Cpt.Tremors - Kommentare

Alle Kommentare von Cpt.Tremors

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    Cpt.Tremors 24.03.2022, 22:52 Geändert 24.03.2022, 22:53

    mein wahlloses Rewatchen zahlreicher alter Disneyfilme setzt sich fort mit einem Film, den ich seit meiner Kindheit nicht mehr gesehen habe, der mir aber sehr gut im Gedächtnis geblieben ist und das allein muss ja schon irgendetwas heißen. Taran und der Zauberkessel ist Sicherlich eines der Unbekannten Werke der Zeichentrickschmiede und sieht man sich den düsteren, eigenwilligen Stil an wundert das auch kaum. War früher trotzdem einer meiner absoluten Lieblinge von Disney und hat, wahrscheinlich auch aus Nostalgiegründen nichts von seiner Magie verloren. Kurzweilig, zuweilen stark an den Fantasyoutput der Lustigen Taschenbücher erinnernd, liebevoll inszeniert. Taran macht immer noch Spaß und ist für mich der absolute Disney-Geheimtipp und zusammen mit dem genauso sträflichst übergangenen "Pinocchio und der Herrscher der Nacht" einer der ungewöhnlichsten und prägendsten Filme meiner doch ziemlich denkwürdigen Kindheit.

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      vorhin aus Versehen auf Disney+ gestartet und vor Schreck an meinem Snickers verschluckt. Verdammt der sieht ja noch grausiger aus als das Lion King Remake oder Cats. Einen waghalsigen Moment lang überlegt ob ich mir das antun soll aber letztendlich doch etwas verstört beendet und nach ewigen Zeiten den Zeichentrickfilm mal wieder gesehen. Wunderbar liebevoller Film, einfach zeitlos. wenn ich aber Bock auf Albträume hab zieh ich mir das Remake hier vielleicht auch irgemdwann mal rein

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      • Vielleicht wollte Malfoy den Zauberspruch ja gar nicht zu Ende sprechen und Harry nur einschüchtern. Wurde dann aber von Dobby abgewürgt und das Einschüchtern hätte eh nicht funktioniert weil Harry den Zauberspruch nicht kennt. Vielleicht ist Lucius auch einfach ein Trottel. Ich mag die Szene. Wenn ich mir euren Kontent auf MP so ansehe wundert es mich allerdings nicht, dass ihr zu der Art Mensch gehört die sich an solchen Kleinigkeiten stören ;)

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          über No Exit

          Ganz ordentlicher kleiner Thriller mit dem man nicht allzu viel falsch macht, mit dem man, wenn nicht gesehen, allerdings definitiv nichts verpasst hat. Vielleicht hab ich auch schon viel zu viel in die Richtung gesehen denn bei eigentlich jeder Szene kam mir unweigerlich ein anderer Film in den Kopf der genau so etwas schon irgendwann besser gemacht hat. Aber was solls. No Exit ist sicherlich unterhaltsam, hat ein einigermaßen gelungenes Gespür für Inszenierung und Kameraarbeit, beweist wirklich gutes Pacing und liefert eine Reihe ganz ansehnlicher Schauspielleistungen. Hervorzuheben Havana Rose Liu in der Hauptrolle. Ganz böse schrecklich fand ich allerdings Dale Dickey als Sandy. Arg unglaubwürdig gespielt und völlig verkrampft sobald es minimalst emotional werden soll. Hatte wohl nen schlechten Tag beim Dreh. Die Twists unterhaltsam aber ziemlich vorhersehbar und eigentlich ziemlich harmlos. Harmlos ist No Exit leider auch in Punkto Gewalt. Nicht dass es unbedingt sein müsste aber gerade weils ein wenig abgedreht wird hätten da ein zwei Spitzen sicherlich gut getan. Wo die FSK 18 herkommt ist nämlich etwas fragwürdig. Wie dem auch sei, für nen netten Abend ganz ok. Allerdings reichts für ne Zweitsichtung sicher nicht. Da gibt es, auch wenn die sicherlich auch alle ihre Schwächen haben, miz z.B. Big Bad Wolves, 68 Kill oder Bad Times at El Royale genügend ähnliche Filme, die abgedrehter und spaßiger sind

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          • Cpt.Tremors 15.03.2022, 22:22 Geändert 15.03.2022, 22:23

            Oh und wenn ich schon dabei bin werf ich Joe Hisaishi noch in den Ring. Natürlich allein schon wegen "One summers day" aus "spirited away" (obvious), aber wenn man mal schaut, was der sonst noch geliefert hat...schon ein Genie der Kerl :)

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            • Cpt.Tremors 15.03.2022, 22:14 Geändert 15.03.2022, 22:16

              Vielleicht hab ich sie auch übersehen, aber zwei meiner Allerliebsten sind hier glaube ich noch nicht vertreten. Michael Nyman und Mihaly Vig, zwei absolut göttliche Komponisten.
              M.Nyman hat u.a. "Time Lapse" für "A Zed and Two Noughts" komponiert, Mihaly Vigs Meisterwerke sind unbestreitbar "Old" und "Valuska", beide das Herzstück von Bela Tarrs "Werckmeister Harmoniak".

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                Cpt.Tremors 14.03.2022, 21:39 Geändert 14.03.2022, 21:39
                über Rot

                Wer hat Lust auf eine ungerechtfertigt hohe Bewertung des neuesten Pixar-Outputs?
                Ja, ich auch.
                "Turning Red" beginnt gleich einmal unfassbar albern und nervig. Derart überdreht und nervig sind gerade die ersten zehn Minuten gestaltet, dass ich kurz davor war, mir doch was anderes anzusehen. Aber nichts da und Überraschung - "Turning Red" fängt sich tatsächlich ziemlich schnell und verpasst seiner von unzählichen 2000er Referenzen von Tamagotchi über mittelmäßige Boybands zu Anime und so weiter einen ganz originellen Anstrich. Die Kernkonflikte werden ziemlich früh ziemlich schnell klar gemacht und so dauert es auch nicht lange bis der flauschige Panda auf den Plan tritt.
                Der glücklicherweise nicht zum Selbstzweck verkommt sondern, wenn auch etwas stumpf, die zu Grunde liegende Message vor allem für die kindliche Zielgruppe wirklich gut transportiert. Die Inszenierung, mag sie gefallen oder nicht (fand den Animationsstil es nicht so meins, aber definitiv wertig gemacht), steckt voller Liebe und Regisseurin Domee Shi (schaut euch an dieser Stelle bitte den wundervollen Kurzfilm "Bao" an, der kommt auch von ihr) kann man zumindest kein mangelndes Herzblut vorwerfen. Stellenweise ein wenig unbeholfen gerade in der Storyführung, mitunter sehr vorhersehbar, aber für eine erste richtige Regiearbeit doch wirklich gelungen. Wenn Shi so weiter macht, gerne mehr davon.
                Die Charaktere allesamt maßlos überdreht, holen aber gerade eine jüngere Zielgruppe gut ab und wissen trotz ihrer teilweise die Nerven strapazierenden Hysterie durchaus zu überzeugen. Gerade Meis Vater ist wirklich toll gelungen und mir irgendwie ans Herz gewachsen. "Turning Red" ist bei Gott nicht perfekt (Amen) aber hat das Herz am richtigen Fleck und eine tolle Message, die teils etwas unbeholfen rübergebracht wird. Aber halb so wild und qualitativ ein guter Schritt mehr, als zum Beispiel der neueste Disney-Output Encanto, dessen einzige Kunst es war, auf Krampf irgendwelche Ohrwurm-Songs hervorzuwürgen, damit das Ganze möglichst gut vermarktet und verkauft werden kann. Das ist "Turning Red" sicher nicht - Disneys Gelddruckmaschine. Da steht Pixar, zumindest meiner bescheidenen Meinung nach, noch immer dagegen und liefert zuverlässig vielleicht nicht perfekte aber doch sehr gute Werke ab.
                Abstriche hier gibts für den wirklich unerträglichen Anfang und für das dann doch etwas zu übertriebene Finale - das hätte ein wenig intimer für mich besser funktioniert. Großer Pluspunkt gegenüber Disney, dass Mei nicht pausenlos den Drang verspürt mittelmäßige Lieder zum Besten zu geben.
                Macht verdiente 7 Punkte, aber weil ich ja unverdient hoch bewerten wollte, setzte ich ohne nennenswerten Grund noch Einen oben drauf.

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                • 7 .5
                  Cpt.Tremors 12.03.2022, 22:46 Geändert 12.03.2022, 22:48

                  Nach ein paar Wochen, in denen ich leider nur sehr wenig neue Filme gesehen habe, endlich mal wieder aufgerafft und ab ins Kino! Peter Strickland ist definitiv einen Blick wert und schert sich herzlich wenig um unsere Sehgewohnheiten. Zusammen mit einem toll aufspielenden Cast rund um Asa Butterfield und Gwendoline Christie kreirt Strickland eine ziemlich schmackhafte Komödie voll von absurdem Witz, die erstaunlich unterhaltsam und leichtfüßig daherkommt - immerhin vergehen die fast 2 Stunden zwischen skuriller Ernsthaftigkeit und Blödelei wie im Flug.
                  Beim Szenenbild merkt man, dass da jemand dahinter ist, der voll und ganz weiß was er tut, beim Ton sowieso - gerade die Soundkulisse ist in weiten Teilen absolut grandios und die Hälfte des Films könnte auch einfach als hysterisches Hörspiel auf mein Trommelfell losgelassen werden. Alles an Flux Gourmet zischt, knattert, rauscht durcheinander - Atmosphärisch wirklich toll inszeniert. endlich mal wieder ein kleines, eigensinniges Werk, dass man sehen, hören, schmecken kann.
                  Bei allem Lob bleibt am Ende aber ein etwas fader Beigeschmack - ja, das Ding macht Spaß, unterhält, ist erfrischend anders. Aber das war es dann auch, viel mehrwert bleibt nach 2 Stunden Durcheinander leider auch nicht. Was Flux Gourmet wirklich nicht gut gut, ist die kurze Drehzeit von kaum zwei Wochen. Wie Strickland selbst gemeint hat, ein Umstand, der ihm gewisse Grenzen aufgelegt hat, Szenen sich nicht voll entfalten lassen, ein bisschen zu wenig Rafinesse dahintersteckt. Denn genau so fühlt es sich immer wieder an, sei es noch so skurill: schnell abgedreht.
                  Was ein grandioser Cast, ausgefeilte Soundkulisse und ein Auge fürs Detail aber ausmachen können, merkt man allerdings die ganze Laufzeit ebenso. Durch die Bank grandios gespielt, Liebe fürs Detail, ein herrliches Durcheinander aus Essen, Kunst und Widersprüchen.
                  Am Ende gibts Applaus und Zeit, auch Strcklands andere Werke sich mal schmecken zu lassen.

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                  • Robert Pattinsons Agenda:
                    Phase 1: Socken sammeln
                    Phase 2: ?
                    Phase 3: Profit

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                    • Cpt.Tremors 06.03.2022, 20:58 Geändert 06.03.2022, 20:58

                      Death Proof ist großartig und gerade alsTeil von Grindhouse herausragend! Auch wenn ich da auf großes Unverständnis stoßen werde, hier mein Tarantino-Ranking:
                      1) Hateful Eight 2) Kill Bill 3) Pulp Fiction 4) Django Unchained 5) Inglourious Basterds 6) Death Proof -------- ein langes Nichts --------- 7) Reservoir Dogs 8) Jackie Brown 9) Once upon a Time in Hollywood

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                        Cpt.Tremors 22.02.2022, 22:22 Geändert 22.02.2022, 22:23

                        Trashmob 22
                        Endlich wieder ein bisschen gutbürgerlichen Trash!
                        Nachdem ich mich in letzter Zeit eher anderweitig filmisch weitergebildet habe, hier mal wieder ein wenig guten alten Schund. Greg Lamberson liefert in seinem Debüt Low-Budget Blödsinn nach mehr oder weniger (eher weniger) allen Regeln der Kunst und schafft es gerade in der ersten Hälfte auf fast schon magische Weise die ereignisarme Story sich so anfühlen zu lassen, als sprächen wir hier nicht von knackigen 85 sondern eher 850 Minuten Laufzeit. Robert C. Sabin gibt sicherlich sein Bestes, eine große Karriere blieb ihm dann trotz seiner schauspielerischen Leistung hier aber offenbar verwehrt – bis auf das (sicherlich großartige) Sequel „Slime City Massacre“ hat er seiner Vita nichts Relevantes hinzuzufügen gewusst. Die zweite Hälfte zieht dann glücklicherweise schon ein bisschen an und liefert, was das blödsinnige Titelposter verspricht: Schleim, einen grenzdebilen Hauptcharakter und eine Handvoll wirklich toll gemachter Trash-Effekte. Die hübsche musikalische Untermalung passt sowohl atmosphärisch als auch qualitativ zur Bildsprache dieses Low-Budget Durcheinanders. Trotz seines teils arg zähen Verlaufs, gerade in der ersten Hälfte doch auf eine einigermaßen charmante Art unterhaltsam und letzten Endes ein Film, bei dem man als Liebhaber von 80er Trash gern mal reinschauen kann.
                        Vor der Sichtung eigentlich gerade wenig Lust auf Trash gehabt.
                        Nach der Sichtung irgendwie vollgeschleimt, ein paar Gehirnzellen ärmer, aber der nächste Low-Budget Mist zaubert sich schon seinen Weg in den Blu-Ray Player.

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                          Foodfight!, unfassbarerweise mit Leuten wie Charlie Sheen und Christopher Lloyd (!) im Cast, ist in etwa das filmische Äquivalent zu einer globalen Umweltkatastrophe. Fairerweise hab ich mich, während ich das nebenher hab laufen lassen, auch ein bisschen mit der sich ewig in die Länge gezogenen Produktionsgeschichte beschäftigt, aber mel ehrlich: Wär das irgendwann an den Pinkt gekommen, dass es so endet, hätte ich den Film einfach gar nicht mehr veröffentlicht. Andererseits: was wäre die Welt ohne diese detaillierten, ausgefeilten Animationen, diese unfassbare Tiefenschärfe und ausgefeilte Dialoge? Keine Ahnung, dieses Machwerk ist mit einem hübschen Durchschnitt von 1,6 bei imdb aber sicherlich eine Bereicherung für die Filmwelt. Ein Spielfilm, der damals, so weit ich rausgefunden hab zumindest in England dann auch noch tatsächlich kurz im Kino lief und auch noch auf DVD veröffentlicht wurde, was, hat man auch nur 5 Sekunden davon gesehen, absolut unglaublich scheint. Ein Film, gegen den Emoji Movie oder die "Barbie"-Filme (falls die irgendwer hier kennt - diese schrecklichen Nachmittagsfilme auf SuperRTL) wie animationstechnische Ausnahmewerke scheinen. Dennoch: der eine Punkt ist und bleibt verdient, denn bei all dem Totalausfall kann man Foodfight einen minimalsten Unterhaltungswert als Ultra-Trash kaum absprechen. Und einen halben noch dazu für die tollen Leistungen von Charlie, Hillary Duff und, ich möchte es noch einmal sagen, Christopher Lloyd.
                          Außerdem Respekt an Regisseur Kasanoff, dass er zumindest als Produzent weiterhin offenbar aktiv ist - mal im Ernst, man muss schon ein zäher Brocken sein, wenn ein Film wie Foodfight es nicht schafft, augenblicklich deine Karriere zu beenden.

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                            Cpt.Tremors 20.02.2022, 12:37 Geändert 20.02.2022, 12:44

                            Kann leider selbst die mittelmäßigen Kritiken nur wenig nachvollziehen. Von Dead Silence wusste ich nichts, außer dass der gute James Wan Regie geführt hat. Da der zwar mit "Saw" einen hervorragenden Thriller geliefert hat, sonst aber durchwegs sehr mittelmäßige Werke sein Eigen nennt, hab ich mir Dead Silence möglichst Erwartungsfrei angesehen und bin leider äußerst verärgert worden.
                            Für mich funktioniert hier absolut nichts. Weder ist die Story in irgendeiner Weise mitreißend, noch funktioniert der Horror-Aspekt. Die Effekte sind höchstens durchschnittlich und Ryan Kwantens Schauspiel ist es kaum wert, als solches bezeichnet zu werden. Unentwegt dacht ich mir, dass Dead Silence als Horrorkomödie von vielleicht Sam Raimi echt etwas hätte werden können - das hier fertige Produkt erinnert aber allenfalls an fußlahme Durchschnittskost und in seinen schlechteren Moment fast schon an die stümperhafte Inszenierung eines M.Night Shyamalan. "Ärgerlich" beschreibt es deshalb zusammen mit "todeslangweilig und nichtssagend" am allerbesten. Hat mich leider absolut nicht erreicht und ist mein persönlicher bisheriger Tiefpunkt in Wans Vita, die ohnehin nicht gerade herausragend ist.
                            Zunehmend bin ich sicher dass es Wan besser getan hätte, einfach bei den unendlichen Saw-Fortsetzungen dabei zu bleiben. Dann wär er zwar der seltsame Typ, der sein immer gleiches Folterfranchise bis zum Erbrechen ausbaut, hätte aber einen Ruf als der komische Saw-Typ und eine breite Fanbase. So ist er halt der Typ der damals ein Aufsehen erregendes Debüt gebracht hat und anschließend im Sumpf der Mittelmäßigkeit versunken ist.

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                              Cpt.Tremors 17.02.2022, 23:04 Geändert 17.02.2022, 23:09

                              Mit "Nymphomaniac" sichert sich Lars von Trier nach "House that Jack built" und "Antichrist" nun definitiv einen Platz in meiner All-Time Favourite Top 10, die ihm so schnell keiner mehr nehmen wird und wenn ich Zeit und Nerven dazu hab, werd ich mir zunächst "Dancer in the Dark", "Melancholia" und "Dogville" auch bald vornehmen. Lange hab ich diese fünfeinhalbstündige Tour de Force vor mir hergeschoben, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass meine hohen Erwartungen erfüllt werden könnten aber oh mein Gott, von Trier hat sie bei weitem übertroffen.
                              Von Trier kündigt der Welt einen Porno an, dreht zum dritten Mal mit der von mir verehrten Charlotte, einem hervorragenden Skarsgard und einer handvoll herausragender Nebendarsteller und liefert dann das - einen teils verstörenden trip in Abgründe, eine Abrechnung mit der menschlichen Sexualität, ein wunderschön kreativ bebildertes Psychogramm, eine Perle voller Ecken und Kanten, ein Werk, dass in einem abgewrackten, schäbigen Zimmer spielt und daraus hervor eine atemberaubende Strahlkraft entwickelt.
                              Ein Film, der Sex in allen Facetten so explizit zeigt wie kaum ein anderer Spielfilm und dabei aber derart tief und menschlich ist, dass diese Szenen keineswegs besonders aufsehen erregend sind und der Film keinesfalls Gefahr läuft, nur auf diese reduziert zu werden. Auch wenn ich z.B. einen Noé sehr schätze (auch wenn mir persönlich seine Filme nie recht zusagen): Wenn ein Noé sagt, er will provzieren und dreht einen Porno, macht er genau das. Er dreht mit "Love" einen 2,5 Stunden langen todeslangweiligen Porno, der allerhöchstens den hinterletzten Spießbürger provoziert. Wenn von Trier sagt, er dreht einen Porno kreiert er ein herausragend inszeniertes, unglaublich menschliches Meisterwerk, dessen Genialität die wohl dosierten wenn auch sehr expliziten Sexszenen kunstvoll einwebt und einen schlichten Teil des wundervollen Ganzen werden lässt.
                              Lars von Trier mag ein Provokatuer sein - aber einer, der, wie er auch hier beweist, viel mehr kann als am stumpfe Weise Aufsehen erregen, sondern wirklich etwas zu sagen hat, viel von sich selbst in seinen Filmen reflektiert und dabei ist, was wir gerade heute nur noch sehr selten im Kino finden - ehrlich. Wahrhaftig und wunderschön.

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                              Im Anschluss noch ein paar Gedanken inklusive SPOILER zu sebstverständlich BEIDEN Teilen Vol 1 und 2 - schließlich ist das ein einziger Film.
                              ...
                              An Nymphomaniac liebe ich schon den Episodenhaften Aufbau. Ich bin großer Bewunderer von Episodenfilmen und liebe den Stil, eine Geschichte wie hier in verschiedene kleine Kapitel, hier 8 an der Zahl, zu gliedern.
                              Diese Art von klarer Strukturierung tut nicht jeder Geschichte gut, hier funktioniert es aber hervorragend. Über diese 8 Episoden hinweg entwickelt von Triers Meisterwerk einen geradezu magischen Sog - einmal in der Geschichte gefangen, einmal an Joes (göttlich: Charlotte Gainsbourg) Lippen hängend, lässt sie uns nicht mehr los. Viel zitiert der Satz: "Perhaps the only difference between me and other people was that I've always demanded more from the sunset" - das sagt schon so viel aus, was wir über Joe und ihren Blick auf die Welt erfahren dürfen. Über diese zerbrechliche und doch unheimlich starke Frau, die sich im weiteren Verlauf immer wieder als "bösen Menschen" bezeichnet und diese Behauptung zu stützen versucht, sich selbst zu demontieren sucht, wo es doch, wie wir immer wieder erkennen müssen, viel mehr ihr Ganzes Umfeld ist, das verkommen, zerbrochen, "böse" geworden ist, denn sie selbst. von Trier schafft eine wundervolle Tonalität, wenn gerade die ersten drei Teile vom "kompletten Angler", "Jerome" und der völlig durchdrehenden "Mrs. H" (grandios: Uma Thurman) ungewohnt heiter und witzig-absurd gestaltet, im "Delirium" langsam ernster wird, in seiner kleinen Orgelstunde einen ersten Tiefpunkt setzt (I cant feel anything) und in Vol 2 plötzlich in absolute Abgründe verfällt. Wartet der erste Teil noch mit unterhaltsamen Anekdoten und gewitzten Vergleich auf, verliert sich das im späteren Verlauf fast völlig. Der Witz der Geschichte liegt immer wieder im verschrobenen, fast schon weltfremden Seligman (Skarsgard), der als (so sagt er) asexueller den kompletten Gegenpol zu Joe bildet und deren Geschichten, die er nie ganz nachvollziehen kann, mit seinem angelesenen Wissen aus Kunst, Kultur und Literatur zu verbinden sucht, oft in schon küchenpsychologische Gefilde abdriftet und einem eine vermeintliche Bildung und Empathie vorgaukelt, die in der letzten Minute des Films grausam entlarvt wird.
                              Kurz zuvor noch zur ersten hälfte von Vol 2: Joes abdriften in immer düsterere Gefilde ist für mich meisterhaft iszeniert. Es ist ein schleichender Abstieg, ein selbst gewählter, ein Streben nach etwas undefiniertem, dass da sein muss. Den Höhepunkt des Abstiegs und zugleich einen wunderschönen Wendepunkt gibt es im virtuosen und meiner Meinung nach besten Kapitel 7 "The Mirror", angelehnt an das grandiose und von von Trier wie auch mir verehrte Werk "Mirror" (Zerkalo) von Andrej Tarkovski. Ein Punkt, an dem Joe Seligman und sich selbst endgültig beweisen will, dass sie ein grausamer Mensch sein muss und von ihrer selbst durchgeführten Abtreibung erzählt (eine Szene, die zumindest mir in ihrer Grafik doch schon ziemlich an die Nieren ging). Aber auch ein Punkt, an dem sie in ihrer Therapiesitzung aufsteht, zu sich als Nymphomanin steht und die heuchlerischen Bekundungen der anderen Teilnehmer diffamiert. Eben zu sich selbst steht, ganz abseits ihrer Selbstvorwürfe.
                              Der letzte Akt und das Ende dann noch einmal ein atemberaubender Schlusspunkt. Seligman, der den ganzen Film über selbst davon überzeugt ist und überzeugen will, Empathie zeigen zu können - mitfühlen zu wollen. Der versucht zu verstehen und auch selbst an sein Verstehen glaubt. Und in der allerletzten Minute noch einmal erkennen lässt, was sich im Verlauf dieser langen Nacht doch immer wieder zeigt: Das nicht Joe krank ist, sondern alles, was sie umgibt. Die leere, seelenlose Gesellschaft. Und Seligman, der Verständnis heuchelt und dabei allen Ernstes auch selbst davon überzeugt ist, Joe wirklich verstanden zu haben, doch im Endeffekt nur zeigt, dass er eben überhaupt nicht verstanden hat, um was es geht. Genauso handelt, wie man es genau genommen von Anfang an erwarten musste, in dieser kranken Welt genauso steckt, wie die übrige Gesellschaft, sein stumpfes, triebgesteuertes Denken, dass Trier hier doch so breitgetreten verhöhnt und verlacht als sein wahres Wesen offenbahrt und hinter all seinem ach so tiefpsychologischem Gelaber doch nur ein weiterer Teil einer verkommenen Gesellschaft steckt.
                              Das alles in Dunkelheit. Dann der Abspann. Ein Song, "Hey Joe", nur hier statt von Hendrix gesungen von Gainsbourg. Geschlechterrollen vertauscht, wie auch von Songtext zu Film. Gänsehaut, wenn da ein Abspann schon mehr Tiefe und Gefühl besitzt als die letzten 20 Jahre Hollywood-Output zusammen. Einfach wunderschön.
                              Was ein Meisterwerk.

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                                Cpt.Tremors 16.02.2022, 23:02 Geändert 16.02.2022, 23:03

                                Nachdem ich mich die letzten Tage sehr ausführlich mit von Triers Meisterwerk "Nymphomaniac" beschäftigt habe (unbedingte Empfehlung an dieser Stelle), bin ich wieder hervorgekrochen aus der daraus resultierenden Depression und habe beschlossen, mich sofort in die nächste zu stürzen - ausgelöst durch diesen infantilen, meine Intelligenz beleidigenden Haufen Müll.
                                Aber im Ernst - Hot Tub ist, wenn man absolut nichts erwartet und selbst über den noch so ausgelutschtesten Penis-Witz lachen kann, doch erschreckend unterhaltsam und bietet tatsächlich eine Handvoll gelungener Gags, was immerhin schon eine ganze Handvoll mehr ist, als die meisten ähnlichen Vertreter dieser Art von Komödie von sich behaupten können. Die deutsche Synchro kann sich einigermaßen sehen lassen und beim Titel-Anhang "Der Whirlpool ist ne verdammte Zeitmaschine" hat jemand meiner Meinung nach zur Abwechslung mal keine Arbeit gemacht, für die man sich fremdschämen muss. Naja, vielleicht doch. Vulgär, unheimlich flach und ein paar 80er Anspielungen - mehr braucht es manchmal nicht um auf möglichst nutzlose Weise seinen Mittwochabend zu verschwenden. Ein Mittelfinger an die Gehirnzellen, Guilty Pleasure für geistige Hochleistungssportler (wie mich).
                                Wer Whirlpools, unnötig spätpubertäre Witze oder Eichhörnchen mag, ist hier zumindest schon mal nicht ganz verkehrt.

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                                  Cpt.Tremors 11.02.2022, 23:56 Geändert 11.02.2022, 23:58

                                  Hat mich in dem Sinne positiv überrascht als dass ich einen neuen Hassfilm erwartet habe, aber sich Emoji-der Film da tatsächlich dran vorbeiwindet. Ohne Zweifel: der Film ist unterirdisch animiert, bietet eine grenzdebile Geschichte und will neben seiner zum Fremdschämen peinlichen Dauerwerbung tatsächlich so etwas wie zwischenmenschliche Werte vermitteln, nur dass das derart unbeholfen geschieht, dass es wirklich schon schmerzhaft ist mit anzusehen. Die Flachwitze und Wortspiele sind selbst im OTon grausamst und äußerst stümperhaft vorgetragen. Die Charaktere sind so flach wie sie hässlich sind, der fast schon satirisch anmutende Umstand, dass die Emojis allerdings vielschichtiger und emotionaler in ihrem Wesen sind als alle menschlichen Figuren zusammen hat aber irgendwie etwas Lustiges an sich.
                                  Sehr überrascht hat es mich, plötzlich Anna Farris zu hören - wusste nicht, dass die hier eine Sprechrolle hat und eigentlich müsste ich vor Scham im Boden versinken, dass ich sie überhaupt an ihrer Stimme erkannt habe. Nebenbei meistert Patrick Stewart seine Rolle mit Leichtigkeit und kann vollends überzeugen.
                                  Wer sich Emoji ansieht sollte sich definitiv darauf einstellen, knapp 90 Minuten ohne einen einzelnen gelungenen Gag zu verbringen, oft aus dem Kopfschütteln nicht herauszukommen und im Endeffekt dennoch einen Film zu sehen, der von Menschen, die Dinge wie Tick-Tock, Snapchat, Candy Crush und Co etwas abgewinnen können, eigentlich kaum missfallen sollte. Denn Fakt ist: Wer eben solche Messenger, unterschiedlichste Handyspiele und Kommunikationsformen wie "Lol" und "Rofl" zu seinen Gefährten zählt, könnte mit Emoji tatsächlich seine Freude haben.
                                  Letzten Endes: Ja, Emoji ist unbeholfen, herzlos, Anti-Unterhaltung auf Billigstem Niveau und will uns weißmachen, dass Rihanna-Songtexte das höchste Gut an Poesie sind. Niveau- und belangloser als eben solche Songtexte ist der Film allerdings auch nicht.
                                  Alle Fans von Emojis (und bedauerlicherweise zweifle ich nicht daran, dass es mehr als genug Leute gibt, die sich dazu zählen würden) dürfen gerne einen Blick riskieren. Schlimmere Zeitverschwendung als 90 Minuten Candy Crush spielen ist Emoji-der Film ganz nüchtern betrachtet nämlich nicht.

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                                  • Cpt.Tremors 10.02.2022, 16:26 Geändert 10.02.2022, 16:27

                                    Ach der kommt ins Kino? Ich dachte Armie hat den ganzen Cast schon lange aufgemampft.

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                                    • Die einzige Oscar-Frage die doch relevant ist, ist warum zur Hölle "Dos Oruguitas" als bester Song nominiert wurde. Mochte "Encanto" eher weniger, aber im Ernst zeigt mir ein Universum in dem "Dos Oruguitas" besser ist als "We dont talk about Bruno". Hab in der relevanten Zielgruppe ein bisschen empirische Forschung betrieben und kam zu einem eindeutigen Ergebnis:
                                      Married in a hurricane
                                      What a joyous day... but anyway
                                      wE dOn't tAlK abOuT BrUNo, nO, No, NO!!!

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                                        Cpt.Tremors 08.02.2022, 22:29 Geändert 08.02.2022, 22:29

                                        Zunächst einmal: Teil 1 hab ich immer noch nicht gesehen, ist aber auch in keinster Weise fürs Verständnis relevant. "Berandal" setzt nur Stunden nach den Ereignissen des Vorgängers an und ist...ein Herzensprojekt, das merkt man durch und durch. Gareth Evans hatte urspünglich vor Berandal als eigenen Film zu inszenieren, leider fehlten da aber einige (finanzielle) Mittel. Nach dem großen Erfolg von The Raid standen aber plötzlich alle Türen offen. Und das ursprüngliche Werk wurde wieder aufgenommen. Und legt die Latte verdammt hoch im Actionkino. Gerade für die Kampfchoreographien wurde wirklich akribisch geprobt und inszeniert und man merkt, dass jeder im Cast absolut Ahnung davon hat, was er da gerade tut. Die Kämpfe sehen unfassbar echt aus - weil sie das auch sind. Wochenlang haben Uwais und Co daran gearbeitet, die Kraft ihrer Schläge so unter Kontrolle zu halten, dass sie einerseits echt sind, andererseits nicht den (Leinwand-)Gegner sofort ausknocken. Dazu noch eine Kreativität wie sie im Actionkino nur selten zu sehen ist. Von einer Gangschlägerei im Schlamm über Auto-Verfolgungsjagden bis zu einer äußerst schmerzhaften U-Bahn Fahrt ist alles dabei, was das Herz begehrt. Evans geizt dabei nicht mit brachial inszenierter Brutalität - Berandal fühlt sich gerade durch seine Realitätsnähe unentwegt so an, als stecke man mitten drin und wenn von Fäusten, Hammern oder Baseballschlägern traktierte Körper zu Boden gehen, kann man den Schmerz als Zuschauer förmlich nachempfinden.
                                        Faszinierend auch, wie sich Berandal über eine Laufzeit von zweieinhalb Stunden tatsächlich unentwegt steigert. Ist schon die Gefängsnisszene gegen Anfang äußerst gelungen, gipfeln die letzten 20 Minuten in einem aberwitzig genialen Zweikampf (legendär: der "Kitchen Fight"), der die Messlatte für alle künftigen Action-Filme in fast schon lächerliche Höhen legt.
                                        Mal kurz weg von der Action: Auch abseits davon nimmt sich Evans hier durchaus Zeit eine interessante Geschichte zu erzählen. Hauptsächlich ziemlich klischeehaft und wenig überraschend, allerdings als Bindeglied zwischen den einzelnen Kampf-Choreographien perfekt eingebunden und stets in der Länge ideal, um einfach mal durchatmen zu können. Doch das Gaspedal bleibt durchgetreten. "Berandal" ist so cool, dass es sogar in Jakarta schneit. Bietet grotesk überzeichnete Charaktere, die fast schon Videogame-Bosse sein könnten, eine mittelmäßige aber perfekt dazu passende und wohl dosierte Story und einige der besten Kampfchoreographien überhaupt.
                                        Ein Film, so gelungen, dass Gareth Evans den geplanten Teil 3 einfach verworfen hat, weil ihm nichts eingefallen ist, wie er den Kitchen Fight und Co. noch in irgendeiner Weise übertreffen sollte.
                                        Und jetzt bist du dran, Michael Bay. Ich freu mich schon drauf, dein Netflix-Mist-Remake bis an mein Lebensende ignorieren zu können.

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                                          Cpt.Tremors 06.02.2022, 22:56 Geändert 15.03.2022, 22:57

                                          Nach einer eher durchwachsenen Staffel 23 (hatte aber immerhin das Highlight Band in China) und den Covid-Episoden, die mich relativ gelangweilt haben, legt Staffel 25 mit "Pajama Day" ziemlich stark und vor allem sehr unterhaltsam vor. Die Kids im Fokus, meine geliebte Wendy mit viel Screen Time und ein (zumindest für mich) so gelungener Humor wie schon länger nicht mehr im Örtchen South Park. Gerne mehr davon! Matt Stone und Trey Parker scheinen sich von ihrem absoluten Tiefpunkt in Staffel 20 & 21 endlich vollends erholt zu haben. An dieser Stelle hätte ich jetzt noch einen Matt Damon Witz für euch, aber leider sind die langsam wirklich alt geworden...

                                          Nachtrag zu Folge 2:
                                          South Park, wie zumindest ich es haben will: Ein einzelner, genialer running gag der in allen Facetten ausgeschlachtet wird und eine ziemlich witzige Rahmenhandlung die sowohl Randy als auch eine beliebte South Park Familie, die länger nicht mehr aufgetreten ist, in den Fokus stellt. Wenn sie das nächste Woche sinnvoll und kreativ weiterführen ein Volltreffer!

                                          Nachtrag nach Folge 5:
                                          Naja, nach dem tollen Start für mich deutlich nachgelassen. "City People" schon ein dutzend Mal ähnlich aber besser bei South Park gesehen, die "Cold War" Episode ohne den nötigen Biss wenn auch unheimlich toll aussehend (Butters als Dressurreiter grandios) und die Airsoft-Episode leider ziemlich vergessenswert. Sicherlich nicht schlecht aber eben "nur" durchschnittliche South Park - Unterhaltung. Folge 2 aber immer noch grandios.

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                                          • Toll, dass die Liste erneuert wird! Meiner bescheidenen Meinung nach darf "Es ist schwer ein Gott zu sein" von Aleksei German hier nicht fehlen. Ein Monster von Film, drei Stunden Dreck, Schweiss und Tränen, die wunderschönste Depression meines Lebens.

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                                              Cpt.Tremors 04.02.2022, 22:05 Geändert 04.02.2022, 22:33

                                              Dass es sich bei "Panzerkreuzer Potemkin" um einen absoluten Klassiker handelt, der gerade im Hinblick auf seine Montagearbeit wegweisend war, kann wohl niemand abstreiten. Und tatsächlich hat das, was Eisenstein in dieser Hinsicht und auch in Verbindung mit einer gelungenen Atmosphäre geschaffen hat, einige Klasse und kann sich durchweg sehen lassen. Noch dazu eine knackige Laufzeit, die er toll zu füllen weiß, voll und ganz ausnutzt und damit mehr erzählt als heutige Blockbuster es in zwei- bis beinahe dreifacher Länge tun. Dennoch hat mich mein erster Film von Eisenstein zwar gut unterhalten, allerdings nicht wirklich beeindruckt. Vielleicht fehlt mir da auch ein wenig der historische Kontext, ich weiß nur dass mein geliebter Aleksei German die Treppenszene immer sehr verachtet hat, weil Eisenstein diese (unbestreitbar großartig gemachte) Szene so einfügt, als wäre sie tatsächlich geschehen, was aber nicht der Fall ist. über die Propaganda die dem Film (wohl zurecht) vorgeworfen wird, will ich mich auch gar nicht weiter auslassen, das hat aus inszenatorischer Sicht hier nichts zu bedeuten. Jedenfalls wegweisend, eindrucksvoll und mit knapp 70 Minuten ein gut konsumierbarer Klassiker der Filmgeschichte. Hat mir persönlich allerdings nicht wirklich viel gegeben, mich gefesselt oder nachhaltig beeindruckt.

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                                              • Werd den am Samstag sichten und freu mich super drauf - ein kleiner, hübsch brutaler Streifen mit handgemachten Effekten, mehr will ich gar nicht. Es muss nicht immer "der beste", "der längste", "der spannendste" oder "brutalste" Film aller Zeiten sein, um mir eine gute Zeit zu bescheren. Wer hier einen zweiten "Serbian Film" erwartet ist ein Stück weit auch selber schuld. Mal ehrlich, es hat sich Ernüchterung breit gemacht in der Pressevorführung? Heißt diese ganzen Leute, die doch wissen wie Presse funktioniert, haben sich alle von so reisserischen Schlagzeilen, der Film sei so ultrabrutal einlullen lassen und sind auf eine derart billige Werbemasche reingefallen? Ich werd mir the Sadness ansehen, erwarte aber zu keinem Zeitpunkt, dass der auch nur im Ansatz mit den Category III Zeiten mithalten kann. Und das ist auch gut so, weil Dinge a la Men behind the Sun ein Stück über meiner Schmerzgrenze sind. Gebt mir handgemachten Splatter auf der großen Leinwand und ich werde zufrieden mein Popkorn mampfend im Sessel versinken. Am 01.01. kam Mulholland Drive im Kino, gestern hab ich Renoirs "Spielregel" gesehen. Heißt der Mindestbedarf an Bildung für diesen Monat ist gestillt und "The Sadness" wird gesehen und gut bewertet, solange irgendwer mit schwarzen Augen und dümmlichen Grinsen in die Kamera starrt und ein Bodycount von 5 überschritten wird.

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                                                  Cpt.Tremors 02.02.2022, 23:19 Geändert 02.02.2022, 23:20

                                                  In letzter Zeit scheint es mir, als werfe ich mit hohen Wertungen ziemlich um mich, aber ich bin eben auch sehr gebildet und sehe mir gute Filme an, die diese Wertungen dann auch verdient haben. Manchmal ist es schwer ein schlauer Fuchs zu sein aber ich komm gut damit klar. Nun denn - hohe Wertungen, ja. So auch für Jean Renoirs "Spielregel", die gerne in allen möglichen Listen der besten Filme auftaucht - und das völlig zu Recht.
                                                  Gestützt von einem herausragenden Cast, wovon besonders Marcel Dalio, Renoir selbst und vor allem eine großartige Paulette Dubost (hat teilweise schon fast was von einer jungen Bette Davis - eine richtige Freude, ihr zuzusehen) herausstechen und zudem einer wundervollen Kameraarbeit gelingt es Renoir hier mit spielerischer Eleganz auf einem ganz dünnen Pfad zwischen scheinbar leichter, vergnüglicher Komödie und bissiger, bitterer Sozialkritik zu wandeln. Das große Kunststück ist, dass der Film auf beiden Ebenen herausragend funktioniert. Man kann den Film durchaus einfach nur leicht komsumieren und als Unterhaltung (vorzügliche Unterhaltung) genießen. Man kann ihn aber auch als die bittere Satire sehen, für die er verboten und sehr angefeindet wurde. Oder betrachte dieses Kunstwerk als den wunderbaren Hybrid aus seichter Unterhaltung und tiefgründigem Drama, das es ist.
                                                  Den Augen schmeichelnde Detailfülle, herrliche Ausstattung (unter anderem mit Kostümen entworfen von Coco Chanel herself) und eine virtuose Charakterführung runden einen erstaunlich gut gealterten und zeitlos aktuellen cineastischen Leckerbissen ab. Ein Spagat zwischen sanfter Komödie und erschütternder Sozialkritik, wie er kaum je wieder derart gelungen ist.

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                                                    Cpt.Tremors 28.01.2022, 22:49 Geändert 25.12.2022, 23:46

                                                    Manche würde sagen "Der Film ist ein Trick!"
                                                    Und ich würde antworten: "Aber sehr eindrucksvoll!

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