Drehmumdiebolzen - Kommentare

Alle Kommentare von Drehmumdiebolzen

  • Great Scott, was für eine flügellahme Flaute von einem Teaser.

    Bei Remote Control ist seit "Interstellar" offenbar das Orgelfieber ausgebrochen, Javier Bardem watschelt als Davy Jones 2.0 im Bootstrap Bill Gedächtnislook übers Deck, seine aus Teil 2 recycelte Irgendwasauchimmer-Crew im Schlepptau und Johnny Depps "Auftreten" als Flugblatt lässt fast den Gedanken an ein Spin-Off aufkommen.

    "Dead Man's Chest" und "At World's End" mögen viele Macken und Schönheitsfehler gehabt haben, aber immerhin auch immer wieder frische, verrückte Ideen, exotische Schauplätze und originelle Charaktere. Selbst der ungeliebte "On Stranger Tides" hatte so seine Momente.
    Das hier sieht trotz der zahlreichen namenhaften Neuzugänge und alten Recken vor und hinter der Kamera so entsetzlich lieblos, dreimal abgestanden und fade aus, dass man den paradoxen Titel fast schon als zynischen Kommentar der Marketingschieber verstehen könnte.

    If Dead Men tell no longer Tales, dead franchises should do the same as well.

    4
    • 8
      • 6 .5

        "It's true. Lucas, Disney, 4 Billion Dollars..."

        Ein richtiges Damokles-(Licht-)schwert: J.J. Abrams klopft erstaunlich leichtfüßig den Digitalstaub der Prequel Studio-Polit Seifenoper ab, begeistert und verarztet die ausgebluteten Herzen mit echten Sets, tollen Animatronics und natürlich einem wohligen Fanservice deluxe.
        Doch wo ästhetisch und handwerklich Alt und Neu meist stimmig aufeinandertreffen, die Newcomer-Helden sich prächtig neben den alten Recken der Ur-Trilogie einreihen und Abrams den altbekannten Elementen vielversprechende Plotkniffe verpasst, huldigt er andernorts allzu ergiebig dem Popkultur-Mythos Star Wars. Zaghaft und wenig wagemutig, geht Vollblut-Sternenkrieger Abrams mit dem milliardenschweren Erbe um und erzählerisch zu sehr auf Nummer sicher, sodass sich "The Force Awakens" eher oft wie eine Hommage mit Spitzenbudget anfühlt, die sich nostalgietrunken zwischen Sequel, Remake und (Soft) Reboot nie so ganz entscheiden kann oder will und das Entdecken und Erschließen neuer Welten und (Weltraum-)sagen lieber kommenden Nachfolgern überlässt.
        Die Magie von einst und die Lust auf Abenteuer in einer weit, weit entfernten Galaxis kann "The Force Awakens" zwar buchstäblich erwecken, ob sich die Space-Opera aber unter der Tentpole-Fuchtel Disneys nach risikoresistentem MCU-Vorbild aber aus dem vertrauten Fahrwasser in unsichere Gewässer zu neuen Ufern aufmachen wird, bleibt abzuwarten.

        7 von 10 hoffnungsvoll daherrollenden, fallen gelassenen R2D2 Concept Arts.

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        • 3

          "We're the bad guys, that's what we do!"

          Nach dem - nach wie vor - stark umstrittenen Superheldenclash "Batman v Superman", bei dem selbst der vielbeschworene Ultimate Cut, der Zack Snyders Film zwar erst in die übergebührlichen Laufzeitsphären einer "Herr der Ringe" (in der Kinofassung) hieven musste, um die gröbsten Plotlöcher notdürftig mit Minutenballast auszupolstern, jedoch bei den Kerndefiziten auch nicht vollends den Karren aus dem Dreck ziehen konnte, legen DC/Warner nun nach.
          Ihr nächster Eintrag ins im überhasteten Tentpole-, pardon Worldbuildingmodus errichteten DC Extended Universe offenbart sich dabei als wahrer Clusterfuck erster Güte.

          "(Self-)sabotage Squad" demonstriert, was passiert, wenn man einen Regisseur, welcher u.a. den größten Action-Totalausfall der letzten Jahre zu verantworten hat, genau dort wieder ansetzen lässt, wo er bei diesem aufhörte, dann das Endergebnis infolge von gegenteiligen Testscreenings und Nachdrehs tonal auf links ziehen lässt, mit einer ebenso um 180 Grad gedrehten Trailerkampagne omnipräsent promotet, welche dann wiederum solchen Anklang beim superheldenübersättigten Publikum findet, dass man dieselben Trailerpark-Spezialisten denn auch gleich an den "Final Cut" setzt und den zufällig nebenberuflich noch als DJ arbeitenden Chef-Cutter das fertige Produkt mit seiner "Greatest Hits" Playlist dauerüberbeschallen lässt.

          Über rund die erste Hälfte der Laufzeit strampelt sich David Ayers Film mit der Einführung seines Superschurkenkollektivs in fragmentarischer Flashback-Fetzendramaturgie ab, lässt das virale Marketing in der photoshopgetränkten Musikvideo-Ultimate Version Revue passieren, während sich stimmungsmäßig zunehmend ein Graben auftut zwischen der typischen DC-Düsternis und jener süffigen Partyfilm-Attitüde, die man dem erstaunlich schwerfälligen Streifen nachträglich intravenös verabreicht hat.
          Immerhin aber rückt man seine Vorzeigestars entsprechend ins Zentrum des bunt zusammengewürfelten, ähm zappendüsteren Selbstmordkommandos.
          Margot Robbie als zwar übersexualisierte Harley Quinn stiehlt ihren metahumanen Kollegen die Show, während Will Smith trotz irritierendem Saubermann-Image als Attentäter Deadshot endlich wieder an die Zeiten zurückdenken lässt, als dieser noch millionenschwere Blockbuster im Alleingang stemmen konnte.
          Obwohl ebenso im Vorfeld groß anposaunt, bleiben die übrigen Superschurken erschreckend blass und egal. Zwar gesteht das Skript überraschenderweise ausgerechnet dem zweibeinigen Zündstoff El Diablo einen Hauch tragischer Dimension zu, abgesehen davon ist der ikonische Abwasser-Mutant Killer Croc sträflich unterernährt, Anti-Schauspieler Jai Courtney trotz endlich einmal überzeugender Performance überflüssig, Katana Edelstatistin beim Cosplay und Fassadenkletterer Slipknot schlichtweg Kanonenfutter.

          Diesem unmotivierten und handgezähmten Haufen stellt Ayers Skript einen Widersacher gegenüber, der an guten Tagen zum Lachen anregt und an schlechten wie ein Concept Art-Überbleibsel aus Sonys Ghostbusters Reboot wirkt. Supermodel Cara Delevigne befördert der Film zweckdienlich ins Uncanny Valley für einen wahren CGI-Albtraum von 08/15 Bösewicht.
          Der wirkliche Antagonist hinter den Schurken hingegen ist ein Lichtblick. Viola Davis‘ abgebrühte Amanda Waller steckt sämtliche Angeblich-Antihelden mühelos in die Tasche und wäre mit ihrer kaltblütigen Präsenz unter Umständen im zeitgleich angelaufenen „Jason Bourne“ besser aufgehoben gewesen.

          Symptomatisch für das erbarmungslose Scheitern des gesamten Films steht schließlich nicht zuletzt der heiß erwartete Auftritt von Jared Leto als Joker. Trotz der aufsehenerregenden Gerüchte um sein passioniertes Method Acting fällt David Ayer für DIE ikonischste Nemesis im Batman-Universum kaum mehr ein, als den peinlich mit Tattoos zugepflasterten und im David Bowie Gedächtnis Modus agierenden Oscarpreisträger als einen entsetzlich austauschbaren Gangsterboss mit White-Trash Zuhälterattitüde und „Money-Money" Visage zu inszenieren, der durch zahlreiche, merklich zerschnibbelte Momente vom Nebenkriegsschauplatz zur katastrophalen, dramaturgisch weichgespülten Randerscheinung (insbesondere in der wechselhaft toxischen Beziehung zu Harley) degradiert wird.

          Selbst wenn das maßlos verschleuderte Potenzial in gewissen Momenten an die neongetünchte Oberfläche schwappt, als Ayer seiner Schurkentruppe bitternötige Verschnaufpausen gönnt für eine Ahnung von Charakterinteraktion oder -tiefe und mal kein Konsensklassiker aus den Lautsprechern dröhnt, ist "Suicide Squad" ein weiterer fataler Fehlschlag für das DC Extended Universe.
          Ein grauenhafter, mitunter antifilmisch anmutender Akt künstlerischer wie marketingtechnischer (Selbst-)sabotage eines Studios, das verzweifelt versucht, krampfhaft dem Erfolg der Konkurrenz nachzueifern und dabei dieser trotz nicht von der Hand zu weisenden Konventionen hoffnungslos hinterherhechelt.

          3,0 von 10 gezündeten Kanonenfutter-Sprengsätzen

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          • 0

            "Warum hassen mich denn alle?"

            Ein avantgardistischer Gurkenlaster von einem Filmerlebnis.

            Gänzlich in Tradition ihres genuinen Lehrmeisters Rainer Werner Fassbinder, nähern sich dessen einstige Adlaten Ulli Lommel und Peter Schamoni in diesem beispiellosen Exempel neuer deutscher Filmkunst ihrem umstrittenen Sujet und dekonstruieren anhand des einst bundesweiten Popkulturphänomens Daniel Küblböck clever die allgegenwärtigen Mechanismen der modernen Unterhaltungsindustrie.

            Der Umstand, dass hier ein schlechter Sänger, der einen schlechten Schauspieler spielt, der einen schlechten Sänger spielt, von offenkundig miserabel agierenden Nebendarstellern ins Jenseits befördert werden soll, eröffnet dem aufgeweckten Zuschauer eine höhere Metaebene, auf der Lommel sich dezidiert mit dem auf einem (inter-)nationalen Superstar lastenden Druck sowie der damit einhergehenden Verantwortung auseinandersetzt.
            In unvergleichlichen Bildern, die bewusst jenen Look der allnachmittäglichen Scripted Reality Formate aufgreifen und mit ihrer Aldi-Camcorder Optik auf den Röhrengeräten, geschweige denn großen Leinwänden dieser Nation nur irritieren, ja verstören können ob ihrer in erfrischender Freigeistigkeit gefilmten und grundehrlich zur Schau gestellten Homemovie-Hässlichkeit, wirft „Daniel der Zauberer“ einen genauen Blick in die Seele des quirlig sympathischen Eggenfeldeners. Besonders deutlich wird das in der albtraumartigen Sequenz, in welcher Küblböck von Flashbacks des RTL Dschungelcamps heimgesucht wird und Lommel darüber hinaus den unterschwelligen ödipalen Konflikt seines Protagonisten als Referenz an den Genremeilenstein "Psycho" mit einbindet.

            Auch die zeitweise immer wieder eingespielten Klänge von Tschaikowskis „Schwanensee“ lassen Vergleiche zu Werken wie Darren Aronofskys „Black Swan“ zu. Ebenso wie dort Natalie Portman, muss hier Daniel Küblböck den Blick in den Zerrspiegel des eigenen Ichs wagen, verkörpert durch die dem Küblböckhass anheimgefallenen Heizungskeller-Verschwörer. Lommel reflektiert hier ebenso geschickt die konstant unterdrückten Minderwertigkeitsgefühle, die ständige Unruhe in Inneren eines jungen Mannes, der gefühlt 100 Mal das Outfit wechselt, und erhebt sie zum essentiellen Bestandteil der Handlung.

            Doch noch an anderen Fronten wird der innere Kampf Küblböcks ausgefochten. Im nie endenden Konflikt zwischen Gut und Böse, hier symbolisiert durch jenen zwischen der rot gewandeteten Schattengestalt des Baltazar und dem Geiste des verstorbenen Küblböck-Opas. Ulli Lommel hält in jener Rolle schutzengelsgleich seine weißen Handschuhe über Familie Küblböck, trägt dabei ein Waldhorn durch die Walachei und unter dem klassischen Zaubererzylinder eine Adidas-Mütze. Es sind diese kleinen Details, mit denen der Film, wie sein Hauptdarsteller, konsequent die Barrieren zwischen Realität und Traum, zwischen Schein und Sein, zwischen Althergebrachtem und Modernem aufbricht. So verwendet Lommel bei der Ausgestaltung einer großartig montierten Sequenz gegen Ende eine Kameraführung, wie man sie noch von Musikvideos der 90er Jahre her kennt.

            Die aufschlussreichsten Schlüsselmomente aber sind vielleicht jene, in denen sich Ulli Lommel, der bestimmt nicht rein zufällig einen Verstorbenen mimt, mit dem Tod beschäftigt. Beim Durchstöbern der Fanpost am küblböck'schen Frühstückstisch schreibt eine Seniorin, dass Daniels "positive Lebensenergie" und seine "Musik" sie davon abgehalten hätte, sich das Leben zu nehmen. Später erfahren wir eine Spiegelung dessen beim "Casting für Hollywood", wo ein weiblicher Fan davon berichtet, dass ihr Vater beinahe im Starnberger See ertrunken wäre, wenn ihm nicht Daniel als Engel erschienen sei.

            Es fällt nicht schwer, diese (natürlich leicht überzogenen) Anekdoten auf Lommel und Schamoni zu übertragen. Ebenso wie Küblböck, offenbaren sie sich hier als zwei sorglose, querdenkende, ewig missverstandene Feingeister, die stets im Schlagschatten größerer Ikonen, Bohlen wie Fassbinder, standen und nun endlich einmal etwas vom Rampenlicht abbekommen wollen.
            Speziell Schamonis anfängliche Skepsis, ja unverständliche Verständnislosigkeit gegenüber dem Filmprojekt lässt sich in seiner Rolle als Bäcker-Opa Winter wiederfinden, welcher sich vom Küblböck Hasser zum "Fan" wandelt.

            Für welche Seite man sich letztendlich entscheidet, das überlässt "Daniel der Zauberer" am Schluss dem Zuschauer. Doch jene, die sich auf die Magie dieses filmgewordenen Kontroversums einlassen, werden am Ende wissen, dass der Film seinem Titel, aber keineswegs seinem desaströsen Image gerecht wird.

            0 von 10 nicht schief gesungenen "Popsongs"

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            • 7 .5

              Auf dem Höhepunkt seiner Macht legt sich Francis Urquhart, der sich am Ende der ersten Staffel vom Chief Whip der Torries erfolgreich bis in Downing Street intrigieren konnte, nun mit der englischen Krone an.
              Der frisch gekrönte, idealistische König stemmt sich beharrlich gegen den konservativen Kurs der Regierung, stärkt der mundtot geglaubten Opposition den Rücken und scheut auch nicht davor zurück, die Grenzen seiner Souveränität auszureizen, um den wachsenden sozialen Missständen im Vereinigten Königreich etwas entgegenzusetzen.

              Im zweiten Teil des Polit-Dramas zeigt Autor Andrew Davies geschickt die Machtverhältnisse und Spannungsfelder beider Seiten auf und stellt die Frage in den Raum, welche Daseinsberechtigung eine konstitutionelle Monarchie im England der Neuzeit noch hat. Bezeichnenderweise erweist sich die Serie aus heutiger Sicht hier fast als unheilvoller Vorbote für die ernsthafte Krise des britischen Königshauses, welche dieses während des Medienrummels um Prinzessin Dianas Unfalltod nur wenige Jahre später heimsuchen sollte.

              Michael Kitchens naiv-gutmütige Prinz Charles Inkarnation bildet den passenden Gegenpol zum zynisch-machtbessenen Ian Richardson, der hier längst nicht mehr über Furcht erhaben scheint und dessen von Schuldgefühlen geplagtes Selbst unter der gefühlskalten Fassade zunehmend Risse bekommt. Urquhart wirkt hier zwar nicht weniger hassenswert, aber doch eine Spur menschlicher als der dauerdiabolische Kevin Spacey.
              Ähnlich wie die Netflix-Neuauflage, neigt aber auch das UK-Original im zweiten Akt dazu, mal mehr, mal weniger interessanten Randfiguren ihre Subplotspielzeit einzuräumen, wodurch man zwar nicht den Kern der Handlung außer Acht lässt, inhaltlich aber teilweise etwas vage unterfüttert. So bleibt die harte Thatcher-Linie, die Urquhart politisch fahren soll, größtenteils bloße Behauptung und auch die tagesaktuelle Verstrickung der stetigen Unruhen durch die IRA in den Plot wirkt eher etwas zweckmäßig.

              Trotz kleiner Defizite ist „To Play the King“ eine würdige Fortsetzung, die zum Ende hin mit drastischer Konsequenz aufwartet und die Karten für den „Final Cut“ nochmal neu auslegt. Denn Hochmut kommt bekanntlich immer vor dem Fall.

              7,5 von 10 strauchelnden Monarchen

              9
              • 8

                Schon bemerkenswert, dass diese satte 26 Jahre alte Miniserie dem amerikanischen Netflix-Pendant erzählerisch um einiges voraus ist.
                "A House of Cards" verliert keine Zeit und schildert mit straffer, da begrenzter Laufzeit den schrittweisen Rachefeldzug von Francis Urquhart gegen den amtierenden Prime Minister.
                Mit grandiosen Dialogen, bitterböse britischem Flair und einem famos aufspielenden Ian Richardson, rechnet die Serie unmittelbar nach deren Ende unerbittlich mit der Ära Thatcher ab und gebiert dabei den Gedanken an einen nicht minder machtversessenen geistigen Nachfolger. Dabei stellt die Serie vor allem Urquhart und seine gewagte Beziehung zur Journalistin Mattie Storrin in den Mittelpunkt, was dazu führt, dass viele Nebencharaktere, insbesondere Elisabeth Urquhart, etwas ins Hintertreffen gelangen und die in der US-Neuauflage stark ausgedehnten Subplots hier recht rasch über die Bühne gehen.
                Dennoch ein absolut großartiger und angenehm kurzweiliger Auftakt.

                8 von 10 Stürzen auf die Motorhaube.

                10
                • 6

                  Dank Paul Schrader und Bret Easton Ellis, zwei Koryphäen bei der Dekonstruktion der amerikanischen Seele der 80er, gerinnt "The Canyons" neben seiner mitunter pornoreifen "Reich und Schön" Handlung zwischen den Zeilen zum regelrecht wehmütigen Abgesang auf analoge Medien.

                  Wie nach einem cineastischen Holocaust erscheinen einem die Aufnahmen, welche Schrader uns zu Anfang und Ende von verfallenen Lichtspielhäusern präsentiert und das Herz des Kinoliebhabers bluten lässt in diesem Film, der bevölkert ist von leeren, leblosen Figuren in einer so schön sterilen, vorgeblichen Welt.
                  Ein zynischer Nostalgiker und durchdrungen vom immer schnelllebigeren, immer oberflächlicheren, digitalen Hier und Heute ist auch das Entfant terrible der US-Literaturszene. Easton Ellis verziert hier praktisch den popkulturellen Totalausfall "Fifty Shades of Grey" unverkennbar mit seiner persönlichen Handschrift, lässt dabei aber seinen unvergleichlich bitterbösen Zynismus, den Mary Harron in der Adaption seines Vorzeigekontroversums "American Psycho" noch auf die Leinwand retten konnte, längst nicht so unverhohlen schalten und walten lässt wie einst.

                  Die Besetzung schließlich ist ein wahrer Coup: Mit gerade einmal knapp Ende Zwanzig wirkt Skandalnudel Lindsay Lohan aufgrund zahlreicher Alkohol und Drogen-Eskapaden wie eine aufgedunsene Puffmutti ohne Sugardaddy, während Schmuddelfilm-James Dean (der tatsächlich als Mr.Grey im feuchten Twihard-SM Traum gehandelt wurde) trotz limitiertem Schauspiel nicht nur an der "Fickificki-Front" überzeugen kann.

                  Insgesamt ein merkwürdiger Film, der zwar fast bis zum Ende hin beinahe auf Soap-Niveau banal vor sich hinplätschert und von jenen, die nicht wissen, wer hinter dem Objektiv und der Tastatur die Fäden in der Hand hält und sie an den eigenen Genitalien vor den Zerrspiegel schleift, wohl als völlig belangloser Mist abgetan werden wird.
                  Trotzdem leider geil, irgendwie.

                  6 von 10 Handyschmuddelclips auf der Couch

                  3
                  • "Vielleicht zeigt sie ihm stattdessen Rogue One: A Star Wars Story"

                    Das wage ich angesichts der Trailer, die noch deutlicher als die Prequels alles andere als einen intergalaktischen Kindergeburtag verheißen, doch mal zu bezweifeln.

                    1
                    • 3 .5

                      Konnte man sich Tim Burtons mediocren Erstling noch irgendwie aufgrund durchaus gewisser vorhandener Qualitäten schönreden, ist in diesem verspäteten Nachzügler schlichtweg nichts mehr zu spüren vom Geiste Lewis Carolls.

                      "Through the Looking Glass" folgt in all seiner durchdigitalisierten Seelenlosigkeit demselben formelhaften Bierdeckelplot wie der Vorgänger, bläst seine hauchdünne Zeitreisespielerei zu einem faden Abklatsch von "Zurück in die Zukunft 2" auf und bringt es sogar fertig, dass einem die netten, kurzweiligen Figuren des ersten Teils, allem voran Helena Bonham Carter und Johnny Depp, mächtig auf den Zeiger gehen. Bei Letzerem lässt sich der Film sogar als eine quasi Bestandsaufnahme von dessen inzwischen merklich angeknackster Karriere deuten.
                      Allein Neuzugang Sacha Baron Cohen macht noch das Beste aus seiner Rolle, während der an sich grandiose Voice Cast noch sträflicher vernachlässigt wird als beim ersten Mal.

                      Eine wahre Schande, dass dieser rundherum belanglose Cash-In-Schmonz am Ende ausgerechnet dem großen Alan Rickman gewidmet sein soll.

                      3,5 von 10 Zeitumkehrern

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                      • 4 .5

                        Stolze 13 Jahre nach dem Ende der bahnbrechenden "Herr der Ringe" Trilogie und unzähligen, über die Nachfolgejahre größtenteils am Box Office krepierten Genre-Trittbrettfahrern von "Golden Kompass" bis "Eragon", mutet "Warcraft" trotz beeindruckendem State of the Art Performance Capture fast wie ein wunderlicher Fanfilm und verspäteter Nachklapp dessen an.
                        Duncan Jones' Prestigeprojekt müht sich redlich, sämtliche mittlerweile zu Klischees übergereiften Konventionen eines Fantasy-Mainstreamblockbusters in den Auftakt zu einem weiteren großen Epos mit einzukalkulieren.

                        Trotz Schwelgens in imposanten Bildern à la Peter Jackson, gepaart mit dem trotz Originalmusik-Anleihen recht generischen Underscore-Gepolter von „Game of Thrones“ Komponist Ramin Djawadi, steht das ungelenke Worldbuilding nicht bloß für absolute Azeroth-Greenhorns, die sich nicht am wohligen Dauerfanservice im Minutentakt erfreuen können, auf wackeligen Beinen.
                        Auch rein erzählerisch stützt sich "The Beginning" auf die nicht übermäßig komplexe Dramaturgie des Echtzeit-Strategieklassikers "Warcraft: Orcs and Humans", den Hardcore-Fan Jones zwar so penibel nachbebildert wie Zack Snyder die Comic-Panels eines Alan Moore, zugleich aber auch mit Elementen des Kanonromans „The Last Guardian“ unterfüttert.
                        Das bringt „Warcraft“ immer wieder so sehr in hölzerne Expositionsnot, dass die zahlreichen Charaktere, die man hier bereits auch im Hinblick auf potenzielle Fortsetzungen mit ins Spiel bringt, kaum Gelegenheit haben, sich zu mehr zu entfalten als gängigen Figurentropen nach Schema F.
                        Immerhin aber sind, ähnlich wie in „Planet der Affen: Revolution“ die Affen, hier die Orks nicht bloß blutrünstige Bestien, sondern unter Umständen die interessanteren und auch besseren Menschen, welche in gemeinsamen Szenen neben den famos getricksten Fleischbergen, unter den exakt am Spieldesign orientierten, überproportionalen Kostümen begraben, wie Fremdkörper wirken. Ebenso wie die sichtbar an die Vorlage angelehnten Magieeffekte, die soundtechnisch zwar mit ordentlich Wumms daherkommen, mit ihrer leuchtenden Blinkeroptik aber eher unfreiwillig an Trash-TV Produktionen aus den mittleren 90ern denken lassen.

                        Obwohl „Warcraft: The Beginning“ in zahlreichen Aspekten wenig originell und allzu handelsüblich daherkommt, so schlummert hier und da gegen Ende verstärkt gewisses Potenzial, sodass man sich für die Zukunft tatsächlich eine Fortsetzung erhofft, für deren epischeres Ausmaß sich diese holprige Einführung im Nachhinein vielleicht doch noch bezahlt machen könnte.

                        4,5 von 10 in Moses-Manier übers Wasser gleitende Thrall-Körbchen

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                        • Im Klartext: Man hat im Schnitt bei nahezu allen Charakteren den drittklassigen Weichspüler angeschmissen und aus Ayers immerhin ungewöhnlicher Vision (was nicht gleichbedeutend mit besserer sein muss) ein 08/15 Spektakel mit Superschurken gemacht, die von Freunden- und Familienbanden faseln...

                          • Soviel zu "Der Film war von Anfang an auf PG-13 Freigabe ausgelegt".
                            Davon abgesehen habe ich so meine Zweifel, dass Ayers Schnittfassung zwingend die bessere Alternative gewesen sein soll. Bisher sieht es nämlich so aus, als hätte der da weitergemacht, wo er mit "Sabotage" aufgehört hat...

                            1
                            • 5 .5

                              "There were two guys locked in a lunatic asylum..."

                              Passend zum eigentlichen Dreh-und Angelpunkt des Graphic Novel mutet "The Killing Joke" buchstäblich schizophren an.

                              Da der Kultcomic von Alan Moore zu wenig Material hergibt, sieht sich Skriptautor Brian Azzarello gezwungen, die ohnehin nicht allzu umfangreiche Plot Synopsis mit halbgarem Vorgeplänkel um die Batgirl Issues (exhibitionistische Fledermaus-Vögeleinlage inklusive) auf das Doppelte an Laufzeit aufzumöbeln.
                              So stolpert der Film durch seine mit erstaunlich drittklassigen Dialogen gespickte erste Hälfte, die ihren Zweck, das Kommende präventiv emotional zu verankern, gründlich verfehlt und sich beinahe wie ein unterdurchschnittliche TV-Serienepisode oder ein vollkommen losgelöster Vorfilm wegguckt, den man schlicht guten Gewissens überspringen kann.
                              Selbst für Nichtkenner des Comics ist das tonale Umschwenken deutlich spürbar, denn sobald der Film sich kurz vor der Halbzeit dann endlich doch mal seiner Vorlage widmet, funktioniert er im Endeffekt gut, auch wenn Sam Liu und Azzarello spürbar an ihre Grenzen stoßen, die Tiefendimension des Comicmediums auf den Bildschirm zu transportieren. Während "The Killing Joke" sich in der deutschen Synchronfassung noch zusätzlich zwiespältig gestaltet, wenn Eberhard Haar als Batman bei vielen Kindheitserinnerungen wachrütteln dürfte, wo Torsten Michaelis als Joker zumindest gewöhnungsbedürftig daherkommt, lässt man im O-Ton mit den Ikonen Kevin Conroy und Mark Hamill keinerlei Wünsche offen.
                              Joker-Veteran Hamill übertrifft sich hier nach den Arkham-Spielen noch einmal selbst und rettet den durchwachsenen Film nicht nur über die Zielgerade, sondern verewigt sich mit diesem wahnsinnigen Ohrenschmaus von einer Voice Performance wohl auf ewig im popkulturellen Gedächtnis und im Gehörgang eines jeden, der "The Killing Joke" danach jemals aufschlagen wird.

                              5,5 von 10 Lichtstrahlen im Regen.

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                              • Rezept für den perfekten Oscar-Bait

                                Man nehme:

                                - weil Samuel L. Jackson keine Zeit hatte einen "lustigen Schwarzen", den die Mehrheit schon längst als in der Versenkung verschwunden abgeschrieben hatte und der endlich mal zeigen will, dass er mehr spielen kann als den "lustigen Schwarzen"

                                - einen betagten Hollywood-Veteranen, der es ebenso nochmal wissen will, obendrein Fachmann für klassisches Hollywood Kitsch-Kino ist

                                - eine frappierend ähnliche "based on a true story" Plotkonstruktion wie bei dessen Vorzeigefilm "Driving Miss Daisy"

                                - eine nahezu komplett chronologische Plot Summary als Trailer

                                - Jazz, weil es hier ja schließlich um schwarze Mitbürger geht

                                - Indiepopsong, der unterstreicht, dass das hier eben kein Erzeugnis eines geldgeilen Studios ist (Warner Bros. übernimmt nur außerhalb der USA den Vertrieb)

                                - euphorische Zitate (Eddie Murphy is a revelation) aus noch euphorischeren Vorabbesprechungen renommierter Fachzeitschriften oder Zeitungen, die unter Umständen gar nicht mal so euphorisch sind

                                Nun rühre man das Ganze nochmal kräftig durch, Kinostart im September und heraus kommt "Mr. Church".

                                Bon Appétit, dear Academy.

                                Nun ja, könnte zumindest ganz nett werden.

                                • Nach dem ganzen News-Chaos um Reshoots und Studioeinmischung sieht das wirklich erstaunlich gut und vielversprechend aus.

                                  Mehr und mehr hat man das Gefühl, dass die Spin-Offs interessanter werden könnten als die eigentlichen neuen Episoden. Sie können mehr Wagnisse eingehen (kein einziger Jedi im Cast und alte Bekannte als Zugpferde sind hauptsächlich Nebencharaktere) und der Materie vollkommen andere Facetten abgewinnen, die bislang eher in den Videospielen und Romanen abseits der beiden Trilogien zutage treten konnten.
                                  Vor allem aber sind es eigenständige, abgeschlossene Geschichten, die man anders als bei Marvel nicht noch zusätzlich künstlich zu eigenen Franchises aufbläst... Möchte man jedenfalls hoffen.

                                  Die Mischung aus Kriegsfilm und Heist Movie scheint zumindest mehr als aufzugehen. Das Einzige, wo sich das viele Hin und Her in der Produktion unter Umständen noch abzeichnet, ist beim Drehbuch, wo neben Chris Weitz jetzt offenbar doch Tony Gilroy offiziell den Credit bekommt...
                                  Dafür fehlt leider von Mads Mikkelsens Rolle, die möglicherweise demnach nicht sonderlich groß ausfallen könnte, immer noch jede Spur.

                                  Wie auch immer: May the Force be with us.

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                                  • 4 .5

                                    Wer auch immer den Film vertonen wird: Man muss ihm/ihr? die grandiose Tina Guo samt ihrem E-Cello zur Verfügung stellen.

                                    https://www.youtube.com/watch?v=0nq7AeFDAz4

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                                    • Als jemand, der alles andere als ein Freund von Zack Snyder und dem bisherigen DCEU ist, muss ich zugeben, dass am Ende dieses gigantomanischen Artikels (Einmal mehr vollsten Respekt dafür, Jenny!) eine gewisse Vorahnung, nennen wir es pathetisch formuliert Hoffnung, in mir hochkam:

                                      Patty Jenkins und Gal Gadot könnten in einem bislang männerdominierten Superheldenkino mit dem Einstand von "Wonder Woman" einen wahren Game Changer abliefern.

                                      Vielleicht auch nur "Captain America in Gut", aber das wäre ja auch schon was.

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                                      • House of Cards.

                                        In der ersten Staffel noch grundsolides Nachbuchstabieren des UK-Originals für das US-Publikum, in der zweiten ein subplotüberfrachtetes Kuddelmuddel mit blutleeren Figuren, in der dritten ein hahnebüchenes, scheinaktuell pseudopolitisches Irgendwas mit Unmengen an verschossenem Potenzial. Da können sich Spacey und Wright noch so sehr in den Rollen ihres Lebens die schwarze Seele aus dem Leib spielen und die Lobeshudeleien zur Vierten noch lauter durchs Internet schallen als bei den Vorgängerstaffeln.

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                                        • Selbst für passionierte Nolan-Fans ist dieser erste Teaser (wenn man diesen Zusammenschnitt von bedeutungsschwangeren Taglines und wahllosen Footage-Schnipseln überhaupt so bezeichnen möchte) absolut nichtssagend. Nichtssagender sogar als die ersten kryptischen Teaser damals zu "Inception" und "Interstellar", was schon etwas heißen will.

                                          Mitunter könnte man denken, dass Nolan den Verantwortlichen bei Warner Bros. bloß ein paar Live-Aufnahmen vom Set hat zukommen lassen und die das dann prompt zu Promotionszwecken zusammengeschnibbelt haben.
                                          Die Schriftzüge sind fast 1:1 aus Trailern zu "Dark Knight Rises" oder "Interstellar" übernommen und nicht einmal die Namen von Cast und Crew finden irgendwo Erwähnung. Aber immerhin durchaus bemerkenswert, dass Nolan offenbar inzwischen international so hohes Ansehen genießt, sodass es ausreicht, einen Film vorangig mit seinem Namen zu bewerben, sowas gab es zuletzt allerhöchstens bei Peter Jackson oder Tarantino. Und wie bei Letzerem darf man gespannt sein, ob wir auch hierzulande vielleicht in ausgewählten Kinos in den Hochgenuss von 70 mm kommen.

                                          Alles in allem bleibe ich aber nach vor skeptisch bei dem Projekt.

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                                          • Roberto Orci, Alex Kurtzman, Damon Lindelof, David Koepp, Akiva Goldsman, Ehren Kruger, Gary Dauberman, David Loucka, Skip Woods...
                                            Da gibt es so viele Drehbuchstümper und Skript-Antichristen in Hollywood und Disney lässt nach Gary Whitta nun auch noch David S. Pleitegoyer höchstpersönlich auf das Franchise los, um etwas "noch nie Dagewesenes" mit Darth Vader zu verzapfen.

                                            Das kann wirklich nur VR sein. Oder aber ein schlechter Scherz.

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                                            • Mehr oder weniger "Die üblichen Verdächtigen":

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                                              The Game
                                              The Prestige
                                              Memento
                                              The Matrix
                                              Das Leben des David Gale
                                              The Sixth Sense
                                              Fight Club
                                              The Descent
                                              Zwielicht
                                              Psycho
                                              Saw
                                              Se7en
                                              Shutter Island
                                              The Machinist
                                              Oldboy
                                              Identität
                                              Das Imperium schlägt zurück
                                              Zeugin der Anklage

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                                              • Unfertig auf den Markt geschmissene Spiele und der Hang zu ebenso halbgaren Day One Patches, sinnloser Achievement-Overkill und unnötiges Backtracking.

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                                                • "so bin ich stets offen für alles. Außer für Neill Blomkamp."
                                                  Filme nicht verstanden.

                                                  Don't worry, be Chappie!

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                                                    "You're in the great game now. And the great game is terrifying."

                                                    Das Spiel um Throne geht in sechste Runde und wie bereits in der Vorgängerstaffel folgt man erzählerisch nunmehr nur noch einem dramaturgischen Trampelpfad, den der behäbige George R. R. Martin hinterlässt, während der Serienzug unaufhaltsam hinter ihm herrollt. Gemäß dieser Metapher, fühlt sich Staffel 6 deutlich temporeicher, straffer, zum ersten Mal aber auch erstaunlich geradlinig an, wodurch die vielgerühmte Unvorhersehbarkeit etwas in Mitleidenschaft gezogen wird. Konsequent und zielstrebig, arbeitet die Serie auf ihr baldiges Ende zu, wobei man sich zwischenzeitlich darauf verlegt, sich einige der populärsten, durch's Internet geisternden Fantheorien vorzuknöpfen, welche im gehobenem Fanservice entweder rundherum bejaht oder in der Luft zerfetzt werden.

                                                    Regelrecht schizophren mutet "Game of Thrones" im letzten Drittel an, wenn auf die enttäuschend antiklimatische Auflösung einer ziellos dahindümpelnden Storyline die bisherigen Schemata durchbrochen werden für einen wahren Doppelrundumschlag von einem Staffelfinale, der in der Fernsehgeschichte in nahezu jedweder Hinsicht schlichtweg seinesgleichen sucht. Hier zeigt sich "GoT" auch nach sechs Jahren mit ungezügelt grimmiger Kompromisslosigkeit und einem, selbst nach eigenen Standards bemessenen, gnadenlosen Charakterverschleiß, von seiner allerbesten Seite und wappnet sich für den endlich hereinbrechenden Winter.

                                                    Winter is not coming anymore, winter is here.

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