Sonse - Kommentare

Alle Kommentare von Sonse

  • 8

    Greenaway in seiner ganzen undurchdringlichen Pracht. "A Zed & Two Noughts" ist weniger zugänglich als meine zwei bisherigen Lieblingswerke von ihm, die jedem als Einstieg eher empfohlen seien: "The Cook, the Thief, His Wife & Her Lover" sowie "Drowning by Numbers".

    Die Zwillingsbrüder Oliver und Oswald beginnen eine Affäre mit Alba, die das Auto fuhr, dessen zwei andere Insassen, die beiden schwangeren Ehefrauen der Brüder, während eines Unfalls mit einem Schwan ums Leben kamen. Die Männer arbeiten beide im Zoo, ihre zunehmende Faszination für Verwesung leben sie aus, indem sie Zeitrafferaufnahmen von verwesenden Tieren machen. Zweifelsohne führt der Film zum ultimativen Experiment, das auf einer ironischen Note endet, in welchem erneut die Natur den letzten Lacher auf ihrer Seite hat.

    Nur soviel sei zum Plot gesagt, denn dieser ist in Greenaways Film nur Mittel zum Zweck. Seine hypnotische Wirkung bezieht er aus seinen bis ins kleinste Detail komponierten Bildern, seinem Reichtum an Symbolen und Referenzen und seinem tranceartigen Score, der Greenaways liebevoll präsentiertes zynisches Spiel durchgängig begleitet.

    Ein typischer Greenaway-Dialog... Oswald und Oliver reden über den Tod ihrer Frauen:

    - How fast does a woman decompose?
    - Six months, maybe a year? Depends on the conditions.
    - Does being pregnant make any difference?
    - No.
    […]
    - I cannot stand the idea of her rotting away.
    - What is the first thing that happens?
    - The first thing that happens is bacteria set to work in the intestine.
    - What sort of bacteria?
    - Bisocosis Populi. There are supposed to be 130,000 bisocosis in each lick of a human tongue; 250,000 in a french kiss. First exchanged at the very beginning of creation when Adam kissed Eve.
    - Suppose Eve kissed Adam.
    - Unlikely. She used her first 100,000 on the apple.

    Wir werden auch einem Apfel beim Verrotten zu sehen und als letztes einem Zebra.
    Ihr merkt es schon: Das A und O, A-Z, Anfang und Ende, Tod und Geburt... Wer sich die Mühe macht kann den Film auf diversen Ebenen lesen: Die Grausamkeit und der bittere Humor der Natur, die Obsession von Symmetrie in der Natur und Kunst, die Gemälde Vermeers, griechische Mythologie, Schöpfung und Evolution... u.v.m. Nicht zu vergessen, natürlich die Referenzen und Themen, die Greenaway auch in seinen anderen Filmen umtreiben. Nur wenige Filmemacher haben einen ähnlich großen Wiedererkennungswert wie er. Man mag Greenaway oder man tut es nicht, viel Zwischenraum lässt sein Stil nicht zu.
    Man kann sich dem Film nur schwer entziehen und wer nicht Hinschauen kann, wenn Schnecken über nackte Körper kriechen oder Tiere verwesen, der soll die Augen schließen und zumindest dem genialen Score des wie immer fantastischen Michael Nyman lauschen.

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    • Der Vollständigkeit halber: 70 % Blumenkind, 30 % Polyester.

      • Das schaurige Voice-over und der gewollte, kollektive Bad Hair Day lassen mich (bei der Besetzung...) zwar weinen, einige gute Gags waren dennoch dabei und El Duderino als Hippie-Soldat stiehlt die Show.

        • Nehme mal an, ich darf hier nun nichts mehr gewinnen *schnüff*, bin aber bisher sowieso nur ne "Steife Brise"... und mein olles Tablet tut es glücklicherweise noch. :P

          • Der /Filmcast hat vor kurzem mit Kyle Newman, dem Regisseur von "Fanboys", ein Interview geführt, in dem dieser so herzerfrischend offen über seine Probleme mit den Weinsteins und seinem Gilliamesquen Weg den Film nach seinen Wünschen in die Kinos zu bekommen berichtet, dass man sich das mal anhören sollte:
            http://preview.tinyurl.com/lqstgr

            Darin sagt er z.B. über Steve Brill, der von den Weinsteins geholt wurde, um Newmans Film nach ihren Wünschen zu verändern: "[...] They brought in Steve Brill, very duplicitous, not a good director in my opinion, he's made some of the worst comedies known to man [...] I'm not even being mean here, I mean, we're talking 'Mr. Deeds', 'Little Nicky' [...] If you made a box-set of the worst studio comedies, you put them in it. [...] He said to me: 'Look, I'm gonna help you, I'm gonna make this as good as it can be', and then I went to a couple of screenings with him and gave him notes, and then I started reading on chat rooms that he was talking shit about my cast, and me, and people in the movie, and how he thought my lead sucked [...]. And he did it under a fake screen name [...] people found out it was him [...] and he was telling people he was going to hunt them down and kill them […], that Star Wars Fans were faggots […]. And I was like: 'What are you saying!? Stop!' [...]

            Der Film wie man ihn heute sehen kann, ist ein ganz seltsamer Cut. Man gab Newman die stark veränderte Fassung seines Films wieder (über die er sehr unglücklich war) und sagte am Ende zu ihm in etwa: Hier hast du deinen Film, wenn du ihn jetzt noch umschneiden willst, dann zahl das selbst, dazu hast du ab jetzt 36 Stunden, er muss exakt 90 min. lang sein, keine Sekunde länger.
            Er versuchte zu retten, was zu retten ist, hat aber natürlich immer noch das Gefühl, das in fast jeder Szene etwas nicht stimmt.

            Ich selbst habe noch keine Fassung des Films gesehen, muss nach dem Hören dieses Interviews, aber schon sagen: Kyle Newman needs a hug.

            • 3 .5

              Wer nicht hören will, muss eben den Erwerb der Kinokarte bereuen.
              Michael Manns "Public Enemies" ist ein kalter, seelenloser und langweiliger Gangsterfilm.

              Dabei ist die HD-Ästhetik nicht mal so entsetzlich störend wie erwartet, sie ist sogar einer der wenigen Reize des Films. Obwohl es nicht so recht funktioniert und ich hoffe, dass die Optik hier auf zukünftige Regisseure abschreckend wirkt. Der Sound der Originaltonspur war auch eine Katastrophe und ich vermute stark, dass das nicht am Kino lag.

              Mann wollte keinen Ausstattungsfilm? Die Ausstattung ist noch das Sehenswerteste des ganzen Films. Was fehlt ist eine kohärente Geschichte mit einem Spannungsbogen und vor allem runden, interessanten Charakteren. Niemand macht hier eine Entwicklung durch, keiner verfügt über Tiefe. Warum soll es mich interessieren was mit ihnen passiert, wenn sie mir so unheimlich egal sind? Ich will nicht mal den Schauspielern die Schuld geben, Drehbuch und Regisseur haben ihnen kaum Chancen gegeben.

              Die einzige Figur des gesamten Films über die ich gerne mehr erfahren hätte und deren Schauspieler es gelang in wenigen Szenen mein Interesse zu wecken, war J. Edgar Hoover, dargestellt vom tollen Billy Crudup.

              Die meisten Männer kann man vor lauter Einheitslook und Wackelkamera gar nicht auseinanderhalten. Die Namen Stephen Dorff und David Wenham las ich erst im Abspann und rätselte, wer die noch mal waren... Wunderbare Schauspielerinnen werden zudem in den mickrigsten Rollen verschwendet (Leelee Sobieski, Carey Mulligan).

              Der angebliche Mythos Dillinger ist entweder völlig überbewertet oder hier nicht mal im Ansatz eingefangen worden. Und wisst ihr was? Nach diesem Film ist er mir auch schnurzpiepegal, ich werde nichts nachlesen.

              Gegen Ende, etwa ab dem Zeitpunkt vom Verhör Cotillards berappelte sich der Film ein wenig und ein Hauch Spannung konnte erahnt werden, dennoch hatte ich mir über weite Strecken zuvor mehrmals gewünscht, der Film möge doch alsbald mal enden und mich tatsächlich einmal ertappt wie ich seufzend vor mich hin murmelte: "Meine Güte, ist das langweilig..."
              Ja, da war tatsächlich noch Ridley Scotts mäßiger und klischeebeladener "American Gangster" um Längen besser.
              Ich möchte mich abschließend bei all jenen bedanken, die mich vor dem Kinobesuch warnten und auf die ich ja leider nicht gehört habe... Ich werde Buße tun und mir zur Strafe noch irgendeinen garantierten Murks anschauen *kuckt ins TV-Programm" ... Ah, "A Good Year", ne Schnulze mit Crowe in der Provence... Aua.

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              • 8 .5

                Richtig, richtig gut. Zweifellos ist "The Hurt Locker" der beste Irak-Kriegsfilm bisher, der beste "Kriegsfilm" seit Jahren und wohl auch Bigelows bestes Werk ("Near Dark" habe ich noch nicht gesehen).

                Wir folgen dem Bombenräumkommando, dem Draufgänger (Renner), dem Vernünftigen (Mackie) und dem Ängstlichen (Geraghty), bei ihrer zermürbenden Arbeit im Irak.

                Minimalistisch, unheimlich spannend und ohne sich mit Politik aufzuhalten zeigt uns Bigelow diesen risikoreichen Drecksjob, die angespannte Freizeit der Männer und auch die ein oder andere absolut idiotische Aktion. Denn, so sagt uns die Texteinblendung, die echt nicht hätte sein müssen und dem Film wertvolle Subtilitätspunkte kostet: "War is a drug”...

                Jeremy Renner hatte mir schon in "28 Weeks Later" gut gefallen, hier macht er sich hervorragend in seiner ersten großen Hauptrolle (erneut als Soldat), die ihm hoffentlich zu mehr verhelfen wird. Schön sind auch die kleinen Auftritte großer Namen wie Guy Pearce, Ralph Fiennes, David Morse und Evangeline Lilly.

                Ich saß fast durchweg "on the edge of my seat" und das Ende habe ich dem Film auch abgenommen.

                Der "hurt locker" im Titel verweist übrigens, wenn ich mich nicht irre, auf die Kiste unseres Helden, in welcher er Bombenteile und wie er es nennt "alles, was mich fast getötet hat" aufbewahrt.

                Randbemerkung: Der Film hat mich daran erinnert, dass mir meine Mum mal erzählte, ich sei mit einem derjenigen entfernt verwandt, die in Deutschland immer zur Entschärfung gerufen werden, wenn wieder eine olle Fliegerbombe auftaucht. Schon interessant, muss ich mal näher nachfragen... ;)

                5
                • 6
                  über Getaway

                  Kamera, Schnitt und des Hetero-Manns liebster "man-crush" Steve McQueen in Hochform machen diesen Film. Die Handlung ist Standardware - weniger Heist, mehr Jagd - und die Nebenhandlung um den Schergen Rudy und das Hihi-Blondchen hat mich so genervt, ich war manchmal kurz davor auszuschalten. Der Peckinpah-Machismo ist in Mengen da, aber vereinzelt auch die manchmal leicht übersehene kritische Brechung dessen, z.B. wenn McCoy seine Frau verkauft, um frei zu kommen, dann nicht damit umgehen kann und das auch noch ihr vorwirft... Ganz schwach, der Herr Doktor. Peckinpah und Hill lassen die Geschichte ein wenig zu viel atmen, doch ging die Rechnung damals auf und der Film wurde zu einem finanziell großen Erfolg für Regisseur und Hauptdarsteller. Ich war enttäuscht.

                  • 7 .5

                    Henry Selicks Stop Motion-Fantasiemärchen "Coraline" ist eine angenehme Abwechslung im aktuellen CGI-Einheitsbrei. Mit einer eigensinnigen Heldin, kreativen Einfällen und einer gruseligen Atmosphäre sieht man hier zwar kein Meisterwerk, aber einen sehr guten Film mit der Moral: "Sei vorsichtig, was du dir wünschst - es könnte in Erfüllung gehen". Mir persönlich ging "das Spiel" am Ende etwas zu schnell und leicht von der Hand.
                    Für die ganz Kleinen ist der Film sicherlich nicht geeignet, mit der FSK 6 liegt man jedoch richtig. Man sollte Kinder nicht unterschätzen, gerade sie fasziniert eine morbide Stimmung und ein wenig Grusel und mit dem was hier geboten wird, sollten sie eindeutig umgehen können. Vor 15-20 Jahren hätte mir "Coraline" bestimmt noch besser gefallen.

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                    • 7

                      "If you prick us, do we not bleed? If you tickle us, do we not laugh? If you poison us, do we not die? And if you wrong us, shall we not revenge?"

                      Eines der berühmtesten Shakespeare-Zitate im heute wohl kontroversesten seiner Stücke, dessen sich nach einer gefühlten Ewigkeit mit Michael Radford wieder ein Regisseur angenommen hat.

                      Der Venezianer Bassanio wendet sich an seinen Freund und Kaufmann Antonio, um die ausreichende Summe aufzubringen, damit er um seine Flamme Portia werben kann. Antonios Vermögen ist gerade investiert und so wendet er sich an den jüdischen Geldverleiher Shylock, den er jahrelang bereits misshandelt hatte, und geht mit der Gewissheit, das Geld rechtzeitig zurückzahlen zu können, den Deal ein, Shylock mit einem Pfund seines eigenen Fleischs zu bezahlen, sollte er seine Schulden nicht wie vertraglich festgehalten begleichen können...

                      "The Merchant of Venice" zählt zu Shakespeares Problemstücken, obwohl es als "Komödie" klassifiziert wird. Eine schwarze Komödie ist es durch aus, vor allem erkennt man dies jedoch an der inflationären Pärchenbildung und den Frauenfiguren, die vorgeben Männer zu sein (und damals ja auch von Männern gespielt wurden, worüber sich Shakespeare nur zu gerne lustig machte).

                      Man kommt bei all der schönen Sprache nicht umhin, den zweifellos vorhandenen Antisemitismus dieses Stücks anzusprechen. Radford wählt den Weg das Stück in seinen Kontext zu setzen. Unüblich für Shakespeare erfolgt hier eine Einblendung "Venice, 1596". Danach wird der Zuschauer per Texteinblendung mit Hintergrundinformation versorgt: über den Status und die Unterdrückung der Juden im Venedig dieser Zeit, dass man ihnen wirtschaftlich keine Wahl ließ als den Geldverleih und da dies für den Reichtum der Stadt und ihrer Kaufleute bedeutend war, man zwei Augen ob des eigentlichen Verbots dieser Praxis zudrückte... Der Charakter des Shylock ist damit nicht ausreichend erklärt und sein blutrünstiges Verlangen nach Rache ebensowenig. Doch Shakespeares England war nach unseren Begriffen kein bisschen "politically correct", Minderheiten begegnete man mit offener Diskriminierung und Feindseligkeiten. Natürlich spiegelt sich in seinen Stücken seine Gesellschaft wider. Man kann ihm dennoch nicht vorwerfen in seinen Darstellungen mit den sonst üblichen Klischees gearbeitet zu haben. Ob Othello oder Shylock, Shakespeare hat stets komplexe Figuren mit echten Problemen geschaffen. Bei allem was sich Othello von diversen Figuren anhören muss, Desdemona liebt ihn aufrichtig. Shylock erscheint auf den ersten Blick habgierig und grausam. Doch ist er über eine lange Zeit ebenfalls grausam behandelt worden und hat dies duldsam ertragen. Als er die Chance zur Rache sieht, ergreift er sie.

                      Pacino, in seiner besten sowie in letzten 10-15 Jahren raren sehr guten Performance, tut sein übriges. Selten habe ich Mr Huuha so beherrscht gesehen. Er verleiht seinem Shylock Tiefe und erzwingt vom Zuschauer Mitgefühl, selbst bei dessen unverhältnismäßigem Wunsch nach Antonios Tod. Der Grund warum ich mich bei der konstruierten, aber immer wieder gestellten DeNiro oder Pacino-Frage, letztlich doch immer für Pacino entscheide, ist dessen Liebe zu Shakespeare. Beide sind heute in ihren Filmen nur noch ein Schatten ihrer selbst, doch Pacino bleibt immer noch Shakespeare und den hat er verstanden und weiß ihn wie nur wenige zu spielen.
                      Für ihn Sympathie aufzubringen fiel mir besonders leicht, da Bassanio vom wie immer unterirdischen Joseph Fiennes gegeben wird. Alle anderen Schauspieler machen ihre Sache gut bis in die kleinsten Rollen.

                      Gerade die hässlicheren Aspekte von "The Merchant of Venice" machen das Stück umso interessanter, wenn man sich mit ihnen auseinandersetzt, da sie die wundervolle Sprache und die eigentliche Thematik von der Ethik von Versprechen, von Gnade, Recht und Loyalität unterminieren und verkomplizieren.

                      Schließlich wählt Radford Venedig auch als Kulisse und die Kostüme verleihen einem das Gefühl die Portraitierten alter Gemälde von Caravaggio oder Rembrandt führten das Stück auf.
                      All dies macht den Film zu einer guten Shakespeare-Verfilmung, die das Wesentliche relativ gekonnt auf die Leinwand bannt.

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                      • ?

                        Guter Cast, doch Sophie Barthes wird damit leben müssen, dass jeder hier gleich an eine Mischung aus Charlie Kauffmans "Eternal Sunshine..." und "Being John Malkovich" denkt. Ist "Cold Souls" jedoch auch nur halb so gut wie ein Kauffman, lohnt er sich bereits.

                        • 5 .5

                          Über diesen Film wurde bereits alles gesagt. So viele Worte ist er gar nicht wert und da Cameron es nicht kann, wollte ich versuchen mich wenigstens kurz zu fassen, was mir leider nun doch nicht gelungen ist.

                          Für den selbsternannten "König der Welt" ist Film ein technisches Medium, dieser Aspekt interessiert ihn primär und seit rund zwanzig Jahren auch sekundär. Seine Performance Capture-Technik ist wohl auch der eindrucksvollste Aspekt von "Avatar".

                          Keine der "Aufnahmen" hat mich umgehauen. Keine ist mir in den vergangenen Stunden entsprechend im Gedächtnis geblieben. Zum einen ist dies darin begründet, dass mir das Design seiner Welt und der Kreaturen nicht zu sagt. Anthropomorphisierte blaue Katzen in einem langeweilig-makellosen fluoreszirienden Dschungel im Lava-Lampen und Einhorn-Kitsch-Poster-Look, dem man auch weiterhin durchweg seine rein virtuelle Realität aus dem Rechner ansieht, sind nicht so mein Ding. Als ich unter anderem noch mit Lady Lockenlicht mit ihren Glückssträhnchen und den Puschelzwergen sowie Mein kleines Pony spielte, da hätte mir das vielleicht gefallen. Das ist nun schon deutlich über zwanzig Jahre her...

                          Zum anderen habe ich dieses Mal ausnahmsweise wirklich die 3D-Vorstellung gewählt. Der Kassierer nahm weder mein Fünf-Sterne-Ticket noch einen meiner Kinogutscheine, nein, ich musste volle 12,50 € berappen. Dafür habe ich die Brille natürlich behalten. Eigentlich hätte ich noch den Sitz abschrauben und mitnehmen müssen... Wenn Cameron mich mit dem angeblich aktuell besten was die Technik so bietet nicht von 3D überzeugen kann, dann wird das hier zumindest ein einmaliges Erlebnis, da ich das nicht zu wiederholen gedenke. Ich wurde nicht überzeugt, dass es sich beim 3D-Kino um einen Mehrwert handelt, und nicht um einen faulen Trick der Filmindustrie die Piraterie durchs Hintertürchen zu bekämpfen und sich diese angebliche Innovation in den Kinos von den Zuschauern bezahlen zu lassen. Einigermaßen angetan war ich zwar von den Aufnahmen, in denen wir reale Menschen in echten Sets interagieren sehen, aber als ich meine Brille mal für eine Zeit abnahm, musste ich feststellen, das der Film im klassischen 2D unter Garantie nichts verliert.

                          Die Schauspieler sind weder besonders gut, noch besonders schlecht, ihre Charaktere sind eben Abziehbilder einer Story wie wir sie schon hunderte Male (und besser) gesehen haben: "Dances with Wolves" und "The Last Samurai" drängen sich da auf. Im Gegensatz zu diesen Filmen setzt "Avatar" mit seinem vorhersehbaren "Friede, Freude, Eierkuchen-Happy End" sogar noch einen drauf. Die Dialoge sind so simpel gestrickt und repetitiv, dass man mitunter schon peinlich berührt zusammen zuckt.

                          Die Öko- und Ethno-Botschaft hingegen, in all ihrer triefenden Kitschigkeit, bin ich bereit zu verzeihen, ist sie doch gut gemeint und man muss sich für "Avatar" wenigstens nicht so schämen wie für andere menschenverachtende Blockbuster der letzten Zeit. Der Klangteppich besteht vor allem aus dem bei "fremden Kulturen" in Hollywood üblich eingesetzten Weltmusik-Gejaule. Aus Langeweile stimmte ich im Kopf einmal dazu entsprechendes aus "The Lion King" an: "Nants ingonyama bagithi Baba - Sithi uhm ingonyama..."

                          Ein gutes Drehbuch ist für mich nun mal die Mindestvoraussetzung für einen interessanten Film und auf diesem Gebiet versagt Camerons Edel-Event-Movie kläglich. Doch ich meine es doch auch nur gut und will mal nicht so sein in meiner Bewertung. Denn milde unterhalten wurde ich, für meine niedrigen Erwartungen war es dann doch noch ganz okay, und einmal anschauen kann man sich die überlangen 160 Minuten Film schon einmal, um zu sehen, dass die Technik noch lange nicht soweit ist echte Schauspieler, sowie die eigentliche Aufgabe von Filmen, nämlich das audiovisuelle Erzählen einer spannenden Geschichte, zu ersetzen. Ein Glück.

                          Der aktuelle Hype um diesen Film wird ebenso vorübergehen wie jener um Camerons letztes Werk und die Zeit wird den Neinsagern recht geben. Bis dahin kann man sich entspannt zurücklehnen und sich erneut Camerons wahre Meisterstücke Aliens, The Abyss und T2 anschauen.

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                          Damit die bereits vorhandenen 17 Antworten hier keinen verwirren, lasse ich meinen ersten Kommentar, den ich nach dem "Avatar Day" im Herbst verfasst hatte, mal hier stehen:
                          "Habe mir eben im Kino den Clip-Zusammenschnitt (15 min.) angesehen und war nicht gerade angetan. Sicher war das ganz hübsch und ich werde ihn mir sicher im Kino geben - hauptsächlich aufgrund des zu meinem Bedauern aktuell immer noch relativ brach liegenden Sci Fi-Genres..., dennoch: 3D bleibt ein Gimmick, eine interessante Geschichte konnte ich nicht entdecken, das CGI sieht weiterhin nach CGI aus *gähn*, Worthington tut mir nach seinem Terminator-Flop schon fast leid, scheint er sich hier die meiste Zeit auch nur hinter seinem blauen "Avatar" aus dem Rechner zu verstecken, bei dessen Anblick ich mich nach Plavalaguna aus "The Fifth Element" sehne (da steckte zumindest ein Mensch im Kostüm) und irgendwie wird man auch das Gefühl nicht los, dass hier eher ein Computerspiel als ein Film verkauft werden soll. Schade."

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                            • 7 .5
                              über Starkey

                              "Divorcing Jack" ist Hitchcocks "39 Steps" als schwarze Komödie in Nordirland. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Colin Bateman liefert David Caffrey ein sehenswertes Spielfilmdebüt ab.

                              In einem fiktiven, weil unabhängigen Nordirland soll der Premierminister gewählt werden. Dan Starkey, sardonischer Journalist mit Hang zu Hochprozentigem ("When I was 8 years old, I woke up in the middle of the night and found my brother pissing on my typewriter. I decided then and there that there was something wonderful about alcohol"), soll sich mit einem amerikanischen Kollegen um die Berichterstattung kümmern. Er vögelt die Falsche und hat sogleich zwei Leichen am Hals. Seine Frau verlässt ihn, er bekommt mit dem charismatisch-schmierigen, designierten Premier Probleme und nicht nur die Polizei, sondern auch der gefürchtete Terrorist Keegan ist schon bald auf seinen Fersen...

                              Wer einen Film über die nordirischen "Troubles" sucht, ist hier falsch. "Divorcing Jack" ist eine unterhaltsame Mischung aus einer bizarren, schwarzen Komödie und einem Mann-auf-der-Flucht-Thriller mit einem Schuss Politsatire. Es dauert ein klein wenig zu lang, bis der Film Fahrt auf nimmt. Den uneinheitlichen Ton hätte Caffrey besser ausbalancieren müssen, so schwankt man hier zwischen Witzen und Dramatik - brutalen Morden, deren Opfer mit zu großer Leichtigkeit weggewischt werden - umher. Das Skript macht dennoch Spaß und man folgt Starkeys Flucht und Suche nach Antworten besonders gern, dank der tollen Schauspieler.

                              Allen voran bleibt einem sicher Rachel Griffiths' (die sieht man auch viel zu selten) Krankenschwester/strippende Nonne in Erinnerung. Robert Lindsay (Politiker Brinn) und Jason Isaacs (Terrorist Keegan) müssen ebenfalls lobend erwähnt werden.

                              Fünf Jahre nach seinem fulminanten Auftritt in "Naked" ist Starkey Thewlis' nächste Hauptrolle. Warum hat das solange gedauert? Warum folgten auch danach keine weiteren großen Rollen und er wurde in kleinen Parts in oft vergessenswerten Filmen verschwendet? Na, ich ahne es schon... Wie ich diese entsetzlich langweiligen gesellschaftlichen Schönheitskonventionen verachte, wer nicht durch die Schablone passt, wird aussortiert. Ich kann so manche Klone schon gar nicht mehr auseinanderhalten... Bitte gebt dem Mann bessere Rollen. Da geht sicher auch noch mehr als der fiese Spötter und das gutherzige Wrack... Denn hier ist er wieder ausgezeichnet und angenehm anders.

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                              • Carey Mulligan wird eine ganz Große.
                                Und ich rede hier von Hepburn-Keaton-Streep-Größe...
                                Ich weiß das, denn ich habe den Trailer für "An Education" gesehen. Jawoll, das genügt. :)

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                                • Mittelgewicht 6/10.
                                  Einer der bescheuertsten Liebesbeweise aller Zeiten oder doch nur DIY-Schönheitschirugie?

                                  • Sam Rockwell? Sam Rockwell!
                                    Hätte ich fast nicht erkannt. :)

                                    • 7 .5

                                      Einer der besseren Gangsterfilme der letzten zehn Jahre.
                                      Mit "Gangster No. 1" setze ich meinen kleinen Thewlis-Marathon fort, den ich begonnen habe, als er mir in Leighs "Naked" so positiv auffiel. Als nächstes steht "Starkey" an...

                                      Man folgt hier ganz klassisch dem Aufstieg eines namenlosen Gangsters, angefangen bei seinen Jahren als Handlanger im London der 60er bis ins Jahr 1999, als sein früherer Boss, welchen er hintergangen hatte um die Macht zu übernehmen, aus dem Gefängnis entlassen wird. Freddie Mays (Thewlis), sein Boss, ist hier tatsächlich "... a nice guy, not like most of the men here" wie eine Frau in einem Club einmal erwähnt. Seine rechte Hand und die eigentliche Hauptfigur hier (Paul Bettany/Malcolm McDowell), ist zerfressen vor Neid und er giert nach Mays Besitz und Stil. Ersteres wird er erlangen, doch er wird seinem Idol niemals das Wasser reichen können, bis zum Schluss wird er nicht verstehen weshalb.

                                      Als Zuschauer befindet man sich schon früh im Kopf des Protagonisten, wenn er seine Gewalttaten plant und ausführt, folgt man seinem Stream of consciousness per Voiceover - einer, so schien es mir, Erinnerung des mittlerweile gealterten Gangsters an die damaligen Ereignisse. Stimmen aus dem Off finde ich meist störend und ein faules Werkzeug von Filmemachern, schnell zu erzählen und nicht zeigen zu müssen. Da es sich, wie dbeutner in seinem Kommentar bereits treffend sagte, hierbei jedoch um ein "Psychogramm" handelt, verzeihe ich den Voiceover-Einsatz, obwohl er mir dennoch oft unnötig erschien.

                                      Bettany hat sich mit seiner grüblerischen und kalten Darstellung des jungen Gangsters hier (zu recht) wohl für Höheres empfohlen. Den in die Jahre gekommenen Gangster gibt McDowell gewohnt durchgeknallt und schießt dabei manchmal etwas übers Ziel hinaus.

                                      Nicht nur aufgrund McDowells erinnert der Gangster in seiner gewalttätigen Verrücktheit gelegentlich an Alex aus "A Clockwork Orange", zumindest bis dieser "Vernunft" annimmt (im Buch, nicht in Kubricks Fassung). Die Geschichte wiederum trägt viel "Macbeth" in sich: "The King is dead. Long live the King."

                                      Im Gegensatz zu anderen Gangsterfilmen will dieser hier nur in der recht gelungenen Kameraarbeit "cool" sein, der Antiheld wird nicht glorifiziert und in seinem ganzen deprimierenden Irrsinn gezeigt. Regisseur Paul McGuigan hat ironischerweise danach, den von mir als völlig überbewertet betrachteten Möchtegern-Coolen-Film "Lucky Number Slevin" gedreht. Genauso ein "Möchtegern" wie unser "Held" in diesem Film, nur ist das hier beabsichtigt. Nee, da schau ich mir lieber nochmals "Gangster No. 1" an.

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                                      • Einer der ganz Großen in den kleinen Rollen. Freue mich immer Berkeley irgendwo im Hintergrund eines Films zu entdecken oder ihn seine fünf Sätze aufsagen zu hören.

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                                        • Danke. "World Cinema" fehlte mir noch. Der Beitrag der Coens und der von David Lynch fehlen beide auf der DVD von "Chacun son cinéma".
                                          Brolins Cowboy erinnerte mich nicht nur an "No Country for Old Men", sondern auch an seine Rolle in "W." :)

                                          • 7 .5

                                            "Play Time" ist wie ein Stück moderne Kunst in einem Museum. Der Zuschauer ist ein Betrachter des Objekts. Es ist unmöglich in dieser Installation alles auf einmal zu bemerken, man wechselt zu oft die Perspektive und so sind es Details, einzelne Szenen, Geräusche, die im Gedächtnis bleiben.

                                            Man sollte hier keine klassische Erzählung erwarten. Der Film besteht aus Themen (Moderne Architektur und Technik im Verhältnis zum Menschen etc.) und Situationen (z.B. jemand läuft einem beim Fotografieren permanent ins Bild) und ist nicht ganz leicht am Stück zu schauen. Dialoge werden zu Hintergrundgeräuschen, allen anderen Lauten kommt weit größere Bedeutung zu.

                                            Tati steht mit seiner Figur des Monsieur Hulot ganz in der Tradition der visuellen Slapstick-/Situationskomiker Buster Keaton und Charlie Chaplin, wobei seine Figur auch oftmals verschwindet und anderen die Show überlässt. So erinnerte mich "Play Time" nicht zufällig an Chaplins "Modern Times", vor allem in der ersten Hälfte, die mir auch weit besser gefiel als die zweite, in der die Passage im Restaurant doch etwas in die Länge gezogen wirkt.

                                            Zwar mag dem Film etwas der Charme von "Les Vacances de M. Hulot" abgehen, doch spürt man die humanistische Grundhaltung ebenso und Tatis Perfektionismus im Timing seiner Choreographien und dem Design des prächtigen, riesigen Sets ist mehr als sehenswert.

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                                            • 6 .5

                                              Gut gemachte, da sich authentisch anfühlende Doku, die mich zumindest mein Aufwachsen in der schwäbischen Provinz weniger bedauern lässt als zuvor...

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                                              • 4

                                                Der humorlosere und blutigere Bruder des anderen Möchtegern-Cleverle aus dem Jahr 2006: Lucky Number Slevin. Wer den Coolness-Faktor Null Kelvin anstrebt, braucht sich nicht wundern, wenn sich die Atome nicht rühren wollen - und so fallen beide tiefgekühlt auf die Nase. Gähn. Reicht mir wer den Bunsenbrenner, bitte?

                                                • 6 .5

                                                  In der Tat ein hübsch gefilmtes, gut gespieltes und teilweise ganz witziges Backpacker-Episodenfilmchen. Allerdings haben mich die Situationen und die Figuren seltsamerweise kaum an meine eigene Backpacker-Zeit erinnert und das hätte ich dann doch erwartet.
                                                  So bleiben fünf Reisende, die man unterwegs nur bedingt treffen möchte...
                                                  Noch am sympathischsten: der verpeilte Ire
                                                  Unrealistisch, aber lustig: die Telefonierende
                                                  Dumm und nur anfangs lustig: die beiden Streithälse
                                                  Nervig und nur in den Pool-Gesprächen mit dem anderen Deutschen "fremdschäm-lustig": die Chakra-Selbstfinderin

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                                                  • Lieber Mr Leigh,

                                                    Nachdem ich nun innerhalb kurzer Zeit ihre Filme "Naked" und "Happy-Go-Lucky" gesehen habe, weiß ich, was ich mir für ihren nächsten Streifen wünsche: Ein Kammerspiel mit Poppy und Johnny. Wenn Sie den Film nicht machen wollen, dann mach ich das. Einen leeren Raum finde ich noch. Ihre Methode meine ich zu kennen: tolle Schauspieler versammeln, ein Thema vorgeben und dann Situationen improvisieren lassen. Sie müssen nur Sally Hawkins und David Thewlis überzeugen in ihrem jeweiligen Charakter zu bleiben, während sie von Kameras beobachtet für ein paar Stunden eingesperrt werden.

                                                    Ich würde zu gern sehen, was passiert wenn diese beiden Gegensätze aufeinanderprallen. Würde Untergangsprediger Johnny den sorglosen Optimismus Poppys mit seinem Zynismus brechen? Oder würde Poppys Fröhlichkeit selbst den brutalen, bitteren Johnny knacken? Würde es in einem Blutbad enden oder würden beide am Ende übereinander herfallen?

                                                    Ich würde das zu gerne sehen. Deal? ;)

                                                    Hochachtungsvoll... Sonse

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