Cpt.Tremors - Kommentare

Alle Kommentare von Cpt.Tremors

  • 9 .5

    Holy. Shit.
    In einer Kinolandschaft, die mich dieses wie auch letztes Jahr und wenn man es genau nimmt eigentlich schon seit knapp vor der für die Filmlandschaft wenig förderlichen Pandemie, ziemlich unterwältigt hat, kommt ausgerechnet hier, völlig aus dem Nichts, nicht nur das kreativste und liebevollste Splatter-Fest der letzten Jahre sondern abseits davon einfach ein grandios inszenierten, unfassbar sympathischer Film. Halloween steht vor der Tür - also quasi der richtige Film zur richtigen Zeit und damit kein Wunder, dass Terrifier II gerade mindestens so hohe Wellen schlägt, wie es schon "The Sadness" Anfang des Jahres tat.
    Nur wo von The Sadness viele wegen des Hypes letzten Endes ein wenig enttäuscht wurden, kann ich mir das bei dieser Geschichte um Art the Clown kaum vorstellen, dass irgendjemand, der mit der Erwartung "abartiges, unterhaltsames Splatterfest" an Terrifier II rangeht enttäuscht wird.
    Das geniale daran ist aber: Wir haben hier einen guten Film. Ja, man sollte sich shcon ein wenig für praktischen, toll gemachten Splatter und Gore begeistern können. Man sollte ein paar ziemlich verquere Szenarien abkönnen (wem die ersten 5 Minuten schon genug sind, kann ja einfach wieder ausmachen :)) aber ohne Zweifel wird man hier so unglaublich belohnt: Grundsympathische Charaktere, einen extrem gelungenen, wirklich kultverdächtigen Antagonisten und ganz ganz viel Liebe.
    Genau das ist, was diesen Film so ausmacht, so am Leben hält: Die unfassbare, spürbare Liebe, mit der hier alle beteiligten am Werk waren.
    Terrifier II schockt. Ekelt. Verstört. Aber viel wichtiger sind die ruhigen, grandios inszenierten Momente, die Zeit, die sich dieser Film für Charaktere und Geschichte nimmt, die Liebe, mit der er seinen kranken, völlig abartigen Bösewicht inszeniert. In der heutigen Kinolandschaft, zwischen Blockbustern und Möchtegern-Innovativem Mist, sticht Terrifier II hervor wie ein frisch poliertes Schlachtermesser.
    Nur um eines klar zu machen: Ich will hier weder sinnfrei auf den Hype aufspringen und schon gar nicht behaupten, dass Terrifier II frei von Schwächen ist. Natürlich könnte man ihm Längen vorwerfen. Sagen, dass da manchmal die Raffinesse fehlt. Bemängeln, dass die Dialoge nicht gerade von Tarantino stammen und sehr generisch wirken. Dem gegegnüber stehen aber grandiose Effekte, ein Clown, der genau das ist, was Pennywise immer werden wollte, wenn er mal groß ist und ganz viel Liebe für das Medium Horrorfilm.
    Wer bereit ist, sich in diesem Gruselkabinett zu verlieren, wird, das kann ich versprechen, seine helle Freude daran haben.
    Für mich ein absoluter Lichtblick in der Filmlandschaft der letzten Jahre und ohne Zweifel einer der stärksten Streifen der letzten Jahre. Kino von Menschen, die Kino lieben für Menschen, die Kino lieben. Art the Clown verspeist die komplette US-Filmindustrie einfach mal im Vorbeigehen, kotzt sie wieder aus und prügelt sich äußerst blutig zu einem absoluten Kultstreifen.
    Jede Sekunde ein Genuss. Happy Halloween.

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    • "Und als ich aus dem Saal ging, hörte ich einen Typen im Badezimmer hart und laut kotzen"
      Das Badezimmer in meinem örtlichen Kino ist ebenfalls verdammt heftig, da kann man gleich ne Runde Duschen, wenn man sich nach nem blutigen Film besudelt fühlt. Google Übersetzer ist meine Religion.

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      • 7 .5
        Cpt.Tremors 17.10.2022, 23:33 Geändert 17.10.2022, 23:33

        Endlich einmal nachgeholt und diese für mich doch ziemlich eklatante Bildungslücke geschlossen. Ich glaube hätte ich den als Jugendlicher gesehen, wär die Wertung nochmals 1-2 Punkte höher. Aber auch so funktioniert der zweite Teil von Raimis Evil Dead auch heute noch wundervoll und gerade die Tricktechnik ist derart zeitlos-sympathisch, dass der Film auch in ferner Zukunft noch super aussehen und sicherlich auch in 30 Jahren noch seine Fans haben wird.
        Bruce Campbell hätte eigentlich den Oscar verdient gehabt für diese grandiose Leistung und die herrliche Kameraführung mindestens zwei. Tolle Geisterbahnfahrt mit klasse Effekten und einer gehörigen Portion Humor. Natürlich nicht ganz so gelungen wie Sam Raimis neues Meisterwerk "Doctor Strange 2" aber auch ein Meister wie Raimi hat mal klein angefangen. Superbe Unterhaltung!

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        • 5 .5

          Puh schade, aber das war dann doch eher eine Enttäuschung.
          Nein, ich mag keine Marvelfilme und das MCU finde ich sterbenslangweilig -
          aber: Ich mag "Spider-Man: Homecoming". Ich mag ihn sogar sehr.
          Homecoming war eine toll aufgezogene, vor Leben sprühende Teenager-Komödie, die den Spider-Man Aspekt locker-leicht damit zu verwoben gewusst hat. Noch dazu gibt es einen grandios gespielten Bösewicht von Michael Keaton, der toll im Fokus stand, greifbar war und perfekt in die Geschichte passte. Die Running Gags z.B. Tom Hollands neuere Spidey-Anzug waren ziemlich flach aber doch lustig. Zendayas Pointen saßen immer sicher, das Pacing war toll, der Film hat Spaß gemacht und selbst so Nebenrollen wie Keatons Handlanger hatten einen gewissen Glanz.
          Nun, "Far From Home" ist dann letzten Endes das, was ich schon von Homecoming erwartet hatte.
          Ja, es gibt wieder Teenie-Komödie, nur dieses Mal ist es irgendwie langweilig.
          Ja, Tom Holland hat wieder seinen Freund als Sidekick nur wissen sie dieses Mal bis auf dessen lustig gemeinte neue Beziehnung nichts dem Charakter hinzuzufügen.
          Ja, es gibt wieder einen ambitionierten Bösewicht nur spielt Gyllenhaal den erschreckend flach, viel liebloser als Keaton und sein Plan / Motivation schlägt in die Homecoming-Kerbe, nur um einiges flacher und sehr wenig durchdacht
          Ja, Gyllenhaal hat auch Helfer, nur bleiben die dieses Mal absolut blass
          Ja, Zendaya spielt wieder top - das muss man ihr 100 % lassen
          Ja, es gibt Marvel-typische Kämpfe. Sind ansehnlich aber nicht sonderlich innovativ. Das hat Homecoming deutlich besser gemacht
          Nein, es gibt keinen Twist und es gibt keine einzige wirklich herausragende Szene
          Nein, wir haben hier nicht Far From Home - sondern Homecoming mit allem, was ihn ausgemacht hat, nur eben in schlecht ausgeführt.
          Fazit: die erfolgsfaktoren des ersten Teils verstanden und dem nichts hinzuzufügen gewusst. Damit bleibt ein Film der mit 5,5 zwar deutlich besser und unterhaltsamer ist als der Rest des MCU - allerdings auch einer, den man ganz ganz schnell wieder vergessen kann.

          7
          • 9 .5

            Zu "The Hills Have Eyes" hab ich eine ganz besondere Beziehung.
            War ich doch ganz lange der Meinung, dass ich den vor Jahren mal im Fernsehen gesehen hatte und so ganz okay in Erinnerung behielt, hab ich ihn mit geringer Erwartung letztes Jahr auf Disney Plus geguckt und war verdammt nochmal weggeblasen wie noch mal was.
            Was auch immer das damals im Fernsehen für ein Film war, ich weiß es echt nicht mehr, aber "the Hills Have Eyes" (auch nicht der von Craven) war es ganz sicherlich nicht.
            Aja hab ich immer wieder gebannt verfolgt, halte ich doch seine Filme für gerade atmosphärisch echt stimmig. Aber egal ob "Mirrors", "High Tension" oder "Horns" - irgendwas fehlt mir da immer. Alles ganz ordentlich was er macht, atmosphärisch top, aber letzten Endes eben nur ok. Und ich wartete. Wartete auf das Meisterwerk, dass Aja meiner Meinung nach definitiv eines Tages noch abliefern würde.
            Verdammt, ich hatte ja keine Ahnung, dass der Mann dieses eine, absolut herausragende Werk schon längst geschaffen hatte.
            "The Hills Have Eyes" ist von der ersten Sekunde bis zur letzten ein atmosphärischer Brecher, herausragend inszeniert, lebt von für das Genre außerordentlich starken Darstellerleistungen vom gesamten Cast, grandiosen Effekten, brachialer Härte, makellosem Pacing und einem Sog, der spätestens im Actiongeladenen Finale in einem Setting wie nicht von dieser Welt, seine komplette, ungezähmte Kraft entfaltet.
            Seit letztem Jahr habe ich dieses Meisterstück noch drei weitere Male genossen (zuletzt gerade eben) und es ist nur der allerletzte Funken, der noch fehlt, damit ich früher oder später die Höchstwertung liegen lasse.
            Allein die Eröffnung ist schon ein absolutes Brett. Kompromisslos von der ersten Sekunde an. Beim Satz "My Cake is ready" und den folgenden Sekunden bin ich bei der Erstsichtung mit Tränen vor Lachen in den Augen in den Film gestartet und diese ersten ca 5 Minuten habe ich im letzten Jahr bestimmt 20-30 Mal geguckt weil ich die derart genial finde.
            Alexandre Aja liefert in seinem Remake eines für mich eher mäßigen Craven-Films eine Neuauflage, die alle möglichen Genre-Konventionen erfüllt, gleichzeitig aber extrem originell, kraftvoll und voller Leben daherkommt.
            Die Charakrtere sind grundsympathisch, werden in wenigen Momenten wunderbar greifbar und heben sich ganz deutlich von der Genre-Masse ab. Unsere Antagonisten sind allesamt herausragend und ebenso einwandfrei gespielt.
            Ajas Film steckt voller absolut erinnerungswürdiger Einstellungen, fängt grandios an und wird bis zum völlig makellosen Finale jede Sekunde nur noch besser.
            Das Tempo unglaublich ohne je gehetzt zu wirken. Das Drehbuch, die Dialoge organisch, greifbar, realistisch. Keinen Augenblick zweifelt man daran, dass das Geschehene gerade wirklich passiert. Man ist involviert wie bei kaum einem zweiten Horrorfilm. Aja schockiert. Liefert gnadenlose Härte. Ekelt. Ängstigt. Und unterhält unfassbar effektiv.
            Letzten Endes bleibt nur Lob und nach dem vierten Mal diesen Höllentrip genießen: Das ist er: Der für mich beste Horrorfilm seit der Jahrtausendwende, einer, der nur einen winzigen Funken von meinen absoluten Genrelieblingen "Exorcist", "Texas Chainsaw Massacre" und Cronenbergs "The Fly" entfernt ist.
            Einer, der beweist dass es doch möglich ist knüppelharten Horror mit ambitioniertem Filmemachen und sympathischer Charakterzeichnung zu verbinden. Ein Film, der voller liebe steckt: für seine Figuren, die Atmosphäre und natürlich den Horror an sich. Wie ich es liebe, einfach blind mit Superlativen um mich werfen zu können!
            Alexandre Aja liefert einen modernen Klassiker, seinen mit weitem Abstand besten Film und auf die schnelle fällt mir kein Remake ein, dass derart eklatant stärker ist als die Vorlage und das, obwohl schon diese von einem Meister seines Fachs stammt. Und jetzt lasst mich in Ruhe, my cake is ready
            - warte, was?!

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            • Das ist in dem Fall nicht nur das Problem dieser einzelnen Szene sondern des ganzen Films. Im Gegensatz zu den anderen Filmteilen (und der großartigen Buchvorlage) erscheint im Halbblutprinzen alles erschreckend belanglos.

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              • 8 .5

                Ich weiß leider nicht mehr wo, aber ich habe vor nicht allzu langer Zeit einen wunderbaren Kommentar zu Jim Jarmuschs "Down by Law" gelesen, wo dieser Film als einer beschrieben wurde, der "beser wird, je mehr man sich mit dem Medium Film auseinandersetzt" (sinngemäßes Zitat).
                Da hat der mir unbekannte Kommentarschreiber ziemlich recht - ein weiterer Film auf den dieses Zitat voll und ganz zutrifft, ist dieser hier.
                "It follows" ist in seinem Genre ein Kunstgriff, audiovisuell brillant und zusammen mit "Hereditary" und dem "Babadook" die Speerspitze des modernen Horrorkinos, ein Film, der Unbehagen verursacht, durch die hervorragende Kamera den Zuschauer unglaublich involviert und durch den herausragenden Score in seinen Bann zieht.
                Alle Schauspieler, allen voran Maika Monroe in der Hauptrolle machen ihre Sache absolut brillant und liefern von der Eröffnungssequenz bis zum hinreissend inszenierten Finale konstant ab.
                It follows bleibt dabei bestechend originell. Die Grundprämisse - es ist langsam aber folgt dir, egal was du tust, unaufhaltsam - ist erschreckend simpel und gerade deshalb so unheimlich effektiv. Hier hüpfen keine Monster aus dem Schrank, hier gibt es keine billigen Jumpscares - das "Monster" in It follows bleibt in menschlicher Gestalt. Kann aussehen, wie jede beliebige Person aber kommt immer allein.
                Auch dieser Kniff kommt perfekt zum Einsatz, verursacht viel mehr Unbehagen als irgendein maskierter Killer oder ein sofort auffälliges Horror-Wesen.
                Einfach jeder könnte dieses Ding sein, es heißt also permanent Augen offen halten, permanent wachsam bleiben, permanent fliehen.
                Fast schon episodenhaft versuchen unsere Charaktere dann mit allen möglichen Einfällen das Ding zu überlisten oder loszuwerden und jeder neue Versuch zeigt: da ist kein Ausweg. Und egal was passiert, wie es uns die Prämisse des Wesens erklärt, wird unsere Hauptfigur selbst wenn sie den "Fluch" vorübergehend weitergibt, das Ding nie wieder wirklich los, wird damit Leben müssen.
                Gerade diese Ausweglosigkeit überträgt sich hervorragend auf den Zuschauer, es folgt eine großartige Bildkomposition nach der anderen, It follows ist und bleibt ein ganz besonderer, minimalistischer aber unheimlich effektiver Trip, filmtechnisch äußerst beeindruckend und in seiner Grundprämisse und Inszenierung unheimlich sympathisch.
                Außerdem, wie eingangs erwähnt, wird It follows mit jedem Mal gucken nur noch besser. Je mehr man sich im Horrorgenre verliert, je mehr Referenzen man versteht, je mehr Gespür man für das Genre gewinnt und die Vorbilder dieses tollen Films erkennt, desto wunderbarer ist das, was Mitchell hier abgeliefert hat.
                Eine Verneigung vor Carpenter und Co, auf der anderen Seite gleichzeitig neu, originell, eigenständig, ein Genrebeitrag der die Bezeichnung von Anfang bis Ende mehr als verdient hat.
                Ein Film, der das Genre verstanden hat, seine Liebe dazu bezeugt und doch völlig losgelöst davon einen eigenen, hervorragenden Beitrag dazu liefert. Chapeau!

                PS: für den optimalen Genuss kann dieser Film mit dem Babadook im Double Feature gesichtet werden

                PPS: Wann kommt eigentlich der neue Scary Movie raus? Gäbe ja eigentlich genug großartige Filme, die mit extrem flachem Humor veralbert werden könnten

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                • 8 .5

                  Immer wenn irgend so ein selbsternannter Filmexperte ankommt und sagt der Deutsche Film sei nur noch Mist, denke ich an Kathrin Gebbe, Nora Fingerscheidt oder Maren Ade und bin glücklich, weil es doch noch Hoffnung gibt bei all der Ignoranz unf Filmfreunde auch heute noch die Magie des Kinos in Deutschland finden können.
                  Dann kommen Matthias, Elyas und Til und machen alles, was ihre wundervollen Kollegen und Kolleginen erschaffen haben wieder kaputt.
                  Pelikanblut, der seltsame, ziemlich eigenwillige Zwilling von Systemsprenger zeigt aber: man muss nur ganz lange suchen in diesem Haufen unsäglichen Quatsch und man findet doch noch was

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                  • Cpt.Tremors 19.09.2022, 17:42 Geändert 19.09.2022, 17:42

                    Bin normal ein emotionaler Einsiedler bei Filmen. Mich rühren und treffen Filme selbstverständlich stets und ich liebe Filme dafür. Aber weinen? Ich möchte hier daher nur einen einzigen nennen, der wirklich eine Träne verursacht hat:
                    Dancer in the Dark von Lars von Trier
                    Hat mich emotional vernichtet und werde ich so schnell bzw nie wieder vergessen

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                    • 8
                      Cpt.Tremors 11.09.2022, 23:53 Geändert 11.09.2022, 23:55
                      über Swallow

                      Wenn sich Haley Bennett aus einer unerwarteten Umarmung löst und leise "Danke" haucht, zeigt sie, ihre Figur "Hunter" verkörpernd, ein unfassbares Feingefühl und die enorme Bandbreite ihres schauspielerischen Könnens. Ohnehin kommt man an "Swallow" wohl kaum vorbei, wenn man gutes Schauspiel zu würdigen weiß und da mich allein das schon oft sehr bei der Stange halten kann, trägt die Hauptdarstellerin den Film quasi absolut im Alleingang. Haley Bennett spielt hier absolut frei, legt ein fantastisches Gespür in ihren Charakter und findet so viele kleine, wunderbar vorgetragene Nuancen, dass ich dieses Jahr selten eine so greifbare und real wirkende Figur wie Hunter gesehen habe.
                      Carlo Mirabella-Davis nebenbei hat ein ziemlich gekonnt durchdachtes Drehbuch verfasst, dass ein wirklich tolles Charakterdrama hergibt - die Vermarktung als "Horror" ist wirklich absolut irreführend, Swallow ist zu keiner Zeit auch nur Ansatzweise ein Horrorfilm sondern ein sehr ruhiges, nachdenkliches Drama mit einer sehr interessanten Prämisse, vor allem in der ersten Hälfte.
                      Wo das Ganze gegen Ende hinführt habe ich anfangs nicht wirklich erwartet und war nicht ganz die Richtung, die mich voll abgeholt hätte. Eine Zweitsichtung, bei der ich mit etwas anderer Erwartung und feinerem Blick das Geschehen betrachten werde steht in naher Zukunft definitiv an, denn ohne Zweifel haben wir es hier mit einem unheimlich interessanten und sehr ambitionierten Werk zu tun.
                      Fast komisch, dass der dann doch relativ unbekannt ist, meiner Meinung nach trifft Swallow in vielen Momenten ziemlich kraftvoll den Zeitgeist und vielleicht ist es nur mein Eindruck aber auch vor allem gegen Ende halte ich den Film doch einigermaßen für gewagt, sehr interessant und durchaus diskutabel, wie sich Mirabella-Davis entschieden hat diesen starken feministischen Film und seinen Konflikt aufzulösen.
                      Ein bisschen fad schmeckt grade in der zweiten Hälfte leider nur der Cast. Austin Stowells Charakter ist leider weder besonders raffiniert ausgebaut noch sonderlich stark vorgetragen und wird wie auch seine Film-Eltern von Haley Bennett regelrecht pulverisiert, was der Tonalität des Films etwas schadet, da Hunter ja eigentlich die unsichere, etwas unterdrückte Frau ist, schauspielerisch aber derart mächtig überlegen ist, dass ich dieses Verhältnis nicht hundertprozentig abkaufen konnte. Allerdings Jammern auf hohem Niveau, denn Haley hat mich wirklich begeistert und ist in Swallow zwar etwas aber doch nicht allzu sehr von grandiosen Leistungen a la Kirsten Dunst in Melancholia entfernt.
                      Kleiner zweiter Lichtblick im Cast: Denis OHare gibt es relativ gegen Ende in einer Nebenrolle zu sehen. Für die, die ihn kennen: Ja, er ist so genial wie immer. Für die, denen er nichts sagt: Ist so ein random Dude der unter anderem die durchwachsene fünfte Staffel von AHS beinahe im Alleingang trägt und dabei so lächerlich gut ist, dass die göttliche Kathy Bates nur noch wie sein umherstolpernder Sidekick wirkt :)
                      Also? Toller Film, starkes Charakterdrama mit toller Kamera, interessanter Prämisse, gutem Drehbuch, gekonnter Regie, fantastischer Hauptdarstellerin.
                      Noch mehr wäre drin gewesen, hätte man Hunter mal noch etwas völlig abwegiges oder wirklich abartig ekliges schluckes lassen, zum Beispiel nen Cheesburger vom goldenen M oder lauwarmes Bier. Aber man wollte wohl keine zu hohe Freigabe provozieren.
                      Ehrlich, eigenwillig, bockstark gespielt. Sicher nicht für jeden was aber mindestens interessant und allein wegen Haley Bennett einen Blick wert.

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                      • 6 .5
                        Cpt.Tremors 29.08.2022, 16:44 Geändert 29.08.2022, 16:45

                        Bei Minute 12 (nein, das wird kein Spoiler) sieht man, wie ein Meerschweinchen namens Weasley auf einem Laptop-Bildschirm den Eifelturm betrachtet und im Vorbeigehen die Handlung zum Laufen bringt. Das hat mich irgendwie emotional berührt. Ansonsten eine durchaus solide amerikanische Satire, die Regisseurin Quinn Shepard in ihren noch jungen Jahren ganz ansehnlich gedreht hat. Mit Freude macht sie einige Fässer auf, schafft es bissigen Witz und vorgetragene Kritik gut zu verweben. Glücklicherweise ist eine Zoey Deutch in der Hauptrolle dann tatsächlich auch stark genug, das Ding ganz gut zu tragen. Kamera, Soundtrack, technische Details und so sind absoluter Durchschnitt, da hab ich aber keine Innovationen erwartet und darum gehts hier auch überhaupt nicht, auch wenn man auf Songs a la Avril Lavigne gerne hätte verzichten können. Gegen Ende schafft das Ding es doch tatsächlich, etwas bitterer zu werden und regt zum Denken an. Alles in Allem echt solide also. Durch den klaren amerikanischen Touch bitte auf Englisch schauen, irgendwie zieht das in der Synchro überhaupt nicht. So aber ein guter Beitrag einer jungen und vielversprechenden Regisseurin. Fazit ähnlich wie bei Mimi Cave, die vor einiger Zeit mit "Fresh" am Start war: vielleicht kommt da noch was wirklich interessantes in der Zukunft.
                        Gibt ne solide 6, das Meerschweinchen liefert noch nen halben oben drauf

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                        • 8 .5

                          Ach AHS - auch nach 10 Staffeln bin ich irgendwie immer noch am Start, auch wenn das allgemeine Interesse gefühlt nachlässt, die Kritiken immer durchwachsener werden, das Spin-off absolut grausig ist und ich ein wenig dumm dastehe, weil ich Staffel 1-8 schön im Regal aufgestellt habe aber seit "1984" keine Bluray mehr in Deutschland veröffentlicht wird.
                          Aber egal - Staffel 10 also gerade erst fertig geschaut - nach den z.B. auf imdb extrem schlechten Bewertungen war ich doch sehr positiv überrascht, dass AHS immer noch abliefert! Die letzten beiden Staffeln haben bei mir wenig gezogen und die "Stories" als Spin-off sind wirklich abartig schlecht, aber das hier? Meiner Meinung nach ein verdammt starker Vertreter und würde ich sicher entgegen meiner Erwartungen im guten Mittelfeld der Staffeln ranken.
                          Part 1 - "Red Tide" ist einfach schauspielerisch Extraklasse in bester AHS-Manier. Finn Wittrock bekommt endlich wieder die Screentime die er verdient und beweist jede Sekunde, dass ers auch wirklich drauf hat im Fokus zu stehen. Unsere zweite Hauptfigur, Doris, interpretiert von Lily Rabe - nun ja, Lily liefert ja sowieso konstant ab, aber v.a. in Episode 5 - "Gaslight" 1 Stunde absolut krankes Schauspiel. Überhaupt ist Gasligth wohl die beste Episode, die AHS seit "Drink the Kool-Aid!" in Staffel 7 produziert hat. Über die sechste Episode lässt sich mehr als streiten, mir hat sie aber Spaß gemacht. Lustig, dass z.B. auf imdb so viele selbsternannte Ultrafans von AHS der Folge vorwerfen, es ginge zu schnell, das writing sei schlecht etc...wirklich, habt ihr je ne Staffel AHS gesehen? Das Drehbuch und die Handlungsfäden sinnvoll zu verweben haben Ryan Murphy in 10 Staffeln noch nie(!) geschafft, das war doch schon immer absolutes Chaos und nach 10 Staffeln wird das immer noch bemängelt? Dann seid ihr irgendwie am falschen Platz, denn AHS ist für mich vor allem eins: Style over Substance in Perfektion. Sinnvolle Handlung juckt niemanden, es geht rein um den Style, verrückte Ideen und gutes Schauspiel, AHS war immer schon eine reine Gesierbahnfahrt, inkonsistent, Drehbuchtechnisch Blödsinn aber genau darin liegt der großee Reiz.
                          Parts 2 - "Death Valley" macht vor allem Spaß als klassische 50er Jahre Alien-Story und lebt von frischer Inszenierung und knackigen 4 Episoden Laufzeit. Da merkt man, dass die Macher das Konzept eines "Double Features" wirklich verstanden haben. 1984 fand ich eher "durchwachsen", weil die Staffel für mich einen großen Fehler machte: Sie ist eine Hommage an den Slasher. Dabei vergisst sie aber, selbst einer zu sein und verliert sich gerade in der zweiten Hälfte völlig. Fühlt sich nicht an wie 1984 sondern wie ein reines Loblied von heute auf damals. Mochte ich nicht. "Death Valley" macht es hingegen 100 % richtig. Ist gleichzeitig Hommage, funktioniert aber perfekt als eigenständiger genre-Beitrag und das Finale (ebenso extrem schlecht auf imdb bewertet) ist einfach großartig!
                          Beide Parts stehen sich völlig unzusammenhängend gegenüber, greifen aber perfekt als klassisches Double Feature ineinander. Ja, es ist Staffel 10. Ja, es sind immer noch altbekannte Versatzstücke. Aber ja, sie liefern immer noch. Nach Season 8 - Fanservice und Season 9 - 1984 Hommage sowie dem unsäglichen Spin-off:
                          AHS ist zurück und liefert eine weitere Starke Staffel, mit "Gaslight" eine ihrer stärksten Episoden ever und lässt gespannt darauf blicken, was uns die kommende 11. Staffel auftischt. Wer gerne Geisterbahn fährt und Style over Substance ohne Mehrwert gerne pur und in Reinform konsumiert ist hier wieder mal genau an der richtigen Stelle.

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                          • Ihr seid ja lustig - als ob ein vierter Teil von Indiana Jones existieren würde. Aber selbst ein Tarantino verwechselt mal was, kein Problem

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                            • Also der Vergleich von Hadrianswall mit der Mauer aus GoT ist wirklich süß. Übrigens auch gut zu wissen: Seebären existieren und Märchen sind wahr

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                              • 9
                                Cpt.Tremors 10.08.2022, 16:19 Geändert 10.08.2022, 16:56

                                Etwas frustriert davon, dass mir "Lightyear" mal so gar nicht gefallen hat, obwohl ich doch fast alles von Disney und Pixar absurd hoch bewerte und ich noch dazu in den letzten ca 3 Monaten zwar nicht sehr viel aber ausschließlich Sachen gesehen habe, die mich nicht wirklich überzeugen konnten, war der Drang ein wenig Liebe zu verbreiten sehr hoch und heute bekommt Ratatouille nach dem Rewatch eine glatte 9 von mir.
                                In meiner Erinnerung war die Geschichte von Linguini und der Ratte Remy eines meiner absoluten Highlights und mit "Finding Nemo" und "Wall E" die absolute Sternstunde von Pixar. Beim Rewatch konnte ich es kaum fassen, dass der Film tatsächlich so berührend, humorvoll und wunderbar in seiner Botschaft ist, wie ich es vor einigen Jahren schon empfunden habe.
                                Handelt der Film vordergründig von einem unfähigen Kochlehrling und seinem kleinen Helfer - ausgerechnet einer Ratte - der unfassbar toll kochen kann, steckt unter der Oberfläche eine sehr schön erzählte Geschichte über Vorurteile, Vertrauen und Zusammenhalt, wie es eben ein guter Pixar-Film so macht.
                                Die zu Grunde liegende Idee - eine Ratte als geheimer super-Koch - ist so simpel wie genial und allein schon die halbe Miete eines perfekten Drehbuchs. Wie bei allen guten Pixar-Filmen: das Pacing ist makellos und jeder Gag sitzt. Nicht, dass es immer die größten Lacher gäbe, nein, der Humor ist feinsinnig und verspielt und trifft genau das richtige Maß um Kinder, deren Eltern und den Rest der Familie gleichzeitig anspricht. Ein Film, den sich drei Generationen gemeinsam zusammen auf der Couch ansehen können.
                                Das Thema Kochen und Essen ins Zentrum einer Geschichte um Freundschaft, Vorurteile und Vertrauen zu setzen ist ein genialer Kniff - mit dem Thema "Essen" kann aus naheliegenden Gründen bis auf Mahatma Gandhi jeder sofort connecten und ist auf irgendeine Weise involviert. Die wahren Thematiken werden kunstvoll verwoben und machen Ratatouille zu einem Film wie eine perfekt abgeschmecktes Süppchen. Bei aller Raffinesse und Perfektion ist es aber bezeichnend, dass Remys Geschichte auch eine Ode an simple Freuden und Einfachheit ist, was auch das titelgebende Gericht und dessen Bedeutung im Film belegt. Es muss kein Kaviar auf blanchierten Lorbeerblättern sein (ich weiß nicht mal, ob man Lorbeerblätter blanchiert). Manchmal reicht es auch eine simple Traube mit einem Stück Käse zu kombinieren und etwas Neues zu erschaffen. Etwas so simples wie geniales. Etwas wie...diesen Film.
                                .....
                                Für alle, die noch nicht genug haben:
                                1) Der Film beinhaltet eine meiner Top 50 Filmszenen: Diejenige mit dem Titelgebenden Gericht und dem kurzen folgenden Flashback. Das erzählt in etwa 10 Sekunden mehr als Sam Raimi in 2 Stunden Dr. Strange und ist der Grund, weshalb Film erfunden wurde.
                                2) vor Kurzem kroch eine Ratte aus meiner Toilettenschüssel. Ich hab versucht, ihr einen Kochlöffel in die Hand zu drücken, damit sie meine Suppe rettet - Suppe war topp, die Tuberkulose eher weniger also lasst es besser bleiben :/
                                3) ein Insider aber stellt euch mal vor was passiert wäre wenn Obelix aus "die Lorbeeren des Cäsar" mit Remy Plätze tauschen würde. Beide Geschichten hätten eine neue Welt eröffnet. Nur so als Remake-Idee

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                                • "Das wird wie Joker" Schade eiegtnlich. ich hatte eher gehofft, dass Spawn wird wie..na ja, Spawn. Aber man kann natürlich auch versuchen einfach den Erfolg von Joker zu kopieren. Joker hat ja auch Taxi Driver kopiert und hey, Joker war echt kein schlechter Film. Ich fände Innovation und Kreativität trotzdem eine schönere Ausgangslage als schon von Anfang an darauf aus zu sein Joker zu imitieren.

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                                    Cpt.Tremors 05.08.2022, 09:29 Geändert 05.08.2022, 09:30

                                    Gute Animationstechnik + Interstellar + Buzz Lightyear + the Lego Movie II + Ron aus "Ron läuft schief" als Katze = leider lange noch kein guter Film nur weil aus guten Vorbildern zusammengeklaut. Ein Pixar-Studio, dass sonst durch Innovation besticht, hat sowas eigentlich echt nicht nötig. "Lightyear" gehört leider eher zur Liga Cars II, Merida und Arlo + Spot als dass er bei seinen Kollegen aus der Spielzeugkiste auch nur Ansatzweise mithalten könnte. Ich bring es aber nicht übers Herz einem so tollen Charakter wie Buzz ne miese Wertung reinzudrücken, deshalb der Ignorieren-Button. Bis zur Unendlichkeit und...so weiter

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                                    • Bin schon sehr gespannt, was Nolan diesmal für ein Zeit-Gimmick einbaut. Seltsamerweise überzeugt mich der Cast bis auf die sehr interessante Besetzung von Cillian Murphy noch nicht so richtig, aber ich lass mich sehr gerne vom Gegenteil überzeugen. Werde mich im Vorfeld und Nachhinein wieder zuverlässig darüber beschweren, wie overhyped ich Nolan meist finde, aber dann trotzdem wie immer definitiv im Kino sitzen und meine helle Freude am Film haben.

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                                        Cpt.Tremors 26.07.2022, 14:41 Geändert 26.07.2022, 14:44

                                        Eigentlich echt interessant, gut inszeniert und zumeist hervorragend geschauspielert (bin mir noch unschlüssig ob John C. Reilly wirklich "schlecht" war oder einfach nur Tilda Swinton gnadenlos unterlegen). Letzten Endes habe ich große Lust auf das Buch bekommen, sitze aber ein wenig ratlos vor dem Film und weiß genauso wenig, was ich von den teils überragenden Kritiken halten soll. "We need to talk about Kevin" ist eindrücklich gefilmt, behandelt ein Thema, das sicher nicht für den netten Abend zwischendurch geeignet ist, hat ein gutes Pacing und eine Tilda Swinton, die sowieso nie enttäuscht. Hin und wieder richtig innovativ und toll in Sachen Szenengestaltung und Kameraführung - auf der anderen Seite suhlt sich der Film in fast schon schmerzhaft offensichtlicher Metaphorik und gerade das ewige rote Farbe / roter Akzent = Blut wird schon nach Kurzem und dann über die gesamte Laufzeit hinweg derart ausgewalzt dass ich mir wie ein Sechstklässler vorkam, dem die Lehrerin zum zwölften Mal liebevoll erklärt dass 1 und 1 zwei ergibt obwohl ich das schon seit sechs Jahren weiß und gern ein wenig ernst genommen werden würde. Denn genau so kam es mir vor. Lynne Ramsay erklärt mir ihre Bildsprache und Inszenierung derart offensichtlich, dass Nolans ausschweifendes Plot-Erklären und ewige Exposition wie höchst subtiles Kino scheint. Nur dass es im Gegensatz zu Nolan nicht nur ein klein wenig sondern wirklich ziemlich nervig wird. Vielleicht geht es auch nur mir so, aber 107 Minuten habe ich mich gefühlt, als wolle Lynne Ramsay mir dieses Thema feinfühlig und kunstvoll näher bringen, mich erschüttern, aber bloß nicht zu viel und bevor ich als Zuschauer auch nur eine einzige Metapher, ein einziges Bild nicht verstehe, nimmt sie mich lieber bei der Hand und erklärt es mir nochmal.
                                        "We need to talk about Kevin" ist teils gut inszenierter Psychohorror. Minuten später wieder eher so, als wirft er mich in eine albtraumhafte Geisterbahn, nimmt mich aber dabei an die Hand damit ich mich auch ja nicht zu sehr gruseln muss.
                                        Die Geschichte ist vielleicht faszinierend und ja, ich bin bei der Stange geblieben, weil ich wissen wollte, wie Ramsay das alles zu Ende erzählt. Aber gerade gegen Ende verliert sich das Ganze nur noch weiter. Im Mittelpunkt diese grauenhafte Tat. Unablässig steht im Raum die Frage nach dem Wieso, wie es dazu kommen konnte? War die Mutter Schuld? Der Sohn? Ist Kevin einfach, wie oft inszeniert, schon böse zur Welt gekommen? Gibt es so etwas überhaupt? Wir haben nur wenig Blickwinkel, da wir die Geschichte nur aus sicht der Mutter sehen, ein interessanter Aspekt. Warum wird eigentlich nie, wie im Titel suggereiert, über Kevin gesprochen?
                                        Der Film wirft einige sehr interessante Fragen auf. Kreirt eine tolle Atmosphäre, teils grandiose Szenen. Aber eine weitere Sache stört mich bei diesem eigentlich guten Film ganz gewaltig.
                                        Diese Frage nach dem Wieso, die relativ offen bleibt. Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts dagegen, mir selbst eine Meinug zu bilden, nachzudenken und eben hab ich noch kritisiert, das Lynne mir alles vorkaut und erklärt. Aber jetzt, wo sie es nicht mehr tut, fühlt es sich nicht so an, als ließe sie die Fragen offen, weil sie den Zuschauer anregen will. Es fühlt sich für mich so an, als hätte dieses äußerst ernste Thema die Regisseurin in die Knie gezwungen. In "We need to talk about Kevin" steckt filmisches Talent und eine Menge interessanter Ansätze. Aber die großen wichtigen Fragen der Geschichte, daran beißen sich Cast und Crew nach meinem Empfinden die Zähne aus. Niemand am Set hat eine Erklärung für diese grauenvolle Tat. Und ein schlichtes "Vielleicht gibt es keinen Grund" halte ich in diesem Kontext nicht nur für faul sondern sogar für fast schon gefährlich eindimensional.
                                        Es fällt mir schwer, meine genauen Gedanken dazu nur schriftlich festzuhalten und das in so einem kurzen Text. Aber am Ende dieses Films steht für mich absolute Ratlosigkeit am gesamten Set. Selbstverständlich, könnte man sagen. Was auch sonst, denn von niemandem kann man erwarten, eine so unfassbare Tat irgendwie rational begreifen und verarbeiten zu können, was da wirklich passiert ist. Aber für mich schadet es dem Film enorm, dass keine Lösung geboten wird, keine Ansätze, kein Verstehen, dass hier einfach eine schockierende Geschichte abgefilmt wurde, die zwar Fragen stellt, aber in keinster Weise dazu in der Lage ist, sich völlig eindringlich der Komplexität seines schwer verdaulichen Themas zu widmen. Ein Film, dessen Thema zu eindringlich, zu komplex und unbegreiflich ist, als dass es erklärt werden könnte, Regie und Cast über den Kopf wächst und dem eigentlich grandios inszanierten Film einen deutlichen Dämpfer versetzt. "We need to talk about Kevin" will unbedingt intelligent sein, will unbedingt relevant sein, will unbedingt erklären aber kann das natürlich nicht - niemand kann das hundertprozentig. Ich bin mir nicht absolut sicher, ob das wirklich die Intention des Films war, aber wenn nicht - dann ist es doch umso schlimmer, dass Lynne Ramsay es nicht schafft, mir in 107 Minuten klar zu machen, was sie eigentlich von mir will. Der Film verfolgt meines Empfindens nach einfach einen Ansatz, dem es unmöglich ist gerecht zu werden weshalb er an seinem selbst gesetzten Anspruch scheitert. Ja, das Thema ist wichtig, trifft sehr tief und ist auf eine grausame Weise von einer dunklen Faszination geprägt. Wenn eine Szene aber nur emotional catcht, weil das Thema einerseits grausam real ist, noch dazu in seiner Geschichte auf einer Buchvorlage basiert, dann ist keiner dieser Aspekte aber in irgendeiner Weise Verdienst des Films.

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                                        An dieser Stelle wäre jetzt eigentlich ein Ezra Miller Witz geplant gewesen, im Nachhinein erscheint er mir aber arg geschmacklos und würde die Kraft meiner feinsinnigen Kritik schmälern. Das tut dieser sinnfreie Zusatz in gewisser Weise zwar nun auch aber man kann halt nicht alles haben im Leben.

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                                        • Vorschlag für eure Redaktion: Wenn euch mal wieder nix einfällt für Artikel (also wie z.B. heute, morgen oder die kommenden 365 Tage) hätte ich gern ein Ranking von jedem einzelnen Marvel-Trailer vom schlechtesten bis zum Besten. Und dann noch eins mit den verstörendsten, geranked vom normalsten bis zum "verstörendsten aller Zeiten".

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                                          • Cpt.Tremors 24.07.2022, 23:53 Geändert 24.07.2022, 23:57

                                            Ich ranke tatsächlich "die zwei Türme" auf die 1 weil er nicht nur die fantastische Magie des ersten Teils aufgreift, sinnvoll erweitert und unglaublicherweise das Niveau eines extrem starkem Vorgängers halten kann sondern auch weil er die beste Buchverfilmung der Originaltrilogie ist. Wo LotR 3 sich im extended etwas zieht und trotzdem der finale Kampf ums Auenland fehlt und LotR 1 einen grandiosen Charakter unter den Tisch fallen lässt (den guten alten Tom) sind alle Entscheidungen die Teil 2 trifft (Wargreiter, letzter Marsch der Ents in dieser Ausführlichkeit, Kankra wird nach Teil 3 verlegt wo sie besser reinpasst) grossartig. Ausserdem ohne Zweifel Helms Klamm > Minas Tirith und Teil 1 bekommt n Minus weil Gollum noch ungefähr Garnichts machen darf. Ausserdem ist auch der Extended Cut nur mit grandiosen Szenen gefüllt, was 1 und 3 nur zu 95 % von sich behaupten können. Kritik auf hohem Niveau aber laut meiner für die Allgemeinheit verpflichtenden Expertenmeinung ist Teil 2 der Beste und alle die das nicht so sehen sind kEinE wAhrEn fAns

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                                              The Hangover ist schon ein außergewöhnlicher Film geworden und als ich den 2009 gesehen habe, hätte ich mir niemals gedacht, dass ich 13 Jahre später mich noch damit beschäftigen würde.
                                              So unglaublich es klingt, dieser Film, der damals einen guten Hype auslöste, zumindest in meiner Erinnerung plötzlich von jedem gesehen wurde und doch einen beachtlichen Erfolg einfuhr, ist trotz seiner niveulosen, platten Komödienart ist wirklich gut geworden und immer noch eine der stärkeren amerikanischen Komödien der Neuzeit. Das mag einerseits keine außergewöhnliche Leistung sein, verdient aber doch trotzdem etwas Anerkennung.
                                              Hangover lebt im Gegensatz zu einen Artgenossen der anstößigen, platten Ami-Komödien von seinen hervorragenden Charakteren gespielt von kompetenten Schauspielern und einem, im Vergleich, beachtlich starken Drehbuch.
                                              Die Geschichte steckt voller verrückter Einfälle, hat ein starkes Pacing und das richtige Gefühl für die episodenartige Abhandlung der einzelnen Ereignisse des vergangenen Abends. Die Aufarbeitung dieser legendären Nacht als Kniff, dieses herausfinden wollen, was überhaupt passiert ist, hält die Geschichte über 100 Minuten lang äußerst effektiv am Laufen. Durchgehende Überraschungen liefern da ihren Teil und die Spielfreude der Stars von Bradley über Zach bis Ian Anthony Dale, der darauf bestand, seinen ersten Auftritt völlig nackt durchzuführen weil das witziger sei (da hatte er irgendwie recht) tut ihr übriges.
                                              Die Geschichte balanciert dabei ununterbrochen zwischen halbwegs (minimalst) glaubwürdig und absolut abgedreht, fast schon märchenhaft in ihrer übertriebenen Art, denn wie zum Teufel das Wolfsrudel diese Masse an Ereignissen allein schon zeitlich in einer einzigen Nacht geschafft haben soll entzieht sich beim besten Willen meinem Verständnis von Raum und Zeit.
                                              Gerade dieser Märchenhafte Touch, dieses "Es war einmal in Las Vegas" entpuppt sich als große Stärke und Antriebskraft einer sehr unterhaltsamen Geschichte.
                                              Als Regisseur beweist Todd Phillips hier hervorragendes Gespür dafür, einzigartige, völlig absurde Szenen zu kreiren und schafft es dabei trotzdem, die Charaktere, Dialoge und Abläufe auf eine seltsame Art glaubhaft darzustellen. Die Charaktere entwickeln sich - äußerst ungewöhnlich für diese Art von plattem Film - aus der Geschichte, handeln auf ihre Weise nachvollziehbar, greifbar und sind es wert, sich an sie zu erinnern. Eine amerikanische Komödie der Neuzeit mit Story, guten Charakteren und einem Händchen für pointierten (wenn auch flachen) Humor? Es klingt so unglaublich, wie es wahr ist. Bei all dem Lob sollte aber nicht vergessen werden: Ja, es ist eine Buddy-Komödie, die Witze sind derb und ohne Mehrwert und letzten Endes dient dieser Film stumpfer, sinnbefreiter Unterhaltung.
                                              In diesem Genre macht "The Hangover" aber auch 13 Jahre später kaum einer was vor und Todds inszeniertes Las Vegas Chaos funktioniert deutlich besser, als das Groß der Konkurrenz. Wie man es gerade nicht macht, zeigen uns die beiden Fortsetzungen. "The Hangover" zeigt uns aber, dass, wenn man sich Mühe gibt und Herzblut reinsteckt, auch eine stumpfe Komödie ein guter Film sein kann. Eine Tatsache, die ganz viele von Todd Phillips Kollegen bis heute nicht verstanden haben.

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                                              • "Welche bekannten Mutanten wollt ihr gerne als erstes im MCU sehen?"
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                                                Sharktopus (Sharktopus)
                                                Michelangelo (Teenage Mutant Ninja Turtles)
                                                Melvin Ferd (the Toxic Avenger)
                                                Leela (Futurama)

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                                                    Cpt.Tremors 06.07.2022, 12:19 Geändert 06.07.2022, 12:21

                                                    Hä, was geht denn hier ab? 3.7 für nen Marvelfilm bisher? Dabei sind das doch alles absolute Meisterwerke?! Mit Taika Waititi habe ich irgendwie meine Probleme, weil seine Sachen irgendwie eine sehr kurze Lebensdauer haben, finde ich. Thor 3 und Jojo Rabbit haben beide 1x schauen Spaß gemacht und wurden gut bewertet. Beim zweiten Mal waren die Witze langweilig und ausgelutscht - ich habe beide Filme abbrechen müssen. Thor 4 läuft glaube ich ohne mich im Kino

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