U-Bahnmensch - Kommentare

Alle Kommentare von U-Bahnmensch

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    Don't Come Knocking, 2005 - Wim Wenders

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    Heute wenderte die nächste Scheibe aus dem Art Haus Close Up "Wim Wenders Vol. 2", welches ich zu Weihnachten unter dem Baum fand, in den Player. Nachdem ich vor ein paar Tagen bereits "The Million Dollar Hotel" sah und für überaus stark befand (http://www.moviepilot.de/movies/the-million-dollar-hotel-2/comments/1459556), freute ich mich also heute schon auf den nächsten Wenders Film.

    Und siehe da, ich wurde nicht enttäuscht. Im Gegenteil! Mit "Dont Come Knocking" gelang Wenders ein überaus charmantes Road Movie, über einen alternden Western Darsteller, der mitten im Dreh vom Set verschwindet und auf der Suche nach sich selber und dem Sinn seines Daseins zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder seine Mutter trifft. Diese hat Nachrichten für ihn, mit denen er niemals rechnete: Er ist Vater! Unsicher wohin mit sich selbst macht er sich auf, diese Familie zu finden, die er nie kannte und die ihr ganzes Leben ohne ihn auskam.
    Es entsteht ein tolle Geschichte mit einer schwer zu fassenden Stimmung, irgendwo zwischen melancholischem Bedauern und dem freudigen Wiedersehen einiger viel zu früh Getrennter. Doch stets begleitet von einer frischen Leichtigkeit und dem sanften Gitarrenspiel im Hintergrund ergibt sich ein wirklich schönes, kunstvolles Gesamtbild, das sich anzuschauen allemal wert ist!
    Klare Empfehlung von mir.

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    • 10

      Iwans Kindheit, 1962 - Andrei Tarkowski

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      Vater an der Front gefallen, Mutter und Schwester in der eigenen Heimat von Faschisten ermordet und selber geflohen aus einem deutschen Vernichtungslager, dessen Grausamkeit einen kleinen Jungen wohl geprägt hat, wie es ihm heute niemand mehr nachzufühlen vermag.
      Welch traurige Bilanz für das gerade erst etwa 12 jährige Leben des kleinen Iwan.
      Dieser wird inmitten des zweiten Weltkrieges von sowjetischen Soldaten aufgegriffen und mit auf einen Stützpunkt nahe der feindlichen Linien gebracht. Dort wird er in die Obhut von Oberleutnant Galzew übergeben, einem augenscheinlich ebenfalls noch recht jungen Mann, der sich schließlich um Iwan zu Kümmern beginnt. Der Befehlshaber des Stützpunktes beschließt, dass Iwan auf eine Schule irgendwo im Hinterland geschickt werden soll und dass er für den Krieg zu jung sei.
      Doch der schicksalsgeplagte Iwan sieht keinen Sinn darin etwas zu lernen, er will an die Front und in den Krieg, der aufgrund seiner tragischen Geschichte bereits in so frühem Alter auch zu dem seinem wurde.
      Man versucht Iwan diesen Wunsch auszureden, doch der kleine Junge bleibt so beharrlich, dass Hauptmann Cholin ihn schließlich als Kundschafter in den Dienst der Armee stellt.
      Bis hierhin ist der Film geprägt von einer tiefen Ruhe, die sogar im Film selber Erwähnung findet, als sich zwei der Männer im Keller besagten Stützpunktes unterhalten und der eine geradezu phrasenhaft in den Raum wirft: „Diese Stille… Krieg, was!?“.
      Von genau dieser Stille lebt der Film bis hierhin. Es gibt keine große Action, keine schnellen Bilder und auch keine auffällige musikalische Untermalung des Ganzen. Die ganze Hektik wie wir sie aus vielen anderen Kriegsfilmen gewöhnt sind fehlt. Wir sehen nur ruhige Bilder, mit langsamen Kamerafahrten und zum Teil wunderschönen aber immer auch melancholisch traurigen Portrait Aufnahmen, hier und da begleitet von sanften Anklängen ruhiger Musik.
      Es ist dieselbe Stille, die manch einer möglicherweise im Kopf hat, wenn er heute an den zweiten Weltkrieg denkt. Dieses traurige, stille Bedauern, das für die Kinder meiner Generation wohl meist gesichtslos bleibt. Dennoch ist man sich im Klaren darüber, was dort schreckliches in der gar nicht so weit entfernten Vergangenheit liegt.
      Hier kommt der junge Iwan ins Spiel, der diesem Krieg ein Gesicht gibt, welches möglicherweise zunächst fern aller Assoziationen liegen mag. In den Augen eine Kälte, wie man sie in denen eines Kindes niemals sehen will, brennt sich der letzte Blick Iwans -den wir auf dem Foto einer namenlosen Akte im Keller einer Gestapo Dienststelle zusehen bekommen- wie ein Mahnmal in den Kopf des Zuschauers. Tarkowski beendet sein erstes Werk schließlich mit den sanften Bildern eines anscheinend noch deutlich jüngeren Iwans, wie er mit einem kleinen Mädchen durch das flache Wasser eines Strandes läuft. In den Gesichtern die verspielten Lächeln zweier kleiner Kinder.
      Welch ein grausiger aber auch genialer Kontrast, der den Film mit der Frage beendet, was den Menschen, der er doch als so friedvolles Wesen diese Welt betritt, zu solchen Gräueltaten wie denen des zweiten Weltkrieges treiben kann und gleichzeitig aufzeigt, dass hinter jedem Menschen, völlig gleich auf welcher Seite er irgendwann einmal stehen mag, in seinem Ursprung ein kleines unschuldiges Kind steckt.

      Technisch fasziniert der Film mit Aufnahmen, wie man sie sonst tatsächlich noch nirgendwo gesehen hat. Ähnlich wie später in „Stalker“ schafft es Tarkowski hier mit technischen Mitteln, die aus heutiger Sicht wohl fast als steinzeitlich zu benennen sind, den Orten und Personen seine ganz eigene Note einzuhauchen. So wirken manche Bilder, als entstammten sie einem surrealen, aber doch schönen Traum, wenn ich beispielsweise an die Szene im Birkenwald denke und das so ausdrucksstarke und doch gezwungene Lächeln der jungen Mascha.

      Für mich erst mein Zweiter Film Andrei Tarkowskis. Aber was ich bereits nach dem ersten dachte und schon zigfach von anderen las bestätigt sich auch hier: Dieser Mann hat wirklich besondere oder gar absolut einzigartige Filme gemacht!
      Man sollte sich hier, wie wohl generell bei Tarkowski, nicht vom Alter des Filmes beirren lassen.
      Auch die Qualität der Synchro und der Aufnahmen können im ersten Moment wohl abschreckend wirken, aber ich kann nur jedem empfehlen es trotzdem zu versuchen. Die ersten Minuten sind für manch einen vielleicht nicht so einfach, aber findet man erstmal in den Film hinein, dann erfährt man eine Atmosphäre, die einem wirklich nicht jeder Film zu bieten vermag, doch die zu erleben sich allemal lohnt!

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      • 9
        U-Bahnmensch 30.12.2015, 00:27 Geändert 30.12.2015, 00:28

        The Million Dollar Hotel, 2000 - Wim Wenders

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        Wenn man sich vorstellt, Wes Anderson würde während des deprimierenden Runterkommens nach einem ausufernden Drogentrip einen Film über den Sinn des Lebens drehen und hätte dafür lediglich die Insassen eines Irrenhauses als Schauspiel Ensemble zur Verfügung, er würde wohl so aussehen. Nun ja, so oder so ähnlich. Jedenfalls war das mein erster Gedanke zum etwas anderen Setting eines etwas anderen Filmes.

        Schwer in Worte zu fassendes Werk über die mysteriös märchenhaften Geschehnisse um die Bewohner eines verwahrlosten Hotels im Herzen von Los Angeles. Schnell merken wir, dass von besagten Bewohnern kaum einer in irgendeiner Art und Weise als "normal" bezeichnet werden könnte. Sie alle scheinen weit ab der Realität zu leben, haben Wahnvorstellungen, reden schräges Zeug oder verhalten sich sonst wie sonderbar. So auch "Tom Tom", unser Protagonist, der seine Zeit damit verbringt, durch das Hotel und das umliegende Viertel zu ziehen, seinen Freunden wie ein Kellner Dinge wie Getränke oder andere Kleinigkeiten zu bringen oder wie ein kleiner Junge hinter Mauern und Möbeln kauernd Leute zu beobachten. Nachdem Toms bester Freund "Izzy" stirbt, beginnen die anderen Bewohner zu versuchen, aus dessen Tod Profit zu schlagen, während gleichzeitig die Ermittlungen beginnen, deren Augenmerk schließlich auch auf den verwirrt scheinenden Tom Tom fällt.
        Es entwickelt sich eine merkwürdig verschwommene Geschichte, die durch die von den Schauspielern mitunter extrem dargestellten Eigenarten der Hotelbewohner häufig einen Hang zum Surrealen erfährt, gleichzeitig aber wahnsinnig intensiv und aus dem richtigen Blickwinkel verdammt lebensnahe bleibt.
        Eine Geschichte über Freundschaft, Verrat, Liebe und im Grunde alle Facetten des Lebens. Eben eine gewöhnliche Geschichte, nur eben aus der nicht gerade gewöhnlichen Sicht Tom Toms.
        Was die beiden Schauspieler Jeremy Davies als "Tom Tom" und die bezaubernde Milla Jovovich als die von ihm angebetete "Eloise" unter Wenders Regie zeigen, sucht dabei wirklich seines Gleichen.
        Zu guter letzt spendiert uns Wenders dann noch ein wirklich wunderbares Ende für seinen Film, inklusive einer Auflösung, die ebenso überraschend wie stark daherkommt.

        All das in Kombination mit einem simplen, aber ungeheuer Spaß machenden Soundtrack ergibt das fast schon vollkommene Bild eines wirklich brillanten Filmes, der sicherlich nicht jedermanns Fall ist, aber für jeden, der sich darauf einlassen mag und kann, zu einem Film-Erlebnis der besonderen Art zu werden vermag.

        Für mich persönlich nach "Buena Vista Social Club", welcher mit diesem schwer bis gar nicht zu vergleichen ist, erst mein zweiter Wenders Film, aber ich bin fast sicher, dass hier ein neuer Fan geboren ist.

        PS: Ich kann nur schwer nachvollziehen, warum der Film hier erstens so wenige und zweitens zum Teil so schlechte Wertungen erfährt. Lasst Euch nicht davon abhalten. Ihr könntet etwas verpassen!

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        • 9

          Auch eine geschlagene Woche nach dem Schauen, frage ich mich noch immer, ob dieser Film wirklich verstanden werden will oder 'lediglich' auf der subjektiven Ebene ein bestimmtes oder eben auch gar nicht so bestimmtes Gefühl vermitteln will.
          Da ist so vieles, aber all das führt in keine bestimmte oder offensichtliche Richtung.
          Der Zuschauer wird einfach hineingeworfen, in eine fast schon märchenhaft verschobene Parallelwelt, die so intensiv und in ihren Bildern und Tönen so eindringlich ist, dass man sich schnell darin verirrt.
          Wahrlich schönes Filmerlebnis!

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          • 9 .5
            U-Bahnmensch 29.12.2015, 14:13 Geändert 21.01.2016, 12:17

            Das Fest, 1988 - Thomas Vinterberg

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            Dieses Jahr fand ich drei schöne DVD Boxen der Arthaus "Close-Up" Serie unter dem Weihnachtsbaum. Nebst den Werken zweier Regisseure auch eine Dogma-95 Themenbox, in der sich unter anderem auch "Das Fest" befand.
            Das Dogma Konzept hörte sich für mich interessant an und ich war echt gespannt auf den ersten Film. Bereits die ersten Bilder verrieten dann auch, wie ernst man es mit diesem wohl gemeint hat, denn die minimalistische Machart fällt ab der ersten Sekunde auf. Die Kamera selber ist meilenweit entfernt von aktuellen Qualitätsstandards und auch ihrer Führung ist anzusehen, dass sie in den meisten Szenen nicht mal ein Stativ, geschweige denn einen Kamerawagen oder ähnliches spendiert bekam. Eher bekommt man den Eindruck, dass die Aufnahmen auch von einem der Gäste der Feier und dessen kleiner Handkamera stammen könnten.
            Für den einen sicherlich erstmal abschreckend, auf der anderen Seite entsteht hierdurch ein wirklich realistisch anmutendes und intimes Bild des Titel gebenden Festes.
            Wenn man sich mit den technischen Gegebenheiten des Filmes anfreunden kann, dann erwartet einen ein wirklich geniales Werk, das innerhalb seiner Grenzen das absolute Maximum rausholt.
            Die Geschichte, welche man wohl in zwei Sätzen erzählen könnte, wird innerhalb einer Familienfeier unheimlich packend und auf innovativste Art und Weise erzählt, sorgt für eine Dramatik, die man solch einem Werk kaum zutrauen würde und birgt in vielerlei Szenen eine unbeschreiblich skurrile Situationskomik, wie man sie ähnlich nur aus anderen Dänischen Filmen kennt. Als mögliches Pendant abseits des Dogma Konzeptes könnte man eventuell "Adams Äpfel" von Anders Thomas Jensen nennen.
            Vingterberg stellt der Idylle eines Familiengeburtstages im engsten Kreis die Dramatik einer verdrängten Familientragödie gegenüber. Den daraus resultierenden Kontrast zwischen Liebe und Hass, Richtig und Falsch und nicht zuletzt Gut und Böse kennt man in dieser Form vielleicht aus keinem anderen Film. Diese Atmosphäre ist beinahe schon absolut einzigartig, was den Film definitiv sehenswert macht.

            Für mich persönlich der erste Dogma Film, aber die anderen werden sicher zeitnahe folgen. Besonders gespannt bin ich nun auf von Triers Beitrag, auch wenn ich nach den deftigen Diskussionen auf der Moviepilot Seite schon fast ein wenig Angst habe, dass er mir gefallen könnte.

            Naja, in jedem Fall eine klare Empfehlung für Vinterbergs "Das Fest". Ich habe lange nichts vergleichbares gesehen! Innerhalb seiner durch das Dogma Konzept gegebenen Möglichkeiten holt der Film in jedem Fall das absolute Maximum raus. Und alleine dieses Kunststück, aus wenig sehr viel zu machen, macht den Film zu etwas wirklich besonderem. Für Fans von Kammerspielen also ein absolutes Muss!

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            • 8 .5
              U-Bahnmensch 27.12.2015, 20:30 Geändert 21.01.2016, 12:17

              Mr. Holmes, 2015 - Bill Condon

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              Die neueste Verfilmung um die Detektiv Legende Sherlock Holmes beschäftigt sich vordergründig mit dem Altern eben jener. Ian McKellen arbeitet als ein auf über 90 Jahre gealterter Sherlock Holmes die eigene Vergangenheit auf, kämpft mit dem Vergessen und erzählt die Geschichte schließlich auf seine Art neu.
              Die Erzählweise ist dabei derart ruhig, sanft und beherrscht, dass derjenige, der die letzten, meist actionreicheren Holmes Verfilmungen kennt, möglicherweise kaum glauben mag, dass es sich hier um den selben Charakter handeln mag.
              Diese Ruhe macht allerdings gar nichts, da sie dem Mythos zu einer nie dagewesenen Glaubhaftigkeit verhilft und ihn dadurch um einiges greifbarer macht, als es zum Beispiel die Guy Ritchie Filme taten.

              McKellen ist dabei in jeder Szene anzusehen, dass er sich in der Rolle des alten Mr. Holmes wohl fühlt. Er spielt das Alter so authentisch und glaubhaft als würde er sich selbst schon kurz vor seinem Lebensende befinden. Wirklich starke, fesselnde Leistung seinerseits, die alleine den Film schon sehenswert macht.

              Der Film ist einen Kinobesuch in jedem Fall wert!

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              • Für mich war das beeindruckendste und begehrenswerteste in den großen Gangster Epen immer der Weg oder gar der Kampf von ganz unten nach ganz oben.
                Wenn ich beispielsweise an den kleinen Noodles denke, wie er begleitet vom Poverty Theme Ennio Moriccones durch die ärmlichen Straßen der Bronx zieht und sich schließlich nach oben kämpft, oder den Aufstieg Henry Hills in Scorceses Goodfellas. Diese Geschichte des Traumes vom Tellerwäscher zum Millionär, zu jemandem vor dem die Leute Respekt haben, ist einfach immer faszinierend, sofern sie glaubhaft erzählt wird. Dazu diese scheinbar endlose Freiheit, die den Gangstern der Filme zuteil wird gepaart mit ihrer coolen und auf seltsame Art und Weise edlen Etikette... Welcher Junge hat denn nie davon geträumt..

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                  U-Bahnmensch 14.12.2015, 22:06 Geändert 21.01.2016, 12:18

                  Romeo & Julia, 1996 - Baz Luhrmann

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                  Luhrmann macht in seiner Version von Shakespeares Romeo und Julia genau das, was ich von ihm schon aus "The Great Gatsby" kannte: Er nimmt ein älteres lyrisches Werk und bringt es in die Gegenwart, bzw. in diesem Falle eben in die Neunziger.
                  Für meinen Geschmack ist ihm das ein Jahrzehnt später mit Fitzgeralds Werk besser geglückt, da für mich das Gesamtbild des Films stimmiger, runder und eine ganze Ecke glaubwürdiger wirkte.
                  Seine Version von Romeo und Julia ist zwar auch ein wirklich interessantes, gewagtes Werk, aber für meinen Geschmack ist das ganze einfach zu bunt, zu ausgefallen und abgedreht. Dabei ist die Idee, den Konflikt beider Familien auf das Gangster Milieu zu transferieren erstmal genial, denn der Streit der beiden Gangster-Familien Clans ist im Grunde ein wirklich glaubhaftes Äquivalent zu der Familien Fehde aus dem Shakespeare Stoff. Aber hier wäre aus meiner Sicht weniger mehr gewesen. Jeder einzelne Charakter geht in meinen Augen viel mehr in die Richtung "extrem" als ins Dramatische, jedenfalls wenn wir mal von Romeo und Julia selber absehen, die verkörpert durch den jungen DiCaprio und eine bezauberne Claire Danes ein mehr als gelungenes Pärchen abgeben.

                  So oder so ein recht spezieller Film, der sicherlich nicht jedermanns Sache ist, aber doch für den ein oder anderen obgleich seiner gewagten wenn auch simplen Grundidee von Interesse sein kann.

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                  • Ennio Morricone? Ja, wie geil ist das denn?
                    Sein Soundtrack zu Leones "Once Upon a Time in America" gehört für mich zu den mit Abstand besten aller Zeiten und läuft hier nicht selten mal über die Boxen! Absolut wundervolles Ding, das dem Film auf seinem Weg zu einem der besten überhaupt gehörig unter die Arme griff. Da bin ich nun aber gespannt, was dem Mann so für einen Tarantino Film eingefallen ist.

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                      U-Bahnmensch 12.12.2015, 10:38 Geändert 21.01.2016, 12:19

                      Skins (Serie)

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                      In Skins bilden immer jeweils zwei Staffeln eine Art eigene Serie, denn nach zwei Staffeln, wird der Schauplatz und die komplette Besetzung gewechselt. Dabei geht es immer um die Geschichten, Erlebnisse und Dramen einer Truppe junger Leute, die irgendwie miteinander verknüpft sind, oder sich im Laufe der beiden Staffeln kennen lernen.
                      Ich habe ein paar Folgen Anlauf benötigt, doch gerade zum Ende der ersten Staffel (oder der ersten beiden Staffeln) entwickelt sich die Serie zu etwas wirklich interessantem, besonderen, das eine ganze Ecke über die "Teenie-Love-Sex-Drugs-Schnülze" hinausgeht, die man nach Betrachten des Covers wohl vermuten könnte.
                      Die jungen Schauspieler spielen mitunter absolut großartig, wobei ich vor allem an die Rolle der Cassie oder den jungen Tony denke. Die Serie bewegt sich dabei irgendwo zwischen Komödie und Drama und wird im Grunde von Folge zu Folge facettenreicher.

                      Leider kann dieses Niveau, welches sich tatsächlich nur auf die erste Besetzung bezieht, danach nicht gehalten werden. Staffel drei und vier habe ich noch komplett gesehen und auch die dritte Truppe "Skins" habe ich mir noch zu Gemüte geführt.
                      Aber hier muss man ganz eindeutig feststellen, dass die Qualität im Vergleich zum Debüt deutlich gesunken ist. Die Charaktere beider Folgetruppen wirken bei weitem nicht mehr so kreativ und detailreich ausgearbeitet, wie das bei Tony, Michelle, Cassie und Co. noch der Fall war.
                      So dass ich nun eigentlich gar nicht mehr die ganz große Lust habe, mir noch die verbleibenden Staffeln anzusehen.
                      Vielleicht hat ja jemand, der alles gesehen hat und zwischendurch den gleichen Eindruck hatte, einen Tipp für mich, ob es sich noch lohnt oder nicht.

                      Also, für die ersten beiden Staffeln meine ganz klare Empfehlung. Bis hierhin eine tolle Serie mit interessanten Figuren, Handlungen und mitunter einem ziemlich geilen, britischen Humor. Wer Netflix hat, kann da durchaus mal einen Blick riskieren.

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                      • 6
                        U-Bahnmensch 11.10.2015, 15:37 Geändert 21.01.2016, 12:19

                        Public Enemies, 2009 - Michael Mann

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                        Johnny Depp und Christian Bale. Das hätte richtig was werden können.
                        Irgendwie hatte ich die Hoffnung, dass Depp da mal wieder was gutes getan haben könnte, nach all dem Mist um ihn in den vergangen Jahren. Hat er im Grunde auch. Denn in den paar Dialogen, die "Public Enemies" so zeigt, spielt er einen absolut coolen und packenden John Dillinger. Nur leider gibt es nicht sonderlich viele Dialoge. Viel mehr hat man den Film mit langweiligen Actionszenen aufgefüllt, so dass man fast vermuten mag, da hätte es jemand plötzlich eilig gehabt beim Dreh des Streifens. So können wir weder bei ihm, noch bei seinem Kontrahenten Melvin Purvis (Christian Bale) so etwas wie einen charakterlichen Tiefgang beobachten.
                        So blieb zwischen mir und dem Film immer eine Distanz, die ich trotz allen Bemühungen nicht überwinden konnte und die schließlich zu einem recht langweiligen Film führte.

                        Ich hatte den Film hier im Regal in einer "Ultimate Gangster Collection" oder so ähnlich entdeckt, in der sich ansonsten "Scarface", "Casino" und "American Gangster" befinden. Nun, "Public Enemies" passt in diese Riege absolut gar nicht und kann sich aus meiner Sicht mit keinem dieser wirklich starken Filme messen.

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                          U-Bahnmensch 08.08.2015, 00:29 Geändert 08.08.2015, 00:30

                          Nolans Batman Trilogie - Teil 1
                          „Batman Begins“

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                          Ich mag Batman und ich mag die Filme des Christopher Nolan. Es war also höchste Zeit, mir mal die komplette Trilogie am Stück anzusehen. Die erste Station war logischerweise "Batman Begins".

                          Für mich handelt es sich hierbei, wenigstens teilweise, um den besten Film der Trilogie. Zwar kommt die Story erst ins Rollen, die ganz große Action bleibt vorerst auch aus und die großen Endgegner wie der Joker liegen noch vor uns. Aber atmosphärisch erreicht dieser Teil eine Dichte, die man bei beiden seiner Nachfolger, insbesondere dem dritten Teil, in meinen Augen nicht wiederfindet.
                          Das dystopische Stadtbild Gothams kommt perfekt zur Geltung und ist nicht nur angenehm beklemmend, sondern vor allem glaubhaft inszeniert. Wo seine Nachfolger zu brachialen Übertreibungen an allen Fronten neigen, bleibt dieser Teil noch etwas am Boden, beleuchtet in Ruhe die Anfänge um den schwarzen Rächer und findet dann im angebrachten Tempo zu seiner Dramatik.

                          Schauspielerisch ist er, genau wie seine Nachfolger, über jeden Zweifel erhaben. Aber was hätte man bei Namen wie Freeman, Oldman, Neeson und Bale auch anderes erwartet? Auch wenn ich bei Bale im Blick auf die gesamte Trilogie etwas zwiegespalten bin. Alle Auftritte, die er als der Bruce Wayne hat, den die Öffentlichkeit im Film kennt, spielt er großartig. Den jungen Milliardärs-Erben mit allem was dazu gehört kaufe ich ihm bedingungslos ab. Aber auf der Seite des Batman habe ich immer wieder Momente erlebt, in denen ich seine Darstellungen als nicht allzu glaubhaft empfand. Aber das mag wenigstens anteilig auch der Rolle selber mit all ihren Extremen und Überzeichnungen geschuldet sein. Dennoch fehlt mir in einigen Szenen einfach der gewisse Elan in den Gesichtszügen von Christian Bale. Aber das tut seiner sonst starken Leistung und dem für sich ebenso starken Film selber nicht viel ab.

                          Über die technische Ebene braucht man hier kaum etwas sagen. Nolan hat in früherer Vergangenheit immer wieder bewiesen, dass er momentan einfach zu den großen zählt und lässt uns auch hier nicht im Stich. Unterstützt wird er wie so häufig von Hans Zimmer, dessen Soundtrack es, wie schon so oft schafft, dem Film den finalen Schliff zu geben.

                          Es bleibt ein atmosphärisch starkes und fesselndes Film-Erlebnis, das es schafft all das zum Vorschein zu bringen, was den Batman Mythos ausmacht und das mich schon als Kind begeistern konnte.

                          Nolan erweckt den schwarzen Ritter mit den spitzen Ohren wieder zum Leben und macht mit Teil 1 so viel Lust auf den Rest der Trilogie, dass man zwischen 1 und 2 nicht viel Zeit vergehen lassen kann.
                          Gekonnter Einstieg in eine herrliche Film-Reihe!

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                            Nolans Batman Trilogie - Teil 2
                            „The Dark Knight“
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                            Als „The Dark Knight“ 2008 in die Kinos kam, brach ein regelrechter Hype aus. Aber nicht um den Film selber, nein, um Heath Ledger. Die Leute bestaunten dessen Auftritt als Joker und lobten seine schauspielerische Leistung in den Himmel. Über den Film selber habe ich damals wenig gehört, immer ging es bei allen nur explizit um den Joker.
                            Hier liegt in meinen Augen paradoxer Weise eine der größten Stärken und zugleich die wohl größte Schwäche des zweiten Teils von Nolans Batman Trilogie.
                            Ledgers Darstellung des Jokers ist absolut großartig. Man kann ihm den puren Wahnsinn in absolut jeder Einstellung ansehen und wenn wir beispielsweise an seine Lippenbewegungen denken, muss man sagen, dass der Joker bis ins letzte Detail perfekt umgesetzt ist. Für mich nur fast schon zu perfekt. Der Fokus liegt den gesamten Film über auf ihm und er wird im Vergleich zu Batman selber absolut überinszeniert. So wirkt der schwarze Rächer neben Ledger häufig gerade zu langweilig und uninspiriert. Hier wäre in meinen Augen weniger mehr gewesen, auch wenn die Auftritte des Jokers natürlich schön anzusehen sind. Oder man hätte Ledger einen etwas emotionaleren Batman gegenüberstellen müssen. Jedenfalls entsteht mit Bales häufiger Ausdruckslosigkeit gegenüber dem unfassbar intensiven und präsenten Auftreten des Jokers ein Ungleichgewicht, das dem Film aus meiner Sicht nicht gut tut.
                            Auf der anderen Seite sorgt der Joker wie schon erwähnt für jede Menge Unterhaltung. So inszeniert Nolan um ihn herum ein audiovisuelles Feuerwerk, bei dem ein Höhepunkt den anderen jagt. Das macht Spaß, ist schön anzusehen und hält einen auch problemlos drei Stunden lang wach. Geht aber leider auch auf Kosten der Atmosphäre, die durch Übertreibungen und Überinszenierungen an der Glaubwürdigkeit einbüßen muss, die den ersten Teil für mich so stark machte.

                            Wenn man davon absieht oder sich einfach vollends dem Schauspiel Ledgers hingibt, bleibt aber ein extrem starker Film, der seinem guten Vorgänger weder technisch noch schauspielerisch in etwas nachsteht. Insbesondere zum Ende hin entwickelt der Film eine wundervolle Dramatik und macht uns wie schon sein Vorgänger viel Lust auf den nächsten Teil.

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                              Nolans Batman Trilogie - Teil 3
                              „The Dark Knight Rises“
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                              Mit Teil zwei hatte mich nun endgültig wieder das Batman-Fieber gepackt und der Kindheitsheld machte mir so viel Freude, dass ich das Finale kaum erwarten konnte. Trotz eines wirklich starken Filmes und im Endeffekt dann doch auch würdigen Abschlusses der Trilogie hat meine Euphorie hier leider einen kleinen Dämpfer erfahren.
                              Wo ich in Teil zwei die Über-Fokussierung auf den Antagonisten bemängelt habe, geht es hier nun wieder etwas mehr um unseren schwarzen Rächer. Das ist für sich erst einmal schön, bringt aber leider auch eine Länge in der Mitte mit sich, die gesehen auf die gesamte Trilogie schon fast als atmosphärisches Loch bezeichnet werden kann. Jedenfalls nimmt die Dichte der Inszenierung hier so stark ab, dass es auf jeden Fall auffällt.

                              Wo uns aus dem zweiten Teil noch immer der Joker im Kopf herum schwirrt, bekommen wir nun einen Bane vorgesetzt. Wenn man die Filme direkt hintereinander sieht, kommt man um einen direkten Vergleich leider nicht herum. In einem solchen schneidet der Bösewicht des dritten Teils in meinen Augen alles andere als gut ab. Er wirkt auf mich plump und uninspiriert, auch wenn versucht wurde, seiner Rolle durch den Handlungsstrang im Gefängnis etwas mehr Tiefgang einzuhauchen. So wirkt es fast, alles sei das schlimmste Übel mit dem Joker schon längst abgewandt und als würde das zentrale Problem des Helden im Abschied von Alfred liegen.
                              Die Dramatik, die Banes Angriff auf die Stadt mit sich bringt, war für mich so erst relativ spät wirklich präsent und wurde viel mehr durch die apokalyptischen Aufnahmen der Stadt, als durch ihn selber erreicht.
                              Mal abgesehen vom etwas langweiligen Bane, liefert uns der finale Teil der Trilogie aber so ziemlich alles, was die beiden Vorgänger stark machte: starkes Schauspiel bis in die Nebenrollen, technische Höchstleistungen auch hinter der Kamera und dazu ein wie erwartet starker Zimmer Soundtrack.
                              Daraus resultiert eine atmosphärisch starke Endzeitstimmung vor allem im letzten Teil des Filmes.
                              Mit dem Ende selber schenkt uns Nolan die wohl schönste Szene der gesamten Trilogie und verhilft dem ansonsten eventuell etwas hinter seinen Vorgängern hinkenden Film dazu, die Reihe vernünftig abzuschließen.

                              Mit der Batman Trilogie hat Nolan etwas Tolles geschaffen. Er belebt den Mythos vom selbstlosen Helden im Fledermaus-Anzug und macht ihn für uns erneut glaubhaft und greifbar. Das wirklich schöne an Batman ist doch, dass wir uns, sofern wir es wollen, vorstellen können, dass ein solcher Held wirklich existieren könnte und dass all das, was einen solchen Helden ausmacht in einem jedem von uns steckt. Dass ein Mensch mit den richtigen Werten in der Lage ist das „Böse“ zu bekämpfen. Die Grenze zwischen Mensch und Held verschwimmt in dieser Trilogie zum märchenhaften Mythos und uns wird auf einmalige Art und Weise die potenzielle Größe und Macht des Individuums aufgezeigt.

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                                U-Bahnmensch 29.07.2015, 00:28 Geändert 29.07.2015, 00:30

                                Der Film wirkte auf mich wie der bemühte Versuch, sehr sehr jungen Zuschauern Shakespeare näher zu bringen.
                                Erinnert Ihr Euch an dieses Gefühl als Kind, wenn Euch jemand Erwachsenes etwas schmackhaft machen wollte, dabei aber kläglich scheiterte und eine völlig falsche Vorstellung davon hatte, was Kindern eigentlich so gefällt und was nicht? Genauso ging es mir mit diesem Streifen. Irgendwo zwischen sich selber nicht allzu Ernst nehmender Kostüm-Klamauk ala Kasperle Theater und dem Shakespeare Stoff, windet sich dieser Film bemüht hin und her, kann sich jedoch nie für eins entscheiden, bis er sich schließlich in der totalen Belanglosigkeit verliert.

                                "Historienfilm, Komödie, Erotikfilm"
                                Hmm! Vielleicht hat mich dieser Film auch einfach nur auf dem falschen Fuß erwischt, aber in meinen Augen funktioniert er als nichts davon.

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                                • 8 .5
                                  U-Bahnmensch 29.07.2015, 00:12 Geändert 21.01.2016, 12:01

                                  Menschenfeind, 1998 - Gaspar Noe

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                                  Ein Film, der sofern man sich darauf einlässt, die kleine Welt ums eigene Sofa in eine zermürbende Tristesse verwandelt und einem mit seinem absolut kompromisslosen und ungeschönten Pessimismus und Zynismus den ein oder anderen Schlag in die Magengrube verpassen kann. Das fühlt sich nicht schön an, birgt aber definitiv auch eine kaum greifbare Faszination, der man sich durchaus mal stellen kann. Kein Meisterwerk in meinen Augen, aber dennoch ein interessanter und sehenswerter Streifen.

                                  Ich würde jedoch jedem von einer Sichtung abraten, der mit dieser Welt gerade irgendwie nicht so ganz im Reinen ist oder eine deprimierende Phase in seinem Leben durchmacht. Dieser Film zielt rücksichtslos darauf ab, bei seinem Zuschauer Dinge auszulösen, denen man sich vielleicht nicht immer stellen möchte oder kann.
                                  Definitiv auch nichts für einen romantischen Pärchenabend vor dem Fernseher oder etwas, das man sich angeheitert mit den Kumpels antun sollte. Einer der Filme, für die man eine gewisse Ruhe und Ausgeglichenheit mitbringen muss.
                                  Ist das gegeben, kann man hier ein packendes Erlebnis erfahren!

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                                  • U-Bahnmensch 28.07.2015, 23:56 Geändert 28.07.2015, 23:57

                                    Wie kann dieser Mann nach seiner unfassbaren, wenn auch kurzweiligen Leistung in Lynchs Lost Highway hier nur 8 Fans haben? Ist nun ein paar Tage her und er will mir schlich nicht aus dem Kopf! Einfach Wahnsinn, was er hier geschaffen hat!

                                    https://www.youtube.com/watch?v=qZowK0NAvig

                                    Ohne seine genialen Auftritte, wäre dieser herrliche Streifen nicht halb so schön gewesen!

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                                    • 10
                                      U-Bahnmensch 28.07.2015, 23:52 Geändert 21.01.2016, 12:02

                                      Lost Highway, 1997 - David Lynch

                                      ............................................................

                                      Meine erster Lynch und dann gleich so eine Gewalt von Film!
                                      Zwei geschlagene Stunden, in denen man scheinbar in eine kleine Parallelwelt eintaucht und sich, sofern man denn will, vollends einer wunderschönen, eindringlichen Albtraum-Vision hingeben kann, die nicht selten psychedelische Züge annimmt und die Grenze zwischen Realität und Fantasie auf wundersame Art und Weise verschwinden lässt.

                                      Die wahnsinnig intensiven Bilder bleiben auch ein paar Tage nach dem Schauen noch im Kopf, wenn ich zum Beispiel an die brachial gut inszenierten Auftritte des mephistophelischen Mannes mit dem bleichen Gesicht denke!
                                      Der dazugehörige, schrille, unorthodoxe, aber perfekt passende Soundtrack und die starken Leistungen der Schauspieler, insbesondere die Robert Blakes als weiß geschminkter Mistery Man, machen diesen Film zum unvergesslichen Erlebnis!

                                      Ein Film, der nicht danach fragt verstanden zu werden. Ein wundersames Ding, von dessen auf so schöne Art verdrehten Bildern man sich einfach berieseln und verzaubern lassen sollte.

                                      Ein absoluter Hochgenuss für jeden Filmfan!
                                      10/10 von mir!

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                                      • 10
                                        U-Bahnmensch 26.06.2015, 21:03 Geändert 21.01.2016, 12:03
                                        über Geister

                                        Geister, Lars von Trier
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                                        Lars von Triers außergewöhnliches Serien Werk wird hier als "Drama, Horrorserie, Mysterythriller" angegeben. Das ist richtig und auch falsch, denn "Geister" ("Riget") ist zugleich alles und nichts davon und irgendwo sicherlich auch noch viel mehr. Diese Serie auf ein Genre zu begrenzen scheint jedenfalls absolut unmöglich, da es sich um ein wundervoll skurriles, vielschichtiges Werk handelt, dass seinen Zuschauer über acht bis zehn Stunden Laufzeit immer wieder zu überraschen und verwirren weiß. Der junge Von Trier schmeißt tief schockierende, dramatische, mysteriöse und auch zum Bersten komische und vor genial schwarzem, skandinavischen Humor nur so triefende Elemente in einen Topf, rührt die Suppe gründlichst um und würzt dann großzügig mit allerlei Aussagen über das Leben, den Tod und alles dazwischen, die oft erst auf den zweiten Blick auch als solche zu erkennen sind. Es entsteht ein Gesamtbild, dass gleichermaßen verstörend wie faszinierend und unterhaltsam ist.

                                        Am Ende jeder Episode tritt der zu dem Zeitpunkt noch sichtlich junge Lars Von Trier vor einen roten Bühnenvorhang und fängt seinen Zuschauer mit sehr viel Feingefühl auf, reflektiert das Gesehene und macht mit ein paar meist gut gewählten Worten so viel Lust auf die nächste Folge, dass ich nun ein paar Nächte am Stück deutlich länger aufblieb, als ich es geplant hatte.

                                        Die Serie steigert sich dabei von Folge zu Folge kontinuierlich. Also nicht wundern, wenn es in der ersten Episode noch sanft bleibt. Es kommt häppchenweise, bis man nach Folge 8 dann plötzlich so satt ist, dass man es selber kaum fassen mag!

                                        Klare Empfehlung von mir für eine Serie, die anscheinend noch nicht allzu viele kennen. Sie ist es allemal wert gesehen zu werden! Auch die Deutsche Synchro geht absolut in Ordnung. Die Serie ist bei uns in einer Box von Arte zu erhalten.

                                        Es lohnt sich!

                                        Beste Grüße

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                                        • 10
                                          U-Bahnmensch 21.06.2015, 20:27 Geändert 21.01.2016, 12:03

                                          Blade Runner - Ridley Scott, 1982

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                                          Auf Ridley Scotts "Blade Runner" habe ich mich schon lange gefreut. Zum einen, weil ich Dystopien grundsätzlich extrem spannend finde, zum anderen, weil ich über diese schon so viel Gutes gehört und gelesen habe. Nicht zu Unrecht, wie ich gestern Abend während eines gebannten DVD-Abends feststellen sollte.

                                          Blade Runner zeichnet ein atmosphärisch nahezu unheimliches und in jeder Hinsicht absolut einzigartiges Bild einer Menschheit und ihres Heimatplaneten in naher Zukunft. Ein dystopisches Bild, geprägt von Armut und Untergang, das in nicht wenigen Szenen an eine völlige Apokalypse erinnert.
                                          So reich an Motiven und Symboliken, dass ich wohl noch ein paar Sichtungen brauche, um diesen Film wirklich zu verstehen, reichte bereits diese erste, um einen absolut einmaligen Eindruck bei mir zu hinterlassen.

                                          Die perfekte Komposition aus den genial inszenierten Bildern des wundervoll detailreichen Settings und dem Ton aus Vangelis umwerfenden Soundtrack versetzt den Zuschauer in einen fast schon psychedelischen Zustand, der einen mehr als interessanten, sowie gleichermaßen ungewöhnlichen oder gar skurrilen Blick auf die Geschehnisse erlaubt und eine Vielzahl von ethischen Fragen in ein wirklich wundersames Licht stellt.

                                          Starker Harrison Ford, noch viel stärkerer Rutger Hauer, der uns nach seinem letzten Auftritt im Film mit einem gleichermaßen unbehaglichen, sowie auch schönen Gefühl zurück lässt.

                                          „Ich habe Dinge gesehen, die Ihr Menschen niemals glauben würdet: Gigantische Schiffe, die brannten, draußen vor der Schulter des Orion. Und ich habe C-Beams gesehen, glitzernd im Dunkeln, nahe dem Tannhäuser Tor.
                                          All diese Momente werden verloren sein in der Zeit, …so wie Tränen im Regen.
                                          …Zeit zu sterben.“

                                          Absolut gekonnter Gänsehaut Moment, so macht Film Spaß! Ich freue mich jetzt schon darauf, diesen Film nochmal zu sehen, obwohl ich bis dahin wohl noch ein paar Wochen verstreichen lassen werde.

                                          10 von 10, ohne jede Frage! Ganz große Empfehlung an alle, die wie ich den Kinostart schlicht noch nicht miterlebt haben oder anderweitig um dieses Meisterwerk gekommen sind!

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                                          • 6 .5
                                            über Memento

                                            Nach der ersten Sichtung von Nolans "Memento" habe ich ehrlich gesagt den Eindruck, dass hier ein an sich recht kleines etwas in eine viel zu große Verpackung gesetzt wurde. Klar, die beiden Erzählstränge und die Art, wie diese miteinander verpflochten sind, sind auf den ersten Blick recht beeindruckend, aber wenn man mal versucht das ganze nüchtern zu betrachten, bleibt für mich nicht mehr als ein durchschnittlicher Thriller. Auch Guy Pearce in der Hauptrolle war für mich nicht gerade eine Offenbarung, sondern viel eher eine nicht wirklich erwähnenswerte Durchschnitts-Leistung.
                                            Vielleicht muss ich ihn auch einfach ein zweites Mal schauen, aber die ganzen Lobpreisungen hier sind für mich nach der Erstsichtung kaum nachvollziehbar. Da habe ich schon besseres von Nolan gesehen!

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                                            • 9 .5
                                              U-Bahnmensch 06.06.2015, 23:32 Geändert 21.01.2016, 12:04

                                              Murder in the First, 1995 - Marc Rocco

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                                              Man kann sich kaum etwas furchtbareres vorstellen, als einem anderen Menschen bedingungslos ausgeliefert zu sein. Seine Freiheit, seine Würde und seinen Stolz zu Gänze zu verlieren und von Tag zu Tag mehr und mehr die Kontrolle über die eigene Existenz aufgeben zu müssen.

                                              In eben diese Rolle schlüpft Kevin Bacon als Henri Young im wie ich finde genialen Gerechtigkeits Drama "Murder in the First". In diese Misere gerät er im Endeffekt einzig und allein, weil er eines Tages 5 lausige Dollar stahl. Was als einst kurzweilige Inhaftierung im Amerikanischen "Abschreckungs-Knast" Alcatraz beginnt, endet nach einem Fluchtversuch schließlich in einer Jahre langen Folter-Gefangenschaft durch den Co-Gefängnisdirektor Mr. Glen (Gary Oldman).
                                              Christian Slater, der als frisch studierter Anwalt den Fall des Henry Young als Pflichtverteidigung übernimmt, muss sich zwischen einer aussichtsreichen Karriere in der Kanzlei seines Bruders und der Bewahrung seines reinen Gewissens und der Wahrung seiner Werte entscheiden. Schließlich entwickelt sich das Schicksal des Henry Young zum medial beachteten Politikum, welches schließlich gar die Schließung des Insel-Gefängnisses zur Folge haben sollte. Das mag alles erst einmal nicht allzu besonders, oder gar nach dem Grundgerüst eines jeden Gerechtigkeits-Dramas klingen, aber der Film weiß weit mehr zu bieten. Neben einer starken Regie und dem gelungen Soundtrack fällt vor allem das wirklich atemberaubende Schauspiel von Kevin Bacon auf. Ich bin sonst kein besonderer Bacon Fan, aber das hier ist mit keinem anderen Wort als "genial" zu beschreiben. Er zeigt uns den tiefen Fall eines Menschen bis zur totalen Selbstaufgabe. Wie es ist die Kontrolle zu verlieren und wie ein Mensch aussieht, den jegliche Hoffnung auf Besserung oder überhaupt der Glaube an eine Zukunft verlassen hat. Im Verlaufe des Filmes findet er in sehr sehr kleinen Schritten zurück zur Realität und erarbeitet sich mit Anwalt Stamphill und dessen Hilfe Stück für Stück seine sozialen Fähigkeiten wenigstens in Ansätzen zurück. Diese Darstellung ist so beklemmend und intensiv und vom Regisseur so gut in Szene gesetzt, dass der Film einen emotional wahrlich packen kann.
                                              Auch Oldman und Slater spielen großartig. Einzig William Macey gefiel mir hier mal
                                              nicht so besonders und kommt in einer hier eher unauffällig gespielten Rolle nicht an andere Erfolge heran. Aber das tut dem ansonsten perfekten Cast und dem sehr gelungen Film am Ende nichts ab.

                                              Ein Film der klar macht, dass an einem so brisanten Ort wie einem Gefängnis starke Kontrollen und Regularien unabdinglich sind, da nichts geringeres als menschliche Schicksale auf dem Spiel stehen. Ein harter, beklemmender Film, der nachdrücklich an das Gerechtigkeitsempfinden seines Zuschauers appelliert und überaus deutlich macht, dass man einen Menschen niemals zu schnell verurteilen sollte und dass das Schicksal eines Menschen niemals Spielball auf einer politischen Bühne werden darf.

                                              Klare Empfehlung meinerseits für einen emotionalen und intensiven Film und die die brachiale Darstellung des geistig gebrochenen Menschen durch Kevin Bacon!

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                                              • 9 .5

                                                Million Dollar Baby - 2004, Clint Eastwood.

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                                                Ich hatte mit "Million Dollar Baby" so meine Zweifel. Zwar habe ich durch Filme wie "Gran Torino" und "Mystic River" die neuzeitlichen Arbeiten des Clint Eastwood lieben gelernt, doch hatte ich die Befürchtung, dass dieser Film zu klischeehaft sein würde. Ich meine, ein alter Boxtrainer mit festgefahrenen Vorstellungen und eine junge, arme Frau, die sich in dieser Männerdomäne durchsetzen und es allen zeigen will? Da vermutete ich irgendwie, mit dieser einzeiligen Zusammenfassung schon die gesamte Handlung zu kennen.
                                                Die starke Wertung wird nun wahrscheinlich schon verraten haben, dass ich eines besseren belehrt wurde. Doch lag ich mit der leicht Klischee behafteten Story gar nicht mal so falsch. Aber, und das zeichnet den Film aus, er schafft es, dass dieser zunächst vermeidlich gewollte Plot schnell in den Hintergrund geschoben wird.

                                                Neben einem für meinen Geschmack recht unerwarteten Ende bzw. der darin enthaltenen sehr starken Wendung lag das hauptsächlich an den absolut fantastischen Leistungen von Swank und Eastwood selber.
                                                Hilary Swank haucht der jungen Boxerin Maggie Fitzgerald derart viel Power, Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen ein, dass man glatt glauben könnte, der Boxsport sei seit jeher Frauensache. Dem Plot geschuldet am Anfang noch etwas verhaltener, sieht man vor allem im grandiosen Mittelteil in jedem ihrer Blicke und ihrer gesamten Körpersprache, dass die Leinwand nur ihr gehört und das sie ihr auch niemand mehr nehmen kann. Das Kinojahr 2004 ist mir ohne nachzuschauen nicht präsent, aber egal was da noch war, den Oscar als beste Hauptdarstellerin hat sie sich in jedem Fall verdient!
                                                An ihrer Seite beweist Eastwood, wie schon so oft, dass er der vielleicht aller beste seines Faches ist, wenn es darum geht als Hauptdarsteller und Regisseur zugleich an einem Film zu wirken. Dabei fiel mir hier, wie schon in Gran Torino auf, dass seine Schauspiel Leistungen dabei von Jahr zu Jahr besser werden. Von seinen Western kenne ich nur ein paar, aber seine dortigen Auftritte sind für meinen Geschmack kein Vergleich zum alternden Eastwood. So ist auch in Million Dollar Baby schnell zu erkennen, dass er es perfekt beherrscht sich selbst in Szene zu setzen. Nahezu jeder Moment mit, nahezu jegliche Regung in seinem Gesicht wirkt perfekt durch inszeniert. Durch die Kombination aus Schauspiel und Regie schafft er es seinen Filmen genau das mitzugeben, was er möchte. Und das sieht man dem vollendeten Werk auch deutlich an.
                                                Neben diesen beiden schauspielerischen Naturgewalten dümpelt dann am Rande auch noch ein Morgan Freeman herum, der seine Sache zwar wie gewohnt super macht, aber eben auch 'seine' Sache macht. So hat man hier durchaus das Gefühl, dass er mal wieder sich selbst spielen würde. Ob das nun gut oder schlecht ist weiß ich nicht. Vom subjektiven Eindruck her war er mal wieder großartig und fügte sich stark ins Gespann aus Eastwood und Swank ein, etwas objektiver betrachtet könnte man ihm aber durchaus vorwerfen, dass er nicht gerade der innovativste Arbeitnehmer im Geschäft des Schauspiels ist.

                                                Das tut dem Film jedoch natürlich nichts ab. Dieser kann neben den darstellerischen Glanzleistungen auch mit einem sehr gefühlvollen Soundtrack und einem Plot aufwarten, der definitiv für Überraschungen sorgt, die zunächst vermutlich sauer aufstoßen, dem Film im Endeffekt aber einen absolut nötigen Dämpfer verpassen, der es ermöglicht, das zuvor gesehene aus einem ganz anderen Blickwinkel zu betrachten und die wahre Botschaft und Schönheit des Filmes so in ein ganz anderes Licht zu rücken.

                                                "Million Dollar Baby" weiß eine Menge zu erzählen von Träumen, Hoffnungen, Freundschaft und auch über das Leben selber. Drei fantastische Schauspieler, eine wahnsinns Geschichte und einen mehr als fähigen Mann hinter der Kamera.
                                                Mehr braucht es für einen tollen Film nicht!

                                                9,5 / 10 und eine klare Empfehlung von mir!

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                                                  U-Bahnmensch 25.05.2015, 14:58 Geändert 21.01.2016, 12:05

                                                  Harold and Maude, 1971 - Hal Ashby

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                                                  Diesem Film gelingt ein absolut einzigartiger Spagat zwischen geballter Komik und großen Gefühlen. Auf der Seite der Komik einfach nur herrlich und wirklich zum totlachen, auf der emotionalen Seite extrem berührend, wenn auch etwas träumerisch und kitschig. In jedem Fall ein absolut kultiger Klassiker, der nach gut 40 Jahren kaum gealtert ist und wenn, dann zum positiven! Die drei Hauptdarsteller spielen wirklich genial, schaffen auf der einen Seite eine Situationskomik, wie sie die größten Komödien nicht übertrumpfen könnten und sind gleichzeitig in der Lage die ernsthaftere, emotionalere Komponente des Filmes nicht abgedroschen wirken zu lassen!

                                                  Charmant, überaus lustig und definitiv auch etwas fürs Herz.
                                                  Klare Empfehlung von mir!

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                                                    U-Bahnmensch 23.05.2015, 23:55 Geändert 21.01.2016, 12:06

                                                    Donnie Brasco, 1997 - Mike Newell

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                                                    Als ich das letzte Mal "Donnie Basco" sah, schlief ich nach etwa der Hälfte ein.
                                                    Das lag allerdings Gott weiß nicht am Film, ich werde wohl einfach eine anstrengende Woche hinter mir gehabt haben.
                                                    Denn Donnie Brasco ist tatsächlich ein alles andere als langweiliger Film. Im Gegenteil - "Donnie Brasco" zeigt die wahnsinnig spannend inszenierte Geschichte um Mafiosi Lefty Ruggiero (Al Pacino) und den verdeckten FBI Ermittler Joe Pistone alias Donnie Brasco (Johnny Depp), die auch eine gekonnt eingebrachte emotionale Komponente bietet und noch dazu auf einer wahren Begebenheit beruht. Der Film legt dabei das Haupt-Augenmerk auf den inneren Konflikt, welcher von Pistone Besitz ergreift, nachdem dieser sich immer besser mit Lefty anfreundet. Außerdem äußert der Film auch Kritik an der Wertschätzung, welche die Gesellschaft Personen wie Pistone entgegenbringt, die ihr Leben für eine gute Sache riskieren und am Ende lediglich mit einem 500$ Check und einem formellen Handschlag seitens eines unehrlichen Politikers dafür entlohnt werden, obwohl sie für diese Sache nicht nur eine Freundschaft und ihre Familie aufgeben mussten, sondern auch ihre Ideale und Prinzipien und somit schlussendlich auch sich selber.

                                                    All das verkörpert Johnny Depp hier so unfassbar gut, dass wir uns als Zuschauer nur fragen können, warum dieser geniale Schauspieler in den letzten Jahren bloß nur noch so einen Mist spielt. Neben seiner Darstellung als Raoul Duke und seiner Leistung in Blow wohl meine absolute Lieblingsrolle von ihm.
                                                    Zu Al Pacino braucht man wohl kaum ein Wort verlieren. Wenn dieser Name auf dem Cover eines Gangster Filmes steht, hat das grundsätzlich etwas gutes, um nicht zu sagen etwas großartiges zu bedeuten. Das beweist er hier wie schon in so vielen anderen Genre Vertretern erneut mit Bravur. Auch harmonieren die beiden im zum Teil recht undurchsichtigen Wechselspiel zwischen Freund und Gegner wunderbar und schaffen so ein grandioses Filmerlebnis. Abgerundet wird der Cast von Michael Madsen, der hier trotz solider Leistungen in meinen Augen nicht ganz an seine Leistungen in den Tarantino Filmen herankommt.

                                                    Insgesamt liefert "Donnie Brasco" einen extrem starken Beitrag zum Mafia/Gangster Genre, der trotz richtig stark umgesetzter Drama Elemente nichts an Coolheit einbüßen muss und somit ein absolut kultiges Gesamtbild liefert. Klasse Schauspieler, wunderbarer Soundtrack und ein durch und durch spannender Plot, der sogar realen Ereignissen zu verdanken ist.

                                                    Wer das noch nicht gesehen hat, dem sei geraten es nachzuholen!

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