ZeddaZogenau - Kommentare
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Alle Kommentare von ZeddaZogenau
Für einen Film- und Serienfan, der in den 1980er Jahren aufgewachsen ist, ist die Geschichte vom GRAFEN VON MONTE CHRISTO sehr vertraut. Anfang der 1980er Jahre lief im Fernsehen der ARD ein Sechsteiler mit Jacques WEBER, Christiane KRÜGER und Christine KAUFMANN, der sich sehr eng an die literarische Vorlage von Alexandre DUMAS gehalten hat. Das tut auch der neue Film mit Pierre NINEY in der Titelrolle, der allerdings nur 180 Minuten Laufzeit hat, wo die Serie über mehr als 300 Minuten verfügen konnte. Ein kleiner Nachteil für die hervorragende Neufassung, die ansonsten durch phantastische Bildwelten besticht.
Das Napoleonische Zeitalter ist gerade erst vorbei. Die Schlachten sind geschlagen, doch was von Napoleon bleibt, ist, dass von nun an nicht mehr nur die Vorzüge der Geburt gelten, sondern Talent und schwer erarbeitete Befähigungen. So kommt es, dass ein armer Schlucker wie Edmond Dantès (Pierre NINEY) Kapitän werden und seine Jugendliebe (Anaîs DEMOUSTIER) heiraten kann. Doch, Achtung! Die Konkurrenten, deren Vorfahren sich schon seit Jahrhunderten auf ihre geburtsrechtlichen Privilegien verlassen konnten, geben sich mit der neuen nachnapoleonischen Lage nicht zufrieden und stechen unliebsame Konkurrenten notfalls auch mit bösen Intrigen aus. So kommt es, dass der unbescholtene Edmond für viele Jahre auf einer finsteren Kerkerinsel verbringen muss. Doch das gnädige Schicksal hält noch einige Überraschungen bereit und macht aus Edmond den Grafen von Monte Christo, der sich alsbald an die Erfüllung seiner Rache an den einstigen Widersachern machen kann.
Das Besondere an diesem Film ist natürlich nicht die Geschichte, die allzu bekannt und bereits mehrmals verfilmt worden ist. Die französischen Filmemacher Matthieu DELAPORTES und Alexandre de La PATELLIÈRES haben den GRAFEN VON MONTE CHRISTO auf vorlagengetreue und doch auch moderne Weise für ein nachgewachsenes Kinopublikum zugänglich gemacht. Bei etwa 40 Millionen EURO Produktionskosten konnten allein in den französischen Kinos mehr als 9 Millionen Tickets verkauft werden. Es hat sich also durchaus gelohnt, dieses finanzielle Wagnis eingegangen zu sein. Pierre NINEY, den man schon im Jahre 2016 in FRANTZ an der Seite der wunderbaren Paula BEER sehen konnte, überzeugt erneut in einer großen Titelrolle. An seiner Seite agieren europäische Stars wie Bastien BOUILLION (bekannt aus LA NUIT du 12 von Dominik MOLL) und Pierfrancesco FAVINO (bekannt aus IL TRADITORE von Marco BELLOCCHIO).
So macht das europäische Kino Hoffnung auf die Zukunft. Statt alberner Superhelden-Filme braucht man nur die Klassiker der Vergangenheit auf die Leinwand zu bringen, die sowieso mehr Realitätsbezug haben als die Albernheiten aus den großen Hollywood-Studios.
Frankreich hat in den letzten Jahren mit Barbara PRAVI (ESC 2021) und SLIMANE (ESC 2024) große Erfolge beim EUROVISION SONG CONTEST feiern können. Jetzt ist den Franzosen mit der Verpflichtung von LOUANE ein Überraschungscoup gelungen. Vielleicht findet der ESC 2026 ja in Paris statt, es sei denn, dass Stefan RAAB mit der CHEFSACHE ESC ganz groß rauskommt. Es bleibt spannend!
Der australische Schauspieler Rod TAYLOR war überall einsetzbar: bei HITCHCOCK (Die Vögel), als Liebhaber von Doris DAY (Spion in Spitzenhöschen) oder als Winston Churchill bei TARANTINO (Inglourious Basterds). Einmal hat er sich auch in einen Sandalenfilm der CINECITTA gewagt. HERKULES IM REICH DER AMAZONEN hat jetzt eine wackere 5,0 auf MP erreicht. (28.01.2025)
Die spannende NETFLIX-Serie THE NIGHT AGENT (von SONY PICTURES produziert) macht in der zweiten Staffel genauso turbulent weiter wie schon in der ersten Staffel. Dieses Mal geht es um den Iran, ehemalige Ostblock-Despoten, die in Den Haag einsitzen, und chemische Kampfstoffe.
Das Schöne an Agentenserien wie THE NIGHT AGENT ist ja, dass sie schon wegen der vielen ausländischen Spione international ausgerichtet sein müssen. So kommt es in der sechsten Episode der zweiten Staffel dazu, dass die deutsche Schauspielerin Barbara SUKOWA einen schönen Auftritt als französische Agentin Jacqueline Laurent hat. Sie verschafft der neuen Chefin und Führungsagentin (Amanda WARREN) von Peter Sutherland (Gabriel BASSO) einen wichtigen Kontakt, der für die weiterführenden Ermittlungen lebensnotwendig ist.
Nach ihren frühen Erfolgen im deutschsprachigen Kino (DEUTSCHER FILMPREIS 1982 für LOLA und DIE BLEIERNE ZEIT) war Barbara SUKOWA schon seit den 1980er Jahren international als Schauspielerin tätig. Im Jahre 1986 erhielt sie bei den Filmfestspielen in Cannes die Silberne Palme für ihre Rolle als ROSA LUXEMBURG. In der Zeit hatte sie auch schon eine tragende Rolle in der amerikanischen Mini-Serie SPACE nach dem Roman von James A. MICHENER. Im Jahre 2021 war sie für ihre Rolle in DEUX sogar für den französischen Filmpreis CESAR nominiert. Dazwischen war sie dreimal für den EUROPÄISCHEN FILMPREIS nominiert: 1991 für HOMO FABER, 1992 für EUROPA und 2013 für HANNAH ARENDT.
So eine lange Karriere im Film- und Fernsehgeschäft ermöglicht es einer so erfahrenen Schauspielerin wie Barbara SUKOWA auch, mit wenigen Strichen einen faszinierenden Serien-Charakter wie jetzt eben in THE NIGHT AGENT zu skizzieren. Mir hat die zweite Staffel durch die Mitwirkung der wunderbaren Barbara SUKOWA noch mehr Freude bereitet.
Herrlich! Durch die diesjährigen OSCAR- Nominierungen wird meine Liste der Geehrten aus dem deutschsprachigen Raum wieder länger. Tim FEHLBAUM, Moritz BINDER, Alex DAVID (SEPTEMBER 5) und Mohammad RASOULOF (DIE SAAT DES HEILIGEN FEIGENBAUMS) sind neu dabei. Zusätzliche Nominierungen haben Volker BERTELMANN, Lisy CHRISTL (beide für KONKLAVE) und Gerd NEFZER (DUNE: PART TWO) erhalten. Große Freude!!!
Große Neuigkeiten zum EUROVISION Song Contest 2025 in Basel: Die beiden Halbfinal- Shows am 13. und am 15. Mai werden von Hazel BRUGGER und Sandra STUDER (nahm als Sängerin für die Schweiz am ESC 1991 in Rom teil) moderiert. Zum Grand Final am 17. Mai stößt noch Michelle HUNZIKER zum Moderatorinnen-Duo dazu.
Einen richtigen Psycho-Schocker aus dem deutschsprachigen Raum bekommt man nicht alle Tage zu sehen. Das kann wohl nur ein weltweit agierender Streamingdienst wie AMAZON PRIME VIDEO finanzieren. Und Sebastian FITZEK ist wohl auch eine sichere Erfolgsgarantie. Der im Jahre 1971 geborene Berliner schreibt seit Jahren erfolgreiche Romane aus dem Thriller-Genre. DER HEIMWEG wurde im Jahre 2020 veröffentlicht und ist jetzt von dem in Caracas geborenen Regisseur Adolfo KOLMERER (drehte einige Folgen der sehr spannenden ARD-Serie ODERBRUCH) verfilmt worden.
In Berlin geht ein Serienkiller um, der Paaren an festgelegten Tagen die Ermordung androht. Auch Klara (Luise HEYER) hat so eine Warnung erhalten: Sie selbst oder ihr Ehemann Martin (Friedrich MÜCKE) sollen sterben. In ihrer Not hat sich Klara schon öfter an das Begleittelefon gewandt, das Frauen telefonisch bei brenzligen Situationen auf ihrem Heimweg zu begleiten verspricht. Dort arbeitet der einfühlsame Jules (Sabin TAMBREA), der die verängstigte Klara durch eine ereignisreiche Nacht begleitet, zumindest am Telefon.
Keine schlechte Idee für einen modernen Thriller! Durch Rückblenden und Unwahrscheinlichkeiten kommt aber weniger Spannung auf als möglich wäre. Die Darsteller agieren sehr überzeugend, dazu kommt noch Rainer BOCK in einer sehr zwielichtigen Nebenrolle. Von der Ausstattung her ist der Film hervorragend, aber ein Meisterwerk des Genres ist eben nicht entstanden. Der Film zeigt aber, was in der deutschsprachigen Unterhaltungsindustrie möglich wäre, wenn sich nur mehr Verantwortliche trauten, auch ungewöhnliche Erzählweisen auszuprobieren. Ein Anfang ist zumindest gemacht. Kann man mal gucken!
So eine Rolle konnte man von dem französischen Schauspieler Guillaume CANET bisher nicht erwarten, aber von nun an muss man wohl von einem französischen Tom CRUISE sprechen. Im deutschsprachigen Raum kannte man Guillaume CANET vor allem für seine Rolle in THE BEACH (2000) und als erster Ehemann der deutschen Schauspielerin Diane KRUGER.
In AD VITAM von Rodolphe LAUGA spielt CANET ein ehemaliges Mitglied der französischen Elite-Einheit GIGN, das nach seiner Entlassung in ein verwirrendes Intrigenspiel mit ganz bösen Buben hineingezogen wird. Als seine schwangere Ehefrau Leo (Stephane CAILLARD, die man aus CHEZ NOUS (2017) von Lucas BELVAUX kennt) entführt wird, erwacht in Franck Lazareff endgültig die Ein-Mann-Armee, die schlagen, schießen und klettern kann, dass selbst ein Herr CRUISE neidisch werden könnte. Zum Glück hat der Elite-Kämpfer aber auch noch einige liebe Kollegen (Nassim LYES aus SOUS LA SEINE und Alexis MANENTI aus LES MISERABLES) am Start, die mit ihren schlagkräftigen Fähigkeiten zu Hilfe eilen.
Natürlich hat dieser Film einige Schwächen wie die elendig langen Rückblenden am Beginn des Films, aber NETFLIX hat für ein Budget gesorgt, dass auch so einen toll bebilderten Actionfilm in Frankreich möglich macht. Die Schlägereien und Verfolgungsjagden auf der Straße und in der Luft sind gut gelungen. Atemberaubende Bilder von Sacre-Coeur und dem Schlosspark von Versailles inklusive! Auch der französischen PolAr-Tradition (film policier und Argot) wird der Streifen voll gerecht. Das Angucken macht sehr viel Spaß und ist wohl bisher auch ganz erfolgreich beim weltweit agierenden Streamingdienst.
In einer kleinen Rolle gibt es auch ein Wiedersehen mit Stephane RIDEAU (in der Sequenz in Sacre-Coeur), der im Jahre 1993 mit ROSEAUX SAUVAGES bekannt geworden ist.
Im deutschsprachigen Raum war der österreichische Schauspieler Robert HOFFMANN (1939 - 2022) durch seine Titelrolle im ZDF-Adventsvierteiler ROBINSON CRUSOE (1964) und durch eine Nebenrolle im Gruselkrimi NEUES VOM HEXER (1965) bekannt geworden. Doch bald wurde auch die römische Traumfabrik der CINECITTA auf den gutaussehenden HOFFMANN aufmerksam und besetzte ihn in einem spannenden Vorläufer der später so zahlreichen italienischen Gangsterfilme.
In Mailand ist Luciano Lutring (Robert HOFFMANN) als kleiner Gauner aktiv. Davon ahnt die hübsche Sängerin Yvonne (Lisa GASTONI) zunächst nichts, als sie sich in den smarten Blondschopf verliebt. Schließlich will sie unbedingt weg von ihrem kriminellen Verflossenen (Claudio CAMASO als Franco). Doch schon bald nach der Eheschließung mit Luciano muss Yvonne erkennen, dass auch ihr Mann ein Juwelendieb ist. Der Schmuck und die vielen Pelze gefallen der Sängerin auch irgendwie, aber sie hat doch Angst, dass ihr Mann immer tiefer in die Welt des Verbrechens abrutscht. Diese Angst macht sich der clevere Inspektor Moroni (Gian Maria VOLONTE) zunutze, indem er Yvonne zur Tippgeberin macht.
Der Film von Carlo LIZZANI beruht wohl zu großen Teilen auf wahren Begebenheiten und bietet neben Mailand, Nizza und Lugano noch weitere Schauwerte. Lisa GASTONI darf ganz entzückende Klamotten (roter Regenmantel und weißer Pelz) auftragen und zwei wunderschöne Lieder aus der Feder von Ennio MORRICONE (OSCAR 2016: ACADEMY AWARD für THE HATEFUL EIGHT) zum Besten geben. Robert HOFFMANN war von da an ein vielbeschäftigter Schauspieler in der CINECITTA, ohne den ganz großen Durchbruch zu schaffen. Nach dem Ende des italienischen Kinowunders zu Beginn der 1980er Jahre wurden seine Auftritte immer sporadischer. Ende der 1980er Jahre war Robert HOFFMANN noch einmal für zwei Folgen als Gaststar in der Erfolgsserie DALLAS (als die Ewings in Wien waren) zu sehen. Als der Schauspieler im Sommer 2022 starb, war er allerdings leider so gut wie vergessen. Kein Medienecho im deutschsprachigen Raum, nirgends!
Dafür kann man ihn in diesem italienischen Gangsterfilm der ersten Stunde in ganz jungen Jahren erleben. Für Fans lohnt sich das unbedingt!
LOCARNO 2024: Spezialpreis der Jury
Ihr erster Spielfilm heißt SONNE, der aktuelle heißt MOND, da darf man schon gespannt sein, wie die österreichische Regisseurin Kurdwin AYUB ihren dritten Film nennen wird.
Die Wienerin Sarah (Florentina HOLZINGER) muss nach einem verlorenen Kampf ihre MMA-Karriere aufgeben und macht sich als Personal Trainerin selbstständig. Das läuft auch nur mäßig, als sie ein interessantes Angebot aus dem jordanischen Amman erhält. Sie soll dort - so ihr charmanter arabischer Gesprächspartner - dessen drei Schwestern als Personal Trainer betreuen, damit den jungen Damen nicht allzu langweilig ist. Zuerst läuft auch alles gut. Sarah wird in einem nahezu gästelosen Luxushotel in Amman untergebracht und lernt dann allmählich auch ihre drei Schützlinge kennen. Doch allmählich wird klar, dass in dieser Familie einiges nicht richtig sein kann. Es kommt zu einer schockierenden Situation in der Luxus-Residenz der Geschwister. Sarah wird auf eine harte Probe gestellt, die ihren Kampfgeist herausfordert.
Wie beim ersten Film hat die Regisseurin AYUB erneut mit der Filmproduktion von Ulrich SEIDL gearbeitet. Dabei hat sie aber durchaus ein eigenes Thema und einen eigenen Stil, teilt aber mit SEIDL den gnadenlos sezierenden Blick auf gesellschaftliche Verhältnisse. Ihre Hauptdarstellerin Florentina HOLZINGER ist eine echte Entdeckung. Die Choreographin hat mit ihrer Performance SANCTA nach der Oper SANCTA SUSANNA von Paul HINDEMITH im Jahre 2024 mehrere Opernhäuser regelrecht aufgemischt und mächtig Wind in den deutschsprachigen Feuilletons entfacht. Auch die Bilder (Kamera: Klemens HUFNAGL) aus Jordanien sind erhellend und grandios. So hat man eine Großstadt der arabischen Welt sicher noch nicht auf der Kinoleinwand gesehen. Der Film selbst ist stellenweise wie ein klassischer Thriller aufgebaut, unterläuft die Erwartungshaltung des Publikums an solche Filme aber geschickt.
Auf den nächsten Film von Kurdwin AYUB, der todsicher STERNE heißen wird, darf man sich jetzt schon freuen.
Dieser sehr ungewöhnliche Film von Matthew RANKIN wird von Kanada ins Rennen um den OSCAR für den Besten Internationalen Film geschickt und hat es bereits auf die Shortlist für diesen Preis geschafft.
Die miteinander verwobenen Geschichten spielen im tief verschneiten Kanada (in Quebec und Winnipeg) und erzählen von skurrilen Persönlichkeiten, die sehr ungewöhnliche Dinge erleben. Mehr sollte an dieser Stelle nicht verraten werden, da dieser Film ganz besonders von seiner satirischen Skurrilität lebt. Verraten werden kann, dass die auftretenden Personen fast ausnahmslos Persisch sprechen, und das Ganze vor einer arg monotonen Stadtkulisse spielt. Auf Persisch heißt UNE LANGUE UNIVERSELLE wohl DAS LIED DES TRUTHAHNS. Und ein Truthahn ist für den Verlauf der Handlung auch nicht ganz unwichtig.
Der Film ist durchaus etwas Besonderes und vielschichtig interpretierbar. Eine Geschichte von Migranten, Probleme von Menschen aus dem Iran vor einer skurrilen Kulisse oder gar ein Alptraum von einer Heimat, in der nicht mehr das vertraute Französisch gesprochen wird: All diese Deutungen sind denkbar und sicher noch viel mehr. Auf jeden Fall erlebt man einen magisch verklärten Film, der alles Altbekannte in einem neuen und satirisch verklärten Licht erscheinen lässt. Es sind aber vor allem sehr menschliche Geschichten, die dem Publikum trotz der Eiseskälte der gezeigten Schneelandschaften ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Die Geschichte von Nosferatu ist weltweit bekannt. Der Stummfilm von Friedrich Wilhelm MURNAU ist seit dem Entstehungsjahr 1922 ein Klassiker der Filmgeschichte. Jeder hat schon einmal ein Bild von Max SCHRECK als Graf Orlok gesehen. Werner HERZOG (OSCAR 2009: Nominierung für BEGEGNUNGEN AM ENDE DER WELT) hat sich im Jahre 1979 bereits an eine Neuverfilmung gewagt, für die er Tausende von Ratten in die niederländische Stadt Delft bringen ließ. Klaus KINSKI (GERMAN FILM AWARD 1979 für NOSFERATU - PHANTOM DER NACHT) durfte als Graf Orlok ein wenig an seiner mangelnden Liebesfähigkeit leiden, bevor er Isabelle ADJANI in die schneeweiße Brust beißen durfte. Braucht es da wirklich eine Neuverfilmung von Robert EGGERS, noch dazu in englischer Sprache? Unbedingt, auch wenn EGGERS der altbekannten Geschichte nichts Neues einzuhauchen vermag! Denn die Geschichte ist so schon stark genug und passt erschreckend gut in die heutige Zeit.
Wir befinden uns in der fiktiven Stadt Wisborg im Jahre 1838. Nicht umsonst denkt man dabei an die Hansestadt Wismar, die damals zum Herzogtum Mecklenburg gehörte. Sehr schön, wie die Ausstattung und das Szenenbild zeigen, wie eng gebaut Städte im deutschsprachigen Raum vor den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs waren. Der frischverheiratete Thomas Hutter (Nicholas HOULT) bekommt den Auftrag, zu einem Grafen Orlok (Bill SKARSGARD) nach Transsylvanien zu reisen, um ihm eine baufällige Schlossruine im heimeligen Wisborg zu verkaufen. Was Thomas nicht weiß, seine spirituell veranlagte Frau Ellen (Lily-Rose DEPP) aber schon längst ahnt: Damit bringt er das absolut Böse in seine geliebte Heimatstadt.
Wie das alles umgesetzt ist, ist absolut sehenswert. Selten hat man die Geburt der Schauergeschichten aus dem Geist des Biedermeier-Zeitalters so gut nachvollziehen können wie in diesem bemerkenswerten Film. Und leben wir nicht heute auch in einer dem Biedermeier ähnlichen Zeit, in der wir zu ahnen beginnen, dass das absolut Böse vor der Tür steht? Oder vielmehr, wie Ellen im Film den Vampir-Experten (Willem DAFOE) fragt: "Kommt das Unheil aus dem Innern oder aus dem Jenseits?" Na klar, das Böse ist schon längst in der Biedermeier-Stadt Wisborg heimisch geworden. Und die tödliche Rechnung haben vor allem reiche Ignoranten wie Friedrich (Aaron TAYLOR-JOHNSON), der beste Freund von Thomas, zu zahlen.
Ein wirklich beachtlicher Film, der eine ur-deutsche Geschichte noch einmal zu einer weltweit verstehbaren Parabel erhebt. Sehr eindrucksvoll!
Ein Fernsehfilm des italienischen Senders RAI, der es ins Programm des weltweit agierenden Streamingdienstes NETFLIX geschafft hat! Es geht um die berühmt-berüchtigten Mafiamorde von Duisburg, die zu Ferragosto (15. August) 2007 ganz Deutschland zutiefst erschüttert haben. Benjamin SADLER spielt einen deutschen Ermittler, der zusammen mit seinem Kollegen (Daniele LIOTTI) aus Reggio di Calabria den Fall nach mehreren Jahren auflösen kann. Dabei wird klar, wie die Mafia von familiären Verbindungen profitiert. Außerdem ist sie längst über Kalabrien und Italien hinausgewachsen. Der Film ist eine typische Fernsehproduktion, die aber von dem spannenden Thema und dem brisanten Ereignis profitiert.
Der berühmte Roman von Lew TOLSTOI ist so oft verfilmt worden, dass man die Geschichte als bekannt voraussetzen kann. Und ja, der Roman ist natürlich viel besser als jede Verfilmung, aber das ist hier ja auch ein Greta-GARBO-Film.
Anna lebt mit ihrem tüchtigen und lieblosen Mann (Basil RATHBONE) in Sankt Petersburg. Auf einer Fahrt nach Moskau, wo sie die kriselnde Ehe ihres Bruders Stiwa mit Dolly kitten soll, lernt sie den Grafen Wronski (Fredric MARCH) kennen, der sich unsterblich in sie verliebt. Der Rest ist Literaturgeschichte.
David O. SELZNICK war für diese Produktion als Produzent tätig, und das merkt man auch. Hier wird für die russische Oberschicht besonders üppig aufgetragen. Die Kamera braucht etwas, um alle Speisen ins Bild zu bekommen. Richtig gut gelungen ist die Einführung von Greta GARBO als Anna Karenina. So inszeniert man einen Superstar. Und auch das grausige Zugunglück am Beginn der Geschichte wird effektvoll in Szene gesetzt.
Das Major Studio METRO-GOLDWYN-MAYER konnte sich im Hollywood der 1930er Jahre die besten Verfilmungen erlauben. "More Stars than there are in Heaven", so hieß es damals über das Heimatstudio der göttlichen GARBO. Neben ihr kommen aber auch weitere Stars wie Maureen O´SULLIVAN als Kitty, Freddie BARTHOLOMEW als Sohn Sergej und May ROBSON als Gräfin Wronski zur Geltung. Schade ist nur, dass die Handlung um Kitty und Levin sowie Stiwa und Dolly allzu kurz geraten ist. Man konzentriert sich natürlich auf Anna Karenina und das Liebesdreieck, in das sie geraten ist.
Nach 90 Jahren ist diese Version der Anna Karenina naturgemäß etwas aus der Mode gekommen. Auch mit Greta GARBO und ihrem entrückten Spielstil kann heute nicht jeder mehr etwas anfangen. Und trotzdem überrascht die Ernsthaftigkeit, mit der diese erwachsene Version der altbekannten Geschichte von Hollywood verfilmt worden ist.
Während die langjährigen Dreharbeiten zum Hollywood-Epos CLEOPATRA mit Elizabeth TAYLOR noch im Gange waren, drehte man in der CINECITTA den Film UNA REGINA PER CESARE mit Pascale PETIT als ägyptische Königin. Der deutsche Verleihtitel CLEOPATRA, DIE NACKTE KÖNIGIN VOM NIL ist wieder selten dämlich. Pascale PETIT ist nicht ein einziges Mal im Film nackt zu sehen.
Erzählt wird die Vorgeschichte, bevor Cleopatra und Gaius Julius Caesar (Gordon SCOTT) zum ersten Mal aufeinandertreffen. Daher hat der zur CINECITTA übergewechselte Hollywood-Star Gordon SCOTT auch nur einen kleinen Auftritt am Ende. Vorher muss sich Cleopatra mit ihrem Bruder Ptolemäus um die Thronfolge streiten. Hilfe bekommt sie dabei von einem Leibwächter (Giorgio ARDISSON), der auch ihr Liebhaber wird. Als intriganter Feldherr Lucius mischt auch der italienische Schauspieler Rik BATTAGLIA mit, der in WINNETOU III (1965) für das Ableben der im deutschsprachigen Raum so beliebten Figur aus den Karl-May-Romanen verantwortlich werden sollte. Bevor sich Cleopatra endgültig für Caesar entscheidet, versucht sie ihr Glück auch bei dessen Widersacher Pompejus (Akim TAMIROFF, der für seine Rolle in WEM DIE STUNDE SCHLÄGT eine OSCAR-Nominierung erhielt). Wie das ausgeht, wissen wir aus dem Geschichtsunterricht.
Die Dreharbeiten mit Elizabeth TAYLOR zogen sich ungelogen drei Jahre lang hin. Kein Wunder, dass die findigen Italiener auf die Schnelle diese ganz annehmbare Produktion in die Kinos brachten. Das gefiel dem Hollywood-Major-Studio 20TH CENTURY FOX allerdings überhaupt nicht, so dass sie dafür sorgten, dass dieser Film erst einmal in der Versenkung verschwand.
Als alter Fan der Serie THE FALL GUY, die im deutschsprachigen Raum als EIN COLT FÜR ALLE FÄLLE bekannt war, gebe ich zu, dass der Film völlig anders als die Serie ist. Und trotzdem hat mir der Neuaufguss gut gefallen.
Ryan GOSLING spielt Colt Seavers auf eine herrlich schluffige und unaufgeregte Art, die so ganz anders als das Auftreten von Lee MAJORS in den 1980er Jahren ist. Jody Banks heißt jetzt Jody Moreno und ist eine aufstrebende Regisseurin, die von Emily BLUNT gespielt wird. Mit ihr hat sich Ryan GOSLING bei der diesjährigen OSCAR-Verleihung eine wunderbare "Barbenheimer" - Kabbelei liefern können. Auch im Film passen sie gut zusammen. Genauso gut passt das in Sydney gedrehte Filmprojekt von Jody Moreno, das wie eine wüste Mischung aus dem australischen Klassiker MAD MAX und einer Italo-Nachahmerproduktion wie I NUOVI BARBARI wirkt. Aber wo ist Howie Munson? Der in der Serie von Douglas BARR gespielte Cousin von Colt wird schmerzlich vermisst. Dafür darf Aaron TAYLOR-JOHNSON als Tom Ryder eine perfekte Actionstar-Parodie nach dem Vorbild von Tom CRUISE abliefern. Schließlich wissen wir ja alle, dass es ach so viele Megastars in Hollywood gibt, die all ihre Stunts selbst abliefern. Ganz groß ist auch Hannah WADDINGHAM als durchgeknallte Filmproduzentin, die auf den Pfaden der früher von Markie POST gespielten Kopfgeldjägerin wandelt. Schon als Gastgeberin des EUROVISION Song Contest 2023 in Liverpool wusste Hannah WADDINGHAM zu begeistern, aber in diesem Film ist sie so herrlich abstrus, dass es eine Freude ist.
Ganz zum Schluss, als wenigstens das Opernhaus von Sydney heil geblieben ist, dürfen auch Lee MAJORS und Heather THOMAS (die frühere Jody Banks) noch mal als Polizisten ran, die die Bösewichte aus dem Verkehr ziehen.
Ein ganz großer Spaß, der die Lieblingsserie aus den 1980er Jahren liebevoll auf den Kopf stellt. Auch wenn der Film an den Kinokassen nicht so wie erhofft funktioniert hat, kommt man aus dem Lachen und Mitfiebern nicht mehr raus.
Ficus religiosa ist laut dem Vorwort von Regisseur Mohammad RASULOF (BERLINALE 2020: Goldener Bär für DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT) eigentlich ein Parasit und damit eine hervorragende Metapher für die gesellschaftlichen Stützen der Islamischen Republik in Iran.
Razvan (Mahsa ROSTAMI) und Sana (Setareh MALEKI) sind zwei junge Mädchen aus der iranischen Oberschicht und leben bei ihren Eltern in Teheran. Der Familie geht es sehr gut, da Vater Iman (Missagh ZAREH) als Staatsanwalt im Gericht arbeitet. Endlich wird er zum Untersuchungsrichter befördert, was ihn und seine Frau Najmeh (Soheila GOLESTANI) sehr freut. Najmeh hat ihrem Mann immer den Rücken frei gehalten. Jetzt können die Früchte ihrer seit mehr als 20 Jahren bestehenden Ehe geerntet werden. Auf die Familie kommen aber auch Veränderungen zu. Neben einer größeren Wohnung muss man jetzt noch mehr auf einen guten Ruf und ein staatskonformes Betragen achten. Außerdem ist jetzt auch eine Dienstpistole von Iman im Haushalt vorhanden. Die schon studierende Rezvan hat eine Freundin (Niousha AKHSHI) aus dem Studentenwohnheim, durch die sie mit den Protesten der Frau/Leben/Freiheit-Bewegung des Herbstes 2022 in Berührung kommt. Dadurch ändert sich alles in der Familie von Iman. Besonders Najmeh und ihre Töchter stellen mehr und mehr die Rolle des Ehemanns und Vaters in Frage. Doch auch Iman hat seine Mittel und Wege.
Was für ein klug komponierter Film! Mohammad RASULOF führt die Zuschauer in die Herzkammer des gewalttätigen Mullah-Regimes und zeigt ihnen die Banalität des Bösen auf die iranische Art. Die grauenvollen Bilder der zurückgeschlagenen Proteste stoßen als Aufnahmen in den sozialen Medien in das Blickfeld der Töchter, während das Staatsfernsehen beständig seine Propaganda von feindlichen Kräften aus dem Ausland wiederholt. Die Handlung des Films wird von einem sozialen Drama immer mehr zu einem realistischen Horrorfilm gesteigert. Selten hat man so intensiv in das innere Gefüge des absolut Bösen blicken können. THE ZONE OF INTEREST auf Persisch! Mit diesem Film wird klar wie noch nie, warum iranische Filme so oft Szenen aus Wohnungen und dem Inneren von Autos zeigen. Nur so ist es möglich, sich dem staatlichen Einfluss zu entziehen und quasi guerillamäßig eine ungeschönte Geschichte zu erzählen.
War es ein kluger Schachzug der deutschen Kinowirtschaft, ausgerechnet einen Film auf Farsi als deutschen Beitrag für die OSCARs einzureichen? In Sachen Erfolgsaussichten auf jeden Fall! Seinen Siegeszug vom Filmfestival in Cannes (Sonderpreis der Jury) über den Europäischen Filmpreis und den GOLDEN GLOBEs hat der Film längst angetreten. Zumindest eine OSCAR-Nominierung ist dem Film sicher, mit dem deutschen Film STERBEN von Matthias GLASNER wäre das nicht gelungen.
RIP
Olivia HUSSEY
1951-2024
Mit dieser Dokumentation würdigt der italienische Regisseur Giuseppe TORNATORE (OSCAR 1990: ACADEMY AWARD für NUOVO CINEMA PARADISO) den wunderbaren Komponisten Ennio MORRICONE (1928-2020), der durch seine Filmmusik inzwischen schon unvergesslich geworden ist. Natürlich geht es vor allem um seine besonderen Kompositionen zu den Filmen von Sergio LEONE, angefangen mit PER UN PUGNO DI DOLLARI (1964), wo in Filmausschnitten neben Clint EASTWOOD auch die deutschsprachigen Filmsternchen Marianne KOCH und Sieghardt RUPP zu sehen sind. Und natürlich wird auch verdeutlicht, wie lange Ennio MORRICONE darauf warten musste, überhaupt erst einmal für den OSCAR nominiert zu werden. Da er ihn trotz mehrerer Versuche nicht bekommen konnte, wurde ihm kurzerhand der Ehren-OSCAR zuerkannt. Schöne Pointe, dass er ihn danach für THE HATEFUL EIGHT doch noch regulär gewinnen konnte. Das sind die Vorteile eines langen Lebens!
Was mir aber überhaupt noch nicht so bewusst war, ist die Tatsache, dass Ennio MORRICONE auch für die italienische Popmusik Bedeutendes geleistet hat. So erzählt der EUROVISION-Star Gianni MORANDI (beim ESC 1970 in Amsterdam für Italien dabei) davon, wie MORRICONE sein Lied IN GINOCCHIO DA TE arrangiert und damit zu einem großen Hit gemacht hat. Auch das Lied IL MONDO von Jimmy FONTANA ist erst durch MORRICONE zu einem unvergessenen Hit geworden. Ennio MORRICONE und seine Musik werden auch nach seinem Tod bleiben. Und vielleicht wird man seinen Namen in 100 Jahren in einem Atemzug mit dem von MOZART nennen.
Der Tod hat ein Ei gelegt, und das im wahrsten Sinne des Wortes! Anna (Gina LOLLOBRIGIDA) hat eine hochspezialisierte Hühnerfarm aufgebaut, die von ihrem Ehemann Marco (Jean Louis TRINTIGNANT / EUROPEAN FILM AWARD 2012: Auszeichnung für AMOUR) geleitet wird. Massentierhaltung war schon Ende der 1960er Jahre ein wichtiges Thema. Was die schöne Anna nicht ahnt: Ihr Ehemann versüßt sich die kriselnde Ehe, indem er Prostituierte in einem Hotel grausam ermordet. Die Dinge in der Firma und in der Ehe spitzen sich zu, als Annas bildschöne und blutjunge Kusine Gabri (Ewa AULIN) zu ihnen zieht und als Sekretärin arbeitet. Marco fühlt sich zu Gabri hingezogen, und auch Anna wird von einem feschen Werbefachmann (Jean SOBIESKI) umgarnt. Plötzlich häufen sich kleinere Unfälle in der Hühnerfabrik. Sind das aufgebrachte Arbeiter, für die nach der Automatisierung kein Arbeitsplatz mehr nötig ist? Oder liegt es an den Experimenten, die Hühner ohne Gliedmaßen erschaffen? Pure Fleischlieferanten ohne Bewegungsmöglichkeit? Und was ist mit den vielen Mordopfern von Marco? Irgendwann schöpft Anna Verdacht...
Ein früher Giallo mit der weltweit berühmten Gina LOLLOBRIGIDA (GOLDEN GLOBE 1985: Nominierung für FALCON CREST) in der Hauptrolle! Das muss man erst einmal aufbieten können. Darüber hinaus liefert der Regisseur Giulio QUESTI einen stylischen Italo-Schocker ab, der sich auch heute noch sehen lassen kann. Auch inhaltlich ist für manch böse Überraschung gesorgt. Der deutsche Titel DIE FALLE verrät leider schon etwas zu viel, da bleibt man doch lieber bei den Hühnern, die als lebende Tote allen Beteiligten ein Überraschungsei ins Nest legen.
DOKTOR SCHIWAGO von David LEAN ist ein Film der Superlative: drei Stunden lang, unfassbar viel Schnee und der allererste Film, der in den westdeutschen Kinos ein Box Office (Quelle: www.insidekino.de) von umgerechnet mehr als 40 Millionen Euro (bei 13.483.400 verkauften Eintrittskarten) erreicht hat. Und schon die Entstehungsgeschichte des Romans von Boris PASTERNAK (Nobelpreis für Literatur 1958) ist abenteuerlich. Natürlich durfte der in der Sowjetunion nicht erscheinen, gelangte auf verschlungenen Wegen nach Italien und wurde im Verlag von Inge Feltrinelli und ihrem italienischen Ehemann zum weltweit gelesenen Verkaufserfolg. Klar, das Buch ist noch besser und vielschichtiger als der Film, der sich doch sehr auf die Dreieckskonstellation um Dr. Juri Schiwago konzentriert. Und die ist sicherlich der Traum vieler Männer, die keine hingebungsvolle Ehefrau wie Tonja (Geraldine CHAPLIN) und dazu noch eine leidenschaftliche Geliebte wie Lara (Julie CHRISTIE) haben.
Die Geschichte spielt im Zarenreich kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Der junge Juri (der eigene Sohn von Omar SHARIF) wächst nach schweren Schicksalsschlägen bei Freunden (Siobhan McKENNA und Ralph RICHARDSON) seiner Mutter als Pflegebruder der kleinen Tonja in Moskau auf. Er wird Arzt, pflegt aber auch seine Liebe zur Poesie (auch Boris PASTERNAK ist vor allem Lyriker gewesen). Obwohl eigentlich als Geschwister aufgewachsen, lieben sich Juri und Tonja. Bei einer Weihnachtsfeier in Moskau kommt es zu einer denkwürdigen Begegnung mit der schönen Lara, die eigentlich mit dem braven Pascha Antipow (OSCAR-Nominierung für Tom COURTENAY und seine unheimliche Wandlung zu STRELNIKOW!!!) verlobt ist, aber grausam vom Liebhaber ihrer Mutter missbraucht wird. Dieser Viktor Komarovski (Rod STEIGER) wird noch öfter eine Rolle im Leben von Juri und Lara spielen. Einst zarentreu ist dieser Bösewicht der typische Wendehals, der später auch mit den finstersten Kommunisten zu paktieren weiß. Aber das ist für einen Schöngeist wie Juri viel zu kompliziert. Er und die Seinen werden in den Mahlstrom der russischen Revolution und der sowjetischen Bürgerkriege hineingezogen, ohne ihre tiefe Empfindsamkeit zu verlieren. Wie schwer das aber ist, zeigt dieser gewaltige Film eindrucksvoll.
Als Produzent hat Carlo PONTI, der langjährige Ehemann von Sophia LOREN, aus dem Vollen geschöpft. Wunderschöne Bilder, herrliche Musik von Maurice JARRE und ein Schauspieler-Ensemble von allererster Güte. In weiteren Rollen sind Alec GUINNESS als völlig überzeugter Kommunisten-Halbbruder von Juri, Rita TUSHINGHAM als vermeintliche Tochter von Juri und Lara und der großartige Klaus KINSKI als russischer Anarchist zu sehen. KINSKI ist nur während der langen Zugfahrt von Moskau nach Warikino im Uralgebirge zu sehen, die einen Eindruck von der ungeheuren Weite Russlands vermittelt. David LEAN ist als Regisseur das Kunststück gelungen, diesen literarischen Kosmos in eine filmische Form zu bringen. Man beachte allein die Farbgebungen im Film: Ob ein roter Blutfleck im Schnee oder die verwelkenden Sonnenblumen - alles hat seine Bedeutung und ist meisterhaft zu einem großen Ganzen komponiert. Eine melodramatische Liebesgeschichte in den grausamen Wirrungen der Weltgeschichte, einfach meisterhaft!
Dieser vor allem in Europa (Spanien und die Schneeszenen in Finnland) gedrehte Film wurde zu einem weltweit erfolgreichen Kino-Klassiker. Das Drehbuch (Robert BOLT) und die traumhafte Musik (Maurice JARRE) wurden mit einem OSCAR ausgezeichnet. Die Erstausstrahlung am Zweiten Weihnachtstag 1985 im westdeutschen Fernsehen war noch ein triumphales Großereignis. Ein Film der Superlative, der selbst bei wiederholten Sichtungen noch Entdeckungen zu bieten hat! Diesen Film muss man gesehen haben!
Den Dolch im Gewande trägt in diesem spannenden Spionagefilm die deutsch-britische Schauspielerin Lilli PALMER (1914 - 1986) und nicht der Hauptdarsteller Gary COOPER. Und dabei taucht Lilli PALMER als italienische Partisanin erst nach etwa 30 Minuten im Film auf. Es geht um einen Spionageeinsatz des Nuklearphysikers Alvah Jensen (Gary COOPER), der herausfinden soll, wie weit die Nationalsozialisten beim Bau ihrer Atombombe sind. Dafür muss Gary COOPER sogar ein paar Brocken Deutsch zum Besten geben! Durch verschiedene Helfer (Vladimir SOKOLOFF und Helene THIMIG) findet er auch einiges heraus, muss dann aber doch unvermittelt untertauchen. Dabei hilft ihm die patente Partisanin Gina (Lilli PALMER), die ihre jugendliche Zartheit gegen eine unerbittliche Kampfbereitschaft eintauschen musste. Aber bei einem sich sogar um kleine Kätzchen kümmernden Mann kann diese rauhe Schale nicht lange halten.
Der deutsche Erfolgsregisseur Fritz LANG (METROPOLIS / M / DOKTOR MABUSE) hat für die WARNER BROTHERS einen sehr spannenden Spionagefilm inszeniert, der die Verworrenheit der damaligen Lage gut und stimmig in seine Handlung einbaut. Für Lilli PALMER, die bereits einige britische Filme gedreht hatte und bereits mit Rex HARRISON verheiratet war, war diese Rolle das erste Sprungbrett nach Hollywood.
In weiteren Rollen sind Robert ALDA und Ludwig STÖSSEL zu sehen. Ganz zum Schluss des Films ist auch der junge Lex BARKER als von PALMER und COOPER geretteter Soldat noch dabei.
Die Zeit der Prüfungen ist endlich vorbei! Vier junge Grafikerinnen haben ihre vierjährige Ausbildung hinter sich gebracht. Jetzt heißt es, sich in der freien Werbewirtschaft der Metropole Berlin zu bewähren. Da das nicht so leicht ist, gründen die vier Freundinnen eine gemeinsame Werbefirma, ohne ihre Identität als Werbegrafikerinnen zu verraten. Doch da haben die vier jungen Damen die Rechnung ohne die Liebe und das lockende Leben als Ehefrau und Mutter gemacht.
Im Jahre 1938 kam es dazu, dass die aufstrebende schwedische Schauspielerin Ingrid BERGMAN ihren einzigen Film beim in Europa führenden Filmkonzern UFA im bereits nationalsozialistisch geprägten Berlin abdrehen sollte. Mit nahezu akzentfreiem Deutsch ist Ingrid BERGMAN als Marianne ein großer Gewinn für die wenig akzentuierte Filmkomödie. BERGMAN nimmt man die Belastung ab, die es bedeutet, sich als Frau in einer von Männern dominierten Branche durchzusetzen. Ihre Kolleginnen Sabine PETERS und Carsta LÖCK retten sich mit erkennbarer Erleichterung in den Hafen der Ehe, während Ursula HERKING die ganz große Malerinnenkarriere ins Drehbuch geschrieben wurde.
Natürlich bleibt auch ein kommender Weltstar wie die mit drei OSCARs ausgezeichnete Ingrid BERGMAN in so einem Film nicht lang allein. Ihr Herzbube wird von Hans SÖHNKER gespielt, der sich als Grafik-Professor selbstverständlich die allerschönste Studentin aussucht. In weiteren Rollen sind noch Leo SLEZAK und Erich PONTO dabei.
Nach diesem Film zog die BERGMAN nach Hollywood weiter, der Rest ist Filmgeschichte. Trotzdem ist die Sichtung des Films schon allein wegen der Berlin-Bilder mit Weltstar empfehlenswert. Und als leichtes Drama um eine berufstätige Frau erinnert die von Ingrid BERGMAN gespielte Rolle schon an spätere Komödien, die Doris DAY (als Innenarchitektin in PILLOW TALK oder Werbefachfrau in LOVER COME BACK) in Hollywood drehen sollte.
Nicht nur für Nostalgiker empfehlenswert!
Mit diesem Film lieferte der amerikanische Regisseur Nicholas RAY im Grunde bereits im Jahre 1949 eine Art von Generalprobe für seinen späteren Klassiker REBEL WITHOUT A CAUSE (1955) mit James DEAN ab.
Der Rechtsanwalt Andrew Morton (Humphrey BOGART) ist auf die ganz schweren Fälle abonniert, da er selbst aus schwierigen Verhältnissen stammt. So kommt er denn auch zur Verteidigung des jungen Heißsporns Nick Romano (John DEREK), dem ein übler Polizistenmord vorgeworfen wird. Morton kennt den jungen Nick noch aus früheren Zeiten und ist von dessen Unschuld überzeugt.
In diesem spannenden Sozialdrama aus der Schwarzen Serie Hollywoods geht es um die immerwährende Frage, ob der Charakter oder die Lebensverhältnisse für begangene Verbrechen verantwortlich zu machen sind. Eine zeitlose Fragestellung, die in einer interessanten Mischung aus Film Noir und Film Gris abgehandelt wird.
Mit seiner SANTANA PICTURES produzierte Hauptdarsteller Humphrey BOGART den Film selbst, der dann vom Hollywood-Major-Studio COLUMBIA PICTURES in die Kinos gebracht wurde.
Nicholas RAY konnte mit dem Film und dem Thema schon einmal für seinen späteren Erfolgsfilm mit James DEAN üben. Das Thema der Erziehungsprobleme lag in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wohl einfach in der Luft. Der junge John DEREK ist natürlich kein James DEAN, eine mehr als passable Leistung lieferte er aber dennoch ab.
Sehenswert!
Inzwischen sind viele Nutzer des weltweit agierenden Streamingdienstes NETFLIX regelmäßig enttäuscht, wenn dort ein englischsprachiger Originalfilm veröffentlicht wird. Bei den nicht-englischsprachigen Werken lassen sich allerdings doch hin und wieder interessante Entdeckungen machen. So ist das mit dem italienischen Film IL TRENO DEI BAMBINI von Cristina COMENCINI, der seit wenigen Wochen beim Streamer zu sehen ist.
Der Orchestermusiker Amerigo Speranza (Stefano ACCORSI, bekannt aus der Qualitätsserie 1992/1993/1994) erfährt im Jahre 1994 vom Tod seiner Mutter in Neapel. Daraufhin erinnert er sich an seine turbulente Kindheit im völlig verarmten Neapel des Jahres 1946. Als Kind einer alleinerziehenden Mutter (Serena ROSSI) musste er sich umgeben von anderen Kindern mit Gelegenheitsarbeiten und Schwarzmarktbetrügereien durchschlagen. Hunger, Armut und Verwahrlosung waren da keine leeren Worte. Doch die Möglichkeit, den Winter bei kommunistischen Parteimitgliedern im italienischen Norden zu verbringen, wurde nicht gern angenommen. Schließlich hatten die von inbrünstiger Religiosität geprägten Kinder Angst, von den Kommunisten im Ofen gebraten zu werden. Nur widerwillig besteigen Amerigo (Christian CERVONE) und seine Freunde den "Zug der Kinder" in Richtung Norden. Doch die Begegnung mit seiner dortigen Pflegemutter Derna (Barbara RONCHI) wird Amerigos Leben für immer verändern.
Die italienische Regisseurin Cristina COMENCINI (OSCAR 2006: ACADEMY AWARD Nominierung für LA BESTIA NEL CUORE) hat einen warmherzigen und sozialkritischen Film über eine Begebenheit geschaffen, die auch in Italien selbst wieder in Vergessenheit geraten war. Ihr Vater Luigi COMENCINI war auch Filmregisseur und wurde auf der BERLINALE 1954 für PANE, AMORE E FANTASIA (mit Gina LOLLOBRIGIDA und Vittorio De SICA) mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet.
Wer MORGEN IST AUCH NOCH EIN TAG mochte und gern die Roman-Tetralogie von Elena FERRANTE (Meine geniale Freundin) gelesen hat, sollte sich diesen Film nicht entgehen lassen!