BenAffenleck - Kommentare
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Alle Kommentare von BenAffenleck
Staub in den zusammengekniffenen Augen, Zigarillo im Mundwinkel, der Colt hängt auf Halb Acht … Dirty BenAffenleck trifft grumpy Clint Eastwood im Legenden-Modus.
2009 - INVICTUS
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“Es ist eine sehr inspirierende Story. Jeder weiß eine Menge über Nelson Mandela, aber diese Geschichte kennt, glaube ich, kaum jemand: dass er sich eines Sports bediente, der nur von der weißen Minderheit Südafrikas betrieben wurde, um als Präsident sein Volk zu einen. Mandela war ein großer Zusammenführer … seine Stärke ist die Vergebung.” (Clint Eastwood)
Bei der Erstsichtung vor locker 10 Jahren konnte mich INVICTUS nicht richtig mitreißen, weshalb ich mit gemischten Gefühlen an die erneute Sichtung ging, schließlich sind 134 Minuten auch kein filmischer Pappenstiel. Die Sorgen waren völlig unbegründet, denn am Ende passte hier einfach alles. Dank Eastwoods handwerklicher Präzision entfaltet sich hier ein herrlich entschleunigter und emotional packender Mix aus Biopic und Sportfilm über ein weitgehend unbekanntes Kapitel der demokratischen Wende in Südafrika.
“Nehmt eure Messer, eure Gewehre und eure Macheten und werft sie in den Ozean”. (Nelson Mandela)
Des Weiteren ist INVICTUS natürlich ein filmisches Denkmal für den Herzensmenschen Nelson Mandela und ein durch und durch positives Werk über das Überwinden unsichtbarer Grenzen zwischen Menschen verschiedener Hautfarbe. Es handelt sich hierbei um einen überaus gutherzigen Film, der den Hass der Apartheid auf ein erträgliches Minimum herunterspielt, sich kritischen Seitenblicken verwehrt und einige Fakten außen vor lässt. Eastwood zelebriert hier seit langem mal wieder Wohlfühlkino, und erzählt von Versöhnung und Toleranz. Für Zyniker sicherlich kitschig, für Träumer durchaus bewegend.
In der Hauptrolle brilliert ein Morgan Freeman in Bestform. Er geht in seiner Figur vollends auf und kopiert Mimik und Gestik des Friedensnobelpreisträgers und ehemaligen Präsidenten hervorragend. Freeman und der gleichfalls überzeugend aufspielende Matt Damon wurden jeweils mit einer Oscar-Nominierung bedacht.
Wenn man sich auf die entschleunigte Inszenierung einlässt, bekommt man mit INVICTUS ein wunderschönes und mutmachendes Drama, präsentiert als eine Mischung aus Mandela-Biopic, lehrreicher Geschichtsstunde und mitreißendem Sportfilm . . .
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Am Startwochenende setzte sich RUSH HOUR 2 mit 67 Millionen Dollar Box-Office auf den Thron der am erfolgreichsten gestarteten Komödien. Nicht übel für Brett Ratners stellenweise etwas uninspirierte Fortsetzung, die den Culture-Clash lediglich umdreht und das Drumherum wieder mit (Martial-Arts-)Keile und Kalauer auffüllt. In diesem Sequel legen sich Carter (Chris Tucker) und Lee (Jackie Chan) nach einem Bombenanschlag auf die US-Botschaft in Hongkong mit einem internationalen Geldfälscher-Ring an, und landen zum Finale natürlich passenderweise in … Las Vegas.
Das ist alles nett und unterhaltsam anzusehen, schmeckt aber auch durchweg nach Fließbandarbeit, womit es sich das Kultur-Eigentum Jackie Chan bei den Fans in der alten Heimat doch etwas verscherzte. Dem war das (vorerst) egal, denn hier spielte er endlich in der 20-Millionen-Dollar-Gewichtsklasse. Wieviel wohl Don Cheadle für seinen Kurzauftritt als schwarzer Asia-Freak bekommen hat? Wir werden es nie erfahren . . .
Hongkong-Cop Lee (Jackie Chan) wird vom befreundeten chinesischen Konsul nach L.A. gerufen, als dessen kleine Tochter entführt wird. Daraufhin beauftragt das FBI den undisziplinierten Detective Carter (Chris Tucker) damit, den ungebetenen Gast zu babysitten und vom Fall fernzuhalten. Natürlich können sich die beiden Partner wider Willen erst nicht ausstehen, bis sie sich doch zusammenraufen und gegen die Kidnapper antreten…
Die zweite Regiearbeit von Brett Ratner ist ein typisches Buddy-Movie mit Kulturschock, wie es in den glorreichen 80ern und 90ern an jeder Kino-Ecke rumlungerte. Und obwohl die Story altbekannt und von Anfang an vorhersehbar ist, macht RUSH HOUR als äußerst unterhaltsame und kurzweilige Action/Comedy einfach alles richtig.
Wenn die schnellsten Hände des Ostens auf die größte Klappe des Westens treffen, ist spaßiges Entertainment garantiert. Tucker und Chan verfügen auch über eine blendende Leinwand-Chemie, die hier auf gelungene Witze und handgemachte Action treffen. Für Jackie Chan war RUSH HOUR ja die Eintrittskarte nach Hollywood, und auch wenn er sich hier etwas zügelt gibt es doch einige atemberaubend ausgefeilte Slapstick-Kampfchoreographien, die immer noch derbe Spaß machen.
Nachdem der rund 30 Millionen Dollar “günstige” Film an den Kinokassen fast eine viertel Milliarde einspielte, interessierte es auch keine Sau mehr, dass Chris Tucker nach Martin Lawrence, Wesley Snipes, Eddie Murphy und Dave Chappelle erst als fünftes auf der Hauptdarsteller-Wunschliste der Produzenten stand. Für mich passen Tucker/Chan hier wie Reis zu Ente süß-sauer . . .
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2008 - GRAN TORINO
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“78 zu sein, und das in einem erfolgreichen Film, nicht schlecht.” (Clint Eastwood)
Einen würdigeren Abschied vor der Kamera hätte sich Clint Eastwood nicht wünschen können, beließ es dann aber doch nicht dabei. Wunderbar spielt er hier mit dem Image seiner vergangenen Rollen und inszeniert sein vermeintliches schauspielerisches Finale schnörkellos und wie einen Film aus den "guten alten Tagen". Kleine Besetzung, kleines Budget und in kurzer Zeit gedreht.
Sein Charakter Walt Kowalski wirkt selbst wie ein GRAN TORINO, allerdings mit wesentlich mehr Meilen runter, dem ein oder anderen Rostflecken im Blech und dem großen, leicht verwitterten Stars-and-Stripes Aufkleber am Heck.
Das ist patriotisch. Das ist plakativ. Das ist Amerika ... und Walt Kowalski, ein Korea- Veteran dessen Ansichten sich seit den 50er Jahren nicht mehr großartig geändert haben, ist ein "Grumpy Old Man" wie aus dem Lehrbuch. Verwitwert, von seinen Kindern entfremdet, äußerst penibel, mürrisch, launisch und Sprüche abfeuernd, die man durchaus rassistisch nennen darf. Walt ist einer, der "verpiss dich" auf die Stirn tätowiert hat und sein Eigentum und sein Recht handfest zu verteidigen bereit ist, zur Not auch mit dem M1-Karabiner im Anschlag. Er sagt Menschen die es nicht hören wollen direkt, wo der Frosch die Locken hat. Sicherlich eine Angewohnheit, die es ihm nicht leichter macht. Ein Mann des alten Schlages und voller eingeimpfter Vorurteile.
Und genau neben diesem alten knurrenden Hund zieht eine Hmong-Familie ein, die mit ihren unaussprechlichen Namen und ihren fremden Gebräuchen schnell bei Walt anecken. Die beiden Teenager der asiatischen Familie geraten in Schwierigkeiten mit einer Gang. Die Eskalation der Gewalt schreitet unaufhaltsam voran...
Clint Eastwood liefert mit GRAN TORINO geradezu brillantes Handwerk ab, und das direkt ins Gesicht. Eine Ballade über die Alten, über ungleiche Freundschaften und Annäherung mit dem Vorverurteilten. Eastwood zeichnet auch ein Bild der amerikanischen Vororte im Teufelskreis aus Gewalt und Gegengewalt. Die Spannungsschraube wird immer fester angezogen, dramatische Elemente und Humor kommen aber nie zu kurz. Somit ist GRAN TORINO ein echter Allrounder und wird auch nach der fünften Sichtung immer noch ein gern gesehener Gast in meinem BluRay-Player sein.
So einen starken (und seinen bis dahin kommerziell erfolgreichsten) Film haute Eastwood mal eben während einer Postproduktions-Flaute zu seinem DER FREMDE SOHN raus. Als ob es nur eine Fingerübung sei. Sensationell . . .
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Wenn Blumhouse und Regisseur Craig Zobel zu THE HUNT einladen und die Jagd auf 12 entführte Opfer eröffnen, gibt es auf der Leinwand kein Erbarmen. Was für die Betroffenen teils extrem übel ausgeht, schickt den bierseligen Zuschauer für 91 Minuten in den Splatter-Party-WTF-Bodycount-Modus. Mit einigen fiesen Finten, gelungenen Twists und reichlich Kampferfahrung starten THE HUNT und die von ihren Entführern völlig unterschätzte Crystal (Betty Gilpin) einen erbarmungslosen Rachefeldzug, der einiges an brachialer Action, derber Härte und bissigem Humor im Survival-Rucksack mit sich herum trägt.
Neu ist hier wenig, dafür ist der Gewalt-Cocktail so dermaßen spritzig angerührt und mit einem fetten Augenzwinkern serviert, dass man vor lauter Freude nur noch mit der Zunge schnalzt, wenn am Ende sogar noch ein Catfight zwischen Gilpin und Hillary Swank drauf gepackt wird, und die ‘Küche als den Mittelpunkt des Hauses’ rundum neu definiert . . .
“Ich will Feuerwehrmann werden!” (Grisu - Der kleine Drache)
Basierend auf den tragischen Ereignissen des 'Yarnell Hill Fire', welches im Sommer 2013 wütete, erzählt Joseph Kosinski die Geschichte der "Granite Mountain Hotshots", eine 20 Mann starke Elite-Truppe aus Prescott/Arizona, die sich auf die Bekämpfung von Waldbränden mit Äxten, Motorsägen und Gegenfeuern spezialisiert hat. Superhelden ohne wehende Umhänge, furchtlos und stark, aber nicht unsterblich…
Kosinski, der meiner kläglichen Meinung nach mit OBLIVION den ästhetisch schönsten Sci-Fi-Film des neuen Jahrtausends ablieferte, nimmt sich in ONLY THE BRAVE (OT) jede Menge Zeit, um sein Szenario aufzubauen. Action im tosenden Feuersturm gibt es nur vereinzelt, dafür umschreibt Kosinski wunderbar nah das Leben der Feuerwehrmänner und ihrer Familien, setzt uns mit ihnen an einen Tisch und nimmt uns auf in diesen kleinen Kreis mit all seinen Sorgen, den unvermeidbaren Opfern und Problemen, all dem Mut und unbändiger Kameradschaft, fernab des tödlichen Flammenmeeres. Sogar ein Lachen erhellt hier und da unserer Gesichter … Familie und das Leben in einem Kleinstadtnest im Hinterland der USA.
Wirklich ungewöhnlich für so eine Art Film ist die erstaunlich nüchterne und zurückhaltende Erzählweise, völlig übersteigertes Drama und manipulatives Geplänkel bleiben in ONLY THE BRAVE weitestgehend außen vor. Dafür wird man mit spektakulären Bildern bestochen, die in Verbindung mit dem krass atmosphärischen Soundtrack von Joseph Trapanese eine ganz besondere Stimmung aufbauen. Träumerisch schwebend, beruhigend und 3 Töne später Unheil ankündigent. Wirklich großartig.
Auch der Cast ist sensationell, Josh Brolin reißt als ‘Leader of the Pack’ vor Leinwandpräsenz fast den Bildschirm ein. Miles Tellers Rolle als Rookie der Truppe ist da ganz anders angelegt, aber nicht minder überzeugend. Gerade zum Finale hin hat er einige ganz starke Augenblicke. Die Nebenrollen sind mit Jennifer Connelly, Jeff Bridges, Taylor Kitsch, James Badge Dale und Andie McDowell namhaft und überzeugend besetzt.
Die Geschichte der "Granite Mountain Hotshots" ist bis zum Abspann ein zurückhaltend beobachtendes, aber nichtsdestotrotz aufwühlendes Katastrophendrama. Wieso es zu dem Drama kommen musste, und wie viel Dreck danach das Denkmal der Helden besudelte, darüber schweigt sich ONLY THE BRAVE leider aus. Kein Wort über völlig veraltetes Equipment, fehlendes Geld für einfachste GPS Sender oder Drohnen. Verachtung, Hass und Mobbing, kleine Abfindungen für die Familien und jahrelanger Rechtsstreit bleiben unerwähnt und wären es so unendlich wert gewesen, den Film vielleicht doch ein wenig anders zu erzählen. Unabhängig davon betrachtet ist ONLY THE BRAVE ohne wenn und aber ausgezeichnetes Kino . . .
Germanien, 180 n. Chr. Nachdem der alte römische Kaiser Marcus Aurelius (Richard Harris) dem Tribun Maximus (Russel Crowe) seine Nachfolge angetragen hat, wird er von seinem ehrgeizigen Sohn Commodus (Joaquin Phoenix) ermordet. Maximus Familie wird ebenfalls ermordet, er selbst entkommt schwer verletzt und landet über Umwege in Nordafrika in der Gladiatorenschule des Proximo (Oliver Reed). Dort wird er zum gefeierten Gladiator und erhält so die Möglichkeit, nach Rom in die Arena zu gelangen, um Rache am Imperator Commodus zu nehmen…
Mit seinem im Jahr 2000 abgedrehten Meisterwerk gelang Ridley Scott zusammen mit seinem Lieblingsdarsteller Russel Crowe ein grandioser Erfolg. Das Historien-Epos GLADIATOR ist ein bildgewaltiges Spektakel, in dem die klassischen Elemente eines Dramas (Hass, Liebe, Größenwahn, Intrigen) zu einer actiongeladenen, recht blutigen und durchweg grimmigen Geschichte verwoben wurden. Die opulente Ausstattung, großartige Kostüme und hervorragende Spezialeffekte lassen das (hier stark idealisierte) alte Rom in majestätischer Schönheit auf der Leinwand erstrahlen und die Münder auch heutzutage noch offen stehen. Der Aufwand und die Detailverliebtheit sind der schiere Wahnsinn.
Gesondert erwähnen muss man natürlich auch den ausgezeichneten Soundtrack von Hans Zimmer und Lisa Gerrard, der einen mit einer warmen Decke umhüllt durch die Kornfelder streifen, oder mit erhabenem orchestralen Getöse in die Arena einziehen lässt.
Gedreht wurde hauptsächlich in den englischen Wäldern Surreys, in Marokko, auf Malta und in der Toskana.
Aber trotz aller Computer-Tricksereien, genial inszenierter Kampfsequenzen und spektakulärer Sets verliert Scott die menschliche Seite der Geschichte nie aus den Augen. Er erzählt eine fesselnde, grausame und heroische Geschichte, getragen von hoch begabten Schauspielern, allen voran Russel Crowe, gefolgt von einem wunderbar eitlen Joaquin Phoenix und von Oliver Reed in seiner letzten Rolle - bedauernswerter Weise starb er während der Dreharbeiten. Die unvollendeten Szenen wurden mit einem Double und mit Hilfe von Computersimulationen erstellt.
Der mit fünf Oscars veredelte GLADIATOR ist völlig zeitlos, die Action- und Monumental-Szenen sind grandios und die Darsteller herausragend. Alle paar Jahre eine sichere Bank und nach wie vor ein filmisches Highlight . . .
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2008 - DER FREMDE SOHN
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Für DER FREMDE SOHN nahm sich Clint Eastwood einer wahren Geschichte über Mutterliebe und Korruption aus den 1920er Jahren an, die so gnadenlos schockierend ist, das man sie gar nicht glauben möchte. Für das Drehbuch arbeitete sich der Autor J. Michael Straczynski unzählige Stunden akribisch durch Gerichtsprotokolle und Polizeiakten zu dem Fall, die allesamt kurz vor der Vernichtung standen.
Aus der Vorlage hat Eastwood ein tief bewegendes und ungemein fesselndes Drama geschaffen, das langsam erzählt wird und selbst über die stolze Laufzeit von 142 Minuten eine regelrechte Sogwirkung entwickelt. Durch die vollendete Bildsprache von Kameramann Tom Stern, der hier zum sechsten Mal für Eastwood arbeitete, und der detaillierten Ausstattung gelingt der Sprung in die späten 1920er-Jahre völlig mühelos und zu jeder Zeit glaubhaft. Die Frisuren, Kostüme und Autos sind absolutes Eye-Candy. Ein roter Straßenbahnwagen, der extra für einige nur kurze Szenen nachgebaut wurde zeugen davon, dass Clint einfach richtig Lust auf ein atmosphärisches Kostümdrama hatte, wofür er dann auch noch den stimmigen Score schrieb.
Dazu gesellt sich ein erstklassiger, bis in die Nebenrollen sorgfältig zusammengestellter Cast, dem die Regie-Legende Raum und Freiheit zur Entfaltung gibt, was Eastwoods Filme schon seit ERBARMUNGSLOS auszeichnet. Vor allem Angelina Jolie liefert eine Glanzleistung ab, wenn sie als verzweifelte Mutter dem übermächtigen Polizeiapparat den Kampf ansagt.
Auch wenn hier und da geradezu absurder Humor durchblitzt, ist CHANGELING (OT) vor allem im letzten Drittel eine heftige Nummer, womit Eastwood uns Zuschauer aber vorsätzlich konfrontieren wollte, sind doch nicht nur für ihn die abscheulichsten Verbrechen die an Kindern . . .
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2006 - LETTERS FROM IWO JIMA
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“Bei jedem Film lerne ich etwas, darum filme ich immer weiter. Ich habe jetzt ein Alter erreicht, in dem ich mich auch zur Ruhe setzen und Golf spielen könnte. Doch durch diese beiden Filme über Iwo Jima lernte ich viel über den Krieg und über den Menschen. Und lernte auch viel über mich selbst.” (Clint Eastwood)
In erstaunlich kurzer Zeit brachte die Drehbuchautorin Iris Yamashita (nach einer Empfehlung von Paul Haggis an Clint Eastwood) eine überragende Vorlage zu Papier, in der es um die japanische Sicht der Schlacht um Iwo Jima geht, basierend auf Briefen der japanischen Soldaten.
In ausgewaschenen aber nicht minder beeindruckenden Bildern erzählt das ambitionierte Kriegsdrama von dem aussichtslosen Schicksal der gnadenlos unterlegenen Japaner, von qualvollen Anstrengungen und der Opferbereitschaft, die bis zum rituellen Seppuku reichte. Dabei zeichnet Eastwood eine meisterhafte Charakterstudie, in deren Mittelpunkt der würdevolle General Kuribayashi (Ken Watanabe mit einer beeindruckenden Leistung) steht, welcher mit einer neuartigen Kriegstaktik maximalen Schaden bei den amerikanischen `Invasoren’ anrichten konnte, ohne gleich am ersten Tag regelrecht überrannt zu werden.
Die Erzählweise ist hier sehr viel gradliniger als noch bei FLAGS OF OUR FATHERS, was das Ergebnis viel mitreißender und auch dramatischer werden lässt, da man hier emotional viel näher an den Charakteren dran ist. Man muss LETTERS FROM IWO JIMA aber unbedingt als OmU sehen (sofern man der japanischen Sprache nicht mächtig ist). Nur so entfaltet dieser mit vielen Charakter-Momenten durchzogene Blick in die entsetzliche Hölle des Krieges sein volles Potential. Die Oscar-Nominierungen für unter anderem Bester Film/Regie/Originaldrehbuch versprechen hier keineswegs zu viel . . .
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2006 - FLAGS OF OUR FATHERS
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Zwei Filme, eine Geschichte, unterschiedliche Betrachtungsweisen: Clint Eastwoods Kriegsdrama-Doppelpack nimmt sich der Schlacht um die Pazifikinsel Iwo Jima an, in der 1945 fast 7.000 Amerikaner und über 20.000 Japaner ihr Leben ließen. Hierbei schießt ein Kriegsberichterstatter inmitten von Tod und Elend das Bild seines Lebens: Das Aufrichten der amerikanischen Flagge durch sechs junge G.I.’s., von den drei die Gefechte der nächsten Tage nicht überleben werden. Die anderen Drei werden zurückbeordert, um quer durch die USA auf patriotischen Jubel-Veranstaltungen für den Kauf von Kriegsanleihen zu werben, damit der Krieg überhaupt noch finanzierbar ist...
In FLAGS ging es Eastwood nicht um die Schilderung des Gemetzels, sondern vielmehr darum, Kritik zu üben. Kritik an den Mechanismen des Krieges und der Propaganda, die ohne Rücksicht auf das Schicksal Einzelner und auf die Wahrheit junge Soldaten für ihre Zwecke missbraucht.
An den Kinokassen floppte der erste Teil dieses ambitionierten Projektes gnadenlos, und das leider auch zu Recht. Die Erzählweise auf ständig wechselnden Zeitebenen beraubt den Film jeglichen Flows und schafft es nicht, dem Zuschauer die Charaktere und deren Tragik nachhaltig näher zu bringen. Neben der nervigen (CGI-)Künstlichkeit der Szenenbilder der US-Offensive fehlt es hier vor allem auch an schauspielerischem Schwergewicht, zumindest in den tragenden Rollen.
Irgendwie bleibt von FLAGS OF OUR FATHERS nach dem Abspann nicht mehr viel übrig, haben sich die Ohren erst einmal von der brutal guten Soundabmischung erholt. Verwunderlich, dass Eastwood uns erst durch die japanischen Stellungen jagen muss, um einen brillanten Kriegsfilm mit meisterlicher Charakterstudie zu verbinden . . .
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THE SPY WHO DUMPED ME (OT) ist eine geradezu abgefuckte und äußerst unterhaltsame Agenten-Schnitzeljagd quer durch Europa. Mit Gewalt wird hier nicht gegeizt, die Shootouts sind nicht ohne und die Fights richtig gut choreographiert. Natürlich ist das ganze Ding völlig drüber, aber ich hatte doch ein Dauergrinsen im Gesicht, denn Mila Kunis und gerade die scheinbar oft improvisierende Kate McKinnon waren sich für keinen Lacher zu schade, nervten aber auch manchmal mit völlig sinnlosem Gebrabbel.
Beim jetzigen zweiten Agenten-Treffen hatte ich auf 7 Zähler gehofft, die BAD SPIES aber nicht ganz verdient hätte . . .
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2004 - MILLION DOLLAR BABY
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“Ich bin doch nur ein Mädchen aus einer Wohnwagensiedlung, das einen Traum hatte.” (Hillary Swank bei ihrer zweiten Oscar-Rede)
MILLION DOLLAR BABY erzählt von dem in die Jahre gekommenen Boxtrainer Frankie Dunn (Clint Eastwood) und der ehrgeizigen aber vom Leben gebeutelten Boxerin Maggie Fitzgerald (Hilary Swank). Die taucht eines Tages in Frankies Boxclub auf und will unbedingt von ihm gecoacht werden. Doch Frankie, der darunter leidet, dass seine Tochter den Kontakt zu ihm abgebrochen hat, trainiert keine Frauen. Unter gutem Zureden seines Boxkumpans Scrap (Morgan Freeman) besinnt er sich eines Besseren und baut die aus einer sinnlosen White-Trash-Existenz entflohene Kämpferin zu einem Champ auf, bis das Schicksal etwas anderes vorhat…
Selbst als relativ günstige 30-Millionen-Dollar-Produktion bekam Eastwood seinen Film nicht beim neuen Warner-Management durch, die schon MYSTIC RIVER nur halbherzig unterstützten. Erst mit Hilfe eines weiteren Geldgebers ließ sich das Studio erweichen, gab einem “weiteren Boxfilm” jedoch kaum eine Chance. Aber Eastwood war sich darüber im Klaren, dass das Boxen nur der Rahmen war, in dem sich ein weiteres Gemälde seines immer wiederkehrenden Themas der Ersatzfamilie verdammt gut machen würde.
Inspiriert von der Boxring-Kurzgeschichtensammlung ‘Rope Burns’ schrieb Paul Haggis ein Drehbuch, in dem Morgan Freemans Charakter ‘Scrap’ als Erzähler fungiert und den Zuschauer bei der Hand nimmt. Dabei war es Eastwood wichtig, sein MILLION DOLLAR BABY nicht als weibliche Antwort auf ROCKY in den Ring steigen zu lassen, und stattdessen die Schattenseiten des Boxsports und des Amerikanischen Traums im Allgemeinen zu zeigen, der eben nicht nur Gewinner hervorbringt. Dieses auf die pure Essenz reduzierte Charakterdrama ist eine tief gehende Studie über die Beziehung zwischen zwei einsamen und verlorenen Seelen, die im Laufe der Zeit zueinander finden und sich gegenseitig Halt geben.
In den Kinos ging MILLION DOLLAR BABY über die volle Distanz, gewann unzählige Herzen, spielte rund 216 Millionen Dollar ein und konnte neben etlichen Filmpreisen auch vier Oscars gewinnen: Bester Film und Beste Regie (Clint Eastwood), Beste Hauptdarstellerin (Hilary Swank) und Bester Nebendarsteller (Morgan Freeman). Bei so einer schweren Thematik (ich will nicht spoilern) mussten sich natürlich auch wieder zig Institutionen und Verbände über die Aussage des Films echauffieren.
Mit seiner 25. Regiearbeit liefert Eastwood jedenfalls ein herausragendes Meisterwerk des klassischen Hollywood-Erzählkinos, das erst im letzten Drittel seine ganze Tragweite und emotionale Kraft offenbart. Die blutenden Schnitte, die hier geschlagen werden, kann kein Cut-Man in der Ringecke oder vor der Leinwand stillen. MILLION DOLLAR BABY lässt einen zutiefst verletzt zurück, genau wie Frankie Dunn und Maggie Fitzgerald, die einander brauchten, weil die Welt nun mal eine zugige Boxhalle ist . . .
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Der junge Seemann Ishmael (Richard Basehart) heuert 1840 mit Harpunier Queequeg an Bord des Walfängers Pequod an, deren Kapitän Ahab (Gregory Peck) der Mannschaft klar macht, dass das wahre Ziel der Reise der weiße Wal Moby Dick ist, der ihn ein Bein kostete. Die Mannschaft lässt sich von Ahabs blindem Wahnsinn und Rachedurst anstecken…
„Wal, da bläst er!“
Basierend auf Herman Melvilles Great American Novel, wurde MOBY DICK ein Jahrhundertfilm, eine von John Hustons glorreichen Leistungen, die dem Produktionsbudget, Cast und Crew während der harten Dreharbeiten alles abverlangte. Die Geschichte über Rache, Agonie und religiösen Wahn fesselt auch heute noch, besticht durch atemberaubende Sequenzen von der Waljagd und lässt uns aber auch während der Flaute gelangweilt mit der Besatzung auf Deck liegen.
Schauspielerisch wie inszenatorisch ist MOBY DICK immer noch ein Paradebeispiel, wie man es auch schon 1956 richtig geil machen konnte. Sollte man wenigstens einmal gesehen haben, schon allein wegen dem grobkörnigen Sepia-Look des Films, der an die alten Kupfer-Radierungen und Walfang-Drucke aus dem 19. Jahrhundert erinnern sollte . . .
Psychotisch, gewaltbereit, mit bitterbösen Humor und scharfen Klingen ausgestattet eröffnet DEADPOOL das wahnwitzige Massaker. Dem Hype bin ich schon 2016 nicht verfallen, denn selbst mit ordentlicher Härte versehen bieten Tim Miller und Ryan Reynolds in ihrem platten Low-Budget-Marveler nur einen pubertären Gewalt-Kindergeburtstag, der mit seiner CGI-Action und dem nicht enden wollenden Geblubber recht schnell eintönig wird. Dann doch lieber noch mal KICK-ASS. Dem reichen schon drei Wände, um ein richtiges Feuerwerk zu zünden . . .
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2003 - MYSTIC RIVER
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25 Jahre nachdem die drei Jugendfreunde Sean, Jimmy und Dave aufgrund eines tragischen Vorfalls - Dave wurde vor den Augen seiner Freunde entführt und mehrere Tage lang missbraucht - den Kontakt verloren, bringt ein furchtbares Verbrechen sie wieder zusammen. Eine Abwärtsspirale aus Anschuldigungen, Verdrängung und Selbstjustiz setzt sich unaufhaltsam in Gang…
Das oft zitierte Wort “Filmkunst” ist für MYSTIC RIVER sicher nicht zu hoch gegriffen und generell geeignet, um viele von Clint Eastwoods Spätwerken ab ERBARMUNGSLOS zu charakterisieren. Im Laufe der Jahre entwickelte er eine ganz eigene Handschrift und perfektionierte vor allem sein Steckenpferd, das ‘Drama’, Schritt für Schritt mit unaufdringlichen und doch höchst raffinierten Mitteln. Ein feines Händchen für Themen, die das Publikum etwas angehen und packen, wurden zu seiner Spezialität. Ab MYSTIC RIVER lotete Eastwood für einige Jahre aus, wie Menschen auf Ungerechtigkeit reagieren, wie sie mit Verlust, Schmerz und Trauer umgehen.
Mit diesem meisterhaft gefilmten und ungemein aufwühlenden Thriller-Drama, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Dennis Lehane und dem Drehbuch von Brian Helgeland, transportiert Eastwood ein großes Maß an Tragik und Leid auf die Leinwand, dass mich alle paar Jahre hinaus aus dem irisch geprägten Bostoner Arbeiterviertel mit in den moralischen Abgrund reißt. Das Grundgerüst der Handlung ist zwar als Thriller angelegt, aber mit zunehmender Dauer dominiert das Drama.
Um hier mitspielen zu dürfen, stand halb Hollywood Schlange. Bis in die kleinsten Nebenrollen wird hier schauspielerisch groß abgeliefert, wobei aber besonders Sean Penn und Tim Robbins grandios agieren und in jeder Hinsicht Meisterhaftes vor der Kamera leisten. Der eine vor Wut und Trauer zerrissen, der andere auf ewig traumatisiert und regelrecht zerbrochen. Absolut berechtigte Oscars für beide Leistungen.
Clint Eastwood gelang hier ein mitreißendes Alterswerk, welches bis zum Abspann konsequent pessimistisch bleibt, am Ende zwar Erlösung bietet, aber auch eine so schwere Schuld, die nicht einmal der dunkle MYSTIC RIVER wegzuspülen vermag . . .
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DIE MUMIE KEHRT ZURÜCK ist die Fortsetzung des Überraschungshits aus dem Jahr 1999. Ein Großteil des Casts (Brendan Fraser, Rachel Weisz, John Hannah, Arnold Vosloo, Oded Fehr und Patricia Velasquez) konnte wieder verpflichtet werden und die Handlung setzt die Ereignisse von damals fort, allerdings mit einer Pause von 10 Jahren. Die O'Connells haben mittlerweile einen Sohn, der seine Eltern bereits auf ihren Entdeckungstouren durch Ägypten begleitet. Doch böse Mächte sind wieder am Werk, die sich an der Wiederbelebung von Imhotep versuchen. Und das ist noch nicht mal das größte Problem…
Auch wenn das Flair des ersten Teils nicht ganz erreicht, und stattdessen durch eine krawallige und hektische Achterbahnfahrt ersetzt wird, muss man hier wohl von einem würdigen Nachfolger sprechen. Größer, schneller und lauter waren die gesetzten Vorgaben, was immer mal wieder für eine gewisse Reizüberflutung sorgt. Die Action und vor allem die detaillierten Sets sind hervorragend in Szene gesetzt, und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Aufgrund der Fülle an CGI und dem (schmalen?) Budget von nicht ganz 100 Millionen Dollar sieht hier nicht alles gut aus, vor allem der hier debütierende Dwayne Johnson ist am Ende als ‘Scorpion King’ eine regelrechte Herausforderung, es nicht zu ernst zu nehmen. Auch etliche Logiklöcher vorher werden einem diese Einstellung danken. That’s entertainment, baby!
Regisseur und Drehbuchautor Stephen Sommers gelang mit DIE MUMIE KEHRT ZURÜCK eine spannende, extrem unterhaltsame und spaßige Fortsetzung, die es ab und an vielleicht etwas übertreibt . . .
Nach dem Tod des Gutsbesitzers soll die Sklavin Minty (Cynthia Erivo) verkauft werden. Die junge Frau, die die lebenslangen Demütigungen nicht mehr ertragen kann, beschließt zu fliehen, und ihre Familie zurück zu lassen. Als Harriet Tubman beginnt sie ein neues Leben in Philadelphia, wo sie sich einer Untergrundorganisation anschließt, die das Ziel verfolgt, möglichst viele Sklaven zu befreien. Dafür kehrt Harriet unter dem Codenamen ‘Moses’ in vielen riskanten Aktionen immer wieder in die Südstaaten zurück…
Das Teil-Biopic über die geradezu atemberaubend mutige Harriet Tubman, deren UNDERGROUND RAILROAD-Organisation hunderten Sklaven zur Freiheit verhalf, bekommt mit HARRIET leider eine etwas unausgegoren Huldigung. Dabei ist die erste Hälfte mit dem ‘Leben’ in der Sklaverei und der Flucht wirklich packend und natürlich auch erschütternd. Im weiteren Verlauf fehlt es den Befreiungsaktionen oftmals an Spannung und Dramatik. Das huscht irgendwie alles nur so durch, um immer wieder einen Haken hinter irgendwelchen biografischen Punkten machen zu können. Das ist alles nicht verkehrt, aber ein Film über so eine inspirierende Person sollte eigentlich ein absolut wuchtiges Brett sein.
Verblüffend ist, wie man einen Film mit so einem herausragenden Setting und opulenter Ausstattung für nur 17 Millionen Dollar drehen konnte. Meinen allertiefsten (wirtschaftlichen) Respekt dafür, aus so wenig optisch so viel heraus holen zu können. Dafür hatte man aber mit John Toll auch den richtigen Mann hinter der Kamera, der schon BRAVEHEART und DER SCHMALE GRAT opulent bebilderte. Sein Job für Terrence Malick zählt für mich zu den besten Arbeiten, die ich auf der Leinwand jemals gesehen habe, aber das ist Stoff für einen anderen Kommentar.
Inhaltlich ist HARRIET lediglich solide und ein etwas zu oberflächliches Biopic von der Stange, verfügt mit Cynthia Erivo aber über eine fantastische Hauptdarstellerin, wunderbar stimmige Sets und eine beeindruckende Ausstattung . . .
CIA-Killer MALONE (Burt Reynolds) hat genug von seinem blutigen Handwerk und steigt aus! Auf der Suche nach etwas Glück und Frieden gerät er in einem verschlafenen Nest in Oregon an den skrupellosen Großgrundbesitzer Delaney (Cliff Robertson) und dessen Handlanger…
Hach, was für ein herrlich entspannter 80er-Jahre Actioner. Obwohl Burt Reynolds Stern 1987 schon im Sinkflug war und seine Action-Ausrichtung auch nicht wirklich ankam, konnte er von den 10 Millionen Dollar Budget noch 3 Millionen für sich einstreichen. An den Kinos floppte MALONE trotzdem gnadenlos, schließlich hoben dort gerade LETHAL WEAPON, ROBOCOP und PREDATOR den Actionfilm im Allgemeinen auf ein neues Level. Trotzdem ist MALONE eine kleine Genre-Perle, die es durchaus, und fernab des heutigen oft seelenlosen Radaukinos, zu entdecken lohnt.
Der Kern der Geschichte ist prinzipiell nur eine Modernisierung des Western-Klassikers MEIN GROSSER FREUND SHANE, und ein bis heute schon unzählige Male durchgekauter Plot. MALONE nimmt sich Zeit, seine Geschichte zu erzählen und seine Figuren einzuführen. Wenn sich der Konflikt dann allmählich hochschaukelt, gibt es auch einige derbere Gewaltspitzen, garniert mit übertrieben groß dimensionierten Bloodpacks. Beachtlich sind die handgemachten Stunts und Ballereien, die selbst 35 Jahre später noch mühelos das kritische Fan-Auge begeistern können. Der ordentlich Rumms im Finale dürfte das noch einmal fett unterstreichen.
Ladet euch MALONE mal ins Heimkino ein, der Abend reißt keine Löcher in die Kinosessel, ist aber auch alles andere als verschenkt. Extrem relaxte 80er-Jahre Action mit einem guten Cast, passender Atmosphäre und Burt Reynolds granatengeilem Locken-Toupet. Was willste mehr? . . .
SHADOW IN THE CLOUD bietet mit Chloë Grace Moretz eine toughe Heldin, die es in einem wild zusammen gemurksten, aber ungemein unterhaltsamen und comichaften WWII-Actionthriller im Kugel-Geschütz-Turm einer ‘B-17 Flying Fortress’ nicht nur mit japanischen Kampffliegern, der Bürde eines Geheimnisses und Sexismus aufnehmen muss, sondern auch noch einem Gremlin, der ganz gemächlich den Flieger auseinander pflückt.
Ein wirklich wilder Flug durch etliche Genre und Drehbuch-Löcher bei dem man froh ist, wenn man am Ende wieder festen Boden unter den Füßen hat . . .
DER GESANG DER FLUSSKREBSE kombiniert Coming-of-Age-Drama, Romanze und Krimi, ist aber zumindest erzähl-, emotions- und spannungstechnisch eine regelrechte Graupe. Daisy Edgar-Jones kann als Marsch-Mädchen wirklich überzeugen, dafür mussten wir bei einigen gefühlsbetonten Szenen von Nebendarsteller Taylor John Smith echt lachen, weil der vor der Kamera wirklich gar nichts kann, und mit seinem kläglichen Gewimmer die Marsch fast fortspült.
Der eigentliche Star und Grund für eine Sichtung sind die spektakulär eingefangenen Bilderbögen der beeindruckenden Marschlandschaft im US-Bundesstaat North Carolina. Die sind schon fast ein Grund zur Sichtung dieses nicht enden wollenden Films, der dann aber am Ende zumindest noch einen ganz netten Twist parat hält.
Mit etwas Schlamm zwischen den Zehen und knutschend im Blätterwirbel noch so gerade eben äußerst gnädige 5 Zähler . . .
PROJECT BABYSITTING - #EPICFAIL ist das Regiedebüt von Philippe Lacheau, der auch am Drehbuch mitschrieb und die Hauptrolle spielt. Die nachträgliche Rekonstruktion einer verheerenden Nacht mixt dafür bekannte Zutaten aus HANGOVER, PROJECT X und Found-Footage-Filmen zu einen köstliche humorvollen Cocktail zusammen, der einige gnadenlos gute Lacher parat hat und im Abgang auch noch für etwas Rührseligkeit sorgt.
Neu ist das alles nicht, aber die Verpackung ist einfach klasse und der Humor nicht allzu oft unterhalb der Gürtellinie. Warum PROJECT: BABYSITTING hierzulande der Kinostart verwehrt blieb, kann ich mir nur damit erklären, dass es keinen Verleiher gab, der schon mal Mario Kart gezockt hat. Selbst Schuld . . .
Ein kleiner Kommentar und (im Idealfall) seelische Streicheleinheit für meinen langjährigen mp-Buddy Felix (pischti). Bleib weiterhin geschmeidig bei der ewigen Kicker-Partie des Lebens und gönne dir endlich mal die Zweitsichtung von diesem wunderbaren Film, den du mir vor mittlerweile fast schon 10 Jahren nachdrücklich ans Herz gelegt hast!
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Es ist die unwiderruflich letzte Nacht: Am nächsten Morgen wird Floyd (Frank Giering) die Stadt verlassen und auf einem Frachter anheuern, der ihn nach Kapstadt oder sonst wohin bringt. Hauptsache weg aus Hamburg, weg von den Hochhäusern, in denen er aufwuchs und weg von dem Job als Krankenpfleger, den er aufgrund seiner Bewährungsauflagen widerwillig ableistete. Als seine besten Freunde Ricco (Florian Lukas) und Walter (Antoine Monot Jr.) davon erfahren, stürzen sich die jungen Männer in die letzte gemeinsame Nacht in Hamburg. Eine Nacht, die legendär werden soll und beweist, dass das Leben groß, wunderbar, wütend, verzweifelt, gigantisch, aggressiv, verblödet, melancholisch und albern ist. Alles, nur nicht klein und scheiße…
Mit ABSOLUTE GIGANTEN hat Regisseur und Drehbuchautor Sebastian Schipper ein kleines deutschsprachiges Juwel und eine atmosphärisch-melancholische Hamburg-Ballade erschaffen. Sein schwermütiger, aber auch humorvoller und ungemein leidenschaftlich wirkender Film erzählt von Freundschaft, dem Fallen und Wiederaufstehen, dem Erwachsenwerden und den Änderungen, die es mit sich bringt.
Unterlegt mit einem tollen Score von 'The Notwist' und einer weiteren gut gewählten Playlist schaffen viele der Dialoge und teils fast schon skurrilen Situationen den Drahtseilakt perfekt, die Jugendlichen als coole, unantastbare Typen darzustellen, die sie gerne wären, und gleichzeitig die Unsicherheit der drei zu zeigen. Ohne viele Worte oder die Handlung unnötig aufblasen zu müssen weiß Schipper um die Wirkung der wie immer bestechenden Bilder von Kameramann Frank Griebe im Verbund mit der brillant eingesetzten Musik und was es ausmacht, beides auch mal ganz unmittelbar für einige Momente wirken zu lassen.
Die daraus resultierende Atmosphäre ist kaum zu toppen und die Schauspieler sind ganz stark in ihren Rollen. Vor allem der mittlerweile schon verstorbene Frank Giering hat hier eine unfassbar packende und zutiefst melancholische Aura. Man hat ja auch immer im Hinterkopf, das diese eine Nacht hier kein Anfang sondern ein Ende ist. Der Moment, wo die Platte vielleicht springt, sich einige schöne Augenblicke lang wiederholt, sich die Wege aber letzten Endes unweigerlich trennen. ABSOLUTE GIGANTEN. Absolute Gänsehaut . . .
Kaum aus Alcatraz entlassen, plant Johnny Clay (Sterling Hayden) das nächste große Ding: Unterstützt von vier kriminellen Laien will er die bedeutendste Rennbahn des Landes überfallen. Zunächst läuft alles nach Plan. Doch jede der beteiligten Parteien hat eigene Motive und Ziele für den Coup, was äußerst interessant aus unterschiedlichen Perspektiven und mit zeitlichen Sprüngen geschildert wird…
Das perfekte Verbrechen braucht einen genialen Regisseur. Mit seiner frühen Noir-Crime-Fingerübung THE KILLING ebnete sich Stanley Kubrick seine WEGE ZUM RUHM, auch wenn der Film gerade mal das Budget von 330.000 Dollar einspielen konnte. Mit der chronologisch verschachtelten Erzählweise (das Drehbuch verfasste Kubrick mit Hard-Boiled-Legende Jim Thompson) beeinflusste er nicht nur das Kino eines Quentin Tarantino nachhaltig.
DIE RECHNUNG GING NICHT AUF ist ein kleiner Genre-Klassiker, irgendwo zwischen Noir- und Heist-Movie, von Kubrick interessant inszeniert und nicht zu zimperlich zupackend . . .
Die lässige, schwarzhumorige und hervorragend gespielte Zeitschleifen-Komödie PALM SPRINGS gibt dem ‘Murmeltier-Genre” neue Impulse. Einfallsreich und saukomisch, aber auch tiefgreifend und romantisch. Schönes Regie-Debüt, das ich mir unbedingt noch mal ausgeschlafen anschauen muss...
DIE FRAU, DIE VORAUSGEHT hat inhaltlich ein wichtiges Native-Americans-Anliegen, stolpert aber zu häufig über dramaturgische Ungereimtheiten und eine gewisse Ziellosigkeit um richtig begeistern zu können. Die teils gnadenlos beeindruckenden Bilder und das gute Schauspiel von Jessica Chastain, Sam Rockwell und Michael Greyeyes sorgen aber immer noch für ein solides Teil-Biopic einer mutigen Kämpferin für die Sache der Indianerstämme . . .
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Hier geht's zum Wild Wild West : : :
https://www.moviepilot.de/liste/wild-wild-west-benaffenleck