Beeblebrox - Kommentare

Alle Kommentare von Beeblebrox

  • 6

    [...] In einem Film voller Machtfragen und Besitzansprüche sind die spannendsten Augenblicke die, in denen sogar Blakeson als Filmemacher die Kontrolle über seine Protagonistin verliert. Lange Zeit beobachtet er Marla auf Schritt und Tritt, doch irgendwann nimmt die Figur eine bemerkenswerte Eigendynamik an. Das liegt vor allem an der stark aufspielenden Rosamund Pike, die mit ihren präzisen Blicken und Bewegungen sehr schön an ihre ähnlich unberechenbare Amy Dunne aus David Finchers abgründigem Gone Girl anschließt.

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    • 7 .5

      [...] Die heimliche Screwball-Komödie in Wonder Woman 1984 ist mehr als eine Nummernrevue der besten Momente des ersten Teils. Steve Trevors Präsenz unterstützt die Fortsetzung auf der emotionalen Ebene: Nicht nur Maxwell Lord und Barbara Minerva fallen der Macht der Wünsche zum Opfer. Auch Diana tauscht ihren Schmerz gegen eine Fantasie ein. Gemeinsam mit Steve fliegt sie in einem unsichtbaren Jet durch Feuerwerke und über die Wolken – eine großartige Szene voller Wunder und Wahrhaftigkeit, obwohl sie nicht echt ist. Danach kommt die wirkliche Prüfung: der Flug in Einsamkeit.

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      • 6 .5

        [...] Paul Greengrass hat nicht nur einen Film über Kommunikation gedreht, sondern auch über Wege. Beide Elemente wirken sich in News of the World direkt aufeinander aus. Sie sind Chance wie Hindernis. Kidd, der glaubt, sowohl Sprachen als auch Distanzen durchschaut zu haben, muss seine Welt im Zuge der unerwarteten Begegnung neu ordnen. Hinter der Routine kommt ein verdrängter Schmerz zu Vorschein. [...]

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        • 6 .5

          [...] Auf der einen Seite sind da die großen Konflikte, die den Verlauf der Handlung bestimmen: Der Krieg, der sich im Hintergrund ankündigt, das Machtgefälle zwischen den Ausgrabenden und die Frage nach dem Einfluss und der Bedeutung von Geschichte. Auf der anderen Seite dokumentiert Simon Stone inmitten dieses Strudels aufwirbelnder Ereignisse Begegnungen zwischen Menschen, die im Vergleich zum Alter der ausgegrabenen Schiffsüberreste kaum unscheinbarer sein könnten. Hier geht es um die Zeug*innen.

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          • 4
            über Bliss

            [...] Cahill gelingt es nicht, die spannenden Themen mit den Figuren, dem Setting und dem Konzept zu verbinden. Der großartige Film, der Bliss sein könnte, blitzt somit nur in kurzen Momenten durch. Diese Momente sorgen aber durchaus für Gänsehaut: Plötzlich sieht sich Greg selbst, wie er von der Polizei abgeführt wird, ehe später seine Tochter aus der „simulierten“ Welt wie ein Glitch in der „echten“ Welt auftaucht.

            • 5 .5

              [...] Egal, wie viele dieser magischen Tore in The Yin-Yang Master: Dream of Eternity geöffnet werden: Der Film bewegt sich nie vom Fleck. Trotz der Riesenschlange, die Häuser und Paläste einreißt, prägt eine lähmende, aber nicht weniger faszinierende Künstlichkeit die Ereignisse. Dafür verantwortlich ist u.a. der überschwängliche Einsatz von CGI-Effekten. Einerseits regen die Bilder zum Staunen an, andererseits besitzen sie keine Tiefe. Eine merkwürdige Ewigkeit.

              • 6

                Schwindelerregende Verfolgungsjagden, ein Kind als tickende Zeitbombe und ein Roboter, der im Weltraum Rainer Maria Rilke liest: Der südkoreanische Science-Fiction-Blockbuster Space Sweepers lässt keine Wünsche offen, wenn es um abgefahrene Ideen geht. Ursprünglich fürs Kino konzipiert feiert der von Jo Sung-hee inszenierte Film aufgrund der Corona-Pandemie nun auf Netflix seine Premiere und entpuppt sich als wilder Ritt durch labyrinthische Raumstationen, während im Hintergrund eine riesige Verschwörung im Gang ist. [...]

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                • 7 .5

                  [...] Malcolm & Marie steigert sich von Minute zu Minute. Zwar kommt Marie immer wieder auf Malcolms Rede zurück, die den Ereignissen des Films vorausgeht. Doch bis wirklich der Kern des Problems erkundet ist, braucht es Zeit. Zwischen all den Vorwürfen, Demütigungen und Umarmungen trägt Sam Levinson behutsam eine Schicht nach der anderen dieser komplexen Beziehung ab. Und dann sind da die rauen 35-mm-Aufnahmen von Marcell Rév, die sowohl von der Einsamkeit und der Stille der Nacht als auch den aufwühlenden Worten erzählen, mit denen sich Malcolm und Marie verletzen.

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                  • 8 .5

                    [...] Am Ende verschwindet Jules – genauso wie Rue in ihrer Episode – in der Unschärfe der Nacht, während Regentropfen wie Tränen über das Fensterglas kullern. Es sind nicht genug, damit sich ein Sturzbach formt, der alle Probleme in die Tiefe reißt. Aber es sind zu viele, um ein klares Bild, einen klaren Durchblick zu erhalten. Jules bleiben in der Einsamkeit nur die Stimmen von Lorde und Billie Eilish. Sie spenden Trost auf der Suche nach der eigenen Identität, auch wenn die Rückschläge in Fuck Anyone Who’s Not a Sea Blob kaum schmerzlicher, entmutigender und verwirrender sein könnten.

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                    • 7 .5

                      Die Astronautin Lucy Cola (Natalie Portman) schwebt im Weltraum und betrachtet die winzigen Lichter auf der Erde. Schon bald soll sie an diesen Ort zurückkehren, der da schweigend im Weltraum liegt. Lucy ist jedoch noch nicht bereit dafür. Am liebsten würde sie für immer in diesem schwerelosen Zustand verbleiben. Mit dem Eintritt in die Erdatmosphäre neigt sich diese Unendlichkeit dem Ende und aus den begeisterten Gesichtszügen formt sich ein teilnahmsloser Blick. Lucy in the Sky beginnt mit einer Verwandlung, deren Ausmaß uns erst in den folgenden zwei Stunden bewusst wird. [...]

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                      • 7 .5

                        [...] King verteilt die Figuren geschickt im Raum und schafft ein Gespür dafür, wo sie sich befinden, sowohl im Motelzimmer als auch in ihrem Leben. An vier Mini-Biopics ist sie allerdings nicht interessiert. Cassius Clay, Sam Cooke, Jim Brown und Malcolm X entpuppen sich vielmehr als spannende Stellvertreter, um größere Fragen zu stellen. Am Ende bedeutet jedoch keines der gesprochenen Worte etwas, wenn dahinter nicht auch ein Mensch steht. Es ist die schönsten Entwicklungen, die One Night in Miami durchläuft.

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                        • 7

                          [...] Viele Bilder, die Lebowitz in ihrem Reden zeichnet, wirken erfrischend, ehrlich und lebendig. Ab und zu passiert es jedoch, dass die Anekdoten nicht funktionieren, weil Lebowitz inzwischen aus einer sehr privilegierten Position spricht. Sie kann sich das exklusive, aus der Zeit gefallene New York-Leben leisten, dessen Verschwinden sie mahnend verurteilt. In diesen Momenten ist Scorsese ihr wichtigster Verbündeter, denn das Schönste an Pretend It’s a City ist, wenn er lacht. Scorsese sitzt als Fan neben Lebowitz und amüsiert sich mehr als alle anderen in den aufgezeichneten Shows über ihre Geschichten. [...]

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                          • 7 .5

                            [...] Richtig unheimlich gestaltet sich WandaVision in den Momenten, in denen die Wirklichkeit der Figuren aufgerissen wird und eine andere Realität zum Vorschein kommt. Im Bruchteil einer Sekunde tauscht Jac Schaeffer das unbeschwerte Sitcom-Feeling gegen die unbehagliche Atmosphäre eines Verschwörungsthrillers, der von geheimen Experimente und Grenzüberschreitungen erzählt. Wie ein MCU-Glitch fühlt sich WandaVision an. Etwas Merkwürdiges passiert, aber man kann es nicht greifen. Eine großartige Grundlage für die nächsten sieben Wochen.

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                            • 5 .5

                              [...] Pieces of a Woman will etwas Unbegreifliches begreifbar zu machen. In den meisten Fällen scheitert allerdings der Versuch, den zentralen Schicksalsschlag zu verarbeiten. Erst wenn die Kamera den Rest der Welt ausklammert und tief in die Augen von Vanessa Kirby blickt, entfaltet Pieces of a Woman seine wahre Größe. Kirby spielt die Rolle mit der Intensität, die der Film von sich selbst nur behauptet. Symbolbilder wie der Bau einer Brücke, der das langsame Heilen von Wunden verdeutlicht, sind nach dem Abspann schnell verblasst. Die Wahrhaftigkeit von Kirbys Schauspiel wird dagegen lange bleiben.

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                              • 10

                                [...] Nur einer haftet sich trotz aller Widerstände an seine Fersen: Sam (Sean Astin), der treuste Gefährte, gerade in Zeiten größer Unsicherheit und Einsamkeit. Es ist bemerkenswert, wie Peter Jackson den Auftakt seiner The Lord of the Rings-Trilogie nach drei Stunden purer Überwältigung mit einem solch intimen, schlichten Augenblick beendet: Wo am Anfang eine ganze Welt erschaffen wurde, stehen nun zwei Hobbits völlig allein inmitten dieser riesigen Welt und blicken der schwersten Etappe ihrer Reise entgegen. Ob sie ihre Freunde jemals wiedersehen werden, wissen sie nicht. Aber sie gehen weiter.

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                                • 7 .5
                                  über Soul

                                  Joe Gardner (Jamie Foxx) glaubt, seine Bestimmung gefunden zu haben. Wenn er in einem Jazz-Club auf der Bühne am Klavier sitzt, vergisst er die Welt um sich herum. Der Raum löst sich auf, die Menschen verschwinden und es existiert nur noch die Musik. Ein magischer Augenblick, der jedoch nur von kurzer Dauer ist. Die meiste Zeit seines Lebens blickt Joe als Musiklehrer in die Augen unmotivierter Schüler*innen, die ihm eine Kakophonie der schlechten Laune entgegen schleudern. Sollte er jetzt sterben, hätte Joe sein Leben verschwendet. Ein flüchtiger Gedanke, der wenige Minuten Realität ist. [...]

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                                  • 7 .5

                                    Eine verträumte Schönheit liegt Sylvie’s Love zugrunde. Wenn sich Sylvie (Tessa Thomspon) und Robert (Nnamdi Asomugha) in die Augen blicken, wird deutlich, dass es sich hier um eine der ganz großen Liebesgeschichten handelt. Egal, wie sehr sie von den äußeren Umständen auseinandergerissen werden: Ihre innere, völlig bedingungslose Verbindung hält selbst der größten Distanz stand. Auch über Jahre hinweg erlischt er nie, der magische Funken, der sie zusammenschweißt, obwohl das Zusammensein in den meisten Fällen ein Traum, eine Fantasie bleibt. [...]

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                                    • 8 .5

                                      [...] Außerhalb der üblichen Studiokonventionen produzierte Taylor Swift ihr neues Album in enger Zusammenarbeit mit Aaron Dessner von The National und Jack Antonoff, der als Sänger die Bleachers anführt. The Long Pond Studio Sessions markiert das erste Mal, dass die drei gemeinsam in einem Raum die Musik spielen, die sie über mehrere Wochen und Monate hinweg geschrieben haben. Sprich: Das hier ist ein unglaublich roher Konzertfilm, der von einer perfekt einstudierten Choreographie nicht weiter entfernt ein könnte. Die Magie des Augenblicks ist in jeder vorsichtigen Kamerabewegung spürbar. [...]

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                                      • 7

                                        Ariana Grande ist noch nicht bereit, sich der Welt preiszugeben. Auf Netflix schlägt die Sängerin mit einem Konzertfilm auf, der sich ebenfalls als Behind-the-Scences-Dokumentation versteht. Allzu persönlich fällt der Blick hinter die Kulissen allerdings nicht aus. Jedes Mal, wenn die Kamera zu Grande vordringen will, baut sich ein Wall an Dingen auf, die für Ablenkung sorgen. Mitreißend ist Ariana Grande: Excuse Me, I Love You dennoch. Denn die Londoner Show, die gefilmt wurde, könnte kaum spektakulärer sein. [...]

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                                        • 7

                                          [...] Nach dem Staunen im Angesicht der Schwerelosigkeit verwandelt sich The Midnight Sky in einen erschütternden Survival-Thriller, der in einer Luftschleuse vor Spannung explodiert. Was den Moment so herausragend macht, ist das schleichende Gefühl, mit dem er sich ankündigt. Innerhalb weniger Minuten kippt die Stimmung und George Clooney geht als Regisseur jeden einzelnen Schritt dieser aufwühlenden Entwicklung mit. Es ist eine dermaßen eindrucksvolle Kulmination dramatischer Ereignisse, dass selbst die emotionale Verschmelzung der beiden Filmhälften im Finale nicht an die zuvor aufgewirbelten Gefühle heranreicht.

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                                          • 7 .5

                                            [...] Ma Rainey’s Black Bottom bewegt sich immer wieder auf den Augenblick der Veränderung zu. Die Handlungen der Figuren geben allerdings wenig Hoffnung, dass der Film dort jemals ankommt. Eine unbeschreibliche Tragik liegt dem Drama zugrunde. Durch die herausragenden Schauspielleistungen des gesamten Ensembles ist sie trotzdem greifbar. In Erinnerung bleibt vor allem ein Blick von Chadwick Boseman, der die komplexen Entwicklungen im Finale mit verblüffender Präzision zusammenfasst. In dem Moment schmerzt nicht nur das Erzählte, sondern auch das Wissen um den Verlust eines Schauspielers, der gerade erst angefangen hat.

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                                            • 5

                                              [...] The Prom ist eine vertane Chance, gerade in einer Zeit, in der die Türen und Tore sämtlicher Broadway-Theater geschlossen sind. Ryan Murphy gelingt es nicht, die Magie einer Musical-Erfahrung filmisch zu übersetzen. Sein Film wühlt sich zwar durch eine beachtliche Riege an Songs und Tanzeinlagen, ein Gefühl für die Bewegung und emotionale Kraft dahinter kommt jedoch selten zustande. The Prom funktioniert weder als berührende Geschichte über Toleranz und Inklusion noch schöpft der Film das satirische Potential seiner Prämisse aus, das deutlich mehr Zwischentöne ermöglicht hätte.

                                              • 8 .5

                                                [...] Irgendwo da draußen existiert ein anderes Leben, doch Rue ist innerlich viel zu zerrissen, um den Weg dorthin einzuschlagen. Die Angst vor dem zukünftigen Ich traut sie sich kaum auszusprechen. Deswegen stellt Moses Sumney in der eindrucksvollsten Szene der Episode mit seinem Song Me in 20 Years die entscheidenden Fragen. Draußen, vor dem Diner, telefoniert Ali, der sich an dem Punkt in seinem Leben befindet, vor dem sich Rue fürchtet: 20 Jahre später hat sich vieles verändert und trotzdem sind nicht alle Probleme verschwunden. Ein paar sind geblieben und fordern täglich zum Kampf heraus.

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                                                • 7 .5

                                                  [...] Darius Marders Inszenierung ordnet sich dieser Veränderung in Rubens Leben unter und versucht, seine Erfahrung nachzuvollziehen. Kein spektakulärer Niedergang: Sound of Metal ist ein einfühlsames, vielschichtiges Drama, das sich behutsam den Konflikten seines Protagonisten annähert. Ruben kommt bei einer Gruppe Gehörloser unter, die ihm neue Wege zeigt, mit seiner Situation zurechtzukommen. Fortan geht es um Beobachtung und Wahrnehmung, um neues Verständnis zu erlangen. [...]

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                                                  • 7 .5
                                                    über Mank

                                                    [...] Mank steuert unaufhaltsam auf den Konflikt zwischen Mankiewicz und Welles zu, doch für den großen Paukenschlag fehlt es an Überzeugungskraft. Unerwartet teilnahmslos bewegt sich Fincher auf einmal durch dieses alte Hollywood, das er zuvor hingebungsvoll und detailverliebt zu neuem Leben erweckt hat. Die wirklich berührenden Momente werden heimlich am Rand versteckt, etwa in den Szenen mit Marion Davies (Amanda Seyfried) und Rita Alexander (Lily Collins), die das Herz des Films offenlegt.

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