Sonse - Kommentare

Alle Kommentare von Sonse

  • 8

    Ich habe nach diesem Film so unglaublich Lust mir nach all den Jahren mal wieder "The Shining" anzusehen, am besten mit Stop'n'Play, um selbst nerdige kleine Entdeckungen zu machen und basierend auf diesen ein ganz neues Interpretationsfass der Pandora aufzureißen. Über Kubricks Horrorfilm habe ich mir nie groß Gedanken gemacht und ich habe andere seiner Werke meist vorgezogen. "Room 237" präsentiert "The Shining" nun als Höhepunkt und Schlüssel zu Kubricks Gesamtwerk.

    In der kuriosen Dokumentation hat Rodney Asher die Stimmen von fünf obsessive Shining-Fans bebildert, die wir nie zu Gesicht bekommen, die der Analyse des Films nicht unbeträchtliche Lebenszeit gewidmet haben und von ihrer Liebe zum Film berichten und ihre eigene Theorie darlegen, um was es denn in "The Shining" nun wirklich geht. Die Reaktionen auf diese reichen bei mir von plausibel-zustimmenden Nicken über Stirnrunzeln hinzu ungläubigem Prusten, dennoch ist unabhängig von Kubricks eigentlicher Intention, jede Lesart erlaubt. Jedenfalls ist für niemanden hier die King-Verfilmung ein schlichter, effizienter Horrorfilm, oh nein! Ging es Kubrick beim Film nicht eigentlich um den Holocaust? Oder nicht doch eher um das Schicksal der Indianer? Vielleicht sogar beides? Legt Kubrick in "The Shining" ein verstecktes Geständnis ab, die Mondlandungsbilder produziert zu haben? Gefühlt jeder Frame wird auseinander genommen, Baupläne erstellt, die Bilder vorwärts und rückwärts übereinander projiziert abgespielt. Bei jedem anderen Regisseur würde man das für alberne Spielereien halten und von reinen Anschlussfehlern sprechen, aber bei Kubrick? Dem Pedanten schlechthin? Bei dem nichts zufällig ist? Und nichts sein kann, was nicht sein darf?

    Wer Kubrick oder zumindest "The Shining" liebt, sich gerne in Details und Assoziationsketten verliert und seltsame Zusammenhänge sieht, und generell an Filmanalysen Spaß hat - und all das auch nicht zu bitterernst nimmt - der dürfte an "Room 237" ebenso große Freude haben.

    Meine größte Kubrick-Frage, warum zur Hölle er für "A Clockwork Orange" Burgess' essentielles letztes Kapitel ignoriert hat, bleibt für mich leider weiter ungeklärt...

    20
    • 7

      "Please don't hate the characters" flehte uns Regisseur Whit Stillman vor der Vorstellung seines neuesten Films im Kino persönlich an. Der Film sei sehr polarisierend und wer die Figuren von Anbeginn an nicht möge, der solle ihnen bitte etwas Zeit geben. Wer sie nach einer Weile noch immer schrecklich finde, der habe in der Tat eine schwere Zeit für den Rest des Films vor sich. Stillman, Typ geschrumpelter Roger Allam als Literaturprofessor um die 60 mit Tweed Jacket (es fehlte nur noch die Fliege), ein New Yorker Intellektueller wie man ihn sich im Klischee ausmalt, stand da vor der Leinwand und hatte nach ein paar gefeierten US-Indies und über zehn Jahren freiwillig-unfreiwlliger Schaffenspause nun seinen jüngsten, scheinbar gänzlich anders geraten Film wohl schon auf einigen Festivals vorgestellt, und viel Kritik einstecken müssen. Noch nie habe ich ein so defensives Intro gesehen - und noch nie so ein charmantes.

      Wie nötig und hilfreich diese Einleitung war bemerkte ich sofort. Stillmans Welt in "Damsels in Distress" ist eine einzigartige surreale Seifenblase, etwas in sich Geschlossenes, Entrücktes, Originelles und Sperriges wie beispielsweise Wes Andersons Rushmore Ende der Neunziger. Uns bekannte Popkultur findet sich hier praktisch nicht, stattdessen gibt es Stepptanz, Line Dance und ein Musical-Ende. Die im Prinzip triviale, oberflächliche High School-Geschichte um Liebe und Identitätssuche (wie aus den 80ern) wird durch Stillmans affektierte Sprache, die er seinen merkwürdigen Helden in den Mund legt nur weiter ins Absurde abstrahiert. Das ist für einige Zuschauer verständlicherweise irritierend und eine nicht unwesentliche Hürde sich dem Film und seinen Charakteren zu nähern. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich durchweg vollkommen verstanden haben, auf was Stillman in jedem Moment seines Films hinaus wollte (insgesamt geht es in meinen Augen um Konformität) und dennoch hat "Damsels in Distress" mich mit seiner Schrulligkeit und seinem Humor letztlich herumgekriegt. Das Drehbuch sprüht vor verbalem Witz, meine zwei liebsten Gags hingegen sind flach, gleichzeitig jedoch so gut gespielt bzw. originell behandelt, dass sie ein extra Lob verdienen. Der eine geschieht so plötzlich und ist direkt wieder vorüber - ich zitiere einfach mal das Drehbuch:

      "Looking ahead, they see the front verandah of the D U where a drunken frat member walks toward its balustrade and dramatically falls, front-flipping, over it and disappears from view. He then stands and walks calmly back into the club.
      ON the girls: Lily’s shocked expression, the others’ equanimity:
      VIOLET (CONT’D) What’s really worrisome is that
      that--
      (she makes a face)
      -- was intentional."

      Und natürlich Thor und die Farbenlehre. Während Stillmans Heldinnen als Idealisten, exzentrische Außenseiter und möglicherweise Verrückte dargestellt werden, stehen neben den Künstlertypen, Aktivisten und Rüpeln auf dem Campus, vor allem noch die Burschenschaftler im Mittelpunkt, die Hauptfigur Violet (endlich habe ich Mumblecore-Queen Greta Gerwig auch mal gesehen) mit herrlich absurden Argumenten vorm Aussterben versucht zu bewahren: "They’re not 'elitist' in the least. […] Have you met any of their members? The guys from the DU, for example? They’re morons, barely competent for the tasks of everyday life." Während Violets Freund Frank (dessen Schauspieler übrigens aussieht wie Jim Sturgess mit Fake-Asian-Look in "Cloud Atlas") wie ein Erstklässler schreibt und über die Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfischs verfügt, ist dessen Fratkumpel Thor (...) im College noch nicht fähig Farben zu identifizieren. Diesem absurden Gag verpasst Stillman einen eigenen kleinen Arch und ich liebe ihn. Thor hat festgestellt, dass sein Unwissen auf diesem Gebiet anscheinend Peinlichkeit hervorrufen sollte und bemüht sich was zu lernen ("hit the books"), was anfänglich schwer fällt:

      "A subdued Thor, Frank and their D.U. brothers bring out furniture including a strange hippie beanbag armchair which could be violet, lavender, mauve or purple in color.
      THOR
      What color would you say that chair is?
      FRANK
      That’s a chair? I have no idea."

      Letztlich erfahren wir sogar den tragischen Hintergrund seiner Unfähigkeit - seine Eltern waren so ehrgeizig, dass sie ihn u.a. von der Vorschule nahmen und direkt in die Schule steckten, bevor er die Farben hätte lernen können, und alles findet ein wundervolles Happy End mit einem Regenbogen:

      "At the balustrade Thor stops for a moment and gazes at the rainbow in its terrifying splendor. He points first to the topmost band of color, then each succeeding one:
      THOR
      Red!... Orange! Yellow!... Green!
      Blue! Indigo! Violet!... Hallelujah, Lord God, thank you!
      Heather reaches him and they embrace, gazing at the rainbow together, Thor’s face wet with tears of joy.
      THOR (CONT’D) Education! We can learn the
      subjects we set out to master, no matter how hard or impossible they may seem. Thank you! Thank you -- I wasn’t sure I was going to make it!
      Together they look to the rainbow horizon. Thor studies and nods his head again toward it, proud of his new competence."

      Ist es nicht was Großartiges, wenn aus einem zuerst nur absurden flachen Witz über die Blödheit einer der Figuren, plötzlich mehr wird?

      Leider funktioniert in Stillmans Film mehreres nicht so richtig. Die Sympathie zu den Charakteren schwankt im Laufe von "Damsels in Distress". Violet, die meinungsstarke Chef-Exzentrikerin, hoffnungslose Romatikerin mit den ausgesprochen guten Manieren und der außerweltlichen, anachronistischen Aura, ist wie Stillman nach Ende des Films im Q&A sagte, seine Heldin. Er liebt ihren Charakter und musste mit Entsetzen feststellen wie die Zuschauer sich eher Lily verbunden fühlen, die als Neue an die Uni kommt und ihrer sich Violet und die anderen beiden Mädels gleich zu Beginn annehmen. Sie als Vernünftige, "Normale" in einer künstlich, bizarren Welt, an die man sich, zuerst orientierungslos, wie sie ist, auch als Zuschauer erst gewöhnen muss. Das war nicht Stillmans Absicht, der Lily als "not a nice person" verstanden haben wollte - und sie rückblickend wohl mit einer anderen Darstellerin hätte besetzen sollen, und wie er ebenfalls betonte, die ersten fünf Minuten, in der die meisten Zuschauer sich automatisch auf ihre Seite schlagen, herausschneiden bzw. ändern. Das ist einer der Gründe, weshalb der Ton des Films so oft uneinheitlich erscheint und die Rezeption behindert. Stillman trauert konservativ einer verlorenen Eleganz hinterher, einer alten Ordnung und sympathisiert eher mit den Snobs, während seine Charaktere Konformismus anstreben und gleichzeitig die absonderlichsten Dinge tun, ob Modetänze erfinden oder den Plural von "doofus" durchkonjungieren. Das passt alles nicht richtig zusammen, ist schließlich jedoch so amüsant, schräg und faszinierend anders, dass man es Stillman und seinem Film schon wieder verzeihen möchte.

      Einen deutschen Kinostart des Films wird es laut Stillman übrigens nicht geben.

      10
      • Die Umfrage habe ich soeben geschlossen. Vielen Dank an alle, die mitgemacht haben. Bitte habt noch ein wenig Geduld mit der Auswertung.

        • Tinker Tailer 'Batch und Gary - eindeutig einer der besten Filme 2012. Aber unbedingt auch das Original mit Alec Guinness schauen, gegen das Alfredsons Film übrigens ein gehetzter Actionfilm ist. ;)

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          • Kinky Fuckery! Charles Dance trägt einen Auszug aus "Fifty Shades of Grey" vor - hach und lach:
            http://www.youtube.com/watch?v=yCpZStY70W8&t=85m2s
            [bei wem der Zeitpunkt-Link nicht funktioniert, ab 01:25:02]
            ;)

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            • Es war halt ein Praktikum, nicht? ;)
              LLAP!

              • Mach's gut, Matthias, und schau mal wieder in Berlin vorbei!
                Danke fürs Verlinken von Sheila. :)
                Oh und: Zero Dark Thirty > Life of Pi. ;)

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                • Bourgeoiser Weltschmerz bzw. Selbstmitleid aufgrund von Luxusproblemen. Bäh.

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                  • 9

                    Kairo, Erster Weltkrieg, wieder mal Sonne. Perfekter Halt fürs Haar. Drei Wetter Lawrence. Zwischenstopp Aqaba, es ist ziemlich sandig. Perfekter Sitz. Drei Wetter Lawrence. Weiterritt nach Damaskus, die Sonne brennt. Perfekter Schutz. Drei Wetter Lawrence. "Nothing is written", aber Peter O'Tooles Haarpracht wurde für die Ewigkeit ins Zelluloid gemeißelt. Oder wie drückte es Noël Coward O'Toole gegenüber aus: "If you'd been any prettier, it would have been Florence of Arabia." Ob nun der echte T.E. Lawrence im Vergleich ein kleiner Stan Laurel war oder nicht, dies hier war O'Tooles erste und vielleicht auch schon letzte wirklich große Rolle abseits der Bühne und er ist ganz fantastisch - Langeweile, Egoismus, Größenwahn und Masochismus in einer sehr komplexen Person.

                    Leans Blockbuster-Portrait sprach mich, als ich es als Kind erstmals sah, vor allem als Abenteuerfilm an und blieb mir als beeindruckend in Erinnerung. Doch er ist natürlich mehr als das. Kürzlich hatte ich nach alle den Jahren das Vergnügen die neue Blu-ray zu sehen und vier Stunden Stilisierung und Dekonstruktion der Legende El Aurens, oder wie ich gerne verstand "Orange", beizuwohnen. Trotz Maurice Jarre fühlt sich Leans Film sehr still an. Die atemberaubenden Szenen sind nicht die Schlachten, sondern jene in denen Lärm, Statisten und alles was im Weg sein könnte aus dem Bild getilgt werden - wie beim laaangsamen Auftritt Omar Sharifs. Lawrence sagt, er liebe die Wüste, weil sie "clean" sei. Ich glaube nicht, dass wir exakt das gleiche meinen, wenn ich meine eigene Begeisterung für die Wüste mit den Worten ausdrücke sie sei "leer", oder doch? Wenn am Ende jedoch seine Zeit in der Wüste in einem chaotischen Blutbad endet und Lawrence verbittert und über sich selbst schockiert die Flucht antritt, dann hat man einen Film gesehen, der heute (vom weiterhin gebräuchlichen White Savior-Thema abgesehen) so gefühlt nicht mehr gemacht wird, und in dem keine einzige Frau ein Wort gesprochen hat.

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                    • 5 .5

                      In der Oberstufe musste ich mich durch Effi Briest und Madame Bovary wälzen. Hier die von mir verunstalteten Beweis-Reclams angestaubt aus dem Regal - wie man sieht benötigte ich besonders für Flauberts gequälte Dame werkexterne Stimulation das Buch überhaupt erst in die Hand zu nehmen... ;)
                      http://d.pr/i/TMlU

                      Anna Karenina blieb mir bzw. habe ich mir bisher stets erspart. Also wieso sollte ich mir nicht den neuen Joe Wright ansehen? Prosaisches Zitat meiner Mutter: "Die haben die alte Schmonzette schon wieder verfilmt!? Denen fällt echt nichts mehr ein." Na, Joe Wright bemüht sich wenigstens inszenatorisch der klassischen Tolstory einen neuen Spin zu geben. Das ist nicht nur mutig, da die bühnenhafte Schneekugel-Inszenierung zwangsläufig das Publikum spalten dürfte, es hat vor allem zu Beginn große Energie und sieht schon äußerst schmuck aus. Wrights Auslassungen, sein Tempo und dieses buchstäblich literarische (Gesellschafts-)Theater St. Petersburgs finde ich gänzlich legitim, gar verdienstvoll.

                      Was jedoch diesem Film für mich fehlt, und das ist sein fataler Fehler, ist die Leidenschaft und Sinnlichkeit der zentralen Liebesgeschichte, die er mir in opulenten Bildern permanent versucht ins Gesicht zu schreien, die ich den Darstellern aber einfach nicht abkaufen konnte. Da kann sich Keira noch so sehr emotional verausgaben um auf ihren Hier-wird-gerade-massiv-und-sowas-von-preisverdächtig-geacted-Kiefer hinzuweisen, Wright sie in strahlendem Licht ausleuchten und die Nebendarstellerinnen in mattem Licht in ihrem Schatten sitzen lassen, Kermodes Ikea-Vergleich kommt, selbst wenn sie besser geworden ist, sofort zurück, wenn ich sie in Liebesgeschichten sehe: "Is that a nest of tables? No, it's XY and Keira Knightley having some sort of red-hot passionate embrace that is positively teaky […] It's like watching chairs mating." Ikeas hölzerne love stories in a nutshell. Ob mit Orlando Bloom, James McAvoy, Matthew Macfadyen (der hier nur 7 Jahre später ihren älteren Bruder spielt und nicht den Lover, fies) oder hier einem blondierten Aaron Taylor-Johnson, der das Ruder ebenso opulent kostümiert wie Knightley auch nicht herumreißen kann.

                      Erschwerend kommt hinzu, dass in den Nebenrollen so tolle Schauspieler zu bestaunen sind. Kelly MacDonald wäre mir lieber gewesen oder hey, als etwas ältere Anna wie klasse wäre da Olivia Williams? Behaltet den Jude, schminkt ihn ab (selbst wenn ich finde, dass ihm die stoffeligen Rollen wie hier sehr gut stehen) und werft ihn ihr in die Arme. Da wäre gleich wesentlich mehr los als bei diesem frigiden Pomp and Circumstance.

                      So liegt das eigentliche Herz des Films in den Händen zweier Randfiguren: Domnhall Gleesons Levin und Alicia Vikanders Kitty, deren langsam wachsende Liebe als Gegenstück zur zumindest theoretisch heiß entflammt-gefährlichen Passion A./V. sehr gut funktioniert und welche die wirklich schönste und sinnlichste Szene des Films haben, wenn sie das, was sie nicht auszusprechen vermögen, sich gegenseitig schweigend, flink und voller bedeutungsschwangerer Blicke und Berührungen mit umhergeschobenen Buchstabenwürfeln ausdrücken. Wie Wright das filmt und immer genau weiß, wo er die Kamera hinhalten und wann er sie wegbewegen muss, das ist ganz fantastisch und lässt mich hoffen, dass er irgendwann auch mal den Film macht, der mir dann auch rundum gefällt, denn das Zeug dazu hat er.

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                      • "Mark me well: soon you will rue the day you dared to cross… Russssellll Crowe!"
                        (random 'Cabin Pressure' reference for the hell of it)

                        • Die Umfrage lassen wir diesmal übrigens einige Wochen geöffnet, damit wirklich jeder die Chance hat teilzunehmen. Danke schon mal an alle fürs Mitmachen!

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                          • 7

                            Ach, der Hobbit kann seinen Wurzeln als Kinderbuch eben nicht entkommen, das in Anbetung der heiligen Cashcow in drei Teilen platt getreten wird und einfach nicht die dramatische Tragweite von "Lord of the Rings" besitzt. Ja, die 48fps sind ein Pyrrhussieg der Kinotechnik, sie werten 3D insbesondere in Helligkeit und Farben für mich auf, gleichzeitig verleihen sie dem Film mitunter den Look einer TV-Produktion, wodurch er wiederum Kinomagie einbüßt. Noch dazu schlägt Jackson innerhalb der Erzählung von "An Unexpected Journey" oftmals in ähnlich bis gleich anmutende narrative und dramatische Kerben des besten Films der Vorgänger-Trilogie ("Fellowship"): Vom Auszug aus dem Auenland, Rettung durch Elben, Bruchtal, Weg durchs Gebirge, unter die Oberfläche bis hin zu beinahe identischen Spannungsmomenten, wie das Kauern unterhalb eines Hindernisses während der Bösewicht sich auf diesem befindet, Rettung per Geflügel, das doch nie so weit fliegt wie es Sinn machen würde und niemand wenigstens mal darum bittet... Das unausgewogene Verhältnis von ernsten Figuren und Comic Relief-Charakteren, welches diese Geschichte fast schon albern und spannungsarm gestalten kann, ein weiteres Erbe des Ursprungs als Kinderbuch, womit ich wieder am Ausgangspunkt wäre. All dies sind Probleme des Films, die Frage ist wie sehr man sich an ihnen stört?

                            Denn ich bin mit "The Hobbit" dennoch zufrieden. Habe ihn mir mit geringen Erwartungen angesehen, im Gegensatz zu LOTR das Buch nie gelesen, weshalb ich mich an mir berichteten Veränderungen auch nicht störe. Im Gegenteil, ich begrüße, dass Jackson auf die größere Geschichte verweist, den Necromancer einbaut, Sauron anspricht, einen Gegner in diesem Orc aufbaut und insgesamt die Situation versucht bedrohlicher zu gestalten, wohl ahnend, dass wenn überhaupt der Pay-Off dessen in den kommenden beiden Filmen eher mau ausfallen dürfte. Martin Freeman ist ein perfekter Bilbo, Cumberbatch als Smaug bzw. Necromancer noch nicht wirklich wahrnehmbar und wider Erwarten konnte ich die meisten Zwerge sogar auseinanderhalten, selbst wenn es mir bei jenen (Thorin sowieso ausgenommen), die am wenigsten Zeit im Make Up-Trailer verbringen mussten - James Nesbitts Bofur und Aidan Turners Boyband-Zwerg Kili mit dem Bogen - am leichtesten fiel. Hier die Zwerge mit ihren Schauspielern auf einen Blick:
                            http://bit.ly/UzxCPW

                            Doch vor allem habe ich mich bei den knapp drei Stunden Film kein bisschen gelangweilt und die Zeit verging wie im Flug. Die lange Szene zwischen Bilbo und Gollum ist das Highlight des Films, da strahlt auch die neue Technik in perfektem Glanz mit dem Ring um die Wette und schließlich möchte ich meine Sympathie dem Zauberer Radegast, seinen Igelchen und seinem Kaninchenschlitten aussprechen. Ich hatte einen Riesenspaß!
                            Der Ausflug ins Kiwiland war also wieder schön und ich freu mich auf die Fortsetzung.

                            P.S. Kennt eigentlich noch jemand das "Herr der Ringe"-Brettspiel von Kosmos, bei dem man gemeinsam gegen das Spiel antritt? Das habe ich vor rund 10 Jahren viele Male mit Freunden gespielt (meist als Frodo, weil alle immer Sam sein wollten... "Okay, ich nehm den verdammten Ring ja schon!") und fühlte mich da mangelnder Kenntnis der Buchvorlage des Hobbits bei einigen Namen im Film an eben dieses Spiel erinnert, das ich heute noch aufgrund seines tollen, komplexen und schwierigen Spielsystems für eines der besten seiner Art halte.

                            P.P.S. Mein Vormerkkommentar behält natürlich weiter seine Gültigkeit: Es kann bzw. es darf zu diesem Film eigentlich nur einen Kommentar, eine Kritik, nein, ein Video geben und zwar dieses hier:
                            http://www.youtube.com/watch?v=LcKy8s9jAR4
                            ♪♫ Und jetzt alle! ♪♫

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                            • Eigentlich viel wichtiger:
                              Man sieht und hört jetzt schon mehr von ihm (auch ohne zu wissen, wen er nun spielt) als vermutlich im ganzen Hobbit. Und da spielt er gleich zwei Widersacher. Diese CGI-Necromancer und -Smaugfetzen gestern abend fand ich doch ein bisschen frustrierend. ;)

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                              • 7 .5

                                Dieser unscheinbare HBO-Film aus dem Jahr 1997 hat mich überrascht. Ich bin wahrlich kein Fan dieser Slice of Life-Episodenfilme, egal ob Jarmusch, Iñárritu oder 'Waldangelloch, ich hann dich lieb' & Co., aber die "Subway Stories" fand ich auf bescheidene Weise bis auf eine alle gut. Denn gewöhnlich werfen diese Ansammlungen von Kurzfilmen ein paar gute Episoden ab, für die man sich dann durch ein halbes Dutzend belangloser und langweiliger Geschichtchen quälen muss, weshalb das Gesamt-Fazit zwangsläufig gemischt ausfallen muss. Hier habe ich sie mir allesamt gerne angesehen und jede der zehn Episoden hat etwas zu sagen, ist lustig, berührend oder spannend (nur die von J. Demme, welche alle anderen einrahmt fand ich relativ schwach). Ich kann nicht mal ein paar Lieblinge nennen, ich würde sie mir alle nochmals anschauen. Sehr schön auch wie viele (heute) bekannte Gesichter hier dabei sind. Ulkigerweise ist die Mehrheit jener, mit denen die deutsche DVD auf dem Cover wirbt, kaum zu erkennen (Sarsgaard hab ich ganz verpasst, Anne Heche sieht man nur von weitem und Sam Rockwell sagt keinen Ton, wenn ich mich nicht irre...), dafür gibt's jedoch u.a. noch Bonnie Hunt, Denis Leary, Mercedes Ruehl, Christine Lahti, Lili Taylor, Michael Rapaport und Gregory Hines. Die Drehbuchautoren haben für den Film übrigens Geschichten verarbeitet, die New Yorker aufgrund ihrer eigenen U-Bahnerlebnisse innerhalb eines Wettbewerbs eingeschickt hatten.

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                                • Fear and Puking im Pixar-Intro.
                                  Sehr, sehr hübsch:
                                  http://rrho.tumblr.com/post/37825744806/oerks
                                  Mr. Lasseter, wie haben Sie das gemacht? ;)

                                  • Waaaas!? Jetzt erst gelesen: Die Videothek schließt? *schnief*

                                    • "Ach ja, und hier sind die ernsten Filme, da bin dann auch ich vertreten."
                                      [lobt 'Das weiße Rauschen'] "Weil auch Daniel da noch gut war." :)
                                      Ich mag August Diehl.

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                                      • Ich dachte eben, der *hust* Cutter der Coens sollte auch sein Bild bekommen... Beschwerden an mich, bitte. ;)

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                                        • "Mark Kermode, BBC Radio 1's film critic and the authority on The Exorcist, has promised his wife not to talk about the film any more" (BBC News, 1998). ;)

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                                          • 6
                                            über Thor

                                            Kenneth Branagh hatte sich heimlich schon immer als "Thor" gesehen und sich garantiert direkt für die Hauptrolle angeboten, sobald Marvel den Film angekündigt hatte. Flink das Hemd vom Leib gerissen, sich eingeölt vor der Kamera mit dem Vorschlaghammer aus dem Werkzeugkasten räkelnd sowie eine Wand einschlagend gefilmt und eine Kopie davon direkt an Stan Lee geschickt.

                                            Letztlich hat es trotz größten Körpereinsatzes für Kenneth dann doch nur hinter die Kamera gereicht, weshalb er sich bitterlich rächte und Papa Kirk (Chris Hemsworth) die Zuschauer nur einmal kurz oben ohne beglücken darf. Bei all meiner Galligkeit muss ich ihm jedoch zugestehen, dass er das hochgradig alberne Asgard-Schiff einigermaßen und im Rahmen dessen Möglichkeiten schaukelt.

                                            Mir war das alles viel zu viel in meinen Augen eher schlechtes CGI-Gedöns, die drei "Wissenschaftler" in irgendeinem Roswell-Nest sind leider keine Lone Gunmen, sondern eine schmachtende Natalie Portman, eine irgendwie merkwürdig-lustigere Kat Dennings, die immerhin den Taser rockt und der zumindest einzig echte 'Norse God' an diesem Set: Stellan Skarsgård. Alles auf der Erde funktioniert nur, wenn es den Lacher sucht (und sei es nur das Pferd im Haustierladen) und der zu Beginn enervierend arrogante Hemsworth seinen Mächten beraubt ein wenig den vorhandenen Charme auspackt.

                                            Als Sonse of Coul war ich dennoch über die Anwesenheit unseres liebsten SHIELD-Agenten erfreut, wenn auch enttäuscht ihn nicht Excalihammer mit dem kleinen Finger zücken zu sehen. Oh, und hier hatte Jeremy Renners Scharfschütze ja bereits einen winzigen actionlosen Auftritt. An passender Stelle möchte ich diesen Filmkommentar hiermit unterbrechen, um auf die noch recht junge und sehr unterhaltsame "Hawkeye Initiative" hinzuweisen:
                                            http://thehawkeyeinitiative.com

                                            Die Frostriesen in Jodelheim (das heißt so! Ich hab das genau gehört!) fand ich ganz spannend, interessanter allemal als Anthony 'Hodinks' beim Scheck einlösen zuzuschauen. Trotzdem ist diese CGI-Pop-Götterwelt mit dem passiv-aggressiven Loki mit dem gerechtfertigten Denkerstirnrunzeln und Idris Elbas Transporter Chief Heimdall so abgedreht, dass ich es fast schon wieder liebenswert finde. Can't touch this. 6.

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                                            • 6 .5

                                              Hübsche, jedoch sperrige Verfilmung der Romanreihe von Ford Madox Ford mit einer gelangweilt-durchtriebenen Rebecca Hall, einem verstockten Benedict Cumberbatch als "letztem echten Tory" und einer edlen Suffragette Adelaide Clemens. Durch die Dreiecks- und 1. Weltkriegsgeschichte über den Wandel, eine neue Zeitperiode und Verlorenem habe ich mich die ersten Episoden der Miniserie ziemlich gequält, ab der Mitte wurde sie besser.

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                                              • Danach habe ich lang kramen müssen, aber ich wurde fündig und es funktioniert noch. Ha!
                                                Cumby-Bösewicht mit Pseudonym listen up:
                                                http://www.trekyourself.com/?mId=45313901.3
                                                :D

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                                                • Solange ich nichts anderes mehr vermute, behaupte ich noch immer:
                                                  Cumberbatch ist Gary Mitchell
                                                  Der rote Planet eventuell Delta Vega
                                                  Und das mit den Händen am Ende des japanischen Teasers sind wohl nicht Kirk und Spock, sondern Cumby (in einer Zelle) und Spock - also nur ne falsche Fährte. ;)

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                                                  • 6

                                                    Jetzt ist es schon wieder ein paar Wochen her, dass ich "Cloud Atlas" gesehen habe. Zuvor hatte ich gescherzt, dass wir in der Pause oder nachdem Film sicher eine Infografik malen werden. Das Internet war jedoch schneller und ich habe zurück aus dem Kino direkt zwei gefunden:
                                                    #1: http://d.pr/i/a6ib
                                                    #2: http://d.pr/i/rvAe
                                                    Das ist schön, denn dann können wir uns diese Vorlesung hiermit sparen. Ich wollte nämlich längst schon was zum Film schreiben und nun habe ich mittlerweile vieles auch einfach schon wieder vergessen. Denn so denkwürdig ist der Wolkenatlas nicht. Viel Geschwurbel auf diversen Zeitebenen, manche erfolgreicher (most of Tykwer) als die anderen (most of Wachowskis). Alles ist verbunden in allen Genres, denn man nutzt die immer gleichen Schauspieler und in allen Ebenen mehrheitlich schlimmes Make-Up. Fast so als würden 5-6 Schauspieler alle Star Trek-Filme plus ein paar Episoden in zerpflückten Szenenfetzen am Stück auf der Bühne nachspielen und sich für jede neue Szene hinter der Kulisse fix gegenseitig umziehen, schminken und romulanische Stirnlappen ankleben. Das ist alles ganz charmant überlang ambitioniert und irgendwo hat man auch Mitleid. So ganz daneben lag ich mit meinem "Southland Tales"-Gefühl also leider nicht. Und trotzdem ist "Cloud Atlas" nicht unsympathisch, langweilt kaum, serviert mir Hugo als Nurse Ratched, macht Jim Sturgess dank Alien-Make-Up ausnahmsweise interessant, verunstaltet wiederum James D'Arcys wunderhübsche Nase kaum und ich wünsche dem Film Profit, eine lange Laufzeit in Lehrer-Ehepaar-Arthousekinos und werde ihn sicherlich, wenn er zum x-ten Mal an Ostern oder Weihnachten wiederholt wurde, mir nochmals mit meinen Kindern ansehen und ihnen Schminkstifte in die Hände drücken, damit sie sich gegenseitig Sternschnuppen auf freie Hautflächen malen können und das Gefühl haben wichtig zu sein und die Welt verändern zu können.

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