BenAffenleck - Kommentare

Alle Kommentare von BenAffenleck

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    THE FALLOUT (OT) ist ein großartiges Regie-Debüt von Megan Park, dass von einem Highschool-Amoklauf erzählt und dabei vor allem THE LIFE AFTER der traumatisierten Schülerin Vada (Jenna Ortega) in den Mittelpunkt stellt. Dabei zeichnet die Regisseurin auf einfühlsame Art den Umriss eines Gefängnisses mit Gitterstäben aus Schuldgefühlen und Isolation, vor allem aber auch der Hilflosigkeit der Angehörigen. Nicht selten schnürt einem das Gesehene den Hals zu, von der ungemein intensiven Anfangssequenz auf der Schultoilette mal ganz zu schweigen.

    Interessant ist hier aber vor allem die Kunst, das alles nicht zu einem weinerlichen Rührstück verkommen zu lassen, sondern Drama und Coming-of-Age mit einer leichtfüßigen Inszenierung zu verbinden, die die beiden Hauptdarstellerinnen Jenna Ortega und Maddie Ziegler mit ihrer wunderbar stimmigen Performance veredeln. Und wenn man dann immer näher an die End-Credits gelangt, erkennt man in einem niederschmetternden letzten Akt, dass all der fein aufgetragene Zuckerguss lediglich eine harte Salzkruste ist . . .

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      In der trinkbaren Midlife-Crisis-Tragikomödien-Mische DER RAUSCH saufen sich vier Lehrer unter dem Vorwand eines wissenschaftlichen Experiments ihre Leben schön. Dank seiner starken Inszenierung, den tollen Darstellern und der ungewöhnlichen Idee hat der dänische Regisseur Thomas Vinterberg einen interessanten Film gedreht, der das hochprozentige Ergebnis mit seiner etwas zu langen Laufzeit und einem extrem vorhersehbaren Drehbuch leider verwässert.

      Möglicherweise ist auch der Schatten von DIE JAGD (ebenfalls von Vinterberg und mit Mads Mikkelsen) zu groß, die Erwartungen zu hoch gewachsen. Ich war schon ein klein wenig enttäuscht, fand es aber gut, dass Alkohol hier nicht nur als ‘Teufelszeug’ verdammt wird, sondern eher die Menge das Gift macht. Sicherlich auch etwas gewagt, aber doch irgendwie auch ehrlich.

      Zumindest nüchtern betrachtet . . .

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        BenAffenleck 22.05.2023, 19:06 Geändert 02.07.2023, 07:46

        Roland Emmerichs Zerstörungsorgie INDEPENDENCE DAY ist immer noch ein launiges Spektakel und eine geradezu verschwenderische Materialschlacht. Einige Dialoge, der dick aufgetragene Patriotismus und Bill Pullerman werden zwar mit jeder Sichtung noch etwas unerträglicher, dank der passenden Mischung aus Action, Humor, jeder Menge praktischer (Miniatur-)Effekte und der zynischen Figur des David Levinson (Jeff Goldblum ganz locker im JURASSIC PARK-Modus) sorgt die Krawall-Perle aber auch heute noch für allerfeinstes Popcorn-Entertainment . . .

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        • 8
          BenAffenleck 21.05.2023, 10:18 Geändert 26.05.2023, 17:00

          Staub in den zusammengekniffenen Augen, Zigarillo im Mundwinkel, der Colt hängt auf Halb Acht … Dirty BenAffenleck trifft grumpy Clint Eastwood im Legenden-Modus.

          2014 - AMERICAN SNIPER

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          "Im Gegensatz zu dem, was über mich verbreitet wird, verabscheue ich Gewalt." (Clint Eastwood)

          Mit AMERICAN SNIPER erzählt Altmeister Clint Eastwood die (mehr oder weniger) wahre Geschichte des tödlichsten Scharfschützen der US-Militärgeschichte, basierend auf den äußerst kontrovers aufgenommenen Memoiren des Navy-Seals Chris Kyle, der seinem Buch die ein oder andere erfundene Anekdote andichtete und nicht nur am Abzug alles andere als zimperlich mit den ‘Wilden” Irakern umging.

          Da Eastwood und sein Drehbuchschreiber Jason Dean Hall gleichfalls noch etwas Hand an der ‘wahren Geschichte’ anlegten, ist es damit nicht mehr weit hin, und übrig bleibt ein handwerklich grandios inszeniertes Kriegs-Drama, bei dem Eastwood mit dem nötigen Feingefühl vorgeht und es versteht, die patriotischen Töne leise erklingen zu lassen. Ganz anders geht es bei den Kriegsszenen zu, die in ihrem Realismus und ihrer Eindringlichkeit kaum zu überbieten sind und dank Tom Sterns erneut fantastischer Kameraarbeit auch nie unübersichtlich wirken.

          Befremdlich empfinde ich die oft getroffene Aussage, dass hier ein Killer zum Helden stilisiert wird. Kyle machte einen hässlichen Job in einem dreckigen Krieg verdammt gut. Wenigstens das ist Fakt, egal wie man sonst dazu stehen mag. AMERICAN SNIPER zeigt aber auch immer wieder, welchen Preis Kyle für sein scharfes Auge und ruhigen Zeigefinger zahlen muss, im Laufe der Zeit sogar eine regelrechte Besessenheit entwickelt, seine Kameraden in immer weiteren Einsätzen zu beschützen. Oftmals sagen schon kurze Blicke in Bradley Coopers Gesicht alles, was es zu sagen gibt, wenn das Gesicht seines Freundes neben ihm in einer blutigen Wolke regelrecht explodiert, er nicht zum ersten Mal auf ein Kind anlegen muss oder immer noch im Gefecht ist, obwohl er bei seiner Familie im Fernsehsessel sitzt. Das ist absolut Anti-Krieg, zumindest für mich.

          Bradley Coopers herausragende Leistung als Hauptdarsteller ist unbestreitbar großartig, und punktet durch Glaubwürdigkeit und oftmals fernab der ganz großen schauspielerischen Gesten.
          Filme mit Sienna Miller habe ich wiederum bisher kaum gesehen. Mit AMERICAN SNIPER hat sie aber endlich eine Visitenkarte hinterlegt, die sich eingebrannt hat. Ihre Rolle als Chris Kyles Frau Taya bietet natürlich auch genug Potential, um schauspielerisch auftrumpfen zu können.

          Clint Eastwood konnte hiermit ein weiteres Mal beweisen, dass er sein Fach versteht und zumindest handwerklich noch längst nicht zum alten Eisen zählt. Sein Porträt eines moralisch fragwürdigen aber realen Menschen ist über die gesamten 132 Minuten Laufzeit absolut fesselnd, nicht selten aufwühlend und vor allem audiovisuell nicht weniger als Referenzmaterial. Da verzeiht man selbst einige extrem misslungene und zudem völlig überflüssige CGI-Rohrkrepierer. Mit knapp 550 Millionen Dollar Einspielergebnis wurde AMERICAN SNIPER Eastwoods kommerziell erfolgreichster Film . . .

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          • 5

            Ein Rancher an der Grenze in Arizona wird gegen seinen Willen zum Beschützer eines mexikanischen Jungen, der von den Killern eines Drogenkartells unbarmherzig verfolgt wird…

            THE MARKSMAN ist weitere Liam-Neeson-Stangenware, die man unter der Woche gut tragen kann, die aber weder mit nachhaltigem Stoff oder schmeichelndem Schnitt der Hingucker auf der nächsten Film-Party ist. Absolutes 08/15-Road-Trip-Action-Drama, selbst mit seinen 108 Minuten Laufzeit viel zu lang und leider komplett vorhersehbar. Neeson, der junge Jacob Perez und die teils schönen Landschaftsbilder quetschen aus der trockenen Gurke noch alles raus, was geht . . .

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            • 6

              Im souverän inszenierten Stimmen-Zeitreise-Thriller FREQUENCY begeben sich Dennis Quaid und Jim Caviezel getrennt durch Tod und Dekaden als Vater/Sohn-Gespann auf Mörderjagd. Dank des Butterfly-Effekts bleibt es durchweg spannend, wenn Gregory Hoblit (ZWIELICHT, DÄMON) nach einer Stunde dann mal endlich etwas das Gaspedal anstuppst. Sofern man der Twilight-Episoden-Grundprämisse eine Chance gibt, bekommt man hier ein schön ausgestattetes und richtig gut bebildertes Thriller-Drama, dass einfach das Herz am rechten Fleck hat, ohne dem Schmetterling gleich die Flügel auszureißen…

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              • 7

                Walter McMillian (Jamie Foxx) ist 1989 nicht der einzige Schwarze, der unschuldig im Todestrakt eines Gefängnisses im US-Bundesstaat Alabama einsitzt. Der junge schwarze Anwalt Bryan Stevenson (Michael B. Jordan) will ihn und seine Mithäftlinge nicht aufgeben. Mit der ortsansässigen weißen Aktivistin Eva Ansley (Brie Larson) gründet er die Menschenrechtsorganisation ‘Equal Justice Initiative’, die Häftlinge im Todestrakt vertritt, die aufgrund ihrer Hautfarbe oder ihrer Armut gesellschaftlich diskriminiert sind…

                Das Rassismus-Justizdrama JUST MERCY spielt in Monroeville, Alabama, wo Harper Lee einst ihren Roman WER DIE NACHTIGALL STÖRT schrieb, dessen Verfilmung mit Gregory Peck 1962 ein unglaublich guter und wichtiger Beitrag zum Thema Rassismus war und unbedingt wert ist, (wieder)entdeckt zu werden. Geändert hat weder Buch noch Film etwas, nicht 1987 oder all die weiteren Jahre bis 2023.

                Das Drama basiert auf den Memoiren von Bryan Stevenson, und wurde von Destin Daniel Cretton verfilmt, der schon mit SCHLOSS AUS GLAS ein ungemein fesselndes und bewegendes Drama vorlegen konnte. Da reicht JUST MERCY leider nicht ganz ran, da die lange Laufzeit die Intensität etwas verwässert, sich einige Handlungsabläufe wiederholen und die Inszenierung generell etwas zu konventionell geraten ist. Als schockierender Blick auf das US-Strafrechtssystem, das immer noch von Rassismus, Diskriminierung und Ungerechtigkeit bestimmt wird, ist der Film allerdings ein Schlag in die Magengrube, der fassungslos macht und daran erinnert, dass Gerechtigkeit ein hohes Gut ist, das wir niemals für selbstverständlich nehmen dürfen.

                Da JUST MERCY aber topp gespielt ist, ganz besonders in den kleineren Rollen (Rob Morgan und Tim Blake Nelson), und sich einige angestaute Tränen am Ende ihren Weg suchten, gehen hierfür 7,0 Punkte voll in Ordnung . . .

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                • 8
                  über Hanna

                  Die mittlerweile 15-jährige Hanna Heller (Esmé Creed-Miles) wurde von ihrem Vater Erik (Joel Kinnaman) tief in den polnischen Wäldern aufgezogen und zu einer perfekten Kampfmaschine ausgebildet. Am Ende des Trainings soll sie in der Lage sein, den Tod ihrer Mutter zu rächen…

                  HANNA ist die Serienadaption des Action-Thrillers WER IST HANNA?, den Joe Wright 2011 inszenierte, mit dem ich persönlich aber zumindest damals nicht viel anfangen konnte. An der mit 3 Staffeln und 22 Folgen überschaubaren Serie hatte ich bei Veröffentlichung ein dementsprechend geringes Interesse, wurde dann aber doch bei den recht hohen Bewertungen etlicher Plattformen neugierig und letztendlich von einem Trailer angefixt.

                  Neues bietet die an vielen original-Schauplätzen gedrehte Agenten-Schnitzeljagd quer durch Europa nicht, punktet aber mit einem extrem hohen Unterhaltungswert und etlichen Spannungsspitzen. Die Action ist gut inszeniert, für FSK 12 (und teils auch 16) wird nicht mit Gewalt gegeizt. Mir hat persönlich besonders gut gefallen, dass dem Action-Thriller-Genre hier eine ordentliche Spritze Coming-of-Age injiziert wurde, dazu immer wieder ein Hauch Melancholie durchscheint und irgendwann auch Manipulation und bedingungsloser Befehlsgehorsam hinterfragt werden.

                  Getragen wird die Show von der jungen britischen Schauspielerin Esme Creed-Miles, die alle Stufen der Gefühlsskala mühelos runterrockt und dabei echt Eindruck macht. Natürlich muss man generell der “leicht” realitätsfremden Prämisse der Show eine Chance geben, um das auch alles genießen zu können. An ihrer Seite brilliert Mireille Enos als kühl kalkulierende und knallharte Analytikerin, die aber eine interessante Wandlung durchmacht, mit der man zu Beginn auch nicht gerechnet hätte.
                  Kleinere Rollen sind noch mit Joel Kinnaman und Ray Liotta besetzt. Liotta ist hier in seiner ziemlich letzten Rolle zu sehen, und gibt mal wieder einen herrlichen Fiesling ab.

                  HANNA ist stark gespielt, rasant inszeniert und baut eine durchgehend hohe Spannung auf. Die Action ist gut proportioniert, und das Agenten-Genre mit Coming-of-Age zu kreuzen ist wirklich unterhaltsam. Eine überraschend gute Serie . . .

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                  • 7

                    Auch DEADPOOL 2 geht ab durch die vierte Wand mit einer Menge brutaler Action, derben Sprüchen, Pippi-Kacka-Humor, diverse Seitenhiebe auf artverwandte wie konkurrierende Franchises und viel Feingespür für kreative Geschmacklosigkeit.

                    In der Fortsetzung des Überraschungshits bekommt es der ‘Merc With a Mouth’ mit dem zeitreisenden Cyborg Cable (Josh Brolin) zu tun. Auf dem Regiestuhl nahm dieses Mal David Leitch (JOHN WICK) platz, der endlich für fast durchgängig geile Action-Szenen sorgt, und nicht nur damit dem lediglich soliden Vorgänger von Tim Miller überlegen ist, sondern auch von der größeren Anzahl an Figuren profitiert.

                    DEADPOOL 2 ist für mich der unterhaltsamere Film der dauersabbelnden Superhelden-Wurst. Vielleicht klappt es ja irgendwann auch noch mal mit dem soliden Vorgänger . . .

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                    • 5

                      Staub in den zusammengekniffenen Augen, Zigarillo im Mundwinkel, der Colt hängt auf Halb Acht … Dirty BenAffenleck trifft grumpy Clint Eastwood im Legenden-Modus.

                      2014 - JERSEY BOYS

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                      Mit der Verfilmung des Musicals JERSEY BOYS hat Clint Eastwood seinen Job souverän erfüllt, zumindest handwerklich. Am stärksten ist die klassische Rise-and-Fall-Geschichte der ‘The Four Seasons’ in der Darbietung der Songs und des stilvollen 50er/60er-Jahre-Settings, lässt darüber hinaus aber jeglichen Mut vermissen, es mal derbe krachen zu lassen. Hier werden einfach alle Stationen (Mafia, Partys, Frauengeschichten, Schulden) lauwarm abgespeist, wodurch der fertige Film sehr konventionell und prüde wirkt. JERSEY BOYS bringt einfach nicht das Zeug mit, um wirklich zu fesseln. Wenn das echte Highlight eine Musical-Tanznummer kurz vor den End-Credits ist, bedarf es hier eigentlich keiner ausschweifenden Erklärungen . . .

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                      • 5

                        Im Nachbarhaus einer Kleinfamilie (Rogen/Byrne) zieht eine extrem partywütige Studentenverbindung ein. Damit ist der Nachbarschaftskrieg eröffnet...

                        Mit BAD NEIGHBORS bekommt man exakt das, was man von einem Film mit dem (irgendwie) coolen Seth Rogen, der (selbstverständlich) bezaubernden Rose Byrne, einem (scheinbar) aus Granit gemeißelten Sack Ätzron und einem (wie immer) Sack ätzenden Dave Franco nicht anders verdient hat.

                        Bei diesem leider doch noch irgendwie unterhaltsamen Kackhäufchen ist man hin und her gerissen zwischen dem Griff zur Fernbedienung (abschalten) und dem Nachfüllen der Cola/Rum Mische (weitergucken). Einige Gags und Ideen sind äußerst lustig, dem gegenüber steht dann wieder selten doofer Fremdschäm-Fäkalhumor, weshalb 1,2 ‰ oder eine Runde durch den Kräutergarten vor Filmstart die Mindestanforderung an sich selbst sein sollte.

                        BAD NEIGHBORS macht Spaß, nervt aber mindestens genau so. Und das passt längst nicht so gut zusammen wie Cola und Rum . . .

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                          Nach seinem bitterbösen und äußerst gelungenen Regie-Debüt VERY BAD THINGS rockt Peter Berg in doppelter Hinsicht den Amazonas. In der turbulenten Action-Komödie darf es Dwayne Johnson zum ersten Mal in einer Hauptrolle so richtig krachen lassen, was er als Kopfgeldjäger an der Seite von "Stifler" Seann William Scott auch gnadenlos ausnutzt, obwohl WELCOME TO THE JUNGLE mit seinen ‘Drahtseil-Fights’ so weit drüber ist, dass man hier schon fast von einer augenzwinkernden Persiflage reden kann.

                          Wie dem auch sei, das Ding ist absolut kurzweilig inszeniert, Buddy-Stimmung kommt reichlich auf und die Action hat massig Wumms und Kaliber. Wem das nicht reicht, darf sich noch an der damals schon umwerfenden aber völlig unterforderten Rosario Dawson erfreuen. Und selbst Christopher Walken hatte scheinbar Bock auf anspruchslosen Mumpitz und dankt es mit einer Menge Spielfreude.

                          Für einen spaßigen Action-Kracher reicht das dann unterm Strich allemal aus . . .

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                            Staub in den zusammengekniffenen Augen, Zigarillo im Mundwinkel, der Colt hängt auf Halb Acht … Dirty BenAffenleck trifft grumpy Clint Eastwood im Legenden-Modus.

                            2012 - BACK IN THE GAME

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                            Für BACK IN THE GAME (und noch weitere Filme) kehrte Clint Eastwood 2012 doch noch aus seinem selbst auferlegten Schauspieler-Ruhestand zurück, um das Regie-Debüt seines Freundes und langjährigen Mitarbeiters Robert Lorenz schauspielerisch zu veredeln. Dabei tritt er jedoch trotz der Hauptrolle dezent in den Hintergrund, um Platz für eine wieder einmal großartig aufspielende Amy Adams zu lassen.

                            Im Kern ist der Film ein Vater-Tochter-Drama, angesiedelt in den Wirren des US- amerikanischen Baseball-Sports. Handwerklich ist das alles absolut solide umgesetzt, erste eigene Akzente kann Lorenz jedoch zu keiner Zeit setzten und das Ergebnis trotz wirklich guter schauspielerischer Leistungen nicht wirklich zu begeistern vermag. Teils kitschige Dialoge (mitsamt dieser rührseligen Szene, in der Eastwood am Grab singt), konstruiert wirkende Genre-Standards und die vorhersehbare Handlung machen es einem auch wirklich nicht leicht, den >Belanglos< Stempel in der Schublade zu lassen

                            Dafür passt die Chemie zwischen Eastwood/Adams, und die Nebenrollen sind mit Justin Timberlake, John Goodman und Robert Patrick ebenfalls gut besetzt. Für einen ruhigen Sonntagnachmittag durchaus zu gebrauchen, für die Sammlung einfach viel zu schwach . . .

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                            Hier geht’s zur Liste : : : https://www.moviepilot.de/liste/benaffenleck-guckt-clint-eastwood-benaffenleck

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                            • 6

                              In FOUR GOOD DAYS muss sich eine Mutter (Glenn Close) zwischen Liebe, Pflichtgefühl und Selbstschutz entscheiden, und sich mit ihrer drogenabhängigen Tochter (Mila Kunis) auseinandersetzen, die zum 15. Mal einen Entzug macht…

                              Wirklich neue Töne kann das Mutter-Tochter-Drama der Klaviatur des gängigen Drogen-Dramas nicht entlocken. Glenn Close liefert aber eine amtliche Darstellung einer zu oft enttäuschten und verletzten Mutter ab, die auch in ihrer eigenen Vergangenheit nach den Gründen der Abhängigkeit ihrer Tochter sucht. Mila Kunis ist hier kaum wieder zu erkennen, völlig abgeranzt und mehr tot als lebendig verkörpert sie glaubwürdig die Schrecken einer Sucht.

                              Hier und da schleicht sich doch eine kleine Gänsehaut über den Rücken, denn die Vorstellung, sein Kind in so einer Situation zu sehen, ist kaum zu ertragen. Und hier möchte ich ein weiteres Mal auf die brutal gute Serie DOPESICK verweisen, denn letzten Endes zeigt FOUR GOOD DAYS eine weitere Familie, die wegen OxyContin und den geldgeilen Sacklers Richtung Hölle geschickt wurde . . .

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                                BenAffenleck 27.04.2023, 15:27 Geändert 02.07.2023, 07:45

                                Als kleiner Tarantino-Klon bietet THURSDAY dank stets unerwarteter Ereignisse und jeder Menge schwarzen Humors skurrile Unterhaltung, die nicht mit Blut und Gewalt geizt. Die Charaktere sind aber teils lächerlich überzeichnet und der Look des Films ist nicht gerade hochwertig.
                                Da der derbe Thriller aber mit Thomas Jane, Aaron Eckhart und Mickey Rourke solide besetzt ist, kann man THURSDAY auch mal auf ein Wochenende fallen lassen . . .

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                                  BenAffenleck 25.04.2023, 12:11 Geändert 16.05.2023, 12:26

                                  Enge Räume schnüren Dir die Luft ab? Du leidest unter Klaustrophobie? Auf die Vorstellung, lebendig begraben zu werden, reagierst Du mit Schnappatmung? Alles klar - der minimalistische Höllenritt BURIED bietet Dir damit den ultimativen Kollaps.

                                  Der für ein Privatunternehmen im Irak arbeitende Paul Conroy (Ryan Reynolds) erwacht nach einem Überfall in völliger Dunkelheit in einer hölzernen Kiste. Bei ihm nur ein Zippo, ein Handy und jede Menge Todesangst und Fragezeichen. Ihm bleibt nur wenig Zeit, um herauszufinden, wo er vergraben ist und wer ihm helfen kann. Der Sauerstoff schwindet und auch der Handy-Akku hält nicht ewig (springt aber auch gerne mal von 2 Ladebalken auf 3) …

                                  Mit gruseliger Intensität und einer erstklassigen Inszenierung zimmerte der spanische Regisseur Rodrigo Cortés mit einem Mini-Budget von 3 Millionen Dollar sieben unterschiedlich designte Särge und einen perfiden Hochspannungs-Thriller zusammen, der einen ganz tief Luft holen und in den Sessel sinken lässt. Ruhig bleiben, keine Panik, denn Ryan Reynolds lag zwölf Stunden täglich an 17 Drehtagen für seine beachtliche One-Man-Show in einer der Kisten und musste das klaustrophobische Kammerspiel ohne Co-Stars oder Location-Wechsel wuppen. Kaum zu glauben, dass BURIED mit diesem Minimalismus eine durchweg fesselnde Handlung aufzubauen versteht und den Zuschauer mit schweißnassen Händen unter Momenten der Hoffnung, des Glücks und der puren Verzweiflung begräbt.

                                  Kameramann Eduard Grau, der schon ein Jahr zuvor A SINGLE MAN sensationell edel bebilderte, nutzt dank seines formidablen Könnens die eingeschränkten Möglichkeiten voll aus, und vermittelt durch raffinierte Kamerafahrten und clevere Perspektiven den Horror der unangenehmen Enge des hölzernen Sarges. Wirklich gute Arbeit und ungemein wichtig für die stickige Atmosphäre dieses schweisstreibenden Thrillers.
                                  Als klaustrophobisches Kammerspiel bietet BURIED eine überraschende und unvorhersehbare Achterbahnfahrt der Gefühle, nicht immer ganz logisch aber ungemein spannend inszeniert und durch Ryan Reynolds überzeugend dargestellt . . .

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                                    Staub in den zusammengekniffenen Augen, Zigarillo im Mundwinkel, der Colt hängt auf Halb Acht … Dirty BenAffenleck trifft grumpy Clint Eastwood im Legenden-Modus.

                                    2011 - J. EDGAR

                                    ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° °

                                    Clint Eastwoods fast 6 Jahrzehnte umspannendes Biopic über den möglicherweise einst mächtigsten Mann der Welt, J. Edgar Hoover, konnte mich wirklich überzeugen, obwohl ich gar nicht so recht Lust darauf hatte. Stoff für einen extrem reißerischen Film hätte die Figur sicherlich genug hergegeben,
                                    Drehbuchautor Dustin Lance Black und Regisseur Eastwood beschränkten die Figur aber klugerweise nicht nur auf ein politisches Monstrum, welches kontrollsüchtig, egozentrisch, erpresserisch und rassistisch war, sondern erschufen das sensible Porträt eines einsamen Menschen zwischen Genie und Wahnsinn. Dabei darf man allerdings nicht vergessen, dass das Drehbuch eine Mischung aus Fakten und Fiktion ist, da J. Edgar Hoover als Chef des FBI natürlich alles andere als ein transparentes Leben hatte.

                                    Am Ende hat mich J. EDGAR tatsächlich noch emotional ran bekommen, verbirgt sich hier doch im Herzen eine bewegende Liebesgeschichte zweier Männer, die niemals eine Chance hatte. Leonardo DiCaprio und Armie Hammer spielen beide ganz großartig auf, wobei DiCaprio als alter Mann aber mit dem wesentlich besseren Makeup gesegnet ist. Ausstattung und Bebilderung (letztere wieder einmal von Tom Stern) sind superb, obwohl das Bild sehr dunkel und farbreduziert wirkt, was hier aber ganz wunderbar zum Thema passt.

                                    Kein Meisterwerk, aber doch eine unterhaltsame Reise durch US-amerikanische Dekaden und in die Kinderstube des FBI . . .

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                                      über Lucky

                                      LUCKY ist eine Hommage und gleichzeitig der finale Schlusspunkt für Harry Dean Stanton, der hier in einem Wüstenkaff im amerikanischen Niemandsland einen 90-jährigen Eigenbrötler spielt, der plötzlich erkennt, dass er nicht ewig leben wird.

                                      Das Regiedebüt des Schauspielers John Carroll Lynch ist absolut entschleunigtes Kino, leise umher streifend, schelmisch grinsend und in einigen Momenten auch berührend. Für echte Begeisterung reichte das aber nicht aus, da würde ich jederzeit den ähnlich gelagerten THE STRAIGHT STORY bevorzugen.

                                      Den fertigen Film über und mit ihm, hat Stanton leider nicht mehr gesehen, was LUCKY noch eine zusätzliche melancholische Note verleiht . . .

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                                        Die belgische Blutgrätsche JCVD versucht im Revenge-Actioner WAKE OF DEATH halbwegs akzeptabel zu schauspielern. Wo hier allerdings 14 Millionen Dollar Produktionsbudget stecken sollen, weiß wohl nur der Koks-Dealer. Wenn sich Van Damme durch die chinesischen Triaden schlägt und schießt, ist der Gewaltpegel ganz amtlich, trotzdem sieht WAKE OF DEATH mit seinem Video-Look einfach scheiße aus, und tritt die Bremse des Spaßmobils bis in die Ölwanne.

                                        Sollte das wirklich der beste Film der B-Movie-Zeit des Spagatheinis sein, brauche ich dort wenigstens nicht mehr in trüben Gewässern fischen . . .

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                                          Mit HARD TARGET 2 findet der Menschenjagd-Klassiker von John Woo aus dem Jahre 1993 einen Nachfolger, für dessen geradlinige und überraschungsarme Story man einen Mixed-Martial-Arts-Kämpfer (Scott Adkins) für ein Preisgeld von einer Million Dollar in den Dschungel Myanmars lockt, wo eine knallharte Hatz beginnt.

                                          Aus dem schmalen Budget holt Pröddel-Filmer Roel Reiné mit einem halbwegs gescheiten Cast und fetzig angerichteter B-Action das Maximum heraus. Auch wenn einige Anspielungen auf das stärkere Original (Tauben, immer wieder Tauben) nett gemeint sind, sorgen Kamera, Schnitt, unpassende Zeitlupen und nervige Dummheiten der Protagonisten dafür, dass HARD TARGET 2 nie so richtig auf der Begeisterungs-Skala nach oben schießt.

                                          Unter der Woche kann man sich dazu aber gut ne kalte Kanne aufreißen. Prost . . .

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                                            Staub in den zusammengekniffenen Augen, Zigarillo im Mundwinkel, der Colt hängt auf Halb Acht … Dirty BenAffenleck trifft grumpy Clint Eastwood im Legenden-Modus.

                                            2010 - HEREAFTER

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                                            Leicht machte es sich Clint Eastwood nach dem entdeckenswerten INVICTUS nicht, und packte mit HEREAFTER thematisch ein kaum greifbares Thema an: Ein spiritueller Film über Nahtod, Kommunikation mit Verstorbenen und dem Jenseits.

                                            Ein ziemlich überladenes Drehbuch und die episodische Erzählstruktur erweisen sich hier als Stolperstein, obwohl der Film durchaus seine berührenden Momente hat, die von Eastwoods erneut selbstkomponierten Score melancholisch äußerst fett unterstrichen werden. Als großes Ganzes besteht HEREAFTER zu keiner Minute, auch nicht wenn sich am Ende die Fäden der tragischen Figuren äußerst ideenlos verknoten.

                                            Die Inszenierung ist bei all der Erfahrung hinter der Kamera natürlich tadellos, und auch Matt Damon liefert als einsames Medium eine gute Vorstellung. Am Ende wirkt HEREAFTER aber wie ein zusammengestückeltes Mystery-Drama mit guten Ansätzen, welches klugerweise auf eine klare Stellungnahme verzichtet, vielleicht aber genau dadurch ‘unfertig’ wirkt . . .

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                                            Hier geht’s zur Liste : : : https://www.moviepilot.de/liste/benaffenleck-guckt-clint-eastwood-benaffenleck

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                                              Staub in den zusammengekniffenen Augen, Zigarillo im Mundwinkel, der Colt hängt auf Halb Acht … Dirty BenAffenleck trifft grumpy Clint Eastwood im Legenden-Modus.

                                              2009 - INVICTUS

                                              ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° °

                                              “Es ist eine sehr inspirierende Story. Jeder weiß eine Menge über Nelson Mandela, aber diese Geschichte kennt, glaube ich, kaum jemand: dass er sich eines Sports bediente, der nur von der weißen Minderheit Südafrikas betrieben wurde, um als Präsident sein Volk zu einen. Mandela war ein großer Zusammenführer … seine Stärke ist die Vergebung.” (Clint Eastwood)

                                              Bei der Erstsichtung vor locker 10 Jahren konnte mich INVICTUS nicht richtig mitreißen, weshalb ich mit gemischten Gefühlen an die erneute Sichtung ging, schließlich sind 134 Minuten auch kein filmischer Pappenstiel. Die Sorgen waren völlig unbegründet, denn am Ende passte hier einfach alles. Dank Eastwoods handwerklicher Präzision entfaltet sich hier ein herrlich entschleunigter und emotional packender Mix aus Biopic und Sportfilm über ein weitgehend unbekanntes Kapitel der demokratischen Wende in Südafrika.

                                              “Nehmt eure Messer, eure Gewehre und eure Macheten und werft sie in den Ozean”. (Nelson Mandela)

                                              Des Weiteren ist INVICTUS natürlich ein filmisches Denkmal für den Herzensmenschen Nelson Mandela und ein durch und durch positives Werk über das Überwinden unsichtbarer Grenzen zwischen Menschen verschiedener Hautfarbe. Es handelt sich hierbei um einen überaus gutherzigen Film, der den Hass der Apartheid auf ein erträgliches Minimum herunterspielt, sich kritischen Seitenblicken verwehrt und einige Fakten außen vor lässt. Eastwood zelebriert hier seit langem mal wieder Wohlfühlkino, und erzählt von Versöhnung und Toleranz. Für Zyniker sicherlich kitschig, für Träumer durchaus bewegend.

                                              In der Hauptrolle brilliert ein Morgan Freeman in Bestform. Er geht in seiner Figur vollends auf und kopiert Mimik und Gestik des Friedensnobelpreisträgers und ehemaligen Präsidenten hervorragend. Freeman und der gleichfalls überzeugend aufspielende Matt Damon wurden jeweils mit einer Oscar-Nominierung bedacht.

                                              Wenn man sich auf die entschleunigte Inszenierung einlässt, bekommt man mit INVICTUS ein wunderschönes und mutmachendes Drama, präsentiert als eine Mischung aus Mandela-Biopic, lehrreicher Geschichtsstunde und mitreißendem Sportfilm . . .

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                                                Am Startwochenende setzte sich RUSH HOUR 2 mit 67 Millionen Dollar Box-Office auf den Thron der am erfolgreichsten gestarteten Komödien. Nicht übel für Brett Ratners stellenweise etwas uninspirierte Fortsetzung, die den Culture-Clash lediglich umdreht und das Drumherum wieder mit (Martial-Arts-)Keile und Kalauer auffüllt. In diesem Sequel legen sich Carter (Chris Tucker) und Lee (Jackie Chan) nach einem Bombenanschlag auf die US-Botschaft in Hongkong mit einem internationalen Geldfälscher-Ring an, und landen zum Finale natürlich passenderweise in … Las Vegas.

                                                Das ist alles nett und unterhaltsam anzusehen, schmeckt aber auch durchweg nach Fließbandarbeit, womit es sich das Kultur-Eigentum Jackie Chan bei den Fans in der alten Heimat doch etwas verscherzte. Dem war das (vorerst) egal, denn hier spielte er endlich in der 20-Millionen-Dollar-Gewichtsklasse. Wieviel wohl Don Cheadle für seinen Kurzauftritt als schwarzer Asia-Freak bekommen hat? Wir werden es nie erfahren . . .

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                                                  BenAffenleck 14.04.2023, 16:22 Geändert 02.07.2023, 07:42

                                                  Hongkong-Cop Lee (Jackie Chan) wird vom befreundeten chinesischen Konsul nach L.A. gerufen, als dessen kleine Tochter entführt wird. Daraufhin beauftragt das FBI den undisziplinierten Detective Carter (Chris Tucker) damit, den ungebetenen Gast zu babysitten und vom Fall fernzuhalten. Natürlich können sich die beiden Partner wider Willen erst nicht ausstehen, bis sie sich doch zusammenraufen und gegen die Kidnapper antreten…

                                                  Die zweite Regiearbeit von Brett Ratner ist ein typisches Buddy-Movie mit Kulturschock, wie es in den glorreichen 80ern und 90ern an jeder Kino-Ecke rumlungerte. Und obwohl die Story altbekannt und von Anfang an vorhersehbar ist, macht RUSH HOUR als äußerst unterhaltsame und kurzweilige Action/Comedy einfach alles richtig.
                                                  Wenn die schnellsten Hände des Ostens auf die größte Klappe des Westens treffen, ist spaßiges Entertainment garantiert. Tucker und Chan verfügen auch über eine blendende Leinwand-Chemie, die hier auf gelungene Witze und handgemachte Action treffen. Für Jackie Chan war RUSH HOUR ja die Eintrittskarte nach Hollywood, und auch wenn er sich hier etwas zügelt gibt es doch einige atemberaubend ausgefeilte Slapstick-Kampfchoreographien, die immer noch derbe Spaß machen.

                                                  Nachdem der rund 30 Millionen Dollar “günstige” Film an den Kinokassen fast eine viertel Milliarde einspielte, interessierte es auch keine Sau mehr, dass Chris Tucker nach Martin Lawrence, Wesley Snipes, Eddie Murphy und Dave Chappelle erst als fünftes auf der Hauptdarsteller-Wunschliste der Produzenten stand. Für mich passen Tucker/Chan hier wie Reis zu Ente süß-sauer . . .

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                                                    BenAffenleck 10.04.2023, 12:25 Geändert 16.04.2023, 08:55

                                                    Staub in den zusammengekniffenen Augen, Zigarillo im Mundwinkel, der Colt hängt auf Halb Acht … Dirty BenAffenleck trifft grumpy Clint Eastwood im Legenden-Modus.

                                                    2008 - GRAN TORINO

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                                                    “78 zu sein, und das in einem erfolgreichen Film, nicht schlecht.” (Clint Eastwood)

                                                    Einen würdigeren Abschied vor der Kamera hätte sich Clint Eastwood nicht wünschen können, beließ es dann aber doch nicht dabei. Wunderbar spielt er hier mit dem Image seiner vergangenen Rollen und inszeniert sein vermeintliches schauspielerisches Finale schnörkellos und wie einen Film aus den "guten alten Tagen". Kleine Besetzung, kleines Budget und in kurzer Zeit gedreht.

                                                    Sein Charakter Walt Kowalski wirkt selbst wie ein GRAN TORINO, allerdings mit wesentlich mehr Meilen runter, dem ein oder anderen Rostflecken im Blech und dem großen, leicht verwitterten Stars-and-Stripes Aufkleber am Heck.

                                                    Das ist patriotisch. Das ist plakativ. Das ist Amerika ... und Walt Kowalski, ein Korea- Veteran dessen Ansichten sich seit den 50er Jahren nicht mehr großartig geändert haben, ist ein "Grumpy Old Man" wie aus dem Lehrbuch. Verwitwert, von seinen Kindern entfremdet, äußerst penibel, mürrisch, launisch und Sprüche abfeuernd, die man durchaus rassistisch nennen darf. Walt ist einer, der "verpiss dich" auf die Stirn tätowiert hat und sein Eigentum und sein Recht handfest zu verteidigen bereit ist, zur Not auch mit dem M1-Karabiner im Anschlag. Er sagt Menschen die es nicht hören wollen direkt, wo der Frosch die Locken hat. Sicherlich eine Angewohnheit, die es ihm nicht leichter macht. Ein Mann des alten Schlages und voller eingeimpfter Vorurteile.
                                                    Und genau neben diesem alten knurrenden Hund zieht eine Hmong-Familie ein, die mit ihren unaussprechlichen Namen und ihren fremden Gebräuchen schnell bei Walt anecken. Die beiden Teenager der asiatischen Familie geraten in Schwierigkeiten mit einer Gang. Die Eskalation der Gewalt schreitet unaufhaltsam voran...

                                                    Clint Eastwood liefert mit GRAN TORINO geradezu brillantes Handwerk ab, und das direkt ins Gesicht. Eine Ballade über die Alten, über ungleiche Freundschaften und Annäherung mit dem Vorverurteilten. Eastwood zeichnet auch ein Bild der amerikanischen Vororte im Teufelskreis aus Gewalt und Gegengewalt. Die Spannungsschraube wird immer fester angezogen, dramatische Elemente und Humor kommen aber nie zu kurz. Somit ist GRAN TORINO ein echter Allrounder und wird auch nach der fünften Sichtung immer noch ein gern gesehener Gast in meinem BluRay-Player sein.

                                                    So einen starken (und seinen bis dahin kommerziell erfolgreichsten) Film haute Eastwood mal eben während einer Postproduktions-Flaute zu seinem DER FREMDE SOHN raus. Als ob es nur eine Fingerübung sei. Sensationell . . .

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