ZeddaZogenau - Kommentare
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Alle Kommentare von ZeddaZogenau
Bester Film:
Das Boot
Das Ding aus einer anderen Welt
Fanny und Alexander
Ein mörderischer Sommer
Die unendliche Geschichte
Kagemusha
The Purple Rose of Cairo
Der Name der Rose
Brille mit Goldrand
Cinema Paradiso
Beste Serie:
Allein gegen die Mafia
Das Erbe der Guldenburgs
Der lange Treck
Falcon Crest
Unter der Sonne Kaliforniens
Beste Schauspielerin:
Isabelle Adjani (Ein mörderischer Sommer)
Nastassja Kinski (Tess)
Carmen Maura (Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs)
Romy Schneider (Die Spaziergängerin von SansSouci)
Barbara Sukowa (Rosa Luxemburg)
Bester Schauspieler:
Antonio Banderas (Das Gesetz der Begierde)
Dieter Hallervorden (Didi und die Rache der Enterbten)
Klaus Kinski (Kommando Leopard)
Jürgen Prochnow (Das Boot)
Arnold Schwarzenegger (Terminator)
Bester Animationsfilm:
Feivel, der Mauswanderer
Mein Nachbar Totoro
Mrs. Brisby und das Geheimnis von Nimh
Nausicaa aus dem Tal der Winde
Taran und der Zauberkessel
Bester Soundtrack:
Beverly Hills Cop
Das Boot
Die unendliche Geschichte
Fame
Mission
Tolle Aktion! Vielen Dank dafür!
Boxer-Drama von Marcel Carne mit Jean Gabin und Arletty
Das hat man von FELIX-Preisträger (h.c.) Marcel Carne nicht unbedingt erwartet, dass er seinem Publikum ein Sportler-Drama präsentiert. Die Klasse seiner Meisterwerke HAFEN IM NEBEL und KINDER DES OLYMP erreicht er damit auch nicht, aber sehenswert ist der Streifen allemal.
Der Ex-Boxer Victor Le Garrec (Jean Gabin) betreibt in Paris ein kleines Box-Studio. Seine Frau Blanche (Arletty) bittet ihn inständig, dieses aufzugeben, aber Victor träumt noch immer davon, einen jungen Boxer zum Champion zu machen. Ein Erfolg, der ihm selbst verwehrt geblieben ist. Eines Tages lernt er zufällig den jungen Andre Menard (Roland Lesaffre) kennen, der sich als großes Box-Talent entpuppt. Dumm nur, dass sich Andre in das bezaubernde Mannequin Corinne (Marie Daems) verguckt hat. Bei aller körperlichen Anziehungskraft stoßen da zwei unterschiedliche Welten aufeinander. Das wird klar, als Andre mit Corinnes Freundin Chantal (Simone Paris) und Modemacher Jean-Marc (Jean Paredes) bekannt gemacht wird. Der junge Boxer muss sich entscheiden: die große Liebe oder die große Sport-Karriere. Auf Victor kommt einiges an Arbeit zu. Für ein wenig Pariser Kleine-Leute-Kolorit sorgt die italienische Einwanderer-Familie Posi (Maria-Pia Casilio, Folco Lulli mit Ave Ninchi als beider Tochter Angela), die gleich neben dem Box-Studio einen kleinen Laden betreibt. Bald steht Andres erster Box-Kampf an...
Für seine Rolle wurde Jean Gabin im Jahre 1954 bei den Filmfestspielen von Venedig mit der Coppa Volpi als Bester Schauspieler ausgezeichnet. Die wunderbare Arletty bleibt in diesem Film leider etwas blass. Das Hauptaugenmerk des Meisterregisseurs liegt denn auch auf seinem Lieblingsschauspieler Roland Lesaffre. An dem ist nun wahrlich kein Boxer verloren gegangen, aber sein durchtrainierter Körper sticht doch hervor. Ob unter der Dusche, im Boxring oder bei der Massage: Die Kamera feiert Lesaffre geradezu. Für eine eindrucksvolle Geschichte ist das zu wenig, aber bei den Darstellern und dem Regisseur kommt immer noch ein überdurchschnittlicher Klassiker heraus.
Aus dem Peplum-Helden ist ein Abenteurer geworden: Steve Reeves als Sandokan
In Italien sind die Abenteuerromane von Emilio Salgari (1862-1911) in etwa so bekannt wie die von Karl May im deutschsprachigen Raum. Einer seiner beliebtesten Helden ist der unerschrockene Sandokan, der in Malaysia gegen die englische Kolonialherrschaft kämpft. Viele Romane über ihn sind entstanden. Da kann man schon einmal die Reihenfolge verwechseln, wenn man wie Kultregisseur Umberto Lenzi in den Jahren 1963 und 1964 mehrere Filme mit wechselnden Hauptdarstellern in Südostasien gedreht hat. DIE (SCHWARZEN) PIRATEN VON MALAYSIA sind nämlich Salgaris zweiter Roman über die Abenteuer des Sandokan. Der dritte Roman heißt DIE TIGER VON MOMPRACEM, der zur Vorlage von dem Film SANDOKAN (ebenfalls mit Steve Reeves in der Hauptrolle) wurde. Kapiert? Der zweite Teil kam also ein Jahr vor dem ersten ins Kino. Dass das die Kinobesucher nicht kapieren konnten, ist einleuchtend. So hat SANDOKAN (1963) in West-Deutschland lediglich 263.000 Tickets verkauft, so dass DIE SCHWARZEN PIRATEN VON MALAYSIA (1964) erst gar nicht mehr in die west-deutschen Kinos kam. Planung verfehlt! Herausgekommen sind aber doch zwei sehr ansehnliche Filme, wobei der Streifen von 1963 noch einen Tucken besser geraten ist.
Sandokan (Steve Reeves) erlebt im Kampf gegen den englischen Besatzer Lord Guillonk (Leo Anchoriz) einige Abenteuer. Mit seinem portugiesischen Kumpel Yanez (Andrea Bosic) gelingt es ihm, die schöne Hada (Jacqueline Sassard), die Herzensdame von Tremal Naik (Mimmo Palmara), zu befreien. Die Gute leidet aber an Amnesie, wird aber von ihrem wackeren Mitstreiter Kammamuri (Dakar) unterstützt. Da Sandokan auch noch seinen eigenen Vater aus der Gefangenschaft befreien will, geraten die Piraten noch in so manche gefährliche Situationen...
Man merkt schon, dass die Handlung etwas zu kompliziert geraten ist. Der Film macht aber trotzdem viel Spaß. In weiteren Rollen sind noch Pierre Cressoy und George Wang dabei. Gedreht wurde in Singapur. Ach ja, im deutschen Sprachraum ist der Streifen auch als MEUTE DER VERDAMMTEN bekannt.
Mit erotischen Bibelversen ins sündhafte Berlin: Marlene Dietrich und Brian Aherne singen das Hohelied der Liebe
Da hat Hollywood-Major PARAMOUNT bei seinem an der Kinokasse bereits schwächelnden Star mal durchgegriffen. Für diesen Film musste DIETRICH erstmals auf ihren Hausregisseur Josef von Sternberg verzichten, was der Diva so gar nicht gepasst haben soll. Aber auch Rouben Mamoulian wusste, wie man DIETRICH am besten auszuleuchten hatte. Im selben Jahr durfte er dann noch für das Konkurrenz-Studio MGM GARBO als "Königin Christine" inszenieren. Nach diesem Jahr wusste der gute Mann wahrscheinlich, was er geleistet hatte...
Die blutjunge Lilli (OSCAR-Anwärterin Marlene Dietrich) hat gerade ihren geliebten Vater verloren, dem sie immer aus dem Hohelied Salomos vorgelesen hatte. Direkt vom Grabstein ihres Vaters macht sich das Mädchen vom Lande auf nach Berlin. Dort lebt sie bei ihrer ollen Tante Rasmussen (herrlich: Alison Skipworth), die eine kleine Buchhandlung führt. Tantchen ist eine furchtbare Heuchlerin, die schon für Jamaika-Rum ihre eigenen Töchter verkauft hat. Zufällig lernt Lilli im Laden den feschen Bildhauer Richard Waldow (OSCAR-Anwärter Brian Aherne) kennen, der sein Atelier gleich gegenüber hat. Heimlich besucht Lilli ihn dort und steht ihm nach anfänglichem Zögern sogar Modell. Beide verlieben sich, doch Richard will sich nicht binden. Er überlässt Lilli dem unsympathischen Baron von Merzbach (Lionel Atwill), der sich in die Marmorstatue von Lilli schockverliebt hat. Es kommt, wie es kommen muss: Lilli wird zur Baronin Merzbach und lebt von nun an in einem herrschaftlichen Anwesen. Dort trifft sie auf die Wirtschafterin Fräulein Schwertfeger (herrlich intrigant: Helen Freeman), die vorher die Geliebte des Barons war, und auf den stürmischen Jungspund von Prell (Hardie Albright), der ihr nicht nur das Reiten beibringen will. Nachdem der Baron Lilli mit aller Macht zur Gesellschaftsdame gemacht hat, kann er es nicht lassen, dem jungen Bildhauer sein Werk vorzuführen. Die Situation eskaliert! Lilli muss fliehen. Und wieder landet DIETRICH in einem Film in der Gosse, aber damit ist noch nicht das Ende der Geschichte erzählt...
Nach einem Roman (1908) von Hermann Sudermann hat die PARAMOUNT viel deutsches Flair ins Studio gezaubert. DIETRICH singt auch mal wieder auf Deutsch: Röslein auf der Heide. Von ihr selbst sieht man lediglich die wunderschönen Beine und etwas Dekolletee. Als Marmorstatue kann sie aber splitternackt und von allen Seiten begutachtet werden. Der Film entstand ja noch vor dem Hays-Code, dem Publikum konnte noch etwas geboten werden. Das passt aber zur Thematik, denn das Hohelied Salomos ist so erotisch, dass man diese Liebesverse so gar nicht in der Bibel vermuten würde.
Ein sehr sehenswerter Klassiker mit der unvergessenen Marlene Dietrich!
All die Farben der Dunkelheit: Noch ein Giallo mit George Hilton und Edwige Fenech
Und wieder durfte Sergio Martino seine wunderschöne Schwägerin in Szene setzen. Dieses Mal spielt der von seinem Bruder Luciano Martino produzierte Film in London.
Jane (Edwige Fenech) könnte so glücklich sein mit ihrem attraktiven Freund Richard (Vorzeige-Uru George Hilton). Doch leider hat sie vor kurzem bei einem Unfall ihr ungeborenes Baby verloren. Außerdem hat sie noch immer Alpträume wegen des gewaltsamen Todes ihrer Mutter (Dominique Boschero). Ihre Schwester Barbara (Nieves Navarro alias Susan Scott) drängt sie zu einer Psychotherapie bei Dr. Burton (George Rigaud). Eines Tages lernt Jane ihre sympathische Nachbarin Mary (sehr elegant: Marina Malfatti) kennen, die ihr rät, dass sie nur durch eine Schwarze Messe von ihren Leiden geheilt werden könne. Die verwirrte Jane lässt sich darauf ein und erlebt die bizarren Rituale um Guru Mark (Ivan Rassimov). Irgendwie ist Jane auch fasziniert von der sexuellen Energie, die sich bei den Teufelsanbetungen entlädt. Doch dann kommt es zu ersten Morden. Jane kann nicht mehr zwischen Realität und Wahn unterscheiden...
Giallos Antwort auf ROSEMARIES BABY trifft es auf den Punkt, aber natürlich mit viel mehr blanker Haut. Die erwähnten vier Damen sind aber auch allzu verführerisch. Das Thema der Teufelsanbetung lag in jenen Jahren auch in der Luft, wie man an Filmen von DER EXORZIST bis DAS OMEN sehen kann.
Spannende Unterhaltung, satte Farben und wunderbare Klamotten! Man muss einfach gesehen haben, in welcher Aufmachung Marina Malfatti Edwige Fenech zum Fünf-Uhr-Tee empfängt! Sehenswert!
Mit Wut in den Augen: Napolitanischer Rache-Thriller mit Yul Brynner und Barbara Bouchet
Dieser Film von Genre-Routinier Antonio Margheriti spielte an der italienischen Kinokasse 639 Millionen ITL ein. Die Musik stammt von den Brüdern De Angelis. Durchaus spannend, aber auch etwas konventionell! Angemessene Unterhaltung ist aber garantiert.
Eigentlich hat sich der New Yorker Auftragsmörder Peter Marciani (OSCAR-Preisträger Yul Brynner) schon zur Ruhe gesetzt. Als er aber die Gelegenheit sieht, den Mörder (Giancarlo Sbragia) seines jüngeren Bruders zur Rechenschaft zu ziehen, greift er in einen Mafiakonflikt in Neapel ein. Dabei bekommt er unerwartete Unterstützung von einem Kleinganoven namens Angelo (EUROVISION-Star Massimo Ranieri). Dieser Angelo ist ein Pfiffikus, der mit gezielt geschossenen Platzpatronen Pferderennen zu seinen Gunsten beeinflusst. Die armen Pferde! Da liegt es nahe, dass der ehrgeizige Angelo seine Chance sieht, bei den ganz bösen Jungs mitzumischen. Für den ermittelnden Commissario (OSCAR-Preisträger Martin Balsam) bleibt einiges zu tun. Auch die Liebe kommt nicht zu kurz! Der umtriebige Angelo vermittelt die bildhübsche Anny (Barbara Bouchet) an Marciani. Bald sieht sich Anny schon in New York, aber vorher kommt es noch zu manchen Konflikten. Und dann ist da noch ein heimlicher Besuch Marcianis beim Augenarzt (Renzo Marignano), er hat halt Wut in den Augen...
Dieser Film sollte der letzte von Yul Brynner (1920-1985) werden, bis zu seinem Tod war der Star nur noch im Theater zu sehen. Interessant ist die Mitwirkung des Sängers Massimo Ranieri (*1951) als Unterwelt-Azubi. In den Jahren 1971 und 1973 vertrat der extrem beliebte Sänger Italien beim EUROVISION Song Contest. Noch im Februar 2022 war er erneut als Teilnehmer beim Festival von Sanremo zu sehen und zu hören. Barbara Bouchet ist in diesem Film schön wie immer. Man merkt aber, dass die Chemie mit Brynner nicht sehr gestimmt hat. Ach ja, auch Sal Borgese ist in einer kleinen Rolle mit von der Partie.
Durchaus sehenswert, aber kein Glanzlicht des italienischen Gangsterfilms!
Grandioses Meisterwerk aus dem vom Krieg zerstörten Deutschland mit Hildegard Knef und Oskar Werner
Dieser Film von dem ukrainischstämmigen Regisseur Anatole Litvak ist eine richtige Entdeckung. Vom damaligen Hollywood-Major-Studio 20TH CENTURY FOX ausschließlich in Deutschland gedreht, geht er auf den Roman "Call It Treason" von George Howe zurück. Das Drehbuch haben Peter Viertel und Carl Zuckmayer geschrieben. Die Dreharbeiten fanden im Bavaria Studio Geiselgasteig und in München, Nürnberg, Würzburg und Mannheim statt. Im Jahre 1952 wurde der Streifen für den Oscar als Bester Film nominiert.
Die Amerikaner rücken immer weiter vor und sind schon ganz nah an NS-Deutschland herangekommen. Leutnant Rennick (Richard Basehart) sucht zwei deutsche Kriegsgefangene, die wichtige Informationen hinter den Linien, also in NS-Deutschland selbst, auskundschaften sollen. Zwei Kandidaten scheinen geeignet: ein ziemlich durchtriebener Ganove namens Barth (Hans Christian Blech) / Deckname: Tiger und ein feinfühliger Junge namens Karl Maurer (Oskar Werner) / Deckname: Happy. Nach einer gewissen Zeit der Einarbeitung werden die drei (Rennick ist auch mit dabei) mit dem Fallschirm über Deutschland abgesetzt. In der Folge erlebt Maurer, der sich schon längst von der NS-Ideologie gelöst hat, Bemerkenswertes im bereits zerstörten Deutschland. Er trifft dabei auf Menschen, die noch immer hinter der Ideologie stehen, wie Oberst von Ecker (Hitchcock-Star O. E. Hasse) und Schultz (Wilfried Seyferth) von der Waffen-SS. Aber es gibt auch Menschen wie die Tingeltangel-Sängerin Hilde (Hildegard Knef), die ihm helfen und so vor dem Entdecktwerden bewahren. Seine Odyssee durch sein zerstörtes Heimatland ist für Karl Maurer damit aber noch nicht zu Ende...
GOLDEN-GLOBE-Gewinner Oskar Werner (1922-1984) ist in diesem Film unfassbar gut. Er spielt einen liebenswerten Deutschen, der aufrecht und klar seiner Mission nachgeht, aber doch hin- und hergerissen ist zwischen der Erkenntnis, dass das verbrecherische NS-Regime besiegt werden muss, und seiner tiefen Verbundenheit zum deutschen Volk. Das so einfühlsam in einer Hollywood-Produktion dargestellt zu sehen, ist großartig. Gleichzeitig ist der Film wie ein historisches Dokument, das die unfassbare Zerstörung der deutschen Städte aufzeigt. Oskar Werners Spiel ist unfassbar berührend, so als er im Schatten der Würzburger Residenz seinen Vater anruft, um noch einmal dessen Stimme zu hören. Er selbst kann nichts sagen, um seine Mission nicht zu gefährden. Ganz phantastisch!
In weiteren Rollen sind Gary Merrill, Dominique Blanchar, Charles Regnier und die späteren Weltstars Gert Fröbe und Klaus Kinski zu sehen. Mit Curd Jürgens kommt übrigens noch ein weiterer späterer Weltstar zum Einsatz: Er hat Richard Basehart synchronisiert.
Hildegard Knef hatte mit dieser Rolle doch noch den Durchbruch in Hollywood geschafft, nachdem sie von David O. Selznick mehr als zwei Jahre lang quasi auf Eis gelegt worden war. Im Dezember 1951 durfte sie ihre Hand- und Fußabdrücke auf dem Walk Of Fame verewigen. Als gute Kollegin hatte sie auch Schuhe von Oskar Werner sowie Gipsabdrücke von seinen Händen dabei. So konnte auch Werner, der noch so manche Nominierungen für den OSCAR und den GOLDEN GLOBE ergattern sollte, trotz anderweitiger Verpflichtung im Zement von Hollywood verewigt werden.
Dieses wunderbare Meisterwerk sollte man auf keinen Fall verpassen! Es ist schier unfassbar, dass es nicht regelmäßig im Fernsehprogramm zu sehen ist. Im Grunde ist das schon eine skandalöse Unterlassungssünde. Also: Unbedingt angucken!!!
Sozialkritischer Gangsterfilm aus Neapel mit Fabio Testi und Jean Seberg
Der Film von Pasquale Squitieri kam 1973 auch in die west-deutschen Kinos und bietet neben aktionsgeladenen Abschnitten auch einen guten Einblick in die Unterwelt der Stadt am Vesuv.
Nach zwei Jahren kommt Tonino Russo (Fabio Testi) endlich aus dem Gefängnis. Seine Eltern (Lilla Brignone und Ugo D` Álessio) hoffen auf ein geregeltes Leben, haben die Rechnung aber ohne Toninos alte Kumpels gemacht. Die verwickeln ihn in eine böse Messerstecherei, wodurch er aber Don Mario (Raymond Pellegrin) und dessen Ehefrau Luisa (GOLDEN-GLOBE-Anwärterin Jean Seberg) ins Auge fällt. Schnell steigt Tonino in der Mafia-Hierarchie auf und kümmert sich vor allem um das Glücksspiel im schönen Neapel. Natürlich kommt auch die blonde Luisa nicht an dem schmucken Burschen vorbei, was natürlich zu heftigen Konflikten mit Don Mario führt. Eines Tages lässt der Übeltäter Toninos kleinen Bruder entführen...
Spannend, sozialkritisch und gut besetzt - mehr kann man von einem POLIZIOTTESCO nicht erwarten. In weiteren Rollen sind die schöne Germana Carnacina (als Toninos treue Verlobte Anna), Charles Vanel, Enzo Cannavale und Paul Muller dabei.
Sehenswert!
Lando Buzzanca als Butler für gewisse Stunden
Wenn es um einen Film aus den 1970er Jahren mit Lando Buzzanca in der Hauptrolle geht, hat man es natürlich mit einer italienischen COMMEDIA SEXY zu tun, in der es auch mal sehr zotig zugeht. Der vorliegende Film von Luigi Filippo D`Amico bietet darüber hinaus auch noch einen satirischen Abriss der italienischen Zeitgeschichte, der sich durchaus sehen lassen kann. Das haben auch die Macher der Filmfestspiele von Venedig erkannt, als sie diesen Streifen 2010 im Rahmen einer Retrospektive von italienischen Filmkomödien ins Programm nahmen.
Rosario Cabaduni (Lando Buzzanca), genannt Sasa, will eigentlich nur eins im Leben: ein ordentlicher und gewissenhafter Dienstbote sein. In den letzten Weltkriegswirren landet er bei einem NS-General (Peplum-Star Gordon Mitchell), bevor es wieder nach Italien geht, um bei einem Regisseur (Luciano Salce als Dino-De-Laurentiis-Verschnitt) und seiner exaltierten Schauspielerin-Ehefrau (herrlich: Femi Benussi als wunderbare Parodie von Silvana Mangano!) in Dienst zu gehen. Dem schmucken Sasa kommen allerdings immer die sexuell ausgehungerten Frauen in die Quere, die seine Dienste nicht nur bei Tisch, sondern auch im Bett beanspruchen. So kommt es, dass der Gute wiederholt die Stellung wechseln muss. Seine sexuelle Anziehungskraft kann der devote Tausendsas(s)a allerdings nicht abstreifen. So muss er einen adligen Dienstherrn im Rollstuhl ins Bordell begleiten, wo er die schmucke Rita Martine Brochard) kennenlernt. Die nächsten Dienstherren (Silvia Monti und Renzo Marignani) sind im Rahmen der Sexuellen Revolution heimlich jeweils am eigenen Geschlecht interessiert...Probieren geht über Studieren! Das führt natürlich zu allerlei Komplikationen, die besonders dann eskalieren, als sich der omnipotente Sasa mit einer kommunistisch bewegten Verkäuferin (Erika Blanc) vergnügen will. Die nächste Station hat es in sich: Im Haushalt des superreichen Bauunternehmers (Arnoldo Foa) trifft er die ehemalige Prostituierte Rita als dessen Ehefrau wieder. Zu allem Überfluss hat die liebeshungrige Dame auch noch eine pubertierende Tochter (Leonora Fani), deren extremer Silberblick erst durch Sasas überbordendes Stehvermögen geheilt werden kann. Aber auch der Bauunternehmer hat ein wohlwollendes Auge auf seinen formvollendeten Butler geworfen. Er benutzt ihn, um diverse Schmiergelder an die herrschenden Parteien zu bringen. So, wie das in Italien halt üblich war! Nur in Italien? Das wollen wir besser nicht vertiefen, führt uns die Geschichte doch noch zu einer weiteren Station, in der Sasa seine vielfältigen Talente einzubringen vermag...
Diese launige Sex-Komödie gehört neben DER LANGE SCHWARZE MIT DEM SILBERBLICK von Lucio Fulci zu den besseren Auftritten von Lando Buzzanca, der seine Sache aber immer relativ gut macht. Auch die wunderschönen Schauspielerinnen können hier durchaus ihr Können zeigen und sind nicht allein als erotisches Beiwerk (wie sonst oft üblich) besetzt.
Natürlich ist ein Film dieser Art nicht für jeden etwas, gut unterhalten wird man aber durchaus.
Die Braut im Nacken: Brigitte Bardot und Michel Subor beim Wintersport
Anfang der 1960er Jahre war Brigitte Bardot so erfolgreich, dass ihr Noch-Ehemann Roger Vadim ein Star-Vehikel nach dem anderen mit ihr drehen konnte. Und das funktionierte auch gut, weil BB einfach eine unvergleichliche Leinwandpräsenz hatte.
Los geht`s mit einer wilden Fahrt durch Paris, die an die besten Momente der Stummfilmzeit erinnert. Danach wird es vorhersehbarer. BB spielt das Fotomodell Sophie, das mit ihrem Fotografen-Freund Philipp (Jacques Riberolles) nicht mehr so richtig glücklich ist. Dass der aber mit seiner neuen Flamme (Josephine James) aus Amerika zum Wintersport in die Alpen fährt, passt ihr natürlich auch nicht. Zufällig lernt sie die beiden sympathischen Ärzte Alain (Michel Subor) und Claude (Claude Brasseur) kennen, die selbstredend ganz scharf auf die schöne Blondine sind und auch einem flotten Dreier nicht abgeneigt wären. Das ist mit der eifersüchtigen Sophie aber nicht drin. Sie überredet den feschen Alain dazu, ihrem Verflossenen hinterherzureisen und dann ordentlich eifersüchtig zu machen. Für alle Fälle nimmt Sophie auch noch ein Gewehr mit...
Diesen harmlosen Spaß guckt man natürlich nur wegen BB. Man sieht sie im Go-Kart, im Bob und beim Herumtollen im Schnee. Eine Traumsequenz gibt es natürlich auch, die BB in der Nackt-Trikotage absolviert. Zur Sicherheit wird noch durch eine Art von Gaze-Vorhang gefilmt, damit den Zuschauern nicht die Augen aus dem Kopf fallen. 😲
In weiteren Rollen sind noch Mireille Darc (1938-2017) und Serge Marquand (1930-2004) dabei. BBs Herzbuben Michel Subor (1935-2022) kennt man auch als Schwiegersohn von Frederick Stafford in TOPAS von Alfred Hitchcock, und Claude Brasseur (1936-2020) ist als Vater von Sophie Marceau in den LA BOUM - Filmen wohlbekannt.
Harmloses Star-Vehikel mit Brigitte Bardot und einer leichten Prise Sexyness!
Diamantenraub in Rio mit Janet Leigh und Robert Hoffmann
Dieser italienisch-spanisch-deutsche Heist-Thriller von Giuliano Montaldo kam 1968 in die west-deutschen Kinos und wurde dort lediglich von 198.000 Kinogängern gesehen. Aber bloß nicht abschrecken lassen! Tolle Bilder aus Rio de Janeiro und kultige Musik von OSCAR-Preisträger Ennio Morricone machen diesen Streifen zu einer Genre-Perle.
Jahrzehntelang war Professor Anders (Edward G. Robinson) ein ganz braver Englischlehrer im schönen Rio. Kurz vor seiner Pensionierung besucht er einen alten Schulfreund (Bond-Bösewicht Adolfo Celi) in NYC. Dieser Mark Milford ist inzwischen Unterweltboss und vermittelt dem betulichen Prof mal eben so vier Profi-Verbrecher für einen spektakulären Diamantenraub. Da sind der brutale Söldner Weiss (Klaus Kinski, aber mit falscher Stimme), der Elektroprofi Rossi (Riccardo Cucciolla) und der Safeknacker Gregg (George Rigaud). Nicht zu vergessen: der blendend aussehende Heiratsschwindler Jean Paul Audry (Robert Hoffmann)! Der flotte Gigolo soll sich nämlich um die schon etwas altjüngferliche Sekretärin Mary Ann (Hitchcock-Star Janet Leigh) kümmern, die einen exklusiven Zugang zu den begehrten Diamanten hat. An dieser grauen Maus beißt sich der blonde Schönling fast die Zähne aus. Doch irgendwann kriegt er sie endlich ins Bett, so dass seine Kumpanen ihren Raubzug, der nicht zufällig an den Klassiker RIFIFI (1955) erinnert, starten können. Doch das ist dann beileibe noch nicht das Ende der Geschichte...
Sehr guter Genre-Film, der auch heute noch zu begeistern weiß! Besonders GOLDEN-GLOBE-Gewinnerin Janet Leigh spielt sehr überzeugend. Verbrechen lohnt sich nicht? Im Film auf jeden Fall!!!
Stewart Granger und Christine Kaufmann gegen die Verschwörung der Zehn
Dieser flott inszenierte Mantel-und-Degen-Film spielt zur Zeit des 16. Jahrhunderts, als Italien von Spanien kontrolliert wurde. Dabei wirkt auch der englische Söldner Thomas Stanswood (Stewart Granger) mit. Doch es gibt auch Widerspruch! Die leidenschaftliche Heranwachsende Serenella Arconti (Christine Kaufmann) wettert vehement gegen die spanischen Besatzer. Ihre prallbusige Schwester Orietta (Sylva Koscina) hat sich dagegen längst mit den Besatzern arrangiert. Don Carlos (Riccardo Garrone) hat längst ein Auge auf die üppige Schönheit geworfen. Hin und wieder gibt es kleinere Störfeuer einer mutmaßlichen Verschwörerbande, die als die ZEHN bekannt ist. Aber die Spanier haben das natürlich im Griff. Erst als Don Carlos die blutjunge Serenella mit seinem heißblütigen Neffen Hugo (Fausto Tozzi) verheiraten will, eskaliert die Situation...
Richtig gute Fechtszenen (darin war Stewart Granger echt klasse!) und spannende Aktionen zu Pferde heben diesen Streifen deutlich über den Durchschnitt vergleichbarer Produktionen. Kurze Zeit später wurde Stewart Granger (1913-1993) als Old Surehand in diversen Karl-May-Filmen eingesetzt.
Sylva Koscina (1933-1994) hatte bereits in den Herkules-Filmen mit Steve Reeves ihre äußerst vorteilhafte Figur präsentieren dürfen. Aber auch darstellerisch ist die Schauspielerin für manche Überraschung gut.
Als der Film ab Oktober 1961 gedreht wurde, startete gerade STADT OHNE MITLEID in den Kinos der USA. In diesem vor allem in Bamberg gedrehten Film spielte Christine Kaufmann (1945-2017) ein junges Mädchen, das von mehreren US-Soldaten brutal vergewaltigt wird. Für diese Rolle wurde sie im Frühjahr 1962 mit dem GOLDEN GLOBE ausgezeichnet.
Sehenswerter Film für alle Freunde des Mantel-und-Degen-Genres!
Erinnerungen an eine Mordserie von OSCAR-Preisträger Joon-ho BONG
Vor den Olympischen Sommerspielen 1988 in Seoul kannte man Südkorea vor allem durch Nachrichtenbilder von gewalttätig niedergeschlagenen Demonstrationen gegen die allgegenwärtige Militärdiktatur. Wie das Leben in so einer Zeit gewesen sein muss, erschließt sich eindrucksvoll durch dieses frühe Werk von Meisterregisseur Joon-ho BONG (*1969).
In der Nähe eines Dorfes auf dem platten Land wird eine Frauenleiche gefunden. Der ortsansässige Kommissar Park (wie immer großartig: Kang-ho SONG) ist mit den Ermittlungen hoffnungslos überfordert. Mit seinem Assi Jo (Loi-ha KIM) ist er es sowieso gewohnt, aus Verdächtigen die Wahrheit regelrecht herauszuprügeln oder gegebenenfalls herauszukicken. Der erste Verdächtige ist ein zurückgebliebener Jungspund (sehr berührend: Noh-shik PARK). Als eine weitere Leiche entdeckt wird, kommt Unterstützung aus Seoul: Kommissar Seo (Sang-kyung KIM), der schon etwas mehr Ahnung von modernerer Ermittlungsarbeit hat. Doch es ergeben sich immer neue Schwierigkeiten, die die Lösung des Falles erschweren. In einer wahnwitzigen Aktion nach einer furchtbaren Masturbations-Szene wird ein zweiter Verdächtigter (Tae-ho RYU) ermittelt. Durch die großartige Hilfe einer kompetenten Polizeioffizierin (Seo-hee GO), die ansonsten von ihren unfähigen Chauvi-Kollegen zum Kaffeekochen beordert wird, kann man einen dritten Verdächtigen festnehmen, der per Postkarten Hörerwünsche fürs Radioprogramm äußert, die scheinbar etwas mit den Morden zu tun haben. Damit ist dieser rätselhafte Fall aber noch keineswegs gelöst...
Was für ein exzellenter Film! Es ist großartig, wie es das koreanische Kino immer wieder schafft, die eigene dunkle Vergangenheit mit einer spannenden Handlung zu vermengen, die dann auch universal verstanden werden kann. Die Brutalisierung der ermittelnden Polizisten und das unfassbar schlechte Benehmen ihrer Vorgesetzten (Jae-ho SONG und Hee-bong BYEON) zu erleben, gibt einen Einblick darin, welche Verheerungen ein unfassbar grausamer Krieg, die Teilung des eigenen Landes und ein diktatorisches System in den Seelen der Menschen anrichten. Schade, dass das deutschsprachige Kino aus der Erfahrung von zwei brutalen Diktaturen nicht mehr machen kann. Aber womöglich will das Publikum hierzulande derlei gar nicht sehen. In Südkorea war BONGs Film dagegen ein riesiger Kassenerfolg. Völlig zu Recht hat sich das koreanische Kino in den letzten 20 Jahren der HALLYU-Welle zu einem Welterfolg gemausert, was mit BONGs OSCAR-Triumph im Februar 2020 gekrönt wurde.
Als Freundin von Kommissar Park ist die leider bereits verstorbene Schauspielerin Mi-seon JEON (1970-2019) zu sehen.
Ein großartiger Thriller über einen leider wahren Serienkiller-Fall, der den Vergleich mit David Finchers ZODIAC (2007) nun wahrlich nicht zu scheuen braucht.
Diplomatische Kurierdienste im Kalten Krieg mit Hildegard Knef und Tyrone Power
Ein Jahr bevor er mit "NIAGARA" Marilyn Monroe endgültig zum SuperStar machte, drehte Henry Hathaway (1898-1985) in Salzburg diesen rasanten Spionage-Thriller in Schwarz-Weiß.
Mike Kells (Tyrone Power) ist Spezialist für gewagte Kurierdienste, Geheimpapiere an undurchsichtigen Orten in Empfang zu nehmen ist einfach sein Ding. So wird er nach Österreich geschickt, um im Zug nach Triest wichtige Informationen über die Sowjets an sich zu nehmen. Auf dem Weg dorthin lernt der attraktive Schwerenöter eine reizende Amerikanerin (OSCAR-Preisträgerin Patricia Neal, die 2E aus FRÜHSTÜCK BEI TIFFANY) kennen, die in Salzburg die Festspiele besuchen will. Im Zug selbst fällt ihm gleich eine zwielichtige Blondine (Hildegard Knef) auf, die auf den Namen Janine Betki hört. Dann geht etwas schief! Mikes Kontaktperson, die ihm die wichtigen Geheimpapiere übergeben soll, wird quasi vor seinen Augen ermordet. Wo aber sind die brisanten Infos abgeblieben? Nun beginnt ein nervenaufreibendes Kräftezerren zwischen Amerikanern und Sowjets, bei dem der gute Mike nicht weiß, wem er trauen kann. Zumal plötzlich auch die amerikanische Festival-Besucherin überraschend in Triest die Nähe von Mike sucht. Der wiederum fühlt sich auf magische Weise zur wunderschönen Janine hingezogen, über die er aber auch Dinge erfährt, die er lieber nicht gehört hätte...
Wow! Ein spannender Film, der allzu lange ein Schattendasein führen musste, da die deutsche Fassung mit Knefs eigener Synchronisation wohl lange verschollen war. Für Hildegard Knef war es der zweite Einsatz für den damaligen Hollywood-Major 20TH CENTURY FOX. Nach der langen Durststrecke mit David O. Selznick, der sie bewusst aufs Abstellgleis geleitet hatte, gelang ihr doch noch eine Hollywood-Karriere.
In weiteren Rollen sind StephenMcNally, James Millican und OSCAR-Preisträger Karl Malden (sehr witzig als Buddy-Sergeant) zu sehen. Die Gegenspieler von der sowjetischen Seite werden von interessanten deutschstämmigen Nebendarstellern gespielt: der in Berlin geborene Stefan Schnabel (1912-1999) und der in Wien geborene Herbert Berghof (1909-1990), der gemeinsam mit seiner in Göttingen geborenen Ehefrau Uta Hagen zum einflussreichen Schauspiellehrer von Robert De Niro und Al Pacino (beide OSCAR-Preisträger) werden sollte.
Sehenswerter Spionage-Thriller mit einer tollen Hildegard Knef!
Carroll Baker und ihr erster Auftritt als Königin des GIALLO
Als es für die GOLDEN-GLOBE-Gewinnerin in Hollywood nicht mehr so lief, ging Carroll Baker nach Italien, um dort einige der besten Giallo-Thriller zu drehen. Dieser Film von Romolo Girolami war der erste davon und spielte gleich 1,6 Mio. USD im Box Office ein. Die tolle Musik stammt übrigens von Nora Orlandi. Die Farben sind satt, und gedreht wurde in Genf, Genua, Rom und Nizza. Typischer JetSet im EuroStyle eben!
Deborah (Carroll Baker) kehrt mit ihrem frisch angetrauten Marcel (Jean Sorel) aus den Flitterwochen zurück. Natürlich sind die beiden noch ganz verrückt nacheinander, so dass wir vom "schönen Körper der Deborah" so manches zu sehen kriegen. Dann aber taucht ein gewisser Philip (Luigi Pistilli) auf, der Marcel unschöne Vorwürfe macht. Er, Marcel, sei schuld am verzweifelten Selbstmord seiner Ex-Geliebten Suzanne (Ida Galli alias Evelyn Stewart). Die Nachstellungen werden immer schlimmer, so dass die HoneyMooner sich sogar gezwungen sehen, das Land zu verlassen. In ihrer neuen Bleibe stoßen sie aber auf einen voyeuristisch veranlagten Nachbarn (George Hilton). Dieser Robert ist aber so unverschämt attraktiv, dass er auf die gute Deborah wie ein Magnet wirkt. Schließlich spitzen sich die Dinge zu...
Fabelhaftes Sixties-Design! Die Baker trägt Klamotten, die einfach umwerfend sind. Besonders schön ist ihr Schmuck in Form von Christbaumkugeln, den sie beim Tanzen in der Disco trägt. Großartig!
Auch für George Hilton aus Uruguay war es nach einigen Spaghetti-Western der erste Auftritt in einem Giallo. Bald sollte er gemeinsam mit Edwige Fenech ein weiteres Giallo-Traumpaar bilden.
Carroll Baker begann im folgenden Jahr ihre ertragreiche Zusammenarbeit mit Umberto Lenzi, dessen Regie um einiges stringenter als die von Girolami ausfallen sollte.
Aber man sagt ja, dass jedem Anfang ein Zauber innewohne. So auch hier, beim ersten Giallo-Auftritt der blonden GOLDEN-GLOBE-Gewinnerin!
Ruth Leuwerik und Dieter Borsche in einer gediegenen Literaturverfilmung
Niemand anderes als Literaturnobelpreisträger Thomas Mann (1875-1955) schrieb mit seinem Roman die Vorlage für diesen herzigen und putzigen Film von Harald Braun. Die Film-Aufbau Göttingen drehte vor allem in Fulda und auf dem Jagdschloss Nienover (nahe Bodenfelde), tolle Orte, die der Geschichte zu noch mehr Glanz verhelfen. Ach ja, Erika Mann spielt eine kleine Rolle und schrieb auch am Drehbuch mit. Und im Wettbewerb der Filmfestspiele von Venedig lief der Streifen auch noch.
Prinz Klaus Heinrich (Dieter Borsche) ist das Oberhaupt eines völlig verarmten Großherzogtums und weiß nicht mehr weiter angesichts der ungeheuren Schuldenlast. Da kommt ein reicher Amerikaner (Heinz Hilpert) mit seiner schönen Tochter Imma (Ruth Leuwerik) zu Besuch und will doch tatsächlich das Schloss kaufen...Natürlich gibt es noch mehr Verwicklungen, bis es endlich zum verdienten Ende im Glück kommt.
Dieser Film lebt von den wunderschönen Farbaufnahmen und den tollen Darstellern. Lil Dagover gibt eine etwas versponnene Gräfin, in weiteren Rollen sind Paul Henckels und Günther Lüders zu sehen. Und Ruth Leuwerik und Dieter Borsche wurden zum Traumpaar der bundesrepublikanischen Filmindustrie schlechthin. Interessant ist noch, dass Heinz Hilpert der damalige Intendant des Deutschen Theaters in Göttingen war. Seine Intendanz gilt dort heute noch als Glanzzeit des Theaters.
Ein wunderbares Vergnügen! Nostalgie pur!
Amy Jolly und der Legionär: Hollywood-Klassiker mit Marlene Dietrich und Gary Cooper
Dieser Film ist der erste US-Film, den Regisseur Josef von Sternberg (1894-1969) mit seinem Star Marlene Dietrich (1901-1992) gedreht hat. Vom Hollywood-Major-Studio PARAMOUNT herausgebracht hatte der Film am 14.11.1930 seine Premiere in New York City und am 09.10.1931 in Berlin.
Die Tingel-Tangel-Sängerin Amy Jolly (Marlene Dietrich) kommt mit dem Schiff im marokkanischen Mogador (heute Essaouira) an. Dort lernt sie den reichen Geschäftsmann La Bessiere (Adolphe Menjou) kennen, der sich für die desillusionierte Schönheit interessiert. Amy Jolly heuert im Nachtclub von Lo Tinto (klasse mit Ohrring auf der rechten Seite: Paul Porcasi) in Marrakesch an. Dort verkehrt auch der baumlange Fremdenlegionär Tom Brown (Gary Cooper), der eine eindrucksvolle Parade von Gespielinnen am Start hat. Unter anderen auch die lüsterne Ehefrau (Eve Southern) seines Vorgesetzten Caesar (großartig: Ullrich Haupt). Gefährliches Spiel, wenn man dem Chef Hörner aufsetzt! Natürlich hat auch Amy Jolly ein Auge auf den Goldjungen geworfen. Da macht ihr La Bessiere ein verlockendes Angebot...
Eine banale Geschichte (Vorlage "Amy Jolly, die Frau aus Marrakesch" von Benno Vigny), die aber mit sexuell aufgeladenen Andeutungen erzählt wird. In der PreCodeÄra vor 1934 konnte sich Hollywood noch einiges erlauben. Am Anfang des Films sieht man bei einer der Marokkanerinnen sogar einen ganz flinken Busenblitzer! Aber im Mittelpunkt steht natürlich DIETRICH, die von der PARAMOUNT als Gegenentwurf zur GARBO von MGM in Szene gesetzt werden sollte. DIETRICH absolviert ihren ersten Gesangsauftritt im Herrenanzug, küsst eine andere Frau für ein Blümchen und wirft dieses dem Casanova Tom zu. Ganz schön gewagt! Die Szene ist heute noch bekannt und hat DIETRICH ihre leider einzige OSCAR-Nominierung eingebracht. Dass sie für "Zeugin der Anklage" (1957) keinen OSCAR bekommen hat, bleibt ein schweres Versäumnis der Academy!
Aber zurück zum vorliegenden Film! Durch Gesten und Blicke wird hier mehr ausgedrückt, als 1000 Worte sagen könnten. Und das macht "Marokko" trotz der dürren Handlung und der unsäglichen Studiokulissen (wenigstens sind die Dromedare echt!) zu einem Meisterwerk, das auch nach 90 Jahren noch sehenswert ist!
Und für einen Sahnekerl wie Gary Cooper (der später noch mit zwei Oscars ausgezeichnet werden sollte) geht DIETRICH sogar in die Wüste! Wer`s glaubt, wird selig! ;-)
Poliziottesco der Extraklasse mit Alain Delon und Richard Conte
Ein paar Jahre nach "Der Bastard" mit Giuliano Gemma und Klaus Kinski und ein Jahr vor "Der Mann ohne Gedächtnis" mit Senta Berger und Luc Merenda inszenierte Duccio Tessari diesen gnadenlos-geradlinigen Kriminalfilm, der die italienische Mafialandschaft mit ein paar Eiswürfeln aus französischem Existenzialismus runterkühlt. Exzellent produziert von Luciano Martino setzte der Film 1,945 Milliarden ITL an den italienischen Kinokassen um.
Tony Arzenta (Alain Delon) lebt als Auftragskiller in Mailand und will sich zur Ruhe setzen, um mehr Zeit für Frau (Nicoletta Macchiavelli) und Kind zu haben. Die Bosse lassen sich nicht darauf ein und versuchen, Tony das Lebenslicht auszublasen. Das geht schief! Stattdessen kommen Frau und Sohnemann auf grausame Weise um. Nun taucht Tony unter und nimmt grausam Rache an allen Bossen und Helfershelfern. So richtig schön im Eiskalter-Engel-Stil! Dazu geht es auch nach Deutschland und Dänemark. Irgendwann hat Tony, der von seinem Kumpel Domenico Maggio (Marc Porel) unterstützt wird, vom Morden die Schnauze voll. In seiner Heimat auf Sizilien will er Ruhe finden. Da macht ihm End-Boss Nick Gusto (Richard Conte) ein verlockendes Angebot...
Dieser Film bietet ein Aufgebot an Stars des italienischen Genrekinos: Carla Gravina, Roger Hanin, Anton Diffring, Umberto Orsini, Silvano Tranquilli, Corrado Gaipa, Erika Blanc, Rosalba Neri, Ettore Manni und Loredana Nusciak gehören zur Besetzung. Neben dem italienischen Ambiente ist ein Hauch von French Touch nicht zu leugnen, aber das macht diesen Streifen auch zu etwas Besonderem. Es geht etwas ruhiger zu, eher lange Blicke als rasante Autoverfolgungen.
Und dann ist Golden-Globe-Anwärter (Im Jahre 1964 für "Der Leopard" nominiert) Alain Delon einfach eine Klasse für sich. Ihn in einem Poliziottesco zu erleben, ist einfach eine Sichtung wert.
Die Unterwelt greift an...die Polizei reagiert: Italienischer Kriminalfilm mit Leonard Mann und John Steiner
Dieser Film von Mario Caiano hat es nie in die west-deutschen Kinos geschafft. In Italien spülte er immerhin 693 Millionen ITL in die Kinokassen. Kriminalfilme wurden im Jahre 1977 in der Cinecitta am laufenden Band gedreht. Dieser hier hatte ein erkennbar kleineres Budget (gespart wird an Verfolgungsjagden und übermäßigen Schießereien), bietet aber gute Unterhaltung.
In Rom ist wieder mal was los! Im Hause von Mario Olivieri (Roberto Messina) werden gleich drei Unterwelt-Bosse ausgelöscht. Der jungspundige Commissario Baldi (Leonard Mann) hat den feinen Professor Salvati (Chris Avram), genannt der Fürst, im Verdacht. Schließlich arbeitet Olivieri für ihn. Baldis Vorgesetzte halten den Prof allerdings für eine Stütze der Gesellschaft. Wenn sie sich da nicht mal irren! Der römische Kleingangster Rudy (toll: John Steiner) ist extrem ehrgeizig und fordert den ach so sauberen Fürsten immer offener heraus. Ihm auf den Fersen ist der Ex-Polizist Rampelli (Ettore Manni), der auch noch eine Rechnung mit Salvati offen hat. Und dann ist da die im Rollstuhl sitzende Laura Olivieri (Maria Rosaria Omaggio), die unverkennbar auf Commissario Zuckerschnute steht. Der smarte Baldi wird sie als Köder benutzen, um Rudy und Salvati gegeneinander auszuspielen...
Etwas kompliziert, aber durchaus spannend! John Steiner liefert eine phantastische Vorstellung als psychopathischer Gernegroß-Gangster ab. Der im Jahre 1947 geborene Leonard Mann ist genauso ein schnuckeliger Vorzeige-Italiener wie Franco Gasparri aus den Konkurrenzfilmen um "Mark, il poliziotto". Deswegen spielt er ja auch wiederholt in solchen Filmen. Die Intensität von Maurizio Merli oder gar Franco Nero erreicht er selbstredend nicht. Das tut der guten Unterhaltung aber auch keinen Abbruch.
Durchaus empfehlenswerter EuroCrime-Reißer!
Sehenswerter Hollywood-Klassiker mit Marlene Dietrich und Cary Grant
Für den Hollywood-Major PARAMOUNT drehte Josef von Sternberg einen weiteren Film mit seinem Star Marlene Dietrich, der im Herbst 1932 in New York und dann auch in Berlin Premiere hatte.
Der Chemiker Ned Faraday (Herbert Marshal) ist mit der deutschstämmigen Helen (Marlene Dietrich) verheiratet, die früher als Sängerin aufgetreten ist. Beide leben in New York und haben einen niedlichen Sohn namens Johnny (großartig: Dickie Moore). Durch seine Experimente mit Radioaktivität wird Ned schwer krank. Nur eine Behandlung in Dresden, wo er auch studiert hat, kann ihn retten. Ein toller Hinweis darauf, dass der deutschsprachige Raum vor 90 Jahren noch der führende Wissenschaftsstandort der gesamten Welt war! Tempi passati! Die Behandlung kostet enorm viel Geld. Helen nimmt einen Job als Nachtclubsängerin an und landet als BLONDE VENUS einen gigantischen Erfolg. Schnell wird der einflussreiche Politiker Nick Townsend (Ehren-Oscarpreisträger Cary Grant in einer seiner ersten Rollen) auf sie aufmerksam. Des Geldes wegen lässt sich Helen auf eine Affäre mit ihm ein. Als Ehemann Ned genesen ist und unerwartet früh nach Hause kommt, gibt es eine Katastrophe...
Was für ein toller Film! Marlene Dietrich (Oscar-Nominierung für "Marokko", 1931) zieht alle Register: als Glamourstar, als liebevolle Mutter und als gefallene Gossenpflanze! Wunderschön, wie sie ihrem kleinen Sohn auf Deutsch ein Wiegenlied vorsingt! Oder wie sie sich bei ihrem ersten Auftritt aus einem Gorilla-Kostüm schält! Großartig! Toll ist auch der Kinderdarsteller Dickie Moore (1925-2015), der in dem Film-Noir-Klassiker "Goldenes Gift" (1947) einen ebenfalls unvergesslichen Auftritt hat. Ach ja, auf dem Weg in den Abgrund, den Dietrichs Figur zu gehen hat, kreuzt auch die spätere Oscar-Preisträgerin Hattie Mc Daniel (VOM WINDE VERWEHT) ihren Weg.
Sehr sehenswerter Film, der auch noch aus der Pre-Code-Phase stammt, sich also noch einiges trauen kann!
Missglückter Kriegsfilm mit Ursula Andress und John Derek
Als es mit seiner Schauspieler-Karriere nicht mehr so richtig voranging, versuchte sich John Derek (1926-1998) als Regisseur. An sich keine schlechte Idee, Talent sollte aber vorhanden sein. Die Dreharbeiten für den Hollywood-Major WARNER BROTHERS fanden auf den Philippinen statt.
Im Jahre 1941 genießen die auf den Philippinen stationierten Amerikaner das Leben: Die schöne Schweizerin Alex (Ursula Andress) schippert im Kanu durch wilde Gewässer, ihr braungebrannter Verlobter, Major Bailey (John Derek), verlustiert sich mit seinen Mannen beim Polo. Plötzlich ein Luftangriff der Japaner, und schon ist die Hölle los! Alex bringt sich - entgegen der dringenden Anordnung ihres graumelierten Lovers - nicht rechtzeitig nach Manila in Sicherheit, sondern holt erst einmal ihre süßen Hundewelpen ab. Flugzeug verpasst! So dumm kann man doch nicht sein! Jetzt muss sich die atemberaubende Schönheit mit der Truppe des Majors durch den Dschungel kämpfen, immer begleitet durch japanische Angriffe. Schon bald gibt es erste Opfer: Auch der Major stirbt, als er für seine Angebetet ein Kuscheltier entdeckt und dabei ungeschickt seine Handgranate verliert. WUMMS! Ist das zu fassen? Ab jetzt dreht sich alles darum, wer bei Alex landen kann, um der Nachfolger des Majors zu werden. Die Männer scharwenzeln ungeniert um die wunderschöne Frau, die wiederholt mit klitschnasser Bluse diversen Flüssen entsteigt, herum. Große Mühe gibt sich ein gutgebauter Captain (Ron Ely aus der kommenden TARZAN-Fernsehserie). Der fanatisch-sadistische Leutnant Custer (richtig gut: Richard Jaeckel) hat zwar Spaß am Töten des Feindes, aber vor der Traumfrau hat er doch ein bisschen Angst. Den Jackpot räumt allerdings ein schüchterner 22-Jähriger (One-Hit-Wonder Rod Lauren) ab. Er beichtet der schönen Schweizerin, dass er noch nie mit einer Frau geschlafen habe. Einmal noch -bevor ich sterbe! Natürlich hilft die blonde Schönheit da aus und erfüllt dem jungfräulichen Soldaten seinen innigsten Herzenswunsch. Während eines Panzerangriffs der Japaner gibt sie sich ihm in den hohen Gräsern der Philippinen hin. Hach, ist das schön! Träume werden wahr! Danach kann das unvermeidliche Ende kommen...
Man merkt schon, dass hier Kriegsgemetzel unangenehm mit Erotikkitsch vermischt werden. Ohne die Mitwirkung seiner Ehefrau Ursula Andress (vor der Filmpremier war die Ehe schon längst geschieden) hätte John Derek das Filmbudget sicher nicht zusammenbekommen. Doch sie dann als naives Sexualobjekt in den Kriegswirren zu inszenieren, wirkt wenig glaubwürdig. Man kann John Derek, der seinen Kriegsdienst auf den Philippinen absolvierte, zugutehalten, dass er durchaus einen Blick für Land und Leute hat. Die Spielereien mit eingefrorenen Bildern und Überblendungen wirken aber allzu bemüht und passen nicht zur Handlung. Richard Jaeckel in der Rolle des fiesen Berserkers mit Glatze ist richtig gut. Da hat sich Marlon Brando für seinen Colonel Kurtz so einiges abgucken können. Aber dieser Handlungsstrang wird viel zu sehr durch die platte Verschwendung von Golden-Globe-Gewinnerin Ursula Andress als erotischer Blickfang in den Hintergrund gedrängt.
Fazit: Wer Spaß daran hat, die wunderschöne Ursula Andress in einem wirren Kriegsfilm zu bewundern, kommt hier auf seine Kosten. Für alle anderen ist dieser Film zu Recht in Vergessenheit geraten.
Menschenraub auf Sardinien: Atmosphärischer Entführungs-Schocker mit Franco Nero und Charlotte Rampling
Die junge Auslandsstudentin Christina Fisher (Charlotte Rampling) ist zum ersten Mal mit ihrem Freund Francesco Marras (Pierluigi Apra) auf dessen Heimatinsel Sardinien. Sie wollen Urlaub machen und Francescos Eltern (Margarita Lozano und Ennio Balbo) besuchen. Plötzlich wird Francesco vor Christinas Augen von Banditen entführt. Sie will sofort die Polizei informieren, wird aber von Francescos Eltern und seinem Jugendfreund Gavino (Franco Nero) vorerst davon abgehalten. Die Entführer wollen eine so hohe Summe an Lösegeld haben, dass sich Signore Marras dazu gezwungen sieht, ein begehrtes Grundstück am Meer an den Immobilien-Hai Osilio (Frank Wolff) zu verkaufen. Geht es letzten Endes vielleicht nur darum? Als Christina letztlich doch die Polizei informiert, spitzen sich die Dinge dramatisch zu. Aber auch Gavino hat noch eine Rechnung mit den Mächtigen der Insel offen...
In der gleißenden Sonne Sardiniens gedreht lässt einen dieser Film von Gianfranco Mingozzi trotzdem frösteln. 1968 kam er in die italienischen Kinos und ist somit ein Vorläufer der großen Mafiafilmwelle ab 1972. In die west-deutschen Kinos wurde er auch erst 1973 gezeigt. Atmosphärisch dicht, das Wort Mafia fällt nicht ein einziges Mal! Die Inselbewohner scheinen genau zu wissen, was in einem Katastrophenfall wie diesem zu tun ist. Sie scheinen es nicht anders zu kennen. Schaurig und faszinierend!
In einer Nebenrolle ist der in Hamburg als Sohn griechischer Eltern geborene Steffen Zacharias (1927-1989) dabei, der in den Folgejahren noch in etlichen Cinecitta-Produktionen spielen sollte. Für die zweifache Felix-Preisträgerin (Swimming Pool, 2003 / 45 Years, 2015) Charlotte Rampling (*1946) war dieser Film eine ihrer ersten Hauptrollen.
Empfehlenswert!
Die Polizei ist geschlagen: Knallharter Gangsterfilm mit Marcel Bozzuffi und Vittorio Mezzogiorno
In der Universitätsstadt Bologna ist der Teufel los. Ein fieser Gangster namens Valli (Vittorio Mezzogiorno) tyrannisiert mit seinen vilfältigen Verbrechen die ganze Stadt. Commissario Grifi (Marcel Bozzuffi) ist verzweifelt: Die Polizei kommt gegen Valli und seine Spießgesellen nicht an. Da bekommt der Commissario die Erlaubnis, eine Spezialeinheit auf Motorrädern zu gründen. Damit hofft er, dem charismatischen Valli das Handwerk zu legen. Doch weit gefehlt! Zwischen dem Gangster und dem Commissario entspinnt sich ein Psycho-Duell, das sich in einem wahnwitzigen Finale entlädt. Ohne zuviel verraten zu wollen, kann man da schon einen Vorgeschmack auf die kommenden Zombie-Filme aus Italien bekommen...
Regie führte Genre-Routinier (dies war aber sein einziger Poliziottescho!) Domenico Paolella, die PAC brachte den Streifen am 28.07.1977 in die italienischen Kinos. In West-Deutschland kam der Film erst im Dezember 1983 als Video heraus. In weiteren Rollen sind Riccardo Salvino und Claudia Giannotti zu sehen.
Der Film lebt neben den zahlreichen Action-Szenen, die auch sehr gewalttätig sind, vor allem von der Gegenüberstellung der beiden Hauptdarsteller. Marcel Bozzuffi (1928-1988) steht für den gesetzten Polizisten, der sich aber als schlauer Fuchs erweist. Vittorio Mezzogiorno (1941-1994), der ab 1990 zum Nachfolger von Michele Placido in der Kult-Serie "Allein gegen die Mafia" werden sollte, begeistert als charismatischer Fiesling. Sein Valli trägt grundsätzlich eine extrem schicke Jacke ohne Shirt darunter. Der Teufelskerl weiß halt, wie verdammt gut er aussieht. In Sachen Brutalität braucht sich Mezzogiorno vor den brillanten Psychopathen-Darbietungen von Tomas Milian (Der Berserker, 1974) und Helmut Berger (Der Tollwütige, 1977) nun wahrlich nicht zu verstecken.
Diese Drei gehören aufs Medaillen-Treppchen für den überzeugendsten Poliziottescho-Psychopathen!
Sehr sehenswerter Kriminalfilm mit viel Action und einem krassen Zombie-Flavour!
Episches Musiktheater mit Hildegard Knef und Curd Jürgens
Am 08.02.1963 war es soweit: Die deutsch-französische Verfilmung der DREIGROSCHENOPER von Bertolt Brecht und Kurt Weill hatte im Münchener GLORIA-Palast Premiere. Unter der Regie von Wolfgang Staudte und in der Produktion von Kurt Ulrich war mit einem riesigen Staraufgebot im Atelier Berlin-Tempelhof gedreht worden. Die Handlung ist weitgehend vom Stück übernommen, die Musik wurde mit einem größeren Orchester etwas dem Zeitgeschmack angepasst.
Die Handlung um den Schwerverbrecher Mackie Messer (Curd Jürgens), der im London der Jahrhundertwende sein Unwesen treibt, kann als bekannt vorausgesetzt werden. Interessanter ist sowieso die Besetzung. Lino Ventura spielt den Polizeichef Brown, June Ritchie ist als Mackies Braut Polly Peachum zu sehen, deren Eltern werden von Hilde Hildebrand (Große Freiheit Nr. 7) und Gert Fröbe gegeben. In kleineren Rollen sind Walter Giller, Siegfried Wischnewski und Erna Haffner dabei. Als Moritatensänger ist ein Besetzungscoup aus Hollywood am Start: Sammy Davis jr. singt Brecht und Weill, als hätte er nie etwas anderes gemacht.
Und dann Hildegard Knef! Eingesprungen für Giulietta Masina, die eigentlich für Kurt Ulrich ihren dritten Film hätte drehen sollen. Da passte Hilde natürlich einfach besser! Sie singt selbstredend das Lied von der Spelunken-Jenny und gemeinsam mit Curd Jürgens die Zuhälterballade. Das muss man einfach gesehen und gehört haben!
Im west-deutschen Box Office wurden 563.000 Tickets abgesetzt. Am Staraufgebot kann es nicht gelegen haben. Eher lag der mangelnde Zuspruch daran, dass die Bildqualität und Farbgebung nicht mehr dem Standard eines "Schatz(es) im Silbersee" (1962) genügen konnte. Sehenswert ist der Streifen aber allemal, nicht nur für Bildungsbürger und Theatergänger!
Eiskalter Schnee-Western mit Cornel Wilde und Yvonne De Carlo
Ein Jahr vor der Pleite brachte der damalige Hollywood-Major RKO RADIO PICTURES diesen ungewöhnlichen Western in die Kinos, der noch im 18. Jahrhundert im mexikanischen Kalifornien spielt.
Juan Obreon (OSCAR-Anwärter Cornel Wilde) erlebt eine Überraschung: Die reizende Rosa Melo, die mit ihrer Familie auf einer Hazienda lebt, hat ein Baby. Seinen Sohn! Natürlich will Juan seine Rosa heiraten. Das freut auch ihre eher burschikose Schwester Tonya (Yvonne De Carlo in einer Doppelrolle). Familie Melo hat Ärger mit einem Großgrundbesitzer, der das Land der Melos unbedingt wiederhaben will. Eines Tages steht eine Mörderbande vor der Tür und löscht die ganze Familie Melo aus - bis auf Tonya. Juan schwört den Spitzbuben leidenschaftliche Rache. Und dafür geht er auch ins ewige Eis der Berge, um Salvator Sandro (Rodolfo Acosta), den Anführer der Mordbande, zu verfolgen. Dicht auf ihren Fersen ist Captain Rodriguez (Raymond Burr) als Hüter des Rechts...
Spannender Western mit einem ungewöhnlichen Schauplatz und guten Darstellern! Zwar in Farbe, aber noch im Normalbildformat! Konnte sich RKO das neu aufgekommene CinemaScope-Verfahren schon nicht mehr leisten? In einer ganz kleinen Rolle ist Stuart Whitman dabei, den man aus "Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten" (1965) kennt.