angucker - Kommentare

Alle Kommentare von angucker

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    Noch sehenswerter Abschluss der Trilogie, der aber durch die nicht immer witzige Überpräsenz von Rebel Wilson sehr stark in Richtung "Mädchenfilm für Freundinnen des Playstation-Karaoke" (danke @framolf und @maulfwurffrank) abdriftet. Die Rahmenhandlung ist sinnfrei (welcher Wettbewerb, was soll der ganze Scheiß?), aber was den Film dann letztlich tötet, ist die Abwesenheit eines echten Hits. Natürlich kann man den "Cup Song" nicht beliebig wiederholen, aber die überragenden stimmlichen Fähigkeiten von Anna Kendrick, die mich auch mit ihrer nervösen, etwas geistesabwesenden Darstellung einmal mehr überzeugt - es hätte hier einige bessere oder sogar gute Songs gebraucht statt Duzendware im Vollplayback.

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      Da sehe ich, was mir in dem schmalzigen "Schindlers Liste" gefehlt hat: Eine unsentimentale, unfassbar direkte Inszenierung mit unverbrauchten, aber dafür originell besetzten Schauspielern führt uns durch die Überlebenskämpfe und Intrigen einer jüdischen Nachtclubsängerin (brillante Darstellung von Carice Van Houten - vital, lebenshungrig, unaffektiert und sensationell schönbrüstig, sogar singen tut sie perfekt) in den letzten Kriegswochen im besetzten Holland. Die Twists sind scharfkantig, Verhoeven verzichtet auf die krawalligen Schockeffekte seiner früheren Filme (auch wenn hier natürlich nicht off-screen gekotzt wird) und behält die Zügel über mehr als zwei Stunden Laufzeit straff in der Hand. Der Film bleibt immer spannend, hat einen guten Rhythmus, ist bis in die Bewegungen der Statisten im Hintergrund hinein perfekt komponiert und immer wieder beeindrucken die von der unsentimentalen, direkt geführten Kamera geschickt eingefangenen Leistungen der Schauspieler - wie meist bei Verhoeven überwiegend international eher unbekannte Darsteller. Wie da der immer präsente Sebastian Koch dem Lebenshunger seiner neuen Bekannten verfällt (ohne sich dabei zum Affen zu machen), wie Waldemar Kobus mit unfassbarer Präsenz und trotzdem sehr sparsam den widerlichen und musikalischen Nazi-Unteroffizier spielt. Sein Duett mit Carice Van Houten gehört mit seiner flüssigen Inszenierung und den kleinen feinen Gesten und Andeutungen zu den Highlights des Films.
      Ich sage kein Wort über die Story - da kann man zu schnell spoilern. Jedoch sei verraten, dass Freunden des Spionage-Genres hier manches nicht sooo überraschend erscheint. Es ist einfach der Kampf jeder gegen jeden. Ein toller Film.

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      • Der richtige Darsteller für den Manager, den bösen Offizier, den deutschen Mann mit der dunklen Seite - immer wieder sehenswert und richtig gut im Geschäft.

        • Großartiger Charakterdarsteller, von Paul Verhoeven geschickt als fetter Nazi mit gesundem Erwerbstrieb und gediegenen musikalischen Fähigkeiten besetzt in "Black Book", immer wieder schafft er die kleinen magischen Momente als Schauspieler, ob auf dem Klo oder auf der Bühne des Nachtclubs.

          • Einer der Schauspieler, die sich nicht nach vorne drängen. Immer präsent, kann böse und kann auch den Helden (wie in "Black Book", den ich gerade mit ihm gesehen habe).

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              Mit jeder Episode mehr enttäuschend: Die mit Verlaub obskure Story-Idee um den Kindermörder wird mit einer Fülle konstruiert wirkender Verwicklungen angereichert, so dass die eigentliche Stärke der Serie, nämlich die Präsentation der beiden herausragenden Hauptdarsteller, Dialoge und das Porträt der südstaatlichen Lebensweise irgendwann völlig untergehen. In der Mitte war ich dann raus. War schon die erste Staffel von einem extrem künstlichen Plot beeinträchtigt, so gilt dies noch viel mehr für die zweite Staffel. Schade!

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                angucker 17.09.2019, 21:31 Geändert 25.09.2019, 12:10

                Nur im O-Ton lohnende, stark dialogorientierte Serie mit viiiel Südstaaten-Atmo. Nur der singende, sich windende, schläfrige Sing-Sang der Südstaater mit seinen vielen Anspielungen, derben Bildern und mundartlichen Ausdrücken macht dies wirklich gut. In der ersten Staffel überzeugte mich noch Christina Hendricks in einer für sie eher untypischen Rolle als sentimentale Serviererin aus dem Diner. Doch stimmte hier der Handlungsfaden noch nicht: Die absurden und blutrünstigen Verwicklungen um einen ziemlich bescheuerten Heist (Banknoten gammeln im Wasser, das weiß sogar mein noch nicht geborenes Enkelkind) einschließlich der sinnlos durch die Handlung stolpernden Bösewichtel machen nicht viel Sinn. Aber wenn ich zwei wirklich genialen Hauptdarstellern bei der Arbeit zuschauen (und zuhören!) darf, dann hat das was. Für Zuschauer ohne Bezug zum "Southern Way Of Life" ist die Serie eher eine Zumutung. Und in der Synchro reine Zeitverschwendung. Die unfassbar sanfte, singende Stimme von James Purefoy und die rotzigen, von sparsamer Mimik begleiteten, durch die Zähne gekauten Halbsätze von Michael Kenneth Williams muss (!) man im Original haben.

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                  Weit überdurchschnittliche ZDF Produktion mit zwei immer wieder beeindruckenden Hauptdarstellern, einem geschickt ins Bild gesetzten Mittenwald und einem Drehbuch, das zeitgeistig skurrile Einfälle zelebriert, dafür aber angemessen sparsame Dialoge liefert und glaubwürdig mit seinen nur in den Nebenrollen überzeichneten Figuren spielt. Und wenn Michael Gwisdek vom Alzheimer angefressen wird oder sich nach seiner Freundin verzehrt, dann ist das atemberaubend in seiner unauffälligen Intensität. Was für ein großartiger Schauspieler.

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                    angucker 11.09.2019, 18:22 Geändert 13.09.2019, 06:35

                    Eine kleine cineastische Überraschung: Mit meist unauffällig subtiler Kameraführung, ebensolcher Schauspielerführung und einem eindrucksvollen Cast fähiger, allerdings bis auf Daryl Hannah völlig unbekannter Schauspieler entwirft der Film ein beiläufiges Stimmungsbild vom Leben der Stripperinnen eines Nachtclubs. Intensive Fleischbeschau insbesondere auf die unendlich langen Beine von Daryl Hannah inklusive - aber das ist nicht das Wesentliche. Wesentlich ist die Beiläufigkeit der kleinen Dramen, die unauffällige Charakterisierung der Figuren, die unaffektierte, ungekünstelte Art der Dialoge und die vielfach zutiefst beeindruckende Arbeit der Schauspieler/innen. Schon mal von Kristin Bauer van Straten gehört? Ich auch nicht. Aber ihre Darstellung einer eiskalten, auf Brust Bauch Beine Lippen reduzierten, völlig beherrschten Stripperin, die aber aufmerksam und empathisch mit ihren Kolleginnen kommuniziert. Oder die unaffektierte, großartige Gedichte produzierende Figur von Sandra Oh. Als die bei der leise weint, konnte ich das sehr gut nachvollziehen. Das macht Spaß und wer Filme wie "Short Cuts" oder ähnliche pikareske Filme mag, ist hier richtig. Übrigens komplett unerotisch trotz viel "nackter Tatsachen". Ich habe selten in meinem Leben so viele so perfekte, austrainierte, großbusige und perfekt geschminkte nackte Frauen gesehen wie hier - aber zu keiner Sekunde ist das sexy oder schwül oder erotisch. Harte Arbeit, Stress im Licht der bunten Scheinwerfer, Ärger und fehlende Perspektive inklusive. Einen Extrapunkt wegen "Menschen bei der Arbeit" und die viel bessere Variante von "Showgirls" ganz ohne dessen Trash. Ein interessanter Film.

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                      Sehr bildmächtig, mit faszinierenden Lichtsetzungen und extravaganten Locations nähert sich Paolo Sorrentino seinem Subjekt an. Sehr geschickt, denn Berlusconi lebt noch - da kann sich das Drehbuch keine falschen dokumentarischen Schlenker erlauben. Toni Servillio bringt auch dank seiner Maske und mit seiner gewollt hölzernen Gestik die öffentliche Figur Berlusconi zum Leben. Das Verrückte dieser öffentlichen Person, von der bekanntlich hunderte zum Teil an Realsatire erinnernde Bilder und Videoaufnahmen exitieren (am schönsten mit Piratentuch nach Haartransplantation beim Staatsempfang) kommt ausreichend künstlerische verfremdet auf den Bildschirm. Viele Details sind gut getrofffen (wie etwa die der Korrumpierung von Senatoren dienenden Gespräche auf einem abhörsicheren "Gondel-Kahn") und teilweise ist es auch aberwitzig, besonders die ellenlangen Gesangsdarbietungen. In der Tat hat Berlusconi damit immer wieder Gäste und Besucher befremdet, entzückt oder genervt. Manchmal gehen die Gäule mit dem Regisseur durch, vor allem, wenn die ausschweifenden "Feste" geschildert werden. Da wirkt die überzogene Fleischbeschau mehr wie übertriebener Theaterdonner.

                      Längst überfällig, manchmal an ähnliche Filme von Fellini erinnernd - ich fand es meist unterhaltsam, konkret genug, um mich zu erinnern und exotrovertiert künstlerisch genug, um einfach die schrille Figur in schrillen Bildern und Einstellungen unterhaltsam zu finden. Schlimm genug ist der Aufstieg dieses merkwürdigen, italienischsten aller italienischen Polit-Gangster allemal. Hier darf geschmunzelt und sich gewundert werden.

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                        Bei der zweiten Sichtung dieses für Guy Ritchie untypisch extrovertierten Popcorn-Kinos wird mir noch deutlicher, welche Stärken der Film hat: Die Charaktere werden allein aus schauspielerischer Leistung entwickelt und am Laufen gehalten. Das gilt für die großartig "aspergerhafte", leicht verwirrte Darstellung des Holmes durch Robert Downey Jr., der hier teilweise fatal verwirrt, gelangweilt und vor allem nicht so gottverdammt blasiert daher kommt wie Cumberbatch mit seiner Interpretation in der BBC-Serie. Jude Law und Mark Strong (wie ist der immer gut) machen schon durch Körperhaltung und mit sparsamer Mimik klar, dass hier ehemaliger Soldat (mit beschränktem Humor) und aktiver Bösewicht am Werk sind. Kelley Reilly als untergründig sexy Verlobte und Rachel McAdams (was ein Feger!) markieren starke Frauenrollen und auch der restliche Cast gibt dem Affen Zucker. Dazu der bei Ritchie immer großartig flüssige Schnitt, es kommt (anders als bei der betulichen BBC) ein guter Erzählfluss auf, die Gags sitzen, die Action (Schlägerei mit Ansage) ist witzig inszeniert. Wenn da nicht diese furchtbare Effekt-Orgie im zweiten Teil wäre. Da werden Schiffe zertrümmert und versenkt, da qualmt der Green-Screen. Schade. Hätte sich Ritchie auf seine komödiantischen und regietechnischen Stärken und die Darsteller verlassen - es wäre der Über-Sherlock geworden.

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                          angucker 25.08.2019, 16:30 Geändert 25.08.2019, 16:30

                          Bei diesem Cast (sogar Jürgen Prochnow ist dabei) gediegener deutscher Schauspieler älteren Semesters kann nicht viel schief gehen. Die im Stil von RED aufgezogene Story punktet vor allem durch die Darsteller, Henry Hübchen nimmt etwas den Dampf raus, was seiner Darstellung sehr gut tut. Michael Gwiskdek als schrulliger Alt-Kommunist und Thomas Thieme als "Besser-Ossi" glänzen ohne große Übertreibungen und Winfried Glatzeder als "Romeo-Agent" schafft es, mit seinem verlebten Charme und seinen vielen Falten der Rolle des gealterten Verführers Größe zu geben. Dazwischen turnt, angespannt und gut aussehend Antje Traue herum - auch hier eine gediegene Besetzung. Die Ausstatter hatten Freude und durften Klamotten und Interieurs der 70er Jahre (DDR) sowie wenige Locations geschickt in Szene setzen. Manchmal leidet die Produktion an dem erkennbar geringen Etat - da werden wenige Locations für Außenaufnahmen verwendet und die wenigen Requisiten ausführlich ins Bild gesetzt. Dafür passen die Gags und selbst die Nebenrollen sind stimmig besetzt. Die große Erfahrung aller Beteiligten führt trotz des eher übersichtlichen Drehbuchs zu gepflegter Unterhaltung.

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                            angucker 22.08.2019, 05:39 Geändert 24.08.2019, 17:30

                            In jeder Hinsicht außergewöhnliche Comic Verfilmung. Selten bleibe ich in diesem Genre überhaupt bis zum Ende dabei, aber hier faszinieren von der ersten Einstellung an die geschickten Visualisierungen, die (jedenfalls bei mir) noch nie gesehenen Effekte. Später kommt dann noch viel staubtrockener Humor hinzu (die Dialoge sind teilweise ebenso lakonisch wie zum Kugeln komisch). Und selbst die über den ganzen Film komplett vor dem Green-Screen agierenden Darsteller machen alles richtig und verlassen sich auf Mimik, die dramatischen Beleuchtungseffekte durch das harte Streiflicht und das teilweise geniale Make up. Die Pflaster zum Beispiel - weiß leuchtend in der (künstlichen) Dunkelheit, die weiße Brille des Elijah Wood, Del Toro und sein seltsamer Stirnfortsatz - das macht Spaß, ist originell und passt gut in die Handlung. Das Blut ist sogar für mich erträglich - der Splatter grell und wirklich comichaft. So extravant, so stark auf Bilder vertrauend (und so gespickt voll mit guten Schauspielern) muss Comic verfilmt werden. Da kann Marvel einpacken - wie schön. Ang Lee mit seinem Hulk, Nolan und seine Batmans und der hier. Das versöhnt mich mit diesem durch den Marvel Konzern geschändeten Genre.

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                              angucker 16.08.2019, 14:24 Geändert 18.08.2019, 06:45

                              Sehr fotogene Hauptdarstellerin, der wunderbare Bill Nighy und eine flott verfilmte Geschichte vom Aschenputtel in der luxuriösen Ski-Hütte. Kann man zur Entspannung gucken auch wenn einen die Story wirklich nicht vom Hocker reißt. Brooke Shields habe ich noch nicht einmal ansatzweise erkannt. Da hat sich das Gesicht offensichtlich stark verändert bzw. verändern lassen.

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                                über Climax

                                Keine Macht den Drogen! Was dieser involvierende, beklemmende Film an Qualitäten hat (eine absolut stringente und originelle Bildgestaltung, sehr aktive Kamera, eine interessante Storyidee und die faszinierenden, quick und dirty gefilmten Tanzdarbietungen der Darsteller), das verdaddelt der kultige "Schock-Regisseur" sofort wieder mit extrem dämlichen, selbst durch Drogeneinfluss nicht mehr zu rechtfertigenden Dialogschwall -"also für anal Sheabutter..." der als Darsteller und Schauspieler sehr eindimensionalen Tänzer, völlig abstruse Szenen (die weder erklärlich noch künstlerisch wertvoll sind wie der spontane Gebrauch eines Küchenmessers durch die angeblich nicht bedrogte Schwangere). Schwer erträglich selbst als Stilmittel auch die grauenhafte Tonmischung aus dumpfen Technospuren, die extra gedämpft und aller Details beraubt aus dem Hintergrund wabern und im Vordergrund haben wir die bekloppten Dialoge ohne jede Sprachverständlichkeit, die gleichsam gegen den Partylärm ankämpfen. Kann man machen, ist aber eine Zumutung für Zuschauer. Und vor allem stinkt dieser Film in seiner ganzen pessimistischen, misantrophen Art nach dem auf Schock getrimmten Zeigefinger eines vermutlich katholischen Regisseurs, der uns vermitteln will, dass Sex grundsätzlich beliebig, mechanisch, gewalttätig und böse ist und Drogen sowieso. Schade. Als Kammerspiel oder Tanzfilm wäre das bei den unbestreitbaren Fähigkeiten des Regisseurs ein guter Film geworden.

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                                  angucker 05.08.2019, 13:05 Geändert 21.08.2019, 08:31

                                  Einmal mehr beweist Martin Scorcese, dass er Musik, Musiker und Film zu großer Kunst verbinden kann. Selbst für Zuschauer, die Bob Dylan und seine schräge Art ins Mikrofon zu bellen nicht mögen, gibt es hier in den teilweise fiktionalen Passagen und mit viel Originalmaterial beeindruckende Ansichten der siebziger Jahre, menschlicher Verwerfungen, geradezu fanatischer Künstler (und Künstlerinnen, wozu ich insbesondere die damals noch ganz junge Joni Mitchell zählen möchte, die sich spontan der als Wanderzirkus konzipierten Tournee anschloss und mit einem langen Take von ihrem bahnbrechenden Album "Hejira" sogar die gestandenen Musiker auf der Tournee beeindruckte). Wir erfahren, was Bob Dylan mit diesem in Europa völlig unbekannten Boxer Rubin Carter zu tun hatte, Jimmy Carter mit Bob Dylan und warum der heute fast vergessene Poet und Lebenskünstler Alan Ginsberg als Vaterfigur, Mentor, Tänzer und Kofferträger für diesen Umzug exzentrischer und zeitgeistiger Künstler so eminent wichtig war. Und wenn Bob Dylan mit seiner Exfreundin Joan Baez singt oder sich beide (völlig unterkühlt wirkend) über die eigene gescheiterte Beziehung und das Auseinanderleben unterhalten - und sich dabei so verliebt anschauen, als würden sie gleich übereinander herfallen – viele Einstellungen aus dem Originalmaterial sind pure Magie. Vor allem auch, wenn die zum Teil sehr berühmten und außerordentlich fähigen Musiker und Musikerinnen der Begleitband dafür sorgen, dass aus dem schrägen Gesang und dem wilden Geschrummel des Meisters faszinierende Musik wird. Wenn die durch das Album „Desire“ als schräge Geigerin bekannt gewordene Scarlett Rivera athletisch, aufmerksam und hoch konzentriert unmittelbar neben Dylan auf der Bühne steht, um dann ihre kurzen, prägnanten und schrägen Geigeneinwürfe rauszuhauen. Und das alles montiert in atmosphärisch stimmigen Bildern, mit kurzen aber prägnanten Interviewszenen. Wie schon mit dem überragenden „No Direction Home" zeigt sich Scorsese nicht nur als ein formal brillanter Regisseur von Dokumentarfilmen über Musiker, sondern pickt sich auch genau das richtige Material und die richtigen Sequenzen heraus. Unbedingt sehenswert. Das einzige was ich dem Film ankreiden würde, sind die als solche nur schwer erkennbaren fiktionalen Sequenzen zum Beispiel über und mit Sharon Stone. Das passt zwar inhaltlich und ist teilweise richtig witzig, hat mich aber etwas gestört.

                                  Ansonsten kann ich nur jedem empfehlen, die 3 großen Dokus ("The Last Waltz", "No Direction Home", "The Rolling Thunder Revue") von Scorcese zu sehen, selbst wenn man an der Musik oder den Musikern nicht so viel Interesse hat. Viel besser wird es in diesem Genre nämlich kaum.

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                                  • Die Nachricht vom Tod des Replikanten-Darstellers aus meinem Lieblingsfilm erreichte mich in Australien. Groß war die Trauer, sofort stiegen in mir Bilder aus seinen grandiosen Filmrollen auf: Der Taubenmonolog in "Blade Runner", sein verzweifelt urinierender und kopulierender Heißsporn in "Türkische Früchte", sein wilder Ritter in dem fantastisch geschmacklosen "Fleisch und Blut" von Verhoeven. Ein echter Charakterdarsteller mit seinem kantigen Gesicht, diesem fast viereckigen, austrainierten Körper und diesem Zug um den Mund, der uns sagt, dass diese Augen nicht nur schöne Dinge gesehen haben im Leben.

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                                      Die kam uns aus kultischen Gründen (Tochter war 1 Jahr in Norwegen) ins Haus. Leider nutzten sich die interessanten Ansätze (Norwegen, Culture-Clash, Winter, depperte Norweger, Mafia) schnell ab und Van Zandt macht eigentlich immer Dasselbe. Kann man aber mal gucken, einige Szenen sind zum Kugeln. Die dritte Staffel habe ich ausgelassen.

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                                        angucker 03.08.2019, 06:44 Geändert 03.08.2019, 06:44

                                        Eigentlich soll man keine Filme kommentieren, die nur im Flieger gesehen wurden. Aber dieses unendliche vorhersehbare Psychodrama konnte mich wegen seiner betulichen Inszenierung trotz der beiden souverän aufspielenden Hauptdarstellerinnen nicht überzeugen. Nur in ganz wenigen Momenten, etwa wenn die von Cate Blanchett beeindruckend unauffällig dargestellte höhere Tochter ihre ganze Überheblichkeit gegenüber dem Rest der Welt ohne Übertreibung andeutet oder wenn Judi Dench in ihrer unnachahmlich unterkühlten Art vorführt, wie der Sex einer älteren Dame in einer Badewanne aussehen könnte – aber insgesamt doch ein eher schwacher Film. Einen Extrapunkt für den unglaublich wandlungsfähigen Bill Nighy, der hier einen leicht vertrottelten Softi-Ehemann wieder mal sehr glaubhaft verkörpert. Was ein Könner als Darsteller.

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                                          angucker 03.08.2019, 06:36 Geändert 06.08.2019, 16:00

                                          Trotz der etwas schaumgebremsten Action hätte dies ein guter Film werden können. Wenn da nicht die schweren handwerklichen Mängel wären. Die ohne jeden Rhythmus daherkommenden Schnitte zerhacken den Film in eine völlig beliebige Folge von Bildern, wobei die Außenaufnahmen wohl überwiegend im Computer hergestellt wurden. Gänzlich grauenhaft ist jedoch, dass ausnahmslos alle Darsteller ständig und permanent grinsen, lächeln, die Zähne zeigen und überhaupt jede Form der für unseren Kulturkreis absurd und lächerlich daherkommenden Unterwerfungsgesten zeigen, wie diese wohl in anderen Teilen der Welt üblich und gern gesehen sind. Schon nach einer halben Stunde konnte ich das von keiner Schauspielerei gekennzeichnete dauernde Gelächel nicht mehr ertragen und nach 1 Stunde die einfallslose Handlung auch nicht mehr. Schade, die eigentlich gute Drehbuchidee und die teure Produktion hätten mehr möglich machen können.

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                                            angucker 05.07.2019, 09:02 Geändert 16.01.2022, 10:31

                                            Ein mutiger und interessanter Film von Anderson, dem gelingt, was nur guten Filmen gelingen kann: Eine komplexe (Arbeits-)welt in wechselnden Perspektiven und vielen interessanten Nahaufnahmen darzustellen, Abhängigkeiten, Macken und diese Sado-Maso Spielereien (ist das nicht häufig bei ihm ein Thema?) in Blicke, Gesten und mit Hilfe von Musik (sehr eindrucksvoller Score - als die Sub-Bässe bei der ersten eigenen Pilz-Zubereitung einsetzten, hab ich mich richtig gegruselt) interessant zu machen. Auch die Story ist originell, wobei ich persönlich an autistischen Muttersöhnchen (danke, lieber_tee) und Unterwerfungsphantasien nicht so viel Gefallen entwickeln kann. Es sind unsympathische Charaktere, denen wir hier zugucken dürfen. Beeindruckend die beiden Hauptdarsteller, wobei vor allem die bockige, leise Art der von Vicky Krieps verkörperten Alma mich immer wieder beeindruckt hat. Das wäre auch eine gute Rolle für die jüngere Kate Winslet gewesen und die Synchronsprecherin leistet mit ihrer stockenden, machmal fast debil wirkenden Sprechweise ganze Arbeit. Außerdem ist der Film visuell gelungen: Wenn die Kamera sich an zerrissenen Spitzen und Saumnähten entlang tastet, um die sehr statischen Darsteller kreist. Das und die grandiose Ausstattung (von der Mode bis zum pflaumenfarbenen Sportwagen) - großes Kino.

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                                                Ein richtig bescheidener, sich in Manierismen ergehender Film, der die doofe Übermenschen Rache Geschichte in beeindruckend düsteren Bilder erzählt, jedoch außer wilden Naturaufnahmen wenig zu sagen hat. Nach einer Stunde war ich raus und weg. Das müssen ziemlich feuchtkalte Dreharbeiten gewesen sein. Erinnerte mich von der Ästhetik her etwas an Riefenstahl.

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                                                  Ein leiser, unprätentiöser Film über die Ablösung einer Frau aus ihrem freudlosen Alltag hinein in die korsische Wildnis. Christelle Cornil mit ihrem bockigen Gesicht, dem schiefen Mund und ihrer unglaublichen Präsenz spielt das so intensiv, so physisch, dass alle anderen Darsteller und auch die dramatische Bergwelt Korsikas dagegen zu Statisten werden. Nicht nur beim Sex mit ihrem Mann ist sie oben. Streckenweise etwas konstruiert (etwa wenn die Aussteigerin mit einem kleinen Mofa die Bergstraßen bezwingt) vermittelt der Film doch viel darüber, was ein Leben lebenswert machen kann und warum es sich manchmal lohnt, eigene Wege zu gehen. Nervig dagegen Kamera und Bildregie - weite Strecken des Films spielen komplett im Dunklen. Das hätte vielleicht nicht sein müssen. Nichts für Filmfreunde mit Wunsch nach Action und Drama.

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                                                    angucker 29.06.2019, 03:10 Geändert 04.07.2019, 08:31

                                                    Die letzten 30 Sekunden des Films sind enorm politisch, wenn man auf die Firmenschilder achtet. Soderbergh verfilmt Pandemie. Mit einem geschickten, absolut fesselnden Aufbau der Handlung, toller, flüssiger Kamera und Schnitt und einem breit gefächerten Cast, in dem Armin Rohde ebenso engagiert und filmdienlich mitspielt wie die übrigen Darsteller. Sehr ernsthaft wird die trockene Virologie und Epidemiologie behandelt, Kate Winslet spielt ihre Rolle einmal mehr so physisch, dass ich beim Gucken fast selbst krank geworden wäre. Und doch wurde mir nicht klar, wozu es diesen Film überhaupt braucht. Ach so: Soderbergh kann auch Seuche und Katastrophenfilm.

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