TheNumber - Kommentare

Alle Kommentare von TheNumber

  • 8

    Ein überaus interessantes Epos über den Stellenwert und das Potenzial von Kunst, geschickt eingebettet in 3 Äras der deutschen Geschichte. Basierend auf der überaus spannenden Geschichte von Gerhard Richter, aber genug fiktionalisiert, dass es eigentlich auch etwas egal ist. Es geht nicht nur um einzelne Personen, auch wenn die Geschichte von Kurt Barnert, dem wir hier folgen, durchaus zu packen weiß. Der Film versammelt einen überaus starken Cast, der vom stoischen agierenden Tom Schilling über den süffisant wie niederträchtig aufspielenden Sebastian Koch, einen eindrucksvollen Oliver Masucci bis hin zu einer kurzen, aber einprägsamen Leistung von Saskia Rosendahl und der dritten Hauptrolle von Shootingstar Paula Beer reicht, die mit ihrer natürlichen Ausstrahlung der Figur mehr gibt als es das Drehbuch eigentlich will. Denn genau das führt mich zu einem der Probleme: von Donnersmarck inszeniert seine Frauen nur in dienenden Rollen und verharrt zu oft gierig auf ihren nackten Körpern, ohne dass gerade Paula Beers Charakter Ellie ihr Potenzial für einen eigenständig denkenden Charakter ausschöpfen kann. Außerdem gibt es vermeintlich imposante Montagen, die ideologisch durchaus problematisch sind. Weiterhin verliert sich der Film durchaus manchmal in seiner Opulenz und beharrt auf der Wiederholung seiner großen Aussagen, die die Dialoge gesteltzt und die Charaktere mitunter leicht unglaubwürdig machen. Durchaus ein umstrittener Film, aber Werk ohne Autor hat schon einiges über Kunst zu sagen und verpackt dies in einen trotz 3 Stunden Lauflänge ziemlich packenden Film, der zwar etwas an seinen eigenen Ambitionen scheitert und auch mit einem recht unbefriedigenden Ende daherkommt, aber trotzdem für mich eine lohnenswerte Erfahrung war.

    9
    • 9 .5

      Wow. Was hat Villeneuve denn hier wieder geschaffen?! Für mich ist dieser Film sowohl seinem (für viele legendären) Vorgänger überlegen als auch sein bisher stärkster Film. Blade Runner 2049 ist wunderschön und fantastisch inszeniert, sodass man gern noch mehr Zeit in dieser Welt verbringen will, mit so viel Detailreichtum, dass man gerne mehr erfahren will. Villeneuve nimmt sich stark zurück und nimmt mit dem subtil, aber toll aufspielenden Ryan Gosling das Erzähltempo ordentlich raus, ohne dass der Film jemals langweilig wird. Ganz im Gegenteil, das Finale zum Ende hin ist abnorm spannend, die Einführung der Charaktere ist schon interessant und faszinierend: Mit der Polizei, mit Goslings Bot-Freundin, mit Jared Leto bietet der Film viele spannende Charaktere und Handlungsstränge, die zum Ende ein tolles Gesamtbild ergeben. Es ist auch schön, Deckard wiederzusehen, und der Film kommentiert auch die ewige Replikaten-Frage. Nach den tollen Kurzfilmen, die als "what happened in the meantime" Anreicherung dienen, baut der Film ein schönes Mysterium auf, das in einem guten Pacing über 2,5 Stunden aufgeklärt wird. Für mich der beste Film des Jahres 2017.

      9
      • 9

        Tarantinos (angeblich) vorletzter Film ist eine Milieustudie im Hollywood der späten 60er Jahre und macht das verdammt gut. Leider führt das für manche dazu, dass der Film an manchen Stellen langatmig wirkt, wenn QT z.B. minutenlang Leos Charakter Rick Dalton beim Schauspielern am Set verfolgt. Durch das fantastische Acting und gewohnt tolle Dialoge und den Period-Piece-Flair hing ich einfach an Leos Lippen und seiner Mimik und war voll drin. Rick Daltons Filmographie fühlt sich authentisch an, ist mitunter echt witzig und man merkt Tarantino den Spaß an, sich diese auszudenken. Böse Zungen würden behaupten, dass das sein Hauptaugenmerk bei dem Film war und der darunter leidet, was ich nicht 100% entkräften kann, weil QT hier in der ersten Hälfte eine sehr ungewohnte und etwas sehr willkürliche Family-Guy-eske Nutzung von Rückblenden verfällt, wodurch manchen Szenen gefühlt der Sinn entbehrt. Aber gerade wenn man sich fragt, worauf QTs Story eigentlich hinaus will (und man sich wundert, wann denn endlich der eine im Vorhinein bekannte Storystrang um die Manson Family wichtig wird), dreht der Film ab der Hälfte ziemlich auf und liefert auf der Spahn Ranch eine seiner Signature-Spannungsaufbau-Sequenzen ab und mit dem letzten Viertel nach der klaren Zäsur (die etwas seltsam und random anmutete) kommt der beste Part. Auch hier ist der Spannungsaufbau, wenn man denn im Bilde ist, welche Figuren da eine Rolle spielen, richtig wirkungsvoll und endet in einem überragenden Finale, das fast schon grotesk brutal ist. Wenn man böse sein will, könnte man sagen, der Teil rettet den Film, aber ich finde, auch vorher gibt es viele interessante Charaktermomente, was nicht zuletzt an Brad Pitts Cliff Booth liegt, eine ultra coole (und auch leicht enigmatische) Socke und einer meiner liebsten Tarantino-Charaktere. Ob es seine Konfrontation mit Bruce Lee ist, sein Ritual zu Hause, das gemeinsame Schauen und Kommentieren von Rick Daltons neuester Pilotfolge zusammen mit selbigem oder die oben bereits genannte Szene auf der Ranch, Brad Pitt (der hier noch mal ordentlich trainiert hat) spielt das mit einer Lässigkeit und einem Charisma runter, dass man jede Sekunde seiner Screentime genießt. Margot Robbie wirkt leider etwas verschwendet, da kann man jetzt Verschiedenes reininterpretieren, Margaret Qualley hat mir gut gefallen.
        Ich finde, man merkt QT mal wieder extrem (vielleicht etwas zu extrem) sein Film-Geektum an und diese Leidenschaft hat sich absolut auf mich übertragen. Definitiv nicht unter den besten QT-Filmen, aber selbst für einen lesser Tarantino immer noch trotz 160 Minuten Lauflänge für mich ein sehr kurzweiliger und unterhaltsamer Film, bei dem ich jederzeit zustimmen würde, mir den noch mal anzugucken.

        7
        • 9 .5

          Einfach nur wow. HBO liefert hier eine super recherchierte, minutiös nachgestellte und authentisch wirkende Serie über die vermutlich größte Katastrophe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ich bin Physiklehrer und aus der Perspektive ist das natürlich alles noch mal spannend, aber auch für Leute, die nicht so bewandert im Thema Radioaktivität sind, werden hier extrem eindringlich die körperlichen Kurz- und Langzeitfolgen der unsichtbaren, nicht spürbaren Strahlung aufgezeigt, sodass man manchmal echt dem Ekel nahe ist und ansonsten extrem niedergeschmettert. Später wird sogar Erklärvideo-reif die Funktionsweise eines AKW erklärt :D (und trotzdem narrativ geschickt verwurstelt; ein exzellentes Storytelling, ohne viel Exposition, mit einer clever gewählten Rahmenhandlung)
          Chernobyl brilliert darin, zu zeigen, wie blinder Systemgehorsam und der Drang, die eigene Haut zu retten, zu unsäglich leichtsinnigen und dummen Entscheidungen führt, wie eine geschickte nicht vollumfängliche Darstellung der Wahrheit zu einer Kettenreaktion von Lügen und Falschinformationen führt. Als Plädoyer für Zivilcourage, für den Kampf für die Wahrheit und das Hören der Wissenschaft widmet sich die Serie den ganzen armen Seelen, die sich geopfert haben, um das Gemeinwohl zu sichern, sowie denen, die versucht haben, gegen die Vertuschung anzukämpfen. Man bleibt oft fassungslos ob des Umgangs der politischen Führung mit diesem Super-GAU und versteht doch, warum die Charaktere so handeln. Man fühlt mit, wenn der leitende Wissenschaftler schwere Entscheidungen treffen muss, Unschuldige in ihr Verderben schicken muss und unter extremem Druck steht. Da muss man Jared Harris absolut seinen Tribut zollen, der als Gewissen der Charakter fungiert und zusammen mit Emily Watson und Stellen Skarsgard wahnsinnig menschliche Figuren auf den Bildschirm bringt.
          Mit dem Wissen von heute sind viele Situationen schwer zu verdauen, wenn man sich vorstellt, was die Leute nicht wussten und was ihnen vorgemacht wurde. Die letzte Folge ist vielleicht das beste, was ich in einiger Zeit im TV-Bereich gesehen habe: Nicht nur wird hier die komplette Katastrophe aufgearbeitet und erklärt, sondern es werden Statements gesetzt, Missstände aufgezeigt und mit dem traurigen und auch latent bissigen Abspann ist es auch ein Schlag in die Magengrube.
          Chernobyl ist nichts für die leichte Abendunterhaltung, aber extrem wichtig und auch einfach super produziert, geschrieben und gespielt. HBO at its finest, eine absolute Granate.

          6
          • 8

            Ein ziemlich unbequemer Film, weil er mich doch sehr mitgenommen und verstört und beunruhigt hat. Der Film hat einfach eine Atmosphäre, die sich immer mehr verdichtet, von einem unwohlen That's Weird zu einer WTF is going on here??!?!? Haltung. Midsommar hat einige sehr verstörende Situationen und Rituale und schafft es durch mehr oder weniger subtile Andeutungen psychologischen Horror auszulösen, der viel stärker wirkt als jeder 08/15-Jumpscare-Horror-Mainstreamfilm. Dabei schafft es der Film sogar, durch seine skurrilen SItuationen oder passende SPrüche hier und da echt witzig zu sein. Weiterhin ist der Film wunderschön inszeniert, was da an realen und surrealen Bildern erzeugt wird, ist einfach eine Augenweide.
            Die Hauptdarstellerin spielt eine sehr verletzliche Rolle auf eine sehr authentische Weise und funktioniert gut als emotionaler Anker des Zuschauers, auch wenn einige sie wahrscheinlich nervig finden. Die Jungs-Gang fand ich auch ganz gut geschrieben und gecastet.
            Midsommar schafft es, sehr intensiv und anspannend zu sein, und das, wie es der Titel schon sagt, bei helllichtem Tag! Ari Aster sollte man auf jeden Fall weiter im Auge behalten, denn er schafft hier eine sehr einzigartige und erinnerungswürdige Seherfahrung, die vielleicht zum Ende hin in der Auflösung etwas enttäuscht, aber mit seinen Themen von Zugehörigkeit und Außenseitertum einen universell ansprechenden Horror bietet. Vielleicht finden weniger cineastisch zu begeisternde Leute das ganze langatmig und belanglos, aber für mich gehört der Film trotz einiger Pacing-Probleme und eines streitbaren Endes durch seine Andersartigkeit zum Interessantesten, was ich dieses Jahr gesehen habe.

            6
            • 9 .5

              Alter Schwede. Einer der emotionalsten Filme, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Systemsprenger zeigt ein Problem, ohne mit dem Finger zu zeigen bzw. der Finger wird mal auf jede Partei gezeigt. Diese Geschichte wirkt super authentisch und ist stellenweise herzerschütternd, andererseits auch herzerwärmend, lustig und rührend. Was die Jungdarstellerin Helena Zengel hier abreißt, ist der absolute Wahnsinn, solch ein Energiebündel mit einer emotionalen Bandbreite, die wirklich unter die Haut geht. Auch Albrecht Schuch (Bad Banks) als ihr Schulbegleiter spielt fantastisch nuanciert und harmoniert hervorragend mit seinem Co-Star. Die Inszenierung spiegelt gut das Innenleben von Benni wieder, in den ruhigen Momenten sehr zurückhaltend und in den aufgeregten Momenten energetisch. Die Gefühle des Kindes und all die unangenehmen Situationen werden mit einem solchen Feingefühl auf die Leinwand gebracht, dass ich drei Mal wirklich geheult hab und einmal mir ein lautes Schluchzen unterdrücken musste (und ich weiß nicht, wann mir das mal im Kino passiert ist). Systemsprenger ist ein absolutes Brett, das einen die komplette Lauflänge in seinen Bann zieht, mit durch die Bank tollen Performances (hier sei noch mal Gabriela Maria Schmeide erwähnt, die mich in einem Moment gekillt hat) und ein sehr starker Film über Erziehung, elterliche Gefühle, Zugehörigkeit, gefühlte Hilflosigkeit und Selbstbeherrschung. Ein Film, den das deutsche Kino gerne als Aushängeschild ins Oscar-Rennen schicken kann, den das deutsche Kino braucht und den gefühlt viel zu wenige Leute gesehen haben.

              6
              • 10
                TheNumber 06.04.2015, 18:36 Geändert 10.04.2015, 10:26

                Die Marschroute wurde nach den super Vorgängern 5 und 6 und dem Trailer ganz klar definiert und Fast and Furious 7 DELIVERT einfach genau das, was ich mir und (dem Erfolg nach zu urteilen) viele andere sich gewünscht haben. Auch wenn Vin Diesel wohl mit seiner Oscar-Prognose (leider?) Unrecht haben wird, in einem muss man ihm zustimmen: "There is nothing that will ever come close to the power of this thing." Der Film legt noch mal ne gehörige Schippe Over-The-Topness auf; die Actionsequenzen sind noch übertriebener, noch krasser, noch zahlreicher und genau das ist ein gewaltiger Spaß. Der Film nimmt sich nicht besonders ernst (The Rock Bottom, "Cars can't fly"), was auch zu einem großen Teil an so gut wie allen Dialogen von Tyrese [who DID earn his paycheck ;) ] und Ludacris liegt; aber der Film nimmt sich doch noch genau so ernst, wie man es braucht, damit man gefesselt am Ball bleibt, weil zumindest mir "die Familie" mittlerweile doch sehr ans Herz gewachsen ist. Der emotionale Teil funktioniert super, was nicht zuletzt am super aufgelegten Vin Diesel liegt, dem man anmerkt, wie wichtig ihm persönlich dieser Film ist.
                Die Regieübergabe von Justin Lin, der dieses Franchise wiederbelebt und in den Erfolg katapultiert hat, an James Wan hat hervorragend funktioniert: Wans Inszenierung war toll, dynamisch, schnell, im positiven Sinn schwindelerregend; vor allem die Kampfszenen waren mit sich mitdrehenden Kameras super gefilmt. Hier war insbesondere Tony Jaa ein Geniestrich beim Casting; was der da abliefert in den Kämpfen, das ist spektakulär, aber auch Vin Diesel vs Statham und Michelle Rodriguez vs Ronda Rousey sind beeindruckende Kämpfe. Jason Statham hat mich insgesamt beeindruckt, nicht nur in den Actionszenen, sondern auch generell macht er einen super Gegenspieler, der eine reale Bedrohung darstellt. Obligatorisch sind natürlich auch die sehr nett anzusehenden Frauen sowie der echt gelungene Soundtrack ("Ride Out" ist der Hammer).
                Und das Wichtigste: F&F 7 ist ein toller, würdiger Abschied von Paul Walker: Sämtliche Nachdrehs und digitalen Tricks wurden nahtlos eingearbeitet (ich hab es nur 1 Mal bemerkt), Paul macht seinen Job echt gut und sympathisch und die letzte Sequenz mit ihm ist echt rührend, ich hatte kurz feuchte Augen.

                Fast and Furious 7 ist ein nahezu perfektes, brachiales super unterhaltsames Action-Spektakel, das aufgrund der sehr respektvollen Verarbeitung von Paul Walkers Tod eine besondere emotionale Note hat und bei allen Fans wohl einen besonderen Platz im Herzen behalten wird.

                6
                • 10

                  Der Film hat mich brutal umgeblasen. George Miller liefert hier ein Spektakel ab, von dem man einfach nur geplättet wird. Ich hatte noch NIE so einen krassen Puls im Kino, die Actionsequenzen sind DER ABSOLUTE Wahnsinn, jetzt schon ein Meilenstein. Fury Road besteht "nur" aus einer Handvoll Actionsequenzen, diese sind aber 15-20-minütige Non-Stop-Autoverfolgungsjagden und CARnage, wunderbar gefilmt und mit einem sehr einzigartigen visuellen Stil; man merkt einfach, dass der Großteil der Action handgemacht ist und allein für dieses epische Ausmaß muss man vor George Miller und dem gesamten Filmteam den Hut ziehen. Der Film besteht zu mindestens drei Vierteln aus Action und man hat nie das Gefühl, dass sich irgendetwas wiederholt. Der Soundtrack ist so dermaßen antreibend und ohrenbetäubend, dass in den kurzen Verschnaufpausen zwischen den Verfolgungsjagden meine Ohren noch gedröhnt haben. Aber nicht nur die technische Crew hat einen grandiosen Job gemacht, auch die Schauspieler haben mir sehr gut gefallen. Tom Hardy als Max funktioniert super gut und Charlize Theron liefert hier auch eine top Leistung ab. Max und Furiosa sind richtig badass und deren Begleiter haben mir auch sehr gut gefallen, sodass ich richtig mitgefiebert habe. Ich finde gut, dass das Setting und die Motivationen nur leicht angedeutet wurden, denn mehr braucht man einfach nicht, um alles nachvollziehen zu können.
                  Mad Max ist ein erwachsener Blockbuster, der audiovisuellen Bombast und buchstäblich atemberaubende Action bietet. Am Ende des Films muss man erst mal 10 Minuten durchschnaufen und herunterfahren, um wieder klarzukommen. Eine epische mitreißende Kinoerfahrung, die man nur da in der Form erleben kann, und wer das verpasst, ist selbst schuld. Ich kann nur hoffen, dass der Film erfolgreich wird, denn solch erwachsene ernste Action alter Schule will ich weiterhin im Kino sehen. Wenn man über die besten Actionfilme des Jahrzentes redet, wird Mad Max: Fury Road ganz oben mit dabei sein.

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                  • 10
                    TheNumber 09.04.2020, 12:34 Geändert 09.04.2020, 12:36

                    [Ich hab das auch auf Englisch auf meinem Blog veröffentlicht.
                    https://cinematticsite.wordpress.com/2020/04/07/community/ ]

                    Jetzt, da diese sträflich vernachlässigte Sitcom endlich auf einer Streamingplattform, nämlich Netflix, verfügbar ist, hoffe ich, den Leser dieses Textes mit meiner Liebe für diese Serie, die gleichermaßen ein Kritiker- wie Fanliebling ist, anzustecken, indem ich erkläre, warum sie mir so sehr am Herzen liegt.

                    Fangen wir mit einem einfachen Argument an, um dich zu überzeugen: Du magst Rick and Morty? Was viele nicht wissen, ist, dass dieses verrückte Genie mit den Namen Dan Harmon vor Rick and Morty Community erschaffen hat. Und Community ist ähnlich kreativ und manchmal ebenso absurd, wenn auch weniger abgedreht und vulgär.

                    Noch nie hab ich eine Serie gesehen, egal ob Sitcom oder sonstige Genres, von der ich von so vielen einzelnen Episoden so detailliert und selbstbewusst sagen kann, worum es geht. Aus dem Stegreif könnte ich die Mehrheit der Episoden der Staffel 1-3 aufzählen und nicht nur erinnern, dass das die eine Folge ist, in der sie eine schulweite Runde “Der Boden ist Lava” spielen (ja, das ist wirklich eine Folge. Ich weiß, ziemlich cool, hm?!), sondern auch den Kontext erinnern und was mit den Charakteren geschieht. Denn letzteres steckt im Herzen dieser Serie, die zum Wegschmeißen komisch ist: Man lacht nicht nur über die zahlreichen und hervorragenden Witze, es ist auch eine berührende Geschichte über die titelgebende Gemeinschaft und die Individuen, aus der sie besteht.

                    Also, was ist das für eine Serie und wer ist besagte ‘Community’?
                    Community spielt am Greendale Community College, ein ziemlich schäbiges Community College (das ist ein billigeres College, das oft als schlechtere Hochschule angesehen wird, weil sie oft mit Studienabbrechern, gescheiterten Karrieren und lascheren Zulassungsbestimmungen assoziiert wird). Es überrascht kaum, dass die Gruppe, der das Publikum folgt, ein bunt gemischter Haufen aus Außenseitern und schrulligen Persönlichkeiten ist, die nicht die gewöhnlichen Protagonisten darstellt. Seltener überrascht es nicht, dass Greendale eine heruntergekommene Hochschule mit einem absurd inkompetenten Dekan ist; man kann Kurse belegen, die so absurd sind, wie man es sich nur vorstellen kann. Und es wäre ein leichtes, sich über diesen Ort lustig zu machen – und Community teilt gehörig gegen diese sonderbare Institution aus – aber die Kunst ist es, daraus auch einen Ort zu machen, der sympathisch ist und an dem man gerne mehrere Staffeln verbringen würde. Diese Serie schafft es, den schmalen Grat zwischen humorvoller Eigenwahrnehmung und einem inspirierenden warmen Gefühl von einem Zuhause, das die Schule ausstrahlt, zu wandern. Es ist das Setting, um interessante Geschichten von diesen Charakteren zu erzählen, die alle eine zweite Chance suchen, nachdem sie alle in irgendeiner Weise ihr Leben vergeigt haben. Und welche Schule wäre dafür besser geeeignet, es noch mal mit einem höheren Bildungsabschluss und beruflichem Erfolg zu versuchen, als diese stümperhafte Hochschule, die es irgendwie schafft, erstrebenswert zu wirken, indem sie ein Gefühl von – na? – Gemeinschaft erzeugt.
                    Unsere Gruppe von Hauptcharakteren hat ihre Anfänge als Spanisch-Lerngruppe, die nur so zusammenkam, weil Abed, ein Über-Nerd mit Asperger, Jeffs “Lerngruppe”, die er verwenden will, um an die hübsche Blondine aus dem Spanischkurs, Britta, ranzukommen, für bare Münze nimmt. Jeff ist ein narzisstischer Minimalist und muss einen Jura-Abschluss nachholen, nachdem er jahrelang als Hochstapler als Anwalt tätigt war. Die Gruppe umfasst auch den ehemaligen High-School-Star-Quarterback Troy, dessen Stipendium durch eine Verletzung gestrichen wurde, und Annie, eine Kandidatin auf die Jahrgangsbeste, deren frühere Pillenabhängigkeit sie ihr Stipendium und ihre Jungfräulichkeit gekostet hat (Zitat). Die Lerngruppe wird vervollständigt von Shirley Bennett, eine geschiedene Frau mittleren Alters, und dem unfassbar unangemessenen Pierce Hawthorne, dem Erben des Feuchttuch-Imperiums. Dieser illustre Cast wird begleitet vom bereits erwähnten, queeren Dekan Pelton, der sich mehr um seine Outfits für seine Ansagen schert als um die Ansagen selbst, Psychologie-Dozent Duncan, der etwas fragwürdige Moralverstellungen hat, und dem Spanischlehrer Señor Chang, über den wir besser keine Worte verlieren.

                    Nachdem ich neulich den Piloten und die ersten paar Folgen noch mal aufgefrischt habe, ist es verrückt, wie das Fundament für die Charaktere bereits von Anfang an gelegt war. Ich will hier nicht zu viel verraten, aber ich denke, dass die ersten 3 Folgen bereits voll die Charaktere treffen, obwohl sich die Folgen definitiv wie frühe Folgen anfühlen. Eins der erinnerungswürdigen Highlights und zentralen Elemente der Show ist die Dynamik zwischen Troy und Abed, die ihre Geburtsstunde in diesem Sketch am Ende von Folge 2, ‘Spanisch 101’, hatte.Man kann einfach nicht anders, als diese wundervolle Freundschaft zu genießen, die unzählige Endsketche und emotionale wie witzige Momente hervorgebracht, wie z.B. eine campusweite Burg aus Decken und Kissen. Man kann auch nicht anders als sich ihren typischen Handschlag zu behalten oder die Jingle mit Ohrwurmpotenzial zu ihrer Morning-Show

                    Aber die Serie besteht nicht nur aus Troy und Abed (in the moooorning!) und sie ist nicht nur deswegen witzig. Community ist hauptsächlich bekannt für seine Popkulturreferenzen, hinter denen Abed definitiv die treibende Kraft ist, sei es, wenn er die Lerngruppe mit Breakfast Club vergleicht oder wenn er einen Meta-Kommentar darauf abgibt, wie sehr sich die Ereignisse wie eine Fernsehfolge anfühlt oder was Fernsehcharakterre jetzt tun würden. Die Kombination aus Abed, der auf dem Spektrum liegt, and seinem bodenlosen popkulturellen Wissen machen ihn zu einem Faszinosum, wie ich sie selten auf dem Bildschirm erlebt hab. Ich will hier nicht zu viele Details verraten, weil der geneigte Leser selbst herausfinden soll, warum das der Fall ist.
                    Aber keine Sorge, wenn dein Popkulturwissen nicht deine Stärke ist, der Humor dreht sich nicht nur darum. Denn so spaßig es ist, alle Referenzen zu erkennen in einer Episode, die einen Mafiafilm nachahmt oder eine Homage an Actionfilme abliefert, wie die berüchtigte Paintball-Episode, diese Folgen sind auch verdammt gute Mafia- oder Actionepisoden (die Paintball-Folge hat eine IMDb-Wertung von 9,8). Trotz seiner Identität als ein echtes Produkt der Postmoderne nimmt sich die Serie bisweilen sehr ernst, ist nicht einfach eine Parodie auf gewisse Genres und ist sehr konsequent, wenn es darum geht, die Implikationen der Prämisse umzusetzen. Gleichzeitig ist sich der Serie dessen bewusst, was sie macht, und bricht öfters die vierte Wand. Diese geniale Mischung aus Metahumor und dem Durchziehen der inneren Logik der Situation, wie absurd sie auc hist, ist es, was Community und seinen Humor so sehr aus der Masse von Fernsehserien herausragen lässt. Nur Community schafft es, echte emotionale Moment hinzukriegen inmitten einer schulweiten Runde “Der Boden ist Lava”. Nur in einer Stop-Motion-animierten Folge kann Abed die Bedeutung von Weihnachten verstehen und an manchen seiner Probleme arbeiten. Nur durch ein ausgeklügeltes Netz von Verschwörungstheorien, Twists und Intrigen schaffen es die Charaktere, sich gegenseitig Lektionen zu erteilen. Ich könnte diese Liste weiter fortführen, aber der Punkt ist: Was Community so toll macht und was ich nahezu unmöglich wähnte, ist die Fähigkeit, diese Charaktermomente funktionieren zu lassen, nicht trotz, sondern genau wegen der Absurditäten und des leichtfüßigen Humors. Durch all diese absurden Abenteuer, die sehr viel Spaß machen, blühen die Charaktere auf, wachsen in ihrer Persönlichkeit und in ihrem Miteinander. Und trotz all der absurden und abgefahrenen Abenteuer fühlen sich die Charaktere menschlich und geerdet an.

                    Wer das liest, mag sich denken, was für eine Schule solche Situationen zulässt. Das ist die Faszination von Greendale. Alle Folgen sind nach Hochschulkursen benannt, wie z.B. “Spanish 101” und “Introduction to Film”, und später etwas abgefahrener, z.B. “Advanced Dungeons & Dragons” or “Contemporary American Poultry”. Aber trotz aller Lächerlichkeit, die diese Schule ertragen muss (vielleicht auch verdienterweise) strahlt Community immer noch wahrlich eine College-Film-Atmosphäre aus, die zum Teil auch zu meinem Wunsch, in den USA zu studieren, beigetragen hat. Und getreu ihrem Titel entwickelt die Serie auch irgendwie ein Gefühl von school spirit (einer Art Zugehörigkeitsgefühl und Teamgeist), nicht nur durch die absurden Kurse und Situationen, die die Schule anbietet, sondern durch die Leute dort. Durch die Bandbreite an seltsam erinnerungswürdigen Nebencharakteren fühlt sich die Schule lebendig an und ihr Reiz ist sehr ansteckend.

                    A propos Menschen hinter denen auf der Leinwand: Der Schöpfer Dan Harmon ist nicht der einzige, dessen Karriere hier begann oder erheblichen Schub bekam. Community kann eine beeindruckende Fülle an Talent vorweisen. Es war der Durchbruch für das irrsinnig vielseitige Multitalent Donald Glover (Troy Barnes), auch bekannt als Childish Gambino, der nicht nur mit seiner Musik überzeugt, sondern die Welt auch mit seiner Serie Atlanta vom Hocker gerissen hat, für die er das Mastermind ist und auch die Hauptrolle spielt. Wir haben auch Alison Brie (Annie Edison), die später als Stimme in Bojack Horseman and The Lego Movie zu hören war und die den Cast der renommierten Netflix-Serie GLOW anführt, sowie Gillian Jacobs (Britta Perry), die später in Netflix’ cooler Serie Love die Hauptrolle spielte. Gerade in frühen Episoden spielt ein bis dato unbekannter Brite namens John Oliver mit erstaunlichem komödiantischem Talent mit, bevor er dann seine eigene Talkshow auf dem Prestige-Sender HBO bekam. Bei vielen Folgen führten Anthony and Joe Russo Regie, die später verantwortlich für so kleine Genrestreifen wie Avengers: Infinity War und Endgame sowie Captain America: Winter Soldier und Civil War waren, viele der besten Werke im MCU (was auch die Reihe an Community Cast-Cameoauftritte in diesen Filmen erklärt). Aber es waren nicht nur Talente, die den Cast glänzen ließen. Comedy-Veteran Chevy Chase brillierte in seiner Rolle als unerträglicher Pierce Hawthorne und es gab Ken Jeong (bekannt aus Hangover), dessen Spanischlehrer Señor Chang ungemein witziger ist als sein ähnlich aufgedrehter Auftritt als Mr. Chow.

                    Humortechnisch bekommt man nicht nur Anspielungen und Metahumor, der die vierte Wand durchbricht, es gibt neben unzähligen Wortspielen (Chang und Dean) auch Humor, der den Charakteren eigen ist. Troy ist nicht die hellste Birne in der Leuchte und haut regelmäßig Sprüche raus, die zum Schreien komisch sind. Jeffs Neckereien mit den anderen Charakteren über seinen Narzissmus oder die Makel anderer profitiert vom perfekten komödiantischen Timing des Ensembles. Dazu hat das Ensemble eine unglaubliche Chemie, weswegen es wohlverdient ist, dass sich nicht alle Geschichten um Jeff winger drehen. Ganz im Gegenteil, die meisten Episoden haben eine A und B Storyline, die sich (fast) aller Charaktere bedienen, aber sich meisten auf einen oder eine Beziehung zweier Charaktere konzentrieren. Alle Hauptcharaktere kriegen dabei ihre Zeit im Rampenlicht. Man mag vielleicht nicht alle Charaktere gleich, aber als Gruppe funktionieren sie verdammt gut.

                    Manch ein Leser könnte jetzt denken, ich soll endlich mit der Lobhudelei aufhören. Auch wenn diese Serie anscheinend so urkomisch ist, kann nicht alles so toll sein. Ich möchte einen weiteren Grund für die sehr verschworenene Fangemeinde aufzeigen. Community hat einen langen Kampf gegen die Absetzung geführt und wurde oft durch besagte Fangemeinde gerettet und für weitere Staffeln erneuert. Dan Harmon, der Showrunner, wurde von NBC entlassen, nachdem die Quoten für Staffel 3 aus mir unerfindlichen Gründen sanken. Wie auch immer, die darauffolgende Staffel 4 leidete merklich unter dem Fehlen seines kreativen Masterminds und wird allgemein als die schwächste Staffel angesehen. Und auch wenn ich dem zustimme, muss man zugeben, dass auch in dieser Staffel ein paar Highlightfolgen versteckt waren, nicht zuletzt die Freaky Friday Folge. Viele Kritiker und, noch wichtiger, viele Fans haben diesen Qualitätsabfall auf Harmons Entlassung zurückgeführt und sprachen sich gegen eine Absetzung aus. Mit Harmons Rückkehr für Staffel 5 kam auch die Qualität zurück, die sich sogar der Qualität des Zenits zu Zeiten von Staffeln 1-3 annähern konnte, aber leider haben das nicht so viele Leute mitbekommen. Und obwohl Fans und interessanterweise auch die Serie selbst wacker weiter gegen die Absetzung kämpften und das berüchtigte Hashtag #sixseasonsandamovie ins Leben riefen, hat NBC den Stecker gezogen. Da hat man aber die Rechnung nicht mit der Community von Community gemacht: Man machte sich weiter bemerkbar und Yahoo hat die Serie für eine letzte, sechste Staffel übernommen. Zugegebenermaßen fühlt sich diese Staffel anders als die anderen an und ist in etwa auf dem selben Level wie Staffel 4. Dennoch bin ich Yahoo sehr dankbar dafür, dieser Serie eine Gelegenheit gegeben zu haben, ein vorzeitiges Ableben zu verhindern und zu einem Abschluss zu kommen, mit dem ich leben kann (und das ist heutzutage weiß Gott keine Selbstverständlichkeit mehr, öhöm, siehe Game of Thromes). Auch wenn das nicht das emotionalste und zufriedenstellendste Ende war, das ich mir vorstellen konnte, konnte ich mich in Frieden von den Charakteren verabschieden.

                    Das heißt aber nicht, dass ich die Serie in Frieden lassen muss oder werde. Denn das Geniale an der Serie ist ihre “Rewatchability”, die “Wiederguckbarkeit”. Ich hab die ganze Serie zwei Mal gesehen und Staffeln 1 – 3 vier Mal, und ich breche immer noch jedes Mal ins Gelächter aus und entdecke immer noch neue Details oder bemerke Anspielungen, die ich vorher verpasst habe. Ich konnte mich gerade zügeln, nicht weiterzuschauen, als ich die ersten paar Folgen auf Netflix geschaut hab, um einen frischen Eindruck für diesen Text zu bekommen. Der Humor ist meiner Meinung nach auch gut gealtert, und auch das kann man nicht von jeder Sitcom behaupten.

                    Ohnehin kenn ich keine einzige Serie mit so vielen Hammerfolgen binnen 3 Staffeln à 20-noch-was Folgen. Natürlich ist nicht jede Episode ein Meisterwerk, aber die Quote von überragenden Folgen ist ungewöhnlich vielversprechend. Und obwohl es nie wieder seinen Zenit von Staffeln 1-3 erreicht hat, rate ich dem geneigten Leser, Community nicht nach Staffel 3 abzubrechen, denn Staffel 5 ist auch stark und entwickelt die Charakter weiter. Bis dann will man sowieso das Ende sehen und durch Staffel 6 kommt man leichter durch als durch 4, die für eine “schlechteste” Staffel echt ziemlich guckbar ist.

                    Moviepilot hat in einem tollen Artikel eine Liste von 5 Episoden aufgestellt, die Community versinnbildlichen:

                    Introduction to Film (S01E03)
                    Modern Warfare (S01E23)
                    Abed’s Uncontrollable Christmas (S02E11)
                    Advanced Dungeons & Dragons (S02E14)
                    Remedial Chaos Theory (S03E04)

                    Ich finde die Liste ziemlich akkurat, was die Identität der Serie angeht, aber ich habe meine eigene Liste meiner 10 Lieblingsfolgen, die sich am meisten wie Community anfühlen, zusammengestellt

                    Spanish 101 (S01E02)
                    Introduction to Statistics (S01E07)
                    Contemporary American Poultry (S01E21)
                    Modern Warfare (S01E23)
                    Conspiracy Theories and Interior Design (S02E09)
                    Advanced Dungeons & Dragons (S02E14)
                    Remedial Chaos Theory (S03E04)
                    Pillows and Blankets (S03E14)
                    Basic Human Anatomy (S04E11)
                    Geothermal Escapism (S05E05)

                    Ungeachtet dessen gibt es eine Vielzahl weiterer exzellenter Folgen, an die ich ich gern zurückerinnere. Ich kann und will weder die Folgen aus S1-3 noch diese Staffeln in ein Ranking packen, denn wie soll man denn zwischen seinen Kindern das liebste wählen…

                    Aber Spaß beiseite, diese Serie ist eine meiner absoluten Lieblingsserien und fühlt sich für mich wie nach Hause kommmen an. Ich weiß, ich kann immer in Study Room F zurückkehren, wenn mich was zum Lachen bringen oder aufmuntern soll.

                    Wie The 88 es so treffend in ihrem Titelsong formulierten: “I can’t count the reasons I should stay.”

                    #sixseasonsandamovie

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                    • 7 .5
                      TheNumber 05.12.2020, 10:18 Geändert 05.12.2020, 10:23
                      über Tenet

                      Mit der Bewertung von Tenet hab ich mich echt schwer getan. Einerseits zog Nolan mich mit diesem Film wieder 160 Minuten die meiste Zeit in seinen Bann. Mit einer audiovisuellen Opulenz, mit handgemachten Stunts und Effekten und mit der Prämisse der Inversion, die im Trailer sehr neugierig gemacht hat, war ich beeindruckt, fasziniert und mitgerissen. Insbesondere die Actionszenen bieten hier etwas, was man vorher noch nicht oft gesehen hat. Man könnte zwar bemängeln, dass in Anbetracht solch eines Konzeptes noch viel mehr mindblowingly Innovatives hätte drin sein sollen/können, aber ich fand vor allem die Kampfszenen und die Verfolgungsjagd extrem interessant zu verfolgen und echt abgefahrenen exakt konstruiert. Die Schauspieler machen einen guten Job, selbst Kenneth Branagh, den ich normal nicht so wirklich mag, fand ich sehr überzeugend als russischen Oligarchen. Neben einem ordentlich John David Washington, dessen endgültiger Mainstream-Durchbruch das wohl gewesen ist, und einer Elizabeth Debicki, deren Figur etwas blass bleibt, möchte ich Robert Pattinson herausheben, der die Rolle mit der nötigen Süffisanz und Leichtfüßigkeit belegt. Auch der Soundtrack ist episch und mitreißend. Visuell muss man Nolan einfach gutschreiben, dass der Mann, der im Sommer der Pandemie versucht hat, das Blockbuster-Kino aufrechtzuerhalten, mit seinen echten Stunts und großen Bildern einfach was richtig macht, denn es sieht einfach anders aus, wenn wirklich ein Flugzeug in ein Gebäude fährt.
                      Und andererseits bleiben da die großen Fragezeichen. Tenet ist ein Film, der einem von Anfang an kommuniziert: Versuch's gar nicht erst zu verstehen, versuch es zu fühlen. Leider funktionierte das bei mir nicht so ganz. Der Film leitet immer wieder neue Aspekte des Konzepts, neue Spielregeln in einem Tempo ein, das dem Zuschauer zu wenig Zeit lässt, um das Ganze sacken zu lassen. Die entscheidende Szene mit dem Drehkreuz ungefähr in der Mitte des Films ein gleichzeitig ein kleiner "Aha"-Moment wie aber auch ein größerer "Wait, what? Wie funktioniert das jetzt genau?"-Moment, der mich überfordert hat. Was danach folgt, ist zwar alles spannend und so noch nicht gesehen und erklärt durch die clevere Konstruktion des Films auch einiges, was dann einige Lücken schließt (z.B. Freeport) - und das ohne Exposition-, aber man fühlt sich immer noch etwas orientierungslos. Die Verwirrung wird auch unterfüttert durch ein echt problematisches Soundmixing im Originalton, wo ich als Englischlehrer echt Probleme hatte, alles zu verstehen, was bei einem komplizierten Film durchaus ein Problem darstellt; auch das wurde Nolan schon bei Interstellar z.B. vorgeworfen. In so einem Fall mag der Film einen trotzdem mitreißen durch seine audiovisuelle Opulenz, aber dafür fehlte mir ein bisschen auch die emotionale Bindung, was ja schon öfters an Nolan kritisiert wurde. Durch den nur schemenhaft charakterisierten Protagonisten und einen etwas komischen Konflikt zwischen Debicki und Brannaghs Figur hat man nur bedingt einen emotionalen Anker, der einen die Verwirrung vergessen lässt.
                      Auch die Endsequenz ist gleichzeitig spektakulär und verwirrend. Der Schnitt (nicht mit Nolans Stamm-Cutter) macht es im ohnehin schwierig nachzuvollziehenden Geschehen nicht einfacher zu wissen, was gerade warum passiert. Trotzdem schafft es die Endsequenz mit ein paar interessanten Bildern und einer Auflösung, die tatsächlich einen größeren Aha-Moment darstellt und genau das auch tun soll.

                      Tenet ließ mich zurück, indem man sich erst mal die Zeit nimmt und mit seinen Freunden seine Fragen diskutiert, ob man denn alles richtig verstanden hat. Wir fanden nicht auf alles befriedigende Antworten. Trotzdem war man irgendwie beeindruckt und fasziniert und dennoch auch leicht enttäuscht, weil man das Gefühl hat, Nolan hat sich verhoben. Ich habe mir den Film ein zweites Mal angeschaut, was nur bedingt beim Verständnis geholfen hat. Podcasts und Videos halfen da schon eher. Und trotzdem kann ich nicht sagen, dass es mir reicht mit Tenet. Vielleicht ist es mein Vertrauen, dass in Nolans Kopf alles (mehr) Sinn macht, auch dadurch dass man Inception beliebig oft schauen kann und immer noch verliebt ist in die Detailgenauigkeit. Manche behaupten, so einen Film würde man niemand anderem als Nolan durchgehen lasssen; das mag sein, aber niemand anderes hätte einen (hoffentlich) smarten Film dieses Ausmaßes umsetzen können. Ich bin froh, dass es Christopher Nolan gibt, der smarte Blockbuster FÜR DAS KINO produziert.
                      Letztendlich finde ich Tenet einen Film mit einer spannenden Prämisse mit viel Potenzial, den man aufgrund seiner audiovisuellen Imposanz im Kino sehen muss, der aber auch etwas überambitioniert ist und den Zuschauer mitunter im Stich lässt. Der wohl mit Abstand meistbesprochene und vielleicht auch am meisten ambivalent empfangene Film in diesem verrückten Jahr 2020.

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                      • 7

                        Technisch eine hervorragende Komposition, die neben einer wundervoll ästhetischen, ruhigen Inszenierung mit einigen sehr schrägen Momenten und eine zurückhaltenden Filmmusik aufwartet. Der Film ist etwas sehr langatmig, kann aber durch sehr starke Performances überzeugen, nicht nur durch die Veteranen Caine und Keitel, sondern auch Dano und (für mich überraschend) Weisz. Die Nebencharaktere sind irgendwie faszinierend, ohne dass jemals großartig darauf eingegangen wird. Die Reflektion über das Altern, ohne bekannte Gebiete abzugrasen, wirkt einzigartig. Es geht über die Bedeutung von Dingen unabhängig vom Alter, das Streben nach künstlerischer Vervollkommnung und die damit verbundenen Opfer und Reue. Der Film ist erfrischend anders, aber leider etwas zu ausufernd in seiner Länge. Halbwegs zugängliches europäisches Arthaus-Kino.

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                        • 8 .5

                          Die Charaktere sind der Inbegriff von eigentümlich und auch der Film ist eher ungewöhnlich durch seine unaufgeregte und langsame Inszenierung. Obwohl kaum etwas Spektakuläres passiert, verfliegt der Film wie im Nu. Trotz der mitunter fast tragischen Konflikte der Eltern und ihrer Tochter versprüht der Film eine echt lebensbejahende Tonalität, da trotz der teilweise echt unangenehmen Situationen (die teilweise ultra cringy sind oder aggressiv machen) die paar puren Momente der Lebensfreude (die auch viel mit Gina Rodriguez' Charakter zu tun haben) echt stark auf die Leinwand gebannt, sodass der Film auch ne Weile im Kopf bleibt. Das liegt auch am Cast. Neben den echt fremdschämigen Eltern gibt es den ähnlich eigentümlichen Vermieter, der ganz witzig ist. Aber die Show stehlen sowohl die nicht wiederzuerkennende Evan Rachel Wood, die die tiefen Narben und Gefühle von der wortkargen und fast stoischen Old Dolio subtil und trotzdem nachvollziehbar rüberbringt, sowie Gina Rodriguez, die hier sichtlich Spaß an dieser Rolle hat und diesen Spaß auch auf die Rolle überträgt. Das Ende ist sehr stark aufgebaut und schön inszeniert. Es ist aber schon durchaus nicht ganz einfach, sich in Old Dolio reinzufühlen, weil da einfach wenig Anknüpfungspunkte sind, und doch berührt einen dieser eigentümliche Film auf eine spezielle Art und Weise. Der Film wird wahrscheinlich nichts für jeden sein, aber es ist einer der Filme, die wahrscheinlich unter dem Radar bleiben werden, und das zu unrecht. Für mich einer der besten Filme aus 2020, die ich bisher gesehen habe.

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                          • 8

                            Dass das kein cleveres Arthouse-Kino wird, sollte der Titel ja schon verraten. Aber ich mochte die beiden neuen Godzilla-Filme und ich fand Kong: Skull Island sehr spaßig und freute mich nun auf den Clash dieser beiden Titanen. Und den Clash kriegt man hier zur Genüge - in unterschiedlichen Settings, unterschiedlich gut beleuchtet und anders als in Godzilla 2 erkennt man hier auch endlich mal was. Die Hochglanz-Klopperei macht viel Spaß und ist ein richtiges Kino-Spektakel mit guten VFX, die den Impact halbwegs spürbar machen und sich nicht nur wie digitales Plastik anfühlen, und nem ordentlich Cast. Leider kann der nicht so ganz glänzen, weil das Skript wieder mal nicht das Gelbe vom Ei ist und alle Szenen mit den Menschen, v.a. der Strang mit Millie Bobby Brown und Brian Tyree Henry (dessen Verschwörungstheoretiker sehr nervtötend ist), ziemlich doof und ziemlich uninteressant. Es reicht grad noch, um die Szenen zwischen den Kämpfen zu überbrücken und irgendwelche absurden Erklärungen zu liefern. Den Strang mit Rebecca Hall, der Kleinen und Kong fand ich da noch ganz ordentlich.
                            Adam Wingard inszeniert hier einen imposanten Blockbuster, in dem man das kriegt, was man erwartet, und dazu nicht ganz das, was man sich vielleicht darüber hinaus wünschen würde. Echt unterhaltsame und brachiale knappe 2 Stunden, die man sich hier im Kino bespaßen lassen kann.

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                            • 9

                              Meine Güte, was für ein Geheimtipp. In Insiderkreisen immer wieder sehr gelobt, daher hatte ich hohe Erwartungen an den Film. Und es war ein ziemlich Mindfuck-Film, der mich danach noch länger beschäftigt hat und auch die anschließende Internet- und Foren-Lektüre überaus interessant und spaßig war. Triangles Konzept (das ich hier nicht erläutern werde, weil es umso besser ist, je weniger man vorher weiß) wird einem relativ schnell bewusst, aber selbst dann bleibt es überaus interessant und fesselnd, wie die Story weitergeht und man sucht händeringend nach Erklärungen und spinnt Theorien, was die Laufzeit überaus knackig macht und den Film zu einem spannenden, lange nachwirkenden, intelligenten Film macht, das mehr Aufmerksamkeit verdient. Die Hauptdarstellerin macht das ziemlich gut, der Rest des Casts ist halt recht standard Horrorfilm-Mittelmaß. Es ist kein wirklicher Horrorfilm, es gibt hier und da gruselige Elemente und auch die Stimmung auf dem Schiff ist sehr angespannt. Eine absolute Empfehlung!

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                              • 7 .5

                                Zack Snyder hat es nicht so mit dem Kurzfassen. Ein zweieinhalb-stündiger Zombiefilm? Hm, Zack Snyders Dawn of the Dead war ja eigentlich ganz gut... Mal schauen...
                                Die Prämisse ist ja ganz nett, ähnlich aber auch verdächtig dem koreanischen Peninsula. Das Team um Dave Bautista sorgt jetzt nicht grad dafür, dass man all diesen charismatischen Charakterne verfällt und ihr Schicksal mit Spannung verfolgt. Da ist (und ich glaube nicht, dass das gerade schreibe) Matthias Schweighöfer einer der interessanteren und tatsächlich auch auf seltsame Art und Weise witzigeren Charaktere. Die mutierten Alpha-Zombies sind ne spannende Idee, die für einen Teil des Plots relevant sind und auch als "Endgegner" zum Einsatz kommen. Die Action ist solide und unterhaltsam, die Schleich- ebenso wie Flucht- und Kampfsequenzen. Dafür schaut man den Film ja auch zuletzt. Alles dazwischen funktioniert gut genug, um sich nicht zu langweilen, trotzdem muss man ein bisschen Sitzfleisch mitbringen. Insgesamt ein netter, unterhaltsamer Zombieactioner mit netter Idee, Überlänge und ausbaufähigen Charakteren sowie klassischen Zack-Snyder-Überstilisierungen. Für nen Gehirn-aus-Abend ganz gut geeignet.

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                                • 10

                                  Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 2 - Eine Liebeserklärung

                                  Als die erste News zum letzten Harry-Potter-Kinofilm veröffentlicht wurde, nämlich dass er in zwei Teilen erscheint, war ich glücklich. Denn das sehr dichte Buch hätte, in einen Film gepackt, zu einem völlig überladenen Finale geführt, was die Serie zu einem unrühmlichen Abschluss geführt hätte. So aber konnte ich mich auf noch mehr Harry Potter-Kost freuen, denn ich bin ein riesiger Fan dieser Buch- und v.a. der Filmreihe.
                                  Ich habe jedes Buch verschlungen, das letzte sogar noch mal auf Englisch als Vorbereitung, und jeden Film mehrmals gesehen. Ich liebe diese Filme, einfach weil ich diese Welt liebe. Ich könnte so gern zaubern oder wäre gern Harry Potter und hätte gerne so perfekte Freunde wie Ron und Hermine. Immer wenn ich in den Genuss eines Films komme, tauche ich, nach wochenlanger Vorfreude, ganz in diese wunderbar (mit viele Liebe zum Detail) gezeichnete Welt mit tollen Charakteren ein und fiebere mit Harry, Ron und Hermine mit, wenn sie ihre Abenteuer durchleben. Noch nie bin ich so sehr in eine Welt abgetaucht.
                                  Als ich dann im ersten Teil von Harry Potter und die Heiligtümer des Todes war, war ich vollkommen zufrieden, denn man hätte den Film nicht besser beenden können. Dann hab ich auf die Uhr geschaut und dachte nur: WAS ?! Noch 7 Monate!
                                  Immer wieder schaute ich den imposanten Trailer und freute mich auf das epische Finale und den krönenden Abschluss. Als ich dann folgende Kritik auf moviepilot gelesen hab:
                                  Todd McCarthy für Hollywoodreporter:
                                  "Um es einfach zu sagen, es ist klar, dass die Filmemacher sich verpflichtet gefühlt haben, den Job richtig zu machen und das haben sie."

                                  konnte ich es kaum erwarten und bestellte mir gleich Tickets für das größte Kino in der Umgebung - in 2D natürlich(um mir von womöglich unnötigem, schlechtem 3D nicht dieses Finale verderben zu lassen). Die Tage bis zur Aufführung waren unerträglich. Ich konnte es nicht erwarten, das letzte epische Abenteuer des (stets gleichaltrigen) Helden meiner Jugend, mit dem ich aufgewachsen bin, auf der Leinwand zu erleben. Um mir noch mehr Vorfreude zu machen, habe ich mir vorher die super tollen 7 Vorgänger angeschaut und konnte es erst recht kaum mehr ertragen, zu warten.

                                  Als ich dann in dem Film saß, genoss ich ihn in vollen Zügen und als dann die Pause kam, dachte ich: WAS? Schon Halbzeit?
                                  Dieser Film ist mein neuer, einziger und ewiger Lieblingsfilm, weil er meiner Meinung nach den Harry-Potter-Flair perfekt einfängt und für mich als Ultra-Fan die größte emotionale Bedeutung hat.
                                  Optisch einwandfrei inszeniert, überzeugte mich der Film mit bombastischem Sound, akkurater, spannender und kurzweiliger Buchumsetzung und einigen sehr emotionalen Momenten:
                                  Als die Vorbereitugen für die Schlacht von Hogwarts getroffen werden(Steinstatuen von McGonagall, riesiger Schutzschild vs. Armee von Todessern), hatte ich richtig Gänsehaut. Und an zwei traurigen, fast schon tragischen Stellen saß mir sogar ein Tränchen im Augenwinkel. Trotzdem habe ich auch oft lachen oder schmunzeln müssen. Diese Mischung ist einfach perfekt.

                                  Ich habe noch nie einen Film erlebt, bei dem das Publikum so leise war. Er war so spannend, dass niemand was verpassen oder die Atmosphäre zerstören wollte. Als ich dann aus dem Film raus war, war ich so zufrieden wie noch nie nach einem Film und wollte gerade schon wieder in diesen Film. Noch nie hat mich ein Film so sehr in seinen Bann gezogen, dass ich zwei Mal ins Kino gehe.
                                  Auch wenn es für mich sehr traurig ist, dass die Serie nun abgeschlossen ist, werde ich für immer fröhlich auf den 14.07.2011 zurückdenken, auch in dem Wissen, dass es (voraussichtlich) zum Glück keine schlechten Remakes oder Reboots geben wird. Mit diesem letzten Teil haben sich die Filmmacher noch mal selbst übertroffen und dafür bin ich ihnen auf ewig dankbar.

                                  Müsste ich in meinem Leben irgendwann einen Patronus beschwören, wäre die glücklichste Erinnerung, die ich wählen wurde, das Kinoerlebnis von Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 2.

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                                  • 7

                                    Etwas gewöhnungsbedürftig heutzutage. Ich hatte den Film vorher immer nur in Teilen gesehen, aber kannte natürlich die groben Plotpunkte und die ikonischen Momente. Die Story ist größtenteils amüsant und nett, aber nichts Überragendes. Aber kurz vor dem Finale hat der 80-minütige (!) Film einen ziemlich Hänger, in dem mich gelangweilt hab, als Torwächter und Schlüsselmeister sich suchen und finden. Die Idee ist neben den Charakteren der Selling Point und ist und bleibt einfach genial. Der ganze Möchtegern-Science-Talk und das zusammengeklaubte Equipment sind einfach charmant. Allerdings finde ich das Thema Humor etwas schwierig. Als jemand, der keine nostalgischen Gefühle für diesen Film empfindet, haben mich viele der Sprüche recht kalt gelassen. Das liegt auch zum Teil daran, dass ich Venkman relativ schmierig-unsympathisch fand. Spengler und Ray waren sympathisch, ebenso wie Sigourney Weaver als Dana. Auch Rick Moranis war ein super ätzender Charakter, dessen Überzeichnung hat gar nicht bei mir gezündet. Die erste Hälfte war ziemlich cool, auch wenn ich auch dort wenig lachen musste, hinten raus hinterlässt der Film bei mir einen ziemlich faden Geschmack.

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                                    • 9 .5

                                      Nightcrawler ist ein zynisches und schockierendes Porträt der Medienbranche. Die aufgeworfenen moralischen Fragen werden mit solch einer Nüchternheit beantwortet, dass man am Ende definitiv schockiert zurückbleibt. Die kühle Atmosphäre, mit einem sich zurückhaltenden Soundtrack und tollen Nachtaufnahmen von L.A., unterstreicht das noch mal. Jake Gyllenhaal liefert hier eine phänomenale, teilweise sehr subtile Performance ab; diese aufgesetzte Freundlichkeit, die auch krass umschlagen kann, und die Rationalität, mit der er manche seiner Entscheidungen trifft, machen ihn zu einem hassenswerten Faszinosum, das leichte Züge von Travis Bickle aufzeigt. Der Film, wie auch Lou Bloom, übertreffen sich immer wieder und der auch so schon intensive und packende Film kulminiert in einem atemberaubenden Finale.

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                                      • 8 .5

                                        Hat mich echt überrascht. Ich bin immer etwas skeptisch eingestellt gegenüber Herrn Snyder, doch hier hat er mich echt überzeugt. Der Film erzählt die Superman Origin Story auf coole Art und Weise: Der erste Abschnitt auf Krypton hat mir gut gefallen, dann die unchronologische Einführung des Charakters Clark Kent, der mir sehr sympathisch geworden ist und auch gut besetzt ist. Weiterhin finde ich Amy Adams als Lois Lane hervorragend, ich war von den beiden echt mitgerissen. Den Bösewicht fand ich etwas fehlbesetzt, aber das fällt nur leicht negativ auf. Die Action ist richtig geil, dynamisch, kraftvoll und bietet Snyders Stärke: große Bilder, visuell 1a(besonders die eine Sequenz in Egoperspektive) und super 3D-Einsatz, für so was bezahle ich gerne. Allerdings wurde es in den letzten 10 Minuten des Finales etwas zu viel des Guten, vor lauter Explosionen und Hans Zimmers epischem Orchester konnte man nicht mehr ganz folgen. Klar waren auch ein paar cheesy Momente drin, aber die haben mich nicht rausgerissen und eigentlich wenig bis gar nicht gestört.
                                        Dennoch war ich 2 Stunden lang super unterhalten und freue mich auf nachfolgende Teile. Wer nichts mit Superman anfangen kann, den wird der Film nicht umstimmen, obwohl das meiner Meinung nach der coolste Superman Film bis dato ist.

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                                        • 8 .5

                                          Sehr kreativ. The Lego Movie weckt das selbe Gefühl, wie wenn man selbst früher mit Lego gespielt hat, chaotisch, aber auch sehr spaßig. Der Film sieht super aus, mit viel Liebe zum Detail, und vor allem ist er ziemlich witzig. Einige Witze haben bei mir nicht ganz gezündet, aber zum Großteil der Zeit war ich super gut unterhalten. Die Geschichte ist auch ganz interessant und bietet neben einer Vielzahl an Auftritten von lustigen Charakteren eine schöne Botschaft. Ich war ein klitze-kleines bisschen überhyped und nicht von 100% aller Witze angetan, aber dennoch definitiv eine glasklare Empfehlung, auch für Leute, die sonst nicht so viel mit Animationsfilmen anfangen können.

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                                          • 9

                                            Nach dem super Trailer war ich immer noch überrascht, wie gut mir der Film gefallen hat. Ben Stiller finde ich eigentlich oft sympathisch, wie auch hier, und er macht auch einen guten Job, sowohl als Hauptdarsteller als auch als Regisseur. Denn er inszeniert hier eine sehr bildgewaltige Reise, die Aufbruchsstimmung weckt und dank einiger absurder Situationen gut unterhält. Ein echt lebensbejahender Film mit einem schönen Soundtrack und einer (für mich überraschend) guten Kristen Wiig.

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                                            • 10
                                              TheNumber 21.12.2015, 02:07 Geändert 23.12.2015, 12:55

                                              Mein Gott war ich nervös am Anfang des Films. Obwohl ich nie ein besonders großer Star-Wars-Fan war, haben mich die ersten Teaser und Trailer extrem abgeholt und gehyped. Nach Neusichtung der alten Trilogie wusste ich diese nun wesentlich mehr zu schätzen und zu lieben und war bereit für das Kinoereignis des Jahrzehnts und meinen ersten Star-Wars-Film im Kino.
                                              Und es war großartig. Meiner Meinung nach verdient J.J. Abrams einen Orden dafür, das Unmögliche möglich gemacht zu haben, diesem immensen Druck aufgrund der hohen Erwartungen standzuhalten und einen Film abzuliefern, der der Mehrheit der Zuschauer gefällt.
                                              MMn der perfekte Auftakt einer neuen Trilogie. The Force Awakens mischt alte Elemente, die sich jeder Fan im Film wünscht, mit vielen frischen. Einerseits bietet der Film viele Hommagen, von der handgemachten Optik über lustige Anspielungen bis hin zu den alten Charakteren, die sehr organisch in die Story integriert wurden. Harrison Ford taucht nach so vielen Jahren wieder voll in seine Rolle ab, sodass man den alten Han Solo tatsächlich ohne Beschwerden so akzeptiert.
                                              Es werden aber auch viele neue Charaktere etabliert, die fantastisch gecastet sind und mein Interesse geweckt haben. Kylo Ren ist für mich ein faszinierender, komplexer Antagonist, dessen Reiz u.a. darin besteht, eben kein typischer Bösewicht zu sein. Dabei muss man Adam Drivers sehr emotionales Spiel hervorheben, sodass man den Charakter sofort versteht. Auch Oscar Isaac und Domhnall Gleeson haben kleinere, interessante Nebenrollen.
                                              Aber die wohl größte Leistung von The Force Awakens besteht im Erschaffen von Ray und Finn, zwei fantastische Figuren, die das (aktualisierte) Star-Wars-Universum wie der Zuschauer als Neuling erfahren; das erhöht die Identifikation mit den Figuren immens, sodass der ganze Film sehr packend und aufregend wirkt. Gerade Finns Aufgeregtheit überträgt sich auf den Zuschauer. Rey ist eine sehr charismatische starke Frau mit viel Potenzial und wird von Daisy Ridley verkörpert, einer überragenden Neuentdeckung. Sie hat eine super Chemie mit allen Schauspielern, mit denen sie interagiert, insbesondere mit dem sympathischen John Boyega, der als Finn einen super lustigen Spruch nach dem anderen raushaut.
                                              Generell war der Film überraschend lustig, ohne dabei das Universum ins Lächerliche zu ziehen. Dabei hilft auch ein anderer toller Neuzugang: BB-8. Der kleine Roboter ist nicht nur für einige Lacher gut, sondern auch nützlich und super niedlich und hat sich in die Herzen vieler, vieler Zuschauer gerollt. Abrams schafft es hervorragend, die zwischenmenschlichen Momente effektiv zu inszenieren.
                                              Der Film wirkt fast durchgehend wie aus einem Guss. Die neuen Designentscheidungen (z.B. die Stormtrooper-Uniformen) reihen sich gut in den Look des restlichen Films ein. Visuell ist der Film Bombe: Die Visual Effects sind top-notch, ich habe noch nie so bei Flug- und Raumschlachten so mitgefiebert. Auch der legendäre Soundtrack von John Williams harmoniert perfekt mit dem Visuellen, wobei Abrams hier einige ikonische und beeindruckende Bilder einfängt.
                                              Das Tempo hat mir sehr gut gefallen, wobei gerade das klassische Storytelling am Anfang hervorragend funktioniert. Alles wird subtil eingeführt, ohne groß Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Nach einer Dreiviertelstunde kann man eigentlich erst zum ersten Mal länger durchatmen. Auch wird der Mythos dank einiger offener Enden erweitert und einer der Fehler der Prequels (nämlich alles auszubuchstabieren) verhindert.
                                              Wenn man unbedingt ein, zwei Kritikpunkte finden will: Ein, zwei Han-Solo-Sprüche weniger hätten es auch getan. Außerdem war einer der Höhepunkte etwas zu vorhersehbar. Man könnte auch bemängeln, dass der Film sich sehr an der Original-Trilogie orientiert, mich hat das aber überhaupt nicht gestört. Kein perfekter Film, aber das waren die 3 Original-Filme auch nicht.
                                              Die 140 Minuten vergingen wie im Flug und ich hätte mir den Film direkt noch einmal anschauen können. Ich bin super gespannt auf den nächsten Teil, wobei ich jetzt schon schade finde, dass J.J. Abrams und Lawrence Kasdan nicht hauptverantwortlich für Episode 8 sein werden.
                                              Ein aufregendes, klassisches Abenteuer mit sehr viel Herz, wie es auch die alten Filme waren. Ich freu mich auf die weiteren Abenteuer mit Rey & Finn, die wohl zu instant Fan Favorites werden dürften. Viel besser hätte man nicht in die neue Saga starten können.

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                                              • 9

                                                Ein echter Geheimtipp. Ame & Yuki bietet eine wunderschöne Geschichte, die so wunderbar vielseitig ist: Es ist eine Parabel auf Fremdenhass, es verdeutlich den Konflikt zwischen Natur und der Gesellschaft, es ist eine Lobeshymne auf alleinerziehende Mütter; denn Hana hat hier eine echt schwierige Aufgabe und macht einen fantastischen Job. Dieser Film ist emotional mitreißend, unglaublich, wie viele Gefühle solch ein Film in einem hervorrufen kann. Wer ihn noch nicht kennt, unbedingt anschauen und weitersagen!!

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                                                • Wie geil, dass Bester Tonschnitt und Beste Tonmischung genau die selben Nominierten haben :D is ja nit so, dass man die eh nicht unterscheiden kann xD

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                                                  • 8 .5

                                                    Das war eine wahre Überraschung. Eine super spaßige amerikanische Komödie, die ein Faible von mir aufgreift, nämlich wenn alles außer Rand und Band gerät und die Charaktere nicht mit dem gefühlten Kontrollverlust umgehen können. Der Cast ist super, Rachel McAdams kann selten was falsch machen, Jason Bateman ist gewohnt sympathisch und Jesse Plemons liefert einen der erinnerungswürdigsten Charaktere des Jahres. Der Film nutzt die Prämisse aber nicht nur storytechnisch, sondern es finden sich auch einige schöne, verspielte Kameraperspektiven und Schnittkniffe. Die Story ist echt spannend, der Humor stimmt, die Charaktere sind interessant, das war super kurzweilige Unterhaltung. Das war für mich die unterhaltsamste amerikanische Komödie seit einer ganzen Weile und für mich landet der Film in meinen Top 20 dieses Filmjahres.

                                                    5