ElMagico - Kommentare

Alle Kommentare von ElMagico

  • 6 .5

    Leider ist "Dödskyssen" nur noch in Fragmenten existent. Leider. Denn diese 30 Minuten Film deuten mehr als nur an, dass Victor Sjösttröm 1916 seiner Zeit weit voraus war und würde "Dödskyssen" vollständig erhalten sein, er würde zu den großen Werken des beginnenden 20. Jahrhunderts gezählt. Durch Standbilder und zusätzliche Texttafeln konnte man zwar den Flow des Films ziemlich gut aufrecht erhalten, aber das alles kann eben doch keine bewegten Bilder ersetzen. Es fehlt spürbar etwas. Und noch einmal: Leider!
    Denn das was man zu sehen bekommt, hat sowenig mit der naiven Filmkunst zu tun, die man im Jahr 1916 vermutet. Inszenatorisch natürlich noch sehr nahe am Theater, jedoch ohne dessen dramatische Theatralik. "Dödskyssen" ist überraschend nah am Boden und konzentriert sich auf die eine Sache, die ihn zu etwas ganz besonderem macht: Seine Story. Denn dieses Drehbuch, es würde auch 2013 noch genügend Abnehmer finden. Tut es eigentlich ja auch, denn wir alle kennen diese Geschichte auf die eine oder andere Art. "Dödskyssen" ist wohl das Original.
    Ein Toter und drei verschiedene Blickwinkel auf die Ereignisse davor. Diese Geschichte, die mit der Haushälterin noch recht harmlos beginnt, wird zusehends komplizierter, undurchsichtiger und sogar etwas gruselig. Gerade im zweiten Akt wird der Film von einer wirklich dunklen und schweren Atmosphäre beherrscht, wie ich sie nur aus wenigen Stummfilmen kenne.
    Und noch ein Leider. Denn "Dödskyssen" hat noch eines mit modernen Filmen des Mystery-Genres gemein: Die Auflösung ist nicht ganz so überzeugend, wie es der Weg zum Finale verspricht.

    14
    • 4

      Ein übermotivierter Schnellschuss, bei dem sich biografischer Anspruch und politische Ambitionen ständig im Weg stehen, übereinander stolpern, sich am Boden rangeln und am Ende nicht mehr wirklich ernst zu nehmen sind. Wobei es schon etwas hochgegriffen ist, wenn ich hier von einer politischen Ambition spreche. Oliver Stone will hier demaskieren, demütigt aber zumeist. Und er tut es umso mehr, je mehr er seinem Opfer gegenüber Güte und Mitleid heuchelt. Ich bin weit davon entfernt ein Verteidiger des Herrn Bush sein zu wollen, aber es ist die Machart dieses Films, die es mich in diesem Falle doch werden lässt. Hier werden Fakten mit Mutmaßungen so unkenntlich miteinander vermischt, dass der Normalinteressierte in einer Flut von Halbwahrheiten untergehen muss.
      Dummerweise schickt Oliver Stone hier eine Riege an Akteuren ins Rennen, die dem Film wirklich Authenzität verleihen. Man nimmt ihnen das alles wirklich ab, sie gehen, besonders Richard Dreyfuss, in ihren Rollen völlig auf. Trotzdem bleibt dieses madige Gefühl zurück...oder deswegen fast noch mehr. Denn auch wenn Bush kein "Guter" ist, auch wenn das hier kritisierte ohne Zweifel kritisiert werden muss, so ist mir die Art und Weise doch zuwider. Noch dazu kann man sich, sieht man den Film heutzutage, dem Gefühl einer gewissen Irrelevanz nicht erwehren. Da gibt es Dokumentationen zuhauf, die dem biografischen Aspekt gerechter werden. Und was die Satire, den entlarvenden Spott anbelangt, da bin ich mal wieder gezwungen auf zahlreiche Folgen von "South Park" zu verweisen. Die machen das nämlich richtig gut und ohne jegliche Einschränkung.
      Aber es ist eben auch relativ klar, dass "W." zuallererst ein Film ist, der damals darauf ausgelagt war, das Bild des George W. Bush zu beschädigen und mit ihm seinen laufenden Wahlkampf. Aber der Zweck heiligt eben nicht immer alle Mittel. Ich würde die Wände hochgehen, würde man eine Persönlichkeit die mir wichtig ist, cineastisch so bearbeiten. Deshalb kann ich "W." einfach nicht gut finden, nicht genießen, nicht annehmen...auch wenn er ordentlich gemacht ist und schauspielerisch wirklich toll ist. Er ist nämlich auch feige und hinterfotzig...und das mag ich nicht.

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      • 5 .5
        über Sabrina

        Lange von mir in die falsche Ecke geschoben, erarbeitete sich Billy Wilder bei mir in den letzten Jahren fast schon den Ruf der Unfehlbarkeit. Ein Fehler ist sicher auch "Sabrina" nicht, jedoch fehlt dem Film jegliches Alleinstellungsmerkmal. Alles perfekt, alles nett, aber es gibt keinen Schritt nach links oder rechts, nichts das den Rahmen auch nur ein bisschen ankratzt. Und ja, mir erschien "Sabrina" im Nachhinein doch sehr formelhaft und auch banal. Es prickelte nicht, alles schien so unumstößlich vorgezeichnet.
        Nach ca. 3 Wochen Abstand ist auch kaum mehr von "Sabrina" übrig, als der berühmte Bierfilz auf dem diese kleine Geschichte geschrieben steht. 3 Wochen in denen ich keinerlei Lust auf Filme mehr verspürte, was sicherlich die Schuld von "Sabrina" ist...aber es ist auch kein Film, der da irgendetwas entgegen zu setzen vermochte. Den Ablauf der Storyline kann man nach 10 Minuten voraussagen und selbst auf einer emotionellen Ebene kann "Sabrina" kaum punkten. Und das trotz Audrey Hepburn! Eigentlich ein Garant dafür, dass ich alles Drumherum übersehe, verzeihe oder einfach ignoriere. Hier erscheint sie einem aber so kühl, die ganze Figur wie ein Modell vom Reißbrett. Dies gilt aber nicht nur für Audrey Hepburn, auch Humphrey Bogart und William Holden scheinen hier nur ein Klischee ihrer eigenen Rollen darzustellen.
        Der Humor schein erzwungen, die Verwirrung wirkt gemacht. Irgendwie will in dieser perfekten Komödie genau das nicht funktionieren, wovon so ein Film eben lebt. Kein Herz, keine Freude, kein liebevolles Augenzwinkern. Das ist wie Barbie und Ken...erwiesen perfekt, aber so steril, dass es einem merkwürdig fremd und uninteressant vorkommt.
        Das kann Billy Wilder viel viel besser!

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        • 7 .5

          Gar nicht so weit weg vom Schicksal eines Kaspar Hauser, darf Bruno S. mit "Stroszesk" ein filmisches Selbstbild kreieren. Herzog scheint hier nur halbwegs zu ordnen, dem ganzen zumindest ein bisschen Form geben zu wollen, stört sich aber auch nicht daran das vieles lose und ausgefranzt wirkt. Als wisse er, dass es vergebene Mühe wäre diesen Film in Schönheit zu baden, er es jedoch gleichzeitig nicht erträgt, nicht zumindest nach dem kleinsten Licht in all dieser Tristesse zu suchen.
          "Stroszek" ist nüchtern und erdig und bleibt, ähnlich wie seine Protagonisten, irgendwie immer im Dreck stecken. Existenzen am Rand, die aber keiner wahrnimmt, da sie sich nicht vermarkten lassen. Das sind keine Schönlinge, keine Sympathen und ja, Bruno S. ist geistig geschädigt und kann das zu keiner Sekunde verbergen. Doch alle hier, selbst die Zuhälter, sind an die dreckigen Wände der Gesellschaft gespült, versuchen ab und an wieder etwas mehr Richtung Mitte zu schwimmen, nur um immer wieder geläutert zurückzukehren. Ein Teufelskreis aus Trott und Demütigung, der irgendwann die gewünschte "Normalität" als Bedrohung erscheinen lässt. Und vor diesem Dilemma zu flüchten, das zu gleichen Teilen in diesen Menschen selbst, wie auch in der Gesellschaft steckt, das gelingt nur in den allerseltensten Fällen. Wie eine schwarze Wolke die mit einen zieht. Herzog künstelt hier auch nicht...Menschen wie Bruno und Eva finden immer wieder ihre ganz persönliche Misere. Überall. Und man kann es ihnen nicht vorwerfen.
          "Stroszek" ist anstrengend und fühlt sich an, wie ein verregneter, dunkler Wochentag an dem man alleine Zuhause sitzt. Herzog bemüht sich redlich Hoffnungsschimmer einfließen zu lassen, doch scheint er dabei einfach am Leben zu scheitern. Glücklicherweise benutzt er auch nicht das Stilmittel der Dramatik, um Bruno in ein von Pathos getränktes Licht zu stellen. Er zeigt wie sich so ein Leben wohl anfühlen muss. Ein Leben, in dem es eben nicht nur Helden gibt, nicht nur den Fall oder den Aufstieg. Ein Leben in dem es eben manchmal völlig egal ist, welche guten Vorsätze man hat und wie sehr man etwas will. Ein Leben in dem man nicht alles schaffen kann. Ein Leben das gleichmäßig auf einer unschönen Ebene verläuft. Ein Leben in der die Hoffnung eine Hure ist. Eben nicht wie im Film.

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          • 8 .5

            Wohl der "normalste" Film, den ich bisher von Werner Herzog gesehen habe. Was aber in keinster Weise ein qualitatives Urteil ist und ja auch nur für die handwerkliche Inszenierung gilt. Denn das Gefühl welches der Film vermittelt, das ist unverkennlich Herzog. Der stille Beobachter, der mitfühlt. Der Menschenfreund, der anklagt, aber nicht wütet, nicht angreift, sondern nur eine tragische Folge von Ereignissen aufzeigt.
            Das Motiv des Kaspar Hauser benutzt er letztendlich auch nur, um uns seine Gedanken über den Menschen mitzuteilen. Er lässt jegliche Erkenntnisse über diesen Fall außen vor und interpretiert diese Geschichte so, wie sie sich erzählt und weitergetragen wurde. "Jeder für sich und Gott gegen alle" ist deshalb einem Grimmschen Märchen um einiges näher als einem wahrhaftigen Versuch ein Biographie Kaspar Hausers zu erstellen. Und Herzog tut gut daran, gibt ihm dieser mystische Stoff genug Freiraum sich und seine Gedanken einzubringen, kann er nach seinem Gusto mit der Wahrheit und oftmals auch plakativen Elementen arbeiten.
            Nur selten schimmert in diesem Film die Andersartigkeit durch, die viele Frühwerke des Werner Herzog prägten. Und doch schwingt sie immer mit, fast unbemerkt. Alles hat einen etwas ungewöhnlichen Touch, man traut dieser nüchternen Fassade nie so ganz. Es sind Kleinigkeiten, kurze Momente und Bilder, die wirklichen Frieden im Gesehenen nicht vollständig zulassen. Und da ist Bruno S., welcher den Kaspar Hauser verkörpert. Ein Laie, welcher selbst eine tragische Lebengeschichte besitzt und durch diese auch zeit seines Lebens von psychischen Problemen geplagt war. Er gibt dem Kaspar Hauser soviel Echtheit, dass es manchmal fast schon wieder künstlich wirkt. Es ist einfach besser als gut. Man merkt, dass er sich dieser Figur verbunden fühlte, dass er sich selbst wiederendeckte und wohl oft selbst nicht mehr trennen konnte, was Kaspar Hauser und was Bruno S. ist. Für mich wird Kaspar Hauser immer aussehen wie Bruno S.
            Dermaßen scheinen kann aber er auch nur, da Werner Herzog ihm eine hervorragende Bühne bietet. Eigentlich sehr reduziert und nüchtern inszeniert, strahlt "Jeder für sich und Gott gegen alle" doch in jedem Moment eine riesige Faszination aus. Dieses Gemenge aus Geschichte, Botschaft und naiv-realistischen Bilder erzeugt sehr schnell eine Sogwirkung. Man steigt mit Kaspar Hauser aus diesem dunklen Keller, ist selbst unsicher was passiert und muss mit ansehen, wie diesem jegliche Freiheit genommen wird. Das tragische ist am Ende nicht die langjährige Gefangenschaft dieses Jungen, sondern, dass die Zivilisation ihn so traurig macht und ihn bricht. Und je mehr man über diese Geschicht und diesen Film nachdenkt, desto mehr Fragen wirft er auf. Fragen über diese Person, ob sie nun zu dumm ist oder zu schlau. Darüber was denn nun Freiheit ist und wieviel sie wert ist. Und was denn eigentlich so ein Leben ist, welche Kriterien über Glück, Erfüllung und Wertigkeit entscheiden sollten.
            Alles Dinge die "Jeder für sich und Gott gegen alle" frägt, jedoch ohne jemals damit penetrant zu hausieren. Nein, diesen Film kann man einfach so genießen. Etwas unheimlich ist er vielleicht, aber zugleich sehr schön. Seine Botschaft vermittelt er ganz leise, diese muss er nicht laut vor sich herschreien.

            20
            • 7 .5

              Einfach macht es einem Werner Herzog mit seinen frühen Werken wahrlich nicht. Fand ich es schon recht schwer für "Auch Zwerge haben klein angefangen" ein paar halbwegs passende Worte zu finden, so erscheint mir dieser nun, nachdem ich "Fata Morgana" gesehen habe, fast schon als recht konventioneller Film. Ein in 3 Teile unterteiltes Etwas von Film, deutlich geprägt von der Hippiekultur, aber man spürt auch schon militantere, konsequentere Einflüsse, auch wenn diese nie offen zu Tage treten. Und genau wie Werner Herzog diesen Film, mag ich meine Worte in Abschnitte teilen...nur um vielleicht halbwegs erklären zu können, was "Fata Morgana" ist oder sein könnte.

              Der Ansatz. Laut Werner Herzog eine Dokumentation über die Menschen bwz. die Erde an sich, gedreht aus der Sicht von Außerirdischen. Klingt nach Humbug, macht im nachhinein aber fast schon erschreckend viel Sinn. Ich bin mir zwar sicher, dass dieses Konzept erst während der Dreharbeiten entstand, aber es gibt dem Film durchaus einen Rahmen. Prinzipiell wird hier aber oft deutlich, dass Herzog den Film von selbst wächsten lässt und mit ihm auch er seine Vorstellungen entwickelte. Das wirkt teilweise durchaus hölzern und rudimentär, ist aber oft von solch großer Entrücktheit geprägt, wie man sie künstlich kaum erschaffen kann. "Fata Morgana" scheint einfach keinerlei filmische Regeln zu kennen und scheitert und gewinnt genau daran.

              Das Bild. Nach einer kurzen, nervtötenden Einführung, die fast schon an "Weekend" von Godard erinnert, beginnt Herzog mit seinem Bilderreigen, von dem man ständig denkt er sei völlig zusammenhangslos und willkürlich. Bilder aus der Wüste, trostlos und ohne jeglichen Pathos. Einfache Eindrücke, ohne den Hang ständig das große, beeindruckende visuelle Erlebnis zu finden. Aus dem Off erzählt eine Stimme eine phantasiereiche Version der Entstehungsgeschichte. Dazwischen hört man klassische Musik, fast sakrale Klänge, dann wieder Krautrock und in der zweiten Hälfte sogar Leonard Cohen. Die Entstehungsgeschichte wird immer weitergesponnen, führt vom Tier zum Menschen und zurück und scheint sich oft nur ganz vage mit den gesehen Bildern zu berühren. Erst der letzte der 3 Teile bricht hiermit. Die Menschen sprechen und erscheinen seltsam unwichtig. Fast will man sie weghaben. Sie wirken dumm und banal. Dieser letzte Teil dauert jedoch nur 10 Minuten und endet auch in der Kombination von Erzählerin, Musik und Bild.

              Ich. Hätte ich den Film gestern gesehen, vielleicht hätter er 4 Punkte bekommen. Oder 5. Hätte ich ihn Morgen gesehen, dann vielleicht 3. Oder 6. "Fata Morgana" lebt allein von der Bereitschaft und der Stimmung des Zuschauers. Er bietet einfach nur seine erzählte Geschichte, seine Bilder und Musik an. Und diese wollen nüchtern gesehen auch gar nicht zusammenpassen. Und so kann dies ein fürchterliches Filmerlebnis sein...oder ein sehr angenehmes. Ich selbst konnte mich in "Fata Morgana" irgendwann fallen lassen, fühlte mich im Flow der Erzählung, konnte die Bilder für mich irgendwo einordnen und freute mich über jedes neue Musikstück. Auch wenn die Bilder oft alles andere als schön sind...es fühlte sich an wie ein seltsamer, aber schöner Traum. Es hatte ein gewisse Wärme. Die Worte waren schön. Die Gesichter interessant. Und in seinen besten Momenten stösst "Fata Morgana" durch zwei Sätze oder ein Bild ungeheuer viel Gedanken an.
              Ich mochte das sehr. Und Terrence Malick mag das auch sehr, glaube ich. Denn was dieser in seinem Alterswerk fast ein bisschen zu perfekt und glatt umsetzt, dass sieht man hier in seiner ursprünglichen, wilden, noch unbeholfenen, aber eben viel direkteren Art.

              11
              • 8

                Ein Aufstand kleinwüchsiger Menschen als Sinnbild für den ewigen Kampf um das Gleichgewicht von Freiheit und Regeln. Wobei es ja meist nicht die Regeln sind, sondern wie auch in dieser Anstalt, ist es die Obrigkeit und ihr willkürliches, unterdrückendes Verhalten das die Rebellion erzwingt. Und lange ist " Auch Zwerge haben klein angefangen" fast schon amüsant. Zwar völlig skurril und absonderlich, aber mich hat er neben seiner Symbolik auch sehr gut unterhalten. Die Phase der Rebellion hat hier etwas fast herzerfrischendes. Die Kleinwüchsigen halten den Erzieher in Schach, probieren sich aus und legen für Momente alle Ordnung und Regeln lahm.
                Solange diese Bande, dieser kleine Mob an einem Strang hält, solange funktioniert diese Auflehnung auch, doch schon schnell mischen sich mehr und mehr Gemeinheiten und Ungerechtigkeiten in die Taten der Anstaltsbewohner. Anfangs schienen alle noch gleich zu sein, egal wie oder was sie waren. Mit der Zeit stirbt dieser Gedanke jedoch ab und die Blinden werden zum ersten Opfer dieser Gruppendynamik. Immer vehementer versucht die Rebellen selbst der Situation eine eigene Ordnung überzustülpen. Anhand der absurden Insekten-Hochzeitsgesellschaft zeigt sich, dass sie diese Konventionen schon längst übernommen haben, dass sie selbst Gewalt anwenden um diese durchzusetzen und die gefallenen Hierachien nur durch neue ersetzen. So verliert auch diese Rebellion der Zwerge schnell ihren Inhalt, ihren Fokus und kippt in relativ ziellose Akte der Gewalt und Willkürlichkeit. Es kristallisieren sich neue Täter heraus, welche sich eben neue Opfer suchen. Hier sind es meist die Tiere die unter diesen Repressionen leiden müssen, bis zu dem Zeitpunkt an dem alles in sich zusammenfällt und keiner eine spezielle Schuld bei sich zu finden vermag.
                Auch inszenatorisch bewegt sich "Auch Zwerge haben klein angefangen" fernab jeglicher Konventionen. Nur mit kleinwüchsigen Menschen gedreht und voller Bilder, die auf den ersten Blick keinerlei Zughörigkeit zum Rest des Geschehens haben. Aber mit etwas Abstand ist hier alles völlig Stimmig, jedes Bild, jede Tat und jedes Tier hat seinen Zweck. Kann Herzog zu Beginn die Aufbruchstimmung, das befreiende dieser Rebellion vorzüglich einfangen und auch auf den Zuschauer übertragen, so scheinen diese teilweise eher abstossenden Bilder die ersten Warnungen zu sein. Das eben nicht alles gut ist, dass alles noch beim alten ist. Und als die Stimmung kipp, ist es auch aus mit der Unterhaltsamkeit des Films. Was vorher noch ein schrilles Lachen war, welches mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zauberte, war plötzlich boshaftes Gackern.
                Für manche vielleicht nicht ganz so leicht zu goutieren, aber man sollte dem Film zumindest mal eine Chance geben. Auch ich hatte in den ersten Minuten furchtbarste Erwartungen....jetzt bin ich froh, dass ich denen nicht Tribut zollte.

                17
                • 7

                  Eigentlich völlig unbeschreibbar und auch kaum realistisch zu bewerten. Als würde ein Musikliebhaber plötzlich absonderliche Geräusche hören, die er nicht Musik einordnen kann, die ihm aber trotzdem auf eine seltsame Art gefallen. Das ist verfilmte Prosa, die hauptsächlich von ihrem Gefühl und ihrer Bildsprache lebt. Ab und an kreuzt aber auch "Herz aus Glas" das, was wir als Realität kennen. Er bleibt aber nicht lange in der Nähe dieser, scheint nur uns bekannte Formen zu verwenden. Natur. Häuser. Menschen. Auf einer geistigen Ebene ist er aber so furchtbar weit weg von allem gewohnten.
                  Ein anstrengende Langsamkeit beherrscht den Film und gleichzeitig wohnt ihm eine barbarische Gewalt inne, die sich aber nie offen zeigt. Ein fiebernder Albtraum, nach dessen Sinn man tagelang in sich forscht. Ein Horrorfilm voller fast schon heidnischer Symbolik. Dunkelheit, Dreck und Enge. Illusionslos und niederschmetternd und doch, ganz Herzog, ist immer Güte und Wohlwollen zu spüren gegenüber dieser Kreatur Mensch.
                  Sicherlich keine Worte, die diesen Film irgendjemand schmackhaft machen. Aber Worte wollen hier einfach nicht so gut funktionieren. Müsste ich einen Vergleich heranziehen, dann würde ich wohl "Valhalla Rising" wählen. Auch wenn der ganz anders ist. Aber ganz tief im Innern, da treffen sich diese beiden Filme doch.

                  15
                  • 7

                    Luftig lockere Kriminalkomödie von Alfred Hitchcock, der diesen Film zwar wirklich meisterhaft in Szene setzt, seinen Beinamen "Master of suspense" wird er jedoch nicht annähernd gerecht. "To catch a thief" ist immer spürbar ein auf Erfolg getrimmter Film. Er hat von allem etwas, aber nichts das offensichtlich herausstechen will. Das merkt man aber erst als sich das recht vorhersehbare Finale anbahnt, denn bis dahin kann einen Hitchcock tatsächlich mit seiner perfekten Inszenierung mehr Inhalt vorgaukeln, als letztendlich wirklich da ist. Gegen Ende bemerkt man jedoch, wie wenig hier doch eigentlich passiert ist. "To catch a thief" bewegt sich 15 Minuten flott auf einen Punkt zu, die Frau kommt ins Spiel und dann passiert erstmal relativ wenig. Erst ca. 30 Minuten vor dem Abspann nimmt man den roten Faden der Story wieder richtig auf, hat dummerweise aber vorher auch schon viel zu viel verraten, so dass das Finale kaum jemanden überraschen dürfte.
                    Es ist eben das, was man heute gerne verwerflichen einen mainstreamigen Unterhaltungsfilm nennt. Ein Bisschen Krimi, schöne Bilder, etwas Humor und viel Liebelei. In diesem Fall einfach nur so genial umgesetzt, dass man die Leere in "To catch a thief" gar nicht so sehr wahrnimmt. Das ist kurzweilig, es unterhält...aber es mag halt einfach keine Spannung aufkommen. Ich möchte auch nicht sagen, dass einem die Schicksale der Figuren egal sind...aber sie berühren einen halt wenig, da sie von der ersten Sekunde an völlig durchschaubar sind. Tiefe und Entwicklung eines Charakters war aber Hitchcocks Sache eh sehr selten.
                    Ein Film der auf der einen Seite brilliert, auf der anderen aber fast etwas nichtig ist. Der richtig gut ist, aber eben doch nicht richtig gut. Der Spaß macht, aber nicht fesselt. Den man gerne weiterempfiehlt, bei dem aber hinzufügt, dass man nicht zu viel erwarten sollte.
                    Weiterempfohlen...aber bitte nicht zuviel erwarten!

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                    • 8
                      über Liebe

                      Völlig nah und doch so fern. Man weiß soviel theoretisches und doch nichts von der Wahrheit. Wir nicht, Haneke nicht.
                      So tut er gut daran einmal nur stiller Beobachter zu sein, sich dumm zu stellen und dabei eventuell selbst etwas zu lernen. Und wenn es das ist, dass man ja doch nichts weiß. "Liebe" ist kein Manifest, kein Film mit einer allgemeingültigen Wahrheit. Er ist nicht mehr als die Geschehnisse hinter einer Tür. In einem Haus. In einer Straße. In Paris. Auf dieser Welt. Eine Tür weiter, da sieht alles vielleicht schon anders aus. So passiert es aber hier.
                      Ruhig und oft seltsam sachlich. Kaum künstliche Dramatik, kein Wehschmerz. Ein paar gute Momente, ein paar schlechte. Oft totale Banalität. Kein Eskapismus, nur Beobachtung.
                      Ein Film der Alltäglichkeit. Kein Lobgesang auf die Liebe, keine romantisierung dieser. Kein Film über die Liebe und doch frägt er nach ihrem Wesen. Ist Liebe nur gut? Nur Spaß? Wie weit darf sie belastend sein? Ist es Liebe wenn es nur Spaß ist und nur gut? Das flüstert "Liebe" aber nur im Hintergrund.
                      Keine Frage von richtig oder falsch, keine Frage nach irgendeiner Moral.
                      Zu einfach, als das man in diesen Film etwas sehen sollte, das er eigentlich ist. Aber in diesem einen Moment, den er darstellt, den er mitgeht, in dem das Schicksal dieser beiden alten Menschen der Mittelpunkt ist...in diesem Moment ist "Liebe" zu eindringlich und echt, um ihn einfach an sich vorbeiziehen zu lassen.

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                      • 7 .5

                        Irgendwo wirkt die Botschaft von "The Truman Show" fast etwas altbacken. Zwar umschifft das Fernsehen diese eine Möglichkeit noch etwas, dafür hat es seine Fühler nach nicht weniger abstoßenden Inhalten ausgestreckt. An Wirkung verliert dieser Film dennoch wenig, schon allein wegen seiner nahezu perfekten, wenn auch etwas harmlosen Inszenierung. Denn "The Truman Show" ist immer auch reiner Unterhaltungsfilm, seine satirische Kritik wird in einer Hülle verpackt, die jedem Menschen der ab und an Filme guckt geläufig ist und verliert dadurch hin und wieder an Brisanz. Doch anders würde sich ein Großteil der Menschheit für solch einen Film interessieren...das alte Dilemma der Kritik im Film. Denn die Frage stellt sich schon: Merkt der Zuschauer in all dem Wohlgefühl und dieser Hollywooddramatik, dass es auch um ihn geht und nicht nur diesen Truman oder irgendwelche Fernsehsender? Das solch ein Film ja letztendlich genauso manipuliert, wie Trumans Frau mit ihren leckeren Schokogetränken? Peter Weir entschied sich dafür seine Botschaft an möglichst viele Menschen zu richten und ich hab damit auch wenig Probleme. Denn ihm ist ein völlig stimmiger und kurzweiliger Film gelungen, der es wirklich schafft eine gesunde Balance zwischen Unterhaltung und Anspruch zu erreichen.
                        Natürlich wäre ein tieferer psychologischer Aspekt interessant gewesen. Dieser hätte aber wiederum eine völlig unkommerzielle Dunkelheit mit sich gebracht. "The Truman Show" macht es sich jedoch in seiner heilen Welt gemütlich, spricht dabei die Sehnsüchte mancher Zuschauer an, verliert sicht aber mitunter selbst in diesem Bild.
                        Der Clou hier Jim Carrey zu besetzen ist am Ende doch gar kein so großer. Die Rolle des Truman ist nicht so weit von seinen vorherigen Klamaukcharakteren entfernt. Ein ständiges Grinsen über beide Ohren, Clownsmimik hier und da und ein übermäßiges pendeln zwischen megafröhlich und todtraurig. Ich werfe das Jim Carrey aber auch nicht vor, dass er wirklich was kann zeigte er ja in "Eternal Sunshine of the Spotless Mind". Ich denke die Rolle war einfach so angelegt, auch aus ganz banalen medienwirksamen Überlegungen. Ein Sympathieträger wurde gebraucht...womit wir ja schon wieder bei der manipulativen Wirkung dieses Films selbst wären. Der erste Plan, Gary Oldman für diese Rolle zu besetzen, wäre in meinen Augen um einiges interessanter gewesen.
                        Ja, vieles ist nicht so wie ich mir es wünschte in "The Truman Show". Trotzdem ist er ein wirklich guter Film, der ja auch nichts falsch macht, mir persönlich aber doch manchmal etwas zu luftig ist.

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                        • 7 .5

                          Nachdem Elem Klimow mit "Agoniya" einen sehr wilden und anstrengenden Film inszenierte, welcher voll von Dialogen, Ansprachen und Worten war, drehte er mit "Proschtschanije" einen Film, dem alles verbale zuwider scheint, der seine Bilder sprechen lässt. Dunkle, erdige Bilder erzählen uns die Geschichte des Dorfes Matjora, gelegen auf einer Insel, welche im Namen des Fortschritts geflutet werden soll.
                          Klimow setzt von Anfang an Bilder ein, die einem viel größer als die eigentliche Handlung erscheinen. Er setzt alles in unheilvolles Licht, nichts das vollends heiter erscheint, selbst die ausgelassene Feier zu Beginn nicht. Jedes Bild hat etwas dunkles in sich, eine Urkraft lauert in jeder Einstellung, welche soviel mächtiger erscheint, als es der Mensch mit seinen Maschinen und Geräten ist. Man meint oft, die Natur warte nur auf ihren Todesstoß, beobachtet dabei die Menschen mit einem weinenden und hasserfüllten Augen. Als wäre es nur der Geduld und Sanftmut zu verdanken, dass die Natur nicht ihre Kräfte entfesselt und den Mensch und sein Gerät wegwischt. Aber in "Proschtschanije" tut sie nicht mehr als den Mensch zu necken, in Form eines Baumes an dem sich alle Maschinen und Geräte sinnlos abtun und welcher nur durch die Elemete der Natur zerstört werden kann. Das alles ist in wirklich hinreißenden Bildern dargestellt. Unheimlich, doch gleichzeitig schön. Dunkel und voller Würde.
                          Die Einheimischen wehren sich nur kurz gegen ihr Schicksal und scheinen völlig von Ohnmacht gegenüber der Obrigkeit erfüllt. Still zerstören sie die Reste ihres Daseins und legen dann ihr Leben in die Hände Fremder. Sie werden entwurzelt und glücklicherweise sieht man nur den Beginn ihres welkens. Aber es ist klar, dass keiner dieser Menschen eine Heimat in den grauen Wohnblocks finden wird, in die man sie schafft. Wie erwähnt, das alles geschieht ohne viele Worte. Klimow beobachtet die Menschen wie sie sich verabschieden, wie sie ihre Häuser leeren und verbrennen. Der Worte braucht es hier auch nicht viel, die Gesichter sprechen meist Bände. Tatsächlich könnte man "Proschtschanije" vorwerfen, dass da ja gar nicht viel passiert, man lange Zeit wirklich nur Beobachter ist und der Film durchaus auch dokumentarische Züge hat. Unter seiner Oberfläche erzählt der Film aber die Geschichte eines ganzen Landes, er benutzt eben viele Symboliken dafür. Denn natürlich ist Matjora nicht einfach nur ein Dorf auf einer Insel, sind es nicht nur ein paar Arbeiter und ein Bagger die sich an der Natur vergehen, sind es nicht nur ein paar Hundert Menschen deren Existenz im Zuge des Fortschritts als wertlos erachtet wird.
                          Es ist Russland, vielleicht die Welt. Denn das Leben und die Natur werden und wurden ja nicht nur dort dem Fortschritt und Erfolg geopfert. Man tat es dort nur vehemmenter als in vielen anderen Ländern. Aber was kaputt gemacht wurde ist kaputt. Hier wie da.

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                          • 7

                            Ein Brocken von Film. Keine Minute des Genusses, ja eigentlich muss man sich oft durch "Agoniya" quälen. Alles wirkt so wild und völlig aus den Fugen, so dunkel und abstoßend. Andererseits erinnert der Film durchaus auch an US-Amerikanische Historienfilme wie "Doctor Zhivago", besitzt dessen epische Ausmaße etwa, den Pomp und dessen Weitläufigkeit. Gleichzeitig haftet "Agoniya" auch immer massig Schmutz an, Enge und Wahnsinn.
                            Ich selbst hab weniger Information darüber, was Mythos und was Wahrheit ist, bezogen auf die Person des Rasputin. Jedoch ist dies wohl prinzipiell ein schwierige Geschichte, weil recht wenig faktisch belegt ist. Aber ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte, dass er nicht der Teufel war, als der er hier dargestellt wird. Überhaupt wird hier einiges funktional überspitzt, sind die Figuren oft sehr eindimensional und wirken manchmal mehr wie ein Symbol denn als Mensch. Elem Klimow lag aber auch wohl wenig an einer akkuraten Aufarbeitung dieser Figur, sondern (und wieder lehne ich mich aus dem Fenster) scheint er die damalige Sowjetunion anhand einer Periode kritisieren zu wollen, die er als Filmemacher eben auch negativ darstellen durfte. Klimow vermeidet es auch tunlichst hier irgendwelche Helden aufzubauen, selbst der Sturz des Zaren wird von ihm lediglich als Tor zu einem neuen Kapitel russischer Geschichte betitelt und legt dieser Aussage keinerlei Wertung bei. Allein das Volk hat in "Agoniya" eine relativ neutrale Position inne. Es spielt jedoch eine sehr gesichtslose Rolle, ist nur der Gradmesser für den Druck im Kessel und erscheint in diesem Film zum Großteil auch nur in alten dokumentarischen Aufnahmen.
                            "Agoniya" ist verwirrend, vom Chaos durchtränkt, aber er besitzt eine mitreissende Wucht. Diese dekadenten Bilder des Treibens der Elite Russlands sind teilweise völlig absurd und erscheinen völlig überzogen. Sie zeigen aber auch die himmelweiten Unterschiede zwischen dem Volk und ihren Führern auf. Beide scheinen völlig den Bezug zueinander verloren zu haben und während sich Monarchie und Politik in einer grotesken Weltfremdheit suhlen, wird vom Volk verlangt, dieses Regime über die Kräfte hinaus zu unterstützen. Im Detail ist das aber alles nur schwerlich zu durchdringen. Viele viele Personen, deren Verhältnisse zu- und untereinander oft die Aufnahmefähigkeit etwas überstrapazieren. Damit hab ich auch bei russischen Büchern oft Probleme, diese besitzen aber ja meist ein Personenregister, welches man im Notfall benutzen kann. Da sind die oben erwähnten dokumentarischen Auschnitte, die die Auswirkungen auf das Volk in Orginalbildern zeigen, oft schon so etwas wie kleine Oasen. Aus dem Off werden hier Vorgänge einfach erläutert und mit allerlei Fakten angereichert. Fakten und Klarheit, die der Rest des Films nur schwer zugänglich macht.
                            Historisch sicherlich streitwürdig, filmisch aber doch ziemlich eindrucksvoll. Kein angenehmes Filmerlebnis, sondern eher wie eine schöne Statue, welche aber völlig mit Dreck und Öl verschmiert ist.

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                            • 7

                              Einer dieser Filme, dem ich jetzt, wo ich beginne etwas zu schreiben, noch nicht annähernd sicher eine Bewertung zugewiesen hätte. Diese springt im Kopf rauf und runter, ist mal positiv, mal recht ernüchternd. Manchmal klärt sich mein persönliches Bild eines Films während ich einen Text dazu verfasse...vielleicht ist das auch hier so.
                              An der Oberfläche ist "Die Wand" ein extremst ruhiger und in sich gekehrter Film, der so gar nichts mit dem zu tun hat, was man als Unterhaltung versteht. Daher gleich die Warnung: Wer hier Mystery im Kontext mit Spannung und einer üblichen Abhandlung vom Kampf des Menschen gegen die unnatürliche Bedrohung erwartet, der sollte sich diesen Film noch nicht einmal ausleihen. Außer er will mal etwas anderes sehen, ganz weit abseits vom üblichen Mainstream. "Die Wand" besitzt eine Frau, ihre Tiere und die Natur. "Die Wand" besitzt auch ein unnatürliches Phänomen, doch wird dieser nur minimal zum Gegenstand dieser Geschichte, sondern er konzentriert sich auf diese eine Frau. Und selbst dies tut er auf eine sehr eigensinnige Art, denn er kehrt jegliche Banalität des Lebens von Beginn an zur Seite. Wir hören die Frau nie sprechen, sie erzählt anhand ihrer Aufzeichnungen aus dem Off und sie tut dies in einer sehr literarischen Sprache. Das wirkt anfangs etwas befremdlich, schön und angenehm, aber völlig ungewohnt. Definitiv machte es mir das Buch schmackhaft (das ich bis dahin nicht kannte), da diese Texte unverändert aus dem Buch übernommen wurden. Das wäre es aber dann schon an Sicherheit, was der Film anbietet. Alles andere ist so anders, so schwer nachzuvollziehen und alles was man sieht, wirkt wie ein Fremdkörper in dieser Welt die wir kennen.
                              Man kann "Die Wand" aber auch nicht an sich vorbeirieseln lassen, dazu nimmt einen die Situation zu sehr gefangen, dazu ist er dann doch zu spannend in seinem eigenen Universum, welches eigentlich gar keine Spannung kennt. Diese Frau scheint ihr komplettes Leben nach 5 Minuten ad acta zu legen, nichts scheint sie mehr zu verbinden mit dem was war oder auch dem, was noch sein könnte. Fast hat man das Gefühl sie begibt sich irgendwo recht gerne in die Isolation, genießt diese sichere Unsicherheit, die die Natur ihr bietet. Eine bewusste Abkehr von den Milliarden Möglichkeiten der Zivilisation, ein hin zur Frage: Leben oder sterben. Ein Reduktion von allem, welche aber dazu führt, dass die Frau beginnt Sachen wieder wirklich fühlen, negativ wie positiv. Das hat keinerlei romantischen Aspekte, wie sie z.B. ein "Into the wild" vermittelt, sondern das eine Rückkehr zu ganz primitiven Fragen und Entscheidungen. Existenzielle Dinge, über die sich vielleicht auch die ersten denkfähigen Menschen Gedanken machten.
                              Dabei lässt "Die Wand" aber auch reichlich Türen für Interpretationen offen. Denn diese eine Wand ist eben nicht der Gegenstand des Films. Die Wand ist nur der Grund für die ersten Schritte zurück, viele weitere Folgen, diese scheinen aber aus völlig anderen Beweggründen zu geschehen. Und hier könnte man soviel Symboliken einsetzen, da ja jeder von uns schon mal an diese Wand stieß und viele in solchen Momenten mit dem Gedanken des Rückzugs oder der Aufgabe spielen. Und wo die einen am nächsten Tagen überprüfen, ob die Wand denn noch da ist, ob sie es denn überhaupt wirklich gab, da wird für die anderen diese Wand zur unüberwindbaren Hürde. Die Wand wird zur sichtbaren Grenze zwischen dem was die anderen Leben nennen und dem Selbst. Die Wand wird zu Trennlinie zwischen Sicherheit und Unsicherheit, zwischen Angst und Ruhe, zwischen dem Ich und den anderen. Je länger man hinter dieser Wand bleibt, umso obskurer wird Einschätzung. Das Ich pocht auf Richtigkeit, während alles andere scheinbar immer böser wird. So auch bei dieser Frau, deren Gedanken und Taten gegen Ende hin nicht mehr die eines sozialfähigen Menschen sind, sondern die vehement ihre Welt der Sicherheit verteidigt. Am Ende scheint sie völlig in dieser anderen Welt angekommen zu sein.
                              Ein schwieriger Film, ein interessanter Film, ein schöner Film. Vorallem aber schwierig.

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                              • 8
                                über Birth

                                Kein einfacher Film, dem man auch aufgrund seiner thematischen Ausrichtung innerhalb von Sekunden jegliche Substanz absprechen könnte. "Birth" unternimmt den Versuch, in Bildern etwas einzufangen, was doch eigentlich das krasse Gegenteil eines Bildes ist. Eine emotionelle Wahrnehmung, die derjenige nicht einmal gänzlich beschreiben kann, dem sie widerfährt. Ja, es hakt immer wieder, will einem einiges nicht passen, findet man Unstimmigkeiten. Wenn man will, dann kann man knapp 100 Minuten damit zubringen, hier Dinge aufzudecken, die doch völlig unlogisch sind.
                                Aber ist das der Gegenstand dieses Films? Ist er nicht von vornherein völlig unlogisch? Macht es da dann Sinn sich im unlogischen Ganzen mit den unlogischen Details zu beschäftigen? Was ist eigentlich unlogisch? Und ab wann ist es das? Ist eine unglückliche Liebe also etwas unlogisches? Tun wir es trotzdem?
                                "Birth" versteift sich nicht darauf uns seine Geschichte als Wahrheit zu verkaufen, er will uns nicht hinters Licht führen. Er setzt bei seinen Protagonisten nur psychologische und emotionelle Abläufe in Gang, die ihre Wirkung beim Zuschauer nicht verfehlen. Und steckt man in dieser Story, wird sie plötzlich zur völlig unangenehmen und gar gruseligen Erfahrung. Es ist dieses seltsame Kitzeln im Bauch, dieses Signal der Seele, welches man nicht bewusst steuern kann. Der Kopf sagt Blödsinn, aber irgendetwas ist da, dass die Seele völlig verunsichert. Da werden vergessene Gefühle freigesetzt, diese vermischen sich mit Wunschgedanken, welche zu einer Hoffnung werden, die wiederum langsam den Blick auf wirklich und unwirklich, auf möglich und unmöglich verschleiern.
                                Ist der Abstand zu "Birth" jedoch zu groß, ist er natürlich ein reines Konstrukt, ist das Verhalten der Anna mit blödsinnig noch harmlos betitelt. Geht man all die kleinen Schritte jedoch mit, so fühlen sich all die Entwicklungen hier sehr wahrhaft an.
                                Ein schweres Unterfangen, dessen sich dieser mutige Film annimmt. Und in meinen Augen meistert er es mit Bravour. Eine Stunde lang vermittelt er einem das Gefühl der völligen Unsicherheit, berührt teilweise genau die Bereiche, die ein guter Gruselfilm berührt. Man will das alles als großen Quatsch abtun, kann es aber nicht. Einerseits weil "Birth" als Film einen eben nicht die gewohnte Sicherheit vermittelt, andererseits weil einen eben das Leben mittlerweile gelehrt hat, dass nichts geschrieben steht und der Geist eines Menschen weiter geht, als es ein Film zu fassen mag. Man muss sich seiner eigenen Irrationalität bewusst sein, sie sich eingestehen und diese auch dem Film zugestehen...ansonsten sollte man diesen Film einach lassen, er würde wie völliger Humbug wirken.
                                Das irgendwelche, letztendlich eh völlig harmlose, Äußerlichkeiten diesen Film die meiste Aufmerksamkeit bescherten, dass ein paar Bilder, völlig losgelöst von der Geschichte, für einen Skandal sorgen....das spricht dafür wie schwer sich viel tun mit solch einem Film. Und dann hat er, trotz Ablehnung, alles richtig gemacht.

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                                • 8

                                  Ach kommt, der will doch nur spielen! Der will nur bisschen Spaß!
                                  "The Cabin in the Wood" in seine Einzelteile zu zerlegen, zu analysieren, einen größeren Sinn zu verlangen und irgendwelche Metaebenen zu suchen, heißt gleich ins erste Fettnäpfchen zu treten. Ich kann mir bildlich vorstellen, wie sich Joss Whedon und Drew Goddard über solche Diskussionen herzlich amüsieren. Natürlich ist das nicht "the Horrorfilm to end all Horrorfilms"! Von vornherein nistet sich "The Cabin in the Woods" in einem Genre ein, dass man zwar liebt, das aber sich selbst so gehen lässt, oft so sehr auf die Kacke haut, dass man es eben nur noch schwerlich Ernst nehmen kann. Und das fängt hier eben schon bei der Promotion an...mal so richtig derbe auf die Pauke schlagen. Das ultimative, endgültige, beste, härteste, noch nie gesehene...wie oft lasen wir das schon in den Promos zu irgendwelchen Horrorfilmen. Und doch sah doch fast jeder Film gleich aus.
                                  Nein, für mich hat "The Cabin in the Woods" mehr von 2 recht cleveren Jungspunden, die zum ersten Mal eine Ausstellung moderner Kunst besuchten und die Zuhause umgehend damit beginnen Leinwände mit Kot und Urin zu besudeln. Natürlich ist das albern, irgendwo dumm und am Ende auch ohne jeglichen Sinn. Aber es macht einen Heidenspaß ab dem Moment, in dem Kunstinteressiert darüber fachsimpeln. Wo Wes Craven mit der Scream-Reihe versuchte diesem Genre clever und hintersinnig den Spiegel vorzuhalten, da packen Whedon und Goddard eben einen bitterbösen South-Park-Humor aus, der keinen Stein auf den anderem lässt. Eine boshafte Provokation gegenüber einem Genre, dass wohl auch die Macher einst geliebt haben, von deren Output der letzten 15 Jahre man aber wohl tatsächlich getrost 99% in die Tonne kippen kann.
                                  Das dies funktioniert, zeigen mir durchaus die Meinungen die dieser Film hervorrruft: "Was soll denn das für ein Horrofilm sein?" bis hin zu "Die Metaebene (sic) hat nicht funktioniert". "The Cabin in the Woods" sitzt da aber doch irgendwo zwischen den Stühlen, oder wo ganz anders...ich glaub es interessiert in gar nicht so sehr. Eine überdrehtes Stück Film, dass in seinem Übermut aber auch viel Wahrheit mit sich trägt. Ein Stück Film, das aber zuallererst und vorallem riesigen Spaß macht...zumindest mir.

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                                  • 7 .5

                                    Nach ca. 20 Minuten habe ich "John dies at the end" abgeschalten. Und nochmal von vorne begonnen. Ich war irgendwie so perplex und verunsichert, dass ich das Gefühl hatte irgendetwas verpasst oder nicht richtig verstanden zu haben. Mit einer Selbstverständlichkeit wurden mir hier Absonderlichkeiten aufgetischt und verzweifelt suchte ich nach einem roten Faden. Einer Erklärung. Irgendwas.
                                    Beim zweiten Anlauf funktionierte das besser, aber die Hoffnung zu jeder Sekunde zu wissen was hier abgeht, die hab ich dann doch aufgegeben. Ich wusste nie was als nächstes passiert, denn eigentlich war ja alles möglich. Ein Wirrwarr aus Hallzuzinationen und Parallelwelten, aus Toten und Lebenden, garniert mit seltsamen Kreaturen (besonders toll: Das Wurst- und Fleischmonster). Ein Wirrwarr der Spaß macht und grandios unterhalten kann, wenn man sich denn darauf einlassen kann. Denn jedermanns Sache ist "John dies at the end" definitiv nicht. Wer aber mal wieder etwas anderes sehen will, abseits vom Mainstream, aber eben fernab von jeglichem Arthausverwandtem, dem sei dieser Film ganz dick ans Herz gelegt.
                                    Näher auf die Story einzugehen wäre in diesem Falle auch fast schon irrsinnig. Irgendwo zwischen "Donnie Darko", "Bill & Ted's excellent adventure" und einer Menge 80er Horrorfilmen, kreirte Don Coscarelli mit "John dies at the end" einen kleinen, aber feinen Horrorfilm, der tatsächlich das Potential zum Kult hat. Und ich mag dieses Wort eigentlich gar nicht.
                                    Man sollte einfach versuchen diesen Film zu nehmen, als das was er ist. Was immer er auch ist. Das weiß ich nämlich nicht so genau. Er ist jedenfalls keine Spaßkanone, auch wenn er eine Komödie ist. Er lässt einen auch nicht gruseln, obwohl er ein Horrofilm ist. Er ist völlig sinnlos, obwohl er oft ziemlich intelligent ist. Er ist ziemlich intelligent, obwohl er eigentlich völlig sinnlos ist.
                                    Auch sonst konnte ich hier nichts finden, an dem ich rummäkeln könnte. Die Hauptdarsteller sind zwar unbekannt, machen aber ihre Sache toll. Die Kreaturen sind phantasievoll und nett anzusehen, es wird fleißig Blut vergossen und es gibt ein paar sehr kreative Todesfälle. Und das alles verpackt in einem angenehm subtilen Witz und voller Charme, der solchen Filmen meist völlig abgeht. Ich hätte da gern mehr davon!

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                                    • 6
                                      über Mimic

                                      Ohne groß darüber nachgedacht zu haben, schlittere ich direkt in den nächsten Tierhorror. Wobei "Mimic" ja auch irgendwie Creature-Horror ist, also ein Bastard, ganz wie diese Viecher hier.
                                      Der Punkt, der "Mimic" zu einem angenehmen Seherlebnis macht ist dabei ein ganz einfacher: Er will nichts von uns. Will uns weder belehren, noch eine sinnige Botschaft vermitteln. Er zeigt zu Beginn zwar einige wenige Ansätze diesbezüglich, diese sind aber schnell ad acta gelegt und "Mimic" konzentriert sich darauf, den Zuschauer ganz profan mit einem fast 60 Minuten langen Showdown zu unterhalten. Die Rahmenbedingungen hierfür gehen völlig in Ordnung, auch wenn es keinerlei herausstechendes Merkmal an "Mimic" gibt. Setting, Musik, Schauspieler...all die Aspekte die man so gerne einzeln aufzählt, sie bewegen sich im biederen, aber soliden Niemansland. Weder ist das besonders toll, noch ist es auffallend schlecht. Der komplette Fokus liegt auf der Dramaturgie der Geschichte, alles drumherum scheint nur unvermeidbarer Balast zu sein.
                                      Und es zeugt von Del Toros Talent, dass er es wirklich schafft die Spannung fast bis zum Ende aufrecht zu erhalten. Das geht nie in die Tiefe oder hat eine größere Substanz, aber es bietet genau das an, wonach man bei einem Horrofilm für Zwischendurch sucht. Del Toro treibt es sogar soweit, dass man dieser anhaltenden Spannung mit der Zeit fast etwas überdrüssig wird und im nachhinein hätte man die Szenerie in den U-Bahn-Schächten tatsächlich etwas straffen können. Insgesamt ist Guillermo del Toro mit "Mimic" aber ein kleiner, recht oldschooliger Horrorfilm gelungen, der allein von seiner Spannung liegt und der klugerweise seine Kreaturen meist im Dunklen agieren lässt. Manchmal braucht es eben keine großen Knalleffekte und teuer animierten Monster um einfach mal 110 Minuten angenehm geekelt und verängstigt zu werden.

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                                      • 5 .5

                                        Ich will dem Herrn Romero ja wirklich nichts schlechtes. Ich mag den einfach. Seine Zombiefilme liebe ich fast ausnahmslos und er selbst scheint ein witziges und liebes altes Männchen zu sein. Deswegen will ich nun auch möglichst wohlwollend von "Monkey shines" schreiben, versuchen das Positive herauszukehren. Wenn ich aber mal wieder "Bruiser" gucke und dann auch kommentiere, dann lieber George A. Romero, dann bist selbst du nicht mehr vor boshafter Kritik geschützt.
                                        Eigentlich passt soweit alles an "Monkey shines". Ordentlich inszeniert, eine interessante Story, die Schauspieler sind ok und der Affe sogar richtig gut. Man schüttelt zwar schon anfangs bei so manchen Charakteren etwas ungläubig den Kopf, die Geschichte an sich entwickelt sich ab ganz gut und lässt auf einen wirklich guten Showdown hoffen. Aber anstatt mich immer mehr in seinen Bann zu ziehen, stieß mich "Monkey shines" mehr und mehr ab. Am Ende war ich völlig raus und muss wirklich gestehen: So ganz genau konnte ich mir nicht mehr erklären was da auf dem Bildschirm passiert. Stark zu bröckeln begann das für mich alles, als der Film mir diese Affe-Mensch-Telekines-Theorie auftischen wollte. Damit konnte ich nichts anfangen und empfand es auch einfach als unnötig. Da gäbe es zig Variationen wie man den Film hätte weiterführen können, welche alle um einiges mehr down to earth gewesen wären. Bei mir erzeugt dieser Ansatz aber nur Fragezeichen und mehrten sich im Laufe der Spielzeit leider. Ich konnte der Motivation hinter all den Taten einfach nicht mehr folgen und im Finale wusste ich tatsächlich nicht mehr warum der Affe was tat. Vielleicht ein eklatanter Verständnisfehler bei mir, vermiest hat er mir den Film dennoch ziemlich.
                                        Da kann "Monkey shines" noch so sehr mit Schlagwörtern wie Trieb und Instinkt um sich werfen, mir bringt das nichts, wenn ich es nicht spüre. Die Psyche eines Menschen zu erkunden wäre schon eine große Aufgabe gewesen, aber dann noch die Psyche eines Affen ins Spiel zu bringen, der mit einem Menschen eine gedankliche Verbindung aufnimmt...sorry, way too much und für mich ging das auch völlig nach hinten los. Denn gelernt hab ich hier weder etwas über den Menschen, noch über den Affen.
                                        Wer sowas mag und sich nicht an solchen Sachen aufhängt, dem kann man aber nur zu "Monkey shines" raten. Es ist ja auch nicht Usus, dass solche Filme derart routiniert und gekonnt ungesetzt sind und ein derart überzeugendes Tier wird man sonst in keinem Tier-Horror-Film sehen. Das ist schon echt ein fieses Biest.
                                        War doch recht kritisch was ich schrieb. Sorry, George A.!

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                                        • 7

                                          Bilder die einen fast erschlagen. Man möchte selbst hineintauchen in diese Tiefe aus Raum und Zeit und selbst der Gedanke durch das Licht dieser majestätischen Sonne zu sterben, er wirkt seltsam verlockend. Die Bildkompositionen in "Sunshine", die Atmosphäre die sie erzeugen, diese bedrohliche Unendlichkeit und Größe...all das ist durchaus auf einer Höhe mit den ganz ganz großen des Science-Fiction-Genres. Das wirkt echt und einschüchternd, anziehend und gefährlich. Visuell ist "Sunshine" tatsächlich ein Meisterwerk und ich kann mir kaum vorstellen, wie man das All besser darstellen kann.
                                          Doch nicht nur die opulenten Bilder des Weltraums können überzeugen, prinzipiell ist dieser Film auf diesem Gebiet völlig erhaben. Das Raumschiff, das Innenleben und die Bedrohungen mit denen es die Icarus II zu tun bekommt, es ist alles von erhabener Schönheit und gleichzeitig enorm zweckdienlich. So sind es auch die Bilder, diese verzerrten Fragmente, die dem Finale seine tatsächliche Bedrohung verleihen.
                                          All dem hinkt jedoch die zugrundeliegende Geschichte hinterher. Was als sehr interessante Story beginnt, die Raum für allerlei philosophische und existenzielle Fragen gibt, wird schon bald eine relativ gewöhnliche Abarbeitung altbekannter Allgemeinplätze dieses Genres. Immer mehr kommt "Sunshine" von der großen Fragen der Menschheit ab und wird zum gewohnten, wenn auch wünderschönen, Actionvehikel. Spätestens ab den Reparaturen außerhalb des Raumschiffes verliert der Film viel seiner Brisanz, wird oft sogar etwas unverständlich in seiner Ausrichtung. Da gibt es dann einfach zu banale Problematiken innerhalb der Crew und auch die finale Auseinandersetzung lässt einen etwas ratlos zurück. Hier hätte ich mir einfach entweder völlige Bodenständigkeit gewünscht oder den Mut, die Geschichte eine gänzlich übersinnliche Note zu verleihen. So sprudelten zuviel Sinn- und Logikfragen in mir hoch. Und die lenken in diesem Falle einfach viel zu sehr von der Schönheit des Films ab.
                                          Und selbst wenn dies alles relativ kritisch klingt...angucken! Diese Bilder!

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                                          • 6 .5

                                            Oh, ein Film den man niedermachen muss. Aber warum eigentlich? Weil ein solider Blockbuster kein kunstvolles Meisterwerk ist? Weil sich Ridley Scott mit knapp 75 Jahren nicht Jahr für Jahr neu erfindet? Weil man sich hier bei gängigen Erfolgsrezepten der letzten Jahre bedient und eine Figur wie Robin Hood darin verwurstelt?
                                            "Robin Hood" ist ja wahrlich kein Film für die Ewigkeit, er ist ganz deutlich das Ergebnis seiner Zeit und wird mit dieser auch wieder in Vergessenheit geraten. Aber im Vergleich kommen da ähnlich gelagerte Filme bei weitem besser weg und das, ohne nur annähernd die Stilsicherheit, das Händchen für eine solch dunkle Kommerzialität und das Können ein solches Epos über 2,5 Stunden ins Ziel zu bringen zu besitzen. Ridley Scoot kann das. Sicherlich hat er keine Visionen mehr, er kann aber nachwievor einen unterhaltsamen, ordentlichen Blockbustern drehen, der den Zeichen der Zeit zwangsweise Zugeständnisse macht, aber auch überraschend blutrünstig ist. Und wenn man einen Film wie "Robin Hood" mit 1 oder 2 Punkten bewertet, dann frage ich mich schon: Woran misst man ihn dann? Da ist dann nicht mehr viel Platz nach unten...für all die wirklichen Gurken der Filmgeschichte! Dazu gehört Ridley Scotts "Robin Hood" sicherlich nicht.
                                            Vielleicht weckt er einfach zu viele Erwartungen, die er dann ab der Mitte konsequent missachtet. Denn was als grimmiger und negativer Film beginnt, bei dem man sogar den riesengroßen Einfluss eines Batmans auf die heutige Filmwelt spüren kann (dunkel und negativ ist gleichbedeutend mit realistisch), wird in der zweiten Hälfte zu einem emotional beladenen Herr der Ringe Epigonen. Das ist natürlich völlig vereinfacht, dieser Schnitt mitten im Film ist aber überdeutlich. Plötzlich mehren sich die Witzchen, die bedrückend dreckige Atmosphäre wird von allerlei unglaubwürdigen Taten konterkariert, die einfach dazu da sind die Bösen von den Guten zu separieren. Und spätestens da weiß man, man sieht einen Film für die Massen. Ein Produkt. Wie gesagt, ein solides Produkt, handwerklich toll gemacht und teilweise durchaus beeindruckend, aber Tiefe, echte Emotionen und Seele sollte man einfach woanders suchen. Ein netter Unterhaltungsfilm mit viel hochauflösendem Dreck, einigem an Blut und zumindest mal einem anderen Ansatz was die Geschichte des Robin Hood betrifft.
                                            Die FSK-Freigabe ab 12 des Director Cuts (kenn die Kinoversion nicht) ist aber wohl ein Witz, oder? Hatte da jemand in den FSK-Räumlichkeiten Geburtstag und es gab Mengen an Sekt? Vielleicht sogar paar Kurze? Drückte man angeschwipst beim ollen Ridley mal ein Auge zu? Also hier wird getötet, geköpft, gemetzelt, vergewaltigt, gequält und rumgehurt, dass selbst die Gremlins sich erschrocken abwenden. Die haben nämlich eine FSK 16!

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                                            • 7

                                              Meisterwerk? Absolut langweiliger Mist? Kann ein Film beides sein? Kann er richtig gut sein und richtig schlecht zugleich? Wobei, richtig schlecht ist "The Innkeepers" nie, wir haben es hier nicht mit einem unbeholfenen Trashfilm zu tun. Er hat aber soviele Aspekte, bei denen ich mir einfach furchtbar schwer tue sie gerecht einzuordnen.
                                              Aber ist "The Innkeeper" wirklich so langweilig? In meinen Augen mitnichten. Er tut einfach nicht das was man will, läuft konsequent einige Spuren neben der Erwartungshaltung und spielt dabei wirklich ziemlich raffiniert mit der Geduld des Zuschauers. Auch ich hatte mehr als einmal den Gedanken, dass ich solch einen Film normalerweise schon längst ausgeschalten hätte, gleichzeitig empfand ich aber eine enorme Spannung. Diese war noch nicht mal so sehr von den kleinen Häppchen an Spuk genährt, die Ti West geizig einstreut, es war wohl wirklich die seltsam abwesende Machart des Films. "The Innkeepers" lässt einen einfach ziemlich lange im Regen stehen, geht seinen eigenen Weg und weiß dabei ganz genau, dass er den Zuschauer ratlos zurücklässt. Und es ist ja nicht so, dass hier nichts passiert...es passiert eben einfach nicht das, was der Titel, Trailer und auch der Vorspann ankündigten.
                                              Und so stilsicher "The Inkeepers" auch inszeniert ist, er ist einer dieser Filme, die mehr Fragezeichen aufwerfen, als dass sie beantworten. Doch auch da geh ich gerne mit. Geheimnisse verstärken normalerweise die Intensität solcher Filme, das Gefühl des verlorenseins setzt den Zuschauer mit den Protagonisten gleich. Antworten zerstören gerade Horrorfilme in schöner Regelmäßigkeit und ich bin immer wieder fasziniert, wenn mich Filmemacher völlig im Dunklen tappen lassen, solange sie selbst dabei nie die Kontrolle über ihre Geschichte verlieren. Will heißen: Ich fand "The Innkeepers" wirklich spannend und das nicht erst ab den Momenten, in denen der Film offensichtlich zum Spukfilm wird. Tief im Innern beunruhigte er mich schon vorher und hatte auch die Kraft mich vom abschalten des Films abzuhalten.
                                              Trotz all dieser positiven Aspekte empfand ich aber eine gewisse Genervtheit dem Film gegenüber. Teilweise ist die erste Stunde wirklich seltsam überzogen Cheesy, dass man sich nicht sicher ist ob das nun so beabsichtigt ist oder nicht. Vieles an dieser Geschichte wirkt so verwirrend, weil man nie weiß: Ist es ein Experiment am Zuschauer, eine riesengroße Finte oder doch nur dumbe Einfallslosigkeit. Sara Paxton agiert dazu auch noch wie eine unbeholfene Laienschauspielerin, doch auch hier setzt sich dieses Spielt der Unentschlossenheit fort. Ich könnte nicht sagen ob es ihr Auftrag war so zu spielen oder ob sie sie es einfach nicht besser kann. Die Machart des Films scheint einem immer zu sagen, dass er viel zu clever ist für solch große Defizite. Man weiß aber nie genau ob man ihm glauben soll.
                                              Ganz so intelligent wie er tut ist "The Innkeepers" am Ende natürlich auch gar nicht. Sein Gruselsüppchen kocht auch Ti West nur mit Wasser wie alle anderen. Doch statt die üblichen Gewürze zu benutzen, probiert er hier einmal etwas außergewöhnliche und nicht so erwartete Zutaten aus. Da ist es auch nur natürlich, dass "The Innkeepers" nicht jedermans Geschmack befriedigt.

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                                                Phasenweise der beste Beitrag in Kieślowskis Drei-Farben-Trilogie, andererseits stellte sich bei mir immer wieder eine gewisse Ernüchterung ein, gefielen mir Handlungsstränge weniger oder fand ich einzelne Szenen nicht so toll. Gerade die ersten 25 Minuten, bis zum zweiten Aufeinandertreffen mit dem Richter, berührte mich "Trois couleurs: Rouge" so gut wie gar nicht. Schicksale anderer, die einen aber wenig interessieren. Erst der Einfluss des Richters, seine Worte, seine Geschichten und Taten, bringt Leben in all diese Handlungsstränge. Über allem thronen hier aber die Gespräche zwischen Valentine und Joseph, den Richter. Sie sind die Mitte, sie sind das was diesen Film ausmacht. Alles andere sind recht schön geformte Blätter, diese Gespräche aber sind die Blüte.
                                                Zart wie immer, beschäftigt sich Kieślowski mit der Brüderlichkeit der Menschen oder was von ihr übrig geblieben ist. Denn eigentlich zeichnet er eine Ansammlung von vereinsamten Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen in ihrer eigenen Isolation leben. Die einen nehmen dabei diese Einsamkeit bewusst wahr, während andere sich immer mehr in diese begeben, ohne es jedoch zu merken. "Trois couleurs: Rouge" beschreibt ein Welt, in der die direkte und freundliche Art der Kontaktaufnahme gleichzeitig auch die ungewöhnlichste ist. Als würden die Menschen lieber einen riesigen Bogen um ein inniges und ehrliches Gespräch machen, auch um sich die Wahrheiten des Lebens zu ersparen. Und schnell ersetzen Dämonen die unausgesprochenen Sätze des zwischenmenschlichen Daseins und säen Zweifel und Ängste.
                                                Kieślowski schafft es aber selbst aus diesem Stoff nicht einen negativen Film zu erschaffen. Eine Aura der Hoffnung ist immer spürbar und ein verurteilender Blick auf die Dinge des Lebens ist Kieślowskis Sache eh nie gewesen. Ein schöner Film, den ich herausragend fände, würde er nicht zuviel Schicksale in sich aufnehmen wollen. Diese verblassten für mich doch allzu sehr gegenüber den dialoglastigen Szenen zwischen Valentine und dem Richter. Empfehlenswert dennoch, keine Frage.
                                                Abschließend möchte ich ein kleines Zitat von Stanley Kubrick einfügen, welches er zwar über den Dekalog Kieślowskis äußerte, das aber mindestens genauso gut zur 3-Farben-Trilogie (und all den anderen Filmen Kieślowskis) passt:
                                                "Aber in diesem Buch hier von Krzysztof Kieślowski und seinem Co-Autor, Krzysztof Piesiewicz, darf nicht unangemerkt bleiben, dass die beiden nicht nur das seltene Talent haben, ihre Ideen zu erzählen, sondern auch das, sie zu dramatisieren. Beim Durchlaufen der Etappen in ihren Filmen schaffen sie es, das Publikum so zu fesseln, dass dieses wirklich erforscht, was in dem Film los ist, statt sich einfach unterhalten zu lassen. Sie machen dies mit einer so wunderbaren Technik, dass man nie weiß, was genau passiert, und erst später merkt, wie sehr sie das eigene Innere berührt haben."

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                                                  Érstaunlich heiter kommt "Trois couleurs: Blanc" daher. Zwar hat Krzysztof Kieślowski damit keine lupenreine Komödie geschaffen, jedoch ist dies definitiv der leichtfüßigste Film, den ich bisher von ihm genießen durfte. Das erinnert oft an den bitteren Witz mancher Kaurismäki-Filme, hat aber auch etwas Märchenhaftes in sich, vorallem wenn man am Ende des Films zur Moral der Geschicht kommt.
                                                  Das ist nie so intensiv und bedrückend wie "Trois couleurs: Bleu" und auch das Kernthema dieses Films, die Gleichheit, wird nicht so klar behandelt, wie es im Vorgänger das Thema Freiheit noch wurde. Schlechter ist ""Trois couleurs: Blanc" deshalb in keinster Weise, er ist eben einfach nur gänzlich anders. Eine liebevolle Komödie über einen Verlierer, der gebrochen nach Hause zurückkehrt, um dort nun alles ganz anders, besser und erfolgreicher zu machen. Doch weiß man nicht ob es sein Wesen ist oder sein unbewusstes Verlangen, er zieht die kleinen Niederlagen des Lebens immer wieder automatisch an. Selbst seine größten Siege sind doch immer irgendwie auch Niederlagen. Dieser Karol wird herrlich lakonisch von Zbigniew Zamachowski dargestellt, der es schafft immer ganz sicher auf der Linie zwischen Unsympathisch und Sympathisch zu wandeln. Man mag ja oft gerne Mitleid mit diesem Menschen haben, er macht es einem aber ebenso oft ziemlich schwer.
                                                  Und dann wäre da noch die Gleichheit. Oder vielleicht ist sie gar nicht da? Es scheint nicht das primäre Ansinnen Kieślowskis gewesen zu sein, durch "Trois couleurs: Blanc" ein Manifest der Gleichheit zu verfilmen. Symboliken sind nur spärlich und oft etwas dünn eingestreut. Sicherlich kann man die Beziehung zwischen Karol und seiner Ex-Frau Dominique als Gleichnis betrachten, mir wäre das aber ehrlich gesagt zu wenig. Vorallem sind sie ja auch zu keinem Moment gleich und wenn es für mich eine wirklich spürbare Botschaft zur Gleichheit in diesem Film für mich gab, dann war es eben diese: Gleichheit gibt es nicht. Selten. Ganz ganz selten. Niemand ist gleich, alle sind anders. Die Reichen sind nicht alle gleich und die Armen auch nicht. Die Schönen, die Weißen, die Dicken, die Agressiven, die Stillen, die Blinden....keiner ist wie der andere. Keiner will wie der andere sein. Er will immer nur ein Stückchen besser sein. Aber nie gleich. Und was im Detail nicht gleicht ist, ist es im großen auch nicht. Wir sind nicht vor dem Gesetz gleich, wir sind beim Arzt nicht gleich, wir sind in Kirchen, Diskotheken, Gefängnissen, Ämtern usw. nicht gleich. Die Unterschiede variieren, aber gleich, nein das sind wir nie.

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                                                    Selbst in Momenten in denen man "Trois couleurs: Bleu" inhaltlich vielleicht nicht gänzlich zustimmen kann, in denen einem das eigene Empfinden eine ganz andere Richtung zeigt, selbst da erscheint einem dieser Film und seine Machart zutiefst nahe und sympathisch. Kieślowski setzt dem Zuschauer nichts vor, manifestiert seine Sicht der Dinge nie als die allein richtige, sondern schein vielmehr auf einen Dialog aus zu sein, zu dem er einfach seinen kleinen Beitrag leisten will. Und das macht seine Film prinzipiell aus: Keine stringenten Geschichten denen man hinterhecheln muss, sondern Filme die einem Raum geben ins eigene Ich kurz abzutauchen. Zu vergleichen, Dinge auszugraben, vielleicht etwas zu verarbeiten und dadurch mit dem Film fühlen zu können...und den Film mit einen selbst fühlen zu lassen.
                                                    So liefer uns Kieślowski auch keine Definition des Begriffs Freiheit, um die es in "Trois couleurs: Bleu" geht. Es geht um die Erinnerung die wir nur allzu gerne Beiseite schieben wollen, die uns aber doch bist zum bitteren Ende jagen werden. Erinnerungen denen wir uns nicht stellen, weil wir glauben das wir sie nicht überstehen, dass die Gräben zu tief sein werden, die sie in unsere Seele reißen und Erinnerungen die wir auch umgehen, weil wir Angst haben die Konfrontation mit ihnen könnte noch mehr schmerzliches zu Tage fördern. So versuchen wir sie zu begraben, ziehen uns die Decke über den Kopf und hoffen alles ist in Ordnung.
                                                    Mir sagte man einmal: Freiheit liegt in der Pflichterfüllung. Und so absonderlich das zuerst klang, so wahr erschien ist mir doch irgendwann. Aber es ist nur eine Nuance der Freiheit, welche sich jedoch schön Julie anwenden lässt. Sie kann sich von dem was war, dem was passierte und der dadurch entstandenen neuen Gegenwart nicht verstecken. Sie muss sich ihren Dämonen wenigstens einmal gegenüberstellen, danach ist sie frei. Frei weiterzugehen, frei stehenzubleiben, ja sogar frei sich im Schmerz der Vergangenheit zu wälzen, wenn sie das denn will. Freiheit ist ein großes Wort, Kieślowski geht um es zu erkunden ins intimste und erhascht dadurch vielleicht mehr Wahrheit über diesen Begriff, als dass es viele Helden-Epen tun, die sich dieses Wort groß auf die Fahne geschrieben haben.
                                                    Aber, man muss auch in der Stimmung dazu sein, man muss "Trois couleurs: Bleu" gezielt gucken und nicht einfach abfertigen. Dann, so glaube ich zumindest, ist er ein leeres Nichts. Öffnet man die Tür jedoch einen Spalt, erledigt der Film den Rest von ganz alleine.
                                                    Ein stiller und melancholischer Film. Ein positiver und schöner Film. "Trois couleurs: Bleu" ist zwar keine Lösung oder Erlösung, aber er ist Balsam. Die nüchterne Schönheit, die Geschichte, das Gesicht Juliette Binoches...alles scheint einen zu streicheln. Das visuell wunderschöne Ende nimmt einen dann sogar richtig fest in den Arm.

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