren endlich wiedergesehen und ich muss sagen: Unvergleichbar intensiver und düsterer Animationsfilm, der jegliche Traumata aus Kinderzeiten hervorrufen kann. Ich hatte immer noch stellenweise Angst vor diesen trügerischen Bildern. Kaninchen mit bedrohlichen Fratzen und ein zerfleischender Hund prägen bis heute mein Gedächtnis. Mit Überblendungen und genialen Animationen psychedelischer Art wird ein absolut einfangendes und hypnotisierendes Konstrukt auf den Zuschauer losgelassen. Da dieser Zuschauer meist jünger als 10 Jahre alt ist, verfängt sich im Gehirn wohl schnell die Angst vor dieser bedrohlichen Welt, die man (in den meisten Fällen) noch nicht wirklich kennt. Unglaublich gut sind auch die expressionistischen Perspektiven, die grafische Leistung ist allgemein beeindruckend. Brutale Szenen voller Blut und die Repräsentativität einer modernen Fabel von Tieren für Menschen sind animalisch gut. Jetzt wurde mir übrigens klar, dass die damalige Nachwirkung sogar noch schlimmer war, als der eigentliche Film: Ich muss eines Tages geträumt haben, dass der Hund grün und fünf Meter lang ist, ich hätte mein Leben darauf geschworen, dass er es im Film auch war - anscheinend war es die Verarbeitung des Traumas in meinem Kopf. Vielleicht ist das auch bezeichnend für die Intensität von "Watership Down", der gleich im Prolog klarstellt, dass man nicht vor strömender Gewalt verschont werden wird. Ein herrlicher Film, der an Grausamkeit nur schwer zu übertreffen ist, gerade wenn es darum geht, Kindern ein reales Bild der Welt zu vermitteln. Meinen Kindern werde ich einmal diesen Film zeigen, nicht um sie zu quälen, sondern um sie zu belehren. Genau diese Ansicht hatte mein Vater anscheinend auch, und ich bin froh darüber. Dabei sei gesagt, dass nicht nur Kinder diesen Film sehen sollten, denn jeder Mensch mit sozialkritischen Tendenzen und einer Vorliebe für eine geistreiche Auseinandersetzung mit den Übeln der Welt, wird mehr als nur ausreichend bedient. "All the world will be your enemy, Prince of a Thousand enemies. And when they catch you, they will kill you. But first they must catch you!"

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                                        über Shining

                                        Stanley Kubricks Verfilmung von Stephen Kings gleichnamigen Roman aus dem Jahre 1980 erwies sich für den Autor als so enttäuschend, dass er 17 Jahre später als Drehbuchautor und Produzent für das Remake in Form eines vierteiligem Fernsehfilms fungierte. Diese Enttäuschung bezieht sich vor allem darauf, dass Jack Nicholson, dadurch dass er in so genialer und verrückter Intensität aufspielt, den eigentlichen „Protagonisten“ des Films verdränge, nämlich das Hotel an sich. Diese Kritik ist wahrscheinlich für den Zuschauer, der „Shining“ gelesen hat, von Bedeutung, der Zuschauer ohne Vorkenntnisse wird jedoch mit einem der besten Psychothrillern ohne jeden Makel beglückt. Nicholsons besagte Intensität ist so immens wahnwitzig und perfekt gespielt, dass man sich neun Jahre später nicht über seine Rollenbesetzung als „Joker“ wundern brauchte. Er verkörpert einen Schriftsteller, der in einem Hotel in den Colorados außerhalb der Saison als Hausmeister arbeitet, um dort Ruhe für sein nächstes Projekt zu finden. Zusammen mit seiner Frau Wendy und seinem kleinen Sohn Danny bezieht er das Hotel, die erschreckende Einsamkeit schleicht schon im ersten Viertel auflauernd durch die hypnotisierenden Gänge. Illusionen, Halluzinationen, Ängste und Wahnsinn befallen die Familie und treiben sie obgleich der schier labyrinthischen Unüberschaubarkeit der Umgebung in die Enge. Das Gefühl der Klaustrophobie wird durch das Hotel evoziert, alles dort ist dubios, man spürt selbst als Zuschauer, wie unangenehm und verstörend es wirkt. Daher verstehe ich Kings Kritik nicht ganz, denn Kubrick gibt wirklich alles dafür, den Wahnsinn in Bildern zu zeigen. Er, der absolute Virtuose unterstützt jeglichen Inhalt durch sein exzellenten Einsatz von beweglicher Kamera und bedrohlicher Musik von Wendy Carlos, Béla Bartók, György Ligeti und Krzysztof Penderecki. Schon in „2001 - Odyssee im Weltraum“ beeindruckte Kubrick mit „Atmosphéres“ und „Requiem“ von Ligeti.
                                        Die Spannung entsteht aber nicht nur durch Musik und Kamera. Alle Schauspieler, besonders auch der damals sechsjährige Danny Lloyd verleihen ihren Rollen den nötigen Feinschliff absoluter Verstörung. Auch die Hysterie von Wendy ist einfach nur unglaublich. Besonders hervorragend ist die Architektur und Einrichtung des Hotels. Das Detailreichtum der Bildlichkeit ist wie so oft bei Kubrick mit Malerei vergleichbar. Jedes Bild ein Gemälde - pure und wahre Kunst. Selten habe ich eine so passende Atmosphäre wie in „Shining“ gesehen/gespürt und selten lief mir so ein kalter Schauer über den Rücken wie hier. Ein Meisterwerk, aber etwas anderes kenne ich von Kubrick auch nicht.

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                                        • 9 .5

                                          Lola Rennt. Der Name ist Programm. Tom Tykwer lässt Franka Potente durch Berlin laufen, laufen, laufen. Doch wieso läuft sie eigentlich? Die Schlüsselszene, vielleicht auch die beste im ganzen Film, spielt sich nicht in den drei Episoden ab, die alle zeigen, was lieben ist. Was Theorie und Glaube in Anbetracht des praktischen Umsetzens bedeutet:

                                          Lola: "Liebst du mich?" Manni: "Na sicher" Lola: "Wie kannst du sicher sein?" Manni: "Weiß nich. Bins halt." Lola: "Aber ich könnt auch irgend ne andere sein." Manni: "Ne" Lola: "Wieso nich?" Manni: "Weil du die beste bist!" Lola: "Die beste was?" Manni: "Na die beste Frau!" Lola: "Von allen, allen Frauen?" Manni: "Na klar!" Lola: "Woher willst du das wissen?" Manni: "Das weiß ich halt" Lola: "Du glaubst es" Manni: "Gut, ich glaubs" Lola: "Siehste!" Manni: "Was?" Lola: "Du bist dir nich sicher!"

                                          Manni und Lola lieben sich, das ist der erste Fakt, den man dem Film entnehmen kann. Alles andere ist darum gewebt. Es geht um die Macht des Zufalls bzw. des Schicksals. Es geht um die Auswirkung jeglicher Aktion. Tykwer schafft es auf subtile Art und Weise, Grundprobleme des Menschen evident zu machen. In durchwegs rasanter Erzählart wird jede Episode mit derselben Ausgangsposition in eine vermeintliche Zufallsmaschine gesteckt. Was dabei rauskommt sind Aversionen, die auch einfach nur ausgedachte Szenarios der Protagonisten sein könnten. Angepeitscht von passender Techno-Musik und mit rasend schnellem Schnitt erzielt Tykwer den Effekt des unaufhaltbaren Tickens der Zeit, das selbst eine der vielen Intentionen des Films ist. Die Zeit ändert alles, bzw. die Aktion in Relation zur Zeit ändert alles: Im Grunde genommen basieren die veränderten Details in den Episoden nur auf Lolas Verhalten gegenüber dem jungen Mann mit seinem Hund, während sie die Treppe hinunterläuft. Alles, was danach kommt, wird durch die zeitliche Änderung der Aktion selbst bestimmt - diesen Gedanken, der zudem den Schmetterling-Effekt aufgreift und weiterspinnt, finde ich äußerst interessant umgesetzt. Also, um zurückzukommen auf die vermeintliche Zufallsmaschine, eigentlich ist laut dem Film alles vorherbestimmt durch das Schicksal, die Situationen bleiben immer die gleichen, nur deren Ausgang hängt vom Verhalten von Lola und Manni ab. Logischerweise wird damit auch eine Abhängigkeit der Dinge untereinander klargestellt. Ein interessantes Detail der drei Episoden ist auch die unlogische Verknüpfung, die vielleicht wieder darauf hinweisen könnte, dass die ersten beiden nur eine Vorstellung waren und Lola aus ihnen gelernt hat, wie sie es richtig machen muss. Denn plötzlich weiß sie Dinge, die sie erst in vorhergehenden Episoden erfahren hatte. Dabei bleibt ein gewisser, absichtlicher Mangel an Logik nicht fern, der mich aber vollkommen anspricht, da er die Perfektion des absolut rational denkenden Menschen bezweifelt.
                                          Die Machart erinnert an einen comicartigen Musikclip und ist eine Mischung aus Zitaten auf andere Filme (beispielsweise „2001 - Odyssee im Weltraum“ oder „Is‘ was Doc?“) und arbeitet durchwegs mit Symbolen. Die Kleidung, die Farben, die Orte - sie sind alle zu einem authentischen und aussagekräftigen Gesamtbild zusammengefügt. Für mich einer der besten deutschen Filme, die ich bisher gesehen habe.

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                                          • 1
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                                              „Dann wird jeder Erstgeborene in Ägypten sterben, vom Erstgeborenen des Pharao, der auf dem Thron sitzt, bis zum Erstgeborenen der Magd an der Handmühle und bis zu den Erstlingen unter dem Vieh.“ (2. Mose, 11,5)
                                              Buñuel erschuf 1962 mit "El Ángel Exterminador" ein kammerspielartiges Meisterwerk. Das permanente Steigen der Spannung verleiht dem cleveren Drehbuch eine erschütternde Intensität. Surreales Kino par excellence, eine einzige intelligente Parabel über die Bestrafung der Bourgeoisie. Die Grundidee ist simpel und verwirrend zugleich: Ein nobles Paar namens Nobile veranstaltet eine Feier und aus einem unerklärlichen Grunde, können die Gäste den Salon am Ende des Abends nicht verlassen. Die Angestellten hingegen flüchten schon, als die Gäste eintreffen. Angelehnt an die zehnte biblische Plage, der Tötung der Erstgeborenen durch den Würgeengel/Gott (siehe oben), verschwinden den Kapitalisten alle Engel und offenbaren ihre wahren Gesichter: Gesichter der Animalität, die sich würgen und den Schädling suchen, nur nicht bei sich selbst. Gefangen in der Gesellschaft, frei von jeglicher Humanität. Gefangen in der endlosen Schiene vorgeschriebener Abläufe. Aus dem selbst verschuldeten Gefangensein wird ein unzerstörbarer Zwang, der Freiheit vernichtet und scheinbare Würde verleiht. Aus dem Zwang folgt die Unfähigkeit, richtig zu handeln und Probleme zu lösen. Selbst der intelligente Arzt weiss kein Heilmittel gegen die Unmöglichkeit ihrer Lage. Aus der Unfähigkeit wird ein egozentrischer Starrsinn, der diese Unmöglichkeit unterstützt und das freie Denken und Handeln zugleich erstarrt. Eine Gesellschaft, die nicht in der Lage ist, sich den einfachsten Wunsch zu erfüllen, gelähmt durch ihre eigene Paradoxie. Buñuel, der evident und kompromisslos kritisch Stellung nimmt, kreiert eine konfuse Stimmung voller Widersprüche. Er wiederholt Szenen nacheinander, variiert Handlungen, er lässt den Zuschauer zweifeln und sich wundern, er setzt seiner famosen Gesellschaftskritik die Krone des Surrealismus auf und erreicht damit das, was seine Protagonisten nicht erreichen: Richtiges handeln. Eingefangen ist das Werk übrigens von Kameramann GABRIEL Figueroa - welch Ironie.

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                                              • GENAU DAS GLEICHE DENKE ICH AUCH SCHON SEIT EWIGKEITEN!!! Es gibt nichts geileres als die griechische Mythologie, eine Schande sind solche Filme wie Percy Jackson (den ich leider noch nicht fertig gesehen habe aber jetzt schon weniger als 0 sind), Zorn der Titanen, usw.

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                                                  Michael Mann ist ein Mann, der für gute Actionszenen („Heat“, „Collateral“) bekannt ist. Diese Auszeichnung kann man ihm getrost zumindest in diesem Fall vollkommen absprechen. Selten habe ich solch schlechte Kampfchoreographien und testerongeladenes Rumgeballere mit Plastikgewehren gesehen, wobei ich anmerken will, dass mich dieses Genre so sehr interessiert, wie Michael Bay. Collin Farrell und Jamie Foxx agieren nach einem langweiligen Drehbuch, das stets grandios zu nerven weiß, nahezu beschissen. Diese Asiatin, der farbige Hamstercop, arische Intelligenzbolzen und ein „verrücktes Schwein“ bekleckern sich nicht gerade mit Ruhm, unterstützen wohl eher das Prädikat „Scheiße“. Logiklöcher und aggressiv machende, unbegründete Dummheit, Belanglosigkeit und Enttäuschung. Dies alles sind Substantive, die die farbenfrohe Essenz dieses Films ausmachen. Ich meine, wenn ich als Undercovercop in einen Club gehe, in dem ich mich als Transporter für Drogen ausgebe und gerade einen Deal mit dem Besitzer des Clubs eingegangen bin, dann tanze ich natürlich zehn Minuten später leidenschaftlich küssend mit der Geschäftsfrau des Besitzers, in die ich mich auch noch verliebt habe - in front of his eyes/camera - Daumen hoch! Das war wohl der lächerlichste Versuch, die menschliche innere Zerrissenheit filmisch darzustellen. Eigentlich kann man hier nicht ein einziges positives Wort verlieren, viel zu schade wären Komplimente und es wäre sogar unfair gegenüber mittelmäßigen Filmen. Einzig der nette Soundtrack mit Audioslave und Mogwai kann die absolute Katastrophe noch in ihrer Intensität mindern. „Der Letzte Mohikaner“, „Heat“, „The Insider“, „Collateral“ sind alles gute Filme, aber im Kontext gesehen wundert man sich bei „Miami Scheiß“, ob wirklich der gleiche Regisseur am Werk war.

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                                                  • Vorgestern "La Ricotta" im Kino gesehen. Leider kann man den nicht einzeln bewerten, dafür auf Youtube ansehen: http://www.youtube.com/watch?v=U-FxFN0VTAE
                                                    SEHR zu empfehlen, absolute Weltklasse.

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