Sonse - Kommentare
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Alle Kommentare von Sonse
Mike Leighs Dramödie über eine junge Frau, die gemäß dem Titel ihr Leben versucht so "happy-go-lucky" zu gestalten wie nur möglich, ist ein guter Film. Ihn als schlecht zu bezeichnen, nur weil einem die Hauptfigur nicht sympathisch ist, sagt mehr über einen selbst aus als über die Qualität des Films. Auch ich wusste gleich zu Beginn, dass ich keine "Poppy" bin: Wenn ich entdeckt hätte, das mein Fahrrad geklaut wurde, wäre ein spontaner, vielfarbiger Fluch meinerseits noch das mindeste gewesen...
Ihr Charakter ist zu weilen äußerst irritierend, vor allem in den besten und interessantesten Szenen des Films, den Fahrstunden. Poppy ist gewöhnungsbedürftig und oftmals fragte ich mich warum sie manche Menschen scheinbar bewusst (oder etwa doch unbewusst?) zur Weißglut treiben möchte. Von allen Figuren war mir wohl Freundin Zoe noch am sympathischsten, aber um sie geht es ja nicht, sondern um Poppy. Diese wird von Sally Hawkins hervorragend dargestellt und sobald sie mit dem ebenfalls großartigen Eddie Marsan im Auto improvisiert, lebt der Film. Für die Handlung um ihren (neuen) Freund hätte ich mich wiederum kaum weniger interessieren können...
Poppy ist die Antithese von Johnny, dem bitteren, zynischen und ebenfalls wenig sympathischen Protagonisten aus Leighs genialem "Naked" von 1993. Die beiden Filme geben ein interessantes Double Feature ab, am besten man fängt mit "Happy-Go-Lucky" an.
Eigentlich ist der Film auch eine gute Gelegenheit, um mal kurz loszuwerden, wie anstrengend ich wiederum alle Leute finde (und von denen gibt es in Deutschland leider einige), die immer gleich meinen man lache sie aus oder irgendwas stimme nicht, wenn man sie nur mal kurz freundlich anlächelt.
Ich liebe Dystopien, Huxleys "Brave New World" hat mir jedoch nicht so sehr gefallen. Seine Ideen bzw. "Prognosen" und den Einfluss, welchen sein Buch in diesem Genre hatte (obwohl ja scheinbar alle bei Jewgeni Samjatins "Wir" abgeschrieben haben) sind weit interessanter als die eigentliche Geschichte, die erzählt wird. Um die spannend zu machen, kann man sich eigentlich nur von seiner Welt inspirieren lassen und muss kreativ noch etwas hinzu erfinden. Da wundert es mich nicht, dass es hier kaum Verfilmungen gegeben hat. Orwells "1984" ist bedeutend besser.
Da schau ich mir letztlich dann doch lieber nochmals das unterhaltsame Interview "Visiting Uwe" von Widescreen-Avantgarde mit ihm an. Wer das noch nicht kennt: http://www.ws-avantgarde.de/visitinguwe/
"Gloury"? Kann mir jemand mal diesen Orthografieschwäche-Gag erklären, den man ja auch schon im Titel ("Basterds") findet?
Saoirse Ronan war schon das beste an "Atonement". Anfangs dachte ich an "Heavenly Creatures" (gut), beim Baum-Bild an "Knowing" (nicht gut) und gegen Ende an einen gewöhnlichen Thriller (na mal sehen).
Groupie (8/10)... allerdings nur von ihrem Werk außerhalb Hollywoods. Bei der Modefrage habe ich wie immer versagt. :)
Schade, wäre lieber einer der Charaktere gewesen... *schmoll*
Einzigartige, faszinierende und albtraumhafte Reise eines Drifters aus Manchester durch die Londoner "Nacht" im England der frühen 1990er, in dem das Thatcher-Erbe noch deutlich erkennbar ist und man vom vermeintlichen Blairschen "Cool Britannia" nichts spürt. Trostlos, nicht selten brutal und gleichzeitig amüsiert (= "Naked") blickt Mike Leighs großartiger Film auf vor sich hin treibende Menschen in einer modernen, entfremdeten Gesellschaft.
Besonders beeindruckend ist David Thewlis in der Hauptrolle - sein Talent hatte ich bisher nur erahnt, jetzt steht sein Name in meinem imaginären Buch großartiger Schauspieler, und zwar unter der Rubrik "Gebt ihm bessere Rollen, da will ich mehr von sehen". Johnny sucht sein Heil stets in der Flucht: "I've got an infinite number of places to go, the problem is where to stay." Er ist ein arbeitsloser, verbitterter Antiheld - einfältig im Umgang mit Menschen, unangenehm, redegewandt, zynisch bis ins Mark. Ein Arschloch, das teils mehr zu Herzen geht als einem lieb ist. Leigh schafft mit der Eingangsszene des Films sofort Distanz zwischen den Zuschauern und dem zwiespältigen Protagonisten, dem sie in den nächsten zwei Stunden folgen werden. Handelt es sich da am Anfang um eine Vergewaltigung? So ganz klar ist das nicht, jedenfalls klaut sich Johnny kurz darauf ein Auto und flüchtet nach London, wo er die WG einer Ex-Freundin Louise (Lesley Sharp mit Merkel-Frisur) unangekündigt heimsucht. Nachdem er den Laden in kurzer Zeit aufgemischt hat, macht er sich sofort wieder davon und verbringt zwei Nächte und einen Tag auf der Straße als Beobachter und "Wisecracks" ("Oh, 'Jane Austen' by Emma. That's one of me favorite books") absondernder Kommentator des Lebens der Menschen, denen er begegnet. Über die Irritierenden macht er sich lustig und das Leben jener, die ihm Offenheit und Wärme anbieten seziert er blind und triefend vor Selbsthass aufs Unerträgliche:
Sei es das schottische Paar, das sich permanent beschimpft ("D'you dream in Scotch? […] Like dream about sporran-clad, caber-tossing haggis galloping over porridge-covered glens?") oder der einsame Nachtwächter eines leer stehenden Gebäudes ("Well, Brian, congratulations! You've succeeded in convincin' me that you do 'ave the most tedious fuckin' job in England"), der Johnny sein Innenleben offenbart, seinen Traum von der Frau, die er jeden Abend im gegenüberliegenden Fenster beobachtet. Johnny wird nicht nur ihn demütigen, wenn er genau sie besucht ("You think you can recapture your youth by fucking it? You don't want to fuck me. You'll catch something cruel")... Sei es die ruhige Kellnerin, die ihm Essen und ein Bad anbietet oder der Plakatkleber, der das wortwörtlich "plakative" Symbol, ein Poster mit der Aufschrift "Therapy?" aufhängt und auf Johnnys Sprüche mit Schlägen antwortet.
Von Jugendlichen schließlich krankenhausreif geprügelt schleppt sich unser widersprüchlicher Untergangsprophet im letzten Akt wieder zurück zu seiner Ex und ihren Mitbewohnerinnen. In deren Wohnung hat in der Zwischenzeit der Vermieter eine der Frauen vergewaltigt und ein Zimmer okkupiert (und ich halte meine Vermieter für Ausgeburten der Hölle... ;-)). Jeremy G. Smart ist hier Leighs beißender Kommentar auf die von ihm verhasste Upper Class. Selten habe ich eine so hassenswerte Figur gesehen. Gegen diesen selbstverliebten, skrupellosen Yuppie-Schnösel kommt Johnny noch vergleichsweise gut weg. Schließlich platzt noch die ordnungsliebende und nervöse Krankenschwester und bis eben verreiste Mitbewohnerin in die Runde... und mehr sei nicht verraten.
"Have you ever thought […] you may have already lived the happiest day in your whole fuckin' life and all you have left to look forward to is fuckin' sickness and purgatory?"
Ein deprimierendes Bild verlorener Seelen zeichnet Leigh hier und ich hatte nicht erwartet diesem trostlosen Spiel mit seinem spöttischen Antihelden derart gebannt zu folgen. Doch seine ruhelose Energie riss mich widerwillig mit, auch wenn es noch so schmerzhaft war manchmal hinzusehen. Neben dem trockenen Humor in den brillanten Dialogen und den schauspielerischen Leistungen, hat mich auch Andrew Dicksons Soundtrack enorm begeistert.
Die einzige Schwäche des Films ist, dass er mit 130 Minuten bei diesem anstrengenden und nüchternen Stoff ein klein wenig zu lang geraten ist.
Es ist ein episodisch angelegtes, hoffnungsloses, gar apokalyptisches Portrait gesellschaftlicher Randexistenzen und eines getriebenen, in Aggressivität und Sarkasmus gefangenen Menschen, ebenso Produkt seiner Zeit wie dieser Film es ist. Lasst euch vom depressiven Klang nicht abschrecken und traut euch an dieses hervorragende und fesselnde Stück Kino heran!
Abschließende Randbemerkung: Auf jeden Fall weiß ich seit diesem Film, warum Thewlis in den Potter-Filmen den Lupin gibt oder um es mit dem räudigen Herumtreiber Johnny hier zu sagen: "I used to be a werewolf, but I'm all right no-OOWWWWW!"
Fesselndes und großartig besetztes sowie gespieltes Kammerspiel. Ich hatte das US-Remake "Under Suspicion" (mit Gene Hackman, Morgan Freeman und Monica Bellucci) zuerst gesehen und musste beim Schauen des Originals feststellen, dass man sich dabei bis in Details bei "Garde à vue" bedient hat. Das hatte zur Folge, dass dieser Film für mich nicht mehr seine eigentliche Spannung entfalten konnte, da ich immer genau wusste was als nächstes kommt. Einzige Ausnahme: Die letzten 1-2 Minuten unterscheiden sich stark voneinander. Ich ziehe dabei das Ende des Remakes sogar einen Tick vor. Beide Filme sind sehr sehenswert, welchen ihr zuerst sehen wollt, müsst ihr selbst entscheiden: Das kühlere französische Original oder das ebenso gelungene Remake, in welchem im heißen Puerto Rico der Verdächtige noch deutlicher ins Schwitzen kommt.
Dank Gene Kelly *schmacht* habe ich mir diesen Klassiker endlich auch mal angesehen und war ehrlich erstaunt wie ausgezeichnet er mir gefallen hat.
Liebste Nummern: Moses Supposes und Make 'em laugh.
Meine 10er-Prognose und die Inhaltsangabe hatten mich neugierig gemacht...
"The Goddess of 1967" ist eine äußerst eigenwillige Mischung aus Tragikomödie und experimentellem Art House-Streifen. Ein surreales Quirk-Fest, inhaltlich wie optisch: Da haben wir einen Japaner (J.M.) der den titelgebenden Wagen, einen 1967er Citroën DS (DS = "Déesse" = Goddess) übers Internet bestellt, in den australischen Bush reist, dort feststellen muss, dass die Hirnmasse des Verkäufers an der Zimmerdecke klebt. Er trifft eine rothaarige Blinde (B.G.), die das Kind des Autobesitzers an der Tankstelle abgibt und samt DS und JM durch die australische Landschaft düst, dabei erfahren wir in Flashbacks Dramatisches aus ihrer Vergangenheit (mit dem sie in der Gegenwart fertig werden muss), in der sie aus unklaren Gründen immer mit diesem Auto unterwegs ist. Dabei wird mächtig an den Bildern geschraubt (viel HDR, wenn ich das richtig gesehen habe) und jeder in der Filmhochschule erlernter Trick ausprobiert, was ab und an eher störend ablenkt und dann wieder wirklich toll aussieht - wobei die australische Landschaft derart Schnickschnack gar nicht nötig hätte.
Ich mochte vor allem den Anfang und diverse einzelne Szenen (kleine Spoiler!):
- JM, ein Reptilien-Fan, entdeckt auf der Straße einen "Bog-Eye Lizard" und will ihn unbedingt fangen, obwohl BG ihm sagt er soll ihn in Ruhe lassen. Die Echse schnappt sich JMs Zeigefinger und er bekommt das Vieh nicht mehr los. BG trocken: "Put it back on the ground, Bog Eyes never let you go until they forgive you […] can be minutes, hours, days..." Und so sitzen die beiden dann am Straßenrand, bis die Echse JMs Finger wieder frei gibt. ;)
- JM und BG suchen im Bush ein Empfangssignal fürs Telefon.
- Der Boxer versucht in einem Flashback BG zu vergewaltigen und flippt völlig aus, als er plötzlich einen Keuschheitsgürtel vor sich sieht
- Und natürlich die Tanzszene in der Bar... Wer übrigens den Song sucht: "Walk, don't run" von The Ventures und zwar die 64er-Version.
Erzählt wird insgesamt etwas zu (bewusst) skizzenhaft, viele Situationen und Zusammenhänge bleiben bis zum Schluss ungeklärt und die einzelnen Episoden geben unseren beiden Hauptfiguren nicht ausreichend Tiefe, als das ich von ihnen mitgerissen werden konnte.
Die Schauspieler machen dennoch einen guten Job, vor allem Rose Byrne mit ihren traurigen Augen - und insgesamt ist Clara Laws "The Goddess of 1967" (der in Deutschland übrigens auch schon unter dem Titel "Der Japaner und die Göttin" lief), trotz all seiner mir etwas zu übertriebenen "Ich-bin-was-besonderes"-Quirkiness auf alle Fälle ein sehr sehenswerter Film, der ein größeres Publikum und eine große Leinwand verdient, auf der ich ihn mir gerne nochmals anschauen würde.
Meinetwegen können gern auch Depp und Verbinski absagen, ich wäre dankbar.
Once again I asked too much of you, Mr Yates.
Der sechste Film der Potter-Reihe ist wie auch seine Vorlage besser als der Vorgänger "Order of the Phoenix", aber dennoch ein äußerst durchwachsenes Vergnügen. Sprechen wir zunächst vom "Vergnügen". Das Potter-Universum ist einfach ein äußerst sympathischer Franchise mit dem Herz am rechten Fleck und so fühlt man sich mit jedem Film oder Buch wie von alten Freunden umgeben. Dies hat jedoch zwangsläufig zur Folge, dass ich die Potter-Filme an einem hohen Standard messe, aber zur Kritik später.
"Harry Potter and the Half-Blood Prince" ist ein optisch ausgesprochen hübscher Film. Das sage ich, obwohl ich die Veränderung der Farbpalette der letzten Verfilmungen eher kritisch betrachte und mich frage, ob es wirklich nötig ist, die zunehmende "Düsternis" des Inhalts unbedingt mit unnatürlicher Farbgebung nochmals extra zu unterstreichen. Dieses Grün-Blau, vor allem des letzten Films, gefiel mir gar nicht, da begrüße ich schon fast das hier hinzugekommene Grau.
Der Flug der Death Eater durch London ganz am Anfang hat mir sehr gut gefallen, aber die für mich beste Szene ist eine, die mir in allem was ich gehört und gelesen habe kaum begegnet ist: Katie Bell wird verflucht (die Halskette) und steigt mit einem stillen Schrei in die Luft, während ihre rote Jacke einen schönen Kontrast zu dem verschneiten, weiß-grauen Hintergrund bildet. Schön gefilmt und effektiv, da wahrhaft "creepy". Alle anderen Gruselszenen im Halbblutprinzen können im Vergleich hierzu einpacken. Genau, ich schau euch an, ihr CGI-I am Legend-Zombies-lassen-grüßen-Inferi!
Bei den Schauspielern geht diesmal besonderes Lob an Tom Felton alias Draco Malfoy, der hier, zugegeben, erstmals wirklich was zu tun hat, daraus aber das beste macht. Jim Broadbent war ebenso sehr gut, obwohl er mir einen fast zu netten Slughorn abgibt, einen Charakter, den ich im Buch absolut nicht leiden konnte. Batshit-Crazy Bonham Carter stiehlt in ihrer Paraderolle Bellatrix in ihren wenigen Szenen ebenfalls allen die Schau, wie auch die stets tolle Luna Lovegood (Evanna Lynch). Schließlich sind auch noch die beiden jungen Tom Riddles, Frank Dillane sowie Hero Fiennes-Tiffin (Ralph sollte mit seinen Verwandten mal ein ernstes Wörtchen reden, wer zur Hölle nennt sein Kind bitte "Hero"?!), unheimlich genug.
Ganz kurz möchte ich auch noch eine Lanze für Harry/Ginny brechen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass viele Ginny nicht mögen und ebenso auf Bonnie Wright rumhacken, die nicht die größte Präsenz hat. Mich hat das nie gestört. Ginny ist in den Büchern eine sympathische Figur und hat mich auch nicht in den Filmen genervt. Das Angenehme an ihr ist ja gerade, dass ihre Figur weiß wann sie in den Hintergrund treten muss und das ohne großes Trara akzeptiert. Insofern passt das schon. ;)
Positiv erwähnt sei außerdem, dass Quidditch mal wirklich gut aussieht und mich die ganzen Pubertätsszenen weit weniger genervt haben als erwartet. Die inszeniert Yates im Gegensatz zur eigentlichen Handlung wirklich gekonnt, da er hier den Film auch mal atmen lässt.
Und letztlich noch ein eher halbgares Lob: Hab mich natürlich gefreut, dass man versuchte möglichst viel aus dem Buch im Film unterzubringen. Hatte mir letzte Woche nochmal Frys Audiobook reingezogen und konnte so die ganzen Andeutungen verstehen und die Lücken selbst füllen. Sprich: Wenn man mit ordentlich Vorwissen mitdenkt, geht die Rezeption ganz gut.
ABER... Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass jemand, der die Geschichte nicht kennt, da wirklich mitkommen kann. Ich hatte ne Freundin dabei, die das Buch eben auch damals gelesen hat und der musste ich nach dem Film viel zu viel erklären. Mir wäre es sicher ähnlich ergangen. Half-Blood Prince ist ein fragmentarischer Film voller Andeutungen der für sich allein nicht richtig funktioniert. Diesbezüglich richtet sich mein Groll diesmal weniger gegen Yates, vielmehr gegen den traditionellen Scriptknecht Kloves. Während wesentliche Dinge nicht ausreichend erklärt wurden (Dumbledores Hand/Ring, Greyback, Riddles Backstory, die Zerstörung der Brücke/neuer Minister of Magic etc.), werden andere Szenen aus unerfindlichen Gründen hinzugedichtet. Die einzigen zwei Funktionen für den Angriff aufs Burrow, die ich sehe, sind:
1. Den Filmkuckern klarzumachen, dass Lupin und Tonks mittlerweile verbandelt sind, damit diese sich nicht wundern wer das noch mal war, wenn sie (*SPOILER für Buch 7*) am Ende als Kollateralschaden des Battle of Hogwarts herhalten müssen und durch ihr frühes Ableben auch ein besonderes Waisenkind für die nächste Generation hinterlassen... Sollte Rowling ihre Kohle mal komplett an der Börse verzocken dann muss Teddy Lupin ran. ;) Ein kurzer Exkurs an dieser Stelle, den man mir verzeihen möge: Ich mochte die Tonks/Lupin-Story in den Büchern sehr gern, war aber überhaupt nicht glücklich wie Rowling mit den beiden im letzten Band umgegangen ist, vor allem dass sie sie ernsthaft off-page (!) killt. Wenn sie am Ende schon nicht mutig genug war, die ganz zentralen Charaktere anzutasten, dann hätte sie wenigstens ihren relativ wenigen Opfern einen (wenigstens halbwegs) heldenhaften Tod bescheren können. Kommt, selbst Dobby erhält ein würdigeres Ende als die beiden (und als Snape übrigens auch, wenn ich mich recht erinnere...)! Dobby, for crying out loud! Hier könnte Yates sich bei mir beliebt machen, indem er von Rowlings Vorlage abweicht. (*SPOILER für Buch 7 ENDE*).
2. Vor dem Ende musste irgendwo noch ein Action-Beat eingefügt werden, in einer ansonsten an Action armen Handlung.
Vermutlich ist vor allem letzteres Grund für die Existenz dieser Szene, den die Lupin/Tonks-Sache hätte man auch irgendwie kurz in Hogwarts thematisieren können. Warum dann allerdings das Burrow abgefackelt wird kann wohl niemand nachvollziehen, da es eigentlich noch benötigt wird. Es für den nächsten Teil wieder aufzubauen, würde die Nummer hier jedenfalls noch nutzloser machen... *seufz*
Das dem Zuschauer auch exakt vorgekaut wird, was Malfoy macht und vorhat, während dies im Buch bis zum Ende stets ein Rätsel bleibt, ist ebenfalls eine zwiespältige Entscheidung.
Für allgemeines Unverständnis sorgt zu recht auch der Entschluss Harry am Ende nicht bewegungsunfähig und unsichtbar zu machen. (*SPOILER fürs Ende von 6*) So sind seine Reaktionen komplett unlogisch, da er plötzlich Snape vertraut und nicht eingreift, obwohl er es könnte. Das Ende ist wirklich verhunzt und hinterlässt nicht mal annähernd den Eindruck, den es sollte. Die Höhlenszene mit dem vermeintlichen Horcrux ist mir zu CGI-lastig und fühlt sich viel zu gehetzt an. Dumbledore wirkt nicht annähernd so geschwächt wie im Buch, in dem er vor seinem Ende Snape ja wirklich in jämmerlichen Zustand anbettelt. Die Anwesenheit der Death Eater und damit auch der ganze Malfoy-Plan macht absolut keinen Sinn, da man sich entschieden hat, in Hogwarts keinen Kampf zwischen ihnen und dem DA stattfinden zu lassen (eine Offpage-Actionszene deren Onscreen-Version ich echt erwartet hatte). Das Lüften des Geheimnisses um den Half-Blood Prince interessiert zum Ende hin ebenfalls niemand mehr, da das Buch im Film zu wenig Bedeutung hatte. Verzeihlich finde ich das Herausstreichen der Beerdigung.
In Bezug auf das Ende möchte ich außerdem die Leistung zweier Schauspieler kritisieren. Einerseits Michael Gambon, der schon in den vorangegangenen Filmen ein schwieriger Fall war. Er trägt deutlich Mitschuld an dem fehlenden emotionalen Eindruck den das Ableben seiner Figur hinterlässt. Während man Richard Harris Dumbledore den großen, immer noch gewitzten Zauberer vor lauter "Tattrigkeit" nicht so recht abnahm, ist das bei Gambon kein Problem. Ihm fehlt jedoch, was Harris zur Genüge mitbrachte: die liebenswerte, herzliche Schrulligkeit. Man glaubt einfach nicht, dass Kinder Gambons Dumbledore sofort mögen und ihm vertrauen. Dafür ist er viel zu kalt, gerissen und distanziert. Außerdem - und ich hätte nie gedacht, dass ich ihn hier jemals kritisieren würde - hat mir bei aller Liebe zu Alan Rickman, sein Snape diesmal nicht richtig gefallen. (*Spoiler für 7*) Viel zu deutlich spielt er hier schon den Guten. Bei all seinen Aktionen kann man seinem Gesicht - im Gegensatz zu den vorherigen Filmen - klar seine Position ablesen. Es fehlte nur noch, dass er in die Kamera zwinkert. (*Spoiler für 7 ENDE* ) Beide, Gambon und Rickman haben ihre letzte gemeinsame Szene viel zu schwach gespielt, da hätte mehr Theatralik reingemusst. (*SPOILER fürs Ende von 6 - ENDE*)
Letztlich ist die "Tonlage" des Films ein einziges Durcheinander. "Harry Potter and the Half-Blood Prince" ist der bisher wohl lustigste Film der Reihe. Yates inszeniert mindestens 70 % des Films als Komödie, was zur düsteren Optik, der eigentlich zunehmenden Angst und dem bösen Ende einfach nicht so recht passen will. Klar, ist das sehr unterhaltsam und rettet über die langen handlungsarmen Passagen hinweg, aber es nimmt ebenso den traurigen und schrecklichen Szenen einen Teil ihrer Wirkung. Bestes kleines Beispiel ist die Szene in der ein liebeskranker Ron (lustig) vom Liebestrank geheilt wird, kurz darauf vergiftet zu Boden fällt und fast krepiert (nicht lustig) und nach schneller Wiederbelebung als erstes wieder einen Witz reißt (lustig). Ich hoffe mal, dass Yates/Kloves sich in Sachen Humor in den letzten beiden Filmen etwas zurückhalten werden.
Natürlich freue ich mich auch auf die Deathly Hallows und halte es nach diesem sechsten Film nicht mehr ganz so verkehrt wie zuvor, dass der letzte Band zu zwei Filmen verarbeitet wird, die dann hoffentlich nicht mehr so zerstückelt und zusammenhanglos wirken werden. Ach, und die ewige Langweile im Wald, die bitte trotzdem rausschneiden, ja?
Malicks Filme sollte man sich immer zusammen mit einigen Filmen Werner Herzogs anschauen. Malick schickt seine existenziellen Helden immer in die Natur. Egal worum es in der Geschichte geht, der Grundkonflikt ist stets Mensch-Natur, Menschen die in Harmonie oder Konflikt mit ihr leben. Die Natur spielt die eigentliche Hauptrolle. Dies findet man als Thema auch bei Herzog. Doch während bei Herzog die Natur Krieg bedeutet (http://www.youtube.com/watch?v=jjjnZvtwtqA), ein Erobern (Aguirre) oder Anpassen (Grizzly Man) zum Scheitern verurteilt ist, liebkost Malick sie, selbst ihre unheilvolle Seite. Ob Melodram oder Kriegsfilm, die Kamera muss durch Felder gleiten...
Mein unmöglicher Wunsch: Irgendeine thematisch passende Geschichte finden und diese von beiden verfilmen lassen und dann als Double Feature zeigen. :)
Eben bei den Filmfreunden gesehen... Hier die Tron-Concept-Footage ("Trailer") in scharf: http://www.youtube.com/watch?v=zu2BVfzYy-8
Mal eine Frage in die Runde:
Es ist bestimmt schon fast 15 Jahre her, dass ich "Highlander" gesehen habe, meine Erinnerung ist also mehr als trüb. Ich hab den Film nur als den ersten in Erinnerung bei dem ich mich über die Sex-Szene geärgert habe, nicht über die Szene selbst, aber über deren Timing bzw. dramaturgische Platzierung. Kann mir jemand bestätigen, dass meine Erinnerung einigermaßen stimmt? Als Lambert der weiblichen Figur in dem Film offenbart, dass er unsterblich ist, ist ihre erste Reaktion über ihn herzufallen. Ich dachte nur WTF? Keine Skepsis? Kein "Darf ich das mal testen, bitte?"
Falls das wirklich so ist, dann kommt der auch auf meine Liste.
Was anderes: Cash, was hast du nur gegen Billy Bob Thornton und Bill Murray? ;)
Ist das nicht die alte Tron Test-Footage von der letztjährigen Comic Con? Da heißt es ja auch noch "Tr2n"... Glaub die haben noch gar nichts, das sie zeigen können außer ein wenig Concept Art, oder?
Da hast du schon einige "Höhepunkte" zusammengetragen, die auch in meinen Top Ten auftauchen würden. Ich würde noch folgende hinzufügen:
- Spielbergs "München": Parallelschnitt Orgasmus/Erschießen der Geiseln. Soll wohl moralisch komplex und kathartisch sein, ist aber nur lachhaft und blöde.
http://www.youtube.com/watch?v=AFub4S1inUA
- Manns "Miami Vice": Farrells furchtbar umher wippende Haarpracht ließ mich auch nur lachen, von den mehreren, komplett unnötigen Dusch-Szenen mal ganz abgesehen.
@Kaiser: Zu deiner ersten Frage im letzten Absatz: Ich. :)
Diese "Verstümmelung" ist natürlich immens ärgerlich.
@Kängufant: Gibt es dazu eigentlich schon konkretere Infos? Ich habe spontan auch nur ein Interview auf RT gefunden, in dem von Trier das erwähnt, mehr Quellen nicht.
Liebliche Linda? Man vergleiche mal die hier unglaublich leichten "Was hast du eben gesehen?"-Fragen mit jenen des Almodovar-Quiz. Hier musste ich vor lauter Einfallslosigkeit nicht mal richtig aufpassen. Das eine ist ein Autorenwerk, das andere ein austauschbares Hollywood-Komödchen. Wer hätte gedacht wie aufschlussreich so ein Quiz sein kann.^^
Sieht an sich ja ganz gut aus. Es heißt allerdings "Alice in Wonderland" und nicht "The Mad Hatter in Wonderland" (dieser Depp-Hype nervt).
Das 3D-Gimmick sieht man auch zu arg, es fliegen so verdächtig viele Dinge Richtung Kamera...
Groooßartig. :)
@Cash: Ich hatte den Eindruck, dass auch das Watson-"Interview" länger war und hier eben auf die "Highlights" zusammengeschnitten wurde. Schließlich hat sie wie die anderen wohl auch was geschenkt bekommen, was sie da genau in der Hand hat, sieht man nicht... Super Idee übrigens, ich schenke Leuten jetzt auch nur noch Stempel mit meinem Namen. :)
Dieser Kommentar wird den großen Spoiler hier zwangsläufig verraten müssen, insofern seid ihr gewarnt, ob ihr weiterlesen wollt oder nicht.
Ich kannte diese "Doku" nicht, hatte aber bereits eine Vermutung, noch bevor ich diese im Film leider etwas zu schnell bestätigt sah, deutlich vor dem Bloopers-Abspann. Spätestens da sollte jedoch der Gutgläubigste wissen, dass es sich hierbei um eine Mockumentary handelt. Sie führt relativ gekonnt vor, dass man nicht alles glauben sollte, was einem im formalen Deckmantel der Authentizität präsentiert wird: Augenzeugen-Interviews u.a. mit Henry Kissinger und Christiane Kubrick, Bild- und Tonaufnahmen etc. Die Manipulation des Zuschauers durch Medien wird recht gekonnt vorgeführt und erhält durch die Thematisierung einer der großen Verschwörungstheorien ("Die Mondaufnahmen sind ein Fake...") einen schönen satirischen Kniff.
Mir trug William Karel teilweise etwas zu dick auf, soll heißen, er baute mir zu Unglaubwürdiges ein und - so charmant und lustig ich diese auch fand - sind die Referenzen zu anderen Filmen auch zu offensichtlich, zumindest wenn er möchte, dass der Zuschauer möglichst lang der aufgetischten Story glauben schenkt, so z.B. die Benennung fiktiver Interviewter nach Kubrick-Charakteren wie David Bowman (2001) oder Jack Torrance (Shining), und die Verwendung des Songs "The American Dream", der in "Wag the Dog" eigens für die Inszenierung des falschen Kriegs komponiert wird. Auch Nicht-Filminteressierte sollten sich schon sehr früh bei vermeintlichen Beweisen im Film an den Kopf fassen, wobei auch eine Zuspitzung stattfindet: bei der Fotoaufnahme von Kubrick auf dem Mond-Set zum Beispiel und dem spontanen Ableben einer der Befragten konnte ich nur noch lachen. Und Rumsfeld macht hier mit, hello? ;)
Darum bekommt der Film von mir dennoch eine sehr gute Note, denn selbst wenn er mir zu offensichtlich ein Fake ist, kann man sich mit diesem Wissen dennoch beim Anschauen hervorragend amüsieren.
Für ein Double Feature empfehle ich mal den hervorragenden, aber sehr unbekannten "Les Documents interdits" (Verbotene Aufnahmen) von Jean-Teddy Filippe.
Wie bereits treffend festgestellt wurde, handelt es sich bei "Home" um eine Kreuzung aus Al Gores "An Inconvenient Truth" mit seiner trockenen, prätentiösen Aufzählung unserer nicht neuen Umweltsünden und den emotionalen, faszinierenden Kunstwerken von Ron Fricke (Baraka, Chronos) sowie Godfrey Reggio (Die Qatsi-Triologie), die ganz ohne Erzähler und Statistiken auskommen und nur mit Bildern und Musik sprechen. In Kombination führt das leider dazu, dass die ätherischen Klänge und die bedeutungsschwangere Erzählerstimme mit dem erhobenen Zeigefinger etwas zu viel auf einmal sind. Die tollen Luftaufnahmen von vielen Orten dieser Welt machen die Doku dennoch sehenswert.
Wem die Message auch etwas zu dick daher kommt, der sollte sich spätestens danach zur ironischen Brechung George Carlins Umwelt(schutz)-Kommentar anschauen: http://www.youtube.com/watch?v=3q3upFx4FcA
"The planet isn't going anywhere. We are." ;)