Cellmorbasg - Kommentare

Alle Kommentare von Cellmorbasg

  • 10

    Ein vorerst letztes Mal im Kino für Jacksons Mittelerdefilme, da konnte ich dem Besuch des Triple nicht widerstehen und so wurden die beiden Reisen die im Hobbit erzählt werden, sehr greifbar. Da ist zum einen Bilbo, ein Unscheinbarer aus dem Volk der Unscheinbaren, sich der Gemütlichkeit schon im zarten Alter verpflichtet fühlend um einen langen Lebensabend zu verbringen, der am Ende zu einer Persönlichkeit gereift, auf Augenhöhe mit Menschen-, Zwergen- und Elbenkönigen redet. Und einem grauen Zauberer mit dessen verselbstständigter Berühmtheit in der Hobbittrilogie gespielt wird, insbesondere wenn die Trolle, Beorn und allen voran Thranduil ihm diese verweigern.
    Dieser Reise zur Selbstfindung steht die des Verlorenen gegenüber, jener der sein Unglück nie vergeben und nie vergessen konnte. Alas! Hätte Thorin doch nur versucht sich von der ihm auferlegten Last zu befreien, hätte er auf den Rat des ihm ebenso wie dem Hobbit ratgebend verbundenen Balin gehört. Der Arkenstein aber, zunächst Symbol für die Rückgewinnung der Heimat, dann für den ganzen Zwergenschatz von Erebor, bringt die Fixierung Thorins zum Ausdruck. Er hängt einem Traum aus der Vergangenheit nach, der nie zu erreichen ist. Zur Besinnung gekommen, bleibt dann auch nichts weiter als sein Schicksal zu erfüllen und im Angesicht der Einsamkeit seine letzte Aufgabe zu verrichten.
    Und wenn diese beiden im dritten Teil aufeinander treffen, dann sind die Themen der Geschichte gegenwärtig. Liebe, Freundschaft und Verrat werden als Motive im gesamten Figurenarsenal aufgezeigt und füllen die Charaktermomente dieses Films mit herzzereißender Spannung.
    Eingebettet wie in jedem Mittelerdefilm in übertriebene Szenen die der Lächerlichkeit preisgegeben sind und die sich seit dem ersten Blick ins Auenland vor dreizehn Jahren von Film zu Film steigern und somit immer schlimmer werden, diesmal mit Bain als Abschussrampe und der fallenden Treppe für Legolas. Nimmt man dies jedoch an und lacht diese Szenen einfach weg, dann fällt man umso tiefer in die Abgründe die sich auftun.
    Ein letzter findet sich auch für Bilbo in seiner nun umso mehr geschätzten Heimat. Das leere Beutelsend spiegelt ein letztes Mal das große Thema dieser Trilogie und unserer Zeit: der Verlust des Heims.

    Die zehn Punkte sind übertrieben und mir selbst ein Dorn im Auge, an dem Herz aber, komme ich einfach nicht vorbei.

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    • 8
      über Mommy

      Boxershorts im Wind. Eine Mutter. Liebe. Unbesiegbar. Bilder voller Sinnlichkeit. Leichtigkeit zum Trotz. Freiheit. Dann Regen. Tränen. Gewalt. Zwei Mütter - verbunden, entzweit. Zwänge. Verzweiflung. Und Hoffnung. Immer.

      Ein schöner und kraftvoller Film, im Verlauf zum Höhepunkt für mich etwas stärker als danach, Konflikte in der Zwischenmenschlichkeit ebenso aufzeigend wie den Glanz des Glücks, Momente der Geborgenheit. Merci!

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      • Ich würde mir auch bei der Filmbewertung wünschen, Filme die ich mit weniger als 10 Punkten bewerte, den Lieblingsfilmstatus geben zu können. Bei Serien geht das schon :)

        6
        • 6

          In all der sehr erwartbar dargestellten Handlung des Krieges mit einem großen Augenmerk auf zwischenmenschlichen Beziehungen befindet sich die Aufarbeitung einer Vergewaltigung. Nach dem Suizid des Opfers vollbringt der Täter eine heldenhafte Kriegstat die im Tod endet. Den persönlichen Beziehungen ist es geschuldet, dass diese Tat nicht mit einer Auszeichnung belohnt wird. Damit schafft Preminger im Gegensatz zu Fluss ohne Wiederkehr hier ein eindeutiges Statement. Die Tat zieht sogar noch weitere Kreise und so zeigt der Film, der einiges vom üblichen Kriegspathos bereithält, auch Verzweiflung im Angesicht des Menschenalptraums Krieg und endet mit der Titelsequenz in stürmischer See.

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          • 6

            Nach und nach offenbart jede Figur im Verlauf des Films zwei Seiten. Die eine ist auf sich selbst bezogen und zeigt sich in egoistischen Handlungen, die zweite öffnet sich zu anderen Menschen und gibt sich der Verletzung preis. Natürlich startet nicht jede Figur von derselben Seite und so stellt sich der Prozess im Film als langsame Annäherung dar, der den ersten Blick nach und nach unterläuft. Die Handlung in der das ganze abläuft kann mit dieser feinsinnigen Konstruktion der Charaktere leider nicht mithalten und folgt zu eingetretenen Bahnen.

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            • 5

              Schon das erste Foto im Film zeigt das positive, wie negative dieses Films: die Mine Serra Pelada wird in diesem Foto so eindringlich gezeigt, wie es dann erläutert wird. Und so geht es weiter, Erläuterung reiht sich an Erläuterung, Foto an Foto. Auch wenn die Erzählungen zu den Fotos stärker den Lebensweg Sebastião Salgados herausarbeiten können, lenken sie eigentlich eher ab. Denn diese Reise hinaus in die Welt, die Vergegenwärtigung des Elends und des inneren Zusammenbruchs darüber, die Rückkehr nach Brasilien und die Rettung in der Natur sind eigentlich schon in den Fotos lebendig.
              Wenders wiederholt leider den Lehrbuchcharakter seiner Episode zu Kathedralen der Kultur.

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              • 6

                Schon die Filmeröffnung ist beeindruckend: unter dem Sirenengesang des Flusses wird in der Weite der kanadischen Landschaft ein Baum gefällt, die Reise von Matt Calder beginnt. Er holt seinen Sohn zurück und muss ihn schließlich zusammen mit Kay Weston den Fluss hinab in die Sicherheit der Stadt bringen. Eine Rechnung hat er dort auch noch offen. Matt und Kay hat das Schicksal zusammengeführt, natürlich wehren sie sich zunächst dagegen, aber an ihrer gemeinsamen Zukunft kann kaum ein Zweifel bestehen, der einzige close shot von Marilyn Monroe gilt schließlich dem bedenkenden Blick zu Robert Mitchum. Der Versuch den Figuren Tiefe zu verleihen, ist nicht zu übersehen. Die immer wieder von Kay angesprochene Vielfalt menschlicher Seiten, der Blick für das nicht immer offensichtliche, wird durchaus ernst vermittelt. Der Antagonist bleibt diese menschliche Komplexität allerdings schuldig, dem Ergebnis welches das finale Duell bringen soll geschuldet. Das versteht sogar Kay. Warum sie allerdings mit dem in die Nacht reitet, der sie versuchte zu vergewaltigen, bleibt ihr Geheimnis. Spätestens hier geht jede Konsequenz von Menschlichkeit in den Figuren den Bach runter. Oder den Fluss. Ohne Wiederkehr.

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                • 8

                  Für Mark Dixon ist seine Arbeit als Polizist eine höchst persönliche Angelegenheit, so persönlich, dass es ihm manchmal im Weg steht, über die Stränge schlagen lässt. Und dann passiert ein Schlag zu viel. Der Film bleibt dicht bei Dixon, zeigt Zweifel, Sehnsüchte und Abgründe. Ein besonders eindrucksvoller Moment ist eine Enthüllung die für das Verhalten von Dixon eine starke Erklärungskraft besitzt. Ich hab erwartet, dass ein Ausraster, wie zur Bestätigung der Vorwürfe, folgen würde. Doch diese Erwartung wird unterlaufen, getroffen von der Wahrheit sinkt Dixons Widerstandskraft zusammen. Der Film bietet eine feine, differenzierte Charakterbetrachtung, eröffnet von einer dem Originaltitel entsprechenden Titelsequenz "where the sidewalk ends", wo Mark Dixon zu Hause ist. Die Katharsis ist überzeugend herausgearbeitet, lediglich die Liebesgeschichte entspringt zu stark ihrer Funktionalität für die Geschichte und erschient manchmal wie ein Fremdkörper.

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                  • 7

                    Mit Ann Sutton steht eine Frau im Zentrum dieses Films, handlungstreibend aber sind die ihr an die Seite gestellten Männer: in der ersten Hälfte David Korvo, der ihr vermeintlich uneigennützig aus der Patsche hilft, in der zweiten Hälfte dann ihr Ehemann Dr. William Sutton, denn das Dr. gehört zum Psychiater William Sutton wie seine Ehefrau. Aus dieser Ungleichheit in den zeitgenössisch beispielhaften ehelichen Verhältnissen, die relativ leise angedeutet wird, ergibt sich dann auch der Antrieb sich David Korvo zuzuwenden. Natürlich nicht in schlüpfriger Weise, am Ende läuft es im Angesicht der Anderen aber genau darauf hinaus. Selbst der Ehemann als Mann des Fachs traut dem Offensichtlichen mehr als seinem Verstand, von seiner Frau ganz zu schweigen. Da ist aber noch die Polizei als Helfer in der Not. Hier in Gestalt des vordergründig sanftmütig erscheinenden Lieutenant Colton, der jedoch nur allzu stark darum bemüht ist die Frau so schnell wie möglich hinter Gitter zu bringen, auch kleine Tricks aus dem Standardbausatz der Überführung nicht scheuend.
                    Als letzte Zutat, für die Konstruktion der Geschichte ungemein wichtig, bleibt die Psychoanalyse. Der Zeit womöglich entsprungen, Hitchcocks Spellbound ist nur vier Jahre alt, wird allerdings zu stark auf Monokausalitäten gesetzt. Natürlich erst nach und nach enthüllend, wo denn nun der Hase im Pfeffer liegt, aber zweifellos, der Schlüssel wird gefunden. Das macht die zweite Hälfte des Films dann auch schwächer als die erste, die der Anbahnung der Tat galt. Denn mit der Glaubwürdigkeit fällt auch die Begeisterung für den Film ab. Es wird dann doch etwas übertrieben mit der Hypnose. Wenn sich das damals rumgesprochen hätte, nicht auszudenken, wie die Kriminalitätsstatistiken heute aussehen würden. Kein Wunder also, dass der alte Lieutenant misstrauisch ist, doch letztlich folgt der Witwer dem zu Sinn gekommenen Ehemann. Und am Ende ist nicht nur ein Verbrechen aufgeklärt, auch eine Ehe wurde auf eine neue Basis gestellt. Das lässt dann doch ein wenig hoffen.

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                    • 5

                      Katharina die Große: "Tell me Nicolai, what do we need an alliance with france for?"
                      Kanzler Nicolai: "To protect our back."
                      -"Do you think the Prussians may attack us again?"
                      -"They always do. And they certainly will, as soon as we get into trouble with the Turks."
                      -"What do we want from the Turks?"
                      -"Nothing but the Crimea."
                      -"What do we need with the Crimea? We have enough territory. Course it would be nice to have a little provincia on the Black Sea."
                      -"Exactely your majesty. And I don't think the Turkish Sultan will wrap up that little provincia in silver paper and hang it on your majesty's christmas tree."
                      -"I don't want to push into any war."
                      -"No, your majesty. "
                      -"I don't want war."
                      -"No, your majesty."
                      -"I hate war. Do you understand me?"
                      -"Yes your majesty and I humble apologize. I shan't bring it up again. I take cognizance in the fact that your majesty once and for all has definitley given up the idea of the Crimea."
                      -"I never said any such thing. And you know it. Stop beeing to clever. Of course we need a port on the Black Sea and we need it badly."
                      -"Then we'll have to take the Crimea."
                      -"Are you pushing me again? Stop it. Call in the french ambassador."

                      Da dieser kleine Ausschnitt aus dem Film im Lichte diesjähriger Ereignisse eine gewisse Aktualität besitzt, will ich ihn hier festhalten. Er steht außerdem beispielhaft für den politischen Witz in diesem Film, der, wenngleich zahlreich vorhanden, etwas platt bleibt. Das teilt er mit den schablonenhaften Charakteren und der Geschichte. Die verbindet die alltäglichen politischen Verwicklungen am Hofe Katharinas mit einer (ihrer vielen) melodramatischen Liebesgeschichte(n). Das ganze bleibt etwas unausgegoren, so zeigt sich eine naive, ihren Trieben nachgebende, auf Einflüsterungen vertrauende Katharina, andererseits aber auch eine trotz Anfeindungen fest im Thron sitzende, wissende Zarin. Nun mag gerade das Ausdruck einer menschlichen Komplexität sein, doch passt es hier selten zusammen und geht gerade durch die große Theatralik eigentlich aller Figuren unter. So bleibt es eine Komödie, die sich dem Politischen nur zur Unterhaltung bedient. Einsichten gehen schon vor der nächsten Pointe verloren.

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                      • 5

                        Potential hat diese Screwball-Komödie von Otto Preminger, was im verrückten Figurenensemble der Familie der weiblichen Protagonistin auch zum Vorschein kommt. Die beiden Hauptcharaktere selbst bleiben dagegen blass und zum Ende meint es das Drehbuch mit der Findung der Beiden nicht gut mit dem Paar. Immerhin wird dabei die zeitgenössische Haltung zu vorehelichen Zusammenkünften in die Story eingearbeitet, das kritische Potential bleibt jedoch zahm, ganz anders als bei der allzu deutlichen Bloßstellung des letztlich auf den eigenen Vorteil bedachten ursprünglichen Verlobten.

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                        • 8

                          Die statische Totale die die Kamera im Großteil des Films einnimmt ist verzaubernd. Jede Szene ein perfekt komponiertes Bild in dem sich die fast zärtlich klein anzusehenden Menschen bewegen. Diese Kompositionen verkommen jedoch nicht zum Selbstzweck, erzählen sie doch kleine Geschichten die wiederum in einem größeren Kontext stehen: dem Bodensatz des Lebens.

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                          • 7

                            In verschiedenen Episoden werden die Paare einer Familie gezeigt und der Zustand von der übrig gebliebenen Liebe in der Ehe offengelegt. Bergman kehrt hier jedoch weniger als in anderen Werken hässliche Abgründe hervor, zeigt eher zauberhafte mal romantische, melancholische oder komische Szenen. Ohne dass nun eine heile Welt über die Charaktere kommen würde, weicht Skepsis über das Dasein einer dauerhaften Zweisamkeit der Möglichkeit eines pessimistischen Vergnügens.

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                            • 6

                              Ein weiteres Mal thematisiert Bergman die Ehe als komplexen Widerspruch zwischen zwei sich anziehenden und doch abstoßenden Menschen mit einer gewaltsamen Katharsis als Höhe- und gleichzeitig auch Schlusspunkt, sodass eine letztliche Lösung offen bleibt. Hervorstechend sind die musikalischen Einlagen eines Orchesters welches in den Handlungsverlauf eingegliedert ist, zum Ende ein Teil aus Beethovens 9. mit dem fast schon versöhnlichen Auftritt des Sohnes. Trotz dieser schönen musikalischen Momente und letztgenannter Szene bleibt der Film für mich hinter anderen Werken mit gleichen Thema aus dieser Schaffensperiode zurück. Die Figuren wirken weniger intensiv als in Durst und die Konstruktion der Handlung schimmert zu stark hervor.

                              • 7
                                über Durst

                                Die Streitlust eines jungen Ehepaares gerät im Verlauf des Films immer zwanghafter, die Wechsel zwischen An- und Entspannung geraten zum unabdingbaren Rhythmus dieser Amour fou und sind verhaftet in zerstörerisch wirkenden Erinnerungen. Ehebruch, Abtreibung, Alkoholismus, Homosexualität, Suizid und Mord sind die Themen mit denen die Figuren, neben dem Ehepaar sind das insbesondere Frauen, konfrontiert werden und so auch der Zuschauer.

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                                • 6

                                  Der Titel Che - für den zweiten Teil gilt das noch stärker - ist fast ein bisschen irreführend. Wer Che war weiß ich nach dem Film genauso wenig wie vorher, ebenso wenig bin ich über die historischen Tatsachen des gelungenen und des gescheiterten Revolutionsversuchs informiert. Stattdessen dekonstruieren die Filme im Unterholz Kubas und Boliviens einen Teil der Mythoswerdung eines Guerillakommandanten, egal ob dieser nun Ernesto, Comandante, Ramon, Fernando oder einfach Che genannt wird. Es geht hier um allgemeinere Zusammenhänge im kleinen Waffenverband eines Guerillakrieges, wie sich ein Anführer hervortut und zu führen beginnt. Dabei wird die Differenz zwischen Schein und Sein immer mal wieder sichtbar, zwischen dem Anspruch eines herrschaftslosen Gemeinwesens und der Gewalt die nötig ist zu dessen Konstruktion. Und zur Krönung dieser Unordnung die Apotheose eines Anführers und Wortführers jener Widersprüchlichkeit. Auch die unterschiedlichen Ausgänge sind sehr gut herausgearbeitet und verweisen auf den zum Scheitern verurteilten Versuch von außen einem Land seine Ordnung zu geben. Natürlich alles ein alter Hut, aber in der so konsequent zurückgenommenen Dramaturgie dieses Films aus der Nähe erfahrbar.

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                                  • 6

                                    Eastwood scheitert bei diesem Film am Spagat zwischen der mit J. Edgar unzertrennlich verbundenen Geschichte um das FBI, die auch in der nicht-chronologischen Filmhandlung wie die Abfilmung der wichtigsten Stationen eines Wikipediaeintrages wirkt, und der Annäherung an das Privatleben des FBI-Chefs über seine drei wichtigsten Beziehungen, nämlich zu seiner Mutter, seiner Sekretärin und zu seinem Stellvertreter. Da die Faktengeschichte des FBIs zwar nicht uninteressant ist, aber als Überblickgeschichte für eine Erzählung doch unbrauchbar, sind die Beziehungen das eigentliche Herzstück des Films, wobei jedoch deren zurückgenommene Schilderung eben auch die Einbettung in den anderen Teil des Films irgendwie nötig macht. Ebenso erhält die verschachtelte Erzählstruktur von zwei Zeitebenen erst durch Hoovers Privatleben einen Sinn. Hoover wird nicht nur als äußerst zerbrechlich dargestellt, sondern als gebrochen. Seine Gefühle für diese drei Menschen werden auf die ein oder andere Art und Weise nicht erwidert. Der Anbetung der Mutter steht der unterkühlte Blick auf die Familienchronik entgegen, dem Antrag an seine Sekretärin die Ablehnung, der dennoch lebenslangen Verbundenheit und dem Vertrauen eine durchaus auch in die andere Richtung gehende Wärme, aber abgeschwächt vom unverhüllten Blick auf die Taten und Sichtweisen des FBI-Vorsitzenden. Die Liebe zu Tolson ist dagegen überhaupt nicht einseitig, wird jedoch von Hoover selbst auf Eis gelegt. Gebrochen stehen damit nicht nur Hoover selbst, sondern auch Gandy und Tolson da. Ihre Leben haben sie der fixen Idee eines umfangreichen Apparats geopfert, der im Namen der Sicherheit alle Schranken zu öffnen im Stande ist. Was in der Realität auf Kosten allgemeiner Freiheitsrechte geht, kostet hier zuerst einmal die Freiheit dieser drei Personen. Hoover mag Präsidenten lenken können, sein eigenes Leben nicht.

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                                    • 7

                                      Nach dem Tod seines Partners Guillaume fährt der Städter Tom zur Beerdigung in dessen alte Heimat auf dem Land. Dort stößt er nicht nicht auf Ablehnung der Bevölkerung oder der Mutter, die nichts von der Homosexualität ihres Sohnes wusste. Stattdessen trifft er auf Francis der um sich und seine Mutter ein Netz gesponnen hat, vorgeblich zu deren Schutz, doch sitzt er wie eine Spinne auf der Lauer und treibt schließlich ein böses Spiel mit seinem Opfer. Tom gerät in ein Abhängigkeitsverhältnis das in seiner Mischung aus Annäherung und gewalttätiger Ablehnung schnell eine bedenkliche Dimension erreicht. So wie Tom dabei den Konfrontationen mit Francis ausgesetzt ist, wird der Zuschauer dem vo­yeu­ris­tischen Blick ausgesetzt und in die psychisch bedrückende Abwärtsspirale hineingezogen. Der immer wieder abgelehnte Ausweg erscheint da kaum mehr möglich, doch zeigen die letzten Blicke des Films Sicherheit und weisen das Geschehen auf dem Land als Alptraum des Städters aus.

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                                      • O Captain! My Captain! by Walt Withman

                                        O Captain! My Captain! our fearful trip is done;
                                        The ship has weather'd every rack, the prize we sought is won;
                                        The port is near, the bells I hear, the people all exulting,
                                        While follow eyes the steady keel, the vessel grim and daring:

                                        But O heart! heart! heart!
                                        O the bleeding drops of red,
                                        Where on the deck my Captain lies,
                                        Fallen cold and dead.

                                        O Captain! My Captain! rise up and hear the bells;
                                        Rise up—for you the flag is flung—for you the bugle trills;
                                        For you bouquets and ribbon'd wreaths—for you the shores a-crowding;
                                        For you they call, the swaying mass, their eager faces turning;

                                        Here captain! dear father!
                                        This arm beneath your head;
                                        It is some dream that on the deck,
                                        You've fallen cold and dead.

                                        My Captain does not answer, his lips are pale and still;
                                        My father does not feel my arm, he has no pulse nor will;
                                        The ship is anchor'd safe and sound, its voyage closed and done;
                                        From fearful trip, the victor ship, comes in with object won;

                                        Exult, O shores, and ring, O bells!
                                        But I, with mournful tread,
                                        Walk the deck my captain lies,
                                        Fallen cold and dead.

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                                          Nord gegen Süd. Schwarz gegen Weiß. Auge um Auge. Zahn um Zahn. Ein Film über Gewalt der in atemberaubenden Bildern, mit viel Dynamik erzählt. Ein Überwältigungsfilm dessen große Schwäche sich im ersten Teil nur andeutet, im zweiten voll durchschlägt. Soviel offene Menschenfeindlichkeit, die sich in der Sortierung der Menschen nach Merkmalen mit Zuordnung von Gut und Böse ausdrückt, habe ich selten gesehen. Der Filmtitel vor dem Hintergrund ein Schlag von dem man sich kaum erholen kann. Höhepunkt war für mich die Kriegsdarstellung mit dem Tod der beiden, auf verschiedenen Seiten kämpfenden Freunde. Danach war der Film immer schwerer zu ertragen und nur mit sowas wie manchmal aufkommenden Galgenhumor zu überstehen.

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                                          • 9
                                            über Boyhood

                                            Das Auf und Ab während Kindheit, Jugend und Erwachsensein, des Lebens also, wird in diesem Film nicht übertrieben gezeigt. Es vollzieht sich als Folge der Zeit, der Aneinanderreihung von Ereignissen, mehr oder weniger ereignisreich, die dem Dasein Sinn verschaffen, nicht weil sie schon Sinn enthalten, aber wohl Sinn stiften können. Der Film erzählt vom Suchen, Finden und Gefunden werden. Eine Reise zum, eine Reise ins Ich. Der äußerlich sichtbaren Entwicklung Masons und der anderen Charaktere folgt die Spurensuche im Leben des Zuschauers. Lebensweisheiten lassen sich nicht vermeiden, wo Jugendliche damit überschüttet werden, einer aufdringlichen Botschaft entzieht sich der Film jedoch.
                                            Die Leerstellen in einem solch langen betrachteten Zeitraum sind sicher mit Tränen gefüllt, Mason lernen in Gesellschaft kennen, nie beim Alleinsein. Die Einsamkeit die ihn immer mal wieder umgibt zeigt sich da besonders.
                                            Betrachtungsweisen über das Leben werden abgewogen: folgt jedem Hoch ein Tief oder jedem Tief ein Hoch. In diesem Film ist es die optimistische, dem Leben gegenüber positiv eingestellte Antwort. Die Kraft die das kosten kann, zeigt Olivia, die Mutter Masons. Zwei Mal beendet sie die Beziehung zu Männern die dem Alkohol verfallen sind. So ist sie allein nach Auszug ihrer Kinder und sieht sie sich vor dem Ende ihrer Entwicklung. Das über solche Klagen erhabene Lächeln Masons weiß zwar um den Schmerz der darin steckt, doch ebenso um die Möglichkeit wieder herauszufinden. Es heißt weiter zu wachsen. Für Mason, seine Mutter und die anderen Figuren.

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                                            • 8

                                              Diese Augen! Eingebettet in Mimik und Gestik, berühren vom großen Unglück bis zum sonnigsten Lachen. Die Geschichte tritt da zuweilen in den Hintergrund, die Situationen die jenes Feuerwerk an Ausdruck hervorrufen. Sie ist aber konsequent zu Ende erzählt, und ohne im Bild zu sein, entfaltet das Ende seine Kraft wegen der prägnanten Erinnerung. Lachen und Tränen.

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                                              • 8

                                                Regen peitscht gegen das Fenster, eine dunkle Wolkendecke erstreckt sich bis zum Horizont, der knisternde Ofen gibt ein wenig Wärme ab, eher für das behagliche Gefühl während draußen ein Sommergewitter sein Unwesen treibt. Vielleicht war es aber auch ein lauer Abend oder schönster Sonnenschein am Nachmittag, ich hab oft genug auch in solchen Momenten den Fernseher dem Garten vorgezogen. Viele Jahre lang habe ich einen Teil meiner Sommerferien, später auch mit meiner kleinen Schwester, bei unserer Oma verbracht. Neben einigen, oft geschauten DEFA-Märchenfilmen hatte sie irgendwann auch drei Videokassetten mit dieser sechsteiligen ZDF-Weihnachtsserie aus meinem Geburtsjahr 1988 und vielleicht haben wir die Serie in all den Jahren tatsächlich unter den verschiedenen oben beschriebenen Umständen geschaut. Doch die Zeit kam, dass diese Serie ihren Reiz verlor und auch Sommerferien hatte ich irgendwann keine mehr. Es ist also mindestens zwölf Jahre her, dass ich die Berge durch den Dunst am Horizont schimmern sah, den kargen Strand der sich davor erstreckt, die leichten Wellen die auf Sand treffen, darüber die zarte Andeutung eines Regenbogens, ein kreischender Vogel der darin seine Bahn zieht und schließlich Nonni auf seinem weißen Islandpferd Gunni, den Strand entlang galoppierend, mal durch das Wasser, mal einer Welle ausweichend. Ja, schon das Intro hat es mir beim Wiedersehen angetan und ich ließ mich forttragen zu den mit Wiesen bedeckten Bergen und Hängen in deren Schutz die grasbewachsenen Häuser stehen, die Nonni ein Zuhause sind. Abgelegen vom Dorf am Meer wohnt er dort mit seinem kleinen Bruder Manni, seiner Mutter und seiner Oma, den Vater herbeisehnend der in die Welt hinausfuhr. Denn seine Mutter droht dem Werben des Kaufmanns Magnus Hansson nachzugeben. Da taucht der Fremde Harald Helgasson auf und wird den beiden Jungen tatsächlich ein Ersatzvater. Ein Mord in der Gemeinde wird ihm allerdings von Magnus zur Last gelegt und er verschwindet in die Berge. Die Jungen glauben an seine Unschuld und insbesondere der verzweifelte Nonni sucht Harald zu helfen.
                                                Viele Rollen in der Serie sind schnell und klar verteilt. Die sich immer sorgende Mutter, der kleine nervige, aber doch innigst geliebte Bruder, die Großmutter mit großem Herzen und grenzenloser Liebe und Freiheit, der böse Möchtegernstiefvater und der gute Ersatzvater. Auf dem Weg zur Auflösung der Mordtat erleben Nonni und Manni viele Abenteuer, die nicht zuletzt durch die Einbettung in die isländische Landschaft atmosphärisch überzeugen und meist packend sind. Sie begegnen Freunden, gefährlichen Feinden und auch Personen die nicht klar zuzuordnen sind. Dadurch kommt eine gewisse Würze in die Serie, ebenso durch die sich langsam fortschreitende Demaskierung des eigentlichen Täters. Und wenn alles überstanden ist, dann wartet noch ein Ende, dass ich ganz vergessen hatte: Nonni verlässt die Insel die so großes Fernweh auslösen kann, ihm jedoch zu klein ist. Nur die große Welt, die er auf seinen Karten so oft gezeichnet hat, kann ihm genug Platz bieten.
                                                Eine wunderschöne Serie mit überzeugender Geschichte sowie Figuren. Und Julis Flötenspiel.

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                                                  Der Film ist lange Zeit ziemlich anstrengend mit ziemlich aufgesetzt wirkender Handlung und Darstellern, dazu ertrinkt fast jede Szene in übertrieben melodramatischer Musik. Man wähnt sich ein bisschen in einer Seifenoper und das ganze steuert auf den unvermeidlichen Höhepunkt zu - da passiert es. Auftritt Ingrid Bergman, mehrere Minuten Monolog. Sie gibt das Geheimnis ihrer Lebens preis, welches sie ein halbes Leben unerzählt mit sich herum trägt. Verdichtet auf die Wendepunkte breitet sie ihre Geschichte aus, vom größten Glück bis zum tiefen Fall, so weit runter, bis es nicht mehr weiter geht, dafür aber auch keine weiteren Verletzungen mehr warten. Im Kontrast zum Rest des Films so echt wirkend, rührend, unerwartet. Ein magischer Moment in einem sonst eher belanglosem Film. Es schimmern zwar trotz des etwas anderen Genres typische Motive Hitchcocks durch, doch wirken sie hier irgendwie verloren und fehl am Platz.

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                                                    Wie von Wenders gestern selbst in einer kurzen Einführung vor dem Film dargelegt, beginnt der Film mit der Berliner Philharmonie, dem ersten der beiden großen Gebäude die Scharoun für das Kulturforum am Potsdamer Platz in Berlin entworfen hat. Die eindringliche Schönheit des anderen Gebäudes, der Staatsbibliothek, wurde schon in Himmel über Berlin gewürdigt. Beide Gebäude stehen für einen offenen, demokratischen Gebäudetyp und der Beitrag von Wenders ist fast im Lehrbuchcharakter bemüht das verständlich zu machen, insbesondere über einen Off-Kommentar aus der Ich-Perpektive des Gebäudes. Die Mitnahme in das Gebäude geschieht durch verschiedene Personen die wir auf ihren Wegen im Gebäude begleiten und so lernen wir die großzügige Offenheit des Foyers kennen, mit den strukturgebenden Elementen des Raums und natürlich auch den großen Konzertsaal mit dem Dirigenten im Mittelpunkt und den um ihn gruppierten Weinbergterrassen für die Zuschauer. Wenders lässt nicht nur den aktuellen Dirigenten Simon Rattle in Erscheinung treten, sondern über historische Aufnahmen von Karajan und in gespielten schwarz-weiß Szenen auch den Erbauer Hans Scharoun. Damit würdigt Wenders die gesamte Geschichte des Baus und versucht neben der historischen auch die räumliche Einbettung des Gebäudes zu zeigen, was für den Ist-Zustand allerdings etwas zu kurz kommt.

                                                    Weiter geht es mit der Russischen Nationalbibliothek in St. Petersburg und Michael Glawogger nimmt den Zuschauer hier aus einer Passage aus dem Untergrund mit in das oberirdische Verkehrstreiben und lässt die Kamera auf die Bibliothek schwenken. Dann versinkt das Bild in Der Bibliothek und aus dem Off werden Buchtexte gesprochen. Die Kamera gleitet durch die engen Bücherregale die einem Labyrinth zu gleichen scheinen. Doch immer wieder kommen wir an denselben Orten vorbei und lernen das Haus so kennen. Das Buch steht hier ganz klar im Vordergrund, den Leseplätzen wird kaum Aufmerksamkeit geschenkt, stattdessen widmet sich die Kamera eindringlich den Zettelkatalogen und präsentiert kurz vor Schluss noch die Schätze des Hauses. In einem kurzen Blick in den Lesesaal fällt der Blick dann vor der Rückkehr in den Untergrund auf ein Tablet. Damit wird zumindest die Infragestellung dieser Kathedrale der Kultur für die Zukunft angedeutet, wie dies auch schon bei der Berliner Philharmonie mit dem Digitalen Konzertsaal gezeigt wurde.

                                                    Der nächste Beitrag beginnt mit Nadelbäumen in der wärmenden Abendsonne irgendwo in Norwegen. Würde uns aus dem Off nicht die weiße Mauer erzählen, dass es sich um ein Gefängnis handelte, könnte man sich bei diesen Bildern dem Träumen hingeben. Michael Madsen zeigt dieses Gefängnis zunächst als sehr lebendigen Ort mit vielfältigen Möglichkeiten der Begegnung und des Lebens hinter Mauern - dem angesprochenen Dorfcharakter nahe kommend. Doch das Gefängnis trennt seine Insassen nicht nur von der Außenwelt, die Grenzen der Freiheit werden dann eindringlicher gezeigt mit den Außen- und Innenzellen. Der Charakter der Bestrafung geht letztlich wohl nicht verloren. Die Aufgabe eines Gefängnisses als Kulturaufgabe zu verstehen, zeigt aber doch den fortschrittlichen Geists Norwegens, der durch den Massenmord vom 22. Juli so stark geprüft wurde.

                                                    Nach einer kurzen Pause ging es mit dem Salk Institute weiter. Hier zeigt sich auch die Unterschiedlichkeit der verwendeten Baumaterialien der Gebäude. Robert Redford zeigt den morbiden Charme des Sichtbetons wie er sich beim Salk Institute durch seine Stellung in der Landschaft als Abgrenzung zu Himmel und Meer voll entfalten kann. Der Ansatz der Vermittlung des Gebäudes zum Zuschauer geschieht in diesem Fall über die Menschen die darin arbeiten und in historischen Aufnahmen über den Architekten sowie den Gründer des Instituts. Leider wiederholen sich die Ansichten des Instituts mit dem zentralen Hof so häufig, dass es irgendwann ziemlich langweilig wird. Stattdessen hätte ich mir - wie bei den anderen Beiträgen auch - eine Beschäftigung mit dem Gebäude in dem ihm umgebenen Raum gewünscht. Totalaufnahmen von oben aber kommen in den ganzen sechs Episoden meiner Erinnerung nach nicht vor. Die Vorstellungen der Gebäude sind damit sehr nach innen gerichtet, zwar am Dialog mit den Menschen die sie bevölkern, aber nicht mit dem Außenraum interessiert.

                                                    Schließlich geht es zum nächsten Gebäude, diesmal direkt am Wasser. Ein Gebäude das durch eine große Glaswand den Blick von außen nach innen, wie umgekehrt von innen nach außen zulässt und ansonsten durch weiße Marmorfassaden besticht die so leicht von der Spitze abfallen, dass man dem Gebäude aufs Dach steigen kann und der Entstehung eines neuen Viertels in Oslo zuschauen kann. Der eigentliche Opernsaal ist innen wie außen durch Holz verkleidet. Der Beitrag zeigt sehr viel von den künstlerischen Darbietungen, insbesondere des Balletts, und kommt mit den wenigsten Off-Kommentaren aus. Margreth Olin lässt diesen Ort durch die dort stattfindende Kunst sprechen.

                                                    Zum Abschluss geht es ins Centre Pompidou, auch ein Vertreter der Moderne. Karim Ainouz zeigt das Ineinandergreifen von Außenhülle und Innenleben. Auch hier kommt die Erfahrung mit der Umgebung des Gebäudes zu kurz, findet also gar nicht statt, doch die große Leistung dieses extravaganten Baus als Ort kultureller Schaffenskraft wird erfahrbar. Der Gedanke, dass mit Mut im Herzen Berlins eine so große kulturelle Leistung hätte vollbracht werden können, kam mir kurz, doch der Blick fiel dann auf dem Nachhauseweg in Richtung der Schlossbaustelle. Glücklicherweise war es dunkel, weshalb auch der Versuch den Sichtbetonfassaden im Regierungsviertel mal etwas abzugewinnen schon im Ansatz scheiterte.

                                                    Ein sehr interessantes Werk über sechs ganz verschiedene Bauwerke und verschiedene darin stattfindende Kulturleistungen. Die Regisseure haben sich diesen Gebäuden denn auch auf ganz verschiedene Weise genähert, dass betrifft die Arbeit mit der Kamera ebenso wie die Konzeption dem Zuschauer Inhalte über das Gebäude zu vermitteln. Insbesondere letzteres ist für mich nicht immer gelungen, eine Reduzierung auf Bildsprache hätte mir manchmal besser gefallen, doch immer wurde die Neugier geweckt einmal diese Gebäude zu betreten und zu entdecken.

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