ZeddaZogenau - Kommentare
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Alle Kommentare von ZeddaZogenau
Das unrühmliche Ende der GERMAN ADVENTURE FLICKS mit Elke Sommer und Brad Harris
Im Jahre 1986 wagten es die Übriggebliebenen der west-deutschen Filmindustrie noch einmal, ein zwanzig Jahre zuvor erfolgreiches Genre wiederzubeleben. Allein, es blieb bei dem Versuch! Theo Maria Werner hatte mit Artur Brauners CCC Film auf Sri Lanka produziert, der Veteran Franz Josef Gottlieb führte Regie. Die Zeit der GERMAN ADVENTURE FLICKS war im Angesicht der Konkurrenz von "Indiana Jones" und "Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten" aber einfach vorbei.
Die Besetzung war und ist an sich vielversprechend: Brad Harris, Tony Kendall und Siegfried Rauch als alte Kampfkameraden; GOLDEN-GLOBE-Gewinnerin Elke Sommer, Heather Thomas (Ein Colt für alle Fälle), Katja Flint und Birte Berg als weibliche Hingucker und dazu noch der in Karate erprobte Schlagersänger Christian Anders. Die Schauspielleistungen sind allerdings als eher lustlos zu bezeichnen. Ganz besonders schlimm ist dabei Hauptdarsteller Albert Fortell, der nicht sehr überzeugend spielt. Auch die Story um ein Amulett des Todes und um finstere Drogengeschäfte auf der Insel ist völlig gaga. Und die Action? War halt schon etwas in die Jahre gekommen.
Was bleibt, ist ein letztes Wiedersehen mit so verdienten Genre-Stars des west-deutschen Kinos wie Elke Sommer, Brad Harris und Tony Kendall. Und das kann aus nostalgischen Gründen ja auch ganz schön sein.
Erlebnisse einer Dschungel-Venus mit Esmeralda Barros und Brad Harris
Hier hat der einschlägig bekannte Roberto Mauri eine wahre Trash-Perle aus der Muschel geschüttelt, die auch unter dem Titel KING KONG UND DIE BRAUNE GÖTTIN bekannt ist.
Bei einer Expedition mit ihrem Bruder Robert (Marc Fiorini) und dem kernigen Burt Dawson (Brad Harris) wird die schöne Diana (Ursula Davis) von Gorillas entführt. Es stellt sich heraus, dass ein verrückter Wissenschaftler (Marc Lawrence) die Affen mit menschlichen Gehirnen bestückt hat, um eine Art Gorilla-Superarmee zu schaffen. Auf der Suche nach Diana trifft Burt auf die geheimnisvolle Dschungel-Amazone Eva (Esmeralda Barros), die fortan bei der beschwerlichen Suche behilflich ist...
Viel gewollt und nichts geschafft! Trash as trash can! Hier kann nur ironische Distanz helfen, aber dann macht es richtig Spaß. Unbeholfene Affenkostüme, wirre Handlungsfäden und schlechte Schauspielleistungen! Mit der extrabreiten Brust von Brad Harris (1933-2017) und den von wallendem Haar umspielten Brüsten der Esmeralda Barros (1944-2019) werden wenigstens beachtliche Schauwerte geboten. Achtung, Ironie! Die brasilianische Schauspielerin wurde in den 1970er Jahren in ihrer Heimat zum Star mehrerer PORNOCHANCHADA-Filme. Keine Panik, das sind eher harmlose Sexkomödien im Stile der italienischen COMMEDIA SEXY. Filme dieser Art kamen damals überall auf der Welt in die Kinos.
Für Fans der gehobenen Trash-Kultur geeignet, für alle anderen eher nicht!
Deutsche Räuberpistole mit Maria Schell und Curd Jürgens
Frisch aus Hollywood eingeflogen, wo sie gerade "Der Galgenbaum" mit Gary Cooper abgedreht hatte, ist BAMBI-Preisträgerin Maria Schell hier als Julchen zu sehen, das so schön über den Schinderhannes zu singen weiß:
Das ist der Schinderhannes,
der Lumpenhund, der Galgenstrick,
der Schrecken jeden Mannes
und auch der Weiberstück.
Diesen Schinderhannes, der während der Napoleonischen Besatznung als Räuberhauptmann im Hunsrück aktiv war, gibt der "normannische Kleiderschrank" Curd Jürgens. Regie bei diesem farbenfrohen und durchaus unterhaltsamen Film führte OSCAR-Anwärter Helmut Käutner.
Erzählt wird das Leben von Johannes Bückler, der im Hunsrück zum Räuberhauptmann aufsteigt, der die Reichen bestiehlt und die Armen an seiner Beute beteiligt. Angeblich! Dieser Schinderhannes ist so charismatisch, dass seine Geliebten (etwa Eva Pflug als Schäfer-Ammi) sich gegenseitig die Augen auskratzen. Aber auch ein flotter Adelsspross wie Carl von Cleve-Boost (wie immer hervorragend: Christian Wolff) schließt sich aus Idealismus der Räuberbande an. Natürlich gibt es auch viele Gegner und Neider ("Der Alte" Siegfried Lowitz). An der Seite von Julchen, das zur großen Liebe seines Lebens wird, wird schon alles gut werden. Denkste...
Mit wunderbarem Dialekteinschlag wird das Stück von Carl Zuckmayer in sehr schönen Bildern aus der Rheinpfalz und aus Mainz präsentiert. Ein sehenswerter Klassiker, der auch von der starken Besetzung profitiert!
Edel-Western mit Maria Schell und Gary Cooper
Nach ihren internationalen Erfolgen in Italien und Frankreich war auch Hollywood auf die BAMBI-Preisträgerin Maria Schell (1926-2005) aufmerksam geworden. Für den Hollywood-Major WARNER BROTHERS drehte sie nahe Yakima, Washington mit OSCAR-Preisträger Gary Cooper, der auch produzierte. Regie führten Delmer Daves und ersatzweise OSCAR-Preisträger Karl Malden, der gerade wieder regelmäßig mit "Die Straßen von San Francisco" zu sehen ist.
Ein knorriger Arzt (Gary Cooper) kommt in ein Goldgräberdorf in Montana und macht in seiner Blockhütte seine Praxis auf. Den jungen Rune (Entdeckung des Films: Ben Piazza) rettet er vor dem Galgen, pflegt ihn heimlich gesund und zwingt ihn dann dazu, ihm in seiner Praxis zu attestieren. Bald kann Rune auch sein Geschick beweisen. Nach einem Überfall ist die wunderschöne Einwanderin Elisabeth Mahler (Maria Schell) erblindet und muss aufopferungsvoll gepflegt werden. Im amerikanischen Original kommt die von Schell gespielteFigur aus der Schweiz, in der deutschen Synchro dagegen aus Schweden. Warum auch immer? Irgendwann ist die schöne Elisabeth wieder gesund, und es gibt Gerede über sie und die zwei Männer. Besonders übel tun sich dabei ein Wunderheiler (OSCAR-Preisträger George C. Scott) und einer der Goldsucher (Karl Malden) hervor. Als der unnahbare und wie traumatisiert wirkende Arzt die aufrichtige Liebe Elisabeths nicht erwidert, kommt es zu einer Katastrophe...
Eher Gesellschaftsporträt als Western, kann man diesen unterhaltsamen Film zwischendurch mal gucken. Er ist kein Meisterwerk, bietet aber eine solide Darstellung und schöne Landschaftsaufnahmen. Es ist ungewöhnlich, Maria Schell, die zu einem der größten Filmstars der west-deutschen Filmindustrie geworden war, in einer solchen Umgebung zu sehen. Die Dreharbeiten fanden ab Juni 1958 statt, und das von Marty Robbins gesungene Titellied erhielt eine OSCAR-Nominierung.
Jean Gabin und sein erster Auftritt als Kommissar Maigret
Mit diesem Film von Jean Delannoy startete eine kleine Reihe mit CESAR-Preisträger (h. c.) Jean Gabin als von Georges Simenon erfundener Maigret. Statt am Montmartre wie im Buch spielt der Film im Marais, unweit der Place des Vosges.
Eine furchtbare Mordserie an Frauen erschüttert das Viertel. Maigret wendet einen Trick an, indem er einen Unschuldigen (Guy Decomble) verhaften lässt. So hofft er, den Ehrgeiz des wahren Täters anzustacheln. Und tatsächlich: Es kommt zu einem weiteren Mordversuch. Der Täter flüchtet in der Nähe einer beliebten Metzgerei. Schnell konzentrieren sich die Ermittlungen auf die Maurins. Da sind der künstlerisch begabte Marcel (Jean Desailly) und seine mondäne Frau Yvonne (Annie Girardot). Im Haus wohnt noch seine Mutter (Lucienne Bogaert), die schon recht seltsam ist. Und da ist auch noch ein geheimnisvoller Gigolo (Gerard Sety), mit dem sich die junge Madame immer trifft...
Ein guter Krimi-Plot, überzeugende Charakterstudien und Einbindung ins Milieu machen diesen Krimi-Klassiker aus. Toll sind auch die sprechenden Inneneinrichtungen der Wohnungen, die schon einiges über ihre Bewohner verraten. Jean Gabin überzeugt in allen drei Filmen als Maigret. Unterstützt wird er hier von "seinen Inspektoren" Olivier Hussenot und Lino Ventura (1919-1987), der bald auch zu einem großen Star des französischen Kinos aufsteigen sollte.
Sehr sehenswert!
Homosexualität, Kannibalismus und der weiße Badeanzug von Elizabeth Taylor
Sowas konnten sich wohl nur Produzent Sam Spiegel und der Hollywood-Mini-Major COLUMBIA PICTURES trauen. Nach dem Erfolg von DIE KATZE AUF DEM HEISSEN BLECHDACH legte man gleich ein noch viel kontroverseres Stück von Tennessee Williams als Kinofilm auf. Regie führte Joseph L. Mankiewicz.
Seit dem rätselhaften Unfalltod ihres Cousins Sebastian befindet sich Catherine Holly (Elizabeth Taylor) in der psychiatrischen Klinik eines stets klammen Neurologen (Montgomery Clift). Catherines reiche Tante Violet (Katherine Hepburn), die Mutter Sebastians, möchte, dass an ihr eine Lobotomie durchgeführt wird, damit sie wieder "normal" werde. Auch Mutter (Mercedes McCambridge) und Bruder (Gary Raymond) sind im Prinzip dafür, lockt doch ein warmer Geldsegen von Violet. Doch Catherine begehrt gegen Violets Pläne auf. Sie will unbedingt erzählen, was wirklich letztes Jahr in Süd-Spanien passiert ist...
Dieser Hollywood-Klassiker traut sich was! Das Motiv der Homosexualität wird zwar nur angedeutet, ist aber offensichtlich. Dass es zu einem Akt des Kannibalismus kommt, wird überraschend deutlich gezeigt. So deutlich, dass es dem Theaterautor Tennessee Williams dann doch zu drastisch war. Sehenswert ist auch der dschungelähnliche Garten von Tante Violet, in dem man sich schon mal an Fleischfresser gewöhnen kann. In kleineren Rollen sind berühmte Ehemänner am Start: Als blonder Pfleger glänzt David Cameron, der zweite Ehemann von Hildegard Knef, und Eddie Fisher, den die Taylor gerade der armen Debbie Reynolds weggeschnappt hatte, ist als einer der spanischen Bettler zu sehen.
Und dann der weiße Badeanzug von Elizabeth Taylor! Klatschnass enthüllt das gute Stück quasi alles von seiner Trägerin. Kein Wunder, dass dieses Textil auf allen Filmplakaten platziert war! Geschadet hat es nicht! Elizabeth Taylor wurde mit dem GOLDEN GLOBE ausgezeichnet, im nächsten Jahr war der erste OSCAR dran.
Seit einigen Jahren dringen immer mehr chinesische Kinofilme (ob auf Mandarin oder auf Kantonesisch) in die Phalanx der Top 1000, also der 1000 umsatzstärksten Filme aller Zeiten, vor. Um dorthin zu gelangen, muss ein Film weltweit 170 Mio. USD im Box Office umsetzen. Das schafft der vorliegende Action-Kracher aus Hong Kong mit 211 Mio. USD allemal. Regie führte der jüngst verstorbene Benny Chan (1961-2020).
Was bietet das chinesische Kino seinem Publikum also? Zunächst mal einen gewöhnlichen Cops-versus-Gangster-Thriller, in dem sich Donnie Yen als aufrechter Polizist und Nicholas Tse als hinterhältiger Bösewicht durch halb Hong Kong prügeln und schießen dürfen. Die Action ist erste Sahne, Handlung und Figurenzeichnung eher weniger. Generische Hausmannskost! Natürlich werden hier ultra-böse Drogendealer gequält und ermordet, aber der Verdacht, dass die Polizei von Hong Kong (und China) so auch mit Demonstranten der Demokratie-Bewegung umgehen könnte, hält sich unangenehm hartnäckig. Interessant ist der Schlusskampf zwischen Yen und Tse, der mit seiner Frisur sehr an Bollywood-Action-Ass Vidyut Jammwal erinnert, in einer Kirche. Dabei spielen eine Marienstatue, die Wundmale Christi und die auf den Heiligen Sebastian gerichtete Pfeilspitze eine ungewöhnlich christliche Rolle. Möglicherweise eine versteckte Spitze von Regisseur Chan, der seinen Film selbst nicht mehr ganz vollenden konnte.
Es bleibt ein schaler Nachgeschmack, aber die Umsatzzahlen sprechen für sich. Das Geld wird jetzt schon und in Zukunft in den chinesischen Kinos verdient.
Mit Body Horror zur Goldenen Palme
Von dieser Regisseurin wird man noch einiges zu sehen bekommen! Das war schon eine Ansage, als Julia Ducournau im Juli 2021 in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde. So einen Film hat man im Festivalpalais wohl noch nie erlebt.
Ohne zuviel von der Handlung zu verraten: Es geht um Sex mit Autos, wechselnde Geschlechtsidentitäten, unterdrückte Homosexualität und eine Serienmörderin, wie sie die Welt wohl noch nicht gesehen hat. Und selbst wer vor Body Horror, schrägen Sexszenen und eruptiver Gewalt zurückschreckt, sollte diesen furios inszenierten Film, der wie eine wilde und eigenwillige Mischung aus CRASH (1996), FEUCHTGEBIETE (2013) und ROSEMARIES BABY (1968) wirkt, auf keinen Fall verpassen!
Die Darsteller sind grandios: FELIX-Anwärterin Agathe Rousselle (*1988) agiert als brandgefährliche Alexia wohl in der Rolle ihres Lebens, FELIX-Anwärter Vincent Lindon (*1959) als muskelbepackter Hormon-Junkie mit verzweifelten Vatergefühlen, der aber trotzdem nicht mehr so richtig mit seinen knackigen Feuerwehrburschen mithalten kann, hat man noch nie besser gesehen.
Und dann die großartige Musikauswahl: Zu "Doing it to Death" von The Kills sieht man Protagonistin Alexia auf "ihrem" Auto tanzen, während Caterina Caselli "Nessuno Mi Puo Giudicare" schmettert, gibt es eine der wahnwitzigsten Mordszenen zu sehen, die auch ein Tarantino nicht besser hingekriegt hätte, und zu den Klängen von "Light House" von Future Islands entlädt sich die aufgestaute sexuelle Energie der flotten Feuerwehrmänner. Was für ein Trip!
In weiteren Rollen sieht man Lais Salameh, Garance Marillier (war auch schon in RAW dabei), Myriem Akheddiou und den Skandal-Regisseur Bertrand Bonello ("Der Pornograph" (sic!)) als spießig-gefühlskalten Vater. Im Box Office hat der Film bis jetzt weltweit 4,9 Mio. USD umgesetzt, davon 1,4 Mio. USD in Nordamerika (USA und Kanada) und bei 29.919 verkauften Tickets in Deutschland (Quellen: The Numbers / InsideKino).
Selten war eine Goldene Palme wohl wegweisender für die Zukunft des Kinos, da muss man wohl bis PULP FICTION und das Jahr 1994 zurückgehen. Mit der Sprengkraft, die Tarantinos Kino damals zu entfalten vermochte, kann es TITANE von Julia Ducournau auf jeden Fall aufnehmen.
Gelungener Beitrag über einen Film, auf den man sich jetzt schon freuen kann!
Heute (07.06.2022) hat auch die Frankfurter Allgemeine (FAZ) vermeldet, dass OSCAR-Preisträger Christoph Waltz in diesem Film den legendären Regisseur Billy Wilder spielen wird. Der Roman von Jonathan Coe ist sehr lesenswert. Es geht um die Dreharbeiten zum Film "Fedora" (1978), der Filmband-Preisträgerin Hildegard Knef zu einem furiosen Comeback verhelfen sollte. Ich freue mich schon auf diesen Film. Regisseur Stephan Frears und Drehbuchautor Christopher Hampton stehen für exquisite Qualität.
Vielen Dank für die tolle Aktion! Was für ein Kompendium an Filmen aus den Achtzigern! Was für eine großartige Arbeitsleistung! RESPEKT!!!
Grandioses Thriller-Kino aus Südkorea
Er ist schon ein richtiger Mistkerl, dieser Joong-ho (Yoon-seok KIM). Seit ein paar Jahren lässt der ehemalige Polizist als Zuhälter in Seoul mehrere Frauen für sich anschaffen gehen. Auch seinen (zugegeben: sehr trotteligen) Assi Oh-jot (Bon-woong KOO) fasst er keineswegs mit Samthandschuhen an. Seit ein paar Tagen macht ihm irgendein Konkurrenz-Lude seine Prostituierten abspenstig, glaubt der moralisch schon ganz schön verkommene Joong-ho zumindest. Zu einem fast schon Stamm-Freier schickt er Mi-jin (Yeong-hee SEO), die wegen einer schweren Grippe lieber bei Töchterchen Eun-ji (Kinderstar Yu-jeong KIM) geblieben wäre. Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnt, der Freier ist der durchgeknallte Yeong-min Ji (Jung-woo HA), der als Serienkiller schon so manch andere Opfer auf dem Gewissen hat...
Was dann passiert, muss man selbst gesehen haben, um es glauben zu können. Dem Regisseur Hong-jin NA gelingt mit seinem Erstlingswerk ein Meisterstück, das sich am wahren Fall eines Serienmörders aus Seoul orientiert, der Südkorea nach der Jahrtausendwende in Schrecken versetzt hat. Serienkiller-Filme sind spätestens seit DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER ein beliebtes Sub-Genre, das seitdem immer wieder bedient wird. Was versetzt ausgerechnet das südkoreanische Kino in die Lage, einem in die Jahre gekommenen Sub-Genre neue Facetten abzugewinnen?
Das liegt an der bedingungslosen Härte der Darstellung und der unerschrockenen Darstellung von eigenen Fehlern und Unzulänglichkeiten. Das gelingt dem koreanischen Kino auf grandiose Weise, und das macht die erzählten Geschichten universell nachvollziehbar. Und so konnte das koreanische Kino in den letzten 20 Jahren einen Welterfolg nach dem anderen platzieren, ganz ohne Comic-Franchise und Superhelden in der Sinnkrise. Einfach nur mit Genrefilmen, die brutal ehrlich eigene Geschichtskatastrophen, politische Abgründe, alltägliches Systemversagen und menschliche Schwächen mitverhandeln, ohne blitzblanke Fassaden und von Gartenarchitekten gestaltete Rasenflächen. Im Film spielt auch das Seouler Wohnviertel Mangwon mit seinen engen Gassen und dem hügeligen Gelände eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Ganz wichtig außerdem: Der Geschmack des eigenen Publikums wird getroffen, 5 Mio. Tickets (Verleih: SHOWBOX) wurden in Südkorea verkauft (Box Office: 35,8 Mio. USD). Die Koreaner schaffen das mit spannenden und systemkritischen Filmen, im deutschsprachigen Raum gelingt das nur mit grenzdebilen Komödien.
Eins vorweg: OSCAR-Preisträger Guillermo Del Toro ist ein sehenswerter Neo-Noir-Film gelungen, der die Schwarze Serie Hollywoods geschickt ans Publikum der Gegenwart heranführt. Und doch...fehlt etwas, dass das Herz berührt und den Atem stocken lässt. Schon klar, wir sehen Menschen dabei zu, wie sie falsche Entscheidungen fällen. Wir erleben Aufstieg und Fall eines Blenders, der von OSCAR-Anwärter Bradley Cooper hervorragend gespielt wird. Eine grandiose Besetzung tut das Ihrige, um die "Gasse der Alpträume" zum Funkeln oder Erlöschen zu bringen. Hervorgehoben seien vor allem die drei grandiosen Frauenrollen, die von OSCAR-Preisträgerin Cate Blanchett, GOLDEN-GLOBE-Gewinnerin Toni Collette und OSCAR-Anwärterin Rooney Mara gegeben werden.
Und doch fehlt etwas im Zentrum dieser Geschichte. Natürlich hat Del Toro auch mit seinem OSCAR-Triumph SHAPE OF WATER nicht mehr ganz die Qualität seines spanischsprachigen Klassikers PANs LABYRINTH erreicht. Aber er hatte die wunderbare Sally Hawkins in der Hauptrolle. Auch die Zweiteilung von NIGHTMARE ALLEY in einen Teil auf dem Rummelplatz und einen in der Stadt Buffalo ist es nicht, die sich störend auswirkt. Es fehlt etwas anderes.
In den Klassikern der Schwarzen Serie gab es immer eine Nebenfigur, die die Aufrichtigkeit und Ordnung repräsentierte und durch die die Fallhöhe des strauchelnden Protagonisten noch stärker verdeutlicht wurde. Im PARAMOUNT-Klassiker FRAU OHNE GEWISSEN (1944) wurde diese Figur von Edward G. Robinson gespielt, im RKO-Kracher GOLDENES GIFT (1947) von Dickie Moore. Das ist es, was in NIGHTMARE ALLEY fehlt. Es reicht nicht aus, dass wir Bradley Coopers Charakter schon von Anfang an als "Geek" erleben können, um uns mitten ins Herz zu treffen. Ein Ausweg in Form eines Freundes hätte zumindest in Aussicht sein müssen. So ist das Scheitern unaufhaltsam und lässt den Zuschauer allzu unberührt.
Leider war NIGHTMARE ALLEY auch im Box Office (Umsatz: 39 Mio. USD) nicht besonders erfolgreich, auch in den deutschen Kinos wurden nur 85.000 Tickets verkauft. Sicher enttäuschend für Hollywood-Major DISNEY und Fox Searchlight Pictures. Das hat der Film wahrlich nicht verdient, er ist sehenswert. Und außerdem ist nach der Desillusionierung, die Millionen Menschen in den vergangenen drei Monaten erlebt haben, die Zeit eigentlich reif für ein Aufleben der Schwarzen Serie.
Wenn die Kinder reicher Eltern Revolution machen: Jean-Louis Trintignant und Henri Serre kämpfen um Romy Schneider
Da hat Alain Cavalier zu Beginn der 1960er Jahre einen sonderbar eindrücklichen Film gedreht. Anne (GOLDEN-GLOBE-Anwärterin Romy Schneider) und Clement (FELIX-Preisträger Jean-Louis Trintignant) sind jung verheiratet, sie ehemalige Schauspielerin, er Sohn eines reichen Firmenbesitzers. Doch in Papas Fußstapfen will Clement nicht treten, lieber hat er sich der rechtsextremen Truppe von Serge (Pierre Asso) angeschlossen. Bald soll Clement sein erstes Attentat auf einen allzu linken Gewerkschaftsführer verüben. Der Schuss gelingt auch, doch Serge hat ihn übel hintergangen. Gemeinsam mit Anne kommt Clement bei einem Kumpel aus dem Algerien-Krieg unter. Dieser Paul (Henri Serre, bekannt aus "Jules und Jim") ist in vielem das genaue Gegenteil von Clement: frisch verwitwet, Besitzer einer kleinen Druckerei, die drei Lehrlinge ausbildet. Als Clement dem flüchtigen Serge nach Südamerika hinterherhetzt, um ihn endgültig zu richten, nähern sich Anne und Paul immer mehr an. Als Clement nach vollendeter Hinrichtung Serges zurückkehrt, bleibt nur eine letzte Auseinandersetzung mit dem Nebenbuhler Paul: Der Kampf auf der Insel...
Als ob OSCAR-Anwärter Jean Paul Rappeneau ("Cyrano de Bergerac" und "Der Husar auf dem Dach" als Regisseur) in seinem Drehbuch schon die Gegensätze der 1968er Zeit vorwegnimmt, wird hier der Konflikt zwischen Friedensliebe und radikalem Widerstand ausgefochten. Natürlich geht es auch um Romy, aber die Auseinandersetzung ist viel tiefschürfender. Beide Männer sind durch den Einsatz in Algerien mit Waffen vertraut, beide sind im Haushalt auf eine weibliche Hand angewiesen, sind also noch sehr im althergebrachten Leben eines Mannes gefangen. Aber sie haben unterschiedliche Entscheidungen aus dieser Ausgangssituation heraus getroffen. Und das macht diesen Film - trotz einer nervtötenden Erzählerstimme - zu einem immer noch interessanten Zeitdokument. Für Romy Schneider war der Film der Durchbruch im französischen Kino, obwohl er an der Kinokasse floppte. Aber ein Film mit ihr kann ja auch gar nicht schlecht sein. Eines der Mitglieder der rechten Terrortruppe wird vom Regisseur Jean Pierre Melville ("Der eiskalte Engel") gespielt.
Am 23. Februar 2014 war es wieder soweit, dass Radio Bremen unter der Regie von Florian Baxmeyer sein Ermittler-Team Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) in BRÜDER einen mehr als kontroversen Fall lösen ließ. Ein junger Polizist (Christoph Letkowski) und sein Kumpel (Matthias Weidenhöfer) aus Jugendtagen, der sich von seiner Clan-Familie losgesagt hat, werden mit dem amtierenden Clan-Chef (richtig gut als Bösewicht: der dänische Filmstar Dar Salim) konfrontiert. Dass es da auch um unangenehme gesellschaftliche Fragen ging, war klar. Und wieder war es Radio Bremen, das das heiße Eisen beherzt anpackte! Gute Schauspieler, gelungene Action-Einlagen und ein gewisses Maß an Zuschauer-Provokation! Auch heute noch sehenswert!
Das Bremer TATORT-Team um Inga Lürsen (Sabine Postel, seit 1997 dabei) und Nils Stedefreund (Oliver Mommsen, seit 2001am Start) ist seit 2019 Fernseh-Geschichte, aber einige Fälle von ihnen haben sich doch ins Gedächtnis gebrannt. Das kleine Radio Bremen hat sich manchmal richtig was getraut. So zum Beispiel am 4. April 2004, als die von Thorsten Näter inszenierte Folge ABSCHAUM doch sage und schreibe vierzehn! Todesopfer auf der Strecke bleiben ließ! Und um die meisten davon konnte man nun wirklich nicht trauern! Das Ganze war in Tenever, einer Hochhaussiedlung in Bremen, angesiedelt und handelte von satanistischem Kindesmissbrauch. Mehr soll aber zur Handlung nicht verraten werden, nur soviel: Die Kinderdarsteller waren grandios, erschreckend glaubwürdig! Und Monica Bleibtreu hatte als Satanismus-Expertin einen ganz großen Auftritt. Falls diese Folge noch einmal wiederholt werden sollte: Angucken lohnt sich! So unerschrocken ist bei den Öffis nur Radio Bremen!
Perlen zum Glück: Wenn die Marlene mit dem Gary
Oh ja, der WEIMAR TOUCH ist nicht zu leugnen, auch wenn OSCAR-Preisträger (h. c.) Ernst Lubitsch (1892-1947) hier "nur" als Produzent zum Einsatz kam. Regie führte Frank Borzage, der mit OSCAR-Anwärterin Marlene Dietrich und OSCAR-Preisträger Gary Cooper ein wahrhaftes DreamTeam als Hauptdarsteller zur Verfügung hatte. Die Musik steuerte Friedrich Hollaender bei, das produzierende Studio war der Hollywood-Major PARAMOUNT.
Das muss man einfach gesehen haben, wie sich DIETRICH als bezaubernde Diebin Madeleine de Beaupre in Paris eine wertvolle Perlenkette ergaunert. Nur so viel sei verraten, dass sie dazu den Schmuckhändler (Ernest Cossart) und einen Psychiater (Alan Mowbray) jeweils als ihren Ehemann ausgibt. Auf der Flucht nach Spanien muss Madeleine zumindest kurzfristig die Perlen bei dem amerikanischen Ingenieur Tom Bradley (Gary Cooper) verstecken. Die dann allerdings wiederzubekommen, gestaltet sich dann schon schwieriger. Um ausgedehnte Tuchfühlung kommen DIETRICH und Gary Cooper dann nicht herum. Danach muss man dann schon mal eine große Portion Eier verdrücken, um wieder zu Kräften zu kommen. Das sehen Madeleines Mentor Carlos (John Halliday) und die skrupellose Tante Olga (Zeffie Tilbury) allerdings gar nicht gern. Als dann auch noch Kommissar Avilia (GOLDEN-GLOBE-Gewinner Akim Tamiroff) auftaucht, macht das die verzwickte Lage nicht einfacher...
Aber keine Angst, wenn die Marlene mit dem Gary...da kann es ja nur ein Happy End geben. Und auch wenn der Hays Code schon in Kraft war, schafft es Ernst Lubitsch doch tatsächlich, am Ende noch einen durchaus gewagten Gag zu platzieren. Denn die beiden "angeblichen" Ehemänner Madeleines ganz am Anfang beim Perlendiebstahl haben inzwischen miteinander ihr Glück gefunden. WEIMAR TOUCH eben, ganz klar!😘
Die Polizei bittet um Mithilfe: Giallo-Klassiker mit Giovanna Ralli und Mario Adorf
Das ist nicht schön! Auf einem Dachboden, wo sie sich immer mit ihrem Freund zum Stelldichein getroffen hat, hat sich die blutjunge Silvia Polesi (SherryBuchanan) aufgehängt. Da es sich offenbar um Selbstmord handelt, sind Inspektor Valentini (richtig gut: FELIX-Anwärter Mario Adorf) und die zweite Staatsanwältin Vittoria Stori (Giovanna Ralli) für den Fall zuständig. Zufällig kommt aber heraus, dass ein zwielichtiger Nachbar (Franco Fabrizi) wiederholt Aufnahmen von dem Mädchen mit wechselnden Männerbekanntschaften gemacht hat. Plötzlich deutet alles auf Mord hin. Jetzt ist Commissario Silvestri (Claudio Cassinelli) zuständig. Irgendwann kommen auch Silvias allzu sorglose Eltern (Marina Berti und Hitchcock-Star Farley Granger) nach Rom zurück. Der Commissario findet heraus, dass Silvia wohl Teil eines Prostitutionsringes für ganz junge Mädchen war. Was hat ihr Psychotherapeut Professor Beltrame (Steffen Zacharias) damit zu tun? Und plötzlich geht das Morden erst so richtig los: Ein mit Hackebeilchen ausgestatteter Motorradfahrer ist unterwegs. Die ganze Sache spitzt sich noch mehr zu, als klar wird, dass wohl auch Valentinis minderjährige Tochter in den Prostitutionsring verstrickt ist...
Hier geht es durchaus hart zur Sache, da werden schon mal Hände mit dem Hackebeil malträtiert. Andererseits wird mit dem Thema Jugendprostitution erstaunlich sensibel umgegangen. Dadurch konnte dieser Film von Massimo Dallamano (1917-1976) auch stilbildend für zukünftige Gialli und Poliziotteschi werden, die sich dann aber reißerischer am Thema abarbeiteten. Und dann gibt es für Giovanna Ralli (Es war Nacht in Rom) eine richtig gute Frauenrolle, was in den italienischen Genrefilmen der 1970er Jahre nicht unbedingt die Regel war.
Diese gekonnte Mischung aus Giallo und Poliziottesco sollte man als Fan des italienischen Genre-Kinos unbedingt gesehen haben!
Zieh Dich aus für Deinen Mörder! Ein Giallo auf dem Weg zum Slasher
Dio mio! Dieser Giallo von Andrea Bianchi lässt aber auch so gar nichts aus. In Sachen Sex und Gewalt wird es richtig rüde. Ab Mitte der 1970er Jahre musste man das Publikum der Bahnhofskinos wohl mit härteren Maßnahmen bei der Stange halten.
Er ist schon ein richtiger Schmierlappen, dieser Fotograf Carlo (Nino Castelnuovo, Ja! Der nette Typ aus DIE REGENSCHIRME VON CHERBOURG!!!)! Beim Besuch im Schwimmbad verspricht er einer staksenden Bikiniträgerin (Femi Benussi), sie mit seinen Fotos zum Star-Model zu machen. Und der Typ kommt damit auch noch durch. Selbst als Freundin und Kollegin Magda (Edwige Fenech, nach Carroll Baker die Kronprinzessin des Giallo!!!) die beiden in flagranti erwischt, bleibt alles ganz chillig. Die gute Magda kennt ihren Carlo ja auch nicht anders. In der Model-Agentur von Gisella (Amanda / Giuliana Cecchini), in der Magda und Carlo arbeiten, gibt es bald schon Ärger. Das schöne Fotomodell Evelyn ist wohl bei einer Abtreibung zu Tode gekommen. Bald setzt eine geheimnisvolle Mordserie ein, der immer mehr Personen aus dem Umfeld der Agentur zum Opfer fallen...
Hier wird gemordet und kopuliert, dass es eine wahre Freude ist! Als weitere Fotomodelle sind Erna Schürer und die in Berlin geborene Solvi Stübing (1941-2017) am Start, Wainer Verri gibt einen Dressman. Der mehr als untersetzte Franco Diogene spielt den Ehemann der Agentur-Chefin. Seine Szene mit Erna Schürer ist echt was zum Fremdschämen, aber Franco Diogene spielt das mit einer Unerschrockenheit, die Respekt abnötigt. Dieser Film macht echt keine Gefangenen, sondern geht absolut in die Vollen. Wer letzten Endes der unheimliche Slasher ist, ist sicher nicht ganz logisch und wohl auch stark vorhersehbar, aber in der amoralischen Welt des Giallos spielt das sowieso keine Rolle. Hauptsache, man kann am Ende noch dumme Scherze machen!
Wer keine Angst davor hat, zu seinen Geschmacksverirrungen zu stehen und auch in Sachen PC nicht allzu doktrinär veranlagt ist, wird mit diesem Ultra-Giallo, der schon eindeutig die Richtung zum Slasher Movie einschlägt, bestens unterhalten.
Der Preis für Vicky Krieps ist hochverdient. Freut mich!
Steve Reeves als Tiger von Mompracem
In diesem Abenteuerfilm hat Umberto Lenzi den dritten Roman aus der Sandokan-Reihe von Emilio Salgari verfilmt. Obwohl er also ein Jahr vor DIE SCHWARZEN PIRATEN VON MALAYSIA in die Kinos kam, wird hier eigentlich die Fortsetzung erzählt.
Im Kampf gegen die englischen Kolonialherren entführen Sandokan (Steve Reeves) und seine Freunde (Andrea Bosic, Rik Battaglia, Giovanni Cianfriglia) die schöne Mary Ann (Genevieve Grad), die Nichte von Lord Guillonk (Leo Anchoriz). Bei der gefährlichen Flucht durch den Dschungel müssen Abenteuer und zahlreiche Kämpfe bestanden werden. Dabei erkennt Mary Ann, dass die Piraten aufrecht um eine gerechte Sache kämpfen, und verliebt sich in den strahlenden Helden Sandokan.
Auf Sri Lanka gedreht zog dieser gutgemachte Abenteuerfilm 263.000 Zuschauer in die west-deutschen Kinos. Peplum-Star Steve Reeves (1926-2000) ist schauspielerisch gewachsen und überzeugt als romantischer Held.
Spannend und aktionsgeladen!
Bis an die Zähne bewaffnete Bastarde: Der italienische Gangsterfilm feiert sein Comeback
Steht tatsächlich eine Renaissance des italienischen Genrekinos bevor? Die Produktionsfirma Minerva Pictures scheint sich das fest vorgenommen zu haben. Nach der originellen Fortführung des Poliziottesco-Klassikers "Milano Kaliber 9" legt nun Gabriele Albanesi mit dieser Mischung aus Home Invasion, Gangsterfilm und Rache-Thriller nach.
Sergio (Marco Bocci) verschimmelt in einem Gefängnis irgendwo in Algerien. Eines Tages wird er daraus befreit und soll dafür in der Nähe von Rom einen kleinen Auftrag ausführen. Es geht um Dokumente, die im Gewächshaus einer Villa vergraben sein sollen. Dummerweise ist die Villa von dem frischverheirateten Paar Michele (Peppino Mazzotta) und Damiana (Maria Fernanda Candido) bewohnt. Auch Damianas Tochter Fiore (Amanda Campana), die gerne sexy Pics in den sozialen Medien teilt, ist mit von der Partie. Natürlich eskaliert die Situation, und natürlich liegen die Dinge anders als gedacht. Als dann noch der olle Caligola (Fortunato Cerlino) auftaucht, geht der Höllentanz erst richtig los...
Der Film ist eine Ansage! Hier wird das Genre nicht neu erfunden, es ist aber doch eine stimmige Rückbesinnung auf die Glanzzeiten des italienischen Genrekinos der 1970er Jahre. Herrlich rabiat geht es in die Vollen. Tolle Schauspieler, die auch schon in anderen Rollen zu überzeugen wussten, runden das positive Bild ab. Marco Bocci war auch schon in "Calibro 9" (2020) dabei. Fortunato Cerlino kennt man aus "Gomorra" (Film und Serie). Peppino Mazzotta spielt in der Serie um Commissario Montalbano, und die brasilianische Schauspielerin Maria Fernanda Candido begeisterte schon im CosaNostraKracher "Il traditore" (2019).
Man darf gespannt sein, was da noch alles von Minerva Pictures kommt. Die Zeit ist reif für die Wiedergeburt des italienischen Genrekinos!
Die Polizei klagt an, die Justiz spricht frei: EuroCrime-Klassiker mit Franco Nero
Atemlos spannend und mit einer Prise Sozialkritik versehen erschafft Kult-Regisseur Enzo G. Castellari eine einzigartige Mischung aus Action- und Paranoia-Thriller. Das ist europäisches Genrekino der Spitzenklasse! Eine herausragende Besetzung und die treibende Musik der Brüder De Angelis sorgen darüber hinaus für Qualität.
In Genua nehmen die Drogengeschäfte der libanesischen Mafia immer mehr zu. Commissario Belli (GOLDEN-GLOBE-Anwärter Franco Nero) ist hochmotiviert, verliert aber immer mehr die Geduld. Sein Vorgesetzter (toll: GOLDEN-GLOBE-Gewinner James Whitmore) hat schon ein ganzes Dossier über die Gangster, glaubt aber noch nicht genug die Justiz überzeugende Beweise zu haben. Hilfe erhofft sich der Commissario ausgerechnet vom ruhiger gewordenen Don Cafiero (Fernando Rey), der aber sein eigenes Spiel betreibt. Die Verwicklungen der italienischen Oberschicht (Silvano Tranquili und Duilio Del Prete als "ehrenwerte" Stützen der Gesellschaft) werden deutlich, können aber nicht nachhaltig bewiesen werden. Dazu kommen noch Bellis private Probleme mit Freundin (Delia Boccardo) und Töchterlein (Stefania Girolami Goodwin). Genug Stoff für Ärger also! Da könnte man auf einen Killer wie Rico (Daniel Martin) glatt verzichten...
Dieser Film ist richtig gut! Castellari schafft es, die beiden wichtigsten Stränge des 70er-Jahre-Thriller-Kinos miteinander zu verbinden und so dem Poliziottesco noch einmal zusätzlichen Schub zu verleihen. Die Action-Sequenzen in Genua und später Marseille sind großartig. Die schauspielerischen Leistungen sind herausragend. Die technische Qualität ist beeindruckend.
Unbedingte Empfehlung!
Packendes Mutter-Sohn-Drama von OSCAR-Preisträger Joon-ho BONG
Man stelle sich vor, Mutter-Beimer-Darstellerin Marie-Luise Marjan aus der längst abgerissenen LINDENSTRASSE hätte von - sagen wir - GOLDEN-GLOBE-Gewinner Fatih Akin die Hauptrolle einer Mutter in einem Kinofilm, der den Vergleich mit DER GOLDENE HANDSCHUH nicht zu scheuen bräuchte, angeboten bekommen. Dem koreanischen Fernsehserienstar Hye-ja KIM (*1941) ist genau das passiert. Und die Besetzung war ein Kracher! Im deutschsprachigen Raum wäre so etwas wohl undenkbar.
Worum geht`s? In der Nähe von Seoul lebt Hye-ja Yun (Hye-ja KIM) mit ihrem geistig zurückgebliebenen Sohn Do-jun (Won Bin). Gluckenhaft überwacht sie jeden seiner Schritte. Nur im Zusammensein mit seinem Faulenzer-Kumpel Jin-tae (Jin Ku) kann sich Do-jun als junger Mensch fühlen. Eines Nachts wird in der Nachbarschaft die junge Ah-jung (Hee-ra MOON) ermordet. Schnell fällt der Verdacht auf den zurückgebliebenen Do-jun. Von da an kämpft Mutter Yun wie eine Löwin um ihr Junges. Sie wird dabei so manche Grenzen überschreiten. Und auch auf die Zuschauer kommen einige wahnwitzige Überraschungen zu...
Was für ein Kracher! BONGs Filme sind eine Champions League für sich. Nach seinem OSCAR-Triumph im Frühjahr 2020 ist das ja inzwischen vielen Menschen auf der Welt klar geworden. Und auch hier liefert er wieder seine ganz eigene Mischung aus Gesellschaftsdrama und Genrefilm ab. Spitzenklasse!
Ein Jahr später sollte Hauptdarsteller Won Bin (*1977) als THE MAN FROM NOWHERE die Action-Knute auspacken. Aber wie! Holla, die Waldfee! Seitdem macht sich der Schauspieler im Kino rar. Schade eigentlich!
Hollywood-Klassiker mit Greta Garbo und John Barrymore
In den 1930er Jahren ließ sich der Hollywood-Major MGM nicht lumpen: Mehr STARS als am Himmel, versprachen Samuel Goldwyn und Louis B. Mayer. Und sie hielten Wort! In der prachtvollen Verfilmung von Vicki Baums (1888-1960) Erfolgsroman wurde aufgefahren, was Rang und Namen hatte.
Im Berliner Grand Hotel ließ Regisseur Edmund Goulding sie aufeinander los: OSCAR-Preisträgerin (h. c.) Greta Garbo als etwas aus der Mode gekommenen Ballerina Grusinskaya, John Barrymore als diebischer Baron Gaigern, OSCAR-Preisträgerin Joan Crawford als entzückendes Flämmchen, OSCAR-Preisträger Wallace Beery als peinlicher Fabrikdirektor, OSCAR-Preisträger Lionel Barrymore als anrührender Otto Kringelein und OSCAR-Anwärter Lewis Stone als vom Weltkrieg gezeichneter Dr. Otternschlag.
Was für eine Besetzung! Wunderbar inszeniert wird das Leben in einem Hotel seziert, vor und hinter den Kulissen. Ganz großartig, wie GARBO wiederholt darum bittet, endlich allein sein zu dürfen! Bezaubernd, wie sie später ihren Baron "Flix" nennt, und er "Gru" zu ihr sagt. Natürlich sollte das der Film der GARBO sein, aber eine Joan Crawford lässt sich selbstredend auch als Sekretärin nicht die Butter vom Brot nehmen. Ihr Fräulein Flamm ist das eigentliche Zentrum des Films, ihre Figur ist die zeitgenössischste überhaupt. Eine berufstätige Frau, die sich für wenig Geld in einer (noch) von Männern geprägten Berufswelt behaupten muss. In der Szene, wo der olle Preysing um den Erhalt seiner Firma kämpft, schließt sie im Hintergrund einfach nur die Vorhänge. Und doch sind alle Zuschaueraugen auf sie gerichtet. Großartig!
90 Jahre sind seit der Entstehung dieses Klassikers vergangen. In Berlin gibt es längst neue oder wiederauferstandene Luxus-Hotels. Viele der im Film dargestellten Dramen werden aber auch heute noch in den exquisiten Suiten vorzufinden sein. So oder so ähnlich!