ZeddaZogenau - Kommentare

Alle Kommentare von ZeddaZogenau

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    Letzter Auftritt von Joan Hickson als Miss Marple

    Miss Marples bedauernswerte Freundin Mrs Bantry (Gwen Watford), die wir bereits aus "Mord in der Bibliothek" kennen, ist wieder am Start. Inzwischen (der vorliegende Roman erschien im Jahre 1962) ist die gute Dolly verwitwet und hat ihren Landsitz verkaufen müssen: an eine aus England ausgewanderte Schauspielerin, die es inzwischen zum Hollywood-Star gebracht hat. Diese Marina Gregg (Claire Bloom) dreht jetzt in einem Londoner Studio einen Film als Kaiserin Elisabeth, die mit den tragischen Geschehnissen von Mayerling konfrontiert wird. Marina stammt zwar aus der Gegend, ist inzwischen aber eine äußerst kapriziöse Diva. Mit ihrem treusorgenden Regisseurs-Ehemann (Barry Newman) residieren die Neureichs nun in Dollys Landsitz und machen Lebeschön. Eines Tages geben die Diva und ihr Mann eine Willkommensparty, bei der es zu einem schrecklichen Ereignis kommt. Natürlich ist auch Miss Marple (Joan Hickson) anwesend...

    Was für ein Genuss! Mit dieser am 27.12.1992 zum ersten Mal ausgestrahlten Episode hatte es die großartige Joan Hickson (1906-1998) wirklich geschafftund alle Auftritte von Miss Marple abgedreht. Eine bravouröse Leistung! Zumal die Hickson inzwischen schon mehr als 80 Lenze zählte! Claire Bloom (*1931) brilliert als heimgekehrte Diva, schwankend zwischen Euphorie und Depression, Starallüren und völliger Überforderung durch die Alltäglichkeiten des wahren Lebens. Angelehnt ist ihre Marina Gregg natürlich an die unvergessene Elizabeth Taylor (1932-2011), die zur Zeit der Veröffentlichung des Romans gerade "Cleopatra" (1963) in den Londoner Pinewood Studios (in der römischen Cinecitta wurde aber auch gedreht!) abdrehte.
    Claire Bloom war ja selbst ein großer Filmstar, hatte mit Charlie Chaplin in "Rampenlicht" (1952) gespielt, musste sich von Maria Schell in "Die Brüder Karamasow" (1957) den Mann ausspannen lassen und hatte auch den deutschen Film in "Schachnovelle" (1960) mit Curd Jürgens beehrt. Zur Zeit der Dreharbeiten der Miss-Marple-Folge war die Bloom mit dem exzentrischen Schriftsteller Philip Roth ("Portnoys Beschwerden"), dem der Literatur-Nobelpreis leider versagt geblieben ist, in eine unheilvolle Ehe verstrickt.

    Von der Auflösung des Krimiplots darf hier nichts verraten werden. Nur soviel: Die tragischen Ereignisse sind von Geschehnissen inspiriert, die dem tatsächlichen Hollywood-Star Gene Tierney (1920-1991) zugestoßen sind. So furchtbar, dass einem das Herz für einen Moment aussetzt!

    Der wunderbaren Joan Hickson kann man nicht genug Lobpreisungen zukommen lassen. Wie großartig, dass sie ihr Werk vollenden konnte! Auch nach dreißig Jahren nostalgisch schön und unbedingt sehenswert!

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      ZeddaZogenau 19.03.2022, 13:27 Geändert 19.03.2022, 13:30

      Großartige Polit-Serie aus Italien

      Wer in der ersten Hälfte der 1990er Jahre schon politisch interessiert war, konnte kaum glauben, was damals in Italien geschah. Ein Mailänder Untersuchungsteam namens "Mani pulite" (Saubere Hände) sorgte mit seinen Ermittlungen dafür, dass das politische System Italiens krachend zusammenbrach. Christdemokraten und Sozialisten, die sich bis dahin die Staatsklinke in die Hand gegeben hatten, mussten aufgrund ihrer Verstrickungen mit der Mafia sang- und klanglos untergehen - und es folgte: Silvio Berlusconi! Wie es dieser ranzige Fernsehsenderchef und undurchsichtige Immobilienhai in höchste Staatsämter schaffen konnte, blieb für alle Nicht-Italiener ein unlösbares Rätsel. Bis Hauptdarsteller Stefano Accorsi auf die geniale Idee kam, sich diese großartige Serie auszudenken, die neben "Borgen" aus Dänemark zum Besten gehört, was Serien-Europa zu bieten hat.
      Worum geht es? Sechs Personen aus der italienischen Gesellschaft werden durch die Erschütterungen, die durch Mani pulite ausgelöst werden, gehörig durcheinandergewirbelt. Leonardo Notte ist ein schmieriger Werbefachmann, der aber auch so gar nichts anbrennen lässt. Für CoppaVolpi-Preisträger Stefano Accorsi muss es eine wahre Freude gewesen sein, sich mit jeder schönen Frau der Serie eine hocherotische Bettszene ins Drehbuch schreiben zu können. Das sei ihm aber ausdrücklich gegönnt, denn seine Rolle und die ganze Serie überhaupt sind phantastisch gelungen. Pietro Bosco (Guido Caprino), Ex-Irakkrieg-Soldat und Ex-Rugbyspieler, wird durch einen dummen Zufall als Vertreter der gerade entstandenen Lega Nord ins Parlament gewählt. Die schöne Veronica Castello (Miriam Leone) ist als Gelegenheits-Prostituierte unterwegs und träumt von einer großen Karriere. Da die römische Filmindustrie vor wenigen Jahren erst untergegangen ist, ist sowas nur im Fernseh-Imperium von Berlusconi möglich ist, das in jenen Jahren vielen leichtbekleideten Frauen Beschäftigungsmöglichkeiten bot. Luca Pastore (Domenico Diele) arbeitet bei Mani pulite und möchte unbedingt herausfinden, welcher Unternehmer für die verseuchten Blutkonserven verantwortlich ist, die ihn mit dem AIDS-Virus infiziert haben. Die aparte Beatrice Mainaghi (Tea Falco) ist eine rotzige Erbin eines superreichen Mailänder Unternehmers, muss aber bald schon erkennen, dass die süditalienische Mafia auch in Mailand schon äußerst vernetzt ist. Und dann ist da noch der undurchsichtige Rocco Venturi (Alessandro Roja), ein sympathischer Kollege von Luca, der aber so eine ganz eigene Agenda verfolgt...
      Regisseur Guiseppe Gagliardi (auch "Die Toten von Turin" sollen wohl ganz gelungen sein) lässt diese sechs Personen aufeinander los und zeichnet ganz nebenbei das Bild eines Italiens in einem gewaltigen Umbruch. Das ist so großartig gemacht. Das sollte man unbedingt gesehen haben! Es kommt alles vor: die Mafia-Attentate auf Sizilien, radioaktive Waffen während des Irak-Kriegs, das grenzdebile Fernsehprogramm von Berlusconis Sendern, der Untergang des italienischen Parteiensystems und die famose Idee, ausgerechnet einen schmierigen und korrupten Alleinunterhalter-Unternehmer zum neuen Hoffnungsträger zu machen. Donald Trump und seine Unterstützer haben sich ganz sicher inspirieren lassen. BRRRRRRRRR!
      Zwei weitere Darsteller seien hier noch ausdrücklich erwähnt: Elena Radonicich spielt eine Enthüllungsjournalistin und ist gleichzeitig Veronicas große Schwester, Gianfelice Imparato ist ein zynischer Christdemokrat, der den tumben Polit-Neuling Pietro unter seine Fittiche nimmt.
      Ach ja, im Management von SKY Italia, das diese Ausnahme-Serie produziert hat, war Nils Hartmann aus Deutschland für die Produktion von "1992", seinen Nachfolgern "1993" und "1994", "Gomorrha" und "Der junge Papst" zuständig. Eine Erfolgsbilanz, die sich sehen lassen kann. Seit wenigen Monaten ist Nils Hartmann auch für die Serienproduktion von SKY Deutschland zuständig. Mal sehen, was da noch so alles kommt!
      Diese Serie lohnt sich auf jeden Fall! Unbedingt angucken! Man mache sich nichts vor: Bella Italia ist überall!

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        ZeddaZogenau 18.03.2022, 21:53 Geändert 20.03.2022, 09:43

        Hitchcock-Klassiker mit Montgomery Clift und O. E. Hasse

        Ein Mörder beichtet die Tat einem Priester. Das ist die Ausgangslage dieses etwas weniger bekannten Thrillers von Alfred Hitchcock. Diesen wunderbaren Film drehte der Meisterregisseur im katholisch geprägten Quebec. Sehr gute Wahl!
        Den Priester spielt Montgomery Clift (1920-1966), den Mörder der großartige deutsche Schauspieler O. E. Hasse (1903-1978). Natürlich gerät der Priester fälschlicherweise unter Verdacht, muss aber wegen des Beichtgeheimnisses schweigen. Außerdem würde er eine frühere Freundin (Oscar-Preisträgerin Anne Baxter) kompromittieren. Den ermittelnden Inspektor gibt Karl Malden (Die Straßen von San Francisco), die Ehefrau des deutschstämmigen Mörders spielt die wunderbare Dolly Haas (1910-1994). Was für eine großartige Besetzung!

        Das Drehbuch dieses für Hollywood-Major WARNER gedrehten Films schrieb George Tabori (1914-2007), der später für seine grandiosen Theaterstücke ("Weisman und Rotgesicht" habe ich 1992 am Deutschen Theater in Göttingen gesehen) bekannt wurde. Die Vorlage der Handlung stammt von Paul Anthelme.

        Ein atmosphärisch sehr gelungener Film, den man unbedingt wiederentdecken sollte. Besonders O. E. Hasse ist phantastisch in seiner düsteren Rolle. Kurz vor seinem Tode konnte man den in der bundesrepublikanischen Filmindustrie vielbeschäftigten Schauspieler noch einmal in einer sehenswerten Folge der Krimi-Serie DER ALTE (Konkurs, 1977) erleben. Ebenfalls empfehlenswert!

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          Grandioser Polit-Thriller mit Henry Fonda und Charles Laughton

          Obwohl er mit Marilyn Monroe den Klassiker "Bus Stop" (1956) gedreht hatte, ist dem UnterDerSonneKaliforniens-Star Don Murray (*1929) die ganz große Hollywood-Karriere versagt geblieben. Das dürfte wohl mit der mutigen Rollenauswahl des unerschrockenen Schauspielers in diesem Film von Otto Preminger (1905-1986, hier auch Produzent) zusammenhängen.

          Der schon kränkliche US-Präsident (Franchot Tone) will einen tüchtigen Professor (Henry Fonda) zum neuen Außenminister machen. Der wird nun auf Schwachstellen in seiner Vita durchleuchtet. Besonders bissig agiert da ein von Charles Laughton gespielter Senator. Tatsächlich gibt es auch Anzeichen von kommunistischen Umtrieben in der Vergangenheit des Professors. Aber auch der idealistische Senator Anderson (Don Murray), der den Begutachtungsausschuss leitet, hat etwas zu verbergen. War er doch in jungen Jahren heimlich in einen knackigen Mitsoldaten (John Granger) verliebt. Es kommt sogar zur ersten Szene in einem Hollywood-Film, die in einer Bar für Homosexuelle spielt. Mutig und unerschrocken! Jetzt geht das politische Intrigenspiel erst richtig los!

          WOW! Das ist wirklich mal eine Ansage von einem Hollywood-Film! Sowas konnte wohl nur ein unabhängiger Produzent vom Schlage des österreichischen Regie-Giganten Otto Preminger bringen. Verliehen wurde der Film dann vom Mini-Major COLUMBIA. Die Vorlage stammte vom NEW YORK TIMES - Journalisten Allen Drury.
          In weiteren Rollen kann man Gene Tierney und Kennedy-Schwager Peter Lawford erleben. Eine tolle Nebenrolle als unscheinbarer Vize-Präsident hat Lew Ayres (1908-1996) inne, unser unvergessener Paul Bäumer aus "Im Westen nichts Neues" (1930). Man weiß ja, ein Vize-Präsident ist immer nur einen Herzschlag vom Weißen Haus entfernt. Und dann gibt es noch das Kino-Debüt des kürzlich verstorbenen Golden Girls Betty White (1922-2021). Sie spielt die Senatorin Bessie Adams. Tja, und für Don Murray hat sein unerschrockener Leinwand-Auftritt wohl bedeutet, dass von nun an die Hauptrollen ausblieben. Schade! Aber dafür kam es dazu, dass er von 1979 bis 1981 als Sid Fairgate aus dem Seaview Circle in Knots Landing zu sehen war. So kann es laufen in Hollywood!

          Ein sehr sehenswerter Polit-Film, durch den man sehr viel über das politische System der USA erfährt. Mutig und entschlossen! In der deutschsprachigen Filmindustrie ist man zu dieser Zeit so ein Risiko leider nicht eingegangen. Dabei hätte man nur den Mut haben müssen, Wolfgang Koeppens Roman "Das Treibhaus" zu verfilmen. Da war Hollywood einfach schon weiter - dank eines Einwanderers wie Otto Preminger!

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            Doris DAY und der Stromausfall von New York City

            So ein Pech aber auch! Wegen eines gigantischen Stromausfalls in NYC muss das Stück von Broadway-Star Maggie Garrison (Doris Day), die in Hollywood trotz fortgeschrittenen Alters noch immer als "Jungfrau vom Dienst" vermarktet wird, leider ausfallen. Dumm nur, dass Maggie ihren Göttergatten (Patrick O`` Neal) zu Hause in flagranti mit einer Klatschjournalistin (Lola Albright) ertappt, von der sie wenige Stunden zuvor noch interviewt worden war. Voller Wut rauscht Maggie ins eigene Landhaus davon. Durch unglückselige Zufälle trifft sie dort auf den schmierigen Waldo (Robert Morse), der gerade seinen Arbeitgeber um einen Haufen Geld erleichtert hat. Wie es bei Doris Day (1922-2019) nun mal so ist, kommt es jetzt zu haarsträubenden Komplikationen, die schon leicht an der Geschmacksgrenze vorbeischrammen. Irgendwann taucht auch noch ihr Broadway-Regisseur (Terry-Thomas) auf, der ein niedliches kleines Spanner-Guckloch in Maggies Garderobe hat. Sachen gibt es!

            Diese schon etwas allzu sehr vom 68er-Zeitgeist verunstaltete Komödie sollte Doris Days vorletzter Kinofilm werden. Einen richtigen Neustart ihrer Karriere als Mrs. Robinson in "Die Reifeprüfung" hatte sie sich ja leider nicht zugetraut. Die Zeit war wohl einfach ein bisschen über diese großartige Komödiantin hinweggegangen.

            Überhaupt sollte auf Doris Day, die in wenigen Wochen ihren 100. Geburtstag hätte feiern können, in den folgenden Jahren einiges zukommen. Ihr Ehemann Martin Melcher (1915-1968) war schon vor der Premiere von "Als das Licht ausging" verstorben und hatte ihre gesamten Filmgagen der letzten zwei Jahrzehnte durchgebracht. Außerdem hatte er ohne ihr Wissen mit der CBS einen Vertrag über eine Fernsehshow (Doris Day Show) abgeschlossen, die dann aber mehrere Jahre erfolgreich lief. Im August 1969 sollte dann ihr Sohn Terry Melcher das eigentliche Opfer der Manson Family werden. Sein Haus war aber schon an Roman Polanski und Sharon Tate weitervermietet worden...der Rest ist Geschichte! Kein Wunder, dass Doris Day von da an extrem öffentlichkeitsscheu wurde.

            Diese MGM-Produktion ist wahrlich nicht Doris Days bester Film, aber ihr Auftreten adelt ja jeden Stuss!

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            • 7 .5

              Adele Neuhauser versus Murathan Muslu - herausragender TATORT aus Wien

              Als im März 2011 der allererste TATORT (VERGELTUNG) mit Major Bibi Fellner (Adele Neuhauser) ausgestrahlt wurde, hatte der ORF einen Volltreffer gelandet. Mit der phantastischen Adele Neuhauser wurden die strunzlangweiligen Wien-TATORTE mit Harald Krassnitzer als Oberstleutnant Eisner zu den Glanzlichtern der Reihe.
              Am 15.09.2013 wurde dann dieses Schmuckstück ausgestrahlt. Und wieder geht es hart zur Sache: Armutsprostitution, überbordende Gewalt, skrupellose Zuhältertypen. Ein niedlicher kleiner Bengel (klasse: Abdülkadir Tuncer) spritzt eine gerade rauchende Aussteigerin aus dem Milieu per Wasserpistole mit Benzin an. Die furchtbare Katastrophe nimmt ihren Lauf.
              Was dann kommt, zeigt Bibi in absoluter Hochform. Diese schon leicht derangierte Polizeibeamtin war einst von der Sitte kommend zur Mordermittlung gestoßen. Noch nicht deformiert durch eiskalte Professionalität zeigt Adele Neuhauser ihre Bibi als eine Frau, die sich noch nicht mit den furchtbaren Verhältnissen abgefunden hat. Die noch immer bereit ist, den Kampf aufzunehmen. Und wie!!! Großartig, wie Bibi im Boxring auf den von Murathan Muslu phantastisch gespielten Zuhälter losgeht. Das muss man gesehen haben! Phantastisch!
              Danach war der 1981 geborene Murathan Muslu reif für Kino-Rollen. Schöne Auftritte hatte er seitdem im Berlinale-Beitrag "Wilde Maus" (2017) und im Flugzeug-Schocker "7500" (2019).
              Aber dieser TATORT ist vor allem Adele Neuhausers Show. Natürlich sind die aktuellen Fälle nicht mehr ganz so stark wie die ersten Auftritte von Bibi Fellner, aber den Tag, an dem man Adele Neuhauser in den TATORT brachte, sollte sich der ORF als Festtag in den Kalender eintragen. Gute Entscheidungen dieser Art sind bei den Öffis ja eher Mangelware.

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              • 7 .5

                Als Super-Gangster Don mischt Shah Rukh Khan diesmal Berlin auf, das mit diesem launigen Unterhaltungsfilm auch vom indischen Kino entdeckt wird. Neben der bezaubernden Priyanka Chopra Jonas bleibt vor allem Florian Lukas mit seinem Auftritt als Berliner Kommissar in Erinnerung. Der sympathische WEISSENSEE-Star, der durch "Good Bye, Lenin!" (2003) unsterblich geworden ist, feiert am heutigen 16. März seinen 49. Geburtstag. GLÜCKWUNSCH!!!

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                • 8

                  Beginn der Miss-Marple-Serie mit Joan Hickson

                  Mit "Die Tote in der Bibliothek" war es soweit: Nach und nach wurden alle Romane Agatha Christies mit Miss Marple in der Hauptrolle für das Fernsehen verfilmt. Das Besondere war, dass man sich sehr eng an die literarischen Vorlagen hielt. Und Joan Hickson kam der Figur der Miss Marple einfach am nächsten. Weihnachten 1984 lief der Dreiteiler im Vereinigten Königreich, ab August 1986 in den dritten Programmen der ARD.
                  In der Bibliothek der reichen Bantrys wird eine leichtbekleidete Tote gefunden. Niemand weiß, wie diese junge Frau dahin gekommen ist. Allzu leicht fällt der Verdacht auf den konservativen Colonel Bantry (Moray Watson). Seine Ehefrau Dolly (Gwen Watford) ist verzweifelt. Sie bittet ihre gute Freundin Jane Marple (Joan Hickson) um Hilfe. Gemeinsam quartieren sich die beiden Damen in einem Strandhotel ein, wo die Ermordete - wie man inzwischen weiß - als Eintänzerin arbeitete.
                  Herrlich britisch und mit nostalgischem Charme wird ein Tableau der damaligen Gesellschaft des Vereinigten Königsreichs gezeichnet. Der Roman war 1942 erschienen, was auch in etwa mit der Handlung übereinstimmt. Agatha Christies Romane sind auch immer Seismographen der tatsächlichen Ereignisse, was auch in den noch folgenden Fernsehverfilmungen zum Tragen kommt. Viele Verdächtige, seltsame Verwicklungen, aber durch ruhiges Nachdenken und Beobachten kommt Miss Marple den Geschehnissen auf die Spur.
                  Die Darsteller sind allesamt vorzüglich, ein wenig stechen Jess Conrad als muskulöser Tennistrainer und Stings Ehefrau Trudie Styler als flotte Josie Turner heraus. Die arme Dolly Bantry sollte dann auch in "Mord im Spiegel" einen weiteren Auftritt haben.
                  Ein wunderbares Vergnügen! Vor allem dann, wenn man den Roman vor 35 Jahren gelesen und die Auflösung schon wieder vergessen hat!

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                  • 6 .5
                    ZeddaZogenau 16.03.2022, 11:45 Geändert 16.03.2022, 11:50

                    Ungewöhnliches Liebes-Drama mit Jodie Foster und Mark Harmon

                    Billy Wyatt (Mark Harmon) ist ein heruntergekommener Ex-Baseballspieler, der mit weiblichen Zufallsbekanntschaften in heruntergekommenen Motels abhängt. Da erreicht ihn die Nachricht, dass seine Jugendfreundin Katie Chandler (Jodie Foster) Selbstmord verübt hat. Er soll sich um ihre Asche kümmern und einen passenden Ort für diese finden. Billy erinnert sich zurück an seine Kindheit und Jugend, als die etwas ältere Katie ein Babysitter und dann später eine wichtige Begleiterin seines Lebens war. Billy fasst neuen Mut und zerstreut die Asche im Meer, an einer Stelle, die er gemeinsam mit Katie besucht hat.
                    Dieser ungewöhnliche Film von Hollywood Major WARNER kam im August 1988 nur kurz in die amerikanischen Kinos und lebt ganz von der grandiosen Darstellung von Jodie Foster. In Deutschland lief der Film gleich im Privatfernsehen, als Jodie Foster im März 1989 für "Angeklagt" ihren ersten Oscar bekam. Für eine Oscar-Preisträgerin wirkte "Katies Sehnsucht" allzu klein und unscheinbar, aber das machte Jodie Foster ja schon immer aus, dass sie allein durch ihre Präsenz auch kleine Rollen oder Filme in den Mittelpunkt des Interesses rücken konnte. FLAMINGO ROAD-Star Mark Harmon gibt wie gewohnt den attraktiven Strahlemann, dem keine Frau widerstehen kann. Aber auch er zeigt hier Brüche und Unsicherheiten, die diesem sehr ungewöhnlichen Film zuträglich sind.
                    Ein Geheimnis bleibt: Warum hat sich Katie eigentlich das Leben genommen? Wie es im Leben halt so ist, nicht alles kann man erklären...

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                      Routiniertes Star-Vehikel mit Sonja Ziemann und Ivan Desny

                      In den 1950er Jahren waren Flugreisen noch etwas Spektakuläres. Da lag es nahe, Publikumsliebling Sonja Ziemann (1926-2020) als attraktive Stewardess bis nach Athen fliegen zu lassen. Diese Irrungen und Wirrungen einer Flugbegleiterin reißen heutzutage nicht mehr so recht vom Hocker, sind aber ausgesprochen gut besetzt. Als verheirateten Galan der liebesbedürftigen Hauptdarstellerin sehen wir Ivan Desny (1922-2002). Seine kränkliche Ehefrau gibt "Geierwally" Barbara Rütting (1927-2020). Den schmucken Piloten, mit dem Sonja Ziemann ins am Ende vieler Umwege stehende Happy End ausweichen kann, spielt Claus Biederstaedt (1928-2020). Zwei Nebendarsteller sind hervorzuheben: die 1930 geborene Maria Sebaldt als kesse Stewardess, die einen Schweden heiratet, obwohl sie kein Schwedisch versteht, und Louis De Funes (1914-1983), der erst in den 1960er Jahren zu dem französischen Kassenmagneten werden sollte.
                      Belanglose Massenunterhaltung aus den Bavaria Filmstudios, aber damals gab es im deutschsprachigen Raum wenigstens noch eine nennenswerte Filmindustrie!

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                        Am heutigen 10. März feiert TATORT-Star Mark Waschke seinen 50. Geburtstag. Aus diesem Anlass sei auf den Fernsehfilm verwiesen, der gestern in der ARD gesendet wurde und sicherlich in der Mediathek weiterhin zu sehen ist.
                        An der Seite von Wanja Mues spielt Mark Waschke ein schwules Paar, das nach einem tragischen Unglücksfall mit der Erziehung der 15jährigen Tochter (klasse: Hannah Schilling) des einen Mannes konfrontiert wird. Dabei werden Probleme wie unbewältigte Trauer, homophobische Anwandlungen und eine wahnhafte Religiosität einerseits platt und andererseits in Ansätzen poetisch miteinander verwoben.
                        Störend an deutschen Fernsehfilmen finde ich allzu oft die penetrant überordentliche Ausstattung: Der Rhododendron im Vorgarten blüht in diesem Fernsehfilm aufreizend üppig, die Inneneinrichtung ist wie aus dem untergegangenen QUELLE-Katalog (wohl dem, der den noch kennt!) geleckt und "gestylet".
                        Die schauspielerischen Leistungen versöhnen aber, und die Bilder aus Hamburg (gedreht wohl schon 2019) sind wirklich sehr schön. Als boshafte Spitze: Die Filmfigur von Mark Waschke ist ein ehemaliger Zehnkämpfer, der im Verlauf der Handlung doch tatsächlich eine Anfrage vom RTL-DSCHUNGELCAMP erhält, und das dann auch scharfzüngig kommentiert. Solche kleinen Momente sind sehr erfrischend.
                        Wahrlich kein Meisterstück, aber in der ARD laufen sonst weniger gelungene Sachen.

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                          ZeddaZogenau 07.03.2022, 13:57 Geändert 07.03.2022, 16:02

                          Zedda kommentiert in loser Folge Lieblingsfilme seiner MP-Buddies

                          Heute: VERTIGO60

                          Das ist nun schon "Ein weites Feld", geschätzter Vertigo, dass ich mich durch diese ausgezeichnete Literaturverfilmung dazu verpflichtet sehe, bis zum sehr verehrten Meister Theodor Fontane (1819-1898) zurückzugehen. Denn auf seiner "Effi Briest" fußt die von der legendären Ilse Kubaschewski (Divina-Film, Gloria-Verleih) produzierte Verfilmung.
                          Und alle im Roman liebgewonnenen Figuren treten auf: der enthusiastische Apotheker Alonso Gieshübler (Günther Lüders), der seine Homosexualität im wilhelminischen Kaiserreich noch nicht ausleben konnte, die eisblonde Haushälterin Johanna (wunderbar: die spätere Frau vom "Hexer" Margot Trooger), die ihre Chance, die zweite Frau von Innstetten zu werden, schon irgendwann noch nutzen wird, die wunderbare Sängerin Marietta Tripelli (Lola Müthel), die eigentlich als Marie Trippel geboren wurde. Und dann natürlich eine Neben-Figur, die ich besonders liebe: die aus dem katholischen Eichsfeld stammende Roswitha (Lotte Brackebusch, 1898-1978) die der armen Effi bis zu ihrem grässlichen Ende beistehen wird. Was für Figuren! Was für ein großartiger Roman! Und dabei waren das nur Nebenfiguren, die ganz am Rande der Handlung erscheinen!
                          Lil Dagover und Paul Hartmann überzeugen als Mutter und Vater Briest, die ihre einzige Tochter mit dem ehemaligen Verehrer der Mutter verheiraten, da dieser - wider Erwarten - es inzwischen zum Landrat gebracht hat, während der olle Briest auf seinem Landsitz verschimmelt. Der ewige Liebhaber Carl Raddatz gibt den feurigen Major von Crampas, der sich beim Abschied Effis nach Berlin mit seinem feurigen Hengst brav in den Schatten stellt. Den steifen Innstetten, der sein kleines Frauchen so gern mit Gespenstergeschichten gefügig macht, spielt der spätere Golden-Globe-Gewinner Bernhard Wicki (1960 natürlich für "Die Brücke", ein famoser Regisseur war er ja auch noch). Und als Effi: die phantastische Ruth Leuwerik, die wir beide über alle Maßen verehren, lieber Vertigo! Was war diese Ruth Leuwerik doch für ein Star in dieser bundesrepublikanischen Filmindustrie! Diese Frau konnte alles spielen.
                          Gedreht wurde auf dem Rittergut Besenhausen in der Nähe des schönen Göttingen, auf der Nordseeinsel Sylt und in den Bavaria Filmstudios in Geiselgasteig.

                          Lauter Innstettens, überall! Diesen Typus des gefühlskalten Karrieristen, der die Menschen in seiner Umgebung lieber in Angst und Schrecken hält, als zu seinen eigenen Gefühlen zu stehen...den gibt es leider immer noch, der stirbt nie aus. Ob in Hitler-Deutschland, Putin-Russland oder in allen anderen autoritären Regimen der Weltgeschichte, Männer (in jüngster Zeit inzwischen sicherlich auch Frauen!?) wie Geert von Innstetten werden immer ihren Weg an die Spitze finden, bis dahin, wo sie möglichst viel Schaden anrichten können. Wie Männer wie er im Privaten sind, das zeigt Fontane auf meisterliche Weise. Uns Leserinnen und Lesern bleibt es überlassen, daraus zu lernen, wie solche Menschen zu stoppen sind, möglichst frühzeitig, möglichst durch ein erweitertes Umfeld, das auch mal energisch nein sagt und Grenzen aufzeigt. Wenn nicht, bleibt einem versagenden Vater nur, am Grab der Tochter von einem "zu weiten Feld" zu schwafeln.

                          Diesen herausragenden Film und auch den meisterlichen Roman des verehrten Fontane kann man nicht genug preisen, lieber Vertigo! Die wahre Effi, die seinerzeit geschiedene Elisabeth von Ardenne, ist übrigens knapp 100 Jahre alt geworden. Sie, die dem Roman als Vorbild gedient hat, musste sicherlich noch eine Art von "sozialem Tod" sterben, aber das wahre Leben hat sie ganz bestimmt für sich selbst gewinnen können.

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                            ZeddaZogenau 03.03.2022, 13:50 Geändert 03.03.2022, 15:25

                            Zedda kommentiert in loser Folge Lieblingsfilme (oder -serien) seiner Buddies

                            Heute: Der DUDE von nebenan

                            Werter Dude,

                            "wie isses nur möglich!", dass Du mich dazu bringst, ausgerechnet diesen TV-Klassiker auf MP zu kommentieren? Als Elftklässler musste ich mich durch den gleichnamigen Roman von Walter Kempowski kämpfen. Und ja, die Verfilmung haben wir auch im Unterricht gesehen. Glaub ich zumindest! Damals hatte ich anderes im Kopf, aber an so einige Lacher kann ich mich schon erinnern. Edda Seippel fand ich grandios, habe sie kürzlich erst wieder in einer DERRICK-Folge gesehen. Phantastisch! Und auch daran erinnere ich mich, dass mein belesener Papa schwer von dem Schmöker begeistert war.
                            Jetzt kommt aber der Clou! Als Lohn für die Lektüre hatten wir Walter Kempowski leibhaftig in unserer Schule zu Gast. Zusammen mit dem Deutsch-Leistungskurs durften wir ihm Fragen stellen. Das war wenige Wochen nach dem Mauerfall. Was das für Kempowski bedeutet hat, kannst Du Dir ausmalen, werter Dude! Außerdem hat Kempowski uns (an einem Freitagnachmittag aufs Wochenende wartenden) SuS davon erzählt, dass er geradezu manisch Tagebücher von wildfremden Leuten sammelt. Schon leicht verschroben, der Typ, dachte ich damals. Der erste Band seines "Echolots" erschien dann - glaube ich - drei Jahre später. Und diese Lektüre lohnt sich auf jeden Fall. Habe die vollständige Ausgabe von meinem inzwischen verstorbenen Vater geerbt und lese immer mal wieder darin. Walter Kempowski hat damit eine Chronik der Geschichte (und vor allem des Kriegserlebens) komponiert, die unvergleichlich ist.
                            Diesen Freitagnachmittag mit Kempowski habe ich bis heute nicht vergessen. Und Buch und Serie natürlich auch nicht! Dafür, dass Du mich daran wieder erinnert hast, danke ich Dir von ganzem Herzen, werter Dude!

                            Dein ZeddaZogenau

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                            • 6 .5

                              Sandalenfilm mit Reg Park und Giovanni Cianfriglia

                              Dieser späte Sandalenfilm von Maurizio Lucidi ist mit einer ziemlichen Hypothek beladen. Der Regisseur und die Filmproduzenten machen es sich sehr einfach, indem sie zentrale Ausschnitte aus den Reg-Park-Auftritten in "Vampire gegen Herakles" (1961) und "Herkules erobert Atlantis" (1961) für den vorliegenden Film erneut "verwursten". Das sorgt natürlich für Verwirrung und passt nicht immer gut zur Handlung. Ein Pluspunkt des Films liegt aber darin, dass Reg Park (1928-2007) als Herkules in Giovanni Cianfriglia (*1935) einen mehr als ebenbürtigen Antagonisten bekommt. Durch seinen Auftritt als ultrafieser Anteo konnte das ehemalige Stunt-Double von Steve Reeves (1926-2000) richtig durchstarten. Als Ken Wood spielte Giovanni Cianfriglia dann mehrere Hauptrollen in Superheldenfilmen (Superargo) und Spaghetti-Western.

                              Aber erst einmal zur Handlung des vorliegenden Films! Herkules und seine Frau Deianira (Adriana Ambesi) haben großen Kummer. Ihr gemeinsamer Sohn Xantos (Luigi Barbini) hat sich bei der Löwenjagd so schwer verletzt, dass er seitdem in einer Art von Wachkoma liegt. Herkules ist überzeugt, dass er seinen Sohn nur retten kann, indem er in der Unterwelt Aufgaben erfüllt, um so die Götter gnädig zu stimmen. Als Herkules schon aufgebrochen ist, erscheint die verzweifelte Königin Leda (Gia Sandri) von Syrakus, die Herkules um Hilfe bei der Verteidigung ihres Thrones bitten will. Und jetzt kommt der große Clou! ;-) Die böse Göttin Gaia hat Herkules in die Unterwelt gelockt, um ihrem Sohn Anteo die Gelegenheit zu verschaffen, sich an die verzweifelte Königin ranzuwanzen. Und das gelingt dem dreisten Muskelprotz auch hervorragend. Mit der Behauptung, er sei Herkules, gelingt es dem skrupellosen Draufgänger sogar, sich selbst zum König von Syrakus zu erheben. Zu spät erkennt die Königin, welchen Unhold sie sich da ins königliche Schlafgemach geholt hat. Da kann nur noch der wahre Herkules helfen. Und so kommt es dann auch zum Endkampf zwischen den beiden Muskelgebirgen, der sogar einen Vulkanausbruch in den Hintergrund drängt.

                              Trotz der dreisten Wiederverwendung des alten Filmmaterials kommt es durch das Aufeinandertreffen zweier ebenbürtiger Gegner doch zu einem sehr ansehnlichen Sandalenfilm. Und Giovanni Cianfriglia ist in seiner Rolle wirklich sehr fies, was die Spannung gleich erhöht.
                              Empfehlenswert für alle Peplum-Fans!

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                                über Condor

                                Spannende Agenten-Serie mit Max Irons

                                Diese Serie, die seit 2018 auf Audience Network und im deutschsprachigen Raum auf Magenta TV läuft, ist eine gelungene Modernisierung des 70er-Jahre-Klassikers "Die drei Tage des Condor" (1975) von Sydney Pollack.

                                Die erste Staffel folgt weitgehend dem Plot des Originalfilms, geht aber inhaltlich noch weiter und vor allem mehr in die Tiefe. Max Irons, der Sohn von Oscar-Preisträger Jeremy Irons, gibt den anfangs idealistischen CIA-Analysten, der nur durch Zufall der brutalen Auslöschung seiner mit Büroarbeiten befassten Einheit entkommt. Wie im Film entführt dieser Joe Turner eine unbeteiligte Frau namens Kathy Hale (Katherine Cunningham). Toll an der ersten Staffel ist vor allem Leem Lubany als auf perfide Weise effiziente ehemalige Mossad-Killerin. Ansonsten sind mit Mira Sorvino und William Hurt auch zwei Oscar-Preisträger mit von der Partie.
                                In der zweiten Staffel hat Joe Turner erst einmal genug von den dunklen Machenschaften der Geheimdienste. Allzu verständlich! Ein besonderes Ereignis lockt ihn dann wieder nach DC. Falsche Entscheidung! Dann macht Joe Turner aber auch eine interessante Wandlung durch, die richtig Bock auf die jetzt doch angekündigte dritte Staffel macht. Der jungenhafte Max Irons sieht zwar aus wie ein Männer-Model, schafft es aber im Verlauf der beiden Staffeln die Wandlung eines unbedarften Sonnyboys zum Geheimdienst-Profi mit unbeweglichem Gesicht glaubhaft darzustellen. Da kann in der dritten Staffel noch einiges kommen.

                                Gedreht wurde die Serie in Toronto, also quasi in Hollywood North. Produziert wurde sie unter anderen von Paramount TV und von Metro-Goldwyn-Mayer TV. Als Regisseur und ausführender Produzent ist übrigens der Schauspieler Andrew McCarthy am Start, der in den 1980er Jahren einige Filmerfolge als Jungschauspieler feiern konnte. Als Tante Lily ist übrigens in einigen Folgen der frühere FalconCrest-Star Kate Vernon dabei. In FC spielte die im Jahre 1961 geborene Kanadierin in der vierten Staffel Richard Channings Stieftochter Lorraine Prescott Cumson.
                                Vor allem für Fans des 70er-Jahre-Paranoia-Kinos sehr sehenswert!

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                                • 7 .5

                                  Bezaubernde Fernsehserie mit der jungen Katja Riemann

                                  Im Grunde war diese Fernsehserie, die von Januar bis März 1992 im ZDF ausgestrahlt wurde, der endgültige Startschuss für die phänomenale TV- und dann auch Kinokarriere der großartigen Schauspielerin Katja Riemann.

                                  Unter der Regie von Bernd Fischerauer und nach Vorlage eines Romans von Utta Danella (Drehbuch: Barbara Piazza) spielte Katja Riemann die aus Dresden nach München geflüchtete Regina Thorbeke, die sich im Jahre 1955 mit allerlei Verwicklungen herumschlagen musste. Bald steht die ehrgeizige und fleißige Regina zwischen zwei Männern: dem gerade aus sowjetischer Gefangenschaft entlassenen Martin Scholz (Mark Kuhn) und dem aus Ungarn stammenden Fotographen Janos Janaday (Serge Avedikian).

                                  Mit viel Gespür für die Details der damaligen Zeit wurde hier eine durchaus anspruchsvolle Geschichte erzählt. Es ging nicht nur um Herzschmerz, sondern auch um politische Entwicklungen wie den Aufstand in Ungarn. Über allem stand, dass die von Katja Riemann gespielte Regina nicht nur die Stufen des gesellschaftlichen Aufstiegs, sondern auch die der emanzipatorischen Entwicklung als Frau nehmen wollte. Als Zuschauer bekam man ein eindrucksvolles Bild von der Zeit vermittelt, als die eigene Elterngeneration jung gewesen war. Das hat durchaus schon einmal eine Ahnung von späteren Qualitätsserien von HBO und anderen vermittelt. So hätte das deutschsprachige Fernsehen (auch der ORF war mit an Bord) ruhig weitermachen können. Leider kam es anders...
                                  Von der umfangreichen Besetzung ist noch Roswitha Schreiner als Reginas gute Freundin Stups hervorzuheben. Kurz danach startete auch der WichertsVon Nebenan-Star Roswitha Schreiner als TATORT-Kommissarin in Düsseldorf neben Martin Lüttge und Klaus J. Behrendt durch.

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                                    Deutscher Zeitungsklassiker mit Horst Buchholz und Maria Perschy

                                    Gute und ausgewogene Recherche ist sehr wichtig, sonst kann es ganz schnell mal zu einer Zeitungsente kommen. So passiert im Jahre 1951, als die angeblichen Bunkermenschen von Gdingen (vormals Gotenhafen) zu einer weltweiten Zeitungssensation aufgeblasen wurden. Aus diesem Stoff hat Drehbuchautor Will Tremper ein spannendes und unterhaltsames Skript geschrieben, das von Erfolgsregisseur Frank Wisbar in Berlin und im Studio Hamburg (Wandsbek) verfilmt wurde.

                                    Der flotte Greg Bachmann (Horst Buchholz) ist ein rasender Reporter, wie er im Buche steht. Heimlich bricht er ins Kriegsverbrechergefängnis in Spandau ein, um mit den üblen NS-Schergen, die dort einsitzen, ein Exklusiv-Interview zu führen. Durch dieses Husarenstück wird Cesar Boyd (Martin Held), weltweit gelesene Edelfeder, auf den smarten Jungspund aufmerksam und macht ihn kurzerhand zu seinem Assi. Greg kann sein Glück kaum fassen, zumal er im Hause Boyd auch noch die Bekanntschaft der reizenden Bettina (noch brünett und etwas blass: Maria Perschy) macht, auf die aber auch der große Cesar bereits ein besitzergreifendes Auge geworfen hat. Die Dinge spitzen sich zu, als Boyd eine Räuberpistole seines Chauffeurs Jupp (Gert Fröbe) über eben jene angeblichen Bunkermenschen von Gdingen zur Weltsensation hochjazzt. Bald gerät nämlich der muntere Greg in den Verdacht, für diese kolossale Zeitungsente verantwortlich zu sein.
                                    In kleineren Rollen gibt es ein Wiedersehen mit so beliebten Stars wie Inge Meysel, Heinz Reincke und Peter Capell, der einen amerikanischen Journalisten spielen darf.
                                    Spannende und vergnügliche Abrechnung mit dem Sensationsjournalismus, die vor allem vom hervorragenden Zusammenspiel zwischen dem mit allen Wassern gewaschenen Martin Held und dem attraktiven Jungstar Horst Buchholz, der sich hier schon mal für seine spätere Weltkarriere warmläuft, lebt.

                                    Die InterWest Filmproduktion, die damals vom Europa Filmverleih in die Kinos gebracht wurde, konnte immerhin 2,144 Millionen (Quelle: InsideKino) Tickets im BoxOffice verkaufen. Nicht schlecht für ein eher publikumsferneres Thema! Solche Filme fanden also auch im Adenauerland ihr Publikum.
                                    Für Fans alter Schwarz-Weiß-Filme aus der bundesrepublikanischen Filmindustrie sehr empfehlenswert!

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                                      ZeddaZogenau 02.03.2022, 09:23 Geändert 02.03.2022, 09:41

                                      Indischer Action-Kracher mit Tiger Shroff

                                      Am Anfang dieses Action-Thrillers von Sabbir Khan wird die bezaubernde Bollywood-Schauspielerin Sia (Shraddha Kapoor) von dem ultrafiesen Bandenboss Raghav (Sudheer Babu) nach Bangkok entführt. Sias Vater (Sunil Grover) ist ratlos...als letzten Ausweg sieht er lediglich, Sias verflossenen Lover Ranveer "Ronny" Singh um Hilfe zu bitten. In einer Rückblende erfahren wir die Vorgeschichte. Der rebellische Ronny möchte beim legendären Guruswamy (Shifuji Shourya Bhardwaj) in den Kampfkünsten unterrichtet werden. Das klappt auch nach diversen Anlaufschwierigkeiten. Dabei lernt der kampfgestählte Ronny auch seine große Liebe Sia kennen. Dumm nur, dass Guruswamy auch einen ungeliebten Sohn namens Raghav hat, der zwar ein überwältigendes Kampftalent, charakterlich aber eine völlige Fehlzündung ist.
                                      Nach dem ersten Filmteil der Lehr- und Wanderjahre kommt es also in der zweiten Hälfte des Films zum großen Endkampf der beiden Widersacher. Ganz nach dem Vorbild von Martial-Arts-Stars wie Tony Jaa und Iko Uwais pflügt sich der prügelnde und knochenbrechende Ronny durch ein ganzes Hochhausgebäude in Bangkok, um seine Geliebte aus den Händen des üblen, aber eben auch kampferprobten Bösewichts zu befreien.

                                      Man merkt schon, dass hier große Vorbilder (man denke auch an Jackie Chans Filme Ende der 1970er Jahre) abgekupfert werden. Der erste Teil des Films lehnt sich an den Telugu-Film "Varsham" (2004) an, der zweite Teil nimmt Anleihen vom Iko-Uwais-Kracher "The Raid" (2011) aus Indonesien. Geboten werden schöne Bilder, attraktive Hauptdarsteller und knackige Kampfszenen.
                                      Der im Jahre 1980 geborene Sudheer Babu ist eigentlich Star des TeluguCinema und gibt hier sein Debüt in einem Hindi-Film. Als kraftstrotzender Antagonist macht er seine Sache sehr gut.
                                      Die bezaubernde Shraddha Kapoor (*1987) verkörpert glaubhaft das Objekt der Begierde der beiden Widersacher. Sie hat aber auch heftige Kampfszenen zu absolvieren.
                                      Tiger Shroff, der am heutigen 2. März seinen 32. Geburtstag feiert, wurde von Regisseur Sabbir Khan schon für "Heropanti" (2014) quasi als Hauptdarsteller "entdeckt". Auch für den Tanzfilm "Munna Michael"(2017) sollten beide wieder zusammenarbeiten. Mit seiner phantastischen Physis ist Tiger Shroff wie gemacht für Action- und Tanzszenen. Schauspielerisch vermag der Sohn von Schauspieler Jai Shroff (noch!?) weniger zu überzeugen.
                                      Für das Box Office hat es aber mehr als gereicht: Weltweit wurden 17 Millionen USD mit dem in Indien und Thailand gedrehten Film eingespielt. Inzwischen gibt es bereits drei "Baaghi" - Filme. Der flotte Song "Get Ready To Fight" (die übrigen vier Songs sind bollywoodtypisch eher durchwachsen) ist dadurch zur Erkennungsmelodie von Tiger Shroffs "Baaghi" geworden. Im Making-Of erzählt der attraktive Schauspieler davon, im eigenen Leben selbst kein Rebell zu sein. Das glaubt man sofort. Eine rebellischere Attitüde als Schauspieler täte dem Spiel des Modellathleten durchaus gut.
                                      Fazit: Gute Kampfszenen, tolle Bilder, aber der "Entwicklungsroman" des Helden im ersten Teil kann notfalls auch übersprungen werden.

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                                        Fritz Langs Western-Klassiker mit Marlene Dietrich

                                        Böse Zungen behaupten ja, dass die weiblichen Hollywood-Stars erst in Western mitspielen, wenn ihre Karrieren ins Trudeln geraten. Es funktioniert ja auch. Als die großartige Marlene Dietrich (1901-1992) Ende der 1930er Jahre bei ihrem Stamm-Studio PARAMOUNT als Kassengift in Ungnade gefallen war, mischte sie in "Der große Bluff" (1939) kurzerhand den Saloon auf, bescherte dem Mini-Major UNIVERSAL einen ordentlichen Gewinn und sich selbst ein furioses Comeback.

                                        So kam es dann auch, dass Marlene für Fritz Lang im Jahre 1952 eine berüchtigte Lady Boss im Wilden Westen mimte. Ihre Cora Keane lässt auf der Rancho Notorious steckbrieflich Gesuchten in der Nähe der mexikanischen Grenze Unterschlupf gewähren. Natürlich nur, wenn die bösen Buben nach ihrer Pfeife tanzen - Lady Boss eben. Dumm nur, wenn die Liebe in Gestalt eines längst Verflossenen (Mel Ferrer) ins Spiel kommt. Und dann gibt es da noch einen Neuen (Arthur Kennedy), den ein traumatisches Erlebnis auf die berüchtigte Ranch der bezaubernden Cora / Marlene treibt...

                                        Kein Meisterwerk, aber ein toller Western aus der großen Studio-Zeit (und noch ein Jahr vor dem CinemaScope), den man auch als Kommentar auf die Hetzjagden des McCarthyismus sehen kann. Muss man aber gar nicht, man wird auch so gut unterhalten. Marlene Dietrich und Fritz Lang sind wohl nicht so ganz gut miteinander ausgekommen. Zwei Bosse am Set sind wohl auch etwas zu viel. Den späteren FalconCrest-Star Mel Ferrer (unvergessen als Philipp Erickson) kann man hier noch vor seiner Ehe mit Oscar-Preisträgerin Audrey Hepburn erleben. Produziert wurde der Western-Spaß vom damaligen Major - Studio RKO RADIO Pictures. Drei Jahre später sollte die RKO in die Pleite rutschen und sich endgültig aus dem Hollywood-Spiel verabschieden. Naja, an Marlene hat es auf jeden Fall nicht gelegen.... ;-)

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                                          ZeddaZogenau 01.03.2022, 15:44 Geändert 23.05.2022, 16:18

                                          Französisches Erzählkino vom Feinsten mit Catherine Deneuve und Daniel Auteuil

                                          Dieser wunderbare Streifen von Andre Techine lief als Eröffnungsfilm auf den Filmfestspielen von Cannes 1993 und hatte auch gute Chancen auf eine Palme, musste sich aber letzten Endes dem "Piano" von Jane Campion und "Lebewohl, meine Konkubine" von Chen Kaige geschlagen geben. Aber das ist Blütenstaub von gestern. Was zählt, ist, dass Techine dem Publikum einen wunderbaren Film über die Beziehung zweier Geschwister beschert hat.

                                          Emilie (FELIX-Preisträgerin Catherine Deneuve) und Antoine (FELIX-Preisträger Daniel Auteuil) sind Schwester und Bruder. Allmählich werden sie damit konfrontiert, dass ihre schwierige Mutter (Martha Villalonga) hinfälliger wird. Obwohl sich beide Geschwister in ihrer Kindheit sehr nahe standen, haben sie sich als Erwachsene sehr weit voneinander entfernt. In vier Etappen beobachtet der Film die allmähliche Annäherung der beiden. Und das ist ganz großes Erzählkino! Zumal für ein Publikum, dass die schwierigen und verworrenen Familienverhältnisse der europäischen Nachkriegszeit noch am eigenen Leib zu spüren bekommen hat. Tres tres fantastique!!!
                                          Deneuve und Auteuil, die beiden Superstars des französischen Films, liefern hier eine absolute Sternstunde ab. Man muss nur bereit sein, sich darauf einzulassen. Auch die weiteren Rollen sind famos besetzt. Deneuves eigene Tochter Chiara Mastroianni und Anthony Prada spielen die erwachsenen Kinder von Emilie. Charlies Enkelin Carmen Chaplin gibt als Freundin des Sohnes und/oder der Tochter ihr gelungenes Leinwand-Debüt. Als Emilies Ehemann gibt es ein Wiedersehen mit dem drahtigen Jean Pierre Bouvier, der sich im Adventsvierteiler des Jahres 1981 an der Seite von Christian Kohlund auf einen "Wettlauf nach Bombay (heute müsste man Mumbai sagen!!!)" begeben hatte.

                                          Produziert hat Alain Sarde. Gedreht wurde in Toulouse und Umgebung.
                                          Ein wunderbarer Film, durch den man auch viel über die eigenen nicht immer unbeschwerten Familienbeziehungen lernen kann.
                                          Ein magischer Moment ereignet sich, wenn Deneuve und Auteuil - wie in längst vergangenen Kindertagen - bei einer Autofahrt gemeinsam zu singen anfangen.
                                          Herrlich! Unbedingt empfehlenswert!

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                                            ZeddaZogenau 01.03.2022, 13:06 Geändert 01.03.2022, 13:08

                                            Deutscher Krimi mit Hardy Krüger und Elisabeth Müller

                                            Am 22. Mai 1958 feierte diese spannende CCC-Produktion von Regie-Altmeister Josef von Baky im Hamburger UFA-Palast Premiere. Der Film wurde von der Europa Film verliehen und konnte immerhin 2,869 Mio. Tickets (Quelle: InsideKino) absetzen.

                                            Der erst kürzlich verstorbene Weltstar Hardy Krüger (1928-2022) spielt einen flotten Krankenhaus-Arzt irgendwo in der bundesrepublikanischen Provinz. Eigentlich glücklich mit Ehefrau (Elisabeth Müller) und Kind hat der Schwerenöter auch noch was mit der attraktiven Krankenschwester Gabriele (Eva Pflug, 1929-2008) laufen. Als diese auf dem Nachhauseweg von einem noch unerkannten Serientäter überfallen und ermordet wird, gerät schnell der allzu smarte Dr. Korda unter Verdacht. Zumal schon alle Welt bis zum Chefarzt (Rudolf Fernau) über dessen Lotterleben informiert ist. Nur die Ehefrau war natürlich nicht eingeweiht. Für Beate Korda bricht eine Welt zusammen. Darüber hinaus gerät sie noch zusätzlich unter Druck, als die Öffentlichkeit ihren gefallenen Göttergatten allzu vorschnell aburteilt. Elisabeth Müller (1926-2006), die Anfang der 1950er Jahre noch am Deutschen Theater in Göttingen engagiert war, spielt diese am Druck langsam zerbrechende Frau grandios. Vor Gericht ist ihr Ehemann (in den Gefängnis-Szenen wirkt Hardy Krüger nicht so eindrücklich wie gewohnt) auf die Hilfe seines Verteidigers (Hans Nielsen) dringendst angewiesen...

                                            Kleine, feine Krimi-Perle aus der bundesrepublikanischen Filmindustrie, die ein Wiedersehen mit vielen Stars der Vergangenheit bietet. Der spätere "Der Alte" - Star Siegfried Lowitz (1914-1999) darf hier schon mal einen Inspektor geben. Übrigens war Lowitz ein Göttinger Theaterkollege von Elisabeth Müller. Als Assi vom Inspektor sehen wir Reinhard Kolldehoff (1914-1995), der anderthalb Jahrzehnte später ordentlich von Bud Spencer durchgeprügelt werden sollte. So weit war man in der deutschen Provinz der 1950er Jahre natürlich noch nicht. Lucie Mannheim verkörpert die patente Haushälterin des Unglückspaares, und die blutjunge Monika Peitsch, die 30 Jahre später zum Guldenburg-Star avancieren sollte, ist als weitere Krankenschwester zu sehen.

                                            Die Außenaufnahmen des sehenswerten Films entstanden im wunderschönen Goslar am Harz. Das wird nicht ausdrücklich erwähnt, aber an den Waldszenen, am Goslarer Rathaus und dem gebirgig anmutenden Straßenverlauf ist das durchaus erkennbar.

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                                              Dieser Film ist ein in Kanada gedrehter Psychothriller, der mit einer guten Besetzung punkten kann und stellenweise spannend zu unterhalten weiß. Leider wird das Niveau nicht durchgehend gehalten. An der Kinokasse hat das auch nicht sonderlich gut funktioniert, was man am Einspielergebnis von nur 1 Mio. USD ablesen kann, bevor der Streifen dann in die Direktvermarktung ging. Trotzdem ist der Film durchaus eine Sichtung wert.
                                              An der Seite von Supermann Henry Cavill (spielt etwas lustlos einen abgeranzten Schluffi-Ermittler) agieren Oscar-Preisträger Ben Kingsley, Alexandra Daddario und Stanley Tucci. Gute schauspielerische Leistungen zeigen Eliana Jones (als rotzfreches Köder-Girlie für Pädophile) und Brendan Fletcher (als geistig behinderter Mordverdächtiger). Der Twist, den die Geschichte zu bieten hat, ist durchaus gelungen. Ebenso das Finale auf einem zugefrorenen See.
                                              Gedreht wurde übrigens in der kanadischen Stadt Winnipeg und Umgebung. Die Handlung ist aber in der Metropolregion Minneapolis-St. Paul (Twin Cities) angesiedelt. Solche krassen Verbrechen können sich schließlich nur in den Vereinigten Staaten ereignen. ;-)

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                                                In der Episode "Ein Prinz für einen Engel" (Erstausstrahlung: 14.11.1979 (ABC) / 29.06.1990 (Sat1)) gibt es mal wieder einen Besuch von Ex-Engel Jill Munro (Farrah Fawcett) zu vermelden. Prompt trifft die flirtfreudige Blondine dabei auf einen schnuckeligen Typen, der ein bisschen weltfremd agiert und sich dann als waschechter Prinz aus irgendeinem europäischen Kleinstaat entpuppt. Als dieser Pracht-Adelige fast einem Mordanschlag zum Opfer fällt, kommen die amtierenden Engel ihrer ehemaligen Kollegin zu Hilfe. Ist doch Ehrensache!
                                                Gespielt wird dieser gutaussehende Prinz Eric vom italo-amerikanischen Schauspieler Leonard Mann, der seit dem Ende der 1960er Jahre als CinecittaDivo in der römischen Filmindustrie einen Film nach dem anderen abgedreht hat. Nach Anfängen im Spaghetti-Western (Seine Kugeln pfeifen das Todeslied, 1969) entwickelte sich der smarte Schönling zum Star vieler Poliziotteschi wie "Die linke Hand des Gesetzes" (1975). Aber auch in Sci-Fi-Krachern wie "Kampf um die fünfte Galaxis" (1979), der kürzlich erst als SchleFaZ von Oliver Kalkofe geadelt wurde, machte Leonard Mann eine gute Figur.
                                                Am heutigen 1. März feiert der sympathische Schauspieler, der in New York geboren wurde, seinen 75. Geburtstag.

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                                                  ZeddaZogenau 28.02.2022, 19:33 Geändert 16.12.2023, 11:57

                                                  Dieser durchaus flotte Agentenfilm vom Major-Studio UNIVERSAL (im deutschsprachigen Raum vom Mini-Major LEONINE verliehen) versammelt fünf Geheimdienstagentinnen aus aller Welt, die sich zusammenraufen müssen, um die Welt zu retten. Von der auf Frauen-Power fokussierten Ausgangslage her ist das erst einmal eine gute Idee, aber daraus wird noch kein herausragender Film.
                                                  Mit der amerikanischen Golden-Globe-Gewinnerin Jessica Chastain, der aus Kenia stammenden Oscar-Preisträgerin Lupita Nyongo, der spanischen Oscar-Preisträgerin Penelope Cruz (in diesem Jahr für "Parallele Mütter" erneut nominiert!!!) und dem chinesischen Superstar Fan Bingbing ( die vor kurzem wegen einer Steueraffäre in China Abbitte leisten musste) ist der Streifen exzellent und sehr ausgewogen besetzt.

                                                  Die große Überraschung ist aber die Fünfte im Bunde! Als Ersatz für Oscar-Preisträgerin Marion Cotillard wurde flugs eine BND-Agentin ins Drehbuch geschrieben, die von der aus Hildesheim stammenden Diane Kruger gespielt wird. Und das ist echt ein Hammer! Eine Action-Heldin mit einem explizit ausgespielten deutschen Hintergrund in einem waschechten Hollywood-Streifen ist schon ein dolles Ding!
                                                  Respekt vor der großartigen Karriere von Diane Kruger, die nicht nur die französische Filmindustrie, sondern eben auch Hollywood im Sturm erobert hat. So hat die großartige Schauspielerin im Original Szenen auf Englisch, Französisch und Deutsch zu absolvieren und schießt nebenbei noch so manches Luxus-Hotel in Tausend Scherben. Ihre deutschsprachigen Szenen spielt Diane Kruger übrigens mit Sylvester Groth in der neugebauten Berliner BND-Zentrale (naja, zumindest im Studio-Nachbau!).

                                                  Schauwerte gibt es - wie es sich für einen Agentenfilm gehört - genug, Paris-London-Marrakesch-Schanghai, Langeweile kommt auch nicht auf. Es ist halt nur nicht die inspirierende Story vorhanden, die den Film aus dem altbewährten Agentenbrei herausheben könnte.
                                                  In einer kleinen Nebenrolle ist der in Rumänien geborene Schauspieler und Regisseur Rodrig ANDRISAN als Kunde auf dem marokkanischen Markt zu sehen.

                                                  Für Diane Kruger freue ich mich sehr. Was diese Schauspielerin in den vergangenen 20 Jahren geleistet hat, ist bemerkenswert. Hoffentlich wird sie noch für viele weitere Auftritte in Major-Produktionen engagiert! Und möglicherweise gibt es ja auch einmal wieder ein deutschsprachiges Drehbuch wie "Aus dem Nichts" (2017) von Fatih Akin. Dafür bekam Diane Kruger völlig zu Recht die Silberne Palme in Cannes.

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                                                    Spaghetti-Westernspaß mit Antonio Sabato und John Saxon

                                                    Diese frühe Westernkomödie von Kult-Regisseur Enzo G. Castellari (*1938) entstand im Jahre 1968 und kam am 03.04.1970 in die west-deutschen Kinos. Nach dem Welterfolg von "Spiel mir das Lied vom Tod" (1968) war die Hochzeit der brutalen und gesellschaftskritischen Spaghetti-Western vorbei. Jetzt kamen die parodistisch angehauchten Western-Komödien, in denen im Stil von Bud Spencer und Terence Hill ordentlich Dampfhämmer verteilt und heiße Ohren verpasst wurden.

                                                    Der vorliegende Film lebt von seinen drei Hauptdarstellern, die sich als geborene Galgenvögel mit allen Mitteln eine ergaunerte Beute abjagen wollen. Die Handlung ist dabei eigentlich egal, Hauptsache ist, dass es immer wieder Prügeleien, wilde Verfolgungsjagden zu sehen und flotte Sprüche zu hören gibt. Der deutsch-amerikanische Schauspieler Frank Wolff (1928-1971) spielt einen falschen Prediger, der gut mit Sprengstoff umzugehen weiß. Der smarte Antonio Sabato (1943-2021) gibt einen schmierigen Wegelagerer, der sich auch noch mit seiner schönen Rosario (Agata Flori) herumschlagen muss. Und Golden-Globe-Gewinner John Saxon (1936-2020) ist als professioneller Falschspieler zu sehen. Kein Wunder, dass sich diese drei Spitzbuben regelmäßig in die Quere kommen. Nur gegen den mexikanischen Banditen-Boss Garrito (Leo Anchoriz) halten sie zumindest zeitweise mal zusammen. Ein besonderes Augenmerk sollte man auf das alte Ehepaar Casey (Antonio Vico und Josefina Serratosa) legen, das für manchen Lacher gut ist.

                                                    Na klar, voller Klischees, aber temporeich und vergnüglich in Szene gesetzt! Ein früher Castellari eben! Auch bekannt unter : "Die 3, die den Westen erschütterten".

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