BenAffenleck - Kommentare
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Alle Kommentare von BenAffenleck
SCHOCK✟OBER. . . BenAffenleck holt den Wurm raus
№ 04/12 - TREMORS
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Perfection, Nevada. Der staubige Albtraum eines jeden Großstädters, mit rund einem Dutzend mehr oder weniger im Kopf ausgedörrter Bewohner und einem solide laufenden Gemischtwarenladen mit integriertem Diner. Soweit macht das Kaff seinem Namen alle Ehre. Idyllisch, wenn nicht dieser üble Wurmbefall wäre…
Mit seinem Kino-Debüt TREMORS liefert Ron Underwood, der uns ein Jahr später auch noch mit dem wirklich tollen CITY SLICKERS beglückte, eine wahre Creature-Horror-Perle ab, die aber auch wirklich gar nichts von ihrem unterhaltsamen und staubig-angetrashten Charme verloren hat. Als Hommage an die alten Monsterfilme längst vergangener Tage macht TREMORS einiges richtig, kommt locker flockig daher, nimmt sich nicht zu ernst, gibt sich aber auch nicht der Lächerlichkeit preis. Das es immer mal wieder mit der selbst auferlegten Logik derbe hapert, spült man lächelnd mit einem kalten Schluck Bier bereitwillig runter. Zu spaßig und zu sympathisch ist der Überlebenskampf der Truppe gegen die Raketenwürmer, oldschool handmade ohne CGI-Pröddel. Das knackige ‘Making of…’ auf der sehr soliden BluRay ist da wirklich informativ, ohne zu weit auszuholen und möglicherweise schon zu langweilen.
Kevin Bacon und Fred Ward dürfen hier den Würmern als treues Buddy-Gespann Saures geben, sparen nicht mit Wortwitz und dämlichen Gesichtsentgleisungen. Äußerst Kaliber-starke Unterstützung erhalten sie von Michael Goss, der hier auch gleichzeitig als Persiflage des Knarren-geilen Amis herhalten muss. Und wenn so ein Wurm dann ins Gras beißt, spritzt der Schleim und Schmödder badewannenweise über die Leinwand. Was für ein ekliges Späßchen.
Gedreht wurde TREMORS übrigens in der Nähe von Lone Pine/Kalifornien, einem kleinen Kaff am Fuße des Mount Whitney, dem höchsten Berg der Sierra Nevada. In dieses Nest und die wundervolle Umgebung habe ich mich auf unserer 2018er-USA-Reise regelrecht verliebt, und die Rundreise war sicherlich nicht arm an schönen Plätzen.
Lone Pine hat jedenfalls auch ein kleines smartes Film-Museum, durch dessen heilige Hallen ich glückselig 10 Zentimeter über dem Boden schwebte und ein nettes Gespräch mit den Eigentümern hatte.
In der näheren Umgebung wurden schon über 200 Filme gedreht, davon unzählige Western in den nahegelegenen Alabama Hills, die als Western Kulisse wirklich perfekt sind. Aber auch Teile von zum Beispiel IRON MAN, GLADIATOR oder DJANGO UNCHAINED wurden hier gefilmt. Eine wirklich magische Umgebung, wo einem der allmächtige Filmgott zärtlich in den Nacken pustet. Hach, ich zehre noch heute, im müden 08/15-Trott, davon . . .
https://www.youtube.com/watch?v=VK-JeZ-99sY
SCHOCK✟OBER. . . BenAffenleck kann es nicht mehr sehen
№ 03/12 - DER UNSICHTBARE
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Unter der immerzu frisch wirkenden Regie von Leigh Whannell erwartet einen mit DER UNSICHTBARE ein weiteres Remake eines klassischen Universal-Monsterfilms. Darin bekommt es Cecilia (Elisabeth Moss) mit ihrem angeblich toten, gewalttätigen Ex-Lover zu tun - der natürlich unsichtbar ist. Mit früheren Verfilmungen der Geschichte hat diese hochwertige Blumhouse-Produktion nicht mehr viel gemein.
Whannell hat es geschafft, in seinem eigenen Drehbuch einige wirklich gute Ideen und überraschende Wendungen zu platzieren und den Stoff ohne Verlust an Spannung als High-Tech-Psychothriller in die Gegenwart zu transportieren. Gut die Hälfte seines Thrills zieht der Film aus seinem möglichen ‘Real-Life-Horror’ eines Tabu-Themas, vom dem man oft nur hört wenn es zur Schlagzeile wird: das Leid einer Frau, die das Pech hatte, sich in einen kontrollsüchtigen Narzissten zu verlieben, die die Angst nie ganz loslässt, selbst, nachdem sie ihn verlassen hat. Elisabeth Moss spielt die emotionale Tour-de-Force einer jungen Frau, die am Stalking, Gaslighting und an der Gewalt ihres Ex-Partners zu zerbrechen droht, mit erschütternder Intensität. Bei den Möglichkeiten so einer Rolle spielt der Rest der Besetzung dementsprechend nur die zweite Geige, dafür aber wenigstens schön im Takt.
Die unsichtbaren aber trotzdem existierenden Spannungsschrauben werden sofort angezogen, da hat Whannell ja auch ein Händchen für. Selten sahen leere Räume bedrohlicher aus. In der zweiten Hälfte wechselt die Stimmung vom bitterbösen Psycho-Thriller hin zu einem Action-Horror-Movie, der mit einigen genialen Kamerawinkeln und expliziten Fights aufwartet. So ist zum Beispiel eine Sequenz, in der Cecilia in einer Küche gegen ihre (unsichtbare) Nemesis kämpft, fast schnittlos und somit handwerklich absolut beeindruckend inszeniert.
Hieran (und auch an den eleganten Sets des Küsten-Hauses) merkt man durchaus, dass hier der gleiche Regisseur wie bei UPGRADE das Kommando hatte.
De facto ein wirklich spannender und mit dementsprechenden ‘Real-Life-Bezügen’ äußerst unangenehmer Film. Wo zum Beispiel selbst ein Paul Verhoeven mit seinem HOLLOW MAN nur andeutete wie infam und zerstörerisch so eine Fähigkeit ausgenutzt werden kann, lässt Whannell hier atmosphärisch und inszenatorisch sichtlich die Luft brennen, sofern man selber die Plausibilität nicht als Feuerlöscher nutzt . . .
Der taiwanische Pandemie-Splatter THE SADNESS machte ja schon im Vorfeld die Gore-Freaks heiß. Da man hier aber lediglich versucht, einen kranken Scheiß an den anderen zu pappen, haben ich das Gulasch-Allerlei naserümpfend zurück gehen lassen…
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Hier geht's zum Wok : : : https://www.moviepilot.de/liste/gruesse-aus-dem-wok-benaffenleck
WE OWN THIS CITY erzählt vom Aufstieg und Niedergang der ‘Gun Trace Taskforce’ des Baltimore Police Departments. Die 6-teilige HBO-Mini-Serie habe ich dann tatsächlich nach 3 Folgen abgebrochen. Mit ihrer ca. 15 Jahre umfassenden Handlung, die in jeder Folge zig mal durch die Zeit springt, entsteht null Nähe zu den Figuren und die feinen Verflechtungen sind kaum auseinander zu halten. Dementsprechend konnte auch keine Spannung aufgebaut werden. Schade . . .
Mit einem abrupten Richtungswechsel darf nun James Gunn THE SUICIDE SQUAD in überlangen 132 Minuten mit Action, Humor und obszönen Gewaltspitzen zum Finale splattern lassen. Da wartet ein alberner Riesen-Seestern und die übliche öde CGI-Zerstörungsorgie. Im Grunde genommen genau so mittelmäßig unterhaltsam wie sein Vorgänger, aber der hatte keinen Hai…
SCHOCK✟OBER. . . BenAffenleck lässt die garstige Puppe tanzen
№ 02/12 - CHUCKY - DIE MÖRDERPUPPE
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Puppe: “Hi, I'm Chucky. Wanna play?”
BenAffenleck: “Ne, lass mal.”
Der unfassbarerweise bis 2011 indizierte CHUCKY - DIE MÖRDERPUPPE war 1988 der Startschuss zur kultigen Reihe um die mies gelaunte Good Guy-Puppe, von der dank eines Voodoo-Zaubers (!) ein kurz zuvor getöteter Massenmörder Besitz ergreift.
Unter der Regie von Tom Holland baut der übersinnliche Slasher wirklich solide Spannung auf, die dann aber irgendwann in sich zusammen fällt, obwohl Richtung Finale endlich mal etwas rote Soße über den faden Schnitzelzwerg gegeben wird. Die Animatronics sind wirklich ganz geil gemacht, überzeugen auch heute noch und sorgen für netten 80s-Charme.
Wenn man die Puppen mal wieder tanzen lassen will, ist CHUCKY als Warm-Up-Runde gar nicht mal zu verachten, auch wenn die deutsche Synchronstimme von Andy hier der eigentliche Horror ist . . .
Mit einem tropfenden Cornetto Eis und einer geladenen Knarre im Comicladen, während im Fluchtwagen die perfekt getimte Playlist im 4-Minuten-Takt Songs für die Ewigkeit durch die aufgedrehten Boxen drückt . . . BenAffenleck guckt Edgar Wright
LAST NIGHT IN SOHO (2021)
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Die aufstrebende Modedesignerin und 60s-Schwärmerin Eloise (Thomasin McKenzie) kommt als naives Landei nach London, um sich ihren Traum zu erfüllen und am ‘London College Of Fashion’ zu studieren. In der vor Egoismus und Niedertracht strotzenden (Stadt und) Szene träumt sie sich immer mehr in die längst vergangenen 60er-Jahre, in der sie eine selbstsichere Sängerin ist. Doch auch dieser Traum und diese Zeit halten ihre eigenen Dämonen bereit: Männer (sind Schweine)…
Sich sensationell unterhaltsam durch Dekaden von Filmkunst zu zitieren, dabei einem künstlerischen Anspruch gerecht werden und das wirklich jedes Mal mit einer perfekt gewählten Playlist zu untermalen sind nicht nur die ausschlaggebenden Trademarks eines Quentin Tarantino, sondern auch die von Edgar Wright. Mit dem zumindest stilistisch überwältigenden LAST NIGHT IN SOHO ist der britische Filmemacher ein weiteres Mal für eine Überraschung gut, und realisiert eine atemberaubende Huldigung an die Swinging 60s, zersplittert diese später im wahrsten Sinne des Wortes gnadenlos und kehrt die Scherben mit dem #MeToo-Besen provokant auf den Teppich des Showbusiness.
Dabei sind vor allem das Produktionsdesign, der Schnitt, die Lichtsetzung und die Cinematografie auf einem atemberaubend hohen Niveau, geradezu kunstvoll und berauschend. Hinter der Kamera stand Chung-hoon Chung, der als Stammkameramann von Park Chan-Wook schon Großartiges leistete. Zusammen mit Edgar Wright erschuf er einige perfekt durchchoreographierte Plansequenzen und kunstvoll ineinander verschwimmende Zeitebenen und Übergänge , die es wirklich in sich haben. Künstlerisch sicherlich mit das Beste, was es 2021 im Kino zu sehen gab. Wenn LAST NIGHT IN SOHO dann aber langsam Richtung Hölle kippt, schleichen sich einige unnötige Wiederholungen und kleinere Längen ein. Das wird aber fast komplett von dem erstklassigen Ensemble aufgefangen, wobei gerade Thomasin McKenzie und Anya Taylor-Joy absolut bezaubernd sind und jeweils interessante Wandlungen darbieten dürfen. Ihre Abschiedsvorstellung gibt passenderweise gerade Diana Rigg, eine der Ikonen der Sechziger Jahre, die kurz nach den Dreharbeiten ihrem Krebsleiden erlag.
Die Mischung aus Merseybeat-Feeling, BLACK SWAN und Giallo-Anleihen macht LAST NIGHT IN SOHO zu einem durchweg interessanten Film, der aber vor allem audiovisuell ein neon-flirrender Rausch ist. Aufgrund der schwächeren zweiten Hälfte steche ich vorerst nur 7 Mal brutal zu . . .
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SCHOCK✟OBER. . . BenAffenleck öffnet die alte eingestaubte Kiste im Keller
№ 01/12 - DRACULA
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Renfield (Dwight Frye) reist nach Transsilvanien, um dem Grafen Dracula (Bela Lugosi) eine Immobilie in London zu verkaufen. In den folgenden Nächten wird Renfield angezapft und zum Halb-Vampir mit Helfer-Syndrom gemacht. Als Sklave Draculas beginnt er die Heimreise, in seinem Handgepäck befindet sich der Graf. Kaum in London angekommen, beziehen sie sofort ihr neues Domizil Carfax Abbey, von wo aus der Graf sein Unwesen in der Stadt treibt…
Der 1897 veröffentlichte Schauerroman “Dracula” von Bram Stoker schlug bereits bei seiner Veröffentlichung hohe Wellen und ist vermutlich der berühmteste Vampir-Roman aller Zeiten. Dieser wurde schon 1922 (ohne die Rechte zu besitzen) von F.W. Murnau als NOSFERATU verfilmt, aber erst DRACULA etablierte den Horrorfilm als eigenes Genre, und den Vampirfilm als seinen populärsten Zweig. Nachdem Carl Laemmle jr. bei Universal die Nachfolge seines Vaters übernahm, entdeckte er um 1930 die lukrative Nische des Monster-Genres, die Universal eine knappe Dekade lang noch massenhaft Publikum bescheren sollte. Das Studio hatte DRACULA als eine gewaltige Big-Budget-Produktion geplant, die sich sehr nahe an Bram Stokers Roman halten sollte. Infolge der großen Depression jedoch verfügte Universal nicht über die finanziellen Mittel, um ein solches Groß-Projekt zu realisieren. Stattdessen adaptierte man das wesentlich kostengünstigere Bühnenstück von Hamilton Deane, und nahm nach langem Zögern auch gleich Bela Lugosi als den nach Blut gierenden Grafen, der diese Rolle schon in 261 Vorstellungen am Broadway gespielt hatte.
Das Blut von Nostalgikern und filmhistorisch Interessierten mag diese erste offizielle Dracula-Adaption noch in Wallung bringen, heutzutage wirkt DRACULA aber in vielen Szenen wie hüftsteif abgefilmtes Theater mit zu wenigen Kulissenwechseln und theatralischem Gebaren der Darsteller. Dementsprechend ist das Gezeigte mittlerweile wenig gruselig, oftmals sogar unfreiwillig amüsant und leider auch ziemlich unspektakulär. Letzteres betrifft vor allem das kraftlos wirkende Ende.
Hervorragend fand ich allerdings die Kameraarbeit von Karl Freund, der auch METROPOLIS bebilderte und sein Handwerk, so wie das Spiel mit Licht und Schatten perfekt beherrschte. Und obwohl eigentlich nur sehr karge Kulissen verwendet wurden, hat man aus den spartanischen Möglichkeiten eine mitunter beachtliche Qualität heraus geholt. Draculas Schloss mit den fünf Stockwerke hohen gotischen Fenstern ist das Highlight der Ausstattung, und in den Londoner Szenen führen eine beeindruckende Treppe und Katakomben zu Draculas englischem Versteck. Das sieht wirklich klasse aus.
Für die folgenden Jahrzehnte war DRACULA natürlich ein wegweisender Film, weshalb ich auch ganz froh bin, den mal aus dem staubigen Sarg geholt zu haben. Schauen musste ich den allerdings als OmU, da die Stimmen der deutschen Synchro für mich katastrophal waren. Aufgrund seines Stellenwerts hatte ich mir hier aber durchaus etwas mehr Biss und schöneren Grusel erhofft. Lugosi mochte ich aber in seine Rolle ganz gerne, und einige Sets sind wirklich schön gemacht. Diese Version wurde übrigens tagsüber mit der amerikanischen Crew gedreht, während abends dann am selben Set die nicht ganz so biedere spanische Fassung mit dementsprechender Crew gedreht wurde . . .
Mit einem tropfenden Cornetto Eis und einer geladenen Knarre im Comicladen, während im Fluchtwagen die perfekt getimte Playlist im 4-Minuten-Takt Songs für die Ewigkeit durch die aufgedrehten Boxen drückt . . . BenAffenleck guckt Edgar Wright
BABY DRIVER (2017)
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Warum mich BABY DRIVER nicht schon bei der damaligen Erstsichtung in den Sitz gedrückt hat, ist mir ein Rätsel. Vielleicht hatte ich an dem Abend einen Kolbenfresser in der Popcorn-Tüte oder Bremsflüssigkeit auf den Linsen. Gut, dass ich noch die Kurve bekommen habe, und den Film mittlerweile mit der dritten Sichtung belohnt habe.
Mit BABY DRIVER realisierte der geniale Edgar Wright sein Herzensprojekt, dass er schon seit gut 20 Jahren mit sich herum trug, und schon in der absoluten Light-Version 2003 in seinem Musikvideo für die britische Band “Mint Royale” nutzte. Nett, aber längst nicht so außergewöhnlich wie als abendfüllender Heist-Action-RomCom-Rabauke, der das Gaspedal einige Male cool und lässig in den Teerbelag drückt und als Hommage BONNIE UND CLYDE Staub fressen lässt.
Die eigentlich Story passt, hingeschmiert mit einem roten Lippenstift, locker auf einen Rückspiegel. Ein begnadeter Fluchtwagenfahrer muss noch den berühmten ‘letzten Job’ abwickeln, bevor er mit seiner Liebe aber ohne einen Plan Richtung Westen fahren kann.
Der Kniff ist hier, dass der BABY DRIVER die ganze Zeit die Nabelschnur eines iPod in den Ohren hat. Und Wright hat einen so geilen Soundtrack zusammengestellt, dass die eigenen Füße ständig mitwippen. Rockig, punkig und immer wieder extrem groovey, yeah. Alles passgenau über die stylischen Bilder geschnitten und perfekt durchchoreographiert inszeniert, Wright-mäßig natürlich auch wieder einmal mit viel zu vielen brillanten Einfällen veredelt, um sie in nur 2 Sichtungen schon alle wahrnehmen zu können.
Auch an der Besetzung gibt es nichts zu mäkeln, Ansel Elgort und Lily James geben ein wunderbar sympathisches Pärchen ab, denen man ein Happy-End mit Schleife und Konfetti wünscht. Der Rest vom Cast ist ebenfalls Top: Kevin Spacey, Jamie Foxx, Jon Bernthal. Alles geil. Wer dann aber tatsächlich positiv (wie im grandiosen THE TOWN) heraus sticht, ist John Hamm, der hier zum Ende die Handbremse gleich komplett rausreißt. Psycho!
Eine wirklich mal andersartige Rundfahrt durch Atlanta, mit etwas Humor und Drama, immer härter werdender Action und einem dicken und fetten W-O-W.
Hoffentlich dreht Edgar Wright noch viele Filme für uns. Man merkt ihm seine Liebe zum Medium in jeder Einstellung an, irgendwo zwischen all den Schnitten, verspielten Ideen, versteckten oder auch offensichtlichen Referenzen und dem fantastischen Humor . . .
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Sie gehörten zu den ersten Straßengangs Englands: Die Peaky Blinders sorgten im Birmingham des späten 19. Jahrhunderts für Angst und Schrecken. Ihr Metier waren Pferdewetten, krumme Geschäfte und das organisierte Verbrechen. In einer Gegend, in der die Bevölkerung in ärmlichen Verhältnissen lebte, schwammen die Peaky Blinders regelrecht im Zaster. Zumindest der Legende nach nähten sich die Mitglieder Rasierklingen in ihre Schirmkappen ein, um sich damit im Ernstfall verteidigen zu können.
PEAKY BLINDERS beginnt in den düsteren Slums von Birmingham (UK) des Jahres 1919 und zeigt die Entstehung einer kriminellen Dynastie. Den Kern der Truppe bilden Familie Shelby, deren Brüder, Neffen, Cousins und engen Freunde, hauptsächlich ehemalige Kameraden aus dem Ersten Weltkrieg. Deren Anführer ist Thomas Shelby (Cillian Murphy), ein emotionaler, vom Krieg traumatisierter Mann.
Tommy gilt als kühler Stratege, der vom Familienoberhaupt Arthur (Paul Anderson) mehr und mehr zum neuen Anführer der Gruppe aufgebaut wird. Sein größter Wunsch ist es, mehr aus seinem Leben zu machen als das, in welches er ursprünglich hineingeboren wurde. Dieser Weg beginnt gemächlich, fast unschuldig, mit kleinen Verbrechen und Pferderennwetten. Aber in kürzester Zeit formt er ein Familienimperium, vor das alle in Ehrfurcht erstarren. Doch der Preis für ein Imperium ist meistens hoch, fordert immer seinen Tribut und kostet viel Kraft. Vor allem wenn man sich mit der IRA und der Mafia anlegt oder der aufkommende Faschismus in Großbritannien seine braunen Schatten voraus wirft…
Die britische BBC-Serie von Steven Knight suhlt sich zu Beginn in ihrem dreckig-düsteren Look, während man in den Shelby-Clan eingeführt wird. Die moralisch korrupten Charaktere strahlen trotzdem eine gewisse Sympathie aus, mal verabscheut man sie, mal liebt man sie. Die stylische Optik und der moderne Rock ’n‘ Roll-Soundtrack wirken bei einer vor über 100 Jahren spielenden Serie sehr cool, Kamera, Kostüm und Ausstattung befinden sich auf einem hohen Niveau. Das Drehbuch ist auch klasse und trotzdem hatte ich immer das Gefühl, dass die Geschichte etwas in der Luft hängt. Dementsprechend hatte ich selten den Drang, eine Staffel durchsuchten zu müssen. Die späteren Staffeln zogen da schon etwas mehr an. Sehr schade fand ich, dass so ein Pfunds-Charakter wie Arthur völlig über seinem erzählerischen Zenit hinaus förmlich ausgewrungen wurde, und auch Michael Gray (Finn Cole) Richtung Finale nur noch vom Spielfeldrand aus zur Handlung beitrug. Darstellerisch ist PEAKY BLINDERS aber allererste Sahne, Cillian Murphy liefert eine Meisterleistung und taucht tief in das Innenleben seiner Hauptfigur ein. Ganz stark auch die Leistung von Paul Anderson, der schauspielerisch aber auch eine dankbare Rolle abgegriffen hat. Für verschieden oft wiederkehrende Nebenrollen konnte man namhafte Stars und Sternchen wie Sam Neil, Adrien Brody, Tom Hardy, Anja Taylor-Joy und Aidan Gillen verpflichten.
Einige richtig starke Folgen und vor allem die tollen darstellerischen Leistungen ließen mich hier bis zum Ende am Ball bleiben. Ansonsten für mich aber nicht unbedingt das süchtig machende Serien-Opium, aber auch alles andere als Salbe für die Hühneraugen . . .
Nach 15 Jahren des aktiven Dienstes und nun fünf weltumspannenden Einsätzen setzt Daniel Craig seiner Amtszeit als Spion des britischen Geheimdienstes ein Ende. Zu Beginn seiner Dienstzeit mit einem durchaus durchwachsenen Echo angetreten, ließ Daniel Craigs kantiger Auftritt im brachialen CASINO ROYALE die Skeptiker schnell verstummen und lieferte mit Regisseur Martin Campbell die dringend benötigte Neuausrichtung des immer komischer gewordenen Franchise. Die Fortsetzungen mit Craig waren ziemlich gelungen (SKYFALL) bis solide (der Rest), konnten aber mit dem Einstand von 2005 nicht mithalten. Nach SPECTRE (2015) dauerte es dann amtliche 6 Jahre bis zur Fortsetzung, die fast nahtlos an den Vorgänger anknüpft, aber auch Inhalte und Figuren der anderen vier Craig-Bonds aufnimmt.
Die überaus lange Spieldauer von 163 Minuten ließ mich nicht gerade in Freudentränen ausbrechen, empfand ich doch schon die die beiden Vorgänger mit kürzeren Laufzeiten als viel zu lang. Aber irgendwie hat KEINE ZEIT ZU STERBEN es selbst mit der dünnen Handlung geschafft, mich nicht zu langweilen. Auf dem Regiestuhl nahm mit Cary Fukunaga zum ersten Mal ein US-Amerikaner platz, nachdem Danny Boyle sich vom Projekt verabschiedete. Und Fukunaga geht hier gleich von Beginn an in die Vollen, lässt es ordentlich krachen und scheppern, bevor Billie Eilish erst nach weit über 20 Minuten ihren feinen Titelsong bringen darf. Einige der Action-Szenen haben auch einen echten ‘Wow!-Faktor’ und lassen den Trümmer-Gourmet mit der Zunge schnalzen. Besonders eine Plansequenz in einem engen Treppenhaus (vielleicht eine kleine Verbeugung vor dem grandiosen One-Shot im mittelprächtigen ATOMIC BLONDE?) mit Shootouts, Handgemengen und Granatenexplosionen hat es mir richtig angetan. Sicherlich war es auch eine gute Entscheidung, die Kämpfe in längeren Einstellungen zu bringen und Linus Sandgren (LA LA LAND) die Kamera in die Hand zu drücken. Der findet eine hervorragende Balance zwischen nahen Aufnahmen und erhabenen 65-mm-Imax Panorama-Shots.
Natürlich gibt es auch zahlreiche Wiedersehen mit wohlbekannten Figuren, dargestellt von Ralph Fiennes, Ben Whishaw, Naomie Harris, Léa Seydoux und selbst Jeffrey Wright schaut für Craigs Abschied noch mal vorbei. Christoph Waltz hat noch mal einen kleineren Auftritt, bevor Rami Malek dann den recht blassen Bösewicht geben darf. KEINE ZEIT ZU STERBEN punktet aber auch mit zwei neuen starken Frauenrollen, die von Lashana Lynch als neue 007 und vor allem Ana de Armas als Agentin Paloma schlagkräftig dargestellt werden.
Am Ende war ich wirklich positiv überrascht, welch hochwertiger und unterhaltsamer Actionfilm hier nach dem recht öden SPECTRE abgeliefert wurde. Ein würdiger Abschluss der Craig-Ära, überzeugend inszeniert, toll bebildert, gut gespielt und angereichert mit mächtig Fan-Service. Vielleicht kann mich ja in einigen Jahren auch noch mal das Mittelfeld dieser Pentalogie richtig überzeugen. Ich verbleibe bis dahin erst mal mit 007 Punkten . . .
“To protect the sheep you gotta catch the wolf, and it takes a wolf to catch a wolf.” [Alonzo Harris]
Das Fundament des hochspannenden und nervenaufreibenden Cop-Thrillers TRAINING DAY basiert lose auf dem 'Rampart-Skandal', der ab Ende der 90er das L.A.P.D. erschütterte. David Ayer lieferte mit dem Drehbuch schon 2001 seine beste Arbeit ab, obwohl die typischen Klischees der Cops-In-The-Hood-Filme auch hier in jeder Nebengasse lauern. Dank der interessanten Thematik, dem glänzenden Schauspiel und Antoine Fuquas mitreißender Regie zählt TRAINIG DAY heutzutage aber völlig zu Recht zu den besten Cop-Filmen des neuen Jahrtausends, was ein kurzer Blick in meine FL noch einmal ganz dick unterstreicht.
In dem Film aus dem Jahre 2001 muss Officer Jake Hoyt (Ethan Hawke) den ersten Tag, den sogenannten TRAINING DAY, mit seinem neuen Vorgesetzten Detective Alonzo Harris (Denzel Washington) auf den rauen Straßen von Los Angeles überstehen, um endlich Karriere im Drogendezernat machen zu können. Doch der Tag verläuft ganz anders als geplant, denn sein erfahrener und egozentrischer Vorgesetzter hat andere Ansichten von Gerechtigkeit und manipuliert den Rookie hinein in einen Strudel aus Korruption, dunklen Machenschaften und auswegloser Gewalt…
Mal abgesehen von einem kleineren Durchhänger in der Mitte besitzt der Thriller viel Spannung, die er gekonnt aus den interessanten Charakteren zieht und somit über die volle Distanz bestens unterhalten kann. Einige gut inszenierte Actionsequenzen werden zwischendurch zwar eingeworfen, das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf dem vibrierenden Thrill, wie weit ein Bad Cop gehen kann und wann das Maß beim Rookie voll ist.
Denzel Washington hatte damals scheinbar auch richtig Bock auf eine Antagonisten-Rolle und zelebriert den Bad Cop so dermaßen, dass man als Zuschauer regelrecht an der Performance klebt. Ich bin aber auch ein großer Fan des Schauspielers und habe ihm den Hauptrollen-Oscar von Herzen gegönnt. Ethan Hawke, der für den Nebenrollen-Oscar nominiert war, ist ihm fast ebenbürtig und bildet für den Zuschauer den moralischen Ankerpunkt. In diversen passend besetzten Nebenrollen tummeln sich noch Namen wie Scott Glenn, Eva Mendez, Tom Berenger, Cliff Curtis, Snoop Dogg und Dr. Dre.
Eine gewisse Kritik am amerikanischen Sozial- und Polizei-System ist natürlich unübersehbar, aber vor allem der furiose und charismatische Antagonist sowie die extrem stilbewusste und packende Inszenierung machen TRAINIG DAY zu einem intensiven Thriller-Erlebnis . . .
EDGE OF TOMORROW ist ein gekonnt inszenierter, hochspannender Sci-Fi-Film mit einer gut durchdachten Story, angereichert mit Humor und imposanten Action-Sequenzen. Zudem ist die Chemie zwischen Cruise und Blunt wirklich klasse.
Hier muss ich endlich mal einen Punkt aufwerten, denn ähnlich geiler Stoff kam im Genre die letzten 10 Jahre nicht hinterher. Umfangreichere Review meinerseits ist schon bei mp zu finden...
Mit einem tropfenden Cornetto Eis und einer geladenen Knarre im Comicladen, während im Fluchtwagen die perfekt getimte Playlist im 4-Minuten-Takt Songs für die Ewigkeit durch die aufgedrehten Boxen drückt . . . BenAffenleck guckt Edgar Wright
THE WORLD’S END (2013)
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Um sich endlich noch mal so glücklich wie früher zu fühlen, trommelt der rebellische Kindskopf Gary King (Simon Pegg) nach 20 Jahren noch einmal seine einst besten Freunde zusammen, um eine Neuauflage der 12 Pubs umfassenden goldenen (Sauf-)Meile in ihrem Heimatdorf zu starten. Die letzte Station ist das legendäre THE WORLD’S END. Doch schon lange vor ihrem Ziel merkt die illustre Clique, dass in der Kleinstadt merkwürdige Dinge vor sich gehen…
Erneut gelingt es Edgar Wright, Simon Pegg und Nick Frost mit ihrer Mischung aus Endzeit-Spektakel und Buddy-Komödie dem Zuschauer viele herzhafte Lacher zu entlocken. Wortwitz und Running Gags jagen sich in dieser liebevollen Hommage an die Jugend und das Sci-Fi-Genre am laufenden Band. Die Sauftour fungiert hier zwar als McGuffin, aber Wright und Peggs Drehbuch kratzt nicht nur an der Oberfläche, sondern sorgt zwischen all dem Irrsinn sogar für leichten Wehmut. Etwas Sozialstudie vs. massig Bierrausch.
THE WORLD’S END ist ein würdiger Abschluss einer genialen Filmtrilogie, den ich bei der Erstsichtung völlig unterschätzt habe. Action, blaublütige Gewalt und Humor gibt es hier reichlich, aber auch leisere Zwischentöne finden ihren Platz. Die Nebenrollen wurden mit vielen Schauspielern besetzt, die auch schon in den Vorgängern kleine und größere Rollen hatten, und lassen hier echtes Klassentreffen-Feeling aufkommen. Einzig das viel zu lang gezogene und zu ernst geratene Finale trübt die Party ein wenig . . .
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Der Wyatt Earp-Western ZWEI RECHNEN AB zählt für einigen Kenner zu den Genre-Meisterwerken, ist sicherlich routiniert inszeniert und mit Burt Lancaster und Kirk Douglas in den Hauptrollen gut besetzt. Wyatt Earp als oberflächlich-idealisierter Held hat mich allerdings, im Gegensatz zum etwas ambivalenter angelegten Doc Holliday, total gelangweilt, genau wie dann auch der Rest dieser viel zu sauberen und ziemlich reibungsarmen Western-Ballade. Das bleihaltige Finale am O.K. Corral und kleinere Auftritte von Dennis Hopper, DeForest Kelley und Lee van Cleef belohnen dann fürs nicht Abschalten . . .
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Rutger Hauer, John C. McGinley, Charles S. Dutton, F. Murray Abraham und Gary Busey bilden eine Jagdgesellschaft wohlhabender Männer, die den Penner Mason (Ice-T) als leichte Beute auserkoren hat und nun irgendwo durch das nordamerikanische Dickicht jagt. Wie so oft in diesem Sub-Genre kann die gar nicht mal so leicht zu erlegende Beute im freien Gelände den Spieß jedoch umdrehen.
Die anspruchslose Sause für den holen Zahn kann man noch mit einigen Abstrichen als anschaubaren 90er-B-Actioner durchwinken, einige kühle Gerstensäfte und salziges Knabberzeug in Griffnähe vorausgesetzt. Der farbige Regisseur Ernest R. Dickerson, der ein Jahr später den sau unterhaltsamen RITTER DER DÄMONEN drehte, zeichnete sich vorher als Kameramann einiger Spike Lee-Filme verantwortlich. Das ist bestimmt auch der Grund, dass SURVIVING THE GAME nicht nach totaler Rumpelkiste aussieht, obwohl man hier auch nicht unbedingt von ‘inszenatorischer Fingerfertigkeit’ sprechen kann. Als grobschlächtige Gesellschaftskritik (Weiße jagen einen Schwarzen) und mit einigen knackigen Szenen versehen war der Sprung auf den Index nicht weit, wo Dickersons stumpfer Beitrag zum Menschenjagd-Genre dann auch bis 2015 verweilte.
In diesem Sinne: Weidmannsheil und immer schön im Lauf nachsehen. Oder gleich eines der besseren, ähnlich gelagerten Werke für einen richtig gelungenen Filmabend wählen . . .
“Der Frühnebel lichtet sich, du machst die Leinen los. Erst Bug, dann Heck. Du fährst in den South Channel raus, am Rocky Neck vorbei, Ten Pound Island, vorbei an Haynes Pond, wo ich als Junge Schlittschuh gelaufen bin. Du lässt dein Signalhorn ertönen und winkst dem Sohn des Leuchtturmwärters zu. Dann kommen die Meeresvögel: die Heringsmöwen, die Eistaucher, fette dumme Enten. Der erste Sonnenstrahl. Du fährst nach Norden, volle Fahrt voraus, 12 Knoten, die Jungs machen ihre Arbeit, du hast das Kommando. Du weißt, du bist ein Schwertfisch-Captain. Gibt´s was Besseres auf der Welt?” [Billy Tyne]
Alle paar Jahre wieder mache ich mich mit der Mannschaft der ‘Andrea Gail’ auf den beschwerlichen Weg, den letzten Fang des Jahres rein zu holen, um mit den hart verdienten Bucks den Winter zu überstehen. Ein paar Schulden abstottern, die Frau bei Laune halten, die Kids satt bekommen, vielleicht sogar eine Zukunft aufbauen und ab und an mal ein Glas mit den anderen Jungs im ‘Crow’s Nest’ heben, bevor es nach den schweren Winterstürmen wieder von vorne los geht. Nach einigen recht trostlosen Tagen auf See, die einzigen 3 Videotapes an Bord kenne ich in und auswendig und unter Deck riecht es langsam wie eine Tüte Arsch im Sommer, riskiert der Cap alles und wir fahren weit, weit raus zum Flemish Cap, wo es Schwertfisch in Hülle und Fülle geben soll. Die Laune der Crew ist vorerst verhalten, das Wetter stabil und ich melde mich noch mal auf dem Rückweg…
Mit DER STURM zeigt Wolfgang Petersen im Jahr 2000 wie man einen Katastrophenfilm dreht, der mit seinen Verwüstungen nicht völlig frei dreht (ein “Hallo” an den Roland Emmerich der Zukunft) und in seinem nichtssagenden Bombast völlig öde ist. Petersen beschränkt sich auf die (wahre) Geschichte von ein paar Schwertfischern aus Gloucester, die täglich ihr Leben riskieren und ihren Job mit einem gewissen Stolz verrichten. Mit wunderbar erdigen Ostküsten-Charme versehen wird hier von Menschen erzählt, die finanziell immer auf Kante genäht sind, sich ihrer Träume aber noch nicht gänzlich entledigt haben. Um uns die verschiedenen Besatzungsmitglieder und deren persönliche Lebenskrisen vorzustellen, nimmt sich Petersen erst mal reichlich Zeit, hält dafür die irgendwie üblichen Figuren-Klischees bereit, langweilt damit aber nicht. So baut man gekonnt Sympathie für die Charaktere auf, um später mitfühlen und mitfiebern zu können. Der Cast ist mit George Clooney und Mark Wahlberg in den Hauptrollen gut besetzt und gibt sich Mühe, noch mehr Freude bringen aber die namhaft besetzten Nebenrollen, in denen sich unter anderem William Fichtner, John C. Reilly, Mary Elizabeth Mastrantonio, Diane Lane, Karen Allen und Michael Ironside tummeln. Der größte Star ist aber zweifelsohne die Kraft und unglaubliche Gewalt des Meeres, die mit gelungenen Special-Effects beängstigend dargestellt wurden, auch wenn mittlerweile das Salzwasser etwas an der digitalen Überzeugungskraft genagt hat.
Zu James Horners bemerkenswert stimmigen, mal erhabenen und später herrlich melancholischen Score gibt es hier ein durchweg fesselndes Naturschauspiel und menschliches Drama, dass mit etwas Schmalz veredelt ziemlich ergreifend ist. Für mich war DER STURM trotz der offensichtlichen Defizite noch nie das laue Lüftchen, zu dem er schon damals gerne gemacht wurde . . .
AUF DER KUGEL STAND KEIN NAME ist ein parabelhafter und nüchtern inszenierter Western von Horror- und Sci-Fi-Ikone Jack Arnold, der mich als Lehrstück über Kleinstadt-Paranoia überhaupt nicht packen konnte und recht öde war…
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Auf der Marine-Station in Guantanamo-Bay kommt es zu einem Todesfall. Verdächtigt werden zwei der Kameraden des Opfers, einen so genannten “Code Red” angewendet zu haben, eine Truppen-interne Erziehungsmaßnahme, um “vom Weg abgekommene Kameraden” wieder einzunorden. Der junge und unerfahrene Militäranwalt Lt. Daniel Kaffee (Tom Cruise) soll die Verteidigung übernehmen. Bei seinen gemeinsamen Ermittlungen mit der erfahrenen Juristin Lt. Galloway (Demi Moore) gerät schon bald der Kommandant des Stützpunktes, Jessep (Jack Nicholson), unter Verdacht…
Ich habe keine Ahnung, wie oft ich EINE FRAGE DER EHRE aus dem Jahre 1992 mittlerweile schon gesehen habe, ein halbes dutzend Mal dürfte nicht ganz reichen. Rob Reiner versammelte für die Verfilmung von Aaron Sorkins Bühnenstück alles, was damals in Hollywood Rang und Namen hatte und spornte den gesamten Cast zu Höchstleistungen an. Sorkin ließ es sich auch nicht nehmen, das Drehbuch zum Film zu schreiben und verteilt während der 135 Minuten Laufzeit fantastisch geschriebene Dialoge, die gerade während der mitreißenden Kreuzverhöre im Gerichtssaal kaum Zeit zum Luft holen lassen und immer wieder mal bissig und zynisch sind. Somit kommt selbst der Humor nicht zu kurz, genau wie ein gut ausgewogenes Maß an Kritik gegenüber Ehre, Stolz und Machtmissbrauch des (US-)Militärs.
Das Starensemble, bestehend aus Tom Cruise, Jack Nicholson, Demi Moore, Kevin Pollak, Kevin Bacon und Kiefer Sutherland, sowie in kleineren Rollen noch J.T. Walsh, Matt Craven, Noah Wyle und Cuba Gooding Jr. ist natürlich der Wahnsinn und harmoniert perfekt zusammen. Neben einer großartigen Leistung von Tom Cruise ist es aber Jack Nicholson, der mit seinem erhabenen Gottkomplex eine beispiellose Darstellung abliefert. Von den Dialogen zwischen den beiden und dem berühmten Kreuzverhör am Ende kann ich nie genug bekommen, viel besser und mitreißender geht es selten. Nicholson hat hier auch sicherlich einen riesen Spaß gehabt, denn laut ‘Making of…’ soll er am Set “eine wandelnde Party” gewesen sein.
Für mich gehört EINE FRAGE DER EHRE ohne Frage zu den besten Justizthrillern und ist ein immer wieder ungemein unterhaltsamer Klassiker, der hervorragend gealtert ist. Das perfekt inszenierte, erzählte und gespielte Ensemblestück bietet auch heute noch moralische Relevanz und sieht nach über 3 Dekaden in seiner weißen Uniform immer noch knackig aus. Die detailverliebte Ausstattung, die gelungene Kostümgestaltung, der Oscar-nominierte Schnitt und natürlich die erhabene Kameraarbeit des legendären Robert Richardson tragen selbstverständlich ihren Teil dazu bei, auch außerhalb des Zeugenstandes das große Flattern zu bekommen. Beeindruckend . . .
Mit einem tropfenden Cornetto Eis und einer geladenen Knarre im Comicladen, während im Fluchtwagen die perfekt getimte Playlist im 4-Minuten-Takt Songs für die Ewigkeit durch die aufgedrehten Boxen drückt . . . BenAffenleck guckt Edgar Wright
PAUL - EIN ALIEN AUF DER FLUCHT (2011)
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Die britischen Sci-Fi-Nerds Graham (Simon Pegg) und Clive (Nick Frost) erfüllen sich einen Kindheitstraum und machen von der Comic-Con in San Diego aus eine Pilgerfahrt zu Drehorten alter Klassiker und natürlich zur legendären Area 51. Auf dem Weg dorthin springt ihnen plötzlich Alien PAUL vor die Kühlerhaube ihres Wohnmobils, der nach langer Gefangenschaft nur noch eines will - nach Hause telefonieren und weg von der Erde. Doch dem Ausreißer ist der hartnäckige Regierungsagent Lorenzo Zoil (Jason Bateman) auf den Fersen. Und der versteht keinen Spaß…
Das Drehbuch zu diesem komödiantischen Roadmovie mit schräg überzeichneten Stereotypen haben Simon Pegg und Nick Frost geschrieben, die ja bekanntlich bereits bei den Filmen SHAUN OF THE DEAD und HOT FUZZ zusammengearbeitet haben. Allerdings saß dieses Mal nicht Edgar Wright am Steuer, wodurch der britische Charme zwar fehlt, dafür aber unter Greg Mottolas Regie absolut gekonnt etliche US-amerikanische Eigenheiten auf die Schippe genommen werden. Vor lauter Verarsche, Situationskomik und Genre-Zitate kommt man aus dem Grinsen kaum heraus, und der fantastisch animierte PAUL, der auch mal cool und locker am Lagerfeuer ein paar Züge zum Entspannen inhaliert, ist eh ein Kracher.
Neben einem ganz ulkigen Cameo-Auftritt gibt es auch einige wenige Action-Einlagen zu genießen. Dabei ist vor allem die Explosion eines Farmhauses auf freier Pläte ein echtes Highlight, das ich mir immer noch mal in Zeitlupe anschaue. Heute kommt so was ja leider immer öfter aus dem Rechner, aber hier fliegen die Holzsplitter und Steinchen fast bis in die Popcorn-Schale. Total geil!
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Durch einen verfluchten Dolch tauschen ein erbarmungsloser Killer (Vince Vaughn) und eine eigenbrötlerische Highschool-Schülerin (Kathryn Newton) ihre Körper. Das ist FREAKY, aber eigentlich sogar FREAKY FRIDAY THE 13th, wie diese temporeiche Melange aus Körpertausch-Komödie und Slasher ursprünglich heißen sollte. Um den Fluch rückgängig zu machen bleiben natürlich nur 24 Stunden Zeit. Schlecht für Millie (die Highschool-Schülerin), sau unterhaltsam für das Publikum, denn Christopher Landons Film bietet zahlreiche Anspielungen auf die üblichen Genre-Schlitzer, etliche spaßige Situationen, zwei Hauptdarsteller die richtig Bock haben und einige derbe Kills. Die saftigen Gewaltspitzen wurden zudem mit tollen praktische Effekten umgesetzt und kommen augenzwinkernd-kreativ daher.
Eine Menge seines Humors zieht FREAKY auch aus der Körpertausch-Prämisse, denn wenn Millie auf einmal wie eine Killermaschine ihre Ziele anvisiert und ausschaltet, der hünenhafte Killer aber wie ein Highschool-Girl aufgeregt durch die Gegend flattert, ist das schon sau komisch. Der Rest wird zwar storytechnisch und dramaturgisch mit den üblichen Genre-Heftpflastern zusammen gehalten, aber ich habe mich köstlich unterhalten gefühlt . . .
Als die zwölf Mitglieder einer thailändischen Fußballjungenmannschaft gemeinsam mit ihrem Trainer einen Ausflug in die Tham-Luang-Höhle machen, wird diese von Monsun-artigen Regenfällen überrascht, die das Höhlensystem überfluten. Eine großangelegte Rettungsaktion beginnt, zu der auch zwei erfahrene, britische Höhlentaucher hinzugezogen werden. Die Zeit drängt und selbst wenn die Jungs lebendig gefunden werden sollten, stellt sich die Frage, wie man sie von dort evakuieren kann…
Mit dem Ereignis setzten sich bisher schon ein Film und zwei Dokumentationen auseinander, von denen THE RESCUE (eine der Dokus) absolut großartig sein soll. Der immer wieder stark abliefernde Ron Howard machte sich dann 2022 daran, die Geschichte als britische Produktion auf Film zu verewigen, der dann nach nur wenigen Tauchgängen durch einige Lichtspielhäuser exklusiv bei Amazon Prime veröffentlicht wurde. Mit Stars wie Colin Farrell, Viggo Mortensen und Joel Edgerton fand Howard dabei einen hochkarätigen Cast, der für ordentlich Starpower sorgt. Bemerkenswert rasch lässt Howard die unterirdische Badewanne trotz üppigen 150 Minuten Laufzeit volllaufen, schubst die Prämisse ohne großes Wenn und Aber rein, um sich dann aber recht akribisch auf die wesentlichen Faktoren der Rettungsaktion zu konzentrieren. Nebenschauplätze werden dabei nur noch gestriffen und mir persönlich hätte etwas mehr Schmalz und Pathos ganz gut gefallen. Diese recht unterkühlte (oder nüchterne) Inszenierung sorgte dafür, dass DREIZEHN LEBEN mir jetzt nicht völlig den Sauerstoff aus der Leitung gezogen hat. Dafür gab es dann aber auch keine Spur von Längen, Mortensen, Farrell und Edgerton spielen angenehm geerdet und zurückhaltend. Die klaustrophobischen Unterwasserszenen in diesem beengten Labyrinth verfehlen zudem nicht ihre Wirkung und werden mit einem wahnsinnig gut gemachten Sounddesign sogar noch qualitativ aufgewertet. Im Kontrast dazu gibt es auch einige tolle Panorama-Shots des australischen Dschungels, der hier als Double für seinen thailändischen Bro herhalten musste.
Am Ende der Tauchleine ein wirklich sehenswerter Film zu einer unglaublichen Rettungsaktion. Darstellerisch völlig geerdet, technisch richtig gut gemacht. Von mir aus hätte DREIZEHN LEBEN aber dramaturgisch gerne noch etwas mehr aufgeblasen werden können . . .
Mit einem tropfenden Cornetto Eis und einer geladenen Knarre im Comicladen, während im Fluchtwagen die perfekt getimte Playlist im 4-Minuten-Takt Songs für die Ewigkeit durch die aufgedrehten Boxen drückt . . . BenAffenleck guckt Edgar Wright
SCOTT PILGRIM GEGEN DEN REST DER WELT (2010)
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Habe für die Werkschau noch mal meinen alten Kommi veröffentlicht, um möglicherweise Leute darauf anzuspitzen, die noch nicht ne Runde mit den Sex-Bob-omb's im Proberaum abgehangen haben oder das mal wieder dringend machen sollten.
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Scott Pilgrim ist in the house, um seine große Liebe Ramona zu erobern. Kein leichtes Unterfangen, da er erst mal ihre sieben teuflischen Ex-Lover besiegen muss...
Mit SCOTT PILGRIM GEGEN DEN REST DER WELT beschert uns der geniale Edgar Wright eine der schrägsten Filmerfahrungen überhaupt. Dieser Film ist eine Wundertüte voller Popkultur-Referenzen und genialer Ideen. Der visuelle Einfallsreichtum ist einfach der Wahnsinn: angelegt als lebendig gewordenes Konsolenspiel mit Coming-of-Age-Anleihen, explodieren die besiegten Gegner schon mal als mehr oder weniger belohnender Münzregen oder es gibt hier und da mal ein Extra-Leben oder ein Eigenschaften-Upgrade. Die Dialoge sind clever, viele Gags originell und unerwartet, die comichaften Schrifteinblendungen wechseln sich mit gekonnten Bildmontagen ab. Vom technischen Aspekt her ist SCOTT PILGRIM eine Bombe. Und wer bei so einer irren Story Tiefgang sucht, kann dann auch bitte gleich zum Lachen im Keller bleiben, denn ernst nimmt sich der Trip hier zu keiner Minute.
Für die Hauptrolle konnte man auch keinen besseren als Michael Cera finden, ist er doch schließlich die uncoolste coole Sau, die es unter der 8-Bit Sonne gibt. Mary Elizabeth Winstead als Ramona Flowers hat auch genau das passende Maß an Attraktivität und absolute "Fuck You Attitude". Bis in die kleinsten Nebenrollen ist dieser Spaß genial besetzt , besonders Kieran Culkin als schwuler WG-Mitbewohner stiehlt hier allen die Show.
Sicherlich nicht jedermanns Film, was ihn für mich eigentlich noch besser macht, und von daher berechtigterweise immer mal wieder in meinem Player landet. Sex-Bob-omb rocks!!! Endgeile Scheiße!
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Dank eines gut aufgelegten Darsteller-Ensembles und einer sehr unterhaltsamen, recht spaßigen ersten Hälfte schrammt THE LOST CITY gerade eben am Total-Ausfall vorbei. Unterm Strich zu unselbstständig und überraschungsarm…
ROMEO MUST DIE ist die fast schon leere Hülle einer Gangster-Ghetto-Martial-Arts-Fassung von "Romeo und Julia", in der sich die Sprösslinge verfeindeter Gangs nicht abgrundtief lieben, sondern lediglich irgendwie … mögen, und sich mit internen Machtkämpfen, Mord und Intrigen auseinander setzen müssen. Angesiedelt ist der kaum blutige (nach heutigen Maßstäben sicherlich) FSK-12-Bandenkrieg in Oakland/San Francisco, und schön Year-2000-like ordentlich mit Rap-Video Klischees aufgepimpt, die heutzutage Snoop Doggy Dog nur noch leise miauen lassen würden.
Komischerweise habe ich den Film kürzlich zum vierten oder fünften Mal gesehen, und auch wenn die Dekaden seit seiner Entstehung ihn nicht unbedingt besser gemacht haben, finde ich diesen kleinen Wok-Burger immer noch ganz schmackhaft. Dabei ist die Action ziemlich rar gesät, und bietet lediglich etwas Radau für zwischendurch. Warum man einen bis dahin schon dermaßen erfahrenen Martial-Arts-Könner wie Jet Li an so viele Drahtseile hängt, dass selbst Pinocchio vor Neid fast die Nase abfällt, haben wir wahrscheinlich der MATRIX zu verdanken. Generell habe ich da nicht immer ein Problem mit, aber hier ist es völlig überflüssig und sieht zu allem Unsinn auch noch scheiße aus. Ganz spaßig hingegen ist die Idee mit den animierten Röntgenaufnahmen, wenn es Jet Li während eines Fights bei den Bösewichten fies knacken lässt.
Andrzej Bartkowiak, der mit ROMEO MUST DIE sein Regie-Debüt gab und bis dahin als Kameramann unter anderem FALLING DOWN und SPEED auf Film bannte, legte hiermit keinen überragenden, aber doch einen irgendwie unterhaltsamen Start hin. Solide im besten Sinne. Die Action ist gut verteilt, der Humor passt und die 08/15-Story ödet mich zumindest nicht an. Besonders gefällt mir hier aber der Cast mit Jet Li, Aaliyah, Isaiah Washington, Russell Wong, und Delroy Lindo. Und während Aaliyah kurze Zeit später in den falschen Flieger stieg, hob Jet Li nach seiner ersten US-Hauptrolle zumindest erstmal Richtung Hollywood-Heaven ab . . .