ZeddaZogenau - Kommentare
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Alle Kommentare von ZeddaZogenau
Zwei Dinge vorweg: Obwohl ich von den vernichtenden Kritiken, die diese Comic-Verfilmung bekommen hat, wusste, wollte ich den Streifen unbedingt im Kino sehen. Das Konstrukt des Marvel-Bösewicht-Universums, das es dem Hollywood-Major-Studio SONY PICTURES ermöglicht, von der seit 15 Jahren andauernden Beliebtheit der Comic-Superhelden zu profitieren, habe ich immer als lächerlich empfunden.
Und dennoch wurde ein von mir sehr geschätzter Filmregisseur und Drehbuchautor für die Verfilmung einer solchen Vorlage verpflichtet, was mich unfassbar neugierig gemacht hat. Der amerikanische Regisseur J. C. CHANDOR hat mit MARGIN CALL (2011) und A MOST VIOLENT YEAR (2014) zwei der interessantesten Filme des vergangenen Jahrzehnts geschaffen. Für MARGIN CALL wurde CHANDOR im Jahre 2012 sogar für den Drehbuch-OSCAR nominiert. Und selbst ein Ausflug zum weltweit agierenden Streamingdienst NETFLIX war mit TRIPLE FRONTIER (2019) einigermaßen gut gelungen.
Dass J. C. CHANDOR ein begnadeter Regisseur ist, merkt man auch KRAVEN an. Da gibt es schon einige rasant inszenierte Action-Sequenzen (vor allem die russische Gefängnissause am Anfang), die gefallen. Aber das Drehbuch und die Dialoge! Doch siehe da, mit dem Drehbuch selbst hat Meister CHANDOR rein gar nichts zu tun. Da hat SONY andere Kräfte herummanschen lassen. Zumindest interessante Ausgangskonstellationen (russische Oligarchensöhne in westlichen Internaten) werden links liegen gelassen, Anschlüsse erfolgen zu sprunghaft, und die Charakterzeichnung irrlichtert wahllos durch die Handlung. Über die merkwürdigen CGI-Löwen und -Bären rede ich erst gar nicht, da ich das in Comic-Filmen sowieso immer merkwürdig und gekünstelt finde.
Trotzdem ist das Ganze durchaus unterhaltsam, auch Trash kann seinen Charme entfalten. Aaron TAYLOR-JOHNSON hat als KRAVEN seinen Körper ganz beneidenswert in Form gebracht. OSCAR-Preisträgerin Ariana DeBOSE darf als Safari-Touristin Calypso ganz entzückende Bekleidungs-Ensembles zur Aufführung bringen. Und der Ex-GLADIATOR Russell CROWE darf den russischen Akzent endgültig ad absurdum führen. Und damit sind noch gar nicht alle irgendwie eingebundenen Figuren benannt, die irgendwas mit dem russischen Jägersmann zu tun haben.
Ich hoffe inständig darauf, dass J.C. CHANDOR die Gelder, die ihm dieses obskure SONY-Abenteuer eingebracht haben dürfte, in naher Zukunft für einen richtig guten und selbst geschriebenen Film verwenden kann. Dann hätte sich die ganze Mühe wenigstens gelohnt.
Das Hafenviertel im walisischen Cardiff hieß früher Tiger Bay. Dort lebten Menschen aus vielen unterschiedlichen Ländern unter sehr schwierigen sozialen Bedingungen. So geht es auch dem kleinen Mädchen Gillie (Hayley MILLS), das bei der Tante aufwächst und liebend gern mit den Jungs aus der Nachbarschaft den vergangenen Weltkrieg nachspielt. Eines Tages wird Gillie zufällig Zeuge, wie der polnische Matrose Bronislaw (Horst BUCHHOLZ) im Affekt seine Freundin Anya (Yvonne MITCHELL) erschießt. Die hatte sich nämlich, während Bronislaw auf See war, mit dem zwielichtigen Barclay (Anthony DAWSON) eingelassen. Die kleine Gillie bringt die Waffe mitsamt Munition in ihren Besitz. Der Superintendent Graham (John MILLS) hat einige Schwierigkeiten, diesen verzwickten Fall zu lösen.
Für den westdeutschen Starschauspieler Horst BUCHHOLZ (GERMAN FILM AWARD 1956: Auszeichnung für HIMMEL OHNE STERNE) war diese eindrückliche Rolle der erste internationale Auftritt. Hayley MILLS wurde für ihre sozialkritisch faszinierende Rolle bei den Filmfestspielen von Berlin im Jahre 1959 mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet. Der Micky-Maus-Konzern DISNEY wurde auf den Kinderstar aufmerksam, und zwei Jahre später erhielt Hayley MILLS für POLLYANNA den letzten JUVENILE AWARD der ACADEMY AWARDS. Vor wenigen Monaten konnte man Hayley MILLS noch in TRAP von M. Night SHYAMALAN auf der großen Leinwand sehen. Ihr Vater John MILLS musste übrigens noch bis ins Jahr 1971 warten, bis auch er für RYANs DAUGHTER den ACADEMY AWARD erhielt.
Der italienische Meisterregisseur Luchino VISCONTI (OSCAR 1970: ACADEMY AWARD Nominierung für LA CADUTA DEGLI DEI) hat die Erzählung von Dostojewski aus dem russischen St. Petersburg um 1850 ins italienische Livorno der 1950er Jahre verlegt. Während die "Weißen Nächte" von St. Petersburg wegen der sommerlichen Helligkeit weiß sind, musste es in Livorno natürlich schneien. Das vorzügliche Drehbuch schrieb übrigens die italienische Autorin Suso CECCHI d`AMICO (OSCAR 1966: ACADEMY AWARD Nominierung für CASANOVA 70). Gedreht wurde vollständig in den Studios der römischen CINECITTA, was man bei aller Künstlichkeit doch erstaunlich schnell wegen der pittoresken Schönheit der Kulissen vergisst.
Mario (Marcello MASTROIANNI) lernt eines Abends die schöne Natalia (Maria SCHELL) kennen und verliebt sich in sie. Sie mag ihn auch, sieht aber vor allem einen Freund zum Reden in ihm. Schließlich ist Natalia in ihren einstigen Untermieter (Jean MARAIS) verliebt, der allerdings die Stadt verlassen hat, auf den die Schöne aber weiterhin sehnsüchtig wartet. Eigentlich passiert nicht viel im von den Nachkriegszerstörungen geprägten Livorno, aber SCHELL (zwei BAFTA-Nominierungen) und MASTROIANNI (drei OSCAR-Nominierungen) spielen die zarten Annäherungen zwischen den beiden so zauberhaft, dass man nicht die Augen von ihnen lassen kann. Eines Abends geraten Natalia und Mario in eine amerikanisch anmutende Bar und entdecken endlich zu den rockigen Klängen von Bill Haley ihre überbordende Tanzleidenschaft. In dieser Nacht fällt sogar Schnee, und dann ist aber auch der Untermieter wieder da. Wie wird sich Natalia entscheiden?
Auch in der italienischen Originalfassung kann man die Stimme von Maria SCHELL hören. Ihr Italienisch war so gut, dass Luchino VISCONTI sie ihren Part selbst nachsynchronisieren ließ. In einer kleineren Rolle ist die italienische Schauspiellegende Clara CALAMAI als Straßendirne zu sehen. Bekannt wurde sie mit dem Klassiker OSSESSIONE aus dem Jahre 1943, zuletzt war sie im Giallo-Schocker PROFONDO ROSSO (1975) dabei.
Bei den Filmfestspielen von Venedig wurde Luchino VISCONTI im Jahre 1957 mit dem Silbernen Löwen ausgezeichnet. Und Maria SCHELL (1926-2005) war nun endgültig reif für Hollywood: Dort drehte sie mit THE BROTHERS KARAMAZOV gleich den nächsten Roman von Dostojewski ab und gab als Gruschenka die nächste eindrucksvolle Darbietung in ihrer erstaunlichen Filmkarriere.
Einst hat er in Kalabrien in bitterster Armut gelebt, doch jetzt ist Paolo Mancuso (Antonio SABATO) durch Geschäfte mit Drogen und Prostitution in Mailand zu Reichtum gekommen. Vor seiner Geliebten Laura (Silvia MONTI) prahlt er noch damit, dass er inzwischen unantastbar ist. Doch bereits auf dem nächtlichen Nachhauseweg wird er von den Schergen seiner Widersacher (u. a. der deutsche CINECITTA-Divo Peter CARSTEN, bekannt aus den 08/15 - Filmen der 1950er Jahre) angegriffen. Nach einer wilden Verfolgungsjagd durch Mailand landet Mancuso zufällig in einem Forschungslaboratorium. Dort wird er von einer mit einer todbringenden Virus-Erkrankung infizierten Ratte gebissen. Mancuso gelingt die Flucht, doch am nächsten Morgen muss er aus den Nachrichten erfahren, dass ihm nur noch wenige Stunden bis zu seinem Tod bleiben. Er beschließt Rache an seinen einstigen Mitstreitern, die ihn jetzt verraten haben, zu nehmen. Auch dem Commissario (Pier Paolo CAPPONI) bleibt nur wenig Zeit, um eine drohende Pandemie in Mailand zu verhindern. Wird Mancusos Ex-Frau Lidia (Nicoletta RIZZI), die Gefährtin aus den Zeiten der Armut, ihren Verflossenen zur Vernunft bringen können?
Der italienische Schauspieler Antonio SABATO (GOLDEN GLOBE 1967: Nominierung für GRAND PRIX) war ein vielbeschäftigter CINECITTA-Divo, galt aber wegen seines hölzernen Spiels nie als großer Schauspieler. In diesem spannenden Reißer von Giorgio STEGANI aus dem Jahre 1974 (Kinostart: 29.11.1974 / Box Office: 560 Mio. ITL) wird ihm allerdings viel mehr abverlangt als gewöhnlich. Und siehe da, er schlägt sich ganz wacker. Empfehlenswert!
Dieser Dokumentarfilm erinnert an die Zusammenarbeit von Regisseur Michael POWELL und Drehbuchautor Emmerich PRESSBURGER. Zwischen 1939 und 1957 haben sie zahlreiche Filme miteinander gedreht, ab 1943 auch als Produzenten der Filmfirma THE ARCHERS. Interessant ist, dass Filme wie BLACK NARCISSUS, THE RED SHOES und THE TALES OF HOFFMANN zwischen 1960 und 1980 in Vergessenheit geraten waren, bevor sie als Meisterwerke der Filmgeschichte wiederentdeckt wurden. Daran erinnert auch Martin SCORSESE, der einst schon die fast vergessenen Filmperlen der italienischen Kinogeschichte gewürdigt hat. Man bekommt Lust, die Filme von POWELL / PRESSBURGER erneut zu entdecken. Ganz besonders gelungen ist sicherlich BLACK NARCISSUS (1947) mit Deborah KERR, David FARRAR und Kathleen BYRON.
Dieser Film von Franco PROSPERI handelt von dem umtriebigen Commissario Verrazzano (so auch der italienische Originaltitel), der zwischen exzessiven Gangsterjagden und ausschweifendem Liebesleben hin und her pendelt. Der französische Schauspieler Luc MERENDA spielt in diesem späten Poliziottesco aus dem Jahre 1978 das, was er am besten kann: Einen hartgesottenen Polizisten, der nichts anbrennen lässt. Er jagt mit Hingabe die bösen Buben, hat eine Affäre mit der verheirateten Rosy (Luciana PALUZZI in ihrem letzten Kinoauftritt) und spricht mit seiner Katze Ciro. Doch dann passiert etwas, das das Leben des Commissario komplett umkrempelt. Die junge Giulia (Janet AGREN) bittet ihn nach dem angeblichen Selbstmord ihres Bruders um Hilfe. Dessen Frau ist bereits mit einem Gangsterboss (Chris AVRAM) zusammen. Der Commissario kommt einem gewaltigen Komplott auf die Spur...
Dieses Spätwerk in der Boomphase des italienischen Kriminalfilms der 1970er Jahre wirkt schon fast wie ein Film der Schwarzen Serie (Film Noir). Die sonst üblichen Action-Einlagen des drahtigen Luc MERENDA sind kaum zu entdecken. Gedreht wurde in Rom und Nizza.
Schade ist, dass die großartige Luciana PALUZZI bei ihrem Abschied von der Leinwand keine bessere Rolle vergönnt war. Ihr Auftritt als Fiona Volpe in THUNDERBALL (1965) bleibt unvergessen. Wohl die beeindruckendste Bösewichtin der James-Bond-Filmgeschichte!
Diesen Klassiker der westdeutschen Filmindustrie der 1950er Jahre kann man heute noch regelmäßig in den deutschsprachigen Fernsehprogrammen sehen. Nach dem Roman DICK UND DALLI UND DIE PONIES von Ursula BRUN wird von einem Ponyhof unweit der Holsteinischen Seenplatte erzählt.
Die Mädchen Dick (Angelika MEISSNER) und Dalli (Heidi BRÜHL) leben mit der älteren Schwester Angela (Christiane KÖNIG) auf dem Ponyhof von Oma Jantzen (Margarete HAAGEN), die herzensgut, aber furchtbare Geldsorgen hat. Vielleicht kann da ja der flotte Nachbar (Paul KLINGER), der um die schöne Angela wirbt, aushelfen? Die Dinge spitzen sich zu, als der verwöhnte Ethelbert (Matthias FUCHS) aus der Großstadt die Verhältnisse auf Immenhof durcheinanderbringt...
Schöne Bilder aus Norddeutschland, singende Kinder und niedliche Ponys: Fertig war ein immergrüner Filmklassiker. Interessanter als die Handlung sind sicherlich die Geschehnisse hinter den Kulissen. Als Christiane KÖNIG die Avancen des Produzenten Gero WECKER von der ARCA FILM abwehrte, war sie ihre Rolle in der Fortsetzung der Immenhof-Reihe los. Stattdessen konnte Paul Klinger seine eigene Ehefrau Karin ANDERSEN als Angela-Ersatz durchsetzen. Auch die westdeutsche Filmindustrie hatte natürlich ihre ganz frühen #Me Too-Fälle.
Heidi BRÜHL (1942 - 1991) begann mit diesem Film ihre beeindruckende Karriere. Mit ihren Liedern WIR WOLLEN NIEMALS AUSEINANDERGEHN (1960, nur Vorentscheid) und MARCEL (1963) schrieb sie sich später in die wechselvolle Geschichte des EUROVISION SONG CONTEST ein. In den 1970er Jahren hatte sie dann noch eine eigene Show in Las Vegas und drehte als inzwischen Erwachsene noch weitere zwei Immenhof-Filme.
Jeder kann sich noch an die heftigen Proteste weltweit erinnern, als der frischgewählte französische Präsident Jacques Chirac im Jahre 1995 Atombombentests im Mururoa-Atoll durchführen ließ. Besonders die Menschen in Französisch-Polynesien können sich natürlich besonders gut daran erinnern. Das bekommt der französische Hochkommissar (Benoit MAGIMEL) auf Tahiti permanent zu spüren, der durch Dauerpräsenz und ständige Gespräche mit allen möglichen Bevölkerungsgruppen versucht, das Gras in Papeete wachsen zu hören. Der französische Filmstar Benoit MAGIMEL (CANNES 2001: Silberne Palme für LA PIANISTE) spielt das in seinem weißen Anzug, der ihm fast schon zur Uniform geworden ist, bravourös. In einzelnen Versatzstücken erleben wir als Zuschauer mit, wie prekär das Leben im Urlauberparadies Tahiti geführt werden muss. Ob nun in der homoerotischen Atmosphäre von Mortons (Sergi LOPEZ) Bar oder beim atemberaubenden Wellenreiten am Strand. Diese letztgenannten Aufnahmen sind so grandios gelungen, dass man allein beim Zuschauen den Wellengang zu spüren vermeint.
Der spanische Regisseur Albert SERRA nimmt uns mit diesem Film auf einen knapp dreistündigen Ausflug in das Herz der französischen Finsternis. Mit dem phantastischen Benoit MAGIMEL stehen wir am Traumstrand von Tahiti und suchen mit dem Fernglas die Oberfläche des Pazifiks nach einem U-Boot ab, das einen ersten Hinweis auf mutmaßlich bevorstehende Atomwaffentests geben könnte.
Bei den Filmfestspielen von Cannes war dieser Film im Jahre 2022 für die Goldene Palme nominiert. Wer Filme wie APOCALYPSE NOW, QUERELLE und TROPICAL MALADY mag, sollte sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen.
Und wieder ist eins der wunderbaren Filmsternchen aus der großen Zeit der westdeutschen Filmindustrie von uns gegangen...
RIP
Karin BAAL
1940 - 2024
Die Karl-May-Welle lief bereits zwei Jahre (seit DER SCHATZ VOM SILBERSEE), als UNTER GEIERN kurz vor Weihnachten 1964 in die westdeutschen Kinos kam. Mit Filmstars gespickt und dank der Regie von Alfred VOHRER auch einer der aktionsreichsten Teile der Reihe! Der Kampf gegen die Geier-Bande ist immer wieder sehenswert.
Winnetou (Pierre BRICE) und Old Surehand (erster Auftritt von Hollywood-Star Stewart GRANGER in der Rolle) haben alle Hände voll zu tun, um einen Konflikt zwischen dem Rancher Baumann (Walter BARNES) und dem Schoschonen-Häuptling (muskelbepackt wie gewohnt: Gojko MITIC) zu befrieden. Hinter der Auseinandersetzung stecken nämlich die brutalen Morde der Geier-Bande des skrupellosen Anführers Preston (Sieghardt RUPP). Gut, dass auch der schlagkräftige Martin Baumann (Götz GEORGE) und die umwerfende Blondine Annie (Elke SOMMER, frisch mit dem GOLDEN GLOBE für THE PRIZE ausgezeichnet) beherzt mitmischen!
Prügeleien, Schießereien, Explosionen: Alfred VOHRER führt das ganz große Action-Theater auf. Dazu kommen noch wunderschöne Aufnahmen von den Krka-Wasserfällen. Mehr kann ein Karl-May-Fan nicht verlangen. 5,6 Millionen Zuschauer wollten den Streifen in den westdeutschen Kinos sehen. In kleineren Rollen sind auch die bezaubernde Dunja RAJTER (natürlich als Bardame) und der einige Jahre in Dresden aufgewachsene Mario GIROTTI (noch nicht so schlagkräftig wie später als Terence HILL) zu sehen.
Sehr sehenswert!
Im Moment ist der Drehbuchautor Taylor SHERIDAN (OSCAR 2017: Nominierung für HELL OR HIGH WATER) wohl der wichtigste Mitarbeiter von PARAMOUNT PICTURES. Seine Serien und Filme (WIND RIVER / SICARIO / WITHOUT REMORSE) bestimmen das Programm des Hollywood Major Studios.
In LIONESS geht es um eine Spezialeinheit, in der Attentäterinnen in Verbrecherbanden eingeschleust werden. Die Leiterin dieses Programms wird von Zoe SALDANA gespielt, die nebenher auch noch eine Familie hat, die aber ganz den Zeitläuften entsprechend vom Arzt-Ehemann (Dave ANNABLE) betreut wird. In der ersten Staffel ging es um eine arabische Großfamilie, die den weltweiten Terrorismus finanziert hat. In der jetzigen Staffel geht es um eines der mexikanischen Drogen-Kartelle. Das ist sehr spannend erzählt und verschafft erhellende Einblicke in den militärisch-geheimdienstlichen Komplex der USA.
In kleineren Rollen sind auch weltweit bekannte Superstars wie Nicole KIDMAN und Morgan FREEMAN zu sehen.
Staffel 3 / Episode 10
GRAU-ROTER MORGEN
Regie: Theodor GRÄDLER
Erstausstrahlung: 01.10.1971 im ZDF
Für diese Episode der beliebten westdeutschen Krimi-Serie DER KOMMISSAR konnte erneut ein weltweit bekannter Filmstar verpflichtet werden. Lilli PALMER (1914 - 1986) macht diese Episode auch heute noch zu etwas ganz Besonderem. Sie spielt eine verzweifelte Mutter aus der Provinz, deren Tochter (Sabine SINJEN, mit der Lilli PALMER schon in MÄDCHEN IN UNIFORM gespielt hatte) im Großstadtdschungel von München in die Rauschgift-Abhängigkeit geraten ist. Ein wichtiges Thema, das in jenen Jahren zu einer immer größeren Angst für viele Eltern wurde. Dabei zeigt sich aber auch die Unwissenheit der damaligen Zeit, wie mit solchen Phänomenen umzugehen ist. Als Mutter macht die großartige Lilli PALMER so ziemlich alles falsch, wenn sie ihrer abhängigen Tochter noch Nachschub im Englischen Garten besorgt. Aber PALMER spielt das so intensiv, und der Monopteros ist so düster-unheimlich gefilmt, dass diese Episode zu einem ganz besonderen Ereignis wird.
Unbedingt ansehen!
Im Jahre 2018 brillierten Olivia COLMAN (OSCAR 2019: ACADEMY AWARD), Rachel WEISZ (OSCAR 2019: Nominierung für THE FAVOURITE) und Emma STONE (OSCAR 2019: Nominierung für THE FAVOURITE) in dem Film THE FAVOURITE von Giorgos LANTHIMOS. Doch schon knapp 60 Jahre vorher entstand ein bemerkenswerter deutscher Spielfilm, der nach der gleichen Vorlage wie THE FAVOURITE entstand. Beide Filme gehen auf das Theaterstück DAS GLAS WASSER des französischen Dramatikers Eugene SCRIBE (1791 - 1861) zurück.
Wir befinden uns im Jahre 1710. Die entscheidungsschwache Königin, Anna von England (Liselotte PULVER), steht im Spanischen Erbfolgekrieg. Sie wird von ihrer intriganten Hofdame, Lady Churchill / Herzogin von Marlborough (Hilde KRAHL), so manipuliert, dass England immer weiter in den unheilvollen Krieg verstrickt wird. Das wird vor allem von dem umtriebigen Zeitungsverleger Sir Henry St. John (Gustaf GRÜNDGENS) heftig kritisiert. Durch amouröse Begehrlichkeiten der mannstollen Lady Churchill werden auch der flotte Soldat Arthur Masham (Horst JANSON) und seine entzückende Verlobte Abigail (Sabine SINJEN) in das hemmungslose Intrigenspiel hineingezogen.
Wie auf einer Theaterbühne gehen die Schauspieler in exquisit gestalteten Dekorationen herum und singen auch dann und wann, was gerade in ihnen vorgeht. Das ist so gut gemacht und gespielt, dass das Zuschauen eine wahre Freude ist. Die wunderbare Besetzung ist erkennbar in ihrem Element. Liselotte PULVER (GOLDEN GLOBE 1964: Nominierung für A GLOBAL AFFAIR), Hilde KRAHL und Sabine SINJEN sind in wunderschönen Kostümen zu sehen und können es in Sachen Frechheit und Anzüglichkeit schon fast mit ihren Nachfolgerinnen COLMAN / WEISZ / STONE aufnehmen. Für 1960 war das schon ganz schön gewitzt und gewagt. Dem westdeutschen Publikum hat es auch gefallen: Mehr als 3,8 Millionen Besucher wollten den mit Supersternchen des westdeutschen Films gespickten Streifen im Kino sehen.
Der Film von Erfolgsregisseur Helmut KÄUTNER (OSCAR 1957: Nominierung für DER HAUPTMANN VON KÖPENICK) gelangte in den Wettbewerb der BERLINALE 1960 und wurde für den Goldenen Bären nominiert. Im Jahre 1961 wurde Hilde KRAHL mit dem GERMAN FILM AWARD ausgezeichnet. Rudolf FORSTER erhielt für seine Nebenrolle als Marquis de Torcy eine Nominierung.
RIP
Dayle HADDON
1948-2024
Im Jahre 1975 hat der Regisseur Sergio MARTINO einen typisch italienischen Kriminalfilm aus der Hochphase der römischen CINECITTA vorgelegt. Der französische Schauspieler Luc MERENDA spielt einen Pokerspieler namens Luca, der sich im Casino-Milieu von Mailand mit dem "Presidente" (Enrico Maria SALERNO und dessen Sohn (Corrado PANI) anlegt. Natürlich ist auch eine schöne Frau (Dayle HADDON) im Spiel, die Luca dem verwöhnten Sohn des Glücksspiel-Paten ausspannt. Dafür müssen die Liebenden nach Nizza fliehen. Dass der verlassene Möchtegern-Boss sich das nicht gefallen lässt, kann man sich denken.
Dieser Film über eine dem Glücksspiel verfallene Stadtgesellschaft ist ganz sicher kein eigenständiges Werk. Dazu gibt es zu viele Anleihen aus amerikanischen Erfolgsfilmen jener Jahre. Besonders DER CLOU (1973) und auch LOVE STORY (1970) sind da zu nennen. Für Fans des Italo Cinema der CINECITTA ist das ganz annehmbar, aber auch schnell wieder vergessen.
Indien hat eine Wunderwaffe entwickelt, die das Land vor den feindlichen Nachbarn Pakistan und China schützen soll. Das ruft natürlich auch Bösewichte aus ihren Verstecken, die solch eine Superwaffe an sich bringen wollen. Einem maskierten Super-Verbrecher (Prithviraj SUKUMARAN) gelingt dann auch der Coup. Um die Superwaffe zurückzubekommen, werden die zwei fähigsten Elite-Soldaten Indiens erneut rekrutiert. Captain Freddy (Akshay KUMAR) und Captain Rocky (Tiger SHROFF) sind zwar grundverschieden, ergänzen sich aber fabelhaft in ihren kämpferischen Fähigkeiten.
Akshay KUMAR (Jahrgang 1967) steuert die Erfahrung bei, während Tiger SHROFF (Jahrgang 1990) seine erneut beeindruckenden Muskeln spielen lässt. Leider funktioniert dieses Gespann nicht überzeugend genug, und auch die erzählte Geschichte ist allzu flach. Natürlich gibt es einiges in Sachen Action zu sehen, und getanzt wird natürlich auch. Mitfühlen kann man mit den Charakteren allerdings kaum. Auch in Indien selbst gilt der hoch-budgetierte Film als "Box Office Bomb".
Beim globalen Streamingdienst NETFLIX kann man sich jetzt einen eigenen Eindruck von diesem auf Hindi produzierten Actionfilms verschaffen.
Das Jahr 1970 muss für Lando BUZZANCA (1935 - 2022) und die italienische Sexkomödie ein ganz besonderes gewesen sein. IL PRETE SPOSATO von Marco VICARIO startete im Oktober 1970 und setzte überragende 2,4 Milliarden ITL an den italienischen Kinokassen um.
Lando BUZZANCA spielt einen sizilianischen Priester, der nach Rom berufen und mit der allzu freizügigen Gesellschaft der italienischen Hauptstadt konfrontiert wird. Wunderschöne Frauen umschwirren den gutaussehenden, aber äußerst gottesfürchtigen Priester, der sich schließlich doch in eine sympathische Prostituierte (Rossana PODESTA, verheiratet mit Regisseur VICARIO) verliebt. Vorher aber gibt es hinreißende Auftritte der schönsten CINECITTA-Diven: Die italienische Schauspielerin Silvia DIONISIO spielt eine Schülerin bei der Beichte, und die deutsche Schauspielerin Karin SCHUBERT aus Hamburg, die in wenigen Tagen ihren 80. Geburtstag feiert, nimmt als attraktive Vespa-Fahrerin den flotten Pfarrer mit nach Rom. Den denkwürdigsten Auftritt legt allerdings die phantastische Barbara BOUCHET hin, die nackt im Swimmingpool herumplanschen darf. Unfassbar gut!
So richtig lustig war diese Commedia Sexy noch nicht. In den folgenden Jahren sollte Lando BUZZANCA noch in besseren Sexkomödien zu sehen sein. Der Film um einen Priester, der sich verliebt und zumindest vorübergehend heiraten will, blieb dann doch zu harmlos (bis auf den grandiosen Auftritt von La BOUCHET) und allzu vorhersehbar.
Lustiger Fakt am Rande: In Rom betreut BUZZANCA als Don Salvatore eine Gruppe von deutschsprachigen Seminaristen, die natürlich besonders harmlos und prüde sind.
Der Auftragsmörder DER SCHAKAL (ACADEMY AWARD Winner Eddie REDMAYNE) hat in der neuen Serienfassung eine spanische Ehefrau (Ursula CORBERO, bekannt aus LA CASA DE PAPEL) und eine ehrgeizige Gegenspielerin (Lashana LYNCH, bekannt aus NO TIME TO DIE) vom britischen Geheimdienst. Das sorgt für spannende Verwicklungen quer durch Europa.
SKY dreht keine deutschsprachigen Serien mehr, tut sich aber für englischen Binge-Nachschub mit dem amerikanischen Streamingdiest PEACOCK zusammen. Zumindest einen kleinen Handlungsstrang verlegt man nach München, wo Burghart KLAUSSNER (EUROPEAN FILM AWARD 2016: Nominierung für DER STAAT VERSUS FRITZ BAUER) kurz als Medienmogul glänzen darf. Eddie REDMAYNE spricht sogar ein paar Sätze auf Deutsch.
Auf die nächsten fünf Folgen darf man gespannt sein.
RIP
Giovanni CIANFRIGLIA
1935 - 2024
Joan HICKSON erreicht als Miss Marle in DAS GEHEIMNIS DER GOLDMINE eine Durchschnittsbewertung von 7,0! (03.11.2024)
Lehrjahre sind keine Herrenjahre! Das muss auch ein gewisser Donald Trump (Sebastian STAN) erfahren, als er in den 1970er Jahren bei der Leitung der Immobilien-Firma seines Vaters auf ungeahnte rechtliche Schwierigkeiten stößt.
Der iranische Regisseur Ali ABBASI, der in Schweden lebt und mit BORDER und HOLY SPIDER bereits zwei bemerkenswerte Filme vorgelegt hat, hat sich jetzt der frühen Jahre des Donald Trump angenommen. In den 1970er Jahren liegt New York City durch Drogen und Verwahrlosung danieder, wie man das ja auch aus TAXI DRIVER von Martin SCORSESE kennt. Der junge Donald Trump hat allerdings die Vision, dass New York schon bald wieder auferstehen könnte. Für die Errichtung seiner ambitionierten Hotel-Bauten braucht er rechtlichen Beistand, den er in dem Rechtsanwalt Roy Cohn (Jeremy STRONG, bekannt aus der HBO-Serie SUCCESSION) findet. Dieser Cohn wird mit seinen skrupellosen Methoden zum Mentor des noch unbedarften Donald, der als Lehrling aber schon bald die Lehren seines Meisters mehr als verinnerlicht hat. Auch Trumps damalige Ehefrau Ivana (Maria BAKALOVA, OSCAR 2021: Nominierung für BORAT SUBSEQUENT MOVIEFILM) spielt ihre Rolle perfekt. Wer in den 1980er Jahren aufgewachsen ist, konnte den kitschigen Glamour- und Klatschgeschichten dieser frühen Selbstdarstellungsvorreiter gar nicht entkommen. Und der geschmacklose rosa Marmor, mit dem Ivana Trump den Tower ihres damaligen Mannes ausstatten ließ, bleibt in seiner ganzen Hässlichkeit unvergessen.
ABBASI gelingt ein erstaunliches Porträt einer ganzen Epoche. Aus dem Schmuddel-Look der 1970er Jahre steigen wir zum grellfarbigen Kitsch des Turbo-Kapitalismus der 1980er Jahre auf. Trump erscheint dabei wie ein eher zufälliges Produkt der Zeitläufte, das allerdings auch bereits in die Zukunft weist. Seine unbedingte Bereitschaft, sein Aussehen auch mit Schönheits-Operationen zu zementieren, kennzeichnet ihn schon damals als ein Geschöpf der unmittelbaren Moderne.
Ein grandioser Film, der auch durch die kluge Musik-Auswahl in eine noch nicht allzu ferne Vergangenheit führt. Den Song "Yes, Sir, I Can Boogie" der spanischen Sängerinnen von BACCARA wird man von jetzt an als das Kennlernlied von Donald und Ivana betrachten müssen. Für Melania wird niemand jemals ein Lied auswählen. Zum Frösteln schön!
Die klassische Screwball Komödie ist zurück! Sie handelt von einer Sexarbeiterin, die auf einen russischen Oligarchen-Sohn trifft. Und dann gewinnt so ein Film auch noch die Goldene Palme in Cannes! Wer Klassiker wie IT HAPPENED ONE NIGHT (1934), NOTHING SACRED (1937) und WHATS UP, DOC? (1972) mag, wird ANORA lieben. So viele Lacher in einem Kinosaal habe ich lange nicht mehr erlebt.
Zur Handlung: Die junge Anora (Mikey MADISON), genannt Ani, arbeitet voller Hingabe als Sexarbeiterin in einem Nachtclub in Brooklyn. Dort lernt sie eines Abends den sehr jungen und äußerst kindischen Oligarchen-Sohn Wanja (Mark EYDELSHTEYN) aus Moskau kennen. Bald bietet Wanja der überraschten Ani an, ihm eine Woche lang für Geld ausschließlich zur Verfügung zu stehen. Bei einem Ausflug nach Las Vegas macht er ihr sogar einen Heiratsantrag, der für Ani ein sorgenfreies Leben und für Wanja ein Leben als Amerikaner fernab von seinen Oligarchen-Eltern bedeuten würde. Doch das kann ja gar nicht so glatt gehen, oder? Als Wanjas Eltern von der heimlichen Hochzeit ihres Söhnchens erfahren, schicken sie drei willige Handlanger los, um die unangemessene Ehe annullieren zu lassen. Die beiden armenischen Brüder Toros (Karen KARAGULJAN) und Garnick (Watsche TOWMASJAN) haben noch den russischen Schläger Igor (Juri BORISSOW, EUROPEAN FILM AWARD 2021: Nominierung für ABTEIL NUMMER 6) im Schlepptau und sind doch schwer von den kommenden Ereignissen überfordert. Als diese drei auf die beidenTurteltauben treffen, gibt es kein Halten mehr. Es kommt zu aberwitzigen Slapstick-Situationen, die an Klassiker wie DENEN IST NICHTS HEILIG (Mikey MADISON stellt in ihrer unfassbar witzigen Prügelszene die legendäre Carole LOMBARD zweifellos in den Schatten) erinnern. Die drei Oligarchen-Handlanger erinnern an die Sowjet-Blödiane aus NINOTSCHKA von Ernst LUBITSCH oder EINS, ZWEI, DREI von Billy WILDER. ANORA von Sean BAKER ist aber keineswegs ein Nachahmer-Film, sondern stellt eine groteske Situation aus der Gegenwart pointiert und originell im Rahmen eines klassischen Genre-Films dar. In einer Zeit, in der mit Instagram-Posts auf eigene Dienstleistungen als Sexarbeiter auf anderen Kanälen aufmerksam gemacht wird, kann es eben auch zu einem unheilvollen Aufeinandertreffen von ebensolchen Dienstleistern mit überreichen Oligarchen aus aller Welt kommen. Sehr erhellend ist dabei die Darstellung von dem jungen russischen Schauspieler Mark EYDELSHTEYN als Wanja. Sein Oligarchen-Sohn hat außer Sex, Drogenkonsum und Playstationgedaddel nichts mehr im Kopf. Das war bei LUBITSCH und WILDER noch anders: Verdummte Menschen dieser Art gab es bei ihnen so noch nicht.
Noch absurder wird es, als die arroganten Oligarchen-Eltern aus Moskau eingeflogen kommen. Darya EKAMASOVA (bekannt aus THE AMERICANS) und Aleksej SEREBRYAKOW (EUROPEAN FILM AWARD 2014: Nominierung für LEVIATHAN) geben ein reiches Schnösel-Paar aus den Untiefen der Gegenwart. So ähnlich wird es wohl auch im Hause Putin (aber sicherlich auch im Hause Trump) zugehen. Am Ende dieser turbulenten Ehe-Farce kommt es zu einem überraschenden Ereignis, das einen rundum gelungenen Film abrundet, der mit ätzendem Witz das Leben zwischen superreichen Schurkenstaatlern und allzu libertinären Habenichtsen der westlichen Welt gnadenlos auf den Punkt bringt. Da kann manchen Zuschauern das Lachen im Halse stecken bleiben. Wer Sean BAKERs Film aber als aberwitzige Hommage an Hollywoods Screwball-Komödien zu verstehen bereit ist, wird mit einem Kino-Vergnügen der ganz besonderen Art belohnt.
Dieser Film zeigt eine veränderte Version des allzu vertrauten NIBELUNGENLIEDES. Kein Wunder, die Vorlage stammt dieses Mal von dem von Wolfgang HOHLBEIN verfassten Fantasy-Roman HAGEN VON TRONJE. Ein "German Game of Thrones" ist dabei nicht entstanden, aber das Regie-Duo, das schon die deutsch-österreichische Qualitätsserie DER PASS mit Julia JENTSCH und Nicholas OFCZAREK gedreht hat, legt sich mächtig ins Zeug.
Das NIBELUNGENLIED ist etwa um 1200 entstanden und gilt als der Höhepunkt der mittelhochdeutschen Literatur. Anders als in den Filmen von Fritz LANG (1924) und Harald REINL (1966) wird die Geschichte hier aus der Sicht von Hagen von Tronje erzählt, der bisher eher als ruchloser Mörder des strahlenden Helden Siegfried von Xanten gesehen wurde.
Hagen (Gijs NABER) ist im aktuellen Film der wohlwollende Beschützer von Kriemhild und ihren Brüdern, die durch den charismatischen Strahlemann Siegfried (Jannis NIEWÖHNER) populistisch herausgefordert werden. Das ist ein Zugang, die die Geschichte der Nibelungen weniger idealistisch, sondern eher politisch-pragmatisch erzählt. Da wird intrigiert und gemordet, fast wie bei Shakespeare.
Das deutsche Mini-Major-Studio CONSTANTIN FILM hat sich nicht lumpen lassen und eine echte Fantasy-Perle abgeliefert, wie es für das deutschsprachige Kino bedauerlicherweise eher unüblich ist. Leider hat das Publikum im deutschsprachigen Raum nicht ganz mitgezogen. Bis jetzt (Stand: 21.12.2024) hat der Film lediglich 177.167 Besucher in die Kinos locken können, was einem Box Office von 1.912.444 EURO entspricht.
Dem Film ist zu wünschen, dass er auch nach der Kino-Auswertung noch zahlreich geschaut wird. Es lohnt sich!
Erhellender Dokumentarfilm von Andres VEIEL, der sich erneut mit der berühmt-berüchtigten Regisseurin Leni RIEFENSTAHL (1902 - 2003), die in der NS-Zeit große Erfolge feiern konnte, beschäftigt.
Der deutsche Regisseur Andres VEIEL hat mit BLACK BOX BRD (2002) und BEUYS schon bemerkenswerte Dokumentarfilme vorgelegt. Auf Anregung der Fernseh-Moderatorin Sandra MAISCHBERGER, die Leni RIEFENSTAHL zu ihrem 100. Geburtstag interviewt hatte, hat er sich jetzt noch einmal mit dem Leben der umstrittenen Regisseurin beschäftigt. Dabei ist ihm ein eindringlicher Film gelungen, der aber sehr stark auf LENI RIEFENSTAHL: DIE MACHT DER BILDER von Ray MÜLLER zurückgreift. Ray MÜLLER hatte seinen Interview-Film mit der RIEFENSTAHL bereits 1993 herausgebracht und war dafür sogar mit dem INTERNATIONAL EMMY AWARD ausgezeichnet worden. Im Gespräch mit Ray MÜLLER entlarvte sich RIEFENSTAHL selbst als jähzornige Verdrängungskünstlerin, die sämtliche Register von Weinen, Kokettieren bis hin zu bösartiger Aggression zog, um ihre Verantwortung abzuleugnen. In Deutschland lief der Film bereits 1993 im damals noch sehr ambitionierten privaten Nachrichtensender VOX. VEIEL hat den Erkenntnissen von MÜLLER kaum etwas hinzuzufügen. Er verfügt jetzt aber über Bilder aus dem Nachlass der RIEFENSTAHL, die die bereits 1993 gewonnenen Erkenntnisse weiter vertiefen. Sehr deutlich wird dabei ihre Verstrickung in die Ermordung von jüdischen Statisten in Polen kurz nach Beginn des Zweiten Weltkrieges. Unfreiwillig komisch dagegen wirken die Bilder von den Foto-Expeditionen der RIEFENSTAHL zum Kriegerstamm der Nuba in den Sudan. Die Regisseurin posiert mit Kindern des Stammes neben Persil-Kartons und Kaba-Dosen, um Werbung für ihre spendablen Sponsoren zu machen. Diese Frau hat immer und jederzeit genau gewusst, was sie tat oder nicht tat. Nichts in ihrem ganzen Leben blieb dem Zufall überlassen.
Seine Verdienste hat der Film von VEIEL dadurch, dass er mit RIEFENSTAHL das Psychogramm einer verdrängenden Mitläuferin der verbrecherischen Taten des Dritten Reiches liefert. Diese Frau hat es mit allen Mitteln geschafft, ihre eigenen Lügen so lange weiterzuerzählen, bis sie sie selbst als Wahrheiten verinnerlicht hatte. Solche Menschen sind wieder hochmodern, und deshalb braucht es einen Film wie RIEFENSTAHL!
DIE MACHT DER BILDER (1993) von Ray MÜLLER sollten aber auch keineswegs in Vergessenheit geraten. Die eigentliche Pionierarbeit hat MÜLLER geleistet und nicht MAISCHBERGER / VEIEL.
BERLINALE 2024: Nominierung für den Goldenen Bären
Ruhig erzählter Film über Hilde Coppi (1909 - 1943), die als Mitglied der kommunistischen Widerstandsgruppe ROTE KAPELLE von den Nationalsozialisten zum Tode verurteilt wurde. Liv Lisa FRIES, der Superstar aus der deutschen Qualitätsserie BABYLON BERLIN, spielt diese außergewöhnliche Rolle mit ruhiger Präzision.
Der deutsche Regisseur Andreas DRESEN dreht seit 25 Jahren sehr erfolgreich Filme, die sich mit der deutschen Vergangenheit und Gegenwart auseinandersetzen. Bereits zwei Mal war DRESEN für den EUROPEAN FILM AWARD (2002 für HALBE TREPPE / 2008 für WOLKE NEUN) nominiert.
Teils in Rückblenden (mit herrlichen Bildern vom sommerlichen Müggelsee) wird die Geschichte des Ehepaars Hans (Johannes HEGEMANN) und Hilde Coppi, das durch einen kommunistisch gesinnten Freundeskreis bescheidenen Widerstand gegen das NS-Regime geleistet hat, eindrücklich erzählt. Beide wurden in der erbarmungslosen Diktatur zum Tode verurteilt. Noch in der Haft wurde der gemeinsame Sohn Hans Coppi Junior geboren, dessen Stimme als nunmehr 80-jähriger Mann am Ende des Films hören kann.
Dieser Film setzt den Coppis und ihrem Freundeskreis ein sehenswertes Denkmal. In weiteren Rollen sind Lisa WAGNER als allmählich zum Mitgefühl fähige Gefängniswärterin, Alexander SCHEER (EUROPEAN FILM AWARD 2019: Nominierung für GUNDERMANN) als einfühlsamer Pfarrer und Florian LUKAS (bekannt aus der deutschen Qualitätsserie WEISSENSEE) als fieser Gefangenenarzt zu sehen.
Sehr sehenswert!
Im Jahre 1997 konnte man im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes einen sehr ungewöhnlichen Film sehen: Der italienische Regisseur Marco BELLOCCHIO hatte doch tatsächlich ein Theaterstück von Heinrich von KLEIST verfilmt und war damit für die Goldene Palme nominiert worden.
DER PRINZ VON HOMBURG war erst lange nach dem Tod von Heinrich von KLEIST (1777 - 1811) zu einem Klassiker auf den Theaterbühnen geworden. Doch als Filmstoff wirkte er eigentlich bereits in den 1990er Jahren so aus der Zeit gefallen, dass dieser italienische Film eine gewaltige Ansage war. Und tatsächlich: Auf der Kinoleinwand konnte dieses Stück aus der Romantik zu neuem Leben erblühen.
Es geht um die Schlacht bei Fehrbellin. Der Große Kurfürst (Toni BERTORELLI) schickt sich an, mit Hilfe von Kriegen einen neuen machtvollen Mitspieler im Kreis der europäischen Großmächte zu erschaffen: Preußen! Der Prinz von Homburg (Andrea Di Stefano) ist einer seiner Heerführer, aber gleichzeitig auch ein verträumter Mann, der sich allzu oft von seinen Gefühlen leiten lässt. Aus Erschöpfung und wegen der gerade entflammten Liebe zu der schönen Natalie (Barbora BOBULOVA) missversteht er den ausdrücklichen Befehl des Kurfürsten, den Gegner eben nicht anzugreifen. Der Prinz von Homburg greift aber an! Und trägt einen überwältigenden Sieg davon! Da er aber den Befehl des Großen Kurfürsten missachtet hat, wird er vor das Kriegsgericht gestellt und soll nach seinem Todesurteil hingerichtet werden.
Ein romantisch fühlender Mensch, der sich um seine individuellen Gefühle sorgt, ist noch in einer Zeit gefangen, die auf die Emotionen eines Einzelnen keine Rücksicht nehmen kann. Mehr noch, es ist auch noch gar kein Bewusstsein dafür vorhanden, dass das Leben anders sein könnte als unter einer absolutistischen Herrschaft. Diese ungeheure Begebenheit stellt der Film von Marco BELLOCCHIO in wunderschönen Bildern heraus, die oft wie nächtliche Träume wirken. In einer kleineren Rolle ist hier bereits Pierfrancesco FAVINO zu sehen, der in Andrea Di Stefanos Regie-Debüt ULTIMA NOTTE DI AMORE, einer Hommage an die Poliziotteschi der 1970er und 1980er Jahre, die Hauptrolle spielen sollte. Auch mit Marco BELLOCCHIO blieb FAVINO verbunden. Für die Hauptrolle in IL TRADITORE wurde er 2019 für den EUROPEAN FILM AWARD nominiert.
Ein sehenswerter Film, der einen Klassiker der deutschsprachigen Literatur in einem ganz neuen Licht präsentiert! Weiterhin in der ARTE-Mediathek präsent!