ZeddaZogenau - Kommentare
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Alle Kommentare von ZeddaZogenau
Die Geschichte der Belle Starr mit Elsa Martinelli und George Eastman
Dieser Italo-Western wurde von der kürzlich verstorbenen Ehren-Oscarpreisträgerin (2019 bekam sie ihn in Los Angeles überreicht) Lina Wertmüller (1928-2021) inszeniert. Als der Film im Oktober 1968 in die west-deutschen Kinos kam, versteckte sich Lina Wertmüller, die im Jahre 1977 als erste Frau für den Regie-Oscar (für "Sieben Schönheiten") nominiert worden war, noch hinter einem männlichen Pseudonym. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei.
Erzählt wird die Geschichte der Revolverheldin Belle Starr (Elsa Martinelli), die sich nach ihren Anfängen als brave Offizierstochter Mirabell Shelley - angespornt durch Unrecht gegenüber Frauen - zur durchtriebenen Meisterschützin entwickelt. Im Vordergrund geht es um die wechselvolle Beziehung zwischen der Heldin und einem ranzigen Revolverhelden namens Blacky (George Eastman). In Rückblenden sieht man einiges über das Vorleben der Protagonistin und erfährt auch, wie sie von ihrem Vater (Vladimir Medar), ihrem Jugendfreund Cole Harvey (Robert Woods, *1936) und dem Hausmädchen Jessica (Francesca Righini) geprägt worden ist.
Als typische Elemente eines Italo-Westerns gibt es zünftige Prügeleien und wilde Schießereien zu bestaunen. Aber alles aus der Perspektive einer Frau, die absolut im Mittelpunkt der Handlung steht! Die bezaubernde Elsa Martinelli (1935-2017) verleiht dieser Figur glaubwürdig ihre in Hollywood gestählte Star-Power (siehe "Hatari"). Den Song "No Time for Love" gibt die Martinelli auch noch zum Besten.
Die deutsche Synchro ist schmierig-schnodderig (dazu passt dann auch der deutsche Titel des Films) wie immer, was auch zu den Liebes- und Wortgefechten von Belle Starr und ihrem baumlangen Lover (der 1942 in Genua geborene Luigi Montefiori (George Eastman) ist 2,06m groß) durchaus passt. Auf Italienisch oder Englisch kommt die Handlung aber etwas seröser rüber, was wohl eher der Intention der Regisseurin entspricht. An den Kinokassen West-Deutschlands (im Verleih der Neuen Constantin) wurden immerhin 188.000 Tickets (Quelle: InsideKino) verkauft.
Guter Italo-Western, der vor allem filmhistorisch interessant ist, da Lina Wertmüller die einzige Regisseurin im Genre des Spaghetti-Western bleiben sollte. Und die phänomenale CinecittaDiva Elsa Martinelli ist immer eine Sichtung wert, da sie in jeder Rolle zu überzeugen vermag.
Mit diesem mitreißenden Musical haben Tausendsassa Lin-Manuel Miranda und Quiara Alegria Hudes dem Viertel Washington Heights ein unvergessliches Denkmal gesetzt. Temporeich, sinnlich und voller Lebensfreude wird gesungen und getanzt, dass man sich kaum sattsehen kann. Melissa Barrera, Leslie Grace und Corey Hawkins begeistern in diesem Musical-Film von Jon M. Chu.
Außerdem gibt es ein wunderbares Wiedersehen mit L. A. Law-Star Jimmy Smits (*1955). Was war das noch für eine Sensation, als Jimmy Smits von 1986 bis 1991 einen Star-Anwalt mit Latino-Hintergrund spielen durfte! Heute ist das zum Glück selbstverständlich! Wie gut, dass sich doch so manches in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat!
Die Hauptrolle des Usnavi hat der grandiose Anthony Ramos übernommen, der völlig zu Recht mit einer Nominierung für den Golden Globe (als Bester Hauptdarsteller Musical / Komödie) geehrt wurde. Großartig ist vor allem sein Zusammenspiel mit dem erst im Jahre 2005 geborenen Gregory Diaz IV, der in der Rolle des jungen Bodega-Burschen Sonny brilliert. Denn neben allem Spaß geht es natürlich auch noch um ernste Sachen: Alltagsrassismus, Benachteiligung, Gentrifizierung und die prekäre Situation der Dreamer...
Wenn klar wird, dass auch der flotte Sonny zu den Träumern gehört, dann brechen alle Dämme...versprochen!
Neben tollen Bildern von der Azurküste des Mittelmeers bietet dieser französische F&F-Abklatsch immerhin einen coolen Bösewicht-Auftritt von Clemens Schick. Seit seinem Einsatz in "Casino Royale" (2006) ist der smarte Tübinger immer mal wieder in internationalen Produktionen zu entdecken, im vorliegenden Fall an der Seite von Ana DeArmas und Scott Eastwood. Wer schnieke Oldtimer-Autos mag, wird schon auf seine Kosten kommen.
Am heutigen 15. Februar feiert Clemens Schick, der kürzlich auch auf der Berlinale gesichtet wurde, seinen 50. Geburtstag.
Zur Erinnerung an Erik Schumann
In der Folge "Die Waggonspringer" (1969) hat eine Diebesbande aus München schon mal im deutschen Fernsehprogramm vorgemacht, was Spitzbuben um Los Angeles herum heute so alles mit Päckchen vom großen A des Herrn B machen. Also Pakete aus dem Zug werfen und dann den Inhalt aufklauben! Als Boss der Bande ist in dieser frühen Folge des "Kommissars" mit Erik Schumann (1925-2007) ein waschechter Filmstar der bundesrepublikanischen Filmindustrie zu sehen.
Ob Heimatfilm (Johannisnacht, 1956), Heinz-Erhardt-Spaß (Natürlich die Autofahrer, 1959), Kriegsfilm (Nacht fiel über Gotenhafen, 1960) oder Trash-Perle (Das Rasthaus der grausamen Puppen, 1967): Der attraktive Sachse machte immer eine gute Figur.
Auch als Synchronsprecher war er die deutsche Stimme der beliebtesten Hollywood-Stars. So sprach er für Cary Grant in "Leoparden küsst man nicht" und vertonte Tony Curtis, als der sich in "Manche mögens heiß" von Wuchtbrumme Marilyn Monroe nach allen Regeln der Kunst verführen ließ. Wenn man allein daran denkt, beschlagen schon die Brillengläser! ;-)
Am heutigen 15. Februar wäre der wunderbare Schauspieler Erik Schumann 97 Jahre alt geworden.
Dieser interessante Science-Fiction-Film mit Neo-Noir-Elementen hat letztes Jahr im BoxOffice überhaupt nicht funktioniert und ist jetzt auf Sky gelandet. Da ist es fast interessanter, über die Gründe für diesen Misserfolg als über den Film selbst zu schreiben. Das würde diesem von WARNER herausgebrachten Film aber Unrecht tun. Lisa Joy hat einen Film geschaffen, der Elemente aus anderen Filmen übernimmt, dabei aber durchaus eine philosophisch angehauchte Liebesgeschichte erzählt. Die Stärke des Films liegt in der ungewöhnlichen Atmosphäre, die auch sehr von der Musik des iran-deutschen Komponisten Ramin Djawadi (*1974) aus Duisburg profitiert. Die schwedische Schauspielerin Rebecca Ferguson in der Hauptrolle einer femme fatale singt sogar zwei Lieder selbst. Von dieser Frau wird noch einiges kommen, sie steigert sich von Film zu Film. Großartig!
Hugh Jackman überzeugt noch immer als wackerer "leading man", dessen ungeklärtes Verhältnis zu seiner loyalen Kollegin (gespielt von der wunderbaren Thandiwe Newton) durchaus noch stärker hätte akzentuiert werden können. Männlich-markant, kraftvoll und dennoch verletzlich - diese Mischung hat der australische Schauspieler Hugh Jackman einfach drauf.
Bleibenden Eindruck hinterlassen auch Daniel Wu (Into the Badlands) und der neuseeländische Schauspieler Cliff Curtis (seit "Das Piano" und "Once Were Warriors" aus dem Hollywood-Universum nicht mehr wegzudenken) alsböse Spitzbuben. In einer kleinen Rolle gibt es ein Wiedersehen mit FalconCrest-Star Brett Cullen (in der Serie war er zwei Jahre lang als angeblicher "Cop Killer" Dan Fixx dabei), der einen superreichen Mr. Wichtig spielt.
Atmosphärische Mischung zwischen NeoNoir und SciFi, die ganz auf Gefühl setzt und eine unvoreingenommene Sichtung verdient hat.
Screwball-Klassiker mit Carole Lombard und Fredric March
Die Berlinale 2022 wollte durch eine Retrospektive (No Angels) dankenswerterweise an die drei äußerst innovativen Hollywood-Schauspielerinnen Carole Lombard, Rosalind Russell und Mae West erinnern.
"Denen ist nichts heilig" aus dem Jahre 1937 ist ein beeindruckendes Beispiel für das körperbetonte Spiel der Ausnahmeschauspielerin Carole Lombard (1908-1942). Sie spielt Hazel Flagg, ein Landei aus dem Mittleren Westen, das durch eine vermeintliche Vergiftung mit einem radioaktiven Stoff in die nationalen Schlagzeilen gerät. Dumm nur, dass bald klar wird, dass es sich um eine Verwechslung handelt. Die vermeintlich Todkranke hat also noch ein langes Leben vor sich. Ein inzwischen in sie verknallter Sensationsreporter (Fredric March, 1897-1975, zwei Oscars!) versucht ihr zu helfen. Dabei kommt es zu einer irrwitzigen Szene. Damit es so wirkt, als sei Hazel zu Tode erschöpft, beginnen sie und ihr Galan eine fulminante Prügelei, die natürlich alles andere als politisch korrekt, dafür aber unfassbar komisch ist. Das war das Markenzeichen der leider viel zu früh bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Carole Lombard: Körper-Slapstick bis zum Äußersten, ohne Rücksicht darauf, wie die atemberaubende Blondine dabei aussieht und rüberkommt!
Großartig und herrlich wild! Furchtlos und geradlinig wirft Carole Lombard einfach mal so alle Geschlechter-Stereotypen über den Haufen. Sowas musste man sich erst einmal trauen im Studiosystem Hollywoods, noch dazu nach der Pre-Code-Ära!
Produziert wurde das vom unabhängigen David O. Selznick, der zwei Jahre später mit "Vom Winde verweht" ganz groß auftrumpfen sollte. Regie bei diesem Technicolor-Klassiker führte William A. Wellman. In einer kleineren Rolle ist auch die baldige Oscar-Preisträgerin Hattie McDaniel (1895-1952) zu sehen.
Auch ein Film, der inzwischen 85 Jahre auf dem Buckel hat, kann unbedingt sehenswert sein!
Bin schon sehr gespannt auf diesen neuen Giallo von Maestro Argento. Sehr schön, dass er auf der Berlinale zu sehen ist.
Zur Erinnerung an Sonja Ziemann (1926-2020)
Nach ihrem Durchbruch als Publikums-Liebling der erfolgreichen Heimatfilme "Schwarzwaldmädel" (1950), "Grün ist die Heide" (1951) und "Hollandmädel" (1953) wandelte sich Sonja Ziemann alsbald zur ausdrucksstarken Charakterdarstellerin. Filme wie "Der achte Wochentag" (1958), "Nacht fiel über Gotenhafen" (1959) und "Der Traum von Lieschen Müller" (1961) belegen diesen eindrucksvollen Wandel ihres Rollenprofils. Als die Produktion der bundesrepublikanischen Filmindustrie in der zweiten Hälfte der1960er Jahre immer mehr nachließ, wandte sich der Star auch dem Fernsehen zu.
In der Episode "Der Geigenspieler" (1973) aus der Krimi-Reihe "Der Kommissar" spielt Sonja Ziemann eine Frau namens Irene Triberg, deren Ehemann (Günther Stoll) auf wahrhaft spektakuläre Weise ermordet wird. In weiteren Rollen sind in dieser Folge Elisabeth Flickenschildt, Heinz Bennent und Erik Schumann, ein Kollege aus "Nacht fiel über Gotenhafen", dabei. Spannende Unterhaltung garantiert!
Am heutigen 8. Februar hätte die großartige Sonja Ziemann ihren 96. Geburtstag feiern können.
Zauberhaftes Musical mit Sonja Ziemann und Helmut Griem
Dieser fast in Vergessenheit geratene Film von Helmut Käutner ist eine richtige Entdeckung! Ein wahrer Filmdiamant! In den Berliner CCC-Studios von der famosen Ilse Kubaschewski produziert!
Lieschen Müller (Sonja Ziemann) ist eine kleine Bankangestellte in irgendeiner bundesrepublikanischen Kleinstadt. Nicht so richtig zufrieden mit ihrem bisherigen Leben bekommt sie eines Tages das Angebot von einem wichtigen Kunden (Martin Held), ihn auf eine Geschäftsreise ans Mittelmeer zu begleiten. Sofort träumt sie sich in eine neue Existenz als reiche Erbin hinein und offenbart ihre geheimsten Sehnsüchte...
Mehr soll von der Handlung gar nicht verraten werden, das sollte jeder/jede selbst entdecken können. Denn die Art und Weise, wie dieses deutsche Musical gestaltet ist, ist so wunderschön und phantasievoll, dass es eine wahre Freude ist. Die Geschichte (Drehbuch: Willibald Eser und Käutner selbst) erinnert an Federico Fellinis Meisterwerk "Julia und die Geister" (1965), die Tänze und Animationen brauchen den Vergleich mit "Mary Poppins" (1964) nicht zu scheuen. Wohlgemerkt! Beide genannten Filme sind erst Jahre nach Käutners Geniestreich entstanden!
Und dann die Darsteller! Dass Sonja Ziemann (1926-2020)dem Image als "Schwarzwaldmädel" (1950)längst entwachsen war, hatte sie ja schon in "Nacht fiel über Gotenhafen" (1959) eindrucksvoll bewiesen. Hier übertrifft sie sich noch einmal selbst. Strahlend schön und voller Spielfreude! An ihrer Seite als attraktiver Eisverkäufer aus Dänemark: der großartige Helmut Griem (1932-2004, Cabaret / Ansichten eines Clowns / Peter der Große) tanzt, singt und spielt zum Neidischwerden.
Als kleine Schwester Anni Müller begeistert Cornelia Froboess, die man so wie in diesem Film noch nie gesehen hat. Peter Weck (Ich heirate eine Familie) spielt ihren Verlobten. In weiteren Rollen sind Georg Thomalla, Wolfgang Neuss, Karl Schönböck und der spätere Edgar-Wallace-Star Ilse Page zu sehen.
Die faszinierenden Solotänzer im Film sind Konstanze Vernon, Gene Reed und John Schapar. Auch die technischen Gewerke müssen aus gutem Grund noch erwähnt werden: Karl Ludwig Rappel und Horst Schier für die Toneffekte, Flo Nordhoff für die bezaubernde Animation.
Wunderbare Cameo-Auftritte als Autogrammjäger haben übrigens die Superstars Ruth Leuwerik, Hardy Krüger und Walter Giller. Großartig!
Warum ist dieser phantastische Film so sehr in Vergessenheit geraten und erst einmal im Fernsehen gelaufen (Sat 1, 1990)? Wahrscheinlich deshalb, weil er seiner Zeit (und seinem Publikum) einfach Jahre voraus war und gleichzeitig viel zu dicht dran an einem Publikum war, das sich so nicht porträtiert sehen wollte. Dieses Musical spiegelt nämlich das reale Leben und die Wunschträume derjenigen, die im Jahre 1961 in ihren Zwanzigern waren. Und dabei ist dieser ungewöhnliche Film sehr treffsicher, wahrscheinlich zu treffsicher!
Dafür spricht auch, dass Helmut Käutner im Jahre 1962 auf dem Kurzfilmfestival von Oberhausen von der jungen Filmkritik den Preis für die schlechteste Leistung eines bekannten Regisseurs verliehen bekommen hat. Diese fragwürdige Auszeichnung bezog sich auf "Lieschen Müller" (729.000 Kinotickets verkauft) und "Schwarzer Kies" (2.849.000 Tickets), beides absolute Meisterwerke der bundesrepublikanischen Filmindustrie, die unbedingt erneut gesichtet werden sollten! Dass ausgerechnet ein Meisterregisseur wie Helmut Käutner so missverstanden wurde, war ein großer Fehler desjungen deutschen Films. Schade um diese verpasste Möglichkeit!
Aber ganz egal, was in der Vergangenheit gewesen ist: Diesen Film, dieses bezaubernde Musical in deutscher Sprache (auf SKY verfügbar) sollte man als Filmfan einfach nicht verpassen! Unbedingte Empfehlung!
Da war ja noch was! Am heutigen 8. Februar wäre die phantastische Sonja Ziemann 96 Jahre alt geworden.
Er hat sein Herz in Heidelberg verloren - bezaubernder Klassiker mit Christian Wolff und Sabine Sinjen
Mit der Premiere im Berliner Theater gelang Wilhelm Meyer-Förster im Jahre 1901 ein wahrer Geniestreich. Sein Stück "Alt Heidelberg" mauserte sich zum Welterfolg. Zahlreiche Verfilmungen sollten folgen. So waren auch Ramon Novarro und Norma Shearer unter der Regie von Ernst Lubitsch (1927) sowie Edmund Purdom und Ann Blyth für die MGM (1954) als ungleiches Traumpaar im schönen Heidelberg zu erleben.
Die vorliegende Version wurde von Artur Brauner produziert, Regie führte Ernst Marischka, der für sein Original-Drehbuch für "Polonaise" (1946) mit Cornel Wilde für den Oscar nominiert worden war.
Der phantastische Christian Wolff (*1938) spielt den Prinzen Karl Heinrich von Sachsen-Karlsburg, dem vor seinen Staatsverpflichtungen wenigstens ein Jahr Studium in Heidelberg gewährt wird. Dort genießt er das Studentenleben mit guten Kumpels (großartig: Harry Meyen (1924-1979) als Graf Detlev von Asterberg) und erlebt die erste Liebe in Gestalt der bezaubernden Gastwirtsnichte Käthi (wunderbar: Sabine Sinjen (1942-1995)).
Kitsch as Kitsch can! Aber wunderschön und herrlich nostalgisch! Christian Wolff hat in jenen Jahren Erstaunliches geleistet. So jung wie er war hat er einige der Wiederentdeckung würdige Filme in dieser Zeit gedreht, die leider allzu schnell in Vergessenheit geraten sind. Empfohlen seien dabei vor allem "Der blaue Nachtfalter" und "Verbrechen nach Schulschluss". In diesem Film singt Wolff sogar: "Du, du liegst mir am Herzen."
In weiteren Rollen sind Gert Fröbe (1913-1988, auf den sollte Christian Wolff in "Via Mala" erneut treffen) als verständnisvoller Hauslehrer, Rudolf Vogel als gestrenger Kammerdiener und Siegfried Schürenberg als Staatsminister dabei. Und die blutjunge Hannelore Elsner (1942-2019) ist als Serviermädchen Helene zu sehen.
Ein nostalgischer Spaß! Wunderbar!
Abenteuer in Indien mit Clint Walker
Auf einem trubeligen Bahnhof irgendwo in Indien kommt eines Tages der kleine Terry (Jay North) an. Nach dem viel zu frühen Tod seiner Mutter ist er auf dem Weg zu seinem Vater (Clint Walker), der in Indien lebt und ein berühmter Großwildjäger ist. Doch niemand ist am Bahnhof, um Terry abzuholen. Allein ist der Junge gezwungen, mehrere Kilometer durch den Dschungel zur Farm seines Vaters zu stapfen. Auch dort ist der Empfang kühl, Terrys Vater hat sich sehr verändert. Nach einem Streit zwischen Vater und Sohn reißt Terry aus und geht allein in den gefährlichen Dschungel. Dort trifft er auf den gleichaltrigen Raji (Sajid Khan), der mit der Elefantendame Maya und ihrem weißen Sprössling Primo auf einer besonderen Mission unterwegs ist...
Da hat Hollywood-Major MGM im Jahre 1966 einen bemerkenswerten Abenteuerfilm für Kinder rausgehauen. Trauer, Alleingelassenwerden und Streit zwischen Vater und Sohn sind die zentralen Themen, die eindringlich und glaubwürdig aus der Sicht eines Kindes erzählt werden. Und das alles vor der traumhaften Kulisse Indiens mit seinen bunten Farben und exotischen Tieren.
Der deutsche Kameramann Günther Senftleben (1925-1982) hat hier mit seinen wunderschönen Landschafts- und den verblüffenden Tieraufnahmen Erstaunliches geleistet. Vorher war Kameramann Senftleben für solch ein Meisterwerk wie das deutsche Musical "Der Traum von Lieschen Müller" (1961) und den Cinecitta-Abenteuerfilm "Kapitän Sindbad" (1962) mit der unvergessenen Heidi Brühl (1942-1991) verantwortlich.
Regie bei "Maya", wie der Film im amerikanischen Original heißt, führte übrigens John Berry, die Musik stammt von dem italienischen Filmkomponisten Riz Ortolani (Mondo Cane (1962) / Allein gegen die Mafia (1984)).
In einer Nebenrolle als fieser Einäugiger ist der indische Schauspieler und Regisseur I. S. Bohar (1920-1984) zu sehen, den man auch aus "Lawrence von Arabien" (1962), den "Kali Yug" (1963) - Filmen und "Tod auf dem Nil" (1978) kennt.
Die Besetzung der Hauptrolle mit Western-Star Clint Walker (1927-2018) ist sehr gelungen. Zu sehen, dass selbst solch ein Kerl wie ein Schrank an einer Angststörung und Erschöpfungsdepression leiden kann, ist sehr eindrucksvoll. Dieser Film lotet ungewöhnlich tiefliegende Gefühlswelten eindrucksvoll aus. Und tolle Aufnahmen von Elefanten und Tigern gibt es noch dazu.
Die Wiederentdeckung dieses etwas in Vergessenheit geratenen Tier- und Abenteuerfilmklassikers ist unbedingt zu empfehlen!
Luc Merenda liest aus dem Tagebuch eines korrupten Polizisten
Actionmäßig geht es schon mal gut los, wenn der drahtige Commissario Domenico Malacarne (Luc Merenda) in Mailand böse Buben jagt. Er ist schon ein wahrer Held, dieser Polizeibeamte, den Erfolgsregisseur Fernando Di Leo uns in diesem Film präsentiert. Schmucke Freundin (Delia Boccardo als Sandra) aus der Galeristenszene, gutes Verhältnis zu seinem Papa, dem aufrechten Maresciallo Malacarne (Salvo Randone). Doch dann müssen wir staunenden Zuschauer so langsam erkennen, dass dieser jungenhaft-sportive Malacarne (schlechtes Fleisch, nomen est omen) sich allzu sehr mit der Mafia eingelassen hat. Richard Conte (1910-1975) als durchtriebener Mafia-Anwalt und Raymond Pellegrin (1925-2007) als sehr böser Boss Pascal zeugen davon. Mann o Mann! Drehbuchautor Sergio Donati führt uns gekonnt die Abgründe vor, die wir lieber nicht gesehen hätten...
Aktionslastig, immer mittendrin wird uns ein Protagonist präsentiert, der sympathisch und verdorben ist. Autoverfolgungsjagden, Prügeleien und die bittere Erkenntnis, dass auch solch ein Strahlemann empfänglich für die Korruption des Alltags ist. Fernando Di Leo öffnet seinem Publikum wiederholt die Augen für die schmutzigen Geheimnisse eines Polizistenlebens. An der Kinokasse hat es auch funktioniert: 676 Mio. ITL wurden eingespielt.
Sehenswerter Beitrag aus dem schier unerschöpflichen Poliziotteschi-Genre!
Gut, dass wir Olli, Pädder, Tele5 und die TeleMünchenGruppe haben, sonst würden solche verdienten SchleFaZe wie "Metropolis 2000" unverdient dem Vergessen anheim fallen. Dafür strengen sich Fred Williamson und George Eastman in diesem Endzeit-Spektakel, das nur ganz entfernt an die MadMax-Filme erinnert ;-), doch allzu schön an.
Und dann ist da noch Giancarlo Prete (1943-2001) in der Hauptrolle als Scorpion. Der aus Rom stammende Schauspieler war nach seiner sportlichen Karriere als Ringer im griechisch-römischen Stil über Stunt-Jobs zu kleinen Rollen in der italienischen Filmindustrie der Cinecitta gekommen. Nach bemerkenswerten Achtungserfolgen in Italo-Klassikern wie "Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert" (1971) und "Ein Mann schlägt zurück" (1974) wurden seine Rollen größer. Mit seiner eindrucksvollen Physis war Giancarlo Prete natürlich bestens geeignet für deftige Prügel-Klamotten wie "Tedeum" (1972), "Alle für einen - Prügel für alle" (1973) und nicht zu vergessen "Der Tomatenkrieg" (1975) mit Brad Harris als bärenstarker Prügel-Buddy. In solchen Filmen kam auch schon Pretes internationaler Star-Name Timothy Brent zum Einsatz. Hauptrollen spielte der Schauspieler aber auch im Sozialdrama "Dont Shoot on Children" (1978) und im MakkaroniKombat "Im Wendekreis des Söldners" (1983).
Im Jahre 2001 starb Giancarlo Prete viel zu früh an den Folgen eines Gehirntumors. In Bezug auf sein Geburtsdatum gibt es unterschiedliche Quellenangaben. Die italienischsprachige Wikipedia und IMDb geben das Jahr 1943 als Geburtsjahr an.
Am heutigen 5. Februar wäre Giancarlo Prete demnach 79 Jahre alt geworden.
In diesem spannenden Medizin-Schocker kämpfen Dermot Mulroney und SilberPalmen-Preisträgerin Diane Kruger auch mit nicht ganz astreinen Mitteln darum, dass ihre todkranke Tochter ein Spenderorgan bekommt. Die beklemmenden in Mexiko spielenden Szenen rufen den herausragenden Fernsehfilm "Fleisch" (1979) von Rainer Erler in Erinnerung, in dem es Jutta Speidel, Wolf Roth und Herbert Herrmann mit der Organhandel-Mafia zu tun bekamen.
Im vorliegenden Film des isländischen Regisseurs Baltasar Kormakur, der sehr sehenswert ist, sind in Nebenrollen so tolle Schauspieler wie Sam Shepard (Homo Faber), Rosanna Arquette (Susan...verzweifelt gesucht) und Vincent Perez (Die Bartholomäusnacht) zu sehen.
Als reichen Schnösel kann man in einer weiteren Nebenrolle auch den großartigen David Selby (*1941) entdecken. Nach dem frühzeitigen Ende der PrimeTime Soap "Flamingo Road" (1980-1982) wechselte er flugs zur Konkurrenz von "Falcon Crest" (dort war er von 1982-1990 zu sehen), um dort als Richard Channing seiner (vermeintlichen ) Stiefmutter Angela Channing (Jane Wyman) die Hölle heiß zu machen. Richard Channing war durch die Protektion durch das geheimnisvolle Kartell (im Grunde eine Verbrecherbande, die sich aus der Zeit des Nationalsozialismus hinein in die Hochfinanz gerettet hatte) immer in äußerst dunkle Machenschaften verstrickt. Man erinnere sich an legendäre Cliffhanger wie den Flugzeugabsturz (Staffel 3) oder die Explosion seiner Villa (Staffel 4).
Am heutigen 5. Februar feiert der in West Virginia geborene FalconCrest-Star David Selby seinen 81. Geburtstag.
Interessantes Krankenhaus-Drama mit Enrico Maria Salerno und Senta Berger
In diesem ungewöhnlichen italienischen Film geht es mal um korrupte Ärzte der Mafia in Weiß. Der Professor (Gabriele Ferzetti) einer angesehenen Klinik treibt ein doppelbödiges Spiel und erweist sich so gar nicht als Halbgott in Weiß. Solange aber seine Assistenzärzte (Enrico Maria Salerno) spuren, hat er nichts zu befürchten. Die großartige CinecittaDiva Senta Berger hat hier nur eine kleine Rolle, liefert aber als Schwester Maria die entscheidenden Akzente.
Mit diesem ungewöhnlichen Ansatz schaffte es Regisseur Luigi Zampa im Jahre 1973 bis in den Wettbewerb von Cannes.
In einer kleinen Rolle als Journalist ist der spätere "Allein gegen die Mafia"-Star Vittorio Mezzogiorno dabei, der ab der vierten Staffel den Kampf von Commissario Cattani tapfer fortsetzte.
Sehenswertes Krankenhaus-Drama, das mal etwas anderes zu bieten hat als die gewohnten poliziotteschi!
Spannende Mini-Serie über das US-Raumfahrtprogramm
In der Weihnachtszeit 1987 wurde auf einem der Privatsender diese amerikanische Serie über die Geschichte der Raumfahrt vom Ende des Zweiten Weltkriegs, über die große UFO-Angst bis zur Mondlandung gesendet. Die US-Erstausstrahlung erfolgte bereits im April 1985 auf CBS. Grundlage war der Roman "Space" von Bestseller-Autor James A. Michener, der bereits im Jahre 1982 erschienen war. Neben der technischen Entwicklung ging es natürlich auch um Intrigen und Liebeswirren - ganz im Stile einer Seifenoper.
Zur großartigen Besetzung gehörten Stars wie James Garner (als Senator Norman Grant), Beau Bridges (als Astronaut), Bruce Dern und Martin Balsam. Als angesagte Jung-Stars waren Blair Brown, Harry Hamlin und David Dukes dabei.
Und da das Raumfahrtprogramm auf die Expertise von deutschen Wissenschaftlern, die vorher für das NS-Regime gearbeitet hatten, angewiesen war, gab es auch einen Handlungsstrang mit deutschstämmigen Figuren.
"Cabaret"(1972)-Star Michael York (zwei Jahre später auch als Abbys ehemalige Jugendliebe in "Unter der Sonne Kaliforniens" dabei) und Barbara Sukowa (Lola / Die bleierne Zeit) spielten das deutsche Ehepaar Dieter und Liesel Kolff, das entscheidenden Einfluss auf die Mondlandung bekommen sollte.
Meines Wissens war das Barbara Sukowas erster Auftritt in einer amerikanischen Produktion. Ein Jahr später sollte die Schauspielerin, die gestern ihren 72. Geburtstag feiern konnte, in Cannes mit der Silbernen Palme für ihre Rolle als "Rosa Luxemburg" ausgezeichnet werden.
Interessante Serie, die ich damals sehr gern gesehen habe. Empfehlenswert!
Mark trifft wieder: Franco Gasparri und sein dritter Auftritt als Polizist Mark Terzi
Dieses Mal heißt er aber Mark Patti. Na klar, er ist in Rom ja auch undercover unterwegs. Als Spät-Hippie macht er die Gegend rund um die Kirche Santa Maria in Trastevere unsicher und kommt dort mit deutschen Anarchisten in Kontakt. Herrlich zu sehen, wie Paul Henkel (John Steiner) und Olga Kube (Marcella Michelangeli) die aktuellen SPIEGEL-Titel in der römischen Sonne lesen. Mark kommt auf jeden Fall gut bei den Möchtegern-Terroristen an und fährt mit ihnen zu irgendwelchen Hintermännern nach Wien. Dort trifft er auf den undurchsichtigen Inspektor Altmann (John Saxon), der schon bald darauf im Schlosspark von Schönbrunn in einen fiesen Hinterhalt gerät. Schöner sterben mit Blick auf Sissis Traumschloss! Herrlich! Als weiterer österreichischer Inspektor ist noch der schweizerische Schauspieler Paul Muller zu sehen.
Gut gespielt, die Action stimmt auch, aber das Drehbuch ist nicht so stark geraten. Regisseur Stelvio Massi gibt sich viel Mühe, aber nach drei Teilen mit Franco Gasparri als Poliziotto Mark ist die Luft einfach raus.
Einfach schade, dass Franco Gasparri (1948-1999) nach seinem schrecklichen Motorradunfall im Jahre 1981 nicht mehr auf die Leinwand zurückkehren konnte. Seine drei Filme als Mark bleiben quasi als sein Vermächtnis. Und natürlich die Auftritte als Kinderdarsteller neben Brad Harris in den Sandalenfilmen "Die Irrfahrten des Herkules", "Herkules im Netz der Cleopatra" und "Samson - Befreier der Versklavten" Anfang der 1960er Jahre!
Marcel Carnes zeitloser Ehebruchs-Klassiker ist eine wunderbare Verfilmung des gleichnamigen Romans von Emile Zola. Die spätere Oscar-Preisträgerin Simone Signoret (Der Weg nach oben) und Raf Vallone überzeugen als leidenschaftliches Liebespaar, das für das gemeinsame Glück alles zu tun bereit ist. Es ist aber die Figur des draufgängerischen Matrosen Riton (Roland Lesaffre), die die Geschichte aus dem 19. Jahrhundert in die unmittelbare Nachweltkriegszeit holt. Desillusioniert und seelisch deformiert durch die Erlebnisse des Zweiten Weltkriegs ist es der geheimnisvolle junge Mann, der zwar ein hundsgemeiner Erpresser ist, aber gleichzeitig auch menschlichen Anschluss an zwei ebenfalls Ausgestoßene sucht, der das Geschehen in die Zeit der beginnenden 1950er Jahre holt. Seinem Lieblingsdarsteller Roland Lesaffre (1927-2009) hat Meisterregisseur Marcel Carne diese Rolle quasi auf den Leib geschneidert. Weitere Einsätze in Carnes Filmen sollten folgen, am eindrucksvollsten neben Jean Gabin und Arletty in "Die Luft von Paris".
Auch nach fast 70 Jahren erscheint "Therese Raquin" als nahezu makelloser Klassiker.
Ein sehenswertes Meisterwerk!
Nachdem die treusorgende Pamela Lynch (Sarah Douglas) sein schönes Haus in die Luft gejagt hatte, benötigte Richard Channing (David Selby) dringend eine neue Assistentin, die auch juristische Kenntnisse für die erforderlichen Intrigen haben sollte. Auf wen passte das Stellenprofil besser als auf Jordan Jennifer Roberts (Morgan Fairchild)? Zu dumm nur, dass auch diese wie aus dem Ei gepellte Karriereanwältin eine allzu dunkle Vergangenheit hatte...
Mit Beginn der fünften Staffel (1985/86) heuerte Morgan Fairchild, in den 1980er Jahren quasi die Allzweckwaffe des amerikanischen Serienfernsehens, bei "Falcon Crest" an. Und sie blieb auch eine ganze Staffel an Bord. Schöne Szenen hatte sie auch noch mit Greg Reardon (Simon Mac Corkindale), dem Anwalt von Angela Channing (Jane Wyman), also der direkten Konkurrenz.
Morgan Fairchild konnte man in den 1980er Jahren gar nicht übersehen. In DALLAS war sie (kurz) dabei, FLAMINGO ROAD, FACKELN im STURM und diverse andere Auftritte.
Am heutigen 3. Februar wird die aus Texas gebürtige Schauspielerin Morgan Fairchild 72 Jahre alt.
Zur Erinnerung an Monica Vitti
Vittoria (Monica Vitti) trennt sich von ihrem Freund Riccardo (Francisco Rabal). Bei einem Treffen mit ihrer Mutter (Lilla Brignone) in der römischen Börse lernt sie den taffen Börsenmakler Piero (Alain Delon) kennen. Beide gehen eine Beziehung miteinander ein, bleiben sich aber seltsam fremd. Wird ihre Liebe anhalten können? Da kommt es zu einer Sonnenfinsternis (so auch der Originaltitel)...
In traumhaft schönen Schwarz-Weiß-Bildern verhandelt Michelangelo Antonioni die innere Leere des modernen Menschen. Schöne Menschen wandeln wie Schlafwandler durch nahezu menschenleere Straßen. Alle Filme, die Monica Vitti mit Antonioni (Die Nacht/ Die mit der Liebe spielen / Die rote Wüste) gedreht hat, ähneln dieser Ausgangslage, sind aber so berührend und so unfassbar schön, dass man als Zuschauer den Atem anhalten möchte.
Monica Vitti, die später auch erfolgreich in Komödien spielte, ist die perfekte Heldin für diese Filme. Atemberaubend schön, modern, unabhängig und trotzdem von einer tiefgreifenden Melancholie umgeben.
In einer Szene aus "Liebe 1962 / Sonnenfinsternis" wird die Entfremdung und gefühlskalte Distanz zwischen den Liebenden Vittoria und Piero besonders deutlich. Beim ziellosen Durchstreifen der Straßen des modernen Roms kommt den beiden ein atemberaubend attraktiver Mann (Cyrus Elias) entgegen, den Vittoria unverhohlen anschmachtet, obwohl Piero direkt neben ihr steht. Diese Unabhängigkeit als Frau, diese unmittelbare Energie konnte Anfang der 1960er Jahre nur von einer Ausnahmekönnerin wie Monica Vitti dargestellt werden. Eindrucksvoll und großartig!
Im Jahre 1984 wurde Monica Vitti auf der Berlinale für ihre Rolle in dem Film "Flirt" mit dem Silbernen Bären als Beste Darstellerin (wie ich bei Deutschlandfunk Kultur gehört habe, ist das nicht korrekt: Den Bären hat die Vitti für eine besondere künstlerische Einzelleistung bekommen. Passt sogar noch besser zu dieser ganz besonderen Künstlerin!) ausgezeichnet.
Am heutigen 2. Februar ist die Römerin Monica Vitti in ihrer Geburtsstadt gestorben.
RIP Monica Vitti (1931-2022)
Seefahrt-Klassiker mit Gregory Peck als Captain Horatio Hornblower
Der Schriftsteller Cecil Scott Forester (1899-1966) schuf in einer ganzen Reihe von Romanen mit Captain Horatio Hornblower einen unvergesslichen Helden, der zur Zeit der Napoleonischen Kriege mit seinem minderwertigen Schiff "Lydia" erfolgreich mitmischen konnte. Der Hollywood-Major Warner Brothers erkannte das Potenzial der Geschichten und produzierte unter Beratung des Autors selbst diesen glanzvollen Abenteuerfilm in England (Elstree Studios). Regie führte Raoul Walsh (1887-1980), der ebenfalls mit dem späteren Oscar-Preisträger Gregory Peck (1916-2003) in der Hauptrolle "Sturmfahrt nach Alaska" (1953) drehen sollte. Einige Außenaufnahmen erfolgten im französischen Villefranche-sur-Mer.
Worum geht es? Hornblower (Gregory Peck) hat nicht das beste Schiff, ist aber ein hervorragender Kapitän, der so manche Abenteuer zu bestehen weiß. Unfreiwillig verliebt er sich auf einer dieser Missionen in die schöne Lady Barbara Wellesley (Virginia Mayo), die aber mit dem Konteradmiral Leighton (Denis o`Dea, 1905-1978, im wahren Leben mit Siobhan McKenna verheiratet, der Ziehmutter von "Doktor Schiwago"!) verlobt ist. Auch Hornblower ist verheiratet, und so müssen die beiden Liebenden auf ihr Glück verzichten. Abenteuer gibt es aber auch so genug zu bestehen, so auch mit dem Kapitän (der spätere Dracula-Star Christopher Lee, 1922-2015) der Natividad.
Der Film beruht auf den drei Hornblower-Romanen "Der Kapitän (1937) / An Spaniens Küsten (1938) / Unter wehender Flagge (1938)" und ist schon durch die aktive Mitwirkung von C. S. Forester sehr authentisch und werkgetreu. Und außerdem ist das ein ganz großartiger Seefahrer-Film, wie er klassischer nicht sein könnte.
Großartig, was die Warner Studios da auf die Beine gestellt haben!
Ach ja, die Zofe von Lady Barbara wird von der deutschen Schauspielerin Ingeborg von Kusserow (1919-2014), auch Ingeborg Wells, gespielt. Sie wurde in Wollstein geboren und war rechtzeitig nach Großbritannien ausgewandert.
Berührendes Familiendrama mit Gaspard Ulliel und Marion Cotillard
Nach einem Theaterstück von Jean Luc Lagarce, das im deutschsprachigen Raum am Theater Bremen unter der Regie von Wolfram Apprich (*1962) uraufgeführt (08.11.2001) wurde, hat der kanadische Regisseur Xavier Dolan (im kanadischen Quebec) diese atemberaubende und augenöffnende Familienaufstellung in Szene gesetzt. Und das mit Traumbesetzung!!!
Nach 12 Jahren kehrt ein weltweit erfolgreicher Theaterautor (Gaspard Ulliel) zu seinen Familienangehörigen zurück, um ihnen mitzuteilen, dass er tödlich erkrankt ist. Doch der der Unterschicht verhafteten Familie gelingt es nicht, angemessen miteinander zu kommunizieren. Das ist noch vorsichtig ausgedrückt! Den allesamt herausragenden Schauspielerinnen und Schauspielern gelingt es mehr als eindrucksvoll, dieses fragile Familiengefüge zum Leben zu erwecken.
Nathalie Baye (*1948) brilliert als Mutter Martine, Vincent Cassel (*1966) zeigt als älterer Bruder Antoine die beeindruckendste Vorstellung, die ich bisher von diesem Schauspieler gesehen habe. Chapeau!!! Lea Seydoux (*1985) porträtiert die jüngere Schwester in ihrer wütenden Zerbrechlichkeit. Und Oscar-Preisträgerin Marion Cotillard (*1975) hat als Schwägerin scheinbar die unwichtigste Rolle, versteht aber als Einzige von Anfang an alles. Ihr bei dieser Rolle zusehen zu dürfen, ist ein unfassbares Geschenk für die Zuschauer. Wie traurig, dass Gaspard Ulliel (1984-2022) auch im Leben nicht viel Zeit vergönnt war. Den Cesar für diese Hauptrolle hat dieser phantastische Schauspieler mehr als verdient.
Ohne zu spoilern sei noch auf zwei magische Momente hingewiesen: Lea Seydoux und Nathalie Baye beim Vorführen ihrer Aerobic-Choreo zu O-Zones "Dragostea Din Tei" betrachten zu können, ist ganz großes Kino. Und das furiose Finale dieser Familienaufstellung der ganz anderen Art ist ein Moment, den man nie mehr vergisst.
FANTASTIQUE!!!
Für ihre Rolle als "Rosa Luxemburg" wurde die in Bremen geborene Barbara Sukowa (*1950) im Jahre 1986 bei den Filmfestspielen von Cannes mit der Silbernen Palme als Beste Darstellerin ausgezeichnet. Kurz vorher hatte sie im amerikanischen Fernsehen in der Mini-Serie "Space - Ein Mann greift nach den Sternen" (gesendet im April 1985) die Ehefrau eines deutschen Raketenbauers im Raumfahrtprogramm der USA gespielt.
Am heutigen 2. Februar feiert die großartige Schauspielerin Barbara Sukowa ihren 72. Geburtstag.
Beeindruckende Mini-Serie mit Max von Sydow, Charlotte Rampling und Tilman Günther
Weihnachten 1994 lief dieser beeindruckende Mehrteiler, der auch vorab schon Schlagzeilen gemacht hatte, im deutschen Fernsehen. Regisseur Axel Corti war vor Ende der Dreharbeiten plötzlich und unerwartet verstorben. Kameramann Gernot Roll musste die Regie übernehmen und den Mehrteiler abschließen. Als Vorlage diente der berühmte Roman von Joseph Roth, der im Jahre 1932 erschienen war.
Am Beispiel der Familie von Trotta werden Aufstieg und Niedergang des kaiserlichen und königlichen Österreichs (k. und k. entspricht Kakanien!) geschildert. Im Mittelpunkt steht Carl Joseph von Trotta (Tilman Günther), der Enkel des Kriegshelden von Solferino, der den in ihn gesetzten Erwartungen so gar nicht mehr entsprechen kann. Sehr zum Verdruss seines Vaters, der von Golden-Globe-Gewinner Max von Sydow eindrucksvoll gespielt wird. In weiteren Rollen sind Charlotte Rampling, Claude Rich, Julia Stemberger, Gert Voss und Friedrich von Thun zu sehen.
Eine herausragende Leistung liefert der im Jahre 1969 in Halle an der Saale geborene Tilman Günther ab, der sich scheinbar mühelos gegen die ihn umgebenden Weltstars behaupten kann. Strahlend schön und voller Melancholie gibt er dem Geschehen ein unvergessliches Gesicht. Sinnlich und erschreckend zugleich die Szenen, als er von der wunderschönen Catherine Slama (Elena Sofia Ricci) im Bett und von ihrem Ehemann, einem unbedeutenden Helfershelfer der kakanischen Ordnung, zu Pferde "beritten gemacht" wird. So viel Dekadenz und schicksalsergebene Ausweglosigkeit auf einmal gibt es selten zu sehen. Eine Sinnlichkeit, die einem gleichzeitig das Blut in den Adern gefrieren lässt.
Unbedingt sehenswert! Und den Roman von Joseph Roth sollte man sich auch nicht entgehen lassen!
Für seine großartige Arbeit in und an diesem wunderbaren Film wurde der jüngst verstorbene Filmarchitekt Rolf Zehetbauer im Jahre 1973 mit einem Oscar für das Beste Szenenbild ausgezeichnet.
RIP Rolf Zehetbauer (1929-2022)