angucker - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
UntamedUntamed ist eine Thriller aus dem Jahr 2025 von Mark L. Smith und Elle Smith mit Eric Bana und Wilson Bethel.+31 Kommentare
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+8 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Tron: Ares188 Vormerkungen
-
One Battle After Another133 Vormerkungen
-
The Toxic Avenger118 Vormerkungen
-
The Long Walk - Todesmarsch100 Vormerkungen
-
In die Sonne schauen79 Vormerkungen
Alle Kommentare von angucker
Die kleine, phantasielose, harmlose und mehr entkleidete Schwester von "Barbarella" (1968). Nur Freunde merkwürdiger Ledermonturen der 80er werden hier auf ihre Kosten kommen und meine einzige (zu kurze) Freude war das absolut trashige Synthie-Gezirpe namens Filmmusik. Was aber auch nach kurzer Zeit nicht mehr schön ist. Absolut verzichtbarer Film. Bleibe beim Original! Trashfaktor = 7/10.
Interessanter Film, interessante Kommentare von anderen Mps - ein Film über obsessive Liebe, Häkelbadehosen mit Kirschbommeln (und deren offenbar nur Müttern nicht einleuchtenden Nachteile), Bauchtanz zu arabischer Musik, Sex und das Alter. Gedreht praktisch nur in einer Kulisse, einem altmodischen Frisiersalon, behandelt der stets durch Off-Kommentare begleitete Jean Rochefort seine Reise vom kleinen Jungen mit ewig nasser Badehose über die Entdeckung der Frau(en) in einem Frisiersalon und die Eroberung der schönen Friseurin (Anna Galiena) bis hin zur fast zwanghaften, alles andere ausschließenden erotischen Obession für Berührungen und Sex "am Arbeitsplatz".
Das ist dank der einfühlsamen Kamera (filme mal Frauen in einem Friseursalon in weißen Kitteln durch die Scheibe genau so, dass der Betrachter mit dem kleinen Jungen die nackten Körper unter den Kitteln nicht wirklich sehen, aber mühelos und aufregend ahnen kann) und der guten Schauspieler weniger eintönig, als die Beschreibung des Films erscheinen möchte. Und einer der wenigen Filme, der auf die Besonderheiten solcher Obsessionen und Prägungen ebenso eingeht wie deren Folgen: Kinder (jedenfalls männliche- sage ich aus Erfahrung) riechen, fühlen und schmecken wie Hunde, beschäftigen sich tagelang mit einem wehenden Rock, einem geöffneten Ausschnitt, einer leichten Berührung. Sinneseindrücke bleiben intensiv haften, werden manchmal auch prägend wie in diesem Film und beschäftigen (Langzeitgedächtnis sei dank) bis ins hohe Alter. Das kann so einseitig ausschließlich zur Obsession werden wie in diesem Film oder dem "Standardwerk der Obsession", nämlich "Ada oder das Verlangen" von Vladimir Nabokov. Das kann auch amüsanter erotischer Rückblick sein. Insofern ist die Bezeichnung "Altherrenfantasien" hier durchaus angebracht, wenn auch in meinen Augen nicht negativ. In jedem Fall aber ist die Obsession ausschließlich, auch zerstörerisch - und das macht das für viele Mps überraschende Ende dieses Films so konsequent.
Der Film erzählt keine komplizierte Geschichte, das macht ihn für die einen unerträglich, für andere zu einem Kaleidoskop von Eindrücken und Erinnerungen. Bei mir als Ü60er hat's funktioniert.
Und handwerklich ist der Film sehr gediegen. Die dröge Handlung wird aufgelockert durch wilde Bauchtanz-Einlagen zu krachender arabischer Musik, weshalb der Film auf meine Liste mit "Musik als gute Nebenrolle" kommt.
Skurrile Screwball Komödie, deren Dialoge auf unserem Sofa häufiges Kichern und manchmal schallendes Gelächter auslösten. Der Trick dabei ist Verfremdung (wie etwa Dan Akroyd mit seiner sehr ernsthaft beworbenen Organisation), verdrehte Anspielungen (die Seitenhiebe auf Versicherungswirtschaft, Psychiater und staatliche Organe) und absolut neurotische Ernsthaftigkeit in der Rolle des von John Cusack überzeugend gespielten Zwangsneurotikers. Dazu Minnie Driver als Sidekick und Benny „Jet“ Urquidez in einer winzigen Nebenrolle. Immer wieder wird originelle Musik der 80er zitiert. Wer kennt denn heute noch die Violent Femmes oder Fehlfarben, obwohl der Film so 90er ist wie die kaffeebraunen Oversized Anzüge der Männer. Auch hier also Verfremdung durch den nostalgischen Aspekt des 10jährigen Klassentreffens. Nice!
Schade: Überschätzter Film, mit Joe Pesci ein ziemlich nerviger Hauptdarsteller, eine mehr als übersichtliche, geradezu kindgerechte Story, keinerlei Wendungen oder Überraschungen und warum Marisa Tomei (deretwegen ich den Film nur gesehen habe) hierfür einen Oscar als beste Nebendarstellerin bekam, erschließt sich mir nicht. Sie hat später sehr viel bessere Charaktere dargestellt als diese schematisch angelegte "Italian Bride".
Eine Auftragsproduktion des dänischen Fernsehens für Netflix? Untermalt von Fahrstuhlmusik reist ein dicker dänischer Koch nach Italien, wo er die Erbschaft seines Vaters, ein etwas verwahrlostes Restaurant mit einer dünnen Kellnerin, antreten soll. Und dann zeigt der dicke Däne es den ahnungslosen Italienern mal so richtig. Und die Kellnerin heiratet. Dazwischen gibt es immer wieder etwas "Food-Porn" mit Nahaufnahmen von irgendwelchen albern dekorierten Speisen. So vorhersehbar und banal wie der Titel. Von den logischen Löchern wollen wir mal überhaupt nicht reden, etwa davon, dass das gesamte Küchenteam des Dänen einschließlich Equipment innerhalb von 12 Stunden in die Toskana eingeflogen wird. So sieht das aus, wenn selbsternannte Zielgruppenexperten von Netflix das Treatment vorgeben und es außerdem noch preiswert sein soll.
Wow! Wenn man sich hier an das merkwürdige Setting einer Schlaganfallpatientin in einem Altenpflegeheim inmitten anderer Patienten gewöhnt hat, ist dies ein ganz beeindruckender Film über Lebensqualität, Respekt und gegenseitige Achtung. Die Hauptdarstellerin, aber auch Andy Lau als ihr in Respekt und Dankbarkeit zugewandter ehemaliger Arbeitgeber zeigen, wie gute Schauspieler schon mit wenigen Gesten und Blicken für das Publikum Stimmungen und Gefühle transportieren können, ohne eine Sekunde zu übertreiben. Interessant auch, dass die Kamera die handelnden Personen oft an den Bildrand rückt und völlig planmäßig langweilige Details der Umgebung visuell ebenso erfasst wie die Protagonisten. Dabei zeigt der in China auf kantonesisch gedrehte Film ganz unaufgeregt, was in einer Welt mit unendlich vielen alten Menschen (China hat ja wegen der jahrzehntelangen Geburtenkontrolle und ein-Kind-Politik eine umgekehrte Alterspyramide) praktisch passieren kann. Nett und gelungen fand ich auch die kleinen komödiantischen Einlagen, etwa den Besuch einer Showtruppe im Altersheim und die skurrilen Einlagen von Summo Hung und den übrigen Regisseuren. Den Film gab es bei Arte.
Dieser Film ist Beweis für meine These, dass Regisseurin Agnieszka Holland besser nur noch fremde Drehbücher unter fachlicher Aufsicht verfilmen sollte: Wie schon in dem letztendlich schwachen und inhaltlich merkwürdigen "Red Notice" gibt es wieder großartige, einmalig gelungene und immer sehr filmdienliche Kameraeinstellungen, geschickten Einsatz von digitaler Verfremdung, beeindruckende Natur- und Tieraufnahmen und immer wieder tolle Lichtsetzung. Aber diese Story ist einfach zum Würgen: Ein kriminalistisch aufgemotztes Psychodrama um eine militante Tierschützerin, die im Wald lebt und darunter leidet, dass rund um ihr Haus herum wild drauflos gejagt wird. Das ist klischeehaft überzeichnet (die Jäger sind natürlich auch Frauen missbrauchende, dickbäuchige Gangster), das ist hirnfreies Klischee in jeder Minute bis zu dem zuckersüßen Ende in digitalen Bonbonfarben.
Diese Regisseurin ist in meinen Augen eine der besten Kamerafachfrauen der letzten 20 Jahre, aber das Ergebnis kommt daher wie eine zu gut produzierte Vorabendserie. Ich bleibe gespannt auf weitere Filme von Frau Holland - fehlendes Können und fehlenden Gestaltungswillen kann man ihr jedenfalls nicht absprechen.
Bewertungsmäßig schwanke ich hier zwischen 0,5 Punkten (Drehbuch, Inhalt) und 7 Punkten (wenn man die fehlende Qualität des Films insgesamt außer Acht lässt). So werden es dann wegen der packenden, gut ausgesuchten Filmmusik, der grandiosen Kamera und Lichtsetzung und auch wegen der originell gecasteten Schauspieler 5 "vergiss die Story" Punkte.
P.S.: Meine Bewertung ist hier besonders subjektiv, denn unsere Familie hatte im wirklichen Leben zu tun mit einer ähnlichen +60 Tierschützerin wie im Film, die sich an den Zaun eines Wildgeheges kettete, weil sie nach eigener Aussage eine spirituelle Verbindung zu einem kastrierten Damwild-Hirsch in dem Gehege entwickelt hatte und damit (sowie mit Strafanzeigen und allerlei anderen merkwürdigen Aktionen) monatelang zu verhindern versuchte, dass die in einem viel zu kleinen Gehege nicht artgerecht untergebrachten Tiere in ein weitläufiges Wildgehege mit perfekt artgerechter Haltung verbracht wurden.
Das unbewegte Gesicht dieses Hauptdarstellers wird nur noch von Ben Affleck übertroffen. Er läuft über die hässlichen Teppiche von Casinos und arbeitet sich in tricktechnisch verfremdeten Rückblenden an seiner Kriegsvergangenheit ab. Ein Film für Kritiker, nicht für mich.
Gut gefilmter Zwitter aus Coming of Age, Komödie voller jüdischer Selbstirionie und Busenschau. Die von Natascha Lyonne gespielte pubertierende Tochter eines älteren jüdischen Gebrauchtwagenhändlers (Alan Arkin) zieht mit diesem und zwei Brüdern durch Beverly Hills von einem schäbigen Appartement zum nächsten. Die Kohle ist knapp und das ändert sich erst, als der reiche Bruder von Papa einen monatlichen Scheck anbietet, wenn diese Patchwork-Familie dessen erwachsene Tochter (Marisa Tomei) aufnimmt, die gerade aus der Entzugsklinik abgehauen ist. Gesagt, getan!
Von der witzig inszenierten Armut einer aus Geldnot supergeizigen Familie über die drollige Anschaffung des ersten BHs (einschließlich komödiantischer Diskussion von Körbchengrößen) bis zu den Verwicklungen mit der schon voll entwickelten, aber leider polytoxisch abhängigen großen Cousine und dem von einem blutjungen Timothy Oliphant gespielten Kleindealer aus der Nachbarschaft - es ist witzig, es ist originell und es hat sehr viel Style auch durch die guten Schauspieler. Selbst die in amerikanischen Filmen offenbar unumgängliche Szene mit dem Dildo wird in Perfektion und urkomisch ausgespielt von einer (mal wieder) grandios tanzenden Marisa Tomei. Es gibt etwas Beverly Hills Anekdoten rund um Polanskis Haus und Charlie Manson ("Once Upon A Time in Hollywood" zitiert hier eigentlich nur) und sehr viel jüdische Witze, gespielt von Juden mit und über sich selbst. Und jede Kameraeinstellung sitzt. Ob das der originell mit einer Rolltreppe gefilmte Opener ist oder die Art, wie Timothy Olyphant mit seinen lebhaften Augen versucht, nicht auf den Busen seiner neuen Nachbarin zu gucken. Nur das letzte Viertel des Films ist etwas hastig erzählt. Das ist bei der eher kurzen Laufzeit aber kein Problem.
Eine originelle, gut gemachte Komödie mit großartigen Darstellern und einer Marisa Tomei, die mal wieder zeigt, wie gut sie ihre Rollen kann.
Im Doppelpack kaum erträglich: Peter Sellers mit Perücke im Krawallmodus und Woody Allen (Drehbuch und Nebenrolle) im verklemmten Dauerwitzmodus. Ich wollte den Ton schon ausschalten, aber da ist noch der affenscharfe Soundtrack von Burt Bacharach, der das verbietet. Ausstattung und die heißesten SchauspielerInnen der damaligen Zeit, insbesondere natürlich Romy Schneider als knuffige Carol trösten nur fast über die Laufzeit von 1:45 h. Der Rest ist ein einziger verklemmter Verhinderungswitz Allen Style mit Ausflügen in die Schublade Psychologenwitz.
Ein interessantes Bio-Pic von Paul Schrader über den Radiomoderator und Serienhelden Bob Crane, der seine große Zeit von 1964-1974 hatte. Seine Karriere verfiel mit seiner Sexsucht, die er zusammen mit seinem besten Freund und Lieferanten von Videotechnik John Carpenter (Willem Dafoe) mit nahezu täglichen Sexpartys und wechselnden Groupies auslebte. Er war zudem ein ziemlich begabter Trommler und verbrachte seine Freizeit buchstäblich damit, in einem Strip-Lokal mit der Hausband als Begleitung für die Stripperinnen zu trommeln. Und er fotografierte, sammelte und mit Fortschreiten der Videotechnik filmte auch seine Sexualpartnerinnen. Insofern stellte Crane sozusagen den Prototyp des modernen Sexsüchtigen dar. Der Film taucht detailfreudig ein in die aus heutiger Sicht seltsam spießigen Klamotten und Interieurs der späten sechziger und frühen siebziger Jahre. Er schwelgt in Ausstattungen und das zusammen mit der sorgsam ausgewählten Swing-Musik macht auch einen guten Teil seines Reizes aus. Zwar ist Greg Kinnear mit seiner Rolle etwas überfordert vor allem im letzten Drittel des Films, wo der rapide Verfall des ehemaligen Serienhelden merkwürdig hastig und etwas lustlos erzählt wird bis zu dem überraschenden Ende des Films. Dafür entschädigen jedoch die übrigen Darsteller. Sowohl Willem Dafoe als auch Ron Leibman in seiner Rolle als schräger Manager und vor allem auch Rita Wilson sowie die unglaublich charismatische Maria Bello als Ehefrauen beeindrucken mit ihren Rollen. Dies in Verbindung mit der sehr detailfreudigen Ausstattung macht den Film nicht nur zu einem Dokument der späten sechziger Jahre, sondern es gibt quasi als Zugabe auch eine Einführung in die Frühzeiten der Videotechnik und deren Entwicklung von Spulentonbändern hin zu den später üblichen Videokassetten. Das alles gefilmt mit einer oft etwas schwankenden, aber immer sehr nah und mit ungewöhnlichen Perspektiven an den Darstellern haftenden Kamera. In meinen Augen eines der interessanteren Bio-Pics.
Sozusagen das filmische Prequel zu der Serie „Nashville“, die seit 2012 sehr erfolgreich und mit ebenfalls von T-Bone Burnett produzierter Musik das Musikleben der Metropole der amerikanischen Country Musik thematisierte. Mehr ein durchaus klischeehaftes Säuferdrama als ein Musikfilm (ich finde die länger ausgespielten Gigs eher soso) folgt der Film der einfachen Formel:
„Wie funktioniert ein Country-Song? Erst ist der Job weg, dann die Frau und dann der Hund. Dann kommt der Job wieder, dann die Frau und…“
(Richard Belzer in „Homicide“)
Hier fehlt nur der Hund.
Erträglich oder sogar gelungen wird dies nur durch das gekonnt lässige Schauspiel von Bridges und Gyllenaal, die ohne Übertreibung die Kanten ihrer Figuren darstellen unterstützt von einer perfektionistischen Produktion und einem sorgfältigen Casting, bei denen die falschen Brüste des älteren Groupies ebenso elegant den Plot unterstützen wie die ollen T-Shirts der alleinerziehenden Mutter und der abgeranzte Pickup Truck des saufenden Sängers.
Trotzdem kann ich die allgemeine Euphorie über den Film nicht nachvollziehen. Kein einziger Song bleibt hängen und die Geschichte ist beliebig. Dafür gibt es fette Außenaufnahmen mit dem weiten Himmel der USA und gutes Schauspiel.
Anwälte, Justiziarin (Tilda Swinton beängstigend nervös mit riesigen Schweißflecken) und alle sind aus guten Gründen ziemlich fertig. George Clooney als Ausputzer einer Großkanzlei unterwegs in den Hinterhöfen und Spielhöllen. Entgegen @robomaus entwickelt sich die Handlung sofort und nicht erst nach einer Stunde. Aber vielleicht geht das nur mir als Anwalt so. Eingefangen von einer sehr beweglichen Kamera entwickeln sich Mordaufträge, tragische Zweifel, psychische Instabilität und Verzweiflung fast beiläufig. Und die als Rahmen zweimal gezeigte Szene mit den Pferden ist ebenso magisch wie die letzte Einstellung, in der wir mit der enorm lebhaften Mimik von Michael Clayton noch einmal durch den ganzen Film geführt werden. Einer der wirklich guten Anwaltsfilme mit 4 überragenden Hauptdarstellerin und Darstellern.
PS: Gerade das 3. Mal mit meiner Liebsten in Ruhe gesehen - es gibt immer wieder neue Details zu entdeckt und der Film ist wirklich involvierend. Also von 8 -> 9 und ein wirklich beeindruckender George Clooney. Hätte der Mann doch nur mehr gute Rollen wie diese gespielt.
Endlich mal: Ein deutscher Tanzfilm, der nicht mehr versucht zu sein als genau das. Keine Wettbewerbe, keine käsige Liebesgeschichte, eigentlich überhaupt keine Geschichte. Dafür viele schön eingebundene Berliner Locations, ein passend hektischer Schnitt und vor allem grandiose und sehr physische Tanzperformances auch von Hauptdarstellerin Svenja Jung, deren maulfaule Rolle eine beeindruckende physische Transformation durchlebt von der schlaksigen Ritzerin zur selbstbewussten und geradezu übergroßen Tänzerin; eine Wonderwoman der Straßentänzer. Die zahlreich vertretenen Asse der deutschen Streetdance Szene zeigen originell choreographierte Performances und die getanzte Annäherung des jungen Liebespaares gehört in ihrer Originalität und Körperlichkeit zu den besten Szenen, die ich je in einem Tanzfilm gesehen habe. Beeindruckend viel besser als amerikanische Standardware wie „Step Up“, aber nur für FreundInnen des Genres.
Salma Hayek und 510 x „motherfucker“ hätte es nicht gebraucht, aber die epischen car stunts und die hübschen Tempowechsel machen vergessen, dass dies eine sehr schlichte Story ohne jede Originalität ist.
Der 2005 verstorbene Dramatiker August Wilson ist in Europa bekannt geworden durch sein Stück "Fences", das mit Viola Davis und Denzel Washington zuerst am Broadway und danach als Film erfolgreich war. Doch dies waren nur die 50er Jahre. Wilson hatte sich zum Ziel gesetzt, mit 10 Stücken zehn Dekaden afroamerikanischen Lebens von 1900´ bis 2000 auf die Bühne zu bringen. Sein Konzept: Den Afroamerikanern aus jedem Jahrzehnt "eine Stimme geben" - daher auch der Titel des Films. Der nach Wilson benannte Monolog-Wettbewerb wurde 2007 gegründet und wird in dieser Doku zum 10. Mal ausgetragen. Es nehmen tausende meist Afroamerikanische Schülerinnen und Schüler teil, die über Vorausscheidungen zum Finale nach New York wollen, die drei Erstplatzierten mit Preisgeldern nach Hause gehen.
Vorweg: Ich bin kein Freund von Dokus über Wettbewerbe und das ewige "Du kannst es schaffen" rein wettbewerbsorientierter Amerikaner. Als sehr konventionelle Doku vermittelt der Film davon für meinen Geschmack zu viel, gibt den völlig beliebigen Träumen und Wünschen der Teens zu viel Raum. Bemerkenswert aber ist, dass der Film als Doku über August Wilson funktioniert. Die jungen Menschen finden in seinen Werken ihre eigene Sprache, ihre eigenen Geschichten und haben damit und dem Wettbewerb teilweise einfach nur Spaß, begeben sich aber auch auf sehr individuelle Entdeckungsreisen zu ihrer eigenen Vergangenheit und Zukunft. Ebenso scheint es bekannten Schauspielern wie Viola Davis oder Denzel Washington zu gehen - August Wilson gibt ihnen und den Kids eine Stimme, lässt sie die Stimmen ihrer eigenen Familien und Vergangenheit wiederfinden - mehr kann ein Dramatiker kaum leisten. Es ist anrührend zu sehen, wie emotional eine gestandene Schauspielerin wie Viola Davis oder der spätere Gewinner des Wettbewerbs werden, wenn sie die Bezüge der Stücke Wilsons zur eigenen Biografie beschreiben, danach suchen, ihre Stimme finden. Eine Doku über ein kulturelles Phänomen, die auch Lust macht August Wilson zu lesen oder die Stücke zu sehen.
Hervorragend verfilmte Geschichte der Brontë Schwestern, deren Düsternis in Verbindung mit den kunstvollen Landschaftsaufnahmen beeindruckt. Die Geschichte selbst ist nicht meins. Nah an den Baccarat Romanen der Neuzeit ("ich liebte den geheimnisvollen Milliardär"), völlig humorfrei und mit geklauten Shakespeare Hommagen. Und bitte welcher Vampir spukte in diesen düsteren Gemäuern und wurde von der Story sofort wieder vergessen? Da bleibe ich doch bei Jane Austen und ihren unterkühlten Beschreibungen interessanter Frauen in schwierigen Verhältnissen.
Aufwendig gefilmter Mix aus Spionagethriller und Liebesgeschichte, der aber an einem großen Logikloch leidet: In einer solchen Krisensituation rennen nicht alle Agenten einer kleinen CIA Station mal eben davon zur quengelnden Frau oder um auf die Schnelle und unabgestimmt irgendwelche Informanten aufzusuchen. Auch das als Pointe dienende Treffen und dessen Umstände sind bemüht konstruiert. Gefallen haben mir die tiefschwarzen Schatten der UHD Kamera und zum Würgen war die sogenannte Filmmusik, welche über Minuten immer wieder denselben Moll Akkord wiederholt.
Eine als Mediensatire angelegte Verwechsungskomödie, die als Komödie nicht richtig funktioniert. Der damals 55 Jahre alte Hoffmann ist einfach zu alt für seine Rolle und tötet mit seinem schulbuchmäßig sorgfältigen Schauspiel jede Leichtigkeit. So schleppt sich der Film trotz großer Flugzeugkatastrophe über die erste Stunde und auch danach nimmt die Handlung nie richtig Fahrt auf. Schade, denn Andy Garcia als rehäugiger Guru, Joan Cusack als kratzbürstige Mutter und Geena Davis als sie selbst haben jeweils für sich gute Momente.
Ein unauffällig herausragender Film. Unauffällig der gute Schnitt, das stets dem Handlungsfluss angepasste Erzähltempo, die präzise, aber einfühlsame Figurenzeichnung (man beachte beispielsweise die Szene mit der teilweise leeren Minibar von Philomena) und vor allem das bewegende Thema. Hauptdarsteller Steve Coogan hat hier auch mit dem Drehbuch Großes geleistet. Und als Extra Judi Dench in der Titelrolle - die Darstellerin, die als ältere Dame mit über 60 Jahren ihre internationale Filmkarriere mit James Bond und "Schiffsmeldungen" erst begann. Die ihre Falten für Filme nutzt. Die so intensiv starren, sich so kindlich über gutes Hotelessen freuen kann - dies ist auch großes Darstellerinnen-Kino. Und die Geschichte selbst geht auf ruhige, aber deutliche Weise mit einem weiteren unappetitlichen Detail der langen Geschichte der katholischen Kirche ins Gericht. Faktenreich, ruhig und vernichtend wie ein gut organisiertes Ermittlungsteam. Viel mehr kann ein Film eigentlich nicht leisten.
In großbürgerlichen Verhältnissen lebende Journalistin (Juliette Binoche) interviewt für die französische Frauenzeitschrift "Elle" zwei junge Frauen, die sich das Studium bzw. die Flucht aus der billigen Sozialwohnung mit Prostitution finanzieren. Geschickt ist die Rahmenhandlung über einen Tag (vom Aufwachen bis zum Frühstück des folgenden Tages) angelegt. In Rückblenden und Phantasiesequenzen wird deutlich, dass ein besseres Leben finanzielle Unabhängigkeit durch Prostitution bedeuten kann, aber auch Verlust der Lust und Spontanität im Alltag, wenn ein so hoher Lebensstandard wie im Haushalt der Hauptfigur erreicht ist. Der Film vermeidet Klischees, versucht nicht den Eindruck zu erwecken, den drei Frauen (der bürgerlichen Binoche und ihren beiden Interviewpartnerinnen) würde es immer nur gut oder nur schlecht gehen. Das wirft Fragen auf, die der Film weder beantworten will noch kann. Von daher ist der Film kein herkömmliches Beziehungs- oder Familiendrama, sondern beiläufiges Essay über "das bessere Leben" - Chapeau!
Die für die Handlung unerlässlichen Darstellungen körperlicher Erotik (der Film ist FSK 18) beschränken sich auf Andeutungen und verzichten auf Schau- oder Schockeffekte. Und die Darstellungen der unterschiedlichen Frauen stehen immer im Mittelpunkt. Ein leiser, fast skizzenhaft angelegter Film, der beeindruckt und trotz des vermutlich geringen Budgets formal gelungen ist.
Das titelgebende Thema wird missbraucht, um eine quälende Folge verklemmter Verhinderungswitze und kindischer Zoten abzufeiern. Ich hatte in der Familie eine zuletzt 42jährige männliche Jungfrau. Er ist nach Jahren tiefer Depressionen unter unklaren Umständen gestorben. Nicht witzig, nur blöd.
Von der Presse verrissen (16 % bei "rotten tomato"), ist dieses originell besetzte Familiendrama (Gerard Butler als schwitziger, testosterongesteuerter Headhunter) mit seinen sehr unsympathischen Hauptrollen (Butlers Headhunter benimmt sich wirklich wie das kapitalistische Schwein persönlich, seine Frau mit ihrem ewigen Gequengel ist auch nicht viel besser) durchaus gelungen. Aber man muss das hektische Gequatsche, den Exkurs in das Call-Center einer Firma für Personalvermittlung, überstehen um zu erkennen, wo der Film hin will. Danach wird es interessant: Alle wirklich klugen und einfühlsamen Rollen (ein indischer Arzt, ein afroamerikanischer Krankenpfleger) werden durch nicht-weiße Amerikaner gespielt. Erstaunlich, denn der Film verhandelt sehr realistisch und detailfreudig genau die fetten emotionalen und ökonomischen Probleme der weißen amerikanischen Mittelschicht: Vater als Einkommensquelle, ungesicherte soziale/materielle Existenz, Sex als Gegenleistung für Haushaltsgeld, brutale Konkurrenz am Arbeitsplatz. Den Konflikt um den ewig abwesenden Vater, der nach seinem Selbstverständnis aber "das Geld ranschafft" und die passiv-aggressive Mutter, die sich zwar in ihre Hausfrauenrolle zurückgezogen hat, aber mit Vorwürfen gegenüber dem Mann nicht spart. Trotz der etwas schmalzigen Story um den Sohn der Familie ist der Film hinreichend komplex, um nicht zu langweilen. Ein Ausflug in die amerikanische Architektur (der Film spielt in Chicago - die gezeigten Gebäude wären schon allein einen Urlaub wert) und wirklich gut gemachte Nebenrollen: Willem Dafoe als einsamer, raffgieriger Firmenchef. Alison Brie als superkluge, sanftäugige und brutale Konkurrentin auf der Arbeit. Und vor allem Alfred Molina als arbeitsloser Ingenieur mit besonderen Qualitäten - durch ihn und die übrigen Darsteller bekommt der Film immer wieder eine emotionale Qualität, die eher selten ist.
Interessanter Erstling von Regisseur Mark Williams, der vor allem ältere ZuschauerInnen beeindrucken dürfte. Und witzigerweise ist der Kern des Dramas ganz ähnlich wie in der Verfilmung des Theaterstücks "Fences" von und mit Denzel Washington. Nur dass es dort um eine schwarze Unterschichtsfamilie geht.
Denzel Washington wollte wohl lieber Theaterschauspieler werden als Hollywood-Star in Actionfilmen. Was er hier (Regie, Hauptrolle, Produktion) mit dem afrozentrischen Theaterstück über eine nur äußerlich intakte Familie in den 50er Jahren macht, zeugt von Gestaltungswillen, Selbstbewusstsein und Könnerschaft: Natürlich ist die rund 50 Minuten vor sich hin schwadronierende Exposition im Hof des Hauses von Müllarbeiter Troy Maxson nach herkömmlichen Maßstäben viel zu lang. Natürlich entwickeln sich die Konflikte insgesamt eher beiläufig, natürlich sind einige Szenen auch fast quälend ausgewalzt. Aber das Gesamtbild passt, durch wenige Außenaufnahmen strukturiert der Film geschickt die Handlungsblöcke und die Darstellerleistungen sind einfach phänomenal. Nicht nur Washington selbst macht keine Gefangenen, sondern Viola Davis spielt mit der ihrer Rolle angemessenen Zurückhaltung die in Kompromissen gefangene Ehefrau - dieser Oscar war sowas von verdient. Aber am meisten beeindruckt hat uns hier Mykelti Williamson (Mr. Limehouse aus "Justified"); wie er die Körpersprache, die Gestik, die Mimik eines behinderten Erwachsenen verkörpert, ohne jemals zu übertreiben - einfach toll. Etwas negativ ist anzumerken, dass der Film sehr unter der deutschen Synchro leidet: Die Schauspieler singen häufig und betonen ganz bewusst den "Nigga-Slang", was die Synchro praktisch überhaupt nicht nachvollziehen kann. Wer kann, sollte daher die allerdings sehr schnell gesprochene Originalfassung wählen.
Dieses Familiendrama ähnelt thematisch ganz massiv dem ebenfalls 2016 erschienenen Film "Das Glück des Augenblicks" (2016) mit Gerard Butler in der Hauptrolle - ich habe zufällig beide Filme am selben Tag gesehen und bemerkte viele Parallelen. Mann und Familie, Anerkennung für materielle Absicherung durch den oft abwesenden Vater... das sind Themen die beiden Filmen durchaus gemein sind.
Aran ist 11 und tanzt seit seinem 4 Lebensjahr, nur zum Spaß aber mit vollem Einsatz, wie das Kids in dem Alter manchmal so machen. Michaela ist 15 und wurde in Sierra Leone zur Waise, als erst ihre Eltern ermordet und danach ihre Lehrerin vergewaltigt und verstümmelt wurde; sie wurde in eine amerikanische Familie adoptiert und entdeckte Ballett für sich. Diese und andere Jugendliche im Alter von 11 bis 20 nehmen an einem Wettbewerb mit rund 3000 Teilnehmern teil, aus dem die besten 30 eines Jahres mit Stipendien, Preisen und Anstellungsverträgen nach Hause fahren.
Klassische Doku, gut gefilmt, volle einfühlsame Konzentration auf die jungen Tänzerinnen und Tänzer, keine blöden Kommentare, die jeweiligen Eltern werden mit einbezogen. Was auch notwendig ist, denn diese "Ballett-Familien" funktionieren nur mit unbedingter zeitlicher und finanzieller Unterstützung der Eltern: Die Kids vertanzen mühelos 4x80 $ monatlich allein für Ballettschuhe, dazu kommen gemietete Trainingsräume und Trainer, Ballettkleidung und endlose Fahrten. Die Begeisterung der Kids am Tanz, aber auch der in manchen Familien massive Druck der Eltern, die Rückschläge, die Enttäuschungen - all das wird hier bis zum Finale des Wettbewerbs unsentimental und direkt mit guter Kamera begleitet. Es ist faszinierend, wie verdreht manche Eltern mit ihren Kindern umgehen und ebenso beeindruckend, was die vom Ballett begeisterten Jugendlichen zu leisten bereit und im Stande sind. Und selbst Ballett-Laien bekommen mit, wie beeindruckend gut die Kids sind und wie unglaublich hart der Wettbewerb. Als Sidekick kommt zuletzt im Halbfinale des Wettbewerbs noch eine israelische Tänzerin hinzu, die so alt ist wie Aran und so beeindruckend expressiv und professionell tanzt wie nur wenige Große. Die beiden mögen sich, zarte Bande, die Eltern sind sich auch sympathisch... - mehr wird nicht gespoilert. Es ist eine runde Doku über ein spezielles Thema. Wer sich etwas für Tanz oder Kinder/Jugendliche interessiert, hat hier Spaß.