U-Bahnmensch - Kommentare

Alle Kommentare von U-Bahnmensch

  • 8 .5
    U-Bahnmensch 23.05.2015, 12:39 Geändert 13.08.2015, 11:28
    über Lolita

    Lolita - 1962, Stanley Kubrick

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    Was "Lolita" angeht, so bin ich nun tatsächlich ein wenig zwie­ge­spal­ten. Zum einem sieht man dem Film tatsächlich an, dass Meister Kubrick in seiner Arbeit hier wohl doch recht eingeschränkt gewesen sein muss, zum anderen ist es erstaunlich und macht die Faszination des Filmes aus, was er dennoch daraus gemacht hat.
    Der Film behandelt das auch heute noch überaus heikle Thema der (pädophilen) Liebe eines älteren Mannes zu einer einem jungen Mädchen. Aufgrund der überaus harten Zensur musste die damals als skandalös geltende Romanvorlage jedoch soweit entschärft werden, dass im Film selber keine Szene bleibt, die dieses Verhältnis in irgendeiner Form wirklich aktiv zeigen würde. So wird im Film kein sexueller Kontakt der beiden gezeigt, ja nicht mal einen Kuss sehen wir. Die (krankhafte) Besessenheit von Humbert Humbert für die kleine Lolita wird dem Zuschauer hier deutlich subtiler beigebracht. So sehen wir in einigen Einstellungen, wie der Protagonist in seinem Tagebuch seine Neigungen festhält oder sich mit der kleinen Lolita Dialoge und Blicke liefert, die immer eine gewisse Aufgeladenheit der beiden suggerieren. Aber auch in den Dialogen wird niemals direkt ein Verhältnis der beiden ausgesprochen. Das direkteste das wir in dieser Hinsicht hören sind Andeutungen wie "Wenn Mama das wüsste", "Du hast mich nicht einmal geküsst" etc. Dieses sehr subtil behandelte Verhältnis spitzt sich im Verlaufe des Filmes weiter zu, bis wir uns irgendwann sicher sein können, dass es als krankhaft zu bezeichnen ist. So entwickelt Humbert einen mehr als ausgeprägten und geradezu väterlichen Beschützerinstinkt gegenüber Lolita, ist in etlichen Situationen eifersüchtig auf alles und jeden mit dem sie zutun hat und fühlt sich gleichzeitig auch körperlich zu ihr hingezogen.
    Während all das sicherlich einem recht sanften Umgang mit der Thematik entspricht, traut sich Kubrick an einer anderen Front zu einer wie ich finde recht mutigen Entscheidung. So wird in der Romanvorlage Humbert als überaus Böse Person dargestellt, welche der kleinen Lolita sogar Schlaftabletten verabreicht, um sie gefügig zu machen. Im Film aber fehlen diese Szenen und Humbert rutscht in einigen Szenen sogar in eine Art Opfer Rolle, während Lolita aus ihrer Opfer Rolle entflieht und gar beginnt mit Humberts Obsession ihr gegenüber zu "spielen" und diese sogar auszunutzen.
    All das für sich hinterließ bei mir schon einen recht merkwürdigen, skurrilen Eindruck vom Film, doch Kubrick setzt Humbert mit Peter Sellers als Clare Quilty dann auch noch einen gerade zu surreal wirkenden Konkurrenten um Lolita an die Seite, der, wie für Sellers üblich, eine enorme Komik erzeugt, welche das Gesamtbild des Filmes noch undurchsichtiger macht, als es ohnehin schon ist, dem ganzen aber auch Kubricks Stempel aufdrückt. Zuguter letzt bringt er dann sogar das ein oder andere Thriller Element mit ein, wenn wir etwa an die letzte Autofahrt, die Flucht der beiden aus der Stadt denken.
    So lässt Kubrick seinen Zuschauer an der ein oder anderen Stelle den Blick fürs Wesentliche verlieren, zwingt ihn genau dadurch aber auch zum Nachdenken.

    James Mason, aber vor allem auch Sue Lyon und Peter Sellers beweisen in "Lolita" eindrucksvoll, dass auch der junge Kubrick schon in der Lage war, seine Schauspieler zu Topleistungen zu bringen und machen den Film ein mal mehr zu etwas besonderem. Was die Regie angeht, so stellt "Lolita" wohl jedoch noch keine Meisterleistung oder Besonderheit im Gesamtwerk Stanley Kubricks dar. Einzige wirklich vorhandene Auffälligkeit in dieser Hinsicht stellen wohl die zum Teil extrem langen Einstellungen dar, welche sich auch in seinem Hauptwerk wiederfinden lassen.

    Man kann nun sagen, dass dieser Film heute sicherlich nicht mehr zeitgemäß sei, aber es ist auch schön zu sehen, dass es filmisch möglich ist, eine solche Thematik ohne Effekthascherei oder die übermäßige oder eben überhaupt die Zurschaustellung von Sex zu behandeln. Ob so etwas heute noch möglich wäre, wage ich zu bezweifeln. Der einzige erwähnenswerte Film gleicher Thematik aus der Neuzeit wäre wohl "American Beauty", bei dem ein Vergleich aufgrund der sehr verschiedenen Herangehensweisen allerdings schwer fällt. Nachdem ich Lolita nun kenne, kann ich allerdings sagen, dass sich dieses Kubricksche Frühwerk auch hinter dem Oscar Gewinner von 99 nicht verstecken braucht.

    In meinen Augen ist Lolita ein großartiger Film, welcher gut gealtert ist und auch heute noch durchaus als sehenswert zu bezeichnen ist.
    Lolita stellt zudem einen sehr wichtigen Film in Kubricks Werk da, da der Erfolg des Werkes Kubrick endlich in die Position eines unabhängigen Filmemachers brachte und man ihn so sogar als Wegbereiter für das große Hauptwerk des Stanley Kubrick bezeichnen könnte.

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    • 7 .5
      U-Bahnmensch 18.05.2015, 23:33 Geändert 21.01.2016, 12:07

      Keine halben Sachen, 2000 - Jonathan Lynn

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      Auf der Suche nach einer lockeren Abendunterhaltung ohne allzu viel Anspruch oder Tiefgang stieß ich heute in meiner DVD Sammlung auf diesen kleinen Leckerbissen. Und ja, ich bekam genau das, was ich mir erhofft hatte:
      Eine charmante Komödie mit einem tollen Cast, dem man wirklich ansieht, dass er beim Dreh Spaß gehabt haben muss. Eine nette kleine Geschichte, in die man ein paar feine Running Gags eingearbeitet hat und die nicht selten eine wirklich herrliche Situationskomik bietet. Von Willis über Matthew Perry bis Clarke Duncan spielen hier alle wie schon erwähnt wirklich nette Rollen und schaffen es eineinhalb Stunden lang wirklich gelungene Unterhaltung abzuliefern.
      Man muss allerdings noch dazu sagen, dass er Film 10 bis 15 Minuten braucht um aus einer verhältnismäßig schlechten Einleitung, die eher lieblos oder einfach nur zweckmäßig wirkte, heraus zu kommen. Aber, das Dranbleiben lohnt sich in meinen Augen auf jeden Fall. Von daher eine klare Empfehlung von mir!

      7.5 / 10

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      • 7
        U-Bahnmensch 17.05.2015, 23:27 Geändert 21.01.2016, 12:08

        Brooklyn`s Finest, 2009 - Antoine Fuqua

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        Junge Bullen, die gegen Windmühlen rennen, alte Bullen, die den Kampf aufgegeben haben. Freunde und Verrat. Schicksale, die an der Kriminalität oder ihrer Bekämpfung zugrunde gehen. Korruption und Intrigen und so weiter, und so weiter..

        Ja, "Brooklyn's Finest", vom selben Regisseur wie "Training Day", ist kaum in der Lage, uns inhaltlich etwas zu erzählen, das wir nicht in dutzenden von anderen Cop-Filmen bereits gesehen hätten. Aber, und das macht ihn eben doch sehenswert, er schafft es, all das in eine spannende und dicht inszenierte Geschichte zu verpacken, die von einer hektischen, angespannten und nicht zuletzt beklemmenden Atmosphäre getragen wird.
        Darstellerisch sehen wir hier sicherlich keine Glanzleistungen, aber das was Gere, Snipes, Hawke und Co. abliefern ist wenigstens als solide und in der ein oder anderen Szene, gerade bei Hawke, auch durchaus als stark zu bezeichnen.

        Kein Film der Welten bewegt, aber durchaus ein sehenswerter Beitrag zum Cop-Genre. Kann man sich mal anschauen! An den erwähnten "Training Day" kommt er in meinen Augen jedoch nicht ran.

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          U-Bahnmensch 17.05.2015, 00:39 Geändert 21.01.2016, 12:09

          The Untouchables, 1987 - Brian De Palma

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          In einer der wohl auffälligsten Szenen dieses Filmes sehen wir Kevin Costner als Eliot Ness, wie er in der Chicagoer Bahnhofshalle der 30er Jahre schwer bewaffnet mit einer Shotgun auf den Buchhalter des berühmten Alkoholschmugglers Al Capone (Robert De Niro) wartet. Er weiß, dass dieser einen wichtigen Zeugen im angestrebten Prozess um den Drogen-Boss abgeben könnte und mit dem Zug um fünf nach 12 aus der Stadt fliehen wird. Er wartet und wartet, während er von sicherer Position aus die Eingangstür der Bahnhofshalle beobachtet. Nach kurzer Zeit fällt ihm auf, dass am unteren Ende einer Treppe eine junge Frau mit einem Kinderwagen steht. Sie hat zwei riesige Koffer dabei und Ness fällt auf, dass sie ohne Hilfe nicht die Treppe rauf kommen wird. Er schaut zur Uhr, zur Tür, zur Frau und wieder zur Uhr. Es ist schon kurz nach 12 und der potenzielle Zeuge müsste jede Sekunde die Halle betreten. Er schaut wieder zur Frau, welche nun alleine versucht, sich, das Kind und die Gepäckstücke nach oben zu befördern, während das kleine Baby immer lauter zu schreien beginnt. Man kann ihm nun ansehen, dass er zerrissen ist. Er möchte der jungen Dame helfen und zugleich den Buchhalter verhaften, um einen Mörder dingfest zu machen. Auf der Uhr bleiben nun nur noch ein oder zwei Minuten. Er entschließt sich nun doch der jungen Dame zur Hilfe zu eilen, spurtet die Treppe runter und packt, während er in der rechten die Shotgun hält, mit der linken Hand den Kinderwagen, um ihn nach oben zu ziehen.
          Wenige Sekunden später wird der Buchmacher am oberen Ende der Treppe die Halle betreten, begleitet von ein paar schießbereiten Capone Leibwächtern und der Bahnhof zum Schauplatz einer Action geladenen Schießerei werden, während Ness den Kinderwagen loslassen wird, welcher daraufhin die Treppe hinunter Rollt.
          Aber hätte es denn so weit kommen müssen? Was wäre denn, hätte sich jemand früher der Probleme der jungen Frau besonnen? Und ich meine nun nicht, dass Ness ihr auch schon ein paar Minuten eher mit dem Wagen hätte helfen können. So steht diese junge Dame mit ihrem Kind doch viel mehr stellvertretend für jeden normalen Bürger eines Landes. Hätte sich die Politik nicht viel früher darauf konzentrieren können, ihr und dem Kind zu helfen, statt seine Einwohner zu kriminalisieren und mafiaartige Verbrecher und Korruption zu schaffen?
          Wer also möchte, kann dem nun gut 30 Jahre alten Film also auch heute noch etwas Aktualität einhauchen, indem wir uns fragen, ob sich der Staat nicht viel eher darauf konzentrieren sollte, dem Kind, welches unaufhaltsam die Treppe runter rollt zu helfen und statt jährlich Millionen von Euros in die Verfolgung und Kriminalisierung von Drogen Konsumenten zu stecken, lieber mehr Geld in Bildung und die Probleme des normalen Bürgers investiert.
          Der Kinderwagen kann dann in letzter Sekunde noch gefangen werden, aber eben erst, nachdem er neben eigentlich kleineren Problemen zwischenzeitlich in Vergessenheit geriet.
          Mit dieser und auch vielen anderen Szenen oder etwa dem Abschluss Satz von Ness schafft es der Film, ein zum Teil recht kritisches Bild der Prohibition zu vermitteln, während er auf der anderen Seite noch fähig ist, ein spannender Krimi zu sein, der obendrein noch mit dem ein oder anderen geradezu ulkigen Witz aufwarten kann.

          Die Schauspieler sind durch die Reihe top! Angefangen bei De Niro, der als Al Capone bei seinem Zuschauer den dringlichen Wunsch nach einem reinen Capone Film mit ihm in der Hauptrolle aufkommen lässt. Ihm gegenüber der junge Kevin Kostner, der De Niro als idealistischer Polizist einen ebenbürtigen Gegner stellt. An seiner Seite noch ein Sean Connery, der Kostner als personifiziertes Klischee eines Haudegens von amerikanischem Polizist an der Seite steht und jede Menge Sympathie-Punkte sammeln kann. Charles Martin Smith als Büro-Bücherwurm des Polizeireviers, der auf Streife Spaß am Schießen findet und dem Film in zwei Szenen zu einer perfekt abgestimmten Portion Albernheit verhilft. Andy Garcia komplettiert schließlich das Polizisten Gespann als junger, draufgängerischer Jungspund und spielt hier auch eine Ecke authentischer, als ich es von ihm beispielsweise aus den ganzen Oceans Filmen gewohnt war.
          Neben De Niro und dem genial harmonierenden Polizisten Quartett bleibt dann noch Billy Drago zu erwähnen, der es als rechte Hand des Capone in mehreren Szenen schaffte eine geradezu unheimlich intensive Präsenz des Bösen auf die Leinwand zu bringen. Ich denke da vor allem an die Szene, in der er vor Ness Haus im Auto sitzt und er dem Zuschauer den Eindruck vermittelt, der Teufel persönlich würde ihn anschauen. Absolut großartig.

          Ein sehr starker Film mit ein paar wirklich großartigen Schauspielern, der eine spannende Geschichte erzählt, einen kritischen Blick auf die Prohibition bietet und in Kombination mit seinem feinen Soundtrack auch in der Lage ist, das Gefühl des Amerikas der 30er Jahre auf schöne Weise einzufangen.

          Nicht nur für Freunde des großen Gangster Kinos oder Krimi Anhänger definitiv eine Sichtung wert. Klare Empfehlung von mir!

          8
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            U-Bahnmensch 12.05.2015, 22:54 Geändert 21.01.2016, 12:09

            Todeszug nach Yuma, 2007 - James Mangold

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            Russel Crowe und Christian Bale liefern hier einen wirklich sehenswerten Western ab. Ersterer als kaltherziger Anführer einer räuberischen Bande und zweiterer als armer Farmer, der sich und seiner Familie seine moralische In­te­g­ri­tät beweisen möchte. Auf ihrer gemeinsamen Reise in Form eines Gefangenen-Transports müssen sich beide jedoch eingestehen, dass Gut und Böse oft nicht weit voneinander entfernt sind und dass ein eindeutiges "Richtig und Falsch" im realen Leben schwer auszumachen ist. Das daraus resultierende Wechselspiel zwischen beiden und die sich untergründig aufbauende Beziehung zueinander gelingt in meinen Augen ausgezeichnet und ist von Anfang bis Ende spannend zu verfolgen.

            Auf jeden Fall eine Sichtung wert!

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            • Mir scheint, dass eine Altersfreigabe bei Filmen in diesen Tagen sowieso niemandem mehr nutzt. Die Kinder schauen sich die Filme im Internet an, da fragt niemand nach Deinem Alter. Und selbst diejenigen, die die Filme gerne auf DVD haben wollen, können diese ganz simpel im Netz bestellen, ohne das jemand einen Ausweis verlangt. Diese Begrenzungen halten Minderjährige maximal davon ab, sich einen Film im Kino anzusehen.
              Mal ganz davon ab, dass die meisten Kinder auf Videos, welche mittels Handy verschickt werden, ohnehin schon deutlich "schlimmeres" gewohnt sind, als es ihnen der härteste FSK 18 Streifen offerieren könnte.
              Da ging es zu meiner Schulzeit schon um Videos von echten(!) Hinrichtungen, Folterungen, perversesten Fetischen oder abartigster Tierquälerei. Wie das nun ein paar Jahre später ist, wo man sein Kind ohne Iphone scheinbar gar nicht mehr in der Unterstufe anmelden darf, kann sich jeder selbst ausmalen. Dieser Tabu geplagte "Unter der Bettdecke Sex" im Medium Film sorgt in dieser Generation doch maximal für ein müdes Gähnen. Aber gut dass es Leute gibt, die sich um die Kinder sorgen, wenn Begriffe wie "Fuck" fallen oder Schwule oder sonstwie "anders" denkende gezeigt werden. Was für eine abartige Doppelmoral.

              Eine ernsthafte Diskussion zum Thema Jugendschutz hat unser Land, wie wohl auch viele andere dringend nötig. Aber die Frage nach der Einstufung von Filmen spielt dabei im Grunde überhaupt rein gar keine Rolle. Viel interessanter und wichtiger wäre, dass sich mal jemand mit der Durchsetzung solcher Bestimmungen befasst.
              Aber, "Internet ist schließlich für uns alle Neuland"...
              Da ist die Politik und auch eine ganze Generation von allzu oft überforderten Eltern nicht mitgekommen und hat versäumt, den Jugendschutz an die geänderten Umstände, welche das Internet zweifelsohne mit sich gebracht hat, anzupassen.
              Bis sich an der Front nichts ändert, erscheint der restliche Umgang des Jugendschutzes im Bezug auf digitale Medien für mich sinnlos, da es sich um Alibi-Gesetze und Einstufungen handelt, die viel eher dafür da sind, einen Schein zu waren oder die Illusion der behüteten Kindheit aufrecht zu erhalten, als dass sie wirklich ein Kind vor etwas "schützen" könnten.

              Was ein riesen Geheuchle das doch alles ist!

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                U-Bahnmensch 10.05.2015, 11:04 Geändert 21.01.2016, 12:10

                Bates Motel

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                Das Konzept von "Bates Motel" klang für mich, als ich das erste Mal davon hörte, gleichermaßen interessant wie bescheuert. Die Serie soll die Vorgeschichte zu Hitchcocks Meisterwerk "Psycho" liefern, spielt jedoch mal eben ein lockeres halbes Jahrhundert später. Unser Norman Bates ist in der Serie erst 17 und seine Mutter noch am Leben und vermutlich so um die 40. Sie ziehen gemeinsam in das frisch erworbene Motel, welches zu diesem Zeitpunkt noch unter dem Namen "Seafairer Motel" läuft. Hier und in der angrenzenden Stadt White Pine Bay wollen die beiden sich ein neues Leben aufbauen, doch dieses Vorhaben droht schnell zu scheitern, da sie recht schnell in die kriminellen Machenschaften verwickelt werden, in welche die halbe Kleinstadt involviert zu sein scheint. Währenddessen wird immer und immer wieder das ungesunde Verhältnis zwischen Mutter und Sohn herausgearbeitet, welches, wie wir dank Hitchcocks Werk schon erahnen können, später zu Normans Verhalten als "Psycho" führen soll. Das schafft die Serie zum Teil authentisch und geschickt, in manch einer Situation geschieht das jedoch leider auch recht gewollt.

                Die beiden Hauptdarsteller machen ihre Sache wirklich gut, auch wenn man ihnen zwei drei Folgen Zeit geben sollte, um sich zu entfalten.
                Die Geschichte selber ist spannend, ziemlich skurril und entwickelt hier und da einen leichten Hang zum Mysteriösen.
                Der Schauplatz des Motels selber ist klasse umgesetzt, so dass das Bates Motel tatsächlich aussieht, als wäre es das selbe wie in Hitchcocks Werk.
                Man sollte sich aber dennoch vom ständigen Vergleich mit dessen Film distanzieren und versuchen die Serie erst einmal für sich zu sehen.

                Ich habe nun die ersten zwei Staffeln angesehen und kann die Serie bis zu diesem Punkt definitiv weiter empfehlen!

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                • 8 .5
                  U-Bahnmensch 10.05.2015, 09:46 Geändert 10.05.2015, 18:49

                  Achtung, enthält Spoiler!

                  Der Name Edward Norton war es, der diesen Film schon vor Ewigkeiten auf meine Watchlist beförderte. Gestern Abend war es dann endlich mal so weit und ich durfte schnell feststellen, dass dieser mich nicht nur nicht enttäuschen sollte, sondern gar völlig faszinieren konnte! Absolut beeindruckend, wie er die multiple Persönlichkeit spielt und seinem Zuschauer und Richard Gere dann in der Endszene den Atem stiehlt und für einen kleinen Moment die Zeit anhält. Gere selber spielt ebenso eine wirklich starke Rolle, muss sich dann aber am Ende eingestehen, dass Norton nicht nur im Film selber der bessere Schauspieler ist. Gemeinsam geben die beiden in jedem Fall ein Spaß machendes Duo ab, welches durch sein geballt intensives Schauspiel auch in der Lage ist, die ein oder andere sich anbahnende Länge zu unterbinden.

                  Spannender Film, brachiales Schauspiel und ein wirklich beeindruckendes Ende.
                  Was will man mehr? Klare Empfehlung von mir!

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                  • 8 .5
                    U-Bahnmensch 08.05.2015, 23:25 Geändert 21.01.2016, 12:11

                    The United States of Leland, 2003 - Matthew Ryan Hoge

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                    "The United States of Leland" hat es geschafft, dass ich mir fast die gesamte Spielzeit über nicht sicher war, was ich davon halten soll.
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                    Und doch habe ich dann meist das Gefühl, dass sich die Reise gelohnt hat, wenn das kalte Nass mich endgültig weckt.
                    Eben jene Schwere und Beklommenheit wird jedoch wiederum der Grundthematik des Dramas gerecht, welche sich mit der komplexen Frage beschäftigt, bis zu welchem Punkt ein Leben lebenswert ist und wem oder ob es jemandem zusteht, darüber zu entscheiden.
                    So entpuppte sich "The United States of Leland" für mich persönlich erst zu einem ziemlich späten Zeitpunkt als überaus einfühlsam und intensiv, schlug als es dann soweit war jedoch voll ein.

                    Schauspielerisch bekommt man hier, wie die Namen auf dem Cover schon erahnen lassen, ebenfalls einiges geboten! Kevin Spacey himself hat man kurzerhand in eine eher nebensächlich erscheinende Rolle gesteckt, die trotz recht wenig Screentime einige starke Momente birgt. Ryan Gosling in der Hauptrolle hat wenig wirklich auffällige Szenen, schafft es aber die Introvertiertheit seiner Rolle auf sehr subtile und feinfühlige Art und Weise wirklich großartig darzustellen.

                    Die Art der Inszenierung ist wie schon erwähnt auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig, aber jedem der einem ruhigen und beklemmenden Drama grundsätzlich nicht abgeneigt ist und die Thematik als interessant empfindet sei dieser doch eher unbekannte Film auf jeden Fall ans Herz gelegt!

                    PS: Bei der Suche nach dem Titel nicht verwirren lassen. Wie unter mir schon häufiger erwähnt, hat man sich hier, statt es beim original Titel zu belassen, gleich für drei Deutsche Titel entschieden, unter denen der Film zu finden ist.
                    So listete ihn Prime Instant Video als "20 Messerstiche", während er anderswo als
                    "Solitude - Die geheimnisvolle Welt des Leland Fitzgerald" zu finden sein soll.
                    Dieser Schwachsinn wird dann nur noch vom letzten Titel, "State of Mind", getoppt, bei dem man den originalen Titel dann nicht mehr übersetzt, sondern einfach nur wahllos geändert hat. Das soll mal einer verstehen, ich tue es jedenfalls nicht.
                    Aber das tut dem Film selber zum Glück nichts ab, er bleibt definitiv sehenswert!

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                      U-Bahnmensch 06.05.2015, 20:15 Geändert 21.01.2016, 12:13

                      Into the Wild, 2007 - Sean Penn

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                      (https://www.youtube.com/watch?v=nG_BQF6ofYQ - Eddie Vedder - Long Nights)

                      “Es wohnt Genuss im dunklen Waldesgrün,
                      Entzücken weilt auf unbetretner Düne,
                      Gesellschaft ist, wo alles menschenleer,
                      Musik im Wellenschlag am ewigen Meer,
                      Die Menschen lieb ich, die Natur noch mehr.”

                      "Into the Wild" erzählt das atemberaubende Abenteuer des jungen Christopher McCandless (Emile Hirsch). Nachdem er seinen Uni Abschluss meistert beschließt er, getrieben von Problemen im Elternhaus, hinaus in die Welt zu ziehen.
                      Nicht nach Australien um ein bisschen zu surfen und ein Jahr lang übermäßig viel zu saufen, wie so viele Abiturienten das bei uns momentan tun, nein, ihn zieht es einfach hinaus in die Wildnis. Dahin, wo sonst keiner ist. Weg von den Menschen um ihn herum, die ihn die meiste Zeit seines Lebens nur enttäuscht haben. Weg von unserer Gesellschaft, dessen zunehmender Werteverfall den jungen desillusionierten, reflektierten und gar exzentrischen Kopf so plagt. Weg von den Eltern, welche seit er denken kann eine einzige Lüge leben. Weg von dem Leben, welches die Gesellschaft und sein familiäres Umfeld scheinbar schon für ihn zurecht gelegt haben. Einfach raus. Einfach in die unberührte Natur, an einen Platz, der noch von solcher Vollkommenheit ist, wie er einst geschaffen wurde.
                      Auf seiner Reise trifft der junge Mann eine ganze Menge an für ihn inspirierenden Menschen, macht Unmengen an schönen und auch furchtbaren Erfahrungen und findet durch die unberührte Natur schließlich gar einen ganz neuen Zugang zu dieser Welt und dessen Leben.

                      Emile Hirsch verleiht dieser Rolle dabei derartig viel Kraft und Ausdruck, dass man während des Filmes kaum feststellen kann, dass sein Charakter im Grunde doch recht überzeichnet ist. Seine Sinn Suche verkörpert er mit so viel Freude und Elan, dass ich mir als Zuschauer schnell wünschte, selber eine solche Erfahrung zu machen. Wirklich großartig, was der junge Schauspieler da schaffte! Aber auch die Besetzungen seiner Familie und der Menschen, welche er auf seiner Reise trifft, wirken alle, als wären sie mit viel Feingefühl für die jeweiligen Rollen gewählt worden.

                      Technisch begeistert der Film durch wundervolle Naturaufnahmen in häufig sehr langen und intensiven Einstellungen. Eddie Vedders überaus gefühls- und ausdrucksstarker Soundtrackt fügt sich absolut perfekt in den Film ein und verleiht ihm in Kombination mit der rohen Bildgewalt, dem gekonnten Schauspiel und der mitreißenden Geschichte in nicht wenigen Momenten etwas nahezu magisches.

                      (Spoiler)

                      Das Ende treibt das ganze emotional auf die Spitze. Ich muss allerdings sagen, dass ich darin viel eher eine Bestätigung im Werdegang dieses jungen Menschen sehe, als alles andere. Sicherlich eine furchtbare, aber doch auch eine versönliche Bestätigung, die irgendwo auch etwas schönes birgt. So hatte ich das Gefühl, dass er, auch wenn es sein letzter sein sollte, einen schönen Moment erlebt hat. Einen vielleicht sogar vollkommenen, in dem er sich absolut im Reinen mit dieser Welt befand, auch oder weil er anerkennen musste, dass es noch etwas gibt, das größer ist als er. So ist für mich schwer zu sagen, ob er letzten Endes an seinem Traum zugrunde ging, oder diesen tatsächlich gelebt hat.

                      (Spoiler Ende)

                      Die Kritik die nun mitunter am Film geäußert wird kann ich zu Teilen gut nachvollziehen. Gerade wenn es darum geht, dass der Film sicherlich in seiner Gesamtheit nicht selten als unrealistisch oder gar naiv beschrieben werden kann.
                      Aber ich sehe darin viel mehr einen Traum von einem Leben. Den Traum vom Entfliehen aus all dem Wahnsinn der uns umgibt und ein Leben lang verfolgt.
                      Und das schafft der Film auf eine wundervolle und auch einzigartige Art und Weise.

                      Wer sich also auf so etwas einlassen kann, für den kann "Into the Wild" zu einem fantastischen Filmgenuss werden. Solltest Du das hier nun lesen und den Film noch nicht gesehen haben, kann ich nur empfehlen das nachzuholen!
                      Der gute Sean Penn hat hier etwas wahrlich großes geschaffen! Ein Werk das einen nicht nur gut unterhält und mit auf eine emotionale Reise nimmt, sondern seinen Zuschauer wirklich zum Nachdenken anregen kann.

                      10 von 10 Punkten von mir. Dieser Film hat sich seinen Platz auf der Liste meiner Lieblingsfilme redlich verdient und wird mir in absehbarer Zeit wohl nicht mehr aus dem Kopf gehen.

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                        U-Bahnmensch 03.05.2015, 21:21 Geändert 21.01.2016, 11:44

                        Rain Man, 1988 - Barry Levinson

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                        Ich habe diesen herrlichen Film gestern zum ersten Mal gesehen und war aufs absolut angenehmste überrascht! Zwar hatte ich schon ein paar Lobreden über Hoffmans Schauspiel als Raymond Babbitt gehört, aber dass er so phänomenal spielen würde hätte ich nicht erwartet.
                        Er schafft es zum Teil lediglich durch wage Andeutungen von Emotionen in seiner Mimik den Zuschauer zu erreichen und an die Leinwand zu fesseln. Da gibt es nur wenig vergleichbare Rollen, in denen mit nur so wenig Worten derart viel ausgedrückt wird.
                        Auch Tom Cruise spielt eine solide bis gute Rolle und sein Sinneswandel im Bezug auf seinen Bruder, aber auch aufs Leben selbst, gelingt ihm auf bewegende Art und Weise.

                        Der Film selber ist dabei die meiste Zeit eher zurückhaltend. Nie aufdringlich, sondern viel eher darauf bedacht, den "kleinen" Moment zu ehren. So bleiben besonders dramatisch inszenierte Momente oder erwähnenswerte Ausschläge der Spannungskurve fast gänzlich aus.
                        Dennoch hatte ich als Zuschauer am Ende das Gefühl, etwas besonderes, ja gar etwas großes gesehen zu haben.

                        Toller Film mit einem noch besseren Dustin Hoffman! Großes Kino!

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                        • Wie kommt man denn bitte auf diesen Vergleich?

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                          • Das spricht mich jedenfalls eher an, als alle Trailer zu irgendeinem Teil der gesamten Fast Furious Serie.

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                              "House of Cards"

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                              Vor ein bis zwei Wochen habe ich mit der Serie begonnen. Schon zwei Tage später hatte ich die gesamte erste Staffel gesehen. Die zweite folgte dann in der vergangenen Woche.
                              Sobald Kevin Spacey einen in seiner genialen Rolle als Frank Underwood einmal gepackt hat, lässt er einen nicht mehr los. Absolut faszinierend was dieser Mann hier abliefert.
                              Er schafft es all die Intrigen, all die Verlogenheit und Falschheit eines politischen Systems in einer einzigen Person einzufangen. Noch viel stärker ist allerdings die Tatsache, dass er es obendrein noch schafft diese Person durch sein unheimlich starkes und intensives Schauspiel so sympathisch erscheinen zu lassen, dass ich als Zuschauer schnell den Blick dafür verlor, wie grausam er doch eigentlich ist.
                              Mit dieser genialen Serienrolle stellt er in meinen Augen sogar eigene, ältere Glanzleistungen wie z.B. jene aus American Beauty o.ä. in den Schatten.
                              Er ist hier eine absolute Naturgewalt vor der Kamera und mit Ausnahme von James Gandolfini konnte mich in einer Serie noch kein anderer Darsteller derartig begeistern und fesseln.
                              Aber auch wenn seine Rolle klar im Vordergrund steht, sind auch alle anderen Charaktere sensationell besetzt. Insbesondere Robin Wright, die ihm als seine Ehefrau Claire eine absolut ebenbürtige Mitspielerin an die Seite stellt. Was ein herrliches, tödliches Gespann die beiden!

                              Begleitet von ihr 'spielt' sich Frank Underwood nur so durch das politische System der Vereinigten Staaten. Ihm ist dabei jedes Mittel recht und kein Trick zu schmutzig.
                              Angetrieben wird er dabei einzig und allein von seinem immensen Hunger nach Macht. Ihm geht es nicht darum politisch großartig etwas zu bewirken für seinen Wähler, er will einfach nur an die Spitze. So kann seine Rolle und die Serie durchaus auch als satirische Metapher gesehen werden, die die falschen Motive der Machthaber dieser Welt auf einzigartige Art und Weise zur Show stellt.

                              Underwoods Weg nach oben ist dabei zu jedem Punkt der Serie spannend inszeniert und weiß an vielen Stellen seinen Zuschauer zu überraschen. Im Verlauf von 2 Staffeln hat sich dabei in meinen Augen nicht eine einzige Länge eingeschlichen. Auch hatte ich nirgends das Gefühl, dass man etwas unnötig in die Länge gezogen hätte oder auf der anderen Seite zu schnell zur Sensation kommen wollte, wie ich es häufig in großen Serien Produktion à la Breaking Bad bemängele.
                              Aber auch kleinere Details wie zum Beispiel die kurzen, direkten Ansprachen von Spacey an den Zuschauer haben für mich ihren Teil getan und machen dann schlussendlich eine gute Serie 'perfekt'.

                              (!!!Achtung!!! Es folgt ein Spoiler, der Dir einen großen Teil der Serie kaputt machen könnte!!! )

                              (Spoiler)

                              Eine Kleinigkeit hat mich, auch wenn sie mich gleichzeitig beeindruckt und überrascht hat, dann doch irgendwie gestört:

                              Warum um alles in der Welt mussten die Macher Kate Mara als Zoe Barnes so früh aus der Serie scheiden lassen? Ich muss sagen, dass sie mich absolut begeistert hat und ich mir für ihre Rolle nach der ersten Staffel noch so einiges erhofft hatte. So habe ich fest damit gerechnet, dass wir sie bis zur letzten Staffel als Figur in diesem Spiel sehen würden und auch ihr Weg Teil der Serie werden würde.

                              Aber vermutlich macht das auch irgendwo die Stärke der Serie und die des Frank Underwood aus, da es erneut seine Skrupellosigkeit unter Beweis stellt, dass er sogar einen augenscheinlich so wichtigen Charakter aus dem Weg räumt.
                              Ich komme dennoch nicht umhin zu sagen, dass mich das enttäuschte.

                              (Spoiler Ende)

                              Aber auch das tut einer wahrlich perfekten Serie nichts ab, oder macht sie, da bin ich noch nicht sicher, sogar noch eine Spur besser.

                              In jedem Fall eine ganz klare Empfehlung von mir, solltest Du diese Serie noch nicht versucht haben! Seit den Sopranos habe ich nichts gesehen, dass mich dermaßen in seinen Bann gezogen hat und genau hinter jener Serie reiht sich "House of Cards" nun auch ganz oben an der Spitze meiner Lieblings Serien ein.
                              Ganz ganz großes Serien Kino!

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                                über Suits

                                Ich weiß nicht, wo diese Serie all die guten Wertungen her nimmt. Habe es nun mit den ersten acht Folgen versucht, da ich hoffte etwas in Richtung Boston Legal zu sehen. Aber nein, leider gar nicht.
                                Die beiden Hauptdarsteller wirken viel zu gekünstelt, kaum authentisch und wirklich lustig sind sie leider auch nur selten. Noch dazu bekommen unsere beiden Hauptdarsteller mit Rick Hoffman als "Lous Litt" einen sehr schlecht überzeichneten Antagonisten, der mich spätestens ab der zweiten Folge über alle Maßen zu nerven begann. Viel zu vorhersehbar und klischeehaft. Aber wie gesagt, das sind die beiden Hauptfiguren auch.
                                Darüber hinaus gab es in den ganzen ersten 8 Folgen keinen interessanten Fall oder wenigstens einen interessant inszenierten Fall, was die Serie als Anwaltsserie für mich ebenso langweilig macht.

                                Naja, da schaue ich dann lieber noch einmal alle Staffeln von Boston Legal. Hier werde ich wohl nicht glücklich.

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                                  U-Bahnmensch 05.04.2015, 13:09 Geändert 21.01.2016, 11:48

                                  Once Upon a Time in America, 1984 - Sergio Leone

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                                  Ich bin prinzipiell ein riesen Fan von langen Filmen, muss jedoch gestehen, dass mich die extremen vier Stunden dieses Werkes schon häufiger davon abhielten ihn zu gucken. Und das war auch richtig so, denn dieser Film ist keiner, den man mal eben irgendwo einschiebt. Einerseits, weil man dafür eben im Alltag oftmals gar nicht die Zeit findet und andererseits weil man für diesen Film auch ein gewisses Maß an Entspanntheit mitbringen sollte, da die vier Stunden sonst vermutlich zu viel würden. Gestern habe ich mich dann also, um das Ganze vor den Morgenstunden zu schaffen, schon um neun vor den Fernseher gesetzt. Irgendwann zwischen ein und zwei Uhr Nachts war das ganze dann vorbei.

                                  Tja, was soll ich sagen? Das war großartig! Es gibt wenige Filme, die es schaffen die Emotionen eines gesamten Lebens einzufangen. "Once Upon a Time in America" ist definitiv einer dieser wenigen.
                                  In den durch und durch perfekt inszenierten vier Stunden durchleben wir alle Höhe- und Tiefpunkte im Leben des von Robert De Niro verkörperten David Aaronson aka "Noodles". Wir sehen die Geschichte eines Lebens, Freundschaften die geschlossen und beendet werden, eine gleichermaßen schöne wie auch tragische Liebesgeschichte und vieles mehr.
                                  Eben eine Geschichte die mehr oder minder alle Aspekte des Lebens einfängt, weswegen der Film auch mehr als ein "nur" normaler Gangsterfilm ist.

                                  Der gesamte Cast ist großartig gewählt und insbesondere De Niro und Woods drehen hier voll auf. Schnell war ich vom intensiven Spiel der beiden gefesselt und trotzdem haben sie sich beide bis zur vorletzten Szene im Büro des Staatssekretärs noch immer weiter steigern können.

                                  Technisch war der Film für mein Empfinden eine absolute Augenweide. Besonders im Mittelteil gab es eine große Fülle an langen, intensiven aber auch simplen Einstellungen, die in es in Kombination mit dem schlichtweg perfekten Soundtrack schafften die Emotionen des Films auf eine einzigartige Art und Weise einzufangen.

                                  Über das Ende wurde hier ja auch schon zu genüge gesprochen. Ich war jedenfalls absolut sprachlos nach den letzten beiden Szenen.

                                  Ein Film nachdem man das Gefühl hat, den Protagonisten und seine Geschichte nicht nur zu kennen, sondern zu verstehen. Das hatte ich noch nicht allzu häufig. Zuletzt ging mir das so in Kubricks "Barry Lyndon". Vielleicht kann jemand den Vergleich ja nachvollziehen.

                                  In jedem Fall kann ich nun sagen, dass es sich ganz sicher lohnt die vier Stunden zu investieren. Sollte man zur längsten Fassung greifen, kann ich nur empfehlen in O. Ton zu schauen, denn die restaurierten Szenen sind nicht synchronisiert und Wechsel in der Sprache sind ziemlich nervig. Ob die lange Fassung der auch schon langen EU Fassung etwas voraus hat kann ich nicht sagen, da ich die kürzere nicht kenne. Aber ich denke, wenn man sich schon Zeit für dieses Projekt nimmt, kann man auch gleich die komplette schauen. Kaum auszumalen, was wohl aus dem Film geworden wäre, hätte er die geplanten 6 Stunden erreicht.

                                  Was für ein schöner Film!
                                  Frohe Ostern Euch allen!

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                                    U-Bahnmensch 04.04.2015, 12:08 Geändert 21.01.2016, 11:50

                                    American Psycho, 2000 - Mary Harron

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                                    Im wahrsten Sinne des Wortes geniale One Man Show von Christian Bale. Er verkörpert hier eine Figur, die im Laufe des Filmes beim Zuschauer eigentlich nur eines auslösen kann: Hass! Denn Patrick Bateman verkörpert im Grunde all die schlechten menschlichen Charaktereigenschaften, die wir uns für einen Neureichen an der Wallstreet nur vorstellen können. Er hat alles, tut dafür jedoch mehr oder minder nichts. Sein Alltag besteht darin, mit seinen reichen Kumpels von Club zu Club und von Nobelrestaurant zu Nobelrestaurant zu ziehen und sich an seinem gesellschaftlichen Status zu ergötzen. Dass er wirklich mal arbeiten würde, sehen wir nicht. Selbst wenn er in seinem Büro sitzt, hört er in aller Regel nur Musik.
                                    Diese Leere in seinem Leben und seinen stetig wachsenden Durst nach Macht versucht er anfangs noch dadurch zu kompensieren, dass er seine Mitmenschen respektlos behandelt und sich immer eine Stufe über sie stellt. Ähnlich auch in seinem Sexualleben, wo wir Zeuge davon werden, wie er irgendwelche Prostituierten dafür bezahlt, sich in seiner Luxus Suite von ihm erniedrigen zu lassen.
                                    Aber auch das reicht noch nicht, um seine Machtgelüste zu befriedigen und so beginnt er wahllos Menschen zu töten. Und zwar nicht irgendwie, sondern auf extrem sadistische Art und Weise.
                                    Über Lange Teile des Filmes tut er das mit einer extremen Kälte, die seinen Charakter schwer zugänglich macht und den Zuschauer immer auf eine gewisse Distanz hält. Richtig spannende wird es erst zum Schluss hin, wo sich plötzlich eine Art Gewissens Konflikt erahnen lässt. So kommen einem die letzten Handlungen des Patrick Bateman wie ein verzweifelter Hilferuf vor: "Wann tut endlich jemand etwas?" "Was lasst Ihr noch von mir gefallen?" "Wann wehrt Ihr Euch endlich?"

                                    Vielleicht interpretiere ich an der Stelle auch zu viel in den Streifen, aber ich musste nach dem Ende des Filmes an die generelle Verteilung des Reichtums auf diesem Planeten denken. Da gibt es ein paar Tausend Männer, mit jeweils zig Milliarden Dollarn auf ihren Konten. Wenn man sich dann mal überlegt, was mit diesem Geld auf dieser Welt alles geschehen könnte, würde es nicht auf diesen Konnten verrotten, könnte man zu dem Schluss gelangen, dass letzten Endes ein jeder dieser Milliardäre nicht viel besser ist, als ein Patrick Bateman.
                                    Denn wenn anders wo Mitmenschen erbärmlichst verhungern müssen und jemand gleichzeitig seine Milliarden aus reiner Gier auf seinen Konten "rumliegen" hat, wie weit ist das dann noch davon entfern, wenn ein Reicher verschnöselter Kokser auf einen armen Penner und dessen Hund eintritt? Die eine Handlung mag vielleicht etwas passiver erscheinen und die andere sicherlich aktiver, aber nüchtern betrachtet senden beide Aktionen doch die selbe Botschaft: "Ihr seid jemandem wie mir scheiß egal. Wir gehören irgendwo vielleicht zur selben Rasse, aber ich stehe über Dir."

                                    Tja, und wann kommt unser Aufschrei?
                                    Aber warum sollten wir auch? Uns geht es doch gut und im Grunde haben die meisten von uns doch irgendwo auch den Wunsch oder gar die Vorstellung, dass sie es irgendwann mal an die Spitze dieses Systems schaffen.

                                    Starker Film über Macht, Gier und Hass unterlegt mit einer sehr feinen Musikauswahl. Dazu ein extrem starker Christian Bale, der hier seine vielleicht beste Performance bis heute abliefert. Am Rande dann auch noch ein Willem Dafoe, der in seiner Rolle als Ermittler leider nur sehr wenig Screentime bekam. Die Rolle erinnerte mich direkt an die aus "The Boondog Saints" und ich hatte gehofft, dass da noch mehr käme. Macht den Film jedoch nicht weniger sehenswert, von daher eine klare Empfehlung von mir!

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                                      U-Bahnmensch 03.04.2015, 23:29 Geändert 21.01.2016, 11:50

                                      Stand by Me, 1986 - Rob Reiner

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                                      "Stand by Me" ist ein überaus charmantes Portrait einer Kindheit. Zwar was die Rahmenbedingung angeht weit ab von der meinen, schafft es dieser Film dennoch, auch für mich als Großstadtkind einer späteren Generation, all das zum Vorschein zu bringen, das die junge Kindheit ausgemacht hat und auch heute noch ausmacht. Eine Geschichte geprägt von kindlicher Leichtigkeit, Abenteuerlust, Freundschaft und irgendwo sicherlich auch dem Erwachsen werden. Vier Jungen die noch alles vor sich haben und gemeinsam die Welt erobern wollen. Sie machen sich noch keine allzu großen Gedanken über das was morgen kommt. Was kann es friedlicheres geben, als diese unschuldige Welt eines Kindes und seiner Freunde?

                                      Ein wirklich schöner Film mit einer schönen Geschichte und vier damals noch sehr jungen Schauspielern, die ihre Sache absolut großartig machen. Sollte man auf jeden Fall gesehen haben!

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                                        U-Bahnmensch 31.03.2015, 00:40 Geändert 21.01.2016, 11:52

                                        The Shawshank Redemption, 1994 - Frank Darabont

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                                        Ein alter Mann findet innerhalb der tristen Gefängnismauern ein kleines, hilfloses Vögelchen. Es ist noch so jung, dass es nicht für sich selber sorgen kann. Er nimmt es, päppelt es auf und ernährt es von den Maden in dem, was man ihm in seinem traurigen Alltag als Fraß vorsetzt. „Frei wie der Vogel der fliegt.“ Nun, Fliegen kann der Vogel innerhalb dieser Mauern nicht. Aber er kann hin und her flattern, auch wenn es nur von Regal zu Regal in einer staubigen Gefängnis Bibliothek ist.
                                        Welch wundervolle Metapher für die Freiheit, inmitten eines Ortes, der sie doch eigentlich einsperren sollte.

                                        „The Shawshank Redemption“ ist der für mich schönste nur erdenkliche filmische Beweis dafür, dass die guten Werte in einem Menschen siegen werden, egal an welchem Ort oder in welcher Lage sie sich befinden. Dass das Gute im Menschen stets gewinnen wird. Dass Freundschaft und Gerechtigkeit den Hass und das Ungerechte immer überwinden können, solange es nur Menschen gibt, die dafür zu kämpfen bereit sind.

                                        Ein Meisterwerk von einem Film, welcher seinem Zuschauer mit Nachdruck aufzeigt, dass unsere Freiheit, auch wenn sie limitiert sein mag, am Ende des Tages das wichtigste ist, das uns bleibt. Etwas das nicht selbstverständlich ist, es aber für uns alle sein sollte. Etwas das wir für selbstverständlich erachten und das uns viel zu selten bewusst wird, obwohl es bei weitem nicht jedem Menschen auf diesem Planeten zuteilwird.

                                        Eine Ode an die Freundschaft, die Ehrlichkeit, die Freiheit oder eben überhaupt an das Gute im Menschen. Getragen von einem wundervollen Soundtrack und dem über alle Maßen gefühlvollen Schauspiel von Tim Robbins und Morgan Freeman bohrt sich dieser Film tief ins Herz seines Betrachters und bietet Raum für sowohl die Tränen der Trauer, als auch für die der Freude. Ein Film so traurig und zugleich schön, wie das Leben selber.

                                        Wahre Perfektion!

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                                          U-Bahnmensch 30.03.2015, 01:58 Geändert 21.01.2016, 11:53

                                          Cape Fear, 1991 - Martin Scorsese

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                                          Mittlerweile nun mein elfter oder zwölfter Scorsese Film. Mal wieder mit Robert De Niro. Wie schon so viele Male zuvor einfach großartig!
                                          Wenn diese beiden Namen auf einem Cover stehen, verbirgt sich etwas fantastisches dahinter! So auch in "Cape Fear", dem "Kap der Angst".

                                          De Niro kenne ich inzwischen aus mindestens 20 Rollen, aber in keiner hat er jemanden ansatzweise so bösen verkörpern können, wie Max Cady, einen frisch entlassenen Häftling, der sich an seinem nachlässigen Anwalt rächen will. Der absolute Wahnsinn, wie er die Psycho Rolle mit Bravur ausfüllt und sich von Szene zu Szene, von Einstellung zu Einstellung weiter rein steigert. Vom extrem coolen Ex Knacki am Anfang des Filmes, bis zum bis an die Haarspitzen mit Hass erfüllten, sich nach Rache sehnenden Psychopathen am Ende liefert er hier eine einzigartige Show ab.

                                          Auf der anderen Seite steht Nick Nolte, der sich als augenscheinlich gut bürgerlicher Anwalt erst gegen Ende des Filmes bewusst wird, dass auch vermeidlich kleine Verfehlungen große Auswirkungen haben können. So sehen wir in einer der letzten Einstellungen, dass auch er buchstäblich "Blut an seinen Händen kleben hat".

                                          Auch dessen Frau und Tochter spielen sehr starke Rollen. Vor allem die zu dem Zeitpunkt noch sehr junge Juliette Lewis begeistert auf ganzer Linie.

                                          Die Geschichte ist unheimlich spannend, auch wenn sich in meinen Augen ein zwei kurze Längen eingeschlichen haben. Nicht dramatisch allerdings. Gerade im letzten Drittel war ich nur noch am Mitfiebern.

                                          Extrem starker Scrorsese rund ums Thema Hass, Rache und Gerechtigkeit mit einem super guten Cast! Auf jeden Fall zu empfehlen!

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                                            U-Bahnmensch 29.03.2015, 22:35 Geändert 21.01.2016, 11:54
                                            über Stalker

                                            Stalker, 1979 - Andrei Tarkowski

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                                            Für eine vollständige Sichtung von Takovskys "Stalker" habe ich zugegebenermaßen zwei Anläufe gebraucht. Während des ersten wurde ich irgendwann so müde, dass ich das Projekt vorerst mittendrin aufgegeben habe. Das lag wohl vor allem daran, dass das Erzähltempo dieses Titels um einiges langsamer ist, als das meiste andere mir bekannte. Die Geschichte plätschert sehr ruhig vor sich hin, die Einstellungen sind ungewohnt lang, zudem auf den ersten Blick häufig eher unspektakulär und auch die musikalische Untermalung des ganzen kann man wohl guten Gewissens als "zurückhaltend" beschreiben.
                                            Das hört sich erst einmal vermutlich nicht besonders gut an und der Film ist definitiv auch irgendwo als "zäh" zu bezeichnen. Erst im letzten Drittel des Filmes begannen die Dinge für mich so langsam einen Sinn zu ergeben und die Odyssee der ersten 100 Minuten erschien so langsam lohnenswert.

                                            Mit der "Zone" kreiert Tarkovsky in meinen Augen ein wundervolles Sinnbild für all das, was der Mensch (möglicherweise niemals) erfassen kann und das für uns dennoch hinterfragenswert bleibt und uns möglicherweise gerade deswegen Hoffnung spendet. Würden wir unseren innigsten Wunsch kennen und die Suche nach dem Sinn enden, was würde uns dann noch antreiben?

                                            Aber das ist nur ein Gedanke zur Botschaft dieses Filmes, welcher einen sehr großen Spielraum für Interpretationen bietet. Da werde ich auch noch die ein oder andere Sichtung brauchen, um einige Fragen, welche für mich offen blieben, für mich zu klären. Ich kann aber auf jeden Fall sagen, dass der Film eine große Faszination birgt und dem hier schon häufiger erwähnten Vergleich zu Kubricks Space Odyssey zustimmen. Denn wenn ich daran zurück denke, wie es mir nach dessen erster Sichtung ging, stelle ich fest, dass dieses Gefühl dem nach "Stalker" durchaus ähnlich war, auch wenn ich gestehen muss, nach 2001 noch deutlich begeisterter gewesen zu sein. Das mag aber vor allem daran liegen, dass Kubricks Werk auf der Audiovisuellen Ebene einfach viel gewaltiger daherkommt, während Tarkovskys Werk sich auf deutlich unscheinbarere Bilder verlässt, deren Kraft erst auf den zweiten Blick bewusst wird.

                                            Auf jeden Fall ein starker Film, für den man allerdings jede Menge Zeit und vor allem einen klaren und im besten Fall auch ausgeglichenen Kopf mitbringen sollte. Definitiv nichts, das man nach einem langen, frustrierenden Tag abends noch schnell in den Player wirft. Mit einer solchen Prämisse wird man ihn nämlich, wie ich bei meinem ersten Anlauf, vermutlich nach einer Stunde entnervt stoppen.

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                                              über Archer

                                              "Jeder schießt mal auf die Nutte."

                                              "Moment, was??"

                                              "So sind wir alle beteiligt. Sehen Sie das als eine Art "Team-Building" Maßnahme."

                                              "Bei Odin machen sie Drachenbotrennen!?"

                                              Tiefschwarzer Humor und bodenlose Übertreibungen. Sicherlich nicht jedermanns Sache und wer auf "political correctness" steht, wird nach wenigen Minuten heulend abschalten. Wer hingegen auf deftigen Serienhumor steht, der wird hier gut unterhalten. Habe gerade mal die ersten paar Folgen gesehen und bin angenehm überrascht. Hat auch ein bisschen was von "American Dad".

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                                                U-Bahnmensch 26.03.2015, 00:31 Geändert 21.01.2016, 11:55

                                                Erbarmungslos, 1992 - Clint Eastwood

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                                                Verdammt cooler Western, von und vor allem mit einem noch viel cooleren Clint Eastwood. Ich kenne ziemlich wenig aus dem gesamten Western Genre und bin viel mehr bei diesem Film gelandet, weil ich die neuzeitlichen Filme des Clint Eastwood alle großartig finde und nun auch mal was aus seinem älteren Werk sehen wollte.

                                                Eastwood beweist auch hier wieder, dass er einer der wenigen ist, die gleichzeitig genial schauspielern und Regie führen können. Mit Gene Hackman und Morgan Freeman auch neben ihm ein toller Cast, der in einer spannenden Geschichte zu unterhalten weiß. Auf jeden Fall sehenswert!

                                                Hat jemand ein paar Tipps, welche der alten Eastwoods man noch unbedingt gesehen haben sollte und wenn, ob es da eine clevere Reihenfolge gibt?
                                                Würde mich freuen. Kenne tatsächlich hauptsächlich seine Werke nach der Jahrtausendwende.

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                                                  U-Bahnmensch 25.03.2015, 20:36 Geändert 21.01.2016, 11:57
                                                  über Psycho

                                                  Psycho, 1960 - Alfred Hitchcock

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                                                  Nachdem ich vergangene Woche mit "Vertigo" erst meinen zweiten oder dritten Hitchcock sah und völlig begeistert von diesem war, beschloss ich, mich in den nächsten Wochen und Monaten mit ein paar mehr seiner Werken bekannt zu machen. Aufgrund des enorm einprägsamen Titels und des Kultstatus fiel meine Wahl für diese nächste Station dann auf "Psycho". Viel hatte ich gehört, viel gelesen, dementsprechend groß war auch meine Erwartungshaltung. Ob Psycho nun wirklich "Genrekonventionen gesprengt hat", vermag ich kaum zu sagen. Was ich dafür auf jeden Fall feststellen kann, ist dass Hitchcocks Kultwerk in der Lage ist, gute 55 Jahre nach seiner Entstehung auch einen jungen Menschen wie mich noch absolut zu faszinieren.

                                                  Lange habe ich im Film keinen so beklemmenden, düsteren und mysteriösen Ort wie das Motel Bates kennen lernen dürfen. Absolut großartig inszeniert entsteht hier eine unglaubliche Atmosphäre, die von einem genialen Soundtrack und dem unheimlich guten Schauspiel von Anthony Perkins getragen wird. Wie er für den Zuschauer vom Anfangs netten Kerl zum "Psycho" wird, ist einfach nur herrlich gemacht. Wirklich verblüffende Vorstellung von ihm, die mir seit nun gut drei Tagen nicht mehr aus dem Kopf gehen will. Das schaffen nicht allzu viele.
                                                  Auch der übrige Cast kann voll überzeugen, so fand ich es im Nachhinein fast schon schade, dass die Rolle der Marion Crane so verhältnismäßig wenig Screentime bekam.

                                                  Nach einem extrem spannenden Mittelteil, war es dann schließlich das Ende, welches mich endgültig vom Hocker gehauen hat. Lange habe ich keine so tolle, überraschende und eindrucksvolle Auflösung eines Filmes gesehen. Damit hatte ich in keinster Weise gerechnet!

                                                  Mit "Psycho" beweist Hitchcock eindrucksvoll, dass ein guter Thriller in keinster Weise die übermäßige Verwendung von modernen Effekten nötig hat, um seinen Zuschauer zu fesseln. Da könnten sich die Regisseure der Gegenwart an der ein oder anderen Stelle sicherlich eine Scheibe abschneiden.
                                                  Das Alter des Filmes, tut ihm auch absolut nichts ab. Im Gegenteil, der Schwarz-Weiß Stil leistete für mich eher noch seinen Beitrag zur mysteriösen Stimmung des Werkes. Wer also wie ich bis heute um diesen Streifen herum gekommen ist, der sollte sich nicht von dem halben Jahrhundert, das zwischen uns und dem Film liegt abhalten lassen und endlich mal einen Versuch wagen. Es lohnt sich!

                                                  Und welchen Hitchcock schaue ich als nächstes? :)

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                                                    Verspieltes, lockeres Portrait einer Jugend in der DDR. Schafft es ein interessantes Lebensgefühl einzufangen und bietet auch einige wirklich lustige Momente. Die Schauspieler rund um die Clique harmonieren toll, auch wenn ein oder zwei etwas zu alt wirkten. Auch die Familie Ehrenreich macht einen tollen Eindruck und sorgte bei mir für den ein oder anderen Lacher. Insgesamt nichts, das man zwingend gesehen haben muss, aber durchaus sehenswert.

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