AddoMoody - Kommentare

Alle Kommentare von AddoMoody

  • 7 .5
    AddoMoody 05.01.2025, 19:58 Geändert 06.01.2025, 11:14

    Addo's Filmkritik #719

    Das weltweite Phänomen „Squid Game“ kehrt nach satten drei Jahren zurück, nachdem die erste Staffel jegliche Dimension gesprengt hat und bis dato immer noch die erfolgreichste Netflix-Produktion überhaupt ist. Daher fühlte sich Regisseur Hwang Dong-Hyuk kreativ und („natürlich“) - finanziell Netflix gegenüber verpflichtet, die Geschichte um Spieler 456 & die Hintermänner der Spiele stimmig zum Abschluss zu bringen.

    Lange wurde dabei gemunkelt, ob es zwei oder drei Staffeln sein werden, nach der ersten Folgen, wird sofort klar, dass Season 2 der Zwischenschritt zum großen Finale in der dritten Staffel sein wird. So weit so gut, jedoch mussten sich die Macher einer immensen Erwartungshaltung stellen, mit dem zusätzlichen Manko, das der damalige Überraschungseffekt und die positive Mundpropaganda passe sind.

    Die Macher entschieden sich glücklicherweise gegen eine öde Kopie der Spiele und wählte hier einen anderen Ansatz. Dieser stellt den Sieger der vorherigen Spiele Seong Gi-Hun in den Mittelpunkt, dem die Erlebnisse nicht loslassen und seinen enormen Gewinn verwendet, um die Hintermänner zur Strecken zu bringen. Ein gewagtes Spiel, da der Frontmann stehts die Kontrolle hat….

    Regisseur Hwang Dong-Hyuk kombiniert dabei alte Elementen, mit cleveren neuen Einfällen und führt die Geschichte um den Hauptcharakter stimmig fort. Dabei setzten die Macher bei der Story paar simple und effektive Schachzüge ein, die wieder einen Hohen Spannungsgrad garantieren. Neue Spiele, Neue Spieler, Neue Regeln, sorgen wieder für eine gewaltsame Dynamik unter den Teilnehmern, die jedoch diesmal mit einem Blick hinter die Kulissen und die Jagd auf den Spielmacher bereichert werden. Ebenso kommt die Kapitalismus Kritik hier nicht zu kurz, die hier viel schriller interpretiert wird und relativ punktgenau den momentanen hysterischen Zeitgeist den Spiegel vorhält.

    Abzüge gibt es jedoch in der Nebenhandlungen um den Polizisten und die Suche der Insel. Genauso hätten die Gegenspieler mehr Tiefgang nötig gehabt, den als teils überzeichnete Cartoon-Figuren, fehlt das Gleichgewicht zu den Good-Guys. Ebenso ist der Blick hinter den Kulissen spannend, aber noch recht oberflächlich gehalten. Was wieder sehr gut an der Staffel ist, dass Sie Ihren koreanischen Wurzeln treu bleibt. Das kann natürlich beim Acting (z.B. Thanos) manchmal zu viel des Guten sein. Dafür springen aber Hauptdarsteller Lee-Jung-jea („The Aycolyte“) und Der Frontmann-Darsteller Lee Byung-hun („I Saw the Devil“) in die Bresche, die sich ein andersartiges Psycho-Duell der ersten Güteklasse liefern.

    Der immensen Erwartungshaltung halt Season Zwei prima Stand.
    Klar, Sie erreicht nicht die Wucht der ersten Staffel, aber objektiv gesehen, starke Fortsetzung, die Bekannten Elementen clever weiterspinnt und mit seinem emotionalen Cliffhanger, uns spannungsgeladen auf das große Finale vorbereitet!

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    • 6
      AddoMoody 04.01.2025, 12:43 Geändert 05.01.2025, 19:17

      Addo's Filmkritik #718

      „Ein Colt für alle Fälle“ war eine der Burner-Serie der 80er Jahre. Die Prämisse um den Stuntman Colt Seavers (damals Ex-Stuntman „Lee Majors“), der sich auch als Kopfgeldjäger verdient macht, nutzt der umtriebige David Leitch (u.a. „John Wick“, „Bullet Train“) für ein loses Remake, das gleichzeitig Romanze, Blockbuster, Actionkomödie und eine Verbeugung für alle Stuntman der Welt sein soll.

      Das komplizierte an dem ambitionierten Vorhaben war es, die verschiedenen Elemente auszuspielen und das in einem Film zu packen der pure Unterhaltung vermitteln soll. Das schafft Letsch nur bedingt, weil er gerade bei der vorhersehbaren Story patzen tut. Was jedoch noch mehr enttäuscht ist die STUNTARBEIT. Als ehemaliger Stuntman, bringt David Leitch zwar seine Kreativität in gewaltigen Actionsequenzen zum Ausdruck, verwendet jedoch im enormen Ausmaße hierzu CGI-Effekte, die für meinen Geschmack übertrieben sind. Wäre die Stuntarbeit, realistischer geraten, synchron zu der 80er-Serie, wäre der Showeffekt um einiges kraftvoller ausgefallen.

      Verlassen kann sich der Regisseur auf sein Superstar-Ensemble. Ryan Gosling mimt den liebestollen Stuntman mit reichlich Charme und ist in etwa die Action lastige Ausgabe von seiner Barbie Ken-Version. Das Romanzen-Zusammenspiele mit der entzückenden Emily Blunt ist das große Faustpfand des Filmes, da beide eine süße Chemie zueinander haben. Flankiert werden die beiden, von super aufgelegten Nebendarstellern (u.a. Hannah Waddingham, Aaron Taylor-Johnson, Winston Duke), die insbesondere bei den spaßigsten Szene brillieren. Was besonders Freude gemacht hat, waren die unzähligen Anspielungen auf die Filmwelt und die teils bissige Abrechnung mit den Umgang Hollywoods mit der Stuntbranche.

      An den Kultstaus der Serie reicht das David Leitch Remake nicht annährend heran. Dafür ist die dünne Story und ausgerechnet die abgehobene CGI-Stuntarbeit verantwortlich. Zur Rettung rauscht das supergelaunte Ensemble um Ryan Gosling/Emily Blunt heran, die vor Charme nur so sprühen und dies mit reichlich spaßigen Film-Referenzen würzen!

      19
      • 4

        Addo's Filmkritik #717

        „They See U“ ist wieder einer dieser möchtegern „Horrorfilme“, die mit einer spannenden Ausgangslage aufwartet und sich in generischem Irrgarten verliert. Dabei weckt die Prämisse die Neugier…Eine Handvoll Leute wird in einen Waldbunker eingesperrt und werden durch eine große Scheibe von unheimlichen Wessen gestalkt…

        Dabei handelt es sich um das Regiedebüt von Ishana Night Shyamalan. Richtig gelesen, die Tochter von M. Night Shyamalans wird hier in Position gebracht. Ebenfalls im Jahr 2024, wurde bereits Ihre Schwester Saleka als Schlüsselrolle in „Trap“ besetzt. Aber genauso wie das Schauspieltalent ihrer Schwester, lässt auch der Regiestil von Ishana zu Wünschen übrig. Das vorhandenen Potenzial der Ausgangslage, versucht Sie nicht mal auszuschöpfen.

        Sicherlich, rein optisch, macht der Film was her, aber die zwingend erforderliche Atmosphäre stellt sich zu keiner Zeit ein. Es ist eher eine Abfolge bekannte Mystery-Thriller-Elemente, die man zigmal bereits im Genre erblickt hat. Schon nach gut einer halben Stunden, wenn die Mythologie steht, ist jedem bewusst in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt.

        Immer wenn der Film den Eindruck hinterlässt, einen spannenden Moment zu generieren, kappt er den Moment und spult zur nächsten Szene weiter. Inhaltlich bleibt das Regiedebüt erschreckend blass, was dann auf die Darsteller überschwappt. Dakota Fanning ist nur dazu da, ein entsetzten Gesicht in die Kamera zu halten, während der restliche Cast permanent alles in Grund und Boden erklärt. Zurück bleibt ein lascher Mystery-Thriller (KEIN HORROR!), der sein Potenzial partout nicht ausspielen will!

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        • 5 .5
          AddoMoody 02.01.2025, 13:25 Geändert 03.01.2025, 11:35

          Addo's Filmkritik #716

          Nachdem Denis Villeneuve mit den beiden Dune-Filmen das schier unverfilmbare Romanwerk von Frank Herbert erfolgreich auf Zelluloid gebahnt hat, folgt nun das länger angekündigte Serien-Spin-Off. Dieser orientiert sich auf den Roman „Sisterhood of Dune“ der unteranderem von Frank Herbert Sohn Brian mit verfasst wurde.

          Wir reisen 10.000 in die Vergangenheit. Lange vor den Geschehnissen von Paul Atreides, stehen hier zwei Harkonnen Schwestern (Olivia Williams & Emily Watson) im Mittelpunkt, die sich gegen dunkle Mächte erwehren müssen und letztendlich die sagenumworbene Schwesternschaft der „BENE GESSERIT“ gründen. Zweifelsohne gehörte „Dune: Prophecy“, aufgrund der beiden Kinofilmen, zu den heißerwarteten Serien des Jahres. Die immense Erwartungshaltung hält die Serie leider nicht Stand bzw. Sie kommt nicht annährend an die Kinofilme ran.

          Das Dune-Serien-Spin-Off entpuppt sich nämlich als kreatives Mischgeschick. Dabei muss man die Serie differenziert betrachten, denn es handelt sich immer noch um eine HBO-Projekt, die typisch hochwertig daherkommt & eindrucksvolle Bilder ins Leben ruft. ZU mehr herausragenden Elementen reicht es leider nicht.

          Die Besetzung vermag es auch aufgrund der blass geschriebenen Figuren nicht vollends zu Überzeugen. Mehr noch, es gibt einige Casting-Entscheidungen (Emily Watson, Travis Fimmel, Mark Strong), die überhaupt nicht mit Ihren Figuren fitten wollen. Des Weiteren fehlt hier die absolute Starpower, die den Filmen das gewisse etwas verliehen haben, hier aber schlicht nicht vorhanden ist.
          Das größte Manko ist jedoch die Geschichte, die tatsächlich ein „Game of Thrones“-Intrigenspiel abzieht & den Mittelpunkt der Staffel darstellt. Das wird vielleicht „GOT“-Fans abholen, aber hat mit der eingeführten Welt (trotzt Sandwürmer) von Denis Villeneuve nicht wirklich was zu tun.

          Absolut kein Vergleich zu den Denis Villeneuve Filmen, da er nie die überwältigende Wucht des Dune-Universums einfängt und als Spin-Off nichts Sinnvolles zu der Gesamtgeschichte beifügt. Schlimmer noch, das Warten auf den dritten Kinofilm „Messiah“ verläuft dadurch im Sande & macht Prophecy zu einer der großen Serien-Enttäuschungen 2024!

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          • 4

            Addo's Filmkritik #715

            WÜNSCHER ALLEN BUDDY'S & DER MP-COMMUNITY EIN FROHES NEUES JAHR...

            Auf viele unvergessliche Filmmomente im neuen Jahr, fesselnde Kommentare & unbegrenzte Leidenschaft zum Medium FILM....

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            • AddoMoody 30.12.2024, 12:31 Geändert 05.01.2025, 19:14

              Bei mir waren es schlappe 290 Filme dieses Jahr. Zusätzlich 118 Serienstaffeln!

              Meine Top 20 Filme:

              1. Die Jagd (2012)
              2. Watership Down (1978)
              3. The Holdovers (2024)
              4. No Man’s Land (2001)
              5. Civil War (2024)
              6. Midnght Run (1988)
              7. Kiss Kiss Bang Bang (2005)
              8. Braveheart (1995)
              9. Alien: Romulus (2024)
              10. Weiße Jungs bringen‘s nicht (1992)
              11. Late Night with the Devil (2024)
              12. Call me by your Name (2017)
              13. Kurz und schmerzlos (1998)
              14. Zone of Interest (2024)
              15. Time Bandits (1981)
              16. Die Jury (1996)
              17. Waynes World 1+2 (1992/1993)
              18. Furiosa: A Mad Max Saga (2024)
              19. Saints & Sinners (2024)
              20. Dune 2 (2024)

              Top 10 Serien

              1. Shogun
              2. Ripley
              3. The Penguin
              4. The Bear (Staffel 3)
              5. Magnum P.I.
              6. Eine schrecklich nette Familie (Staffel 1-3)
              7. Fallout
              8. Squid Game (Staffel 1+2)
              9. Aus Mangel an Beweisen
              10. Tulsa King (Staffel 2)

              Flop 10:

              1. The Crow (2024)
              2. The Acolyte (2024/Serie)
              3. Alien: Covenant (2017)
              4. Gladiator II (2024)
              5. Lift (2024)
              6. The Union (2024)
              7. Die Akte Jane (1997)
              8. Dune: Prophecy (2024/Serie)
              9. Argylle (2024)
              10. Tenet (2020)

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              • 4 .5

                Addo's Filmkritik #714

                „A Quite Place: Day One“ ist das filmische Spin-off zu den beiden supererfolgreichen Kinofilmen. Schöpfer, Darsteller und Regisseur beider Filme Joseph Krasinski trat den kreativen Part ab und verschwand hinter der Produzenten Rolle. Ebenso sind die Familienmitglieder um Emily Blunt nicht mehr Teil der Handlung. Auf dem Regiestuhl nahm Michael Sarnoski („PIG“) Platz und die beiden Hauptrollen begleiten nun Lupita Nyong‘o und „Stranger Things“ Sympathieträger Joseph Quinn.

                Als Prequel-Story konzipiert, zeigt uns der Film den ersten Tag der Alien-Invasion, die wieder einmal in New York angesiedelt ist. Die beiden fähigen Hauptdarstellern stolpern durch einen zerstörte Großstadt und kämpfen verzweifelt um Ihr Überleben. Die Inszenierung und der Erzählton sind dabei dermaßen belanglos, dass sich der Mehrwert für das Franchise-Konzept äußerst in Grenzen hält. Es fängt schon bei den labilen Charakteren an, die trotz klasse Darsteller, in Ihren Handlungsmustern völlig stupide umhergeistern. Der Katalysator für die Action-Momente ist mehr oder weniger eine verdammte Katze, die dafür verantwortlich ist, dass die Protagonisten sich permanent in Lebensgefahr begeben.

                Der Film wirkt, als hätten sich die Macher gedacht, komm wir packen das alles in das New-York-Großstadt Setting, würzen das mit 2-3 großen Action Plansequenzen und alles verläuft in erfolgreiche Bahnen. Aber auch die vielversprechend angelegten Action-Sets, sind ein blasser Abklatsch der vorherigen beiden Filme. Dazu sieht der Film mit seinen farblosen Optik viel zu gestriegelt aus, was in einem Alien-Invasions-Szenario eigenartig wirkt.

                Neue Figuren, Neuer Blickwinkel, Neue Regieansatz und das verlockenden Großstadt-Setting…Das Ergebnis fällt ernüchternd aus. Der gesamte Film, einschließlich der Alien-Mythologien verpasst es der noch jungen Franchise entscheidenden Schub zu verleihen. Das krasse Gegenteil ist sogar der Fall, denn als Zuschauer habe ich schon kein Bock mehr, was aus dem „A Quite Place“-Universum als nächstes folgt!

                13
                • 8

                  Addo's Filmkritik #713

                  Runde Zwei für den Apple-Hit „Shrinking“, die diesmal bewusst von Ihrer Kern-Prämisse „Therapeut verarbeitet persönliche Trauer, indem er brutal ehrlich zu seinen Patienten ist“ ein kleinwenig abweicht. Im Zentrum stehen nicht nur die Hauptfiguren um Jason Segel und Harrison Ford, sondern all die Nebenfiguren, die in der ersten Staffel prächtig eingeführt worden sind. Dabei rückt das Privatleben der Protagonisten mehr in den Blickwinkel, während die Therapie Elemente in den Hintergrund rücken.

                  Daraus entsteht in der zweite Staffel eine waschechte Ensemble-Dramedy, die von Ihren Charakteren lebt und diese sich gegenseitig zu herzerwärmenden Höhen spielen. Dabei kommen das Alleinstellungsmerkmale des leichtfüßigen Umgangs mit ernsten Themen wie Trauer, Verlust, Krankheit und der persönlichen Beziehung hier besonders stark zur Geltung. Wie bereits bei „Ted Lasso“, entwickeln die Schöpfer um Bill Lawrence „Shrinking“ in Ihrer zweiten Staffel zu einem sympathischen Wohlfühl-Serie, der man einige eloquent kitschige Stellen verzeiht.

                  Den in der zweiten Staffel, brilliert der komplette Cast im Zusammenspiel miteinander. Jason Segel trägt die Serie Problemlos, weiß wann er seinen Comedy-Talent ein bringt, und zeigt dabei eine Reife Performance als trauender Witwer. Das Zusammenspiel mit Harrison Ford ist erste Sahne und die Hollywood Legende ist im hohen Alter spielfreudiger als nie zuvor. Bei denn beiden bleibt es nicht, weil alle relevanten Nebenfiguren hier mehr Raum bekommen und das zu nutzen wissen. Insbesondere Ted McGinley, bekannt als „Jefferson Darcy“ aus „Al Bundy“, ist mit seinen positiven Gemüt, der absolute Renner.

                  Abgerundet wird die Staffel dann mit einigen hochkarätigen Neuzugängen, die nochmals die Dynamik auffrischen. Zu Damon Wayans Jr. & „Ted Lasso“-Star Brett Goldstein gesellt sich noch Cobie „Robin Scherbatzky“ Smulders hinzu, die große Erwartungen an die dritte Staffel wecken.

                  „Shrinking“ mausert sich mit seiner zweiten Staffel endgültig zur Feel-Good-Dramedy-Serie und klammheimlich zum neuen Aushängeschild von AppleTV+!

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                  • 5 .5
                    AddoMoody 24.12.2024, 13:25 Geändert 27.12.2024, 18:11

                    Addo's Filmkritik #712

                    Das norwegische Kino entwickelte sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten prächtig. Nicht nur dank der für Skandinavien typischen Krimi‘s oder den immer wieder hervorragenden Dramen („Der schlimmste Mensch der Welt“), sondern vor allem auch dank diverser Netflix-Titel (u.a. „Troll“, „22. Juli“, „Viking Wolf“) hat die norwegische Filmindustrie qualitativ & technisch deutlich zugelegt.

                    Das neueste Ambitionierte Netflix-Projekt, ist die 4-teilige Miniserie „La Palma“. Die gleichnamigen kanarischen Insel stehen kurz vor einer weitreichenden Naturkatastrophe, in deren Mittelpunkt eine Familien und eine Forscherin um Ihr Überleben kämpfen.

                    Durch die kurze Episodenanzahl und den effektiven Spannungsaufbau, hält die Serie wacker seinen Spannungsaufbau aufrecht. Von der Tonalität her, fühlte ich mich phasenweise an „The Impossible“ erinnert. Die Handlung ist dabei wie das 1x1 der Katastrophenfilme, hier wird jedes noch so kleinen Klischee des Genre bedient. Ebenso lässt die Serie bei den Figuren sehr viel liegen. Sie wirken überwiegend nichtssagend und dadurch wirkt die die emotionale Bindung nur oberflächlich. Das noch einige aufgesetzte dramatische Momente eingebaut werden, versteht sich von selbst. Zumindest ragt Darstellerin Thea Sofie Loch Næss als warnenden Forscherin hier noch raus, die Ihr Schauspiel sinnvoll auf die Thematik anpasst.

                    Sobald die Katastrophe startet, wechselt der Film in den Roland-Emmerich Zerstörungsmodus + der panischen Fluchtbewegung. Vom technischen Eindruck her, macht die Serie viel richtig. Das ist natürlich nicht auf Hollywood-Blockbuster-Niveau, jedoch für eine europäische Produktion, die kein vergleichsweise Budget zur Verfügung hatte, sieht das visuell einwandfrei aus. Wobei bei den Effekten es vorkommt das die zeitliche Abfolge und die Größenverhältnisse nicht akkurat sind.

                    „In der Kürze liegt die Würze“.

                    Wäre die Serie länger gewesen, würde Sie deutlich abfallen. Aber bei vier läppischen Episoden, hält Sie das Interesse des Zuschauer durch den reizvollen Handlungsort und seinen effektvollen Spannungsaufbau aufrecht. Mehr Mut bei der einfallslosen Handlung und besser geschriebene Charaktere wäre dennoch drin gewesen. Dennoch für eine norwegische Produktion, mit den großen Ambitionen, mehr als beachtlich!

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                    • 5

                      Addo's Filmkritik #711

                      „Mein Schatz unsere Familie und ich“ - Wie der deutsche sowie der Originaltitel („Four Christmases) bereits verraten, reitet dieser Streifen auf der Erfolgswelle von Ben Stiller/Robert de Niro „Focker-Trilogie“. Eine bloße Kopie ist der Versuch dabei nicht, denn er variiert die Idee recht abwechslungsreich. Wir folgen dem frischen Pärchen Reese Whiterspoon & Vince Vaughn das ungewollt Ihren Familienmitgliedern zu Weihnachten zusagt. Das Abklappern der einzelnen exzentrischen Familienmitgliedern stellt Ihre Beziehung erhebliche auf die Probe…

                      Das Gute an dem Film ist die komplette Besetzung. In den Hauptrollen brillieren Reese Whiterspoon und Vince Vaughn mit starker Chemie zueinander und Sie machen sich überzeugenden zum Affen. Dazu ist es erstaunlicher welch imposantes Ensemble (u.a. Robert Duvall, Sissy Spacek, Jon Voight, Mary Steenburgen, Jon Favreau) in den Rollen der Familienmitglieder auftritt. Jeder bekommt dabei eine skurrile Persönlichkeit zugesprochen und kriegt seinen Komödie Moment. Die sind aber nie auf Schenkelkopf-Niveau, sondern ringen dem Zuschauer lediglich ein amüsiertes Lächeln ab.

                      Was durch die unterschiedlichen Wohnorte der Familien, große Abwechslung verspricht, ist auch im Umkehrschluss ein Defizit. Durch die kurze Laufzeit fühlt der Film sich gehetzt an und einige Nebenfiguren hätte mehr Spielzeit verdient. So plätschert der Film im letzten Drittel ins vorgezeichnete Happy End. Kurzweilig kann man mit der Nummer Spaß haben, da die Darstellerriege in der kurzen Laufzeit spielfreudig auftritt. Nur als vermarkteter Weihnachtsfilm taugt er nicht, da er die festliche Stimmung zu keiner Zeit vermittelt!

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                      • 6 .5
                        AddoMoody 23.12.2024, 12:13 Geändert 23.12.2024, 12:26

                        Addo's Filmkritik #710

                        Kurz vor dem Jahreswechsel und dem Weihnachtsfest beschenkt uns Netflix mit dem Action-Thriller „Carry-On“ der sich glasklar an „Stirb Langsam 2“ orientiert. Der internationale Flughafen von Los Angeles (LAX) wird während der stressigen Vor-Weihnachtszeit von bösen Buben infiltriert. Diese zwingen mit mörderischer Entschlossenheit den Sicherheitsbeamten Ethan Kopek („Taron Egerton“), ein brisantes Packet durch die Sicherheitskontrolle durchzuschleusen. Verzweifelt versucht Ethan aus seinen Schlamassel zu kommen und entdeckt dabei seinen inneren „John McClane“…

                        Herrlich leichtfüßiger Action-Thriller, der sich ziemlich vertraut anfühlt und regelrecht dazu einlädt eine spaßige Zeit zu haben. Dabei macht der Film nichts weltbewegen Innovatives, er ist sogar in vielen Bereichen durchweg generisch veranlagt. Eine kitschige Liebesgeschichte, zahlreiche Logikfehler, Klischee Nebenfiguren, vorhersehbare Handlung und eine unrealistische ausufernder Bösewichte am Ende. Wer den Kopf einschaltet wird Probleme mit dem Film bekommen.

                        Aber All diese Schwächen lässt man großzügig durch die Kontrolle durchspazieren, weil er eben diesen alten Old-School-Action-Flair modern & temporeich auflegt.
                        Hier ist immer was geboten, der Film steht nie still und besticht mit einem hohen Aufkommen von Wendungen. Ruhephasen gibt es nach der Einführungs-Viertelstunde nicht mehr, da der Autopilot im Nonstop-Action-Modus bis zum Ende durchläuft. Hier haben die Macher aber es vollbracht, die Action-Sequenzen, mit kleinen spannenden Thriller-Momenten auszubalancieren. Ebenfalls gelungen, ist das einbinden des Flughafen in das Katz und Maus-Spiel, was den größten Reiz bietet.

                        Hauptdarsteller Taron Egerton („The Kings Man“) verkörpert den TSA-Mitarbeiter mit reichlich naiven Charme, denn man den „John McClane“ nicht wirklich abkauft. Die Leistung ist dabei souverän, wobei mir ein Haufen Schauspieler in den Sinn kamen, die mehr daraus gemacht hätten.
                        Überzeugender ist da schon Jason Bateman („Game Night““ der seinen Bösewicht diabolisch und nüchtern anlegt. Der eigentlich für seine Komödie-Rollen bekannte Bateman, lässt hier sein schauspielerisches Talent aufblitzen, was an seine großartige Performance in „Ozark“ erinnert.

                        „Carry-On“ weiß von Anfang an, dass er ein „Die-Hard“-Klon ist und zelebriert die bekannten Versatzstücke mit reichlich Tempo und Wendungen. Die unzähligen Schwächen nimmt man gerne hin, da er kurzweilig zum Fest der Liebe, wie ein Guter alter bekannte kurzweilig unterhält!

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                        • 6

                          Addo's Filmkritik #709

                          In der 6-teiligen britischen Spionage Serie „Black Doves“, folgen wir der gleichnamigen Geheimorganisation, die in den Mittelpunkt gerät, nachdem der chinesische Botschafter in London ermordet wird. Die beiden Spione Helen Webb (Keira Knightley) & Sam Young (Ben Whishaw) decken dabei eine Verschwörung dahinter auf, was Sie auf die Abschussliste Ihrer mörderischen Auftraggeber bringt und ihre Liebsten in Gefahr….

                          „Black Doves“ reiht sich ein in die unzähligen Spionage-Serien der vergangene Jahre ein und hantiert passabel mit den bekannten Versatzstücken des Genres. Bei dem Spionage-Plot wurde es leider verpasst, einen spannenden Komplott zu etablieren, der letztendlich auch relativ plump aufgelöst wird. Besser macht es die Serie bei der dubiosen Geheimorganisation „Black Doves“ und wie diese eingeführt wird. Noch besser ist die Darsteller-Leistung, wo einige skurrile Nebenfiguren dafür sorgen, dass hier auch reichlich zynischer Humor vorhanden ist. Ungewöhnlich bei der Serie ist, dass er Charakter fokussiert ist und die Spione emotional getrieben werden.

                          Natürlich stechen die beiden Hauptdarsteller Keira Knightley und Ben Whishaw dabei besonders heraus, denen der Charakter-Ansatz reichlich in die Karten spielt. Ihre Figuren sind nicht die Standard-Spione, sondern diese bekommen einen Facettenreichen Hintergrund etabliert, der immer wieder durch Rückblenden von einen entscheidenden Charaktermomenten weiter fokussiert wird. Dadurch sind die beiden Charaktere der spannende Fixpunkt der Serie, denn es benötigt, da das Intrigenspiel reichlich blass daherkommt.

                          Eine Mischung aus „The Americans“ und „Slow Horses“, das durch das Duo Keira Knightley/Ben Whishaw sehenswert gestaltet ist. Das Niveau genannter Vorbilder erreicht die Serie leider nicht, da der Spionage-Plot nichtssagend ist, aber dennoch erreicht die Serie einen gewissen Standard, auf den man in der angekündigten zweite Staffel aufbauen kann!

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                            AddoMoody 21.12.2024, 18:49 Geändert 23.12.2024, 12:25

                            Addo's Filmkritik #708

                            „The Day of the Jackal“ ist die freie Serien-Roman-Adaption von Frederick Forsyth „Der Schakal“ aus dem Jahr 1971. Die Romanvorlage und Ihre Nachfolger wurden bereits mehrfach verfilmt, wobei die Fred Zinneman-Verfilmungen von 1973 und die sehr freie Adaption mit Bruce Willis/Richard Gere von 1997 hier die bekanntesten sind.

                            …MI:6 Agentin Jagd den berüchtigten Auftragsmörder „Schakal“ quer durch den europäischen Kontinent. Die berufliche Reputation und das jeweilige Privatleben der Kontrahenten, erschweren das das Katz und Maus-Spiel dabei erheblich…

                            Die 10-teilige Serienadaption bleibt im Kern die bekannte Geschichte, Sie legt jedoch die Hauptcharaktere neu aus. Im Vergleich zum Buch und den beiden Verfilmungen sind die Figuren deutlich nahbarer geraten. Beide, sowohl Jäger wie Gejagter, bekommen hier einen familiäre Background zugesprochen, der mit dem eigentlichen Thriller-Plot koexistiert. Zwischen der Vorbereitung & Ausführungen der Aufträge, den Ermittlungsarbeiten gegen den Schakal, nimmt der Charakter-Drama Anteil einen erheblichen Teil der Laufzeit ein. Die Tiefe tut den Charakteren gut, hält jedoch auch Länge parat. Der politisch motivierte Thriller-Teil präsentiert Sich hingegen deutlich stimmiger und hält bis zum Schluss das Interesse aufrecht.

                            Die große Stärke der Serienadaption ist die „Schakal“-Storyline. Als kaltblütig professioneller Killer mit Familienleben, offenbart Oscarpreisträger Eddie Redmayne einen völlig neuen Blick auf die Figur. Wie er seine Aufträge, samt Planung, ausführt, seinen Verfolger clever entwischt oder seiner Frau die unwirkliche Welt des Killerdaseins offenbart, das hat schon unheimlich viel Reiz. Feststeht, dass Eddie Redmayne mit dieser glaubhaft gespielten Rolle in meiner Gunst deutlich gestiegen ist.

                            Wäre sein behördlicher Gegenspieler nur ansatzweise auf seinen Niveau, würde wir hier von einem der Serien-Highlights 2024 reden. Aber Lashana Lynch als MI:6-Agentin „Bianca Pullmann“ ist eine Fehlbesetzung sonders gleichen. Und das hat nichts mit dem Geschlecht oder der Hautfarbe zu tun, sondern weil die Figur abgrundtief unsympathisch geschrieben ist. Die Darstellung von Lynch verstärkt diesen Eindruck erheblich, da Sie wie ein egomanisches Trampeltier durch die Serie pflügt. Der Figur ist einzig und allein zu verdanken, dass die Serie in den Beriechen Pacing, Logik und Glaubwürdigkeit schwächelt.
                            Was wäre drin gewesen, wenn eine fähige Schauspielerin (Lupita Nyong'o? Alicia Vikander? Anya Taylor-Joy?) einen gleichwertigen Gegner zum Schakal abgegeben hätte?!

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                            Hoch Interessante Neuinterpretation des Schakal-Stoffes, dem das Serienformat völlig neue Facetten bietet …Im modernen Gewand, ist das Katz und Maus Spiel quer durch den europäischen Kontinent fantastisch bebildert & mindestens genauso gut inszeniert. Eddie Redmayne brilliert, während Lashana Lynch kollabiert. Wäre der qualitative Unterschied zwischen den beiden Hauptdarstellern nicht so extrem, würde die Serie deutlich besser dastehen!

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                            • 5 .5

                              Addo's Filmkritik #707

                              John Woo ist wohl aus seinem altersbedingten Winterschlaf erwacht und schiebt nach seinem Comeback-Film „Silent Night“, mit dem von Peacock produzierten „The Killer“, eine eigene Neuinterpretation seines gleichnamigen Kult-Klassikers aus dem Jahre 1989 nach.
                              Was vor Jahren noch in jeden Action-Film-Fan die Freuden Tränen ausgelöst hättet, ist in der heutigen Zeit mit Vorsicht zu genießen. Den die Befürchtungen holen eine schnell ein, den das Remake von „The Killer“ entpuppt sich als wildzusammengewürfelt Internationale Produktion, in der mächtig was los ist, aber mit permanenten Schwächen in allen Bereichen zu kämpfen hat.

                              Woo änderte im Vergleich zum Original einige Aspekte ab, so wird der Handlungsort von Hongkong nach Paris verlegt und die Geschichte auf die heutige technischen Bedürfnisse getrimmt. Die kitschige Mitleids-Nummer "Killer verschont Opfer"-Thematik bleibt bestehen & läuft dann bekannten Schemata ab.

                              Aus Chow Yun-Fat und Danny Lee im Original, werden hier Nathalie Emmanuel („Game of Thrones“) und Omar Sy („Ziemlich beste Freunde“). Der Unterschied ist dabei eklatant. Während der „Lupin“-Star für seine Verhältnisse die ernste Rolle solide wiedergibt, kann die „Fast & Furios“-Darstellerin der Titelgebenden Killerin wenig bis gar keine Facetten entlocken.
                              Da wäre deutlich mehr drin gewesen, wenn man bedenkt, dass eigentlich Oscar Preisträgerin Lupita Nyong'o für die Rolle angedacht war. Das Downlight im Cast ist Sie dennoch nicht, dieser Preis geht an „Avatar“-Mime Sam Worthington, der als dubioser Auftraggeber, eine würdige „Goldene Himbeere“-Leistung hinrotzt.

                              In Sachen Action bewegt man sich im Bereich Standard-Action-Kost, die Ihre Momente hat, aber für ein Remake eines Kult-Action-Klassiker dann doch eine Enttäuschung ist. Hier fehlt der konsequente Einfallsreichtum, gepaart mit einer messerscharfen Inszenierung. Es ist viel mehr das Recycling bekannter Action-Sequenzen, aus Streifen, die von dem „John Wick“-Franchise inspiriert worden sind. Zumindest blitzen aller paar Sequenzen mal die inszenatorische Klasse des Action-Regisseurs auf, für mehr reicht es am Ende nicht.

                              Das langgeplante Remake seines Kultklassiker „The Killer“, kann John Woo keine neues Leben abgewinnen. Bis auf den Szenerie Wechsel & Omar Sy, entpuppt sich das als mittelmäßig ausgelutschte Action-Veranstaltung ohne Esprit!

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                              • 5

                                Addo's Filmkritik #706

                                In der Netflix-Thriller-Mini-Serie „Madness“, folgen wir den bekannten und kontroversen TV-Moderator Muncie Daniels, der in der Abgeschiedenheit Zeuge eines bestialischen Mordes an einen bekannten Rassisten wird. Fortan steht er im Mittelpunkt der Öffentlichkeit und befindet sich auf der Flucht. Auf eigene Faust versucht Muncie, den Komplett aufzuklären und gleichzeitig seine entfremdete Familie zu beschützen, samt die berufliche Reputation zu retten…

                                Die Serie ist komplett auf seinen Hauptdarsteller Colman Domingo ausgelegt, der hier fast in jeder Szene im Mittelpunkt steht. Der gehypte Hollywood-Star erledigt seine Aufgabe charismatisch, muss sich aber irgendwann seiner Charakterentwicklung beugen, genauso wie die blassen Nebenfiguren. Der Aufbau der Serie weckt vorher große Neugier, da es sich um einen Serie handelt die Ihren Plot nacheinander freigibt. Das funktionierte die halbe Staffel recht passabel, da er ein gewisses Paranoia-Gefühlt hinterlässt. Allerdings zwischen dem Mordkomplott, den permanent aufkeimenden politischen Subtext, den weitreichenden Intrigen, der Rassismus-Thematik und der Versuch die entfremdeten Familie zusammenzuführen, übernimmt die Serie sich spürbar.

                                Das erstaunliche dabei, all diese Plot-Elemente schaffen die Macher in das Gesamtkonstrukt zu implementieren. Zur Wahrheit gehört aber auch dazu, dass dies nur funktioniert, weil man auf das Pacing und die Glaubwürdigkeit pfeift. Das beste Beispiel ist dabei, das der Hauptcharakter permanent in der Öffentlichkeit unterwegs ist und das im auffälligen coolen Klamotten. Zwischen Style, ernsten Themen, einer komplexen Intrigen, schaufelt sich die Serie fortlaufend Ihr eigenes Grab. Die Auflösung aller Handlungsstränge weicht dann großer Ernüchterung, da einem bewusst wird, dass hier ein klischeehafter Paranoia-Thriller Story einfach übertreiben, komplex erzählt wurde. Blöd, das dann noch die hochtrabenden Themen überhaupt auf keinen Nenner kommen und regelrecht am Schluss verpuffen.

                                Colman Domingo als One-Man-Show beginnt vielversprechend, wandert dann auf bekannten Verschwörungs-Pfaden dahin. Nie wirklich packend, schon gar nicht konsistent, kann er nie seine eigenen Akzente ausspielen. Haupt-Manko ist der Plot um die politische Intrige, der abstruse Ausmaße annimmt und die komplette Handlung ad absurdum führt!

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                                  AddoMoody 19.12.2024, 10:15 Geändert 23.12.2024, 12:25

                                  Addo's Filmkritik #705

                                  Guy Ritchie schickt sein „The Gentleman“ in die nächste Runde, als elegantes Netflix-Spin-Off in SERIENFORM…Dabei muss jedoch gleich erwähnt werden, dass dies nicht das Geringste mit dem Kinofilm am Hut hat. Wer also hofft, dass ein Matthew McConaughey, Hugh Grant oder Colin Farrell auf einen Sprung vorbeikommen, der wird enttäuscht werden.

                                  Ritchie pickt sich aus seinem Kinofilm, eine bestimmte Episode heraus und gestaltet daraus eine neue Sicht auf die britische Unterwelt. Es handelt sich hierbei um das Story-Element der Adligen Zunft, die ihrer großzügigen Anwesen als Einnahmequelle an Gangster + lukrativen Mary Jane-Handel verpachten. Edward „Eddie“ Horniman (Theo James) ist der neue unter den Duke’s, der versucht die Familie aus der Abhängigkeit der Gangster zu befreien und immer weiter in dubiose Machenschaft schlittert. Überraschenderweise findet er jedoch ziemlich großes Gefallen an dem Ganovendasein….

                                  Eine Guy Ritchie Gangster-Komödie-Serie?!

                                  Der neue, aber auch nicht wirklich innovative Ansatz, funktioniert überwiegend Prima. Der frische Blickwinkel auf das britische Ganoven-Dasein, wird diesmal aus der Perspektive des Vornehmen Kreisen gerichtet. Da er überhaupt keinen Berührungspunkte zu dem Kinofilm aufweist, nutzt er die Möglichkeit hier frische Figuren an den Start zu bringen. Angeführt wird das Ensemble von Theo James („The White Lotus“) Kaya Scodelario („Crawl“, „Maze Runner“), die anständig performen, aber für die angekündigte zweite Staffel in Sachen Chemie noch Luft nach oben haben. Wirklich prickelnd wird es dann bei den Nebendarstellern, die sich teilweise qualitativ deutlich unterscheiden. Es gibt die überzeichneten Figuren, die schon hart an der Grenze sind und dann noch die das Projekt aufwerten. Um genauer geht es hierbei um Giancarlo Esposito („Gustavo Fring“) als edlen Geschäftsmann und Guy Ritchies Buddy „Vinnie Jones“, der als Philosophischer Gärtner des Anwesen allen die Show stiehlt.

                                  Obwohl sich die Ereignisse öfters überschlagen, schafft es die Serie nicht Über Ihre acht andauernden Episoden durchweg das Tempo zu halten. Kein Wunder, das Tempo Synchron zum Kinofilm aufrechtzuerhalten, würde sich mit der Zeit abnutzen, allerdings verkommen die eingebauten Verschnaufpause oft zu langgezogenen Bremsklötzen. Abgesehen von diesem Leerlauf, bekommen wir selbstverständlich unterhaltsame Episoden geliefert, die typisch schwarzhumorig, episodenhaft und audiovisuell, wie es traditionell

                                  Nicht ganz auf der Höhe des Kinofilmes, da einige Drehbuchstellen und Figuren diesen Anspruch nicht genügen. Letztendlich schmerzt das nur ein klein wenig, da Guy Ritchie es schafft viele bekannte Elemente aus seinen Gangster-Filmen neu zu erfinden und dabei eine exzentrische dekadente Gangster-Welt etabliert!

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                                  • 8

                                    Addo's Filmkritik #704

                                    Nachdem Guy Ritchie mit „Rock’n’Rolla“ seine Talsohle durchschritten hatte, widmete er sich in den Folgejahren vermehrt anderen Genres (u.a. Sherlock, Aladdin, Codename U.N.C.L.E.) und schärfte damit nochmals sein Profil. Im Jahr 2018 kehrte er nach einem Jahrzehnt mit „The Gentleman“ zu seinem geliebten Gangster-Genre zurück…

                                    Er holt diesmal die Ganoven aus der Gosse und zeigt die Big Player der britischen Unterwelt wie Sie sich kabbeln…Der Plot dreht sich dabei um den Cannabis King Mickey Pearson (Matthew McConaughey), der sein hoch lukratives Mary-Jane-Imperium verkaufen will. Das lockt lauter dubiose Gesellen an das Tageslicht, die alle Ihr Stück vom großen Kuchen haben wollen…

                                    Macht Ritchie ein Gangster-Streifen, dann stehen die Stars Schlange…
                                    Mit Superstars wie Matthew McConaughey, Colin Farrell, Hugh Grant und den aufstrebenden Darstellern wie Charlie Hunnam, Henry Golding und Jeremy Strong, geizt der Streifen nicht mit seinem Talent. Das zahlt sich auf ganzer Linie aus, den das Ensemble liefert vollumfänglich ab. Noch schöner, diesmal bekommen wir Charaktere zu sehen, die verfangen. Allein Hugh Grant als schmieriger Erpresser oder Colin Farrell als stylisch integrer Box-Coach sind zum Brüllen.

                                    Aber auch das Drehbuch und die Regiefähigkeiten von Guy Ritchie bestechen mit reichlich Charme und Kompromisslosigkeit. Dazu schafft er es, das Kleinganovendasein, mit dem der Big Player zu matchen. Das erlaubt Ihm eine gerade zu verspielte episodenhafte Geschichte voranzubringen. Zwar gibt es einige Kapitel, die klein wenig abfallen, das hat jedoch keine Auswirkungen auf das wohl getimte Pacing. Auch ein Grund, sind natürlich die prächtig gesetzte Ritchie-Elemente, die einfach nicht fehlen dürfen. Die Situationskomik, die Musik (u.a. Paul Jones, The Jam, Cream, Roxy Music), der stylische Schnitt und die geschliffenen Dialoge sind integraler Bestandteil.

                                    Ein Tick fehlt am Ende, um das Niveau von Guy Ritchies kultigen beiden Erstlingswerken zu erreichen. Wir reden aber vom aller ersten Regal der Gangster-Komödie-Movies, was im Umkehrschluss heißt, dass „The Gentleman“ sich kurz darunter einordnet.
                                    Im Klartext: Clever inszenierter Gangster-Komödie-Filet-Stück, mit prächtig aufspielendem Staraufgebot und effektivem Unterhaltungswert!

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                                    • 7

                                      Addo's Filmkritik #703

                                      Nach seinen Meisterhaften ersten beiden Werken verlor Guy Ritchie mit den folgenden beiden Projekte („Swept Away“, Revolver“) sein Regie-Mojo aus den Augen. Der Ruhm und die Beziehung zu Pop-Diva Madonna waren in dem Zeitraum zu viel Glitzer-Welt und sein Ansehen sank in der allgemeinen Wahrnehmung deutlich.

                                      Mit Rock’N‘Rolla besinnt er sich auf seine Stärken und legte ein schelmisch rockiges Gangster Stück hin, das im London der Neuzeit angesiedelt ist. Natürlich wie es sich für einen Guy-Ritchie Ganoven-Streifen gehört, ist die Besetzung wieder einmal exquisit bestückt. Dabei bekommen wir wieder allerlei schräge Charaktere spendiert, die diesmal breitgefächert sind. Zwischen Kleinganoven (Idris Elba, Tom Hardy, Gerard Butler), russischen Milliardären + Killerbrigade (Karel Roden), einer verruchten Buchhalterinnen (Tandy Newton), einem cholerischen Unterwelt-Boss (Tom Wilkinson), stolpern noch jede Menge weiterer Zeitgenossen durch die Geschichte.

                                      Die Leistung der Darstellerriege ist aller erste Sahne und gerade dieser Film diente für die heutigen Superstars Tom Hardy, Gerard Butler und Idris Elba als entscheidender Karrieresprungbrett. Dazu fand Guy Ritchie wieder seine inszenatorische Leichtfüßigkeit wieder und setzt auf temporeiche Situationskomik. Obwohl bei einem Ritchie Film die Musik immer eine wichtige Komponente war, ist Sie hier nochmals entscheidender. Den die Energie bezieht der Film aus den super abgestimmten & gewählten Musikstücken (u.a. The Subways, The Clash, Black Strobe, Kim Fowley, Lou Reed), die den Film noch die Atmosphäre eines Rockkonzertes verleihen.

                                      Klammert man all diese positiven Sachen aus, dann wird es beim zugrunde liegenden Inhalt sehr schnell dünn. Der verschachtelte Krimi-Plot zündet nicht wirklich, was dann am öden auslaufenden Ende deutlich erkennbar ist. Obwohl fast alle Figuren Spaß bereiten, ragt keiner besonders hervor. Zwar bekommen Sie alle Ihren absurden Situation spendiert, aber so richtigen Kultfaktor erreicht keiner von Ihnen.

                                      Das Niveau seiner beiden ersten Filme erreicht Guy Ritchie mit „Rock’n‘Rolla“ nicht mal annährend. Dennoch ist die Gangster-Groteske schwungvoll inszeniert und besticht mit einem spielfreudigen Cast, der die meisten Schwächen kaschiert & letztendlich Guy Ritchie aus seiner Schaffenskrise befreit hat!

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                                      • 4 .5

                                        Addo's Filmkritik #702

                                        Nachdem Guy Ritchie mit seinem dritten Film, dem Madonna Streifen „Swept Away“ ordentlich Schiffbruch erlitten hatte, wollte er dieses Unglücklich schnell wiedergutmachen und kehrte 2005 mit „Revolver“, zu seinen Gangster-Wurzeln zurück. Wieder mimt Jason Statham die Hauptrolle, der als Ex-Knacki und Pokerspieler sich an dem Casino-Besitzer Ray Liotta rächen will…Mehr kann ich jedenfalls zu dem Plot nicht beisteuern, da ich Ihn jetzt nach der dritt Sichtung immer noch nicht recht raffe…

                                        „Revolver“ war letztendlich ein kolossaler Flop und psychisch auch bei den Kritikerin fiel er komplett durch. Dabei macht Guy Ritchie nicht viel anders als bei „Snatch“ oder „Bube Dame…“ und es gibt Episoden die richtig gelungen sind und das Interesse aufrechterhalten. Dazu ist die musikalische Untermalung höchst experimentierfreudig, den von Beethoven, über Ennio Morricone bis zu wildem Acid Jazz ist gefühlt alles vertreten. Ebenso macht das Ensemble (u.a. Jason Stahham, Ray Liotta, Andre 3000, Mark Strong) einen stabilen Eindruck.

                                        Das Problem ist die Geschichte, die viel zu vertrackt vorgetragen wird und der Zuschauer Probleme hat darauf aufzusteigen. Dazu sind die Figuren von Statham/Liotta mit Ihrer Psyche nicht im reinen, was aus dem Film ein schwermütiges Psycho-Drama werden lässt. Dabei ist es nicht hilfreich das die Hauptfigur permanent einen inneren Monolog führt, der spätesten bei der Hälfte nur noch nervig wird.

                                        Guy Ritchie versucht hier was Neues, leider fehlt ihm die Konsequenz, wie er seine verschachtelten Plot rüberbringt. Er fordert vom Zuschauer viel Aufmerksamkeit, aber im Gegenzug erhält dieser keinen Benefit dafür. Letztendlich fehlt dem Film die Leichtigkeit, da er bedeutungsschwanger Tiefgründigkeit vorgaukelt!

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                                        • 9

                                          Addo's Filmkritik #701

                                          Mit seinem furiosen Debütfilm hat sich Guy Ritchie als Regie-Wunderkind etabliert. Für seinen zweiten Film bleibt er dem schmuddeligen Gangster-Genre treu und taucht wieder in die Welt des britischen Kleinganovendaseins ab. Dabei erweitert er fast schon spielerisch die Palette von skurrilen Charakteren und drückt hier ordentlich auf das Tempo.

                                          Anders als beim Debütfilm, laufen diesmal mehrere Storystränge getrennt voneinander an, nur um im letzten Drittel unweigerlich zu kollidieren. Der Film ist glasklar eine temporeiche Parodie auf das britische Gangstertum, das wieder durch seine Figuren seinen eigenwilligen Charme ausspielt. In fast schon episodenhafter Manier, bekommen wir wieder die unterschiedlichsten dubiosen Gestalten prägnant vorgestellt, bevor Sie zur Tat schreiten.

                                          …Die angehenden Box-Promoter Turkish & Tommy (sympathisch „Jason Statham & Stephen Graham“) stecken tief im Schlamassel…Eine Bande um den Zigeuner Mickey (köstlich „Brad Pitt“), hat Sie nicht nur beim Wohnwagen Kauf abgezogen, sondern gleich auch Ihren Besten Kämpfer unbrauchbar gemacht. Nun stehen Sie bei Ihrem Geschäftspartner & Unterweltbosses Brick Top (Herrlich Boshaft - „Alan Ford“) in der Schmiere. Zeitgleich zockt Franky „Four Fingers“ (Benicio del Toro) beim illegalen Boxkampf, samt gestohlenen Diamanten, was nicht verborgen bleibt und die britische Unterwelt ins Chaos stürzt…

                                          Der Film lebt von seinen Figuren, die hier im Vergleich zu „Bube, Dame, König..“ noch facettenreicher Gestaltet wurden, aber auch in Momenten überzeichnet wirken. An den Schauspielern liegt es nicht, den fast jeder haut hier einen Knüller-Auftritt hin, insbesondere die One-Liner sind zum Zunge schnalzen. Als erster muss hier Brad Pitt genannt werden, der Ricthie förmlich angebettelt hat Ihn zu engagieren. Er dankte es Ihm als nuschelnder Zigeuner Mickey „One Punch“ O’Neill, mit einem seiner denkwürdigsten Figuren. Ebenso großes Lob an Rade Serbedzija (als Boris „Die Klinge), Rückkehrer Vinnie Jones (als „Bullet Tooth Tony“) und Dennis Farina (als „Abraham „Avi“ Denovitz“) die ebenso unvergessliche Leistungen abliefern.

                                          Zu guter Letzt darf auch Guy Ritchie nicht vergessen werden, der seine Regiestil hier auf das Mainstream Level hebt und wieder mit Ideenreichtum begeistert. Dabei begeht er nicht den Fehler, seinen Vorgänger zu imitieren, sondern setzt hier mehr auf Parodie, die unglaubliches Timing beweist, aber in manchen Momenten zum Klamauk sich hinreißen lässt. Dennoch beweist er, dass er wie geschaffen ist, diesen Gauner Mikrokosmos mit reichlich Leben zu füllen und dabei auf Anleihen alter Sub-Genre-Movies zurückgreift.

                                          „Snatch“ ist im Vergleich zu Guy Ritchies Erstling noch temporeicher und humorvoller unterwegs, aber auch glatter für das Mainstream-Publikum herausgebürstet. Dennoch ein Geniestreich von einer Gangster Komödie, das mit einem unfassbaren aufspielenden Ensemble, auf groteske verspielte Art, das britische Kleinganovendasein parodiert!

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                                          • 10

                                            Addo's Filmkritik #700

                                            Wie schon Tarantino mit „Reservoir Dogs“, legt auch Guy Ritchie einen Debütfilm vor, der bis heute kultig nachhallt. Als sein Bube, Dame, König, Gras (OT: Lock, Stock and Two Smoking Barrels) still heimlich im Jahr 1998 in die Lichtspielhäuser anlief, entwickelte er sich schnell durch Mundpropaganda zu einem Kultstreifen. Zu diesem Zeitpunkt war die Filmwelt überschwemmt mit Filmen, die einen auf Tarantino machen. Nur Guy Ritchies Groteske-Kleinganoven-Komödie konnte in die Sphären vorstoßen und das, weil er seinen ganz eigenen selbstbewussten britischen Charakter hat.

                                            "Wenn ich feststelle, dass die Milch sauer ist, werde ich nicht die Muschi sein, die sie trinkt."

                                            …die Kumpels Eddy (Nick Moran), Tom (Jason Flemyng), Soap (Dexter Fletcher) und Bacon (Jason Statham) haben mühsam 100.000 Pfund gespart, um bei einem Untergrund-Pokerspiel groß abzusahnen. Blöd nur, dass der Ausrichter Harry „Hackebeil“ Lonsdale, das Spiel gezinkt hat und die Freunde nun mit einer halben Millionen in der Kreide stehen. Eine Woche haben die Freunde Zeit, sonst geht es an die Gesundheit…in Ihrer Panik und durch reichlich Zufall, schmiedet die Gruppe den Plan, Ihre Gangster-Nachbarn abzuziehen. Die wiederum gerade dem verrückten Afro-Gangster „Rory Breaker“ (Vas Blackwood) seine Marihuana-Lieferung abgeluchst haben. Das turbulente Chaos in der Londoner Unterwelt des East-End ist somit perfekt….

                                            "Wir eröffnen eine Firma und nennen sie: Arschkitzlerschwuchtelfanclub!"

                                            Vom Format ähnelt er wie bereits erwähnt dem verschachtelten „Pulp Fiction“, obwohl Ritchie hier linear die Geschichte voranbringt, & auf charaktergetriebene Zwischensequenzen setzt. In Sachen Humor hat er mit seinem schwarzhumorigen Wesen klare Tendenzen zu „The Big Lebowski“, da er genauso seine schrulligen Figuren in schräge Situation verfrachtet. Hier zeigt sich auch, dass Ritchie ein feines inszenatorisches Händchen besitzt und mit den Ideenreichtum seines selbst verfassten Drehbuch in perfekten Einklang bringt. Der Film sprudelt über vor Ideenreichtum, der rein optisch an einen 70er-Jahre Reiser erinnert. Eine körnige Bildsprache, die verblasten Farben, die verwinkelten Kamerafahrten, die plötzlichen Standbilder die wie Kleinganoven-Gemälde wirken…Ja, hier steppt der Bär…

                                            "Könnt ihr gefälligst aufhören euch anschießen zu lassen."

                                            Der Vergleich zu Tarantino kommt nicht von ungefähr, aber Ritchie ist keine blanke Kopie, er ist viel mehr von Quentins-Arbeit inspiriert worden seine Individuellen Stärken auszuleben. ZU bestaunen ist dies, an der Musikauswahl (u.a. The Stooges, James Brown, Dusty Springfield, The Castaways), die Tarantino nicht besser hätte zusammenstellen können. Allein schon durch den wuchtig verspielten Showdown, der durch John James Murphy’s griechischen Folkloresong „Zorba The Greek“ die gesamten Geschehnisse auf die Spitze pusht, lohnt sich der Blick.

                                            "Knarren für die Penner, Messer für die Männer.“

                                            Dennoch und erfreulich sind es letztendlich die Charaktere, die diesen Film seine besonderes kultiges Prädikat verleihen. Selten in der Kinolandschaft begegnet man einen Film, indem die Figuren so punkt genau mit den richtigen Darstellern besetzt wurden. Ex-Fußballer Vinnie „Die Axt“ Jones als man für das Grobe, samt Nachwuchs…Sting als Barinhaber JD… „Hackebeil Harry“, „Nick der Grieche“, „Barry der Baptist“, abseits der Titelhelden, fährt der Film eine fulminante Palette an schräg dubiosen Figuren mit sich, die in perfekter Symbiose zu dem Plot stehen. Rückblickend betrachtet, erleben wir hier das „Who is Who“ des britischen Kinos des ausgehend Jahrtausends.

                                            „Ach…eines wollte ich noch sagen: Ging mir echt ans Herz.“

                                            Genial rundes Regiedebüt von Guy Ritchie und die eigenwillige europäische Antwort auf „Pulp Fiction“. Die schwarzhumorige Londoner-Kleinganoven-Groteske besticht mit rasant fulminanter Situationskomik, dubios erinnerungswürdigen Figuren und einer inszenatorischen Finesse, die das Gangster-Genre nachhaltig bereichert hat. Trotz hohem Bekanntheitsgrad, immer noch im Gangster-Metier vakant, aber dafür das Vorzeigewerk des britischen Gangsterfilms!

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                                            • 8

                                              Addo's Filmkritik #699

                                              Fast ein Jahrzehnt mussten wir auf einen „Fury Road“-Nachfolger warten, der mit einer großen Einschränkung angerast kommt…Auf „Mad Max“ aka Tom Hardy wird verzichtet und sich komplett auf die Vorgeschichte von Charlize Theron Figur „Furiosa“ fokussiert. Die Gute kehrt dabei auch nicht wieder zurück und wird von der starken Anya Taylor-Joy adäquat ersetzt.

                                              Damit hat „Furiosa“ eine große Bürde zu tragen…
                                              EIN MAD MAX FILM OHNE EBEN DIE BEZUGSFIGUR MAX!?!?!

                                              Zugegeben ich war keine Freund von der Idee, aber George Miller hatte triftige Gründe und diese setzt er wohlüberlegt um. Es ist nämlich nicht nur die komplette Background Story von Furiosa bis zum Anfang von „Fury Road“, sondern vielmehr eine Erweiterung der postapokalyptische Mad-Max-Saga. Durch die Geschehnisse tauchen wir endgültig in die weiten Welt der Wasteland ein.

                                              Was Miller ebenso anders macht, als in allen Filmen zuvor, er versucht hier wirklich eine Geschichte zu erzählen, die vor allem in der ersten Hälfte etwas überhandnimmt. Das Tempo von „Fury Road“ erreicht "Furiosa" phasenweise in der zweiten Spielhälfte, wobei grundsätzlich die zweite Hälfte deutlich potenter wirkt. Die erste ¾ Stunden ist hochinteressant, weil nicht nur die Titelheldin Ihren Background erhält, sondern auch bekannte Figuren aus „Fury Road“ mehr Kontur bekommen.

                                              Hätte der Film diese Ton behalten, wäre er eine Enttäuschung geworden. Aber ab dem Moment, wo Anya Taylor-Joy die Bühne betritt, schaltet „Furiosa“ einige Gänge hoch. Ab da, legt der Film ein hochinteressantes Geflecht an Action-Elementen hin, die wieder mit einer beachtlich Bildsprache in Szene gesetzt und choreografiert sind. Der Look erinnert an den Tom Hardy-Brecher, wird durch den technischen Fortschritt der letzten Jahre wieder eindrucksvoll in Szene gesetzt. Nur setzt er im Vergleich, für meinen Geschmack zu viel CGI an gewissen Stellen ein.

                                              Woran sich jedoch die Geister scheiden werden, ist Chris Hemsworth als exzentrischer Bösewicht „Dementus“. Als Rache-Fixpunkt für die Titelheldin, kommt Ihm eine entscheidende Rolle zu, die er meiner Meinung nach, zufriedenstellend meistert. Allerdings neigt er dazu, extrem wankelmütig die Figur zu interpretieren. Zwischen bedrohlich, wirr und überzeichneter Comic-Charakter ist hier alles drin. Dennoch hält die Rache-Story um seine Figur und Furiosa durch weg die Spannung aufrecht, er hätte jedoch ruhig kompakter von der Spielzeit ausfallen können.

                                              Interessante Prequel, das seine Daseinsberechtigung, trotzt Zweifel durch die Abwesenheit von Max/Tom Hardy, gerechtfertigt. ER atmet den Geist der Mad-Max-Reihe, würdigt seine Vorgänger und erforscht neue Facetten dieser Welt. Diesmal mit einer Geschichte, die jedoch teils im Sand stecken bleibt. Daher nicht ganz auf Augenhöhe mit „Fury Road“, dennoch auf hohen Action-Blockbuster-Niveau angesiedelt!

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                                              • 8 .5

                                                Addo's Filmkritik #698

                                                Ein Mann, reduziert auf einen einzigen Instinkt: Überleben!!!

                                                George Miller kehrt knapp 30 Jahre nach seinem letzten „Mad Max“-Donnerkuppel-Streifen, zu seiner ikonischen Film-Reihe zurück. Eine Fortsetzung oder Soft-Reboot ist „Fury Road“ dabei keinesfalls, sondern vielmehr eine moderne Neu-Interpretation des von Miller geschaffenen Stoffes. Als Mel Gibson-Ersatz, der damals in Hollywood nahezu abgeschrieben schien, springt Tom Hardy („Warrior“) ein, der aber nicht alleine die Hauptrolle begleitet, sondern mit Charlize Theron als „Furiosa“ hier vielmehr als Hauptdarsteller-Duo an den Start geht.

                                                "Wenn ich sterbe, dann ehrenvoll auf der Fury Road."

                                                Im Kern ist dies nochmals der zweite Teil, mit der Prämisse das man von Punkt A zu Punkt B sich bewegt und wieder zurück. Alles andere als prickelnd, aber das ist das berühmte Jammern auf aller höchsten Action-Niveau…Den George Miller hatte wieder eine wegweisende Vision für die Reihe, vergas jedoch nicht, was diese einmal Groß gemacht hat. Ganz im Gegenteil, er nimmt eben das Konstrukt des zweitens Teiles, peppt diese mit den modernen technischen Möglichkeiten auf und erweitert die Sicht auf die Welt durch frische Figuren. Daraus erschuf er ein wahnsinnig stimmiges Action-Spektakel, das sogar emotionale Momente bereithält.

                                                "Was für ein Tag! Was für ein schöner Tag!

                                                Wie bereits in den vorherigen Teilen der Saga, besticht er mit einer gekonnten exzentrischen Bildsprache, die wie ein sandig orangener Fiebertraum rüberkommt. Was der Film im Bereich aufwendiger Stunt-Choreografie hier abreißt, ist aller Ehrenwert und er schafft das, was viele ambitionierten Action-Projekte nicht gelingt. Er erzählt durch seinen beeindruckenden Bilder eine Geschichte, wo sich die Action-Element kongenial unterordnen. Vom technischen Standpunkt her, gelingt es hier aufwendige praktische Effekte, beachtlichen Settings mit den Computer Effekten zu was Besonderem zu vereinen. Namentlich müssen hier die rasant kreativen Verfolgungsjagden durch die Wüste erwähnt werden, die das Action-Fan-Herzen zum Pochen bringen wie ein V8-Motor.

                                                "Hoffnung ist ein Fehler. Wenn du nicht reparieren kannst, was kaputt ist, wirst du verrückt."

                                                Tom Hardy verkörpert hierbei einen würdigen und zeitgemäßen Mel Gibson-Nachfolger, obwohl er an dessen charismatischen Wahnsinn nicht ganz heranreicht. Das hat nichts mit seiner starken Performance, sondern durch zwei entscheidende Drehbuch-Kniffe, zu tun. ZU einem stiehlt Ihm Charlize Theron „Furiosa“ ein ums andere Mal die Show. Denn Sie ist die deutlich spannendere Figur und nimmt auch fast die komplette emotionale Bindung zum Film ein.

                                                Der andere Punkt und da bin ich konform mit der Meinung von Quentin Tarantino über den Film. Tom Hardy verkörpert DEN „Max Rockatansky“…Das heißt er spielt die gleiche Figur wie damals Mel Gibson, was sich irgendwie falsch anfühlt. Es wäre zu Gunsten der Kontinuität viel sinnvoller gewesen, wenn Tom Hardy die Erwachsen-Version des Wolfsjungen aus dem zweiten Mad-Max-Teil (Road-Warrior) dargestellt hätte. Dadurch wären die alten Filme mit den neuen Film im Einklang. Aber Miller wollte wohl einen zeitgenössischen Max…

                                                Konsequent, Atemlos, Temporeich, der pure Wahnsinn…

                                                Progressives, sowie detailreiches Action-Spektakel, der den Geist der 80er-Mad-Max-Trilogie in die Neuzeit holt und brachial Neu-Interpretiert. Dabei ist er in seiner Inszenierung der Action, wie damals die ersten bei den Teile, eine fantastische Pionierleistung gelungen, die das Action-Genre in den 2010ern den dringend benötigten Schuss Originalität verpasst hat!

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                                                • Geiler Auftrag…Ich nehme hier die Klischee Antworten (Pate, Jaws, Psycho, 2001, Tiffany, Kuckucksnest usw..) mal beiseite und konzentriere mich auf die Klassiker aus der zweiten Reihe….

                                                  1. Outland – Planet der Verdammten (1981)
                                                  2. French Connection 2 (1975)
                                                  3. Serpico (1973)
                                                  4. Die zwölf Geschworenen (1957)
                                                  5. Beim Sterben ist jeder der Erste (1972)
                                                  6. Rat mal, wer zu Essen kommt (1967)
                                                  7. Der Mann, der Zuviel wusste (1957)
                                                  8. Lady Snowblood (1973)
                                                  9. Die Sieben Samurai (1954)
                                                  10. Hundstage (1975)

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                                                  • 7

                                                    Addo's Filmkritik #697

                                                    Für den dritte und damals abschließenden Teil der Mad-Max-Trilogie, vergingen 6 Jahre, in denen die ersten beiden Teile Ihre Einflüsse in der Filmlandschaft gelten gemacht haben. Das apokalyptische Endzeit-Szenario war komplett im Mainstream angekommen. Nachdem im ersten Teil die Zivilisation vorm Niedergang stand und uns der zweite in das apokalyptische Chaos warf, ist der dritte der hoffnungsvolle Teil, wo sich eine neue Zivilisation auftut.

                                                    „Zwei Mann gehen rein, Ein Mann geht raus“

                                                    Selbstverständlich ist der zum Superstar aufgestiegene Mel Gibson hier wieder in der Rolle des Max Rochatansky zu sehen. Dieser folgt einem Dieb in die Wüstenstadt „Bartertown“, die von der gefürchteten Amazone Aunty Entity (nicht schlecht „Tina Turner“) geführt wird. Obwohl ich den Film gefühlt 100-mal gesehen habe, bin ich immer wieder vom Verlauf der Handlung überrascht. Genauer gesagt, nach dem Max in der Donnerkuppel, während eines Kampfes die heiligen Gesetzte bricht und in die Wüste verband wird. Ab hier, kommt die Reihe komplett im Mainstream Bereich an. Sobald Max auf die „Wild Kids“ trifft, entwickelt der dritte Teil einen ungewöhnlichen Abenteuer-Flair, der sich offensichtlich an die 80er-Granaten „Indiana Jones“, „Time Bandits“ oder „Die Goonies“ orientiert.

                                                    „Bricht den Vertrag, du drehst am Rad“

                                                    Da hier die Tonalität sich komplett ändert, benötigt man ein klein wenig Zeit sich daran zu gewöhnen. Miller muss man auch hochanrechnen, dass er seine beiden ersten Teile nicht kopiert, sondern selbstbewusst das Endzeitszenario weiter ausbaut. Den Kern der Reihe tut er dabei nicht vernachlässigen, den die Kampfszenen und die waghalsigen Auto-Szenen sind wieder fester Bestandteil. Auch bei der apokalyptischen Bildsprache und dem technischen Input ist das perfekt inszeniertes 80er-Blockbuster-Kino. Auch in Sachen Musik versucht Miller neues hinzuzufügen, wechselt vom dramatischen Score, zu Eighties-Rock-Perlen und wilden Jazz-Nummern hin und her.

                                                    Miller schraubt noch weiter am Endzeitszenario, was visuell sichtlich gelingt. Was weniger gelingt ist der Versuch diesmal eine Geschichte zu etablieren und diese für die 80er Jahren-MTV-Generation (Faktor „Tina Turner“) schmackhaft zu machen. Hier hat der Film seine Momente, aber darunter leidet das Pacing, was in den ersten beiden Teilen so volltrefflich gelang. Spaß hat man mit den optimistischen Abschluss der Trilogie allemal und auf die inszenatorische Endzeit-Szenario-Action und dem charismatischen aufspielenden „MAD MEL“ ist Verlass!

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