boxcarsboxcars - Kommentare

Alle Kommentare von boxcarsboxcars

  • Der Wiener Tatort ist spätestens seit heute Abend der zur Zeit interessanteste Tatort und darüber hinaus das beste, was uns der Sonntagabendkrimi zu bieten hat.

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      Müll, leider. Es war alles angerichtet. Der Kater, der überdimensional große Fernseher, die 3D-Brillen saßen, die Jogginghose saß perfekt und ich bin natürlich für Leo einfach immer und immer zu haben. Trotzdem Müll. Ein Drehbuch oder Figuren wären hilfreich gewesen. Zwei Punkte für das dümmste geflogene Wort, das einem Kumpel und mir schon sehr viel Freude bereitet hat. Nicht verzagen, alter Knabe, in den nächsten paar Tagen ist der Wolf dran, da will ich dann aber mehr sehen!

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        Die Restaurierung ist vollends gelungen. Ich hatte zwar nur die Möglichkeit ihn im arte-Stream zu sehen aber selbst dort wird die fantastische Arbeit sichtbar. Die neue musikalische Untermalung hat mich weder begeistert, noch gestört, was ich persönlich für gut halte. John Zorn lässt den Bildern die Luft, die er braucht.

        Wer die Möglichkeit hat sich die Fassung auf der Leinwand anzuschauen, sollte die Gelegenheit nutzen.

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        • Schön geschrieben, da hat die Redaktion ja schön 'gecastet'.

          Ich empfinde die Grundüberlegung allerdings als sehr überzogen, da ich Aronofsky für einen ziemlich mittelmäßigen und stark überbewerteten Filmemacher halte, der niemals auch nur den Anflug eines Interesses für ein 'anderes' oder 'new' Hollywood hatte. Jedem, der glaubt, dass Filme wie 'Pi' oder 'Requiem for a Dream' auf eine vom Mainstream abweichende Spur abbiegen, sollte sich vielleicht den ein oder anderen John Cassavetes Film ansehen. Wie so oft gilt bei Aronofsky: Komplex ist nicht dasselbe wie kompliziert. Irgendjemand müsste ihm - und Nolan - das doch inzwischen mitgeteilt haben.

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          • Zur Anfangssequenz gibt es eine hervorragende Analyse, deren Autor mir gerade nicht einfällt - das kann ich aber nachreichen. Der Gedanke ist, dass es sich um die Genesis des kinematographischen Bildes handelt. So ist vor allem die Überblendung von Mauer und Wald zentral, da sie die Wandlung von einem zwei- in einen dreidimensionalen Raum abbildet. Ansonsten klar, es geht um Momente der Spiegelung, des 'auf den Kopf stellens', die Sichtbarmachung des Apparats und nicht zuletzt Symbole, wobei ich davon überzeugt bin, dass sie nicht in ihrer symbolischen Bedeutung, sondern in ihrem Dasein als Symbol eine Rolle spielen. Wie kann der Film sich in die Tradition bildgebender Verfahren, die über lange Zeit dem Sakralen angehörte, einschreiben, usw.

            Zu den Großaufnahmen der Gesichter ist natürlich zu sagen, dass sie Gilles Deleuze zur Äußerung brachten: Jede Großaufnahme ist ein Gesicht. Dem ich immer ein 'Und in Persona sind Gesichter Landschaften' hinzufügen möchte. Denn es ist genau diese Form der Transzendenz, die 'Persona' zu dem machen, was er ist. (In meinen Augen jedoch sicher kein 'Rätsel'.)

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            • Deine Meinung zu 'Life of Riley' wundert mich angesichts des Tagebuchs von Daniel Sander, der ja, obwohl er wie jeder andere auch Respekt vor'm Alter walten lässt, absolut nichts am Film findet.

              (Wenn diese Berlinale Schauen wirklich so anstrengend sind wie hier in jedem Artikel betont wird, wieso wechselt ihr euch innerhalb der Redaktion dann nichtmal ab? Das funktioniert in anderen Redaktionen ja auch nicht schlecht. Als Leser erhält man dann vielleicht einen breitgefächerteren Eindruck und es besteht gar nicht erst die Gefahr, dass sich so ein 'Tagebuch' zum Kabinett der Eitelkeiten entwickelt, in dem dann sogar die 'Running Gags' erklärt werden müssen.)

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                • Da Moviepilot den Bereich Film in all seinen Facetten ausleuchten möchte und sich allem, vom Hollywoodblockbuster, über den Sexploitation-Film bis hin zu asiatischen Mangas widmet, ist es auf der einen Seite vollkommen nachzuvollziehen, dass ein Film wie 'Vaterfreuden', der allen Erwartungen nach am Ende des Jahres zu den größten Publikumserfolgen an deutschen Kinos zählen wird, besprochen wird. Auf der anderen Seite weiß ich aber nicht, wieso dieses Spielchen, das auf diese Artikel folgt, bzw. unter ihnen in den Kommentaren stattfindet, immer wieder gespielt werden muss. Es gab vor zwei Tagen einen hervorragenden Artikel über die Person Schweighöfer und seit heute ist eine der unterhaltsamsten Filmanalysen auf der Seite zu sehen. Wieso also dieser Artikel hier? Im Grunde wäre der Umgang mit dem Film und der Person Schweighöfer bis zu diesem Punkt nämlich mehr als souverän und niveauvoll zu nennen gewesen.

                  Der Artikel hier macht letztlich genau das, was Wolfgang dem Film attestiert: Er ist kein Artikel, nicht recherchiert und auch nicht als Artikel zu bewerten, er drückt bloß ein paar Knöpfe, so dass die immer wiederkehrenden Diskussionen geführt werden dürfen oder sogar müssen, in denen sich die eine Seite über fehlende Qualität beschwert, und die andere über die Polemik aufregt. Überlegen fühlen sich am Ende wieder alle. Gewonnen ist dabei aber nichts. Denn das Ergebnis des Artikels ist: Schweighöfer Fans mögen Filme von Schweighöfer, die anderen nicht. So what?

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                    Der Mann und Vater der Verstorbenen Insassen wartet vor dem Radiosender, die Ex-Freundin schreibt knallige Briefe und der Mann einer Telefonkundin möchte dem ehemaligen Schwimmer, der schon fünf Jahre im Voraus das Hotelzimmer in London für die Olympiade gebucht hatte. Da hatten wir also Zufälle in Hülle und Fülle. Zufälle sind etwas Schönes, die Religion des Films wie Großmeister Hitchcock zu jeder passenden Gelegenheit proklamierte. Zufälle ersetzen aber keine Zusammenhänge. Sie beantworten weder die Frage, wieso ein gefälschtes und aus einer Perspektive geschöntes Gutachten der Polizei trotz mehrfacher Anfechtung des Opfers erst fünf Jahre später als solches entdeckt wird, obwohl es dazu nicht mehr als ein Jugendfoto aus alten Zeiten bei der Bundeswehr und demzufolge nur fünf Sekunden Handlung gebraucht hätte, wie wir sehen, noch machen sie die Verhältnisse zwischen den Figuren plausibel. Jene beruhen zwar, wie gewohnt, auf den ältesten Blaupausen der Film- und Fernsehgeschichte - der übermotivierte, ehrgeizige Vater, der seinen Sohn über dessen Vermögen zum sportlichen Erfolg trimmen will, die deprimierte, verzweifelte Ex-Freundin, die im Moment, in dem sie ihren Wunsch von einer anderen Frau aufleben sieht, aus der Haut fährt, der Bauarbeiter, der keinen Sinn für Psychoanalyse und all die Probleme, mit denen sie sich beschäftigt, hat und seinen Zorn deshalb in roher Gewalt ausleben möchte, und so weiter -, sind aber durch die unfokussierte Erzählweise, ungenügend dargestellt.

                    Im Fußball gibt es den sogenannten 'Raumgewinn'. Diesen kann man durch einen Pass, einen Sprint, geschicktes Stellungsspiel und anderes erzielen. Wenn ein Pass oder ein Laufweg an der gleichen Stelle endet, an der er begonnen hat, dann ist der Raumgewinn gleich null. Genau dieses Phänomen erleben wir in 'Großer schwarzer Vogel'. Kaum eine Szene trägt etwas bei, kaum ein Gespräch öffnet einen Raum für Spekulationen oder Erkenntnisse. Nach fast jeder Sequenz lautet die Antwort auf die Frage: Was wissen wir jetzt, was wir vorher noch nicht wussten: Nichts. So verweigert sich der Tatort dem Raum und bleibt ein flacher Versuch, dem man eindeutig anmerken konnte, dass er sich zu viel vorgenommen hatte.

                    (Ein Leistungssportler, der auf einmal zum Telefonseelsorger beim Radio wird, in Privatgesprächen allerdings nicht den Mund aufbekommt und völlig unfähig zur Kommunikation scheint ist nichts als ein kleiner Bubenstreich der Drehbuchautoren, dürfte man in jedem Erlebnisbericht eines Achtklässlers authentischer und durchdachter lesen können.)

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                    • 'Ich enthalte mich hier einer persönlichen Meinung zum Thema per se, doch die Aufmachung der Doku war sehr interessant.' Die Aufmachung? Das ist aber dann schon so etwas wie eine Bankrotterklärung - im absolut wahrsten Sinne des Wortes - oder? Dann bin ich ja 'mal gespannt, ob es eine persönliche Meinung zur sexbesessenen Gainsbourg gibt.

                      • Kaum ein Wort über die Filme oder über das, was bei einer Pressevorführung dann letztlich gesagt wurde und viel Geschwurbel über die ach so verrückte Situation eines Filmfestivals. Alles wie gehabt, was? 'Dich interessiert doch nicht was du erlebst, nur das, was du davon erzählen kannst.'

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                            'Frances Ha' enttäuscht niemanden. Weder die, die 'An Education' und das Flechten von Kränzen aus Butterblumen mögen, noch die, die sich fest vorgenommen haben alles, was nur von irgendwem das Hipster-Siegel verpasst bekommen könnte, zu hassen. Letzteres springt einem natürlich sofort ins Auge. Die Frankophile fängt bereits im Titel an, die Wahl des schwarz-weiß wird wohl kaum für widerspenstig, mehr für anbiedernd gehalten werden - über die Funktion von Farbe im Film macht sich allerdings seit Frieda Grafe auch keiner mehr Gedanken, wieso also nichtmal andersrum?

                            Und natürlich haben alle Recht, die 'Frances Ha' vorwerfen die Koketterie mit der Nouvelle Vage sei spröde und die politische Tragweite nur vorgespielt, nicht durchexerziert. Das stimmt auch. Ich bin normalerweise einer derjenigen, die am lautesten schreien, wenn es um vorgetäuschten Ästhetizismus und Schöngeistigkeit geht. Aber hier werden immer wieder ganz entscheidende Situationen messerscharf vorgeführt. (jaja, Spoiler)

                            Frances Fassungslosigkeit, als sie erfährt, dass ihre Freundin andere ihr vorzieht. Ihr zorniges Gesicht beim Abhören der Nachricht von Abby. Das Unwohlsein beim Klären des Mietpreises. Das verzweifelte Lügen, wenn sie schon wieder gefragt wird, 'wie es denn so läuft'. Die großen Erwartungen, die an ein Gespräch mit der Obrigkeit, die natürlich erneut nichts als Enttäuschung im Gepäck hat, geknüpft werden. Der Hass gegen neue Partner der besten Freunde. All das ist dann doch so wahr und so gut beobachtet, dass es schwer fällt den Film zu hassen, obwohl die Angriffsfläche fußballfeldgroß ist. Mich hatte Frances bereits nach den ersten Handlungsabläufen: Sie lehnt es ab mit ihrem Freund zusammenzuziehen, weil sie ihre Freundin nicht in der gemeinsamen WG sitzen lassen möchte. Es passiert, was zu passieren nicht verwundert und gerade deswegen frustriert, und jene Mitbewohnerin berichtet Frances von einer neuen Wohnung im gewünschten Stadtteil, in die sie mit einer entfernten Bekannten ziehen möchte.

                            'Dinge vor Menschen' macht immer Angst und enttäuscht.

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                              Welsh, Hamburg, alte Erinnerungen an Werner Hentschel in der Ritze, eigentlich spricht gar nichts dagegen, den Film dann letztlich zu mögen. Aber mir ist das Ganze zu gewollt, zu aufgesetzt. Wer verwendet denn, ohne ironischen Unterton, heute noch 'Born to be Wild'? Wer inszeniert einen Koksrausch mit Hilfe von Tiermasken, die in urplötzlichen Schnitten einen Schockfaktor der billigsten Sorte erzeugen sollen? Wer macht heute noch Kotzwitze? Die Ästhetik bedient sich bei allem, was man so von coolen, unter fünfzehnjährigen angesagten Filmen her kennt.

                              Der Film ist weder um eine spannende Geschichte, noch um neue Ideen in Bezug auf die Inszenierungsformen des Wahns, sondern einzig und allein um das Prädikat 'Kultfilm' bemüht. So verkrampft das ganze aussieht, wird natürlich nichts draus. Nichts destotrotz ist die Leistung McAvoys, der kein Mittel ungenutzt lässt, den Film nicht vollends in einer Katastrophe enden zu lassen, beachtlich.

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                                Weiß nicht. Ich glaube, man müsste sehr lange diskutieren, um auf eine adäquate Bewertung kommen zu können. Mir scheint aber, dass noch kein Georges Didi-Huberman zur Stelle ist, der einen durchschlagenden Einwurf parat hat - ganz gleich in welche Richtung. Wichtig ist in meinen Augen nicht der Film, sondern der Diskurs, den er anstoßen will. Von dem habe ich aber noch viel zu wenig gesehen (bisher).

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                                • Wo studierste denn? Bayreuth? Bin immer gespannt, was aus den Studierstübchen den Weg zum Piloten findet.

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                                      Her, die aktuelle Version von 'HAL' möchte man meinen und liegt damit goldrichtig.

                                      Es liegt an den spritzigen Dialogen, dem Talent von Joaquin Phoenix und dem schnörkellosen Drehbuch, dass 'Her' nicht verkommt und zur Lachnummer wird. Dafür gibt es große Bewunderung, denn nichts rutscht leichter in die Albernheit als Computer, die fühlen können und Menschen, die's nicht mehr können. So viel zur Habenseite.

                                      Am anderen Ende steht eine Welt, in der es nur so von Knautsch- und Kuschelzonen wimmert. Egal, ob im tausendsten Stock eines Hochhauses mit Blick über die Skyline von Los Angeles, dem farblich genau komponierten Blabla-Büro, dem Zufluchtsort im verschneiten Wald - in dem mit Gas gekocht wird vorm Blümchenverzierten Klitzekleinküchli - und natürlich dem Zug, in dem Mann in meterhohen Ohrensesseln an der Landschaft vorbeirauscht - alleine, versteht sich. Das ist alles so muckelig und verklebt einem so sehr die Augen, dass es dann doch nicht mehr so richtig Spaß machen kann, weil verklebte Augen meist mulmige Gefühle in der Magengegend verursachen. Zu wenig kritisches Potential für ein zu kritisches Thema. Schade, aber schön.

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                                      • Sagt mal, aus welchen Gründen glaubt ihr eigentlich, es handele sich bei Frau 'Akerman' um einen männlichen Regisseur? Gebt ihr das Geschlecht hier einfach so nach Gusto ein, wenn es sich um unbekannte Artsy-Fartsy-Leute handelt, auf die ihr keinen Bock habt oder steckt da ein größerer Plan hinter? ;)

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                                        • Dass Marlowes Fassung im Grunde an keiner Stelle in Murnaus Verfilmung einfließt, hat Eric Rohmer - wenn auch eher beiläufig - in seiner Dissertation zu 'Murnaus Faustfilm' angemerkt. Ein Buch, das zu lesen sich sehr lohnt und nicht nur mitunter den Ausstellungskatalog zur missglückten Ausstellung zur 'Schwarzen Romantik' an Informationsgehalt, Stil und Konzept übertrifft. (Nur, um mal einen Gegenvorschlag zu machen, nachdem das Buch in dieser Reihe so häufig erwähnt wird. Ich fands unreflektiert, was andererseits hervorragend zur Ausstellung gepasst hat.) Also, ruhig mal wieder Rohmer lesen, verrät uns nicht nur viel über Murnau, sondern über das, was man 'Stillehre' des Films nennen könnte.

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                                          • Zum ersten Mal finde ich einen Artikel, in dem das Publikum im Kinosaal die Hauptrolle spielt, unterhaltsam. Ohne Klischees und Oberlehrerhaftes Getue, ein bisschen selbstironisch und etliche Filmverweise, so macht man das! (Zusatz: Hinter mir saßen ähnliche Leute. Bei denen handelte es sich anscheinend um Profisegler, die seit Jahrzehnten die Ozeane dieser Welt bereisen, denn sie konnten zu jedem Handgriff Redfords mindestens drei Fehler ausmachen!)

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                                            • Dass zwei der drei Formate, die ein wenig aus dem Ruder schlagen hier auf Moviepilot, gleich zu den unbeliebtesten gezählt und das dritte erst gar keine Erwähnung findet, spricht Bände. Dennoch: Die Reihen sind stets ambitioniert, das Festhalten an Autorinnen und Autoren halte ich für eine sehr gute Idee. Mein Vorschlag mehr auf Filmliteratur, bzw. Theoriegeschichte einzugehen, bleibt weiterhin ungehört - mit Ausnahme natürlich der Reihen, die diesen Part zum Teil übernehmen - aber gut, wer sein Profil schärfen und unbeliebtes 'verabschieden' will, wird wenig Freude daran haben. Nur wo Herbert den Weg in's Spiel findet, sprich, wo alles anders bleibt, kann ich nicht erkennen.

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                                              • Das ist der schönste Artikel, den ich bis jetzt von dir gelesen habe. Larissa ist eine Figur Brecht'schen Ausmaßes! Sie macht das Camp zum Lehrstück und alle starken Männer zu kriechenden Mimosen! Ihr Taumeln und leichtes Tänzeln wird zum Zaudern in Kleist-Manier. Nicht vor, nicht zurück, nein, nur tiefer, die ganze Zeit. Die berechnende 'Melli' mit ihren gemachten Titten, der unreinen Haut und dem Sandmännchen am Arsch, diese stillose Person, die Larissa in jederlei Hinsicht unterlegen ist. Der Glatzenpeter, der in seiner Methusalem-Weisheit versuchte die existenzielle Ruhe auszustrahlen aber schon nach vier Tagen heftiger auszuckt als alle Bewohner, die Alkohol und Nasenpuder so sehr vermissen. Mola, der sich in Vernunft und Pragmatismus versuchte und nach der ersten kleinen Bewährungsprobe dann doch als genau das entpuppt, was sein sonorer Sprachduktus schon vermuten ließ: Eine Mimi. Und natürlich allen voran: Der Wendler, den sie mal eben so zum Frühstück gemacht hat, im Vorbeilaufen, und das, obwohl er sich an die eiserne Regeln 'Zieh deine erste Dschungelprüfung konsequent durch und die Zuschauer verlieren das Interesse' gehalten und damit für die erste Woche vom Gemeindienst befreit war. Larissa ist furchtlos. Sie ist echt. Niemand hat bis jetzt eine Dschungelprüfung bis zur Hälfte mitgemacht und ist dann umgekehrt, obwohl der Weg nach vorn wahrscheinlich kürzer gewesen wäre. Einfach nur, weil sie 'das ja schon kannte'. Ihre Erklärungen sind durchweg irrational, ihr Dialekt ist ein gespielter. Niemand in Österreich spricht so. Sie spricht so, wie die Deutschen glauben, dass Österreicher sprechen sollten. Sie führt vor, dass der 'Dienst fürs Team', den zu betonen noch nie ein Dschungeltrupp müde geworden ist, absurd ist, wenn sich das Team aus einer Branche zusammensetzt, in der jeder für sich kämpft und Mitstreitern stets die Ellbogen in die Rippen stößt, um voranzukommen. Wieso auf einmal miteinander, statt gegeneinander? Larissa kennt kein Miteinander, sie kennt höchstens ein Nebeneinander.

                                                Der Hass, den die Zuschauer ihr zuteil werden ließen, hat sich seit dem Reisangriff, spätestens nach der Aktion von Mola, seiner Lobhudelei auf sich selbst, dessen Leistung in nichts als sinnlosen Rumgebrülle ('Ich habe eine links-rechts-Schwäche!') und pietätloser Selbstbeweihräucherung bestand, in Zuneigung verwandelt. Als Beiwerk, bzw. königliches Personal werden wohl Jochen - der vergeblich versucht sich als 'Campmutti' aufzuspielen und an dem vollkommen vorbeigeht, dass niemand, erst recht nicht Larissa!, überhaupt eine braucht, weil defacto niemand irgendetwas erwähnenswertes macht oder fühlt (da kann Gabby noch so oft versuchen sich mit Nebensächlichkeiten in den Vordergrund zu rücken, Mädchen, du gehst neben der Titanin völlig unter!) - und Melanie noch ein wenig länger dienen, so meine Vermutung.

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                                                • Großes Vorhaben, dafür gibt's natürlich Achtung und Entzückung. Ein Text über intermediale Bezüge, der die Felder von Rezeption und Ästhetik nicht betritt, kann allerdings nur an genau dem Punkt enden, an dem es deiner tut.

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                                                    Godard schrieb, dass 'Au Hasard Balthazar' die ganze Welt in anderthalb Stunden sei. Ich meine, dass 'Pierrot le Fou' das ganze Kino in einem Film ist.

                                                    (Mehr braucht es nicht, um den Status dieses Films zu klären, mit dem Godard zu seiner kreativsten Phase, deren Ausmaße bis heute ein Mysterium an Schöpfungskraft und - auch, wenn der Begriff so unpassend und von Edelrost überzogen ist, verwende ich ihn - Genie sind, den Zenith erreicht. Wenn nicht schon mit 'À bout de Souffle', 'Vivre sa vie' und 'Le Mépris' geschehen', dann gehört er spätestens seit 'Pierrot le Fou' zu den bedeutendsten Regisseuren der sechziger Jahre, in einer Reihe mit Bresson, Antonioni und Bergman. Achtzehn Filme in sieben Jahren, darunter die eben genannten plus 'Week End', 'La Chinoise' und '2 ou 3 choses que je sais d'elle'. Ein Oeuvre, das einem die Kinnlade nicht mehr zuklappen lässt.

                                                    Und dieser hier, 'Pierrot le Fou', ist der schillerndste. Ein Kino-Kristall, in dem sich die ganze Geschichte des bewegten Bildes bricht, spiegelt und widerspiegelt. Wer ihn einmal für sich entdeckt hat, wird ihn nie wieder loslassen.)

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