Civil War - Kommentare

Alle Kommentare von Civil War

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    never go full retarded!

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      Der Name ist Programm. Dies ist kein Land für alte Männer. Tommy Lee Jones ist dieser alte Mann. Er ist der rechtschaffende Ordnungshüter in Person, wie es schon sein Vater war und vor ihm sicher dessen Vater. Er ist kurz vor der Rente und kann nicht mehr mithalten. Der Wettlauf zwischen dem Killer (Javier Bardem) und dem "good guy" (Josh Broling) läuft ohne ihn ab, bzw. er sieht ihn immer nur aus der Entfernung. Egal was auch passiert, Tommy Lee Jones kommt immer 1-2 Schritte zu spät und kann die Spuren nachlesen. Dieses Hinterherlaufen hat ihn müde gemacht. Sein Wille, das Böse zu besiegen ist gebrochen, er macht sich keine Illusionen mehr. Für ihn ist Bardem die Inkarnation des Bösen, etwas das er nicht mehr versteht und verstehen will.
      *Ab jetzt richtige Spoiler* Josh Brolin hingegen fällt dem Übermut anheim. Ist er anfangs noch vorausschauend und vorsichtig, überschätzt er seine Fähigkeiten und wagt es gar Javier Bardem zu drohen. Die Quittung kriegt er sofort und es geht so schnell, dass dem Zuschauer ein Shootout verweigert wird und man in der nächsten Szene lediglich die Leichen vorfindet. Eine genialer Bruch mit gängigen Genre-Konventionen, der zudem in gewissem Sinne realistisch ist. Brolin hat es 2-3 Mal geschafft durch List und Bauernschläue davonzukommen. Aber er kann es natürlich nicht mit Bardem aufnehmen. Und in dem Moment, wo er das Verstecken sein lässt und die Konfrontation sucht, ist er geliefert.
      Im Anschlüss "dümpelt" der Film noch 20 Minuten vor sich hin, was viele als langatmig kritisieren. ich empfinde es im Gegenteil als genialen Abschluss. Es geht nicht um den Showdown. Es war von Anfang an klar, dass Brolin nicht ewig weglaufen kann. Der Film ist soviel mehr, als ein normaler Actionfilm.

      Es geht zudem auch um Moral. Etwas, das Bardem nicht kennt. Er wirft in vielen Situationen eine Münze um zu Entscheiden, ob er ein Opfer umbringt, oder nicht. Allein diese Münze bestimmt dabei über Leben und Tod. Der Tankstellenbesitzer, der gar nicht richtig kapiert, wie bedrohlich die Situation ist, hat Glück und kommt davon. Kelly McDonald wiederum, die ja bereits ihren Mann verloren hat und wahrlich bemittleidenswert ist, weigert sich bei dem Spiel mitzuspielen, dass sie zu 50% retten könnte und muss deswegen sterben. Auch diesen Mord zeigen die Coens nicht. Wer nicht aufmerksam hinguckt und nicht bemerkt, dass Bardem kontrolliert, ob seine Schuhsohlen blutig sind oder nicht, wird möglicherweise sogar denken, dass er Kelly McDonald verschont hat.

      Während Bardem also die wichtigen Entscheidungen einer Münze überlässt, zeigen auch andere Situationen, wie zufällig die Welt sein kann. Brolin versucht stark verletzt über die Grenze zu kommen und wird dabei von Jugendlichen, die seine Not ausnutzen, um viel Geld gebracht. Bardem hingegen erleidet einen Autounfall und wird sogleich von helfenden Jugendlichen umsorgt. Karma, oder eine "gerechte" Behandlung gibt es nicht.

      Letztendlich ist No country for old men ein Spätwestern / Actionfilm, mit einem der bedrohlichsten Bösewichte der Filmgeschichte, einer unkonventionellen Dramaturgie und einem ebenso unkonventionellen Umgang mit seinen Charaktere, was ihn absolut einzigartig macht.

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      • 4

        Endlich mal ein Marvel-Film, der nicht nur durch Bombast und Action überzeugt, sondern auch eine tiefsinnige Story und einen Bösewicht zum Wiedererkennen bietet. Die Frage, was wichtiger ist, Freiheit, oder Sicherheit und ob man Superhelden nun überwachen muss oder nicht, wurde noch nie so ambivalent und tiefschürfend in einem Marvelfilm behandelt. Okay, genug gescherzt, der Film ist natürlich nichts davon.
        Okay, möglicherweise ist der Film sogar im Verhältnis zu anderen Marvelfilmen tiefsinnig und düster, aber was sagt das schon aus? Nicht besonders viel. Auch in diesem Film geht es vor allem um Action und Wumms. Zahllose CGI Raumschiffe krachen ineinander, der Falke fliegt durch Raketen hindurch, Captain America wirft sein Schild und verteilt Prügel. Der positive Lichtblick für mich war Robert Redford, der sichtlich Spaß hat und etwas Charakter einbringen kann. Der winter soldier bleibt dafür total blass, trotz möglicherweise interessantem Hintergrund.
        Was mich fast am meisten ärgert, ist die Konsequenzlosigkeit. Egal wie aussichtslos eine Lage ist, es kann/darf einfach niemand sterben. Das permanente Schielen auf den nächsten Avengers-was weiß ich Film ist in solchen Situationen stets spürbar.

        Am Ende blieb ich etwas ratlos zurück. Das soll also eines der Highlights des bisherigen MCU sein? Dann weiß ich auch nicht mehr.

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        • Streamingdienste haben das Sehverhalten verändert und werden es in Zukunft noch weiter verändern. Wenn ich mir überlege, dass ich früher auf diversen .to Seiten geschaut habe und dort seit Netflix nicht mehr war, weil es einfach unsinnig wäre, dann ist das schon ein Schritt in die richtige Richtung.
          Der angesprochene Vergleich zu Amazon + Buchhandel und Napster + Musik hinkt ein wenig, Stichwort Eigenproduktionen. Napster hat keine eigene Musik geschaffen und Amazon schreibt keine Bücher, Netflix produziert aber eigenen Content (Und Amazon natürlich auch bzgl. Filme / Serien). Insofern wird da nicht bloß lediglich das Werk von anderen zur Verfügung gestellt.
          Das Kino setzt auf Blockbuster mit möglichst viel Wumms und wird diesen Weg vermutlich auch weiter beschreiten. Viele Filme werden deshalb gar nicht erst im Kino gezeigt. Bei uns, in einer Stadt mit 250.000 Einwohnern und zwei Kinos, davon ein Multiplexkino, waren selbst oscarprämierte Werke (damit will ich nicht die Qualität betonenen, sondern darauf, dass diese eher kleineren Filme ja immerhin ne sehr gute Werbung hatten) wie Birdman, Foxcatcher und Whiplash nicht zu sehen.
          Das ist aber nicht nur ein "Fehler" des Kinos. Wie oft hört man über irgendwelche Filme "ja, der war gut, aber den muss ich nicht im Kino sehen". Viele Zuschauer gehen eben nur ins Kino, um sich von Action berieseln zu lassen.

          • Love bietet sehr interessante, angenehm unperfekte und lebensnahe Charaktere, abseits von den gängigen Klischees. So ist Gus zwar eher als Nerd einzustufen, macht aber nicht die aus Big Bang Theory bekannten "Nerd-Sachen". Das er trotzdem irgendwie ein Nerd ist, ergibt sich aus seinem unbeholfenen Benehmen (ohne das es in Extrem abgleitet und er beispielsweise nicht mit Frauen reden kann). Dieses Benehmen kann zum Teil auch den Zuschauer etwas nerven und zum Fremdschämen führen, ist aber gerade deswegen trotzdem erfrischend und wirkt authentisch. Auch Mickey spielt ihr Klischee der kaputten, süchtigen Frau angenehm unübertrieben und man erkennt sie als Mensch mit Stärken und Schwächen.

            (leichter Spoiler) Auch die Story überzeugt, weil sie auf Kitsch verzichtet. Okay, es mag etwas unrealistisch sein, dass jmd. wie Gus bei einer Frau wie Heidi Erfolg hat. Andererseits ist es umso realistischer, dass er seine Möglichkeiten bei ihr auch nutzt. In der Hinsicht ist die Serie sehr viel konsequenter als viele Filme/Serien, in denen Gus wohl im entscheidenden Augenblick Mickey zu Liebe einen Rückzieher gemacht hätte. Aber wer hätte sich im wahren Leben schon an seiner Stelle verhalten? Heidi ist zu Anfang sehr sympathisch, offen und zudem extrem attraktiv.

            Ich bin jedenfalls gespannt wie die zweite Staffel weitergeht. Das Ende der ersten lässt dafür alle möglichen Richtungen zu.

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              Civil War 07.03.2016, 02:23 Geändert 07.03.2016, 02:59

              Viele Kommentatoren haben es vor mir schon gesagt und ich kann mich dem nur anschließen. Im Vergleich zum original bleibt das Remake erstaunlich farblos und erreicht längst nicht dieselbe Intensität. Möglicherweise liegt es auch ein stückweit daran, dass der Knalleffekt wegbleibt, wenn man schon weiß, wie der Film ablaufen wird. Trotzdem ist das 1 zu 1 Remake auch ein Lehrstück, was Schauspiel ausmacht. Denn soviel steht fest, im Vergleich zum phänomenalen Frank Giering, und den ebenfalls großartigen Arno Frisch, Susanne Lothar und Ulrich Mühe, bleiben die amerikanischen Schauspieler tatsächlich blass.
              Vor allem zwischen Frank Giering und Brandy Corbet gibt es einen riesigen Unterschied, wie sie ihre Rolle interpretiert und gespielt haben. Frank Gierings Charakter ist schwer zu deuten und deshalb so faszinierend. Er ist zurückhaltend, verschämt und dann doch wieder explosiv und man weiß nicht, was echt und was bloß vorgetäuscht ist. Sein Charakter ist einer der interessantesten Psychopathen die ich je gesehen habe. Brandy Corbet spielt den Charakter vergleichsweise konventionell und langweilig.
              Ein Remake, welches für keinen deutschsprachigen Menschen interessant ist.

              • 7
                Civil War 28.02.2016, 12:23 Geändert 28.02.2016, 12:29

                The Verdict ist ein vergessener Film. 303 Bewertungen und 16 Kommentare sprechen dahingehend eine deutliche Sprache und das für einen Film, der für 5 Oscars nominiert war und einen der besten Schauspieler aller Zeiten zu bieten hat.

                Paul Newman ist Gott. Das ist wohl das Fazit, welches man aus diesem Film ziehen muss. Er spielt den versoffenen Anwalt derart glaubwürdig und zugleich zurückhaltend, dass es wirklich eine Wucht ist. Overacting und übertriebene Ausbrüche kriegen wir hier keine zu sehen, dass hat Newman gar nicht nötig. Generell ist The Verdict ein Gerichtsdrama, welches keinerlei Showwerte oder Pathos benötigt. Das zeigt allein Newmans beeindruckendes Abschlusspladoyer. Hier wird nicht gedonnert, es werden fast zurückhaltende Worte angeschlagen. Passend zu seiner Rolle spricht Newman nicht in einem Rutsch. Teilweise formuliert er unsauber, fängt Sätze mehrmals an und setzt sich am Ende, ohne mit lauter Stimme und ausgestrecktem Finger auf den Angeklagten oder den Richter gezeigt zu haben.

                Ein ruhiger, sich langsam aufbauender Film, mit grandiosem Hauptdarsteller, dessen Charakter im Fokus des Filmes steht ist in einer Zeit, in der es selbst bei Ted 2 zu Gerichtsszenen kommt, in denen morlaische Dinge verhandelt werden, irgendwie auch ein wenig aus der Zeit gefallen.

                • 9

                  Ich glaube die wenigsten, die Whiplash gesehen haben, werden die Intensität bestreiten, die der Film ausstrahlt und die einen soghaft zu sich zieht. Aus diesem Grund will ich auch gar nichts mehr über die unstreitbaren Qualitäten schreiben sondern mich dem widmen, was vielfach kritisiert wird, der Botschaft.

                  Aus meiner Sicht begehen die Kritiker bereits den Kardinalfehler, die Botschaft allein vom Ende abzuleiten. Fletcher gibt Andrew das, was er sich immer wünschte, Anerkennung und daraus wird abgeleitet, dass die Botschaft des Films sei, dass zu einer guten Leistung Drill und Missbrauch nötig sei, um Menschen an ihre Grenzen zu treiben. Ich sehe das ganz anders. Wer diese Meinung vertritt, der vergisst schlicht den Rest des Filmes und seine eigenen Emotionen. Wie angewidert waren wir schließlich zwischendrin von den Machenschaften Fletchers, als er Leute gedemütigt und psychisch missbraucht hat. Schade, dass man offensichtlich zusätzlich noch ne Stimme aus dem Off braucht, die am Ende sagt "Fletcher ist doof und seine Methoden ebenfalls".

                  Der Film hält uns für mündige Konsumenten, die es selbst in der Hand haben, das dahinterliegende Konstrukt zu bewerten. Er hat es nicht nötig, am Ende pädagogisch zu sagen "das war alles schlecht". Warum hat er das nicht nötig? Weil wir es gesehen und nicht vergessen haben. Wer wirklich findet, dass Whiplash Drill und Folter gutheißt, der muss dasselbe auch über Full Metal Jacket sagen. Auch dort werden Menschen gedrillt und diszipliniert und am Ende hat es sich ja offensichtlich gelohnt, denn sie können schließlich die Scharfschützin liquidieren.

                  Der Film zeigt ein Abbild dessen, was wirklich an Kunsthochschulen passiert, nicht das, was wir möglicherweise gerne hätten.
                  Auf der Blu Ray gibt es übrigens ein alternatives Ende. Dort kehrt Andrew nicht auf die Bühne zurück um das Schlagzeugsolo zu spielen, sondern gründet im Anschluss eine Fun-Punk Band mit Namen "Die Doktoren". Zwischendurch müssen sie dann noch den Ausstieg ihres Bassisten Cremi rauswerfen, weil der alte Spießer lieber studieren will. Voll öde!

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                  • 10

                    Viel wird darüber gejammert, dass in Deutschland keine guten Filme produziert werden. Funny Games widerlegt diese These, auch wenn es bereits knappe 20 Jahre her ist. Okay, der Film ist aus Österreich aber das hat ja die Wahrnehmung sonst auch nicht gestört. Z.B. bei Christoph Waltz.
                    Funny Games, ob man ihn nun mag oder nicht schafft zumindest eines, er lässt niemanden kalt (Ausnahmen wie Butzel zwei Kommentare unter mir mal ausgenommen).
                    Im Folgenden werden kleinere und größere Spoiler vorkommen:

                    Der Film beginnt mit einer Reminiszenz ans Shining. Eine Ehepaar samt Kind fährt mit dem Auto zum Zielort und wird dabei von oben gefilmt. Schon hier werden die Charaktere und ihre soziale Schicht eingeführt, denn sie spielen "rate von wem das Lied ist" mit Stücken aus Opern. Es handelt sich ganz offensichtlich um Snobs, die Golf spielen, ein Segelboot besitzen, Opern hören und im Ernstfall nicht mal wissen, wie die Nummer der Polizei ist. Durchbrochen wird dieses Spiel durch ein plötzlich einsetzendes Metallied, was als Dissonanz zum Gezeigten, die kommenden Gräueltaten vorwegnimmt.

                    Amüsant ist auch, warum sie ihre Peiniger ins Haus lassen. Es geht nicht um den Grund, sondern um die Zugehörigkeit. "Sie haben mich eben im vorbeifahren bei ihren Nachbarn gesehen." Diese Argumentation reicht, um Zugang zum Haus zu erhalten und dann wie Parasiten dieses nicht mehr zu verlassen.Frank Giering spielt den scheinbar schüchternen und tollpatschigen jungen Mann, der bloß ein paar Eier ausleihen möchte so famos, dass einem ein Schauer über den Rücken läuft. Er ist der unbestrittene Star des Films. Arno Frisch hingegen hat die dankbarere Rolle als tonangebender Psychopath und spielt diese ebenfalls hervorragend.
                    Der Film ist jedoch kein Torture Porn, sondern das genaue Gegenteil. Immer wieder wird die vierte Wand durchbrochen und Arno Frisch kommuniziert direkt mit dem Voyeur, also uns als Zuschauer. Mal zwinkert er uns verschwörerisch zu, mal erklärt er uns, dass der Film jetzt noch nicht vorbei sein könne, da ja die Spielfilmlänge noch nicht erreicht sei.
                    Ich hab während des Filmes auf meine Emotionen geachtet und sie waren interessanterweise folgendermaßen. Anfangs war ich gespannt, was die beiden Psychs wohl aushecken und was sich hinter den titelgebenden "Funny Games" versteckt. Möglicherweise wird dies auch durch die Snobs befeuert. Ich habe jedenfalls nicht gedacht "was sind das für nette, sympathische Menschen, mit denen fühle ich mich auf einer Wellenlänge". Mit Sicherheit eine Effekt, den Haneke bewusst gewählt hat. Nach dem ersten Mord hat sich dies gewandelt. Ulrich Mühe und Susanne Lothar sind bestimmt 20 Minuten allein und planen ihre Flucht und ich wollte nur noch, dass ihnen diese gelingt. Hinter jeder Ecke vermutet man die scheinbar Allwissenden Peiniger und fürchtet sich stellvertretend vor ihnen. Haneke inszeniert hier und auch bei der Flucht des Jungen wirklich unfassbar spannend.

                    Auf die Frage nach dem Grund für die Folterungen zählt Frisch süffisant gefühlt 10 verschiedene Klischeegründe auf. Von "Die Eltern haben sich scheiden lassen" über "galngweilte Oberschichtenkinder" ist alles dabei. Der wahre Grund ist es "den Zuschauer zu unterhalten". Und mit Zuschauer meint er direkt uns, nicht irgendwelchen fiktiven Zuschauer im Film, für die sie die Morde aufnehmen.

                    Haneke will damit ein Statement für die eigene Reflexion in Punkto Gewalt setzen. Oder wie er es selber ausdrückt, der Film soll einen Kontrastpunkt zur Filmen wie Pulp Fiction darstellen, in denen Gewalt Comichaft für die Pointe eingesetzt wird, Köpfe zerspringen, Oneliner hinterhergequatscht werden, um das Publikum zu unterhalten. Haneke hingegen will den Zuschauer zum reflektieren bringen. Es ist bezeichnend, dass der Film weniger physische Gewalt zeigt als der durchschnittliche Tatort, aber trotzdem eine USK ab 18 hat und einen wesentlich härteren Schlag in die Magengrube darstelllt.

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                    • 9

                      Der Hype ist vorbei und ich bin endlich dazu gekommen, den Film zu schauen. Pünktlich zur Berlinale ein Jahr später und es ist schade, dass ich erst jetzt in den Genuss dieses Filmes kam. Victoria saugt einen ein, in eine Berliner Nacht und lässt einen nicht mehr los. Anfangs lernt man die Charaktere bloß kennen und es gibt keinen richtigen Spannungsbogen, das macht aber nichts. Allein den improvisierten Dialogen und Aktionen der Schauspieler zuzusehen macht verdammt viel Spaß. Der Realismusgrad ist in diesem Part einfach extrem hoch, die Unterhaltungen wirken absolut real und in keinster Weise gespielt. Allein das Wechseln zwischen den Sprachen und dem schlechten Englisch macht seinen Reiz aus.
                      Der zweite Part mag unrealistischer sein, erhöht dafür die Spannung enorm. Ja, auch ich habe mehrfach in den Bildschirm gebrüllt, weil sich die Charaktere so dämlich verhielten, aber ist es deshalb unrealistisch? Ich finde eigentlich nicht. Betrunkene, unter Amphitamine gesetzte junge Leute, die dazu einen Adrenalinrausch haben und offensichtlich nicht die schlausten sind, planen nunmal nicht wie Danny Ocean, sondern werden übermütig und halten sich für unangreifbar.
                      Victoria mag ein einsames Dasein im deutschen Qualitätskino der letzten Jahre fristen, aber er nährt die Hoffnung, dass es in Zukunft möglicherweise wieder bergauf gehen kann.

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                      • 6

                        Zoolander ist für mich die Blaupause einer Komödie, die begnadete Komiker hemmungslos von der Leine und sich austoben lässt. Ben Stiller, Will Ferrell, Jerry Stiller, Owen Wilson konnten einfach mal alles rauslassen, ohne Rücksicht auf Konventionen und Quote. Das Ergebnis ist ein unfassbar lustiger Film. Das ist 15 Jahre her und ich habe mich sehr auf Teil 2 gefreut. Aber selbst ich, als passionierter Zoolander-Fan, kann Teil 2 leider nicht wirklich mögen. Er ist leider nicht mal ansatzweise so witzig wie Teil 1. Das hat mehrere Gründe.
                        Zunächst verhebt sich der Film an viel zu vielen Cameos. Dabei ist die Anfangsszene mit Justin Bieber noch gut geglückt. Im Laufe des Filmes werden jedoch noch viele weitere Stars ihr Gesicht kurz vor die Kamera halten, ohne dass das witzig ist. Manche Anspielungen, wie z.B. die von John Malkovich verstehe ich vielleicht auch einfach nicht. Diese ganzen Cameos geben dem Film aber leider keinen Mehrwert.
                        Zudem gibt es zu viele Hommagen an Teil 1. Fast jeder gelungene Gag aus dem ersten Teil wird auch im Sequel nochmal gebracht, allerdings in schlechter.
                        Vor allem gibt es aber auch zu viele Szenen, ohne echte Punchline. Gab es in Teil 1 eigentlich keine einzige Szene oder auch nur Gespräch, ohne das rumgeblödelt wurde, gibt es das hier viel zu oft.
                        Der Film hat fraglos auch gute Momente, aber leider viel zu wenige. Er kann nicht Ansatzweise die Trefferquote und Trefferdichte von Zoolander halten und hat mich deshalb enttäuscht, so schwer mir das auch fällt.

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                        • 7

                          Vermurkst!
                          Die Fortsetzung des genialen "Jäger des verlorenen Schatzes", der auch 35 später noch den perfekten Abenteuer/Actionfilm darstellt, an dem sich alle anderen orientieren müssen, gerät leider zur großen Enttäuschung.
                          Dabei gerät die Anfangssequenz noch hervorragend. Aber nach 10 Minuten sitzen wir mit einem kleinen jungen und einer blonden Nachtclubsängerin im Auto und anschließend auf Elefanten und wollen einfach nur weg. Wer ist auf die Idee gekommen, dass der Junge ein guter Sidekick sein könnte, ich versteh es nicht. Schon nach zwei Sätzen ging er mir tierisch auf die Nerven. Mit der Frau ist es noch schlimmer und noch unverständlicher. Karen Allen aus dem ersten Teil ist (vor allem für die 80er Jahre) eine erstaunlich emanzipierte Filmpartnerin, die Typen locker unter den Tisch trinkt, raucht und eigenständig ist. Wo hat man sowas später schon nochmal gesehen?
                          Kate Capshaw, die Nachtclubtänzerin hingegen kann gar nichts, außer quängeln, zicken und nach Indy rufen. Der gesamte Film geht auf ihre Kosten. Ständig ist sie Opfer von ekligen Insekten und anderen Tieren und schreit und zetert. Zudem ist sie auch noch dumm und schafft es aus Ignoranz um ein Haar nicht Indy aus einer lebensgefährlichen Falle zu retten. Hihi, diese Frauen verstehen aber auch nie den Ernst der Lage. Teilweise hab war ich mir ziemlich sicher, dass Mario Barth Teile des Drehbuchs geschrieben haben muss. Die Romanze zwischen Indy und Willie kommt völlig aus dem Nichts und bleibt unverständlich.
                          Insgesamt ist der Film fast weniger ein Abenteuer- als vielmehr ein Ekel- und Slapstickfilm. Dem Dschungelcamppublikum (also eigentlich auch mir) sollte das gefallen, tut es aber nicht, weil es einfach alles too much ist.
                          Zudem ist der Film sehr geradlinig und relativ spannungsarm. Der Schluss mit der legendären und großartigen Verfolgungsjagd ist wiederum grandios geglückt und so endet der Film noch halbwegs versöhnlich. Unterm Strich bleibt aber eine große qualitative Lücke zum Vorgänger und somit auch eine enorme Enttäuschung.

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                          • 7

                            Eine Coming of age Story, die in den 80er Jahren angesiedelt ist und das soziale Milieu eines Country Club / Tennisclubs zum Mittelpunkt hat klingt ungewöhnlich und interessant? Ist es auch. Der junge Protagonist David ist ein zurückhaltender junger Mann, der sich in den Sommerferien als neuer Tennislehrer in diesem exquisiten Club, in dem die reichen Mitglieder überheblich und blasiert die Anwesenheit der Bediensteten kaum wahrnehmen, oder zumindest nicht für voll nehmen, Geld dazuverdienen möchte.
                            Die Charaktere sind allesamt gut, wenn auch nicht überragend oder außergewöhnlich geschrieben. Die Story plätschert so vor sich hin und ist eher feel-good mäßig. Die ersten 5-6 Folgen sind dementsprechend lockerleichte coming-of age Unterhaltung in einem ungewohnten Setting und absolut empfehlenswert. Leider haben sich die Drehbuchschreiber von da an einige grobe Schnitzer erlaubt. So wird der zurückhaltende David auf einmal zum extrovertierten Breakdancer in einer Disco und man fragt sich, ob man irgendwas verpasst hat, was diese Verhaltensweise erklärt. Zudem gibt es weitere Ideen aus der Mottenkiste, wie z.B. den Körpertausch aus Freaky Friday und einen klassichen "Koffer vertauschen" Plot. Auch das Ende gerät irgendwie kitschig und unpassend. So sind 2/3 der Serie sehr schön geworden, das letzte 1/3 allerdings leider deutlich schwächer.

                            • Eine neue Staffel Bachelor und eine neue Chance für alle Migranten und Flüchtlinge, sich an unser gesundes Frauenbild zu gewöhnen und daran zu orientieren.

                              • Ich hab nie verstanden wie man dieses unsympathische Streberkind und seine hibbelige Mutter mögen kann.

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                                  • 1. Pulp Fiction
                                    2. Inglorious Basterds
                                    3. Django Unchained
                                    4. Reservoir Dogs
                                    5. Kill Bill
                                    6. Hateful 8
                                    7. Death Proof
                                    8. Jackie Brown

                                    • 7 .5

                                      Wer denkt, dass wir Deutschen fußballverrückt sind, der sollte sich mal friday night lights anschauen. Der Film interessiert sich weniger für einzelne Charaktere, oder den konkreten Kampf um die Meisterschaft, auch wenn das Finale fast 30min des Filmes einnimmt und wirklich spannend inszeniert wurde. Der Film verdeutlich vielmehr die Footballobsession einer Kleinstadt. Football scheint der essentielle Bestandteil jedes Bewohners dieser Stadt zu sein. Somit ist der Druck für die Schüler immens, von Spaß ist für die meisten schon lange keine Rede mehr. Die Meisterschaft wird erwartet, aber die Drohung was passiert, wenn diese verfehlt wird, ist allgegenwärtig. 17jährige Schüler werden hier bei jedem Training von 100ten Zuschauern beobachtet und anschließend müssen sie auch noch Interviews für die lokalen Sender geben.
                                      Natürlich steht auch der Trainer unter enormen Erfolgsdruck und jeder Stadtbewohner versucht ihn von eigenen Taktiken und Aufstellungen zu überzeugen. Football gespielt und dieses eine Jahr, wo sie am Ende seiner Schullaufbahn die Meisterschaft gewonnen haben, war das Highlight seines kläglichen Lebens. Diese Errungenschaft ist das einzige, was er im Leben aus seiner Sicht je erreicht hat und er möchte um jeden Preis, dass sein Sohn dies auch schafft.
                                      Amüsant und traurig wird es zudem, wenn der Grund für Niederlagen darin gesucht wird, dass die Schüler ja zuviel lernen müssten und somit zu wenig Zeit hätten sich um Football zu kümmern.
                                      Es ist angenehm, dass hier nicht die übliche "Trainer formt ungleiche Charakere zu einem Team und damit zum Erfolg"- Geschichte erzählt, sondern seinen Fokus auf den immensen Leistungsdruck legt. Somit hebt sich Friday night lights deutlich von der Masse ab.

                                      • 3

                                        Der Film beginnt durchaus vielversprechend. Die erste halbe Stunde geht insgesamt völlig in Ordnung, auch wenn die miesen CGI Effekte z.B. bei der Flutwelle deutlich zu sehen sind. Nach einem Drittel baut der Film leider rapide ab. Es gibt ne kitschige Liebesgeschichte und die Logik hat mehr Löcher als ein schweizer Käse. Dazu dann keinerlei Überraschungen und ein generisches Ende.
                                        Es scheint so, als sei man allmählich am Bodensatz der Jugenbuchverfilmungen angelangt. Hoffentlich gibt es hier keine Fortsetzung.

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                                        • Dieses Jahr kommt Zoolander 2, dann könnte ich mir durchaus vorstellen, dass bald auch Dogeball 2 kommt. Wobei ich da skeptischer bin, wie ein zweiter Teil storymäßig sinnvoll funktionieren soll. Der erste Teil war jedenfalls die ultimative Komödie und ich würde mir wünschen, dass Ben Stiller wieder mehr auf diesen Humorpfad zurückfindet.

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                                          • Bitter für Tarantino, dass er nichtmal für das beste Drehbuch nominiert wurde, geschweige denn für den besten Film.

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                                            • 5 .5

                                              Ich liebe coming of age Filme. Allein der Titel und das Cover haben einen Drang in mir ausgelöst, den Film unbedingt sehen zu wollen.Der Film ist kurz, knackig, unterhaltsam und trotzdem eine Enttäuschung, denn er reicht bei weitem nicht an meine Erwartungen und liebsten coming of age Filme heran.

                                              Das liegt an den relativ schwachen Charakteren. Abgesehen von Biaggio, der wirklich Kultpotenzial gehabt hätte, aber etwas zu kurz kommt, sind die übrigen Charaktere entweder relativ schwach gezeichnet, oder fast schon einer Karikatur nahe. Letzteres trifft vor allem auf die Eltern und ganz besonders auf die Eltern von Patrick, aber auch auf Joes Vater und die Polizisten zu.

                                              Kleinere Logikschwächen, wie etwa der schnelle Hausbau und die generelle Frage, wie sie dort überhaupt einen Monat lang überleben konnten, lasse ich mal außen vor.

                                              Das größte Problem hat der Film jedoch gegen Ende, wenn es zum ältesten Konflikt der Welt kommt, der Frau. Es ist mal wieder die Frau, die alles zerstört und die die Männer durch ihren Egoismus aus dem Paradies vertreibt. Hier kann man deutliche Anleihen zur Bibel erkennen. Mal abgesehen davon, dass ich von diesem "die Frau macht alles kaputt" Szenario eh nicht begeistert bin, wird es auch nicht plausibel erzählt. Erst ist sie ganz offensichtlich an Joe interessiert, umarmt ihn auf der Party wie verrückt, ruft ihn völlig grundlos an und dann sitzt sie plötzlich neben Patrick? Für mich war das nicht nachvollziehbar und deshalb sind auch Szenen wie die schlaflose Nacht von Joe, die ich eigentlich gut nachvollziehen kann, emotional an mir vorbeigegangen.
                                              Da der entscheidende Konflikt des Filmes für mich also eine Niete ist, wertet das auch den restlichen Film extrem ab. Zum Glück ist ja am Ende wieder alles in Butter.

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                                              • 3 .5

                                                Was ich erwartet hab: Einen blutigen Rachewestern, in dem eine Frau mal ordentlich um sich schießt und den Typen zeigt wo es langgeht, so wie es der Trailer aus suggeriert.

                                                Was ich bekommen hab: Eine Liebesschnulze in dem die wunderschöne Natalie Portman mit strahlend weißem Gebiss zwischen zwei Männern steht, die sie beide beschützen wollen. Sie selbst ist vollkommen hilflos. Dass der Titel wirklich "Jane got a gun" ist, ist ein Hohn für sich. Portman hat zwar einen Revolver, kann damit aber überhaupt nicht umgehen und schießt eher blind und hilflos ins Dunkel.

                                                Angeblich war der Film anders geplant und durch einen Wechsel auf dem Regiestuhl hat er die Richtung eingeschlagen, die er am Ende hat. Das Ergebnis ist leider absolut ungenügend. Das Setting ist leider absolut inkonsequent. Es ist weder überspitzt, noch realistisch. Am meisten stört leider die von mir geschätzte Portman. Ihr fehlt ganz klar der Mut zur Hässlichkeit. Zwischen alle den vernarbten, schwitzenden Typen mit schwarzen Zahnstümpfen, wirkt sie eindeutig fehl am Platz.

                                                Der Plot des Filmes passt auf einen Bierdeckel, was an sich nicht so schlimm wäre, wenn er wenigstens gut umgesetzt wäre. Stattdessen regiert Langeweile mit zahllosen Rückblenden und einem wirklich miesen Pacing. Als es dann am Ende endlich zum Showdown kommt, ist der relativ unspektakulär. Die erste große Enttäuschung des Jahres.

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                                                • 2 .5

                                                  Es ist wirklich nicht besonders schwierig mich zum Lachen zu bekommen. Ok, bei Adam Sandler, Eddie Murphy und Co hört der Spaß auf. Aber das Frat Pack, zu dem ja auch Vince Vaughn gehört, haben mir schon mehr als einen gelungenen Abend beschert. Zoolander, Dodgeball, Starsky & Hutch gehören allesamt zu meinen Top 10 Komödien. Also gab ich "all inclusive" gestern eine Chance. Ich erwartete keineswegs einen All-Time Favorit, doch was ich bekam war die gähnende Langeweile schlechthin.
                                                  Es gibt einen Gag mit einem kleinen Kind, welches in einem Fachgeschäft in einen Toilettenschüssel pinkelt. Dieser Gag hat mich zum Lachen gebracht. Ich denke das sagt alles über meinen Humor aus. Leider war das gleichzeitig der einzige Gag des Filmes innerhalb der ersten 45 Minuten. Ansonsten wird geredet, geredet und geredet und nichts davon ist witzig. Es ist nicht so, dass es Gags gibt, die Fehlzünden und Fremdscham hinterlassen. Nein, es gibt einfach keine Gags. Ich kann es nicht wirklich fassen, aber es ist trotzdem so. Der Plot und bis er in die Gänge kommt zieht sich wie Kaugummi. Es dauert über 30 Minuten bis sie endlich auf der Insel sind und auch dann wird es einfach nicht witziger.
                                                  FAIL!

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                                                  • Ich hab für Star Wars gestimmt. Ist es der beste Film des Jahres? Nein, vermutlich nicht. Aber bei keinem anderen Film hatte ich auch noch beim 100ten Mal Gänsehaut beim gucken des Trailers. Der Film war vielleicht etwas experimetierunfreudig, hat aber ansonsten absolut gehalten, was ich mir erhofft habe. Kein anderer Film hat mich emotional so mitgenommen wie Star Wars dieses Jahr und deshalb hat er auch meine Stimme bekommen.

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