ZeddaZogenau - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
UntamedUntamed ist eine Thriller aus dem Jahr 2025 von Mark L. Smith und Elle Smith mit Eric Bana und Wilson Bethel.+40 Kommentare
-
MobLand - Familie bis aufs BlutMobLand - Familie bis aufs Blut ist eine Gangsterserie aus dem Jahr 2025 mit Helen Mirren und Pierce Brosnan.+10 Kommentare
-
BallardBallard ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 mit Maggie Q und Titus Welliver.+10 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Weapons - Die Stunde des Verschwindens145 Vormerkungen
-
One Battle After Another119 Vormerkungen
-
Bring Her Back98 Vormerkungen
-
The Long Walk - Todesmarsch85 Vormerkungen
-
Caught Stealing62 Vormerkungen
Alle Kommentare von ZeddaZogenau
Auf dem Mond LV 426 fing im Jahre 2122 alles an, als die Besatzung der Nostromo mit einer gewissen Ellen Ripley (ACADEMY AWARD Nominee Sigourney WEAVER) an Bord einen Xenomorph in das Raumschiff holte. Zwanzig Jahre später ist der Mond ohne Sonnenlicht von Minenarbeitern besiedelt, die für das Unternehmen Weyland-Yutani schuften müssen, ohne Aussicht darauf, jemals das Sonnenlicht sehen zu dürfen. Wie wachsen junge Menschen in so einer hoffnungslosen Umgebung auf? Wie werden sie durch solche katastrophalen Umstände geprägt? Dieser Frage geht der originelle Regisseur Fede ALVAREZ aus Uruguay in seinem Film ALIEN: ROMULUS nach, der zwischen den beiden Klassikern ALIEN (1979) und ALIENS (1986) angesiedelt ist. Ellen Ripley wird noch weitere 37 Jahre im Kälteschlaf durchs All düsen, als sich eine Gruppe von jungen Leuten (David JONSSON, Isabela MERCED, Archie RENAUX und die 2023 in Venedig mit der Coppa Volpi für ihre Rolle als Priscilla BEAULIEU PRESLEY ausgezeichnete Cailee SPAENY) aufmacht, um ein verlassenes Raumschiff zu kapern. Doch wir erinnern uns: Am Ende von ALIEN war es Ellen Ripley gelungen, einen unliebsamen Passagier von Bord zu werfen...
Fede ALVAREZ (Jahrgang 1978) aus Montevideo geht zurück zu den Horrorfilm-Wurzeln der ALIEN-Reihe und bringt gleichzeitig junge Menschen (passend zur Blockbuster-Zielgruppe) als Weltraum-Charaktere ins Spiel, die die dunklen Machenschaften des weltraumumspannenden Konzerns Weyland-Yutani ja noch gar nicht in Gänze durchschauen können. Geliefert wird ein säuredurchtränktes Bodyhorror-Spektakel, das der Alien-Reihe erkennbar neues Leben einhaucht. So spannend und mit noch nie gesehenen Bildern wie 1979 oder 1986 kann das natürlich nicht mehr sein, und doch lohnt sich dieser Film ungemein!
Mit ihrem Ehemann Ivano (Valerio MASTANDREA) und den gemeinsamen drei Kindern lebt Delia Santucci (Paola CORTELLESI) in einer römischen Kellerwohnung. Es ist das Jahr 1946. Der Krieg ist verloren, die Situation ist ärmlich. Auch ein nörgelnder Schwiegervater (Giorgio COLANGELI) muss versorgt werden. Mit Fleiß und großer praktischer Intelligenz bringt Delia ihre Familie durch. Doch es gibt ein dunkles Geheimnis, das gar nicht so geheim ist: Delia wird regelmäßig von ihrem Ehemann Ivano geschlagen und gedemütigt.
Ganz in Schwarz-Weiß und voller Tristesse aus den 1940er Jahren könnte dieser bemerkenswerte Geniestreich der famosen Filmemacherin Paola CORTELLESI richtig niederschmetternd sein. Und doch gelingt es CORTELLESI, die unbedingt einen EUROPEAN FILM AWARD bekommen sollte, dieses traurige Thema der häuslichen Gewalt mit einer phänomenalen Leichtigkeit zu erzählen, die überhaupt nichts verharmlost, sondern ganz im Gegenteil das Drama solcher Verhältnisse mit ganzer Kraft enthüllt.
In weiteren Rollen sind Romana MAGGIORA VERGANO als Tochter Marcella und Vinicio MARCHIONI als liebevoller Automechaniker Nino zu sehen. Die Jungdarsteller Mattia BALDO und Gianmarco FILIPPINI spielen zwei italienische Bengel wie aus dem Bilderbuch.
In Italien hat dieser Film wohl einen Nerv getroffen und mehr als 5 Millionen Zuschauer in die Kinos gelockt. Die Erinnerung daran, dass die italienischen Frauen beim Referendum über die zukünftige Staatsform am 02.06.1946 zum allerersten Mal wählen durften, wurde durch den beeindruckenden Streifen von Paola CORTELLESI wachgerufen. Das zeitlose Thema funktioniert freilich auch außerhalb Italiens. Schön ist auch der kluge Einsatz von Musikstücken, die keineswegs nur zeitgenössisch sind und so noch einmal die Zeitlosigkeit der Handlung unterstreichen. Das Lied APRITE LE FINESTRE, mit dem Franca RAIMONDI beim allerersten EUROVISION Song Contest 1956 für Italien angetreten ist, spielt eine zentrale Rolle im Filmgeschehen.
Sehr empfehlenswert!
Die 1970er Jahre (CARRIE / THE OMEN / THE EXORCIST) und die 1990er Jahre (THE SILENCE OF THE LAMBS) waren die Hochzeiten des amerikanischen Horror- und Schockerkinos. Diese Referenzen nutzt der amerikanische Regisseur Osgood PERKINS (Sohn von ACADEMY AWARD Nominee Anthony PERKINS) sehr geschickt für seinen bemerkenswerten Gruselschocker LONGLEGS.
Mitte der 1990er Jahre (zur Zeit der Clinton-Präsidentschaft) wird die junge und sehr intuitive FBI-Agentin Lee Harker (Maika MONROE) mit dem ungelösten Fall eines mutmaßlichen Serienmörders beauftragt. Diesem Täter. der sich Longlegs (Nicolas CAGE) nennt, gelingt es immer wieder, ganze Familien dazu zu bringen, sich selbst auszulöschen. FBI-Chef Carter (Blair UNDERWOOD, bekannt aus L.A. LAW) ist ratlos. Die einzige Überlebende (Kiernan SHIPKA, bekannt aus MAD MEN) eines Angriffs von Longlegs lebt in einer Nervenheilanstalt. Währenddessen hat Lee Harker auch noch Probleme mit ihrer am Vermüllungssyndrom leidenden Mutter (Alicia WITT, bekannt aus TWIN PEAKS). Und dann sind da Erinnerungen aus ihrer Kindheit in den 1970er Jahren, die Lee Harker zu schaffen machen.
Dieser Gruselfilm ist deswegen so bemerkenswert, weil er klassischen Horrorfilmen huldigt, deren Themen aber schon damals gesellschaftliche Entwicklungen und Spannungen (vor allem in den USA, dann aber auch im Rest der westlichen Welt) aufgegriffen haben. Religiöser Wahn, Vereinsamung, psychische Erkrankungen und schwankende Identitäten sind nur einige Stichpunkte, die man da nennen könnte. Dem Regisseur gelingt es, ein Gefühl der permanenten Verunsicherung zu erzeugen. Man weiß als Zuschauer nie, ob man auf den Arm genommen wird oder ob doch alles ernst gemeint ist. Damit passt dieser Film hervorragend in unsere aktuelle Zeit, zeigt aber gleichzeitig die Entwicklungslinien auf, aus der diese Verunsicherungen entstanden sind.
Und dann ist da noch der denkwürdige Auftritt von ACADEMY AWARD Winner Nicolas CAGE (ausgezeichnet im Jahre 1996 für LEAVING LAS VEGAS) als Longlegs. So einen originellen und doch so anspielungsreichen Filmcharakter hat man lange nicht mehr auf der großen Leinwand zu sehen bekommen.
Der überraschende Kassenerfolg dieses eher kleinen Gruselfilms hat natürlich auch mit der geschickten Vermarktung zu tun, aber sehens- und nachdenkenswert ist dieser originelle und sehr fiese Streifen aber allemal.
Bereits ein Jahr nach dem phänomenalen Erfolg von DIE UNGLAUBLICHEN ABENTEUER DES HERKULES / LE FATICHE DI ERCOLE konnte der Bodybuilder Steve REEVES in seine Paraderolle zurückkehren. Möglich wurde das durch den enormen Kassenerfolg in den USA, der die römische CINECITTA nun endgültig zu einem achtbaren Produktionsstandort werden ließ. So wurde der neue Film denn auch von Joseph E. LEVINE mitproduziert, die Regie führte Pietro FRANCISCI und hinter der Kamera stand der Meister Mario BAVA persönlich.
Leider gab man sich mit dem Drehbuch weniger Mühe. Im Grunde wurde viel zu viel zusammengerührt: Herkules wurde mit Odysseus zusammengespannt, und als literarische Vorlagen dienten die Tragödien SIEBEN GEGEN THEBEN von AISCHYLOS und ÖDIPUS AUF KOLONOS von SOPHOKLES. Da passt eigentlich nicht viel zusammen.
Gemeinsam mit Iole (Sylva KOSCINA) und Odysseus (Gabriele ANTONINI) macht sich Herkules (Steve REEVES) auf den Weg nach Theben. Dort ist ein Streit zwischen Eteokles (Sergio FANTONI) und Polyneikes (Mimmo PALMARA) zu einem Bürgerkrieg ausgeartet. Doch bevor Herkules schlichtend eingreifen kann, lässt ihn die wunderschöne Königin Omphale von Lydien (Sylvia LOPEZ) vom Wasser des Vergessens kosten. Anstatt den Bürgerkrieg zu beenden, dient der unter Amnesie leidende Herkules als ergebener Lustknabe der schönen Omphale. Das kann weder Iole noch Odysseus so recht passen...
Man merkt schon, dass die griechische Mythologie wild durcheinandergewirbelt wird. Die Amazonen aus dem deutschsprachigen Filmtitel tauchen gar nicht auf, schließlich ist Omphle ja die lydische Königin. Dafür mischen aber die Argonauten mit, die ja eigentlich mit Jason unterwegs waren.
Dafür gibt es schöne Cinemascope-Bilder in bunten Farben zu sehen. Dem weltweiten Kinopublikum von damals hat es gefallen. Auch in West-Deutschland wurde der Streifen von mehr als 2 Millionen Besuchern im Kino gesehen.
In einer kleineren Rolle als Offizier von Polyneikes ist übrigens der italienische Bodybuilder Sergio CIANI zu sehen, der die Rolle des Herkules bald selbst spielen sollte.
Die Erfolgsphase der GERMAN ADVENTURE FLICKS (Der Schatz im Silbersee / Heißer Hafen Hongkong / Jagd auf blaue Diamanten) war im Jahre 1976 eigentlich schon lange vorbei. Dennoch brachte Schauspieler (UND EWIG SINGEN DIE WÄLDER) und Regisseur (DAS MÄDCHEN UND DER STAATSANWALT) Jürgen GOSLAR einen reißerischen Abenteuerfilm in die westdeutschen Kinos.
Die Handlung spielt im heutigen Simbabwe (früher: Rhodesien). Terick (James FAULKNER, bekannt aus GAME OF THRONES) freut sich auf das Ende seines Polizeidienstes in der britischen Noch-Kolonie. In Zukunft möchte er mehr Zeit mit seiner schönen Verlobten Sally (Sybil DANNING) verbringen. Da kommt es zu einem verhängnisvollen Überfall. Aufgehetzt von einem Albino-Einheimischen (Horst FRANK, die wohl bizarrste Rolle in der Karriere des CINECITTA-Divo) überfallen Rebellen gegen die britische Kolonialherrschaft die Farm von Johannes (ACADEMY AWARD Nominee (1961 für SONS AND LOVERS) Trevor HOWARD) und töten dabei Tericks Verlobte. Blind vor Rachegedanken nimmt der zusammen mit Katchemu (Sam WILLIAMS) die Fährte des Albinos, den alle nur "Flüsternder Tod" nennen, auf. Diese finstere Racheaktion geht Tericks ehemaligem Chef (Christopher LEE) und dem eigens abkommandierten Captain Turnbull (Erik SCHUMANN, bekannt aus HIMMEL OHNE STERNE und NACHT FIEL ÜBER GOTENHAFEN) gehörig gegen den Strich.
Aus heutiger Sicht ist dieser Ausflug in die Kolonial-Vergangenheit aus mehreren Gründen bedenklich. Horst FRANK spielt seine Rolle großartig, wirkt aber als Albino-Einheimischer deplatziert und anmaßend. Die im Film gezeigte Gewalt ist sehr hetzerisch und rassistisch inszeniert. Trotzdem sticht dieser Film in der westdeutschen Filmproduktion der 1970er Jahre heraus. Ein Filmemacher wie Jürgen GOSLAR hat sich an die Produktion eines Genrefilms gewagt, der sehr stringent die Publikumserwartungen in Bezug auf actiongeladene Geschichten erfüllt. Das erkennt auch der großartige Regisseur Dominik GRAF in seiner erhellenden Dokumentation OFFENE WUNDE DEUTSCHER FILM über die letzten Reste der westdeutschen Filmindustrie der 1970er Jahre anerkennend an.
Der Film von Jürgen GOSLAR ist ganz klar gewöhnungsbedürftig, zeigt aber auf, dass auch das westdeutsche Kino in die Richtung von publikumsaffiner Genre-Unterhaltung hätte gehen können.
In einer kleineren Rolle ist der junge Schauspieler Sascha HEHN (NACKT UND HEISS AUF MYKONOS) dabei, der nach diversen Auftritten in westdeutschen Sexfilmen mit DAS TRAUMSCHIFF (ab 1981) und DIE SCHWARZWALDKLINIK (ab 1985) zu einem der größten westdeutschen Fernseh-Stars in den 1980er Jahren werden sollte.
Seit den Filmen FALSCHER BEKENNER (2005) und UNTER DIR DIE STADT (2010) die beide in UN CERTAIN REGARD im Rahmen des Filmfestivals von CANNES zu sehen waren, gehört der Regisseur Christoph HOCHHÄUSLER zu einer festen Größe des deutschsprachigen Kinos. Mit dem melodramatischen Thriller BIS ANS ENDE DER NACHT war er im Jahre 2023 im Wettbewerb der BERLINALE vertreten.
Eine neue Plattform im Netz vereinfacht Drogengeschäfte zwischen Händlern und Konsumenten auf äußerst bedenkliche Weise. Mit Hilfe der Transfrau Leni vormals Lennart (Thea EHRE) soll der verdeckte Ermittler Robert (Timocin ZIEGLER) ins Umfeld des Plattform-Erfinders Victor (Michael SIDERIS) eingeschleust werden. Das gelingt auch wider Erwarten ohne große Mühe. Aber es gibt ein Problem: Robert stand Lennart einst sehr nahe und hat jetzt Probleme, sich auf Leni einzulassen. Das sorgt nicht nur für Ärger mit seiner Chefin (Rosa ENSKAT), sondern erhöht die Gefahren der verdeckten Ermittlung beträchtlich.
Da hat sich HOCHHÄUSLER einiges vorgenommen: Verbindung von Thriller und Melodrama, deutliche Anleihen an die vergangene Welt des Film Noir. Nicht alles geht auf. Wie in vielen deutschsprachigen Filmen wird zu viel genuschelt, die Bilder sind zu dunkel ausgeleuchtet und einige Charaktere (Timocin ZIEGLER und Michael SIDERIS) sind zu flach ausgearbeitet. Leider trifft das auch auf Ioana IAKOB in der Rolle der Freundin von Victor zu. Wer diese Schauspielerin an der Seite von Vladimir BURLAKOV in Dominik GRAFs Ausnahme-Serie IM ANGESICHT DES VERBRECHENS gesehen hat, weiß, dass ihre Rolle einfach zu belanglos konzipiert ist.
Aber es gelingt auch einiges ausnehmend gut. Die Figur der Leni Malinowski wird von Thea EHRE umwerfend gut gespielt. Eine Femme Fatale im Stile von Jane GREER aus OUT OF THE PAST / GOLDENES GIFT (1947) wird eindrucksvoll in eine genderfluide Gegenwart transportiert. Sehr überzeugend und der erzählten Geschichte zuträglich! Völlig zu Recht ist Thea EHRE mit dem Silbernen Bären der BERLINALE 2023 ausgezeichnet worden.
Ein weiterer Pluspunkt dieses ungewöhnlichen Kriminalfilms ist die großartige Musikauswahl. Es beginnt mit EINE LIEBE SO WIE DU des EUROVISION Stars Heidi BRÜHL (im Jahre 1963 vertrat sie mit MARCEL Deutschland beim EUROVISION Song Contest), geht über zur MELODIE EINER NACHT von Esther OFARIM (mit der französischen Version vertrat die israelische Sängerin die Schweiz beim EUROVISION Song Contest 1962) und endet bei der unvergesslichen Hildegard KNEF mit ihrem Lied ICH ERKENN DICH NICHT WIEDER. Das von Esther und Abi OFARIM gesungene Lied SCHÖNES MÄDCHEN wird auch von Thea EHRE selbst interpretiert. Diese Auswahl von in die Jahre gekommenen (aber traumhaft schönen) Schlagern definiert die Rolle der Leni Malinowski sehr geschickt, quasi eine "alte Seele" in Gestalt einer genderfluiden Persönlichkeit.
Seinen nächsten Film LA MORT VIENDRA durfte HOCHHÄUSLER im europäischen Kino-Wunderland Frankreich drehen. Mit diesem wird er beim Filmfestival 2024 von LOCARNO im Wettbewerb um den Goldenen Leoparden vertreten sein. Hoffentlich gelingt ihm dort ein größerer Publikumserfolg, als es ihm bisher in den deutschsprachigen Ländern vergönnt war. Es wäre sehr zu wünschen, weil überfällig!
Es ist völlig egal, ob er in New York, London oder Paris dreht: Woody ALLEN ruft, und die begnadetsten Talente der Filmwelt sagen ohne zu zögern zu. So ist das auch in der französischen Filmindustrie, in der ALLEN seinen nunmehr 50. Film fertiggestellt hat.
Das Leben der Schönen und Reichen von Paris: Geld ist im Überfluss vorhanden, man arbeitet in einem piekfeinen Auktionshaus oder schreibt Romane. So sieht es aus im Leben der schönen Fanny (Lou De LAAGE, bekannt aus dem exzellenten Thriller BOITE NOIRE mit Pierre NINEY). Sie ist mit einem reichen Geschäftsmann (Melvil POUPAUD, vor kurzem noch in FRERE ET SOEUR mit ACADEMY AWARD Winner Marion COTILLARD zu sehen), der sie abgöttisch liebt und sich auch mit der Schwiegermutter (Valerie LEMERCIER, ganz groß als Celine-Dion-Hommage in ALINE aus dem Jahre 2021) ausnehmend gut versteht. Doch wie das Schicksal so spielt: Eines Tages trifft Fanny in der Nähe des Eiffelturms ihren früheren Mitschüler Alain (Niels SCHNEIDER, der Blondschopf aus LES AMOURS IMAGINAIRES (2010) von Xavier DOLAN) wieder. Schon bald nehmen die amourösen Verwicklungen ihren Lauf. Doch Vorsicht: Es bleibt nicht bei einer vergnüglichen Liebesgeschichte aus der Welt der Schönen und Reichen! Das Geschehen wird sich noch in ungeahnte Richtungen entwickeln.
Bis in die Nebenrollen hinein konnte Woody ALLEN aus dem schier unerschöpflichen Fundus von herausragenden französischen Filmschauspielern schöpfen. Die wunderschönen Bilder von Paris und der ländlichen Umgebung steuerte der dreifache ACADEMY AWARD Winner Vittorio STORARO (APOCALYPSE NOW (1980) / REDS (1982) / THE LAST EMPEROR (1987)) mit seiner Kamera bei.
Besonders sehenswert ist die französische Schauspielerin Valerie LEMERCIER als Fannys patente Mutter. Diese Rolle ist die am meisten Woody-ALLEN-hafte Charakterzeichnung des gesamten Films. Was diese Frau zu spielen vermag, konnte man schon an ihrer fulminanten Darstellung einer Celine-Dion-haften Sängerin in ALINE erkennen. Großartig!
Diesen französischen Film von Woody ALLEN sollte man nicht verpassen. Es ist sicherlich kein Meisterwerk wie MATCH POINT, BULLETS OVER BROADWAY oder THE PURPLE ROSE OF CAIRO. Aber wer wie ich über MANHATTAN MURDER MYSTERY schallend lachen kann, wird auch an diesem exquisiten Ausflug in die Pariser Oberschicht seine Freude haben.
Durch den Erfolg der italienischen Herkules-Filme auch in den USA konnten die späteren Filme mit Steve REEVES (1926 - 2000) oft über ein größeres Budget verfügen. Im vorliegenden Fall hat der Produzent Joseph E. LEVINE bei der Finanzierung mitgewirkt. Für IL LADRO DI BAGDAD bedeutete das schon mal, dass ein Teil der Dreharbeiten nach Tunesien verlegt werden konnte. Leider wurden in den Studio-Szenen allerdings doch arg auffällige Papp-Kulissen verwendet.
Karim ist der geschickteste Dieb von Bagdad, so dass er bei seinen Beutezügen nicht einmal vor dem Palast des Sultans (Antonio BATTISTELLA) Halt machen muss. Dabei lernt der smarte Meisterdieb dann auch die schöne Sultanstochter Amina (Georgia MOLL) kennen und lieben. Die soll allerdings den Prinzen Osman (Arturo DOMINICI) heiraten.
Der erste Teil des Films liefert überraschend viele komödiantische Einlagen. Das ändert sich dann aber sehr deutlich im zweiten Teil. Durch ein Missgeschick wird Amina vergiftet, so dass sie schwer krank wird. Nur eine blaue Rose soll sie heilen können. In Konkurrenz mit vielen anderen Bewerbern machen sich Karim und der hinterhältige Prinz auf die gefährliche Suche nach der blauen Rose. Dabei erlebt vor allem Karim so manche Kämpfe und Gefahren. Auch der Versuchung in Form der wunderschönen Kadija (Edy VESSEL) muss der muskulöse Recke dabei Widerstand leisten.
Im zweiten Teil wird sehr deutlich, dass der Film nur sehr wenig mit dem Klassiker THE THIEF OF BAGDAD (1940) mit Sabu und Conrad VEIDT zu tun hat. Die Suche nach der blauen Rose ist vielmehr eine Geschichte aus China, die hier in die Welt von 1001 Nacht verlegt wird.
Für Steve REEVES war das sicherlich nicht der allerbeste Film seiner Karriere, aber für kurzweilige und farbenfrohe Unterhaltung sorgt der Klassiker des ItaloCinema aber auf jeden Fall.
Vor einem Jahr ist der sehr umstrittene Politiker und Unternehmer Silvio Berlusconi (1936 - 2023) aus Italien verstorben. Die Serie 1993: JEDE REVOLUTION HAT IHREN PREIS beschäftigte sich mit dem politischen Aufstieg des "Cavaliere" und sezierte ein Land, in dem so eine Entwicklung (noch zwei Jahrzehnte vor Donald T.) bereits in den 1990er Jahren möglich war. Im Grunde war es nach 1992 und vor 1994 die zweite Staffel einer genialen und auch sehr erfolgreichen Qualitätsserie aus Italien. Jetzt sind auch auf MP genug Bewertungen zusammengekommen, so dass dieses europäische Serienjuwel einen Durchschnittswert von 7,2 erreicht hat. (04.08.2024)
Man kennt das ja: Die pubertierende Tochter (Ariel DONOGHUE) ist Fan eines Mega-Stars wie beispielsweise Helene FISCHER oder Taylor SWIFT. Karten für deren Konzerte sind schwer zu bekommen. Was wäre aber, wenn so ein Konzert zu einer heimlichen Falle für einen ultrafiesen Serienmörder gemacht würde, der erwiesenermaßen Karten für dieses Ereignis erworben hat? Und was wäre, wenn der treusorgende Papa (Josh HARTNETT) in Wirklichkeit ein vor seiner Familie verborgenes zweites Leben führt und der gesuchte Serienmörder ist?
Das alles hört sich nach einem etwas überkonstruierten Gedankenexperiment an, was es trotz der Anklänge an tatsächliche Ereignisse auch ist. Und doch liefert der frühere Teenie-Schwarm Josh HARTNETT (PEARL HARBOR) das luzide Porträt eines begnadeten Manipulators ab, der seine verkorkste Psyche geschickt zu kaschieren weiß. Und dann ist da ja noch der beliebte Mega-Star, der von Saleka SHYAMALAN, der ältesten Tochter des Regisseurs, gegeben wird. Der Papa M. Night sorgt als "pater familias" hingebungsvoll für seinen Nachwuchs (was man auch beim Regie-Debüt THE WATCHERS seiner zweiten Tochter sehen konnte) und lässt die talentierte Tochter Saleka, die sich zur R&B-Sängerin entwickelt hat, mehr als ein Dutzend ihrer Songs zur eindrucksvollen Bühnenshow beisteuern. Das sieht schwer nach Nepotismus aus, doch Saleka SHYAMALAN kann ihrer Rolle als Pop-Prinzessin Lady Raven erstaunliche Nuancierungen abgewinnen. Man kann über die Macht der Popularität durchaus staunen. Und dann ist da noch die wunderbare britische Schauspielerin Hayley MILLS (Silberner Bär der BERLINALE 1959 für TIGER BAY mit dem westdeutschen Weltstar Horst BUCHHOLZ), die als clevere FBI-Profilerin einen denkwürdigen Kino-Auftritt bekommt. Jeder, der sie aus ihrer Paraderolle als "doppeltes Lottchen" im amerikanischen Film THE PARENT TRAP (1961) kennt, wird ihr Leinwand-Comeback zu würdigen wissen.
Natürlich ist nicht alles schlüssig in diesem Film, aber als Porträt einer völlig verunglückten Seele ist er durchaus eindrucksvoll. Die Mechanismen der Manipulation, die sowohl einem Serienverbrecher als auch einem Mega-Star (und natürlich auch einer Profilerin) zur Verfügung stehen müssen, werden hintersinnig beleuchtet.
Die Handlung spielt übrigens in Philadelphia, gedreht wurde der Streifen aber in Toronto. Das Konzept des Films, einen Serienmörder-Thriller mit einem Konzertfilm zu verbinden, ist einfach originell und auch sehr unterhaltsam gelungen.
So einen herrlich verdrehten Film über ein ernstes historisches Unternehmen kann nur die französische Filmindustrie hervorbringen. Man muss dazu wissen, dass es in der Realität mit dem russisch-französischen Physiker Lew Kowarski tatsächlich einen Experten für nukleare Kettenreaktionen gegeben hat, der die dafür nötigen und damals weltweit einzigen Bestände von "schwerem Wasser" vor den Nationalsozialisten in Sicherheit bringen konnte. Aber der Reihe nach!
Ein junger Mann (Gregori DERANGERE) in Paris ist rettungslos einer kapriziösen Filmdiva (Isabelle ADJANI) der beginnenden 1940er Jahre verfallen. Die erschießt kurzerhand einen aufdringlichen Verehrer und lässt den jungen Mann die Leiche beseitigen. Der wird geschnappt und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Als die Nationalsozialisten heranrücken und sogar die Gefängnisinsassen in den Süden Frankreichs fliehen, kommt es zu einer Reihe von turbulenten Ereignissen. Der junge Mann will eigentlich nur seine Unschuld beweisen, gerät aber an einen mysteriösen Professor (Jean Marc STEHLE) und dessen bildhübsche Assistentin (Virginie LEDOYEN). Diese beiden haben die einzigen Bottiche mit schwerem Wasser im Kofferraum. Da die kapriziöse Filmdiva inzwischen mit dem Innenminister (Gerard DEPARDIEU) verbandelt ist, will der Professor diesen wertvollen Kontakt in die Politik unbedingt nutzen. Aber auch die Nationalsozialisten mit ihrem boshaften Spion (Peter COYOTE) sind natürlich hinter den Zutaten für eine zukünftige Atombombe her...
Der französische Regisseur Jean Paul RAPPENEAU hat mit CYRANO DE BERGERAC (1990) und LE HYSSARD SUR LE TOIT (1995) zwei Kino-Klassiker der 1990er Jahre geschaffen. Für diese turbulente Mischung aus Kriegsabenteuer und Boulevardkomödie hat er sich den späteren Literaturnobelpreisträger Patrick MODIANO (im Jahre 2014 in Stockholm ausgezeichnet) als Drehbuchautor an seine Seite geholt. Der Titel des Films bezieht sich darauf, dass in einer kleinen Szene des Films einem Militär, der unschwer als General DeGaulle zu erkennen ist, eine gute Reise (ins Exil nach London) gewünscht wird.
Das französische Kino kann wie gewohnt aus dem Vollen schöpfen. In kleineren Rollen sind "Vedettes" wie Yvan ATTAL, Aurore CLEMENT und Edith SCOB (LES YEUX SANS VISAGE) dabei. Besonders die zweifache ACADEMY AWARD Nominee Isabelle ADJANI (1976 für ADELE H. und 1990 für CAMILLE CLAUDEL) und ACADEMY AWARD Nominee Gerard DEPARDIEU (1991 für CYRANO DE BERGERAC nominiert) spielen ihre überdrehten Rollen mit Herzenslust. Aber auch Virginie LEDOYEN (EUROPEAN FILM AWARD Winner 2002 für 8 FRAUEN) und Gregori DERANGERE (EQUIPIER / DIE FRAU DES LEUCHTTURMWÄRTERS) können als Jungschauspieler mühelos mithalten.
Eine boulevardeske Kriegskomödie mit viel Esprit und französischem Charme! Was für ein Glück, dass wir im europäischen Kino wenigstens die funktionierende französische Filmindustrie haben!
Zur Zeit der Prohibition war die Dreimeilenzone an den Küsten Amerikas ein vielbefahrenes Schiffsgebiet. Nur hier konnten die Alkoholschmuggler ihre verbotene Ware doch an der Küstenwache vorbei an die durstigen Seelen Amerikas bringen. An diesem "Rum-Boulevard" entlang tummelt sich auch der schlagkräftige, aber etwas tumbe Kapitän Cornelius von Zeelinga (Lino VENTURA) auf seinen diversen Schiffen. Auf seinen Fahrten zwischen Kuba, Jamaika und Amerika sieht der Kinofan immer wieder Abenteuerfilme mit der populären Stummfilm-Diva Linda LaRue (Brigitte BARDOT), die vor allem in knappen Leopardenfell-Kostümen ihr Publikum zu begeistern weiß. Eines Tages lernt der Kapitän die blonde Schönheit tatsächlich kennen. Damit gehen die haarsträubendsten Ereignisse einher. Denn im Schlepptau der üppigen Diva befindet sich nicht nur ihre Filmfamilie (Guy MARCHAND als geschniegelter Leinwand-Partner), sondern bald auch ein englischer Lord (Clive REVILL), der die kesse Blondine sogar zur Markgräfin machen will.
Dieser französische Film von Robert ENRICO wurde vor allem in Mexiko und Belize (früher: Britisch Honduras) gedreht. Ohne stringente Handlung weiß die turbulente Komödie durch skurrile Einfälle und Slapstick-Einlagen zu unterhalten. Vor allem BARDOT kann in einem ihrer letzten Filme ganz groß aufspielen und zeigt in diversen Stummfilm-Szenen welche enorme Star-Power sie hatte. Auch komödiantisch dreht BB voll auf, so dass der Streifen vom legendären französischen Filmstudio GAUMONT vor allem ihrer Präsenz wegen in Erinnerung bleibt.
Dieser Film ist im deutschsprachigen Raum lange nicht mehr zu sehen gewesen, ich habe ihn in den 1980er Jahren im Fernsehen der DDR gesehen. Jetzt kann man den Film auf YOUTUBE neu entdecken. Der Kuppelei-Paragraph, um den es in der Handlung geht, ist bald nach Erscheinen des Films abgeschafft worden. Eltern, die ihren noch minderjährigen (also unter 21) Kindern erlaubten, mit Freund oder Freundin zu übernachten, konnten wegen Kuppelei im Gefängnis landen.
Genau das passiert Frau Hecker (Berta DREWS), als sie zulässt, dass ihre Tochter Renate (Elke SOMMER) über Nacht mit ihrem gleichaltrigen Freund Jochen (Götz GEORGE) in der mütterlichen Wohnung verbleibt. Der prinzipienfeste Staatsanwalt Soldan (Wolfgang PREISS) schickt Mutter Hecker ins Gefängnis. Tochter Renate setzt alles daran, ihre Mutter aus dem Gefängnis zu holen. Schon bald kann der verheiratete Staatsanwalt den Reizen der blonden Schönheit nicht mehr widerstehen...
Das klingt nach Kolportage, und das trifft auch zu. Und doch ist dem Schauspieler Jürgen GOSLAR (DAS ERBE DER GULDENBURGS) als Regisseur ein eindrucksvoller Film gelungen. Sehr sinnlich, voller Energie und mit herausragenden Schauspielern liefert er ein kraftvolles Porträt, das die Adenauer-Ära der jungen Bundesrepublik eindrucksvoll entlarvt. GOLDEN GLOBE Winner Elke SOMMER (im Jahre 1964 für THE PRIZE ausgezeichnet) und EUROPEAN FILM AWARD Nominee Götz GEORGE (im Jahre 1999 für NICHTS ALS DIE WAHRHEIT nominiert) standen noch ganz am Anfang ihrer eindrucksvollen Filmkarrieren. Auch in den Nebenrollen ist der Film auf beachtliche Weise mit skandinavischen Sexbomben (Ann SMYRNER aus Dänemark und Ann SAVO aus Finnland) und aufstrebenden Jungschauspielern (Horst JANSON und Gottfried JOHN) besetzt. Joachim HANSEN, einer der größten männlichen Stars der damaligen westdeutschen Filmindustrie, hat als Patient sogar einen Cameo-Auftritt. Und mit Carsta LÖCK, Camilla SPIRA und Dorothea WIECK ist auch die alte Garde des deutschsprachigen Filmschaffens vertreten
Ein sehr interessanter Film, dessen Thema zwar schon lange überholt ist, aber doch eindrucksvoll aufzeigt, welche cinematographische Kraft in der Kolportage stecken kann. In den 1970er Jahren hat Jürgen GOSLAR mit DER FLÜSTERNDE TOD (1976) und SLAVERS (1978) noch zwei weitere Genre-Klassiker des deutschsprachigen Kinos vorgelegt.
Während der Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2009 in Berlin konnte das Publikum erleben, wie der Berufsverbrecher Trojan (Misel MATICEVIC) aus IM SCHATTEN (2010) die Hauptstadt für eine nicht absehbare Zeit verlassen musste. Noch immer ist Trojan eher analog unterwegs: altmodische Verbrechen wie das Klauen von haptischen Dingen wie Uhren, Bargeld und Gemälden. Keine Verbindungen zu einer Mafia- oder Clanstruktur, ein Einzelkämpfer, nur gelegentlich und notgedrungen als Mannschaftsspieler unterwegs!
Als ein Coup im Ruhrgebiet nicht wie geplant verläuft, muss Trojan doch wieder nach Berlin, um alte Kontakte (Marie-Lou SELLEM) anzuzapfen. Und tatsächlich: Zusammen mit drei Mitstreitern (Tim SEYFI, Marie LEUENBERGER, Bilge BINGÜL) gelingt Trojan der Diebstahl eines wertvollen Gemäldes von Caspar David FRIEDRICH. Doch dann fängt der Ärger mit dem geheimnisvollen Auftraggeber Viktor (Alexander FEHLING) überhaupt erst an...
Auf der BERLINALE 2010 schlug IM SCHATTEN von dem in Braunschweig geborenen Regisseur Thomas ARSLAN damals ein wie eine sehnsuchtsvoll erwartete Genre-Bombe. Mit den filmischen Mitteln der Berliner Schule wurde ein spannender Genrefilm made in Germany erzählt. Sauspannend, mit kargen Dialogen und explosiven Gewaltspitzen! Daran knüpft ARSLAN mit VERBRANNTER ERDE scheinbar nahtlos an. Gangsterfilme sind im deutschen Kino noch immer eine Seltenheit. Mit kühler Präzision erzählen die Bilder von Kameramann Reinhold VORSCHNEIDER (auch schon IM SCHATTEN) von Menschen, die quasi in einer Schattenversion von Deutschland leben. Dunkle Orte, im Schatten von naheliegenden Sehenswürdigkeiten, und doch ganz weit weg von der Wahrnehmung von Polizei und Normalbevölkerung. Berlin erscheint dabei wie ein Mit- und Gegenspieler der Protagonisten des Films. Die zurückhaltende Musik des norwegischen Komponisten Ola FLOTTUM (DER SCHLIMMSTE MENSCH DER WELT, 2021) trägt viel zu dieser spannungsgeladenen Atmosphäre bei. Gezeigt wird eine Hauptstadt, die man kennt und doch wieder nicht. Viele Zuschauer werden diesen Siedlungsbrei mit all seinen Autostraßen aus der eigenen Umgebung wiedererkennen können. Gespenstische Unorte ganz in unserer Nähe: verbrannte Erde im Schatten!
Misel MATICEVIC (IM ANGESICHT DES VERBRECHENS / BABYLON BERLIN) ist wieder sehr überzeugend in der Rolle des Trojan, von dem es wohl noch etwas zu sehen (Thomas ARSLAN plant eine Art Trojan-Trilogie) geben wird. Als eiskalte Vermittlerin ist GERMAN FILM AWARD Nominee Marie Lou SELLEM (2024 für KNOCHEN UND NAMEN nominiert) dabei. Beängstigend gut ist aber GERMAN FILM AWARD Winner Alexander FEHLING (2019 für DAS ENDE DER WAHRHEIT ausgezeichnet), der sich vor Parade-Bösewichten wie Klaus KINSKI und Michael FASSBENDER nun wahrlich nicht mehr zu verstecken braucht.
Thomas ARSLAN will sich mit dem dritten Film seiner Trojan- Trilogie nicht mehr soviel Zeit lassen wie zwischen 2010 und 2024. Es bleibt spannend!
Gleich zwei Filme haben die magische Grenze von 10 Bewertungen auf MP erreicht: das französische Kostümdrama DER FAVORIT DER ZARIN (5,3) und die skurrile Hollywood-Komödie SIMSON IST NICHT ZU SCHLAGEN (4,6) mit ACADEMY AWARD Winner Sean CONNERY. (22.07.2024)
Gerade sind die Nominierungen für die PRIMETIME EMMY AWARDS bekanntgegeben worden. Und wie schon bei der Original-Serie aus dem Jahr 1980 (Nominierungen gab es im Jahre 1981 für Yoko SHIMADA, Toshiro MIFUNE und Yuki MEGURO) hat es für einige japanische Schauspieler Nominierungen gegeben. So dürfen sich jetzt Anna SAWAI, Hiroyuki SANADA, Tadanobu ASANO und Takehiro HIRA Hoffnungen auf einen EMMY AWARD machen. Takehiro HIRA gehörte im letzten Jahr noch zur Besetzung des deutschen Serien-Knallers DER SCHWARM vom ZDF.
Noch immer arbeiten amerikanische Astronauten und russische Kosmonauten einträchtig auf der internationalen Weltraumstation ISS zusammen. Und das trotz der politischen Entwicklungen im vergangenen Jahrzehnt! Was würde aber passieren, wenn die kriegerischen Auseinandersetzungen so eskalieren würden, wie man es in den 1980er Jahren noch jeden einzelnen Tag zu befürchten hatte? Was würde dann mit den Weltraum-Wissenschaftlern auf der ISS passieren?
Dieses Szenario steht im Mittelpunkt des amerikanischen Films von Regisseurin Gabriela COWPERTHWAITE. Auf der Erde tobt der ganz große Weltkrieg, was in durchaus eindrucksvollen Bildern zu sehen ist. Und auch auf der ISS kann von da an keine Rede von einer harmonischen Zusammenarbeit sein. Ein sehr interessantes Gedankenspiel, das natürlich auch vom ungewöhnlichen Schauplatz profitiert. Ein Science-Fiction-Film, der quasi dem realen Leben entspringt! Clever gemacht und mit herrlichen Einblicken in das Astro- und Kosmonautenleben im Weltall!
Als Kosmonauten erleben wir den dänischen Schauspieler Pilou ASBAEK (BORGEN / GAME OF THRONES), Masha MASHKOVA und Costa RONIN, der in der herausragenden Spionage-Serie THE AMERICANS zu sehen war. ASBAEK ist als einer von drei Gastgebern beim EUROVISION Song Contest 2014 (damals gewann eine gewisse Conchita WURST aus Österreich) in Kopenhagen in guter Erinnerung geblieben.
Als Astronauten sind ACADEMY AWARD Winner Ariana DeBOSE (im Jahre 2022 wurde sie für WEST SIDE STORY ausgezeichnet), John GALLAGHER Jr. und Chris MESSINA mit an Bord.
Gedreht wurde der Film natürlich nicht im Weltraum, sondern in einem Studio in North Carolina. Die Situation der Schwerelosigkeit und die unübersichtliche Enge an Bord kommen schon gut zur Geltung. Der Film ist sicherlich kein filmisches Meisterwerk, funktioniert aber als spannender Unterhaltungsfilm. Sehenswert!
Ach ja, auch die SCORPIONS aus Hannover erleben mit ihrem Welthit WIND OF CHANGE ein kleines Comeback bei diesem Ausflug ins Weltall.
Das deutschsprachige Kino der 1970er Jahre ist nicht gerade reich gesegnet mit Höhepunkten. Die sich selbst finanzierende Filmindustrie war endgültig untergegangen. An den Kinokassen funktionierten lediglich Auswüchse (SCHULMÄDCHEN-Report / LASS JUCKEN, KUMPEL / LIEBESGRÜSSE AUS DER LEDERHOSE) der Sexfilm-Welle. Die Steuer-Gelder der Filmförderungsanstalt mussten erst allmählich zu wirken beginnen. Naja, und die Autorenfilmer des NEUEN DEUTSCHEN FILMS waren in Cannes und auf der Berlinale erfolgreich, blieben aber an den Kinokassen unter den Erwartungen.
Ein Lichtblick ist da lediglich der deutsche Regisseur Roland KLICK, der deutsches Genre-Kino mit Anspruch machen wollte: DEADLOCK (1970) und LIEB VATERLAND, MAGST RUHIG SEIN (1976).
SUPERMARKT von 1974 erzählt die Geschichte des jugendlichen Willi (Charly WIERZEJEWSKI), der sich durch das Hamburger Hafenviertel St. Pauli treiben lässt und es dabei mit einigen skurrilen Mitmenschen zu tun bekommt. Da ist zum Beispiel die von Eva MATTES (Silberne Palme 1979 für WOYZECK) gespielte Prostituierte Monika, mit der Willi unbedingt abhauen will. Dazu müsste er sie aber erst einmal von ihrem Zuhälter (Heinz DOMEZ, der zwei Jahre später die Hauptrolle in LIEB VATERLAND, MAGST RUHIG SEIN spielen sollte) loseisen. Der Journalist Frank (Michael DEGEN) möchte Willi unbedingt zu einem eigenständigen Leben in normalen Verhältnissen verhelfen. Da ist aber auch Theo (Walter KOHUT), der Willi zu einem Stricher für zahlungskräftige Homosexuelle (Hans Michael REHBERG) machen will, aber auch einen Überfall auf einen Geldtransport plant.
Wie bei einem Stationendrama folgt das Publikum dem jungen Willi bei seinem Abstieg in den Untergang, unterlegt von dem großartigen CELEBRATION, das von Marius MÜLLER-WESTERNHAGEN gesungen wird. Wir erleben ein authentisches Hamburg in den 1970er Jahren, das man so ganz selten im deutschsprachigen Kino zu sehen bekam. Die tollen Bilder stammen von ACADEMY AWARD Nominee Jost VACANO, der im Jahre 1983 für DAS BOOT nominiert war. Für diese tolle Milieustudie, die mich in ihren besten Momenten an den erst zwei Jahre später entstandenen TAXI DRIVER von Martin SCORSESE erinnert, erhielt Roland KLICK völlig zu Recht den GERMAN FILM AWARD. Auch Walter KOHUT wurde für seine Rolle als Theo im Jahre 1974 mit dem GERMAN FILM AWARD ausgezeichnet. Als Ehemann von Immy SCHELL und damit auch Schwager von Weltstar Maria SCHELL und ACADEMY AWARD Winner Maximilian SCHELL (im Jahre 1962 für DAS URTEIL VON NÜRNBERG ausgezeichnet) war KOHUT eigentlich ein Veteran der untergegangenen deutschen Filmindustrie, der aber quasi den Brückenschlag zum NEUEN DEUTSCHEN FILM verkörperte. Michael DEGEN (1928 - 2022) und Witta POHL (1937 - 2011) sollten von 1987 bis 1990 für die damals sehr erfolgreiche Fernsehserie DIESE DROMBUSCHS erneut gemeinsam vor der Kamera stehen.
Spannende Milieustudie, verwegenes Kino, ein Klassiker des deutschsprachigen Films! Unbedingt sehenswert!
01) Der englische Patient
02) Der Husar auf dem Dach
03) Schtonk!
04) Die Sieger
05) Das Schweigen der Lämmer
06) Cyrano de Bergerac
07) Basic Instinct
08) Lola rennt
09) Der schmale Grat
10) Fräulein Smillas Gespür für Schnee
Nach X und PEARL ist der Regisseur Ti WEST mit seiner Film-Trilogie endgültig in Los Angeles angekommen, dem Wunschort all der Träume und Alpträume, die die Traumfabrik von Hollywood zu bieten hat.
Maxine Minx (Mia GOTH) hat das "Texas Porno-Massaker" Ende der 1970er Jahre überlebt und schlägt sich auch im Jahre 1985 noch immer als Darstellerin in Erwachsenenfilmen herum. Da bietet sich eine ungewöhnliche Gelegenheit: Maxine wird die Hauptrolle in der Fortsetzung des Horrorfilms DER PURITANER angeboten. Die Regisseurin Elizabeth Binder (Elizabeth DEBICKI) scheint in Maxine eine Art von Seelenverwandte zu sehen. Doch leider kommt es im Umfeld von Maxine zu seltsamen Mordfällen. Ein als Night Stalker bekannter Serienmörder geht um, und er scheint sich sehr für Maxine zu interessieren...
Ti WEST hat mit seiner Horror-Trilogie Werke geschaffen, die auch als Horror-Thriller funktionieren. In vorderster Linie geht es aber um die bitterböse Auseinandersetzung mit der Filmindustrie, die sowohl Wunsch- als auch Albträume zu erschaffen vermag. Die Bezüge zur Filmgeschichte sind sehr vielfältig. Da steht man auf dem Stern von Stummfilm-Star Theda BARA, die als der allererste Hollywood-Vamp gilt. Und dann gibt es in einer sehr furchterregenden Szene eine Begegnung mit Buster KEATON. Hollywood pur! Deutlich werden aber auch die Schattenseiten der Traumfabrik: Gewalt, Prostitution und Verwahrlosung. Die Filmmetropole befindet sich in den 1980er Jahren an einem Wendepunkt. Die Video-Revolution verändert auch das Filmgeschäft immens. Diese Bezüge heben die X-Trilogie von Ti WEST weit über den Horrorfilm-Durchschnitt hinaus. Ob das allen Fans des Horror-Genres auch so gut gefällt, wird man an den Box Office Zahlen ablesen können. Für Fans der Filmgeschichte sind alle drei Filme wahre Goldgruben.
In weiteren Rollen sind Michelle MONAGHAN, Bobby CANNAVALE und Kevin BACON zu sehen. Auch die Sängerin HALSEY ist dabei und spielt eine befreundete Kollegin von Maxine.
Zum dritten Mal nach BETTGEFLÜSTER (1959) und EIN PYJAMA FÜR ZWEI (1961) spielt Doris DAY ( ACADEMY AWARD Nominee 1960 für BETTGEFLÜSTER) in einem Film nach einem Drehbuch von Stanley SHAPIRO. Dieses Mal ist allerdings nicht Rock HUDSON (ACADEMY AWARD Nominee 1957 für GIGANTEN) ihr Drehpartner, sondern ACADEMY AWARD (h.c.) Winner Cary GRANT (im Jahre 1970 bekam er den OSCAR nach zwei Nominierungen endgültig für sein Lebenswerk).
So altmodisch und überholt in ihren Moralvorstellungen diese drei Filme heute auch erscheinen mögen, für die damalige Zeit waren sie bahnbrechend. Es ging immer darum, aufzuzeigen, wie locker die Sitten in gewissen Gesellschaftsschichten sind. Dass es, zumindest in den Nebenhandlungen, auch andere Lebens- und Liebesformen geben kann. Und Doris DAY spielt immer eine beruflich erfolgreiche Frau, die durch eigene Leistung bestehen und sich eben nicht auf die Protektion eines finanziell betuchten Mannes verlassen will. Für die drei Drehbücher erreichte Stanley SHAPIRO jeweils eine ACADEMY AWARD Nominierung. Den OSCAR bekam er allerdings lediglich im Jahre 1960 für BETTGEFLÜSTER.
So "SHAPIROesk" geht es auch in EIN HAUCH VON NERZ aus dem Jahre 1962 zu! Die junge Angestellte Cathy Timberlake (Doris DAY) lernt durch Zufall den schwerreichen Geschäftsmann Philipp Shayne (Cary GRANT) kennen. Der hat natürlich nichts Besseres im Sinn, als die blonde Schönheit auf den Bermudas zu verführen. Doch da hat er die Rechnung ohne die resolute und prinzipienfeste Blondine gemacht.
Ein herrlicher Spaß, der aber auch das Gefälle zwischen Super-Reichen und Normalverdienern mit bitterbösen Spitzen verdeutlicht. Doris DAY und Cary GRANT spielen das großartig und liefern sich einen witzigen Schlagabtausch. Cary GRANT wurde für diesen Film sogar mit einer GOLDEN GLOBE Nominierung bedacht. Herrlich ist auch die Nebenhandlung mit dem neurotischen Assistenten (Gig YOUNG), der durch haarsträubende Missverständnisse in einen äußerst komischen Verdacht gerät. Gig YOUNG hatte schon in REPORTER DER LIEBE (1958) als Sidekick zwischen Doris DAY und damals Clark GABLE mehr als überzeugt und eine ACADEMY AWARD Nominierung erhalten. Den OSCAR bekam er endgültig im Jahre 1970 für seine Nebenrolle in NUR PFERDEN GIBT MAN DEN GNADENSCHUSS.
Zusammen mit BETTGEFLÜSTER und EIN PYJAMA FÜR ZWEI gehört EIN HAUCH VON NERZ zu den unsterblichen Doris-DAY-Klassikern, die selbst heute noch zu den Evergreens im Fernsehprogramm gehören, wo sie auch noch von jüngeren Generationen entdeckt werden könnten.
Was wäre, wenn die Mondlandung im Juli 1969 wirklich nur eine täuschend echt wirkende Fernsehproduktion gewesen wäre? Ein unbekanntes Meisterwerk von Stanley KUBRICK, oder gar ein frühes von Steven SPIELBERG? Mit solchen Verschwörungsmythen spielt die bezaubernde Romantik-Komödie (FLY ME) TO THE MOON, die von den APPLE STUDIOS produziert worden ist und von SONY PICTURES in die Kinos gebracht wird. Ein Film von Technik-Nerds für Technik-Begeisterte.
Im Jahre 1969 steht die NASA keineswegs gut da. Präsident Kennedy ist schon lange tot, und die US-Wähler sind gar nicht begeistert, dass immer noch soviel Geld zum Mond-Programm nach Florida fließt. Und das, obwohl in Cape Canaveral schon so manches auseinanderbricht. Ein undurchsichtiger Vertreter (der dreifache ACADEMY AWARD Nominee Woody HARRELSON) der neuen US-Regierung unter Präsident Nixon heuert eine durchtriebene Werbe-Fachfrau (Scarlett JOHANSSON) von der Madison Avenue an, eine "Mad (Wo)Man" also! Die soll sich um die bessere Vermarktung des NASA-Programms kümmern, was die flotte Lady auch mit großem Elan angeht. Sie bekommt es dabei aber mit dem grundanständigen Projektleiter Cole Davis (Channing TATUM) zu tun, der unbedingt mit Aufrichtigkeit und harter Arbeit überzeugen will.
Das Rezept für eine Screwball-Komödie liegt also bereit. JOHANSSON (ACADEMY AWARD Nominee 2020 für JOJO RABBIT) und TATUM spielen das auch grandios ganz wie Doris DAY und Rock HUDSON beispielsweise in EIN PYJAMA FÜR ZWEI (1961). Beide Stars der heutigen Zeit sind auch ähnlich geschminkt und zurechtgemacht wie ihre Vorgänger in den harmlosen Erotik-Komödien aus dem Hollywood der 1960er Jahre. War es früher noch Doris DAY die Anstand und Bravheit verkörpern musste, während Rock HUDSON alle unanständigen Tricks des gewissenlosen Charmebolzen anwenden durfte, sind die Rollen in FLY ME TO THE MOON umgekehrt verteilt. Hier ist der Mann die brave Mimose, während die Frau durchtrieben und skrupellos ihre Geschäftsinteressen vertritt. Aber das muss ja nicht so bleiben...
Garniert wird die Romantik-Komödie mit herrlichen Bildern des polnischen Kameramanns Dariusz WOLSKI (ACADEMY AWARD Nominee 2021 für NEWS OF THE WORLD mit Helena ZENGEL). Und auch die Nebenrollen sind gut besetzt und sorgen für viele lustige Momente. Jim RASH überzeugt als verhinderter Meister-Regisseur, und Donald Elise WATKINS und Noah ROBBINS sorgen als nerdige Mitarbeiter von Cole für manchen Lacher.
Natürlich kein Meisterwerk, aber ein ganz vergnüglicher Film, der den Sixties mit Charme und Stil huldigt!
Ein trauriger Abend für alle KNOTS LANDING Fans! Wie gerade bekannt wurde, ist der Schauspieler Doug(las) SHEEHAN in seinem Haus in Wyoming verstorben. In der beliebten Familienserie UNTER DER SONNE KALIFORNIENS war er von 1983 bis 1987 als Reporter Ben Gibson, der zweite Ehemann von Valene Ewing (Joan VanARK), dabei. Auftritte hatte er auch in DREI ENGEL FÜR CHARLIE und in den Kinofilmen ZEHN - DIE TRAUMFRAU und VIKTOR/VIKTORIA.
RIP
Douglas SHEEHAN
1949 - 2024
01) Himmel ohne Sterne
02) Good Bye, Lenin!
03) Die Katze
04) Lola rennt
05) Der Hauptmann
06) Der goldene Handschuh
07) Die Zürcher Verlobung
08) Die Ehe der Maria Braun
09) Natürlich die Autofahrer
10) Didi und die Rache der Enterbten
Auch Literatur-Interessierte konnten mit dem Namen des schottischen Schriftstellers Alasdair GRAY (1934 - 2019) nicht auf Anhieb etwas anfangen. Und seinen Roman POOR THINGS hatte er auch schon im Jahre 1992 veröffentlicht. Aber schon Alfred HITCHCOCK wusste, dass man für einen Film-Klassiker nicht unbedingt einen Literatur-Klassiker verfilmen muss. Dem griechischen Regisseur Yorgos LANTHIMOS ist mit POOR THINGS ein Geniestreich gelungen, der ihm völlig zu Recht den Goldenen Löwen der Filmfestspiele von Venedig eingebracht hat.
Ein verrückter Professor (Willem DAFOE) pflanzt dem Körper einer unbekannten Selbstmörderin (Emma STONE) das Gehirn ihres ungeborenen Babys ein. Diese Bella erscheint wie eine Mischung aus Frankensteins Braut und E. T. A. HOFFMANNs Aufziehpuppe Olympia. Mit seltsamen Bewegungen stakst sie durch das Anwesen des verrückten Professors. Bald entdeckt Bella - halb reife Frau, halb heranwachsendes Kind - die Sexualität für sich, und dann geht die Reise erst richtig los. Sie flieht vor einem zaudernden Angsthasen (Ramy YOUSSEF), brennt mit einem skrupellosen Lüstling (Mark RUFFALO) nach Lissabon durch und begibt sich somit auf eine längere Reise des allmählichen Erwachsenwerdens. Gut, dass sie auf dem Schiff des Lebens auch wohlwollenden Mitmenschen (Jerrod CARMICHAEL und die großartige Hanna SCHYGULLA) begegnet. Nach einem verruchten Intermezzo in Paris kehrt Bella in das Haus des verrückten Professors zurück, wo noch eine allerletzte dunkle Überraschung auf sie wartet. Aus ihrem Leben vor dem verhinderten Selbstmord taucht ein Ehemann (Christopher ABBOTT) auf, der all die männlichen Abscheulichkeiten, denen Bella bisher ausgesetzt war, locker übertrifft...
Diesen Film sollte man auf sich wirken lassen! So originell ist das Spektakel, dass es eigentlich nur schwer in Worte zu fassen ist. Emma STONE ist zu Recht mit ihrem zweiten ACADEMY AWARD (nach LA LA LAND im Jahre 2017) ausgezeichnet worden. Ihre parabelhaften Abenteuer mit all den Schrecknissen, denen Frauen über die Jahrhunderte hinweg ausgesetzt waren, sind eine erzählerische Wucht. Sowas gab es wohl noch nie zuvor auf der Leinwand zu sehen.
Besonders schön ist, dass die im Jahre 1943 geborene Hanna SCHYGULLA (Silberner Bär 1979 für DIE EHE DER MARIA BRAUN) als lebenskluge Martha von Kurtzroc auch einen Platz in diesem besonderen Film gefunden hat. Ihre verwegene Haarpracht wird lange im Gedächtnis bleiben.