ElMagico - Kommentare

Alle Kommentare von ElMagico

  • 8 .5

    Arsen...und sicherlich auch ein wenig Speed. Denn "Arsenic and Old Lace" nur als rasant zu bezeichnen wäre maßlos untertrieben. Hier gibt es keinen Sekundenbruchteil Stillstand, von einer skurrilen Szene stolpert man sofort in die nächste und manchmal weiß man selbst als Zuschauer nicht mehr, wo hinten und wo vorne ist.
    Seinen Ursprung als Theaterstück kann und will "Arsenic and Old Lace" gar nicht verstecken, was in diesem Fall das Tempo des Films aber nur verschärft. Denn verschwindet eine der Figuren hinter einer der Türen, kann man sicher sein, dass aus der nächsten sofort die nächste Person heraustritt. Das ergibt fast 2 Stunden an herrlichem Slapstick, pointierter Situationskomik, massig Verwirrungen und einem Übermaß an schwarzem Humor. Das mag heutzutage manchem nicht weit genug gehen, denn so böse der Humor von "Arsenic and Old Lace" auch oft ist, gemein wird er nie. Und auch die Darstellung des Mortimer mag dem einen oder anderen zu dick aufgetragen sein und ich auch muss zugeben, zuweilen nervte er mich etwas. Aber schlußendlich geht das gar nicht anders, ist es ja einer der Kernpunkte des Films, dass die vernünftigste aller Figuren mit Siebenmeilenstiefeln in den Wahnsinn rennt, während alle anderen ihren Wahnsinn für das normalste der Welt halten.
    Es sind eben die anscheinend unvereinbaren Gegensätze dieser Szenerie, die die Dinge hier immer wieder auf die Spitze treiben, dabei aber völlig auf den Punkt und lustig sind. Ein kontrolliertes Chaos sozusagen. Es fiele mir auch unglaublich schwer, diese ganze Geschichte jemanden zu vermitteln, der den Film noch nicht gesehen hat. Eine halbwegs detailierte Nacherzählung würde wohl genauso lange dauern wie der Film lang ist. Denn da war ja noch diese Szene...und da dieser Gag...und dann passierte dies...und dann kam der...ach und das....In "Arsenic and Old Lace" steckt soviel, passiert soviel und alles gehört da rein, nichts ist überflüssig und vorallem: Es ist wirklich alles witzig. Und um dem allen die Krone aufzusetzen, huscht durch dieses eigentlich recht sittsame Haus der verrückte Teddy in dem Glauben er sei Theodore Roosevelt und wird schnell zum heimlichen Liebling des Films. Seine Mimik, sein Gebaren und seine Taten sind einfach zum schreien komisch.
    Wer Komödien auch nur ein bisschen mag und vielleicht sogar etwas damit hadert, dass dieses Genre heutzutage oft gar nicht mehr als ein solches zu erkennen ist oder schlicht viel zu sehr unter die Gürtellinie zielt, dem sei "Arsenic and Old Lace" sehr sehr sehr ans Herz gelegt.

    19
    • 7

      Hält man sich vor Augen, dass dieser Film 75 Jahre auf dem Buckel hat, dann ist es schon beeindruckend wie flott, farbenprächtig und unterhaltsam er immer noch wirkt. Der allseits bekannte Staub, den die Zeit meist mit sich bringt...hier blieb kaum etwas davon hängen.
      Ein Film der nur unterhalten will, der dem Zuschauer eine gute Zeit geben will und diese Good-Clean-Fun-Attitüde hat bis heute nichts von seiner Wirkung verloren. Das ist der Komödie meist viel näher als dem Abenteuerfilm und man ist teilweise schon etwas verwundert darüber, dass hier wirklich manchmal Soldaten abgestochen werden. Ansonsten jedoch herrscht hier der Frohsinn, obwohl die Umstände ja eigentlich nicht dafür sprechen. Es wird viel gelächelt, geflirtet und gewitzelt in dieser dunklen Zeit. Es ist immer ganz eindeutig wer gut und wer böse ist, die Helden befreien sich eh aus noch so heiklen Situationen und irgendwie erscheint einem das Mittelalter, welches ja nicht wirklich von Sanftmut und Fröhlichkeit geprägt war, als eine sonnige Epoche voller Liedern und Liebe.
      Doch wie gesagt: Abseits von seiner altbekannten Geschichte vom Verrat am König, der unterdrückung des Vokes und dem Widerstand des Robin Hood, will "The Adventures of Robin Hood" keine negativen Gefühle aufkommen lassen. Ein luftig leichter Blockbuster, der allein schon durch seine knalligen Farben unheimlich viel positive Energie versprüht.
      Das hat wenig Tiefgang und fühlt sich auch oft ein wenig leer an, besonders da man manchmal einfach gerne mehr Informationen hätte, Details vermisst die einem an dieser Geschichte wichtig erscheinen. Aber es unterhält und macht Spaß, hat den Charme des Alten und brilliert durch seine glänzende Oberfläche. Und manchmal genügt das eben auch.

      13
      • 6

        Man mag es kaum glauben, aber für kaum einen anderen Film habe ich soviel Geld ausgegeben, wie für "Mangue Negro". Im Supermarkt lächelte mich der Film an, nur um Zuhause sein wahres Gesicht zu zeigen: Geschnitten, verstümmelt und unbrauchbar. Für den Bruchteil des Kaufwertes wieder veräußert und im DVD-Geschäft meines Vertrauens, das es leider leider nicht mehr gibt, die teure Österreich-Version bestellt.
        Natürlich kann man keinerlei Rückschlüsse vom investierten Geld auf die Qualität dieses Films halten, dann nämlich müsste "Mangue Negro" ein moderner Klassiker des Horrorfilms sein. Aber irgendwas hat der Film. Profan gesagt ist das vielleicht einfach nur ein Exotenbonus, aber ganz so einfach ist es doch nicht. Hier wurde wirklich mit billigsten Mitteln und Materialien gedreht, was einerseits oft natürlich eben auch billig aussieht. Andererseits gibt es hier Momente, die völlig surreal wirken, in denen die Farben des Bildes eine solch seltsame Atmosphäre erschaffen, dass man schon ein wenig beeindruckt ist. Ich will ja noch nicht einmal sagen, das dass Absicht war....es wirkt aber.
        Insgesamt pendelt man ziemlich häufig zwischen Polen "Das ist ziemlicher Müll" und "Das ist so anders und interessant" hin und her. Schauspieler und Story kann man eigentlich komplett vernachlässigen, wogegen die völlig ungewöhnlichen Kulissen des brasilianischen Dschungels stehen. Eine Menge recht furchtbarer Dialoge, steht einer Masse an liebevoll gestalteten Zombie entgegen, die sich meist aus den tiefen der Mangroven erheben und das macht teilweise schon ziemlich Eindruck. Teilweise wähnt man sich aufgrund der Bilder bei Youtube, andererseits erzeugen z.B. die Masken der alten Leute ein völlig absonderliches Gefühl im Zuschauer. Das alles ist nicht gut, aber es ist einfach verdammt interessant.
        Punkten kann "Mangue Negro" durch seinen ziemlich hohen Gorefaktor, zumindest in der ungeschnittenen Version. Zusammen mit dem exotischen Setting erzeugt dies tatsächlich ein kleines Fulci-Feeling. Hitze, Dschungel, Dreck, Blut und jede Menge anderer Ekelhaftigkeiten sprechen da eine eindeutige Sprache...und die klingt sehr nach italienisch.
        Licht und tiefster Schatten wechseln sich in "Mangue Negro" ab und vorallem wenn man einen wirklich professionell gemachten Film sehen will, sollte man einen großen Bogen ihn machen. Mich faszinierte die Andersartigkeit jedoch oft sehr und ja, ich fand es auch mal wieder erfrischend, dass ein Film tief in all dem Blut, Schleim und Gedärm watet, dass diesem Genre einst diesen verruchten Ruf einbrachte.

        18
        • 5 .5

          Oh! Den fand ich bei der Erstsichtung richtig gut (7,5), gerade eben suche ich aber verzweifelt nach Gründen, die "La Horde" zumindest ein bisschen verteidigen könnten. Und er hat ja seine Stärken. Ganz klar steht hier die Action im Vordergrund, sei es nun der Kampf gegen die Zombies oder die Rivalitäten innerhalb der Gruppe. Da gibt es kaum Verschnaufpausen und auch der Goregehalt ist mehr als ordentlich, auch wenn er oft etwas arg künstlich wirkt. "La Horde" ist einfach ein absoluter No-Brainer, der einfach mit dem Kopf durch die Wand geht und wenig auf seine Story gibt. Zwar schießt er dabei immer wieder etwas übers Ziel hinaus, aber es macht Spaß und ist gefundenes Fressen für den Splatterfreund in mir.
          Schön wäre es, würde sich alles so klar darstellen. "La Horde" gibt sich aber keineswegs damit zufrieden einfach nur ein blutiges Feuerwerk abzubrennen und dem Verstand eine Pause zu können. Nein, "La Horde" will unbedingt ganz furchtbar realistisch sein, will intelligent und vielschichtig sein, selbst Sozialkritik lässt er hier und da einfließen und zuguterletzt will er auch noch eine Geschichte von der Liebe erzählen. Oder sowas ähnlichem. Defacto macht der Film aber nur tausend Fässer auf, mit deren Inhalt er in keinster Weise umgehen kann. Eine unglaubhafte Rachestory, eine völlig seltsames Beziehungsding, absurde Gangster, noch absurdere Bewohner und und und. Spätestens in dem Moment, in dem Adewale seine Afrika-Erinnerungen auftischt, begibt sich "La Horde" in den freien Fall der Lächerlichkeit. Da will einfach keine Figur echt wirken und die Beziehungen untereinander sind durchsichtige Klischees. Da entwirft jedes Fix und Foxi Heft glaubhaftere Charaktere und Sozialgebilde.
          Einen Punkt meiner Wertung killt aber allein diese Frau. Aurore. Man kann erahnen was die Macher des Films mit ihrer Rolle bezwecken wollten...aber herrje, wie sehr sie damit scheitern. Das hat weder Hand noch Fuß, besitzt keinen Sinn, ist unsympathisch wie nur was und nervt nach noch nicht einmal 5 Minuten ungemein. Da wäre ein herzhafter Zombiebiss in Minute 3 oder 4 bitter von Nöten gewesen.
          Abzug gibt es dann auch nochmal für den saudummen Twist am Ende. Gähn!
          Action und Splatter wirklich top, aber ansonsten verheddert sich "La Horde" gänzlich in seiner Ambition dem Zuschauer etwas anspruchsvolles zu bieten....und in der Figur der Aurore.

          14
          • 8

            Rock'n'Roll, Mutanten, Yakuzas, Transsexuelle, Außerirdische, Zombies und Liebe. Liebe zwischen Männern und Liebe zwischen Zombies. Braucht ein Film mehr? Kurz und knapp: Nein!
            Nach all den gemäßigten Zombiekomödien, die ich mir zuletzt angeschaut habe, wirkt ein Film wie "Wild Zero" wie pure Anarchie. Da scheint es keinerlei Grenzen zu geben und wenn eine Idee gut erscheint, dann wird die auch irgendwo untergebracht. Wo bei vergleichbaren, meist nordamerikanischen Zombiekomödien, immer der Hintergedanke des kommerziellen Erfolgs spürbar ist, hat man hier das Gefühl, dass die Macher dem Zuschauer, irgendwelchen Genrekonventionen und der Filmwelt an sich nur eines sagen wollen: Fuck You! Aber nicht böse...sonder verschmitzt und lächelnd. Und trotzdem cool...es ist ja Rock'n'Roll!
            Völlig überbordend und kunterbunt ist "Wild Zero" und wollte man seine Story hier wiedergeben, dann würden wohl die meisten Leser die Hände über den Kopf zusammenschlagen. Aber dieser Irrsinn macht so unendlich Spaß. An jeder Ecke wartet eine andere Kuriosität, jede neue Figur ist absurder als die vorherige und obendrein werden hier die (herrlich oldschooligen) Zombies reihenweise von ihren Gliedmaßen befreit. Ist das alles sinnlos und albern, kindisch und unrealistisch? Ja, und wie! Aber man kommt gar nicht in Verlegenheit über irgendwelche unlogischen Dinge nachzudenken, da der eine aberwitzig Blödsinn von der nächsten zum himmel schreienden Absurdität abgelöst wird.
            Keine Kunst...aber das muss man auch erstmal hinbekommen, dass so ein Sammelsurium aus 50 Jahren Monster-, Zombie- und Teenagefilm funktioniert. Verpackt in lauten, dreckigen Punk'n'Roll, ist "Wild Zero" für mich einerseits eine der besten Zombiekomödien, aber auch einer der außergewöhnlichsten Beiträge im Zombiegenre überhaupt. Ich mag Trash ja sonst überhaupt nicht...so liebe ich ihn aber! Ein Heidenspaß und absoluter Rock'n'Roll!
            Und kann ein Film denn auch schlecht sein, wenn dies über ihn bei Wikipedia steht:
            "In einigen eingeschworenen Fangemeinden hat sich zu diesem Film ein Trinkspiel entwickelt. Der Film wird im japanischen O-Ton mit englischen Untertiteln geschaut, so dass bei jedem „Fuck“ oder „Rock 'n' Roll“ das in den Untertiteln erscheint, ein Kurzer getrunken werden muss. Ebenso jedes Mal, wenn sich ein Darsteller die Haare kämmt. Da all dies ziemlich häufig passiert, sind alle Zuschauer am Ende des Films äußerst betrunken."

            13
            • 5 .5

              So richtig konnte ich mich bei "A little bit Zombie" nie entscheiden: Ist das nun nur ein alberner Trashfilm oder doch eine überspitzte Karikatur dessen? Da wird abwechsend übers Ziel hinausgeschossen und mit Bravour jegliche Niveau-Messlatte unterschritten, was einen fast schon kindischen Irrsinn ergibt, der es einen nicht wirklich einfach macht. Gerade zu Beginn fühlt man sich als Zuschauer fast etwas orientierungslos, kann vorallem das Treiben der beiden Zombiekiller nicht so ganz verstehen, einfach weil einem da etwas die Informationen fehlen. Denn anfangs meint man noch zu glauben, dass Informationen, Hintergründe und Logik in "A little bit Zombie" irgendeine Rolle spielen. Tut es aber nicht, nicht im geringsten.
              Und trotzdem wächst der Film mit seiner Spielzeit. Man muss zwar wieder einmal fast alles über Bord werfen, was man über Zombies zu wissen glaubt, aber "A little bit Zombie" kann immer wieder durch äußerst skurrile und auch witzige Szenen punkten. Die Transformation des Steve zum Zombie, mit all seinen Vor- und Nachteilen, sein Heißhunger auf Gehirn führen zu wirklich spaßigen Szenen und selbst seine resolute Verlobte, die die Hochzeit der beiden auf Teufel komm raus durchziehen will, sorgt für einige lustige Highlights. Natürlich gibt es dazwischen genug saudumme Schenkelklopfer, in seinen besten Momenten hat "A little bit Zombie" ziemlich viel Charme. Die linear dazu verlaufende Storyline der Zombiekiller wirft aber weiterhin nur Fragezeichen auf und erscheint auch im Nachhinein nicht mehr zu sein als reiner Lückenfüller. Das hat weder Witz, noch größeren Sinn und wirkt dadurch eigentlich immer verzichtbar.
              Handwerklich erscheint "A little bit Zombie" erstaunlich professionell und so wirklich sieht man ihm sein geringes Budget, welches zum Großteil durch Crowdfunding beschafft wurde, nur in eben diesen doofen Szenen mit den Zombiekillern an. Selbst schauspielerisch gibt es hier nicht viel zu mäkeln, die Leute machen ihre Sachen ordentlich und Kristopher Turner als Zombie-Frischling Steve ist sogar ziemlich gut.
              Am Ende bleiben dann aber doch nur 30-40 ganz gute Minuten von insgesamt 90 übrig...und das ist dann eben kein guter Film, vorallem weil eine von zwei Storylines völlig für die Katz war.

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              • 3

                Das ödet einen relativ lange an, dann weckt ein ganze okayne Phase Erwartungen, die man doch schnell wieder begräbt und letztendlich wartet man einfach nur darauf den Abspann zu sehen.
                Alles was man von so einem Film erwarten könnte...all das hat "Last of the Living" nicht. Keinen Funken Eigenständigkeit, keine Kreativität, ja noch nicht einmal ein wirkliche Idee die dem Film zugrunde liegt. Die Erde ist Menschenleer, von Zombies bevölkert (naja, halt von 15 Zombies) und ein paar Überlebende....ähm hmmm hust...überleben halt. Da ist zwar kurz die Rede von einem Gegenmittel das es zu finden gilt, man hat aber leider zu diesem Zeitpunkt seine Aufmerksamkeit in den Schonmodus gestellt.
                Die Schauspieler sind mies, die Charaktere sind blöd und Effekte hätte ich eventuell auch noch hinbekommen. Was auch nicht weiter ins Gewicht fällt, da man prinzipiell die Kamera abwendet, sobald ein Schädel mal zertrümmert werden könnte oder auf irgendeine andere Art und Weise Blut zu Tage treten könnte.
                "Last of the Living" ist ja aber auch eine Komödie. Eine Zombiekomödie. Leider gar keine lustige. Wer sich an absolut sinnlosen Kindereien erfreuen kann, der kann dem Film aber ruhig mal eine Chance geben. Für Leute die homophobe Sprüche mögen, ja für die ist der Film sogar ein Feuerwerk. Dummerweise mag ich beides nicht so.
                Ziemlich unnötig. "Last of the Living" versuchte auf einer Welle mitzuschwimmen, kann aber noch nicht einmal sicher in einer Pfütze stehen.

                20
                • 6 .5

                  "Night of the Creeps" belegt wohl einer der vorderen Plätze bei den Filmen, für welche ich eine lange Zeit der Suche investierte, um eine vernünftige DVD in die Hände zu bekommen. Bootleg ja oder nein, aber die waren ja eh auch geschnitten. In den USA bestellen ist als strikter Kreditkartenverweigerer oft auch nicht so einfach. Und dann gibt es tatsächlich noch eine Auswertung des Films auf dem deutschen Markt. Juhuuu!
                  All das hat meine Erwartungshaltung leider aber viel zu hoch noch oben geschraubt. Ich weiß gar nicht so genau was ich erwartete, ich weiß nur, dass "Night of the Creeps" es nur halb einlösen konnte. Vielleicht aber auch einfach einer der Filme, mit denen man zusammen aufwachsen muss, die einen begleiten und denen man sich immer mal wieder gerne zuwendet. Lernt man "Night of the Creeps" erst meit seinen 27 Lenzen auf dem Buckel kennen, ja dann bleibt die ganze Angelegenheit etwas unterkühlt.
                  Dabei macht "Night of the Creeps" definitiv mehr richtig als falsch. Der Anfang lässt einen zwar einen absoluten Trash-Höllenritt erwarten, schnell wird einen aber klar, dass der Film ganz andere Ziele vor Augen hat. Ein liebevolles Sammelsurium aller möglichen Horror-, Grusel-, Alien- und Monsterklischees, eingehüllt in eine College-Liebes-Geschichte, angereichert mit ein paar wenigen Splattereffekten. Liebevoll heisst hier aber, dass jede Figur immer gleichzeitig Karikatur und doch auch eigenständiger Charakter ist. Der Dampfhammer wird nie ausgepackt und selbst blöde Schenkelklopfer ließ man angenehmerweise meistens außen vor. Selbst die Schauspieler agieren für solch einen Film außerordentlich souverän, der Soundtrack ist stimmig und selbst die Zombies sind ganz ansehnlich. Alles gut also?
                  Nein, eben nicht ganz! "Night of the Creeps" fehlt in meinen Augen eine ganze Portion Wildheit. So überdreht wie uns der Covertext uns das erzählt, ist der Film gar nicht. Ein paar Ausbrüche welcher Art auch immer, etwas das ein wenig den Rahmen sprengt und "Night of the Creeps" wäre für mich nicht nur eine gute, aber zu nette Zombiekomödie geworden. Aber selbst das reicht mir in diesem Genre ja schon völli aus.

                  16
                  • 8 .5

                    Ein absoluter Klassiker. Nur ohne Klassikerstatus.
                    Dabei ist er, spricht man von Suspense und Atmosphäre, ganz ganz weit oben anzusiedeln und lässt locker einen Großteil eben jener sogenannten Klassiker hinter sich. Nur durch seine Geschichte, durch seine durchdachte Erzählweise, erzeugt "Gaslight" (wieviel schöner und hintersinniger ist dieser Originaltitel!) eine dermaßen intensive und bedrückende Stimmung. Es scheint alles enger zu werden mit der Zeit, man verliert das Vertrauen in die eigenen Gedanken, gerade wie es die junge Paula Alquist tut. Denn "Gaslight" gibt sich immer durchschaubar, macht nie einen Hehl aus seinem eigentlich recht einfachen Plot...und doch verliert man irgendwann die Sicherheit hier alles zu durchschauen. Dazu benötigt dieser Film keine falschen Fährten, keine unsinnigen Plottwists. Er schafft dies allein durch seine Intensität, seine stimmige Story und seiner hervorragenden Hauptdarstellerin Ingrid Bergman.
                    Denn wo Charles Boyer souverän die ihm zukommende Rolle des vermeintlichen Bösewichts gibt, es an ihm liegt die Erwartungen des Zuschauers zu erfüllen, da wird Ingrid Bergman immer zerbrechlicher und das wunderbare daran: immer glaubhafter. Blicke, Gesten und Reaktionen, wie man sie nur von den größten Schauspielern erleben darf.
                    Ein herausragendes Verwirrspiel, das eigentlich nie eines ist und das einen dennoch in einen unwiderstehlichen Strudel voller Spannung, Mitfiebern und durchaus auch etwas Furcht hineinzieht. Ganz dicke Empfehlung!

                    15
                    • 4 .5

                      "[•REC]³: Genesis" macht es einen nicht einfach. Einen Sack Flöhe zu hüten erscheint mir gerade leichter als meine Gedanken zu diesen Film zu sammeln. Manchmal dies, manchmal das. Für Momente brillant und doch oft so furchtbar lahmarschig.
                      Der Film will vieles anders machen, mit den Vorgaben der Vorgänger brechen und tut grundsätzlich auch gut daran. Schon nach einer Minute fragte ich mich selbst: Warum muss man den in einer Reihe stur auf einer Stilart verharren, das verliert doch alles seinen Reiz mit der Zeit. Und tatsächlich, kurz nach dem obligatorischen auftreten der ersten Infizierten, integriert man eine stinknormale Kameraperspektive. Zu diesem Zeitpunkt hat "[•REC]³: Genesis" aber auch schon sein allergrößtes Dilemma hinter sich. Denn man darf erstmal etwas über 20 Minuten Hochzeit gucken...und das ödet mit der Zeit an. Und wenn man bedenkt das nach 80 Minuten der Abspann einsetzt, dann ist es schon fast eine Zumutung ein Viertel der Spielzeit mit diesen völligen Unzulänglichkeiten zu verschwenden. Nach ca. 15 Minuten hätte ich einfach gerne ausgeschalten...und das ist ja nie ein sonderlich gutes Zeichen.
                      Ist das erste kleine Massaker überstanden, tut sich aber schon das nächste große Problem des Films auf. Er wirkt völlig unentschlossen ob er nun doch eher ernst oder lustig sein will. Das Ernste ist aber oft lächerlich und der Humor weit davon entfernt lustig zu sein. Die Hoffnung, dass dieser dritte Teil der Reihe atmosphärisch an die Vorgänger anschließt, hat man hier aber schon aufgegeben. Zu albern ist vieles das passiert und die Enge und Dunkelheit, die Bedrohung, das alles fehlt "[•REC]³: Genesis".
                      Ähnlich wie im ersten Teil, aber doch völlig anders, kann der Film aber auf der Schlussgerade noch einmal richtig punkten. Man fährt den Blutpegel stark nach oben und lässt endlich auch die Zügel fallen. "[•REC]³: Genesis" scheint sich endlich durchringen zu können, eine reine Komödie zu sein und plötzlich funktioniert das dann auch. Völlig überdreht und sicher auch Blödsinnig, aber man weiß eben nun woran man ist und selbst mir huschten ein paar Grinser übers Gesicht.
                      Insgesamt aber kein befriedigender Film, da er viel zu sehr mit seinen Längen und seinen kindischen Albernheiten zu kämpfen hat. Normalerweise müsste dieser Beitrag der Todesstoß für diese Reihe sein....aber wer kann sowas heutzutage schon noch sagen.

                      15
                      • 5 .5
                        über [REC]²

                        So nahtlos wie hier die Storyline des Vorgängers aufgenommen wird, so übergangslos werden auch die eher unvorteilhaften Elemente von "[•REC]" übernommen. Da man aber nicht mehr Aura des Neuen besitzt und auch der Überraschungsmoment hier völlig fehlt, wirkt "[•REC]²" jedoch nur wie ein lauwarmer Aufguss des Erstlings.
                        Dabei finde ich die Ausgangsbasis der Story abermals um einiges interessanter als die eigentliche Umsetzung dieser Geschichte. Das furiose Final von "[•REC]" deutete vieles an, was hier schließlich schon fast bis zum Extrem geführt wird. Zum gewohnten Zombie/Infizierten-Setting wird eine völlig überdrehte Okkult-Handlung hinzugefügt, welche ihre Fühler selbst ins Übernatürliche austreckt und selbst "Evil Dead" kommt einen ab und an in den Sinn. Da entbehrt vieles jeglicher Logik und für Puristen ist das sicherlich ein Graus, ich finde es aber oft ziemlich geil wenn Filme solche abstrusen Haken schlagen und wenig auf die Erwartungshaltung geben. Mit einem Zombiefilm hat dies jedenfalls nur noch herzlich wenig zu tun...das ist schon eher ein modernes Update von "The Omen". Ich kann verstehen, dass sich einige an der neuen Ausrichtung stören, ich selbst fand sie, wie gesagt, aber ziemlich aufregend.
                        Weniger erquicken war aber wieder einmal die Charakterzeichnung und sie ist es auch, die "[•REC]²" letztenendes ziemlich tief nach unten zieht. Wirken die ersten 40 Minuten noch recht ansehnlich, auch wenn diese sicherlich auch nicht perfekt sind, so verliert der Film ab dem Moment in dem er seinen Fokus auf die Jugendlichen im Haus legt, völlig das Gleichgewicht. Das ist nervig, das ist dumm und vorallem Schauspielerisch völlig daneben. Selbst als sehr friedfertiger Mensch war ich der Meinung, dass man den einen Jungen sofort erschießen hätte müssen...allein um die Gruppe zu schützen. Das geht gar nicht. Besonders schade, da man sich just in der Phase als sich der Fokus plötzlich ändert, eben mit den Figuren der ersten Episode eben langsam anfreundete, man sich auf deren Story einlassen konnte und auch gespannt war, wie es mit ihnen weitergeht.
                        Als dieser Handlungsstrang wieder aufgenommen wird, ist es fast schon zu spät. Die Qualitätskurve zeigt zwar wieder nach oben, man hat aber noch den faden Beigeschmack der letzten 30 Minuten im Hinterkopf, weshalb sich einfach keine Begeisterung mehr einstellen kann. "[•REC]²" scheitert außerdem daran, dass er das Finale des Vorgängers wiederholen will. Das ist ok gemacht, das ist auch creepy...vorallem die Kreatur ist wieder ziemlich ekelig anzusehen...aber das Gefühl von "[•REC]" will sich nicht einstellen. Aber das ist auch gar nicht möglich gewesen.
                        Noch mehr als im Erstling klaffen hier kreative, fast schon absurde Ideen und Umsetzung auseinander. Vorallem die Zweiteilung des Films offenbart seine Stärken, viel mehr aber noch seine Schwächen. Da wäre mehr drin gewesen.

                        17
                        • 7
                          über [REC]

                          Einer der wenigen dieser POV-Wackel-Dings-Filme an dem ich richtig Gefallen finde. Tatsächlich war ich das erste Mal richtig begeistert von "[REC]", was aber schon damals zu großen Teilen am fulminanten Finale des Films lag. Mit etwas Abstand erschien der Weg dorthin heute schon etwas steiniger, die Längen waren offensichtlicher und Madame Reporterin ging mir schon ziemlich auf den Senkel.
                          Und ja, selbst die nun niedrigere Wertung von 7 Punkten (vorher hatte er eine 8 bei mir), hat der Film eigentlich nicht verdient. Es ist einer dieser Filme, die man weder gut noch so richtig schlecht findet. Man mag einiges, vieles ist dann aber so hanebüchern, dass man sich schwer tut seine Meinung auf einen Punkt zu bekommen. Und gute Ideen und Momente hat "[REC]" definitiv. Seine ganze Ausgangsbasis ist vielversprechend und auch die Wahl des Mietshauses als einziges Setting ist sehr clever. Hinzu kommt, dass der Film auch gleich zu Beginn ein paar wirklich brillante Szenen anbietet, die irgendwo zwischen skurril und gorig pendeln, wodurch man gegenüber dem Restfilm eine Erwartungshaltung aufbaut, die er lange nicht ansatzweise erfüllen kann.
                          Denn schnell schleicht sich die Langatmigkeit des Gewohnten ein. Wie so oft sind es nur derbe und plötzliche Auschläge in der Gewaltskala, die einen aufrütteln und einem das ganze durchstehen lässt. In der Hauptsache dreht sich "[REC]" dann nur noch im Kreis, schindet Zeit und wirft dem Zuschauer Krümel um Krümel vor die Nase, in der Hoffnung, dass dieser nicht die Geduld verliert. Und worüber man als Erstseher gerne noch hinwegsieht, wird plötzlich zur Kraftprobe. Ach, wäre die Reporterin wenigstens nur nervig. Oder einfach nur unglaubhaft. Aber das hier ist, als würde man einer etwas dümmlichen und hysterischen 18jährigen auftragen, sie soll jetzt eine Reportage machen. Natürlich kann sie das nicht, sie ist noch klug genug dies zu realisieren und fängt an zu schauspielern...was sie aber noch weniger kann. Positiv daran: Man bemerkt kaum wie eindimensional die anderen Figuren sind. Wenigstens etwas.
                          Das ich "[REC]" dennoch recht hoch bewerte, ist immernoch seinen letzten 20 Minuten geschuldet. Mich stört da auch diese recht krasse Wendung nicht, find sie sogar recht raffiniert und vorallem unerwartet. Daneben sind die 20 Minuten aber wirklich die Essenz der Angst. Ich hab schon viel gesehen, aber das packt mich immer wieder. Da passt alles, sogar die Wackelbilder der Kamera. Das ist purer Terror für die Nerven und funktioniert überraschenderweise immer wieder. Und das ist mir schon ein oder zwei Pünktchen wert.

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                          • 5 .5

                            Erschreckend kalt und ideenloser Film, der sich reichlich aus dem ganzen Zombie- und Infiziertenfundus bedient, selbst aber nichts neues offeriert. Und gerade an den Charakteren erkennt man die Unerfahrenheit des Regisseurs David Morlet. Da ist keine Figur die man auch nur ein bißchen gern hat, der man irgendwie folgen möchte oder deren Schicksal einem etwas interessieren würde. Als wären alles nur blasse Abbilder aus anderenen Filmen, oft nahe an der Karikatur.
                            Die Crux von Mutants erkennt man spätetens am Ende des Films: Die Ausgangsidee war allein dieses Liebespaar und deren Schicksal. Somit erscheint einem im Nachhinein vieles was zwischen den ersten und letzten 10 Minuten passierte, als sei es völlig unnötiges Füllmaterial gewesen. Als warte der Film selbst darauf, während des Finales endlich wieder seinen eigentlich Handlungsstrang aufzunehmen, da ihm dieses lange und vorallem sinnlose Hin und Her selbst anödete.
                            Zumindest flüchtet man sich in den Momenten des größten Leerlaufs in recht blutige Eskapaden, wovon ich ja prinzipiell Fan bin. "Mutants" tut das zwar recht offensichtlich, aber nun, ich will mich da nicht beschweren. Insgesamt kann man die handwerkliche Inszenierung hier auf der Habenseite verbuchen. Zwar etwas viel Wackelei, mir alles einen Tacken zu modern, aber eben alles ordendlich und ansehnlich gemacht. Die Defizite hat "Mutants" ganz klar in den Bereichen die nicht offen sichtbar sind. Charakterzeichnung, das Storytelling, Ideen und Tiefe...das alles fehlt "Mutants" meist.
                            Für zwischendurch völlig ok, touch and go. Erinnern wird man sich an das meiste eh nicht, denn sehr schnell werden sich die Bilder dieses Films mit denen anderer vermischen.

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                            • 5 .5

                              Was beim ersten Mal noch ganz gut funktioniert, offenbart beim zweiten Mal oft doch schon größere Unzulänglichkeiten. So auch "The Hole". Frei von jeglichem Wissen und am besten auch jeder Erwartungshaltung, kann dieser Film durchaus 100 Minuten Spaß machen. Weiß man jedoch um seinen Plot und achtet dadurch unweigerlich auf die Details, ja dann wird es stellenweise schon böse.
                              So oder so, die ersten 30 Minuten des Films sind die, die es gilt durchzuhalten. Man hat hier einfach das Gefühl das jegliches High-School/Internat-Klischee verarbeitet werden muss, angefangen bei den Charakteren bis hin zu den katastrophalen Erläuterungen der sozialen Gefüge in dieser Schule. Zwar ist man sich ständig bewusst, das dass ganze ironisch gemeint ist, was einen aber wenig hilft, wenn man die eigentliche Ironie allem nicht entdecken kann. Als wäre "High School Musical 2" eine augenzwinkernde Parodie auf "High School Musical", einfach weil man dasselbe ja nochmal macht. Und was vom Regisseur als hintersinnig erdacht war, kommt beim Zuschauer eben nur an, wie der nächst doofe High-School-Film. Und so richtig kann sich "The Hole" von dieser Problematik eigentlich nie lösen. Durchgängig hat der Film etwas Strebermäßiges an sich, als fühle er sich ganz schön schlau und durchtrieben, dabei ist er doch nur einer von vielen.
                              Ein kleiner, in seinen besten Momenten richtig fieser B-Movie, der aber viel zu sehr von seinem Überraschungs-Plot lebt. Und in einer Zeit, in der jeder zweite Film solch eine überraschende Wende besitzt, ist sowas eben schon lange kein herausragendes Merkmal mehr. Da wäre mir ein straighte, dafür nicht so verkopfte Herangehensweise um einiges lieber.
                              Aber einmal geht "The Hole" total in Ordnung. Man sollte danch einfach die Finger von ihm lassen, beim zweiten Mal muss man sich wirklich durch diesen Film durchkämpfen.

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                              • 8

                                Geschichten von Stephen King brillieren auf der Leinwand meist dann, wenn der Horror nur eine subtile Nebenrolle spielt. Eigentlich jeder seiner Storys wohnt eine große Melancholie inne und die ist es für mich, die Verfilmungen seiner Bücher herausragen oder scheitern lassen. Man kann diese wie Kubrick in "Shining" fast gänzlich ignorieren oder sie wie Frank Darabont zum Mittelpunkt seiner Filme machen, man muss aber definitiv einen Weg finden diese angemessen zu verarbeiten.
                                "Dolores Claiborne" rückt diese traurige Schwere nicht unbedingt in den offensichtlichen Mittelpunkt, aber er versteckt sie in jedem Gegenstand, jedem Blick und jedem Wort, so dass man ihr kaum entfliehen kann. Ein dunkles Puzzlespiel, dass schnell viel mehr zum Familiendrama wird, als es den Kriminal- oder Horrorgeschichte ist. Und es ist ein sehr intensives, bewegendes Stück Film, das Taylor Hackford da aus diesem Buch macht. Eindringlich, aber doch sanft, verbindet er immer wieder Szenerien aus dem Jetzt mit der Vergangenheit, verbildlicht er Gedankengänge der Figuren auf herausragende Weise. Die Sprünge im Verhalten, welche man so oft bei vielen Charakteren bemängelt, einfach weil die inneren Vorgänge kaum erahnen und wenig nachvollziehen kann, sie werden hier zum Bild. Beeindruckend und zu keiner Zeit aufdringlich.
                                Gäbe es diesen kleinen Kniff nicht, man würde diese 2 Frauen wohl weit weniger verstehen, denn einfache Menschen sind weder Dolores noch ihre Tochter Selena. Das sie einem trotzdem so nahe stehen, liegt zu einem großen Teil an ihren Darstellerinnen Kathy Bates und Jennifer Jason Leigh. Da wirkt nichts gekünstelt, niemand benutzt die dramatischen Elemente dieser Geschichte um sich und sein Können zu profilieren. Es wirkt erdig, sehr vielschichtig und vorallem echt. Diese Gesichter, die Sprache, die Gesten...beide würden im normalen Leben nur für einen Moment auffallen.
                                Ein wirklich eindringliches Drama, deren Rahmenhandlung über die 2 Todesfälle im Umfeld von Dolores, dem Film auch genügend Spannung verleihen. Selbst der Horror steckt seine Fratze kurz durch die Tür. Die Szenen in denen Dolores alkoholkranker Ehemann die Beherrschung verliert, sind erschreckender als soviel Monster- oder Goreszenen. Das tut echt weh, da zuckt man furchtbar zusammen.
                                Es fehlten vielleicht etwas die Ecken und Kanten hier und da, ansonsten aber ein ausgesprochen guter Film, der seinen bedrückenden Inhalt sehr zugänglich inszeniert, ohne jedoch dabei dem ganzen die Schwere und Intensivität zu nehmen.

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                                • 6

                                  Ein weiterer, relativ nichtssagender Action-Thriller von Barbet Schroeder. Da das ganze jedoch ein Remake eines alten Film-Noir ist, gibt es im Gegensatz zu "Desperate Measures" eine fast schon epische Gangster-Geschichte. Trotzdem, und obwohl der Film einen wirklichen ansehnlichen Cast aufweisen kann, es ist einer dieser Filme, die man nie auch nur in der Nähe eines Kinos vermuten würde. Wie gemacht für die DVD-Ramschkiste oder das Nachtprogramm im TV. Die Art von Thriller, die man eigentlich tagtäglich vorgesetzt bekommt, nur dass "Kiss of Death" aufgrund einer soliden Inszenierung und Namen wie Nicola Cage, Michael Rapaport, Ving Rhames, Helen Hunt und David Caruso den Anschein macht in der A-Liga zu spielen.
                                  "Kiss of Death" bleibt aber immer in zweitklassig. Hauptgrund dafür ist wohl, dass er zu keinem Moment irgendein Alleinstellungsmerkmal aufbauen kann, sondern sich nur an gegebenen Genrevorgaben orientiert und versucht diese möglichst gut umzusetzen. Spannung erzeugt allein der Umstand, dass man nie genau weiß wie es zu dem Ende kommt, von dem aber wiederum schon vorher weiß wie es aussehen wird. Ein besonders große Überraschung wird einem zwar auch hier nicht geboten, aber das Gesamtpaket erscheint letztendlich doch ganz ok. "Kiss of Death" arbeitet eben nach dem Motto: Lieber etwas bekanntes ordentlich machen, als mit etwas neuem zuviel zu riskieren.
                                  Gutes Mittelmaß, dass man relativ schnell wieder vergessen hat, aber trotzdem für den angenehmen Filmabend taugt. Der Film macht eigentlich keinerlei Fehler, er stellt sich einfach nur mit zuwenig zufrieden. Da auch die Rollen der größeren Namen relativ schnell das Zeitliche segnen, ist es für Nicolas Cage ein leichtes hier zu scheinen. Er gibt uns mal wiedermal den völlig absurden Psycho, der einen Dreck auf Konventionen gibt und mehr von seinen eigenen Dämonen gejagt wird, als es ein Polizist oder nicht so wohlgesonnener Gangster je könnte. Das ist, wie immer bei Cage, oft völlig over the top, aber er schafft dadurch den Film etwas aufzulockern, ihm zumindest etwas Würze zu verleihen.
                                  Kann man, muss man nicht.

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                                  • 4 .5

                                    Ein Action-Thriller der seiner Bezeichnung alle Ehre macht. Denn mehr als einer Menge Explosionen, Schüssen und Stunts bleibt nicht in Erinnerung.
                                    Dabei schafft es "Desperate Measures" durchaus eine interessante Ausgangslage zu schaffen, jedoch stellt sich schnell heraus, dass diese nur als Sprungbrett für ein gnadenloses Action-Vehikel dient. Da wird alles über Bord geworfen was den Fluss stören könnte, dass den Weg dieser Adrenalin-Walze auch nur kurz versperren könnte. Sämtliche inhaltliche Belange scheinen vom einem Moment zum anderen völlig nichtig zu sein, der eigentliche Kern des Films wird zur fast schon banalen Nebenhandlung degradiert. Zwar versucht Regisseur Barbet Schroeder immer wieder so etwas wie ein Psycho-Duell in dieser Geschichte zu etablieren, diese Versuche bleiben aber plump und völlig oberflächlich. Selbst das Kind, welches auf das Knochenmark des Mörders McCabe wartet, wird zwischenzeitlich von all den Actionszenen bis an den Rand dieser Story geschoben. Und so sehr sich der Zuschauer irgendwann frägt, wofür die 2 Hauptfiguren gerade eigentlich noch kämpfen, so sehr scheint dieser Gedanke diesen beiden zu fehlen. Blind wird immer weitergemacht, hier etwas in die Luft gesprengt, dort was zum explodieren gebracht.
                                    Spätestens nach einer Stunde ist das einfach viel zu viel. Es beginnt zu langweilen, es ist nur noch ein stetes hin und her, von dem man das Ende ja doch erahnen kann. Andy Garcia, als Vater des Kindes, versucht Verzweiflung und Härte zu kombinieren, während sich Michael Keaton am Psychopathen versucht. Garcia bleibt dabei völlig blass, Keaton hingegen geht in Ordnung....keine große Kunst, aber ganz ok.
                                    Etwas mehr Story wäre hier dringend nötig gewesen, allein um den Zuschauer emotional bei der Stange zu halten. Denn in der ersten Hälfte war durchaus etwas Spannung vorhanden, wollte man schon wissen wie das alles hier weitergeht. Danach gibt es aber einfach nur viel Krawall. Soviel, dass "Desperate Measures" manchmal fast schon an der Tür zur Parodie kratzt.
                                    Für eingefleischte Action-Fans vielleicht sogar ein toller Film, für mich aber nur ein handwerklich gut gemachter Thriller, der viel zu schnell seinen Thrill aufgibt und versucht diesen mit einer endlos scheinenden Actionschleife zu ersetzen.

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                                    • 3

                                      Nach 15 Jahren kam man auf die Idee "American Werewolf" einen Nachfolger zu spendieren. John Landis hielt sich hier klugerweise völlig raus und überhaupt fällt es mir hier recht schwer von einem Nachfolger zu reden. Denn bis auf die Werwölfe blieb hier nichts vom Original übrig. Ich fand "An American Werewolf in Paris" noch nie sonderlich prickelnd, sieht man sich aber direkt im Anschluss zu "American Werewolf" an, so wie ich gestern, dann ist man von den qualitativen Unterschieden schon etwas erschreckt.
                                      Es ist ja nich so, dass hier einfach nur der Charme fehlt. Dies ist ja ein Aspekt in Filmen, den man nur schwerlich künstlich herstellen kann und der ein Ergebnis vieler Einflüsse ist. In "An American Werewolf in Paris" will aber so rein gar nichts funktionieren. Der Einstieg ist schlichtweg dumm, die Figuren sind alle unsympathisch bis absurd und diese Story die sich da entwickelt, von einer Werwolf-Vereinigung, die die Weltherrschaft an sich reissen will, ist gelinde gesagt eine einzige Farce. Das wirkt alles so unendlos primitiv und es ist immer ein schlechtes Zeichen, wenn man jeder einzelnen Hauptfigur einen möglichst schnellen Tod durch eines dieser Viecher wünscht. Eine redundante Geschichte, reichlich blöder Teenager-Sex-Humor, eine Menge Logiklöcher und unzählige alberne Klischees, gewürzt mit miserablen Special-Effects, machen eben noch keinen guten Film. Ganz im Gegenteil.
                                      Völlig unnötig, egal wie gut oder schlecht der Vorgänger war. Eigentlich müsste das Ding "American Pie in Paris with Werewolves" heissen. Wobei...Werwölfe...eigentlich sehen die hier ja aus wie wütende Trolle mit seltsamen Vokuhila-Frisuren, direkt kopiert aus irgendeinem Playstation 2 Spiel.

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                                      • 7 .5

                                        "American Werewolf" schafft es selten auf die Listen der ganz großen Horrorfilm-Klassiker, ist für mich nach erneuter Sichtung aber ein Klassiker der Herzen. Zu menschelnd für Horror-Puristen, zu blutig um als reiner Unterhaltungs-Film zu funktionieren. Aber es ist die Mixtur, welche diesen Film ausmacht. Die einzelnen Zutaten ergeben ein völlig homogenes Ganzes, erzeugen einen sehr charmanten Genrebeitrag, der sichtlich mit sehr viel Liebe inszeniert wurde.
                                        Dabei greift "American Werewolf" größtenteils nur altbekanntes auf, modifiziert diese klassischen Elemente aber so respektvoll, dass der Sprung in die Moderne ganz vorzüglich gelingt. Es wirkt einfach alles sehr sehr sympathisch, der Film ist durchzogen von einem grinsendem Augenzwinkern und oft auch zartem Spott. Diesen bekommen aber der Werwolf-Kult, das moderne Leben und der Mensch an sich in gleichen Teilen ab. Es ist ein böser durchaus böser Humor der "American Werewolf" durchtränkt, er ist aber gleichzeitig immer wohlwollend.
                                        John Landis wusste wohl auch, dass sich der Werwolf wenig dazu eignet, so wirklich Angst und Schrecken zu verbreiten. Dieses "Was wäre wenn das ich echt passieren würde", was ja vielen Horrorfilmen ja erst ihren besonderen Reiz gibt, will hier einfach nicht greifen und so ist es nur zu begrüßen, dass sich Landis hauptsächlich auf seine kleine Geschichte verlässt, seine liebevollen Charaktere, seinen leisen Witz und diesen mit ein paar schönen (und teilweise doch recht blutigen) Effekten anreichert. "American Werewolf" ist ein erwachsenen Version eines Grimmschen Märchens eben näher, als einem "Dawn of the dead" oder "Texas Chainsaw Massacre", funktioniert aber gerade deshalb so gut.
                                        So bleibt "American Werewolf", obwohl sein Finale etwas anderes sagt, als blutiger Feel-Good-Movie in Erinnerung. Gleichermaßen charmant und intelligent, spürt man dem Film in jeder Sekunde den Enthusiasmus und die Hingabe an, die die Macher in diesem Film steckten. Vorallem schien man zu wissen wo die Grenzen sind, was man nicht oder nur ungenügend bewerkstelligen kann...und genau dort wurde mit einer riesigen Phantasie und handwerklichen Geschick gezaubert. Das Resultat ist einer der zugänglichsten Horrorfilme die es gibt und definitv einer der Top 3 Werwolf-Filme.

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                                        • 6

                                          Die unmenschliche und geldgierig Bürokratie auf der einen Seite...Armut, Tristesse und eine Menge familiärer bzw. sozialer Probleme auf der anderen. Hier die städtische Überheblichkeit, dort die ländliche Langeweile und Perspektivlosigkeit.
                                          Filme dieser Art kennt man zuhauf und "A little Trip to Heaven" kann dem auch genau nichts neues hinzufügen. Von Beginn an wird ein Handzettel voller Klischees abgehakt, ob es nun die häusliche Gewalt ist, die ablehnung des Städters auf dem Land oder prinzipiell diese eine Atmosphäre, dieses eine Setting, das man anscheinen haben muss, dreht man solch einen Film. Dabei will "A little Trip to Heaven", wie fast alle dieser Filme, Sympathien für die vergessene Landbevölkerung wecken, merkt aber selbst nicht wenn er sich dann doch lustig über sie macht. Die Szene mit der tanzenden Barfrau z.B. ist so nötig wie ein Kropf und bastelt kräftig mit am Bild des primitiven Hinterwäldlers.
                                          Auch die Story an sich hat man schon oft genug gesehen, ein Versicherungsvertreter und zwielichtiger Todesfall. Die Begünstigte ist recht hübsch, hat einen Rattenschwanz an Problemen und weckt den Menschen in dem sonst so korrekten Versicherungsbeamten. Dieser hat neben seiner Arbeit nicht viel auf der Welt und so geht er dieser einsam und still nach...natürlich ist er einsam, er könnte ja sonst keine Gefühle für das Mädchen entwickeln. Das ist alle wie aus dem Setzkasten zusammengefügt und auch der Fall der von ihm bearbeitet wird, ist nicht das womit man irgendjemand überraschen könnte. Aus einer begrenzten Anzahl an vorausgesetzten Figuren, Handlungselementen und visuellen Standarts, kann man eben nicht unzählige, voneinander total unterschiedliche Filme machen. Und daran krankt "A little Trip to Heaven" leider durchgängig.
                                          Trotzdem mochte ich irgendetwas an ihm. Wohl weil er irgendwie bescheiden bleibt, nicht zu sehr die Sozialkritische-Fahne schwenkt und sich überhaupt sehr arg zurücknimmt. Als würde man einen Kriminalfilm in Zeitlupe sehen, so wenig passiert hier teilweise. Forest Whitaker serviert hier sicherlich keine Meisterleistung, aber sein immer etwas melancholischer Dackelblick passt hier einfach sehr gut rein. Und da finde ich es am Ende doch recht stimmig, dass die Story, die Figuren, ja der ganze Film, so ein seltsames Gefühl eines Déjà-vus versprühen, welches einen zwar etwas unangenehm ist, einen aber auch entspannt.
                                          Kein schlechter Film, aber auch kein guter. Irgendetwas dazwischen...aber nicht mittel.

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                                          • 8 .5

                                            Als ich das erste mal etwas über "Tokyo Godfathers" las, schwebt mir eine bedrückende und dramatische Geschichte vor, wie sie z.B. "Hotaru no haka" erzählt. Das ist sie im Grunde ja auch, aber nur ein bißchen und vorallem ganz anders. Denn obwohl "Tokyo Godfathers" eine Menge gar nicht so schöner Dinge behandelt, ist er letztenendes mit einem Wort am besten zusammengefaßt: Rasant.
                                            Ohne viele Umschweife schmeißt uns der Film in seine Handlung, stellt nur sehr kurz seine 3 Hauptpersonen vor und los geht diese irre und aberwitzige Reise durchs weihnachtliche Tokyo. Und es ist schon erstaunlich wie gekonnt "Tokyo Godfathers" durchgängig die Balance zwischen reinen Unterhaltungsfilm und ernsthafter Ambition hält. Er macht auf beiden Seiten eigentlich alles richtig. All seine Themen, von der Obdachlosigkeit, über den Alkoholismus, hin zu all den familiären Tragödien, behandelt Satoshi Kons Werk sehr respektvoll, warmherzig und überraschend authentisch. So überdreht hier auch manches ist, wie eben bei den meisten Animes, so wirkt "Tokyo Godfathers" doch immer echt und hat es auch nie nötig sich in irgendwelche Gefühlsduseleien zu flüchten. Emotionale Ausbrüche übernimmt nämlich die völlig hysterische Hana für den Zuschauer gleich mit. Zu ihr aber später noch ein paar Worte mehr. Verpackt ist all dieser schwere Stoff (und in der Gesamtheit, trägt der Film wirklich eine Menge davon in sich) jedoch in einem wirklich mitreissenden, vor witzigen Szenen überbordenden und vorallem temporeichen Feuerwerk voller Idenn und Skurrilitäten. Das ist richtig richtig lustig und ich kann es mir selbst gerade nicht erklären, warum dies hier so toll funktioniert. Ich meine, hier sterben Leute auf traurige Weise...aber 2 Minuten darauf folgt schon wieder eine so herzerfrischende Szene, dass man sich nie runtergezogen oder schlecht fühlt. Und Trotzdem: Die Schicksale sind einem nicht egal! Alles gut zu Herzen, das schöne, das lustige, das traurige und auch das grausame. Toll, wirklich toll gemacht!
                                            Hinzu kommt, dass man sich kaum entscheiden kann, welchen dieser 3 Obdachlosen man denn nun am liebsten mag. Auf ihrer verzweifelten Suche nach den Eltern des Findelkindes Kiyoko, offenbaren sich dem Zuschauer immer mehr auch die Schicksale dieser liebenswerten Hauptfiguren. Die junge Ausreißerin Miyuki, der Alkoholkranke Gin und der Transvestit Hana, alle 3 schleppen ihr eigenes Säckchen voller Probleme und Sorgen durchs Leben und brauchen sich mehr, als sie es den anderen je gestehen würden. Mit einer kleinen Ausnahme: Hana. Diese ist einfach nur hinreißend. Zwischen Euphorie und Heulkrampf, zwischen himmelhoch jauchzend und tödlich betrübt, ist sie einer der schönsten Darstellungen eines homosexuellen Charakters, die ich jemals gesehen habe. Und das auch, weil die Figur eben voller Klischees steckt, welche aber so total warmherzig umgesetzt wurden. Und ja, meine Lieblingscharakter war Hana, die nur einmal im Leben Mutter sein wollte.
                                            Auch die Animationen fand ich sehr schön, teilweise sogar beeindruckend, nämlich dann, wenn man auf die Details neben den Figuren achtet. Aber ich bin da weit davon entfernt ein Fachmann zu sein und fühle mich da auch nicht wissend genug um irgendwie mehr darüber sagen zu können. Es fühlte sich alles stimmig an....Bilder, Figuren, Geschichte und Stimmung. "Tokyo Godfathers" strahlt einfach soviel Sympathie aus, dass man kleine Fehler gar nicht wahrnimmt.
                                            Ab jetzt einer meiner liebsten Weihnachtsfilme. Weihnachtsfilme brauchen kleine Wunder...in "Tokyo Godfathers" gibt es ca. 10 kleine Wunder. Eines davon ist der Film selbst.

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                                            • 7 .5

                                              Ein bißchen buddeln muss man schon bei "The Loneliness of the Long Distance Runner". Allzu leicht könnte man die Allgemeingültigkeit die dem Film innewohnt aufgrund seines etwas angestaubten Äußeren übersehen. Dieses Äußere, so langatmig es für den einen oder anderen wirken mag, hat aber einen ganz eigenen Charme, hat Ecken und Kanten und ohne genau zu wissen warum, merke ich wieder wie sehr viel mehr mir solche Filme mittlerweile zusprechen.
                                              Dabei würde man "The Loneliness of the Long Distance Runner" sicher einiges an Klischees zuschreiben, man muss jedoch bedenken, dass alles was hier gezeigt wird, zu diesem Zeitpunkt neu war. Neu und auch noch sehr unbekannt. Das Ende des Krieges, das kollektive aufatmen, die Regeneration und der selbstbewusste Blick nach vorne. Der Blick nach oben. Eine Zeit in der die Einfachheit des Lebens verloren ging, in der die soziale Stellung nicht mehr Sicherheit, sondern Fluch oder Segen darstellte. War der Stand vorher noch relativ klar definiert, waren die Linien zwischen Oben und Unten strikt definiert, schienen nun die Tore zum Erfolg offen für jeden. Aber auch die Tore des Absturzes waren nun geöffnet...nur wer denkt daran schon.
                                              Doch die Tore zum Erfolg, zum Wohlstand, zum Bilderbuchleben...sie waren nur scheinbar für alle da. Es bedurfte vieler Faktoren um sie zu durchschreiten, vieler Faktoren die nicht vom einzelnen Individium abhingen, nicht von seinem Willen, nicht von seinem Können. Und wo man sich vorher irgendwann mit seiner Lage abfand, da mann doch wusste man würde niemals zu einer der oberen Schichten gehören, da fiel man nun in ein Loch der Resignation, der Nutzlosigkeit, des Versagens. Dummerweise begannen die Lichter des Wohlstandes zu dieser Zeit immer mehr zu leuchten. Für jedermann. Selbst für den ärmsten Schlucker in der dunkelsten Gasse.
                                              Colin kam nicht durch das Tor. Die Vorzeichen waren schlecht und hatte er jemals eine Chance, dann war diese klein und er hat sie verpasst. Colin lebt in den Tag hinein, die einzigen Lichtblicke sind die kurzen Momente des kleinen Reichtums. Dem Reichtum anderer den er sich stiehlt. Colin sieht sich selbst kaum mehr als Mensch, als Person mit Rechten, Pflichten, Würde und Bedürfnissen. Er will nur durchkommen. Hilfe, Zuneigung, Wärme...all das hat er nirgends zu erwarten. Und die zarte Zuwendung dieses einen Mädchens, die kann er nicht aufnehmen, nicht einordnen, nicht erwidern.
                                              Die Falle schnappt zu. Colin wird für eine seiner Taten eingesperrt und ist dadurch gezwungen sich mit den Menschen auseinanderzusetzen, welcher er vorher mied. Die besseren, die da oben. Colin hat was, das sie wollen. Colin kann rennen, schneller als jeder sonst. Colin wird zum Liebling der Menschen über ihn, als Mensch behandeln diese ihn aber noch lange nicht.
                                              Hier bricht der Film, welcher in extrem nüchternen Schwarzweiß-Bildern gedreht wurde. Er bricht inhaltlich. Seine Erscheinungsform tat dies vorher schon das ein oder andere Mal. Oft wußte man nicht: Ist das nun todernstes Drama? Komödie? Coming of Age? Auf Phasen drückender Kälte folgen oft fast schon slapstickartige Szenen, auf deprimimierende Milieustudie folgen leise Momente einer verhaltenen Zärtlichkeit. Keine lineare Erzählweise. Viele Rückblenden, viele Erinnerungen. Meist langsam und bedacht, manchmal in fiebrigen Schwallen. Ungewohnt. Ein bißchen französisch anmutend. Auf alle Fälle sehr europäisch.
                                              Doch, wie gesagt, nun bricht der Film auch inhaltlich. Er entzieht sich. Er zeigt nur noch, gibt aber nicht preis warum sich Colin entscheidet das zu tun, was er tut. Ist es würdevoll? Ist es dumm? Ist es gut oder schlecht für ihn? Ist es ein Neubeginn? Oder das Ende? Was würde ich machen? Und warum? Das muss der Zuschauer ganz allein entscheiden...denn "The Loneliness of the Long Distance Runner" zeigt noch nicht mal versteckt in irgendeine Richtung. Er bleibt stumm.

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                                              • 4 .5

                                                Der letzte Film des Stanley Kubrick und "Eyes Wide Shut" ist sicherlich nicht das, was man altersweise nennt. Man spürt förmlich wie Kubrick es nochmal allen zeigen wollte, wie er die Konfrontation provozieren wollte, gleichzeitig merkt man aber auch, dass er eben nicht mehr nahe genug am Puls der Welt war. Ich konnte mir zusammenreimen, was uns der Altmeister mit diesem Werk sagen wollte, gespürt habe ich das aber nie. "Eyes Wide Shut" ist dermaßen aufgepumpt mit künstlicher Sexualität, dass es mir schwer fiel vieles hier auch nur annähernd ernst zu nehmen.
                                                Als ob es Kubrick tatsächlich nur um die äußere Wirkung ging und er die inhaltliche Ebene völlig vernachlässigte, wodurch "Eyes Wide Shut" oft aber nicht mehr ist als eine sinnentleerte Aneinanderreihung von nackten Models und des Wortes "Fuck". Tiefe und wirklich menschliche Momente gibt es hier nicht. Sie kann es aber auch gar nicht geben, da Kubrick von Beginn an ein völlig weltfremdes Setting entwirft mit dem sich der normale Filmschauer ungefähr so verbunden fühlt, wie ein Fisch mit der Wüste. Normalerweise ist das aber kein Problem, man kann Dinge für sich herausziehen und auf sein eigenes Leben übertragen...hier aber nicht. Alles ist völlig abstrus zusammengeschustert, wirkt an den Haaren herbeigezogen und hat für das eigene Ich soviel Bedeutung wie das Sexualleben von den eben schon erwähnten Fischen.
                                                Dieses Paar, welches wohl als relativ normal erscheinen soll, weckt von Minute eins an totale Ablehnung in mir. Allein der Umstand das sie während des ganzen Films nicht schafften ein Synonym für das Wort "Fuck" bzw. "Ficken" zu finden, ließ die beiden so unendlich unecht erscheinen. Macht man das? Redet man in einer Beziehung durchgängig vom Ficken?
                                                "Eyes Wide Shut" will uns dann wohl was von sexuellen Obsession, der Eifersucht, dem Trieb und auch der Verwendung von Sex als emotionelles Pflaster erzählen. Doch wie schon erwähnt, man fühlt das nicht. Das bleibt völlig vage. Wir sehen Tom Cruise wie er während eines Abends von einer amourösen Situation in die nächste stolpert und man hat schon fast Mitleid mit ihm, steht doch hinter jeder Ecke eine Frau, die Sex mit ihm will. Das gipfelt in einer geheimnisvollen Orgie, die einerseits dem ganzen endgültig die Glaubwürdigkeit nimmt, anderseits eigentlich auch das Ende des Films bedeutet. Den danach kommt nicht mehr viel das dem Film irgendetwas hinzuzufügen kann. Kubrick versucht etwas mystische Stimmung aufzubauen durch die Suche nach den Menschen dieser Orgie, lässt das Paar leiden und finden, zeigt noch ein paar nackte Frauen und wirft hier und da das Wort "Fuck" in den Raum.
                                                Das lief alles an mir vorbei und auch inszenatorisch kann Stanley Kubrick nicht wirklich imponieren. Tolle Szenen, wie z.B. die, als Cruise vor den Orgien-Oberen treten muss, wirken letztendlich als hätte man sie schon öfters in anderen Filmen gesehen. Alles hier wirkt so unendlich laissez faire, es fehlt jegliche Tiefe, Dichte und Intensität. Von Beginn an baut Kubrick ein sehr wackeliges Fundament, verlässt sich auf billig ordinäres, anstatt der Geschichte einen funktionierenden Unterbau zu geben. Dadurch kann sich diese aber nie entwickeln, nie entfalten...sie bleibt bis zum Schluss seltsam und fremd. Ich war z.B. völlig irritiert als gegen Ende hin plötzlich die Tochter mal am Tisch mit saß. Solche Punkte kann ich nicht so extrem außen vor lassen, wenn ich die intimsten Dinge zwischen einem Ehepaar potraitieren will. Für mich zeugt sowas von Desinteresse am Kern der Geschichte, von einer Fokusierung auf Oberflächlichkeiten.
                                                Bisher hatte ich "Eyes Wide Shut" mit einer 5 bewertet, für das aber für das eher blöde Ende will ich doch gern noch einmal einen halben Punkt abziehen. Nich einmal so sehr aufgrund der Drehung um 180 Grad, sondern eher weil Kubrick wie ein 10jähriges Kind einfach nochmal ganz laut "Ficken" schreien muss. Ich empfand das als plump und eines Kubrick völlig unwürdig. Ficken.

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                                                  Sicherlich kein konventioneller Anti-Kriegsfilm, wenn es denn im Kern überhaupt einer ist. Denn diese jungen Hunde, ziellos scharfgemacht, würden überall versuchen zu beißen, nicht nur im Krieg. Und irgendwo auch ein Film über männliche Aggressivität, Dominanz und der Sexualität als ausschlaggebenden Faktor für einen großteil des Verhaltens dieses sogenannten "stärkeren Geschlechts".
                                                  Wirklich gekonnt umgesetzt wird dies aber tatsächlich nur im ersten Teil, welcher im Trainingscamp fernab des Krieges spielt. Kubrick nimmt diesem Mythos Krieg hier jeglichen Glanz, alles Heldenhafte. Er degradiert den Soldaten wirklich zu nicht viel mehr als einen Kampfhund. Er nimmt ihn jegliche positiv besetzten Gefühle und baut gleichzeitig ein völlig undurchschaubares Feindbild auf, welches hinter jeder Ecke lauern könnte. Die jungen Menschen werden ausgehungert, emotional isoliert und entledigt aller "normalen" Gewohnheiten macht es für sie kaum noch einen Unterschied ob sie für große Ziele wie Freiheit oder eine 50-Cent-Münze auf dem Boden kämpfen würden. Sie warten. Warten darauf, diesen einen Befehl zu bekommen. Ihr Ich, ihre Männlichkeit ist abhängig vom Erfolg des Zerstörens. Ihre Seele ist von einem undefinierten Hass geprägt.
                                                  Diese Episode des Films ist Kubrick pur. Eine bittere Sicht auf die Mechanismen der Menscheit, bei der Kubrick seine Vorliebe für Formen und Bildkonstellationen freien Lauf lassen kann. Diese Kompanie scheint wie ein Geschenk für ihn zu sein, wie er sie anordnet, durch verschiedene geometrische Muster jagd und dem ganzen das verleiht, was schon vorher viele Szenerien seiner Filme so beeindruckend gemacht hat: Eine fast militärisch genaue Anordnung jedes Details in einem Bild. Doch auch inhaltlich erscheint die dargestellte Ausbildung wie ein Extrakt Kubricks. Gewalt und Sex. Zu großen Teilen nur verbal, aber in einer Dichte, die selbst in "Clockwork Orange" nicht vorzufinden war. Es gibt in den ersten 60 Minuten kaum ein Gespräch, keine Tat, keine Geste die nicht zumindest indirekt mit diesen 2 Dingen zu tun hat. Der Mann wird hier gezielt auf 2 seiner ursprünglichsten Motivationen reduziert: Dominanz/Überleben und die Fortpflanzung. Alles was dies in Frage stellt ist schlecht, ist Feind.
                                                  Der zweite Teil von "Full Metal Jacket" erscheint erstmal oberflächlich schwächer, da ihm einfach die Intensität des ersten fehlt. So wirklich ist das aber nur die halbe Wahrheit. Denn für mich zeigte hier Kubrick auch die gefährliche und auch sinnlose Konsequenz der zuvorgegangenen Ausbildung. Diese losgelassenen Hunde werden sich nie befriedigt fühlen, sie werden nie ruhen können. Sie können es nicht im Krieg und sie werden es auch danach, zurück in der Heimat nicht ablegen können. Sie sind fixiert auf eine Sache von der es nicht genug für sie gibt...aber zuviel in den Augen der restlichen Menschheit. Darüberhinaus sind sie fast schon unfähig diese Dinge auch nur annähernd emotionell zu bewerten. Leben und Tod, Sex und Liebe, Freund und Feind. Alles vage Begriffe, die für diese Soldaten alle das gleiche zu bedeuten scheinen. Diese Kriegsszenen sind tatsächlich nicht so fesselnd und wirken nicht annähernd so dicht wie die vorausgegangene Ausbildung. Aber sie versinnbildlichen sehr gut diese Sackgasse in der sich die Soldaten schon im Krieg befinden und in welche sie noch viel stärker geraten werden, sobald sie Zuhause sind.
                                                  Andererseits wirkt es doch auch schon so, als hätte Kubrick ein paar mehr oder minder klischeehafte Anti-Kriegs-Szenerien doch noch einbinden wollen. Plötzlich gibt es offensichtlich dramatische, plump berührende Momente, die nicht so ganz ins Bild passen wollen. Szenen, die scheinen als wollen sie direkt eine Reaktion erzielen, wodurch Kubrick seinen schwarze Wolke verlässt, auf der er vorher über allem schwebte. Ich würde sogar einen Schritt weitergehen: Teilweise wirkt "Full Metal Jacket" dadurch in seiner zweiten Hälfte etwas zerfahren und orientierungslos. Etwas das man so eigentlich nie und nimmer mit Kubrick in Verbindung brächte.
                                                  Aber vielleicht ist das nur die Darstellung der Sinnlosigkeit des Krieges, eben bis zum Exzess ausgelotet. Denn so wirklich ist ein Krieg ja nie abgeschlossen, nie findet er zu einem Ende. Es sind immer graue Enden die er hinterlässt...und viele Ruinen, die oft nie aufgearbeitet werden.
                                                  Doch, "Full Metal Jacket" ist ein Anti-Kriegs-Film. Aber einer der nicht nur die Mechanismen des Krieges versucht zu durchleuchten, sondern auch versucht aufzuzeigen, warum der Mensch da überhaupt mitmacht.

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                                                    über Shining

                                                    Stanley Kubricks erster und einziger Ausflug ins Horrorgenre. Wobei "Shining" kaum als reinrassiger Beitrag zu diesem Genre zu sehen ist, da besonders bei mehrmaliger Sichtung die dramatischen Elemente immer mehr in den Vordergrund treten. Ja, eigentlich ist es sogar verwunderlich, dass dieser Film so gut funktioniert! Die einzelnen Ebenen des Films können nämlich, für sich alleinstehend, gar nicht so sehr überzeugen und finden jeweils ein rech unbefriedigendes Ende. Als Gesamtes wirkt es aber eben wirklich imposant, gewaltig und ist in seinen besten Momenten sehr eindringlich.
                                                    Richtig spannend ist "Shining" aber nur einmal. Danach kann man sich, wie so oft, aber vorzüglich an der ausgeklügelten Bildsprache Kubricks, an seiner Detailversessenheit und seinem Gespür für Denkwürdige Momente ergötzen. Eine wilde Achterbahnfahrt zwischen fest geerdeten Problemen und der Macht der Einbildung, die diese Probleme zu einer vom Wahnsinn eingenommenen Angelegenheit werden lässt. Ein Extremfall, aber die Mechanismen die hier arbeiten, kennt wohl jeder von uns. Der Geist, der die Bilder und Wahnehmung so sehr zu verschieben fähig ist, dass sich alle unsere Befürchtungen und bösen Ahnungen erfüllt sehen. Gerad in dieser Szenerie läuft Jack Nicholson zur Höchstform auf, nachdem er vorher dem Film eher geschadet hat. Den lieben Familienvater gab er damals einfach nicht her...allein seine Blicke, ja die Stellung seiner Augenbrauen, waren zu Beginn des Films einfach schon zu boshaft und crazy.
                                                    Stilistisch sicherlich einer der 5 besten Horrorfilme die je gedreht wurden, allein, dass ihm der wirklich Horror mit der Zeit etwas verloren geht. Er weiß zwar noch zu verwirren, ein Gefühl der Unsicherheit zu vermitteln, dies liegt aber teilweise auch daran, dass manche Storyelemente seltsam lose im Gesamtkontext herumschwirren und einen den klaren Blick vertrüben.
                                                    Von der äußeren Form und der Intensität des Erzählten her ist "Shining" völlig beeindruckt. Mir fehlt mittlerweile aber etwas in diesem Film, dass mich total mitreisst und "Shining" zu mehr macht als einen sehr guten Horrorfilm. Aber das ist ja schliesslich auch schon was.

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