ElMagico - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
Dept. QDept. Q ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Scott Frank mit Matthew Goode und Alexej Manvelov.+24 Kommentare
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+18 Kommentare
-
Das ReservatDas Reservat ist eine Drama aus dem Jahr 2025 von Ingeborg Topsøe mit Marie Bach Hansen und Danica Curcic.+16 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
28 Years Later390 Vormerkungen
-
The Fantastic Four: First Steps94 Vormerkungen
-
Jurassic World 4: Die Wiedergeburt93 Vormerkungen
-
Weapons - Die Stunde des Verschwindens87 Vormerkungen
Alle Kommentare von ElMagico
Irgendwie kann ich die Reihe nach dem ersten Teil nicht fühlen. Alles was im Opener der Serie funktionierte, lässt mich in den 2 Nachfolgern ziemlich kalt und beginnt hier auch schon zu langweilen. Dabei ist "Scream 3" teilweise schon wieder so übertrieben in seinem Bemühen sich verwirrend und intelligent zu geben, dass diese hanebücherne Story inklusive Trash-Charme schon manchmal das ist, was man Allgemeinhin unfreiwillig Komisch nennt. "Scream 3" parodiert hier eben B- und C-Movies mit den Mitteln eben jener Filme...das Ergebnis ist natürlich, völlig konsequent, ein B-Movie mit all den Fehlern, Nervfaktoren und Blödsinn weswegen diese Werke gleichermaßen geliebt und gehasst werden.
Ich persönlich empfand aber diese vordergründige, auf intelligent gemachte Spiel mit Trilogien, Fortsetzungen und dem aufwärmen der Horror-Film-Regeln mittlerweile als augelutscht, ja fast schon hinderlich. Das kommt mittlerweile völlig streberhaft rüber, macht aus "Scream 3" keinen Film des Genusses mehr, sonder scheint mehr Mittel zum Zweck zu sein. Ja, der Film redet über sich selbst, gibt sich Regeln, umgeht sie und stellt das Filmbusiness bloß und damit sich selbst und schnick und schnack...und er ist außerdem nicht wirklich gut! Wie sehr kann mich ein langweiliger Mensch faszinieren, denn ich nicht sonderlich mag, der aber ständig Witze über sich reißt? Und so verhält es sich für mich mit "Scream 3": Seltsam, man hat bissl Mitleid, manchmal ist es dann doch ganz witzig, oft macht man sich aber auch nur darüber lustig und am Ende ist man ganz Froh, dass es vorbei ist.
"Scream 3" funktioniert halt kaum noch als Horror-Film, sondern nur noch über seine Machart. Teilweise sieht man ja noch nicht einmal mehr die Kills und auch wenn es plump erscheint: Bei einem Horror-Film will ich die einfach sehen. Überhaupt ist der Killer völlig zur uninteressanten Randfigur geworden und man setzt die Person hinter der Maske kaum noch mit dem der Person gleich, welche von allen anderen gesucht wird. Das kaputte und kranke das der maskierte Mörder in "Scream" noch hatte...nichts davon ist hier mehr vorhanden. Hatte man im ersten Teil noch Sympathie mit diesem Auswuch des Bösen, einfach weil dort richtig auf die Kacke gehauen wurde, so sind hier alle, wirklich alle Figuren doch irgendwie furchtbar langweilig. Etwas besser als der direkte Vorgänger, weil ein wenig unterhaltsamer, auch wenn er schon ab und an etwas Absurd erscheint...von Richtig Gut ist er aber schon ein ganzes Stück entfernt.
Da spürt man förmlich wie die Köpfe geraucht haben. Wie kann "Scream 2" aussehen? Wie kann man dem Vorgänger das Wasser reichen oder diesen am besten übertreffen? Wie den Stil weiterführen, ausbauen oder verändern?
Eigentlich kann "Scream 2" nie abschütteln, dass er vorallem eines ist: furchtbar bemüht. Das hat schon was vom schüchternen Jungen, der ein Gespräch mit seiner Angebeteten führen will und dabei allerlei blödsinniges redet, oftmals unnötig übertreibt und den Lässigen raushängen lässt. Das kommt einfach nicht so gut an, denn genauso wie dieses Mädel, steh auch ich mehr auf Herz(blut) und das fehlt diesem Film. Die ganze Spannung die den ersten Teil so außerordentlich gut machte, dieser atemlose Thrill...es fehlt hier fast völlig. "Scream 2" kopiert "Scream", spielt damit das er ihn kopiert und verheddert sich teilweise so sehr, dass der Film beginnt zu nerven. Zuviele Personen die da rumrennen, zuviel hin und her und vor und zurück. Irgendwann ermüdet es einen und man hat das Gefühl das den Machern dieses Kokettieren mit den Genreeigenheiten sehr in die Karten spielte. Denn irgendwann macht es denn Anschein als wüsste Craven selber nicht mehr so recht wo er jetzt noch mit "Scream 2" hin soll. Man hat alles reingeworfen was zur Verfügung stand und steht plötzlich mir leeren Händen da...leider ist der Film aber da noch nicht zu Ende. Da muss man nur das abgedrehte Finale von "Scream" mit diesem Durcheinander hier vergleichen und man hat eine Ahnung davon, wie sehr man in "Scream 2" den eigenen Ansprüchen hinterherhechtelt.
Während man vorher nur etwas ausprobierte und einiges an Risiko einging, so will man hier sichtlich mit aller Gewalt den Erfolg wiederholen. Aber die Referenzen, diese Intra-Analyse des Horrors im Film selbst und auch die Kills an sich...es will einfach nicht mehr so zünden. Ein mittelmäßiger Horrorfilm. Aber vielleicht war das ja das Ansinnen Cravens, denn Fortsetzungen sind ja immer schlechter...das hat er dann definitiv erreicht! Aber ich glaube dem ist gar nicht so. Man wollte mehr und tat zuviel dafür. Erzwungene Coolness, eine ziemlich uninspirierte Story, keine wirkliche Spannung und gefühlte 10 Wendungen zuviel. Selbst der Gore-Gehalt ist am Ende recht dürftig...Schade!
Ich mag bei "Scream" nicht zum tausendsten mal ins Detail gehen, nicht in all den Referenzen und den Referenzen der Referenzen etwas suchen, wovon ich mir auch gar nicht zu 100 % sicher bin, inwieweit es der Film auch wirklich besitzt. Natürlich spielt "Scream" mit den Regeln des Horror-Genres, setzt sie ein um sie gleichzeitig außer Kraft zu setzen, erzeugt Erwartungen und bezieht dadurch ein extra an Spannung, da man nie genau weiß, werden diese nun eingelöst, passiert das Gegenteil oder wird das ganze ad absurdum geführt. Sicherlich macht es gerade dem Filmkenner Freude sich in diesem Irrgarten auszukennen, die etlichen Querverweise zu kennen und zu deuten und naja, den Nerd raushängen lassen zu kennen. Das alles ist aber nur die spezielle Würze die den Film etwas exotischer erscheinen lässt, etwas anders obwohl er doch oft nur eine Kopie ist. Was aber doch viel wichtiger ist als all das: Er macht halt einfach verdammt viel Spaß! Es ist ein guter Horror-Film! Und jeder der dieses Genre mag, der weiß wie sehr ein solcher Film Mitte der 90er von den Liebhabern herbeigesehnt wurde.
Ein Film der den Horror wieder aus den Videotheken herausholte, der eben nicht nur die eingefleischten Fans interessierte, sondern das Thema an sich wieder salonfähig machte. Denn da wo man noch dem allerlangweiligsten dramatischen Autorenfilm welcher Probleme problematisiert ein 'Ergreifend' oder 'Bewegend' attestiert, nur aus Angst man könnte als Banause gelten, dort konnte man schon immer den Horrorfilm mit einem Wisch jegliche echte Exiszenzberechtigung nehmen. Nischenauswurf für Randgruppen. "Scream" brachte das Thema wieder auf den Plan und dafür allein sollte man ihm dankbar sein. Natürlich zog er auch viel Müll nach sich, aber welche erfolgreiche Film der letzten 30 Jahre tat das nicht. "Scream" bietet fast 110 Minuten kompakte Spannung, die Minuten des Leerlaufs kann man wirklich an einer Hand abzählen, und das ist für mich auch schon Filmkunst.
Das der Film sich einer selbstironischen Haltung bedient ist dann letztendlich auch nur logische Konsequenz, da er sich seiner Herkunft und Unzulänglichkeiten ja auch jederzeit bewusst ist. Es war einfach das richtige Mittel zum richtigen Zeitpunkt. Ein Mehr an was auch immer hätte doch schon nicht mehr funktioniert. Mehr Blut, mehr Tote, mehr Gewalt...das interessiert doch heute niemanden mehr wirklich. Und es gibt ja trotzdem von allem genug in Scream.
"Scream" ist jedoch auch nicht die hochintelligente Decodierung des Horror-Films, für mich ist er vielmehr der schelmenhafte Spiegel des Till Eulenspiegels. Denn so sehr sich der Film auch ironisch gibt, so sehr er vorgibt sich selbst zu entblößen, so sehr ist seine wirkende Mitte eben doch nicht erklärbar. Denn dieses gewisse etwas an Spannung, die Momente die einen wirklich packen und faszinieren, die kann man nur schwerlich Formelhaft umsetzen. Könnte man das, würde es doch jeder Film machen. "Scream" kann es.
100 Jahre. 100 Jahre ist "Der Student von Prag" alt und auch wenn der Film für mich nicht die Offenbarung ist, gibt mir diese Zahl alleine schon zu denken. 100 Jahre...das ist so schwer zu greifen und einzuordnen, es scheint wie Millionen Lichtjahre entfernt und doch auch irgendwie nah. Da haben Menschen vor 100 Jahren ihre Visionen auf Film gebannt, die Möglichkeiten dieses Mediums ausgelotet und den Weg geebnet für alles, was wir tagtäglich an Filmen und Serien sehen. Und wir gucken uns das noch immer an. 100 Jahre danach. Ein komisches Gefühl irgendwie.
Beim Film selbst muss ich gestehen, habe ich mir schon recht schwer getan. Er hat noch eine völlig andere Filmsprache, sich an ganz anderen Regeln und wirkt dadurch wirklich oft sehr Fremd. Als würde hier in einer Art Geheimsprache gesprochen, deren Code man aber nie ganz entschlüsseln kann. Es wird sich Zeit genommen für einzelne Szenen, vieles wird aufgrund der fehlenden Worte ausgiebig in Gestik und Situation erklärt und das ist teilweise wirklich anstrengend. Und wo sich "Das Kabinett des Dr. Caligari" ziemlich konsequent auf seinen Stil und dem was man heute Horror nennt konzentriert, schwelgt "Der Student von Prag" noch sehr in einer Romantik und Zärtlichkeit, die meines eh nicht so sind. Ich tu mir auch schon jeher mit Romanen des 19. Jahrhunderts schwer.
"Der Student von Prag" besitzt aber auch ein phantastisches Element und dieses kann auch wirklich überzeugen. Die Geschichte um den Student Balduin, der sein Spiegelbild für 100.00 Goldtaler verkauft um am Leben der oberen sozialen Schicht teilhaben zu können, hat furchtbar viel Potenzial in sich und würde auch heutzutage noch jedem Film gut zu Gesicht stehen. Es brauchte für mich einfach etwas zu lange bis die Dramatik dieser Story die Romantik vertreibt, bis die Saat die am Anfang gestreut wurde, endlich aufblüht. Immer wenn das Mystische und Unheimliche den Ton in "Der Student in Prag" angeben, entfaltet er eine Sogwirkung, wirkt er völlig beeindruckend. In den langen und stillen Passagen des Mittelteils wurden mir aber seine Defizite doch ziemlich bewusst...aber wohlgemerkt: Dies sind ganz persönliche Defizite, ich mag das dem Film auch gar nicht wirklich vorwerfen, ich kann dafür einfach kein Gefühl aufbringen. Wenn es hier um die Liebe geht und dem gesellschaftlichen Gepflogenheiten der oberen Zehntausend, dann langweilt mich das einfach sehr schnell und dummerweise nimmt sich "Der Student von Prag" dafür recht viel Zeit. Alles andere ist aber wirklich intensiv, drückend und unheimlich. Eine ganz eigene Atmosphäre die resultiert aus einem Gemisch von Alter, Story, Bildern und Hauptdarsteller Paul Wegener. Meist sehr zarte Bilder für eine Spukgeschichte, welche schon allein aufgrund ihrer moralischen Vieldeutigkeit eigentlich nichts an Aktualität verloren hat...und auch in Zukunft nichts verlieren wird.
Magie funktioniert nur dann, wenn man auch an die Magie glaubt. So wie "Das Cabinet des Dr. Caligari" einen nur verzaubern kann, wenn man dies auch zulässt, sich frei macht von Erwartungen und Vergleichen. Kann man dies, wird man in einen dunklen, unheimlichen Zauberwald entführt und wenn man ganz aufmerksam mal Links und Rechts schaut, dann mag vielleicht sogar manch bekannte Dinge wiedererkennen. Nur sind sie hier viel seltsamer als man sie sons kennt, anders und abartig verschroben. Alles wie ein böser Traum.
Man merkt "Das Cabinet des Dr. Caligari" sicherlich an vielen Stellen an, dass er in einer Zeit entstand, in der das Filmemachen noch in den Kinderschuhen steckte. Vieles fühlt sich etwas holprig an, alles erscheint etwas rudimentärer und ja, natürlich mag sich das für viele furchtbar altbacken anfühlen. Und vielleicht verlor der Film über die Jahrzehnte sogar etwas an Wirkung, aber wenn ich mir es recht überlege, dann ist vielleicht sogar das Gegenteil der Fall. Denn "Das Cabinet des Dr. Caligari" erzählt nicht nur eine Geschichte aus einer ganz anderen Welt, er entstand in einer ganz anderen wie der unseren. Die Gesichter, die Gesten, die Mimik...das alles wirkt heute so befremdlich und ist dieser phantastischen Geschichte einfach nur zuträglich. Man muss sich nichts unheimliches vorstellen, dass alles hat seine ganz eigene absonderliche und fremde Faszination.
Hinzu kommen diese absonderlichen Bauten, welche selbst heute noch völlig Eigenständig wirken würden und die sich in dieser Konsequenz auch ein Tim Burton nicht ein Tim Burton zu kopieren getraut hat. Bedient hat er sich hier reichlich, er und viele andere...vom optischen Reiz eines "Das Cabinet des Dr. Caligari" blieben die meisten jedoch, trotz der um einiges größeren Mittel, meilenweit entfernt. Das ganze Setting dieses Films ist einfach ein must-see. Mit Worten kann man dies kaum beschreiben, vorallem da hier Figuren, Setting und Geschichte sich gegenseitig einfach absolut bedingen und am Ende kaum noch trennbar sind.
"Das Cabinet des Dr. Caligari" ist aber mitnichten ein uraltes cineastisches Kleinod, welches nur augrund seiner Machart historischen Wert hat. Der Film besitzt ein völlig funktionierende, packende Story, die es in den besten Momenten schafft einen wirklich unangenehm zu fesseln. Zwar tritt man im letzten Viertel etwas auf der Stelle, ich muss zugeben ich war da fast schon etwas enttäuscht, da mir bis dahin alles wirklich ausgesprochen gut gefiel...und siehe da: "Das Cabinet des Dr. Caligari" zieht plötzlich nochmal enorm an und haut einem ein Ende um die Ohren, welches man so dann doch nicht mehr erwartete. Dieser Schluss lässt einen doch alle sogenannten Final-Plot-Twists der letzen 20 Jahre in einem ganz anderen Licht sehen. Irgendwie scheint es doch alles schon einmal gegeben zu haben.
Lässt man sich darauf ein, so ist "Das Cabinet des Dr. Caligari" ein völlig zeitloses Meisterwerk. Aber selbst bei einer Antipathie gegenüber Stummfilmen sollte man sich diesen Film zumindest einmal angesehen haben, und wenn es nur ist um die expressionistische Brillanz seiner Bilder zu bestaunen oder sich des ganzen Einflusses dieses Films bewusst zu machen, welchen "Das Cabinet des Dr. Caligari" bis heute hat.
"The Kid" ist schon eher das, was ich mir noch vor 2 Wochen unter einem Film von Charles Chaplin vorgestellt habe ("The great Dictator" mal ausgenommen, da vermutete ich immer die Brisanz als Motor der Andersartigkeit). Eine kleine, ganz einfache Geschichte, zumeist etwas Over-the-Top umgesetzt, im gesamten aber doch sehr zielgerichtet und klar inszeniert. Während manche der komischen Szenen ganz hervorragend funktionieren, erscheinet einem die dramatische Komponente von "The Kide" oft etwas zu schmalzig und wäre da nicht dieses umwerfend tolle Kind, es würde wohl fast etwas nerven. Jackie Coogan, eben jenes Kid, bringt aber soviel Natürlichkeit und Frische in diesen Film, dass man diesen Mängeln dann doch recht wenig Aufmerksamkeit schenkt.
Trotzdem: Im Vergleich mit Chaplins späteren Langfilmen hat "The Kid" zu jeder Zeit das Nachsehen. Es ist zwar eigentlich alles schon da, was man an seinen folgenden Filmen so liebt, "The Kid" zeigt aber irgendwie nur ein einfaches Bild, während schon der 4 Jahre später endstandene "The Gold Rush" seine Fühler in soviele Richtungen mehr ausstreckte und einiges mehr zu sagen hatte, ohne es jemals auszusprechen. Vielleicht bin ich da gerade ungerecht, da ich "The Kid" mit wirklich großartigen Filmen vergleiche, aber das letzte Quäntchen Chaplin, der Mut zur völligen Eigenheit schien hier zu fehlen und somit bewegt sich der Film für mich irgendwo zwischen Ganz nett und Sehenswert.
Das da oben aber doch eine 7,5 steht ist dem Gefühl geschuldet, welches manche Szenen hier immer wieder hervorrufen und dieses Gefühl ist: Hach! Sei es nur ein kurzer Kuss zwischen dem Tramp und dem Kind, ein Blick oder eine Geste...manchmal geht einem das Herz trotzdem ganz schön auf. Das konnte er da schon ganz vorzüglich.
Witzigerweise zeigte Charles Chaplin hier schon seine visionären Fähigkeiten, für ihn war das wohl aber weniger witzig. In der Traumszene versucht ihn eben jene Dame, von Teufeln geschickt, zu verführen, welche er dann bei den Dreharbeiten zu "The Gold Rush" tatsächlich schwängert und wodurch die beiden in eine unglückliche Ehe gezwängt wurden. Das hätte er nach diesem Film eigentlich besser wissen müssen.
Ich mag das ja gar nicht: Die Wahl zwischen zwei Versionen eines Films...immer denkt man, dass man die bessere verpasst. Zum Glück ist "The Gold Rush" nicht sonderlich lang und ich konnte mich von beiden Versionen beglücken lassen. Letztendlich ist es auch egal welche man sieht, die Unterschiede sind nur marginal. Die gesprochenen Texte in der Version von 1942 sind eigentlich fast unnötig, dafür fand ich die Musik in dieser Version schöner. Insgesamt gewinnt aber die Urfassung einfach anhand ihres Stummfilm-Charmes knapp vor der Neufassung.
Ansonsten erscheint mir "The Gold Rush" der kompakteste aller Chaplin-Filme zu sein die ich bisher gesehen habe. Da gibt es keinerlei Leerlauf, keinen Punkt der nicht durch irgendetwas besetzt ist und in dem nicht etwas geschieht. Und anders als in etwa "City Lights" hat man hier nie das Gefühl einzelne Sketche zu sehen, sondern es wirkt alles sehr homogen und wie aus einem Guß, auch wenn man sich formal bewusst ist, dass so manche Szene eben doch extra eingearbeitet wurde. Chaplin war aber Meister seines Fachs und wusste genau wo die losen Enden seiner Filme sind, wo Schwachstellen im Gesamtbild entstehen könnten und kaschierte dies ausnahmslos auf geniale Weise. Denn fehlerfrei sind auch die Werke eine Charles Chaplins nicht, er war sich aber dessen bewusst und inszenierte seine Filme so durchdacht und akribisch, dass man diese Mankos eben nur mit der Lupe sehen kann.
Verglichen mit seinen späteren Werken setzt sich Chaplin im Bezug auf die Handlung einen weitaus engeren Rahmen und auch sein kritisches Auge scheint sich vielmehr auf einzelne, detailiertere Geschehnisse zu richten. Trotzdem schafft er es dem Film ein universelle Bedeutung zu geben, die in einer Vorstufe die Suche des armen Tramps nach dem einen bißchen Glück im Leben zeigt und somit die Sehnsucht aller unterprivilegierten Menschen. Am Ende sind es aber doch alle Menschen die hier gezeigt werden, nicht nur die Armen...denn alle befinden sich auf dieser Suche, diesem Kampf. Denn was oberflächlich als Blödsinn erscheinen mag, dass ist besonders in "The Gold Rush" sprichtwörtlich todernst. Die Geschichte ist gar nicht lustig, sie ist auch nicht sonderlich romantisch und trotzdem schafft es Chaplin aus dieser eigentlich tragischen Ausgangsbasis eine romantische Komödie zu machen....und das, ohne dass es einem im geringsten Übel aufstösst. Und sieht man etwas genauer hin, dann erkennt man auch warum. Jeder Mensch kann sich hier wiederfinden, denn Chaplin verarbeitet in seinen Filmen immer wieder die elementarsten Grundbedürnisse des Menschen: Essen, Schlaf, Kommunikation und Liebe. Und lass ich seine Filme Revue passieren, dann fällt mir auch auf: Strebt eine Figur ernsthaft nach diesen Dingen, dann wird über sich durchaus mal ein liebevoller Witz gerissen, sie wird in Chaplins Filmen aber nie dem Spott ausgesetzt...egal wer sie ist.
Inszenatorisch kann ich mich nur wiederholen und ein Loblied auf die Kreativität dieser Pioniere des Films singen! Es ist einfach überwältigend welche Ideen, handwerklich und inhaltlich, hier umgesetzt werden. Und mit welchen einfachen Mitteln und welch leisem Ton man den Menschen ein Lachen entlocken kann...dagegen wirkt manch moderne Komödie fast schon brutal. Allein die Minuten in denen Big Jim aufgrund seines Hungers ein Hühnchen im Tramp sieht, sind so so lustig und voller klitzkleiner witziger Momente. Im Bonusmaterial sprach ein afrikanischer Regisseur über "The Gold Rush" und eine Aussage von ihm fand ich besonders gut: Er meinte, in einer Filmwelt in der es nur noch um teure Special-Effects und Animationen geht, sollten sich die "armen" Filmemacher vielmehr an Filmen wie "The Gold Rush" orientieren, da sie hier vorgeführt bekommen, wieviel möglich ist, wenn man Herz und Kreativität einsetzt. Und das stimmt.
Nachdem Charles Chaplin in den letzten Tagen mein Herz erobern konnte, war es für Buster Keaton heute ein einfaches auch in dieses zu gelangen. Mein erster Film mit Buster Keaton... und meinte ich vorher noch, all diese Stummfilm-Komödien über einen Kamm scheren zu können, musste ich heute feststellen wie grundverschieden doch schon damals die Ansätze des Filmemachens waren. Vorallem: Wie großartig auch damals schon die Ergebnisse waren.
Baute Charles Chaplin sein ganz eigenes Universum auf, in dem alles aufeinander abgestimmt war und seine Filme nicht nur qualitativ in einer ganz eigenen Liga spielten, erscheint Buster Keatons "The General" doch viel offener und moderner. Im gesamten sogar erschreckend modern, denn im Grunde gibt es hier nichts, dass man heute besser machen würde, könnte oder sollte. "The General" ist ein Stummfilm...das war es aber dann auch schon was man diesen Film an Altbackenheit vorwerfen könnte.
Tempo, Witz, Action, Story, Kamera, Settings...all dies steht heutigen Standarts in keinster Weise nach! Im Gegenteil: Es scheint viel liebevoller und akribischer umgesetzt, keine Sekunde des Films macht auch nur annähernd den Eindruck nur dazu zu dienen, die Länge des Films zu dehnen. Alles ist völlig auf den Punkt, es besteht eine fast unglaubliche Balance zwischen leisem Humor, Story und Action. Inszenatorisch definitiv ein Meisterwerk.
Ich selbst konnte "The General" aber weniger als Komödie sehen, auch wenn dieses Genre durchgängig bedient wurde. Keatons Humor ist aber ein sehr feiner, sehr hintersinnig, ja fast versteckt und seine Art würde ganz hervorragend in heutige Indie-Komödien passen. Diese kleinen Situationen, sein in Stein gemeiselter Gesichtsausdruck und seine trockenen Reaktionen...das hat etwas sehr modernes an sich und ist meilenweit vom Humor eines Charles Chaplin entfernt. Denn ist dieser, zumindest in seinen frühen Filmen, doch für Jung und Alt universell verständlich, braucht es bei Keaton doch schon oft ein Verständnis für die Mimik eines Menschen und einen Zugang zu etwas böserem Humor. Doch daneben hat Keaton natürlich auch die akrobatischen, gänzlich auf Körperlichkeit angelegten Nummern drauf. Und ist hier Chaplin eher der Variety-Künstler, so ist Keaton fast schon der Stuntmen, da er auch in dieser Kategorie Dinge abliefert, die jedem Schauspieler im Hier und Jetzt mehr als nur gut zu Gesichte stünden.
Ein ganz klein wenig fehlt "The General" dann aber doch die letzte Würze. Emotionell bleibt er doch immer ein wenig bedeckt und nimmt einen dadurch einfach nie so recht vollends gefangen. So sehr der Film auch beeindruckt, das Herz spricht er kaum an und dies ist auch der Punkt, an dem Keaton ganz klar Chaplin den Vortritt lassen muss. Inszenatorisch und von einem rein handwerklichen Standpunkt aus gesehen ist "The General" jedoch ein Film für die Ewigkeit.
RomCom nennt man das wohl Heutzutage. Aber auch das kann Charles Chaplin, auch wenn ich sagen muss, dass mir seine sozial und gesellschaftlich motivierten Themen, die er im Anschluss anging, mehr gefielen. Solche Aspekte fehlen in "City Lights" nicht gänzlich, sie treten aber deutlich in den Hintergrund und geben eben der Komik und Romantik den Vortritt. Was aber wirklich sehr schön zu beobachten ist: Ein jeder Film Chaplins scheint eine logische Konsequenz seines Vorgängers zu sein. Sei es jetzt in der Entwicklung der Figur des Tramps, aber auch vom inhaltlichen Gehalt her. Zumindest "City Lights", "Modern Times" und "The great Dictator" sind für mich immer völlig schlüßige Ergebnisse des Vorgängers.
Aber wie gesagt: Ganz so beeindrucken kann mich Chaplin mit dem Stummfilm "City Lights" nicht. Zu oft verliert er mir seine Geschichte aus den Augen und wird zur Nummern-Revue des Clowns. Das funktioniert zwar in den einzelnen Szenen, nahm mir aber ein wenig die Kraft des Ganzen und die Liebesgeschichte wirkt dadurch bis zu einem gewissen Punkt zwar nett, aber nicht zwingend. Sie ist das Vehikel, welches die nächste Tür aufstösst, den nächsten Gag ermöglicht, für sich alleinestehend aber nicht unbedingt Welbewegend.
Und auch Chaplin pendelt hier eher zwischen recht harmlosen Klamauk und leiser Satire, überrascht aber doch immer wieder, wenn er die Seele des Menschens entblößt, seine Gabe ausspielt eine Figur, seine Sozialisation und seine gesellschaftliche Stellung innerhalb weniger Sekunden und mit nur wenigen Mitteln völlig auf den Punkt zu bringen. Ganz gross ist in dieser Hinsicht die Szene, in welcher der Tramp, in feinen Zwirn und mit Limousine, einer angerauchten Kippe hinterherjagt und diese dann vom Boden aufhebt. Solche Szenen wirken so nichtig und kleine, sagen aber so so viel aus.
Insgesamt hab mich Chaplins andere Werke aber da wohl einfach zu sehr verwöhnt, denn letztendlich komme ich bei "City Lights" eigentlich nicht über ein Sehenswert hinaus. Alles gut, eine nette Liebesgeschichte und ein paar wirklich tolle Szenen des Tramps, aber eben keine Film dessen Größe sich mir sonderlich einbrannte. Eigentlich, ja eigentlich. Denn da oben steht keine 7 sondern eine 8. Und die steht da, da ich nicht umhinkomme zwei Szenen gesondert zu honorieren. Zwar machen die den Film an sich vielleicht nicht unbedingt viel besser, sie sind aber so herausragend, dass ich Bauchweh bekommen würde, würde ich dies nicht irgendwie berücksichtigen.
Einerseits wäre da der Boxkampf. Ab dem Moment in dem der Tramp seinen nächsten Gegner durch sein überzogenes Lächeln schon in der Kabine versucht auf Harmonie zu trimmen, ist dieser Sketch einfach nur genial. Der ganze Kampf ist dann so großartig umgesetzt und wirklich zu jeder Sekunde absolut witzig. Ganz toll.
Und dann natürlich das Ende. 20 Sekunden Mann und Frau und die Liebe. Und die Liebe scheint in diesen Momenten wirklich Anwesend gewesen zu sein. Und obwohl ich diese Liebesgeschichte ja nur ganz nett fand, jagte mir dieser Blick des Tramps die Tränen in die Augen. Manche Menschen schreiben Bücher über die Liebe und das verliebt sein und könnten nicht die Hälfte ausdrücken von dem, was hier Charles Chaplin für ein paar Sekunden mit seinem Gesicht ausdrückt.
Und wieder frägt man sich: Wie konnte dieser Mann so ein Gespür für soziale und politische Entwicklungen haben und wie konnte er dies so unverschämt beschwingt umsetzen?
Das Anfangsszenario von "Modern Times" könnte man auch 2013 ohne große Veränderungen so verfilmen. Heute hat man Namen für diese Auswüchse der Industrialisierung, heute nennt man es Burnout-Syndrome...der Tramp ist damals halt einfach nur ausgeflippt. Aber sieht man sich "Modern Times" an, wird einem schnell klar, an der inhaltlichen Lösung all dieser Probleme ist man anscheinend die letzten 90 Jahre gescheitert. Im Gegenteil: Wo in diesem Film noch die Hoffnung auf Veränderung lebt, herrscht nun nur noch ein akzeptieren der Zeichen der Zeit.
Wäre "Modern Times" heute ein Drama über einen Loser der es nicht schafft sich an soziale Normen anzupassen, scheint dieser Tramp damals fast schon als Gewinner, weil er sich eben nicht anpasst. Er ist das schwarze Schaf welches zu Beginn durch das Bild huscht. Ein echter Rebell without a cause, denn er will ja gar nicht unbedingt gegen etwas sein, will nicht zerstören oder seinen Willen durchsetzen. Er kann sichtlich einfach nicht mitmachen, es widerstrebt ihm sich allzu sehr einengen zu lassen und er will immer einen Sinn hinter seinem Tun wissen. Die modernen Zeiten können ihm all das nicht geben und erst dadurch wird er zum Rebell, zu jemanden der sich alle Naselang Polizisten widersetzt oder sich sogar mit ihnen prügelt. Er will nie etwas böses, er akzeptiert aber keinerlei Obrigkeit die böses tut. Naiv, völlig naiv...aber fantastisch.
Charles Chaplin wusste anscheinend einfach ganz genau wo den Leuten der Schuh drückt, wusste worunter sie leiden und was sie entbehren müssen. Im Zusatzmaterial fällt der Satz: "Charles Chaplin wusste was Hunger ist."...und ich glaube das ist es wirklich was die Figur des Tramps ausmacht, was diesen Film ausmacht. Er ist einer von ihnen und er ist der, der sicht traut alles anzuprangern. Und wiederum: Chaplins intelligentester Schachzug ist es, dies völlig ohne Hass und Spott zu tun, sondern immer durch wirklich amüsanten und durchdachten Humor. Deswegen wird man sich auch in 100 Jahren noch an ihn erinnern, wenn ein Komiker wie Mario Barth (hoffentlich) längst vergessen ist. Denn wo Chaplin ausschließlich nach oben tritt und für die Menschen um und unter sich nur Liebe zeigt, da sucht sich doch die aktuelle Garde an Komödianten nur menschliche Exemplare aus, denen es noch dreckiger geht, die noch weiter außerhalb der sozialen Norm stehen, um diese dann in einem ekelhaften Gemeinschaftsgefühl der Häme preiszugeben. Und wenn es doch nur die Magie des Films ist, die einen Sozialromantiker für 90 Minuten träumen lässt...Danke dafür, Herr Chaplin!
Aber wie auch schon alle anderen Chaplin-Filme die ich die Tage sah, ist auch "Modern Times" weit mehr als ein stupides abhandeln eines bestimmten Themas. Der Film ist übervoll von grandiosen Gags, Szenen für die Ewigkeit und legendären Momenten der Filmgeschichte. Ein hochintelligenter Mann, der aber nie vergaß, dass sein Publikum zuallererst unterhalten sein will. Und so ist es auch egal ob man der Meinung ist "Modern Times" sei eine hervorragende Komödie oder eine geniale Satire auf die soziale Entwicklung der 30er Jahre. Es ist einfach ein verdammt guter Film.
Da steckt kein Funken Freude oder Optimismus in diesem Film und auch so etwas wie Unterhaltung bietet er dem Zuschauer zu keinem Moment. "La Bête Humaine" wiegt schwer und als Vergleich finde ich nur diesen süßlichen Bauchschmerz, den man empfindet wenn man weiß etwas schlimmes wird passieren, nur weiß man noch nicht genau was. Alles hier führt unweigerlich vom dunklen ins noch dunklere, es gibt eigentlich keine einzige Sekunde der Hoffnung, des Frohsinns oder zumindest des alltäglichen Leben.
Dabei erwartet "La Bête Humaine" ziemlich viel gedankliche Zuarbeit vom Zuschauer, wertet man nur die tatsächlich gesehenen Szenerien, mag das ganze ziemlich verworren und unausgegoren wirken. Man muss sich permanent etwas wie einen Audiokommentar der Psyche hinzudenken, muss den Protagonisten ein Eigenleben zugestehen und darf vor allem den einen Fehler nicht machen, den die Mensch nur allzu gerne machen: Man muss die Existenz von Gedanken und Gefühlen akzeptieren, die man selbst vielleicht nicht kennt, einem Fremd sind, die man ablehnt, für unmöglich oder übertrieben hält. Dann erst funktioniert "La Bête Humaine" wirklich. Freude macht er dann noch immer nicht im geringsten, man versteht aber warum all diese Menschen ihren Untergang zelebrieren, sich in ihrem Unglück geradezu wälzen und schon lange keinen Blick für Alternativen mehr haben. Diese Menschen sind krank, ein Hin und Her über die Logik ihres Tuns ist müßig.
Natürlich hält Jean Renoir ab und an mit filmischen Mitteln erst das brennende Streichholz an die dramatische Lunte, was dann geschieht bedarf aber keines künstlerischen Eingriffs mehr. Alles danach ist eine virtuose Darstellung wie ein Dominostein nach dem anderen fällt und man weiß, es wird kein Feuerwerk geben wenn der letzte gefallen ist.
Man sollte sich auf sowas einlassen können, ansonsten sollte man einen großen Bogen um "La Bête Humaine" machen. Öffnet man sich aber, kommt zusätzlich in den Genuss eines traurigen und undurchdringlich erscheinenden Jean Gabin und eines der hoffnungslosesten und schwermütigsten Stücke der Filmgeschichte...den im Gegensatz zu anderen Filmen dieser Art, trägt "La Bête Humaine" nie wirklich dick auf, malt eigentlich nie ein Worst-Case-Scenario, sondern stellt nüchtern dar wie ein Unglück das andere anzieht und betrachtet still die Folgen.
Misery needs company...besser als mit diesem englischen Sprichwort kann man "La Bête Humaine" nicht umschreiben.
Der einzige Chaplin-Film, der von mir in den letzten 20 Jahren bewusst angeschaut wurde. Und schon letztens mit "Limelight" rückte Charles Chaplin mein Bild, dass ich und wohl auch viele andere von ihm haben, ganz gehörig zurecht und so muss ich heute nach einer erneuten Sichtung von "The Great Dictator" einfach mal kurz innehalten, den imaginären Hut vor diesem Mann ziehen und mich leise entschuldigen.
Es ist für mich kaum in Worte zu fassen: Ein Schelmenstück durch und durch, aber sowas von intelligent. Ein Klamauk von vorne bist (fast) hinten, niemals offensichtlich ernsthaft und doch steckt hier in jeder Sekunde, in jedem Detail ein Querverweis, eine Anspielung oder eine entlarvende Stichelei. Macht man sich dann auch noch die Mühe etwas über die Hintergründe des Films zu erfahren, dann kann man eigentlich nur mit offenem Mund dastehen.
Es ist schon ein Geniestreich einen solch schönen, lustigen, intelligenten, visionären und bedeutenden Film zu drehen, bevor die Welt von all dem eigentlich etwas wusste. Bevor die Welt überhaupt davon wissen wollte. Bevor Amerika davon etwas wissen wollte. Chaplin stellte viele Vermutungen an und lag leider oft genug genau richtig damit.
"The Great Dictator" ist kein Klamauk um eine böse Person in der Öffentlichkeit bloß zu stellen, kein Versuch aus einer dramatischen und schrecklichen Geschichtsperiode Kapital zu schlagen. Es ist ein früher Hilfeschrei, der leider erst gehört wurde als es schon zu spät war. Chaplin zeigt die Intentionen, die Pläne und was dahintersteckt. Auf fast schon beängstigende Weise durchschaut er Menschen, das Regime und wirft einen erschreckenden Blick voraus.
Sollte sich jeder einmal zu Gemüte führen und wer schon hat, der sollte das nochmal ganz genau tun. Spätestens jetzt ist Chaplin für mich Meilenweit von dem Blödel-Tramp-Bild entfernt, dass ich vorher von ihm und seinen Filmen hatte. Wenn ich ehrlich bin und auch wenn ich mich wiederhole: Mir würden auf Anhieb keine 3 Filmemacher einfallen, die Intelligenz, Anspruch und Massenwirksamkeit jemals auf solch geniale Weise vereint haben.
Es fällt mir schon relativ schwer diesen Film ob seiner erschütternden Thematik wirklich objektiv zu betrachten. Man hat fast schon ein schlechtes Gewissen solche Filme relativ niedrig zu bewerten, will man doch irgendwie durch eine gute Bewertung zeigen, dass man das alles ganz schlimm findet, mitfühlt, interessiert ist. "The seventh cross" ist in meinen Augen aber kein sonderlich guter Film und das aus ganz banalen Gründen: Mir sagt seine Inszenierung so einfach gar nicht zu.
Die Wahl der Erzählform will in diesem Film einfach nicht funktionieren, es gibt dem Film etwas unwirklich plumpes und Gefühlserheischendes und nimmt ihm dadurch viel von der brisanten Härte, die ich gern in ihm sehen würde. Ist die Vorlage, welche selbst schon etwas eigenwillig geschrieben ist, noch sehr erdig und eng verbunden mit einem Kampfesaufruf gegen das Nazi-Regime, verliert sich die Verfilmung dieses Stoffes zu oft in romantischen Gebilden, malt es mir zu oft Schwarzweiß und kann mir heute, 2013, kaum noch etwas geben. Hier wurde ein Roman umgesetzt, der eigentlich sehr von seinen Geschehnissen, Gefühlen und Einstellungen unter der Oberfläche lebt...leider wird in "The seventh cross" meist eben nur jene Oberfläche dargestellt. Das Ergebnis ist ein sehr moralisierender Film, der ungeheuer penetrant mit dem Zeigefinger schwingt und sich auch nicht zu schade ist, dies ein ums andere mal zu wiederholen. Ein zähes Stück Film, dass kaum Emotionen in mir wecken konnte, aber auch banalere Dinge wie Spannug vermissen ließ. Und schon wieder hab ich ein schlechtes Gewissen, weil ich auf sowas herumreite...aber wie will man den Fisch fangen, wenn man keinen anständigen Köder an der Leine hat? Rein nur Betroffenheit zu erzeugen ist mir zuwenig, damals wie heute. Und leider blieb von Anne Seghers Kampfaufruf, von ihrem Appell zum Ungehorsam nur eine Erkenntnis übrig: Nicht alle Menschen in Deutschland waren damals schlecht.
Ganz ok und sicherlich für andere immens wichtig. Ich konnte darin aber kaum etwas finden für mich und auf der handwerklichen Seite war ich dann sogar etwas enttäuscht.
Eigentlich gibt der deutsche Titel von "Key Largo", also "Gangster in Key Largo", schon einen großen Teil der Geschichte wieder, denn würde man diese Geschichte zusammenfassen müssen, sie würde auf den berühmten Bierdeckel passen. Und den könnte man evtl sogar vorher noch einmal falten...oder auch zweimal. Böse Worte und klischeehaft noch dazu, welche sonst herangezogen werden um einen Film möglichst schlecht dastehen zu lassen. Das will ich aber in keinster Weise! "Key Largo" ist ein packendes, aber eben oft minimalistisches Kammerspiel, das mehr Suspense versprüht also so mancher Action-Reißer.
Ein paar kleine Inseln, Hitze, ein nahender Hurrikan und eine Gruppe von Gangstern als einzige Gäste in einem Hotel. Mehr braucht John Huston nicht um in "Key Largo" ein Maximum an Spannung und Atmosphäre zu verbreiten. Mit einem Bein noch im Film Noir verwurzelt, betritt das zweite jedoch schon Neuland, erforscht relativ unbekanntes Terrain und probiert sich sogar an relativ eindeutiger Gesellschaftskritik. Dies jedoch immer nur als integraler Bestandteil der Story, nie zum Selbstzweck. Im Mittelpunkt bleibt immer dieses ungleiche Duell zwischen den Gangstern und ihren Waffen und dem Stolz und dieser Waffe Moral des Hotelbesitzers, seiner Schwiegertochter und dem Helden, Frank McCloud. Auch er ist noch Held der alten Schule, aber doch sind an ihm schon die ersten Risse sichtbar, nicht alles was er tut oder sagt ist rein und heroisch wie es noch vor dem 2. Weltkrieg war. Es scheint oft, als hab er ein Leben lang gelernt wie ein Held zu agieren, zu sprechen und zu handeln, hat aber über die Zeit vergessen wofür er das tun sollte. Und genau das wirft ihm auch Rocco vor: Held sein für was, wenn man sein Leben davon nicht bestreiten kann?
Es sind viele solcher kleinen Momente, die diesen spannenenden Film dann doch zu etwas mehr als nur einen guten Krimi werden lassen. Am imposantesten und mutigsten war für mich eindeutig die Szene, in der sich Gangsterboss Rocco über seine Ausweisung aus den USA beschwert und um diese Schmach zu unterstreichen, setzt er sich mit den verhassten roten Kommunisten gleich. Für mich ein mutiger Nebensatz, der die damalige Werteverschiebung innerhalb der Gesellschaft auf den Punkt bringt.
Aber "Key Largo" wird nie zum trockenen Politikum oder Gesellschaftskritiker. Der Film bleibt selbst in seinen ruhigsten Momenten ein intensives Kammerspiel, denn auch wenn mal nur recht wenig passiert, will man diese seltsame Konstellation verschiedenster Charaktere weiterverfolgen, sehen wohin sich die Mitte verschiebt, wer zuerst aus seiner Rolle ausbricht und was geschieht, wenn der Sturm ankommt.
Total kompakt, in sich stimmig und voller drückender Spannung...toll!
Ich schlafe ja nicht wirklich oft bei einem Film ein, irgendetwas in mir will das doch immer schaffen. "Alice au pays des merveilles" hat mich jedoch gestern ins Wunderland der Träume entführt. Und guck ich mir sonst den Film noch einmal ganz an, kämpfte ich mich hier heute auch nur durch die restlichen 40 Minuten des Films.
Die Grinsekatze ist aus dem Sack: "Alice au pays des merveilles" ist nicht wirklich gut. Gleichzeitig entstanden mit Disneys Trick-Klassiker, kann dieser Film so gut wie nichts aus seiner glänzenden Vorlage machen. Ob das nun Unvermögen war oder die Querelen mit dem Disney-Konzern schon frühzeitig den Wind aus den Segeln dieses Projekts nahm...wer weiß. Aber es zählt das Ergebnis und das ist einfach nur langweilig und stellenweise extremst verwirrend. Ja, seltsamer und seltsamer...
Eine völlig überforderte Carol Marsh als Alice rennt durch billige Kulissen, wird mit Stop-And-Go-Puppen zusammengeschnitten und redet mit diesen krudes Zeug. Und ich meine hiermit nicht die absurden Dialoge die dieser Geschichte sonst eigentlich innewohnen! Nein, die reden einfach Blödsinn, oft auch nur daraus geschuldet, dass Alice hier von einer Kulisse in die nächste springt, etwas dummes plaudert und dann darf sie oder eine der Puppen etwas singen. Würde man die Geschichte nicht schon kennen, man würde wohl völlig Wahnsinnig werden, da man ständig verzweifelt nach einem roten Faden sucht.
Das hat nur für kurze Momente Charme, der Reiz dieser alten Animationen kann auch nicht lange fesseln und Interesse, Spannung oder ähnliches will einfach nicht aufkommen. Jeder der in Tim Burton's Version den Untergang des Abendlandes sieht, der sollte sich mal "Alice au pays des merveilles" zur Gemüte führen!
Wie der Original-Titel schon verrät ist dies eine französische Produktion, keine US-Amerikanische. Was es aber auch nicht besser macht...
Würde ich hier schreiben, dass "Limelight" ein unterschätztes Spätwerk Charles Chaplins ist, würde dies einerseits fast untertrieben sein und zweitens würde es einfach nicht stimmen. Denn vergleiche ich die Anzahl der Bewertungen hier, dann ist es einfach wohl so: "Limelight" hat kaum einer gesehen! Und das ist mehr als nur Schade!
"Limelight" kann soviel, spricht inhaltlich soviele Themen gleichzeitig an und ist vorallem eins: Ein furchtbar persönlicher Film. Denn auch wenn Charles Chaplin immer wieder ein großen Bezug zur Traumfabrik Hollywood aufbaut, zum Künstler an sich und auch übergreifende Themen wie die Liebe anspricht...hinter diesen Fassaden schimmert immer wieder sein eigenes Schicksal durch. Und deshalb ist "Limelight" auch nur dann lustig, wenn Calvero einen seiner nur noch raren Auftritte hat oder er von diesen träumt. Ansonsten ist dieser Film ein leiser, melancholischer Abgesang auf ein Handwerk und seine Protagonisten, die keiner mehr will, die nicht mehr wichtig sind und die damit jeglichen Wert für die Menschen verloren haben. Neue Attraktionen stehen schon längst bereit und man weiß nicht so recht wohin mit den alten.
So ist "Limelight" ein Abschiedsgruß des klassichen Clowns, genauso wie er ein letzter Auftritt des Stummfilmstars ist. Er ist eben auch ein Lebenszeichen des Charles Chaplin, dessen Stern langsam sank und der in seiner Wahlheimat schon fast eine Persona non grata war. Es ist ein Film, in dem Charles Chaplin spürbar einfach nicht mehr lustig sein will, nicht mehr Everybodys Darling spielen kann. Zu tief scheinen die Verletzungen und es ist bemerkenswert wie still, wie ausgeglichen und auch wie intelligent seine cineastische Antwort darauf ausfällt.
Es ist ein Film darüber, wie die Unterhaltungsindustrie ihre Stars fallen lässt und darüber wie Charles Chaplin fallen gelassen wurde. Es ist ein schwindender Gedanke an die Vergangenheit, in der alles so schön gewesen zu sein scheint und es ist wohl auch ein Gedanke an Chaplins eigene Kindheit. Und ohne es zu wissen, drehte Chaplin auch einen Film über sich den Künstler, der Jahrzehnte lang ein Land unterhielt, welches ihn plötzlich wegen Nichtigkeiten verstieß und verbannte.
Es ist ein Film über jemanden, der die Welt so positiv und wohlwollend sieht....und trotzdem jegliche Illusion und Lust verloren hat. Über jemand, dem es nur noch wichtig zu sein scheint sich gerecht zu werden, da er der Welt eh nicht mehr genügt. Der den Spott kaum noch hört und sich über jegliche Zuneigung freut, da es immer die letzte sein könnte. Der aber auch die Liebe nicht mehr annehmen kann, weil einfach schon zuviel über sie weiß. Denn die Beziehung zur jungen Ballettänzerin Terry gönnt er sich so wenig, wie ihm Amerika das Glück mit seiner jüngeren Frau gönnte.
Das alles wären schöne Ambitionen, wäre "Limelight" nicht auch so ein wundervoller und packender Film geworden. Ein Drama in dem soviel warme Melancholie mitschwingt und das sich niemals in Bitterkeit ergibt. Und immer wenn man denkt, nun wird die Dramatik überhand nehmen, nun wird Rührseligkeit zum Antrieb der Geschichte, da guckt der Tramp kurz um die Ecke und zwinkert dem Zuschauer kurz zu.
Ein wirklich wunderbarer Film!
Oberflächlich würde Fellinis "Lo sceicco bianco" glatt als alberne, etwas verworrene Komödie im Stile eines Billy Wilder durchgehen. Spritzig, amüsant und zuweilen etwas arg überdreht, nur die etwas bedrückenden Bilder Roms in der Nachkriegszeit wollen nicht ganz dazu passen. Doch auch mit diesen funktioniert "Lo sceicco bianco" als leichte Liebes-Klamotte, als kleines Lustspiel zwischen den familiären Verpflichtungen, dem Vertrauen Jungverliebter und der Welt des Groschenromans.
Würde, hätte, könnte. Fellinis erste eigenständige Regiearbeit hat uns aber mehr zu sagen...und mehr zu zeigen, auch wenn man dies nicht auf den ersten Blick sieht. Und natürlich ist dieses Rom nicht ohne Grund so trist und dunkelgrau dargestellt. Dieses schwarze Loch, dass oft fast verlassen wirkt, ist die Brutstätte für allerlei Träume und je dunkler das Loch ist, umso utopischer und bunter scheinen die Träume zu sein, die daraus geboren werden.
Die scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten der großen Stadt, das Gefühl dort alles erreichen zu können, verführt auch das junge Liebespaar Wanda und Ivan sich für eine kurze Zeit ihren Träumen völlig hinzugeben, sich der Wirklichkeit zu entledigen. Im Falle Wandas sind das ziemlich romantische Gefühle für einen Romanhelden, den weißen Scheich, welchen sie durch einige Wirrungen dann auch tatsächlich kennenlernen darf und durch noch mehr Irrungen sogar einen Tag mit ihm verbringt, was immer mehr zu einem einzigen Durcheinander führt...emotionell, aber auch ganz wirklich.
Ivan ist derweil damit beschäftigt seinen Traum vom wirtschaftlichen Erfolg, dem familiären Ansehen und der des souveränen Mannes aufrechtzuerhalten. Erschwert wird dies, da ihm ja das Mädel fehlt, welches er ja seiner Sippschaft just an diesem Tag vorstellen wollte. So schlittert er auch von der einen in die nächste unangenehme Situation und auch er muss sich immer mehr mit der gar nicht so prächtigen Realität auseinandersetzen.
Fellini geht dabei aber sehr subtil vor, verlässt formal nie den eingeschlagenen Weg der Komödie, sondern reichert diese nur mit seinen fast schon schelmischen Beobachtungen an. Denn böse ist er seinen Protagonisten nie, geschweige denn, dass er sie verurteilt. Er scheint sie immer zu verstehen...versteht ihre Träume, ihre Irrwege und auch ihre Lügen. Durch seinen Abstand weiß er aber eben auch, dass es so eben einfach nicht geht.
Kurzweilig und sehenswert, kann "Lo sceicco bianco" ebenso gut unterhalten, wie er auch inhaltlich einiges unter seinem frohsinnigen Deckmantel zu verstecken hat. Mit Leopoldo Trieste als Ivan gab es für mich persönlich sogar eine richtig tolle schauspielerische Entdeckung. Ich liebe es, wenn jemand so dumme Gesichtsausdrücke drauf hat, ohne jemals eine Grimasse zu ziehen.
Zwiespältiges Werk, mit einem auch durchaus zwiespältigen Hintergrund. Ein gelungener Gegenentwurf zur seinerzeit dominierenden heilen Welt des Disney-Konzerns ist "Animal Farm" aber nachwievor.
Ein über weite Strecken ziemlich dunkler und zuweilen auch brutaler Trickfilm, der durch seine eben nicht so perfekten Bilder viel gewinnt und dabei sogar eine interessante und kritische Fabel zu erzählen hat. Man adaptiert Orwells Darstellung der russischen Oktoberrevulotion weitesgehend hervorragend, ohne jedoch jemals die Tiefe und Differenziertheit des Buches auch nur streifen zu können. Es ist alles etwas schlichter, es wir mehr in den Farben Schwarz und Weiß gemalt, kann jedoch dennoch den Ton und auch die kognitiven Bilder des Buches sehr gut treffen. Denn von ein paar recht unnötigen Gags abgesehen, erzeugt dieser wirklich kompakte Zeichentrickfilm, eine für einen animierten Film, doch sehr hohe Sogwirkung und Spannungsdichte.
"Animal Farm" ist aber auch deutlich ein propagandistisches Kind des Kalten Krieges und kommt insgesamt gesehen eben nicht über eine eindimensionalen und auch klischeehaften Kritik am an den Zuständen der Sowjetunion während der Diktatur Stalins hinaus. Da wurden merklich viele Feinheiten einer demonstrativ wirkenden Sprache geopfert, wo doch ein differenzierteres Bild doch vielleicht viel erschreckender und einprägsamer gewesen wäre. Aber dieser Film hat einen bestimmten Zweck, nicht umsonst wurde er mit Mitteln des CIA finanziert und er wirkt dadurch oft einfach zu einseitig und reisserisch. Leider wurde auch das um Welten bessere Ende der Orwellschen Vorlage geändert, da das Gute ja eben gewinnen muss in einem solchen Film.
Mir persönlich macht das Bauchschmerzen, so sehr ich den Film auch sonst mag. Ein fast morbides Stück Zeichentrick, das sein inhaltliches Potential leider nur ansatzweise ausschöpft. Für Kinder ist das Ganze wohl eh eher weniger zu durchschauen...für Erwachsene leider etwas zu einfach gestrickt. Trotzdem: Sollte man mal gesehen haben!
Versucht man sonst mit einem solchen Text einen Film aus der Mitte heraus zu erklären, zu beschreiben und sein Wesen zu erfassen, um es anderen Menschen zu erläutern was der Film in sich trägt, welche Aussagen er besitzt oder was er mit dem Zuschauer anzustellen vermag, versagt dieser Versuch bei "L’année dernière à Marienbad" ab dem ersten Gedankengang, ab dem ersten Wort mit dem einen solchen Kommentar beginnen will. Man kann sich diesen Film nur von außen nähern, kann nur von einer gewisen Distanz aus seine Schönheit beschreiben, sein Wesen anderen zu vermitteln ist jedoch nahezu unmöglich. Völlig eigen gibt sich dieser Film und will man doch beschreiben, merkt man schnell, dass man doch nur seinen ganz eigenen, persönlichen Blickwinkel darlegen kann. Ja, dass man fast schon euphorisch den anderen mitteilen will: Ich habe darin etwas gesehen! Irgendetwas! Ich weiß nicht was es war, aber ich habe es definitiv gesehen!
"L’année dernière à Marienbad" ist schwere Kost und ist es auch nicht. Man muss aber definitiv altgediente Sehgewohnheiten beiseite lassen, um auch nur eine minimale Chance zu haben den Film vollständig durchzuhalten. Man muss versuchen mit diesen leblosen Gestalten durch dieses Hotel zu wandeln. Still und starr stehen, wenn sie es tun. Sich bewegen, wenn sie sich bewegen. Man kann sich an der Pracht dieser Bilder ergötzen, die schon vor einem halben Jahrhundert die Filmkunst an eine ihrer höchsten Spitzen brachte, die ein perfektes Gemälde sind, ein perfekter Videoclip, ein perfektes Irgendwas. Es ist einfach so sinnlich, so imponierend, soviel größer und von einer erschlagenden Endgültigkeit. Nichts scheint hier zufällig zu sein. Alles hat einen Wert.
Man kann aber auch versuchen den Geschehnissen auf den Grund zu gehen, das alles zu verstehen. Man sollte den Film aber zu keinem Moment daran messen, wirklich zu keinem, ob man das auch schafft. Man darf sich und diesen Bildern nicht trauen. Man muss wirkliches und irreales gleichermaßen akzeptieren. "L’année dernière à Marienbad" ist kein Film der das Leben abbildet..."L’année dernière à Marienbad" ist das Leben das versucht ein Film zu sein. Es ist kein Film in dem sich die Figuren der Geschichte unterordnen, die Figuren versuchen diese Geschichte zu übernehmen, sie zu zerstören, in ihre Gewalt zu bringen. "L’année dernière à Marienbad" ist ein Film angesiedelt auf einer winzig kleinen Schnittstelle, auf alles Wahrheit ist und alles Lüge.
Ich habe diesen Film heut Nachmittag das erste Mal gesehen und bin kurz danach eingeschlafen (ich hatte Nachtdienst). Etwas besseres hätte mir nicht passieren können, denn unmittelbar nach dem Film wäre ich hier völlig hilflos vor der Tastatur gesessen. Die Bewertung die ich dem Film gebe ist ein Ausgangspunkt. Ein Start. Ich werde diesen Film noch öfters sehen. Sehen müssen. Man kann "L’année dernière à Marienbad" wohl tausendmal sehen und bin mir sicher, man wird immernoch geplättet sein, fasziniert und voller Fragen. Manche wird man vielleicht mit der Zeit beantworten können, zumindest für sich, aber ander werden dafür kommen.
Nicht von dieser Welt.
Ein oberflächliches, teilweise gar nicht so gut funktionierendes Drama, dass aber, ähnlich wie "Sunset Boulevard", soviel hervorragende Horrorelemente besitzt, dass ich nicht anders kann als diesen Film einfach grandios zu finden.
Und man könnte tatsächich an allen Ecken und Enden von "What ever happened to Baby Jane?" herummäkeln. Die ganze Geschichte steht auf recht dünnen Beinen, weil es doch für Blanche ein leichtes wäre sich irgendwie aus ihrer Situation zu befreien oder sich zumindest bemerkbar zu machen und dieses kranke Verhältnis dieser beiden Schwestern ist einerseits gnadenlos überzeichnet und andererseits psychologisch kaum reflektiert. Das ist in den Ansätzen zwar alles nachvollziehbar und nicht dumm, aber doch auch ziemlich Over-the-top angelegt.
Das ist in diesem Falle dann aber auch egal, ja fast schon hilfreiches Stilmittel. Denn auch der Rest des Filmes schlägt oft so sehr über die Stränge, dass er mühelos all diese Mäkel mit sich zieht und zusammen mit ihnen einen völlig seltsamen Fluss erzeug, der immer stärker wird. Das besitzt nie diese Schärfe, nie diesen Druck, den oben erwähnter "Sunset Boulevard" erzeugt, aber er mag fast genauso zu fesseln. Und auch wenn "What ever happened to Baby Jane?" nicht über den Status eines guten und faszinierenden Psycho-Horror-Irgendwas kommt, so wird dieser Streifen zur Mitte hin dann doch zur absolut beeindruckenden One-Women-Show der Bette Davis. Man mag hier von einer Freakshow sprechen, ich fand es aber schon ziemlich imposant wie sich diese Frau hier gänzlich dekonstruiert. Das ist rührend, abstoßend und beängstigend zugleicht und gewinnt mit fortlaufender Spielzeit ein überraschendend hohen Anteil an psychologischer und auch körperlicher Gewalt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist es dann auch völlig egal ob die Grundkonstruktion dieser Geschichte irgendwelche Logiklöcher aufweist und ob die aktuellen Geschehnisse groß nachvollziehbar sind. Der Film arbeitet hier längst nach eigenen Regeln, ist schon längst zum absurden Horrorfilm geworden, der mit Symbolträchtigen Bildern und den Fratzen seiner Hauptdarsteller um sich wirft. Das ist ein Rausch, der jeglichen Kontakt zur realen Außenwelt immer mehr abrricht und....es ist ein Genuß! Obendrein war der Film für mich voller Spannung, da man zwar die Pläne meist dargelegt bekommt, man aber auch weiß, dass diese niemals klappen werden. Und man frag sich immer wieder: Wo soll dieser Irrsin hinführen?
Intensiv, fesselnd, beeindruckend. Spannend und getragen von hochkarätern der Schauspielkunst, welche von extrem stimmungsvollen Schwarzweiß-Bildern unterstützt werden. Grandios.
Als Kind habe ich "The Great Escape" zumindest mal teilweise gesehen und war völlig begeistert. Warum? James Coburn flüchtet in einem Laster auf dem "Maschinenfabrik (oder so) Nürnberg - Hof" steht. Als Kind war ich natürlich Baf zu sehen, dass meine kleine Heimatstadt Erwähnung in einem Hollywoodfilm erfährt. Wie leicht man doch als Kind zu begeistern ist.
Gestern konnte ich zwar bei dieser Szene an mir halten, darauf gefreut hab ich mich aber trotzdem. Und auch ansonsten ist "The Great Escape" ein überdurchschnittliches Stück Film. Man hat zwar tatsächlich etwas Probleme den wahren Kern des gezeigten zu erkunden, da John Sturges wirklich viel mit den emotionellen Möglichkeiten des Kinos handiert, aber der Film packt einen und man lässt sich nur allzugerne mitziehen. Ich kann auch nicht den vielen Stimmen hier beipflichten, die dem Film einige Längen zuschreiben. Es ist zwar richtig, dass der Film lange sich eigentlich nur um diesen einen Ausbruch und seine Vorbereitung dreht und ja, soviel passiert da wirklich nicht, aber mir wurde dabei nie Langweilig. John Sturges verstand es immer wieder kleine Wendungen und Gimmicks einzubauen, die einen mehr als nur bei der Stange hielten, sondern diesen Film zu einem gleichermaßen amüsanten, wie auch dramatischen Werk werden ließen.
Ja, auch heitere Seiten werden diesem Stalag abgewonnen und selbst menschliche...und das nicht nur auf Seiten der Alliierten. Dadurch verliert der Film sicherlich etwas an historischer Gewichtigkeit, aber ich weiß auch nicht, wie sehr ich diese von einen solchen Film erwarten sollte. Sicherlich gab es dort auch Spaß und sicherlich gab es eben auch Deutsche, die nicht den ganzen Tag mit einer Hassfresse rumrannten, die Momente in denen "The Great Escape" aber tatsächlich ins Komödiantische abrutscht, sind dann doch wohl eher einer kommerziellen Funktionalität des Films geschuldet. Was aber nicht heißt, dass hier nicht auch dem Bild des hässlichen Deutschen gefrönt wird. Aber "The Great Escape" wurde eben in erster Linie gemacht um diese Helden dieses Ausbruchs und ihre Tat zu feiern, nicht um die Schrecken des Nazi-Regimes aufzuzeigen. Ganz drum herum kommt da ja auch nicht "The Great Escape", zusehends verliert er gegen Ende eigentlich jegliches humoristisches Element, da das dramatische Element dieser Geschichte immer mehr die Überhand gewinnt.
"The Great Escape" ist im übrigen in keinster Weise ein Steve McQueen-Vehikel. Es gibt hier eigentlich ein Dutzend gleichwertiger Figuren, die auch alle ähnlich stark präsent sind. Steve McQueen spielt hier aber einfach die Figur, an der man auch das Auf und Ab dieser Geschichte am besten festmachen kann und der dieses uramerikanische Bild des Steh-auf-Männchens symbolisiert. Solide ist hier aber jeder Akteur, wenn man auch vergeblich nach schauspielerischen Großtaten sucht...dafür ist Film aber auch irgendwie nicht gemacht.
Ansonsten schafft es John Sturges dieses Setting des Kriegsgefangenenlagers recht einnehmend zu inszenieren, ja den Film an sich wirklich schön wirken zu lassen, ohne aber daraus ein Disneyland zu machen. Und für mich schafft er es eben auch, ein ziemlich ernstes Thema herzunehmen, es auf eine recht massenwirksame Art zu verarbeiten und dem ganzen auch eine funktionierende humoristische Ebene zu verleihen, ohne aber die Geschichte massiv zu verfälschen. Man sollte sich eben, wie oben kurz angestreift, immer vor Augen halten, dass "The Great Escape" keine dramatischer Anti-Kriegsfilm ist, sondern in erster Linie ein seine Helden feiernter Acitionfilm ist.
Ich hab keine Ahnung. Vielleicht bekomme ich einen Hauch davon während ich schreibe. Ich hab jetzt einige Kommentare gelesen und kann so wirklich bei keinem mitgehen, aber so richtig widersprechen kann ich auch keinem. Sicher ist eines: Will sich jemand einen Film angucken um mal den Alltag zu vergessen und einfach gut unterhalten zu werden, dann sollte er einen großen Bogen um "Blowup" machen. Möchte man jedoch ein cineastisches Meisterwerk entdecken, dann sollte man dem Film eine Chance geben und sehen, ob er eben dies für einen ist. Denn der recht überschwengliche Konsens hier überrascht mich doch ein wenig, denn ich denke das selbst manch Hardcore-Cineasten "Blowup" einfach zu blöd ist. Er hat einfach soviel, dass aber ist gleichzeitig ein Nichts.
Find ich ihn blöd? Ich bin noch nicht schlauer! Ich kann mit Sicherheit bis jetzt nur sagen, dass ich den Soundtrack von Herbie Hancock für ein eher nur mittelmäßiges Werk halte. Aber ok, ich mag den Mann prinzipiell so richtiger erst ab Anfang der 70er. Ich kann sagen, dass mich die ersten 20, 30 Minuten eher irritiert haben in ihrer Darstellung des groovy Londons. Hübsch anzuschauen, irgendwie auch schon mysteriös, aber ich wußte da auch einfach nicht wohin ich das stecken sollte. Eine seltsame Plastikwelt ist das, anscheinend ohne Sinn und Gefühl. Als sich die Umgebung ändert und alte, verfallene Häuser den Bildschirm einnehmen, wurde ich zum erstenmal richtig wach. Aber auch hier nur seltsames, Dinge die nicht passen, sich gegenseitig abzulösen scheinen oder sich vielleicht doch eher verdrängen. Es werden Szenerien wie Perlen auf einer Kette aneinandergereiht, eigentlich nur gebrochen von den Minuten der Erkenntnis. Zwischendurch darf immer wieder mal in bester Austin-Powers-Manier mit den Hintern gewackelt werden oder man kostet die Freiheit auf die eine oder andere Weise aus. Doch da ist dieser Bruch, welcher plötzlich Spannung in diesen Film bringt, der sich doch anscheinen so sinnlos aber schön vor sich hinschleppte. Aber auch dieser kurze Thrill führt letztendlich ins Nichts, ins völlig offene Meer der Gedanken, das jeder Zuschauer für sich selbst füllen muss. Ist das nur eine Geschichte die weitergeführt wird? Ist da irgendwo eine Stelle, ab der der Film die gewohnte Bahn verlässt, wie es man von David Lynch kennt? Ist es ein Schuldgeständnis des Machers oder doch ein vorführen des Publikums? Endet der Film der vor fast 2 Stunden begonnen hat oder endet ein ganz anderer? Passierte in diesem Film irgendetwas? Oder passierte nichts? Was war mit diesen seltsamen seltsamen Ladenbesitzern nur los?
So wirklich kann ich mir es auch nicht beantworten. Ich kann nicht sagen wie sehr ich den Film mochte und wie groß der Anteil ist, welcher mir einfach zu abstrus war. Eine 7 fühlte sich in diesem Moment als zuwenig an, eine 8 als zuviel. Irgendwann werd ich ihn wieder gucken...das setz ich mich vielleicht woanders hin und schau ihn mir von dort aus an.
Als Kind wurde ich von meiner Mutter gezwungen diesen Film anzusehen. Ich wuchs zusammen mit meinem schwarzen Neffen auf, der nur um ein Monat jünger ist als ich (Ich bin extremer Nachzügler gewesen, meine Schwester war gleichzeitig mit meiner Mutter Schwanger...die Schwester war von einem G.I. Schwanger und starb relativ kurz nach der Geburt an einer Überdosis) und musste mir mit diesen auch ein Zimmer teilen. Wie in der wirklichen Welt wurden in diesem Mikrokosmos Kinderzimmer aus kleinen Streitigkeiten, Eifersüchteleien oder einfachen Machtspielchen schnell ausgewachsene Rassenunruhen...wir warfen uns wirklich die dümmsten Klischees an den Kopf, nur um dann am Freitag uns die Badewanne teilen zu müssen (zumindest in jüngeren Jahren). Mit der Pubertät kam dann oftmals sogar etwas das Gefühl der Scham mit einher, man will sich da eben präsentieren und dieses ungleich Paar (wir bekamen immer die gleichen Klamotten) war eben ein Quell für seltsame Fragen anderer Menschen.
Bei diesen fränkischen Mini-Rassen-Unruhen war meine Mutter nie der Sozialarbeiter, sie war mehr der Polizist mit dem Schlagstock...aber zumindest kann man ihr nicht vorwerfen, dass sie sich auf die Seite der Weißen oder der Schwarzen stellte...beide Rassen bekamen ihr Fett ab (oder die eine Rasse, wir sind ja Menschen). Zuweilen bekam aber auch sie pädagogische Anflüge und so musste ich mit meinem Bruder "In the heat of the night" und "Shaft" angucken, ich denke mal wir waren um die 10 Jahre alt. Wir durften dadurch länger aufbleiben, also glaub ich nicht, dass einer von uns beiden damals irgendwas einzuwenden hatte. "Shaft" war natürlich um einiges cooler und auch meiner Mutter schien dieser Film besser zu gefallen, da sie uns bei "Shaft" auf einzelne Szenen hinweisen konnte. Besonders die Szene, in der anhand von Kugelschreiber (?) und Kaffeetasse festgestellt wurde das man weder Weiß noch Schwarz ist, hatte es ihr angetan...und ich werde die Szene mein Leben lang auch nicht mehr aus dem Kopf bekommen. "In the heat of the night" war dagegen eher langweilig und ich erinnerte an kaum etwas, als ich den Film gestern wiedereinmal sah. Die Gesichter waren noch bekannt, mehr war da aber nicht mehr.
Insgesamt war ich etwas ernüchtert gestern, da der Film nicht so wirklich erfüllen konnte, was ich mir erhoffte. Ich würde ihn nämlich allein aufgrund der Thematik gern viel mehr Punkte geben, aber wenn ich ehrlich bin, dann hat er die nicht verdient. "In the heat of the night" funktioniert als wirklich spannender und kompakter Kriminalfilm, der sicherlich auch mit seinen Figuren und der Rassenthematik punkten kann. Er ist aber auch ziemlich mutlos und auf seine Art schon wieder reaktionär. Virgil Tibbs ist letztendlich der einzige Schwarze hier, das Schicksal der armen schwarzen Bevölkerung der Südstaaten wird nur ganz leicht angestreift. Irgendwie schien mir der Film zu oft sagen zu wollen: Wenn ein Schwarzer besser ist als ihr, dann müsst ihr ihn respektieren. Nie wurde deutlich, dass eigentlich alle gleich sein sollten. Das Problem Rassismus konzentrierte sich allein auf den Überbullen Tipps und der schien mir eben nicht für die schwarze Bevölkerung zu stehen. Das mag in manchen Teilen der USA damals mutig gewesen sein, aber insgesamt wohnt in diesem Umgang mit dem Rassismus etwas, dass mir einfach ein unbehagliches Gefühl gibt. Und ich denke "Shaft" war die logische Konsequenz auf diesen netten Mr. Tipps, der sich ja doch auch trotzdem wie einen "Nigger" behandeln liess. "Shaft" war der comichafte Traum der schwarzen Leute, er war der Rächer mit Fuck-You-Attitüde...er war der, der sich nicht mehr duckte.
"In the heat of the night" mach ja aber auch nichts Falsches, er macht es für mich nur nicht konsequent und überzeugend genug. Und ein guter Film ist es dennoch, schon allein weil ich die Farben des Filmmaterials vergangener Tage mittlerweile so sehr liebe. Aber auch ansonsten hat "In the heat of the night" alles, was man sich von einem Krimi/Thriller erwartet. Er ist sehr dicht inszeniert, bietet sehr viele Konfliktherde neben seinem Hauptplot und kann vor allem einige sehr ambivalente Figuren aufbieten, die dem Film sehr viel Tiefe verleihen. Gillespie ist die um einiges interessantere Figur in "The heat of the night", völlig undurchschaubar und erschreckend real in seinem Verhaltensmustern.
Bitte nicht abschrecken lassen davon, dass ich mich doch sehr auf diese eine Thema konzentriert habe und dadurch etwas enttäuscht wirke. Definitiv sollte man "In the heat of the night" gesehen haben, weil es einer der stimmungsvollsten und durchaus auch besten Krimis der 60er ist. Wer für sich mehr aus der behandelten Rassen-Thematik ziehen kann, der wird sogar ein kleines Meisterwerk entdecken.
Wenn man einen Film als ziemlich unangenehm empfindet, zur selben Zeit aber wirkliche Wärme empfindet, dann hat dieses Werk einiges richtig gemacht. "Midnight Cowboy" macht vieles richtig, aber nicht alles, unterstreicht dadurch aber manchmal sogar seinen eigenen Grundton. Denn so hin- und hergerissen wie diese 2 jungen Männer, die sich nie wirklich entscheiden können ob ihr Herz der Vergangenheit, der Gegenwart oder der Zukunft gehört, so ist John Schlesinger mit "Midnight Cowboy" ein perfekt unperfekter Film gelungen, der übertreibt, sogar mal inhaltlich plump ist, aber doch den Kern der Sache immer wieder trifft.
Was mir ziemlich schnell in den Kopf schoss und sich mit der Laufzeit immer mehr manifestierte: "Midnight Cowboy" wäre selbst heute noch ein verdammt mutiger Film! Ehrlicherweise ist er heutzutage eigentlich fast völlig undenkbar. Kein Studio würde in sowas Geld stecken und als Independent-Drama würde ihm wohl jeglicher Zauber abhanden kommen. Und selbst die Thematik ist auf den zweiten Blick auch in unserer Zeit keine so uninteressante. Wie weit ist den die dumme Liese, die nach Berlin fährt um sich beim DSDS-Castin zum Deppen zu machen, entfernt von diesem einfältigen Joe Buck. Beide haben sie Träume, beide würden sie alles dafür geben und beide suchen dort, wo sie mit Sicherheit nichts finden werden. Und werden nicht auch bei DSDS immer wieder Kamellen aus der Vergangenheit aufgewärmt, zurückliegende familiäre Ereignisse als Grund fürs jetzige Tun herangezogen? Aber Träume vernebeln einen eben auch, werden umso intensiver, je mehr erbärmlicher das wirkliche Dasein wird. "Midnight Cowboy" ist aber auch ein mutiger Film, weil er kein Blatt vor den Mund nimmt. Er sagt alles, er zeigt alles und er tut alles. Und danken wir John Schlesinger dafür, dass er aus all diesen Zutaten kein Spektakel macht, sondern ein trauriges Märchen für Erwachsene. Eine kleine Tragödie, die sonst in einem solchen Moloch auffallen würde. Zwei Schicksale von Millionen. Zwei Menschen die auf die Sonnenseite des Lebens wollen, wie fast alle anderen auch. Heiter, bedrückend, voller Hoffnung, pulsierend und betrübt...das alles ist "Midnight Cowboy". Vorallem ist er aber eins: Sehr sehr menschlich.
Es kann hier aber nicht nur die Handlung begeistern, sonder auch die Umsetzung dieser. Diese Stadt New York ist beindruckend dargestellt, voller Leben, voller Dreck, groß und schön, hässlich und seltsam, heimisch und einladend. Das ist riecht nicht nach Cool, das riecht nach Leben. Ich selbst empfand aber diese kurzen, fiebrigen Einschübe aus der Vergangenheit, diese absurden Zukunftsträume und die amüsant beängstigenden Alternativ-Geschehnisse, als das wirkliche inszenatorische Highlight. Und wie dankbar bin ich, dass diese Vergangheitsszenarien allesamt letztendlich doch ins Nichts führen. Sie blitzen nur auf, müssen aber nie als ernsthafte Erklärung dessen herhalten, was gerade passiert. Sowas mag ich einfach: Optisch toll, irgendwie mysteriös und vorallem wird es nie zu Ende geführt, nie aufgelöst. Es ist einfach da, so wie man die Vergangenheit eben leider nie auslöschen kann.
Will ich über darstellerische Leistung von Dustin Hoffman und Jon Voight noch ein paar Worte verlieren? Kann ich es ohne böse zu werden? Aber mal ehrlich: In einer Filmwelt, in der man Heath Ledger für seine Joker-Performance einen Oscar hinterherwirft, welche Preise will man neu schaffen, um solche Darbietungen zu honorieren?
Ich bin begeistert!
Zwei Stunden lang balanciert "The Last Picture Show" auf einer hauchdünnen Linie zwischen Drama und sehr stiller Komödie. Zu jedem Moment könnte der Film zu einer dieser Seiten hindriften ohne das man als Zuschauer verwundert wäre. Zu absurd sind die Begebenheiten, zu traurig deren Verlauf und zu echt erscheint einem dieses Städtchen voller Resignation, als das man wirklich auf ein Happy End hoffen mag. Man will es aber eben auch nie völlig abschreiben. Man hofft, dass zumindest einer dieser jungen Menschen erhobenen Hauptes aus dieser Geschichte kommt.
Eigentlich ist das Gefühl welches der Film vermittelt mit Worten kaum zu fassen. "The Last Picture Show" ist von Anfang an bedrückend. Ein Städtchen voller gescheiterter Existenzen, dessen sozialer Ablauf völlig strukturiert ist und scheinheiligen Regeln bestimmt. Inmitten dieser Trostlosigkeit versuchen die Jugendlichen ihren eigenen Weg zu finden, ihrem Traum vom Erwachsensein ein Stückchen näher kommen, geraten dabei aber immer wieder in ewig gleichen Mühlen der Erwachsenen. Und je länger der Film andauert, umso mehr merkt man, oft nur an Nuancen, wie sehr diese Jugendlichen immer mehr werden wie diese Erwachsenen.
Andererseits erzeugt diese Naivität, diese fast schon gedankenlose voranpreschen in die eigene Zukunft, auch eine gewisse, sehr zarte Heiterkeit. Vieles scheint noch Spiel, was bei den älteren Bewohnern schon mit Frust erfüllt ist. Und auch hier legt im Laufe der Spielzeit immer mehr eine Veränderung ein. Was zu Beginn z.B. noch süßes Kokettieren war, dass ist am Ende schon genaue Berechnung. Man lernt mit den Niederlagen zu leben und sucht sich seinen Trost dort, wo man ihn am leichtesten bekommt.
Das Ergebnis ist weder niederschmetternd, noch ist es lustig. Ein Film der einen ein wenig ratlos macht, der am Ende einen inneren Seufzer erzeugt, einfach weil man selber nicht weiß was man dazu sagen soll, was denken. Man hat ja oft diesen Schrei in sich, wenn man vor dem TV-Gerät es doch eigentlich besser weiß und man will in den Film hinein rufen...mach dies oder mach jenes. Hier ist nichts zu sagen. Dafür wirkt das auch alles zu echt, zu ungebügelt und zu undramatisch. Jugendliche die mal irgendwohin wollen und Erwachsene, die wissen, dass es das nur ganz selten gibt. Ein Leben ohne Träume ist schrecklich, eines mit zu großen auch. "The Last Picture Show" schafft dies unverblümt darzustellen, erkennt aber gleichzeitig den stillen Witz in dem Ganzen.
Ohne jeglichen dramatischen Score, sondern nur mit Musik aus der damaligen Zeit unterlegt, trägt auch die spröde Inszenierung von Peter Bogdanovich hervorragend zu dieser ambivalenten Ausstrahlung des bei. Dem einem oder anderen der jüngeren Schauspieler mag man die Unerfahrenheit durchaus mal ansehen, in meinen Augen unterstützte dies aber nur die Wirkung des Films. Ben Johnson als Sam the Lion ist herrlich reduziert in seiner grimmigen Art, aber doch so offensichtlich herzlich, dass man ihn allein aufgrund dieser Rolle den Oscar gönnt. Aber gerade auch die 3 älteren Frauen des Films werden, auch wenn es allesamt nur Nebenrollen sind, ganz hervorragend dargestellt.
Ich denke "The Last Picture Show" ist nichts für jedermann. Er ist doch schon irgendwie eigensinnig und wirkt manchmal etwas spröde. Für mich ist er aber in seiner Andersartigkeit emotionell greifbarer als es Coming-of-age Klassiker wie z.B. "The Outsiders" sind.