BenAffenleck - Kommentare
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Alle Kommentare von BenAffenleck
Fünf Jahre vor dem elenden Nine/Eleven zeigte uns Regisseur Stuart Baird in einem recht beängstigenden Szenario schon mal, was es doch für Terroristen ein leichtes sein kann, ein Passagierflugzeug als fliegende Bombe einzusetzen. Vielleicht hätte es sich die Terroristenbande in EINSAME ENTSCHEIDUNG anders überlegt, wenn sie von der „Klapperschlange“ Kurt Russel im Rumpf des Fliegers gewusst hätte.
Hier bekommt man einen astreinen 90er Jahre Action-Thriller, bei dem die etwas zu langen 133 Minuten aber nicht immer wie im Flug vergehen. Einige nette Shootouts, teils extrem spannend inszeniert und mit Kurt Russel, Halle Berry, Oliver Platt und John Leguizamo solide besetzt. Da konnte nicht mal mehr Steven Seagal was dran versauen. Zu der Zeit lieferte er ja auch noch ehrbare Kost ab.
Zum Ende hin gerät der Flieger etwas in Schieflage, aber hey ….. das ist Action-Kino.
Absolut überwältigt gleite ich in den Abspann, verschwommene Namen ziehen vorbei. Ich bin emotional völlig ausgelaugt, es war eine lange harte Reise voller kaum zu verstehender Schönheit, Poesie, Mut, Aufopferung und Glauben. Ein lupenreiner Western-Roadtrip durch den westamerikanischen Himmel, in dem die Dämonen der Hölle in jedem Schatten warten und der Tod ein unerbittlicher Begleiter ist.
Taylor Sheridan präsentiert mit 1883 ein bildgewaltiges wie erzählerisch tiefgreifendes Prequel zu seiner Neo-Western-Serie YELLOWSTONE, die als Anthologie aber abgeschlossen für sich steht und keinerlei Vorwissen zur Hauptserie voraussetzt. Im titelgebenden Jahr erzählt die Serie von der Dutton-Familie und ihrer beschwerlichen Reise quer durch die Vereinigten Staaten, von Texas aus über die Great Plains in Richtung der letzten Winkel des unberührten Amerikas. Im wunderschönen Montana hoffen sie auf eine bessere Zukunft in selbstbestimmter Freiheit und Frieden. Sie schließen sich einer Gruppe völlig unvorbereiteter deutscher und osteuropäischer Siedler an, die von zwei erfahrenen ehemaligen Soldaten und einer handvoll Cowboys nach Oregon geleitet werden wollen. Mit ihren Wünschen, Träumen und inneren Dämonen begibt sich diese zusammengewürfelte Truppe auf einen verlustreichen Weg und einen Wettlauf gegen den Winter…
Taylor Sheridan ist einer der versiertesten amerikanischen Gesellschaftsbeobachter und West-Amerika-Geschichtenerzähler der Gegenwart, und ich hege eine große Bewunderung für seine bisherigen Werke. Dementsprechend groß waren meine Erwartungen an 1883, da ich gleichfalls ein Fan des Neo-Western bin. Nach wenigen Folgen war aber schon abzusehen, dass ich hier wahrscheinlich das Beste sehe, was 2023 über meine Leinwand läuft. Strukturell ist die Western-Serie recht altmodisch angelegt, zeigt allerdings in den ersten Minuten schon das vermeintliche Ende und wirft somit dunkle Schatten voraus. Prinzipiell ist die Story ja ein alter Hut, den man aber so akribisch aufgearbeitet noch nie gesehen hat. Hier wurde einfach ungemein sorgfältig recherchiert und Fragen zu so einem monatelangen Trek beantwortet, deren Existenz ich mir vorher gar nicht bewusst war. Des weiteren schafft Sheridan es, selbst mit seiner vor 150 Jahren spielenden Serie eine Allegorie auf die heutigen Vereinigten Staaten zu erzählen, wie er es schon im modernen Gewand mit SICARIO und HELL OR HIGH WATER unterschwellig zelebrierte.
Neben den fantastisch geschriebenen, mehrdimensionalen Charakteren, die in den Hauptrollen von Faith Hill, Tim McGraw und Sam Elliot mit atemberaubenden darstellerischen Fähigkeiten zum Leben erweckt werden, ist der eigentliche Dreh- und Angelpunkt der beschwerlichen Reise die 17-jährige Elsa Dutton (Isabel May), die sich durch ihre naiv-unschuldige Perspektive bei all den Dramen und Tragödien jene Vision von einem freien Land aufrechterhält, dem Land der Möglichkeiten und der Chancen. Für Elsa bietet die Reise nach Oregon die Chance, die sorgfältig konstruierten Grenzen der feinen Gesellschaft hinter sich zu lassen. Ihre Eindrücke, wachsenden Spiritualismus und unbändige Liebe zur Natur gibt sie in wunderbar poetischen Off-Kommentaren preis, die in Verbindung mit dem schönen Score und durch und durch spektakulären Bildern durchaus etwas von Terrence Malick haben. Vor allem ist es aber auch die schauspielerische Klasse von Isabel May, die hier unglaublich intensiv, gefühlvoll und verschmitzt alles in die Rolle legt, was in dem Alter möglich ist. In Ausstrahlung, Können und Aussehen geht sie problemlos als jüngere Schwester von Jennifer Lawrence durch.
1883 ist eine grandiose Western-Serie mit schauspielerisch herausragenden Leistungen und Kinematografisch ein Meisterwerk. Ein spannendes, wunderschönes und tief berührendes Familiendrama mit epischem Anstrich . . .
Kevin Costner und vor allem Diane Lane sind schauspielerisch immer eine solide Bank, was sie auch im spannenden Neo-Western LASS IHN GEHEN eindrucksvoll unter Beweis stellen können. In der Adaption des gleichnamigen Romans spielen sie ein älteres Ehepaar, das nach dem tragischen Tod ihres Sohnes Anfang der 1960er im mittleren Westen der USA um ihren Enkel kämpft. Der gerät nämlich durch die erneute Heirat seiner Mutter in die Fänge einer Familie, die von einer unberechenbaren Familienpatriarchin beherrscht wird. Diese wird von Lesley Manville (DER SEIDENE FADEN) gespielt, die als improvisationsfreudige Theaterschauspielerin mit einer beängstigenden Präsenz ihre Rolle auszufüllen versteht.
Aufgrund der Corona-Pandemie ging dieser manchmal etwas eigenwillig wirkende Mix aus Drama, Thriller und etwas Spätwestern völlig unter, bevor er dann seinen stillen Platz im VoD zugewiesen bekam und kaum jemand Notiz davon nahm. Die Story kommt relativ entschleunigt daher, langweilt aber zu keiner Minute und schaukelt sich im letzten Drittel immer höher. Von dem Thriller-Anteil hatte ich überhaupt keine Ahnung, und war dann von der gezeigten Kompromisslosigkeit etwas baff. Wer also eine zwar nicht neue, aber gut erzählte Geschichte um Moral, Familie und Rache zu schätzen weiß, der könnte hier schon auf seine Kosten kommen. Die Darsteller sind klasse, die Inszenierung ist rundum gelungen, zum Ende hin immer spannender und weiß durchaus zu bewegen . . .
24 HOURS TO LIVE ist das Paradebeispiel, warum ich im Action-Genre immer wieder sehr gerne in der B-Movie-Ecke umher schleiche. Die Erwartungen sind etwas geringer, oftmals tragen die kleineren Action-Filmchen viel weniger Hüftgold mit sich herum und kommen schneller zur Sache. Regisseur Brian Smrz arbeitete fast 30 Jahre als Stuntman und Stunt Coordinator, weiß also wie dynamische Action auszusehen hat und man diese energetisch auf Film bannt. Die Verfolgungsjagden, Schlägereien und Shootouts sind handwerklich sauber umgesetzt und überzeugen zudem durch ihren hohen Härtegrad. Dabei wird weitestgehend auf stakkatoartige Schnitte verzichtet und Kameramann Ben Nott übertreibt es mit der Wackelkamera nicht maßlos, so dass man das Gezeigte auch genießen kann und der Aufwand der Stuntabteilung nicht umsonst war.
Die Handlung um einen Ex-Auftragskiller, der seinen früheren Job wieder aufnimmt und sich schließlich gegen seinen Auftraggeber wendet, ist sicherlich nicht neu und macht auch 24 HOURS TO LIVE alles andere als originell. Sein Clou ist das Einbringen von minimalen Sci-Fi-Elementen, die es hier ermöglichen, den Hauptakteur nach seinem Tod für 24 Stunden wiederzubeleben. Neben dem gut spielenden Cast um Ethan Hawke und Paul Anderson ist es vor allem sehr erfreulich, dass nicht wieder in Osteuropa gedreht wurde, und man sich stattdessen auf Südafrikas Schönheit und günstige Produktionsmöglichkeiten besinnt.
Somit hat man es bei 24 HOURS TO LIVE mit einem schnörkellos und hochwertig inszenierten Action-Brett zu tun, dass ungemein kurzweilig ist und bei der handgemachten Action keine Kompromisse eingeht . . .
Im inneren Monolog zwischen Genie und Wahnsinn, der Schönheit des Lebens und der Langeweile des Augenblicks . . . BenAffenleck trifft Terrence Malick
1998 - DER SCHMALE GRAT
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Manches braucht seine Zeit, und vieles braucht seine richtige Zeit. Eine schmeichelnde Ode an den wohl besten und gleichzeitig, ich mag es kaum sagen, schönsten Anti-Kriegsfilm aller Zeiten, verfasst von jemandem, der THE THIN RED LINE und damit auch Terence Malick lange Zeit nur müde belächelte.
Eine US-Army Kompanie muss 1942 auf der von Japanern besetzten Pazifikinsel Guadalcanal eine entscheidende Anhöhe einnehmen. Dabei bekommen die Soldaten den vollen Irrsinn des Krieges zu spüren. Die Hölle im Paradies verschluckt jeden...
Nach 20jähriger Regie-Abstinenz warf uns Terence Malick einen Brocken Film hin, den man nur verdauen kann, indem man ihn richtig durchkaut. Wer hier ein schnelles Action-Spektakel erwartet, könnte falscher nicht liegen. THE THIN RED LINE, adaptiert nach dem Bestseller von James Jones, taucht ein in die Abgründe der menschlichen Psyche. Hier wird schonungslos aufgezeigt, wie der Krieg, das Töten von Menschen oder diese in den Tod zu befehligen, sich auf die Soldaten auswirkt. Wie es sie verändert, ihre Seelen auffrisst und wie sie versuchen, das Geschehene zu verarbeiten. Oft wird das dem Zuschauer mit Kommentaren aus dem Off vermittelt, die sich mit den essenziellen Fragen um die Sinnhaftigkeit des Krieges auseinander setzen. Und diese Fragen sind so unbequem und entlarvend, dass das US-Militär sämtliche Unterstützung verwehrte, was bei Kriegsfilmen solcher Größenordnung eher eine Seltenheit ist.
DER SCHMALE GRAT ist vor allem ein großer Film der Kontraste. John Toll fängt mit seiner außerordentlichen Kameraarbeit die atemberaubende Naturkulisse in Bildern brillanter Schönheit ein, die immer wieder von den Gräueln des Krieges zerrissen werden. Ruhe vs. Chaos, Frieden vs. Krieg, Mut vs. Feigheit, Leben vs. Tod. Mit einem gewissen Maß an Ruhe kann dieses Werk der Gegensätzlichkeiten zu einem echten Erlebnis werden und zutiefst berühren. Einen großen Anteil daran hat auch Hans Zimmers Score, der bei der Erstürmung des japanischen Biwaks seinen orgiastischen Höhepunkt findet, gerade damit diese Szene unglaublich intensiv macht und man als Zuschauer förmlich versucht, sich durch die Rückenlehne des Kinosessels zu drücken.
Bei der Besetzung der Rollen hing wohl in sämtlichen Hollywood-Studios ein Din A4 Zettel am schwarzen Brett: „Wer hat Bock im neuen Malick mitzuspielen? Bitte unten eintragen“. Was hier an Schauspielern verballert wird, passt in keine Munitionskiste. Selbst die kleinsten Nebenrollen wurden mal eben mit Clooney oder Travolta besetzt, abgedrehtes Material mit zum Beispiel Mickey Rourke oder Gary Oldman hat es nicht mal aus dem Schneideraum geschafft. Mir persönlich gefällt es aber sehr, dass die tragenden Rollen mit nicht völlig verbrauchten Gesichtern besetzt wurden, denn Jim Caviezel und Elias Koteas zeigen richtig gute Leistungen, die nur noch von einem grandios aufspielenden Nick Nolte übertrumpft werden.
Bei den Oscars (gegen SAVING PRIVATE RYAN) völlig leer ausgegangen, es mag am fehlenden Patriotismus und der Anti-Mainstream-Hollywood-Inszenierung liegen, lässt THE THIN RED LINE bei mir keine Zweifel mehr offen. Ein Meisterwerk, Poesie in Bildern … ein Albtraum der Schönheit.
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Fern (Frances McDormand) hat mit fast 60 Jahren nicht nur ihr Haus und ihren Mann, sondern gleich ihre ganze Stadt verloren. Die Bergbaustadt Empire in Nevada verlor nach einer großen Firmenschließung erst all ihre Bewohner, dann schließlich die eigene Postleitzahl und dann praktisch ihre Existenz. Fortan lebt Fern in ihrem kleinen Van, und hangelt sich in den westlichen USA von einem Gelegenheitsjob zum nächsten. Dabei trifft sie auf viele andere Nomaden, die ihr Nomadenleben teils als bewusste Entscheidung, teils aus wirtschaftlicher Notwendigkeit heraus wählen.
Im mit Preisen regelrecht überhäuften NOMADLAND ergeben Drama und Dokumentarstil ein sinnvolles Ganzes, dem am Ende jedoch das gewisse Etwas und mehr kritischer Biss im Van, als auch außerhalb fehlt. Etwas zäh und ziellos plätschert dieses bejubelte “Meisterwerk” vor sich hin, hat zwar eine wunderbar melancholische Atmosphäre, ohne die passenden dramaturgischen Elemente konnte mich das Gesehene jedoch nicht richtig packen. NOMADLAND zeigt aber mit atemberaubend schönen Bildern die Weite und Schönheit des amerikanischen Westens und ließ bei mir mächtig Fernweh aufkommen . . .
In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs rechnet ein finnischer Goldgräber und Ex-Elitesoldat mit einer Horde Nazis ab, die ihm auf dem Weg zur Bank seinen wertvollen Fund streitig machen wollen.
Mit SISU schicken dieses Mal die Finnen eine One-Man-Death-Squad aufs gut beackerte Feld, die sich in einem ultrabrutalen und martialischen Gewaltfilm ordentlich austoben darf. In einer apokalyptisch anmutenden Umgebung darf der schier unzerstörbare Held die Tellerminen in Nazi-Fressen fliegen lassen, das Survivalmesser in Köpfe rammen oder selbst zum Trocknen aufgehangen werden. Präsentiert wird das alles mit grimmigem Humor und in eher belanglos kopiertem Tarantino-Pulp. Einen gewissen Party-Faktor kann man SISU nicht absprechen, mir war das allerdings zu überzeichnet, mit absurden Zufällen angereichert und einfach immer wieder viel zu doof . . .
Der traumatisierte Höhenretter Gabe Walker (Sylvester Stallone) und sein Kumpel Tucker (Michael Rooker) werden in den Rocky Mountains von einer skrupellosen Bande Gangster als Geiseln genommen, um 3 Koffer mit etlichen Millionen Dollar zu finden, die ihnen bei einem Flugzeugabsturz abhanden gekommen sind…
Alter Finne! Regisseur Renny Harlin kann man für CLIFFHANGER durchaus einen Hang zum Größenwahn unterstellen, damit aber souverän einen der aufregendsten Action-Kracher der 90er-Jahre abdrehte. Damals im Kino und unzählige Male zu Hause zusammen mit Sly die eigene Höhenangst überwunden, setzt dem Berg-Triller heute etwas der altersbedingte Gefrierbrand zu, der von wirklich unzähligen Logiklöchern und Lufteinschlüssen in der Frischhaltefolie herrührt.
Licht und Schatten liegen in den Rocky Mountains (oder besser gesagt den Dolomiten) eng beieinander. Die sensationelle Stunt-Arbeit, schwindelerregende Kamerafahrten und die beeindruckend eingefangene Berglandschaft sind mit der krachend inszenierten Action immer noch großartig. Untermalt von Trevor Jones erhabenen Score (der allerdings auch die B-Seite seiner Kompositionen für DER LETZTE MOHIKANER sein könnte) gibt es hier richtig was auf die Augen und reichlich Futter für die Reißzähne des niederen Unterhaltungs-Triebes. Es gibt aber auch genug Momente, wo CLIFFHANGER nach 30 Jahren einfach ungewollt komisch wirkt, sei es der immer mal wieder krasse Wechsel in die Studiokulissen, unsagbar peinliche Anschlussfehler und zusammengestümperte Dialoge aus dem Papier-Shredder der Sesamstraße. Und doch ist das ganze Ding ungemein unterhaltsam und teils mega spannend.
Stallone setzte hiermit 1993 ein fettes Ausrufezeichen hinter sein Action-Comeback, nachdem er zuvor im Komödien-Genre kläglich scheiterte. Der damals 47-jährige präsentierte sich in Top-Form, überwand für die harten Dreharbeiten seine Höhenangst und ließ sogar etliche seiner eigenen Dollars in den Film einfließen, was mit etlichen geil getricksten Action-Szenen belohnt wurde.
Das der Antagonist von John Lithgow verkörpert wurde, war ein echter Glücksfall, gab er doch schon im nicht minder unterhaltsamen RICOCHET einen köstlich fiesen Bösewicht ab.
Ich habe mich jedenfalls sehr über die 25th Anniversary Edition auf BluRay gefreut, die dieses hanebüchene Abenteuer endlich uncut in sehr guter Qualität im Heimkino präsentiert. Sly in einer Paraderolle und in Top-Form, sehr gute Action und Spannung in einem eher selten präsentieren Szenario. Für CLIFFHANGER darf man die offensichtlichen Schwächen auch mal gerne abseilen . . .
Bill Baker (Matt Damon), ein amerikanisches Bohrinsel-Raubein aus Oklahoma, reist nach Marseille, um seine entfremdete Tochter Allison (Abigail Breslin) zu besuchen. Die sitzt wegen eines Mordes im Gefängnis, den sie angeblich nicht begangen hat. Konfrontiert mit Sprachbarrieren, kulturellen Unterschieden und einem komplizierten Rechtssystem, baut sich Bill in Frankreich ein neues Leben auf, während er es zu seiner persönlichen Mission macht, seine Tochter zu entlasten…
Für STILLWATER ließ sich Tom McCarthy scheinbar vorrangig vom Fall der US-amerikanischen Studentin Amanda Knox inspirieren, die 2009 in Italien wegen Mordes zu 26 Jahren Haft verurteilt wurde, aus dem sie nach 4 Jahren Gefängnis dank einer Berufungsverhandlung vorzeitig entlassen wurde. McCarthy konzentriert sich auf die Perspektive eines Angehörigen und darauf, welche Opfer man bereit ist zu leisten, damit man einen geliebten Menschen wieder zurück in die Heimat bringen kann. Dabei vermischt er Elemente des Thrillers und des Familiendramas, wobei der Fokus eindeutig auf letzterem liegt. Interessanter noch als die Frage um die Schuld ist die Auseinandersetzung mit Vorurteilen gegenüber einem Menschen wie Bill, einem Durchschnittsamerikaner, der nach vielen Fehlern einfach nur das Richtige tun will und seine Rolle als Vater erfüllen möchte. Die amerikanisch-französische Co-Produktion fühlt sich dabei durch und durch nach einem europäischen Film an und ist mit Matt Damon, Camille Cottin und Abigail Breslin schauspielerisch sehr überzeugend besetzt. Mir war die Laufzeit mit 139 Minuten aber etwas zu lang, obwohl die Zeit natürlich der Charakterzeichnung zugutekommt. Zwar ein Film, den ich selbst Wochen nach der Sichtung noch nicht vergessen habe, aber halbwegs packen konnte mich das Drama nur in sehr wenigen Momenten . . .
Im inneren Monolog zwischen Genie und Wahnsinn, der Schönheit des Lebens und der Langeweile des Augenblicks . . . BenAffenleck trifft Terrence Malick
1978 - IN DER GLUT DES SÜDENS
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Einer der schönsten Filme, die jemals gedreht worden sind. [Roger Ebert]
Für Terrence Malicks Liebesmelodram IN DER GLUT DES SÜDENS übernahm Richard Gere seine erste Hauptrolle. Zur Zeit des auslaufenden ‘Gilded Age’ spielt er einen frisch entlassenen Stahlarbeiter aus Chicago, der sich mit seinem Vorarbeiter angelegt hat. Daraufhin macht er sich mit seiner Freundin Abby (Brooke Adams) und seiner kleinen Schwester Linda (Linda Manz) auf den Weg nach Texas, wo sie ihren Lebensunterhalt als Erntehelfer auf den Feldern des gutherzigen Farmers David (Sam Shepard) verdienen müssen. Dieser wirft ziemlich schnell ein Auge auf die bezaubernde Abby, die sich damit auf das gefährliche Spiel einer Dreiecksbeziehung einlässt…
Terrence Malick erzählt in äußerst poetischen und wunderschönen Bildern eine tieftraurige Geschichte aus der Zeit der Industrialisierung, die auch durchaus als sozialkritische Milieu-Zeichnung bestand hat, im tiefen Kern aber eine melodramatische Lovestory ist. Den Drehbuchentwurf ließ Malick 1976 noch während der Dreharbeiten weitestgehend links liegen, improvisierte viel mit den Schauspielern und ließ keinen Satz zu viel in seinem zweiten Film. Für den eigentlichen Handlungsort Texas musste die kanadische Provinz Alberta herhalten, wo fast ein Jahr lang, verteilt auf beachtliche 72 Drehtage DAYS OF HEAVEN (OT) entstand. Die lange Drehzeit ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass Kameramann Néstor Almendros überwiegend zur “Goldenen Stunde” drehte, also eine Stunde nach und eine Stunde vor Sonnenaufgang, was für ganz besondere Lichtverhältnisse sorgte. In langen, fast meditativen Einstellungen entstanden Bilder von unsterblicher Poesie und Schönheit sich im Wind wiegender Kornfelder, das einsame Farmhaus in ihrer Mitte, sich auftürmender Wolken über unendlichen Weiten. Absolut magisch und faszinierend. Da Malick nach der Fertigstellung noch 2 Jahre für den Schnitt benötigte, bekam Néstor Almendros erst 1979 wohlverdient den Oscar für die beste Kamera.
Malick sperrt sich aber konsequent gegenüber dem Mainstream-Kino, erzählt mit symbolhaften Bildern und Zeitsprüngen nach vorne seine Geschichte von Eifersucht, Wut und Loyalität. IN DER GLUT DES SÜDENS ist dabei weder durchgängig spannend oder ein durch und durch guter Film, und doch so fordernd und fesselnd, dass ich ihn innerhalb eines Jahres 3x gesehen habe. Diese Bilder, diese Poesie und Andersartigkeit der damaligen Zeit, eingebettet in einem wunderbaren Score von Ennio Morricone strahlen schon eine gewisse Faszination aus, weswegen man dieses Werk zumindest einmal gesehen haben sollte.
Malick soll unter anderem sehr enttäuscht von der Einmischung des Studios bezüglich der Besetzung und des Schnitts gewesen sein. Es wird vermutet, dass er sich deshalb zurückzog und erst 20 Jahre später mit dem sensationellen Kriegs-Epos DER SCHMALE GRAT auf die Kinoleinwände zurück kehrte . . .
THE BEAUTY OF… https://www.youtube.com/watch?v=mCCy8mRqF8c
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Nachdem ein nicht übermäßig voll besetztes Passagierflugzeug unter Captain Brodie Torrance (Gerard Butler) auf einer Insel gerade eben noch notlanden kann, entpuppt sich die vermeintliche Rettung als ein Spiel auf Zeit. Bis an die Zähne bewaffnete Partisanen halten die Insel besetzt, und sehen in den Passagieren und der Crew die Chance auf leicht verdientes Lösegeld. Unter den Gestrandeten befindet sich allerdings auch ein ehemaliger Soldat (Mike Colter) der französischen Fremdenlegion, der sich nicht gerade im Mimosen-Modus befindet…
PLANE muss man als durchaus solide Genre-Kost bezeichnen, die Regisseur Jean-François Richet mit um die 20 Millionen Dollar Budget amtlich anrichten konnte. Das Dschungel-Setting von Costa Rica ist natürlich ein echter Gewinn, auf so was habe ich meistens Bock. Die Bodycount-Krone bekommt hier Mike Colter aufgesetzt, und somit ist es ganz erfrischend, Gerard Butler nicht wieder als unkaputtbare Mike-Banning-Variante zu sehen. Die Action konzentriert sich dabei eher im letzten Drittel des Films, lässt dann aber auch ordentlich die leeren Patronenhülsen und toten Gegner auf den Boden regnen. Besonders geil waren die Szenen mit einem Barrett-Scharfschützengewehr, dessen abgeschossene Projektile selbst durch Fahrzeuge hindurch eine amtliche Sauerei anrichten.
Recht spannender und unterhaltsam inszenierter Actionfilm, dem aber das besondere Etwas fehlt . . .
Zu den Feiertagen noch eben das Allernötigste von Feinkost Kolinski holen. Nervt aber voll, das ich dafür jetzt nach assi Billstedt rüber muss. Hoffentlich macht mich die notgeile HipHopp-Bitch hinter der Kasse nicht wieder an, oder dieser schräge Sicherheits-Spasti...
KRAMPUS bietet eine echt schräge und stimmungsvolle Weihnachtssause, die angenehm düster ausgefallen ist und mit schwarzem Humor nicht geizt. Die Besetzung bietet mit Toni Collette, Allison Tolman und Adam Scott bekannte Gesichter und zweckmäßiges Schauspiel. Einige Ideen fand ich einfach total gelungen, seien es der eklige Clown-Wurm oder die fies-spaßigen Lebkuchenmännchen. Nette Unterhaltung . . .
Im inneren Monolog zwischen Genie und Wahnsinn, der Schönheit des Lebens und der Langeweile des Augenblicks . . . BenAffenleck trifft Terrence Malick
1973 - BADLANDS
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Fort Dupree, South Dakota, 1959: Der Tagträumer Kit (Martin Sheen) verlieb sich in die junge Holly (Sissy Spacek). Doch ihr Vater ist gegen die Beziehung. Kit erschießt den Erzeuger seiner Freundin, und fackelt die ganze Bude ab. Anschließend flieht das Liebespaar Richtung kanadische Grenze, und hinterlässt bei etlichen Zwischenstopps ein regelrechtes Blutbad…
Bereits mit seinem ersten Spielfilm erwarb sich Terrence Malick seinen legendären Ruf als Poet des amerikanischen Kinos, sein BADLANDS zählt heute zu den Meisterwerken des New Hollywood Kinos. Die Gewaltstudie über zwei Menschen, die sich von ihrem Leben entfremdet haben, hat einige atemberaubende Landschaftsaufnahmen und einen markanten Score zu bieten, den man gut 2 Dekaden später noch mal in TRUE ROMANCE in überarbeiteter Form wiederfindet.
Darüber hinaus konnte mir Malicks Film überhaupt nichts geben, da mir die Charaktere völlig am Arsch vorbei gingen, und auch an jeglicher Erklärung (oder Background) für ihr abgestumpftes Handeln gespart wurde. Dann doch lieber noch mal NATURAL BORN KILLERS oder TRUE ROMANCE, die es ohne diesen recht öden Film so aber vielleicht nie gegeben hätte . . .
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Wer wollte damals nicht gerne so einen Mogwai mit flauschigem Pelz, riesengroßen Kulleraugen und eigenem Chinesen haben? Das Gemeinschaftsprojekt von Joe Dante (Regie) und Chris Columbus (Drehbuch) ließ 1984 die Kinokassen ordentlich klingeln, und spielte das fast 14-fache seines Budgets wieder ein. Heutzutage fühlt sich GREMLINS - KLEINE MONSTER für mich eher wie eine außer Kontrolle geratene Weihnachtsfeier der nerdigen Animatronics-Abteilung an, zudem wirkt die winterliche Weihnachtsstimmung absolut künstlich. Alles sieht so aus als sei es mit Schneespray angesprüht worden, und selbst bei Minus-Temperaturen stoßen die Darsteller draußen keine Atemwolken aus.
Darüber hinaus hat diese Horror-Comedy für (nicht zu) Jung und Alt aber genug zu bieten, was eine Sichtung auch heutzutage noch rechtfertigt. Das Drehbuch ist gar nicht mal unoriginell, zu Schmunzeln gibt es eigentlich immer was und die Zerstörungswut der GREMLINS ist eh legendär. Für mich kein Weihnachtsklassiker, aber durchaus solide Unterhaltung . . .
DIE SCHRILLEN VIER (RolfMuller, pischti, Der_Ryan_M, BenAffenleck ) … versuchen nicht einzuschlafen
#4 DIE KÖRPERFRESSER KOMMEN
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Auch nach unzähligen darauffolgenden Rollen ist die eindringliche Szene, in der Donald Sutherland mit schrecklich verzerrten Gesichtszügen einen schrillen Schrei ausstößt wohl immer noch das Bild, an das man bei der Erwähnung des Schauspielers als erstes denkt, ist vielleicht aber auch nur bei mir so.
Regisseur Don Siegel brachte 1956 mit DIE DÄMONISCHEN die erste Adaption des Romans ‘The Body Snatchers’ von Jack Finney auf die Leinwand und erschuf damit den Prototypen eines Sci/Fi-Horror-Szenarios, welches mit leichten Abwandlungen noch 3 Mal verfilmt werden sollte und unzählige inhaltlich ähnliche Filme nach sich zog. Das erste Remake drehte 1978 Philip Kaufman und schuf damit einen zeitlosen, durchweg pessimistischen Klassiker des Genres, der bis heute nichts von seiner Wirkung verloren hat. Besonders gelungen finde ich die Verlegung des Handlungsortes einer kalifornischen Kleinstadt in die Millionen-Metropole San Francisco, von der ich eh ein großer Fan bin. Aber auch hier geht es um eine außerirdische Lebensform, die langsam die machtlose Menschheit unterwandert, indem sie diese mit Hilfe von Sporen tötet und im Schutze der Nacht perfekte, aber völlig gefühsltote Doppelgänger generiert. Die Inszenierung von Kaufman ist dabei geradezu beklemmend und von Paranoia durchflutet, so das die Größe der riesigen Stadt förmlich zusammenschrumpft.
Vor der Kamera konnte man ein großartiges Ensemble an hervorragenden Darstellern verpflichten, angeführt von einem großartigen Donald Sutherland. Weitere größere Rollen konnten mit dem blutjungen Jeff Goldblum und Leonard Nimoy mal abseits unendlicher Welten besetzt werden. Vor allem aber haben mir auch die, damals nicht gerade durchweg typisch, starken Frauencharaktere gefallen, dargestellt von Veronica Cartwright und Brooke Adams. Gerade letztere Dame hat bei mir seit DEAD ZONE eh ein Stein im Brett, und spielt auch hier richtig stark auf. Das Tempo ist halt 70’-like keine andauernde Abfahrt, aber mit den liebevoll kreierten Effekten, dem extrem gelungenen Sounddesign und der immer hoffnungsloseren Paranoia-Atmosphäre ist DIE KÖRPERFRESSER KOMMEN auch heute noch für einige Schauer über dem Rücken gut . . .
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Als mitten in Philadelphia das Chaos ausbricht und lebende Leichen über die Massen herfallen, schafft es Gerry Lane (Brad Pitt) gerade noch so, mit seiner Familie zu entkommen und per Helikopter auf einen Militär-Kreuzer evakuiert zu werden. Seine Frau (Mireille Enos) und ihre zwei Mädchen dürfen dort bleiben - wenn Gerry an einer Mission teilnimmt, die den Ursprung der Untoten-Pandemie klären soll. Der Einsatz in Korea geht von Anfang an richtig schief, bald muss sich Gerry fast im Alleingang über den komplett verseuchten Globus schlagen, um ein Gegenmittel zu finden…
WORLD WAR Z basiert auf dem 2010 erschienenen Weltbestseller ‘Operation Zombie’ von Max Brooks. Erzählt wird der globale Kampf gegen Zombies, mit Storys aus fast allen Ländern dieser Erde. Die Verfilmung ist allerdings auf Publikumsmagnet Brad Pitt zugeschnitten und wäre ohne ihn sicherlich auch nicht der spannende Pandemie-Reißer geworden, der er mMn ist, da er als Produzent das schwierige Projekt zusammenhielt und sogar eine Trilogie vor Augen hatte. 200 Millionen Dollar sollen verpulvert worden sein, unter anderem auch bedingt durch teure Nachdrehs, ständigen Drehbuch Änderungen und diversen anderen Produktions-Problemen. Da schraubte ich die Erwartungen schon bei der damaligen Erstsichtung gleich wieder etwas runter. Eigentlich völlig unberechtigt, denn Marc Forster brachte bei all den Schwierigkeiten das Kunststück fertig, einen packenden Reißer hinzulegen, der weniger auf Ekel, Blut und Schrecken, sondern mehr auf epischer, weltweiter Action, riesigen Explosionen und CGI-Horden von Untoten setzt, allerdings alles im PG-13-Gewand.
Somit darf man die Hände in die Sessellehne krampfen, Klappe halten und die Atmung einstellen: Ein unvorsichtiges Klirren, Klappern, oder Lärmen genügt, um die blitzschnellen Infizierten aufzuscheuchen. Spannendes Teil, wo ich gerne noch mal einen Punkt oben drauf packe . . .
Wenn die besinnliche Festtagsstimmung überhand nimmt, man John McClanes geschundenes Unterhemd nicht mehr sehen kann, Kevin zugedröhnt hinterm Tannenbaum liegt und Chevy Chase auf dem Dachboden erfroren ist, muss Mimik-Standbild Ben Affleck den Abend retten. Mittlerweile hat die Schauspiel-Brezel ja definitiv an Können zugelegt, hinter der Kamera war er eh von Anfang an eine Bank. Wenn man etwas aufrundet, schafft es Affleck für REINDEER GAMES (OT) künstlerisch allerdings nur auf 30 % “Passt schon”, 50 % “Trauerspiel” und 20 % “Gurkenglas”. In seinem letzten Kinofilm ließ John Frankenheimer aber Milde walten, und stellte meinem Namens-Bro mit Charlize Theron als Femme-Fatale, Gary Sinise als cholerischen Anführer und Dennis Farina als wehrhaften Casino-Besitzer einen soliden Cast zur Seite.
Die Geschichte um einen frisch entlassenen Knasti und eine Gang, die kurz vor Weihnachten im verschneiten Michigan (gedreht wurde aber wie so oft im günstigeren Kanada) in Weihnachtsmann-Kostümen ein Casino Hopps nehmen wollen, bietet solide Genre-Kost mit einigen blutigen Ballereien, bekloppten Wendungen und einer etwas zu lang ausgewalzten Geschichte. Mit 42 Millionen Dollar Budget konnte Frankenheimer hier aber zumindest inszenatorisch aus dem Vollen schöpfen, was aber mit einem weltweiten Box-Office von 32 Millionen Dollar fast keine Sau interessierte.
Viel übrig bleibt nach dem Anschauen von WILD CHRISTMAS nicht, und irgendwie ist das nach wie vor ein etwas merkwürdiger Film. Um aber auch in der Weihnachtszeit seine Surround-Anlage etwas zu kicken, kann man den im Stream ruhig mal aus dem Schnee buddeln . . .
Auch ein hochkarätiges Traumteam liefert manchmal nur Mittelmaß ab. Richard Donner (Regie), Joel Silver (Produktion) und Brian Helgeland (Skript) verpulverten 1997 amtliche 75 Millionen Dollar für einen durch und durch konventionellen und überlangen Mainstream-Thriller, der mit Mel Gibson und Julia Roberts zumindest 2 damalige Topstars in Spiellaune zeigt, die bestimmt schon die Hälfte des Budgets vereinnahmten. In FLETCHERS VISIONEN mimt Gibson einen psychisch gestörten New Yorker Taxifahrer, der als fanatischer Anhänger von Verschwörungstheorien in ein undurchsichtiges Verschwörungskomplott um inhumane Mental-Experimente gezogen wird.
Die Inszenierung ist dabei makellos, der Film sieht immer noch richtig stark aus. Durchgängig begeistern konnte mich das gesamte Paket aber schon damals nicht, da Gibson schon fast am Rande der Karikatur spielt und die Chemie zwischen den beiden Hauptrollen lediglich konstruierte Drehbuch-Physik ist. FLETCHERS VISIONEN ist darüber hinaus natürlich durchaus unterhaltsam und hat mit Patrick Stewart auch einen unangenehmen Antagonisten zu bieten, der hier allerdings auch etwas verschenkt wird. Ähnlich durchgedreht wie seine Hauptfigur wirkt auch der dramaturgische Ton, und kann somit bei allen Vorhersehbarkeiten des unausgegoren Skripts zumindest damit für einige Überraschungen sorgen. Ich schaue mir jetzt aber erst mal mein Exemplar von Salingers ‘Fänger im Roggen’ etwas genauer an und ordere eine Euro-Palette mit Alu-Folie . . .
Als der Marine Mac Conway (Logan Marshall-Green) Anfang der 70er Jahre aus dem Vietnam-Krieg in seine Heimatstadt Memphis zurückkehrt, scheint sein altes Leben für immer verloren. Seine Frau Joni (Jodi Balfour) fing aus Einsamkeit eine Affäre an, von seiner Familie wird er abgewiesen und auch die Gesellschaft hat nicht mal einen Job für ihn und straft ihn wegen der Gräueltaten des Krieges mit Verachtung. So muss der tief traumatisierte junge Mann alleine mit den Erinnerungen an die Schrecken zurechtkommen. In dieser Perspektivlosigkeit bekommt er ein lukratives Angebot von dem mysteriösen ‘Broker’ (Peter Mullan), dass ihn in die undurchschaubare Welt der Auftragskiller zieht und den Spitznamen QUARRY beschert…
Die Macher um Michael D. Fuller waren leicht schockiert, als der US-Sender Cinemax, eine Art kleiner Bruder von HBO, keine zweite Staffel ihrer formidablen Serie bestellte. Sowohl positive Kritiken als auch gute Einschaltquoten reichen manchmal nicht aus, um eine Serie am Laufen zu halten. Somit kann (und muss) man die 8-teilige Serie als Anthologie sehen, die dann auch glücklicherweise zwar offen, aber dabei rund und ohne Cliffhanger endet.
Die Serie basiert lose auf den gleichnamigen Romanen des amerikanischen Schriftstellers Max Allan Collins, und nutzt ihr 1970er-Jahre Setting perfekt aus, um eine gewisse Desillusionierung der USA darzustellen, die auch gut ins Hier und Jetzt übertragbar ist. Diese trostlose Atmosphäre wird genial mit dem hitze-flirrenden, verschwitzten Blues der amerikanischen Südstaaten durch eine bestechende visuelle Umsetzung verbunden. Kulissen, Frisuren, Klamotten und tolle Autos prägen das authentische Bild einer Serie, die Drama und einige harte Gewaltspitzen bereit hält, vor allem aber Logan Marshall-Green als fantastischen Schauspieler im Gedächtnis verankern wird. Ganz dicke 7 Punkte von mir . . .
Jeff Nichols wundervoll fotografiertes Coming-Of-Age-Drama MUD atmet den Geist von Huckleberry Finn und STAND BY ME, verzaubert mit seinem atmosphärischen US-Südstaaten-Feeling und ist hervorragend besetzt und gespielt. Da ich ein großer Fan von Nichols TAKE SHELTER bin wunderte ich mich etwas, dass mich der Film über Liebe, Trennung, Vorbilder und Freundschaft nicht sofort komplett begeistern konnte. Hier musste ich gestern einfach noch mal den Motor ins Wasser lassen, und über den Mississippi Richtung Golf von Mexiko tuckern. McC sollte so ein Aufwand einfach immer wert sein…❣️
Connor (Sean Patrick Flanery) und Murphy MacManus (Norman Reedus) arbeiten im Bostoner Schlachthof. Sie sind trinkfest, rau aber herzlich und erzkatholisch. Als die russische Mafia ihre Lieblingskneipe schließen will, beginnen die Brüder einen Feldzug gegen die Unterwelt. Unterstützt werden die beiden vom abtrünnigen Rocco (Davis Della Rocco). Doch der FBI Agent Paul Smecker (Willem Dafoe) ist den BOONDOCK SAINTS schon auf den Fersen, ebenso wie der legendäre Killer ‘Il Duce’ (Billy Connolly)…
Das Drehbuch des 25-jährigen Barmanns Troy Duffy zählte Ende der 90er-Jahre zu den heißesten Skripts in Hollywood. Nachdem ‘Miramax’ durchaus Interesse an der Verfilmung der Vigilanten-Story hatte und 14 Millionen Dollar locker machen wollte, offenbarte Duffy einige gravierende charakterliche Schwächen, die selbst einem Wahnsinnigen wie Harvey Weinstein, aber auch zahlreichen anderen einflussreichen Personen in Hollywood zu viel des Guten waren. Duffy konnte sein Script dann (soweit ich das noch aus der tollen Doku OVERNIGHT zu der damaligen Sachlage weiß), knapp siebenstellig an das Indie-Label ‘Franchise Pictures’ verkaufen, allerdings nur unter der Auflage, bei dem Film selbst (völlig unerfahren) Regie zu führen und mit seiner Band den Soundtrack dafür abzuliefern. Der massiv angepisste Weinstein ließ daraufhin mutmaßlich seine in der Branche gottgleichen Beziehungen spielen, woraufhin THE BOONDOCK SAINTS (OT) zwar auf einigen Filmfestivals für extremen Party-Modus sorgte, dann aber auch noch wegen des Massakers an der Columbine High School noch lediglich in fünf US-Kinos gezeigt wurde. Danach knallte Hollywood Troy Duffy sämtliche Türen vor der Nase zu, im Heimkino-Sektor durfte der Film dank der schnellen Indizierung nur unter der Ladentheke verkauft werden und Duffy verballerte seine Kohle in Rekordzeit. Von Duffy kann und darf man natürlich halten was man mag, aber er hatte eine Vision, setzte diese konsequent um und lieferte amtlich ab.
Mit den Jahren scharrte DER BLUTIGE PFAD GOTTES eine große und treue Fanbase um sich, und sicherte sich völlig verdient den Kultfilm-Stempel. Mit irischem Flair versehen, ist dies einer der mitreißendsten Actionfilme der 90er Jahre, hochenergetisch und zumindest damals in seiner Coolness unübertroffen. Der Film brilliert aber nicht nur durch die gut dargestellte Action, sondern vorrangig durch seine unnachahmliche „Reverse-Engineering"-Thriller-Struktur und den ideal zusammengestellten Cast. Neben Sean Patrick Flanery und Norman Reedus als Racheengel, dem völlig Schauspiel-unerfahrenen David Della Rocco als Mafia-Laufbursche ‘Rocco’ ist zweifellos Willem Dafoes Darstellung eines transsexuellen FBI-Agenten, der sich tänzelnd und unter Einwirkung klassischer Musik durch den Tatort schlängelt, um den Fall bildlich zu rekonstruieren, dass eigentliche Highlight. Generell, und vor allem nach fast 25 Jahren, muss man schon sagen, dass die Inszenierung zwar stilsicher, aber ähnlich wie Dafoes Schauspiel, auch ganz schön dick aufgetragen ist. Die blutrünstige Gewalt, eine ordentliche Portion (zynischer) Humor so wie die schwungvoll und temporeich erzählte Geschichte lassen die nicht mal zwei Stunden aber auch nach der zigsten Sichtung immer noch nicht in Slow-Mo vergehen. Aequitas, Veritas . . .
Ray Shoesmith (Scott Ryan) arbeitet im Sicherheits-Business. Das heißt, er ist der Mann für Geldeintreibung unter Gewaltandrohung, mittelschwere Verprügelungen und, wenn sein Boss es ihm aufträgt, natürlich auch Mord. Aber Ray hat außerhalb seines “speziellen” Jobs auch ein ganz gewöhnliches Leben, in dem er den täglichen Spagat zwischen freundlichem Familienmensch und kompromisslosem Auftragskiller zu meistern versucht. Er ist bemüht, seiner heranwachsenden Tochter ein guter Vater zu sein, kümmert sich um seinen schwerkranken Bruder (Nicholas Cassim) und versucht in Therapiesitzungen seine Wutausbrüche unter Kontrolle zu bringen. Das Ray aber alle Dinge auf seine ganz eigene, sehr spezielle Art und Weise erledigt, bleibt weder für ihn, noch für seine Liebsten ohne Folgen…
Vielen Dank an meinen Buddy TommyBarin, der mir diese australische Serie mal vor etlichen Monaten in einem Sub-Kommi ans Herz legte. Irgendwie bin ich dann auch beim Streaming-Wühlen tatsächlich an MR. INBETWEEN hängen geblieben und war überrascht, dass die Folgen meist keine 25 Minuten gehen. Das spielte letzten Endes auch keine Rolle mehr, denn ich habe alle 3 unglaublich kurzweiligen Staffeln innerhalb weniger Tage durchgesuchtet, da die vom Hauptdarsteller Scott Ryan geschriebene Serienadaption seiner Mockumentary THE MAGICIAN den gerne mal unnötigen Ballast einer einstündigen Serienfolge gleich übers Geländer wirft. Natürlich benötigt man erst mal 2-3 Folgen, um sich zurecht zu finden und den ambivalenten Charakter Ray Shoesmith kennen zu lernen, wobei zu Beginn eine gewissen Affinität und große Abscheu für den Protagonisten in Einklang zu bringen sind.
MR. INBETWEEN hatte natürlich nie das Budget einer HBO-Serie, holt aus den geringen Mitteln für die erste Staffel aber stets das Beste heraus. Nachdem die Serie dann sogar erfolgreich in die USA importiert wurde, scharrte die schwarzhumorige Dramedy schnell Fans um sich und ließ vor Entzückung selbst Kritiker eine Augenbraue hochziehen. Das Spiel, zwischen pointierter Situationskomik und düsterer Gewaltdarstellung, gelingt hervorragend. Auch für den geneigten Action-Fan gibt es hier einige krachende Shootouts zu entdecken, womit ich nach den ersten Folgen überhaupt nicht gerechnet hätte. Die Story generiert auch ordentliche Rattenschwänze, vorheriges Handeln hat in späteren Folgen immer irgendwelche Folgen und sorgt für eine spannende Dynamik, die wiederum auch plötzliche schmerzhafte Schärfen bereit hält, die den Blick verschwimmen lassen. Scott Ryan hat sich die Rolle auf den Leib geschrieben und noch nie einen anderen Charakter als Ray Shoesmith verkörpert. Seine magnetische Performance ist dabei aber stehts glaubwürdig und gerade den diabolische Gesichtsausdruck samt verschmitztem Lächeln, wird man wohl nie mehr vergessen. Aber auch darüber hinaus punktet MR. INBETWEEN mit einem ganz starken, natürlich wirkenden und völlig unverbrauchten Cast. Die Regie für alle Folgen übernahm übrigens Nash Edgerton, der Bruder von Joel Edgerton.
Für diese hervorragende TV-Unterhaltung abseits der üblichen Verdächtigen muss ich eine ganz dicke Empfehlung aussprechen. Knackige Laufzeit, präzise Dramaturgie und dank des hohen Pacings mit dem größtmöglichem Binge-Faktor gesegnet. Unbedingt anschauen . . .
MIDNIGHT RUN ist ein bis in die Nebenrollen wirklich top besetzter Buddy-Actioner der alten 80er Schule. Trotz vorbildlicher Charakterzeichnung, fein platziertem Humor und wechselnden Locations empfand ich ihn aber extrem gemächlich inszeniert und viel zu lang. An dem Eindruck konnte auch die jetzige Zweitsichtung nichts ändern. Eigentlich schade…
In DEADSTREAM verbringt der in Ungnade gefallene YouTuber Shawn Ruddy (Joseph Winter) eine Nacht in einem mutmaßlichen Spukhaus. Ausgerüstet mit zahlreichen Kameras möchte er sich mit dieser Mutprobe bei Fans und Sponsoren rehabilitieren…
Was sich das Ehepaar Joseph und Vanessa Winter für ihr Spielfilmdebüt ausgedacht haben, hörte sich schon auf dem Papier interessant an, funktioniert in der Praxis aber tatsächlich noch besser. Ein EVIL DEAD Found-Footage-Film im Livestream-Style, der gekonnt Humor und Horror vermischt, ohne sich lächerlich zu machen und dabei das ganze Influencer-Ding noch schön Hops nimmt. Bemerkenswert ist, dass die komplette Produktion mit Regie, Drehbuch, Musik und Schnitt in den Händen des Ehepaars lag. Zum Budget konnte ich leider keine Informationen finden, da aber auch die Masken und das wirklich gelungene Makeup mit viel Einfallsreichtum von den Winters selbst in die Hand genommen wurde, ist man von einem sechsstelligen Budget sicherlich weit entfernt.
Mit DEADSTREAM haben sie jedenfalls eine großartig funktionierende Geisterbahn auf die Beine gestellt, für die man unbedingt eine Fahrt lösen sollte. Das Pacing ist gut, einige gelungene Lacher, knisternde Spannung und die durchaus gruselige Atmosphäre machen das Ding hier zu einer echten Empfehlung und lassen DEADSTREAM hoffentlich mal zu einen kleinen Kultfilm werden . . .