YupYum - Kommentare
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Alle Kommentare von YupYum
Die Weltöffentlichkeit fiebert einer Sternstunde der Passagierfluggeschichte entgegen: Die „Starflight One“ 💫 wird mit dreifacher Schallgeschwindigkeit in zwei Stunden von Los Angeles nach Sydney düsen. Daß Konstrukteur Josh Gilliam (Hal Linden) noch von Problemen mit dem Antrieb spricht, wollen die Verantwortlichen des Spektakels nicht hören. Der Jungfernflug verläuft zuerst auch reibungslos, bis die „Starflight One“ mit dem Wrackteil eines zerstörten Rakete mit Satelliten kollidiert, die der olle Freddie (Terry Kiser) kurz zuvor aus reiner Geldgier Richtung Mond abschoss. Der mit Cervelat-Prominenz vollbesetzte Super-Jet steigt manövrierunfähig immer höher. Im Orbit, jenseits der Erdatmosphäre, beginnt eine dramatische Rettungsaktion, bei der Captain Cody Briggs (Lee Majors) stets einen kühlen Kopf und eine dicke Lippe bewahrt. Seine Freundin Erica (Laura Hutton) ist zum Glück auch mit an Bord…
Regisseur Jerry Jameson hatte sich schon mit „Airport ’77 - Verschollen im Bermuda-Dreieck“ (1977) an den Boom der Flugzeugkatastrophen-Filme der 70er-Jahre (weitaus besser) angehängt. Hier gab er noch einen in Sachen Überschall einen drauf, denn der Reiz der Concorde war auch schon durch. Irrtümlich wurde der Film oft als „Airport V“ bezeichnet, er war jedoch nie Teil der Reihe*.
John Dykstra‘s miese Trickkiste (Oscar für „Star Wars; 1977) kam im bewährten Rezept „Technisches und menschliches Versagen, Heldentum und Zusammenbrüche im Angesicht des Todes“ nur noch kleinlaut weg, die hier gezeigten physikalischen Gegebenheiten im All sind ein Hohn für jeden Hobby-Astro-Physiker, und der TV-Trash „Starflight One“ (1983) setzte dem ✈️-Katastrophen-Genre endgültig den Todesstoss.
Ray Milland, der seriöse Mann Hollywoods mit Glatze, ist noch mit beim Bodenpersonal dabei und allerlei beliebiges Passagier-Beigemüse, wobei die schrecklichen 80s-Föhnfrisuren jeder einzelnen der Damen gleich eine goldene Himbeere zu eigen wert wäre. Lalo Schifrin‘s typische und routinierte Katastrophenthriller-Musik raubt einem den letzten Nerv.
Kollektiv strahlend beim Einsteigen und Begrüssungsapero 🥃, dann kollektiv entsetzte Gesichter, und am Schluss mit dem obligaten Hugi-Hugi - auch das ist beim Überschall-Trash „Starflight One“ (1983) nicht anders. Doch aus dem Drink an der Beach von Sidney ist leider nichts geworden.
*Muss ich wegen diesem Film nun noch die ganze „Airport“-Serie besprechen? Mir graut schon davor…
(Kurzkommentar:)
Dass der Film so durchgehend erstaunlich gute Wertungen geniesst, muss wohl daran liegen, dass das Schmachtdrama „E.T. - The Extra-Terrestrial“ (1982) vom überschätzen Bonvivant Spielberg von den Leuten hier wahrscheinlich allesamt als Kinder im damaligen Kino-Besuch mit den Grosseltern gesehen wurde. Für mich wird in dieser eindimensionalen Geschichte so vorsätzlich auf die Tränendrüse gedrückt, dass es schmerzt - alles untermalt von der wahrscheinlich triefigsten Soundtrack-Musik der ganzen Filmgeschichte (neben den Streicherfäden vielleicht in den Epen eines David Lean). Komponist John Williams macht einem den Gar aus, die Kinder sind nicht sonderlich sympathisch, die Militäreinlage wirkt aufgesetzt, nur E.T.‘s Augen kullern halt so schön.
Funken speiende Kabel, in die Tiefe ratternde Aufzüge, Feuerwalzen, die sich hinter Türen bedrohlich auftürmen, explodierende Helikoper, brennende Vintage-Möbel (die heutzutage wieder voll im Trend sind!), reissende Rettungsböjen, verkohlte Rüben, hysterische Frauen und ihre heroischen Männer - nichts, was zu einem echten Katastrophendrama dazugehört, wurde beim Kassenhit „The Towering Inferno“ (1974) ausgelassen - und der Film ist auch erstaunlich gut gealtert.
In London brannte 2017 übrigens auch so ein Skyscraper - der Grenfell Tower - und ausgerechnet zu diesem Film wurden im Nachhinein Parallelen gezogen, was den Brandverlauf und die hier bemängelden Sicherheitsvorkehrungen betrafen. So einen visionären Authentizitätsfaktor kam vielleicht gerade mal noch „Einsame Entscheidung“ (1996; mit Kurt Russell) zu Gute, der damals schon den 11. September 2001 vorwegnahm.
Mit Steve McQueen und Paul Newman in den Hauptrollen - ihre stahlblauen Augen leuchten kontrastreich im orangen Feuer. Weiter an Bord: William Holden als Gastgeber Jim Duncan, sein missratener Schwiegersohn Richard Chamberlain und die geladenen Gäste Faye Dunaway (die in ihrer Rolle völlig unterfordert ist), Fred Astaire (der nichts zu tanzen hat), Susan Blakely (die schon an die Scheidung denkt) und vielen weiteren A-Proms der 70s.
Der Kontrast lodernde Flammen zu den flatternden Cocktail-Kleider und schiefhängenden Fliegen ist schon eine dramaturgische Leistung - zum Glück bleibt die Bar lange unversehrt, so eine Hitze gibt nämlich auch gehörig Durst!
Easy Listening-Chanteuse Maureen McGovern säuselt das Titellied „We May Never Love Like This Again“ auf der Bühne (mit Band), John Williams‘ wie gewohnt triefige Klassiktöne sind wieder ausgesprochen pathetisch, passen aber zum Szenario.
Ganz schlimm die Idee jedoch, dem Klassiker 2003 eine neue Synchro zu verpassen: Eine bessere Garde als das deutsche Synchronsprecherteam in den Siebziger- und Achzigerjahren ist gar nicht möglich - weshalb mit unnötiger Arbeit damit den Zuschauer vergällen? So ist der Film einfach nicht mehr das Gleiche!
Erstaunlich prophetisch, wie hier in der letzten Einstellung noch „der Segen“ moderner Technik zu Recht von McQueen verteufelt wird - 165 Minuten Spieldauer sind mir persönlich mit quasi einem einzigen Schauplatz dann doch etwas zu lange.
„Are you ready, Roy?“ – „I was born ready!“
Die Truckfahrer Bandit (Burt Reynolds) und Cledus (Jerry Reed; steuerte auch die coolen Countrysongs bei) akzeptieren die Herausforderung, eine Ladung von 400 Kisten Coors-Bier aus Texarkana, Texas in einer bestimmten Zeit ans Ziel in Atlanta, Georgia zu bringen - as Bier 🍺 ist in Texas nämlich der örtlichen Lebensmittelkontrolle nicht mehr genehm! Zunächst geht alles gut, aber dann nimmt Bandit die hübsche Anhalterin Carrie (Sally Field; noch im Hochzeitskleid) mit, die gerade ihren angehenden Ehemann Junior (Mike Henry) am Altar stehengelassen hat. Und als Junior (Mike Henry) mitbekommt, was passiert ist, machen er und sein Vater, der olle Sheriff Buford T. „Smokey“ Justice (Jackie Gleason) mit seinem blöden Stetson Jagd auf die beiden Trucker. Die heisse Verfolgung auf dem Highway kann also beginnen, denn der verbissene alte Trottel ärgert sich grün und blau über den Dishonor, der grade seinem bescheuertem Sohn angetan worden ist…
Der Car-Crash-Klassiker „Smokey And The Bandit“ (1977) mit seiner Anti-Autoritäts-Anspruch kostete grad mal läppische 4,3 Millionen US-Dollar Produktionskosten und spielte ca. 300 Millionen US-Dollar ein - schlechte Fortsetzungen waren also vorprogrammiert.
Burt Reynolds ist bis heute der ultimative Siebzigerjahre-Schnauzer schlechthin, coole Sprüche gehen ihm locker von der Lippe, und die entlaufene Sally passt als weibliches Contrecoeur auch faustdick zu ihm - der Spass am Set dieses schrägen Duos schwappt locker auf den Zuschauer hinüber.
Interessant finde ich Jackie Gleason himself, denn der Schauspieler war auch begnadeter Big-Band-Leader und seine unzähligen Easy Listening-Platten waren ebenso toll, wie die eines Les Baxter oder Martin Denny:
Meine Favoriten unter seinen Platten: „Lonesome Echo“ (1954, Cover Art von Salvador Dalí), „(Jackie Gleason Presents Lush Musical Interludes For) That Moment“; (1959), „Oooo“ (195?; mit den Stimmen des Artie Malvin-Chors) und die 10-Inch „Music For Lovers Only“ (1953; mit seinem traumhaften Bildumschlag).
Der Film greift wunderbar die zunehmende Popularität von CB-Funk in den 1970er Jahren auf. Im Originalton wird bei der Benutzung des CB-Funks ein idiosynkratischer „CB-Slang“ verwendet. CB-Funk war schon eine tolle Sache damals!
Der leicht anarchistisch gefärbte und wüstenstaubige Non Sense hat eigentlich gut gealtert, nur mir persönlich liegt die ganze Macho-Attitüde einfach nicht so grob. Darum lassen Sie sich den Spass nur um Gottes Willen durch mich nicht trüben!
„Ist alles, was wir sehen oder scheinen, nichts als ein Traum im Traum?“
(Edgar Allan Poe)
Kurz vor der Feier ihres hundertjährigen Bestehens wird die scheinbare Idylle des kalifornischen Küstenortes Antonio Bay empfindlich gestört. Es kommt zu mysteriösen Ereignissen: Pünktlich zur Geisterstunde hupen Autos von selbst, Benzin läuft aus den Zapfsäulen, Telefone klingeln wie verrückt und ein unheimlicher Nebel zieht auf. Offensichtlich hängt dies alles mit einer verhängnisvollen Begebenheit zusammen, die die Gründung der Stadt erst ermöglichte: Einst wurden dem Schiff 🚢 „Elizabeth Dane“, dessen reicher Kapitän Blake (Rob Bottin) beabsichtigte, eine Lepra-Kolonie zu gründen, aus Geldgier absichtlich falsche Leuchtturmsignale gesendet, so dass es in den Fluten des Meeres versank, und alle Besatzungsmitglieder den Tod fanden. Die Zeit der Rache scheint gekommen zu sein…
Gelobt seien die, die in diesen unheimlich beleuchteten weissen Nebelschwaden noch ihre Retro-Chic-Erfüllung finden, Verständnis sei denen entgegen gebracht, die heutzutage nur noch müde darüber lächeln können.
Als ich damals den Film als Jugendlicher am TV sah, hat er mir jedenfalls das Blut in den Adern gefroren, ich bewunderte den minimalisten Effekt, mit dem das Maximum herausgeholt wurde - heute hat das Küstendrama von John Carpenter‘s Horror-Sagen-Mär „The Fog“ (1980) diesen einmaligen Grusel-Effekt auch nicht mehr ganz.
Trotzdem muss ich dem Film höchste atmosphäre Tiefe zugestehen, seine beinahe imaginären Schockeffekte sind einfach toll. Neben Don G. Smith wurde Carpenter generell und eigentlich mehr noch bei „The Fog“ maßgeblich durch die Werke von H. P. Lovecraft beeinflusst, auch die suggestive Musik hat er selbst komponiert und beigesteuert.
Und ich sehe Jamie Lee Curtis und ihre Mutter Janet Leigh halt auch wahnsinnig gern, ebenso Hal Holbrook als Priester Malone, leicht versoffen, in seinem typisch verschrobenen U.S.-Kirchlein 💒 .
Mein Favorit ist aber die tolle Easy Listening-DJane Stevie Wayne (Adrienne Barbeau; Carpener‘s damalige Ehefrau) mit ihrer sanft-säuselnden Stimme heraus in ihrem einmaligen Leuchtturm Spyvey Point, hoch über Meer 🌊: So wie sie beabsichtigt, die Bewohner von Antonio Bay in eine ruhige Nacht miteinzuwickeln, umso dramatischer sind dann ihre Warnappelle dann im Lokal-Äther und wie sie im Turm dann selbst in eine beinahe ausweglose Situation gerät.
Auch ich halte hier am Nostalgie-Bonus und den noch immer sehr positiv wirkenden Fragmente des subtilen Schaudern fest und verteile gerne eine wohlwollende Sieben.
Der Ex-Cop und Ex-Rennfahrer Kowalski (Barry Newman; ein bisschen berühmt geworden durch die 70s-Anwaltsserie „Petrocelli“) überführt heute gerne Karren von einem Bundesstaat zum nächsten. Doch mit seiner gefriesten weissen Dodge will er einen Rekord brechen: In 15 Stunden von Denver nach San Francisco brettern - alles möglich, wenn man nur genug Speed und Amphetamine im Blut hat. Die halbe Nation wird auf Kowalski schliesslich aufmerksam, weil der schwarze, angeblich blinde Ober-Geilo-DJ „Super Soul“ (Cleavon Little) die Irrfahrt gleich in der lokalen Radiostation mitkommentiert…
Mal als Teenie spätnachts im TV gesehen, holt mich dieses öde Verfolgungs-Road-Movie „Vanishing Point“ (1971) heute Weiss Gott! nicht mehr ab: Wenn man in der ersten halben Stunde hier lediglich eine Strasse in der Wüste Nevadas sieht und wie darauf dieser obertolle Barry Newman mit seinen hässlichen Kotletten nur ständig seine Verfolger (wie Polypen und Idioten) abhängt, deren Autos 🚙 immer auf dem Dach landen, wird der Langweil-Faktor skrupellos nach oben gepusht.
Richtig ärgerlich werden dann die unzähligen Clichés, die uns hier bis zur Peinlichkeit begegnen: Der coole Macho als PS-Potenz-Raser, die nackte, ständig zu Sex aufgelegte Blondine auf dem Motorrad („Baby, gefall ich dir etwa nicht?“), die Schwuchteln, die man ohne weiteres verdreschen darf, die Ami-Spiesser mit Stetson, die natürlich aus rassistischen Motiven den schwarzen DJ blutig verschlagen (der später wieder ganz unversehrt am Mikro palavern wird).
Diese Idee der Spiesser, sowie der ausweglose Schluss, wurden direkt vom Vorbildsfilm „Easy Rider“ (1969) kolportiert, auch das Konzept der ganzen importierten Musik darin. Nur, im Jahre 1971 war der Boom des U.S.-Psychedelic Rock schon weitgehend zu Ende! Hier hört man eigentlich meistens schlimme „We Love Tschiiiises“-Gospelmusik von den zweitklassigen Delaney And Bonnie (dem Rock-Ehepaar, das im Jahre 1972 auch schon wieder vor dem Scheidungsrichter stand), sowie dem platten Dampf-Heavy-Rock von Leslie West‘s Gruppe Mountain („Mississippi Queen“) und etwas Southern Soul. Sogar die spätere Radio-Hit-Queen Kim Carnes („Bette Davies Eyes“) steuert hier noch einen eigenen drögen Gospelsong bei. Radio-DJs, die einen Film begleiten, machten mir persönlich in „The Warriors“ (1979) und „The Fog“ (1980) mehr Spass.
Die Synchronisation ist ganz schrecklich, nicht mal das Wort „Colorado“ wird hier phonetisch korrekt ausgesprochen. Für mich ist dieser - zugegeben: damals ziemlich erfolgreiche - Film nur noch der Inbegriff von Langeweile und abgestanden Männer-Macho-Fantasien - kein Wunder findet der angestaubte Film bei Tarantino und Eastwood, sowie verschiedenen zweitklassigen Metal-Bands seine Reminiszenzen.
„Des Waldes Dunkel zieht mich an,
doch muss zu meinem Wort ich stehn
und Meilen gehen, bevor ich schlafen kann.“
Sobald brave US-Bürger das Robert Frost-Gedicht von 1922 am Telefon hören, mutieren sie zu roboterhaften Saboteuren, sie sind nämlich eigentliche sowjetinfiltrierte „Schläfer“. Vor Jahren gab ihnen der sowjetische Geheimdienst per Hypnose eine zweite Identität. Mit diesen „schlafenden“ Agenten will der abtrünnige KGB-Mann Dalchimsky (Donald Pleasence) nun einen Weltkrieg anzetteln, da ihm die Kalte Krieg-Entspannungspolitik völlig missfällt. Um ihn zu stoppen, schickt der KGB den Agenten Borzov (Charles Bronson) in den Westen, wo ihn Kollegin und Doppelagentin Barbara (Lee Remick) empfängt.
Der Agententhriller „Telefon“ (1977) bewies schon damals, was wir heute im Handy-Zeitalter tagtäglich vor die Nase gesetzt bekommen: Telefonieren schadet der Gesundheit!
Tyne Daly, die auch als die eine Hälfte des berühmten Detektivs-Duo „Cagney And Lacy“ bekannt wurde, ist als Computerexpertin mit an Bord, und es gibt viele Leute, die ihre Präsenz nie ausstehen konnten. Das Script schrieben Peter Haymes („End Of Days“; 1999) und Oscar-Preisträger Stirling Silliphant („In der Hitze der Nacht“; 1967), Regie führe Altmeister Don Siegel, dem staubige Knacki-Stoffe immer genehm waren.
Charles Bronson sagt wieder (wie immer) eintonal sehr wenig, Donald Pleasence lässt seine Augen wie gewohnt kullern, die köstliche Lee Remick ist wie gewohnt das As im Stapel („Was man nicht alles für den Kommunismus tut!“). Für ihre spassige Performance: fast alle Punkte!
Der teilweise wie ein Western anmutende Roadmovie-Spionageverschnitt kommt einem heute selbst ein wenig verschlafen vor - der Showdown mit einer Spelunken-Schiesserei jedoch, in der das Honky Tonk-Piano munter weiterklimpert, ist jedoch echt gelungen.
Gestern Schund, heute Kult:
Emmeline Lestrange (Brooke Shields) und ihr Cousin Richard (Christopher Atkins; beide noch Kinder) erleiden Anfang des 20. Jahrhunderts Schiffbruch. Zusammen mit dem bärtigen Koch Paddy Button (Leo McKern) stranden sie auf einer einsamen Südseeinsel. Nachdem Paddy stirbt, fehlt den beiden Kindern jegliche Bezugsperson, um den Weg ins Jugendalter und schließlich zum Erwachsenen bewältigen zu können. Völlig auf sich allein gestellt prasseln zunehmend verwirrendere Gefühle auf sie ein. Zunächst reagieren Emmeline und Richard mit Angst auf die Veränderungen, aber dann entwickelt sich eine immer intensivere Zuneigung. Sie verstehen die menschliche Natur und lassen ihrer Lust aufeinander freien Lauf. Aus Richard und Emmeline wird ein Liebespaar, das sich mit der Situation auf der Insel anfreundet, auch Periode und Schwangerschaft werden thematisiert. Eine Rückkehr in die Zivilisation spielt für sie keine Rolle mehr…
Für ihre ehrgeizige Mutter Teri Shields kam jede schlüpfrige Rolle für den Ruhm ihrer Tochter Brooke recht: Sie ließ sie als Model arbeiten, seit sie elf Monate alt war und sorgte dafür, dass sie schon als Zehnjährige von dem Fotografen Garry Gross nackt für die Zeitschrift „Little Woman“ fotografiert wurde. Im Alter von 12 Jahren wurde Brooke Shields durch ihre Rolle als kindliche Prostituierte Violet in Louis Malles Film „Pretty Baby“ (1978) bereits zu einem internationalen Star. 1980 wurde sie mit 14 Jahren schon in die Muppet Show eingeladen, als jünster Gast von allen jemals.
Ähnlich ihrer siamesischen Film-Zwillingsschwester Jodie Foster, geht Brooke heute lieber mit Frauen aus und führt irgendwie ein ziemlich schräges Leben - gut so.
Zwei Jahre nach Louis Malle’s umstrittenem Kunstdrama schliesslich kam das Pseudo-Überlebens-Insel-Sexdramödchen „The Blue Lagoon“ (1980) in die Kinos, das null Anspruch implizierte, schonungslos sexy und prüde gleichzeitig war.
Die BRAVO war 1980 jede Woche voll mit Artikeln und Postern von Brooke und Christopher, der Film wurde gleich als Fotolove-Story über mehrere Seiten darin publiziert: Zwei Jugendliche, die auf einer exotischen südpazifischen Insel immer halbnackt ihrer erwachenden Sexualität frönen, das passte ganz zum Zeitgeist von Dr. Sommer.
Die Schwulen lieben den Coverboy Christopher Atkins bis heute, er war Role Model für viele folgende Pornostars der 80s.
Gastrolle von Leo McKern (Priester Bugenhagen in „Das Omen“, 1976): Seine Dauer-Rhum-Fahne bezeichnete er kess als „Captain‘s Breath“!
Fazit: Eine Story, so dünn wie Zeitungspapier, aber grosse Schauwerte und enorm viel Zeitgeist!
Im Los Angeles der Vierzigerjahre erhält der erfolgreiche Privatdetektiv Jake Gittes (Jack Nicholson; cooler ist nicht mehr möglich!) von einer geheimnisvollen Dame den Auftrag, ihren Mann, den Chef der örtlichen Wasserwerke, Hollis Mulwray (Darrell Zwerling) des Ehebruchs zu überführen. Bei seiner Beschattung kommt Gittes aber einer ganz anderen Sache auf die Spur. Als Mulwrays echte Frau (Faye Dunaway) schliesslich bei ihm auftaucht und Gittes nun mit der Aufklärung des Mordes an ihrem Mann beauftragt, beginnt für ihn eine gefährliche Jagd auf die Hintermänner einer weitreichenden Verschwörung.
Was im Neo-Noir-Thriller „Chinatown“ (1974; so heisst ein Quartier in Los Angeles, das in der Schlussszene dann vorkommt) als relativ leichte Detektiv-Investigationsarbeit beginnt, wird mit zunehmender Laufzeit immer verschachtelter, komplizierter, auswegsloser und auch recht schwerfällig.
Wenn Faye in einer Szene kurz vor Schluss quasi die Lösung ihrer Familientragödie herausschreit, fährt das in die Knochen ein. Sie, die Noir-Figur der blonden Femme Fatale schlechthin, die aus ehrenhaften Gründen böse Sachen macht.
Korruption, Mauschelei, Skrupellosigkeit, gesellschaftlicher Verfall und Sex als Waffe - damit wird ein Ensemble pulverisiert, das Director Polanski zu Höchstleistungen hochschaukelt: Zehn Oscar-Nominierungen waren der Verdienst, Robert Towne gewann schliesslich die Trophäe für sein Drehbuch (das eigentlich ein Happy End vorsah).
Der Zuschauer wird hier strapaziös gefordert, 131 Minuten Lauflänge sind stattlich, die Geschichte ist an Komplexität nicht zu überbieten - die tolle Atmo mit Jerry Goldsmith‘ unvergleichlichen Jazzklängen setzen eine Art Counterpoint. Der Film gilt noch immer als Kritiker-Favorit, das Bild von Nicholson mit Verband auf der Nase ist stilikonisch.
Haben Sie sich eigentlich auch schon gefragt, warum die Passagiere auf der rasanten Fahrt auf der Achterbahn immer so blöd die Arme emporhalten und dazu so ekstatisch doof schreien? Gehts denn nicht etwas leiser?
Im Thrillerspass „Rollercoaster“ (1977) sieht man dann gar als damalige Novität eine Bahn mit Looping, und genau so eine stand kürzlich eine Stunde lang im Europapark still - 180 Grad upside down und vollbeladen mit Gästen.
Dieser schöne Film mit seiner einmaligen Jahrmarkt-Atmosphäre war damals ein grosser Hit: Der Sicherheitsexperte Harry Calder (George Segal; herrlich cool) hat nicht nur gerade mit dem Nikotinentzug zu kämpfen, er wird vom eiskalten Milchbubi-Erpresser mit seinem nervig-süffisanten Lächeln (Timothy Bottoms) erst noch auserwählt, die Geldübergabe zu vollführen, ansonsten der skrupellos weitere Achterbahnen 🎢 gnadenlos vollbesetzt in die Luft sprengen wird. Zudem stellt sich der Vorgesetzte Hoyt vom FBI (Richard Widmark; köstlich mühsam) als ziemliches Arschloch heraus…
Der Film mit dem Debüt der blutjungen Helen Hunt (als Calder‘s Teenietochter) macht einfach Spass: Die Wortduelle zwischen Segal und Widmark sind herrlich bissig, die Atmo stimmt, die Synchro ist top, und die Kamera fährt so tolle Bilder von der fahrenden Achterbahn ein, als würde man selbst mitfahren.
Die alternative Proto-New Wave-Band The Sparks („This Town Ain’t Big Enough For Both Of Us“) haben einen Gastauftritt auf dem Jahrmarktareal und ihre Pyroshow impliziert gleich das Hochgehen der gesuchten Bombe! 💣
Fazit: Mit George Segal und Richard Widmark steigt man einfach gerne zur Fahrt mit ein (auch wenn mir persönlich das Kinder-Karussell fast lieber ist).
Laura Mars (Faye Dunaway; unvergleichlich elegant) ist der Star unter den New Yorker Modefotografen: Sie fotografiert ihre Modelle inmitten von Katastrophenszenarien und bildet damit eine Novität in der gängigen Reproduktion von Haute Couture. Eines Nachts träumt Laura, wie ihre Agentin ermordet wird - dieser Traum wird bald Wirklichkeit und sollte kein Einzelfall bleiben. Das Unerklärliche bricht in die Glamourwelt der Fotografen und ihrer Models ein, Lauras Visionen werden bald zu ihrem eigenen grössten Feind, wäre da nicht die rettende Unterstützung vom jungen Detective John Neville (Tommy Lee Jones; mit seltsam stechend-schizophrenem Blick).
Ein Thema, das Michelangelo Antonioni in „Blow Up“ kunstvoll 1966 auf die Leinwand brachte, griff Regisseur Irvin Kershner („Sag niemals nie“; 1983), 1978, im Zuge des Erfolg des nach New York emigrierten Superstars der Fotografie - nämlich Helmut Newton - wieder auf.
Der deutsch-australische Fotograf (1920 - 2004) polarisierte zeitlebens die Lager - 1993 fand er auch seine persönliche Ehre bei Alice Schwarzer in einem „Emma“-Artikel, in dem sie seine tolle Arbeit mit allerlei Schimpfwort-Atrributen (sexistisch, rassistisch und gar faschistisch) befauchte. Adjektive, die auch heute wieder von der Woke-Bewegung benützt werden, um ihre Gegner damit verbal totzuschlagen.
Was den Film noch heute interessant macht, ist der Chic der Stadt New York in dieser einmaligen Zeit, sowie die Würdigung der Fotografie als hohe Kunstform. Früher musste man tatsächlich noch etwas auf einer Analog-Kamera 📸 können! Man musste die Kunst des Belichtens, der Zeit, des richtigen Objektivs, des Winkels, der richtigen ASA-Werte und der Bildkomposition beherrschen und genau im richtigen Zeitpunkt abdrücken.
In der heutigen Zeit des Postmilleniums der Handy-Kameras, des Internets und der sozialen Medien hat die inflationäre „Fotografie“ ihren Wert komplett verloren. Ein Bild wird heute gerademal noch einen Bruchteil einer Sekunde angeschaut, dann wird gleich weitergezappt im „unermesslichen Fundus des Universums“ von Instagram und Co. - Fotokunstbücher sind in der Konsequenz ganz vom Markt verschwunden.
Lee Tanner, Robert Mapplethorpe, Nan Golding, Annie Leibowitz, Lynn Goldsmith, Garry Winogrand, Arnie Zane, Julius Shulman, Stephen Shore, Terry Richardson, Joel Meyerowitz, Helen Levitt, Eric Kroll, Peter Beard, sowie der ganze Stall von Andy Warhol - New York war damals der Hotspot der modernen Fotografie. Viele von ihnen waren gay und starben in den Achzigern mit unermesslichen Qualen an den Folgen der damals noch unheilbaren AIDS-Epidemie.
Obwohl der Visionen-Thriller „The Eyes Of Laura Mars“ (1978) mit seiner Disco-Sound-Unterlegung (von Odyssey, KC And The Sunshine-Band, Michael Zager‘s One Hit Wonder „Let‘s All Chant“ und Barbra Streisand‘s Titelsong) und seinem Fashion-Panoptikum ein schönes Zeitdokument darstellt, kann ich ihn nicht in die hohe Liga der stylischen Siebzigerjahre-Thrillers - also Filme, wie „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ (1973), „Chinatown“ (1974), „Ein Unbekannter rechnet ab“ (1974), „Schwarzer Engel“ (1976), „Das Omen“ (1976), „Carrie“ (1976), „Achterbahn“ (1977), „Telefon“ (1977) „Der Schrecken der Medusa“ (1978), „Coma“ (1978), „Das Grauen“ (1979) oder „Dressed To Kill“ (1980) - einordnen, dazu ist alles zu plätscherig, zu langatmig, zu konfus und zu verfahren:
John Carpenter‘s einfältige Story mit seiner blöden Auflösung ist einfach ein Schuss in den Ofen. Und da helfen auch die schönen Augen-Close Ups nichts, deren Inspiration direkt vom unverwüstlichen Kassenhit „Das Omen“ (1976) herkamen.
Stilvoll, altmodisch, gediegen und subtil - diese Attribute kommen mir beim kanadischen Mystery-Thriller „The Changeling“ (1979, nicht 1980 - dieses Jahr erscheint selbst in den filmeigenenen Credits!) in den Sinn. Ein „Changeling“ ist gemäss Übersetzung ein untergeschobenes Kind oder im weiteren Sinne auch ein wankelmütiger Mensch.
In der Ästhetik dem Überfilm des psychologischen Suspense „Das Omen“ (1976) nicht ganz unähnlich, begleiteten wir hier den Komponisten und Gentleman George A. Scott auf seinem beschwerlichen Loner-Weg, das Rätsel um die Spukvorkommnisse in seinen altehrwürdigen Haus zu lösen, sehr ähnlich wie Gregory Peck das schon drei Jahre früher ebenso tat.
Seine Begleiterin und helfende Hand ist hier keine Fotografiin, sondern die wundervolle Trish Van Devere, die ausgerechnet Peck‘s damaliger Filmfrau, der grossartigen Lee Remick, nicht ganz unähnlich sieht.
Peter Medak‘s Film will weder nachhaltig verstören, noch durch Spannungsmomente gross vordergründig punkten, sein Grauen schleicht sich quasi von hinten an, und das wird je länger immer beklemmender.
Die Séance darin gehört zu den eindrucksvollsten, die man vielleicht jemals auf der Leinwand sah, die creepy Grau Himmel-Atmosphäre, sowie die optimal-raffinierte Ausleuchtung der unzähligen Räumlichkeiten dieses Haunted House ist mit grosser Präzision gestaltet. Die Auflösung, die schliesslich bis in die höchsten Politikerkreisen hinaufreicht, ist schlicht umwerfend.
Lassen Sie sich Zeit für Peter Medak‘s frösteligen Thriller, in der Langsamkeit liegt nämlich die grosse Kraft - oder „Quiet Is The New Loud“, wie das mal in der Popmusik so schön hiess.
(Kommentar im Nachhinein gekürzt, wegen unnötigen Kontroversen:)
….hab ich natürlich grösstes Verständnis für den Reiz, sich anno dazumal als 13-jährige auf dem Schulhof eine VHS-Kassette 📼 herumzureichen, wo der allgemeine Stein des Anstosses drauf war und diesen spätnachts bis zur Unkenntlichkeit zu spielen und zu kopieren und alles damit zu machen, was Gott verboten hatte…
….die Kopie, die ich nun von dem Film sah, war ebenso kaum restauriert, wahrscheinlich gekürzt und das schrille und schlechte Audio malträtierte meine Ohrmuscheln grausig. Ich fand es streckenweise so langweilig und unfreiwillig komisch, dass ich mich dadurch ablenkte, Kommentare dazu von den MP-Pals zu lesen. Doch - Oh Weh! - war das wieder kaum möglich, weill mir ständig wieder ein Werbe-Ad…
….übrigens: Eine bessere Version von „Tanz der Teufel“ hab ich bei allem Gekulte und den Verklärungen trotzdem nicht vor, mir jemals anzuschauen…
Auch wenn alles so schön bunt ist hier, lockt wohl heute diese Kalauer- und Slapstick-Parade „Charlie Chan and The Curse Of The Dragon Queen“ (1980) keinen lahmen Hund mehr hinter dem Ofen hervor, im Nachmittagsprogramm vor der Bescherung 🎄 ginge er vielleicht grad noch halbwegs durch.
1925 vom amerikanischen Autor Earl Derr Biggers erfundene Figur eines chinesisch-hawaiischen Detektivs, gab es dank seinen sechs Charlie Chan-Büchern ab den Dreissigern unzählige Adaptionen - zwei Serien, Zeichentrickfilme, Comics und Parodien. Die Chinesen liebten Chan, weil es erstmalig war, dass Asiaten mit ihm mal keine Schurken made in Hollywood darstellten.
Mit Sir Peter Ustinov, Lee Grant, Angie Dickinson und der blutjungen Michelle Pfeiffer prominent besetzt, gefiel mir hier eigentlich nur Pfeiffer als kauzige Verlobte von Chan‘s tollpatschigen Enkel Lee Jr. (Richard Hatsch), der hier für allerlei bizarre Unfälle die Ursache ist.
Der (Fantasy-)Fall, den Peter Ustinov dann zu lösen weiss, ist nicht gerade spektakulär - Chan ist eben nicht Poirot. Angie Dickinson‘s Kostüme und Hüte sind immerhin schön designt, und wenn sie auf der Kutsche davontürmt, kann sie niemand einholen. Blabla…
Fazit: Nur für eingefleischte Ustinov-Fans!
Herrlich charmante Ein-Trucker-(Road-)Show des liebenswert rauen und trotzdem sehr einfühlsamen Stacey Keach als Pat Quid mit obligatorischem Schnauzer im südaustralischen Outland, genauer: der Nullarbor-Ebene.
Zwischen Wüstenstaub, endlosen Highways 🛣️ und Halluzinationen verfolgt der in bester Duel-Tradition einen dunkelgrünen Van, von dem er glaubt, dass es sich um den berüchtigten Highway-Motel-Serienkiller handelt.
Ist er allein unterwegs, führt er wunderbare Zwiegespräche mit seinem trottigen Hund Boswell - Verzeihung, nicht Hund, sondern Dingo! Trotzdem steigt immer wieder jemand zur Unterhaltung in seinen Truck 🚛 ein, wie die resolute Frita (Marion Edwards) ganz in Pink, und schliesslich dann auch die entlaufene Diplomatentochter Pamela (Jamie Lee Cutis, leider ziemlich mini ihre Rolle), die von Quid nur Hitch genannt wird. Beim Lagerfeuer kommt man sich näher….
Vergessen Sie beim kurzweiligen Roadmovie „Road Games“ (1981) Ihren üblichen Anspruch an eine plausible Story einfach mal. Dieser Film lebt von Interaktion, schrägen Leuten, toller Atmosphäre, kleinen visuellen Hallu-Platzierungen und den coolen Sprüchen ihres Strassen-Aficionados Stacey Keach, der zu allem Übel noch verdächtigt wird, der berüchtigte Highway-Mörder grad selbst zu sein. Für seine Zeit und das Genre typisch, ist die deutsche Synchro (hier mit Synchronsprecher Wolfgang Hess) wieder äusserst spassig ausgefallen.
(Kurzkommentar:)
Haarsträubend dilettantischer Langweil-Dreck, voller platten Laien-Jungschauspieler, hingpflaumtem Motiv, öder Suggestiv-Musik (die immer den kommenden Mord in voraus ankündigt) und einer einzigen Überlebenden, die sich so daneben hysterisch mit ihrer Föhnfrise aufführt, dass man sie am liebsten gleich zum nächsten Erste Hilfe-Kurs anmelden würde. Zu Beginn verirrt sich gar noch eine schwarze Schlange 🐍 in ein Camp/Cabin-Zimmer im nördlichen U.S.-Wald - oder sind wir hier etwa doch in den Tropen, hallo? Ganz elf Fortsetzungen, auch Reboots und Remakes zog der primitive Oberschund mit sich - für das ganz besondere, nämlich das ganz besondere hochbekloppte Publikum.
Anmerkung: Im gleichen Jahr 1980 wurde auch in Brian de Palma‘s „Dressed To Kill“ das Messer gezückt - und das erst noch kombiniert mit einer tollen Story!
Bis zum Millennium waren sie gang und gäbe: Versteckte Perverslinge, die oft abends in Haushalten anruften, von denen sie überzeugt waren, dass darin eine Überzahl weiblicher Zeitgenossen lebten. Viele beglückten diese auch am Nachmittag, da sie wussten, dass dann der grimmige Vater ausser Haus war. Diese Festnetz-Telefonie hatte nämlich damals den entscheidenden Vorteil für sie, dass der Angerufene nicht auf einem Display sah, wer da eigentlich reinphont. Somit konnte der muntere „Ich stöhn dir anonym einen“-Spass ungetrübt vorangehen.
Doch dann erblickte die mobile Telefonie das Licht der Welt, und ab da sah dann jede(r) gleich, ob der Dödel am anderen Ende seine Nummer unterdrückte, was generell schlecht ankam. Ergebnis: Der schönen und langen Tradition von Stöhn-Anrufen wurde ein jähes Ende bereitet! Heute machen sie stattdessen halt auf jeder erdenklichen Dating Site und in den sozialen Medien ein Fake-Profil und erzählen dort den Damen irgendwelchen hanebüchenen Stuss über sich selbst, in der Hoffnung, die Dinger würden schon genug naiv sein und das Erzählte auch schön glauben.
Festnetzanschlüsse haben eigentlich heute nur noch Grosis, und die werden dann oft von sogenannten „Enkel-Betrügern“ aus dem Ostblock angerufen, die der betagten Frau dann in gebrochenem Deutsch weismachen wollen, sie seien der lange verschollene Enkel, der jetzt zufällig aufgetaucht sei, aber oha!, sich auch grad in einer bitteren Notlage befände und dringend ein bisschen Flüssiges brauche. Oder sie geben sich als Polizisten 👮♀️ aus und beglücken die Alte spontan mit einem persönlichen Wohnungsinspektions-Besuch, um zu sehen ob da noch was zu holen wäre, wie ein Schmuckkästchen, teure Bilder und dergleichen.
Da heute alle Netz- und Telefonie-Aktivitäten akribisch überwacht und zurückverfolgt und werden können, hat sich der Unding-Spass bei diesen bösen Männern auch regelrecht verdünnisiert! 1974 hingegen, als gerade im winterlichen Kanada 🇨🇦 „Black Christmas“ abgedreht wurde, musste die geplagte Olivia Hussey („Zeffirelli‘s Romeo And Juliet“;1973) doch tatsächlich eine ganze Schwette dieser Anrufe entgegen nehmen, was natürlich sehr mühselig für sie war.
Doch wenn sie nun denken, dass die Mobil-Telefonie nun der grosse Segen der Menschheit ist, haben Sie sich jedenfalls gewaltig geschnitten: Wussten Sie eigentlich, dass aus den Smartphones die viel höhere Strahlenbelastung ausgeht, als von den Antennen, die überall herumstehen und zur wesentlichen Verschönerung des Stadt- und Landschaftsbild beitragen? Wussten Sie eigentlich, dass bei jeden Anruf Ihre Hirnzellen gebraten und gebrutzelt werden? Tragen Sie das Telefon in der Brusttasche, freut das besonders Ihre Lunge. Haben Sie sich auch schon gefragt, warum es eigentlich keine Schmetterlinge 🦋 auf den Wiesen mehr gibt und das Bienensterben ungebremst vorangeht?
Nein, es sind nicht die Pestizide schuld, die waren früher viel giftiger. Jeder Imker sagt Ihnen, dass dafür einzig die immense Strahlenbelastung der Handys in der heutigen Zeit verantwortlich gemacht werden muss. Versuche mit hingelegten Handys bei Bienenstöcken haben gezeigt, dass die Bienen den Weg zu ihrer Königin nicht mehr zurückfinden.
Und ohne Bienen überlebt auch der Mensch letztendlich nicht: Ich persönlich freue mich jedenfalls schon auf den grossen Handy-Backlash! Dann kann man wieder mit einem PC mit Kabel ins Internet, das kein Insekt mehr stört. Dann können Kinder wieder sie selbst sein, und wie früher, mit Teddybären 🧸 und Puppenhäuser spielen, und die unsägliche Nervtöteterei der offenen Problemwälzungen in den öffentlichen Verkehrsmitteln nimmt endlich ein langersehntes Ende. Und die Leute werden sich vielleicht dann mal bewusst, was für eine dominierende Rolle dieser Quarks von Instagram und TikTok aus China eigentlich bei ihnen eingenommen hat. Da sie durch diese sozialen Medien schnelle Belohnungen bekommen, die den Dopaminspiegel im Hirn ständig anregen, machen diese Dinger auch so derart süchtig.
Doch diese Probleme waren der guten Olivia, 1974, noch gänzlich egal. Der Proto-Slasher-Thriller „Black Christmas“ (1974) wird eigentlich darum so geschätzt, weil er schon kam, bevor Jamie Lee Curtis in „Halloween“ um die Wette schrie, also bevor Michael Myers darin die Strassen von Heddingfield unsicher machte, und bevor Freddy in der Elm Street die Kinder in ihren Träumen heimsuchte. Der Film gehört übrigens zu Tarantino‘s Lieblingen, er zeigt „Black Christmas“ immer wiedermal gerne seinen Freunden vor Weihnachten in seinem eigenen Heimkino.
Director Bob Clark griff dafür auch richtig tief in die Regie-Fintenkiste, inspiriert wurde der Stoff übrigens von einer Mordserie in der Westmont Area bei Montreal. Kameramann Reginald Morris war nicht weniger vermessen - er erfand quasi die „Point Of View“-Einstellung (also den Bildausschnitt aus Sicht des Mörders zu zeigen), auch befestigte er die Kamera gerne auf seinen Schultern, um beide Hände frei zu haben, um so z.B. eine Leiter 🪜 heraufklimmen zu können. Der wesentlich von John Cage beeinflusste Komponist Carl Zittrer beschenkte dem Publikum sonore Piano-Resonanzen vollem unheimlichen Hall.
Die Mordserie im winterlichen kanadischen Bedford hält Lieutenant Fuller (John Saxon) jedenfalls schön auf Trab, denn die Mädchen in Studentinnen-Wohnheim benehmen sich alles andere als koscher - kein Wunder bei der herrlich versoffenen Haushälterin Mrs. MacHenry (Marian Waldman), die sich für keinen Spass zu schade ist.
In deren Fussstapfen ist auch schon die junge Babs (Margot Kidder; Brian de Palma‘s „Sisters“ von 1973) getreten, die ständig mit Fluppe und Schnapsglas bewaffnet ist, den „Playboy“ auf dem Sofa liest und zum Spass auch gerne mal den hiesigen Polizei-Wachdödel auf dem Dienst reinlegt, indem sie dem weismachen will, dass die neue Nummer des Wohnheims nun „Fellatio 20880“ lautet.
Wer Fan dieses glorifizieren Filmhits ist, sollte unbedingt eine neuere DVD davon kaufen, denn das Bonusmaterial darauf ist fast zwei Stunden lang: Hier nehmen uns Art Grindle (als ehemaliger Chris) und die sympathische Lynn Griffin (die die brave Clare verkörperte, die mit einer Plastiktüte über dem Gesicht im Schaukelstuhl landete) mit auf ihre persönliche Retroreise mit. Und diese Lynn ist wirklich echt spassig!
Auch wenn ich die Faszination für „Silent Night, Evil Night“ (so hiess der Film ursprünglich) durchaus nachvollziehen kann, wirkt er für mich mittlerweile doch arg angestaubt. Und mir ist auch gänzlich egal, was für Filme Tarantino in seinem Privatleben abkultet. Aber die köstliche Olivia Hussey ist natürlich immer einen Blick wert - und wenn ihr dann ihr verschrobener Freund Peter (Keir Dullea) bei der Anhörung im Konservatorium ein Fortissimo des Grauens auf dem Piano hinlegt, ist das schon durchaus ein kleiner filmischer Höhepunkt!
(Kurzkommentar:)
Buddelt sich wiedermal die Erde auf und entsteigt daraus ein vermeintlich Toter mit blutüberströmter Fratze, verschwindet kurz davor eine halbnackte Badenixe mit Taucherflasche ins Karibik-Meer, der Herr Doktor aus Mitleid wieder einem Patienten mehr den Gnadenkopfschuss gibt - wird ordentlich gebissen, gequetscht, gefaucht, aufgespiesst, das Fleisch aus den Körpern gezerrt, so dass sich gar Fäden ziehen, Molotowcocktails geworfen, Frauen nichts anderes können als hysterisch herumfschreien und sich gerne in die Arme der heroischen Männer flüchten, eine ganze Armee dieser Zombies heranwächst, das Ganze unglaublich langweilig ist und alles noch aus dem Giallo-Italien der Siebzigerjahren kommt - da geht doch glatt dem echten Horrortrashfan das Herz auf, und das ganze verklärte Narrativ von Genre-„Fach“ausdrücken begegnet einem als Konsequenz hier. Doch nicht nur das, einige sehen in dem grandiosen Schund „Woodoo - Die Schreckeninsel der Zombies“ (1979) gar noch kunstsymbiotische Zusammenhänge.
Noch etwas in eigener Sache:
Vielleicht solltem die MP-Verantwortlichen endlich mal damit beginnen, ihre Seite systematisch zu entschlacken. Sie ist so überladen mit all dieser Werbeflut, die an mir persönlich eh nur in Apathie und Desinteresse abprallt. Bei jeden einzelnen Klick werde ich wieder von einem weiteren Ad genervt, das ich oft nur mit grösster Mühe weg-x-en kann. Diese ganze Überfrachtung der Seite hat zur Folge, dass man sie kaum mehr navigieren kann - d.h. oft der Hinweis auf englisch kommt, dass gar nichts mehr geht, dass man vielmals wieder zurückfällt, Likes nicht akzeptiert werden, Antworten nicht gepostet werden können, persönliche Nachrichten nicht abgeschickt werden können und mir der untere Teil des Dashboards oft ganz verwehrt bleibt. Die Seite nervt langsam gottvergessen!
„Werewolves On Wheels“ (1971) ist eine abgefahrene Biker-Trash-Skurrilität mit einigen Horrorelementen. Ab der köstlichen deutschen Synchro musste ich jedenfalls einige Male laut herauslachen. Der Zeitgeist des psychedelischen Californias der späten Sechzigerjahren kommt hier köstlich zum tragen, schräge Elemente, wie einen Besuch bei satanischen Mönchen und ihren halluzinogenen Ritualen, machen einfach Spass, der Psyck-Rock-Sound, sowie die Freiheit auf Motorrädern in den amerikanischen Weiten, sind omnipräsent.
Wenn ich hier Kommentare lese, dass sie enttäuscht waren, dass es hier viel zu wenig „Grindhouse“ und blutrünstigen Slash gäbe, muss ich denen halt entgegnen, dass sie weder den Spirit der Hippies, noch das Wesen der Kultur der damaligen psychotronischen Biker-Filme annähernd verstanden haben:
Denn was hier wichtig ist, ist die ganze freakige Grundhaltung, der wilde Don’t-Care-Genrebrei, die lykantropische Gewalt, die freie Sexualität und die ganze Leck-mich-Attitüde. Der Anspruch von Nervenkitzel ist nur gerade lächerlich-unterhaltsam, mehr nicht. Auch hat man bei den vielen Laiendarsteller immer das Gefühl, dass es einfach schlicht spassig am Set war.
Fazit: Um einiges wilder, kompakter und kurzweiliger als das immer wieder als Vorbild zitierte und recht langweilig-dröge „Easy Rider“ (1969). Dennis Hopper drehte übrigens mit einem Grossteil dieser Schauspieler hier seinen brüchtigten Ego-Trip „The Last Movie“ (1971).
Im Busch aufgewachsen, von seinen Vater verschmäht, dann quer durchs Land Kuba getingelt, wo er sich anfänglich noch für die Ideen der kubanischen Revolution unter den Castro-Brüdern und Che Guevara (ab 1959) begeistert hatte, bis Reinaldo Arenas (1943 - 1990) die Schattenseite des kommunistisch-totalitären Regime am eigenen Leib erfuhr: Als Schwuler gedemütigt, dann verfolgt, seine nonkonformistischen Bücher aufgrund des Vorwands der „Pornographie“ schliesslich verboten - nur gerade das Debüt „Celestina antes del alba“, (1967) sah das Licht einer Veröffentlichung im eigenen Land überhaupt - weitere erschienen nur in Frankreich, nachdem die Manuskripte ausser Landes geschmuggelt wurden. 1973 wurde er als Konsequenz unter einem Vorwand verhaftet und kam nach einer konstruierten Anklage für zwei Jahre in den berüchtigten El Morro-Gulag - inklusive Folter der Isolationshaft. Er flüchtete, lebte anonym, versteckt oder incognito, wurde wieder verhaftet - aber auch immer bekannter: Sogar „Amnesty International“ setzte sich für ihn ein.
1980 gelang ihm dank eines abstrusen Dekrets Castros die Ausreise im Massenexodus nach Miami. In New York schliesslich gelandet, schrieb er verlorengegangene Manuskripte neu und verarbeitete seine Verfolgung literarisch. Sein Nachlass verwaltet bis heute die dortige Princeton University. 1987 mit AIDS infiziert, schrieb er danach einen offenen Brief an Castro, dieser solle genau wie Pinochet in Chile endlich abtreten und sich einem Plebiszit stellen - über 100 Intellektuelle aus Europa (darunter Meisterfilmer Louis Malle) hatten diese „Carta de Paris“ mitunterzeichnet. Er starb 1990.
In Frankreich und Spanien gehört sein Werk schon lange zum literarischen Kanon, in Deutschland hatten viele Linksintellektuelle mit ihren Verlagen aus ihrem Irrglauben der Pseudo-Solidarität für kommunistische Diktaturen die Veröffentlichung seines einmaligen Werks jahrelang hintertrieben - wen wunderts?
Das Bio-Pic „Before Night Falls“ (2000), mit dem Oscar-nominiertem Javier Bardem in seiner Rolle, nimmt direkt Bezug auf die Autobiografie selben Titels, ohne annähernd die Klasse des Buches zu erreichen: Viel zu schwerfällig wird in über zwei Stunden versucht, dieses aussergewöhnliche Leben dem Zuschauer zu vermitteln. Der Film wirkt oft zerhackt, gewisse Zusammenhänge sind schwierig überhaupt zu verstehen:
Etwas eingestreute Poesie, etwas Dolce-Sixties-Vita, (zu) viel Gefängnis und Brutalität und x-beliebige, für den Zuschauer nicht einprägsame Personen, die ihn streifen. Kaum wird die Zeit und sein Umfeld in New York der frühen Achtzigerjahren beleuchtet, dabei war die Stadt damals an ihrem kulturellen Höhepunkt angelangt. Es wird viel von schwulem Sex gesprochen, aber niemals welchen gezeigt. Dem Producer-Team war wohl eine FSK 12 sehr wichtig, damit dieses langatmige Werk möglichst viel Mainstream- und gar Schulpublikum erreicht. Für ein Avangarde-Publikum ist der Film letztendlich zu platt, zu verwirrend und irgendwie auch zu austauschbar.
PS: Johnny Depp und Sean Penn mit dabei in klitzekleinen Nebenrollen, Musik drin von der Performance-Künstlerin Laurie Anderson und Lou Reed - ebenso hörte ich das Choral-Thema aus „Aquirre - Der Zorn Gottes“ (1972) von der deutschen Kulttruppe Popol Vuh, bekannt aus dem gleichnamigen Film mit Klaus Kinski.
(Kurzkommentar:)
Man könnte meinen, dass diese „Video-Abrechnung einer frustrierten Ehefrau“ (benannt „Alexandra’s Project“) mit seiner Umkehr-Me Too-Mesaage brandaktuell ist, aber das dröge australische Kammerspiel hat tatsächlich schon 20 Jahre auf dem Buckel. Mir wurde ab dieser Brustnippel-Show einer Cher für Arme, gepaart mit diesem quälenden Seelen-Steeptease, jedenfalls fast schlecht. Wenn das der moderne Feminismus sein soll, bei dem einfach der Mann nun ohne Skrupel niedergemacht, entwürdigt und degradiert wird, dann ist das der letzte Beweis dafür, wie sehr diese modernen Bewegungen - also Zeugs, wie: Me Too, Black Lives Matters, LBGTQ+, Reclaim The Streets, Fridays For Future, Operation Libero, Critical Mass, etc. etc. - alle mittlerweile von Woke unterwandert und infiltriert sind, wie anscheinend auch gewisse Regisseure, die Indie-Filme genau für dieses Publikum abdrehen.
(Kurzkommentar:)
Eigentlich bin ich grosser Fan von (wahren) Mafia-Geschichten aus den 70s, vor allem wenn Schauspiel stimmt, das 70er-Jahre-Flair voll rübergekommt und die Sprüche schön schnoddrig sind. Das alles erfüllt „Kill The Irishman“ (2009) zwar ordentlich, doch die Geschichte scheint so dermassen abgekürzt, und die Szenen wirken abgehakt und unvollständig zu Ende gedacht, dass der tragische „Spass“ kaum wirklich fesseln mag - es will einfach nicht wirklich spannend werden. Wenigstens sitzen die zahlreichen Explosionen toll, es ist doch immer eine Freude mitanzusehen, wie wieder eine 70s-Karosse mehr in die Luft fliegt…
Über Generationen hinweg gesehen, von Millionen verehrt, von Kindern bis heute geliebt, mit Hymnen für die Ewigkeit versehen und von Gays abgekultet - zudem mit grossem Einfluss auf das weitere Schaffen im Musicalfilm und auf die Pop-Kultur allgemein, von Warhol bis Pink Floyd - das alles macht „The Wizard Of Oz“ (1939) für die Nachwelt so unsterblich.
Die Abenteuer von Judy Garland als Dorothy aus dem ländlichen Kansas, zusammen mit „The Scarecrow“, „The Tin Man“ und „The Cowerdly Lion“, die allesamt von namhaften Komiker (von Theater und Radio) verkörpert wurden, geben als Résumé hier fast nur hohe Bewertungen zu eigen - für viele ist der kunterbunte Film eine elementare Kindheitserinnerung und daraus resultieren vermutlich auch die vielen Verklärungen. Ich sah ihn heute hingegen zu ersten Mal aus rein kulturrelavanten Motiven - an mir ging er bisher immer vorbei - und so begeistert davon bin ich nun auch nicht.
Am Set passierte indes viel Unschönes: Erstens war die schlussendlich gecastete Judy Garland eine Verlegenheitslösung für die Rolle der kleinen Dorothy - man wollte lieber Shirley Temple oder die damals sehr beliebte Kanadierin Deanna Durbin. Weil sie Judy schon zu sehr als Frau empfanden, wurden ihre Brüste für sie schmerzhaft bandagiert. Sie nahm für die Rolle ungesunde Diätpillen ein - ein Grund für ihr späteres Suchtverhalten von Amphetaminen und Alkohol. Zudem wurde sie von Director Victor Fleming am Set mehrmals geschlagen.
Margaret „The Witch“ Hamilton bekam ein gesundheitsschädigendes, sehr giftiges grünes Kupfer-Make-up ins Gesicht geschmiert, Jack „Tin Man“ Haley wurde mit Aluminium gepudert, das Zeugs atmete er natürlich ein und die Folge davon waren lebenslange Atemprobleme. Bei Ray „Scarecrow“ Bolger wurde Asbest verwendet, um ihn vor Feuer zu schützen - fatal aus heutiger Sicht!
Die Pop-Kultur saugte die mystischen Elemente, ähnlich Lewis Carol‘s „Alice In Wonderland“ oder Tolkien‘s „Herr der Ringe“-Buch, für ihre Kunst auf: Pink Floyd verwendete für ihren Millonenseller „The Dark Side Of The Moon“ (1973) verschiedene Ananchronismen und eine gewisse Synchronizität im Ablauf des Albums, genau entsprechend dieses Films, das Electric Light Orchestra benutzte für den Sleeve ihrer LP „Eldorado“ (1974) ein Close-Up des Motivs, als die roten Zauberschuhe von Dorothy bei Berührung der bösen Hexe Funken sprühen, die AOR-Truppe Toto benannte sich nach Dorothy’s lustigem Film-Terrier, Elton John wiederum nahm mit dem Titel seines Glamrock-Doppelalbums „Goodbye Yellow Brick Road“ (1973) auch direkt Bezug zum Musical. Etliche Bands der amerikanischen Psychedelic Music Scene coverten den berühmten Song „Over The Rainbow“ (wie z.B. The Neigbr’hood Children aus San Francisco), da sie in ihm Parallelen zur Einnahme eines LSD-Trips zu sehen glaubten.
Dieses Lied ist u.a. auch mitverantwortlich dafür, dass das Filmmusical bei den Schwulen so über allen Klee gehoben wird, obwohl die Regenbogenfahne 🌈 erst später von der Bewegung mit dem Song assoziiert wurde. Das Lied bezog sich für sie immer auf ihre Sehnsucht nach Toleranz und einer freieren Welt. Der nach New York emigrierte New Wave-Gay-Exzentriker Klaus Nomi coverte 1982 das Lied der kleinwüchsigen Munchkins „Ding Dong - The Witch Is Dead“ auf bizarre Weise.
Dorothy‘s drei Freunde wurden von ihnen allesamt als Schwule empfunden, die Codierung „Are you a friend of Dorothy‘s?“ galt in puritanischen Zeit, während und nach dem Zweiten Weltkrieg, als die diskrete Frage „Bist du schwul?“. Der wehleidige Löwe war immer als ein Synonym für eine weiblich anmutende „Sissy“ (oder abwertend als „Tunte“) von ihnen gedeutet und verwendet worden.
Mir persönlich ist „The Wizard Of Oz“ selbst etwas zu cheesy, zu kindlich naiv und zu kitschig - ich ziehe ihm das andere legendäre Kindermusical „Mary Poppins“ (1964) vor, mag aber allen den Spass natürlich gönnen, die damit in Nostalgie und Erinnerungen schweben und schwelgen.
(Kurzkommentar:)
Nicht mehr der Rede werte, unglaublich langweilige Carmilla-Vampir-Variante von Roger Vadim („Barbarella“; 1968), die ausser einem schönen Technicolor, den tollen Frisuren, einer angedeutet lesbischen Kurzszene und einer mystischen irischen Harfen-Untermalung kaum was zu bieten hat. „Et mourir de plaisir“ (1960) ist aus heutiger Sicht leider nur noch hoffnungslos verstaubt und antiquiert - nur für eingefleischte Sixties-Fans!
Hobbydealer Chris (herrlich naiv: Emile Hirsch) muss schnellstmöglich 6‘000 Dollar 💵 in Ca$h auftreiben, um diese wegen einer geplatzter Koks-Übergabe seinen „Vorgesetzten“ abzuliefern, die wenig zimperlich sind. Was tun? Super, seine verschmähte Alki-Alte geht eh allen auf den Senkel, und ihr Ableben beschert der getrent lebenden Rest-Familie - ja, eigentlich dem leicht autistischen Blondchen-Töchterlein Dottie (Juno Temple) - die Auszahlung ihrer Lebensversicherung von 50 Riesen. Killer Joe (Matthew McConaughey) schafft denn auch Abhilfe: Der Cop aus Dallas führt als Nebenjob auch Auftragsmorde aus - mit gewissen Bedingungen, versteht sich…
Der kürzlich verstorbene Director William „Billy“ Friedkin hatte ich eigentlich längst aufgegeben, missratene Filme, wie „Jade“ (1995) und „Bug“ (2006) hatten mich seinerzeit schwer enttäuscht - doch die schwarze Killergroteske „Killer Joe“ (2011) macht nun vieles wieder wett - sie ist einfach ein vollends durchgedrehter Höllenspass!
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Play von Screenwriter Tracy Letts, und das Tolle finde ich hier auch (deswegen): Jeder der fünf Schauspieler/innen wird adäquat und (fast) gleichwertig die nötige Zeit eingeräumt, die er braucht, seinen Charakter vollumfänglich zu entfalten - niemand kommt zu kurz.
Und sie hatten sichtlich Spass daran, so überdrehte White Trash-Schrägos der Unterschicht zu spielen: Emile Hirsch als leicht überheblicher Naivling, Thomas Haren Church als sich allem Schicksal hingebender Bierflaschen-Daddy, Juno Temple als vordergründiges Dummchen, die zu viel mehr fähig ist, als man ihr zutrauen würde, und natürlich Matthew McConaughey, erneut in einer Paraderolle als titelgebender Killer Joe.
Doch der grösste Spass bereitete mir als Krönung Gina Gershon als oberschlaue Stiefmutter-Schlampe Sharla, die Make-Up mit der Palette eines Malkasten 🎨 verwechselt und so viel Billig-Parfum anschmiert, dass man im Auto als Gegenmassnahme die Fenster herunterlassen muss.
In der letzten Szenen entwickelt die tolle Krimi-Frace (nach einigen gelungenen Wendungen) dann wirklich diese einmalige Bühnen-Qualität mit Dialogen, die geschliffener nicht hätten ausfallen können - das ist surreale Explotation at its Best!
POSSIBLE SPOILER ALERT:
Eine Frage hab ich aber zum Schluss noch an Euch, denn verstanden hatte ich das nicht: Warum rammt Sharla ihrem Stiefsohn ein Messer in die Schultern, will der doch Killer Joe ausschalten, der Sharla ja mächtig böse kam? Antworen verdanke ich Euch jetzt schon!