999CINEASTOR666 - Kommentare

Alle Kommentare von 999CINEASTOR666

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    999CINEASTOR666 15.01.2022, 19:44 Geändert 16.03.2022, 10:18

    Red Wedding Night (OT: Il Rosso segno della follia / AT: Un'accetta per la luna di miele / An Axe for the Honeymoon / Honeymoon / Un hacha para la luna de miel / Blood Brides / Hatchet for a Honeymoon / Hatchet for the Honey Moon / A Hatchet for the Honeymoon / An Axe for the Honeymoon / The Red Mark of Madness / The Red Sign of Madnes) / ES/IT/FR / 1970

    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

    Anstatt ein Rätselraten um den Triebtäter zu initiieren, dreht RED WEDDING NIGHT den Spieß behänd um und etabliert direkt den Killer als Hauptcharakter, den es zu begleiten gilt.

    Er arbeitet in einem Brautmodengeschäft, hat einen Schaufensterpuppen-Fetisch, steckt in einer Ehe mit einer kaltherzigen Furie fest und verarbeitet das Kindheitstrauma der Ermordung seiner Eltern auf destruktive Weise.

    Weil ein traumatisierter, unglücklich verheirateter, psychopathischer und von einem hartnäckigen Inspektor drangsalierter Frauenmörder nicht genug ist, hat man dem abenteuerlustigen, psychotischen und tranceartig inszenierten Giallo obendrein eine übernatürliche Komponente spendiert, die dem ohnehin schon gestörten Geist des Hochzeitsnacht-Schlächters allmählich in den völligen Wahnsinn treibt.

    Dass der Triebtäter weder als Sympathieträger noch als Identifikationsfigur taugt, ist klar wie Kloßbrühe, denke ich mal. Zusätzlich wird er aber noch recht unnahbar gespielt und der Darsteller stolziert ziemlich hölzern durch die Gegend.

    Da die Erzählung recht langatmig und verworren ist, wurde ich bedauerlicherweise nicht besonders spannungsgeladen entertaint, aber die extravagante Umsetzung kann sich hören und sehen lassen und ist wieder einmal ein bava'eskes Erlebnis.

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      999CINEASTOR666 14.01.2022, 22:01 Geändert 20.03.2022, 13:09

      Abrakadabra / MX/AR/NZ / 2018

      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

      Da die Gebrüder LUCIANO und NICOLÁS ONETTI ihre Machwerke fabrizieren, als stammten sie buchstäblich aus den Untiefen der Siebzigerjahre, kann man nur von Würdigungen sprechen. Allerdings sind die exotischen Neo-Gialli aus ihrem Hause bisher nicht gut genug, um würdige Vertreter der Gattung abzugeben.

      Audiovisuell glückt die Zeitreise zwar formidabel und die Retromanie wird orgasmisch zelebriert, aber inhaltlich herrscht tote Hose. Wem Äußerlichkeiten genügen, kann sein Vergnügen haben, die inneren Werte haben jedoch kein Feingefühl, sind seelen- und ziellos.

      Obwohl ein Magier im Mittelpunkt der Geschichte steht, weiß der Stoff nicht zu bezaubern und ist trotz der knappen Laufzeit, nicht gegen Längen und Leeren gewappnet. Wenn der Hokuspokus wenigstens anständig ausgebeutet werden würde, doch auch in Sachen Sex und Gewalt wird der Sparkurs gefahren und die Chose verkommt zur Geduldsprobe.

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        999CINEASTOR666 14.01.2022, 13:24 Geändert 21.01.2022, 16:25

        Close Calls / US / 2017

        >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

        CLOSE CALLS macht volles Rohr auf 80s-Slasher, der im Gegenzug von 70s-Gialli influenziert wurde. Das grobkörnige Bild, leichte Bildstörungen, die primärfarbende Ausleuchtung und der wummernde Synthie-Score machen ordentlich was her.
        Auch die Hauptdarstellerin kann sich sehen lassen, die ihre überaus üppige Oberweite und ihr knackiges Hinterteil hauptsächlich in Unterwäsche zur Fleischbeschau stellt. Warum man jedoch einer klapperdürren Story, die nicht ansatzweise so kurvenreich wie die Protagonistin ist, eine Laufzeit von 128 Minuten spendiert, ist mir absolut schleierhaft.
        Die Erzählung ist zähflüssig und hat keinen Schwung. Es fehlt immer und immer wieder am Timing und es gibt jede Menge zum Teil zugedröhnte, surreale oder notgeile Elemente, die die Handlung um kein Jota nach vorne bewegen. Erst das letzte Drittel zieht das Tempo ein wenig an und es kommt zu mitunter blutigen Gewalttätigkeiten. Allerdings ist das Kind dann schon in den Brunnen gefallen und jedwede Rettung kommt zu spät.

        4 obszöne Anrufe

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        • 7
          999CINEASTOR666 13.01.2022, 16:12 Geändert 13.01.2022, 16:15

          Don't Breathe 2 / US / 2021

          >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

          Die Fortsetzung zum atemlosen Überraschungserfolg stellt alles auf den Kopf und dreht den Spieß um. Der Vorgänger wird links liegen gelassen und der blinde Veteran wird zum offiziellen Protagonisten und tragischen Action-Antihelden umstrukturiert.
          Er verlasst gewohntes Terrain, um einen düsteren und blutigen Rachefeldzug durchzuziehen, der die nicht allzu anspruchsvollen und zur Abstrusität neigenden Gelüste eines Exploitationfilm-Fans durchaus befriedigt.
          Den Tod des Hundes zu rächen und ein kleines Mädchen aus den Fängen von herzlosen Drogenköchen zu befreien gestaltet sich zwar nicht mehr derart unverbraucht, packend und intensiv wie damals – weil natürlich auch der Überraschungseffekt verflogen ist – die Vendetta ist aber dennoch ganz kurzweilig umgesetzt und liefert einige krude Wendungen, nahezu übermenschliche Fähigkeiten des sehbehinderten Zausels sowie derbe Gewaltspitzen.

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            999CINEASTOR666 12.01.2022, 13:14 Geändert 21.01.2022, 16:27

            Mordum (OT: August Underground's Mordum) / US / 2003

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            Auch wenn man im Hinterkopf hat, dass diese gefakte Sammlung von Serienkiller-Heimvideos als abschreckendes Beispiel dient, dem Bösen keine Faszination entgegenzubringen, kann ich damit nicht viel anfangen, weil meine herkömmlichen Sehgewohnheiten dem (amateurhaften) Extremkino selten einen Unterhaltungswert abgewinnen können.
            Natürlich geht es den Verantwortlichen darum, Echtheit vorzutäuschen, abzustoßen, anzuwidern, zu verstören und Grenzen zu überschreiten. Unter diesen Gesichtspunkten funktioniert dieser Sicko bestens. Mir gelingt es jedoch nicht, über meinen eigenen Schatten zu springen, um den kranken Scheiß unter diesen Gesichtspunkten zu bewerten.
            Um ehrlich zu sein, habe ich diesen Kommentar, diese Absicht, diese Kritik in keinster Weise wahrgenommen. Der kontroverse Folterporno macht eher den Eindruck, dass Serienkiller-Dasein zu glorifizieren. Immerhin werden die abscheulichen Gräueltaten zu keiner Zeit reflektiert, beurteilt oder gar verurteilt. Ethik, Moral und gesunder Menschenverstand sind schlichtweg nicht präsent.
            Wenn man bei Pseudo-Snuff unbedingt von schauspielerischen Leistungen sprechen möchte, kann man getrost behaupten, dass die Beteiligten die heruntergekommenen, abgestumpften und abartigen Mörder derart beeindruckend verkörpern, dass man sich fragt, ob das noch gestellt ist? Dass die verkommenen Subjekte nicht als Sympathieträger oder Identifikationsfiguren taugen, ist für die meisten Betrachter hoffentlich die logische Konsequenz.
            Wenn das für den Betrachter hoffentlich die logische Konsequenz ist, blickt man der unbequemen Wahrheit ins Arschloch, stummer Zeuge einer gestörten und zusammenhanglosen Aneinanderreihung von nervtötend verwackelten und unscharfen Szenen zu sein: Inzest, sexuelle Erniedrigung, Exkrementophilie, Verstümmelung, Penektomie, Vergewaltigung, Leichen- und Kinderschändung und der Verzehr von Ungeziefer, das in Kadavern nistet, kriegt man zu sehen.
            Die Intention und Ambition sind klipp und klar: Tabus brechen, um zu schockieren und zu provozieren. Wenn ich jedoch weder unterhalten werden soll noch fasziniert sein oder Angstlust empfinden darf, bleibt unterm Strich nicht mehr viel übrig, außer vielleicht der Härtetest, die Belastungsprobe oder mich als Voyeur ertappt zu fühlen und Abscheu gegen mich selbst zu empfinden. Von experimenteller Untergrund-Filmkunst samt eindeutiger Message ist das meines Erachtens nämlich weit entfernt.
            Obwohl die Bilder äußerst unangenehm sind und die Perversionen auf den Ekelfaktor setzen, sollte man keine allzu expliziten Einlagen erwarten. Vieles wird nur angedeutet oder ist in schlechter Bildqualität im Halbdunkel zu sehen. Hardcore-Pornografie gibt es nicht und auch Freunde von Splatterfilmen und deren praktische Effekte bleiben auf ihren Kosten sitzen.

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              999CINEASTOR666 11.01.2022, 18:30 Geändert 21.01.2022, 23:18

              The Forever Purge - Keine Regeln mehr (OT: The Forever Purge / AT: The Purge 5 / Borderline) / US / 2021

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              Der mittlerweile fünfte im Bunde ist meines Erachtens der schwächste der Reihe, aber noch immer ganz ansehnlich.
              Man hat sich diesmal ein anderes Fleckchen Erde gesucht: Die Säuberung aufs Land zu verlagern, wo Cowboys, Native Americans, (illegale) Einwanderer und Rednecks auf Fuchs und Hase schießen, macht anfangs einen vielversprechenden Eindruck, weil Bezüge zur holprigen Historie des Landes, aber auch zum aktuellen politisch-rauen Klima gezogen werden.
              Dass weit rechts aufgestellten Marodeuren das 12-stündige Zeitlimit zu kurz ist, die braune Bewegung eine ethnische Säuberungsaktion zum Dauerzustand erklären will, die Gesetzlosen eine Art Bürgerkrieg entfachen und auch Andersdenkende auf der Abschussliste der Regelbrecher stehen, klingt zunächst interessant. Jedoch hat man aus dem subversiven Szenario nur einen generischen und überraschungsarmen Actionfilm gequirlt.
              Die Actionszenen kegeln rein und halten kurzweilig bei Laune, trotzdem hapert es an Intensität und Spannung, da ähnliche Prämissen schon etliche Male durchgenudelt wurden und es an eigenen Ideen zwickt, um der Formelhaftigkeit entgegenzuwirken.
              Ironisch und vor allem zynisch ist an der Stelle aber, dass sich US-Bürger den Weg nach Mexiko bleihaltig bahnen müssen und sogar von Ureinwohnern feuerkräftig unterstützt werden.

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                999CINEASTOR666 10.01.2022, 18:11 Geändert 21.01.2022, 16:30

                The Marksman - Der Scharfschütze (OT: The Marksman / AT: The Minuteman) / US / 2021

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                Ein weiteres Mal ist der groß gewachsene und in die Jahre gekommene Nordire in seiner archetypischen Rolle zu bewundern und liefert gewohnte Hausmannskost.
                Getreu dem Motto: Einer gegen Alle, Alle gegen Einen, nimmt es LIAM NEESON mit dem, in den Staaten bestens vernetzten, mexikanischen Kartell auf, um den schießwütigen Ziehvater für einen minderjährigen und verwaisten Grenzgänger abzugeben.
                Der schablonenhafte Actionthriller hebt die Filmwelt nicht im Geringsten aus den Angeln, aber der alte Haudegen geht in solchen Streifen eigentlich immer. Auch diesmal macht er es seinen Verfolgern nicht leicht, weiß sich zur Wehr zu setzen und schüttelt einige Tricks aus dem Ärmel.
                Nonstop Action auf Highspeed sollte man jedoch nicht erwarten. Das Katz-und-Maus-Spiel schiebt eher eine ruhige Kugel. Für etwaige dramatische und sentimentale Momente wird sich ebenfalls Zeit genommen, was zu einigen Ermüdungserscheinungen führt. Weil LIAM NEESON sein Ding routiniert durchzieht, ist der Flick aber dennoch ganz brauchbar, trotz Abzüge in der B-Note.

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                  999CINEASTOR666 09.01.2022, 18:01 Geändert 21.01.2022, 16:32

                  They Want Me Dead (OT: Those Who Wish Me Dead) / CA/US / 2021

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                  Ich bin nicht Feuer und Flamme für ANGELINA JOLIE. Wenn ihr Name auf der Besetzungsliste glimmt, bin ich nicht heiß darauf, den Spielfilm schnellstmöglich gesehen zu haben, obwohl sie schon in einigen sehenswerten Beiträgen mitgewirkt hat.
                  Bei THEY WANT ME DEAD, flammt ihre Figur seltsamerweise frappierend indeterminiert auf. Zuerst beweist sie FemDom, hat Haare auf den Zähnen und dickere Eier als ihre männlichen Kollegen. Dann wird die Alpha Woman allerdings zum sentimentalen und weinerlichen Ersatz-Muttertier. Das wird zwar damit angeheizt, dass sie ein Trauma zu verarbeiten hat, dramaturgisch gestaltet sich das aber äußerst aufgesetzt und dick aufgetragen.
                  Auch wenn ich für den Streifen nicht die Hand ins Feuer legen würde, kann man sich den Actionthriller ganz gut geben, denn er wirkt wie ein aufgewärmtes Relikt aus den Neunzigern. Der Waldbrand verkommt zwar leider zur Nebensache, irgendwie unterhaltsam und kurzweilig ist der Flick aber dennoch, wenn man nicht allzu viel Wert auf Tiefgang, Logik und Kredibilität gibt.
                  Obgleich das Katastrophenszenario nicht anständig ausgereizt wird, die Charaktere austauschbar sind und zum Teil mittelmäßige CGI Verwendung finden, wird das Treiben von genügend Actionszenen befeuert, die volle Lotte bei Laune halten.
                  Langweilig wird es also nie, jedoch ist die unoriginelle Schwarz-Weiß-Malerei verantwortlich dafür, dass der Spannungsbogen die Kohlen ebenfalls nicht gänzlich aus dem Feuer holen kann.

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                    999CINEASTOR666 09.01.2022, 13:15 Geändert 21.01.2022, 16:33

                    Wir sind die Nacht - Unsterblich. Unaufhaltsam. Unersättlich (OT: Wir sind die Nacht / AT: The Dawn / Bloody Party / We Are the Night) / DE / 2010

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                    Um deutsche Produktionen, mache ich gerne einen großen Bogen. Jedoch gebe ich dem deutschen Genrefilm ab und an eine Chance und manchmal ist sogar eine sexy und stylische Überraschung darunter.
                    WIR SIND DIE NACHT ist wirklich gut gelungen und bietet überzeugende schauspielerische Leistungen, gute Effekte, einen duften Soundtrack und eine teils temporeiche Geschichte über glamouröse Vampirladys in Berlin.
                    Interessant daran ist, dass die Themen Feminismus und Emanzipation eine tragende Rolle spielen. Denn je böser der Mann, desto süßer das Blut. Aber auch Aspekte wie Jugendwahn, Hedonismus und die Suche nach der wahren Liebe werden untergebracht.
                    Selbstverständlich werden Unmengen Klischees bedient, Potenzial wird hier und da liegen gelassen und es wird nicht wirklich in die Tiefe gegangen, dennoch ist die Story und Herangehensweise mal etwas anderes und deshalb ganz erfrischend.

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                      999CINEASTOR666 08.01.2022, 23:35 Geändert 21.01.2022, 16:34
                      über Oxygen

                      Oxygen (OT: Oxygène / AT: O2) / FR/US / 2021

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                      OXYGEN ist eine Art Sci-Fi-Variante der „Lebendig-begraben-Filme“. Die Protagonistin ist zwar nicht 6 Fuß tief unter der Erde verscharrt, aber die Ausgangslage ist ähnlich.
                      OXYGEN ist ein Kammerspiel, eine One-Woman-Show. Das Projekt steht und fällt demzufolge mit der weiblichen Hauptdarstellerin und dort liegt der Hund begraben: MÉLANIE LAURENT tut zwar ihr Möglichstes, ihre Rolle emotional und authentisch zu verkörpern sowie die Todesangst und eingeschränkte Bewegungsfreiheit zu vermitteln, aber es gelingt ihr nicht, die Figur sympathisch und zugänglich anzulegen. Sie bleibt distanziert und man kann sich kaum mit ihr identifizieren, weshalb der Überlebenskampf und das Gefühlschaos eher kaltlassen.
                      Obwohl es sich um ein klaustrophobisches Einpersonenstück handelt, ist das Setting Spitzenklasse und das eigentliche Highlight des Films: eine Hightech-Kryokapsel. Der Großteil der Kommunikation findet demnach mit dem Sprachassistenten des Lebenserhaltungssystems statt.
                      Um die Story zu mästen, werden partiell Flashbacks bzw. Erinnerungsfetzen eingeschleust. Wenn man halbwegs aufpasst und eins und eins zusammenzählt, kann man anhand der Hinweise durchaus erahnen, was zum Schluss enthüllt wird. Dadurch geht die anfängliche Faszination sukzessiv verloren.
                      Wie meine Bewertung verdeutlicht, bin ich hin- und hergerissen. Das Szenario ist gerade zur ersten Hälfte ansprechend mysteriös und daher über einen längeren Zeitraum spannend. Im späteren Verlauf geht die Intensität jedoch flöten und vermag nicht mehr vollends zu fesseln.

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                        999CINEASTOR666 08.01.2022, 21:55 Geändert 03.04.2022, 11:44

                        The Hole - Gefangen in der Dunkelheit (OT: The Hole / AT: After the Hole / Secluded Empty Space) / GB / 2001

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                        ... ist ein klaustrophobischer und düsterer Teenie-Horror, der die Psychoschiene fährt und eine interessante Erzählweise an den Tag legt, die man nicht allzu oft zu sehen bekommt. Im Grunde wird die gleiche Geschichte mehrmals erzählt, aber aus verschiedenen Blickwinkeln, die neue Facetten beisteuern. Ein stabiler Spannungsbogen wird geschaffen, weil man als Zuschauer verunsichert wird, was sich im Bunker wirklich zugetragen hat, was richtig und falsch, wer gut und böse ist.

                        Die Rollen werden glaubwürdig und überzeugend gespielt und tragen immens dazu bei, dass die Augenwischerei so gut funktioniert. Besonders hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang THORA BIRCH und KEIRA KNIGHTLEY.

                        Wenn man etwas Genreaffinität mitbringt, kann man den Braten zwar zeitig riechen, aber das verschachtelte Intrigenspiel weiß trotzdem, konsequent zu fesseln. Eingestehen muss man allerdings, dass die verzwickte Narration zu sehr auf den Twist ausgelegt ist, sodass bereits bei der zweiten Sichtung voraussichtlich jede Menge Wirkung verloren gehen wird.

                        Das Ende ist bitterböse, aber auch ziemlich abrupt. Als der Abspann gekommen ist, war ich erst einmal baff, dass die Niederträchtigkeit derart im Raum stehen gelassen wird. Mein Herz hat nach ausgleichender Gerechtigkeit geschrien.

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                          999CINEASTOR666 08.01.2022, 20:33 Geändert 24.01.2025, 14:37

                          Hard Rain - Hol tief Luft. Du wirst sie brauchen (OT: Hard Rain / AT: Flood / The Flood) / US/GB/DK/FR/JP/NZ/DE/AU / 1998

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                          HARD RAIN ist ein spektabler Actioner der späten 1990-Jahre, der an einen modernen Western erinnert, der im Überflutungsgebiet spielt. Obwohl kein großer Wert auf Tiefgründigkeit und Logik gelegt wird und die Prämisse alles in allem simpel ausfällt, ist sie einfach verdammt effektiv umgesetzt.

                          Das Katastrophenszenario wertet den Streifen ungemein auf. Der andauernde Starkregen, die gefluteten Häuserschluchten und der drohende Dammbruch bewirken ein krasses wie nasses Feeling. Bei den monsunartigen Regenfällen, würde man sich am liebsten den Friesennerz überwerfen, in die Wattpuschen schlüpfen, den Paraplü aufspannen und die Duschtücher bereitlegen. Obendrein ist man sich nicht zu schade, auch etwas Humor einfließen zu lassen, der die eher düstere Stimmung ein wenig aufhellt und kein Auge trocken lässt.

                          Durch Namen wie MORGAN FREEMAN, CHRISTIAN SLATER, RANDY QUAID und MINNIE DRIVER, fällt die Besetzungsliste nicht ins Wasser. Die Charaktere fallen zwar eher flach aus, können sich aber noch über Wasser halten.

                          Wilde Schusswechsel, wechselnde Fronten und rasante Verfolgungsjagden auf Jetskis und Motorbooten halten den Gute-Laune-Pegel aufrecht, dennoch ähnelt die Spannung und Dramaturgie eher einem seichten Gewässer, statt einem mit-reißenden Fluss.

                          Die Handlung ist geradlinig und schnörkellos, aber dennoch wahnsinnig unterhaltsam und kurzweilig. Eben genau das Richtige, wenn es draußen schifft. Darüber hinaus ist HARD RAIN noch gute, alte Handwerksarbeit samt B-Movie-Charme und kein mit CGI vollgepfropfter Blockbuster-Trash.

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                            999CINEASTOR666 07.01.2022, 08:30 Geändert 03.04.2022, 11:47

                            Jemand ist in deinem Haus (OT: There's Someone Inside Your House / AT: Killer Game) / CA/US / 2021

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                            Der Streaming-Gigant Netflix präsentiert mit JEMAND IST IN DEINEM HAUS die filmische Adaption der gleichnamigen Romanvorlage von STEPHANIE PERKINS. In der Tradition von Teenie-Slasher der späten 1990-Jahre, lässt der Flick moderne Strömungen einfließen, um die Generation Z anzusprechen. SHAWN LEVY (STRANGER THINGS) und JAMES WAN (CONJURING - DIE HEIMSUCHUNG) haben Erfahrung auf dem Gebiet Horror und waren als Produzenten am Projekt beteiligt.

                            Makani Young (SYDNEY PARK) zieht von Hawaii nach Osborne, Nebraska. Dort lebt sie bei ihrer Großmutter und will die Highschool abschließen. Sie hat an ihrer neuen Schule Freunde gefunden, doch plötzlich sterben Schüler und ihre Geheimnisse werden offenbart. Der Killer muss schnellstens gefasst werden, denn Makani könnte das nächste Opfer sein.

                            "Gefährliche Maskerade"

                            Maskierte Killer sind ein beliebtes Motiv des Slasherfilms und kaum noch wegzudenken. Um ihnen den Spiegel vorzuhalten, macht sich der Killer bei JEMAND IST IN DEINEM HAUS sogar die Mühe, vor jedem Mord aufwendig eine Maske anzufertigen, die dem Antlitz des nächsten Opfers nachempfunden ist. Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass hier zunächst nicht völlig willkürlich bzw. nach dem Zufallsprinzip gemordet wird, weil irgendjemand zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Der Killer wählt nämlich Leute aus, die mehr oder weniger dunkle Geheimnisse hüten und für die Heimlichtuerei mit dem Leben bezahlen sollen. Dies bedeutet wiederum, dass der Killer die Opfer gut kennen und in unmittelbarer Nähe sein muss. Demnach könnte es jeder sein, der in irgendeiner Weise die Highschool besucht. Das Vertrauen ist erschüttert, doch der Verdacht fällt schnell auf einen Einzelgänger mit tragischer Vergangenheit.

                            "Mörderische Wokeness"

                            Ein interessanter Aspekt bei dieser Art der Opferwahl ist, dass der Killer Selbstjustiz und Moral auf eine Stufe stellt. Die Morde sind nach wie vor scheußliche und unvertretbare Verbrechen, der Subtext ist allerdings, der Kampf gegen Ungerechtigkeit, Ungleichheit und Unterdrückung von Minderheiten, da homophobe und rassistische Schüler hopsgehen. Damit das auch gefälligst jeder peilt, ist die Diversität, der im Mittelpunkt stehenden Clique, dermaßen unglaubwürdig konstruiert, dass es schon lächerlich ist. Jetzt mal im Ernst: eine hübsche Hawaiianerin, eine toughe Afroamerikanerin, ein schmächtiger Latino, ein homosexueller Footballspieler, ein geeky Tommy Girl und ein privilegierter Weißer. Wo gibt es denn sowas?

                            "Tödliche Wohlstandsverwahrlosung"

                            JEMAND IST IN DEINEM HAUS startet äußerst vielversprechend und die ersten Morde sind, aufgrund des beschriebenen Backgrounds, ein interessanter Ansatz. Allerdings wird das Konzept nicht konsequent genug umgesetzt. Die Vorgehensweise des Killers weicht mit der Zeit immer weiter vom eingeschlagenen Pfad ab und zum Schluss sind seine Beweggründe ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Der eigenen Absurdität ist sich der Streifen durchaus bewusst und versucht, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, indem er selbstreferenziell und selbstironisch darüber herzieht.

                            Fazit: Obwohl die Figuren keine schlampigen Skizzen sind, fehlt es ihnen dennoch an Tiefgang. Die Kills sind zwar nicht besonders kreativ, aber kurzweilig und halbwegs blutig inszeniert. Wer das Final Girl sein wird und wer der Täter ist, steht für den genreaffinen Filmfreund früh fest, weshalb sich die Spannung in Grenzen hält. Das mögliche Potenzial wurde demnach nicht ansatzweise ausgeschöpft und mehr als Durchschnitt ist leider nicht drin.

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                              999CINEASTOR666 04.01.2022, 10:45 Geändert 08.01.2022, 00:24

                              Dich kriegen wir auch noch (OT: Disturbing Behavior) / AU/US/CA / 1998

                              >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                              DAVID NUTTER hat sich Ende der 1990-Jahre am ehesten einen Namen gemacht, als Regisseur von Mystery- und Science-Fiction-Serien wie AKTE X - DIE UNHEIMLICHEN FÄLLE DES FBI oder MILLENNIUM - FÜRCHTE DEINEN NÄCHSTEN WIE DICH SELBST. Dies macht sich auch bei DICH KRIEGEN WIR AUCH NOCH bemerkbar. Nicht nur die Inszenierung weckt Erinnerungen, auch die Story könnte gut und gerne aus einer Folge einer der genannten Serien stammen. Dass diese Episode auf Spielfilmlänge gestreckt wurde, bemerkt man bedauerlicherweise ebenfalls.

                              Nach dem tragischen Selbstmord seines depressiven großen Bruders, zieht Steve Clark (JAMES MARSDEN) mit seiner Familie von Chicago ins beschauliche und verschlafene Küstenstädtchen Cradle Bay. An seiner neuen Highschool klärt ihn der Gras rauchende Außenseiter Gavin Strick (NICK STAHL) humorvoll über die Gepflogenheiten und Cliquenbildung an der Lehranstalt auf und zieht vor allem über die braven und adretten „Blue Ribbons“ her. Der Schulpsychologe Dr. Edgar Caldicott (BRUCE GREENWOOD) legt seine schützende Hand über die Gruppe vorbildlicher Musterschüler. Gavin schwant Böses, doch Steve und die befreundete Punklady Rachel Wagner (KATIE HOLMES) schenken ihm keinen Glauben. Als Gavin plötzlich veränderte Wesenszüge an den Tag legt und nichts mehr mit den beiden zu tun haben will, stellen sie Nachforschungen an und stoßen auf ein dunkles Geheimnis. Zusammen mit dem zurückgebliebenen Rattenfänger Dorian Newberry (WILLIAM SADLER), sagen sie den verhaltensgestörten Strebern den Kampf an.

                              "Das Streben nach Perfektion"

                              Weil das Augenmerk vermehrt auf Hintergründe und Zusammenhänge liegt, leidet der Spannungsbogen und das Gänsehaut-Feeling unter der voreiligen Aufteilung in Gut und Böse. Das subversiv angehauchte Drehbuch von SCOTT ROSENBERG ist schlichtweg nicht gehaltvoll und fintenreich genug, um nach dieser Art und Weise vorzugehen. Dennoch wissen diverse Szenen zu unterhalten, weil sie reich an Zitaten sind, selbstironisch mit Klischees jonglieren und bitterböse das Saubermann-Image in den Dreck ziehen. Obendrein überzeugen die schauspielerischen Leistungen der gesamten Besetzung. Die vordergründig in Erscheinung tretenden Jungdarsteller sind ja mittlerweile auch keine unbekannten mehr.

                              "Un-Kontrollierte Wutausbrüche"

                              Etwas überraschend ist die Altersfreigabe ab 18. Man erwartet demzufolge einige saftige Einlagen, aber Blutvergießen wird hier klein geschrieben, obwohl sich ein entsprechender Härtegrad förmlich angeboten hätte. Jammerschade ist, dass ein gebrochenes Genick, ein herausgerissener Nasenring und die Stirn am Spiegel aufschlagen bereits das Höchste der Gefühle sind. Nicht zu vergessen, einen Satz Hupen gibt es auch zu sehen. Dennoch wäre an der Stelle wünschenswert gewesen, die gehirngewaschenen Klassenprimusse brutaler Amok laufen zu lassen. 

                              Fazit: Paranoide Verschwörungstheorien und Bewusstseinskontrolle haben durchaus Potenzial, wenn man es geschickt anstellt. Die eine oder andere Szene ist unterhaltsam und kurzweilig, jedoch legt DICH KRIEGEN WIR AUCH NOCH die Karten viel zu schnell auf den Tisch und gerät deshalb recht eindimensional.

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                                999CINEASTOR666 02.01.2022, 14:42 Geändert 08.01.2022, 00:26

                                Meander - Survival Instinct (OT: Méandre / AT: Meander) / FR / 2020

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                                Nach einigen Kurzfilmen, hat der französische Filmregisseur MATHIEU TURI anno 2017 sein Langfilmdebüt abgegeben, und zwar mit dem Endzeit-Liebesdrama HOSTILE - WENN ES DUNKEL WIRD, KOMMEN SIE AN DIE OBERFLÄCHE. Bei der breiten Masse, kam der ungewöhnliche Genremix durchwachsen an, da der Erwartungshaltung einzelner womöglich gegen den Kopf gestoßen wurde. Nun legt er in Spielfilmlänge nach, und zwar mit einem Science-Fiction-Horrorthriller, der mysteriöser und klaustrophobischer kaum sein könnte.

                                Eben noch auf einer einsamen Landstraße unterwegs, wacht Lisa (GAIA WEISS) unvermittelt in einem röhrenartigen Labyrinth auf. Schnell wird ihr klar, dass sie sich durch die mit Fallen gespickte Anlage unablässig durchkämpfen muss: Das seltsame Gerät an ihrem Handgelenk läutet alle acht Minuten einen Countdown ein. Nach Ablauf der Zeit, vernichtet eine Feuerwalze alles, was sich nicht in den spärlich gesäten Sicherheitsbuchten befindet. Lisa setzt alles daran, einen Ausweg aus dieser Hölle zu finden. Doch die Fallen werden immer brutaler und es gibt keine Garantie, dass am Ende ihrer Tortur die Freiheit auf sie wartet ...

                                "Woher kennen wir uns?"

                                MEANDER - SURVIVAL INSTINCT hat mich an einen Hybrid aus CUBE und IRON DOORS 3D erinnert. CUBE wird den meisten ein Begriff sein, weswegen ich nicht näher darauf eingehen brauche. Die deutsche Indie-Produktion IRON DOORS 3D ist da sicherlich weniger bekannt. Allerdings weist MEANDER - SURVIVAL INSTINCT bezeichnende Ähnlichkeiten auf, speziell beim Ausgang der Geschichte.

                                "Die Zeichen stehen gut"

                                MEANDER - SURVIVAL INSTINCT spannt das Publikum nicht lange auf die Folter und verfrachtet die Protagonistin nach kürzester Zeit in die Röhre. Kulisse und Tongestaltung machen etwas her und raffinierte Kameraperspektiven veranschaulichen die Klaustrophobie eins a. Zusätzlich überzeugt die Performance von GAIA WEISS, der es gelingt, die Verwirrung, Todesangst, Verzweiflung und zuletzt den Überlebenswillen auf die Zuschauerschaft zu übertragen.

                                "Ist Gott ein Alien?"

                                Trotz der erwähnten Privilegien, die dem Flick innewohnen, sowie einiger Spannungsmomente und Neugierde weckende Kuriositäten, ist mir die Prämisse nach einer Weile dann doch zu minimalistisch geraten. Der Schlussakkord wurde mir obendrein zu esoterisch bzw. abgespact und hat mich nicht wirklich zufriedengestellt. Ohne die Werbetrommel für die teutonische Low-Budget-Produktion rühren zu wollen, passte die Erlösung bei IRON DOORS 3D besser, weil man zum Grübeln über Bedeutungsebenen eingeladen wurde, wenn man die Handlung überdacht hat. Bei MEANDER - SURVIVAL INSTINCT wirkt es eher profan und dran geklatscht.

                                Fazit: Ein beengtes, rätselhaftes, mit tödlichen Fallen und anderen Überraschungen gespicktes Röhrensystem, bildet zwar keine brandneue oder besonders kreative, aber nach wie vor reizvolle Grundlage, die Interesse schürt. MEANDER - SURVIVAL INSTINCT weiß, inszenatorisch, handwerklich und schauspielerisch zu fesseln, inhaltlich ist das ebenfalls von MATHIEU TURI stammende Drehbuch jedoch recht mager und stiehlt sich am Ende schwuppdiwupp davon.

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                                  999CINEASTOR666 01.01.2022, 15:37 Geändert 02.01.2022, 12:01

                                  Road Train - Fahrt in die Hölle (OT: Road Train / AT: Road Kill / Unstoppable Highway) / AU / 2010

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                                  Grundsätzlich hat dieser Mystery-Horrorthriller aus Down Under beste Voraussetzungen, nicht als Rohrkrepierer zu enden. Immerhin findet der übernatürliche Terror im Outback statt und wird versiert eingefangen. Die raue Schönheit der unwirtschaftlichen Landschaft ist ein Blickfang und schafft eine beklemmende und packende Atmosphäre der Abgeschiedenheit. Auch der Lastzug wird phänomenal bedrohlich und beängstigend dargestellt. Allerdings verhaspelt sich das Drehbuch zusehends, in Längen, Leeren und seiner Krudität.

                                  Während eines Camping-Trips im australischen Outback, werden zwei befreundete Pärchen von einem massiven, überlangen Sattelschlepper – einem sogenannten Road Train – von der Straße gedrängt. Der Truck kommt zum Erliegen, die Fahrerkabine ist jedoch leer. Um in die nächst gelegene Stadt zu gelangen, besteigen die jungen Leute den Truck, nicht wissend, dass sie eben den größten Fehler ihres nur noch kurzen Lebens begangen haben.

                                  "Auf dem Highway ist die Hölle los"

                                  Zu Beginn noch recht interessant und spannend, weiß das Skript bald mit seinen eigenen Protagonisten nicht mehr viel zu anfangen. Es wird langatmig und undurchsichtig. Man steigt ebenso wenig durch, was gerade vor sich geht, wie die Verunfallten. Selbstverständlich gehört das zum Mysterium und man kann sich dies, das und jenes durchaus selbst zusammenreimen, aber erzählerisch ist das schlichtweg zu lückenhaft und repetitiv. Ein Zerberus als Kühlerfigur gibt jedoch einen entscheidenden Hinweis. Dabei handelt es sich, um einen mehrköpfigen Höllenhund aus der griechischen Mythologie, der den Eingang zur Unterwelt bewacht, damit kein Lebender eindringt und kein Toter herauskommt.

                                  Fazit: Ein mörderisches, blutdurstiges Vehikel ist keine taufrische (IRON THUNDER / BLOOD CAR), aber nach wie vor schmissige Idee. Die Absurdität bietet regelrecht an, dem Ganzen einen komödiantischen Anstrich zu verpassen, wodurch man die eine oder andere Schwachstelle auf die leichte Schulter hätte nehmen können. Bedauerlicherweise nimmt sich ROAD TRAIN - FAHRT IN DIE HÖLLE todernst und muss dementsprechend ebenso ernsthaft beurteilt werden. Anfänglich vielversprechend, atmosphärisch dicht und rätselhaft, hätte der Mittelteil gerne gestrafft oder durch innovative Ansätze aufgepeppt werden können. Das letzte Drittel verheddert sich obendrein, in diffuse wie abstruse Momente, und einige Fragen bleiben bis zum Ende offen. Jammerschade, da wäre durchaus mehr drin gewesen.

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                                    999CINEASTOR666 30.12.2021, 21:16 Geändert 01.01.2022, 13:10

                                    Lost Place - Dieser Ort ist auf keiner Karte (OT: Lost Place / AT: Lost Place 3D / HAARP Project) / DE / 2013

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                                    Deutsche Genrebeiträge wachsen nicht auf Bäumen. In der Bundesrepublik fristet der fantastische Film eher ein kümmerliches Dasein, doch hin und wieder erblickt eine Independent-Produktion das Licht der Filmwelt. In den seltensten Fällen ist eine strahlende Perle darunter, LOST PLACE - DIESER ORT IST AUF KEINER KARTE hat jedoch gleich mehrere Besonderheiten: Er ist nämlich der erste deutsche Spielfilm, der das Thema Geocaching behandelt, mit RED-Epic-Kameras in 3D gedreht wurde und im Tonformat Dolby Atmos in die Kinos kam. Ob das dem teutonischen Mystery-Thriller irgendwie von Nutzen ist, verrate ich im Anschluss.

                                    Das HAARP-Projekt: In den 1980er-Jahren, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, begann das US-Militär mit Radiowellen zu experimentieren, die Einfluss auf das menschliche Gehirn haben. Offiziell fanden Experimente in Deutschland nie statt, bis im Pfälzerwald einige Jugendliche auf seltsame Phänomene gestoßen sind: Gespannt und voller Erwartungen treffen sich Daniel (FRANÇOIS GOESKE), Thomas (PIT BUKOWSKI), Elli (JYTTE-MERLE BÖHRNSEN) und Jessica (JOSEFINE PREUß) zu einer Geocaching-Schatzsuche: Als sie an einem gespenstisch-verlassenen Campingplatz ankommen, beginnen seltsame Dinge mit ihnen zu geschehen. Plötzlich taucht ein mysteriöser Fremder im schwarzen Strahlenschutzanzug auf: Ist er der einzige Verbündete der Jugendlichen oder ein gefährlicher Psychopath, der unschuldige Teenager in die Falle lockt? Als die Nacht hereinbricht, ist aus dem ausgelassenen Abenteuertrip längst ein nervenzerfetzender Kampf auf Leben und Tod geworden.

                                    "Sichere Nummer"

                                    Regisseur und Drehbuchautor THORSTEN KLEIN sowie Co-Autorin LENA VURMA gehen anfangs auf Nummer sicher. Immerhin ist eine Story über junge Leute, die im Wald eine sonderbare Entdeckung machen und in tödliche Gefahr geraten, kein Neuland. Allerdings wird LOST PLACE - DIESER ORT IST AUF KEINER KARTE durch die bereits erwähnten Besonderheiten aufgewertet. Zusätzlich wurde an Originalschauplätzen gedreht. Und zwar auf dem ehemaligen Militärgelände auf dem Mosisberg, auf dem sich eine Richtfunkanlage der US Air Force befunden hat. Das schindet schon einmal Eindruck und lässt das Ganze wesentlich authentischer wirken. Generell ist der Streifen hübsch verpackt und hat nicht diese scheußliche, typisch-deutsche Fernsehfilm-Optik. Dadurch hat man auch eine ansprechende Atmosphäre hinbekommen. Die Bilder sind farbintensiv, aber dreckig, und lösen ein gruseliges wie unbehagliches Gefühl aus. Auch das gewählte Tonformat, kommt nicht zu kurz und sorgt, für eine einnehmende Geräuschkulisse. Bei der Besetzung wurde ebenfalls eine gute Wahl getroffen. Die Jungdarsteller geben gute Figuren ab. Obwohl die jeweiligen Zeichnungen ziemlich klischeehaft ausfallen, sind sie zugänglich und einem nicht völlig egal.

                                    "Ich ver-schwöre"

                                    Auch wenn anfangs auf Nummer sicher gegangen wird, besitzt LOST PLACE - DIESER ORT IST AUF KEINER KARTE das gewisse Etwas, nämlich das eigentliche Unheil. Kein mörderischer Psychopath, keine degenerierten, kannibalistischen Hinterwäldler, keine mutierte Killerbestie, sondern die unsichbare Bedrohung der Strahlung, mit der man sowohl den Verstand kontrollieren als auch das Wetter beeinflussen kann. Für Aluhüte tragende Verschwörungstheoretiker*innen, ist der Stoff ein gefundenes Fressen.

                                    "Frühstarter"

                                    Ein groben Schnitzer haben sich die Schreiberlinge allerdings geleistet. Die Karten werden nämlich recht zeitig auf den Tisch gelegt. Der hysterische Fremde im schwarzen Strahlenschutzanzug fungiert nämlich als erzählerisches Instrument, um über das elektromagnetische Phänomen aufzuklären, womit dem Zuschauer prompt der Wind aus den Segeln genommen wird, eigene Theorien aufzustellen. Das Mysterium wird also frühzeitig entzaubert und das Publikum der Illusion beraubt. Das schlägt sich unweigerlich auf den Spannungsbogen nieder und auch der weitere Verlauf, gerät zunehmend vorhersehbarer und verlässt gerne mal den Pfad der Plausibilität.

                                    Fazit: Aus dramaturgischer Sicht sowie auf Spannungsebene, bleibt der Flick leider hinter den Erwartungen und Möglichkeiten. Dennoch kann sich LOST PLACE - DIESER ORT IST AUF KEINER KARTE durchaus sehen lassen und ist des Sehens wert. Wer sich vom Herkunftsland nicht abschrecken lässt, ist hiermit herzlich eingeladen, einen Blick zu riskieren, um sich eine eigene Meinung zu bilden, über den Überlebenskampf gegen den Elektrosmog, auf den zum Schluss ein äußerst pessimistischer Blick geworfen wird.

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                                      999CINEASTOR666 29.12.2021, 23:34 Geändert 31.12.2021, 13:53

                                      Unholy - Dämonen der Finsternis (OT: The Unholy / AT: The Unholy - Dämon der Finsternis) / US/GB / 1988

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                                      Das Böse erscheint diesmal als verführerische Rothaarige, die nicht mit ihren Reizen geizt, um eigentlich in Enthaltsamkeit lebende Priester um den Verstand zu bringen und grausam zu ermorden. Nun stellt sich die Frage, ob es ihrem geistlichen Nachfolger gelingt, fromm zu bleiben und der dämonischen Femme fatale zu widerstehen?

                                      In der St. Agnes Kirche in New Orleans sterben wollüstige Prediger. Als Pater Michael (BEN CROSS) einen potenziellen Selbstmörder vom Sprung abhalten will, wird er selbst in die Tiefe gestürzt und überlebt, wie durch ein Wunder. Erzbischof Mosely (HAL HOLBROOK) und Vater Silva (TREVOR HOWARD) vermuten in ihm, den Auserwählten, der das Böse aus der St. Agnes Kirche vertreiben kann. Pater Michael und der Polizist Lt. Stern (NED BEATTY) stoßen auf den Nachtclubbesitzer Luke (WILLIAM RUSS), der Okkultismus zu Showzwecken einsetzt. Die junge Angestellte Millie (JILL CARROLL) bittet Pater Michael um Hilfe und begibt sich, in seine Hände.

                                      "Anfang vom Ende"

                                      Dieser in den Videotheken eher verramschte Dämonenhorror punktet mit Erotik, Splatter und einer Giallo'esken Inszenierung. Bedauerlicherweise tritt der Mittelteil ziemlich auf der Stelle, da sich zu ausgiebig Zeit genommen wird, das dubiose und sündige Treiben im Nachtclub zu durchleuchten. Dies gerät zwar nicht gähnend langweilig, bremst den Plot aber gewaltig aus. Erst zum Schluss steppt der Bär wieder, als sich die Abteilung für Effekte noch einmal ordentlich austoben darf.

                                      Fazit: Eine künstlerische Ausleuchtung, weichgezeichnete Bilder, nackte Haut, Geschmodder, eine namhafte Besetzung, ein Angst und Schrecken verbreitender Soundtrack und ein Gummimonster sind Zutaten, die dem Horrorfilm-Fan schmecken, aber leider nicht ausreichen, um auszugleichen, dass die Handlung zwischen Einleitung und Finale überwiegend dröge herumdümpelt, statt auf die Pauke zu hauen.

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                                        Montclare – Erbe des Grauens (OT: Next of Kin / AT: Montclare – Haus der Schreie / Before The Night is Out / Hell House) / AU/NZ / 1982

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                                        MONTCLARE – ERBE DES GRAUENS ist eine paranoide Kompilation aus Spukhausfilm, Mystery- und Psychothriller sowie Slasher. Trotz überschaubaren Budgets, befindet sich die Inszenierung der australisch-neuseeländischen Koproduktion auf hohem Niveau und erinnert an gotischen Horror der 60er- und 70er-Jahre, wie auch an die (übernatürlichen) Gialli eines frühen DARIO ARGENTOS.

                                        Es verbirgt sich etwas Grauenhaftes hinter den Mauern dieses Hauses, das dort lebt und atmet. Mit 24 Jahren kehrt Linda, die Tochter des Hauses Montclare, dorthin zurück. Sie wird Zeuge mysteriöser Geschehnisse: Ein alter Mann ertrinkt in einer Badewanne, Kerzen entzünden sich von selbst, Lichter verlöschen plötzlich, Fenster öffnen sich. Jemand hört Lindas Telefongespräche ab, eine übernatürliche Stimme ruft ihren Namen, ... und immer wieder taucht ein leuchtend roter Kinderball auf. Ein unheimlicher Beobachter treibt sie an den Rand des Wahnsinns, bis sie eines Tages sein Gesicht erkennt.

                                        "Fesselnde Audiovisualität"

                                        Die Kamera schwebt gespenstisch durch das Altersheim und fängt starke Bilder ein, die eine morbide wie unheilschwangere atmosphärische Dichte besitzen und von tranceartigen Klängen untermalt werden, die von KLAUS SCHULZE beigesteuert wurden. Wer Gruselmomente und albtraumhafte Szenarien liebt, zieht hier das goldene Los.

                                        "Von nichts, kommt nichts"

                                        Die Umsetzung ist zweifelsohne packend, das Drehbuch allerdings mitnichten. Behutsam, gemächlich und vor allem undurchsichtig geht es voran. Um gebannt vor dem Fernseher hätte sitzen zu können, geschieht schlichtweg viel zu wenig Aufregendes, Greifbares und Handfestes. Erst die letzte Viertelstunde wird tempo- und actionreich, dann ist es aber fast schon zu spät und vor allem viel zu schnell wieder vorbei.

                                        Fazit: MONTCLARE – ERBE DES GRAUENS ist ein Geheimtipp für diejenigen, denen es nichts ausmacht, dass der Horror schleichend kommt und der Stil der Substanz vorgezogen wird. Ich habe mir jedoch etwas mehr davon erhofft.

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                                          999CINEASTOR666 28.12.2021, 09:47 Geändert 28.12.2021, 19:13
                                          über Held

                                          Held / US / 2020

                                          >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                          Dass wir allmählich zu Sklaven der Technologie werden, ist inzwischen kein Aha-Erlebnis mehr. Das Internet und die entsprechenden Endgeräte sind für viele mittlerweile fester Bestandteil des Alltags geworden und kaum noch wegzudenken. Immerhin schreiben wir das Informationszeitalter, die Epoche der fortschreitenden Digitalisierung und zunehmenden Technisierung. Dies führt logischerweise auch zu Datenaustausch, Datenspeicherung und Datenauswertung. Soziale Medien schränken die Privatsphäre immer mehr ein, da man viel zu viel von sich preisgibt bzw. der Normalsterbliche vor Hackerangriffe nicht vollumfänglich geschützt ist. Viele machen sich dermaßen abhängig von der Technik, dass sie nicht mehr wissen, wie es ohne funktioniert. Sie sind süchtig danach, jede Banalität zu posten und das Gerät übernimmt das Denken für sie. Dass es noch heftiger geht, zeigt uns HELD, als das Smart Home zum Horror wird.

                                          Emma (JILL AWBRAY) und Henry (BART JOHNSON) buchen zur Auffrischung ihrer kriselnden Ehe ein exklusives Wochenende in einer abgelegenen, automatisierten Unterkunft. Doch schon bald reagiert das Smart Home nicht mehr auf sie und die beiden sind hilflos im Haus gefangen. Ein unheimlicher Beobachter fordert sie auf, ihm bedingungslos zu gehorchen und verteilt Stromschläge, sobald sie sich widersetzen. Er offenbart, intimes Wissen über Emmas Seitensprung. Während die Situation immer weiter eskaliert, beschließt Emma, die Wahrheit aufzudecken und einen Ausweg zu finden, bevor es zu spät ist.

                                          "Frauen an den Herd"

                                          Was den Sinn und Zweck betrifft, bleibt HELD anfangs relativ offen und dementsprechend angenehm interpretierbar. Man stellt sich unweigerlich die Frage, wieso, weshalb und vor allem warum, sich ein unbekannter Fremder solche Mühe macht. Das Reglement ist zunächst unspezifisch, doch baldigst realisiert man, dass der Befehlsgeber ein glühender Verfechter traditioneller Geschlechterrollen ist. Insofern hat man eine leichte Ahnung, wohin der Plot gehen könnte. In welchem Ausmaß schließlich an den erzreaktionären Absichten festgehalten wird, ist aber schon ein Schock. Manch einer wird es dennoch als hanebüchen deklarieren, aber meines Erachtens ist es in ähnlicher Form gut vorstellbar, wenn ich an Sekten, Menschenhandel und Zwangsehen denke.

                                          "Female Empowerment"

                                          JILL AWBRAY übernimmt nicht nur die weibliche Hauptrolle, sondern hat auch das Drehbuch verfasst, das Kritik an konservativen Rollenbildern übt. Das Thema hat zweifelsohne Relevanz und hätte sich prima in einer galligen Satire getan. Bedauerlicherweise hat die Drehbuchautorin die Absurdität ihres Twists nicht erkannt und meint es, bierernst. Bis die Wendung kommt, fehlen ihr allerdings die zündenden Ideen, um den Plot variabel voranzutreiben. Das eine oder andere wiederholt sich aufgrund dessen und von packenden und nervenzerfetzenden Augenblicken, kann man nur träumen. Das Szenario gerät aber dennoch nicht langweilig oder uninteressant.

                                          Fazit: Die Grundprämisse besitzt zweifelsohne Potenzial, das leider nicht vollends ausgeschöpft wurde, weil das Skript zu lange unkonkret bleibt und nicht brisant genug wird. Ich würde nicht sagen, dass die Intention in den Sand gesetzt wurde, aber mehr als Durchschnitt ist nicht drin, weil es an Abwechslung und Einfällen hapert, weswegen der Spannungsbogen in Mitleidenschaft gerät.

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                                            999CINEASTOR666 25.12.2021, 12:39 Geändert 25.12.2021, 21:45

                                            Silent Night - Und morgen sind wir tot (OT: Silent Night / AT: Cha Cha Dance) / GB / 2021

                                            >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                            Ich trage die volle Schuld, in die Falle getappt zu sein, da ich mir im Vorfeld keine Informationen zum Film eingeholt habe. Ich habe mit einem Horrorfilm gerechnet, vielleicht noch mit einer Horrorkomödie, auch eine Schwarze Komödie bzw. bissige Satire wären nicht verkehrt gewesen. Mit gutem Willen kann man all dies auch hineininterpretieren, aber meines Erachtens ist SILENT NIGHT - UND MORGEN SIND WIR TOT nichts davon in überzeugender Weise. Aufgrund dessen fällt mir auch die Urteilsfindung unfassbar schwer. Sonst bewerte ich aus dem Bauch heraus oder mein Herz entscheidet, aber hier hatte ich keine Eingebung. Lest, welche Komplikationen es gab.

                                            Ein gemütliches Cottage auf dem Land: Der Baum ist liebevoll geschmückt, ein köstliches Festmahl vorbereitet und der Klang nostalgischer Evergreens erfüllt die Räume. Als Nell (KEIRA KNIGHTLEY), Simon (MATTHEW GOODE) und ihr Sohn Art (ROMAN GRIFFIN DAVIS) ihre Freunde willkommen heißen, scheint alles bereit für ein perfektes Weihnachtsfest – bis auf die Tatsache, dass alle sterben werden …

                                            "Tot oder lebendig"

                                            SILENT NIGHT - UND MORGEN SIND WIR TOT beginnt wie ein typischer Weihnachtsfilm, doch schnell realisiert man die wachsende Hysterie, die nicht zum ausgelassenen Beisammensein passen will. Die Gruppendynamik gerät immer dysfunktionaler, bis die Bombe platzt und das Weihnachtsfest zum theatralischen und melodramatischen Endzeitdrama wird. Die Kompatibilität der einzelnen Komponenten funktioniert nur provisorisch. Der Handlung fehlt ein beständiges, ausgereiftes und durchdachtes Konzept. Auch wenn schauspielerisch keine Klagen einzureichen sind und auf zwischenmenschlicher Ebene mit Galgenhumor und garstigen Dialogen gestichelt wird, ist das Ganze nicht wirklich amüsant oder gar unterhaltsam. Eher das Gegenteil ist der Fall, denn auf allem liegt eine erdrückende Schwere.

                                            "Apocalypse now or never"

                                            Den Grund, sich zum last Christmas zu versammeln, erfährt man nur am Rande und bruchstückhaft. Man kann das als geschicktes und gewitztes Ablenkungsmanöver betrachten, aber ich hatte den Eindruck, dass der Elefant im Raum unausgesprochen bleibt, da er ohnehin nur eine untergeordnete Rolle spielt. Natürlich muss nicht immer alles auf dem Silbertablett serviert werden und wenn man nicht auf den Kopf gefallen ist, kann man eins und eins zusammenzählen, aber es ist schon recht nervig und anstrengend, dass die Erwachsenen unfähig sind, der Wahrheit ins Auge zu sehen und die Karten auf den Tisch zu legen.

                                            "Dreikäsehoch"

                                            Nicht nur ich hatte die Schnauze gestrichen voll, sondern auch einer der Jungen im Film. Der Bursche hat kein Haar am Sack, aber will nun die Erwachsenen und somit auch das Publikum belehren, dass sie im Puff nicht zu drängeln haben. Immerhin hat das letzte Stündlein der Menschheit geschlagen, denn Giftwolken rasen über die Erde, bereit alles Leben auf dem Planeten restlos auszulöschen. Seit Monaten versucht die Regierung, per beschwichtigendem Pragmatismus, eine Verleumdungstaktik als Kampagne zu verkaufen und rät zur Exit-Pille, um einen langsamen und schmerzhaften Tod zu vermeiden. Auch wenn der Knabe der einzige ist, der mit der Faust auf den Tisch haut und gegen die Lethargie und Apathie im Angesicht von Katastrophe und Krisenzeit wettert, zerrt der Generationskonflikt und sein selbstgerechter Appell gewaltig an den Nerven.

                                            "Letzte Worte"

                                            Nun ja, wie kann man die Henkersmahlzeit auch genießen, wie erleichtert man den Kindern die Situation und was fängt man mit der Zeit an, die gezählt ist und einen noch bleibt? Hilflosigkeit und Gefühlschaos sind folgerichtig vorprogrammiert, während man den letzten belanglosen Debatten folgt. Für den einen oder anderen mag das sowohl spannend als auch bewegend und demzufolge kurzweilig sein, mir hat das Kammerspiel, bei dem die Masken fallen gelassen werden und angeprangert wird, leider wenig gegeben.

                                            Fazit: Auch wenn die Öko-Botschaft und das Wachrütteln unumstritten ihre Daseinsberechtigungen haben, zunächst auf gesellschaftliche Gepflogenheiten gepfiffen wird und im weiteren Verlauf immer ernstere und düstere Töne angeschlagen werden, gerät der Stoff zu zahm, weswegen er mich bedauerlicherweise kaltgelassen hat. Die Prämisse besitzt zweifelsohne Potenzial, aber vielleicht haben sich einfach zu viele Gäste zum Festmahl getroffen, weswegen der Fokus bei jedem einzelnen nur an der Oberfläche kratzen konnte.

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                                              999CINEASTOR666 23.12.2021, 16:43 Geändert 28.12.2021, 12:42

                                              Truth or Dare - Manchmal kann die Wahrheit tödlich sein! (OT: Truth or Dare / AT: Truth or Die) / GB / 2012

                                              >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                              Seit anno Knips sind gequälte Seelen auf Rachefeldzug fester Bestandteil des Horrorfilms. Oftmals wird die immer gleiche Geschichte lieblos abgespult und die einzige Attraktion besteht darin, die meist gehirnamputierten Protagonisten möglichst grausam um die Ecke zu bringen. Auch TRUTH OR DARE - MANCHMAL KANN DIE WAHRHEIT TÖDLICH SEIN! schlägt in eine ähnliche Kerbe, aber das Rad muss ja nicht stets und ständig neu erfunden werden.

                                              Auf einer Party beschließen Chris (JACK GORDON) und seine Clique, dem schüchternen Außenseiter Felix (TOM KANE) übel mitzuspielen. Beim Partyspiel „Wahrheit oder Pflicht“ wollen sie Felix vor allen bloßstellen. Als die Situation eskaliert, verlässt Felix gedemütigt und in Tränen aufgelöst die Party. Ein Jahr später erhalten Chris und seine Freunde überraschend eine Nachricht von Felix, der sie alle zu seinem Geburtstag in seinem Elternhaus auf dem Land einlädt. Am Ziel angekommen, erwartet die Gäste jedoch nicht Felix, sondern sein großer Bruder Justin (DAVID OAKES). Weder Chris noch seine Freunde ahnen, dass es sich beim sympathisch auftretenden Justin um einen alles andere als netten Gastgeber handelt. Justin verfolgt seinen eigenen Plan, für welchen er bereit ist, über Leichen zu gehen.

                                              "Zugang gewährt"

                                              Obwohl die Handlung bekannt und zum Teil vorhersehbar ist, macht dieser kleine, britische Horrorthriller vieles richtig bzw. besser als die Konkurrenz. Es fängt schon bei den Figurenzeichnungen an. Man kann zwar von Klischeefiguren reden, aber sie sind nicht zu dick aufgetragen. Sie machen nicht den Eindruck, nur nervige Staffage zu sein, die schnellstmöglich das Zeitliche segnen soll. Ihre Verhaltensweisen sind größtenteils natürlich und die Charaktere machen im Laufe der Zeit sogar Entwicklungen durch. Sie sind zwar keine geborenen Sympathieträger, aber dennoch äußerst zugänglich.

                                              "Ausgeklügelter als gedacht"

                                              Letztlich haben wir es mit einem Folterporno zu tun. Von denen gibt es mittlerweile einen ganzen Haufen, die stumpfer nicht sein könnten. TRUTH OR DARE - MANCHMAL KANN DIE WAHRHEIT TÖDLICH SEIN! gewinnt nun auch keinen Innovationspreis, fällt allerdings nicht allzu flach aus. Als Genrefreund fühlt man sich deswegen nicht, nach kürzester Zeit unterfordert und verliert das Interesse. Eine Schlachtplatte sollte man aber nicht erwarten. Die Quälereien halten sich in einem überschaubaren und erträglichen Rahmen, besitzen aber dennoch Wirkung, aufgrund des eindringlichen Drumherums.

                                              "Wähle mit Bedacht"

                                              Um die Familienehre zu verteidigen, werden keine Kompromisse eingegangen und die überschaubare Anzahl geladener Gäste wird dazu genötigt, die damaligen Ereignisse aufzuarbeiten. Wer nicht mitspielen will, hat die Qual der Wahl oder besser gesagt, die Wahl der Qual, selbst dran zu glauben oder einen der anderen Gäste zu opfern. Da die wenigsten selbstlos genug sind, sich freiwillig ans Messer zu liefern, gerät die Situation hitzig. Obwohl man sich viele Konsequenzen ungefähr denken kann, hält das Treiben spannungsgeladen und kurzweilig auf Trab, da man eben nicht genau weiß, wie weit gegangen wird und welcher Gast eventuell zum Befreiungsschlag ansetzt, Gegenwehrmaßnahmen einleitet und die Flucht ergreift.

                                              Fazit: Mit TRUTH OR DARE - MANCHMAL KANN DIE WAHRHEIT TÖDLICH SEIN! hat Regisseur ROBERT HEATH ein klassisches Rezept mit frischen Zutaten verfeinert, das zum Schluss sogar noch mit einigen Twists überrascht, die einen grandios-bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Man darf jedoch nicht vergessen, dass das kammerspielartige Terrorstück keine Hochglanz-Produktion, sondern ein B-Movie ist. Wenn man seine Ansprüche dem anpasst bzw. zurückschraubt, kann man seinen Spaß haben, wenn die Gäste ums Überleben schachern.

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                                                999CINEASTOR666 20.12.2021, 09:41 Geändert 23.12.2021, 20:47

                                                Uncle Peckerhead - Roadie From Hell (OT: Uncle Peckerhead) / US / 2020

                                                >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                Für den Durchbruch würde die Punkband Duh alles tun. Sogar auf einen Roadie aus der Hölle würden sie sich einlassen. Der dämonische Support besteht darin, Hater bei lebendigen Leibe aufzufressen. Unterkünfte mit Leichenteilen zu verwüsten hat jedoch Folgen. Lest hier nach, ob sich ein Blick lohnt.

                                                Die aus New Jersey stammende Punkband Duh hat noch keine großen Erfolge gefeiert. Sie sind noch Lichtjahre davon entfernt, riesige Konzerthallen oder gar ganze Stadien zu füllen. Mit Demoaufnahmen und Merchandising-Artikel im Gepäck, planen Sie dennoch eine kleine Tour durch die USA. Auf der Suche nach einem fahrbaren Untersatz, treffen sie auf Peckerhead (DAVID LITTLETON), der einen Van hat und ihnen anbietet, ihr Roadie zu werden, für ein paar Dollars und Benzingeld. Der verwahrloste, aber überaus freundliche Kerl hat allerdings ein dunkles Geheimnis: Um Mitternacht verwandelt er sich regelmäßig für 13 Minuten in ein menschenfressendes Ding. Die Bassistin, Begleitstimme und enthusiastische Bandmama Judy (CHET SIEGEL), der bekiffte, ineloquente und homosexuelle Gitarrist und Frontsänger Max (JACK RIDDLE) und die introvertierte, etwas düstere Schlagzeugerin Mel (RUBY MCCOLLISTER) stehen der Überraschung zwiespältig gegenüber. Unter der Bedingung, die Bandkollegen nicht aufzufressen und kurz vor zwölf Uhr nachts eine Einschlafhilfe zu verwenden, beginnt ein blutiger Roadtrip.

                                                "Gag-Fehlzündungen"

                                                Buch und Regie stammen von MATTHEW JOHN LAWRENCE, der sein Spielfilmdebüt auch produziert hat. UNCLE PECKERHEAD - ROADIE FROM HELL ist eine absurde Horrorkomödie, mit dem Herz am rechten Fleck. Der Streifen ist ulkig, aber auch schaurig-schön. Der Humor funktioniert im Wesentlichen, aufgrund der liebenswerten Chemie zwischen den 4 Hauptdarstellern. Obwohl ich zugeben muss, dass ich das Ganze eher amüsant und zum Schmunzeln empfand, anstatt mich vor Lachen kugeln zu müssen. Das rührt wohl daher, dass mir die Pointen nicht perfekt getimt vorgekommen sind, sondern eher wie Impro-Comedy.

                                                "Kampf um Ruhm und Ehre"

                                                Es wird versucht, großen Wert darauf zu legen, einen möglichst authentischen Einblick in das Leben einer Band zu geben, die strugglet und hustlet, um ihre Tournee nicht abbrechen zu müssen. Das dies im Großen und Ganzen gelingt, hängt wohl hauptsächlich damit zusammen, dass JEFF RIDDLE im wahren Leben Musiker ist und den Touralltag aus eigener Erfahrung kennt. Zusätzlich ist JEFF RIDDLE der Kopf hinter der Musik, die sowohl Duh als auch die rivalisierende Band Dominion Rising im Film spielen. Dafür haben CHET SIEGEL und RUBY MCCOLLISTER sogar ihre Instrumente erlernt, um beim Dreh nicht nur so zu tun als ob. Der möglichst authentische Einblick gerät mir im Mittelteil aber etwas zu intensiv. Womit ich meine, das der Plot auf der Stelle tritt.

                                                "Gewalt ist eine Lösung"

                                                Um den Leerlauf zu vermeiden oder zumindest einzudämmen, hatte man den Splatterpunk von der Kette lassen können. Über die gesamte Laufzeit betrachtet, gibt es nämlich verhältnismäßig wenig blutgetränkte Einlagen zu Gesicht. Wenn jedoch Halsabschneider, Wichtigtuer und Rowdies dran glauben müssen, gerät das Gekröse ansprechend derbe und saftig, was sich in der Altersfreigabe ab 18 widerspiegelt.

                                                Fazit: Der kostengünstig inszenierte Streifen liefert herzerweichende Momente, Slapstick, Punkrock und handgefertigten Gore. Letzten Endes wirkt das Endprodukt zwar überwiegend charmant, jedoch arg unausgegoren. Auch wenn das nicht jedem gefallen wird, würde ich Fans von DEATHGASM oder GREEN ROOM eine Empfehlung aussprechen.

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                                                  999CINEASTOR666 18.12.2021, 21:43 Geändert 21.12.2021, 11:13
                                                  über Seance

                                                  Seance / US / 2020

                                                  >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                  Der kurz angebundene, schlicht geratene und leidlich aussagekräftige Filmtitel, aber vor allem das girlyhaft-schaurige Artwork des Frontcovers haben mich in erster Instanz abgeschreckt, da ich einen harmlosen und kitschigen Gruselfilm für verträumte TeenagerInnen vermutete. Als ich es wagte, doch einen Blick zu riskieren, war ich positiv überrascht, dass es sich letzlich doch um einen ernstzunehmenden Mystery-Horror handelt. Der Streifen ist zwar nicht übermäßig brutal, weswegen er eine Altersfreigabe ab 16 hat, zielt allerdings schon ein eher erwachseneres Publikum an.

                                                  Die Edelvine Academy ist ein renommiertes Mädcheninternat. Damit der Suizid der Schülerin Kerrie (MEGAN BEST) der Institution nicht als Imageschaden anhaftet, wird er als tragischer Unfall abgetan und von der Direktion totgeschwiegen. Da durch den Selbstmord ein Platz frei geworden ist, nimmt ihn Camille (SUKI WATERHOUSE) ein. Helina (ELLA-RAE SMITH) heißt Camille willkommen und macht sie mit der Hierarchie vertraut. Camille lernt schnell die Feindseligkeit der anderen Mädchen kennen und gerät an Alice (INANNA SARKIS). Trotz einer Schlägerei, die nur von der Schulleitung beendet werden kann, wird Camille Zugang zur Clique gewährt. Sie erfährt, dass Kerrie vor ihrem Freitod einer Séance beiwohnte. Da die Todesfälle nicht abreißen, fällt der Verdacht auf den Geist einer ehemaligen Schülerin.

                                                  "Aus Alt mach' Neu"

                                                  SIMON BARRETT feiert mit SEANCE sein Langfilmdebüt als Regisseur. Zuvor war er überwiegend als Drehbuchautor tätig, bspw. für YOU’RE NEXT; THE GUEST oder BLAIR WITCH. Er ist auch als Schauspieler und Produzent aktiv und hat einige Kurzfilme gedreht. Einer seiner Beiträge ist z. B. „Tape 49“, bei dem es sich um die Rahmenhandlung der Horror-Anthologie S-VHS AKA V/H/S 2 handelt. Auch das Drehbuch zu seinem Langfilmdebüt als Regisseur stammt aus eigener Feder und verarbeitet klassische Elemente, die in die Jetztzeit verlagert werden, um eine zeitgenössische Vorgehensweise gewährleisten zu können.

                                                  "Woke Me Up Before You Go-Go"

                                                  Nachdem sich die Mädels beschnuppert haben und die Claims abgesteckt sind, festigt sich das Gemeinschaftsgefühl und der Zusammenhalt innerhalb der Gruppe. Weil die steife Schulleitung den Girls die Wahrheit aus Prestigegründen vorenthält, führen sie Beschwörungen durch, um Antworten auf ihre Fragen zu bekommen. Der übersinnliche Part steht nun für die rebellische Haltung gegen das erzkonservative Regime, das keine Rufschädigung duldet und die jungen Frauen in eine längst überholte Geschlechterrolle zwängen will. Auch wenn sich mit Aufmüpfigkeit und Bissigkeit zurückgehalten wird, sprechen die atmosphärisch dichten Bilder eine deutliche Sprache und auch der Soundtrack von SICKER MAN ist such a Vibe.

                                                  Fazit: Die Wokeness beschwört die Geister der Vergangenheit und die Leichen im Keller werden ausgegraben, um Vergeltung zu üben. Die Beschwörungsformeln führen leider viel zu lange und schleppend an der Nase herum, bis schließlich ans Tageslicht kommt, das dem altehrwürdigen Slasherfilm Tribut gezollt wird und auch kein hanebüchenes Motiv fehlen darf. Auch wenn sich stellenweise zu sehr an Klischees festgehalten und das Potenzial demzufolge nicht vollends ausgeschöpft wird, fühlte ich mich bisweilen an Werke wie DAS VERSTECK - ANGST UND MORD IM MÄDCHENINTERNAT oder aber auch AB IN DIE EWIGKEIT erinnert. Wem genannte oder ähnlich gelagerte Werke die Pantoffeln von den Flunken pfeffern, kann gerne sein Glück versuchen.

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                                                    Sant Martí - Time to Kill (OT: Sant Martí) / ES / 2018

                                                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                    Rafa (DAVID ESTANY) und Fede (GUILLEM FERNÀNDEZ-VALLS) sind auf dem Weg zu einem Rockfestival und gabeln zwei sexy Anhalterinnen auf. Als kurz danach der Van streikt, stranden sie im miefigen Kaff Sant Martí, wo es plötzlich ein maskierter Killer auf sie abgesehen hat.

                                                    "In der Kürze liegt die Würze der Fürze"

                                                    Viel mehr Worte lassen sich über die Handlung kaum verlieren, daher braucht sie auch ungefähr eine Dreiviertelstunde, bis zum ersten Gewaltakt. Davor lernt man die Figuren intensiv kennen, die zwar nicht unsympathisch sind und überwiegend bei Laune halten, aber auch nicht sonderlich aussagekräftig in Erscheinung treten. Die Charakteristika geben nicht genügend her, um die Kennenlernphase über mehr als die Hälfte der Laufzeit auszudehnen.

                                                    "Bitte lächeln"

                                                    Nach der Kennenlernphase folgt ein klassisches Slasher-Modell, bei dem ich mir unsicher bin, ob der komödiantische Anstrich beabsichtigt oder ungewollt ist. Spielt aber auch keine Rolle, solange die Pointen dem Unterhaltungswert gut tun. Dennoch fällt die Handlung hier und da über die eigenen Füße und weiß nicht so recht, wo ihr der Kopf steht. Dadurch entstehen auch ein paar ärgerliche Momente.

                                                    "Ein Stück von der Groben, bitte"

                                                    Auch wenn die Story dünn ist und des Öfteren den Fokus aus den Augen verliert, muss man den Spaniern zugestehen, dass es ihnen immer wieder gelingt, eine ansprechende Atmosphäre zu schaffen. Schmuddelig und düster wird das heruntergewirtschaftete Provinznest dargestellt und auch auf Blutvergießen muss nicht verzichtet werden. Eine Splatterorgie ist zwar nicht drin, aber die eine oder andere Sauerei kriegt man schon zu Gesicht.

                                                    Fazit: Der Cast agiert den Umständen entsprechend souverän, die Atmosphäre ist einnehmend gammlig, einige ulkige Anspielungen aufs Landleben amüsieren und die Effekte sind handgefertigt. Im Grunde ist alles vorhanden für einen soliden Backwood-Slasher. Allerdings bleibt das Resultat hinter seinen Möglichkeiten, weil es dem Drehbuch an Punch fehlt und es stur den Regeln folgt, anstatt neue Wege zu beschreiten.

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