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Alle Kommentare von dbeutner
Die Punkte gehen in allererster Linie an James Gandolfini, und selbst da müsste man eigentlich kritisch anmerken: Er kommt von seiner behäbigen Tony-Soprano-Rolle nicht recht weg. Egal, dieser Kerl hat Wucht, und an der kann man sich schon gerne satt sehen.
Der Rest ist eher zum Abschuss freigegeben: Melissa Leo (zB ganz toll besetzt in "Red State") wird von Drehbuch und Regie gleichermaßen in die Ecke der übertrockenen Mutterfigur gedrängt, die nun wirklich niemand haben will. Kristen Stewart hatte ich noch nie gesehen, kannte nur den Namen; nun, nicht mehr als eine sehr mittelmäßig aussehende Darstellerin, die sich zum Ende hin ein paar Szenen zurechtstottert, wo es keine Begründung gibt, warum diese Szenen nicht direkt in den Müll wanderten, ansonsten kann sie sich schauspielerisch einigermaßen halten, mehr aber auch nicht. Auch hier wieder eher Regie-Fragwürdigkeiten, warum die Maske zB immer wieder so dick hinlangen musste und die Augen - bis zur plötzlichen Wandlung - einfach immer noch etwas verheulter aussehen lassen musste. Drama komm raus, Du bist umzingelt.
In erster Linie aber besteht die Zumutung des Films im Drehbuch (und in der Regie, die den Müll umgesetzt hat): Zack tauchen ein paar fremde Leute auf, befehlen das Mädchen etwas rum, und in Nullkommanix streitet man und findet sich dann wieder nett, als ob man schon 20 Jahre Vater Mutter Kind gespielt hätte... Einfach nur grausam, so eine Geschichte so platt darzubieten. Da funktioniert über lange Strecken rein gar nicht mit der Glaubwürdigkeit, und wenn man mich als Zuschauer nicht ernst nimmt, kann ich auch den Film nicht mehr ernst nehmen.
Wenn Papa Ridley Scott zusammen mit seinem Bruder Tony seinem Sohnemann eine Regie zuspielt und das Zeugs produziert, dann sollte der Papa seinem Sohn im Zweifelsfall auch sagen: Nee nee, besorg Dir mal ein besseres Drehbuch. Verstehe immer wieder nicht, wie man an sich selbst so geringe Ansprüche stellen kann...
Eigentlich ist alles schon geschrieben, vor allen in den Verrissen: Schwache Story, was mich in der ersten Hälfte nicht sonderlich gestört hatte, da es bis dahin noch irgendwo unter der Rubrik "schlichter solider Actionstreifen mit schicken Bildern" lief. Spätestens dann aberr verabschiedet sich das Team von Skript und Regie von jedem Anspruch, und eine Doofigkeit (;-)) nach der anderen taucht auf. Richtig fies wird's nochmal am Ende, wenn sich der Film erdreistet, "Hurt" von Johnny Cash zu spielen - da hat sich der Film aber doch etwas zu wichtig genommen, Cash spielt doch mindestens vier Kunst-Ligen über Colombiana...
Ja, dennoch mehr Punkte als die meisten Verrisse, weil ich eh nur auf schlichte Action eingestellt war und so meine Erwartungshaltung nur mäßig unterlaufen wurde. Zudem gab es immerhin wenige, die aber wirklich nette gute Szenen, für die man sich auf schon wieder gefreut hat. Allerdings in Summe wirklich, naja, "storyschwach" ist kaum ein Ausdruck...
Es ist lange her, dass ich den das erste Mal gesehen habe, und ich hatte ihm dann aus der dunklen Erinnerung heraus instinktiv 9 Punkte gegeben. Das passt auch für eine Erstsichtung weiterhin, aber eigentlich messe ich meine zu vergebenen Punkte mehr am "Allzeitwert" eines Films, und da muss ich nach der zweiten Sichtung etwas nach unten korrigieren. Das erste Mal wird um die 5 Jahre her sein, so kannte ich also nicht mehr alle Details, aber doch ausreichend, um nicht mehr vom "geheimnisvollen Strudel" erfasst zu werden. Im Gegenteil langweilte mich das Rätselspiel eher etwas.
Der Film besticht durch seine ruhige düstere Art, die vor allem die Kamera sehr gut einfängt, und - durch Christian Bale. Der Rest ist gut besetztes Kino mit einer Story, die leider etwas mehr vorgaukelt als sie hinterher einlöst. Da lobe ich mir Lynch - selbst wenn man mal einen "rationalen" Zugang zu einem Film gefunden hat - das Seherlebnis wird dadurch keinen Millimeter geschmälert. Die eigentliche Story des Maschinisten ist hingegen leider zu schlicht.
Dennoch ein Must-See, wenn auch einmal eher reicht.
Sounds like: "Novemberkind - Teil II"... Nee danke...
Trash kann ganz toll sein, aber auch für Trash liegt die Messlatte spätestens seit "Angriff der Killertomaten" nicht ganz niedrig... Die Story hier hat Trashpotential, keine Frage, und das schimmert auch ab und an durch. Aber wie schon von anderen erwähnt, ist das darstellerische Potential doch des öfteren sehr, sehr begrenzt (inkl. Simone Bailly!!!). Was mich wirklich beleidigt hat ist die Sound-Umsetzung bzw. das Fehler derselben; das war nicht Trash, das war drei Klassen drunter, und da meine Ohren bei Filmen doch ähnlich bedient werden wollen wie die Augen...
Wie gesagt, durch das durchschimmernde Potential gab es den einen oder anderen Schmunzler, keine Frage, aber viel mehr leider nicht. Wer nicht sehr hartgesotten ist und grundsätzlich einen Kiffer-Zombie-Trashfilm meint, mögen zu *können*, sollte lieber einen ganz, ganz weiten Bogen drum machen.
Ich bin ja immer sehr für Differenzierung - unfraglich ist Refn ein Regisseur, dessen Name man sich doll einprägen sollte. Aber die weitgehende Kritiklosigkeit ggü Driver (immerhin: "dem klaren, ja sogar leeren Gesicht" -- leer ist nicht schwer!) und Valhalla Rising sind mir schon etwas zu sehr "Fangesabber" ;-) --- Auf zwei weitere wirklich gute Werke hat Kadmon ja schon hingewiesen - die im Artikel vorgenommene Filmauswahl rechtfertigt einen Kultstatus für Refn mE gerade eher nicht (nur "Bronson" fehlt mir noch). Und ob Gosling der Bringer ist, wird sich in "Only God Forgives" zeigen -- gerade zum Typen des introvertiert Stillen hat Turturro in Fear-X gezeigt, wie so etwas mit Format gespielt wird, dagegen wirkt Gosling doch wie ein Schnullerbaby...
Mal wieder ein schwierig zu bewertender Kandidat, da der Film zwei Seiten hat: Auf der einen Seite sehr starkes Schauspielerkino (Paul Bettany, Kevin Spacey, Jeremy Irons, Demy Moore und Stanley Tucci - letzterer leider wieder mal nur in einer Nebenrolle) und eine lässig ruhige Erzählweise, passende Kamera & Schnitt. Formal also ziemlich rund, wenn auch die ruhige Erzählweise zugleich einen Höhepunkt mit der Zeit vermissen lässt, womit wir aber auch schon auf der anderen Seite des Films sind, dem inhaltlichen Teil. Das Thema des Films wurde in gewisser Weise richtig in den Sand gesetzt, denn mit der Beschränkung der Darstellung auf einen rel. kleinen inneren Kreis der Bank weigert sich der Film auf geradezu brutale Art, die Komplexität der Abhängigkeiten von Wirtschaft, Politik, Medien etc auch nur zu akzeptieren. Das könnte verzeihlich sein, wenn der Film gar nicht auf das "große Thema" hinaus wollte, sondern zB einen Thriller innerhalb des Bankensystems aus dem Stoff gemacht hätte. Genau das tut er aber nicht und scheitert damit inhaltlich an seinen eigenen gesetzten Maßstäben.
Daher werte ich auch mal noch deutlicher getrennt: Darstellerisch und sonstige formale Dinge betrachtet spielt der Film locker im gehobenen 8.5-Punkte-Bereich, ist schon eher als besondere Perle anzusehen. Inhaltlich haben wir es eher mit max. 5 Punkten zu tun - in der Schule würde man sagen: Thema verfehlt, setzen. Da jetzt 7 Gesamtpunkte draus zu machen ist in gewisser Weise etwas beliebig - normalerweise sind 7-er Filme für mich solche, bei denen ich auch auf den Wunsch anderer mich eher weigere, den Film noch einmal zu sehen. Das dürfte die erste Ausnahme sein, weil mich starke DarstellerInnen nun einmal reizen - auch wenn man ihnen hier eher bei inhaltlichem Unsinn zuschaut.
Der Film dümpelt freundlich vor sich hin, darstellerisch ist fast alles überdurchschnittlich, der Cast wirft aber auch mit vielen Namen um sich; Timothy Hutton wirkt wie Bully Herbig in sympathisch, Natalie Portman ist ja ganz süß, aber doch noch ein zwei Jahre zu jung für die konkrete Rolle, so dass dieser Part leider etwas überkünstelt wirkt. Aber all das möchte ich nicht als scharfe Kritik anbringen - nur ebenso fehlt es an positiven Höhepunkten.
Das Ende droht kurz etwas arg moralisch zu werden, der Film reißt sich aber gerade noch einmal so zusammen und läuft auf unaufgeregte Art und Weise aus.
In jedem Fall bei Winterwetter zu genießen, insofern habe ich das im Schneechaos im Hochschwarzwald schon genau richtig gemacht - im Sommer wäre ich vermutlich nur auf sieben Punkte gekommen ;-)
Der Film startet sehr stark und intensiv, Wecker in Dresden bei einer der Nazi-Blockaden, Rückblicke auf Rostock-Lichtenhagen, 68er, Benno Ohnesorg, ein ca. 20-minütiger Auftakt, der an die Substanz geht und zugleich historische Hintergründe der beiden Musiker zu Grunde legt. Sehr vielversprechend, aber leider wird weder das Niveau noch die Richtung konsequent gehalten.
Für eine Dokumentation über den politischen Hintergrund wird zu wenig nachgefragt, zu wenig angeeckt. Insbesondere Wader (man muss sich als rel. junger Kerl ja beinahe outen, ihn zu mögen, auch wenn meine intensive "Hörzeit" fast 20 Jahre her ist) mit seinen Widersprüchen und Verirrungen wird nicht hinterfragt. So erzählt er auf der einen Seite, dass er sich rational seines "Bauch-Rassismus" entledigen muss; gleichzeitig ist es aber mit einer rationalen Verarbeitung seiner Verhaftung und seines Missbrauchs durch die RAF / Gudrun Ensslin nicht weit her, wenn er offensichtlich persönlich tief gekränkt völlig kritik- und fragenlos den von Politik und Springer-Presse genutzten Kampfbegriff "Baader-Meinhof-Bande" übernimmt und sich auch sonst nicht gerade rational reflektiert äußert - und das nach 40 Jahren.
Für eine persönliche / private Betrachtung - die es in Ansätzen auch gibt - ist aber auch dieses Thema zu oberflächlich abgehandelt. Man erfährt ein wenig über das Kennenlernen der Frau Weckers, aber dann wird auch wieder Stopp gemacht. Ähnlich bei Wader, da wird ein bisschen Windmühlenromantik betrieben und welche Bäume oder gar ältere Rosenstöcke auf Waders pflanzende Hände zurückgehen, eher Kitsch bis knapp an den Rand der Peinlichkeit, und dann wird wieder abgedreht.
Wäre die Doku vor 20 Jahren oder mehr entstanden, hätte sie vielleicht auch noch mehr Würze aufweisen können. Heute ist das Gefälle zwischen den beiden Personen zu groß, Wecker auf der einen Seite, immer noch vor Kraft und Intensität nur so strotzend, jemand, der noch etwas zu sagen hat, sich neue Gedanken macht, weiter kommt, Wader auf der anderen, eher ein älterer Herr, der auch geistig in die Jahre gekommen ist - das ist nicht vorwerfbar, aber ich war mitunter schon fast peinlich berührt von Momenten, die schon Züge der Zurschaustellung bekamen.
Wer mit beiden Musikern aber irgendeine Geschichte selbst verbindet, sollte sich ohne große Vorbehalte den Film ansehen. Wecker-Fans werden eher gestärkt, Wader-Fans eher desillusioniert den Saal verlassen, wer beide mag, kann sein Bild etwas zurechtrücken (wie es mir vor allem zu Wader erging) - daneben gibt es aber auch noch schlicht unterhaltende Momente, etwa den Zickenkrieg der Roadies, die ihre jeweiligen Chefs in jeweils bestem Licht sehen wollen - das geht bis ins Absurde, aber bringt Lacher.
Trüber deutscher Film, der sich einreiht in bemüht-dramatisch-dilletantisches Ost-West-Kino der letzten 10 Jahre. Hätte auch von Andreas Dresen stammen können. Wer die Darsteller lobt, muss schon irgendeinen Heimatbonus zu verteilen haben, denn im Vergleich mit "echten SchauspielerInnen" dreht sich das ganze durchgehend an der Schmerzgrenze. Ulrich Matthes ist zwar sympathisch, sticht aber leider nicht weniger negativ aus dem Restensemble hervor, wenn auch gerade seine Rolle vom Drehbuch her besonders "herausfordernd" angelegt ist. Da aber Drehbuch und Regie von Christian Schwochow stammen, liegt die Verantwortung wenigstens rel. zentral bei einer Person, die sich bei mir damit sofort auf die BlackList katalputiert hat.
Nach erheblichen Anfangsschwierigkeiten - in den ersten 20-30 Minuten versteht der Film es einfach nicht, eine Geschichte einzuleiten / zu erzählen - erstaunlich gut funktionierendes Drama, welches eine sehr eigene und interessante Perspektive bietet - aus dem Blickwinkel eines (der vielen) Kinder, um die sich die schwarzen "Ersatzmamas" gekümmert haben, bzw. aus dem Blickwinkel einer solchen schwarzen Dienstfrau, bei denen Kinder aufwuchsen - die in 98% der Fälle zu den gleichen unglaublichen RassistInnen wurden, wie ihre Eltern. Skeeter bricht aus dem Schema aus, und auch wenn der Ansatz, über die Erfahrungen und Wahrnehmungen des "Dienstpersonals" zu schreiben und zu veröffentlichen, nicht unmittelbar revolutionär klingt, so ist er das vor allem aus unserer rel. (!) aufgeklärten Perspektive nicht, in der porträtierten Zeit - gerade mal wenige Jahrzehnte her (und auch heute möchte ich nicht in den Südstaaten wohnen...) - funktioniert der Ansatz natürlich (da ist es hilfreich, dass die Gesetze zitiert werden, um zu verstehen, dass es eben doch - ein bisschen - revolutionär ist).
Klar kann man dem Film vorwerfen, seine Figuren rel. eindimensional zu zeichnen; insb. die weißen Hausfrauen mit ihrem Hausfrauenrassismus geraten beinahe wie Aliens in einem Science-Fiction - innerlich und äußerlich uniform. Und dass die Umstände nur schlecht genug sein müssen, und plötzlich stehen alle schwarzen Dienstmädchen beisammen - Komponenten des vereinfachenden Kitsches. Will ich aber alles gar nicht groß kritisieren, ist ja schließlich keine Doku, sondern ein Film; rel. plakativ, aber in Ordnung, und man erschrickt ausreichend.
Darstellerisch sehr stark und ohne Mängel auch in der technischen Umsetzung, bleibt ein Film, der mal etwas anders und dabei wirklich in Ordnung ist, ohne am Ende begeistern zu können und auch noch eine große Schwäche in der Erzähleröffnung hat (und dort vor allem riesiges Kürzungspotential). Übertrifft die 6-Punkte-Vorhersage ohne Frage, aber viel mehr am Ende auch nicht.
Beeindruckender Film, aber doch etwas kollektiv überbewertet hier. Beim Sehen fühlte sich das Werk erstmal überhaupt nicht nach 1985 an, sondern eher nach 1943; das Gute daran ist, dass das ja auch die Zeit des Films umsetzt; allerdings entsteht das Gefühl dabei nicht nur vom Visuellen her, sondern auch durch die mitschwingende kommunistische Sichtweise / Propaganda, die man wirklich nicht ausblenden sollte (was aber hier durchgehend geschieht). Insofern habe ich einmal mehr Schwierigkeiten, dem Ganzen das doch recht universelle Siegel "Antikriegsfilm" aufzurücken, denn es geht schon um die Betrachtung des Kriegs der Nazis; das "heimische" Gefühl bei den Partisanen, die russische Volksseele, die auch bewaffnet zusammenhält, wird zumindest nur in Ansätzen hinterfragt, in gleichen Teilen aber auch immer wieder tendenziell glorifiziert.
Natürlich liegt der Vergleich zu "Apokalypse Now" rel. nah, und diesbezüglich muss man attestieren, dass "Komm und sieh!" sich auf hohem Niveau befindet, was die Darstellung des Wahnsinns des Krieges betrifft.
Es bleiben aber neben der grundsätzlichen Kritik auch Teile mit Längen bzw. etwas zäher Darstellung, die das "Filmvergnügen" (ja, merkwürdige Wortwahl) doch zusätzlich schmälern.
Kurzum: Sehr beeindruckend, bedeutend, aber ganz bestimmt nicht das ganz ganz große Ausnahmeding, als welches es hier wie beim Staffellauf herumgereicht wird. Die Umsetzung selbst ist daneben ja eher "normal russisch", Tarkovsky-Gewohnte werden sich von der Darstellung nicht überrascht zeigen - und seien wir ehrlich, Tarkovsky ist dabei, trotz epischer Darstellung, dichter in der Erzählung.
Männerfilm der schlechten Sorte: Im Kern sehen wir den einen um den anderen "Gladiatorenkampf", bei dem einer von beiden ganz kräftig was auf die Nüsse bekommt und fünf Sekunden später wieder die Oberhand gewinnt. Helden! Achnee, Trottel. Das ganze Setting drumrum ist einfach nur doof (Internet-Schaukämpfe, die ein Oberguru veranstaltet - Samuel L. Jackson -- war alt und brauchte mal wieder das Geld?), vor allem aber gibt sich der Film auch noch so ein bisschen pseudokritisch, in dem die Gier der ZuschauerInnen dargestellt wird. Nicht nur, dass das ständige Einblenden einer Gruppe junger Leute, die die Kämpfe verfolgt (die Frauen sind immerhin ein wenig angewidert), völlig kontextfrei erfolgt (da gibt es keinerlei Geschichte hinter dieser Gruppe, nur immer wieder "Awesome!"); vor allem ist der Film in seiner Gewaltdarstellung immer wieder so explizit, dass der Film eben auch nichts anderes tut als die "angeprangerte" Lust am Kaputten zu befriedigen, ohne jedes Augenzwinkern, und eben ohne der Darstellung der Belustigten etwas Distanziertes abzugewinnen (wie zB in Natural Born Killers, aber die Filme auch nur in Ansätzen zu vergleichen verbietet sich eigentlich eh).
Hat man sich durch das Werk durchgebissen - und ich muss zugeben, dass ich eine gewisse Spannung empfunden habe, in allererster Linie war es aber die Spannung "Kommt da noch was dolles?" - kommt das dicke Ende, dass ich jetzt nicht spoilern möchte, was aber dem ganzen noch einmal die Krone aufsetzt. Nur soviel: "Die Männer mussten eh sterben, aber denk daran, wie viele Du gerettet hast!". Unlogisch, krank, kaputt, einfach nur oberdoof.
Dann gibt es noch ein paar Filmzitate, die aber sehr sehr grob reingehauen werden; das "Office Space" zitiert wird, diesmal in Asien, hat ein müdes wohlwollendes Lächeln bei mir ausgelöst, aber lustig oder so wird es dadurch auch nicht. Auch die anderen Zitate kommen wenig subtil daher.
Insgesamt ein Heldenfilm für intellektuell minder stark ausgestattete Männer, technisch teilweise interessant, aber viel besser kann man eigentlich nicht drüber reden, inhaltlich zwischen fragwürdig und Komplettunsinn, immerhin mit einer nackten Katia Winter, die noch wie ein Mensch und weniger wie ein Standardmodell aussieht. Aber ob das in diesem Kontext schon ein Pluspunkt ist?
Der eigentlich sehr tolle Humor von "Paul" findet vor allen zwischen den Zeilen / Bildern statt, das wirklich Komische sind weniger die offensichtlich gesetzten Witze als vielmehr die kleinen Dinge, über die man erst einmal eine Sekunde nachdenken muss. Schon von daher kann ich mir hier mal wieder nicht im Ansatz vorstellen, wie das synchronisiert funktionieren soll, zumal dann auch noch hier berichtet wird, dass die Synchro über das Standardmaß hinaus übel ist. Also dringend: O-Ton.
Und dieser leise tolle Humor trägt dann auch eine ganze Weile, die erste Hälfte des Films hat bei mir lange auf 8 Punkte gezeigt. Leider kommt dann irgendwann doch Spielberg in den Film, und ich meine nicht die historische Szene, sondern den Film, den wir gerade selbst sehen. Ein bisschen Wehmut, ein bisschen Kitsch - und all das dermaßen überflüssig, da der Film zumindest so oder so nix für kleine Kinder ist (die Vogel-Szene zB - gut, hier war der Witz eher brachial, aber schwarz, trocken und unerwartet). Wieso spült sich der Film dann mit der Dauer selbst weich?
Das ist sehr sehr schade, aber davon abgesehen: Simon Pegg und Nick Frost machen Spaß wie eh und je, und wenn man gute Laune hat und des Englischen mächtig ist, lohnt sich der Film, auch wenn man für das Rührselige in der zweiten Hälfte Greg Mottola selbst verschlingen möchte. Chance auf etwas Großes vergeben, da zu unentschlossen.
Diane Krüger in der Gewalt der bösen Taliban. Zu schön um wahr zu sein ;-)
Noch ein Grund mehr, sich gegen Militäreinsätze zu engagieren :-)
Ne Gruppe bekloppter Kreuzzügler schippert bei dichtem Nebel übers Wasser und bekommt gar nicht das heilige Land, sondern eher den Untergang. Mit an Bord das stumme Einauge, das auch ab und zu jemanden zertrümmert, wenn's in seinem Auge (kann ja schlecht schreiben: in seinen Augen) nötig ist. Wow. Ein kleiner blonder Junge ist auch dabei, da aber nicht Peter Greenaway Regie geführt hat, sondern Nicolas Winding Refn, darf der weder singen noch ins Wasser pinkeln.
Nun gut, sowas könnte man sicherlich auch groß und bedeutend umsetzen, aber davon kann hier kaum die Rede sein. Refn, dessen Werk ich gerade komplett durchschaue, macht es sich hier viel zu leicht, in dem er vor allem auf Bilder setzt. Und natürlich sind die schon irgendwie besonders, aber viel mehr auch nicht. Berge, Nebel, Berge; das ganze chromatisch leicht verändert und ab und zu in Rot getaucht. Nein, dass ist nicht Kunst, dass sind "Kunsteffekte". Und das eine impliziert keineswegs das andere. Den Film zu 80% in SlowMotion ablaufen zu lassen, macht es auch nicht tiefer, sondern nur länger.
Mikkelsen macht hier den stummen Helden, Refn steht ja scheinbar drauf: In "Drive" darf Ryan Gosling den abgeben (scheitert); in Fear-X John Turturro (großartig), und hier Mads Mikkelsen, der durch Refn's (tolle) Pusher und Bleeder erst groß rauskam. Mikkelsen hat natürlich mehr Wucht als Gosling, aber so einen Mann gleich nicht mal ein einziges Wort sprechen zu lassen ist etwa so, wie Tim Robbins in "The Secret Life of Words" im Bett liegen zu lassen (der darf sich am Ende trotzdem nochmal erheben und mit seiner Präsenz für ein paar Minuten um sich werfen).
"Pseudo" ist wohl die richtige Kategorie für den Film. Oder "WannaBe". Ist vermutlich ein Film, den man auf Heroin richtig groß finden kann. Ist aber nicht meine Droge, daher das hier auch nicht mein Film. Fürs Bemühen und vor allem ein paar Charaktere zu Beginn noch ein paar Anerkennungspunkte, wobei eine reine "wie-doll-hat-der-mich-interessiert"-Bewertung deutlich schlimmer aussähe. Aber da gibt es Filme, die ich handwerklich noch viel schlimmer finde, die nicht mal etwas sein /wollen/ - für die muss ja auch noch Platz nach unten bleiben...
So ein starker Film, und so unbekannt: John Turturro in gewohnt grandioser Qualität in einem Film von Nicolas Winding Refn (Pusher-Trilogie, Valhalla Rising, aktuell: Drive), dessen Namen man sich wohl einfach mal stärker einprägen muss. Daneben spielt auch noch "Dexters Vater", James Remar, eine zentrale Rolle, und während "Dexters Vater" ja doch eher eindimensional angelegt ist, spielt Remar hier zwar wieder einen Polizisten, aber so feinfühlig differenziert, dass es eine reine Freude ist.
Da hier jede Inhaltsangabe fehlt, hole ich die gerad mal grob nach: Harry Cain ist Wachmann in einer Mall, in deren Tiefgarage seine Frau erschossen wurde. Seitdem ist er innerlich leer, introvertiert, auf der Suche nach dem "Warum". Bei seinen Nachforschungen stößt er dann auf eine weiterverfolgbare Spur, in der vor allem ein Polizist eine Rolle spielt, der einer Gruppe angehört, die korrupte Kollegen aus dem Weg räumt. Doch was hat das mit dem Tod seiner Frau zu tun...?!
Der Film besticht vor allem durch seine subtile Spannung und die Intensität, mit der Turturro sich weitgehend stumm und introvertiert durch den Film bewegt. Hatte ich gerade "Drive" gesehen und mich doch geärgert über die Leere, die Ryan Gosling ausstrahlte, so nutzt Refn hier zwar sehr ähnliche Mittel, um den Charakter zu zeichnen, nur dass Turturro dem jungen Gosling darstellerisch zeigt, wo der Hammer hängt. Ganz unabhängig von dem inhaltlichen Fortschritt ist es schon eine große Freude, diesem Überschauspieler zuzuschauen, wie er aus dem Nichts Tiefe zaubert.
Ton, Musik und Rest passen ebenso gut zusammen, vor allem aber die auch schon von "momopipi" benannte Kamera: Smooth und "unmerklich" gut, unaufdringlich, aber perfekt.
Leider gibt es ein "Aber". Zwar ist die Entwicklung des Films, die durchaus immer weiter düster wird, eine klare Referenz an David Lynch; allerdings wird in Lynchs Filmen nicht zunächst eine sehr rationale Frage ("Warum starb meine Frau?!") aufgeworfen, sondern Lynchs Filme leben praktisch immer von Beginn an von Stimmung und einer gewissen Irrationalität. "Fear X" gaukelt uns zunächst die Suche nach einer rationalen Lösung vor, um am Ende zu sagen: Die liefern wir aber leider nicht ab! Ich mag rationale Film, ich mag irrationale Filme, aber diese Kombination in diesem Film gehört zumindest nicht zur Stärke des Films. Zugleich ist es nicht sonderlich schwierig, sich eine schlüssige rationale Interpretation zurecht zu stricken, dafür werden reichlich Hinweise gestreut, und ich behaupte sogar, die "Lösung" liegt nach exakt einer Stunde für den Zuschauer auf dem Tisch. Das macht das mehr als offene Ende aber nicht wett, zumal die Geschichte, die der Film /nicht/ erzählt (oder zumindest nicht bestätigt, sondern offen lässt), schon recht lang ist. (Ich habe im Netz recht "irrationale" Erklärungen gefunden, meine ist keine, sondern fast durch und durch rational.)
Der Film ist in Deutschland nicht verlegt worden (unglaublich), aber man kann ihn in England beziehen. Es gibt weder deutsche noch englische Untertitel, allerdings ist das Englisch so dermaßen schon fast überdeutlich, dass es auch keiner Untertitel bedarf. Wer Lynch und Turturro mag, sollte sich den Film definitiv ansehen!
Gemeinschaftlich versemmelt! Schade Schade. Ich hatte mich schon lange auf den Film gefreut, versprachen doch Cast, Regisseur und Thema gemeinsam, mich in den Bann zu ziehen, fast vorbehaltslos (bei Jodie Foster war ich eher noch zu skeptisch, die ist sonst nicht so mein Ding).
Um es vorwegzunehmen: "Grottenschlecht" ist der Film sicherlich nicht, aber ihm ist so vieles vorzuwerfen, dass das Enttäuschungsgefühl doch deutlich überwiegt. Vor allem stellt sich mit voranschreitender Spieldauer immer mehr das Gefühl ein, dass es nur noch abwärts geht, und das Gefühl täuscht auch nicht. Habe ich zunächst noch die ersten Schlagabtausche gespannt verfolgt, bei den Witzen geschmunzelt bis gelacht, so sind irgendwann, spätestens nach der Hälfte des Films, Spannung und Lachen aus meinem Gesicht gewichen um am Ende mehr einem enttäuschten Entsetzen zu weichen, wie man so eine Vorlage so gründlich ins Abseits transportieren kann. Wenn man beim zweiten Telefonat noch lacht und dann jedes mal drei Prozentpunkte weniger, dann ist halt irgendwann schluss mit lustig.
Gescheitert sind alle mE vor allem an der sicherlich nicht geringen Herausforderung, ein Stück, welches sehr explizit die Welt des Theaters bedient, in den Film zu übertragen. Keine Frage, das wird immer eine Herausforderung sein, aber die Meister ihres Faches können das eigentlich (El Método von Marcelo Piñeyro!). Wenn das Paar, schon komplett gegenseitig angewidert, sich zum dritten Mal vom Hausflur zurück in die Wohnung begibt, möchte man Polanski zurufen: Film! Nicht Theater! (Und schon dreimal nicht Komödiantenstadl!; was aber dennoch auch später eher der Maßstab ist (jaja, das ist jetzt etwas böse, aber die Richtung...), wenn klar wird, Charaktere sollen hier nicht gezeichnet werden, sondern Szenen, die unterhalten sollen.)
Nun ist die Vorlage allerdings selbst schon ein Stück, bei welchem ich mich eher bestätigt fühlen würde bei meiner allgemeinen Skepsis ggü Theater. Heißt nicht, dass ich Theater nicht toll finden kann, nur gibt es großes Theater - jedenfalls an den kleinen Bühnen, an denen ich war - sehr sehr selten. Und ein Stück, welches großes Potential für subtile Anmerkungen zur Funktionsweise bürgerlicher Werte und Scheinwerte hat, in einen besoffenen Zustand fahren zu lassen, ist einfach alles, nur nicht subtil. Und es ist auch nicht schleichender Wein, sondern natürlich der schottische Whiskey, der dann auch schneller den Hammer schwingen lässt...
Gemeinschaftlich versemmelt, da mich nicht nur Polanski maßlos enttäuscht hat in seinem Anspruch an sich selbst, sondern das ganze wird auch willfährig vom gesamten Cast mit in den Sand gesetzt. Will da gar keine große Rangfolge aufstellen, John C. Reilly tappt zwar auch in Theatermonologe, die hölzern klingen (und ich rede vom O-Ton), aber seine Gesamtperformance ist noch die beste - dennoch schade, dass niemand Polanski überzeugen wollte oder konnte, das Werk doch lieber wegzuwerfen, man hat's halt nicht gepackt. Besetzt ist der Film im Grunde sehr gut, wie der Anfang zeigt, die Rollen passen (wenn auch Waltz bei seinem zweiten internationalen Großauftritt schon wieder den überheblichen spielen kann, was schon deshalb befremdet, da so eine Rolle ja nicht die grundsätzlich schwierigste ist, was ich schon seinerzeit bei Tarantino bemängelte, wo alle jubelten).
Dabei! Polanski! Hauptdarsteller in einem der besten Kammerspiele überhaupt, wenn nicht gar im besten: Una pura formalità (Guiseppe Tornatore). Ja, stehe ein bisschen fassungslos da. Mal wieder: Jammerjammerschade.
Ich muss zugeben, ich hatte warnende Worte gehört, aber ich wollte sie nicht glauben. Und so will ich auch niemanden davon abhalten, in den Film zu gehen, der oder die eine ähnliche grundsätzliche Erwartungshaltung hat wie ich. Alle äußeren Parameter scheinen ja auch zu stimmen. Und in der ersten Viertelstunde, es mögen auch zwanzig Minuten gewesen sein, schimmert das Potential auch durch. Mehr gibt's leider nicht zu sehen.
Hm, hm, hm... Von allen/allem mehr erwartet: Nicolas Winding Refn als Regiekopf hinter der von mir sehr geliebten Pusher-Trilogie; Ryan Gosling, den ich zumindest einmal einfach extrem stark erlebt habe ("Das perfekte Verbrechen", großes Darstellerkino mit/gegen Anthony Hopkins, und Gosling auf Augenhöhe); eine 9.5-Vorhersage und Kommentare, die mit 10 Punkten oder zumindest knapp drunter nur so um sich werfen.
Nein, das ist nicht gerechtfertigt. Und ich behaupte auch, dass es sich hier einige etwas zu einfach machen: "Schweigen ist Gold" ist ja gut und schön, und wirklich ruhige Filme mögen ja "mutig" sein, aber wenn Ryan Gosling fast nie etwas sagt, den Blick vor sich oder ins Leere richtet, auch wenn man eigentlich auf den Dialogpartner schauen würde, und auch der Rest nur "ausdrucksstarke Ausdruckslosigkeit" ist - sorry, aber das kann wirklich jeder Durchschnittsdarsteller. Das ist zumindest keine besondere Leistung, wobei Gosling da vermutlich der geringste Vorwurf zu machen ist, denn, na klar, so ist die Figur angelegt und so hat Refn es offensichtlich umsetzen wollen. Nein, das ist nicht mutig, sondern schlicht.
Die Schlichtheit der Geschichte passt irgendwo dazu, aber da will ich gar nicht groß ablästern, denn daran störe ich mich auch sonst selten, wenn's stark inszeniert ist. Und "Drive" /hat/ durchaus starke Momente, allerdings ist die Story wirklich oberoberschlicht, so dass ein paar gute Momente das noch nicht vollends glattbügeln. Insgesamt ist die zweite Hälfte des Films deutlich gewalttätiger, teilweise sehr explizit und vor allem düster. Das alles geht fast in Richtung von jüngeren Cronenbergs wie etwa "Eastern Promises", aber na gut, da ist schon noch ne Klasse dazwischen. Dennoch war es insbesondere dieser Teil, der mich am meisten gefesselt hat, wobei auch die Erzählung als solche in der ersten Hälfte ausreichend interessant ist.
Nachdem ich nun gerade in der letzten Woche ein außergewöhnlich glückliches Händchen bei meiner Filmauswahl hatte, stachen hier nun die Kritikpunkte einfach zu sehr hervor, als dass der Film noch mit einer 8 davon kommt. Neben dem schon Erwähnten ist der Sound wirklich nervig umgesetzt: Passagen ohne Hintergrundgeräusche oder fast komplett ohne Geräusche, oder auch Gespräche auf Nuschellautstärke wechseln sich ab mit Geballer und Autogeräuschen, dass man Angst hat, dass einem gleich die Lautsprechermembrane um die Ohren fliegen. Effekthascherei, die mehr anstrengt als zu begeistern.
Hört sich alles nach böser zerreißender Kritik an, ist gar nicht so gemeint. Fühlte mich gut unterhalten von einem Film, der seine Schwächen sehr deutlich vor sich her trug, und wenn andere nur feiern, dann reite ich eben auf den Schwächen etwas rum :-)
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Zweitsichtung 12 Jahre später: Da muss ich ja tolle Sachen damals um Drive herum gesehen haben ;-) Fand ihn in Summe einen Ticken besser als damals (8 Punkte statt 7,5, mehr werden das aber nicht mehr), und muss mir auch ein ganz klein bisschen selbst widersprechen - zwar ist Gosling *meist* cool durch Ausdruckslosigkeit, aber die kleinen anderen Momente existieren und sind durchaus wichtig. Und ich bleibe dabei: Refn ist dänisch am Stärkste, was ich ja auch für LvT so sagen würde. Trotzdem durchaus sehenswert, von Kult aber Meilen entfernt.
Kaum ein Film hat je so sehr das WannaBeATarantino-Ding versprüht wie dieser. Und wenn Filme mit diesem Grundgefühl aufgelegt werden, drohen sie gnadenlos zu scheitern. Und vorab: Trotz meiner subjektiven ich-habe-mich-sehr-gut-unterhalten-gefühlt-Wertung würde ich verstehen, wenn man dem Film seine "ich-möchte-gerne-groß-sein"-Attitüde übel nimmt, zumal auch dieser letztlich "natürlich" an seinem Vorbild scheitert. Hat man aber einmal begriffen, dass Tarantino nunmal zu sehr Genie ist, um nachgeeifert zu werden, und hat man dann akzeptiert, dass eine solche Kopie scheitern wird, und - vor allem - lässt sich davon nicht verstimmen, dann /kann/ ein solches Filmchen Spaß machen, und das hat hier (bei mir) funktioniert.
Auch hier ist die Inhaltsangabe auf MP (derzeit) sehr irreführend. Tes kennt Mel schon mehrere Jahre, über das Kennenlernen sind wir im "Jetzt" des Films lange hinaus. Wie das Vorbild springt auch Aaron Harvey (Buch & Regie) vor und zurück, das aber nicht ganz willkürlich, sondern zeitlich so ein bisschen wie "Memento verkehrt herum", also nicht in zwei Strängen von Anfang und Ende auf die Mitte zulaufend, sondern von der Mitte (dem "Jetzt"-Start) in Sprüngen immer weiter nach vorne und hinten, auf Anfang und Ende hin zu. Das ist auch so umgesetzt, dass mit jedem Happen das Interesse an der Vorgeschichte respektive das Interesse am weiteren Verlauf der Story weiter angeheizt wird, insofern nicht einfach nur ein plumpes Stilmittel, sondern mit ausreichend Wirkung versehen.
Thematisch ist das ganze eine Mischung aus Kill Bill und Death Proof, wobei es schon in Richtung Beleidigung des großen Meisters geht, hier geradezu Analogien zu ziehen. Catch .44 (Wortspiel auch "Catch [2*] 22" und "Fang Dir ne .44er ein") - wenn man den Vergleich wertend ziehen will - fehlt es an Coolheit und DarstellerInnen-Stärke; mit Bruce Willis ist eine direkt Referenz aufs Vorbild eingebaut, der (hager und älter werdend, aber nicht schlecht in der Richtung) hat aber nur eine geringe Screen-Time; der zweite große Name, Forrest Whitaker, spielt einmal mehr (wie in The Shield) den scheinbar-freundlich-aber-Durchgeknallten (Whitaker erscheint mir immer überschätzter). Etwas schwach auf der Brust sind aber vor allem die drei Protagonistinnen; klare zweite Reihe, und während Tarantino aus dieser berühmten Reihe die DarstellerInnen immer nach vorne schubst -- das hat Harvey offensichtlich nicht drauf. Es gibt einzelne Szenen, die isoliert betrachtet schauspielerisch fast schmerzhaft sind, aber das ganze stylische Getöse drum herum ließ mich zumindest gnädig drüber hinwegsehen. Achja - Witze oder Anekdoten im Film zu erzählen macht auch nicht gleich nen zweiten Tarantino, dazu muss die Anekdote schon sehr besonders sein und die Erzählung eine inszenatorische Meisterleistung. Auch hier: Gescheitert, aber wenn man nicht den Vergleich bemüht, absolut gesehen doch wieder nett.
Insofern empfehle ich mit einer Erwartungshaltung an diesen Film zu gehen, die "Trash" signalisiert, und sich ggf. dann doch - wie ich - einfangen lassen von der (eigentlich extrem einfach gestrickten) Geschichte, sich über kleine Skriptfragezeichen einfach hinwegzusetzen und sich zu freuen über eine Art zeitlichen Auffüller zwischen den "echten" Tarantinos. Dann kann's wirklich nett werden, und trotz aller Kritik empfand ich den Film so.
Wer den Schüler Harvey allerdings 93 Minuten lang an seinem Meister ernsthaft misst - da könnten dann auch aus Wut 4 Punkte herauskommen.
Schon eine merkwürdig tw. schlicht völlig falsche Inhaltsangabe hier - vllt. ist das näher an der Buchvorlage, den Film beschreibt es nicht im Ansatz. Ich versuche es mal fast ohne Spoiler und zumindest etwas korrekter: Der charismatische Priester einer etwas überzogenen christlichen Glaubensvereinigung (Church of the Third Millennium) erschießt im Affekt, mehr oder minder "aus Versehen", einen atheistischen Professor während eines Plausches; den mit anwesenden Carl, kleines Vorzeigeschäfchen der Kirche, überfordert das ein wenig, und er würde zu gerne die Wahrheit los werden, während der Priester sich mehr Sorgen um die Zukunft seiner Kirche und eines Großbauprojektes macht... Vor diesem Hintergrund gibt es dann diverse Verstrickungen, in denen die naiv-fundamentalistische Frau Carls, deren ex-Navy-Vater (der am Ende doch mehr an das glaubt, was er sieht, als an das, woran er zu glauben hat), ein übereifriger Unterstützer des Priesters, eine alte Bekannte aus früheren Grateful-Dead-Tagen Carls sowie ein mexikanischer "wirtschaftlicher Konkurrent" des Priesters jeweils ihre Rolle spielen - letztere Performance ist zwar überzogen, aber dennoch genussvoll spaßig.
Das Universum des Films mit seinen leicht exzentrischen Charakteren gibt vor allem für das Genre (leicht) satirische Komödie gerne viel her, und das macht dann auch den rel. hohen Unterhaltungswert aus. Pierce Brosnan ist zwar sicherlich der größte Name des Casts (von Ed Harris abgesehen, der gut, aber sehr nebenrollig angelegt ist), aber auch am fehlbesetztesten - etwas zu schmierig, etwas zu sehr "verstreuter Professor", etwas zu wenig ernsthaft charismatisch (und er /kann/ mehr und subtiler, vgl. nur "Seraphim Falls"). Der Rest spielt überzeugend auf, es gibt eine ganze Reihe von frischen Wendungen, insofern: Wirklich gute Unterhaltung, habe ich gerne gesehen.
Natürlich liegt ein Vergleich mit Smith's (unverständlicherweise von vielen ungeliebten) "Red State" nahe, und auch wenn ich nicht der erste bin, der diesen zieht, muss ich doch noch drei Worte drüber verlieren, da ich das Werk von Smith ja sehr schnell sehr doll lieben gelernt habe. "Red State" ist die deutlich bösere Version des Themas, deutlich mehr independent, aber auch: deutlich deutlicher. Unzutreffend ist natürlich der folgende Satz: "Since Smith's Red State is a horror film and Salvation Boulevard is a comedy, the two films couldn't be more different." (http://www.firstshowing.net/2011/sundance-2011-quick-reviews-salvation-boulevard-homework) - der Autor kann "Red State" nicht gesehen haben, denn die "horror film"-Klassifizierung gibt es nur in den Kategorien bei MP zB, aber nicht im echten Film... Der Unterschied ist eher, dass "Salvation Boulevard" in seiner Kirchendarstellung nur angehaucht satirisch daher kommt; die Charaktere sind sicherlich Stereotypen, ihnen fehlt aber die fratzenartige comichaftige Überhöhung, die Smith seinem Werk (nach sehr realen Vorbildern!) zugrunde gelegt hat. Zwar gibt es auch eine Kirche, die sich gegen "Salvation Boulevard" wehrt (http://www.examiner.com/culture-events-in-national/salvation-boulevard-satire-paved-with-good-intentions-review), aber die stören sich am verwendeten Kirchenzeichen, nicht am Inhalt. Und spätestens beim "Priestervergleich" muss Pierce Brosnan ggü Michael Parks noch einmal kleinlaut einpacken.
Also: Als Atheist sollte man hier inhaltlich nicht erwarten, den Bauch gekrault zu bekommen wie in "Red State", die Kirchensatire ist nur weichgespülter Hintergrund - zu einer aber dennoch sehr unterhaltsamen Komödie.
Lustig, leicht, ausreichend schwarzhumorig und keineswegs so pubertär, wie hier mitunter dargestellt (im hier öfter gezogenen Vergleich zu Hangover ist "Horrible Bosses" beinahe schon intellektuell anspruchsvoll).
Die Schwächen verorte ich da auch eher an anderen Stellen, wie etwa dem einfach zu unausgewogenen Cast: Die drei Hauptfiguren aus Reihe zweieinhalb, während die Nebenfiguren sehr prominent besetzt sind (wobei Spacey Spacey spielt (nicht originell, aber immer solide); Anniston erahnen lässt, das sie eines Tages vom Hochglanzmädchen zur Frau mutieren (hier im positiven Sinne) könnte; und Farell einfach mal ganz anders aussieht und eine Spaßperformance abliefert; Jamie Foxx - naja, der ist einfach kein Großer, aber die Rolle passt damit auch irgendwie; und dann noch eben mal Donald Sutherland so nebenbei mit Kurzauftritt - wie gesagt, unausgewogen).
Ja, die Story hätte sicher noch etwas mehr Potential gehabt, und es gibt auch kleine Hänger und zu viel szenische Wiederholungen, aber das waren für mich eher Randparameter, meine Erwartungshaltung wurde im Wesentlichen sogar übererfüllt (immer gut, geringe Erwartungen zu haben :-)).
Natürlich mindestens zwei Ligen vom "Kill the Printer"-"Office Space" entfernt, der nicht nur wegen des Themas Büro/Bosse zum Vergleich naheliegt, sondern sogar mit Jannifer Anniston in der zweiten Rolle, in der ich sie nicht zum Weglaufen fand, eine Besetzungsgemeinsamkeit hat. Aber der hat bei mir auch wahren Kultcharakter.
Ich beginne mal mit einer zumindest etwas ausführlicheren und korrekteren Inhaltszusammenfassung, als sie derzeit hier zu lesen ist: Johnny Worricker (perfekt besetzt mit Bill Nighy) ist ein älterer und vereinsamter Geheimdienstler, dem die Frauen weggelaufen und die Tochter fern geblieben ist. Sein Freund und Chef Ben verfügt über Geheimdienstmaterial mit hochbrisantem Inhalt und gibt dieses, kurz bevor er stirbt, mehreren Menschen weiter. Was nun anstellen mit diesem Material, welches die britische Regierung potentiell zu stürzen in der Lage wäre? In dieser Situation neigt Worricker zu paranoider Wahrnehmung, die allerdings so abwegig keineswegs ist...
Für mich war es innerhalb ganz weniger Tage erst der zweite Film mit Rachel Weisz (zuvor: Whistleblower), die auch hier wieder solide spielte, deren Namen ich dennoch in einem halben Jahr vermutlich nicht mehr zuordnen kann. Getragen wird der Film vor allem durch die Darstellung Nighys, der den unaufgeregten desillusionierten alten Mann wirklich vorzüglich umsetzt. Und der Film macht auch einiges richtig, wenn er (fast) darauf verzichtet, in typischer Thrilller-Standard-Manier alle "guten" am Ende "böse" sein zu lassen.
Was schade ist, dass das Thema der Geheimdienstinformationen (inoffizielle Foltergefängnisse der USA und das frühzeitige Wissen darüber und Tolerieren dieser Politik durch westeuropäische Regierungen) nur als holzschnittartiger Hintergrund für ein eher übliches Ränkespiel zwischen Politik und Geheimdienst dient. Da wäre sicherlich mehr drin gewesen. Auch das Ende läuft etwas unentschlossen dahin inkl. einer Kirchen- (Beerdigungs-)Szene, die um 98% hätte gekürzt werden können, denn auch sonntags kann ich getrost auf die Gottesdienstübertragungen im Fernsehen verzichten und habe da kein Nachholbedürfnis, schon gar nicht, wenn ich einen Thriller-Drama-Abend habe.
Der Cast ist eher hochwertig, allerdings merkt man dem Film anhand des doch überschaubaren Personenkreises und der aufzählbar vielen (vor allem Innen-)Locations an, dass es sich um eine Fernsehproduktion (BBC) handelt - aber das Niveau ist dennoch um ganze Klassen höher, als praktisch jede deutsche Fernsehproduktion.
Sehr netter Film mit einer Menge echter großer Momente und einigem britischem schwarzen Humor. Wenn man aber solche großen Momente fabrizieren kann, muss man aufpassen, dass man sein Pulver nicht zu isoliert verschießt, und daran hapert es hier leicht, 15 Minuten Kürzung wären ohne Verlust drin gewesen und hätten einiges an Hängern eliminieren können. Zudem hadere ich ein wenig mit Craig Roberts als Hauptdarsteller: Macht seine Sache gut, aber nicht überdurchschnittlich, und bleibt unter dem Esprit, der eigentlich im Film liegt; verwechselt beim Gesichtsausdruck mitunter "trocken" mit "tumb" - und ist für meinen Geschmack ganz schlicht eine Spur zu unattraktiv (ziemlich krass unattraktiv, eine Spur über das, was noch als Nerd-Darstellung durchginge, hinaus!). Mit den Mängeln reicht es nicht ganz für acht Punkte, schade schade, aber die Schwächen waren einfach zu deutlich spürbar. Dennoch: Klare Sehempfehlung.
Die Vorhersage von 9.5 Punkten ist zwar etwas nach den Sternen gegriffen, aber immerhin: Mit ganz locker eingespielten 8.0 Punkten ganz deutlich mehr mein Film als für viele andere hier. Viel möchte ich gar nicht sagen, ich mag britisch, ich mag Gangster, ich mag Farell und ich mag Thewlis. Die Rolle des letzteren ist zwar sehr eindimensional, Thewlis kann mehr, aber sei's drum. Wer das alles mag, kann sich bei der niedrigen Erwartungshaltung, die ich hatte (Vorhersage gibt es erst seit heute, /nach/ dem Film), kaum noch einkriegen vor Freuden-Überraschungen. Wenn dem Film auch etwas Rhythmus fehlt, so gibt es doch immer wieder kleine Höhepunkte, die zum Ende hin auch nicht ausgehen.
Negatives kann ich nicht groß anbringen, die Geschichte ist halt - siehe Rhythmus - nicht ganz rund erzählt, die Fäden sind etwas lose gelegt, und der Versuch, in die Liga von Layer Cake zu kommen, ist anerkennenswert, aber doch noch eine Nummer zu groß für den vorliegenden Film. Darstellerisch aber durchgehend überzeugend. Und die Filmschwester Farells (Wiedersehen mit Anna Friel - Pushing Daisies) fand ich viel schärfer als die doch etwas arg glatte Knightley. So ist halt für jeden was dabei ;-)