alviesinger - Kommentare

Alle Kommentare von alviesinger

  • 7 .5

    „Verrückt Nach Dir“ ist eine Romanze mit deutlichen Judd-Apatow-Anleihen und ein großer Spaß für alle über 25-Jährigen, die bereits Beziehungen über einen längeren Zeitraum hinter sich haben, mit der Populärkultur der 1980er und frühen 1990er Jahren etwas anfangen können und die in einer romantischen Komödie statt abgenudelter Treueschwüre am Traualter lieber den zuckersüßen You-Tube-Sneezing-Panda sehen wollen und die die großzügige Nutzung des F-Wortes dem heuchlerischem Nancy-Meyers-Geschwall vorziehen. Dazu gibt es noch eine tollpatschige Drew Barrymore als nerdige Traumfrau, einen gut aufgelegten Justin Long und fertig ist eine charmante R-Rated-Romcom, die an vielen Stellen zwar immer noch recht brav ist aber trotzdem weitaus besser unterhält als andere gewollt anrüchige und schlichtweg plakativ-naive Geschichten wie etwa Kevin Smiths Tristesse namens „Zack and Miri Make a Porno“.

    • 4 .5

      Eigentlich hat sie alles: Die von Julia Roberts gespielte Liz Gilbert hat einen tollen Job, tolle Freunde und führt kurz gesagt ein tolles Leben. So ein typisch gestricktes Hollywood-Lügenleben, wo erfolgreiche und alles unter einen Hut bringende und immer wahnsinnig gut und gepflegt aussehende New Yorkerinnern in wahnsinnig schicken Apartments leben und coole Partys besuchen. Dann zerbricht ihre Ehe, Liz fällt in ein emotionales Loch und die Alte geht daraufhin auf einen zwölf Monate langen Selbstfindungstrip: Liz mampft Pasta in Rom und parliert beeindruckend auf Italienisch, sucht und findet die spirituelle Erweckung in einem Ashram in Indien und endet schließlich im exotischen Bali, wo der blendend aussehende und so was von charismatische Traummann bereits sehnsüchtig auf die nun so was von ausgeglichene Aussteigerin wartet. „Eat Pray Love“ ist eine Bestsellerverfilmung und ein Chic-Flic in reinster Form. Die anstrengende und fragmentarische Gefühlsnummer ist mit einer Laufzeit von zwei Stunden und 20 Minuten überlang, wirkt dank der bekannten Figuren, die wir alle aus zig anderen Produktion in abgewandelter Form schon einmal gesehen haben, und der prächtigen Kulisse wie eine Doppelportion Kitsch der Marke „Traumschiff“ allerdings ohne Kreuzfahrtdampfer.

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      • 3

        Backwood-Terror? Horrorthriller? Oder gar ein Western? Franck Richards schnarchiges Debüt beginnt als Standard-Backwood und plätschert im filmischen Verlauf als Genre-Sammelsurium lustlos bis zum Abspann vor sich hin. „The Pack“ fehlt es an Witz, Atmosphäre und Tempo. Der Film nimmt sich an den falschen Stellen zu ernst und ist in anderen Szenen fast verzweifelt um schrägen Humor bemüht. Da geht einfach wenig bis nichts zusammen. Wenn Richard dann auch noch die peinliche Motivation von Söhnchen und Mama Flodder erklärt und eine Art mies gelaunte Blue Man Group mit Warzenschweinkiefer die Rache der untoten Kohlekumpel verkörpert, ist dieses tranige Filmchen bei mir endgültig unten durch. „The Pack“ wird als einer der schlechtesten Eröffnungsfilme in die Geschichte des Fantasy Filmfests eingehen.

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        • 6 .5

          Sarg-Kino: 90 Minuten in einer Holzkiste. So ergeht es einem amerikanischen LKW-Fahrer, der im Irak entführt wird und six feet under in einer Box auf die Lösegeldzahlung wartet. Drei Stunden bleiben um die Forderung zu erfüllen. „Buried“ lebt von der Idee: Ein Mann, ein Sarg und die dunkle Enge seiner Zwangsunterkunft. Sonst nichts. Die Realität ist folgende: Da liegt ein verschwitzter Ryan Reynolds in einer Holzkiste, telefoniert relativ häufig und kämpft mit den wenigen Eventualitäten, die das mittelprächtige Drehbuch so hergibt. Reynolds ärgert sich darüber, dass ständig die Mailbox statt des Angerufenen antwortet, kämpft gegen Atemnot und unerwarteten Tierbesuch. Der Zuschauer kämpft derweil gegen die immense Langeweile, die sich im düsteren Holzsarg und Kinosaal trotz der mehr als nur reißerischen Mucke breit macht. Natürlich hat „Buried“ auch gelungene Spannungsmomente. Besonders in den letzten zehn Minuten dreht der für Klaustrophobiker nicht empfehlenswerte Streifen mächtig auf. Die finalen Momente – gerade das packende Ende - sind unglaublich fesselnd inszeniert und bleiben in Erinnerung. Davor quält uns der Regisseur Rodrigo Cortés und speziell der Autor Chris Sparling mit einer altbackenen Geschichte über skrupellose Militär-Obere und Profit-geile Konzerne. Moralisch wird in komprimierter Form auf Sarrazin-Niveau gehämmert: Immer die kleinsten Rädchen im System müssen - auf beiden Seiten - leiden. Genau.

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          • 8
            über Lebanon

            „Lebanon“ thematisiert wie der Bild-gewalitge „Waltz with Bashir“ den ersten Libanonkrieg. Im Gegensatz zum Trickfilm ist der Kriegsschauplatz in „Lebanon“ völlig austauschbar. In Samuel Maoz’ Film stehen vier junge Männer im Mittelpunkt, denen es eben noch nicht in Mark und Bein übergangen ist, auf einen Menschen zu schießen und die auf engsten Raum im Öl-verschmierten Bauch eines Panzers gemeinsam „gefangen“ sind. Völlig verschwitzt rollen sie mit einem Höllenlärm durch ein fremdes Land und führen trotz moralischer Skrupel die unmenschlichen Befehle ihrer Vorgesetzten aus und träumen von einer baldigen Heimkehr zu Mutti. Nur durch das Panzerperiskop bekommen die vier unschuldigen und überforderten Kerle einen Blick auf die Außenwelt. Durch den eingebauten Zoom blicken Panzerbesatzung und Zuschauer gemeinsam auf blutüberströmte Menschen, verendete Tiere und zerstörte Städte. Maoz zeigt den brutalen Kriegsalltag aus einer ungewöhnlichen Perspektive mit all dem unfassbaren Leid fern jeder Tagesschau- oder CNN-Berichterstattung. Mithilfe des subjektiven Blickwinkels erzeugt der Filmemacher so eine intime bis beklemmende Atmosphäre und zeichnet eine kleine Charakterstudie, die an Wolfgang Petersens „Das Boot“ erinnert. Das bedrückende Panzerleben in „Lebanon“ ist ein ähnlich faszinierendes Kriegskammerspiel.

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            • 4
              über Twelve

              Anfang der Nullerjahre erregte der 19-jährige Nick McDonell mit seinem autobiographischen Werk „Zwölf“ weltweit Aufmerksamkeit. Auch in Deutschland: Der damals noch vom Feuilleton verehrte Harald Schmidt empfahl das dünne Büchlein in seiner Show und viele Rezensenten überschlugen sich in ihren Kritiken. So etwas lässt sich Hollywood nicht entgehen und deshalb durfte Joel Schumacher den Kram nun auf die große Leinwand bringen. In „Zwölf“ beobachtet der Kinogänger vier Tage lang verzogene New Yorker Kids aus der Upper Class, die auf Drogen, Schönheitsoperationen beziehungsweise Sixpack-Bäuche und natürlich wie könnte es auch anders sein auf wilde Partys stehen. Von Filmminute eins an steuern alle – selbstredend gut aussehenden - Figuren nebst dem Posterboy- Drogendealer auf den Abgrund zu. Schumacher bebildert die lustlose Romanadaption von Jordan Melamed gewohnt bunt in seinem poppigen Inszenierungsstil. Aber bereits die konfuse Einführung der übermäßig vielen Figuren zeigt, wie unausgegoren dieser mäßige „Kids“-trifft auf Bret Easton Ellis-Verschnitt ist. Und damit das Publikum auch bloß nicht überfordert wird, krächzt dauernd ein allwissender Erzähler bedeutungsschwangere Weisheiten und Emotionsdeutungen raus. Und selbst dieser Erklärungsonkel mit der tiefen Stimme, der dem Zuschauer jede Gefühlsregung und Charaktereigenschaft der eindimensionalen Figuren auf die Nase binden muss, scheint manchmal überfordert. „Twelve“ wirkt nach dem rabiaten Ende wie eine penetrant auf cool getrimmte und dabei irgendwie aus dem Ruder gelaufene Episode dieser seelenlosen US-Hochglanz-Teenie/Twens-Seifenopern. Aber einen Tipp hat der Film für erschrockene Mamis und Papis, die nach Konsum des Streifens ihre kleinen Lieblinge mit ganz anderen Augen sehen werden, dann doch noch: Bei der nächsten Geburtstagsparty – in McDonells Roman war es eine Silvesterparty – besser mal zu Hause bleiben und auf die Designer-Drogen fressenden und Champagner saufenden Hosenscheißer aufpassen.

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              • 7 .5

                Bang, Zack, Buff – betont altmodisch und dem Titel entsprechend räumen „The Expendables“ kräftig auf. Faltige Gesichter, abbruchreife Schuppen, abbröckelnde Farbe an der Häuserwand – Stallone überstrapaziert sein Konzept bisweilen. Ansonsten ist „The Expendables“ weder clever noch innovativ, sondern reines Old School-Gekloppe und lautes Geballer, das vom Rambo-Rocky exzellent inszeniert wurde. Kein Hochglanz, ohne schräge Kamerafahrten und auch kein feinsinnig choreographiertes Kugel-Ballett – nein, hier geht es nach einer schlichten Hackordnung – Action, Füller, Action – immer voll auf die Zwölf. Nett ist dabei, dass die Füllermomente manchmal durch hochkarätige Gastauftritte zu einem sympathischen Fanboy-Geschenk geraten. Und du meine Güte: Was die Produktion in den letzten 20 Minuten alles in die Luft jagt, dürfte ja fast schon beispiellos sein - und leider auch etwas eintönig. Denn im Grunde ist Stallones Dreamteam-Prügelwerk eigentlich nur ein von Genre-Nostalgikern glorifizierter aber recht substanzloser Action-Film, dessen übertriebene Brutalität in manchen Szenen ungewollt den Parodielevel der Jim Abrahams und Pat Proft-Parodie „Hot Shots 2“ erreicht. Davon einmal abgesehen unterhält „The Expendables“ den geneigten Fan – und zwar nur den – königlich. Somit kann die Chose gerne in Serie gehen. Es gibt ja noch genügend Klopperhelden aus der Vergangenheit, die sich höchstwahrscheinlich etwas Geld dazu verdienen wollen/müssen.

                4
                • 7

                  Dem Deutschen Daniel Stamm gelingt mit „Der letzte Exorzismus“ eine frische Herangehensweise an das meist blöd-plakative Subgenre des Dämonaustreibungsfilmchens. Durch den hier eingesetzten Dokumentarstil, der leider automatisch – denn in diesem Fall völlig deplatziert - Vergleiche mit „Blair Witch Project“ und „Paranormal Activity“ hervorrufen wird, und einem altruistischen Conmovie-Touch hebt sich diese kleine spannende Perle aus dem Sumpf der biederen Produktionen der vergangenen Jahre hervor. Dank überzeugender Schauspieler und Charaktere, allen voran Patrick Fabian als abgeklärter Prediger Cotton Marcus, zeigt „Der letzte Exorzismus“ misslungenen C-Produktionen unter anderem auch dem bereits erwähnten „Paranormal Activity“ wo der Spukhammer hängt. Leider büßt Stamms Film durch das schräge Ende sowie der hinkenden Logik einiges von seiner Strahlkraft ein und lässt den Kinogänger mit gemischten Gefühlen zurück. Trotzdem noch ordentliche Genre-Kost.

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                  • 6 .5

                    Ein Auftragsmörder möchte aus dem Business aussteigen, da warten ein letzter Auftrag und die große Liebe. Anton Corbijns Zweitwerk erfindet das Kino nicht neu, sondern stützt sich lieber auf einen 20 Jahre alten Martin Booth-Roman, der bereits 1990 als altmodisch oder wem es beliebt auch als nostalgisch galt. Wie in seinem Filmdebüt „Control“ überzeugt Corbijn auch bei „The American“ durch eine klare Bildsprache und Eleganz. Diese ist aber mitnichten eine polierte Eleganz der Marke Tom Ford, welche kürzlich noch in „A Single Man“ zu sehen war, sondern eine unterkühlte Schönheit, die von einer manchmal faszinierenden aber meist doch nur schnell überdrüssig werdenden Präzision eines Schweizer Uhrwerks geprägt ist. Leider ist das Schauen von „The American“ größtenteils so spannend wie einem Schweizer Uhrwerk bei der Arbeit – sprich dem Ticken – zuzugucken. Corbijn verliert beim Erzählen der abgegriffenen Geschichte mehr als nur einmal das so genannte Big Picture aus dem Blickfeld. So bleibt am Ende ein hübsch anzusehender Retro-Thriller übrig, der über solides Mittelmaß nicht hinauskommen will oder kann. Aber manchen Kinogängern reicht das ja bereits.

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                    • 8

                      Nach einer nicht näher beschriebenen aber scheinbar globalen Katastrophe, die alle Tiere und Pflanzen ausgerottet hat, irren die Überlebenden durch die traurige Landschaft. Dazu zählen auch ein namenloser Vater und Sohn. Sie wandern stets gen Süden. In ihrem tristen Alltag kämpfen sie gegen Kannibalen, den immer präsenten Hunger und gegen alte Erinnerungen. Denn diese Kopfbilder helfen den beiden auf ihrem apokalyptischen Roadtrip nicht weiter, sondern erschweren dem Duo das eigentlich sinnlose Weiter- oder auch Überleben. Regisseur John Hillcoat hat den furchtbar detaillierten Pulitzer-Bestseller „The Road“ von Cormac McCarthy beeindruckend auf die Leinwand transportiert. Ihm gelangen wahrhaft ergreifende Szenen mit starken Bildern wie auch fantastische Spannungsmomente. Auch das auf den ersten Blick überraschend glückliche Ende dürfte nur für ein kurzes Aufatmen sorgen. Das Unvermeidbare wird in Wahrheit nur weiter hinausgezögert. Denn in dieser Vorhölle ist Barmherzigkeit out und Darwins These der überlebensfähigen Starken hingegen Trumpf. „The Road“ zeigt eine fatalistische Welt in der es keine Superhelden geschweige denn Vorbilder gibt. Und wo die Nächstenliebe schwindet und der Mensch von Tag zu Tag dem Tier zunehmend ähnelt. Und das ist wirklich erschreckend.

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                      • 2 .5

                        „Die Legende von Aang“ ist der mit Abstand größte Reinfall der 2010er Blockbuster-Saison. Was einem zuerst übel aufstößt ist das Storytelling for Runaways: Die groben Strukturfehler lassen sich auch nicht mit dem Hinweis – Moment mal, das ist doch Fantasy für Kids – schönreden. Und die Notwendigkeit einer Figurenentwicklung hält Shyamalan obendrein für überschätzt. Lieber wird dieser blasierte Kinderkram mit spirituellem Gedöns zermatscht. Dass der Streifen auf einer mir unbekannten Anime-Serie basiert ist indes nicht verwerflich. In der Vergangenheit wurde bereits anderer unglaublicher Stuss abgedreht, dessen Grundidee auf einem Plastikspielzeug oder einer Geisterbahn fußte. Aber M. Night eine Frage habe ich noch: Hättest Du nicht wenigstens Schauspieler für diesen Unsinn verpflichten können? Deine Darsteller re- und agieren ungefähr so überzeugend wie alle vor der Kamera Beteiligen von „Batman hält die Welt in Atem“. Was? Ausgebildete wie auch talentierte Schauspieler wollten bei deinem Krampf von einem Film nicht mitmachen? Aha, verstehe. Deshalb musstest du also diesen ärgerlichen Baby-Ronaldo mit dem Einbahnstraßenpfeil auf dem Wasserkopf verpflichten? Okay. Aber dass die auf deinem Mist gewachsenen Dialoge „Twilight“-Niveau erreichen ist schon irgendwie blöde, oder? Hoffentlich wird das kein Trend. Bei Shyamalan-Fans möchte ich mich noch für die bereits erwähnten und folgenden harschen Worte entschuldigen - aber rein vorwarnend: „Die Legende von Aang“ ist eine Geschmacks-verirrte Verwurstung von „Der Herr der Ringe“, „Die Chroniken von Narnia“ und „Star Wars“ mit einem Unterhaltungswert, der in den meisten Szenen gen Null tendiert. Doch genau darauf stützt sich dieser Mashup-Blödsinn: Franchising auf Biegen und Brechen und mit Lizenzen an Burger-Buden und Playstation-Player Kohle machen.

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                        • 3 .5

                          Was hat dieser unlogische Quark mit dem „A-Team“ zu tun? Die hier rumballernden Hansel ähneln dem ursprünglichen Alpha-Team zwar rein äußerlich und ab und an darf einer dieser Herren auch mal einen aus der 1980er Jahre Serie bekannten Spruch kloppen oder einen Running-Gag ansprechen, aber damit hören die Überschneidungen auch auf. Die Produzenten wollen uns hier ein Prequel aus der Gegenwart auftischen: So fand sich das A-Team und durch diesen abstrusen Käse, der hier vor wenigen Minuten über die große Leinwand flimmerte, wurden sie zu Outlaws. Aber nur weil Oskar Schindler eine dicke Zigarre im Mundwinkel hängen hat, wird aus ihm noch lange kein Hannibal Smith. Dass der Beau Face Unflätiges wie „Adios, Motherfucker“ brüllt, wirkt doch auf Fans des Originals auch eher befremdlich. Und so hat der Kinoauftritt der A-Team-Truppe nur wenig mit dem Ursprungskonzept der Serie zu tun und biedert sich vielmehr als mieser „Mission Impossible“-Klon mit coolen Sprüchen beim jungen Publikum an – aber hat es als schnell geschnittener Action-Lärm mit sehr schwachen Computer-Effekten nicht einfach. Dabei dürfte weitgehend bekannt sein wie man „kultigen“ TV-Shows einen trashig Action-lastigen Neuanstrich verpasst: Siehe McG und seine überdrehten Bräute von „3 Engel für Charlie“. Dieser bei vielen Kinofreunden verhasste Comic von Film ist Joe Carnahans „A-Team“ in allen Belangen überlegen. Und um es noch mal hervorzuheben und um es jedem klar zu machen: „A-Team“ ist lahmarschiger Quatsch mit einem miesen Malen-nach-Zahlen-Showdown, der dem ärgerlichen Film die Nicht-Sehenswert-Krone verpasst - ein echter Flop.

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                          • 4
                            über Mammuth

                            Der Fleischverarbeiter Mammuth wird in den Ruhestand versetzt. Nun weiß das langhaarige Etwas von einem Mann von heute auf morgen nichts mehr mit sich anzufangen. Wie ein Mammut trabt der Kerl unruhig durch die ärmliche Wohnung. Bevor die große Langeweile sich ausbreitet geht Mammuth auf einen Renter-Roadtrip. Er muss noch Rentenansprüche bei alten Arbeitgebern sammeln. In Benoit Delépnes und Gustave Kerverns „Mammuth“ brettert Gérard Depardieu in stets über- oder unterbelichteten Bildern auf seinem Motorrad dauernd in merkwürdige Situationen und trifft dauer-bekiffte Teenager, geizige Rummelbetreiber, wichsende Altkumpels und andere Freaks. Die Reise des alten Schlachtrosses in seine Vergangenheit ist ein missglückter Versuch eines schrägen Gutelaune-Films. Diese Verliererballade ist einfach zu krampfhaft um Skurrilität bemüht. Am Ende der extravaganten und doch so gewollt wonnigen Gefühlsduselei-Nummer lernt der gutmütige Laissez Faire-Rentner dann auch wieder das Leben zu lieben. Und der Zuschauer hat auch etwas gelernt: Anstatt „Mammuth“ zu schauen lieber wieder „Pappa ante Portas“ hervorkramen und die Dialoge mitsprechen oder Cervantes’ „Don Quixote“ lesen.

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                            • 7 .5

                              Ich gebe es ja zu: „Duell der Magier“ ist ein Mordsspaß. Dieser Millionen-schwere und auf Popcorn fressende Teenies und Cola-saufende Mommies und Daddies zugeschnittene Familienblödsinn ist Blockbuster-Kino aus der Jerry Bruckheimer-Serienfertigung. Anstatt eines Sparrow/Depp auf einem Piratenschiff, torkelt diesmal ein schmieriger Blake/Cage durch New Yorks finstere Gassen. Turteltaubs ironisches Action-Feuerwerk erinnert in so manch fulminant wie auch sehr charmant inszenierter Szene an die klassischen Blockbuster der 1980er Jahre - „Ghostbusters“ sei hier nicht ohne Grund stellvertretend genannt. Schade, dass dieser sympathische Großkotz von Film an den US-Kassen floppte. Denn Nic Cage als sich selbst verulkende Trash-Ikone hätte ich gerne öfter gesehen.

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                              • 4 .5

                                Kindchen, was machst du? Eine depressive New Yorkerin versucht sich mit Tabletten umzubringen. Wieder aus dem Koma erwacht, lebt die Dame in einer Irrenanstalt mit schöner Grünanlage und erfährt von ihrem Therapeuten, dass sie ihrem Körper irreparable Schäden zugefügt hat und in den kommenden Wochen sterben wird. Und los geht dieses sterbenslangweilige Ding, das auf einem Bestseller von Paulo Coelho basiert. Die Verfilmung bedient sich bei Formans „Einer flog übers Kuckucksnest“ und den in der Vergangenheit populären Szenen aus diversen TV-Shows in denen Patienten intelligente bis emotionale Gespräche mit ihrem Therapeuten führen. „Veronika beschließt zu sterben“ hat weder das Format von Formans Klassiker noch ein gutes Drehbuch oder überzeugende Schauspieler zur Hand um die Qualität der Dialoge und Szenen von etwa „In Treatment“ oder „The Sopranos“ zu erreichen. Erstens nervt in einer Tour die Hauptdarstellerin Sarah Michelle Gellar mit ihrem übertriebenen Spiel der zeternden, zerbrechlichen Schönheit und zweitens geht einem die Leistung des armen David Thewlis, den die Produktion scheinbar zu einer unfreiwillig komischen Alan Rickman-Imitation gezwungen hat, gehörig gegen den Strich. Und drittens hat die Regisseurin Emily Young arge Probleme den von Larry Gross adaptierten Coelho-Selbsthilfe-Bestseller umzusetzen. Sie bekommt das lebensbejahende Psycho-Kuddelmuddel, respektive diese überschminkte Ode an das Leben, in keiner Szene in den Griff. Ergo: Diese Irrenanstalts-Sülze berührt nicht, sie macht keinen Spaß und zieht unbeachtet an einem vorüber. Am Ende wundert man sich nur noch über die extrem merkwürdigen Therapiemethoden und die unglaubliche Berechenbarkeit der Geschichte. Und Buffy-Fanboys dürfen sich an einer Masturbationsszene der Gellar delektieren.

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                                • 4 .5

                                  Ein junger Mann aus der Pariser Oberschicht stirbt an seiner Drogensucht. Seine ebenfalls abhängige Freundin überlebt den Goldenen Schuss – schwanger von ihm – und verarbeitet den Todesfall hochschwanger zusammen mit dem Bruder des Verstorbenen in einem netten Ferienort an der französisch-spanischen Atlantikküste. Und dort am Meer ist es schön ruhig. Es knistert zwischen den beiden. Ein anderer Mann taucht auf. Amour Fou liegt in der Luft. Das kennt man, hat man vor Jahrzehnten überzeugender gesehen und Ozon scheint sich auch gar nicht für die wage Geschichte zu interessieren. Was ihm am Herzen lag, war das Arbeiten mit einer schwangeren Schauspielerin am Set: Anstatt eine stringente Story zu verfolgen, weidet sich die Kamera viel zu häufig am runden Bauch von Isabelle Carré, die während der Dreharbeiten wirklich hochschwanger war. Und der Zuschauer konsumiert eben ein weiteres unausgewogenes Drama von Ozon. Sein wie so oft konturloses Geplänkel über gesellschaftliche Konventionen, das der Franzose diesmal mit den Themen Adoption, Homosexualität, Drogenabhängigkeit und dem Fakt eben eine wirklich schwangere Frau als Hauptdarstellerin im Cast zu haben „erweitert“. Gewagte These am Ende: Francois Ozon ist genauso überbewertet wie die Équipe Tricolore vor Beginn der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika.

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                                  • 8 .5

                                    Believe the hype: Das Storydesign des neuen Nolan-Thrillers ist gewohnt komplex und fesselnd. Dass der britische Filmemacher und Autor dabei erneut auf Vielschichtigkeit setzt und dafür in der Figurenzeichnung nur die Oberfläche berührt, dürfte rückblickend und aufgrund seiner ausufernden Filmwelten nichts Neues sein. „Inception“ will nur intelligent unterhalten. Nolan verzettelt sich deshalb glücklicherweise nicht in pseudo-tieftrabendes Philosophengeschwätz. Er verheddert sich manchmal jedoch im gnadenlosen Countdown-Runterzählen. Ständig rinnt die Zeit, platzt ein Plan oder taucht die Tante in jenem Traum des einen oder anderen Typen auf. So viele What If-Momente gab es in einem Film schon lange nicht mehr. Im Grunde genommen ist das aber nur ein verdammt vorbildlicher Spannungsaufbau, der von Hans Zimmer wahrlich dröhnendem und den Kinoboden erzittern lassenden Soundtrack meisterhaft unterstützt wird. Wie schon öfters gesehen zieht der eigentliche Con-Artist namens Nolan die Kinogänger an ihrer Nase durch sein doppebödiges Labyrinth und verpasst den freudig erregten Fans am Ende eine eigene Inception. Und hier unterscheidet sich der Kampf der Traumdiebe vom artverwandten Vorgängermeisterstück „The Prestige“: Wo im dramatischen Zauberer-Duell dem Zuschauer alles haarklein erläutert wurde, verzichtet Nolan diesmal bei essenziellen Puzzleteilen auf die passende Platzierung. Die Folge: Im Internet brodeln die Theorien. Nolan hat es also wieder geschafft: „Inception“ ist der perfekte Unterhaltungsfilm, der aufgrund seiner komplexen Geschichte genügend Streitpotenzial für Fanboys und kritische Nörgler bietet. Die Gespräche nach dem Kinobesuch und die wehleidigen Überzeugungsversuche der beiden Lager werden in den kommenden Wochen sicherlich genauso unterhaltsam sein wie dieser gnadenlos spannende Blockbuster.

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                                    • 6 .5

                                      Und ewig lockt das Weib: Ein eigentlich glücklicher Familienvater fühlt sich zur Vertretungslehrerin seines Sohnes hingezogen. Was folgt, ist eine beidseitige Belagerung: Wie zwei schüchterne Teenager nähern und distanzieren sich die erwachsene Protagonisten über Monate, sind sich den Konsequenzen einer möglichen Affäre stets bewusst und quälen sich innerlich ob der Ängste vor Veränderung und der Qual der Lust. „Mademoiselle Chambon“ ist keiner dieser poppigen Wohlfühlfilme aber auch mitnichten ein theatralisches Melodram, sondern ein Liebesfilm der dezenten Art mit glaubwürdigen Figuren. Der Unterhaltungswert geht derweil aber auf Kosten des Realismus. Dem Ganzen ist am Ende zu Gute zu halten, das es heute noch Filme gibt, die bis zum konsequenten und überaus starken Schluss ein ehrliches Bild über das Zwischenmenschliche (Versagen) schaffen können.

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                                      • 6

                                        Was sind „Twilight“-Trademarks? Da wäre zuerst der schicke Indie-Soundtrack. Dafür muss man den Machern dankbar sein, dass die Kids so an halbwegs vernünftige Musik herangeführt werden. Des Weiteren ist die Vampirsaga ein erzkonservativer Wertekäse, der in der „hoch dramatischen“ Welt eines Teenagers spielt: extremste Opferbereitschaft, Enthaltsamkeit, Intoleranz und plattes Schwarzweiß-Denken prägen diese. Schon komisch, dass das alles von den Jugendlichen so geschluckt und gefeiert wird. Im Vergleich mit der „Twilight“-Reihe wirkt selbst fundamentalistischer Quark wie „Die Reise der Pinguine“ reformbereiter. Als drittes sind die Seifenoper-Gespräche ein weiterer Streitpunkt zwischen Fans und Verachtern. Auch im aktuellen Teil halten die grottigen Dialoge das Niedrigstniveau der Vorgänger und stagnieren auf einem unterhaltsamen Parodielevel. Zudem funktioniert „Twilight: Eclipse: Bis(s) zum Abendrot“ als feuchter Teenager-Traum. Die gezähmte Posterboy-Erotik entspricht einer Zelluloid-„Coupé“ für junge Mädels. „Eclipse“ schafft sogar das Unfassbare: In wenigen Szenen toppt der Film die „Top Gun“-Gayness. Zum Schluss das Positive: Im dritten Teil nimmt die Geschichte endlich an Tempo auf und geht dabei in die Breite. Der Hintergrund einiger Stammfiguren wird ausgeleuchtet. Das freut einen. Eins noch: Endlich wurden die fundamentale Stützen eines Drehbuchs beachtet und umgesetzt. Trotz der vielen Abstriche oder wahlweise auch Trademarks ist den „Eclipse“-Machern ein großer Schritt nach vorn gelungen. Das war aber auch nicht sonderlich schwer.

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                                        • 6

                                          Eigentlich ist „Knight and Day“ ein schmissiger Comedy-Actioner, der keinem weh tut: anspruchslos, lustig, voller Geballer und coolen Sprüchen. Üblicherweise würde die Hauptrolle in dieser Art der durchschnittlichen Ratzfatz-Achterbahnfahrt mit Jason Statham oder Clive Owen besetzt werden. Aber mitnichten. Durch die Partizipation von Tom Cruise, eines 120 Millionen US-Dollar schweren Budgets und einem klassischen Sommer-Blockbuster-Kinostarts wird der Streifen zu etwas aufgeblasen, was er beileibe nicht ist: der große, saubere Spaß für die ganze Familie oder wenigstes verdammt lautes und brachial dummes Bombast-Kino. Mangolds „Knight and Day“ ist vielmehr ein manchmal brutal und rotznäsiges B-Filmchen mit zuviel Geld in der Tasche und einigen sehr schrägen Sprüngen in der Erzählstruktur. Diese sind auf die vielen Re-Writes zurückzuführen, die die Unmengen an Autoren und selbst Regisseur Mangold am immer noch sehr konfusen Drehbuch vornahmen. Und die Schauspielstars? Peter Sarsgaard ist wie immer teuflisch gut, Tom Cruise hat sichtlich Spaß an seinem verkappten Psycho-Ethan Hunt und Cameron Diaz spielt Cameron Diaz. Geschmackssache ist das.

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                                            Bereits Sekunden nach dem Verschwinden des Fox-Logos ist der neueste Teil aus dem „Predator“-Universum auf 180: Adrenalinschub, voll auf die Fresse. Denn der Protagonist Royce (Adrien Brody) wacht im freien Fall auf und findet keine Reißleine. Aber eben so schnell wie „Predators“ beschleunigt, verliert der Streifen bereits nach der unsanften Landung des toughen Filmhelden an Geschwindigkeit - und viel schlimmer an Eigenständigkeit. Es beginnt das vielfach heruntergekurbelte Prinzip mit der auf den Kopf gestellten Treibjagd: Diesmal muss eine Truppe unterschiedlicher Klischee-Charaktere auf einem fremden Planeten gegen außerirdische Jäger kämpfen. Die gute alte Tagline des Bruce Willis-Klassikers „Last Boy Scout“: „Das Ziel ist Überleben“ trifft die winzige Geschichte wohl am besten. „Predators“ ist spaßige und leider komplett überraschungsfreie B-Action ohne nennenswerte Szenen. Die Produzenten – darunter Robert Rodriguez – lassen keinen Zweifel daran, dass sie sich im Genre auskennen: Sie lieben die Abziehcharaktere, deren Antriebe und schätzen dementsprechend die starren Regeln des altgedienten Musters. Als Hommage funktioniert das ganz gut. Leider hat der Regisseur Nimród Antal kein Händchen für den Stoff: Im dichten Dschungel kommt kaum Atmosphäre auf, die Actionszenen sind lieblos choreographiert und der Schnitt lässt einem manchmal die Haare raufen. Im Vergleich mit dem 1987er-Original und dem Danny Glover-Sequel enttäuscht „Predators“. Immerhin ist der dritte Teil der Scifi-Action-Reihe besser als die hirnverbrannten Crossover-Geschichten von „Alien Vs. Predator“.

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                                            • 8

                                              In einer Welt ohne Lügen wagt ein Mann die Wahrheit zu verbiegen. Und dieser feiste Held ist Ricky Gervais, der mit „Lügen macht erfinderisch“ sein viel beachtetes Regie-Debüt feierte. Gervais, der kreative Kopf hinter TV-Hits wie „The Office“ oder „Extras“, schrieb zusammen mit Matthew Robinson auch das fantastische Drehbuch für „Lügen macht erfinderisch“: Ein vor Kreativität geradezu strotzendes Skript – frech, komplex und anfangs wunderbar düster gegen Ende allerdings naiv-nett. Der gewitzte Kniff des Nichtvorhandenseins von Lügen in dieser utopischen Filmwelt ermöglichte den beiden Filmemachern völlig neue Möglichkeiten des Gag-Schreibens. Und somit sind gerade die ersten 20 Minuten von „Lügen macht erfinderisch“ einfach unwiderstehlich frisch und unterhaltsam. Und nebenbei zelebriert Gervais, der wie immer sich selbst spielt – also den kleinen wortgewandten Dicken, der gerne in Selbstmitleid badet – ein Moralstück par excellence. Daran wollten verständlicherweise viele namhafte Stars und Freunde teilnehmen: Tina Fey, Rob Lowe, Edward Norton, Philipp Seymour Hoffman, Jason Bateman und Stephan Merchant bilden nur die Speerspitze des formidablen Ensembles in diesem Moralstück, das gegen Ende selbst Frank Capra wohl geheißen hätte. Danke, Ricky. Well Done!

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                                              • 5 .5

                                                Ein Plattenfirma-Jüngling muss in wenigen Stunden einen abgedrifteten Ex-Rockstar von London zu dessen Comeback-Konzert nach Los Angeles bringen. Das ist die Geschichte von „Männertrip“ – einem Spin Off der erfolgreichen Jason Segel-Komödie „Forgetting Sarah Marshall“. Leider ist „Männertrip“, diesmal ohne Segels Beteiligung, nur eine verhalten witzige Komödie geworden. Vieles in Nicholas Stollers Film ist extrem vulgär – eine Judd Apatow-Produktion halt. Trotzdem fehlen die großen Knaller. Das liegt zum großen Teil am schlechten Casting. Nur Russell Brand, der wieder den abgefuckten Rocker Aldous Snow aus Segels Original verkörpert, meistert die Beförderung vom Neben- zum Hauptdarsteller. Ganz im Gegenteil zu Jonah Hill. Der gemütliche Nerd war zwar schon als Hotel-Boy in „Forgetting Sarah Marshall“ involviert, im Spin Off ist er in neuer Rolle als Musik-Junior-Manager und komödiantischer Mittelpunkt überfordert. Die meisten Gags kann der Comedy-Star nicht liefern. Und P. Diddy als skrupelloser Plattenmogul beweist hier, das aus ihm nie ein großer Komiker werden wird. Einige Filmszenen in „Männertrip“ wie etwa die Las Vegas-Feier in der Luxus-Suite sind humoristisch betrachtet erbärmlich schlecht. Da hätte Stoller besser alte Meister wie Blake Edwards und seinen Klassiker „Der Partyschreck“ studieren sollen. Aber ein Jonah Hill ist eben kein Peter Sellers. Nicht ein Fünkchen Timing glimmt da auf. Stattdessen setzt die Produktion lieber auf die Brechstange und zielt fortwährend unter die Gürtellinie: Die x-te Kotzszene, der pralle Plastik-Dildo oder eben die für den Moment geistreichen popkulturellen Verweise wie etwa auf Harry Potter. Das ist manchmal witzig und manchmal müßig. Zudem schadet es wohl auch nicht in einer Komödie im Musik-Business Heerscharen von Promis wie Pink, Lars Ulrich, Kurt Loder oder auch Christina Aguilera durch die Kulissen marschieren zu lassen – Namedropping galore. Bemerkenswert ist am Rande nur noch, dass Kristen Bell in ihrer Rolle der Sarah Marshall in „Männertrip“ einen witzigen Kurzauftritt hat.

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                                                • 4

                                                  Schöne und natürlich wohl situierte Menschen reisen durch eine Bilderbuchgegend und herzen sich andauernd. In „Briefe an Julia“ machen Amanda Seyfried und Vanessa Redgrave einen Toskana-Roadtrip und finden dabei die große Liebe (wieder). Gray Winicks schuf einen Liebesfilm, der einzig als blauäugiger Heile-Welt-Kram mit schrecklichem Italo-Pop kategorisiert werden kann. Was war Winicks Anliegen? Wie viele Italien-Klischees und Kitsch-Szenen kann man in einer substanzlosen Liebeskomödie unterbringen? Denn in Winicks Film verkommt das Stiefelland zu einem utopischen Freilichtmuseum und Klischee seiner selbst. Und wenn das kleine, blonde Fräuleinwunder mit den Kuhaugen in seinem Sommerkleidchen durch die hügelige Toskana trottet und der großen Redgrave bei der Suche so niedlich hilft, dann geht mir dieses hier so schmierig aufdringlich vermittelte Bella-Italia-Bild mit all der Herzlichkeit bereits nach 20 Minuten gehörig auf den Keks. Vielleicht bin ich aber auch ein unromantischer Zyniker. Oder die bittere Wahrheit ist folgende: „Briefe an Julia“ ist langweiliger Schmalz auf dem Niveau eines ZDF-Sonntagabendfilms der Marke Rosamunde Pilcher oder Inga Lindström. Am Ende des Streifens freut sich wohl nur die italienische Zentrale für Tourismus Enit. Mit „Briefe an Julia“ gibt es endlich mal wieder Werbung für Bella Italia abseits der üblichen Nachrichten bezüglich riesiger Müllberge, verseuchter Flüsse oder korrupter Politbonzen.

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                                                  • 5 .5

                                                    Holpriger Titel, zähes Werk: Mit „Eine Karte der Klänge von Tokio“ wandelt Isabel Coixet auf den Spuren des Chinesen Wong-Kar Wais. Ihr zu Beginn mysteriöses Setting verliert sich alsbald in einer süßlichen wie fatalen Liebesgeschichte zwischen einem trauernden Gaijin und einer depressiven Auftragskillerin. Während die beiden Gefühlskrüppel viel nacktes Fleisch zeigen, feiert Coixet die Exotik einer fernostasiatischen Metropole: Schräge Besonderheiten aus einem uns fremden Kulturkreis wechseln sich mit kitschigen Einstellungen ab, wo Regentropfen vom Wellblechdach einer Ramen-Bude perlen und das Wasser sich schließlich in großen Pfützen sammelt und sich die riesigen unverständlichen japanischen Letter der Neonreklame darin spiegeln. Wong-Kar Wai in Tokio aber ohne runde Geschichte. Denn Coixet verrennt sich in dem Vorhaben dieses destruktive Spiel irgendwann zu beenden, strapaziert die Nerven der Zuschauer, suhlt sich lieber in beliebigen Einstellungen des City-Molochs und in den manchmal voyeuristisch inszenierten Sexszenen. Im Gesamteindruck ist das alles eine Spur zu dick aufgetragen.

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