BenAffenleck - Kommentare

Alle Kommentare von BenAffenleck

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    ALL OF US ARE DEAD spielt überwiegend an einer High School in Südkorea, die zum Zentrum einer Zombie-Apokalypse wird. Der völlig überdimensionierte Überlebensk(r)ampf einer Gruppe Schüler, die scheinbar vorher schon intensive Bekanntschaft mit einem “Brain Bug“ gemacht hat, war für mich eine regelrechte Tour de Force, aus der ich leider meiner Tochter zuliebe nicht vorzeitig aussteigen konnte. Dabei hätte ich die ganze Bande nach spätestens 3 Folgen nur zu gerne mit heraushängenden Gedärmen gesehen, da man sich selbst als pubertierender Schüler während einer Zombie-Apokalypse unmöglich so talentfrei anstellen kann. Mit was für lauen Drehbuchideen hier manchmal Spannung generiert werden soll, ist echt zum Augen verdrehen. Dann das Overacting etlicher Figuren, Anschlussfehler und sich ständig im Kreis drehender Inhalt, der für maximal 6 Folgen gereicht hätte, da mir persönlich auch die kaum auseinander haltbaren Charaktere Chong, Wong, Hong und Song komplett am Arsch vorbei gingen.

    Puuh, beim nächsten Mal dann doch lieber wieder Ente süß-sauer anstatt geschnetzeltes Allerlei aus der (Serien-)Gosse . . .

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    • 8

      Bis an die Zähne bewaffnet, fresh gestylt und im kugelfesten Edelzwirn gehüllt: Ben Affenwick und sein treuer Begleiter Ryan buchen sich im Continental ein . . .

      2017 - JOHN WICK: KAPITEL 2

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      Als JOHN WICK 2014 in die Kinos kam, ahnte noch keiner, welch großer Überraschungserfolg daraus entstehen würde. Etwas mehr als zwei Jahre später wurde das durch seine Ästhetik in die Kinogeschichte und Fan-Herzen eingegangene Actionwerk fortgesetzt. Mit neuem Vierbeiner, neuem Setting und neuen Gegnern läuten Derek Kolstad (Drehbuch), Chad Stahelski (Regie) und Keanu Reeves die actionreiche zweite Runde für ihre Kampfmaschine John Wick ein.

      Konnte dieser im Laufe seines ersten Leinwandauftritts bereits seinen treuen Vierbeiner rächen, geht es nun zunächst darum, sich den abhanden gekommenen fahrbaren Untersatz wieder zu eigen zu machen. Nachdem dieses Vorhaben mehr oder weniger erfolgreich abgeschlossen ist, stünde für John eigentlich der Rückzug aus der Welt des organisierten Verbrechens an - eigentlich. Ein alter Blutschwur verpflichtet John jedoch, einen Gefallen bei einem hohen Tier der italienischen Mafia abzuleisten. Er reist nach Rom, checkt im dortigen ‘Continental’ ein, rüstet auf und ab geht die Luzi!

      Meine Fresse, was kann Action-Kino gut aussehen. Style over Substance trifft es nicht annähernd, der Stil ist die Substanz. Eine geschmeidig gefilmte, butterweich geschnittene Headshot-Orgie, die selbst im rasantesten Gun-Fu-Getümmel nicht die Übersicht und schon gar nicht die Dynamik verliert. Das Filmuniversum wird mit diversen kleinen Einfällen und Gags konsequent ausgebaut, die Ausstattung und Beleuchtung etlicher Räume ist großartig, Stahelskis Blick für gut eingefangene Außen- wie Innenansichten bemerkenswert. Das altehrwürdige Rom als Schauplatz ist für das Szenario aber auch ein echter Zugewinn.

      Keanu Reeves ließ es sich auch nicht nehmen, seine Stunts bis auf eine Szene selbst zu machen, wofür er über Monate ein intensives Martial Arts-, Waffen- und Fahrtraining absolvierte. Sein Umgang mit diversen Schusswaffen soll so realistisch sein, dass selbst Waffenexperten mit der Zunge schnalzen. Und Reeves im God-Mode ist somit natürlich ein Genuss, da alles zwar maßlos übertrieben, dabei aber absolut handmade ist.

      JOHN WICK - KAPITEL 2 erweist sich als mehr als würdiger Nachfolger, baut das Filmuniversum mit interessanten Ideen weiter aus und lässt Genre-Herzen mit einer fantastischen Bebilderung, herausragenden Choreografien und ultra brutaler Gewalt höher schlagen . . .

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      • 5

        Während des Vietnamkriegs müssen Colonel Braddock (Chuck Norris) und seine Männer aus einem brennenden Helikopter hinter feindlichen Linien abspringen. Sie werden vom Vietcong in ein Gefangenenlager im Dschungel gesteckt, wo sie sich viele Jahre quälen und schikanieren lassen müssen, da Braddock sich weigert, ein Dokument zu unterzeichnen was die Amerikaner als Kriegsverbrecher (!) darstellt. Eines Tages gelingt Braddock die Flucht, doch er kehrt schwer bewaffnet zurück…

        MISSING IN ACTION 2 - DIE RÜCKKEHR hat im OT den Zusatz THE BEGINNING, was die ganze Sache damals in der Prä-Internet-Zeit zumindest etwas verständlicher gemacht hätte. Aber die deutschen Verleiher haben es einem ja noch nie leicht gemacht, wenigstens gibt es den für damalige Verhältnisse recht harten, teils sadistischen Kriegs-Actioner nun endlich uncut zu sehen. Letzten Endes weiß man eigentlich auch, was einen erwartet, wenn man bei so einen Film auf ‘Play’ drückt: ein Zeitdokument aus der Reagan-Ära, voll mit dumpfem Patriotismus und heute abgedroschenen Durchhalteparolen.

        Die erste Hälfte wird von der Kriegsgefangenschaft sowie der psychischen und physischen Folter dominiert, in der letzten halben Stunde darf Chuck Norris dann in den Rambo-Modus schalten, präsentiert dabei ein ansehnliches Massaker, kommt aber mit dem recht mickrigen 2,4 Millionen Dollar Budget generell nicht an die explosive Durchschlagskraft der natürlich gleichfalls fragwürdigen 80er-Jahre RAMBO-Fortsetzungen ran. Die Krone setzt sich der B-Actioner natürlich mit der filmischen Tatsache auf, dass der einzige G.I., der mit den natürlich durchweg bösen und sadistischen Vietnamesen kooperiert, auch noch ein schwarzer Amerikaner ist. Aua. Sofern man sich hieran nicht zu sehr aufreibt, bekommt man ganz passable Unterhaltung geboten. An Teil 1 reicht die Fortsetzung (oder besser gesagt Prequel) aber nicht heran. Da kann ich nur 5,0 Liegestützen drücken, auch wenn Chuck Norris alle schafft . . .

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        • 4

          KALTE FÜSSE bekam ich einst leider nicht von dem Trailer dieser deutsch-österreichischen Co-Produktion. Vollgepackt mit Klischees, Stereotypen und einer vorhersehbaren Handlung ist das hier mal wieder ein Paradebeispiel, warum selbst ein deutscher Kinofilm zumindest bei mir gefühlt oftmals nicht über TV-Niveau kommt. Dabei bot die Story über einen Kleinganoven, der für den Pfleger eines reichen Schlaganfallpatienten gehalten wird, genug Möglichkeiten für eine schwarze Komödie. Aber dann dreht man lieber wieder so eine Eierkacke ohne Ecken und Kanten, dafür mit massig platten Gags und humoristischen Eiswürfeln. Kalte Füße sind nach den 93 Minuten jedenfalls das kleinste Problem . . .

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          • 6

            „Die Story ist gespickt mit rassistischen Durchhalteparolen und von eindeutiger politischer Parteinahme bestimmt, wobei dem Zuschauer suggeriert wird, dass der Zweck die Mittel heilige. Ein menschenverachtendes Machwerk.“ [Lexikon des internationalen Films]

            Vietnam-Veteran Captain James Braddock (Chuck Norris), der einst aus einem Kriegsgefangenen-Lager des Vietcong fliehen konnte, begleitet eine amerikanische Delegation nach Vietnam zu Verhandlungen über angeblich immer noch festgehaltene GI’s. Mit Lügen konfrontiert und als Kriegs-Verbrecher bezeichnet entzieht er sich bald der strengen Bewachung, um die Wahrheit auf eigene Faust ans Licht zu bringen...

            MISSING IN ACTION aus der Cannon-Schmiede gehört zu den bekanntesten Filmen der Action-Legende Chuck Norris, der sich neben Charles Bronson als größtes Zugpferd der B-Movie-Schmiede etablierte und erstmals unter der Regie von Joseph Zito hiermit sein erfolgreiches Cannon-Debüt ablieferte. Die offizielle Fortsetzung MISSING IN ACTION 2 - DIE RÜCKKEHR wurde allerdings als erstes gedreht, kam aber erst später in die Kinos. Das erklärt natürlich endlich mal, warum Braddock im ersten Teil nach dem Krieg eine Befreiungsaktion durchführt, im zweiten Teil dann aber selber in einem Gefangenenlager des Vietcong sitzt.

            MISSING IN ACTION ist ein Relikt aus einer Zeit, in der amerikanische Helden noch die Welt retten durften und sämtliche Feinde ohnehin keine Gnade verdient haben. Der Zweck heiligt jedes Mittel, Gewalt ist immer noch besser als Diplomatie und die vietnamesische Regierung ist eh hinterhältig und verlogen. Das war so schön einfach in den 80ern, auch wenn es eindimensional, klischeebeladen und plump war. Die erste Hälfte des Films wirkt etwas schwerfällig, langweilt aber dank einiger Locationwechsel und lässigen Onlinern auch nie wirklich. Wenn Chuck dann aber im philippinischen Dschungel eine seiner zwei Geschwindigkeiten einlegt (“Walk” oder “Kill”), ist man angesichts des mickrigen Budgets von schlappen 2,5 Millionen US-Dollar überrascht, was Joseph Zito hier auf Film gebannt hat. Die Action kann sich echt sehen lassen, und da hatte ich eigentlich meine größten Bedenken.

            Im Kino spielte M:I:A das knapp 9-fache seine Budgets ein, trug zu Cannons Größenwahn bei und bescherte Chuck Norris einen 7-Jahres-Vertrag bei dem Filmstudio, mit rund 1 Million Dollar Gage pro Film. Aus heutiger Sicht ist der Actioner sicherlich ideologisch bedenklich, aber irgendwie auch befreiend sorglos, sofern man ihn nicht zu ernst nimmt. Ich hatte überraschend unterhaltsame 100 Minuten und drücke hier fette 6 Mal auf die Punkte-Hupe. Und wenn ihr endlich wissen wollt, warum ein Monster vorm Schlafengehen nachguckt, ob Chuck Norris nicht unter seinem Bett ist, findet hier Antworten. Don’t fuck with Chuck . . .

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            • 7

              Die junge und idealistische Lehrerin Carla Nowak (Leonie Benesch) tritt ihre neue Stelle an einem Gymnasium an, und bringt frischen Wind in das eingefahrene Gedankengut des muffigen Lehrerzimmers. Um einem Langfinger auf die Schliche zu kommen, lässt sie im Lehrerzimmer die Kamera ihres Laptops mitlaufen und macht nach der gesichteten Aufnahme eine Verdachts-Äußerung, mit der sie sich regelrecht ins Abseits schiebt. Die um Gerechtigkeit bemühte Lehrerin versucht zwischen aufgebrachten Eltern, selbstgerechten Kol­legen und angriffslustigen Schülern zu vermitteln – und sitzt schon bald zwischen allen Stühlen, während sich die Fronten verhärten…

              Ich war sehr neugierig auf DAS LEHRERZIMMER, nachdem ich irgendwann mal über einen Trailer gestolpert bin. Regisseur Ilker Çatak, der auch am Drehbuch mitschrieb, hat mit seinem Werk einen Film erschaffen, der vor allem im Subtext ganz viel erzählen will, und das auch sehr gekonnt schafft. Über den Trigger für die Ereignisse lacht man sich in Schulen unzähliger deutscher Problemviertel sicherlich schimmelig ,aber Çatak nutzt seinen Film auch, um generell die Fragilität des Systems "Schule am Limit” aufzuzeigen. Gleichzeitig funktioniert DAS LEHRERZIMMER aber auch als Spiegelbild unserer Gesellschaft, die zwar weiß wie die Scheiße stinkt, von Lösungen endlos lange klug-schwafelt aber keine Idee mehr hat, in welche Arschlöcher ein Korken gehört. Um es wieder auf DAS LEHRERZIMMER runterzubrechen … dort läuft es dann eigentlich wie in jeder anderen Firma (oder Land) auch: wenn das menschliche Miteinander schon dort nicht funktioniert, bricht das fragile Konstrukt unter Druck (Personalmangel, Überarbeitung, verschiedene pädagogische Ansätze, oder wie in diesem (Film-)Fall eine Behauptung ohne stichfeste Beweise) in sich zusammen.

              Am Ende der Unterrichtsstunde ist Ilker Çatak jedenfalls ein sehenswerter Film gelungen, der mit seinen kalten Farben, dem einengenden 4:3 Bildformat und dem schweren Score die unangenehme Atmosphäre gekonnt unterstützt. Leonie Benesch in der Hauptrolle ist für mich auch eine angenehme Entdeckung, sie spielt absolut großartig. Das umstrittene, irgendwie “so ausrollende” Finale gefiel mir allerdings auch nicht so, da fehlte mir noch das gewisse Etwas . . .

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              • 7

                Intensiv..............................

                THE IMPOSSIBLE ist richtig gut gemachtes, emotionsgeladenes Tränenzieherkino. Der Kampf der Menschen, die unglaubliche Kraft des Wassers, die Verzweiflung und die Hoffnung der Überlebenden. All das zieht einen wirklich mit. Naomi Watts, Ewan McGregor und der damalige Debütant Tom Holland liefern sehr packende Performances ab.

                Die technische Seite, also vor allem die Wassermassen und die Flutwelle, wurden gottseidank nicht am Computer generiert, sondern es wurde u.a. mit Modellen im Maßstab 1:3 gearbeitet (bei der Zerstörung des Hotels). Das macht es noch greifbarer und realer, und zusammen mit einer aufgedrehten Heimkino Anlage geht einem derbe der Kackstift.

                **SPÜLER**: Wenn Maria während der Narkotisierung noch einmal ihr beinahe ertrinken erlebt, die Kamera sie von unten filmt, während sie nach oben treibt. Wowwww … allein die Szene ist es schon wert, gesehen zu werden. Hammer Bilder. Und der Zettel am Ende. Puuh. Sehr gut gemacht **SPÜLER**

                Ich dachte immer wohl, dass ich nach einer weiteren Sichtung einen Punkt mehr zücken könnte, aber der zentimeterdicke Streicherschmalz schmiert viele schöne Szenen so dermaßen zu, da wäre weniger wirklich mehr gewesen. Ansonsten aber ein ziemlich starker Film, sofern man dem Elend zuschauen mag . . .

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                • 5

                  Drei Highschool-Außenseiter-Dödel schmeißen eine “kleine” Party, zu der nicht nur der halbe Vorort erscheint sondern auch ein Gartenzwerg, der randvoll mit Ecstasy-Pillen ist. Die im Found-Footage-Stil gedrehte Party-Apokalypse PROJECT X hat absolut keine Geschichte zu bieten, und zieht ihren Reiz alleinig aus der angekündigten Eskalation. Einige Sachen waren auf jeden Fall sau lustig, weil völlig drüber, aber das heroisierte Macho-Gehabe etlicher Figuren, dieses sinnlose Gelaber über Titten und die geilste Fingerfick-Technik sowie die Reduzierung des weiblichen Geschlechts auf Figur und Bumms-Bereitschaft sorgten dafür, dass mir etliche Lacher im Hals stecken blieben.

                  Wenn man sein inneres Qualitätsmanagement mit ner halben Kiste Bier in den Feierabend geschickt hat, kann man hier vielleicht durchgängig Spaß haben. Unterm Strich fehlen aber neben einem halbwegs gescheiten Drehbuch auch die großen Ideen, denn das “Wilde-Party-Ding” nützt sich sehr schnell ab, was für einigen Leerlauf sorgt und zu keinem Zeitpunkt mal etwas Situationsspannung aufkommen lässt. Mein Film war es jedenfalls nicht und ich habe mir wirklich gewünscht, dass bitte doch irgendjemand dem Proll Costa ins Gesicht schießt. Und das “hast du gut gemacht”-Ende stößt mir Tage später noch sauer auf . . .

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                  • 7

                    FIGHTING WITH MY FAMILY schmettert mit seinem großen Herz für Underdogs alle Strampelanzug tragenden Gegner bis auf die erste Stuhlreihe. Die üblichen Sportfilm-Klischees findet man in jeder Ecke des Rings, neue Moves guckt man sich hier also nicht ab.

                    Die märchenhaft berechenbare Story leistet sich in ihrer Inszenierung kaum Haltungsfehler und hat als Betreuer gleich einen ganzen Taxi-Bus an klasse Schauspielern auf ihrer Seite. Allen voran steht der bemerkenswerte Auftritt von Florence Pugh, von der man noch einiges erwarten darf. Unterstützung erhält sie von Nick Frost, Lena Headey, Jack Lowden, Vince Vaughn und Dwayne Johnson.
                    Letzterer ließ auch den ersten Gong zum Film erklingen, nachdem er eine Doku über diese schräge britische Wrestler-Familie sah. Sein Kumpel Stephen Merchant schrieb dann das Drehbuch und drehte auch gleich noch selbst den Film.

                    Kein Meilenstein, aber ein schönes Feelgood-Ding, bei dem einzig der Finishing-Move etwas zu schnell daher kommt . . .

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                    • 5

                      Im inneren Monolog zwischen Genie und Wahnsinn, der Schönheit des Lebens und der Langeweile des Augenblicks . . . BenAffenleck trifft Terrence Malick

                      2017 - SONG TO SONG

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                      Das Musikbusiness gleicht einem Haifischbecken. Trotzdem wollen die jungen Musiker BV (Ryan Gosling) und Faye (Rooney Mara) es bis ganz nach oben schaffen. Auf einer Party des exzentrischen Produzenten Cook (Michael Fassbender) lernen sie sich kennen, und es entwickelt sich eine Romanze voller Lebenslust und gefühlvoller Tiefe. Doch Faye pflegt auch noch eine ambivalente Liaison mit Cook. Aus dieser komplizierten Dreiecksbeziehung heraus entwickelt sich eine knifflige Geschichte um die selbstzerstörerische Wahl zwischen zwei Männern und der Suche nach dem eignen Ich und dem tieferen Sinn…

                      Für SONG TO SONG soll es für die Darsteller nur ein rund 20-seitiges Script gegeben haben, der Rest wurde am Set improvisiert und von Terrence Malick dann wieder in unendlichen Schneideraum-Sessions zu einem weiteren Mosaik-Film zusammengesetzt, wo längst nicht alle Teile fest miteinander verbunden sind. Der etwas brüchige Kitt zwischen den vielen Teilen sind Voice-Overs, die dem Film teils träumerisch und melancholisch (etwas) Inhalt einhauchen, wenn Malick selbstverliebt in seinem Bilderrausch ersäuft.

                      Die einzelnen Elemente in SONG TO SONG sind absolut beeindruckend. Emmanuel Lubezkis erhabene Kameraarbeit, die Leistungen aller Darsteller und auch der Schnitt an sich. Aber tiefgehende Gefühle und einen umgarnenden roter Faden sucht man hier vergebens. Die Ruhe und Bildgewalt strahlen trotzdem eine gewisse Faszination aus, aber etwas leichter macht es einem Terrence Malick erst wieder mit seinem nächsten Film . . .

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                      Hier geht’s zur Liste : : : https://www.moviepilot.de/liste/ben-affenleck-guckt-terrence-malick-benaffenleck

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                      • 6

                        Mit einer rauen und ungeschliffenen Inszenierung erzählt Walter Hill in seinem 1980er-Spätwestern von der berühmt berüchtigten James-Younger-Bande, die nach etlichen Überfällen von den Pinkerton-Detektiven und anderen Gesetzeshütern gnadenlos gejagt wird. Somit ist LONG RIDERS eine der weiteren unzähligen Verfilmungen über das amerikanische Kulturgut Jesse James, der eigentliche Clou ist hier wohl eher, dass die im Film vorkommenden Bruder-Figuren von echten Brüdern (Carradine, Quaid, Keach und Guest) gespielt werden. Die Verteilung der Rollen empfinde ich als etwas suboptimal, da James Keach in der eigentlichen Hauptrolle als Jessy James recht verkrampft wirkt.

                        Die erste Hälfte wirkt auch etwas holprig erzählt, verleiht den Charakteren aber etwas Tiefe, bevor die Posse in der zweiten Hälfte die Rechnung für ein mit dem Revolver finanziertes Leben zu zahlen hat. Gerade der missglückte Bankraub in Northfield erweist sich als stark fotografierter und inszenierter, an Peckinpah erinnernder Shoot-Out mit vielen Zeitlupen und massig Blood-Packs. Absolut beeindruckend ist hier die Stuntarbeit, die von gut gesetzten Schnitten vorteilhaft unterstützt wird.

                        Ein Western-Highlight blieb mir bei LONG RIDERS zwar verwehrt, aber wegen der guten Inszenierung und brachial choreographierten Zeitlupen-Ballereien verschwendet man hier als Western-Fan auch keine Patronen . . .

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                        Hier geht's zum Wild Wild West : : :
                        https://www.moviepilot.de/liste/wild-wild-west-benaffenleck

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                        • 5

                          Inmitten eines Drogenkrieges und einer Verschwörung unter Cop-Kollegen muss sich CUSACK - DER SCHWEIGSAME mit wenigen Kicks und mehr Bleispenden seinen Weg bahnen, um eine Geisel zu befreien. Dabei gelang Andrew Davis (AUF DER FLUCHT) ein harter Cop-Thriller, der heutzutage als “Alte Schule” betitelt wird. Die übertrieben harten Shootouts lassen literweise Kunstblut fließen, bei den Stunts hätte der Darsteller sich noch derbe was tun können (geile Szene auf dem Dach des Zuges und anschließendem 30-Meter Sprung ins kühle Nass) und gedreht wurde noch in den Städten, wo die Filme auch spielten. Gerade Chicago wirkt hier so passend trist und runtergerockt, das passt einfach total zur Stimmung des Films. Ansonsten ist CUSACK aber ein Kind seiner Zeit (Klammotten, Frisen und der Score), dem man schon etwas nostalgische Gefühle entgegen bringen sollte.

                          Richtig verstanden habe ich damals schon nicht, wieso gerade dieser Film zu Norris’ besten zählen soll. Action gibt es nicht übermäßig viel, die Story war damals schon altbekannt und der Showdown mit dem hochmodernen Polizeipanzer, der warum auch immer im Autopilot und ohne weitere Erklärung im “Testlauf” alles selbstständig niedermäht, empfand ich als Kid schon ungewollt komisch. Leider hat sich daran nichts geändert, und CUSACK schafft es nachträglich leider nicht, für mich aus der Masse der typischen 80er-Jahre Action-Streifen herauszustechen. Das Drehbuch sollte übrigens erst für DIRTY HARRY 4 verwendet werden, aber Eastwood wollte für seinen vierten Auftritt als harter Cop einen anderen Ansatz wählen, was ihm ja auch gut gelungen ist . . .

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                          • 6

                            Nachdem Mel Gibson durch fragwürdiges Verhalten sämtliche Sympathien verspielte, der Comeback-Film AUFTRAG RACHE klägliche Stangenware war und sich für den völlig unterschätzten DER BIBER keine Sau interessierte, nahm der einstige Kassenmagnet 20 Millionen Dollar aus seinem Sparstrumpf, um mit GET THE GRINGO an alte Zeiten anzuknüpfen. Mit der Figur des Driver, der nach einem gelungenen Coup mit Millionenbeute doch geschnappt wird und in einem mexikanischen Knast mit verkommenen Kleinstadt-Charakter landet, bietet der knallharte und schwarzhumorige Actioner einen etwas fieseren aber auch gewiefteren Martin Riggs, sehen wollte das allerdings auch kaum jemand. In den USA erschien der GRINGO direkt als Video-on-Demand, in den Kinos anderer Länder kam nur ein Box-Office von etwas über 100.000 Dollar zusammen.

                            Auf dem Regiestuhl feierte Adrian Grünberg (RAMBO: LAST BLOOD) sein Debüt und schrieb auch mit Mel zusammen das Drehbuch. Sicherlich, GET THE GRINGO ist einfach gestrickt, dabei aber über die gesamte Laufzeit unterhaltsam und man kommt wieder in den Genuss von Gibsons altem Leinwand-Charisma. Ein regelrechtes Action-Feuerwerk wird hier nicht geboten, aber ein herrlich gemachter Zeitlupenshootout mit einem geradezu verschwenderischen Einsatz von Bloodpacks hat es schon in sich, und sollte das Herz jedes Action-Junkies höher schlagen lassen.

                            Solide alte Schule und ein staubiger und dreckigen Trip hinter Schwedische Gardinen. In Mexiko . . .

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                              Im inneren Monolog zwischen Genie und Wahnsinn, der Schönheit des Lebens und der Langeweile des Augenblicks . . . BenAffenleck trifft Terrence Malick

                              2015 - KNIGHT OF CUPS

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                              Gähn! Schnarch!! Verwirrt guck!!! Terrence Malick und Emanuel Lubetzki wiederholen vergangene Filme und schaukeln uns mit ruheloser Kamera, meditativen Bildern und inneren Monologen zwar nicht in den Schlaf, dafür aber in völliges Desinteresse. Was einst bei dem wunderbaren THE TREE OF LIFE gut funktionierte, da es dort noch eine bewegende Geschichte zu erzählen gab, verkommt über TO THE WONDER und KNIGHT OF CUPS zum überstrapazierten Selbstzitat. Aber selbst dafür drückt sich noch halb Hollywood die Türklinke in die Hand, obwohl die Handlung derart uninspiriert ist und sich aus einem fast komplett beim Dreh improvisierten Drehbuch selten dramaturgische Spannungsbögen oder die benötigte emotionale Tiefe generieren lassen.

                              Für mich leider absolut ärgerlich, wie viel wunderbares technisches Können hier verschenkt wird. Dem konnte ich auch nicht bis zum Ende beiwohnen . . .

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                              Hier geht’s zur Liste : : : https://www.moviepilot.de/liste/ben-affenleck-guckt-terrence-malick-benaffenleck

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                              • 7

                                Bis an die Zähne bewaffnet, fresh gestylt und im kugelfesten Edelzwirn gehüllt: Ben Affenwick und sein treuer Begleiter Ryan buchen sich im Continental ein . . .

                                2014 - JOHN WICK

                                ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° °

                                Nach langer Durststrecke und einer Hand voll Flops meldet sich der wie immer tiefen entspannt wirkende Keanu Reeves 2014 mit einem beachtlichen Lattenknaller zurück. In einer regelrechten One-Man-Show metzelt sich der 50jährige auf seinem Rachefeldzug als ‘Boogeyman’ maßgeschneidert, blitzschnell und ohne Schnickschnack, nur auf Bodycount-Effizienz ausgerichtet, durch die New Yorker Unterwelt. Konnte ja auch niemand ahnen, dass JOHN WICK so an seinem Auto und dem Schoßhündchen hängt.

                                Die ehemaligen Stunt-Koordinatoren Chad Stahelski und David Leitch schufen hier ein tiefgehendes Charakterdrama mit gelegentlichen Gewaltspitzen, welches jederzeit plausibel bleibt und dem groben Gewinde der Spannungsschraube einiges abverlangt. Die Komplexität der Geschichte ist genial, und wird nur noch durch den Twist am Ende getopt. Hätte ich in dieser Form so nicht erwartet.
                                Ist natürlich auch geflunkert, denn hier bekommt man “nur” ein lupenreines B-Movie im geleckten A-Movie Look. Eine superstylische Gewaltorgie in kaltem Blau mit Woo’esken Shootouts und übersichtlich gefilmten Martial-Arts.

                                Bei der damaligen Erstsichtung fand ich es ziemlich schräg, sah es dann aber eher als verfilmte Graphic-Novel mit Cops die nicht stören, Leichenenbeseitigungsunternehmen, ein Hotel für Killer, Ehrenkodex, bezahlt wird in der dunklen Unterwelt nur mit Goldmünzen und so weiter. Heute wissen wir natürlich, dass da schon ein Plan hinter steckte, bei Erfolg all die Ideen zu einer JOHN WICK-Parallelwelt auszubauen.

                                Bleibt eigentlich nur noch zu erwähnen, dass Michael Nyqvist einen sehr guten russischen Paten abgibt und Willem Dafoe immer selbst entscheiden möchte, wie ihm die Kerze ausgepustet werden darf.

                                Schönes Teil, welches nach 60 Millionen Dollar Produktionskosten aussieht, aber nur ein Drittel davon kostete. Ein absolutes Highlight in kompromissloser Action und ein kunstvoller Reigen der Gewalt . . .

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                                • 6

                                  Nachdem der erste Teil von ES 2017 zu einem der finanziell erfolgreichsten Horrorfilme wurde, wollten Warner Bros. und Andrés Muschietti mit der Fortsetzung unbedingt einen drauf setzen. Die Erwartungen waren natürlich groß, aber doppeltes Budget (70 Millionen Dollar) bringt bekanntlich nicht gleich einen noch wesentlich stärkeren Film hervor.

                                  Das Sequel spielt 27 Jahre nach den Ereignissen des Vorgängers, der ‘Club der Verlierer” ist mittlerweile Erwachsen und hat größtenteils die Heimat verlassen. Als wieder grausame Morde geschehen und blutige Nachrichten an Brückenpfeiler geschmiert werden, treffen sich die ehemaligen Freunde in Derry wieder, um Pennywise roten Ballons die Luft rauszulassen und seinen strengen Überbiss endgültig zu korrigieren.

                                  Mit der aufgeblähten Laufzeit von knapp 3 Stunden und einer episodenhaften Erzählung schafft ES- KAPITEL 2 vor allem eine Sache nicht zu sein: gruselig. Die einzige Szene, die ich atmosphärisch wirklich gelungen fand, war der Besuch in Bev’s alter Wohnung. Der Rest ist überwiegend Halloween-Party im Schulkindergarten. Ein oder zwei Jumpscares haben mich kalt erwischt, was allerdings eher der äußerst gelungenen Tonmischung zu verdanken ist. Durchgängige Spannung sucht man vergeblich, und so einiges an mittelmäßigem CGI und völlig unpassenden Onelinern hat ebenfalls seinen Weg nach Derry gefunden. Einige Bildkompositionen wissen wirklich zu gefallen, der Cast aus und um James McAvoy und Jessica Chastain weiß auch zu gefallen, aber hier fehlen einfach die Ecken und Kanten, an denen man auch wirklich mal anstößt und sich erinnert.

                                  Ein Film vom Reißbrett, designed um noch Mal ne knappe halbe Milliarde an den Kinokassen zu machen . . .

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                                    über Es

                                    Der Roman ES zählt für mich zu Kings besten Werken. Irgendwann Anfang der 90er Jahre brachte mich der Wälzer mit seiner unerträglichen Spannung um etliche ruhige Nächte und bot genug Futter für eine Menge schlechter Träume. Den 2-teiligen Fernsehfilm habe ich schon ewig nicht mehr gesehen, kam aber schon bei der damaligen Sichtung nicht über ein “kann man mal machen” hinaus. Obwohl, Tim Curry war schon ein fantastischer Pennywise. Aber das Gefühl einer wirklich starken Roman-Verfilmung stellte sich nicht ein. Vielleicht haben es da aber auch alle King-Verfilmungen schwer bei mir, da ich den einzig wahren König abgöttisch verehre.

                                    Nach ewig langem Vorgeplänkel, Verschieben und sonstigem Hin und Her bekam dann Andrés Muschietti den roten Luftballon in die Hand gedrückt, um damit Warner Bros. die Dollarnoten vom Himmel zu pflücken. Eine groß angelegte Werbekampagne wurde ins Rollen gebracht, 200 Millionen Neugierige sahen den Trailer zu ES in den ersten 24 Stunden und es kam, wie es scheinbar kommen musste: Der erste Kontakt des Loser-Clubs mit dem Hasenzahn-Clown spielte bei einem Budget von 35 Millionen Dollar über das 20-fache seiner Produktionskosten alleine durch die Kinoauswertung ein.

                                    Die Meinungen darüber, ob das Ergebnis dem Hype wirklich gerecht wird, konnten unterschiedlicher nicht sein. Schade fand ich vor allem, dass die Handlung nun Hype-mäßig in den 80ern spielte und etliche Merkmale und Besonderheiten der Kinder getauscht, umgeschrieben oder weggelassen wurden. Trotzdem gefiel mir die Gruppendynamik und die Auswahl der Jungdarsteller sehr gut. Ich fand auch, dass ES einfach großartig aussah, die Drehorte gut gewählt wurden und Kameramann Chung Chung-hoon nach OLDBOY und STOKER ein weiteres Mal perfekte Arbeit ablieferte.

                                    STAND BY ME mit einem Clown und technisch sehr überzeugend. Echten Grusel findet man hier zwar nur selten, aber eine Karte für diese Geisterbahn kann man trotzdem guten Gewissens lösen. Ich freue mich auf Teil 2 und bin gespannt, wie einige Bögen neu gespannt werden (müssen) . . .

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                                      Im inneren Monolog zwischen Genie und Wahnsinn, der Schönheit des Lebens und der Langeweile des Augenblicks . . . BenAffenleck trifft Terrence Malick

                                      2012 - TO THE WONDER

                                      ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° °

                                      Nach dem regelrecht faszinierenden Filmerlebnis THE TREE OF LIFE steigert Terrence Malick noch mal seine Vorliebe für kaum zu verstehende, säuselnde Kommentare aus dem Off und eine scheinbar schwerelose Kamera. Natürlich kommen dabei wieder einige fabelhafte Bildkomposition zustande, die untermalt von einem wunderschönen Soundtrack eine gewisse Faszination ausstrahlen. Ansonsten konnte mir TO THE WONDER nach gut einer Stunde nichts erzählen, weder auf der Story-Ebene noch etwas tiefer, was mich auch nur halbwegs interessiert oder bewegt hätte. Trotz des beachtlichen Casts gab ich diesem dialogarmen Arti-Farti-Geschwurbel vorzeitig den Gnadenschuss . . .

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                                        Eine Gruppe brutaler Gangster (u.a. John Leguizamo) will eine reiche Arschloch-Familie ausrauben, gerät dabei aber dummerweise an den ziemlich runtergerockten Weihnachtsmann (David Harbour), der sich das Fest doch nicht mehr versauen lassen will und deshalb seinen Hammer aus dem Sack holt…

                                        In einer wilden Mischung aus DIE HARD, KEVIN - ALLEIN ZU HAUS und BAD SANTA zündet Tommy Wirkola eine vorweihnachtliche Action-Granate, die es mit ihren überzogenen Figuren, grimmiger Komik und ordentlich Splatter locker in die Top-Ten meiner andersartigen Weihnachtsfilme geschafft hat. Das ausgesprochen blutige Stück Genrekino bietet zwar kaum Überraschungen, bringt mit Vorschlaghammer, Eislaufschuh und Häcksler aber Utensilien an den Start, die jede öde Weihnachtsparty zum Schlachthaus verwandeln. Ab und an steht VIOLENT NIGHT unnötig lange auf dem Bremspedal, ein Grinsen wegen des herrlich bescheuerten Treibens mit all seinen durchweg als Karikaturen gezeichneten Figuren bekommt man trotzdem nicht aus der Fresse.

                                        Diese Sause kann man sich bestimmt noch einige Male anschauen. Nach 5 Glühwein mit Schuss ist man ja auch nicht mehr allzu wählerisch . . .

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                                          BenAffenleck 25.01.2024, 08:11 Geändert 25.01.2024, 08:12

                                          Im inneren Monolog zwischen Genie und Wahnsinn, der Schönheit des Lebens und der Langeweile des Augenblicks . . . BenAffenleck trifft Terrence Malick

                                          2011 - THE TREE OF LIFE

                                          ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° °

                                          Jack (Hunter McCracken) wächst wohlbehütet in den 60er-Jahren im Südwesten der USA als ältester von drei Brüdern auf. Wie seine Mutter (Jessica Chastain) hat er die Fähigkeit, mit der Seele zu sehen, und dadurch Liebe und Empathie zu entwickeln. Doch der von seinem eigenen Leben enttäuschte Vater (Brad Pitt) glaubt immer mehr, die Kinder auf die Härten des Lebens vorbereiten zu müssen, indem er sie mit entsprechend harter Hand erzieht. Jedoch raubt er ihnen damit die Unschuld und schlägt tiefe Wunden, die nie mehr ganz verheilen werden…

                                          Open minded zu sein ist eine Grundvoraussetzung für THE TREE OF LIFE, denn Terence Malick entfernt sich in seinem fünften Spielfilm innerhalb von fast 40 Jahren noch weiter von den Konventionen des gängigen Erzählkinos. Sein 139-minütiger wortkarger Film ist eine fordernde Hommage an die Schöpfung, eine audiovisuelle Symphonie über Natur und Gnade, abseits ausgetretener Mainstream-Pfade. Am TREE OF LIFE hängen eine Menge Fragen, Eindrücke aber auch Gefühle über die eigenen Eltern, übers Eltern sein, über Zeit und Vergänglichkeit. Zu Alexandre Desplats träumerischem Score und Emmanuel Lubezkis Bilderkaskaden entfaltet sich ein inhaltlich schwer fassbares aber gleichfalls wunderschönes Drama über Väter und Söhne, dass mich etliche Stunden nach dem Abspann immer noch nicht los ließ.

                                          Brad Pitt, Jessica Chastain und Hunter McCracken spielen überragend und immerzu auf Augenhöhe. Was der junge McCracken hier schon allein mit seiner Mimik rausholt, ist wirklich beachtlich. Schon verrückt, dass das bisher sein einziger Film blieb. Sean Penn agiert hier eher in einer kleineren Nebenrolle. Extrem anstrengend sind neben den zu lang geratenen Zwischenspielen allerdings die geflüsterten Dialoge, die man oft nur erahnen kann.

                                          THE TREE OF LIFE ist ein fordernder und absolut einzigartiger Film, im Idealfall ein Rausch der Gefühle und Eindrücke. Schauspielerisch und Audio/visuell verschmilzt hier ganz großes Können zu einem Kunstwerk . . .

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                                          Hier geht’s zur Liste : : : https://www.moviepilot.de/liste/ben-affenleck-guckt-terrence-malick-benaffenleck

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                                            Bei einem winterlichen Tauchgang zweier Halb-Schwestern in einem norwegischen Fjord wird die Erfahrenere der beiden Frauen von einem Felsen mitgerissen und in 33 Metern Tiefe eingeklemmt. Ein Wettlauf gegen die Uhr und die aufkommende Panik beginnt…

                                            Regisseur und Drehbuchautor Joachim Hedén hat mit BREAKING SURFACE ein minimalistisches und überaus solides Survival-Drama abgeliefert. Die Story bietet eigentlich nichts Neues, die knackige Laufzeit von 79 Minuten lässt aber auch keine Langeweile aufkommen. Die Spannung auf der zweiten Ebene zieht der Film auch daraus, dass das Verhältnis der Halbschwestern angeknackst ist und beide absolut gegensätzliche Charaktere sind. Der beklemmende Realismus spiegelt sich nicht nur unter Wasser wieder, sondern auch an Land in den verzweifelten Rettungs-Aktionen der immer panischer werdenden und dadurch schnell erschöpften Schwester. So ist es, wenn man kaum noch klare Gedanken fassen kann und ja, verschlossene Kofferraumklappen bekommt man nicht so leicht auf. Fand ich gut.

                                            Ein kleiner und spannender Streifen, richtig gut gefilmt und solide gespielt. Nur das Ende hätte ich mir etwas mutiger gewünscht . . .

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                                              “Haben Sie bei BROKEBACK MOUNTAIN zweimal überlegt, ob Sie in einem Film mitwirken wollen, der eine homosexuelle Liebesgeschichte erzählt?” [Interviewer]

                                              “Das könnte Hollywood so passen. Tatsächlich wollen ja die meisten US-Schauspieler keine homoerotische Filme machen. Aber ich hatte nichts zu verlieren. Mein Lebensziel besteht nicht darin, Hollywood zu erobern. Wenn ich keine Rollen mehr bekomme, weil ich einen Schwulen gespielt habe, dann ist das nicht mein Problem.” [Heath Ledger]

                                              Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, als Ort, an dem ein Mensch nur dann in Frieden leben kann, wenn er sich innerhalb der Konventionen bewegt. Mit BROKEBACK MOUNTAIN begab sich Ang Lee 2005 vor allem in den Staaten auf recht dünnes Eis, indem er dem heiligen Genre des US-amerikanischen Westerns zwei schwule Cowboys ans Lagerfeuer setzte. Obwohl mit Preisen überschüttet, war die Empörung gerade in den ländlichen und konservativen Gegenden sehr groß, mitunter sah man homosexuelle Cowboys als Gefährdung des ‘American Way of Life’ und die Macher als Werkzeug einer ‘Gay Agenda’, die die ehrenwerten Pfeiler (Religion, Ehe und Familie) der amerikanischen Gesellschaft zerstören will. Selbstverständlich konnten auch die römisch-katholischen Bischöfe der USA ihre durchweg reinen Gedanken nicht für sich behalten und stuften BROKEBACK MOUNTAIN in die höchste Gefahrenkategorie als „moralisch anstößig“ ein, da der Film zu unmoralischem Handeln einlade. Das muss man sich heutzutage mal auf der Zunge zergehen lassen! Zu blind vor anerzogenem Ekel und Scheinheiligkeit, um eine tief bewegende Geschichte zweier Menschen, die aus Angst ihre Liebe nicht leben konnten, näher an sich ran kommen zu lassen.

                                              Basierend auf der Kurzgeschichte von Annie Proulx erzählt Ang Lees Film von dem verschlossenen Hilfsarbeiter Ennis Del Mar (Heath Ledger) und dem charismatischen Rodeoreiter Jack Twist (Jake Gyllenhaal), die in den ‘Brokeback Mountains’ in einem Sommer Anfang der sechziger Jahre gemeinsam eine Schafherde hüten und sich ineinander verlieben. Am Ende des Sommers müssen sie sich trennen. Sie heiraten, werden Väter, doch haben mit ihren Ehen zu kämpfen, da sie einander nicht vergessen können.

                                              “Es ist deine Schuld, dass ich so bin. Ich bin gar nichts. Ich bin nirgendwo.” [Ennis Del Mar]

                                              Ohne schwingenden Zeigefinger, verklemmten oder konservativen Moralvorstellungen erzählt Lee uns eine Geschichte über zwei Männer, die in einer Zeit zueinanderfinden, in der die Gesellschaft ihnen besonders in ländlichen Gebieten keinerlei Akzeptanz entgegen brachte, sondern verachtend behandelte und selbst vor Morden oder Schlimmerem nicht zurück schreckte. In der Verfilmung steht allerdings nicht der homosexuelle Aspekt im Vordergrund, sondern die Macht der Liebe im Allgemeinen und die Zwänge der Gesellschaft im Besonderen. So funktioniert das Werk auf mehreren Ebenen: Als sensible und ohne je in kitschige Klischees zu verfallende Liebesgeschichte, als Kritik am konservativen Wertesystem, aber auch als bildgewaltiges Epos vor einzigartiger Naturkulisse. Stilistisch brillant, inhaltlich explosiv, musikalisch unendlich schön untermalt und schauspielerisch sehr überzeugend. Gyllenhaal und Ledger haben zudem großen Mut bewiesen, an dem Punkt ihrer Karrieren solche Rollen zu spielen, legen dann aber auch wirklich alles rein was geht. Die ein oder andere Länge ist bei der Laufzeit schon vorhanden, und die Dekaden-umspannende Handlung stört mit den zeitlichen Sprüngen etwas den schönen Flow. Allerdings ist das Klagen auf hohem Niveau, und abseits der Punktezahl bleibt BROKEBACK MOUNTAIN noch im Gedächtnis haften, lange nachdem die Bilder von der Leinwand verschwunden sind.

                                              7 Punkte auf dem Papier, 8 Punkte im Herzen. Als fader Nachhall spricht der Comm-Punkteschnitt von 6,1 auch Bände. Auf meine FL ist allerdings Verlass. Sehr schön . . .

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                                                Mike (Jesse Eisenberg) wurde einst in einem geheimen CIA-Programm zur Killermaschine ausgebildet und anschließend in den Schläfer-Modus versetzt. Nichts davon ahnend lebt er mit seiner Freundin Phoebe (Kristen Stewart) in einem kleinen US-Kaff, der Liebe und dem Weed nicht abgeneigt. Als die Regierung ihn loswerden will, schnellt der Bodycount ordentlich in die Höhe...

                                                Vom Typus her ist Jesse Eisenberg eher der Anti-Actionstar, macht in AMERICAN ULTRA aber gleich die ersten Fieslinge gekonnt mit einem Kaffeelöffel alle, ohne zu wissen warum er das eigentlich kann. Somit kann der Film neben fetten Wummen und ordentlich roter Soße auch einige Lacher verbuchen, die auch mal etwas derber sind.

                                                Zwischen KICK-ASS, ANANAS EXPRESS und BOURNE fühlt sich Nima Nourizadehs zusammengeklauter Spacken sichtlich wohl und unterhält bestens, sofern man bei überzogenen Action-Granaten gerne mal einen Blick riskiert. Im Übrigen gibt es hier einen extrem geilen Nebenrollen-Cast zu bewundern, einen einst angedachten Punkt drauflegen kann ich nach der jetzigen Zweitsichtung allerdings nicht . . .

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                                                  über Gen V

                                                  Das Überraschungsmoment von THE BOYS hat die Serie GEN-V natürlich nicht mehr auf ihrer Seite, macht aber das Beste daraus. In der ersten Staffel des Spin-Offs rückt man etwas näher an die X-MEN heran, denn an der ‘Godolkin Universität’ müssen die angehenden Superhelden erst lernen, ihre Kräfte richtig einzusetzen. Neben reichlich Drogen und Orgien kämpfen die Schüler um die begehrten Spitzenplätze, lukrative Werbeverträge und einen möglichen späteren Platz im Team der ‘Seven’. Doch die Uni birgt ein dunkles Geheimnis, dass die Welt aller Superhelden ins Chaos stürzen kann…

                                                  So weit die Neuerungen. Da das Worldbuilding durch THE BOYS schon vorzüglich etabliert wurde, kann GEN-V in seiner ergänzenden Funktion gleich mit krassen Bildern und expliziter Gewaltdarstellung loslegen. Da das ganze Helden-Gedöns noch mit Coming-of-Age-Elementen vermischt wird, geht es neben dem relativ subtilen anprangern von Sexismus, Rassismus und Raubtierkapitalismus auch um aufkommende Gefühle, Liebe, Freundschaft und die schwere moralische Entscheidung, welche Art (Super-)Mensch man mal sein will. Dabei bleibt der schwarze Humor und die Political Incorrectness der Hauptserie treu, und setzt diesbezüglich eigene WTF-Highlights. Ob die Zusammenstellung der Charaktere nun “über-woke” ist … keine Ahnung. Es geht mir auch, ganz ehrlich, komplett am Arsch vorbei.

                                                  Der (Nachwuchs-)Cast ist erfrischend, die Kreativität von Garth Ennis erfundener Superhelden-Welt noch längst nicht erschöpft und selbst als Spin-Off macht das alles noch ordentlich Spaß und hat seinen ganz eigenen Charme . . .

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                                                    BenAffenleck 16.01.2024, 17:12 Geändert 18.05.2024, 07:18

                                                    Im inneren Monolog zwischen Genie und Wahnsinn, der Schönheit des Lebens und der Langeweile des Augenblicks . . . BenAffenleck trifft Terrence Malick

                                                    2005 - THE NEW WORLD

                                                    ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° °

                                                    Im frühen 17. Jahrhundert machen sich drei britische Schiffe auf die beschwerliche Reise nach Nordamerika. Im heutigen Virginia kommt es zum ersten Zusammentreffen der europäischen und amerikanisch-indianischen Kultur. Die Siedler gründen eine Befestigung namens Jamestown, doch obwohl sie sich kaum in die atemberaubende Wildnis Amerikas wagen, kommt es bald zu ersten Konflikten mit den Ureinwohnern. Als Captain John Smith (Colin Farrell) in einen Hinterhalt gerät und gefangen genommen wird, lernt er Pocahontas ( Q'Orianka Kilcher) kennen, eine Prinzessin der Powhatan-Indianer. Die Beiden verlieben sich, doch stehen einem Geflecht gegensätzlicher Traditionen und Lebensweisen beider Kulturen gegenüber…

                                                    Mit atemberaubend schönen Bildern erzählt Terrence Malick in seiner vierten Kino-Regiearbeit die Liebesgeschichte zwischen dem Pionier John Smith und der Indianerprinzessin Pocahontas. Die heutige Kamera-Legende Emmanuel Lubezki filmte dafür ausschließlich an original Schauplätzen mit natürlichem Licht und auf 65mm-Film, der da schon seit fast 10 Jahren in der Filmwelt kaum noch verwendet wurde. Das Ergebnis sind perfekt durchkomponierte Bilderbögen, die träumerisch und harmonisch mit dem Ton verschmelzen. Das allein war mir schon eine Zweitsichtung wert.

                                                    Ziemlich gelungen ist der Titel des Films, da sich ja beide Kulturen mit einer für sie neuen Welt auseinander setzen müssen. Mit meditativer Ruhe schleicht die Erlebnisreise beider Kulturen voran, ist sicherlich dank des technischen Aufwandes, detaillierter Sets und überzeugender Schauspielleistungen durchweg interessant, lässt aber als Film eine Menge Potential ungenutzt den Fluss herunter treiben. THE NEW WORLD fehlt es einfach an 2-3 weiteren herausragenden Szenen, die den Film nach vorne bringen. Auch etwas mehr gehaltvolles Anti-Kolonial-Statement anstatt säuselnder Voice-Overs hätte für etwas mehr Spannung sorgen können.

                                                    Technisch ist THE NEW WORLD nahezu makellos, auch schauspielerisch gibt es nichts zu beanstanden. Ich persönlich würde beim nächsten Mal aber einfach THE LAST OF THE MOHICANS einlegen, der ist als Gesamtpaket besser geschnürt, wenn auch nicht unbedingt direkt vergleichbar . . .

                                                    ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° °

                                                    Hier geht’s zur Liste : : : https://www.moviepilot.de/liste/ben-affenleck-guckt-terrence-malick-benaffenleck

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