BenAffenleck - Kommentare
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Alle Kommentare von BenAffenleck
Als die zwölf Mitglieder einer thailändischen Fußballjungenmannschaft gemeinsam mit ihrem Trainer einen Ausflug in die Tham-Luang-Höhle machen, wird diese von Monsun-artigen Regenfällen überrascht, die das Höhlensystem überfluten. Eine großangelegte Rettungsaktion beginnt, zu der auch zwei erfahrene, britische Höhlentaucher hinzugezogen werden. Die Zeit drängt und selbst wenn die Jungs lebendig gefunden werden sollten, stellt sich die Frage, wie man sie von dort evakuieren kann…
Mit dem Ereignis setzten sich bisher schon ein Film und zwei Dokumentationen auseinander, von denen THE RESCUE (eine der Dokus) absolut großartig sein soll. Der immer wieder stark abliefernde Ron Howard machte sich dann 2022 daran, die Geschichte als britische Produktion auf Film zu verewigen, der dann nach nur wenigen Tauchgängen durch einige Lichtspielhäuser exklusiv bei Amazon Prime veröffentlicht wurde. Mit Stars wie Colin Farrell, Viggo Mortensen und Joel Edgerton fand Howard dabei einen hochkarätigen Cast, der für ordentlich Starpower sorgt. Bemerkenswert rasch lässt Howard die unterirdische Badewanne trotz üppigen 150 Minuten Laufzeit volllaufen, schubst die Prämisse ohne großes Wenn und Aber rein, um sich dann aber recht akribisch auf die wesentlichen Faktoren der Rettungsaktion zu konzentrieren. Nebenschauplätze werden dabei nur noch gestriffen und mir persönlich hätte etwas mehr Schmalz und Pathos ganz gut gefallen. Diese recht unterkühlte (oder nüchterne) Inszenierung sorgte dafür, dass DREIZEHN LEBEN mir jetzt nicht völlig den Sauerstoff aus der Leitung gezogen hat. Dafür gab es dann aber auch keine Spur von Längen, Mortensen, Farrell und Edgerton spielen angenehm geerdet und zurückhaltend. Die klaustrophobischen Unterwasserszenen in diesem beengten Labyrinth verfehlen zudem nicht ihre Wirkung und werden mit einem wahnsinnig gut gemachten Sounddesign sogar noch qualitativ aufgewertet. Im Kontrast dazu gibt es auch einige tolle Panorama-Shots des australischen Dschungels, der hier als Double für seinen thailändischen Bro herhalten musste.
Am Ende der Tauchleine ein wirklich sehenswerter Film zu einer unglaublichen Rettungsaktion. Darstellerisch völlig geerdet, technisch richtig gut gemacht. Von mir aus hätte DREIZEHN LEBEN aber dramaturgisch gerne noch etwas mehr aufgeblasen werden können . . .
Mit einem tropfenden Cornetto Eis und einer geladenen Knarre im Comicladen, während im Fluchtwagen die perfekt getimte Playlist im 4-Minuten-Takt Songs für die Ewigkeit durch die aufgedrehten Boxen drückt . . . BenAffenleck guckt Edgar Wright
SCOTT PILGRIM GEGEN DEN REST DER WELT (2010)
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Habe für die Werkschau noch mal meinen alten Kommi veröffentlicht, um möglicherweise Leute darauf anzuspitzen, die noch nicht ne Runde mit den Sex-Bob-omb's im Proberaum abgehangen haben oder das mal wieder dringend machen sollten.
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Scott Pilgrim ist in the house, um seine große Liebe Ramona zu erobern. Kein leichtes Unterfangen, da er erst mal ihre sieben teuflischen Ex-Lover besiegen muss...
Mit SCOTT PILGRIM GEGEN DEN REST DER WELT beschert uns der geniale Edgar Wright eine der schrägsten Filmerfahrungen überhaupt. Dieser Film ist eine Wundertüte voller Popkultur-Referenzen und genialer Ideen. Der visuelle Einfallsreichtum ist einfach der Wahnsinn: angelegt als lebendig gewordenes Konsolenspiel mit Coming-of-Age-Anleihen, explodieren die besiegten Gegner schon mal als mehr oder weniger belohnender Münzregen oder es gibt hier und da mal ein Extra-Leben oder ein Eigenschaften-Upgrade. Die Dialoge sind clever, viele Gags originell und unerwartet, die comichaften Schrifteinblendungen wechseln sich mit gekonnten Bildmontagen ab. Vom technischen Aspekt her ist SCOTT PILGRIM eine Bombe. Und wer bei so einer irren Story Tiefgang sucht, kann dann auch bitte gleich zum Lachen im Keller bleiben, denn ernst nimmt sich der Trip hier zu keiner Minute.
Für die Hauptrolle konnte man auch keinen besseren als Michael Cera finden, ist er doch schließlich die uncoolste coole Sau, die es unter der 8-Bit Sonne gibt. Mary Elizabeth Winstead als Ramona Flowers hat auch genau das passende Maß an Attraktivität und absolute "Fuck You Attitude". Bis in die kleinsten Nebenrollen ist dieser Spaß genial besetzt , besonders Kieran Culkin als schwuler WG-Mitbewohner stiehlt hier allen die Show.
Sicherlich nicht jedermanns Film, was ihn für mich eigentlich noch besser macht, und von daher berechtigterweise immer mal wieder in meinem Player landet. Sex-Bob-omb rocks!!! Endgeile Scheiße!
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Dank eines gut aufgelegten Darsteller-Ensembles und einer sehr unterhaltsamen, recht spaßigen ersten Hälfte schrammt THE LOST CITY gerade eben am Total-Ausfall vorbei. Unterm Strich zu unselbstständig und überraschungsarm…
ROMEO MUST DIE ist die fast schon leere Hülle einer Gangster-Ghetto-Martial-Arts-Fassung von "Romeo und Julia", in der sich die Sprösslinge verfeindeter Gangs nicht abgrundtief lieben, sondern lediglich irgendwie … mögen, und sich mit internen Machtkämpfen, Mord und Intrigen auseinander setzen müssen. Angesiedelt ist der kaum blutige (nach heutigen Maßstäben sicherlich) FSK-12-Bandenkrieg in Oakland/San Francisco, und schön Year-2000-like ordentlich mit Rap-Video Klischees aufgepimpt, die heutzutage Snoop Doggy Dog nur noch leise miauen lassen würden.
Komischerweise habe ich den Film kürzlich zum vierten oder fünften Mal gesehen, und auch wenn die Dekaden seit seiner Entstehung ihn nicht unbedingt besser gemacht haben, finde ich diesen kleinen Wok-Burger immer noch ganz schmackhaft. Dabei ist die Action ziemlich rar gesät, und bietet lediglich etwas Radau für zwischendurch. Warum man einen bis dahin schon dermaßen erfahrenen Martial-Arts-Könner wie Jet Li an so viele Drahtseile hängt, dass selbst Pinocchio vor Neid fast die Nase abfällt, haben wir wahrscheinlich der MATRIX zu verdanken. Generell habe ich da nicht immer ein Problem mit, aber hier ist es völlig überflüssig und sieht zu allem Unsinn auch noch scheiße aus. Ganz spaßig hingegen ist die Idee mit den animierten Röntgenaufnahmen, wenn es Jet Li während eines Fights bei den Bösewichten fies knacken lässt.
Andrzej Bartkowiak, der mit ROMEO MUST DIE sein Regie-Debüt gab und bis dahin als Kameramann unter anderem FALLING DOWN und SPEED auf Film bannte, legte hiermit keinen überragenden, aber doch einen irgendwie unterhaltsamen Start hin. Solide im besten Sinne. Die Action ist gut verteilt, der Humor passt und die 08/15-Story ödet mich zumindest nicht an. Besonders gefällt mir hier aber der Cast mit Jet Li, Aaliyah, Isaiah Washington, Russell Wong, und Delroy Lindo. Und während Aaliyah kurze Zeit später in den falschen Flieger stieg, hob Jet Li nach seiner ersten US-Hauptrolle zumindest erstmal Richtung Hollywood-Heaven ab . . .
EINE KUH NAMENS OTTO wird weiter gemolken, überzeugt aber durch Marc Forsters routinierter Regie und einen glänzend aufgelegten Tom Hanks als herzerwärmendes Feelgood-Movie, das einen mit einer Träne im Auge und einem Lächeln im Gesicht in den Abspann schickt. Sicherlich ein überflüssiges Remake aber doch ein sehenswerter Film ohne großartige Mätzchen . . .
In seiner mittlerweile schon 14. Regiearbeit klopft M. Night Shyamalan an die Tür einer Waldhütte, und bittet für eine kleine Gruppe komisch bewaffneter Fremder um Einlass. In der Hütte wollte das Paar Eric (Ben Aldridge) und Andrew (Jonathan Groff) mit ihrer adoptierten Tochter Wen (Kristen Cui) ein schönes Wochenende verbringen. Die Eindringlinge schwafeln von Visionen und der Apokalypse, die nur von Andrew, Eric und der kleinen Wen auf perfide Weise aufgehalten werden kann.
Basierend auf dem Roman ‘Das Haus am Ende der Welt’ dreht Shyamalan einen gar nicht mal unspannenden Film, der als Home-Invasion-Thriller beginnt und danach ziemlich zügig zu einem Mystery-Drama wird, das durchaus zum Nachdenken und Spekulieren anregt. Die Flashbacks in die Vergangenheit des Paares Andrew und Eric decken einige Ambivalenzen auf, die der Oberflächenspannung zuträglich sind. Das überzeugende Ensemble und die audiovisuell stimmungsvoll eingefangene Atmosphäre sorgen bis zum Schlussakt für solide Unterhaltung, sofern man sich auf die leicht schräge Prämisse einlassen kann . . .
Mit einem tropfenden Cornetto Eis und einer geladenen Knarre im Comicladen, während im Fluchtwagen die perfekt getimte Playlist im 4-Minuten-Takt Songs für die Ewigkeit durch die aufgedrehten Boxen drückt . . . BenAffenleck guckt Edgar Wright
HOT FUZZ (2007)
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Der Londoner Police Officer Nicholas Angel (Simon Pegg) ist ein echter Supercop, und lässt mit seiner 400-prozentigen Aufklärungsrate seine Kollegen ziemlich schlecht dastehen. Daraufhin wird er befördert und in das langweilige Dörfchen Sandfort versetzt, das statistisch das sicherste Dorf in ganz England ist. Doch der Schein trügt…
Nach der überaus erfolgreichen Hommage an das Zombie-Genre erschufen Edgar Wright und Simon Pegg mit HOT FUZZ eine absurde und im späteren Verlauf durchaus blutige Persiflage auf etliche bekannte Schlitzer-Thriller, Buddy-Cop- und Actionfilme. Außer der Beteiligten vor und hinter der Kamera hat der zweite Teil der ‘Cornetto-Trilogie’ zumindest inhaltlich nichts mit dem genialen Vorgänger SHAUN OF THE DEAD zu tun. Trotzdem greift hier das Gesetz der Fortsetzung, denn HOT FUZZ ist so vollgepackt mit Filmzitaten, irrsinnigen Ideen und britisch-köstlichen Geschmacklosigkeiten, dass Richtung Showdown wirklich alle Deckung aufgegeben wird und die Filmemacher völlig ungehemmt am Rad drehen.
Wirklich schön, dass Simon Pegg und Nick Frost hier in ihrem Zusammenspiel zur Höchstform auflaufen können und den gezeigten, teils brüllend komischen Wahnsinn irgendwie zusammen halten. In größeren oder (viel) kleineren Rollen darf man sich zudem noch an Timothy Dalton, Jim Broadbent, Bill Nighy, Martin Freeman, David Bradley, Steve Coogan, Cate Blanchett so wie Peter Jackson erfreuen. Ein riesen Späßchen für jeden Film-Fan, abgeliefert in handwerklicher Perfektion . . .
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Eine traumatisierte und eine Like-geile Hupfdohle wollen in FALL – FEAR REACHES NEW HEIGHTS hoch hinaus, wobei ein durchaus brauchbarer Spannungs-Snack für den Zuschauer heraus springt, der nach einer absolut öden Exposition aus dem Baukasten “1000 Mal gesehen ist 1 Mal zu wenig” in Adrenalin getränkte Höhen klettert, in denen Akrophobie nicht mal mehr Sinn ergibt. Auf einer 3m² großen Plattform auf einem 600 Meter hohen Turm, der den Mädels unterm Arsch wegbricht muss kein Platz für mehr sein. Regisseur Scott Mann verteilt für 3 Millionen Dollar den Stoff, aus dem die Albträume sind, inklusive klitschnasser Handflächen und einem ganz komischen Gefühl in der Magengegend. Das sieht zwar nicht immer durchgehend geil aus, macht die Kletter-Sause aber auch nicht wirklich schlechter. Die größte Schwäche ist eigentlich das formelhafte Drehbuch und der unfassbar öde Storyaufbau, bevor das große Flattern beginnt. Am Ende versucht man das noch mit einem ganz gelungenen Twist auszubügeln, den ich ganz nett fand.
Nachdem fast alle meine Buddys schon am großen Turmspringen teilgenommen haben bin ich ganz froh, dass FALL auch in meinem Fall keine komplette Arschbombe geworden ist sondern ein teils brutal spannender Kletter-Thriller in völlig unverbrauchtem Setting. Durchaus erfrischend . . .
DIE SCHRILLEN VIER (RolfMuller, pischti, Der_Ryan_M, BenAffenleck ) … suchen Johnny Favorite
#2 ANGEL HEART
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Don’t fuck with the Devil
Der Privatdetektiv Harry Angel (Mickey Rourke) hält sich im New York der 1950er Jahre mit eher kleinen Aufträgen über Wasser, bis er von dem mysteriösen Louis Cyphre (Robert De Niro) engagiert wird: Angel soll den nach dem Zweiten Weltkrieg verschwundenen Musiker Johnny Favorite ausfindig machen, der bei Mr. Cyphre noch Schulden hat. Die immer mehr zum Albtraum mutierende Suche führt Angel von New York aus über Coney Island bis ins fiebrige New Orleans und gleicht immer mehr einer Flucht, denn der Privatschnüffler gerät immer dringender unter Mordverdacht an Menschen, die als letztes mit ihm Kontakt hatten. Aufgrund der tragischen aber auch mysteriösen Ereignisse um ihn herum verliert er immer mehr die Kontrolle, nicht nur über den Fall…
Bis zur jetzigen Pflichtkür schob ich ANGEL HEART seit gut 30 Jahren vor mir her, da mich Voodoo-Gedöns einfach total anödet, hier dem Teufel aber erst so richtig das Feuer unter dem roten Arsch entflammt. Einen Neo-Noir-Thriller mit biblischer Symbolik aufzuladen, Glaube und Aberglaube gegenüber zu stellen, Voodoo und Okkultismus durch klaffende Hühnervenen spritzen zu lassen sieht man sicherlich nicht alle Tage, schon gar nicht im Erscheinungsjahr 1987. Bei Veröffentlichung wurde die Literaturverfilmung sehr kontrovers aufgenommen, da hier mit Blut nicht gegeizt wurde und auch eine recht harte Sexszene für Unwohl bei den Zuschauern sorgte. Rentieren konnte sich Alan Parkers wilder aber ungemein stilsicher inszenierter Genre-Mix erst durch seinen späteren Siegeszug durch die Videotheken.
Heute von vielen Fans als einer der besten 80er Jahre Filme betitelt, waren die Erwartungen natürlich nicht klein, während ein kleiner Schrumpfkopf vor meinem inneren Auge immer wieder bedrohlich das Wort mir den 4 O’s flüsterte. Auf jeden Fall darf man sich hier nicht auf eine spannende Achterbahnfahrt des Grauens einstellen, sondern eher auf eine langsame Fahrstuhlfahrt Richtung Hölle, die ich mitunter auch als etwas zäh empfand. Der große Twist ist eigentlich schon nach 30 Minuten klar, wie gnadenlos der Dreizack am Ende dann aber zustößt und Vermutungen mit einer blutgetränkten Hühnerkralle grausig und durch und durch diabolisch unterstreicht, hat es trotzdem in sich.
Darstellerisch lässt ANGEL HEART auch nichts anbrennen, Mickey Rourke habe ich in den wenigen “alten” Filmen, die ich von ihm kenne, nie besser gesehen. Seine Transformation vom zwar etwas runter gerockten, kettenrauchenden aber durchaus coolen Privatdetektiv zu einem nervösen und verzweifelt ängstlichen Menschen bringt Rourke absolut glaubhaft rüber.
Robert De Niro holt aus seinen gefühlt 10 Minuten Screentime das Maximum raus, und bietet komplett in schwarz gekleidet, mit graumeliertem Zopf und Vollbart, verziertem Gehstock, und spitzen Fingernägeln eine fast schon erdrückende Leinwand-Präsenz, die scheinbar in sich ruht.
Besonders erwähnenswert ist hier noch die damals 21-jährige Lisa Bonet, die hier völlig gegen ihr bekanntes Rollenbild aus der BILL COSBY SHOW besetzt wurde, was geschickterweise der Abgründigkeit der Story weiteres Gewicht verleiht. Aber auch abseits der freizügigen Szenen agiert sie äußerst überzeugend und fügt sich perfekt in einen stimmigen Cast mit einprägsamen Darsteller-Leistungen ein.
Ich bin jedenfalls froh, diesen vermeintlichen Klassiker endlich “abgearbeitet” zu haben. Neben all den filmtechnischen Raffinessen, einer regelrecht apokalyptischen Atmosphäre und Schauspieler in Bestform ist ANGEL HEART auch äußerst komplex und immer wieder ganz schön zäh. Lohnenswert auf jeden Fall, ein weiteres Mal muss ich allerdings nicht den °Abwärts-Knopf° drücken . . .
Nach zwei herausragenden Musik-Filmen (WHIPLASH & LA LA LAND), einem starken Raumfahrt-Biopic (AUFBRUCH ZUM MOND) und sagenhaften 23 Oscar-Nominierungen nimmt sich Regisseur und Drehbuchautor Damien Chazelle dem Hollywood der 20er Jahre in Form eines pompös ausgestatteten und bebilderten Epos an. Dafür zündet er ein Feuerwerk aus purem Exzess, angefeuert durch Drogen und Alkohol. Hollywood ist gleichermaßen Ort der Träume und des Schmerzes, ein Ort, der Magie wahr werden lässt und gleichzeitig unbarmherzig und grausam gegenüber ausgebrannter Stars & Sternchen ist.
Diese Trivialität zeigt Chazelle während der Wandels vom Stummfilm zum Tonfilm, parallel zu den Entwicklungen im Leben der diversen Figuren Marke anbetungswürdige Schönheit (Margot Robbie), aufsteigender Macher (Diego Calva), langsam verblassender Publikumsliebling der Stummfilmzeit (Brad Pitt) und afro-amerikanischer Trompeter (Jovan Adepo), der erst durch den Tonfilm zum Filmstar werden kann. Dabei sind dann gerade die Einblicke hinter die Kulissen eines Filmsets so wie die verschiedenen Produktions-Stationen sehr interessant, denn das wird in BABYLON immer mit einer gehörigen Portion Größenwahnsinn und Humor serviert.
Technisch ist das alles einfach sensationell, der Aufwand und die Ausstattung, Schnitt und eine Kamera, die schon zu Beginn durch eine atemberaubend Plansequenz gleitet. Brad Pitt liefert ohne viel Krawall eine sehr gute Leistung ab, ins Gedächtnis brennt sich jedoch die atemberaubend starke Performance von Margot Robbie, die hier geradezu anbetungswürdig spielt. Sehr spaßig ist zum Beispiel auch Tobey Maguire in einer völlig schrägen Nebenrolle, in der er fast wie der Joker wirkt.
Inhaltlich ist BABYLON allerdings ein auf und ab der Gefühle, ein wirrer Bilderrausch und ein überdrehtes Mosaik an Momentaufnahmen ohne immer erkennbaren roten Faden. Das ist bei 3 Stunden Laufzeit durchaus mal eine Herausforderung, die zu stemmen sich aber durchaus lohnt. Gerade am Ende sorgt Chazelle dank einer wundervolle Hommage an das Kino für eine dicke Gänsehaut und feuchte Augen. Lights out, magic on . . .
Seit nunmehr 25 Jahren mischt der britische Regisseur, Autor und Produzent Edgar Wright im (zuerst) Serien- und (dann) Filmbusiness mit. Mit einem fast schon beängstigenden Verständnis für temporeiche Inszenierungen, clevere Dialoge und begnadeten Blick für Stil hat jeder seiner Streifen (mal mehr, mal weniger) Kultstatus erreicht. Seine noch überschaubare Zahl an eigenen Regiearbeiten gleicht einer filmischen Genre-Wundertüte, randvoll mit kultigen Charakteren, allerfeinstem Humor und inszenatorischer Brillanz, nicht nur in Sachen Schnitt, Kamera und einem untrüglichen Gespür für punktgenau eingesetzte Songs. Als Berufs-Nerd und Kenner der Filmgeschichte streut er massig popkulturelle Zitate und Hommagen in seine Werke ein, die einfach richtig Laune machen und das eigene Fan-Herz schneller schlagen lassen. Da sich Edgar Wright nicht mal von Marvel verbiegen lässt (siehe ANT-MAN), darf man sehr gespannt sein, was von diesem exzellenten Filmemacher in den nächsten Jahren noch so kommen wird.
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Mit einem tropfenden Cornetto Eis und einer geladenen Knarre im Comicladen, während im Fluchtwagen die perfekt getimte Playlist im 4-Minuten-Takt Songs für die Ewigkeit durch die aufgedrehten Boxen drückt . . . BenAffenleck guckt Edgar Wright
SHAUN OF THE DEAD (2004)
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Regisseur Edgar Wright und Hauptdarsteller Simon Pegg schrieben das Drehbuch zu SHAUN OF THE DEAD, während ihre Kult-Serie SPACED in den letzten Zügen lag. Und wie die beiden Film-Nerds dafür britischen Humor auf innovative Zombie Hommage prallen ließen, verzückte nicht nur Altmeister George A. Romero, sondern ließ auch über das britische Empire hinaus die Filmherzen schmelzen, wie ein Cornetto-Eis auf dem Toaster.
Handwerklich lieferte Edgar Wright mit dem ersten Teil seiner “Blood-and-Ice-Cream-Trilogie” schon unglaublich versiert ab, verzaubert mit technischer Raffinesse, rasanten Schnitten und einer urkomischen sowie großartig getimten Plansequenz. Simon Pegg und Nick Frost in dieser romantischen Komödie (...mit Zombies) zuschauen zu dürfen weckt auch gleich das Bedürfnis, sich selbst mit ein paar Buddies durch die Zombie-Apocalypse zu splattern, um sich in der sicheren Stammkneipe noch ein paar Pints zu genehmigen, bis der schlurfende Radau draußen vorbei ist.
SHAUN OF THE DEAD wird eigentlich bei jeder Sichtung noch ein bis(s)chen besser. Als innovative Zombie-Hommage und Buddie-Movie absolut unverrottbar. Genau wie Queen, Bill Nighy und wahre Freundschaft . . .
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Richtiges High-Voltage-Feeling versprüht SHOCKER von Genre-Altmeister Wes Craven heutzutage nicht mehr. Bis die hanebüchene Prämisse von einem Familien niedermetzelnden Serienkiller, der nach seiner Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl zu purer Energie (!) wird, etabliert ist, vergeht schon fast die Hälfte der 110 Minuten Laufzeit. Richtigen Grusel sucht man in diesem trashigen Stromkasten auch vergeblich, denn hier haut man im 5 Minuten Takt mindestens eine Sicherung raus, egal ob im Drehbuch, der (ja, selbst in so einem Film) Logik oder Peters Bergs Schauspielkunst.
Der ein oder andere Kandidat dürfte hier vielleicht richtig Spaß haben, denn SHOCKER ist echt völlig Banane. Damals gefiel der mir richtig gut, heute kann er zumindest noch für das ein oder andere Zucken auf der Entertainment-Skala sorgen. Wenigstens ist die Megadeth-Version von Alice Coopers ‘No More Mr. Nice Guy’ immer noch ein richtig geiles Brett . . .
Greta Gerwigs stechend pinker Blick auf BARBIE-Land bietet eine ganz wunderbare, mit viel Humor erzählte Geschichte über das Aufbegehren der Geschlechter und scheut sich nicht davor, dabei zunehmend philosophisch und politisch zu werden. Der ungemein facettenreiche und sehr unterhaltsame Film ist dabei eine Kombination aus Realsatire, (auch etwas) Musical und selbstironischem GaGa-Werk, das wie ein kleiner Straßenkläffer in alle Richtungen bellt.
Das wirklich bemerkenswert ideenreiche Konzept von sich beeinflussenden Parallelwelten lässt die Puppen tanzen und wird dabei von umwerfenden Sets umgeben, die wiederum von Rodrigo Prietos feiner Kamera gekonnt eingefangen werden. Die seit gut 10 Jahren mit immer stärkeren Schauspielleistungen auftrumpfende Margot Robbie ist als ‘Stereotype-Barbie’ eine Idealbesetzung, und das Ryan Gosling als ‘Ken’ nicht nur Beach kann, war schon vor DRIVE klar.
Ohne jetzt noch ins Schwafeln zu geraten, war das ein überraschend toller Film, Parallelwelten entfernt von ‘sinnentleert’ oder ‘männerfeindlich’. Da muss man sich auch mal selbst Kenough sein und nicht gleich ins rosa Popcorn heulen, wenn die (immer noch) von Männern dominierte Welt mal etwas hopps genommen wird. Ich fand es sau komisch und Richtung Ende durchaus emotional. Ich kann aber auch kein Beach . . .
Kurz bevor sie das Haus verliert, in dem sie aufgewachsen ist, entdeckt die 32-jährige Maddie (Jennifer Lawrence) ein faszinierendes Jobangebot, bei dem wohlhabende Helikopter-Eltern ein Date für ihren introvertierten, 19-jährigen Sprössling (Andrew Barth Feldman) suchen, bevor dieser ohne sexuelle Erfahrung auf dem baldigen College unter die Räder kommt. Die Zeit drängt, doch Percy lässt sich nicht so schnell wie gedacht um den Finger wickeln…
Gene Stupnitsky inszenierte vor einigen Jahren schon GOOD BOYS, der gleichfalls für gelungene Unterhaltung mit einigen feinen Lachern sorgen konnte. Besser (oder schlechter) macht er es mit NO HARD FEELINGS auch nicht, punktet bei aller Vorhersehbarkeit aber damit, altbekannte Genre-Klischees umzukehren und seine Werk nicht zur völlig seelenlosen Sexkomödie verkommen zu lassen. Und gerade Jennifer Lawrence hat richtig Bock und geht mit vollem Körpereinsatz und nackter Haut in die Vollen. Urkomisch ist natürlich, dass sich der schüchterne Teenager immer mehr in sein mit allerlei Werten tapeziertes Schneckenhaus zurückzieht, je derber Maddies Anmachversuche werden. Dabei entstehen dann etliche peinlich-unangenehme Situationen, die herrlich auf die Spitze getrieben werden. Man muss aber auch zugeben, dass das Hauptdarsteller-Duo in den gemeinsamen Szenen über eine angenehme Chemie verfügt und somit auch nicht bei den emotional dichten Momenten versagt. So sorgte zum Beispiel die “Maneater”-Szene für ordentlich Gänsehaut. Als besorgter Vater bekommt man hier übrigens den 80er-Jahre-Teen-Comedy-Star Matthew Broderick zu sehen, den mein treuer Mitgucker RolfMuller und ich beim besten Willen nicht erkannt haben.
Für Comedy-Gold reicht es bei NO HARD FEELINGS nicht, und etwas mehr Mut in der zweiten Hälfte wäre lobenswert gewesen. Aber der spielfreudige Cast, einige gute Lacher und das Herz am rechten Fleck sorgen für ein extrem entspanntes und angenehmes Filmerlebnis . . .
Nach einem Vollsuff zu viel wird dem erfolgreichen Verkaufsleiter so wie rückfällig gewordenen Alkoholiker Nick Halsey (Will Ferrell) gekündigt. Auch zu Hause läuft es danach alles andere als gut. Frau weg, Türschloss ausgewechselt, Kreditkarte, Konto und Handy gesperrt, alle seine Sachen liegen im Garten verstreut und keine Chance, irgendwo anders unter zu kommen. Sein Kumpel Frank (Michael Peña) hat die Idee, alle Habseligkeiten als Räumungs-Flohmarkt zu deklarieren, so kann Nick wenigstens noch ein paar Tage in seinem Vorgarten wohnen…
Herein spaziert auf den bittersüßen Flohmarkt der Einsichten. Hier gibt es intelligente Dialoge und hintergründigen Witz, kleine Gesten und große Gefühle, lebensecht, ohne Kitsch und Hollywood-Sonnenschein-Zwang. Die Loser-Ballade ALLES MUSS RAUS pflügt den Vorgarten der Herzen nicht komplett um, aber der ruhig und kraftvoll inszenierte Film überrascht mit einem großartig und überraschend ernst aufspielenden Will Ferrell so wie der immer bezaubernd charismatischen Rebecca Hall. Ein feines, kleines Filmchen . . .
Im auf Massenunterhaltung programmierten M3GAN entwickelt eine Puppe ein unheimliches KI-Eigenleben. Dem Drehbuch von James Wan und Akela Cooper fehlt es dabei aber komplett an Konsequenz, Wahnsinn und Unberechenbarkeit. Den echten Horror findet man hier in der Figur der egozentrischen Tante, der ihre traumatisierte Nichte am Arsch vorbei geht, dann aber natürlich einen kaum nachvollziehbaren Sinneswandel durchmacht und trotzdem nicht ihren Zaun repariert. Dummes Ding. Ich hätte die Bitch so dermaßen gerne in ihre Einzelteile zerlegt gesehen.
Auch wenn M3GAN mit Horror und blutigen Details nicht punkten kann, bekommt man hier dank des schwarzen Humors und einiger satirischer Spitzen doch recht passable Unterhaltung aus Meister Geppettos VA-Restekiste . . .
Der achtjährige Alton (Jaeden Lieberher) besitzt übersinnliche Kräfte. Von den Anhängern einer Sekte als Erlöser verehrt und vom FBI ob seiner Fähigkeiten gesucht, wird der Junge von seinem Vater Roy (Michael Shannon) sowie dem undurchsichtigen Lucas auf der Reise zu einem bestimmten Ort (Joel Edgerton) mit allen Mitteln beschützt. Doch jene, die Alton für sich nutzen wollen, sind den Flüchtigen längst auf den Fersen…
Ähnlich wie TAKE SHELTER und selbst MUD, müsste man für MIDNIGHT SPECIAL etliche Schubladen aufziehen, wenn man ihn einsortieren wollte. Regisseur und Drehbuchautor Jeff Nichols liefert mit seinem vierten Spielfilm wieder jenseits der gängigen Hollywood-Muster ab und erschuf hiermit einen (kleinen) Bruder im Geiste von TAKE SHELTER. In gedrosseltem Tempo und zurückhaltend-ruhiger Erzählweise
baut Nichols eine gute und konstante Spannung auf, die sich in einem düster-atmosphärischen Mystery-Setting entfalten kann. Zu Beginn liegt die Handlung mit all ihren schnell aufkommenden Fragen im Dunkeln, fast schüchtern treten immer mehr Informationen ins Licht, bringen die Handlung weiter ohne das man sich als Zuschauer ein genaues Bild machen kann. MIDNIGHT SPECIAL erklärt wenig und überlässt es dem Zuschauer, eigene Schlüsse zu ziehen, was ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit erfordert, und nicht nur deswegen die Zuschauer spätestens ab der zweiten Hälfte in zwei Lager spalten dürfte. Mir persönlich hat die Art des Erzählens, wie schon bei TAKE SHELTER, sehr gut gefallen, was ich von der hier gebotenen Auflösung (oder Twist) nicht wirklich behaupten kann.
Für seinen Film, der im Übrigen ein Budget von 18 Millionen Dollar hatte, konnte Jeff Nichols erneut einen hochkarätigen Cast gewinnen. Neben Shannon und Lieberher sind noch Kirsten Dunst, Joel Edgerton, Sam Shepard und Adam Driver zu sehen. Gerade über die Charakterisierung der von Michael Shannon und Kirsten Dunst gespielten Eltern holt Nichols einiges an emotionaler Tiefe raus, da beide Darsteller bemerkenswert intensives Schauspiel bieten. Bei Shannon nichts Besonderes mehr, bei Dunst habe ich mich gefreut, sie mal wieder in einer so überzeugenden Rolle zu sehen.
Vom Feeling her liegt MIDNIGHT SPECIAL sehr nahe beim dann doch stärkeren TAKE SHELTER. Ein atmosphärisches und nur langsam Informationen preisgebendes Bedrohungsszenario gemischt mit tollen Schauspielleistungen, Drama und angezogener Handbremse erzählt . . .
Mit OPPENHEIMER deckt Christopher Nolan in seinem zwölften Langfilm rund 45 Jahre im Leben des Physikers ab, der gemeinhin als „Vater der Atombombe“ bekannt, und immer mehr vom Physiker zum Politiker und Manager wurde. Auch wenn man fit ist in Physik und Politik dürfte es eine ordentliche Herausforderung sein, Zusammenhänge und Andeutungen in so einem dermaßen personen- und dialogdichten Film nachzuvollziehen. Denn natürlich muss das alles auch noch auf verschiedenen Erzähl- und Zeitebenen passieren, damit man gar nicht mehr in Versuchung kommt, an die vormals kalte Coke und warme Tüte Popcorn zu denken, die völlig gelangweilt in der Sesselablage von einem sinnvolleren Dasein träumen.
Die große Kunst, die Nolan abgesehen von dem teils atemberaubenden IMAX-Format und brillanten Sound-Spielereien beherrscht, ist, den Zuschauer nicht im nuklearen Fallout eines nicht zu verstehenden und damit ermüdenden Films stehen zu lassen. Drama, Spionage-Thrill, Paranoia-Irrsinn, Wissenschafts-Porno und im letzten Drittel sogar ein spannender Gerichtsfilm. Viel Zeit zum Innehalten oder Zurücklehnen lässt uns Nolan nicht. Wie gerade schon erwähnt, ist das audio/visuell wieder ein absolutes Erlebnis, auch wenn OPPENHEIMER jetzt kein Event-Movie im eigentlichen Sinne ist. Aber allein die langsam zelebrierte Kunst der Atombomben-Explosion oder nur Cillian Murphys Gesicht als er den Wahnsinn erkennt, den seine (oder besser gesagt Oppenheimers) Atombomben in Japan angerichtet haben, unterlegt mit einem sensationellen Sounddesign … an meiner Gänsehaut hätte man eine Zwiebel reiben können. Ohne moralischen Zeigefinger macht Nolan deutlich, welch menschheitsgeschichtliche Zäsur mit der Zündung der ersten Atombombe und dem darauf folgenden Kriegseinsatz einherging.
Hollywoods Schauspielerriege stand ein weiteres Mal Schlange für das neue Werk des Ausnahme-Regisseurs, und ließ sich für einen Bruchteil der sonstigen Gage nur zu gerne verpflichten, womit Nolan seinen Film mit recht schmalen 100 Millionen Dollar Budget verwirklichen konnte. Einige der noch so kleinen Rollen wurden mit namhaften Darstellern besetzt, aber selbst fantastisch aufspielende Stars wie Emily Blunt, Matt Damon und auch Robert Downey Jr. können nicht darüber hinweg täuschen, dass diese Show verdientermaßen Cillian Murphy gehört, der ja auch schon in etlichen Nolan Filmen mit dabei war und hier wohl sein darstellerisches Opus magnum abliefert.
Nach einer einzigen Sichtung ist OPPENHEIMER kaum zu fassen. Audiovisuelle Opulenz trifft auf Kammerspiel und Politdrama, was aufgrund der Zeitsprünge und Vielzahl an Charakteren durchweg fordernd aber auch immer spannend ist. Und irgendwo in den dunkelsten Ecken des Verstandes schälen sich auch wieder die Erinnerungen hervor, wie knapp die Menschheit schon an atomaren Katastrophen vorbei schrammte. „Jetzt bin ich der Tod geworden, der Zerstörer der Welt“ hallt es mit kalter dröhnender Stimme aus dem Dunkel . . .
In DER LETZTE WUNSCH hat der selbsternannte “furchtlose Held der Herzen” 8 seiner 9 Katzenleben mehr oder weniger gelungen verballert. Zeit, sich zur Ruhe zu setzen und ein langweiliges Hauskatzen-Leben zu führen. Zumindest bis DER GESTIEFELTE KATER von einer Karte erfährt, die zu einem Wunschstern führen soll. Das Abenteuer ruft…
Mit neuem Regisseur, angesagtem (Spider-Verse-) Look, neuen Figuren und alter Mittelmäßigkeit meldet sich das SHREK-Universum zurück und schafft es auch mit dieser ewig verspäteten Fortsetzung nicht, an das einstige Meisterwerk um den grünen Oger anzuschließen. Einige gelungene Gags, humorvolle Querverweise und feine Action-Einlagen halten den Zauberstab halbwegs aufrecht. Dafür nerven etliche der Nebenfiguren, was dann nicht mal mehr der extrem düster animierte und mit einer bedrohlichen Aura ausgestattete Anti-FSK-6-Wolf (aka Der Tod) rausreißen kann.
Gegen Ende wirkt der Film allerdings wie ein animiertes Katzenklo, wo viel zu viele Leute viel zu viele Ideen reingeschissen haben. Gut das ich das nicht sauber machen muss, und den schon nicht überragenden Vorgänger als etwas angenehmeres Sehvergnügen eintüten kann . . .
IF… erzählt vom unangepassten Schüler Mick Travis (AndyMcDowell), der sich Ende der 1960er gemeinsam mit seinen Freunden Johnny (David Wood) und Wallace (Richard Warwick) den Regeln in einer englischen Privatschule widersetzt. Den drei Außenseitern stehen Aufsichtsschüler gegenüber, die als verlängerter Arm des Schulleiters im Internat für Ordnung sorgen und dafür Privilegien genießen. Mick und seine Kumpels rebellieren gegen das tyrannische System – erst harmlos, später gewalttätig…
Der Brite Lindsay Anderson verfilmte mit IF… einen feuchten Traum der ‘68er-Bewegung, in der die Schule als Synonym für all die Institutionen herhalten muss, welche den Menschen in seiner Entwicklung zu beschränken scheinen. Rebellion und Aufstand gegen Disziplin, Erniedrigungen und körperliche Gewalt, gegen Kirche, Militär und Schulwesen. Bei Veröffentlichung hatte IF… sicherlich eine herausragende Stellung in der Filmgeschichte, da die soziale und politische Sprengkraft der Epoche gut kompensiert wird, und der Film damals außergewöhnlich inszeniert wurde, ist er doch in acht Kapiteln unterteilt, die leichtfüßig zwischen Schwarzweiß und Farbe wechseln.
Mit den Ambitionen der 68er-Bewegung konnte mich diese satirische und später immer mehr ins Surreale abdriftende Parabel jedenfalls nicht abholen, und als Internatsfilm habe ich einfach schon unzählige und so viel bessere Filme gesehen. Sicherlich nicht gänzlich uninteressant aber für mich aus heutiger Sicht auch schwer zu packen . . .
Mit seinem Regiedebüt SUPER DARK TIMES liefert Kevin Phillips ein solides Coming-of-Age-Mystery-Drama ab, dass von einer Freundschaft (Owen Campbell & Charlie Tahan) erzählt, die sich aufgrund eines schrecklichen Unfalls und dem Begehren nach der süßen Allison (Elizabeth Cappuccino) immer mehr zersetzt. Mit frischen und talentierten (Jung)Darstellern, 90er-Jahre-Feeling und einer unterschwellig bedrohlichen Atmosphäre nimmt der immer düsterer werdende Film einen auf seine kurze Reise mit, lässt aber einiges an vorhandenem Potential am Wegesrand liegen. Abgesehen von einem Prolog (das Rotwild in der Schule), dessen Intention ich mir nur grob zusammen reimen kann, muss man schon die dicke Kröte schlucken, wie die Jungs den Unfall händeln. Ansonsten aber ein wirklich unterhaltsamer T(r)ip Richtung Dunkelheit . . .
STAY ist ein ganz aussergewöhnlich anderer Film
STAY lässt sich bis zum Ende nicht in die Karten schauen
STAY glänzt durch starke Bilder und ungemein kunstvolle Schnitte
STAY ist superb besetzt und gespielt
STAY zeigt mal wieder, dass Ryan Gosling einfach endgeil ist
STAY hat Stimmung und Suspense
STAY sind nur wenige Minuten im Leben eines Mannes
Der entrückt wirkende Henry Lethem (Ryan Gosling) macht dem Psychiater Sam Foster (Ewan McGregor) Vorhersagen, die eintreffen, und erklärt zudem, sich in drei Tagen umzubringen. Bei dem Versuch, Henry aufzuhalten, beginnt der von Beziehungssorgen mit seiner Freundin Lila (Naomie Watts) geplagte Sam langsam an seiner eigenen Wahrnehmung zu zweifeln…
Nach dem Buch von David Benioff vermengt der Deutsch-Schweizer Marc Forster einen visuell überwältigenden psychologischen Thriller mit einem gewichtigen Charakter-Drama, das den Zuschauer mit verstörenden Bildern und symbolhaften Ereignissen konfrontiert. Das hochkomplexe Puzzle STAY spielt mit Realität und Fiktion, animiert einen zum Aufpassen, merken, bemerken und lässt einen doch mit Null Ahnung durch die von Roberto Schaefer brillant fotografierte bedrohliche New Yorker Nacht taumeln.
Stilistisch und technisch ist STAY ein absolut perfekter Film, der Bildgestaltung, Ästhetik und Schnitt nahe der Perfektion bietet. Die labyrinthartige Erzählung ist gespickt mit entdeckenswerten Details, die man auch nach der Zweitsichtung noch nicht komplett in eine Reihe bekommt. Das lässt natürlich genug Platz für diverse Interpretationen, ist aber in sich trotzdem sehr stimmig und landet mit dem finalen Twist ziemlich gut auf dem anvisierten Punkt.
STAY ist raffiniertes und komplexes Kopfkino, dass es dem Herzen damit am Ende vielleicht etwas schwer macht . . .
Der Football-Trainer (Ed Harris) einer ländlichen Highschool in South-Carolina freundet sich mit einem geistig zurückgebliebenen Jugendlichen (Cuba Gooding Jr.) an, der wegen seiner Leidenschaft für Transistorradios nur RADIO (OT) gerufen wird, und stellt ihn als Assistenten ein. Mit der Zeit gewinnt Radio durch die neue Herausforderung an Selbstbewusstsein und entwickelt sich trotz Hindernissen nicht nur selbst weiter, sondern verändert auch veraltete Ansichten und Denkweisen der Bewohner…
Dieses Rührstück nach einer wahren Begebenheit kommt mit einem allemal ehrenwerten Thema daher, hat zudem eine schön stimmige sechziger Jahre Atmosphäre und einen locker aus der Hüfte spielenden Ed Harris. Es wäre so viel einfacher, wenn SIE NENNEN IHN RADIO all das nicht hätte, denn dann würde es sich hier um eine Behinderten-Schmonzette handeln, die man, ohne mit dem woken Zeigefinger im Arsch zu bohren, hinterm nächsten abgeschmackten Kitschfest in die Tonne treten könnte.
Jede sentimentale Szene ertränkt der sonst so geniale James Horner in seinem klebrigen Score, Cuba Gooding Jr. ist definitiv nicht Tom Hanks und schon gar nicht Dustin Hoffman, will es aber unbedingt sein und kackt dabei mit seinem schiefen Blick und seiner noch schieferen Zahnprotese ziemlich ab. Was für ein flacher Film voller schwarz/weiß Charakterisierungen. Süßlich, lieblich, klischeehafte Nächstenliebe ohne wirkliche Konflikte oder echte Emotionen.
Ich brauche jetzt ne zuckerfreie Woche . . .
In THEY WANT ME DEAD kämpft Angelina Jolie gegen Flammen, Killer und alte Traumata. Nach etwas zähem Beginn entwickelt Taylor Sheridans Film rohe, schnörkellose B-Picture-Qualitäten, mit ordentlich Wumms im Magazin. Machte auch bei der zweiten Sichtung Spaß, wobei die FSK 12 Einstufung bei den gezeigten Gewaltspitzen nach wie vor gewagt ist...
Matthew Quigley (Tom Selleck) macht sich von Kalifornien aus mit seinem großkalibrigen Scharfschützengewehr auf den Weg nach Australien, um für den fiesen und raffgierigen Großgrundbesitzer Marston (Alan Rickman) herumstreunende Wildhunde zu erlegen. Als sich die ‘Dingos’ als australische Ureinwohner herausstellen, legt Quigley sein maßgefertigtes Shiloh Sharps 1874 Long Range Rifle auf Marston und seine Bande an...
Trotzt ständigem Generve eines damaligen guten Freundes habe ich QUIGLEY, DER AUSTRALIER in jüngeren Jahren nie gesehen. Das stellte sich jetzt fast 30 Jahre später aber auch nicht als Nachteil heraus, denn der tolle australische Western braucht keinerlei Nostalgie-Punkte, um auch heute noch begeistern zu können. Die Titelrolle als aufrichtige Ein-Mann-Armee füllt Tom Selleck absolut cool, selbstsicher und geradezu lässig aus, war der Mann mit dem markanten Schnäuzer (den ich damals auch gerne mal mit Burt Reynolds verwechselte … also den Mann, nicht den Schnäuzer) nach dem Ende der Erfolgsserie MAGNUM doch durchaus als Superstar zu bezeichnen. Unter der begnadeten Regie von Simon Wincer, der später noch HARLEY DAVIDSON & THE MARLBORO MAN und FREE WILLY drehte, entstand 1990 ein absolut zeitloser Western, der mit seiner ‘Einzelgänger vs. übermächtigen Gegner’-Story vielleicht nicht unbedingt innovativ daher kam, in seiner überwiegend kurzweiligen Geschichte aber echte Inhalte vermitteln konnte. Das veränderte Setting nutzte Wincer nicht nur für beeindruckend schöne und weite Naturaufnahmen, sondern klagt auch den Rassismus und die grausame Gewalt gegenüber den Aborigines an, womit ich in so einem Film gar nicht gerechnet hätte und in seiner Darstellung auch nicht so leicht zu verdauen war. Auch bekommt die anfangs fast schon nervige Nebenfigur ‘Crazy Cora’ ein psychologisch angeknackstes Fundament verpasst, dass später für echtes Mitgefühl beim Zuschauer sorgt.
Was mir noch ganz besonders auffiel, war die handwerklich außergewöhnlich stimmige Inszenierung, bezogen auf Anschlussfehler, (Film-)Logik usw. So was sieht man in so einem groß angelegten Film auch nicht alle Tage. Für mich absolut nachvollziehbar, dass QUIGLEY DOWN UNDER (OT) auch heute noch viele Fans hat. Action, Humor, Abenteuer, ein mustergültig erhabener Western-Score von Basil Poledouris und im Cast neben Tom Selleck und der stark aufspielenden Laura San Giacomo noch der auf ewig geliebte Alan Rickman und ein junger Ben Mendelsohn. Was will man mehr? Ein Western, der abgesehen von einigen kleineren Längen alles aus seinen Möglichkeiten herausholt. Ich lade zwar erst mal nur 7 Geschosse in den Patronengurt, halte für zukünftige Sichtungen aber noch gerne eine weitere Schlaufe frei . . .
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