Sonse - Kommentare
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Alle Kommentare von Sonse
Ja, das ist ein Film von Madonna. Daraus folgt, er wurde so gnadenlos wie reflexhaft verrissen. Weil es scheinbar zum guten Ton gehört, bei ihr immer noch mal ein Schippchen Hohn und Verachtung draufzupacken. Erst recht wenn es dabei u.a. um die kaum weniger verhassten Royals geht. W.E. ist keine Offenbarung, aber ich würde ihn mir lieber noch mal anschauen als Guy Ritchies Output der letzten Jahre. Dabei haben diejenigen, die unken W.E. könne genauso auch ME heißen, keinesfalls unrecht.
W.E. steht für Wallis und Edward bzw. Wallis Simpson und Edward VIII, das Skandalpärchen der 1930er. Wer kürzlich "The King's Speech" gesehen hat, der erinnert sich womöglich an den abdankenden Bruder vom stotternden Bertie, der diesem den Thron überlässt um mit einer Amerikanerin durchzubrennen. In gewisser Weise ist W.E. ein passendes Gegenstück zum Oscargewinner 2010. Bei beiden Filmen kommen der jeweilige Bruder und dessen Frau in etwa gleich schlecht weg. Doch darum geht es hier nicht.
W.E. erzählt zwei Geschichten, jene von Wallis und jene einer jungen Frau in der Gegenwart. Wally (immer gut, auch in undankbaren Rollen: Abbie Cornish) ist fasziniert von Wallis (richtig toll: Andrea Riseborough), deren Geschichte wir in Assoziationstagträumen von Wally erleben und manchmal spricht Wallis auch direkt zu ihr. Sie identifiziert sich mit ihr und lernt dadurch ein paar Wahrheiten für ihr eigenes Leben.
Für ein Double Feature würde sich thematisch Sofia Coppolas "Marie Antoinette" anbieten. In beiden historischen Dramen setzen sich die Filmemacherinnen mit ihren eigenen Problemen als "arme privilegierte" Frauen im Prisma ehemals verhasster, mittlerweile jedoch humanisierter historischer "Prinzessinnen" und deren Leiden, auf der Suche nach Verständnis auseinander. Nur Coppola kommt letztlich damit leichter durch, weil sie ohne Zweifel die bessere Filmemacherin ist und nicht mal halb so geächtet wie Madonna.
Letztlich ist es jedoch möglich den selbstreferentiell-mitleidigen Madonna-Faktor beim Schauen von W.E. weitgehend auszuklammern und was übrig bleibt ist ein ordentlicher, sich etwas zu lang anfühlender, hübsch gefilmter Film mit zwei wunderbaren Hauptdarstellerinnen, der zumindest mit Abstrichen auch was zu sagen hat, nicht nur me, me, ME!
Neben Val Kilmer war Mare Winningham eine Schulfreundin von Kevin Spacey und spielte viel mit ihm Theater. Beide waren 1996 als beste Nebendarsteller für den Oscar nominiert (leider hat nur Spacey gewonnen). Hier ein paar goldige Fotos aus den 1970ern (und zwei aktuelle beim Besuch ihrer Schule) mit den beiden - ich meine das könnte "The Sound of Music" gewesen sein (*schauder*):
http://d.pr/i/pIB2
http://d.pr/i/oEFx
Die Bilder stammen aus der Doku "Shakespeare High", die sich mit einem Festival befasst, an dem ihre ehemalige Schule noch heute regelmäßig teilnimmt.
Alex Rotarus Dokumentation "Shakespeare High" folgt mehreren Schülern und Drama-Gruppen, die an einem jährlichen Schauspielfestival in Kalifornien teilnehmen und verkürzte Fassungen von "A Midsummer Night’s Dream", "Othello" und "Macbeth" nach ihrer eigenen Interpretationen aufführen. Da sind die Footballspieler Melvin und Galvin, deren Vater für den Mord an ihrer Mutter und Großmutter im Gefängnis sitzt, Ex-Gangmitglied Taco, Tommy und der extrem begabte Tosh. Sie alle spielen (teils heimlich) Shakespeare. Ich wünschte mir, man hätte von den Auftritten etwas mehr gesehen und vielleicht gar ein wenig künstlich dramatisiert. Letztlich geht es hier natürlich um die Macht des Schauspielhandwerks und Shakespeare + welchen Einfluss Teamwork und Selbstvertrauen auf diese jungen Menschen haben.
Produziert wurde die Doku von Kevin Spacey, selbst Teilnehmer des Festivals wie auch Val Kilmer, Richard Dreyfuss und Mare Winningham, die hier alle kurze Auftritte haben. Spacey wird ganz nostalgisch als er die alte, unveränderte Bühne seiner Chatsworth High School wieder sieht: "The first little bits of confidence and self-esteem that I began to obtain happened in this room." Spacey und Winningham besuchen auch eine Dramaklasse der Schule und für Spacey-Fans allein lohnt das ganze natürlich für die Jugendfotos - jaa, die Siebziger:
http://d.pr/i/pIB2
http://d.pr/i/oEFx
Hach, soviel Haupthaar! ;)
Was an dieser Stelle natürlich nicht fehlen darf, ist dieses noch immer verstörende Blog:
http://niccageaseveryone.blogspot.de
Im Alter von etwa 10-15 Jahren, wenn man Musicals hört (oder sie eben damals in Mode waren), habe ich mir auch "Les Misérables" gegeben. 1-2 Mal. Nicht so mein Fall. Nur ein einziger Titel gefiel mir und den habe ich komplett losgelöst seines Kontexts in meiner privaten Musiksammlung bis heute mitgenommen: Empty Chairs at Empty Tables. Diesem Titel galt während des Kinobesuchs mein Hauptinteresse. Weder wusste ich wann er an der Reihe war, noch wer ihn wohl singen dürfte. Meine Erleichterung war entsprechend groß als Eddie Redmayne, der wie ich empfand beste Sänger des Ensembles, sang, heulte und brillierte.
Den Rest vermochte ich einfach nicht so ernst zu nehmen wie das (zu meiner Überraschung) andächtig und ehrfurchtsvoll lauschende Publikum, dessen verachtende Blicke ich spürte, sobald ich mir ein Kichern nicht verkneifen konnte, wenn z.B. Russell Crowe so ungefiltert wie unvermutet schwach und hoch ansetzt zu brummeln. Wenn er nicht singen müsste, wäre er perfekt als Javert. Und wenn er nicht ausschließlich von (semi)professionellen Sängern mit Musicalerfahrung umgeben wäre, würde er nicht so auffallen. Seine Stimme mag für seine Rockband mehr als ausreichend sein, hier jedoch... Mit der Zeit entwickelte ich jedenfalls eine Mischung aus Mitleid und Respekt vor ihm. Immerhin traut er sich was (es sei denn natürlich der Auftritt ist ein Akt der Selbstüberschätzung).
Oder wie es dieses hinterhältige 'Kompliment' an Crowe in einer Kritik im Guardian im Dezember ausdrückte:
"Hooper's big innovation is that his actors sing 'live' – that is, they taped the vocal tracks while shooting, rather than in post-production, presumably in the hope of amping up the realism. […] Such a potentially exposing conceit can, of course, have its pitfalls, and word online suggested Russell Crowe might have tumbled into them. But his low-key vocals as bad cop Javert are a happy contrast to the coshing professionalism elsewhere. When Crowe bleats out Stars beneath a twinkly CGI sky, resplendent in blue fez with massive tassle, the karaoke vibe feels friendly, not risible." :)
Der Oscar fürs beste Sound Mixing war jedenfalls höchst verdient und der Goldjunge für Anne Hathaway geht auch in Ordnung, obwohl ich während der Vorstellung konstant an diesen großartigen Spoof denken musste: http://www.youtube.com/watch?v=y4yxsRRnvkE
Sonst ist nicht viel hängen geblieben, außer einer langweiligen Regie, einem übersichtlichen Aufständchen, dem gut funktionierenden Comic Relief-Pärchen Helena Bonham Carter und Sacha Baron Cohen plus eine Stunde Überlänge. Ach doch: Da gibt es ernsthaft einen Song, indem man Mitgefühl für Cosette (Amanda Seyfried) haben soll, dass sie so ganz allein zehn Jahre oder mehr mit Adoptivpapa Valjean leben musste? Huh!? Also nee, Cosette. Da gibt es nun weit schlimmere Schicksale als eine Dekade Hugh Jackman. Und du bist noch nicht mal mit ihm verwandt (!), was der Film in jenem Duett (?) durch verstörend viel Cleavage auf beiden Seiten nur nochmals unterstreicht. C'mon...
"The Departed" (Remake) für mich bitte. Ich bin es so leid zu erklären, warum in diesem Fall das Original der eindeutig überlegene Film + es eine Farce ist, dass diese Verschlimmbesserung auch noch Preise bekommen hat (Drehbuch? WTF!?)...
Sicher besonders spannend für große Bond-Fans (zu denen ich nun nicht zähle, aber ich mag solche Dokus) ist "Everything or Nothing: The Untold Story of 007" hauptsächlich eine Dokumentation, die Cubby Broccoli und seiner Familie mehr zu huldigen scheint als dem beliebten Franchise. Trotzdem ist sie unterhaltsam und am besten gefallen hat mir der Abschnitt über und mit - Überrraschung! - George Lazenby.
Deine Seele ist aber erstaunlich erschwinglich, kostet keine 200 €:
http://bit.ly/16E1B1S
;)
PiNO!chet muss weg!
"No!" erzählt wie Ende der Achtziger auf internationalen Druck hin der chilenische Diktator Pinochet eine Volksabstimmung über seine Herrschaft zuließ und diese (Spoiler for History) tatsächlich verlor. Man weiß also wie es ausgeht und so folgt man mehr fasziniert und amüsiert als gespannt wie Gael García Bernal als Werbeprofi gegen den Widerstand der politischen Opposition eine positive (!) Kampagne für das Nein-Votum gegen Pinochet entwirft, die erfolgreicher ist als die staatliche Sí-Propaganda, die sein Chef betreut. Rund 30 Prozent des oscarnominierten Films bestehen aus Archivmaterial und man merkt dies als Zuschauer kein bisschen, da die Filmemacher No! auf die gleiche Weise, d.h. mit gleichem Material, gedreht haben wie die Werber damals ihre 15-minütigen Spots, mit denen sie bis zur Abstimmung einen Monat lang täglich auf Sendung gingen. Bei eben jenen Werbeclips handelt es sich ganz sicher um die Originale.
Unbedingt als Chile-Double Feature mit Costa Gavras' ausgezeichnetem "Missing" (1982) mit Jack Lemmon schauen, der nach dem Militärputschs Pinochets gegen Allende spielt. Also zuerst "Missing", dann "No!".
So sympathisch mir die Autorin Miles Franklin und die Intention dieser autobiographischen Vorlage mit dem ironischen Titel "Meine brillante Karriere" auch ist, Armstrongs Film schleppte sich mir zu lustlos durch die Geschichte einer eigenwilligen jungen Frau, die im australischen Hinterland Ende des 19. Jahrhunderts aufwächst und traditionelle Rollen ablehnt, um eine erhoffte "brillante Karriere" der Ehe vorzuziehen. Empfehlenswert ist der Film von 1979 vor allem um über die haarsträubende Jugendlichkeit der beiden Hauptdarsteller Judy Davis und Sam Neill zu schmunzeln. Hätte ich nicht gewusst, dass sie es ist, Davis hätte ich nicht mal erkannt.
Platz 3 (History of Violence):
http://www.moviepilot.de/liste/grossartige-sexszenen-in-filmen-sonse
;)
Naked Lunch hingegen...
"My Little Eye" ist Big Brother im Waldhaus. Dieser Low Budget-Thriller beginnt ungemein schrecklich, weil lahm und geprägt von miesem Schauspiel. Irgendwann wacht man plötzlich wieder vor Schreck auf, als Bradley Cooper im Haus auftaucht und man diese Jugendsünde sicherheitshalber nochmals per Blick in die Castliste verifiziert. Danach wird es bis zum Ende leidlich spannender, was diesem Murks gerade noch so zum generösen Prädikat "belanglos" verhilft.
Zur *hust* Feier des Tages:
Schöner Spoof des House of Cards-Trailers als "House of Cardinals":
http://www.youtube.com/watch?v=RT0wyjCWphw
Welcome to conclave! :)
Weder juckt mich MacFarlanes Moderation noch der alberne Boob-Song besonders, aber beim reinen überfliegen der Kommentare habe ich mich wieder an diesen alten, aber leider nicht vollkommen unzutreffenden Cartoon erinnert gefühlt:
"How Every Single Discussion About Sexism On the Internet (and Real Life) Has Ever Happened and Ever Will Happen, Always, Forever, Until the Earth Finally Falls Into the Sun. (or Until the Patriarchy is Dismantled.)"
http://www.gabbysplayhouse.com/webcomics/sexism/
;)
Zwei Oscars hin oder her, bei Christoph Waltz muss ich immer zuerst an diese Szene aus dem Jahr 2000 denken:
http://youtu.be/EjEBgB0jCYQ?t=2m45s
Wie er da von K-Spa festlich verpackt über die Straße hoppelt. :)
@Christoph Waltz:
http://vimeo.com/43894236
;)
Tonnenweise Dialoge, das Thema und Ralph Garman: Ja, das ist eindeutig ein Kevin Smith-Film. "Red State" ist mehr verquasseltes Actiondrama denn Horrorfilm und gibt sich in keinem seiner Akte so richtig Mühe Spannung aufzubauen. Michael Parks als Kultführer ist zwar extrem gut, sein nicht enden wollender Sermon, Smiths Logorrhö geschuldet, zieht den 08/15-Horrorbeginn unnötig in die Länge, bis mit einem nicht enden wollenden Telefongespräch der großartige John Goodman eingeführt wird. Der sich für beinahe den Rest des Films einen lang gezogenen Shoot-Out mit der bis zu den Zähnen bewaffneten Sekte in der Kirche liefert. Den Film durchzieht Smiths Kritik an den fundamentalen Rechten und Waffennarren in der amerikanischen Gesellschaft. Na ja. Letztlich wurde ich das Gefühl nicht los, dass er die guten Darstellerleistungen und gelungenen Momente zu einem unbefriedigenden Ganzen gepanscht hat. Da schaue ich mir lieber zum x-ten Mal Smiths Erzählung über sein Superman-Skript an oder höre mir eineinhalb Stunden LNCISB-Witze an. Oder kucke Chasing Amy. Oder Dogma...
20!? Ihr Oktopus-Oscar-Orakel! Meine Glückwünsche!
Effektives, smart konstruiertes Drama über das man vorab am besten so wenig weiß wie möglich, weshalb ich über den Plot hier keine weiteren Worte verlieren möchte. Rooney Mara ist blendend besetzt und Jude Law beginne ich ja seit ein paar Jahren zunehmend wieder zu mögen. Niemals ist dies Soderberghs letzter Kinofilm. Eine längere Pause kaufe ich ihm ab, aber der findet schon wieder Stoff, der ihn interessiert. "Side Effects" funktioniert weitestgehend fabelhaft, will aber nicht so richtig fesseln bzw. fasziniert in der ersten Hälfte mehr, während die zweite spaßiger zu schauen ist.
Die Staffel hat für mich schwach begonnen, hat mir nun jedoch insgesamt direkt besser gefallen als die erste. Vermutlich gewöhne ich mich an die meisten Charaktere. Das große Highlight ist der hervorragende Pegasus-Arc. Michelle Forbes rules! Die Wahlen sowie die ganze Politik dieser Welt aus Raumschiffen finde ich ebenso eine der spannenderen Seiten der Serie. Was nervt: Frak. Frakking. Motherfrakkers. Frak me. Diese offenkundig zensierte Verwendung des Begriffs "fuck" klingt einfach durchweg albern. Da ziehe ich eindeutig die elegantere Fluch-Lösung von 'Firefly' vor. :)
Ich ergänze: Nacht ohne Skandale & Überraschungen, dafür mit erblichenen Mähnen und Rauschebärten. :)
Ich bin noch wach und mittlerweile im Büro am Rechner.
Mein persönliches Oscar-Fazit:
Als Schauspieler trägt man dieses Jahr den Argo-solidarischen Vollbart. Bei Technikern ist der Jane Campion-Look - lange weiße/graue Haare - voll im Trend.
Ich fand es die beste und unterhaltsamste (d.h. erträglichste) Show seit Hugh Jackman. Sie lagen auch genau im Zeitplan und haben am Ende nur 4-5 Minuten überzogen.
Highlight: Shirley Bassey
Ich habe glaub 17/24 Kategorien richtig getippt und bin damit sehr zufrieden - und wenn ich mich richtig erinnere hat ZDT zumindest einen gewonnen + ich freu mich für Ang Lee. :)
Und jetzt noch den Tag durchhalten...
Ein Oscar-Bingo oder ein Oscar-Trinkspiel für später:
http://popwatch.ew.com/2013/02/24/oscars-bingo-ew/
http://img2-2.timeinc.net/ew/i/2013/02/21/OSCAR-2013-EW-DRINKING-GAME.jpg
Viel Spaß ihr Nachteulen!
Wie hatten wir nach der Vorstellung resümiert? Handporno, bei welchem Lynch Malick fickt und Cronenberg zuschaut?
Mit Shane Carruths erstem Film, dem so hoch gelobten wie gnadenlos sperrigen "Primer" habe ich mich immer schwer getan. Vor Jahren nach 20-25 Minuten ausgeschaltet und aufgegeben, und kürzlich habe ich es dann erneut versucht. Zwar habe ich die kurze Laufzeit diesmal durchgestanden, aber genossen habe ich diesen No Budget-Zeitreisefilm erneut nicht. Alle reden sehr viel, im immer gleichen gelangweilt-faktisch herunterleiernden Tonfall eines Neunjährigen, den man in der Schule auf einer Bühne gezwungen hat ein Gedicht vorzutragen. Irgendwo in der Mitte des Films hatte mich "Primer" mal für 10-15 Minuten endlich gepackt und dann wieder losgelassen.
Warum die lange Vorrede? Weil Carruths neuer, sein zweiter Film, sich merklich von "Primer" unterscheidet. In "Upstream Color" wird wenig gesprochen, Carruth lässt vor allem Bilder, Musik und Schweine die seltsame Geschichte von zwei Menschen erzählen, die Opfer einer "Droge" wurden, dadurch die Kontrolle über ihr Leben verlieren und zueinanderfinden. Amy Seimetz ist regelrecht magnetisch in der Hauptrolle und gibt dem Zuschauer halt als emotionaler Anker in einem sehr abstrakten, experimentellen Film, dem ich erneut den Mathematiker dahinter deutlich angemerkt habe. "Upstream Color" ist also auch anstrengend, jedoch wesentlich zugänglicher und einfach schöner zu erleben als "Primer". Trotzdem hat bei der Berlinale nach kurzer Zeit jede fünf Minuten mindestens ein Zuschauer die Flucht ergriffen. ;)
Dann werfe ich hier mal meine Tipps ab (die sich doch stark von der Auswahl oben unterscheiden), weil ich später vermutlich die meiste Zeit über offline sein werde. Habe breit gestreut, und ich tippe mal es gewinnen (auch wenn ich mir oft andere Namen wünschen würde):
Bester Film:
Argo
Beste Regie:
Steven Spielberg
Bester Hauptdarsteller:
Daniel Day-Lewis
Beste Hauptdarstellerin:
Jennifer Lawrence
Bester Nebendarsteller:
Robert De Niro
Beste Nebendarstellerin:
Anne Hathaway
Bestes Drehbuch – Original:
Zero Dark Thirty
Bestes Drehbuch – Adaption:
Argo
Beste Kamera:
Life of Pi
Beste Schnitt:
Argo
Beste Ton:
Les Misérables
Bester Ton-Schnitt:
Life of Pi
Beste visuelle Effekte:
Life of Pi
Bestes Szenenbild:
Anna Karenina
Beste Kostüme:
Anna Karenina
Beste Maske:
Der Hobbit
Beste Musik:
Life of Pi
Bester Song:
Skyfall
Bester Animationsfilm:
Wreck It-Ralph
Bester animierter Kurzfilm:
Paperman
Bester Kurzfilm:
Curfew
Bester Dokumentarfilm:
Searching for Sugar Man
Bester Kurz-Dokumentarfilm:
Inocente
Bester Fremdsprachiger Film:
Liebe
Im abgelegenen, bergigen Neuseeland steht ein 12-jähriges Mädchen bis zur Brust in einem eiskalten See. Tui ist im fünften Monat schwanger, betont das "no one" der Vater sei und verschwindet irgendwann plötzlich. Detective Robin Griffin ist in ihre Heimat zurückgekehrt, um ihre krebskranke Mutter zu besuchen und bleibt als sie in den Fall verwickelt wird viel länger und muss von persönlichen Dämonen geplagt sich selbst zuerst finden und dabei die Bewohner dieser schroffen und schönen Gegend mit grausamen Wahrheiten konfrontieren.
Jane Campion hat mich bisher mit "Das Piano" und "Ein Engel an meiner Tafel" begeistert und mit dem Erotik-Schmodder "In the Cut" gefoltert. Entsprechend neugierig war ich, ob ihre brandneue Miniserie "Top of the Lake", die bisher nur auf Filmfestivals zu sehen war, mich beim Berlinale-Special die volle Laufzeit von sechs Stunden (à sechs Episoden) über quälen oder erfreuen würde. Glücklicherweise saß ich irgendwann am Ende nach 1 Uhr in meinem Kinositz und wünschte mir selbst in erschöpftem Zustand durchaus noch 1-2 Stunden mehr ansehen zu können. Doch "Top of the Lake" war zu Ende erzählt und dieser einmalige Serienmarathon mit zwei kurzen Pausen und langen Schlangen vor der Damentoilette dank randvollem Kino leider bereits vorbei. Definitiv mein Berlinale-Liebling!
Die Serie erinnert an "The Killing" (US) nur eben "in gut". Die Story ist nicht ohne Klischees erzählt und keinesfalls neu, aber die Serie sah auf der großen Leinwand fantastisch aus und Spannung sowie Pacing empfand ich als so gelungen wie schon lange bei keiner Serie mehr. Ich vermute jedoch die Sogwirkung könnte ein dem Kinomarathon geschuldetes Phänomen sein. Schwierig zu sagen, ob mir "Top of the Lake" in Häppchen auf der heimischen Mattscheibe auch so sehr gefallen hätte.
Mein größter Kritikpunkt ist das Männerbild der ersten Episode. Am Ende dieser beugte ich mich zu meiner Begleitung und sagte augenrollend: "Es gibt ernsthaft keinen einzigen netten Mann in dieser Serie!?" Zum Glück wird dies im Laufe weiterer Folgen besser und ist anfänglich wohl Teil des Bedürfnisses für den "Vater" diverse Kandidaten anzubieten. Trotzdem nervte es. Ein Beispiel: Der Stiefvater der Hauptfigur spielt keine wesentliche Rolle und hat in der Serie nur ein paar Zeilen Text. Wir erleben ihn durchweg als liebevoll und hilfsbereit. Dennoch muss es in der ersten Episode einen gänzlich überflüssigen kurzen Dialog zwischen Mutter und Tochter geben, in der erwähnt wird, dass er eine schlechte, aufbrausend gewalttätige Seite hat. Aha. Hab ich nix von gemerkt. Warum musste das ins Drehbuch, bitte? Wie gesagt, es wird danach glücklicherweise besser und die Charaktere grauer, also nicht davon zu sehr abschrecken lassen.
Schließlich sind die Schauspieler hervorragend. Elisabeth Moss (aus Mad Men und The West Wing) habe ich noch nie besser erlebt, gebt der Frau mehr gute Rollen! Peter Mullan ist sowieso immer ganz großartig wenn er gemeingefährliche Bastarde spielt und machte mir in seiner Minirolle in "Harry Potter" z. B. mehr Angst als Voldemort, Bellatrix und alle anderen Death Eater zusammen. David Faramir Wenham gibt den schmierlappigen Polizisten und Holly Hunter als unfreiwilliger Guru einer Frauenkommune, mit langen grauen Haaren sicher nicht zufällig wie Jane Campion aussehend, übt sich in einer extrem unterhaltsamen Selbstparodie. Überhaupt sorgen die schrägen Bewohner dieses Container-Camps im "Paradies" für gelungene Comic Relief-Momente in der sonst sehr dramatischen und ernsthaften Serie über deren Inhalt ich weiter nichts verraten möchte.
Nur eine Randnotiz noch: Das gelungene NZ-Product Placement von Winzer Sam Neill hat mich sehr amüsiert. Seine Weinmarke ("Two Paddocks") wird in einer langen Szene getrunken, in der Moss und Wenham die Flasche bewusst immer so hinstellen, dass man auch ja das Etikett lesen kann.