Der Witte - Kommentare

Alle Kommentare von Der Witte

  • 6 .5

    [...] Deshalb bleiben auch die Verbindungsstücke zwischen den einzelnen Szenarien und Gefühlsschwankungen von Arias Umgebung meistens fern vom Narrativ oder nur kurzgefasst. Das Karma ist schließlich meist außerhalb ihrer Kontrolle: Da hagelt es kaum beeinflussbar von Tag zu Tag mal Verletzungen, mal Zärtlichkeiten; Freundschaften entstehen und zerbrechen; Enttäuschung und Glück finden keine rechte Balance. Der Film will folglich vom Konzept her keiner dramaturgischen Formalität treu bleiben, möchte Aria aber noch auf Erlösung hoffen lassen, selbst wenn sie diese in Verzweiflungstaten findet, die bei jenem maliziösen und lernunwilligen Figurengefüge eh nicht lange im Gewissen Bestand halten können. [...]

    4
    • 7

      Nostalgie, Heimat, Heimweh, Fernweh, Erwachsenwerden, Anpassung an geänderte Umstände, die daraus folgende individuelle Willensstärke sowie die Erhaltung des unerklärlichen Zaubers der alles umfassenden Natur: universelle, essenziell menschliche Themen und besonders im Werk des Studio Ghibli von außerordentlichem Stellenwert. Bei dieser, einer ihrer leider wohl letzten echten Produktionen in jenem Sinne, werden genannte Werte mit gewissenhafter Souveränität erneut zu einem herzlichen Märchen zusammengefasst, das schnörkellos und schwelgerisch in japanischer Folklore verwurzelt ist, wie unter anderem auch bereits 'Pom Poko' aus dem Jahre 1993, ebenso von Regisseur Isao Takahata.

      Wo dort die alteingesessenen Geheimnisse des Waldes sich selbst zu beschützen versuchen, während der Fortschritt seine Bahnen zieht, wird die titelgebende, aus Bambus geborene Prinzessin Kaguya in eine ländliche Familie geführt, die ihrem Adoptivkind aufgrund ihrer Herkunft eine höhere Bestimmung voraussehen und sie deshalb in ihrer (schneller als bei den anderen Kindern heranwachsenden) Adoleszenz in adlige Kreise einführen wollen, obwohl diese lieber erdgebunden bei ihren Freunden und dem Leben auf dem Land verbleiben möchte. Der lebhafte und liebevoll eigenständige Animationsstil lässt da auch für den Zuschauer Fantastisches und Warmes aufblühen, getragen von einer malerisch-naturalistischen Poesie der ländlichen Sympathie und Entdeckungslust.

      Die neuen Verhältnisse bringen deshalb schwierige Einschränkungen und Zweifel mit sich, folglich innere und äußere Flucht bei stürmischem Frust und Seele würgender Melancholie hinsichtlich der Bitterkeit des anstehenden Verlusts. Doch die Anpassung lässt sich nicht vermeiden - solange immerhin die Erinnerungen bleiben, kann man's schon aushalten, auch weil man es den Eltern recht machen will. Die Pflichten des Daseins als Prinzessin rufen allerdings auch oberflächliche, groß tönende Verehrer auf den Plan, gegenüber denen Traditionen erfüllt werden müssen. Kaguya jedoch wehrt sich verschmitzt dagegen, macht es keinem einfach, erfordert ehrliche Zeichen der Zuneigung, während sie gleichzeitig weiterhin die Nähe zur Vergangenheit sucht, darin mit ihren Flügeln der Freiheit wieder aufgehen will.

      Inwiefern dieser Wunsch erfüllt werden kann oder erneut von der Gegenwart eingeholt und entsagt wird, stellt sodann den emotionalen Kern in einem Film dar, der als Interpretation einer urtümlichen Sage und zudem im bewährten Rahmen seiner Produktionsfirma leider oftmals recht durchschaubar verläuft, in seiner Einfachheit zwar eine angenehme Unaufgeregtheit und beständige Charakternähe beherrscht, in seiner impressionistischen Stilsicherheit jedoch so sicher bleibt, dass er unweigerlich eher konventionelle Pfade betritt. Das alles besitzt sodann seine gewissen Längen des erwartbaren (wenn auch zurückgenommenen) Erzählens, lohnt im Endeffekt aber für Motivation und Aufbau des starken dritten Aktes, welcher der Fantasie dieser Legende endlich bittersüßen Freiraum jenseits des Traditionellen schenkt.

      Man merkt jedoch, dass die Moral von der Geschicht' und ihre narrativen wie thematischen Methodiken kein Neuland für Studio Ghibli präsentieren, in ihrer Variation der Animation allerdings noch einmal eine einvernehmende Plattform der Herzensgüte und menschlichen Sehnsucht zur Magie der unsterblichen Seele verpasst bekommen haben, ehe das Einschleichen einer festen Formelhaftigkeit vollends in die schon lange Geschichte des Studios eintreten musste. Womöglich bleibt da ein ebenso schwieriger Abschied zwischen der Freude des Erlebten und der Verzweiflung des Wiederauflebens übrig, wie am Ende dieses Films, aber irgendwie muss es ja trotzdem weitergehen. Solange die Erinnerungen bleiben...

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      • 5

        [...] Da beweisen sie ein gewohnt nervöses, flottes Tempo, in vielerlei Hinsicht drücken sie jedoch mehr aufs Gas, als der Film mit seinen Hemmungen gegenüber der etablierten Formel zulässt. Vom Schauspiel her ist reichlich Spielspaß zu erkennen sowie der zuspielende Charme des unbedarften Kumpelfaktors sich zum Affen machender, eierloser Semi-Spießer. Doch auch diese haben mit Anlaufschwierigkeiten mangelnder Einfälle zu hadern [...]

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        • 2

          [...] Immerhin wird jene klischeegeladene Bankrotterklärung des durch und durch persönlichkeitsfreien Film noch bis zum Ende voll durchgezogen und verspricht auf den letzten Metern weitere Eskapaden unserer wacker gebratenen Buletten, jetzt mit dem kreischenden und ebenso unlustigen Gangster Pupa (Keegan-Michael Key) als Spitzel-Sidekick auf dem Rücksitz – ein schöner unfreiwilliger Witz verblendeter Selbstsicherheit. [...]

          7
          • 7 .5

            Auch mal wieder schön, waschechtes Mecklenburg-Vorpommern in Ambiente und Sprachton bei wunderbar ungestümer Filmflut zu erleben. Da treffen sich im Grand Hotel in Ahrenshoop der schüchterne Clemens (Franz Rogowski) inklusive Hasenscharte und die abgefahrene Lara (Lana Cooper) bei ihren Azubi-Lehrgängen als Masseur respektive Köchin und fallen unter nussigen Bedingungen in love, wie es sich für das omnipräsente, luftige Rabaukentum (vorallem von Seiten Laras), auch in der freimütig-improvisatorischen Inszenierung von Jakob Lass stets die Faustregel, gehört. Wilde freche Leidenschaft steht hier im Fokus, bei Strand, Bier, High-End-Ölen und edlen Grundstücken, wobei letztere gerne einen angemessenen Riegel der Präsenz-nach-Außen vorschieben wollen und auch Clemens sich in seiner nervösen Drolligkeit anzupassen versucht. Doch mit der freien Schnauze Laras und ihrem leckenden Lebensdurst kann noch immer so mancher Schabernack getrieben werden, schnackende Kollegen machen da gerne mit, doch nur in der wahren Liebe kann man sich auch mal gepflegt auf die Fresse hauen. Knackiger Spaß im multisympathsichen Scheißegal-Modus, da hat man wieder Bock an die Ostsee geschwemmt zu werden!

            10
            • 8

              [...] Alle teilen sie einen überschneidenden Limbus der Existenz, verzerrt und gewürgt in komatöser Dekomposition. Sie sind aber womöglich auch Józefs Abbilder von sich und seinem Leben selbst, innerhalb mentaler Verdrängung und Bewältigung hin- und herschwindelnd; exzessiv und scheinbar lustvoll, in ihren Mechanismen des Vergangenen aber nach Hilfe strebend. [...]

              9
              • 6

                [...] Das Sequel erfreut sich nämlich jetzt öfter am ausgelassenen Streichespielen, einer wahren Renaissance des pubertären Ulks, der umso drolliger mit dem unvermeidlichen Kontrast des augenscheinlichen Alters seiner noch immer exzessiv-aufspielenden Helden daherkommt. Das Tempo, in dem sich der Film dagegen bewegt, ist nicht immer das flotteste - zwar angenehm kohärent und effektiv dem Witz verpflichtet, aber vorallem gegen Ende hin etwas doll bleiern in den Knochen. [...]

                Der Film macht ja auch kaum Anstalten, einer neueren Generation wirklich gefällig zu sein, das hat er ja schon in seinem mentalen Grundkonzept, seinen Charakteren und Referenzen verankert, aber genau das birgt auch eine respektable Entschlossenheit hinsichtlich der noch immer geradezu selbstverständlich-ratternden, hysterischen Wirkung euphorischer Hirnrissigkeit. [...]

                9
                • 7

                  [...] Es hält sich aber dennoch alles bewusst im Rahmen einer schrulligen Komödie auf, welche der rationalen Realität schon anhand des abstrus-verwickelten Plots durchgehend entsagt und mit anarchischer Freimütigkeit auf allen gestalterischen und narrativen Ebenen zur süßen Energie des Selfmade-Kinos aufruft. Sonos Film ist daher ein Hort der exploitativen Trivialität geworden: schroff, schrill und meist recht belanglos. Aber ebenso einfach nur glücklich über die Existenz des Mediums – für ein Werk unsterblicher Passion. Eben die konsequente Naivität einer cineastischen Liebeserklärung mit dem typisch japanischen Wahnsinn.

                  10
                  • 3

                    Soziopathische Sexkomödie über einen Video-verrückten Marketing-Versager namens Eddy, der ein Jahr lang mit keiner Frau schlafen kann, da ihm ständig abartigste Hobbyfilm-Aufnahmen von verhunzten Tier-Kopulationen und Tritten in die Eier in den Sinn kommen (neben einigen besonders grenzwertigen Schnippseln eines Jungen, dessen Hintern von einem Hund abgeleckt wird), im fehlgeleiteten Humorverständnis des Films als zwischengeschnittene Lacher herhalten sollen. Und Blähungen hat Eddy ab und an auch noch. Sein Playboy-Honk-Bruder Cooper (Chris Klein) versucht, ihn an seinem Geburtstagswochenende mit sexistischen Methodiken und leichten Damen zum Schuss kommen zu lassen, doch aufgrund des drohenden Rauswurfs aus seiner Agentur hat Eddy einfach keine Ruhe und gerät zudem aufgrund der haltlosen Eskapaden seines Bruders in reichlich kriminelle Schwierigkeiten und peinlichste Situationskomiken. Fäkalhumor, Bestialitäten, urälteste Rollenmodelle, vorhersehbarste Handlungsentwicklungen und ein vollkommen mageres Taktgefühl für Pointen heben die filmische Widerlichkeit auf eine neue unfassbare Ebene, eingedeckt von einer passend-ekelhaften, tristen Farbtemperatur und gleichgültigen Gesamtfassung in Spiel und Inszenierung. Verschärfte Gross-Out-Gurke!

                    7
                    • 6 .5

                      [...] Wie alles Überschwängliche und Exzessive findet sich dies irgendwann in der Redundanz wieder, doch wie der gesamte Film wird hier ein auswegloser Zustand beleuchtet, der vor sich selbst zu flüchten versucht, jedoch immer wieder in dieselbe psychische Ecke der Geilheit getrieben wird. Dieses Dasein, unentwegt der sexuellen Erquickung hinterherjagend, drückt an und für sich eine gewisse Tristesse aus, doch „Bad Biology“ findet darin zum Schluss hin eine entschiedene Selbstverständlich- und Natürlichkeit, die einem eigennützigen, doch erfüllenden Cumshot verpflichtet ist. Er endet in Visionen wie auch im Verderben und einer verzerrten Mutantengeburt – kein durchwegs schöner, nicht mal ein bittersüßer Anblick, aber eben auch eine Konsequenz des Glücks in einer neuen Form der Biologie. [...]

                      5
                      • 7 .5

                        Der neueste Streich aus der Walt-Disney-Animation-Studios-Schmiede ist ein erneut größtenteils-formvollendetes Glanzstück geworden, hier nun ausgiebig in der Formel des Superhelden-Genres (und sogar dessen moralischen Implikationen) wirkend, dennoch eine energetische Angelegenheit mit diesem bestimmten gelungenen Fist bump aus Spaß, Herz und Kurzweil. Thematisch wird dabei reichlich auf dem Geist der Ambition gegründet, aber auch auf den verschiedenen Stadien der Trauer. [...]

                        8
                        • 8 .5

                          Wie weit sieht man sich selbst vom NSA-Skandal betroffen? Empörung war ja auf allen Ebenen zu spüren, doch scheinbar hat man's schnell hingenommen, quasi als unausgesprochene Gewohnheit, dass die Weltregierungen eh alles abhören, meistens weil man selber als Otto-Normal-Bürger aufgrund des kleinen Interessenfeldes der eigenen Person offenbar nichts zu befürchten hätte, à la "Was wollen die mit meinen Daten schon anfangen?". Man hatte stattdessen schlicht ikonische Bilder von Edward Snowden vor Augen und den öffentlichen Sensationalismus eines globalen Whistleblower-Thrillers, um das Thema für sich eventuell abzuhaken. Sogar die Merkel wurde ausspioniert, wie ulkig! Danach ging für jeden alles wie gehabt weiter.

                          Doch wie weitreichend die Implikationen von Snowdens Informationenausgabe in Effekt traten und ihn auch speziell als Person im Mechanismus der sinestren Informationsbeschaffung trafen, zeigt diese umfangreiche und sehr konkrete Dokumentation von Laura Poitras, die sich mit ihren Mitstreitern innerhalb dieses Themas ebenfalls in die Gefahr der nicht nur digitalen Beobachtung und Verfolgung begab. Konzeptionell wagt sie dabei nach einer abstrahierten Zusammenfassung vorangegangener Ereignisse eine Konfrontation mit dem Zuschauer, der in minimal-montierter Fassung ihre tagelangen Begegnungen mit Snowden und anderen Journalisten in einem Hotelzimmer in Hongkong erlebt.

                          Von dort aus lässt Snowden sich auf die Preisgabe seines Wissens ein, erklärt im minutiösen Detail, wieviel Überwachung schon anhand normaler Mobilgeräte geleistet werden kann bis hin zur internationalen Infrastruktur des gesamten NSA-Komplexes, vorgetragen mit einer Entschlossenheit, die im Vornherein allein durch die angesprochenen Maßnahmen motiviert und von Poitras nicht noch nachträglich emotionalisiert oder heroisiert wird. Hier soll schlicht die nackte Wahrheit für sich stehen. Diese bricht nämlich mit ihren effizienten und entmenschlichenden Maßnahmen im Verlauf immer weiter auf ihn ein, auch wenn er sie nur von außen wirklich mitbekommt, aber wie ein Gefangener in dieser potenziell fatalen Zelle des Hotelzimmers außerhalb der USA verweilt.

                          Für ihn und alle Umstehenden zieht sich die Schlinge spürbar zu, da reicht schon das reine Kopfkino der zukommenden Erläuterungen durch Fernsehen, Internet und 'The Guardian'. Schauerlich erlebt man dabei, wie auch die Macht des freien Journalismus im Angesicht von sanktionierten Menschenrechtsverletzungen ein Risiko eingeht, bis hin zur Filmemacherin Poitras selbst. Der Mensch Snowden jedenfalls, der sich bewusst als Initiator entblößt, nimmt aber den meisten Druck auf sich, um mit seiner Präsenz ein Zeichen zu setzen, selbst wenn er dafür einen Großteil seines Menschseins und seiner Freiheit aufgibt.

                          Doch in Sachen Freiheit sieht es eh finster aus, je breiter sich die Investigationen zur Spionage in die Welt ausbreiten und Informationen zu Tage schöpfen, welche mit ihrer Brisanz und Darstellung in der Dokumentation an sich schon als belastbares Material auch gegen die Macher dieses Filmes gelten könnten. Aber ein Streif der Hoffnung kommt mit neuen, anonymen Informanten der geheimen Wahrheit zusammen, auch wenn sie mit ihrem Wissen schlicht nicht sicher bleiben können. Man muss alles Aufgeschriebene zerreißen, zerschreddern und womöglich verbrennen, wenn dabei noch das Prinzip der Privatsphäre unantastbar bleiben soll.

                          Die kalte Erkenntnis des hautnah-realen Films ist aber das stetige Verschwinden der Privatsphäre anhand einer Welt-überspannenden Verbundenheit der Datenbeschaffung, der man sich schon längst ergeben hat und die von den Obersten scheinbar geduldet und verharmlost wird, während die Verfolgung des Aufdeckers jenes Sammelnetzes höchste Priorität erlangt, mehr mediale Aufmerksamkeit erwirkt als der Skandal an sich. Dagegen setzt 'Citizenfour' allerdings ein einvernehmendes, direktes und furchtloses Zeichen, gegen das Vergessen eines aktuellen Zustandes.

                          9
                          • 7

                            Mehr oder weniger freiwillig schließt man sich unter der unbarmherzigen Führung von Ulrich Seidl in eine provinzielle Unterwelt versteckter Perversionen und Obsessionen, ausgelebter Machtfantasien und auch psychischer Verstörungen ein, denn „Im Keller“ herrscht moralische Gesetzlosigkeit im Sinne extremer Selbstgefälligkeiten. Mit stummer Statik wird sich dabei an horrible Bilder eines zeitlosen Alltags geklebt, bei dem man sich wünscht, das eingebaute Neon-Licht würde versagen, damit man es nicht alles mit ansehen müsste. Fluchtmöglichkeiten sucht man als Zuschauer ohnehin vergebens wie das unwissende Meerschweinchen bei der Schlange im Gehege. [...]

                            13
                            • 4 .5

                              Wie oft kann man noch die Eskalation auf einem konzentrierten Setting mit dem immer gleichen Konfliktpotenzial gewissenhafter Langweiler gegen räudige Arschgeigen vorantreiben? Da bleibt nur noch die Erfüllung vom Schauwert viehischer Schlachtpaletten gegen Untote, die an sich einen reißerischen Gore-Aha-Effekt vorrufen, in der selben Explizität gegen (mehr oder weniger unsympathische) Menschen allerdings für sentimentales Charakter-Drama herhalten soll, während mit simpelster, weit hergeholter Dramaturgie des Zufalls, des offensichtlichen Foreshadowing und oftmals weiblicher Hilflosigkeit hantiert wird. Einzelne Episoden beweisen im Fokus auf 1-2 Hauptpersonen eine stärkere Stringenz in der Relation zum apokalyptischen Gesamtgeschehen (frühes Highlight: Governor's Semi-Wiedergutmachung vor seinem erneuten Angriff seiner unausweichlichen Macht-Tendenzen), die letztendlichen Auflösungen finden sich jedoch ebenso immerzu im Redneck-Gekröse militanter Selbstgefälligkeit. Sicherlich ein universelles Kampfkonzept sozialer Spannungen auf nicht nur US-amerikanischen Boden, aber nicht erst in vierter Staffel eine repetierte Angelegenheit, die hier nur noch durch den künstlich verlängerten Narrativ obligatorischer Zuschauer-Zufriedenstellung gepeitscht wird. Die fünfte Staffel kündigt sich dann auch im Treffpunkt 'Terminus' vor Washington mit dem Satz an: "Die haben sich mit dem Falschen angelegt." - ein weiteres Gemetzel Gut gegen Böse ist zu erwarten, wie zuvor auf der Farm oder im Gefängnis. Na dann, viel Spaß.

                              4
                              • 7 .5

                                Sind Poltergeister echt? Ist die Liebe eine Zeit und Raum durchbrechende Macht? Ist die Menschheit anhand ihrer Gefühlswelt zu Höherem bestimmt, mindestens zur Rettung ihrer selbst und der Heimaterde? Irrationale und geradezu esoterische Fragen, die den stark eckigen Grundstein des ansonsten auf wissenschaftliche Rationalität fokussierten Rahmen von „Interstellar“ bilden. Dieser hierin verbundene Widerspruch ist nur allzu bezeichnend für den Regisseur Christopher Nolan an sich: ein passionierter Technokrat voller Pathos für die Alchemie des Mediums Film. [...]

                                10
                                • 3 .5

                                  [...] Jene Penetranz gründet sich auf einem belehrenden Moralfinger; doch angesichts des modernen Lebensverständnisses jedweder Zuschauergruppe und des unbeholfen ausstaffierten Settings des Films bleibt diese mahnende Note, wie direkt aus puritanischeren Zeiten vergangener Jahrhunderte importiert, von harmloser, gar lachhafter Wirkung. Ein Publikum gibt es dafür sicherlich leider immer noch, aber ob das noch genauso lange in der Filmwelt zurückbleiben wird, wie die schier unberechenbaren Höhen und Tiefen von Nicolas Cage, ist mit Hinblick auf diese durch und durch misslungene Qualität durchaus fraglich.

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                                  • 8

                                    [...] Unter diesem Druck lässt der Verstand wie der Film an sich keine Pause zu, da wird beständig mit harten Eindrücken und bewährten Vorurteilen draufgepackt, die Seele entblößt, Anschuldigungen und absurde Zufälle durch den Raum geworfen wie der Schminkraum als schnellste Option der entladenden Zerstörung. Demütigung, Ambition, Hass, Liebe, Realität und Fantasie gehen Hand in Hand, spielen immer tiefer und unzertrennlicher am Abgrund der Kunst und Selbstbestätigung, in den so einige Riggan gerne schubsen wollen, auf dass er am Boden aufprallt und sich den alten goldenen Schnabel seiner früheren Erfolge bricht. Doch wie in John Cassavetes thematisch ähnlichen „Die erste Vorstellung“ liegt in diesem Eifer der Verausgabung und ersehnten Enttäuschung die unzerstörbarste Motivation [...]

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                                    • 7

                                      Howard Deutch ist vom Inszenatorischen her vielleicht nicht derartig flink und konkret wie John Hughes, doch er versteht es dennoch, dessen Drehbuch einer archetypischen High-School-Coming-of-Age-Geschichte mit dem nötigen Feingefühl umzusetzen, gerade auch, weil der sonst so präsente Humor hier eben nicht wirklich vorhanden ist (Spaß schon, nur nicht die krassen Gags), die jugendlichen Charaktere dennoch mit ihrer Angst und ihrem Drang nach Liebe effektiv zu hadern haben. Dies gestaltet sich hieran als bittersüße Dreiecksgeschichte im Angesicht bereits auf dem Schulhof wirksamer, gesellschaftlicher Rollenmodelle - letztere werden thematisch aber nicht zu sehr ausgereizt oder extrem/plakativ beleuchtet, dafür sieht man selbst in den kleinen Unterschieden beim suburbanen Mittelstand Unruhen (stellvertreten durch James Spaders Rolle des Kotzbrocken Steff) wachsen, sobald eine Verbindung etabliert werden will.

                                      Diese minimalen Ungleichheiten treffen die Individuen so oder so mit frustrierender Härte, allen voran Andie Walsh (Molly Ringwald), die in etwas ärmlicheren Verhältnissen mit ihrem allein erziehenden Vater Jack (Harry Dean Stanton) lebt, ihre Kleider selbst zusammennäht und dafür an der Schule zum Aussenseiter deklariert wird, somit umso erbitterter mit dem Druck zu kämpfen hat, einen Partner für den Abschlussball zu finden. Da bietet sich gut und gerne der quirlige Verehrer Duckie (Jon Cryer) an, ein etwas aufdringlicher, doch herzlicher Springteufel von Teen und ihr bester Freund, aber als potenzielles Herzblatt mit ziemlich doll großer Bemühung am Start, wenn auch das ideale Spiegelbild für ihre Persönlichkeit. Doch daneben erscheint der nette Boy aus besserem Hause, Blane (Andrew McCarthy), der zwar eigentlich wenig auf seinen Stand gibt, sie unabhängig davon lieben will und insofern auch ihr Herz erobert, aber mit zunehmender Zeit vom Einfluss seines Freundeskreises durch geradezu psychisch-erpresserisches Zureden dazu gebracht wird, ihr eher aus dem Weg zu gehen.

                                      Daran droht sie zu zerbrechen, wie auch so vieles in ihrem Leben schon zerbrochen ist: sei es der treu sorgende Vater, der von seiner Frau verlassen wurde und seitdem keine rechte Motivation der Arbeitskraft mehr aufbringen kann oder ihre Freundschaft zu Duckie, der sich um sie kümmern wollte und sich nun von der langsamen Abfuhr verletzt fühlt. Das einzige, was bleibt, ist trotzdem für sich selbst am Abschlussball einzustehen, zu zeigen, dass man nicht zerbrochen ist und da werden auch die Verhältnisse ein für alle mal klar gestellt - eben auch als Entscheidungsphase, über sich selbst und die sozialen Barrieren hinauszugehen, während in gemächlicher, doch bunter 80's-Provinzialität New Order, OMD, Echo & The Bunnymen und andere den begleitenden Zeitgeist geben. 'PRETTY IN PINK' ist da wie der Großteil von Hughes' Output in der Ära eine treffende und verständnisvolle Angelegenheit für die Stimme und Sorgen der Zielgruppe, aber noch immer ein sympathisches Jugendstück für und gegen gebrochene Herzen auf dem Weg zum Erwachsensein.

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                                      • 7 .5

                                        [...] Die hier auf das Gefühl der Drögheit reduzierte Visualisierung beherbergt dadurch einen schleichend genüsslichen Grad an existenzialistischer Komik, der im Folgenden immer weiter – nicht unbedingt extremer – ausgebaut wird. Das Konzept des Films verfestigt sich nämlich nicht darauf, Fragen über das Leben zu beantworten, sondern dessen absurde Unberechenbarkeit zu pointieren, anhand meisterhaft ausgewalzter Plansequenzen, in denen unter anderem Ziellosigkeit, Spaßlosigkeit beim Verkauf von Spaßwilligkeit, Feindschaft, Sehnsucht und Kraftlosigkeit vorgezeigt und vom freiläufigen Figurenkosmos ratlos entgegengenommen werden. [...]

                                        14
                                        • 5 .5
                                          über Serena

                                          [...] Ein bisschen Stil muss wohl eben dem Zeitkolorit geschuldet sein, aber jene filmische Sedierung geht auch ernüchternd einher mit dem Gesamtkonzept des inneren Konflikts, der meist nur über den erklärenden Dialog herausgeschöpft wird – wenn er dann aber auch mal über die Bilder und die dort geschehenden Handgreiflichkeiten rüber kommt, weiß er zu fesseln beziehungsweise kräftig zu würgen. Doch kurz darauf muss er sich wieder in sein Korsett schicksalhafter Story-Erfüllung pressen und die von vornherein zum Scheitern verurteilte Liebe in Flammen und Rauch aufgehen lassen, denn schließlich sind wir ja immer noch in den Smokey Mountains. [...]

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                                          • 4

                                            [...] Wenn dann aber mal die triste Souveränität den Boden unter den Füßen verliert und so ein bisschen wahre Menschlichkeit durchscheinen lässt, kann man sich wenigstens abseits des konventionellen Schmalzes, dem Märchen-artigen Domino-Effekt von Story und Charakterentwicklung sowie dem familiären Selbstmitleid noch irgendwo festhalten. [...]

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                                            • 6 .5

                                              [...] Wenn da doch bloß nicht dieser Schlusspunkt des gesicherten Status quo wäre, diese stilisierte Gutheißung der Reinigung als Selbstaufgabe, statt als ebenso soziopathisch-angehauchte Selbstjustiz, könnte man schließlich etwas mehr aus „The Equalizer“ ziehen als die blanke Verwirklichung einer fatalen Expertise, einer Lizenz zum Töten, wie man sie aus dem Genre schon zu oft gesehen hat. Beschränkt man den Film aber auf seine direkten Konflikte, erhält man durchwegs dringliche Selbstverständlichkeiten des Schlagabtausches: blutig, bösartig und mit gnadenlosem Blick nach vorn, während der treibende Soundtrack in ruppiger Aufregung verbleibt. So wie sich eben die Welt im Krieg, im Leben der gesellschaftlichen (Un-)Verhältnisse, nun mal leider seit jeher dreht und mit grässlichem Nihilismus zuschlägt. Washington transformiert sich darin auf einer moralisch-verbürgten Ebene noch halbwegs zu einem Diener der Menschlichkeit, doch er würdigt dem von ihm gelegten Feuer hinter sich ebenfalls keines Blickes. [...]

                                              9
                                              • 6

                                                [...] Doch auf jener eckigen (und irgendwo auch unterhaltsamen) Grundierung braut sich ein ungebremstes und doch pointiertes Furioso an Action-Szenarien zusammen, das einige knallige Fights zwischen Mutanten und Menschen in Roboteranzügen aufbietet, spritzige Verfolgungsjagden zwischen Berg und Tal am Rande des eskapistischen Gipfels treibt und zu guter Letzt einen Tower-Showdown über New York City entfaltet, bei dem die letzte Explosion in eine waschechte, doch tödliche Semi-Attraktion mündet (bezeichnend für den gesamten Film an sich). Und zwischen all dem gibt sich ein gewitzt-eingespieltes und handfestes Quartett per Motion-Capture-Verfahren die Ehre, das seine Fähigkeiten von früher und das Pathos brüderlichen Zusammenhalts zur heroischen Reife bringt [...]

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                                                • 7

                                                  In 'PRISONERS' musste er noch ganz oft blinzeln, jetzt reißt Jake Gyllenhall die Augen weit auf und glubscht mit reißender Präzision und sprachgewandter Eleganz durch das neon-durchflutete Nachtleben von L.A. - ein Karrierist ohne Skrupel, scheinbar auch ohne Fett und Ruhepausen, immer auf dem Laufenden und doch ohne Qualifikation, dafür mit einer Ambition, die keine moralischen Grenzen kennt, von Empathie ganz zu schweigen (das emotionale Maximum beschränkt sich auf Wut). Ein idealer Kandidat also für den allgegenwärtigen Sensationalismus, für die rasante mediale Markteroberung, kalkuliert nach größtmöglicher Tragweite in punkto Gewalt, Angst und urbanem Schrecken. Der lässt sich gerne für die Berichterstattung rausschicken, jener kalter Erfolgsbesessener im geradezu instinktiven Drive, der die erforderten Werte des Nachrichten-Horrors ebenso pragmatisch vertreten kann.

                                                  Kollegen sind da nur im Weg, der Stärkere hat sich zu behaupten, doch um manipulierbare Hilfe ist man sich ebenso nicht zu schade, bei kleinsten Ausgaben natürlich. Viel mehr Wert liegt eben auch auf den Forderungen, auf die Ausweitung des Einflusses und der Technik, wobei sich im letzten Faktor das gute Aussehen mit der flinken Praktikabilität trifft, soviel Stil hat man nun mal. Die drahtige Bestialität, aus den finstersten Winkeln der Nacht starrend, geht aber dennoch entschieden auf ekstatischen Beutefang - und die Sender lassen's laufen, auch für die Polizei bleibt's unantastbar, da in der journalistischen Grauzone. Schlechthin eine Aufstiegsgeschichte, dieses Debütwerk von Dan Gilroy, halbwegs sogar mit ähnlich stetiger Stilisierung des Gelingens, wenn auch mit einer Hinwendung in schattigste Formen des Erfolgserlebnis, konzentriert in das Portrait eines parasitären Multitalents auf Nachtstreife.

                                                  Der 'NIGHTCRAWLER' ist ein waschechter, runtergerissener Achiever und sein Film dazu ein bitteres Prozedere des haltlosen Talents, gemessen an einer Mediensatire, die leider noch immer etwas auf Distanz geht, aber auch nur, um ja nicht so bösartig, brutal und zackig aufzutreten wie ihr grausam-amoralischer Protagonist. Solch eine Ambivalenz gibt's vielleicht eher bei Scorsese, hier lenkt Gilroy eher in die moralische Richtung, doch der böse Humor und die Konsequenz der Anziehungskraft bleiben trotzdem nicht verdeckt, wie auch nicht das reizend-beleuchtete Rot im städtischen Schwarz. So schleicht sich die Nacht nun mal hindurch und der helle Mond guckt hämisch zu - ein ewiger Kreislauf im modernen Amerika.

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                                                    [...] Schweiß, Blut, zerrissene Haut und Schwielen an den Händen - mit Pflaster und Eiswasser muss man drüber stehen, denn wer sich fertig machen lässt und davon weicht, wer ist derjenige am Ende dann schon? Dafür muss die Unschuld bitter drauf gehen, potenziell hemmende Freund- und Liebschaften aus Respekt vor dem Gegenüber sowieso, denn die Selbsterkenntnis kennt nur schlicht die Ambition, den Schub des Schaffens, den Drang des Besten. Und dennoch ist man an den ungünstigsten Stellen ab und an mal schludrig und muss dafür die seelische Prügel einstecken - es folgt die Enttäuschung, die provozierte Wut, doch für den Weg der Entmutigung will man sich trotzdem nicht entscheiden, PUSH IT TO THE LIMIT! [...]

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