ZeddaZogenau - Kommentare

Alle Kommentare von ZeddaZogenau

  • 8

    Südstaaten-Klassiker mit Anna Magnani und Burt Lancaster

    Auf Tennessee Williams war in den 1950er Jahren Verlass. Seine Theaterstücke wurden Vorlagen für Hollywood-Welterfolge, die den Darstellerinnen oftmals Oscars bescherte.

    In der Nähe von New Orleans lebt die italienischstämmige Serafina (Anna Magnani) mit ihrer Familie. Als ihr geliebter Ehemann Rosario (Larry Chance, von dem man nur kurz seine breiten Schultern zu sehen bekommt) eines Tages tödlich verunglückt, verfällt Serafina in eine langandauernde Trauer. Darunter leidet ihre Tochter Rosa (Golden Globe für Marisa Pavan), die sich gerade in den jungen Jack (Ben Cooper, synchronisiert von dem baldigen Weltstar Horst Buchholz!) verliebt hat. Erst als Serafina von einem der Klatschweiber (Jo Van Fleet) erfährt, dass ihr verstorbener Mann öfter mit der verruchten Estelle (Virginia Grey) gesehen wurde, erwacht sie aus ihrer Lethargie. Und dann ist da noch der eher einfach gestrickte Alvaro (Burt Lancaster), der genauso breite Schultern wie ihr verstorbener Göttergatte hat...

    Was für ein Spaß! Dieser Film ist absolut Anna Magnanis Show. Dafür musste es einfach den Oscar und den Golden Globe im Doppelpack geben. Was für eine Vollblutschauspielerin Anna Magnani gewesen ist, war spätestens seit ihrem Auftritt im Neorealismo-Klassiker "Rom, offene Stadt" klar. Tennessee Williams und sein damaliger Lebensgefährte haben übrigens in der Szene, in der Serafina Estelle zur Rede stellt, einen Cameo-Auftritt.

    10
    • 5 .5

      Richard Todd und sein zweiter Auftritt als Inspektor Harry Sanders

      Und noch einmal produzierte Harry Alan Towers einen Edgar-Wallace-Abenteuerfilm. Regie führte diesmal Robert Lynn, gedreht wurde in Namibia und Südafrika.
      Harry Sanders (Richard Todd) bekommt es mit dem Versicherungsfall eines untergegangenen Schiffes zu tun. Die Bilder vom Wrack an der südafrikanischen Küste sind wirklich sehr schön. Auf jeden Fall stimmt etwas nicht mit diesem Fall, das merkt Sanders sehr schnell. Kapitän von Koltze (Heinz Drache) ist mit einer wunderschönen, aber treulosen Ehefrau (Elga Andersen) geschlagen. Seine Schwester Helga (wieder Marianne Koch aber in einer anderen Rolle als im ersten Film) scheint ganz nett zu sein. Die wäre was für Sanders. In weiteren Rollen sieht man Dale Robertson und Dietmar Schönherr.
      Schöne Landschaftsaufnahmen, aber die Handlung plätschert allzu belanglos vor sich hin. Wenigstens knallt es am Ende ganz ordentlich. Kein sehr gelungener Abenteuerstreifen!

      6
      • 9

        Am Beginn der dritten Staffel (September 1987) starb ganz plötzlich ihr geliebter Ehemann Sigi (Hans Peter Korff), und Vera Drombusch (Witta Pohl) musste sich einer ganz neuen Lebenssituation stellen. Dabei half ihr die Bekanntschaft mit Dr. Martin Sanders (Michael Degen), mit dem sie eine wechselvolle Beziehung verband, die beide auch nach Wien und Jerusalem führte...

        Wie Deutschlandfunk Kultur gerade (12.04., 16h) meldet, ist der wunderbare Schauspieler Michael Degen, der als Kind unter furchtbaren Umständen die Shoah zum Glück überlebt hat, vor wenigen Tagen verstorben.

        RIP Michael Degen (1932-2022)

        6
        • 6

          Richard Todd und sein erster Auftritt als Inspektor Harry Sanders

          Wie gut, dass Edgar Wallace auch in Afrika spielende Abenteuerromane (Sanders vom Strom) geschrieben hat, so konnte man unter seinem Namen nicht nur Gruselkrimis, sondern auch gerade in Mode gekommene Abenteuerfilme drehen. Der Brite Harry Alan Towers produzierte den Film in Südafrika, die Constantin Film übernahm den Verleih und konnte 1,5 Millionen Besucher (Quelle: InsideKino) in die west-deutschen Kinos locken.

          Harry Sanders (Richard Todd) ist mit rätselhaften Fällen von Diamantenschmuggel konfrontiert. Bald wird ihm klar, dass die Urwaldklinik von Dr. Schneider (Walter Rilla) etwas damit zu tun hat. Da trifft es sich gut, dass der stramme Inspektor auf die aparte Ärztin Inge Jung (Marianne Koch) trifft, die gerade eine Stelle in der Urwaldklinik antreten will. Die beiden lernen so Assi Dr. Weiss (Albert Lieven), Krankenschwester Marlene (blond wie stets: Vivi Bach) und den aufgeweckten Jim Hunter (Robert Arden) kennen. Wird sich das Rätsel um die Diamanten lösen lassen?

          Wilde Tiere, schöne Landschaftsaufnahmen, aber an der Spannung mangelt es ein bisschen. Regisseur Lawrence Huntington traf wohl trotzdem den Publikumsgeschmack der Zeit. Und Richard Todd (1919-2009), der als Soldat bei der Landung in der Normandie gekämpft hatte, konnte in "Sanders und das Schiff des Todes" zurückkehren.

          7
          • 5

            Sergio Ciani im Kampf gegen Piraten

            Irgendwann waren alle Themen der Antike abgegrast, und so mussten Filmproduzenten wie Fortunato Misiano damit beginnen, ihre muskelgestählten Peplum-Helden gegen brandschatzende Piraten antreten zu lassen.

            In diesem Film von Luigi Capuano trifft es Sergio Ciani (auch als Alan Steel bekannt) als Samson, der sich nicht nur gegen den Schwarzen Korsaren (Andrea Aureli) durchsetzen, sondern auch mit dem finsteren Fürstenberater Rodrigo Sanchez (Piero Lulli) um seine große Liebe Rosita (Rosalba Neri) kämpfen muss. Dieser Rodrigo ist so fies, dass er sogar die niedliche kleine Halbschwester von Rosita entführen lässt, aber der wackere Muskelprotz Samson wird es schon richten...

            Nichts Neues vom Sandalenfilm also! Eher ein schwaches Werk aus der schier unerschöpflichen Reihe der italienischen Peplum-Ära!

            6
            • 5

              Unterirdische Prügel-Klamotte von Antonio Margheriti

              Auch Sophia Lorens Ehemann Carlo Ponti wollte vom Erfolg der Filme mit Bud Spencer und Terence Hill profitieren und produzierte mit zwei Doppelgängern diesen Klamauk-Streifen in Hong Kong, Sydney, Singapur und Bangkok. Der 1973 veröffentlichte Film ist auch unter den Titeln "Ming, Ragazzi!" und "Mr. Hercules against Karate" bekannt.

              Die beiden bärenstarken Blödmänner Dino (Alberto Terracina) und Parsifal (Fernando Bilbao) sind bei ihrer Arbeit in Australien so ungeschickt, dass sie von ihrem sächselnden (!) Boss prompt entlassen werden. Voller Frust schlagen sie erst einmal eine ganze Rugby-Mannschaft (u. a. mit den Stunt-Legenden Giovanni Cianfriglia und Pietro Torrisi) zu Brei und zerlegen gleichzeitig auch noch die Kneipe. Deren Besitzer ist aber so begeistert von den Dynamitfäusten der beiden Schnutenpolierer, dass er sie engagiert, um seinen Sohnemann in Hong Kong aus den Klauen eines üblen Kung-Fu-Meisters (George Wang) zu befreien. Gesagt, getan! Die beiden Prügelknaben fliegen nach Hong Kong und mischen dort ordentlich auf. Gegen Schellen und Dampfhämmer haben die kleinen Kung Fu Fighter natürlich keine Chance...

              Man merkt schon, dieser Streifen gehört in die Kategorie der allerliebsten Geschmacksverirrungen, im englischen Sprachraum auch als "guilty pleasure" bekannt. Bloß nicht zu ernstnehmen das Ganze! Eine Fortsetzung gab es mit diesem Prügel-Duo nicht, auch wenn die Kloppereien durchaus lustig sind. Aber der Rest...Herr Ponti wird wohl auf seinen Kosten sitzengeblieben sein.
              Der taiwanesische Schauspieler George Wang (1918-2015), der auch in "Zwei Schlitzohren in der gelben Hölle" von Antonio Sabato und Brad Harris vermöbelt wurde, macht seine Sache als fieser Antagonist aber ganz ordentlich.

              6
              • 7

                Frisch, frech, provokant und sehr französisch wird hier die alte und doch immer wieder neue Geschichte der sexuellen Abhängigkeit erzählt. Eine aufopferungsvolle Prostituierte (Anouk Grinberg) aus Lyon gabelt eines Nachts einen völlig verwahrlosten Obdachlosen (sehr viril: Gerard Lanvin) auf. Und dann kommt es, wie es kommen muss. Eine seltsame Liebesgeschichte der ganz besonderen Art nimmt ihren verhängnisvollen Lauf. In weiteren Rollen sind Valeria Bruni Tedeschi (die talentiertere Schwester der berühmteren Carla Bruni), Olivier Martinez (Der Husar auf dem Dach, 1995) und einige bekannte französische Schauspieler zu sehen. Regisseur Bertrand Blier (Sohn vom wunderbaren Bernard Blier) inszeniert unverblümt und direkt. Als Zuschauer schwankt man zwischen Lachkrampf und Fremdschämen. Auf der BERLINALE 1996 wurde Anouk Grinberg mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet. Völlig verdient!
                Auf jeden Fall ein sehr origineller Film!

                8
                • 7

                  Mit vollem Körpereinsatz versucht ein junger Israeli (Tom Mercier) in Paris seine jüdische Identität und seine hebräische Muttersprache loszuwerden. Dass das nicht einfach so gelingen kann, dürfte klar sein. Unterstützung findet er bei einem Pariser Pärchen (Quentin Dolmaire und Louise Chevillotte), doch auch das funktioniert nicht auf Dauer.
                  Rätselhaft und doch faszinierend! Auf der BERLINALE 2019 gab es dafür den Goldenen Bären. Ein magischer Moment ereignet sich, als in einer Rückblende israelische Soldatinnen und Soldaten spontan Gali Ataris "Hallelujah" (Siegertitel beim Eurovision Song Contest 1979) zu singen anfangen.
                  Kein Film für jeden Geschmack, aber absolut besonders!

                  8
                  • 7
                    ZeddaZogenau 11.04.2022, 19:18 Geändert 23.05.2022, 16:19

                    Auf den Spuren Hitchcocks: Anne Baxter und Richard Todd in einem Thriller von Michael Anderson

                    Bei der Recherche zu Regisseur Michael Anderson fiel mir auf, dass ich diesen Film vor langer Zeit gesehen habe, er mir aber als sehr sehenswert in Erinnerung geblieben ist. Deshalb habe ich mich entschlossen, auch ohne Neusichtung einen Kommi zu diesem britischen Schwarz-Weiß-Film zu schreiben.

                    Die südafrikanische Diamantenerbin Kimberly Prescott (OSCAR-Preisträgerin Anne Baxter) verbringt ihr luxuriöses Leben an der Costa Brava. Eines Tages taucht ein attraktiver Mann (GOLDEN-GLOBE-Gewinner Richard Todd) auf, der steif und fest behauptet, ihr Bruder Ward zu sein. Der ist aber vor einem Jahr in Südafrika tödlich verunglückt. Kimberly fühlt sich mehr und mehr von dem mysteriösen Fremden bedroht und ruft Inspektor Vargas (Herbert Lom) zu Hilfe. Dann überschlagen sich die Ereignisse...

                    Ein mysteriöser Plot, zwei hinreißende Hauptdarsteller, wunderschöne Schauplätze und überraschende Wendungen machen diese kleine Film-Perle zu einem großen Vergnügen. Zwischen Anne Baxter (1923-1985) und Richard Todd (1919-2009) knistert es richtig...kann das zwischen Schwester und Bruder möglich sein?

                    Ein toller Film, der unbedingt mal wieder zugänglich gemacht werden sollte!

                    9
                    • 9

                      Großartiger Spionage-Thriller mit George Peppard und Sophia Loren

                      In diesem britischen Film von Michael Anderson geht es um die V1 und die V2, die sogenannten Wunderwaffen Hitlers. Die Engländer haben Wind davon bekommen und suchen drei deutschsprachige Ingenieure, die sie als Spione nach NS-Deutschland einschleusen können. John Curtis (George Peppard, 1928-1994) und zwei andere Männer (Tom Courtenay, Jeremy Kemp) werden ausgewählt. Sie bekommen die Pässe unbekannt verstorbener niederländischer Ingenieure und werden per Fallschirm im Nazi-Reich abgesetzt. Bevor sie sich aber zum Dienst in Mittelbau-Dora anmelden können, gibt es eine Komplikation: Die wunderschöne Nora van Ostangen (Sophia Loren) sucht verzweifelt ihren Ehemann, dessen Identität inzwischen Curtis angenommen hat...

                      Sehr spannend, gut gespielt und durchaus um Authentizität bemüht wird hier ein spannendes Kapitel der Spionageschlacht zwischen den Alliierten und dem NS-Regime aufgefächert. Toller Film, der leider viel zu selten gezeigt wird!
                      Produziert wurde von Lorens Ehemann Carlo Ponti, weswegen man den Streifen durchaus als MakkaroniKombat zählen kann. Die Vorlage stammt von Duilio Coletti und Vittoriano Petrilli.

                      In weiteren Rollen sind Richard Todd, Paul Henreid und Ferdy Mayne zu sehen. Die wunderbare Barbara Rütting (1927-2020) spielt das Flieger-Ass Hanna Reitsch, erneut eine internationale Rolle, nachdem sie schon in den ebenfalls sehr empfehlenswerten Filmen "Zeit zu leben, Zeit zu sterben" (1958) und "Stadt ohne Mitleid" (1961) in Nebenrollen dabei war.

                      Die größte Schau liefert aber die phantastische Lilli Palmer (1914-1986) als Hotelchefin Frieda. Ihr Zusammentreffen mit Sophia Loren wird den Zuschauern unvergesslich bleiben.

                      Unbedingte Empfehlung! Gelegentlich auf SKY zu sehen!

                      7
                      • 5

                        Laurence Harvey als Croupier in Beirut

                        Anfang 1969 war die Zeit der GERMAN ADVENTURE FLICKS einfach vorbei. Der so lange erfolgreiche Filmproduzent Wolf C. Hartwig hat es mit seiner Rapid-Film bei diesem nur mäßig gelungenen Streifen noch einmal versucht. Dafür tat er sich mit dem italienischen Produzenten Alberto Grimaldi zusammen, was den in London und Beirut gedrehten Film allerdings auch nicht gerettet hat.
                        Nach seinem Auftritt in "Kampf um Rom" (1968) spielt der litauisch-britische Weltstar Laurence Harvey hier einen alkoholkranken Croupier, der in einem Casino in Beirut das ganz große Ding durchziehen soll. Aha!
                        Interessant ist immerhin die übrige Besetzung: Die Schwedin Ann-Margret darf auch mal ein Liedchen trällern, Ivan Desny und der argentinische Womanizer Alberto de Mendoza versprühen öligen Charme. Ein Totalausfall ist leider der UFA-Stummfilmstar Camilla Horn ("Faust" (1925)), ihre Rolle als affektierte Amerikanerin ist einfach nur nervig.
                        Ach ja, Laurence Harvey (1928-1973), der durch seinen genialen Auftritt in "Der Weg nach oben" (1958) unvergessen bleibt, wird wenigstens von dem großartigen Erik Schumann synchronisiert.
                        Nicht empfehlenswert!

                        8
                        • 7
                          ZeddaZogenau 10.04.2022, 09:21 Geändert 10.04.2022, 09:23

                          Perfides Gesellschaftsdrama von Claude Chabrol

                          Mon Dieu! Auch die sexuelle Libertinage kann in der französischen Bourgeoisie zu allerhand Verwicklungen führen. Hier trifft es eine junge Wetterfee (zauberhaft: Ludivine Sagnier) von einem Regionalsender in Lyon, die sich in einen viel älteren Erfolgsschriftsteller (Francois Berleand, kennt man aus den "Transporter"-Filmen) verliebt. Zu dumm nur, dass der alte Schmierlappen nur auf eine Affäre aus ist und sich nicht von seiner nachsichtigen Gattin (Valeria Cavalli) trennen will. Die Wetterfee lässt sich allerdings so einiges an sexuellen Sonderwünschen ihres verkommenen Galans bieten und ist nach der Trennung besonders enttäuscht. Wider Erwarten bekommt sie Unterstützung durch einen reichen Schnösel (superb: Benoit Magimel), der sich als überraschend einfühlsam entpuppt.Doch ihre Ehe steht unter keinem guten Stern. Die Schatten ihrer sexuellen Vergangenheit werden zu lang und entladen sich in einer aberwitzigen Verzweiflungstat...

                          Chabrol hat sich nach eigenen Angaben von der Geschichte des New Yorker Architekten Stanford White (1853-1906) inspirieren lassen. Dessen Geschichte ist in "Das Mädchen auf der roten Samtschaukel"(1955) und teilweise in "Ragtime" (1981) nach dem großartigen Roman von E. L. Doctorow aufbereitet. Beim bizarren Gebaren des Erfolgsschriftstellers in Chabrols Film kann man allerdings auch an die verqueren Verhaltensweisen des ehemaligen französischen Präsidentschaftskandidaten DSK, die im Zuge der 2011 gegen ihn erhobenen Vorwürfe bekannt wurden, denken. Da ist schon ganz schön was los in der französischen Oberschicht. Aber nicht nur dort, wie wir wissen. Die Franzosen hatten das Glück, einen Regisseur wie Chabrol (1930-2010) zu haben, der diese Dinge auf die Leinwand gebracht hat.

                          Ein Manko hat der Film: Die Chemie zwischen Sagnier und Berleand ist nicht greifbar genug, um das Verhängnisvolle dieser Beziehung sichtbar zu machen. Aber manche Dinge des Lebens sind ja auch schwer nachzuvollziehen.

                          8
                          • 7

                            Sarkastische Polit-Satire von Claude Chabrol

                            Zum Wahltag in Frankreich passt dieser fast 20 Jahre alte Film von Meisterregisseur Claude Chabrol noch immer nahezu perfekt. Mit gewohnter Schärfe seziert er das gehobene Bürgertum unseres Nachbarlandes und deckt genüsslich die dunklen Abgründe hinter den glanzvollen Fassaden auf.
                            Die großartige Nathalie Baye (*1948) spielt die Bürgermeister-Kandidatin einer Kleinstadt in der Nähe von Bordeaux, Anne Charpin-Vasseur. Diese ist in zweiter Ehe mit dem angesehenen Apotheker Gerard Vasseur (Bernard LeCoq) verheiratet. Beide stammen aus den beiden einflussreichsten Familien des Ortes und haben je ein eigenes Kind in die Ehe gebracht. Diese beiden herzigen jungen Leute, Michele und Francois (Melanie Doutey und Benoit Magimel), empfinden inzwischen mehr füreinander als Stiefschwester und -bruder. Und dann ist da noch die reizende Tante Line, die von der fabelhaften Suzanne Flon (1918-2005) gespielt wird, die schon in "Ein mörderischer Sommer" (1983) soooooooo großartig war. Als richtig fiese Flugblätter, die sich mit der unrühmlichen Vergangenheit der beiden Vorzeigefamilien beschäftigen, den Wahlkampf der Kandidatin aufmischen, bröckelt die Familienfassade...aber gewaltig!
                            Herrlich, das ist Politik-Unterhaltung vom Feinsten! Chabrol geht dahin, wo es weh tut. Natürlich nur ein bisschen, aber wirkungsvoll ist es auf jeden Fall. Wunderbar auch die kleine Szene mit dem Gegenkandidaten vom ganz rechten Rand. Süffisant und sehr französisch! Aber eben auch bezeichnend für die Politik der vergangenen Jahrzehnte! Man erinnere sich, welche berechtigte Schockwirkung es hatte, als im Jahre 2002 der Kandidat (den Namen lasse ich bewusst weg!!!) der damals noch sogenannten FN in die Stichwahl der Präsidentenwahl gelangte. Manche Dinge ändern sich leider nie, sondern werden eher schlimmer mit der Zeit!
                            Ein Zeitdiagnostiker wie Claude Chabrol ist auf jeden Fall immer zu empfehlen. So ein Filmemacher dieses Formats könnte auch im deutschsprachigen Raum hilfreich sein.

                            7
                            • 5 .5

                              Kirk Morris als Maciste in der Unterwelt

                              Regisseur Riccardo Fredda konnte es einfach nicht lassen. Und wieder musste er Maciste auf eine Reise durch Zeit und Raum schicken. Diesmal ging es sogar nach Schottland und ins 17. Jahrhundert. Unglaublich, was dem antiken Muskelprotz alles zugemutet wurde! In Karthago wäre es auf jeden Fall weniger verregnet gewesen! Aber egal! Durch einen Hexenbaum steigt unser Held doch tatsächlich in die Unterwelt, um den Fluch einer verbrannten Hexe aufzulösen. Naja!
                              Interessant ist die Besetzung: Hinter dem Namen Kirk Morris verbirgt sich nämlich der 1942 geborene Italiener Adriano Bellini. Der stramme Adriano war tatsächlich Gondoliere in Venedig und wurde dabei zufällig für den Sandalenfilm entdeckt. Was für eine Geschichte! Darüber hinaus ist auch die französische Schauspielerin Helene Chanel (*1941 in Deauville geboren) dabei.
                              In den west-deutschen Kinos wurden im Jahre 1962f. immerhin 340.000 Tickets verkauft. Nur für Freunde des Hexenhammers zu empfehlen!

                              7
                              • 7

                                Wie Deutschlandfunk Kultur gerade (09.04., 15h) meldet, ist der Schauspieler Uwe Bohm kurz nach seinem 60. Geburtstag überraschend verstorben.

                                RIP Uwe Bohm (1962-2022)

                                6
                                • 4 .5

                                  Ed Fury als Ursus (lat. der Bär) im Löwenrudel

                                  Kaum zu glauben, dass dieser äußerst schwache Sandalenfilm von Carlo Ludovico Bragaglia im Jahre 1962 1, 335 Mio. Tickets in den west-deutschen Kinos verkaufen konnte. An den ausgemergelten und wie betäubt wirkenden Löwen kann es nicht gelegen haben, dass so viele Menschen die Kinos gestürmt haben. Auch der amerikanische Bodybuilder Ed Fury (*1928) in der Titelrolle ist nicht der eindrucksvollste Peplum-Held jener Jahre. Als weibliche Antagonistin bezaubert Moira Orfei (1931-2015), die ja bekanntlich aus einer berühmten italienischen Zirkusfamilie stammt. Sie hat bestimmt auch die allzu lahmen Film-Löwen mit an den Set gebracht.
                                  Kein Glanzlicht aus der ölgetränkten Blütezeit der italienischen Sandalenfilme!

                                  6
                                  • 5 .5
                                    ZeddaZogenau 09.04.2022, 14:41 Geändert 09.04.2022, 14:56

                                    Gordon Scott als Maciste am Hofe des chinesischen Kaisers

                                    Eigentlich war Maciste eine Erfindung des italienischen Autors Gabriele D `Annunzio. Der mit herkulischen Kräften gesegnete Held aus der Geschichte Karthagos tauchte erstmals im italienischen Monumentalfilm "Cabiria" (1914) auf der Leinwand auf. Bartolomeo Pagano (1878-1947) wurde mit dieser Rolle zum Stummfilm-Star. Als nach den Herkules-Erfolgsfilmen von Steve Reeves in Italien die Peplum-Welle begann, wurde Maciste als Held quasi recycled. Dieses Mal wurde er aber nicht nur im antiken Karthago eingesetzt, sondern wo und wann immer ein muskelbepackter Heros vonnöten war.
                                    So kommt es, dass der amerikanische Bodybuilder Gordon Scott (1927-2007) in diesem Film in eine Auseinandersetzung zwischen dem mongolischen Großkhan und dem chinesischen Kaiser eingreifen muss. Da eine Nummer kleiner nicht möglich ist, muss Maciste mit seinen Bärenkräften dafür ein (allzu lächerliches) Erdbeben auslösen. In weiteren Rollen sind Yoko Tani, Gabriele Antonini und Helene Chanel zu sehen. Die franko-japanische Schauspielerin Yoko Tani (1928-1999) war in jenen Jahren mit Roland Lesaffre, dem Lieblingsschauspieler von Marcel Carne, verheiratet.
                                    Ganz bestimmt nicht der beste Sandalenfilm aus italienischer Herstellung, auch wenn Regisseur Riccardo Fredda in Fan-Kreisen durchaus Kultstatus hat.

                                    7
                                    • 6 .5
                                      ZeddaZogenau 09.04.2022, 11:11 Geändert 11.04.2022, 07:42

                                      Hans Albers und Hansjörg Felmy ermitteln in Essen

                                      Dieser Krimi-Schocker aus den 1950er Jahren weiß heutzutage nicht mehr so recht zu überzeugen. Hans Albers und Hansjörg Felmy ermitteln als Vater und Sohn bei der Polizei. Neben den kleinen Fischen, mit denen der leutselige Albers natürlich auf Du und Du ist, gibt es im Pott einen echt fiesen Mädchenmörder, der zum Ende des Films noch einmal groß (ultrafies: im Kindergarten!) aufspielen darf. Da wird der Film für einen kurzen Moment mal herrlich abgründig! Ansonsten gerät die Inszenierung von Eugen York allzu kitschig und altbacken. Ist wahrlich nicht der beste Film, den Kurt Ulrich (Rosen für den Staatsanwalt, Jons und Erdme) produziert hat. Auf jeden Fall sind tolle Schauspieler dabei: Mady Rahl, Werner Peters, Susanne Cramer (1936-1969), Agnes Windeck, Siegfried Lowitz, Maria Sebaldt, Ernst Stankowski und natürlich ganz große Klasse: Horst FRANK (1929-1999)!!!

                                      8
                                      • 7
                                        ZeddaZogenau 09.04.2022, 10:41 Geändert 28.01.2024, 14:20

                                        Maria SCHELL und Kommissar Haferkamps fünfter Fall

                                        Anfang der 1970er Jahre waren die letzten Reste der deutschsprachigen Filmindustrie so gut wie endgültig tot. Also mussten sich ehemalige Filmschaffende neue Betätigungsfelder im Fernsehen suchen. So kam es dazu, dass in den 1970er Jahren das westdeutsche Kino oftmals in den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten entstanden ist. Auch die TATORT-Reihe wurde zu einem gern genutzten Ausweichquartier, der spätere ACADEMY AWARD nominee Wolfgang Petersen (im Jahre 1983 war er gleich doppelt für DAS BOOT nominiert) hat da ja auch seine ersten Erfahrungen gesammelt.

                                        Doch auch für ehemalige Filmstars war ein Auftritt im TATORT lukrativ. Der aus DER ZERRISSENE VORHANG bekannte HITCHCOCK-Star Hansjörg FELMY (1931-2007) wurde sogar zu einem der beliebtesten Kommissare der 1970er Jahre. In diesem Fall bekommt er es mit einem waschechten Weltstar aus der deutschsprachigen Filmindustrie zu tun: Maria SCHELL (1926-2005)! Die spielt die mondäne Evelyn Stürznickel (sic!), die einen Einbrecher erschießt, der zuvor ihren grässlichen Schwiegervater erschlagen haben soll. Schnell gerät die sexuell sehr aktive Frau unter Mordverdacht. Doch damit fängt die ganze Geschichte überhaupt erst an...

                                        Schöne Bilder aus Essen, Haferkamp besucht mit seiner Ex (Karin EICKELBAUM) das Folkwang-Museum, trübe Impressionen von einem See im Sauerland. Und BAFTA AWARD nominee Maria SCHELL (1954 war sie für THE HEART OF THE MATTER und 1957 für GERVAISE nominiert) trägt Brillengestelle, um die sie Sophia LOREN beneiden würde. Schöner kann Nostalgie nicht sein!

                                        6
                                        • 7

                                          Von den Volten des Vergessens: Spaghetti-Western mit Antonio Sabato und Klaus Kinski

                                          Einen Gedächtnisverlust kann man sich im Wilden Westen nicht leisten. Genauso ergeht es aber Luke Barrett (Antonio Sabato), als er aus dem amerikanischen Bürgerkrieg nach Hause kommt. Dort ist nichts mehr so, wie es war. Welche Rolle spielt dabei Lukes Halbbruder Dingus (Klaus Kinski)?
                                          Mit Hilfe von Flashbacks geht Regisseur Nando Cicero der Geschichte langsam auf den Grund. Für einen Spaghetti-Western absolut ungewöhnlich! Antonio Sabato (1943-2021) und Klaus Kinski (1926-1991) liefern sich ein Psycho-Duell, bei dem selbstverständlich auch geschossen wird.
                                          Der auch als "Kugeln tragen keine Unterschrift" bekannte Film ist ein gelungener Genre-Beitrag mit psychologischen Untertönen.

                                          8
                                          • 5 .5

                                            Arztvisite in Ägypten mit O. W. Fischer und Nadja Tiller

                                            Da hat sich die FilmAufbau in Göttingen mal richtig was getraut: Um den Erfolgsroman "Doktor Ibrahim" (1935) von John Knittel zu verfilmen, ging es zu Außenaufnahmen an den Nil. Dort sind auch interessante Aufnahmen entstanden, man muss aber auch einen auf Ägypter geschminkten O. W. Fischer hinnehmen. Sowas wäre heute zu Recht undenkbar. Und es funktioniert auch nicht gut. Die deutschen Schauspieler (u. a. Robert Graf) wirken wie Fremdkörper im trubeligen Kairo.
                                            Der kleine Ibrahim (Michael Ande) wächst im Armenviertel auf und träumt davon, Mediziner zu werden. Der große Ibrahim (O. W. Fischer) wird als Arzt so erfolgreich, dass er auch in Paris und London praktizieren kann. Dabei muss natürlich die Liebe auf der Strecke bleiben, auch wenn ihm wunderschöne Frauen über den Weg laufen: verführerisch sexy wie Giulia Rubini, damenhaft kühl wie Elisabeth Müller und treusorgend anhänglich wie Nadja Tiller!
                                            Regisseur Rolf Thiele hat eine ziemliche Schmonzette in Szene gesetzt, die vor allem schöne Bilder zelebriert. Das ist ja auch was wert, aber als Geschichte überzeugt es nicht.

                                            6
                                            • 7

                                              Spätwerk aus der Schwarzen Serie mit Cornel Wilde und Richard Conte

                                              Mit seiner Theodora Productions wurde Schauspieler Cornel Wilde (1915-1989) in den 1950er Jahren auch zum Filmproduzenten. Und schuf dabei kleine Filmperlen, die zwar nicht innovativ, dafür aber mutig waren und unerschrocken Sehgewohnheiten in Frage stellten.
                                              Leutnant Leonard Diamond (Cornel Wilde) hat sich verrannt. Seit Jahren versucht er, den skrupellosen Gangster-Boss Mr. Brown (Richard Conte) hinter Gittern zu bringen. Eine letzte Chance bietet sich durch Susan Lowell (Wildes damalige Ehefrau Jean Wallace), die wunderschöne Geliebte des Gangsters...
                                              Das Besondere an diesem Nachzügler der eigentlich schon seit mehreren Jahren aus der Mode gekommenen Schwarzen Serie des Hollywood-Kinos der späten 1940er Jahre besteht darin, dass Sexualität und Gewalt für die damalige Zeit sehr deutlich dargestellt werden. Sexuelle Abhängigkeit, brutale Foltermethoden, zwei Killer (Lee Van Cleef als Fante, Earl Holliman als Mingo), die deutlich als homosexuelles Paar gezeigt werden...sowas konnte man im Hollywood-Kino Mitte der 1950er Jahre sonst nicht sehen.
                                              Unerschrockener Gangster-Film aus den Fünfzigern, der heute noch zu begeistern weiß!

                                              8
                                              • 6

                                                Skurriler Mysterien-Krimi aus Frankreich

                                                Ab 1907 veröffentlichte der erfolgreiche Schriftsteller Gaston Leroux (1868-1927), der heutzutage vor allem noch durch "Das Phantom der Oper" (1910) bekannt ist, mehrere Kriminalromane mit dem Reporter Joseph Rouletabille (Denis Poladyles) als vorwitzigem Ermittler. "Das gelbe Zimmer" ist dabei der erste Fall, in dem auch Rouletabilles Assi Sainclair (Jean-Noel Broute) eingeführt wird.
                                                Der vorliegende Film von Bruno Poladyles (Bruder des Hauptdarstellers) erschien 2003 und wurde in den französischen Kinos von immerhin 845.693 Besuchern gesehen. Nicht schlecht!
                                                Die Handlung selbst ist sehr skurril, tres francais und hat mitunter Längen. Das muss man mögen. Der Geist der Zeit, in der das Geschehen spielt, wird aber gut eingefangen. Großartige Darsteller des französischen Kinos wie Sabine Azema, Pierre Arditi, Claude Rich, Olivier Gourmet und Michael Lonsdale geben sich die Klinke in die Hand.
                                                Für Freunde von Agatha Christie und Arthur Conan Doyle durchaus zu empfehlen!

                                                7
                                                • 7 .5
                                                  ZeddaZogenau 22.03.2022, 13:02 Geändert 23.03.2022, 05:34

                                                  "Litauische Geschichten" mit Giulietta Masina und Richard Basehart

                                                  Was für ein Besetzungscoup! Bei der Sichtung von "Die Nächte der Cabiria" muss sich Erfolgs-Produzent Kurt Ulrich ("Schwarzwaldmädel" / "Rosen für den Staatsanwalt") wohl in die Hauptdarstellerin Giulietta Masina (1921-1994), die in Cannes mit der Silbernen Palme ausgezeichnet wurde, regelrecht schockverliebt haben. Für drei Filme engagierte der Produzent der Berolina Film die Gattin von Meisterregisseur Federico Fellini. "Jons und Erdme" nach einer Erzählung aus den "Litauischen Geschichten" von Hermann Sudermann (1857-1928) war der erste in dieser Reihe. Obwohl Sudermann heute so gut wie vergessen ist, war er mal so populär, dass selbst Marlene Dietrich in Hollywood in einer Verfilmung seines Romans "Das Hohe Lied" (1933) spielte.

                                                  In "Jons und Erdme" geht es um die tragische Liebesgeschichte zweier Außenseiter (Masina und Carl Raddatz), die als bettelarme Siedler in den Sümpfen Litauens gegen die Unbill der Natur und der menschlichen Existenz ums Überleben kämpfen müssen. Das geschieht so eindringlich und bestürzend, dass man glauben könnte, der italienische Neorealismo werde mit den Tragödien des Sowjet-Kinos gekreuzt. Absolut ungewöhnlich für einen Film der west-deutschen Filmindustrie!
                                                  Mit 842.000 (Quelle: InsideKino) verkauften Tickets (im Verleih der Deutschen Film Hansa) sorgte der in Polen und im Tempelhofer Filmstudio gedrehte Film im Box Office nicht gerade für Furore. Das macht aber gar nichts. Regisseur Victor Vicas (1918-1985), der auch "Zwei unter Millionen" mit Hardy Krüger gedreht hat, ist ein beeindruckender Film gelungen. Besonders die Szenen der über Jons und Erdme hereinbrechenden Sturmflut sind grandios. An der Kamera stand Bergman-Spezi Göran Strindberg, für die Bauten sorgte der spätere Oscar-Preisträger Rolf Zehetbauer.

                                                  Und dann die Besetzung! Neben der Masina und Raddatz Karin Baal als beider Tochter, Moby-Dick-Star Richard Basehart (1914-1984) als freundlicher Nachbar und sinnlicher Liebhaber von Erdme, Agnes Fink als dessen kränkliche Frau, Gert Fröbe, Berta Drews, Werner Peters, Siegfried Wischnewski als Quacksalber und Dietmar Schönherr als Seifenfabrikant! Großartig! So viel Elend (damit sind nicht die vorzüglichen Schauspieler gemeint, sondern die Handlung!) auf der Leinwand, dass es einem das Herz zerreißt!

                                                  Leider war auch Kurt Ulrichs nächster Film ("Das kunstseidene Mädchen", 1960) mit der großartigen Giulietta Masina kein Kassenschlager. Zu einem dritten Film kam es dann nicht mehr. So übernahm dann Hildegard Knef die Rolle der Seeräuber-Jenny in der "Dreigroschenoper" (1962).

                                                  Giulietta Masinas wunderbares Gastspiel in der deutschsprachigen Filmindustrie ist uns aber erhalten geblieben und sollte dringend wiederentdeckt werden.

                                                  8
                                                  • 7 .5

                                                    Erster Fall für Tommy und Tuppence

                                                    Kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges trifft Tommy Beresford (James Warwick) zufällig seine Jugendfreundin Tuppence Cowley (Francesca Annis) wieder. Beide sind arbeitslos und suchen dringend nach einem Job, was so kurz nach dem Krieg ein aussichtsloses Unterfangen für die jungen Leute ist. Gemeinsam schmieden sie einen verwegenen Plan: Sie machen sich selbstständig und gründen eine Art von Privatdetektei, eine "Abenteurer-GmbH". Und tatsächlich, schon bald werden sie vom britischen Geheimdienst engagiert und geraten in ein wahnwitziges Abenteuer...

                                                    Tommy und Tuppence sind ein im deutschsprachigen Raum etwas weniger bekanntes Ermittlergespann von Agatha Christie. Nach diesem ersten Roman, der im Jahre 1922 als "The Secret Adversary" veröffentlicht wurde, tauchten Tommy und Tuppence in verschiedenen Romanen und Erzählungen bis etwa 1970 immer mal wieder mit neuen Abenteuern auf. Genau wie ihre Autorin wurden die beiden älter und durchlebten verschiedene Lebensphasen. Außerdem sind die zwei unfassbar witzig und sehr charmant. Die Chemie zwischen den beiden Figuren passt perfekt, sowohl im Roman ais auch in der Verfilmung. Kunststück! Francesca Annis und James Warwick waren inzwischen so aufeinander eingespielt, dass sie schlichtweg perfekt als Tommy und Tuppence sind.
                                                    Nach den Erfolgen mit "Warum haben Sie nicht Evans gefragt?" und "Das Geheimnis der sieben Zifferblätter" brachte die Produktionsfirma London Weekend Television für den Privatsender ITV diese Verfilmung heraus, die quasi zum Pilotfilm für die Serie "Detektei Blunt" werden sollte und genauso empfehlenswert ist.
                                                    Ach ja, im vorliegenden Film spielt auch Bond-Lady Honor Blackman (1925-2020) mit. Und Wolf Kahler ist als geheimnisvoller Deutscher dabei.
                                                    Nostalgischer Spaß für alle Agatha-Christie-Fans!

                                                    6