Der Witte - Kommentare
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Alle Kommentare von Der Witte
Ich möchte ja nicht angeben und nennt mich ruhig einen verwöhnten Bonzen, aber mal als schlichter sachdienlicher Hinweis: Ungefähr solch ein Programm bekommen wir tatsächlich in Hamburg, u.a. beim schönen SAVOY FILMTHEATER, zusammen ;) Konnte da schon auf der besten Leinwand der Stadt Apocalypse Now, Der weiße Hai, Blues Brothers, 2001: Odyssee im Weltraum, Das Ding aus einer anderen Welt und Alien sehen. Und dann gäbe es da noch das METROPOLIS KINO, bei dem die Auswahl nochmal die ganze Bandbreite durch nimmt, meist sogar von 35mm. Eine kleine Auswahl der letzten Jahre: Jason und die Argonauten, Blow Out, Die Sünderin, Die sich in Fetzen schießen, Bruce Lee gegen die Supermänner, Godzilla - Duell der Megasaurier, Sans Soleil. Also kann ich nur sagen: Wer Lust drauf hat, vermehrt ältere Meisterwerke nochmal im Kino zu sehen, sollte unsere Hansestadt gerne mal besuchen kommen :) Natürlich gibt es aber noch reichlich ältere Filme, die ich gerne mal auf der großen Leinwand sehen würde, u.a.: Alle Leone-Western, Stalker, Der Spiegel, Solaris, Express in die Hölle, Zombie, Hanna Amon, Opfergang, Akira, The Room, Blue Velvet, Heat, The Hitcher (1986), Lifeforce, Over the Top, Koyaanisqatsi, Nachtschatten, Sumuru - Die Tochter des Satans, Eine Frau unter Einfluss, Tanz der Teufel, Footloose (1984), Staying Alive, Jonathan (1970), Ediths Tagebuch, Unter den Brücken, Satansbraten, Faustrecht der Freiheit, Verwünscht, Alles von Jean Rollin und Jess Franco, Atemlos vor Angst, etc., etc.
„You know what they say: Love is bliiiiind...“
Was wurde nicht schon alles über das berüchtigte Passionswerk des Tommy Wiseau geschrieben? Seit über einem Jahrzehnt wandelt dieses unfreiwillig komische Melodram auf unserer Erde umher; wurde sogar das Subjekt eines wirklich unterhaltsamen Buches von Ko-Star Greg Sistero, „The Disaster Artist“ (Tipp: Unbedingt die Hörbuchfassung dazu einverleiben). Selbst mit dem Vorwissen, welches man sich aus jenem Buch hervorholen kann, verliert der Film dabei nichts von seiner obskuren Eigenart - angefangen bei den spärlichen Sets bis hin zu den inkonsistenten Charakterzeichnungen sowie weiteren technischen Unbeholfenheiten, die sodann im Initiator und Hauptdarsteller des Ganzen, Wiseau selbst, ihren aberwitzigen Nukleus finden. Seine eigenartige Erscheinung verschließt sich jeder Entschlüsselung, setzt auf eine Selbstdarstellung und Selbstverständlichkeit, die jedem Außenstehenden fremd wirkt und dennoch beinahe liebevoll vereinnahmt. Zumindest im Rahmen des Films passt sich die Besetzung beinahe willenlos dem Weltbild Wiseaus sowie seinen Weisheiten im Dialog an - die Dynamik, die daraus entsteht, ist so wirr wie „fesselnd“ und als abstruses Theater zur genüsslichen Katastrophe geeignet.
Wahllose Eskalationen, anachronistische wie repetitive Stimmungswechsel von Agonie und Leichtigkeit am laufenden Band, entgeistert aufgesetztes Voice over, überlange und unerotische Sexszenen fern jeder dramaturgischen Absicht, die Figur des Denny - die Liste an Abwegigkeiten lässt sich endlos aufzählen, wie auch das Gros an zwischenmenschlichem Gesprächsstoff in jener Konstellation genüsslich zitierbar wird. Unterm Strich erzählt „The Room“ jedoch hauptsächlich von seinem Regisseur selbst, wie er sich unter Menschen vorkommt und wie seine Perspektive zu ihnen blickt. Zum Verständnis dazu hilft nicht unbedingt, dass er als Drehbuchautor so ziemlich jeder Figur seinen unbeholfenen Wortschatz zuschreibt - dennoch zeichnet sich in der Handlungsentwicklung vom unbescholtenen Protagonisten Johnny (Wiseau), der von seiner selbstsüchtigen Freundin Lisa (Juliette Danielle) und seinem besten Freund Mark (Greg Sistero) betrogen wird, ein fehlendes Vertrauen in der sozialen Einheit ab, zu der er selber nie ganz gehören können wird. Wiseau kann da auch (unbewusst) nicht anders, als seine Ansicht zwischenmenschlicher Mechanismen zum spekulativen Schauspiel zu stilisieren, bar jeder logischen Kohärenz.
Seine Menschenkenntnis (und auch seine Methode des Filmemachens) ist ein Hort der Naivität, voller Herz und doch abseits der Norm, voll kommunikationsgehemmter Eigensinnigkeit. Drum wirkt sein Film, der von ihm ersehnte Meilenstein, infantil wie brutal; plakativ und ungelenk; verspielt und zynisch, ohne jemals eine klare Richtung zu finden; dabei dennoch schlicht alles aufbieten zu wollen. Wiseaus Drama scheint wie er selbst über den Dingen stehend und angreifbar zugleich - ein Traum vom Meisterwerk im durchweg brüchigen Stadium. Was im Kontext des Films für Uneingeweihte in der Hinsicht eher suggestiv zu erahnen ist, kommt in Sisteros oben erwähnter Chronik vom Dreh und dem Zusammenleben mit Wiseau noch intensiver zum Vorschein und hilft natürlich, die persönliche Dimension des Mysteriums von „The Room“ zu verstehen. Hinter jedem objektiv schlechten Film stecken nun mal gute Absichten oder eben individuelle Schwierigkeiten, in diesem Fall bleibt aber trotz allem der Unterhaltungsfaktor in der Unberechenbarkeit und Unschlüssigkeit intakt. Deshalb bleibt diese rätselhafte und ironiefreie Unart von Film wohl noch länger im Gespräch, als sie es jetzt schon ist. Ein Großerfolg des Unvermögens.
Wie ehrlich kann ein Film seine erzkatholische Fantasielösung vom Exorzismus meinen, wenn er daraus eine allzu exploitative Parade an Nacktheiten unter dem Deckmantel eines recht dürftig konstruierten Thrillers stellt? Mit solchen ideologischen Scheren kannte sich Regisseur Walter Boos ("Schulmädchen-Report" 3, 5, 9, 10, 12 & 13) natürlich allzu gut aus und da kann selbst sein Pseudonym Michael Walter nicht verschleiern, wie selbstzweckhaft die Prämisse à la Friedkin zur schamlosen Fleischbeschau wird. Kirchengänger sollten sich also vorsehen, denn Hauptdarstellerin Dagmar Hedrich (zu der Zeit immerhin schon 39 Jahre jung) kennt keine Grenzen in der besessenen Frivolität eines vormals unschuldigen Waisenmädchens. Was zunächst wie eine Reihe an Anfällen anmutet und irgendwann lautstarkes Möbelgepolter im Mädchenheim verursacht (mit einer wahrhaft gruseligen Katzenstimme zu den "begeisterten" Objekten oben drauf), entwickelt sich schließlich zur genüßlichen Verdorbenheit, die sich besonders vor Staat und Kirche darum reißt, in die "F***e" "gef***t" zu werden.
Dafür fallen alle Kleider sowie alle Hemmungen, diesen von Gott geschaffenen (und teils mit Silikon unterstützten) Körper von der Kamera abzuhalten. Im Gegenteil: diese badet geradewegs lüstern um die dämonische Nacktheit in eindeutigen Stellungen. Da erlebt man folglich weniger die Schockstarre des blanken Terrors, doch in diesem kruden Kontext ist es selbst zum pervertierten Anheizen zu wenig. Schließlich wechselt die Protagonistin stets vom Teufel getrieben die Stimmung und steht hauptsächlich in der Beziehung zu Männern unter dem Bann, entweder das freiwillige Liebesspiel einzugehen oder nach Vergewaltigung zu schreien, was sich beiderseits gerne die Klinke gibt und zudem mehrmals durchexerziert wird. Irgendwann vergisst man dann als Zuschauer auch, dass der Film mit einer längeren Episode im Mädchenheim unter Elisabeth Volkmann anfing, was im Verlauf schlicht nicht mehr aufgegriffen wird. Ähnlich zweckfrei offenbart sich auch der Subplot eines gesuchten Mörders, der zwar groovige Musikbegleitung erhält, doch ansonsten nur mit einem äußerst aberwitzigen Tod seinerseits aufwarten kann.
Zum Thema Witz lässt sich sowieso so einiges sagen, von den spekulativen und äußerst gesteltzten Dialogen zu Magdalenas Krankenbild bis hin zu eben ihren bärenstarken Ausbrüchen, vor denen nicht mal urbayerische Pfundskerle gewachsen sind. Die Geilheit macht diese kaputt und Magdalena eskaliert sich in der Hinsicht ebenso zur Furie, selbst wenn sie mit dem netten Dr. Scholz (Michael Hinz) anbandelt. Der weiß aber irgendwann auch nicht mehr, wie er mit der turbulenten Liebe zu seiner Patientin umgehen muss, so wie auch Regisseur Boos den Überblick verliert, wie der okkulte Provinz-Thriller überhaupt aufgelöst werden kann. Bei der ganzen Episodenhaftigkeit des Films lässt sich abgesehen von Schauwerten nun mal nichts finden und so endet alles in einer von wo auch immer hergeleiteten Naivität, bei welcher der Antiklimax zum großen Blödsinn verkommt. Es scheint echt, dass Boos es nicht ernst meint. Umso besser - aber trotz aller poppiger siebziger Deko und ulkigen Billig-Apparaturen nicht wirklich geil und schwül, wie es Magdalena entsprechen würde.
Regisseur Rino Di Silvestro hat Freunden des beglückenden Mülls stets bewiesen, dass er wahrlich den Hau weg hat - siehe dazu auch seinen Christiane-F.-Abklatsch „Hanna D. - La ragazza del Vondel Park“ von 1984. Und auch bei seiner Variante einer modernen Werwolf-Geschichte kann man nicht gerade davon sprechen, dass die Norm eingehalten wird. In schludriger, doch flotter Kameraarbeit kennt er keine Scham, in animalische Tiefen der Filmkunst zu versinken. So verwandelt sich eine splitternackte Frau beim brennenden Vollmondtanz in eine Bestie mit durchaus dürftigem, umso komischeren Make-Up. Die Hysterie im Blutrausch führt deshalb gerne zum Overacting - zudem unterstützt von einer recht unbeholfenen Export-Synchro. Dann folgt jedoch der Wechsel in eine Gegenwart zum psychisch schwierigen Fall der Daniela (Annik Borel), eine Nachfahrin der Werwolffrau und seit einer Vergewaltigung für Kerle jeder Art traumatisiert. Das hält Di Silvestro natürlich nicht davon ab, leichtbekleidete Szenarien für sie zu erschaffen und lüstern zu begaffen - der Genuss am Körper Borels ist keineswegs unangebracht, in diesem Kontext aber natürlich Exploitation ohne Gnaden.
Das steigert sich erst recht, sobald Danielas Schwester Elena (Dagmar Lassander) zu Besuch kommt und ihren Verlobten Fabian gleich mitbringt, der sie des Nächtens in exquisiter Nacktheit begatten darf. Daniela schaut zu und wird geil, doch ihre überbordenden Hormone und Traumata verlaufen zum Alptraum aller. Sie fällt einer Schizophrenie (oder wie die Synchro auch meint: „Schizophrasie“) zum Opfer, in der sie sich für ihre gepeinigte Ahnin hält und fortan besonders jene Typen und Mädels zerfleischt, die einerseits gerade Sex hatten und andererseits den Mördern von einst ähnlich sehen (und im Verlauf des Films wohl auch tatsächlich die Nachfahren sind). Noch ahnt zwar keiner von ihrer Täterschaft, doch sie kommt dennoch geradezu automatisch in eine Nervenheilanstalt, in welcher selbst die Patientinnen dort notgeil den Doktoren ihre Brüste herausstrecken - ein geeignete Chance für die gefesselte Daniela, sich per potenziellem Lesben-Sex zu befreien und in der Aggression dazu weiter zu morden.
Ab da verfolgt der mediterrane Schocker eine angenehme Road-Movie-Fantasie vom flüchtenden und wahllos killenden Problemfall, zu dem neben schwüler Sommerluft und voyeuristischen Sexszenen (denen Daniela immer per visualisiertem Spalt zuschaut) zur Krönung des Ganzen Sprüche und Schreie der spekulativen Hysterie aufsetzt. Dazwischen tummeln sich meist belanglose Versuche von Polizei und Ärzten, die ganze Angelegenheit sich selbst und den Zuschauer zu erklären sowie die Psychologie dahinter zu ergründen. Diese ausgewiesenen Pinkelpausen fürs Publikum bremsen den Film gerne aus, darauf folgen dann aber immer wieder die nie ganz durchschaubaren Abenteuer der allmählichen wildernden Daniela, welche nach weiteren eskalierenden Erfahrungen mit schrecklichen Männern (für die Di Silvestro die besten Strafen bereit hält) in die behutsamen Arme des Stuntmans Luca (Howard Ross) gerät.
Mit der Kraft der Nettigkeit und der Scheinwelt des Films - schließlich wohnt er mit ihr fortan in einem Western-Set - lässt sie schließlich davon ab, ihn blind zu richten und öffnet sich ihm auch als Frau. Doch die sexistische Macho-Welt drum herum schlägt selbst in diesem Idyll irgendwann gnadenlos zu. Bei jenem Überfall kann Regisseur Di Silvestro allerdings wie schon beim gesamten Film keine moralischen Kontraste setzen oder eben inszenatorisches Taktgefühl beweisen. Die Eskalation in Vergewaltigung und Mord gibt ebenso reißerische Töne an, wie schon Danielas ausgelassener Wahnsinn und überhaupt die allgemeine Zeigefreudigkeit der weiblichen Darstellerriege. Wie im primitiven Rape & Revenge folgt dann aber die Katharsis in der gleichsam aufgeregten, manischen Vergeltung, gefolgt von einer totalen Entmenschlichung, in der das Tier Daniela so konsequent abgeführt wird, wie der Film auch einfach so zu Ende geht.
Di Silvestro konnte nur an den Gipfel des Exzesses denken, nicht unbedingt an Empathie und funktionierende Nebenfiguren (weshalb leider auch Dagmar Lassander gegen Ende hin gar nicht mehr auftritt, obwohl ihr Nebenstrang nicht gerade abgearbeitet wurde). Beim europäischen Kuriositätenkino kann aber eben nicht alles nach Norm verlaufen, sondern gerade dann seinen Reiz entfalten, wenn der Dreck so richtig am Hacken stecken bleibt und mit Vergnügen alles einsaut. Zynismus lässt sich darin nicht verleugnen, doch wenn schöne Frauen hart zubeißen und anpacken, wird man nicht unbedingt zum Misanthrop (und Daniela sowieso nicht zum Lykanthrop). Im Gegenteil, man(n) freut sich auf solch eine gierige Präsenz, doch dafür muss man selber schon ein bisschen pervers sein und auch objektiv minderbemittelte Regie in Kauf nehmen können. Oder eben mit schallendem Gelächter genießen, je nachdem.
[...] Brooks und Kennedy nehmen dabei die Uneinigkeit des Giallos in seiner Identitätssuche auf die Schippe, da das Genre einst zur internationalen Vermarktung unfreiwillig schizophrene Kulturverständnisse darstellte und alsbald ein Labyrinth an Einflüssen und Botschaften wurde. Nun wird dieses in der Metaebene vom „Editor“ ad absurdum geführt und zudem als Kern der Spannung genutzt: Eine kanadische Produktion emuliert europäische Kolportage, die westliche wie regionale Vorbilder entsprechen wollte [...] Zelebrierender Pulp, wie er nur mit mickrigen Budgets und einer Respektlosigkeit dem Zuschauer (nicht aber dem Genre) gegenüber entstehen kann. So lässt er sich fern jedes Taktgefühls gehen, bleibt sich aber selbst treu und in aller Härte blind vor Liebe zum Giallo-Exzess. Kaum auszumalen, wie überfordert Uneingeweihte von diesem Film entlassen werden dürften. Wenn das kein Qualitätsmerkmal ist!
Die narrative Ausgangslage dieses Films ist so aberwitzig wie sie sich auch aufgrund der mangelnden Umsetzungstechnik fast durchweg selber aus dem Weg geht - zum Wohlwollen aller Kindsköpfe, die sich sowas gerne anschauen...hier komme ich ins Spiel! Außerirdische wollen die Welt besetzen, da ihr eigener Planet ressourcenmäßig nichts mehr hergibt (nicht mal eine künstliche Sonne, pah!) und so wollen sie uns Menschen der späten sechziger Jahre erobern, indem sie den allgemeinen Drang zum Aberglauben ausnutzen. So scheint es zunächst, dass sie selbst aus Ramschbuden-Skeletten einen waschechten Dracula erschaffen können, doch die Metaebene der Fantasie ist dann doch nicht der Ursprung allen Monster-Horrors. Schließlich sind in unserer Welt jeweils ein (!) tatsächlicher Werwolf, Frankenstein und Mumien-Mann (?) vorhanden. Aus diesem Best-Of-Team sollen tausende zur Weltherrschaft hergestellt werden, doch der böse Dr. Warnoff (Michael Rennie) und seine teils unfreiwilligen Assistenten (u.a. Karin Dor) pflegen nicht nur die Tugend der Emotionslosigkeit, sondern kommen einfach nicht aus dem Knick, ihren Plan wirklich in die Tat umzusetzen.
Stattdessen gibt es Testreihen über Testreihen; somit genügend Zeit für den Film, die jeweiligen Eigenschaften der Monstren in ausgewalzten Sequenzen zu präsentieren, während die Ulk-Orgel und andere dusselige Toneffekte für gotisches Comic-Flair sorgen und "echte" Handlungsentwicklungen stets überraschend schnell aufgelöst werden. Allen voran Paul Naschy darf als Werwolf und Drehbuchautor des Ganzen die meiste Aufmerksamkeit sowie eine Charakterentwicklung erhalten, welche die Verzweiflung der Bestie zwischen menschlicher Sehnsucht und nächtlicher Zerfleischung melodramatisch zur Schau stellt. Ohnehin bewegen sich die herauszögernden Tests Warnoffs in jenem Spektrum, wie Menschen denn nun genau auf den wahr gewordenen Terror reagieren und da schaltet sich nach einigen ominösen Zwischenfällen der Sprüche klopfende Inspektor Henry Tobermann (Craig Hill) ein. Stück für Stück kommt er dem Mysterium auf die Spur und vernascht nebenbei auch die fesche Ilse (Patty Shepard), wie überhaupt die ganzen Ermittlungen eher nach der eingängigen Easy-Listening-Methode des Titelthemas ablaufen.
Selbst wenn dabei einige nicht gerade unblutige Szenarien und spekulativ überspitzte Folterungen mit Quatsch-Gerätschaften von statten gehen, verliert der Film nie seine unschuldige Ader und bietet neben dem ausgelassenen Monster-Spektakel im zeitgenössischen Euro-Chic zudem reichlich unbedarften Humor Marke Kalauerkessel und Machodandy. Kein Wunder also, dass Tobermann, selbst sobald er dem Außergewöhnlichen gegenübersteht, geradezu unbeeindruckt grinst. Was für ein entspannter Macker in solch gruftiger Gesellschaft. Da fordert ihn letztendlich eher die Liebe zum Handeln, als die klobige, von Spinnenweben und weiteren Gummiknochen eingewebte Apparatur Warnoffs (u.a. kann dieser mit einem alles sehenden Kameraauge einfach so genau das machen, was man sich unter der Artikelbezeichnung vorstellt). Im Konflikt dazu gibt es natürlich noch mehr Haudrauf von den versammelten Schreckensfratzen sowie einige knallige Explosionen mit ganz viel kaschierendem Rauch im Gemäuer.
Über allem steht aber durchweg der Spaß an der entschiedenen Abgrenzung von der Realität; eingetaucht in ein buntes Unding von Film, das sich mit den Lieblingen der Horror-Leinwand misst und seinen Elan vom Sensationskino in inszenatorischen Kinderschuhen findet. Wen kümmert es da noch, dass keine Armeen an Ghouls unter der Kontrolle von Aliens die Erde erobern? Dafür gibt es heutzutage ja Computer. Doch ohne Computer gab es schon solche feinen Filme: freies, drolliges, billiges, taktloses und eigenwilliges Filmtheater für Monsterfreunde jungen Herzens - zu keinem Zeitpunkt in einer narrativen Pflicht versteift und dennoch aufrecht, mit leichter Kohle auf der Kralle, dem Geist der Unterhaltung ergeben. Da muss es im Kontext ja nicht mal wirklich stimmen, dass das alles überhaupt "Dracula jagt Frankenstein" heißt - selbst der schlaue Warnoff labert dahin gehend totale Sülze. Kurzum: Ein duftes Ding!
[...] Silberlings Film überrascht immer wieder aufs Neue, wie viele narrative Elemente noch zusammenkommen können. Dieser Umstand vermittelt einen Drang, den Zuschauer ständig bei Laune halten zu müssen, was der jungen Zielgruppe recht sein mag, der emotionalen Reise des Films aber auch den Wind aus den Segeln nimmt. Was nämlich an tragischer Stärke im Umgang mit dem Konzept Tod versucht und mit Empathie begegnet wird, wird im nächsten Moment von arg grellem Geisterhumor entlastet, was durch das Einschreiten der beinahe vergessenen Antagonistin Crittenden zusätzlich verkompliziert und nie homogen aufgelöst wird. Die traumartige Kulmination der ersehnten Menschwerdung und Versöhnung zum Übernatürlichen hält aber dann doch eine filmische Wunscherfüllung bereit, die mit ehrlichem Familienzucker aufwartet und zum Taschentuch greifen lässt. [...]
Einer der assigsten, wenn nicht sogar DER assigste Giallo, den ich bisher sehen durfte. Mal abgesehen davon, dass Dagmar Lassander sogar einige nackte Tatsachen vorweisen kann, ist alles an diesem Film schlicht hässlich. Liegt vielleicht schon an der DVD-Umsetzung mit ihrem verkorksten Matschbild und der dreißig Jahre nach Entstehungsjahr nachgereichten Synchronisation - doch wie Regisseur Riccardo Freda ohne jedes Taktgefühl seine durchweg schmierigen Figuren und Schauplätze aufeinanderprallen lässt, wird schon schnell zur Toleranzprobe für den Zuschauer. Passend dazu setzt er auf selbstzweckhaft explizite Greueltaten und Sexszenen, die weder vor der ständigen Rückblende zu einem Selbstmord, noch vor der grundlosen Nacktheit eines nicht gerade erwachsenen Mädchens zurückschrecken. Es ist alles billige Exploitation im Taumel wahlloser Zooms und klischeereichem Nihilismus, die von einem recht dürftigen Krimi-Konstrukt getragen wird und ansonsten noch eine launenhafte Oma bereit hält, die auch nicht viel besser ist als unser schier blasse Hauptprotagonist Detective John Norton (Luigi Pistilli). Dennoch lässt sich der Film aus einer bizarren Faszination heraus anschauen - wenn auch schlicht daher, wie unfähig er auf die Beine gestellt wurde und regelrecht anekelt. Ein unfassbares Stück Räudendreck, muss man erleben!
Wenn Joe Dante seinen Idealismus zum Kino alter Schule - besonders jenes voll schaumännischer Qualität nach Art jener Altmeister wie William Castle - mit der Sensibilität des Coming-of-Age zur Zeit der Kuba-Krise verknüpft, ist im Umkehrschluss selbstverständlich Freude zum Film die Hauptdevise. Da wird es auch völlig gleich, ob die Mischung vom Tempo oder vom Ton her gänzlich stimmig verläuft (tut sie übrigens nicht). Wenn die Realität der Angst und Ungewissheit im Angesicht der liebevoll erschreckenden Leinwand in ein ganz eigenes, beklopptes Weltuntergangsabenteuer geschmissen wird - im Nachhinein mit gut lehrsamen Schrecken entlastend, wohlgemerkt -, ist die Abendvorstellung befriedigend gerettet. Warum wiederhole ich denselben Satzbau innerhalb eines Abschnittes? Völlig wurscht, so wie auch Dante fast genauso viel Arbeit in seinen Metafilm "MANT" steckt und diesem gefühlt ein Drittel der Laufzeit von "Matinee" widmet - nicht zu vergessen dazu auch noch eine glanzvoll emulierte Screwball-Komödienszene mit der jungen Naomi Watts! Das muss doch anlocken, oder? Eben!
Mit solch einer Mentalität lässt sich gut was anheizen und verdienen, zeigt ja auch John Goodmans Charakter Lawrence Woolsey - ein kindischer Produzent des einfachen Volkes und niedrigen Budgets, der wie Roger Corman oder Menahem Golan stets auf dem Sprung für neue ausgefallene Filmtitel ist und die Trickkiste der Gimmicks versteht, wie er auch das Herz sowie die innigsten Träume des Filmfreundes treffen kann. Einer davon heißt Gene (Simon Fenton) und ist besonders heiß auf Monsterstreifen. Wenn diese auch gruseln sollen, lassen diese sich leichter bewerkstelligen als das Fehlen des Vaters, der zum Einsatz berufen wird (und der von der Familie so vermisst wird, als wäre er schon des Todes) sowie die Eingliederung in den Schulalltag. Besonders gemein geht es da jetzt nicht unbedingt zu - Freunde hat man ja, doch die Zeichen der Zeit lassen sich auch nicht verleugnen. Allen voran die störrische Sandra (Lisa Jakub) weist da auf die Unsinnigkeit vom "Duck & Cover" beim Atomangriff hin wie sie auch die Segregation der farbigen Kinder anprangert.
Regisseur Dante erwirkt allerdings keine Eskalation dieser dramatischen Verhältnisse, findet die Katharsis dessen eher über Umwege im cartoonhaften Kino-Matinee, bei dem die Kids zu wahren Helden ihrer eigenen Geschichte werden, mit den recht plakativen wie eher "filmisch motivierten" Erwachsenen mithalten können und die nettesten Mädchen abkriegen, während der Tag gerettet wird. Wie all dies anhand von Missverständnissen, Eifersucht und Paranoia zusammen kommt, verläuft schon ein Stück holprig und auch weit hergeholt - da darf man auch ruhig von Längen sprechen, die aber schon dem etwas eingekniffenem Drehbuch geschuldet sein dürften. Der Enthusiasmus der filmfördernden Botschaft stimmt nämlich schon - es hapert nur irgendwie am zeitweisen Stillstand des Prozederes, der auch dadurch entsteht, dass der Ansatz stark entwickelter Charaktere vom niedlichen Chaos überschattet wird.
Was soll man sich aber auch beschweren? Ein Film mit Kanten und Ecken bleibt eh besser hängen, sag ich da nur - selbst wenn sich zum Beispiel der Subplot um Herb Denning und Bob nach circa zwei Szenen wieder im Sande aufgelöst hat, obwohl im Vornherein nicht gerade der schwächste Fokus dazu aufgeboten wurde. Nicht so schade wie in Dantes "Explorers", jener Verlust an Dick-Miller-Potenzial, aber natürlich uneben. Sehen wir es mal positiv: Man hat wenigstens was zum Diskutieren - wenn alles glatt laufen würde, wäre der Film auch keine waschechte Hommage am B-Movie. Da bleibt "Matinee" konsequent: Mal herzlich, mal peinlich, mal zart, mal aufbrausend, mal ulkig, mal traurig und so weiter und sofort. Immer noch besser als so eine Atombombe im Nacken - deswegen ist Kino stets für jedermann und -frau zur Stelle. Obwohl der Film hier eher Jungs ansprechen dürfte und auch bestätigt, wie romantisch es auf den Sitzen abgehen kann. Im Film geht sowas immer - toll, nich?
Möchte man Dagmar Lassander in ihrer Blütezeit studieren (und ganz ehrlich: Es spricht nichts dagegen), ist dieser angenehm mediterrane Thriller besonders gut geeignet. Ohnehin hat hier selbst der sexuell unterwürfige Sleaze anhand der Synchronstimme von Klaus Löwitsch Stil, von kameratechnischer Seite aus sind die italienischen Profis selbstverständlich ebenfalls konkurrenzlos. Bei dieser audiovisuellen Erotik sollte man aber durchweg eher mit steifen Glied mitdenken, anstatt die Denkmurmel anzukurbeln. Wie sich nämlich die intriganten Mechanismen zum Wahnsinn der beeinflussbaren und ausgebeuteten Minou (Lassander) steigern - In etwa: "Moment mal, ich schwöre es euch, die Wohnung war letztes Mal noch voll mit Möbeln, die jetzt nicht mehr da sind - was mich wie eine Irre aussehen lässt." - und das Mysterium im hanebüchenen Twist-Crescendo vollendet, ist an Genre-Einfältigkeit kaum zu übertrumpfen (Spoiler: Für kein Geld der Welt würde man so eine ergebene Seele von Ehefrau umnieten wollen - meine Meinung).
Sowieso bleibt im Gesamtverlauf nicht viel mehr hängen als die Manipulation einer Frau in reißerischer Montur - stilsicher, na klaro, aber darüber hinaus nur bedingt aufregend...selbst für Zuschauer mit Sado-Fetisch. Klingt alles irgendwie zynisch und trivial - ist es auch. Dennoch spürt man die Sinnlichkeit aus den poppigen Marmor-Dekors und sexy Kleidern tropfen (weniger aus den schrecklichen Perücken), wie auch die Intensität der Fesselung ihre schaurigen Spuren hinterlässt. Darunter schlummern gerne noch Reize der Freien Liebe und Ambivalenzen zur Unterwerfungsfantasie, wobei der Film an sich letztere selber nicht ganz abschütteln kann/will. Im Zweifelsfall bleibt einem immer noch die niedliche Schildkröte, die völlig unbedarft über die Akte krabbelt - da strahlt die Lassander eh am Vergnügtesten und der Zuschauer ebenso. Ein bisschen mehr von diesem Easy-Going hätte dem Film echt nicht geschadet.
In einer Kinowelt, in welcher nur noch immer größer und brachialer gedacht wird, ist es doch eine recht goldige Erfrischung, den Spaß im Verkleinern zu finden. Und dabei ist noch gar nicht mal vom demnächst anstehenden Ant-Man die Rede. Joe Dante schafft das Heldentum immerhin schon fern des ausgewiesenen Superhelden am neurotischen Martin Short, in dem eines Tages - durch die fantastische Reise des Spielberg'schen High Concepts - der draufgängerische Dennis Quaid drin steckt. Auf das Potenzial naiv überspitzter Sci-Fi-Paranoia folgt sodann ein stimmiges Arsenal an Situationskomiken, bei denen Motivation und Hormone ganz entscheidende und auch visualisierte Faktoren sind. Irrwitzige Verfolgungsjagden, Wissenschaften und eine herrlich "verkopfte" Lebenshilfe schießen hier durch die Blutbahn, während der Eskapismus im Kurzweil plakativ, aber nimmer abgestanden den Nervenkitzel antreibt. Das Spektrum an Erfindungen ist hierbei nie wirklich logisch, belässt seinen Anspruch allerdings entschieden am Erfindergeist der Leinwandunterhaltung - gänzlich ohne Steifheit und Anbiederung; schlicht aus den Charakteren heraus. Da ist Dante aber trotzdem ein bisschen in der oben angesprochenen Comic-Welt angekommen. Kann aber von Natur aus nur ein launiger Streifen sein, von daher gehört es sich eben so am Besten. Mehr sollte man bis hierhin vielleicht nicht verraten, der Spaßfaktor bleibt lieber der Sichtung an sich überlassen. Fun Fact: Kam hier in Deutschland in jener Woche raus, in der ich geboren wurde :D
[...] Solange Alex nämlich in derselben Stadt bleibt, kommt sie auch immer wieder zu jenen zurück, die sie von sich wissen will und denen sie dennoch nicht entsagen kann. Sie erlaubt sich aber nicht aufzutauen, wie auch der Film um sie herum keine dramaturgische Linie verfolgt. Als Charakterporträt beobachtet er stattdessen individuelle Sackgassen, an denen sich alle treffen und aufreiben. Der Jargon ist schroff und die Abhängigkeit von Kohle und Liebe umso schroffer. Wie weit will man dem Menschsein entgehen oder es solange unterdrücken, dass es in der Verhältnismäßigkeit der Dinge noch am erträglichsten ist? [...] Doch wie Alex in ihrer ambivalenten Distanz zum Objekt der Begierde wird, so ist auch Kerstin Ahlrichs Film eine interessante Ausnahmeerscheinung, welche man gerne tiefer erforschen möchte, bis das Taxameter den Höchstwert erreicht.
Ein Mann legt sich selbst offen - und alle dürfen zusehen, ohne dass jeder Zuschauer zum Ende hin überhaupt davon weiß. Das ist der schönste Reiz an Edward D. Wood Jr.'s Debütfilm „Glen or Glenda“. Was zunächst als schnelle Sexploitation gedacht war, wandelte sich unter seiner Ägide zum Plädoyer fürs Verständnis in Sachen Transvestitismus - einem ganz privaten Sujet, welches seine eigene Persönlichkeit ausmachte und ebenso nicht jedem seiner Mitmenschen bekannt war. In Tim Burtons „Ed Wood“ zeigt sich dies sodann auch so, dass nicht mal Woods damalige Freundin Dolores Fuller davon wusste und erst beim Lesen seines Drehbuchs die Anhaltspunkte verknüpfen konnte. Umso spannender gestaltet sich deshalb die Metaebene in „Glen or Glenda“, da Wood und Fuller in den Hauptrollen scheinbar so ziemlich die Beziehung aufspielen, in welcher sie sich zu der Zeit selber befanden. Dass dies im Rahmen eines Aufklärungsfilms gehalten wird, offenbart in dem gesteltzten Schauspiel eine Unschuld und Ungewissheit, die eben aus der Realität des Ganzen rührt. Allen voran Wood als Glen/Glenda - ohnehin unter dem Pseudonym Daniel Davis auftretend - schafft darin eine zärtliche wie verletzliche Aufarbeitung, die entgegen aller technischer Fauxpas' des Films tief in die Innenwelt seines Erschaffers schaut und somit unfreiwillige Lacher im Zaum hält.
Gesellschaftliche Missverständnisse und Spekulationen treten dabei aus dem Off als Zeichen des urbanen Trubels auf, der mit seinen Eindrücken der Moderne schlicht entmenschlicht und alle Optionen der Selbstfindung im ignoranten Glaskasten abgeschlossen hat. Später lässt diese kalte Realität Glen/Glenda auch noch fallen: Im Selbstzweifel darüber, ob er seiner Barbara vor der Hochzeit noch seine Neigung beichten soll, verliert er sich in einen Alptraum der auferlegten Schwäche. Menschen zeigen auf ihn und lachen ihn aus; Visionen sexueller Perversion ringen um seine überforderte Aufmerksamkeit; ein Baum in Form eines Y-Chromosoms fällt auf Barbara, weshalb Glen und Glenda gleichsam die Rettung versuchen; kurz darauf spielt ihre Weiblichkeit geradezu geisterhaft mit ihm herum, wie auch ihr Angora-Pullover ihn durchweg lockt - der Voice Over lässt da wie gehabt bei Regisseur Wood keine Zweifel. Wie sich aber die berauschenden Traumsequenzen genau deuten lassen, bleibt dem Zuschauer aber ein Geheimnis, präsentiert aber selbst in deren klobigem Setdesign (doch stimmungsvoller Lichtgestaltung) genau die Welt, in der sich Wood zeitlebens fühlen musste. Sowas abstraktes wirkt bis heute reizvoll, wie auch die Funktion von Altstar Bela Lugosis als Gastrolle im Film jenseits des Erklärlichen arbeitet.
„Pull the strings!“ ist da sein ständiger Befehl als scheinbarer Puppenmeister, der in suggestiver Montage über die Menschen wacht und sich an ihnen amüsiert. Im unheilvollen Loop des Gewitterdonnerns und zwischen Dekorationen des Morbiden thronend, ist sein Einfluss auf das irdische Reich so mysteriös wie ehrfurchteinflößend - da wird nicht umsonst gern rumort, wie sehr David Lynch der Film gefällt. Manche Einstellungen, wie Glen/Glendas lethargisch-hypnotischer Gang an Lugosis Stuhl, gefolgt vom metaphysischen Transfer in eine andere Persönlichkeit, könnte nicht nur optisch ohne Weiteres „Twin Peaks“ (man denke allein an David Duchovnys Rolle) und „Lost Highway“ sowie deren Hadern der Identitäten vorwegnehmen. Doch so surreal Woods Verarbeitung seines Transvestitismus von statten geht und mit herzlicher wie intensiver Verletzlichkeit um Verständnis bittet, so hartnäckig versucht die sanktionierte Rationalisierung der Filmproduktion, eine wissenschaftliche Zurückhaltung des individuellen Impulses nach dessen melodramatischer Ekstase zu erwirken.
Wohl deshalb kommt gegen Ende hin nochmal eine Art Adaption der Christine-Jorgensen-Story ins Spiel, die als Kompromiss der ursprünglichen Auftragsarbeit übrig geblieben ist und somit eher wie neutralisierendes Beiwerk daher kommt - obwohl es sich zum Schluss hin auf dieselben Pfade der Glen-or-Glenda-Storyline begibt. Als Opfer der Umstände bleibt „Glen or Glenda“ also nicht formvollendet, doch das passt irgendwie wieder zum dargestellten Thema an sich. Auf jeden Fall funktioniert der Film grandios als Spiegelbild eines Künstlers, der persönliche Obsessionen und markttaugliche Verpflichtungen trotz mangelndem (oder naivem) Fachwissens verbinden wollte und dies (auch unfreiwillig) als Gesamtkunstwerk technischer Unfertigkeit umsetzte. Ein schönes Kleinod.
Das Hamburg der frühen sechziger Jahre lebt hier in seiner ganzen Milieu-Verruchtheit auf; wird in und um St. Pauli als nicht unbedingt unrealistische Studie präsentiert, welche sich durch mehrere lose Episoden definiert. Im Fokus liegen dabei am Ehesten noch die Machenschaften von Ex-Knacki Bruno Kapp (Günther Ungeheuer), der die naive Dame Margot (Hannelore Schroth) um Kohlen prellen will und statt Zuneigung zu ihr lieber Umtriebigkeit in den berüchtigten Vergnügungsvierteln pflegt - den dubiosen Machenschaften zuliebe, versteht sich. So lernt man noch andere Gestalten der Nacht sowie deren unlautere Mechanismen kennen, anhand derer unter anderem Freier gebeutelt und junge Mädchen zum Anschaffen verleitet werden. Als abgeklärtes und trotz aller Härte immer etwas machtloses Zentrum der Gesetzeshüter zeigt sich sodann das Revier Davidswache, dessen kalte Wände erst die richtigen Gedärme des ganzen Films ausmachen.
Allen voran der erfahrene Hauptwachtmeister Glantz (Wolfgang Glantz) sieht sich da einem Ensemble an urig bölkenden und saufenden Gestalten freiwillig ausgeliefert, das zu jeder Tagesstunde am Tresen Anzeige erstatten oder gerade zur Wahrung der eigentlichen Spießbürgerlichkeit entlassen wird. Wenn das noch nicht reicht, sind Amtsgerichte und Kriminalbeamte hier untereinander natürlich ebenso störrisch. Jenes Ambiente schlägt eine reizvolle Balance zwischen Reportage-Stil und Spielfreude am Räudenfaktor, gänzlich überzeugend funktioniert der Film in der Hinsicht allerdings nicht. Der Umgangston ist schon durchweg ruppig, aber in der Bearbeitung „beispielhafter“ Fälle verlässt man sich überwiegend auf Allgemeinplätze gängiger Kolportage. Der lose, doch präsente dramaturgische Rahmen beißt sich ohnehin mit dem im Intro verstärkt angesprochenen Anspruch des Films, eine dokumentarische Wahrheit zu repräsentieren.
Auf die Echtheit von Handlung und Menschen wird hingewiesen, obwohl gestandene Genre-Schauspieler die Szenerie bewandern - da soll es schon reichen, dass deren Namen weder im Vorspann noch im nicht vorhandenen Abspann genannt werden. Sei es drum: Der Großteil der Mannschaft kriegt den norddeutschen Schnack ordentlich hin und als gebürtiger Hamburger dürfte Regisseur Jürgen Roland mit seiner Erfassung der Verhältnisse richtig und hart liegen. Was ihm allerdings an reißerischer Spekulation mangelt, mangelt ihm zugleich an filmischer Besonderheit. Für den gestandenen Krautsploitation-Fan bietet sich also nicht immer die Maxime an, dafür ist „Polizeirevier Davidswache“ als Frühwerk des Genres immerhin noch eine ganz souveräne Leistung mit Hang zur etwas mutigeren Freizügigkeit.
Aufbrausender, zackiger und schnackiger ging es aber beispielsweise schon anno 1958 beim Hamburg-Krimi „Das Mädchen mit den Katzenaugen“ zu. Dagegen ist Jürgen Rolands Film noch ein leicht verhaltener Übergang vom Melodramatischen zur neuen Härte, die sich später in zweierlei Richtungen entwickelte: Einerseits in den pseudo-aufklärerischen Sleaze eines Rolf Olsen oder Ernst Hofbauer und andererseits in die Kompromisslosigkeit eines Roland Klick. Auf jeden Fall ist die Unterwelt hier wie eh und je ein Schauplatz für erregenden Filmstoff sowie eine Zeitkapsel sondergleichen. Zur Horizonterweiterung in Sachen Film an sich sind aber andere Werke über St. Pauli (auch von Roland selbst) doch noch besser geeignet.
Wieder mal muss Gamera ran - und warum? Weil die Verantwortlichen der Weltausstellung in Japan anno 1970 darauf kommen, eine mysteriöse Insel-Statur heranzuholen, durch deren Entwendung das Urzeitvieh Jiggar aus dem Untergrund gesprungen kommt. Dieses Riesenmonstrum beschwört mit hochfrequentierten Töten reichlich Unwohlsein herauf, wie es ebenso dem Titelhelden Gamera mit fiesen Abwehrkräften zusetzt. Per Düsentrieb in den Kiemen kann es durch die Gegend fliegen und mit stacheligen Geschossen die beliebte Riesenschildkröte kampfunfähig machen. Ja, Gamera darf wieder mal unverhältnismäßig grob leiden, wird durch alle Gliedmaßen aufgespießt und muss sich im Folgenden explizit Stück für Stück die metallenen Stachel heraus ziehen. Später wird er im Kampf noch vom phallischen Schwanzstachel Jiggars zur Schockstarre vergiftet, ehe er ihm diesen blutig abschlägt und sich im Angesicht zu dessen Audiobrutalitäten bis zum Anschlag Telefonmasten in die Gehörgänge schiebt.
Das ist schon mehr Horrorfilm, als es Godzilla zu jener Zeit schaffte, doch wie eigentlich immer bekommt Gamera seine Tipps wieder mal von drei (!) Kindern: Hiroshi (Tsutomu Takakuwa), der irgendwie immer die Popularität von Gamera in seinen Erläuterungen unterbringen muss; Tommy (Kelly Varis), ein blasser G.I.-Boy, dessen Vater die Ausgrabungsarbeiten um jene oben beschriebene Statur im Auftrag der Japaner anführt; zu guter Letzt Tommys Schwester Susan (Katherine Murphy), die noch zu jung ist, um mit den Jungs per U-Boot in Gameras Speiseröhre zu reisen. Mädchen nerven hier ohnehin (insbesondere Hiroshis Schwester), fast genauso wie die ganzen Erwachsenen, die nach knapp fünf Filmen noch immer nicht dahinter gekommen sind, dass Monster in ihrer Welt existieren, dass Gamera selbstverständlich der Freund der Menschen ist und dass man unbedingt auf die Einfälle von Kindern hören sollte, wenn es um die Verteidigung gegen jene Monster geht.
Den ganzen Spaß erlebt man hier von Neuem und da weiß man als Beobachter der ganzen Reihe schon gar nicht mehr, was man noch in einer Kritik wie dieser hinzufügen soll. Etwa, dass ein Großteil der Spezialeffekte wieder in Spielzeuggröße durchgeführt wurden? Oder dass das klobige Vergnügen im Monsterspektakel noch immer seinen Charme hat, vor allem da der Kontrast zwischen kindlicher Unschuld und saftiger Brutalität weiterhin befremdet? Muss man da überhaupt noch erwähnen, dass das Arsenal an flapsigen wie dümmlichen Dialogen absurde Selbstverständlichen am laufenden Band ausstößt? Ganz ehrlich: Wer Gamera schon einigermaßen kennt, weiß, worauf er sich hier einlässt - nur, dass zumindest dieses Mal keine Außerirdischen zur Stelle sind und Archivmaterial nur im Vorspann vorkommt. Immerhin! Ansonsten ist alles schön und gut für Freunde des naiven Kaiju-Kloppers, nur eben schon in gewisser Hinsicht ordentlich abgenutzt. Die Situation wäre aber umso besser, hätte man inzwischen mal die alte Kinosynchro zum Film aufgefunden. Zumindest ein Trailer ist übrig geblieben und kann hier in aller reißerischer Retro-Montur begutachtet werden:
https://www.youtube.com/watch?v=YBIDv1xgj6U
[...] Doch dieser weiß seinen Sohn zu motivieren, auf dass er sich der Herausforderung stellt und aufs Ganze geht. Selbst wenn er verliert, hat er es immerhin versucht. Dieses Credo gilt nicht nur im persönlichkeitsbildenden Rahmen des Films, sondern steht auch bezeichnend für Menahem Golan und seinen Produktionspartner Yoram Globus. Als Bosse der Cannon Films hatten sie weiß Gott keinen guten Ruf oder das nötige Know-how. Doch selbst in schwierigen Zeiten, wie dem Entstehungsjahr von „Over the Top“, gingen sie auf volles Risiko und steckten mehrere Millionen in ihre bis dahin kostengünstigen Projekte, um zumindest den Versuch zum Durchbruch in die Mainstream-Industrie gewagt zu haben. Nun ist es streitbar, ob sie mit Würde oder Dummheit verloren haben – das Vermächtnis zeigt sich allerdings im noch steigerungsfähigen Prozedere von „Over the Top“. Der Titel ist Programm. [...]
[...] „Bei Leuten wie dir hört das Gesetz auf. Du verdienst keine Rechte, Scheißkerl.“ Wie bei fast allen extremeren Filmen der achtziger Jahre ist es auch hier schwierig, als Zuschauer eine Balance zu finden, die den hitzigen Unterhaltungsfaktor des Films anerkennen und der dort herrschenden ideologischen Infantilität genügend Distanz zum aktuellen Zeitgeschehen zugestehen kann. Der Fokus auf Stil, Mode und Coolness hilft gänzlich amüsierend über die Runden, wie auch das Spektrum an Kommunikation in seiner Macho-Logik selbst damals schon als unfreiwilliger Humor hätte durchgehen müssen. Wäre natürlich gelacht, wenn man als junger Mann nicht doch eine Art vorbildlichen Reiz in der „City Cobra“ erkennen könnte. Doch darin überwiegt wohl mehr deren freie und draufgängerische Haltung als das politische Wunschdenken Cobrettis. Und wenn man ehrlich ist: Seine kleine Romanze mit Ingrid ist eine recht süße Angelegenheit. [...]
[...] Das bringt absurden Spaß und ein gewisses Maß an Erschöpfung, allerdings auch eine Grenzenlosigkeit des Wildseins, wie man es dieser Tage höchstens noch von „Mad Max – Fury Road“ kennt. Endlose Eindrücke reißen sich fern entschiedener Auflösungen um die Aufmerksamkeit von Aug und Ohr; Martial Arts und Gangs mit Samurai-Panzern verbünden sich anhand von Rap Battles zum bunten Handgemenge gegen die Bösen; härtegeprüft und superräudig fetzt sich die Musik durch überschwängliche Plansequenzen voll slapstickhafter Einzelbilder. Wie so oft im asiatischen Kino stellt man fest: So etwas hat man noch nicht gesehen. Ob es für jedermann gut zu goutieren geht, steht auf einem anderen Blatt. Ohnehin bleibt neben dem reinen Unterhaltungsfaktor pausenloser Maxime nicht viel übrig. [...]
[...] Das Böse hat hier nur wenige Facetten, wie auch die Logik hinter der Geschichte eher dem Spaß als der Spannung eines Crichton-Technohorrors verpflichtet ist. Hat man das einmal akzeptiert, kann man einige verballhornende Qualitäten im Überdruss der Männlichkeit finden, während der charakter- und handlungstechnische Aufbau direkt zur Sache geht und in der Kombination mehrerer Action verheißender Schauplätze glänzend bei Laune hält. Hierin kommt eine elegante Eskalation zustande, die neben dem erneuten Zusammenbruch des Verhältnisses zwischen Mensch und Urvieh noch einen Fortschritt in Regionen des ausgelassenen Stumpfsinns wagt. Die enthemmende Haltung, die daraus entsteht, siedelt das Franchise in der Grenzenlosigkeit trivialer Unterhaltung an und schafft beglückendes Unterhaltungskino, an dem sich kleine wie große Machos ausleben können. [...]
[...] Dieses einfache Konzept erweist sich als nicht sonderlich erfüllend, weshalb der Film auf Running Gags und spekulative Kulturverständnisse en masse zurückgreifen muss. [...] Andererseits schafft die Melange der Kulturverständnisse aber einige bizarre Szenarien, welche über die bloße Erkennung von regionalen Anachronismen hinausgeht. [...] Ein Charlie Kaufman hätte womöglich die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und daraus eine konsequente Meta-Satire erschaffen [...] Bis dahin kommt Ken Scotts Film allerdings nicht, dafür wird er umso plumper und beliebiger. Man kann immerhin froh sein, dass man sich selbst in solchen Fällen noch immer an manche Aspekte, ob nun freiwillig oder unfreiwillig komisch und hintersinnig, festklammern kann. [...]
[...] Dabei behilft man sich vieler Versatzstücke des Genres: die Betonung auf den Status des Außenseiters, das Nutzen und Bezweifeln von Superkräften, die Dualität zwischen öffentlicher Wahrnehmung und geheimer Identität, die hilfsbereiten Sidekicks ohne Superkräfte und natürlich die obligatorisch plakativen Bösewichte, vor denen man die Stadt beschützen muss. Hasselbach und sein Drehbuchautor Anders Ølholm konzentrieren diese Genre-Obligationen jedoch auf den provinziellen Schauplatz Middellund (gespielt von unserem Hamburg), der in seinem gemütlichen Mikrokosmos kein Spektakel verlangt und somit mehr Raum für den kindgerechten Charakteraufbau übrig lässt – was teilweise effektiver wirkt als bei gewissen Blockbuster-Vorbildern. [...]
Nach dem eher halbseiden aufgewärmten "Gamera gegen Viras" und seinem Übermaß an Archivmaterial läuft die Kaiju-Sause um den außerirdischen Gegner Guiron wieder zur Höchstform der Beklopptheit auf - wenn auch weiterhin auf circa fünf Minuten alte Filmausschnitte zurückgreifend, die zeigen, welche Kinder Gamera bisher rettete. Auch diesmal wird er sodann Schutzherr für zwei freche Jungens, die es in ihrer Neugier auf einen fremden Planeten zieht. Akio (Nobuhiro Kajima) und sein amerikanischer Kumpel Tom (Christopher Murphy, der partout nicht schauspielern kann) entdecken nämlich anhand ihres Teleskops ein UFO und nehmen Reißaus, obwohl Frau Mutter (Yuko Hamada) zur Schlafenszeit befohlen hat. Die ist ohnehin etwas abgebrühter drauf als die Erwachsenen in sonstigen Gamera-Streifen und glaubt keinerlei fantastische Geschichten, die ihr die Kinder erzählen, obwohl Ausserirdische und Riesenmonster bereits seit mehreren Filmen zum Alltag gehören. Unabhängig davon, würde es aber auch jedem schwer fallen, die kleinlauten Geschichten des Schwesterchens Akios zu glauben, welches aber schon von Vornherein nicht auf die Reise mitgenommen wird, da "das nichts für Mädchen ist" und sie schlicht zu feige dafür sei. Das nennt man mal entschiedenes Jungskino!
Deshalb sind unsere Protagonisten wiederum wie gehabt neunmalklug und fassen unbedacht jede Technik an, die sie in die Finger kriegen können, bis sie ohne Weiteres alle Umstände ihres Umfelds analysieren und verstehen können. Jedenfalls gelangen sie auf den Planeten Terra, auf welchem Guiron, ein Echsenviech mit einem riesigen Messer als Kopf, schon mal kosmische Varianten früherer Gamera-Feinde, die Gaos, ziemlich explizit zerschneidet. Da kann man sich auch vorstellen, wie brutal es später der stets für die Kids leidenden Superschildkröte ergehen wird. Man kann nur schwer nachvollziehen, warum diese Reihe an Kinderfilmen gerade in punkto Gewalt weit grausigere Bilder zu zeigen imstande war, als es Toho zu wagen pflegte. Durch das immens klobigere Ambiente kommt allerdings auch eine obskure Schere zwischen Unschuld und Exzess zustande, die äußerst goldig unterhält. Von Vorteil ist dabei ohnehin, dass der Anteil an Monsterkämpfen nochmal erhöht wurde und dabei wie gehabt einige selten dämliche Tricks anwendet.
Doch auch im Rahmen des menschlichen Geschehens ist das triviale Vergnügen sicher: Akio und Tom lassen sich nämlich von zwei hübschen außerirdischen Frauen, Barbella (Hiroko Kai) und Florbella (Reiko Kasahara), hinters Licht führen, dass diese es auf ihrem Planeten ja trotz technischer Fortschritte so schwierig hätten und gerne ein neues friedliches Zuhause auf der Erde finden möchten. Denkste! Ressourcen ausschöpfen und die Menschheit unterjochen ist eher der Plan - und das fängt man am Besten damit an, indem man wortwörtlich die Gehirne der Eindringlinge frisst. Eine Horrorvision, die jedem Grundschüler einfallen sowie Schrecken einjagen würde, weshalb sie im Grunde auch recht austauschbar mit den Antagonisten des Vorgängerfilms ist - selbst das Set ist in etwa dasselbe. Ein bisschen Eroberungsfantasie oder auch die Zuneigung zu einer Mutterfigur schwingt da allerdings auch in den Jungs beim Anblick der flotten Weltraummädels mit - weshalb sie umso williger in ihre manipulativen Fallen geraten. Insbesondere Akio lässt sich da auf einiges ein, wie er auch grundsätzlich die ideologische Führung übernimmt und sich eine Welt "ohne Kriege und Autounfälle" wünscht.
Gegen Ende hin schwingt er dann auch die Keule der Botschaft, welche merkwürdigerweise weg von der Forschung in weit entfernte Galaxien will und stattdessen mehr für ein besseres Leben unter den Völkern auf unserer Erde einstehen möchte. Er hat seine Lektion gelernt, doch wer kommt für die Kosten des ganzen Invasoren-Schlamassels auf? Ohnehin darf er eine Menge Hausarrest erwarten, wo er doch einfach so mit Tom von zu Hause ausgerissen war und fortan bei der Polizei als vermisst galt. Ich weiß aus Erfahrung, dass man da nicht so einfach davonkommt, wie es der Film als buntes Abenteuer darstellt. Aber er macht sich einfach keinen Kopf drum und liefert stattdessen das unverhältnismäßig brutale und gleichsam drollige Spektakel dümmlicher Dialoge und Monster-Szenarien, das man in derartiger Kombi aus Kautschuk, Plastik und Pappe umso lieber ins Herz schließt.
[...] Wenn man schon keine Sympathie für den überkorrekten Umgangston Coopers fern jedes humanen Verständnisses empfinden konnte, wird man am schrillen und bockigen Sarkasmus der Frau Riva wahrscheinlich genauso zerbrechen. Fakt ist, dass sich in dieser Paarung keinerlei Chemie oder Kontraste entwickeln können, da ihr Dialog zu einem permanenten vorwurfsvollen Geräusch verkommt, das auf der Flucht nie aus der Ruhe kommt und sich zudem allzu willig in beliebigen Situationskomiken verliert. [...] Anne Fletchers Film ist wie jeder Zickenkrieg: zynisch, kindisch, frustrierend, auf dass nicht nur männliche Zuschauer schnell das Weite suchen wollen.
[...] „Ed Wood“ schenkt seinen Figuren als Film über liebenswerte Versager eben nichts, stellt deren eigentümlichen Zauber aber dennoch in den Vordergrund, ohne hemmende Sentimentalitäten darauf zu klatschen oder Respekt vorzugaukeln. Stattdessen bleiben alle in ihrer eigenen Welt, die sie ebenso zynisch zerreißen können oder an ihr scheitern; erleben dort schließlich doch noch das individuelle Gelingen, welches im wahren Leben versagt blieb, hier jedoch in entschieden künstlicher Schönheit aufblüht. Objektiv gesehen ist selbst das natürlich hässlich, doch der gute Filmemacher will es so und geht erst recht darin auf, bis man selbst in den trivialsten Gesten die persönliche Poesie entschlüsselt. Tim Burton gelingt nicht nur eine Ode an den abwegigen Kultfilm, sondern bestärkt auch herzlich den individuellen Geist, der jedem von uns innewohnt.
Dieser Teil der Gamera-Reihe präsentiert recht exemplarisch die eigenwilligen Stärken und Schwächen der kindgerechten Kaiju-Action. Das Negative zuerst: Aufgrund von Sparmaßnahmen griff man hier vermehrt auf Archivmaterial zurück, das Gamera in Kämpfen vergangener Filme zeigt - völlig gleich, ob nun in Farbe oder Schwarzweiß. Dennoch besitzt die Schlacht gegen Monster und UFOs des Planeten Viras weiterhin eigenständige Szenarien pappiger Miniatur-Explosionen, welche den Titelhelden derartig malträtieren, das keinerlei Leben mehr in ihm stecken sollte. Mit einer guten Menge verharmloster Splatter-Momente muss man bei Gamera komischerweise immer rechnen, obwohl seine Filme zu diesem Zeitpunkt entschieden für Kleinkinder und Junggebliebene konzipiert waren. So kommt auch der urige Fokus des Ganzen zusammen, da wieder mal zwei Kids, Pfadfinder Masao (Tôru Takatsuka) und Jim (Carl Craig), als neunmalkluge Helden wirken.
Zusammen spielen sie allerhand harmlose Streiche, bis zu jenem Tag, an dem sie einfach frech die Steuerungskabel eines U-Boots umlöten und bei dessen Fahrern für Verwirrung stiften. Schon bieten sie sich als Experten für die Unterwasser-Mechanik an und obwohl Wissenschaftler an der Fähigkeit der Kinder zweifeln, muss Masao nur mal kurz eine Kommunikationsuhr, mit der er Kontakt zu seiner Schwester hält, vorzeigen, um sie vom Gegenteil zu überzeugen - "Das ändert natürlich alles.", ist da die leichtgläubige Devise jener Erwachsenen dieses Films, die fortan eher im Hintergrund verbleiben. Stattdessen gehen Masao und Jim auf Erkundungstour und treffen dabei den Beschützer ihres Planeten, Gamera. Jedoch kommen sodann die Schergen des Planeten Viras hinzu, welche die drei Planscher verschiedener Spezies gefangen nehmen. Masao und Jim werden nämlich als Geiseln auf dem Raumschiff gehalten, da Gamera eine "besondere Neigung zu Kindern hat" und daher alles für die Aliens machen muss, weil diese die Kids sonst töten.
An Bord des UFOs, wo der Film den Großteil seiner Laufzeit verbringt, halten die Zwei durchweg analytischen Dialog darüber, was geschieht - u.a. darüber, dass das Schiff telepathisch gesteuert wird und ihnen je nach Wunsch Essen und Trinken bereitstellen kann oder auch wie die mysteriösen Crew-Mitglieder durch Röhren fliegen. Sie selber kriegen letzteres nicht hin, was sie sich natürlich so erklären, dass sie wohl zu klein dafür wären und Erwachsene ihnen eh keinen Spaß lassen. Auf diesem Wege und gepolstert mit drollig doofen Dialogen treffen sie in klobigen Kulissen schließlich auch auf das Monster Viras, welches sie verstehen kann, wie auch Gamera mit seinen ratlos hin- und herwanderten Augen kommuniziert. Viras ist jedenfalls zunächst auf ihrer Augenhöhe, kann sich aber später durch die Fusion mit seinen Lakaien zu haushoher Größe transformieren. Klingt aufwendig, sieht dem eingesparten Budget entsprechend aber ziemlich hemdsärmelig aus.
Das hat Charme und hält für knapp achtzig Minuten Laufzeit gut durch, doch gegen Ende muss der Spaß dann doch noch kurz für eine Konsequenz gebrochen werden, die im Verhältnis zum Restfilm recht ernst und so umso schrulliger daherkommt. Da das Schicksal der gesamten Welt auf dem Spiel steht, muss die Entscheidung getroffen werden, ob das UFO mit den Kindern an Bord abgeschossen werden soll. Masao und Jim sind bereit, sich für die gute Sache zu opfern (!), die UN hingegen untersagt jene Aktion. Welche politischen Akzente hier gesetzt werden sollen, ist mehr als zweifelhaft, doch das macht im Rahmen des Films wenig aus, da die cleveren Buben kurz darauf schon knackige Alternativen herausfinden. "Gamera gegen Viras" ist wieder mal Naivität in Reinkultur, allerdings hemmt sich der Spaß daran ein gutes Stück selbst, da die Hingabe dazu durch offensichtliche Einsparungen nur mit halbgarer Ehrlichkeit durchgezogen wird. Genug zum Lachen bekommt man dennoch geliefert, wie man auch rauhe Mengen an handgemachten Effektgewitter erhält. Für Genre-Fans und Freunde der Blödheit auf jeden Fall einen Blick wert.