SoulReaver - Kommentare

Alle Kommentare von SoulReaver

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    SoulReaver: FILMSTARTS.de 04.05.2015, 13:18 Geändert 04.05.2015, 21:42

    [...] Stattdessen schimmert durch jede salzige Tränen und durch jeden angestrengten Gag der Drang nach biederer Wohlfühl-Konklusion. Und genau da findet sich das Muster dieser zum Teil unsäglichen Komödien mit französischer Prägung wieder: Es steht in Wahrheit nichts auf dem Spiel, nur die Naivität der Verantwortlichen, die geradewegs in Zynismus umschlagen kann. Vor diesem Schicksal ist „My Old Lady – Eine Erbschaft in Paris“ letztlich zwar zum Glück gefeit, doch unter dem Banner harmonieheischender Konfektionsware muss es sich Isarel Horovitz' Spielfilmdebüt indes wohl oder übel gemütlich machen. Immerhin gibt es da ja noch drei Schauspieler im Zentrum zu sehen, die ihrer Berufsbezeichnung mal wieder mehr als gerecht werden.

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      Diamanten sind die besten Freunde der Frau, neben unserer brünstigen Doppelnull, versteht sich. Und die geht in der explosiven Pre-Titel-Sequenz auch gleich in die Vollen: Das klatscht links und recht und rechts und links, bis der schmachvolle Blofeld (jetzt verkörpert von Charles Gray) kopfüber in die blubbernde Plörre geschickt wird, auf das er nie wieder Unheil anrichten möge – Denkste! „James Bond 007 – Diamantenfieber“ gibt dem titelgebenden Spion nun endgültig der Karikatur frei, hier scheint er nicht mal mehr in der Lage, einen halbwegs normalen Satz abzulassen, ständig wird ironisiert und Zynismen am Fließband produziert. Und weil es in einfacher Ausführung nicht genügt, gibt es hier alles im Doppelpack von A bis Z: Verwirrende Identitäten, exzentrische Widersacher und liebreizende Bettgespielinnen, die James Bond auch mal dank verboten tiefem Ausschnitt interessante Einblicke in das irische Milchgeschäft verleihen. Ja, Sean Connery ist wieder da, man merkt es gleich, der Sexismus lebe dreimal hoch, und wenn dem Agenten zum Ende ein Eau de Toilette nicht nur zu süß, sondern auch zu schwul riecht, wird überdeutlich, dass Connerys Zeit in der Rolle des James Bond vorbei ist – Er selbst hat das ja ohnehin am meisten bekräftigt. Schlecht ist „James Bond 007 – Diamantenfieber“ sicherlich nicht, er ist nur etwas zu sehr hin und her, zu kreuz und quer, einige Ideen sind gelungen (Mondbuggy), andere hingegen dürfen durchaus die Stirn in Falten legen (Bambi und Klopfer), obwohl die eigentlichen Stars eh das Tuckenkommando Mr. Kidd und Mr. Wint sind.

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        SoulReaver: FILMSTARTS.de 02.05.2015, 20:13 Geändert 02.05.2015, 21:04

        Wenn man sich mal wieder eine James-Bond-Retrospektive auf die Agenda gepinselt hat, dann sollte man sich zwischendurch auch dieses schrullige Unikat aus den frühen 1970er Jahren nicht entgehen lassen. Die stetig wachsende Popularität der chevaleresken Doppelnull in der westlichen Hemisphäre lässt sich auch diese (im Bruce-Lee-Universum erstmalige) chinesisch-amerikanische Koproduktion nicht durch die Finger gleiten und schickt Charismabolzen Lee, Bruce Lee, verdeckt auf eine geheime Inselanlage, um den autarken Herrscher der hiesigen Festung durch das Aufdecken seiner Frauen- und Drogenhandel dingfest zu machen (natürlich hat Meister Lee auch noch eine ganz persönliche Rechnung mit der niederträchtigen Todeskralle offen!). Dass sich der Film einem gewissen Trashappeal nicht verwehren kann, macht ihn letztlich auch erst so richtig sympathisch. Stoisch-einschüchternd, wie in Zement gegossen, geht Lee den knochenbrechenden Weg des Kriegers, lässt sich den Körper zerkratzen, tritt Spiegel ein und bekommt von der sensationellen Synchronisation (wie alle im Bunde übrigens) permanent kodderige Sprüche auf die Zunge gelegt, dass es eine helle Freude ist. Spitzenklasse.

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          Seiner Zeit ist es mit Sicherheit schon als erschreckend martialisch rezipiert worden, was Clint Eastwood dem Zuschauer hier in Sachen Brutalität zumutet - gerade auch in Kombination mit dieser surrealen Bild- und Tonkomposition. Als peitschenschwingender Schemen im lodernden Feuerkreis findet „Ein Fremder ohne Namen“ dann im großen auch Einstellungen, die sich ins Gedächtnis fräßen, bis er seinen mythisch-überhöhten Rächer wieder zurück in das Geisterreich galoppieren lässt (wie auch 12 Jahre später im etwas besseren „Pale Rider – Der namenlose Reiter“). Dass der Film es sich nicht verkneifen kann, räudige Schlenker ins Misogyne zu schlagen, hinterlässt einen äußerst faden Beigeschmack auf der Zunge, findet Clint Eastwood hier doch sonst auch andere, bessere Mittel, um seine Rechnung mit den duckmäuserischen Bewohnern des Kaffs sowie einer Handvoll Ganoven zu begleichen. Nichtsdestotrotz, ein ordentlich schroffer, ohne mit der Wimper zuckender Rache-Western.

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            SoulReaver: FILMSTARTS.de 01.05.2015, 10:53 Geändert 01.05.2015, 10:57

            [...] Denn wo „Top Five“ angeblich selbstkritische Offenbarungsakte betreiben möchte, sät er für die nächste Szene bereits eine Plattform der rigorosen Selbstbeweihräucherung. [...] Die einzige Person, die diesen Film noch etwas am Boden hält, ihm ein organisches Gleichgewicht verleiht, ist die Times-Magazine-Journalistin Chelsea (natürlich wie immer: Rosario Dawson), doch auch ihr lässt Rock nicht den nötigen Raum zur Eigenentfaltung, stattdessen brummt er ihr einen abstrusen „Twist“ auf, der gleichwohl als Katalysator für die obligatorische Kritiker-Schelte fungieren muss. Der irritierend anonyme „Top Five“ aber ist überdies im Allgemeinen auf dümpelnde Plattitüden ausgelegt, die nicht zünden, weil das Umfeld, die Konstruktion, zu geschmäcklerisch daherkommt, weil Chris Rock sich einerseits unbedingt über die dargebotenen Kalauer hinausbeugen möchte, ihnen letzten Endes aber doch sklavisch erlegen ist. [...]

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              SoulReaver: FILMSTARTS.de 30.04.2015, 19:14 Geändert 30.04.2015, 19:15

              [...] Überdies ist Aja-Protege Gregory Levasseur auch grundsätzlich eher darauf erpicht, den Zuschauer damit zu langweilen, müdeste Jump-Scare-Einschübe aufzubereiten und die immerwährende Finsternis einzig durch den schmalen Lichtkegel der Taschenlampe zu durchbrechen: Dunkel und unübersichtlich muss es sein, obwohl das Ganze doch so stimmungsvoll hätte geraten können. Alsbald nach der gelungenen Exposition schon gibt es „The Pyramid – Grab des Grauens“ auf, sich irgendwie aus dem Einheitsbrei des Genres erheben zu wollen und nutzt das altägyptische Bauwerk als Projektionsfläche einer denkbar uninspirierten 10-kleine-Negerlein-Dramaturgie. Einen Sinn für klaustrophobische Extreme in der rigorosen Orientierungslosigkeit sucht man vergebens, auf Anubis als antiquierte CGI-Monströsität hingegen wäre getrost zu verzichten gewesen. Wie auch auf den gesamten Film.

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                SoulReaver: FILMSTARTS.de 30.04.2015, 10:51 Geändert 30.04.2015, 16:14

                [...] Gerade auch weil Smith mit dem markanten Michael Parks wieder einmal einen Besetzungscoup gelandet hat, der hier zwar kein einschüchterndes Bonmot-Feuerwerk wie noch in „Red State“ zünden darf, durch sein ausgewähltes Vokabular aber immer noch höchst einnehmenden auf den Zuschauer einwirkt, fällt die stetig fallende Zugkraft von „Tusk“ immanent auf. Mit dem Cameo eines kaum wiederzuerkennenden Hollywoodstars sehnt sich Kevin Smith offenkundig nach überspitzter Verschrobenheit, lässt „Tusk“ aber durch das detektivische Geplänkel zur laschen Nummernrevue verkommen. [...] Repetitive Rückblenden, die Wallace in den verschiedenen Stationen vor und während seiner Reise zeigen, bremsen die permanent schwankende Konstruktion immer weiter aus, um eine Sache zu verdeutlichen: „Tusk“ wäre womöglich dann gelungen, wenn man ihn rapide auf Kurzfilm-Niveau heruntergebrochen hätte. [...]

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                  SoulReaver: FILMSTARTS.de 29.04.2015, 10:26 Geändert 29.04.2015, 12:55

                  Tripper-Kaiser und Schweinepriester aufgepasst: Hier darf der assige Macho für 90 Minuten verqualmte Großstadtluft schnuppern. Ein gut aufgelegter Walter Hill liefert mit „Nur 48 Stunden“ nicht nur das stilprägende Vorbild des plattgewalzten Buddy-Movies, sondern auch einen reinrassig-zeitgeistigen 80s-One-Way-Actioner – So'n richtig rüden Knochen eben. Nick Nolte lässt cholerisch die Teerlunge gluckern und Eddie Murphy hält nur dann die Fresse, wenn ihm selbige ganz gepflegt eingekloppt wird. Vollgestopft mit chauvinistischem, rassistischem und sexistischem Verbaldurchfall, aber eben auch verdammt urig, schroff aus den dicken Eier in den urbanen Moloch gepfeffert.

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                    SoulReaver: FILMSTARTS.de 28.04.2015, 11:43 Geändert 28.04.2015, 17:07

                    Schläge wie hallende Gewehrschüsse teilt er aus, dieser von George Lazenby verkörperte Bond, doch der Reiz, die Lust, das Vergnügen an seiner brandgefährlichen Berufung haben ihn verlassen: Der Hut wird noch einmal lässig an den Garderobenständer geworfen und soll dort auch hängenbleiben. „James Bond 007 – Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ ist ein Novum innerhalb eines Franchise, welches nach fünf Abenteuern voller Kuriosa, Redundanzen und Anstößigkeiten einen neuen Pfad beschreitet: Anstatt sich sklavisch der dargebotenen Formelhaftigkeit jener Vorgänger anzubiedern, ist „James Bond 007 – Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ nunmehr der Beweis, dass James Bond offensichtlich immer dann am besten funktioniert, wenn er weniger James Bond denn je ist. Natürlich, Bond bleibt irgendwo Bond, die brillante Prologsequenz und ein knackiger Spruch in Richtung Sean Connery bereiten ihn allerdings schon vor, den ironisierten, den unterlaufenden Bruch dieses sechsten Bond-Ausreißers. In ein surrealistischen Farbspiel gehüllt bereitet Peter R. Hunt einen in seiner Tragik so nachdrücklichen, in seiner Romantik so ehrlichen und in seiner Action so physischen Stich ins Herz auf, wie man ihn in diesen Gefilden nie auch nur ansatzweise vorher erleben durfte. Der Auftrag der Doppelnull in „James Bond 007 – Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ ist vor allem eine persönliche Herzensangelegenheit, die einen zum ersten Mal verliebten Bond um seine Zukunft in trauter Zweisamkeit ringen lässt – bis die emotionale Fallhöhe in der letzten Minute einen schwarzen Abgrund zeichnet. „Wir haben alle Zeit der Welt“, hachja...

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                      SoulReaver: FILMSTARTS.de 27.04.2015, 16:26 Geändert 27.04.2015, 16:29

                      Zeitweise wirklich bockstarkes Camp-Horror-Throwback, von Jonas Govaerts so stilsicher aus dem genre-affinen Ärmel geschüttelt, als hätte der Belgier nie etwas etwas anderes gemacht: Würden alle Debüts über eine solch atmosphärische Sogwirkung verfügen, müssten wir uns um die Zukunft des Genres wahrscheinlich weniger Sorgen machen. „Camp Evil“ nimmt sich auch erst mal schön Zeit, um eine bedrohliche Grundstimmung greifbar aufzubauen, die ganz unscheinbar klar macht, dass man so mancher Gruselgeschichten vielleicht doch etwas Glauben schenken sollte, bis das mystifizierte, im verästelten Kokon lauernde Grauen aus dem wallonischen Wäldchen die Krallen ausfährt – Dann aber auch so richtig! Wenn die Luzi zügellos fetzt, mundet „Camp Evil“ den Gorehounds sicherlich, seinen durchaus vorhandenen psychologischen Unterbau aber lässt er reichlich unbehandelt zurück, was „Camp Evil“ zwar auch subtextuell definitiv Ambitionen bescheinigt, ihn allerdings gleichwohl etwas ausgefranst wirken lässt. Trotzdem: Alle Achtung, gerade weil es sich um ein Erstlingswerk handelt.

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                        [...] Das emotionale Erpressen synchronisiert sich also mit der hinter sich gebrachten Entfernung und das Unverständnis gegenüber Hannes' Schicksal bricht immer dann durch, quasi auf Nachruf, wenn vorher irgendetwas Ulkiges, Irres oder einfach nur totaaaal Schönes passiert ist: Zum Beispiel Jürgen Vogel als Frau verkleidet in einer Provinzdisco, oder ein Ausflug in den Swingerclub, wo sich Johannes Allmayer und Victoria Mayer den ehelichen Stress von der Seele pimpern lassen. Dass das alles zu einem Spielchen gehört, welches die Gruppe seit Jahren so durchzieht, tut nichts zur Sache, entlarvt sich der Film in seinem mechanischen Wechselspiel aus kalkulierter Komik und duseliger Tragik doch bereits nach wenigen Minuten selbst als tränenzieherische Verharmlosung eines gewichtigen Sujets. Der tiefschürfende Ethik-Diskurs jedenfalls fällt unter den Tisch, viel lieber zeigt uns „Hin und weg“ einen romantischen Tanz im Sommerregen, den letzten Besuch am Meer und den majestätischen Sonnenuntergang. Sterben als Happening, irgendwie zynisch.

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                          SoulReaver: FILMSTARTS.de 25.04.2015, 12:36 Geändert 25.04.2015, 19:05

                          Weder Terrence Young noch Guy Hamilton haben den Regiestuhl bei „James 007 – Man lebt nur zweimal“ für sich beansprucht, stattdessen darf Lewis Gilbert seinen Einstand im kunterbunten Bond-Universum feiern. Besser als „James 007 – Feuerball“ ist das fünfte Unternehmen der mondänen Doppelnull allerdings nicht geraten, vielmehr wirft uns „James 007 – Man lebt nur zweimal“ gleich zu Anfang zurück in sexistische Sphären, die wir eigentlich glaubten mit „James Bond 007 – Feuerball“ hinter uns lassen zu dürfen. Wenn James Bond nämlich „tätig“ ist, dann bedeutet das, dass er an einer sich ihm willenlos ergebenen Dame herumschraubt. In diesem Fall ist das dann eine Chinesin, die, wie James Bond in einer gewohnt charmanten (äh...) Anekdote anmerkt, anders schmecken als „unsere“ Frauen. Aber egal ob es sich nun um Pekingente, russischen Kaviar oder Fish and Chips handelt: James Bond fic...mag alles. Nach der mäßigen Prolog- und der wie gewohnt gelungenen Titelsequenz samt Nancy-Sinatra-Beschallung, darf Sean Connery auch noch einmal untermauern, dass ihm die Rolle des wendigen Agenten kaum noch reizt und schleppt sich lustlos durch die Sets. Sogar ein knackblödes Asia-Umstyling muss er über sich ergehen lassen (wobei ein desinteressierter Connery natürlich immer noch einnehmender ist, als ein Großteil seiner Zunft)! Das Ruder reißt hier nicht nur Donald Pleasence herum, der Blofeld endlich ein entstelltes Gesicht verleihen darf, sondern vor allem Ken Adam, dessen Raumhafen im Inneren eines Vulkans schlichtweg fasziniert.

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                            SoulReaver: FILMSTARTS.de 24.04.2015, 15:47 Geändert 24.04.2015, 17:05

                            [...] Eine gute Nummer, das beweist uns „Into the Woods“ erst eindrücklich, kann zwar die Zeit zum Stillstand bringen, niemals aber den Geist der Magie erdrücken. Die letzten 50 Minuten aber vollbringen genau das: Wurden die motivischen wie personellen Versatzstücke verschiedener Märchen erst einmal neu angeordnet und zu einem quicklebendigen, bekloppt-theatralischen Amalgam geformt, stagniert die Dramaturgie von „Into the Woods“ zunehmend. Die Phantasterei, das Fabulieren, das Träumen, die gesamte metaphorische Projektionsfläche des Settings, das gleichwohl auch als ein Fahrstuhl in das Unterbewusstsein so wie als Abhandlung verschiedener Moralvorstellungen fungiert, wirkt zunehmend unbeweglicher, als würde sich der Bucheinband abgenutzt von den verblassenden Seiten lösen, weil man den Zeitpunkt verpasst hat, das Lesen für heute einzustellen und den Schmöker wieder im Regal zu platzieren. [...]

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                              [...] Was „Das Geheimnis der fliegenden Teufel“ sodann abzieht, ist das obligatorisches Abgrasen von Standardmerkmalen des Sci-Fi-Horror-B-Movies, nur dass hier eben nicht nur Jack Palance über Stock und Stein dümpeln darf, sondern auch Charakter-Fresse Martin Landau mit von der Partie ist. Landau legt seinen paranoiden Vietnamveteranen Fred „Sarge“ Dobbs erst einmal als waschechtes Comic Relief an, bis die Kamera seine traurigen Augen in den Fokus nimmt und tatsächlich einen Ansatz von Tragik heraufbeschwört – Nur ist „Das Geheimnis der fliegenden Teufel“ für solche tonalen Ausreißer der falsche Film. Stattdessen gibt es weitestgehend unterhaltsames Billigkino, mit Gummianzügen, einem hüftsteifen Extraterrestrischen im Bodennebel und viel, viel dummen Gesabbel: „Aliens ain't human, you know.“ Achsoooo, gut zu wissen.

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                                SoulReaver: FILMSTARTS.de 23.04.2015, 16:15 Geändert 24.04.2015, 09:58

                                [...] Als zuweilen erschütternder Diskurs über Schuld und Vergebung grast „Am Sonntag bist du tot“ selbstverständlich keine Allgemeinplätze ab, spult kein Hohelied auf den integeren Erlöser ab, der die Schuld seiner Mitmenschen auf sich nimmt. Vielmehr funktioniert „Am Sonntag bist du tot“ als gesellschaftliche Spiegelung, die aufweist, wie schnell Wertebilder in einem System zerschlagen werden können, wie oft wir vor Verbrechen die Augen verschließen, wenn sie uns nicht selbst betreffen und dennoch die (selbst-)zerstörerische Macht der Vorurteile in uns aufflammen lassen. [...] Gleeson gibt hier keinen Helden mit weißer Weste, sondern auch mit der Kollar gekleidet einen Menschen, der sich müßig zeigt, Hilfe anzubieten, wo sie ohnehin nicht mehr erwünscht ist, wird er als Repräsentant der Kirche doch unlängst nur noch als Affront verstanden, weil er noch Tugenden darbietet, die offensichtlich nur noch in einer äußerst abstrakten Form der Weltwahrnehmung greifbar scheinen. Traurig, aber leider wahr.

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                                  SoulReaver: FILMSTARTS.de 23.04.2015, 10:44 Geändert 23.04.2015, 12:09

                                  [...] Bis sich die Bedrohung allerdings sichtbar macht und auch etwas Gekreische am nächtlichen Strand zu vernehmen ist, dauert es beinahe eine gute Stunde, was schon recht ulkig ist, geht der Film ohne Abspann (mit 75 Minuten) doch nur 68 Minuten. Und so darf man Zeuge werden, wie die Dackelhirne tanzen, trinken, rauchen, tanzen, trinken, rauchen und dann – jetzt festhalten – sogar in philosophische Untiefen herabsteigen. Ein Beispiel gefällig? Gerne: „Stell dir vor, du bist eine Ameise und irgendwann kommt jemand vorbei und macht dich zum Menschen, mit all den Ängsten und Wünschen, die dazugehören. Und dann steht du da und blickst runter auf deinen Ameisenhügel – würdest du ihn weiterbauen?“ Tja, wahrscheinlich nicht, man würde vermutlich zu neuen Ufern aufbrechen müssen, was man dem gesamten Stab von „Dark Invasion – Wir sind nicht von dieser Welt“ ebenfalls ans Herz legen möchte – Die berufliche Verwirklichung wartet definitiv in anderen Gefilden.

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                                    SoulReaver: FILMSTARTS.de 22.04.2015, 18:33 Geändert 22.04.2015, 19:58

                                    [...] „The Color of Time“ strebt an, dem musischen Riesen Williams durch einige seiner Gedichte (entnommen aus seiner Anthologie „Tar“) auf den lyrischen Zahn zu fühlen, ihn nicht zu psychologisieren, aber als emotional strauchelndes, bisweilen ausgebranntes Individuum fassbar zu machen; aufzuzeigen, wie die Beziehung zu seiner inbrünstig verehrten Mutter jeden Gleichklang verlor, wie ihm die Partitur seines Lebens entwichen ist und er nicht mehr wusste, in welche Richtung es ihn nun treibt. In einem diskontinuierlichen Gedankenrausch, einem assoziativ-montierten Mosaik im Parallelschnitt, tasten wir uns durch die pastellfarbene Szenerie, ein übersättigter Sturm der Erinnerungen, bis C.K. Williams selbst nicht nur im Sumpf der Sentimentalität versinken darf, sondern auch „The Color of Time“ den ganzen Batzen Prätention heruntergewürgt hat.

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                                      SoulReaver: FILMSTARTS.de 22.04.2015, 10:50 Geändert 22.04.2015, 10:50

                                      Nachdem Guy Hamilton das Franchise um den dauergeilen Geheimagenten im Namen Ihrer Majestät in gar ungeahnte Höhen katapultieren konnte, kehrt für „James Bond 007 – Feuerball“ Terence Young zurück und setzt mit dem paradiesischen Ambiente des in der Karibik gelegenen Nassau genau dort an, wo er schon mit „James Bond 007 jagt Dr. No“ den sehnsuchtsvollen Blick in die gar himmlische Ferne generierte. Als Urlaubsfilm mit Sicherheit ein Volltreffer auf ganzer Linie, verkehrt „James Bond 007 – Feuerball“ darüber hinaus jedoch im Schatten seiner Vorgänger (auch wenn der kommerzielle Erfolg etwas ganz anderes verlauten lässt). Sean Connery ist zweifelsohne immer noch toll, beinahe ist es schon erschreckend (respektive beneidenswert), wenn man sieht, in welch schlafwandlerischer Fasson der kernige Schotte den überheblichen Schwanz auf zwei Beinen inzwischen verkörpert – Die absolute Sicherheit, egal, in welch abstruse Situation, gerne auch mal mit umgeschnallten Raketenrucksack, ihn das Drehbuch noch werfen wird. Ansonsten, hm, ja, Leerlauf, zum Teil auch unsauber, ruckartig montierter und verlaberter Leerlauf, mit Haien, die in der goldenen Grotte plantschen, verräterischen Ludern, die im Bett zur Raubtierfütterung bitten und einigen eigentlich tollen Unterwasseraufnahmen, die sich leider aufgrund ihrer Häufigkeit schnell abnutzen. Immerhin aber gefällt nicht nur die exzellente S.P.E.C.T.R.E.-Konferenz mit Blofeld, sondern auch Bondgirl Claudine Auger sowie Adolfo Celi mit Augenklappe, der als Bösewicht noch nicht komplett am Rad dreht, aber sofort bereit dazu ist, wenn das Geld nicht stimmt.

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                                        [...] „The Guest“ ist dabei nicht einfach nur Replik auf ein vergangenes Kinozeitalter, sondern hochintelligente und gleichwohl spielerische Reflexion über (post-)modernes Erzählen, ohne sich auf das bloße Wiederkäuen zu stürzen. Das Zitat selbst fungiert im Kontext des originären Kunstverständnisses, es wird niemals abgeschirmt, die endlosen Synthie-Waves schmiegen sich wie ein Exoskelett an das von Moment zu Moment verkehrende Genre-Konglomerat: „The Guest“ ist unfassbar stimulierendes Kino aus einem künstlerischen Guss; ein audiovisueller Luzidtraum, niemals darauf bedacht, seine zündenden Ideen einer forciert nerdigen Verweiskette unterzuordnen. Deshalb muss das vermeidlich „Böse“ auch nicht pedantisch aufgedeckt werden, um dessen Unwägbarkeit zu veranschaulichen, vielmehr legt sich der suggestive Gast David als ein so aphrodisierendes wie destruktives Prinzip über die doppelbödige Szenerie.

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                                          [...] Herrlich ist es hier nun auch zu beobachten, wie Lee den selbsttherapeutischen Aspekt seines Quasi-Dreiteilers zu einem absolut stimmigen Finale geleitet und damit auch die Beziehung (und allgemein die maskuline Autorität) zu seinem Vater, den er, nach eigener Aussage, genauso sehr verehrte, wie er ihn auch verabscheute, zu einem versöhnlichen Punkt führte, der es nunmehr keiner weiteren filmischen Behandlung bedarf – jedenfalls nicht in dieser expliziten Motivik (wie die Exposition von seinem nächsten Film „Sinn und Sinnlichkeit“ auch noch einmal eindeutig unter Beweis stellen wird). „Eat Drin Man Woman“, in dem die Tragödie aus der Komödie wächst und andersherum, widmet sich den Grundbedürfnissen des Menschen, und folgt somit auch einer Wahrheit, die sich bereits im so simpel anmutenden Titel spiegelt. In der fernöstliche Kulinarik nämlich liegt er hier begraben, der Schlüssel zur Kommunikation, was vorerst einmal den Staub greller amouröser und familiärer Verstrickung aufwirbelt, schlussendlich aber auch zu der Erkenntnis führt, dass jede Rebellion auch immer mit dem Wunsch nach emotionaler Bindung konnotiert ist.

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                                            [...] Mit „James Bond 007 – Goldfinger“ sind wir endgültig, mit jeder Faser, im Bond-Universum angekommen: Der Aston Martin DB5 darf sich in ästhetischen Grazie präsentieren, der Martini muss geschüttelt und nicht gerührt aufgetafelt werden, die Gadgets reichen vom Miniatursensor bis zur tödlichen Melone mit Stahlkrempe, ein mit Gert Fröbe exzellent besetzter Bösewicht möchte endlich auch Wunder in der Kriminalität vollbringen und Sean Connery hat sein so zynisches wie charismatisches Agentenmodell vollkommen verinnerlicht. Konnte man in den ersten beiden Filmen noch von einem durchaus menschlichen Bond sprechen, der sich nach einem Vogelspinnenangriff auch mal auf die Toilette zurückzieht, um sich gepflegt zu übergeben, ist Connery nun in den galant-überheblichen Sphäre angekommen, die seine Figur zum Archetyp des Franchise erklärte und ihn nicht nur emanzipierte Frauen von Welt knacken, sondern auch der Dreistigkeit anheim fallen lassen, eine seiner Konkubinen als Schutzwall zu instrumentalisieren. Guy Hamilton hat indes Terrence Young auf dem Regiestuhl abgelöst und lässt „James Bond 007 – Goldfinger“ den unbedingten Stilwillen aus jedem Frame tropfen: Inszenatorisch ist das dritte Bond-Abenteuer herausragend gelöst, die Locations und Sets sind stimmungsvoll gewählt (selbst wenn offenkundig als Rückprojektionen zu erkennen) und über Shirley Basseys legendäres Titellied (instrumental auch als musikalisches Leitmotiv gegenwärtig) müssen wohl keine Superlativen mehr verloren werden.

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                                              [...] Der Mittelteil der sogenannten „Father-Knows-Best“-Trilogie, der Ang Lee dann auch folgerichtig zum internationalen Durchbruch verhalf, bündelt all das künstlerische Vermögen, welches Lees Œuvre charakteristisch beschreibt: „Das Hochzeitsbankett“ nämlich ist mitunter urkomisch, von Lee selbst aber niemals nur auf die bloße Pointe ausgelegt, sondern als eingeschriebener Teil des porträtierten Aufpralls kultureller Verständnismodelle. Traditioneller Usus und die moderne Selbstverwirklichung verbeißen sich in einem Zustand innerer (An-)Spannung, entwickeln ein fragiles Lügenkonstrukt, in dem sich Komik und Tragik die Hand reichen. Resultieren wird aus diesem beschwingten Tiefgang aber etwas ganz Entscheidendes: Nämlich ein Appell an die Individualität eines jeden Menschen – Wir mussten uns zu lange verstecken, es ist an der Zeit, aus alten Mustern zu brechen, auch wenn es womöglich den familiären, auf konfuzianischen Säulen errichteten Segen kosten wird.

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                                                SoulReaver: FILMSTARTS.de 18.04.2015, 16:29 Geändert 18.04.2015, 16:56

                                                [...] Von bissiger Satire aber ist „The Voices“ weit entfernt, stattdessen darf irgendwann die Vulgärpsychologie-Peitsche zum Vorschein kommen und blutige Striemen auf dem Rücken unseres psychotischen Hauptdarstellers ziehen, was den Film in seinem gesamten Gebaren umso einfallsloser erscheinen lässt. Als leidlich groteske Posse blickt „The Voices“ letzten Endes treu-doof aus der Wäsche und erinnert vor allem daran, doch mal wieder John Waters' „Serial Mom – Warum lässt Mama das Morden nicht?“ in den Player zu schmeißen, der war nämlich so reflektiert, das Serienkiller-Motiv auch als Spiegelung eines in Bonbonpapier gehüllten amerikanischen Suburbia zu deuten. In „The Voices“ hingegen funktionieren die Gags ausschließlich ohne anhaltende Halbwertszeit, ohne Hintersinn, ohne Mehrwert, ohne geistreichen Vorstoß: Innereien in gestapelten Tupperdosen, sprechende Köpfe von schönen Frauen im Kühlschrank und der Katzenkot auf der Couch. Dass Ryan Reynolds eine wirklich gute Leistung an vorderster Front abliefert, muss ihm anerkannt werden, wenn auch nur als Wermutstropfen.

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                                                  SoulReaver: FILMSTARTS.de 18.04.2015, 10:49 Geändert 18.04.2015, 13:14

                                                  [...] Ohnehin aber blickt „The Dead Lands – Rache und Ehre der Krieger“ nie weiter, als bis zur nächsten kämpferischen Auseinandersetzung. Rechtfertigen lässt sich das vielleicht noch dadurch, dass wir dieses präkoloniale Porträt noch als Veräußerlichung eines durch und durch archaischen Milieu definieren können. Da Toa Fraser aber größere Ziele vor Augen hat, sogar eine metaphysische Ebene integriert, auf der Hongi in sternenbestrahlter Sphäre den weisen Kontakt zu seinen Ahnen findet, ist es letztlich doch zu simplistisch geraten, einen einfachen Hort der Gewalt stilisieren, in dem sich der junge Krieger zurechtfinden muss und das gesprochene Wort nur wie spröde Staffage erscheint.

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                                                    SoulReaver: FILMSTARTS.de 17.04.2015, 18:13 Geändert 17.04.2015, 19:09

                                                    [...] Anhand des alternden Taijiquan-Professoren Chu, der nach dem Tode seiner Frau die taiwanische Heimat verlässt und zu seinem Sohn in die New Yorker Vorstadt zieht, bereitet Ang Lee das Leitmotiv seines gesamten Outputs auf: Die schmale Bruchstelle zwischen Zugehörigkeit und Heimatlosigkeit. Wie so oft, trägt „Pushing Hands“ autobiografische Züge in sich, ohne aber den Anspruch zu besitzen, als reine Nabelschau verstanden zu werden. „Pushing Hands“ ist vielmehr die sensible, sich gleichwohl aber nicht jeder Komik entbehrende Auseinandersetzung eines familiären Konstrukt, das sich im Zusammenstoß von Tradition und Moderne einer interkulturellen Inkompetenz ausgesetzt sieht. Der gefallene Patriarch Chu muss Veränderungen akzeptieren und damit jede ideelle Grundlage seiner Weltanschauung hinter sich lassen, um es nicht nur für sich, sondern auch für sein privates Umfeld zu ermöglichen – und dafür fungiert das von Chu praktizierte Taijiquan als Metapher – die irdische Balance, das Zentrum ihrer Gravitation zu finden.

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