SKURRIL - Kommentare

Alle Kommentare von SKURRIL

  • 3
    • 10

      Im Rahmen unserer CEREALITY-Lieblingsfilmeaktion hab ich mir zwei Werke ausgesucht, über die ich bisher möglicherweise aus Ehrfurcht nichts geschrieben habe: "2001: Odyssee im Weltraum" und "Mulholland Drive". Hier also Teil 1.

      "Wie begegnet man einem Werk, das weitaus mehr bietet, als das bloße empirische Erlebnis? Das die Kunstform Film seit 1968 entscheidend beeinflusst und als zeitlose, synästhetische Hoffnung für alle Ewigkeiten fungiert? In Worte zu fassen, welche Wichtigkeit „2001: Odyssee im Weltraum“ innewohnt, ist verbale Reduktion; ein Versuch, in reproduzierender Weise zwangsweise analytisch vorzugehen, da eine Beschreibung vollkommen uninteressant bleibt. Es sind die unzähligen Symbiosen aller Einzelaspekte, die Verbindungen auf zigfachen Metaebenen, die im faszinierten Zuschauer eine derartige Ehrfurcht auslösen, dass nicht wenige Filmbegeisterte behaupten, es sei nicht nur das Magnum Opus Stanley Kubricks, sondern der beste Film aller Zeiten."

      http://www.cereality.net/kritik/2001-odyssee-im-weltraum-113266

      16
      • 8

        "Ein Vater verliert seinen Sohn und nimmt Rache an den Schuldigen. Das klingt zunächst platt und humorlos, ist es aber nicht. Der Vater ist nämlich Nils (Skarsgård), ein in sich gekehrter Mann des Schnees, von dem jedwede Gewalttat nicht zu vermuten ist. Sein Sohn stirbt an einer angeblichen Überdosis Heroin, er ist sich aber sicher, dass jemand anderes dafür verantwortlich ist. Daher nimmt er seine eigene Überdosis an Mut und Rigorosität in die Hand und versucht, die mögliche Tat aufzudecken. Mit innovativen Mitteln wird erzählt, wie er die Machenschaften der norwegischen und serbischen Mafia in brachialer Art rachsüchtig stört."

        http://www.cereality.net/kritik/einer-nach-dem-anderen-113233

        6
        • Habe gerade Element of Crime geschaut. Findest du wirklich, dass der noch so unter seinen Möglichkeiten ist? Fand den schon sehr stark für ein Debut!

          2
          • 5

            "Die Beichte steht unter dem Schutz der Schweigepflicht. Doch was sollte ein Geistlicher tun, wenn der Beichtende ihm gesteht, ihn in einer Woche repräsentativ für die Kirche zu töten? Parallel zu Jesus, dem Gekreuzigten, der sich für alle Christen opferte und auf ewig deren Sünden erlöste, soll Father James (Brendan Gleeson) für die Misshandlungen an Kindern durch Gottesvertreter geradestehen. Er ist ein nachdenklicher Typ, der seinen Glauben nach dem Tod seiner Frau intensivierte, indem er sich der Kirche einer irischen Gemeinde namens Rush anschloss. Neben seiner grundsätzlichen Ruhe strahlt der korpulente Pfarrer eine unfehlerhafte Güte aus, eine pietätvolle Barmherzigkeit, deren Anfeindung unbegreiflich scheint. Der Beichtende erzählt ihm von fünf blutigen Jahren der Gefangenschaft, jeden Tag sei er als Kind misshandelt worden. Klar ist, dass Father James nicht der Verbrecher war, der später die göttliche Vergebung suchte."

            http://www.cereality.net/kritik/am-sonntag-bist-du-tot-103083

            3
            • ich hab mir letztens auch überlegt, nochmal alles neu zu bewerten, weil ich es strenger sehen will. was mich daran hindert ist, dass das datum der bewertungen logischerweise vollkommen verloren geht und das will ich nicht.

              2
              • SO GUT :D

                https://www.youtube.com/watch?v=_B5LvN2bToA&s

                5
                • 9
                  über Borgman

                  "Was für ein intelligenter Film „Borgman“ wirklich ist, ergibt sich nicht nur während des Zuschauens. So wie der Titelgeber als Alp nachts auf der besessenen Mutter sitzt, bleibt der äußerst verstörende Stoff entweder anbleibendes Unbehagen oder Grübeln. Zu viel sollte man aber nicht interpretieren; um Satan handele es sich in keinem Fall, wie van Warmerdam selbst sagt. Er arbeitete induktiv, von der ersten Szene ausgehend und sich weiterentwickelnd. Ein Film voller Aussagen und Symbole, ein Film, der sich nichts draus macht, etwas genauer erklären zu müssen, sondern dem Zuschauer eine gewisse Konzentration abzuverlangen, ein gewisses Verständnis, selbst wenn sich die Puzzleteile erst nach langem Überlegen ergänzen."

                  http://www.cereality.net/kritik/borgman-101782

                  11
                  • Sehr überrascht wegen "Happiness". Finde ich cool!

                    • Hier fehlt ja die komplette Filmographie als Regisseur. Habe gerade "Madrid, 1987" angesehen und fand ihn super, würde ich gern bewerten... Diese mitmach-Seite ist ja unter Bearbeitung, wie lange wird das wohl noch dauern?

                      4
                      • 8 .5

                        "Gemeinsam in den Urlaub zu fahren, bedeutet für ein Paar die absolute Konfrontation mit dem Partner. Die permanente Nähe erlaubt keine Ruhe – und nur eine Beziehung, die diese Permanenz verträgt, geht ihren Weg unbekümmert weiter. Doch was ist, wenn ein erschütterndes Ereignis die latenten Sorgen wie wild ausbrechen lässt; was ist, wenn die Enttäuschung über ein nicht eintretendes Verhalten in Verzweiflung mündet und nichts mehr so ist, wie es einmal war? Ruben Östlund beschäftigte sich mit diesen Fragen, ausgehend von einer Anekdote von Freunden: Das Paar befand sich im Urlaub in Lateinamerika, als der Ehemann bei einem Schussangriff instinktiv seine Frau verließ, um sich selbst in Schutz zu bringen. Sie blieben beide unversehrt, doch die Ehefrau beklagte im Nachhinein immer wieder das Geschehene."

                        http://www.cereality.net/kritik/hoehere-gewalt-091966

                        15
                        • 8

                          "Es gibt in Miyazakis Filmen oft den Konflikt der Pubertät, dem ersten Schritt vom Kind in Richtung Erwachsenwerden, doch seine Protagonisten verlieren durch ihre eigene Reifung niemals das gesunde Maß an Kindlichkeit. Daher sind sie so vielen Menschen nahe und man sieht ihnen gerne zu, wie sie ihre Abenteuer bewältigen. Miyazaki macht Filme für alle Altersklassen, er bietet den Jüngeren eine bezaubernde Welt der Fantasie und füllt sie für die Älteren mit menschlichen Grundproblemen. Er zeichnet niemals in Schwarz-Weiß, sondern verziert die Schwächen und Stärken der Menschen mit seinen buntesten Farben, bleibt dennoch minimalistisch in seinem Stil, indem er seine Striche auf das Nötigste reduziert und die Charaktere in einer kaum vergleichbaren Vielfalt präsentiert."

                          http://www.cereality.net/kritik/das-schloss-im-himmel-081801

                          12
                          • 2
                            • 8

                              " „When Animals Dream“ polarisierte beim diesjährigen Filmfest München: für manche war Jonas Alexander Arnbys Spielfilmdebüt einer der schwächsten Filme im Programm, andere sahen es weit oben in der Rangliste. Der Mystery-Thriller, der neben den offensichtlichen Horroreinflüssen auch Elemente des Dramas enthält, ist im Vergleich zu Werken seiner Sparte nicht nur aus ästhetischen Gründen interessant, sondern sowohl die Schauspieler als auch die flüssige Erzählweise begeistern. Viele Darsteller des Films sind Laien, so auch die Halbrussin Sonia Suhl, die als Marie einen außerordentlich guten Eindruck hinterlässt. Sie hat besondere Augen, faszinierende Augen, welche die Blicke auf sie richten. Arnby weiß um diese Pracht und filmt sie so nah wie möglich. Der Sog wirkt und hilft der düsteren Atmosphäre entscheidend."

                              http://www.cereality.net/kritik/when-animals-dream-081800

                              10
                              • 7 .5

                                "Im Film selbst wird ein zweiklassiges System beschrieben: Die weißen Indianeragenten sind an der Macht, sie treiben Geld von der indigen Bevölkerung ein, die in ihren ärmlichen Reservaten ums nackte Überleben kämpfen. Gibt es kein Geld, gibt es Tote. Nach dem Tod ihres Bruders, dem Suizid ihrer Mutter und der Verhaftung ihres eigenwilligen Vaters ist Aila zusammen mit ihrem Onkel Burner (Brandon Oakes) dazu gezwungen, die einzige finanzielle Brücke zu erhalten: den Verkauf von Marihuana. Die Brutalität der Agenten wird durch den Sadisten Popper (Mark Antony Krupa) dargestellt, der mit seinen Kollegen das gesamte Reservat schon seit Generationen quält. Aila ist stark, sie wehrt sich und frei nach dem Sprichwort „Indianer kennen keinen Schmerz“ behält sie die Nerven und handelt heroisch."

                                http://www.cereality.net/kritik/rhymes-for-young-ghouls-071485

                                4
                                • 8

                                  "In unglaublich langsamer Erzählart steigt die Radikalität auf steinigen Stufen nach oben, niemals beschleunigend, nüchtern schockierend, auf unangenehm angenehme Weise konsequent und stilsicher. Diese Stufen führen ins Nichts, in die aus den Umständen sinntriefende Bedeutungslosigkeit einer griechischen Gesellschaft, so barbarisch und brutal, dass Gewalt nicht nur als Lösung von Problemen fungiert, sondern als fressender Alltag. Diesem Film muss man sich hingeben; mehr als nur ein paar Kollegen auf der Berlinale schafften das während der Pressevorführung nicht und verließen in unverschämter Häufigkeit den Saal. Als Randbemerkung erlaube ich mir hier, dies als eine typisch negative Entwicklung der Sehgewohnheiten einzuordnen, wie sie zum Beispiel auch Jean-Claude Carrière in seinem Buch „Der unsichtbare Film“ zu kritisieren weiß, denn „Stratos“ gehörte zu den besten Filmen der diesjährigen Filmfestspiele Berlin, gerade weil er so unorthodox „langweilig“ geschnitten ist."

                                  http://www.cereality.net/kritik/stratos-061444

                                  5
                                  • 8

                                    "Andrey Zvyagintsevs neuester Spielfilm „Leviathan“ ist harte, russische Kost, die lange haften bleibt. Wenn Kolya (Aleksey Serebryakov) in der maritimen Landschaft in einer immer schwankenden Gefühlslage zwischen Überlebenswille, Liebe, Enttäuschung und Vergebung taumelnd auf subversive Grenzen trifft, immenser Alkoholismus die Leiden wellenartig verstärkt und lindert, dann bleibt ein äußerst flaues Unbehagen in der Luft. Das Kommen und Gehen von Leben und Tod zeigt sich hier deutlich, eine schier unmöglich bewohnbare, zerstörte Gegend ist das wunde Herz des Films, welches sich ein tyrannischer Politiker namens Vadim aneignen will. Er zieht an sämtlichen Strängen der Korruption und des Missbrauchs von Staatsgewalt, während er sich sein Gewissen und seine Vormachtstellung in Kooperation mit der Kirche wahrt."

                                    http://www.cereality.net/kritik/leviathan-061445

                                    12
                                    • 8

                                      "George Orwell hat unzählige Künstler mit seinen dystopischen Klassikern wie „Farm der Tiere“ (1945) und „1984“ (1949) inspiriert. Gerade letzterer lässt die Idee eines radikalen Überwachungsstaats automatisierender Entmenschlichung und Bürokratisierung aufleben und beschreibt die tödlichen Räder eines solchen Systems anhand eines Einzelschicksals. Terry Gilliam, der in den USA geborene Brite und wichtiger Bestandteil der Komikergruppe Monty Python, gehört zu jenen Künstlern, welche die niederschmetternde Welt von Orwell mit ins 21. Jahrhundert getragen haben. „The Zero Theorem“ bildet den Abschluss seines Orwell-Triptychons nach „Brazil“ (1985) und „Twelve Monkeys“ (1995). Alle drei Filme spielen in einer dystopischen Welt voller satirischer Skurrilität und genialer Einfälle, mit einer Handschrift inszeniert, die an Wiedererkennungswert kaum zu überbieten ist. Ein Triptychon betont zwar das mittlere Gemälde, „The Zero Theorem“ ist jedoch ein würdiges Ende dieser Trilogie."

                                      http://www.cereality.net/kritik/the-zero-theorem-071484

                                      7
                                      • 8

                                        "Der Tramper Gino (Massimo Girotti) und die verheiratete Giovanna (Clara Calamai) verlieben sich ineinander, als sie zum ersten Mal aufeinander treffen. Ihr Mann Bregana ist einfältig und von massiver, physischer Präsenz, gemeinsam leiten sie ein Restaurant in einer ländlichen Gegend. Ginos Verbundenheit zur Straße wird mehrfach betont, durch Giovanna ergibt sich jedoch eine neue Ebene, die der Liebe, der Familie. Bregana hindert die Zweisamkeit der beiden allein durch seine Existenz, daher will Gino mit Giovanna das Weite suchen. Es prallen zwei Welten aufeinander, die sich beide suchen und abstoßen: Freiheit, Spontanität, Ungezwungenheit, aber auch Unsicherheit und Mittellosigkeit kollidieren mit Tradition, Familie, Pflicht, Heimat, Sicherheit und Stabilität. Giovanna weiß um Ginos Liebe zur Straße und erkennt die Instabilität des Vorhabens, weswegen sie sich dafür entscheidet, bei ihrem Mann zu bleiben."

                                        http://www.cereality.net/kritik/ossessione-von-liebe-besessen-061370

                                        8
                                        • 9
                                          über Boyhood

                                          "„Boyhood“ ist ein Film für fast jedes Alter, eine Studie des Lebens und des Erwachsenwerdens. In Jahrzehnten wird man den nächsten Generationen anhand dieses Films zeigen können, wie das 21. Jahrhundert begann und wie es sich angefühlt hat. Das ist außergewöhnlich. Gerade die Generation, die Anfang der Neunziger geboren ist, wird sich mit dem Werdegang der beiden Kinder identifizieren können, wobei Mason Jr.s Charakter dazu sicherlich mehr Potenzial erhält, weil er schlichtweg präziser gezeichnet und der eigentliche Protagonist ist. „Boyhood“ heißt der Film auch bezeichnend und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass männliche Zuschauer Linklaters Werk besser nachvollziehen können und finden.
                                          Interessant ist hier allgemein das Sehverhalten der unterschiedlichen Gruppierungen. Pubertierende Jugendliche werden zeitgenössisch weniger angesprochen als Menschen, die sich in der Adoleszenz oder in reiferen Stadien des Lebens befinden. Dennoch haben sie einen Zugang, weil das Erwachsenwerden zeitlos ist wie der Film selbst. Vor allem aber wird „Boyhood“ Menschen ab vierzig gefallen, da die Beziehung von Arquette mit Hawke und seinen Nachfolgern sehr gut dargestellt wird. Ist eine Beziehung erfolglos, wenn man sich zwar trennt, aber zwei Kinder hinterlassen hat? Nahezu dokumentarisch im Stil werden die Familiengeschichten erzählt, niemals pathetisch oder übertrieben, sondern ganz unerwartet monoton, wie das Leben eben sein kann. Das ist vielleicht neben der erhöhten Authentizität gleichzeitig die einzige Schwäche im Gesamtkonstrukt, um wirklich alle Menschen dieser Welt zu befriedigen."

                                          http://www.cereality.net/kritik/boyhood-02890

                                          16
                                          • 10

                                            Noch 2014 wird Paul Thomas Andersons neuer Film „Inherent Vice“ von vielen Filmbegeisterten heiß erwartet, sieben Jahre zuvor schuf er mit „There Will Be Blood“ einen der besten Filme der 2000er. Daniel Day-Lewis, der nach einer finanziell bedingten Verzögerung der Dreharbeiten andere Rollenangebote ablehnte und sich vollkommen für Andersons Werk freihielt, spielt den skrupellosen Ölmagnaten Daniel Plainview in einer unnachahmlichen Weise der charismatischen Ambivalenz und einer selten dagewesenen Tiefe.
                                            In der Tiefe ist auch das versteckt, was äquivalent zum Blut des Körpers, die Erde in sich trägt: Öl. Gierig nach Macht und in einer Obsession nach alleiniger Gewalt stürzt sich Plainview um 1910 in die tobenden Quellen, als könnte er deren Erguss trinken. Im Konkurrenzkampf mit der Umwelt und sich selbst, im Fittich der Misanthropie und in den Folgen der fehlenden Fähigkeit, zu vertrauen, stößt er bei allem fließenden Rausch nicht nur auf Kostbares, sondern verelendet innerlich an Einsamkeit. Die Kunst des Überzeugens durch Manipulation und eine differenzierte, opportunistische Beobachtungsgabe für das Suchen des eigenen Vorteils treiben ihn zum Ziel, an das er sich klammert, als hänge die Würde seines Lebens von einer hundertprozentigen Erfolgsquote ab. Day-Lewis kann das alles rigoros vermitteln, er wird zu dieser Person und verleiht ihr eine atemberaubende Ernsthaftigkeit, die in keiner einzigen Sekunde anzuzweifeln ist.
                                            Die Bedrohlichkeit seines Auftretens intensiviert er durch seine sprechende Mimik, seine Skrupellosigkeit gewinnt immer mehr an Gewichtung, während sich sein Verstand immer weiter an die Dominanz seines brausenden Kapitalismus’ anpasst. Was ist ein Kriterium für absoluten Erfolg im Geschäftswesen? Das Vorgaukeln von Verständnis und das Einbetten von ausbeutender Strategie in der Tarnung vermeintlicher Hilfsbereitschaft. Als Plainview erkennt, dass es den Bewohnern des öltriefenden Landes an einer moderneren Lebensweise und Brotanbau mangelt, ködert er sie mit versprechenden Reden und benutzt die Naivität des jungen Pfarrers Eli, um sein Vorhaben zu realisieren. Eli ist der Leiter der Kirche, er ist Exorzist, der auf ekstatische Art und Weise die bösen Geister der Welt vertreiben will und durch seine hoch besuchte Predigt Einfluss auf den gesamten Ort Little Boston nimmt. Das kämpfende Wechselspiel von Kapitalismus und Religion ist ein wichtiger Faktor in „There Will Be Blood“ und zeigt sich auch darin, dass beide Instanzen voneinander abhängig sind, um einen Fortschritt zu machen.
                                            Gleichzeitig ist die ambivalente Figur von Plainview höchst interessant. Ohne ihn würde zunächst die südkalifornische Umgebung weiter darben, ohne ihn gäbe es nicht diesen industriellen sowie ökonomischen Standard, den der Magnat für die Einwohner erschafft. Er hilft ihnen, während er ihnen alles wegnimmt, womit sie sich zu wenig auskennen. Diese Ausbeutung ist der Grundstein seines finanziellen Erfolgs und ein Teilgrund für seine Vereinsamung. Andere Teilgründe sind sein abscheulicher Ausdruck von Größenwahn und sein Nichtverkraften von Gönnen oder das Akzeptieren einer Niederlage. Seinen Hass auf jeden Mitmenschen lebt er offen aus, seine grundsätzliche Abneigung jeglicher Freundlichkeit verharrt in bewegungsloser Miene. Einzig und allein sein adoptierter Sohn H.W. stellt einen nicht soziopathischen Bezugspunkt in seinem Leben dar.
                                            Robert Elswits Aufnahmen sind auf 35mm-Film im Breitbildformat gedreht worden und sie bewirken in Panoramaeinstellungen die Verkörperung von Einsamkeit inmitten der ariden Wüste. Allgemein kunstvoll gestaltet, peitschen die Bilder in einer synästhesierenden Symbiose mit dem genialen Soundtrack von Radiohead-Guitarist Jonny Greenwood in anziehender Qualität voran, so dass man trotz der 158 Minuten keine Sekunde der Langeweile erlebt.

                                            http://www.cereality.net/kritik/there-will-be-blood-051252

                                            12
                                            • 5

                                              "Die große Frage, die der Film an den Zuschauer richtet, ist, ob ein Mensch in digitaler Hinsicht ein Mensch ist, vorausgesetzt, eine künstliche Intelligenz verarbeitet echte, menschliche Gedankenimpulse. Ist also Dr. Will Caster nach seinem Tod Dr. Will Caster 2.0 oder nur eine digitale Projektion und Verarbeitung von elektrischen Impulsen? Ein spannendes Thema, leider ein wenig zu uninteressant inszeniert. So verhält es sich auch im Übrigen: Pfister erklärt so gut wie nichts, er reißt ein paar Gedanken an und reimt sich ein paar zusammen. Dieses Reimen bekommt an sich Spielraum, aber keine Interpretationsmöglichkeit. Viele Konsequenzen werden daher zusammenhangslos gezeigt, aber in einem übertriebenen Maße, obwohl sie nicht unbedingt unplausibel sein müssten, wenn man sie aussagekräftiger vorbereitet hätte."

                                              http://www.cereality.net/kritik/transcendence-2-041149

                                              9
                                              • 5

                                                "Ein wirklich realitätsnahes Bild des Eiszeitspektakels gaben Trailer und Harvey Weinstein selbst nicht ab, jener suggerierte sogar eine düstere Dystopie und eine für das amerikanische Durchschnittspublikum zu anspruchsvolle Story, die einen Blockbuster hinsichtlich zumutbarer Intelligenz um ein Vielfaches übersteige. Dem ist aber nicht so, auch wenn es zuerst danach aussieht. Es sind immer dieselben Action-präferierenden Muster in schließlich immer spannungsärmer werdenden Abteilen, obwohl sich die Macher wahrlich Mühe geben, voneinander abgetrennte Welten innerhalb eines Kastensystems zu erschaffen. Propaganda hier, Tilda Swinton dort, im Grunde ist die evidente Groteske nichts weiter als Einfallslosigkeit in einer vermeintlichen Reise zum Endgegner names Wilford, der lustigerweise von Ed Harris verkörpert wird und dessen Rolle flüchtig an jene berühmte aus „Die Truman Show“ erinnert. Mit enttäuschend wenig Anspruch ist „Snowpiercer“ kein Novum, sondern reiht sich in die lange Liste der actiongeladenen, pseudointelligenten Crowdpleaser à la „Inception“ ein. Das kann man mögen, aber selbst Fans von Park Chan-wook, der hier als Produzent fungiert, werden nicht zwingend ihren Spaß haben."

                                                http://www.cereality.net/kritik/snowpiercer-031014

                                                12
                                                • 5

                                                  Allgemein beschäftigt sich der Film mit der Frage, was der Prozess der Verfilmung im Schriftsteller auslöst und wie viel eines Werkes durch die Adaption verloren geht. Fast nie sind die Schreiber mit den filmischen Resultaten glücklich, das zeigt die Filmgeschichte nicht nur im Falle von durchschnittlichen Verfilmungen wie Michael Endes „Die unendliche Geschichte“ durch Wolfgang Petersen, sondern auch bei grandiosen Meisterwerken wie Stephen Kings „The Shining“ durch Stanley Kubrick oder Stanislaw Lems „Solaris“ durch Andrei Tarkowski. Die Fantasie des Autors kann nicht eins zu eins bebildert werden und jedes kleinste, lieb gewonnene Detail kann ausschlaggebend sein, dass Enttäuschung dominiert. Wenn Travers ihre eigene Geschichte verkauft – Mary Poppins ist durchaus als eine Art Alter Ego zu sehen –, verkauft sie sich dann selbst, verkauft sie ihre nostalgischen Gefühle, ihre Fantasie?

                                                  http://www.cereality.net/kritik/saving-mr-banks-03927

                                                  6
                                                  • 9

                                                    Vom Film noir beeinflusst spannt Diao Yinans Kriminalgeschichte „Black Coal, Thin Ice“ einen ungeheuren Spannungsbogen, der ideal getimt ist und von latenter Brutalität als auch Suspense lebt. Mit fantastischen Schauspielern gelingt es dem ehemaligen Drehbuchautor in schmutziger Ästhetik zu faszinieren und setzt dabei impulsive Akzente durch Musik und Kamera. Bei der Berlinale 2014 war die überraschende Auszeichnung mit dem Goldenen Bären keineswegs unumstritten, aber wahrlich das Gegenteil einer Fehlentscheidung.

                                                    http://www.cereality.net/kritik/black-coal-thin-ice-02893

                                                    9